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Arianna Ferrari Christopher Coenen Armin Grunwald Arnold Sauter ...

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des Beispiel von Züchtungen, die in eine der Verbesserung der<br />

Tiere entgegengesetzte Richtung gehen. Im Grunde genommen<br />

findet sich dieser Aspekt aber bei allen Krankheitsmodellen, bei<br />

denen in der Forschung durch Züchtung oder Gentechnik absichtlich<br />

kranke Tiere geschaffen werden (<strong>Ferrari</strong> 2008). 33<br />

2.1.3 Gentherapie und Gendoping<br />

Die Genomforschung hat neue Perspektiven eröffnet, insbesondere<br />

hinsichtlich des Verständnisses der Funktionen besonderer<br />

biologischer Elemente und Aspekte, die bei der Entstehung von<br />

Krankheiten involviert sind, hinsichtlich einzelner Proteine, epigenetischer<br />

Effekte insgesamt und der Korrelation von Genom<br />

und Medikamentenwirkung. Im Zuge dessen ist auch eine Reihe<br />

neuer Begrifflichkeiten entstanden wie Proteomik, Epigenomik<br />

und Pharmakogenomik. Darüber hinaus wurde die Möglichkeit<br />

eröffnet, durch gentechnologische Verfahren behandelte Zellen für<br />

therapeutische Zwecke zu nutzen. Verbreitet ist die Idee, dass die<br />

Fortschritte der Molekularbiologie und Genetik zu einem Paradigmenwechsel<br />

in der Forschung zu neuen Medikamenten geführt<br />

hätten, bei dem das Primat der Chemie durch das Primat der Biologie<br />

abgelöst wurde (Lindpaintner 2002). Während man früher<br />

auf die Synthese neuer Verbindungen abgezielt habe, die dann auf<br />

ihre möglichen biologischen Effekte untersucht wurden, konzentriere<br />

man sich heute auf biologische Zellmoleküle, um für diese<br />

passende Substanzen zu finden. Seit der Etablierung des Humangenomprojekts<br />

ist die biomedizinische Forschung wesentlich von<br />

der Idee einer individuell «maßgeschneiderten», personalisierten<br />

Medizin geprägt.<br />

Die Erkenntnisfortschritte hinsichtlich der zellulären Ebene<br />

haben die Erwartung entstehen lassen, dass zielgerichtete Verfahren<br />

entwickelt und Tierversuche langfristig verringert werden<br />

33 Dies ähnelt in gewisser Weise der Situation beim menschlichen Neuro-Enhancement,<br />

bei dem die Evidenz für die Effektivität von neuen Enhancement-Mitteln im Wesentli-<br />

chen auf Drogen begrenzt ist, mit denen die Nachteile von krankheitsähnlichen Zustän-<br />

den (wie Schlafentzug) ausgeglichen werden können (vgl. den Überblick in <strong>Coenen</strong> et<br />

al. 2009).<br />

können. Dies betrifft auch die Debatte zur Pharmakogenomik 34 :<br />

Da in diesem Gebiet die Korrelationen zwischen genetischen Unterschieden<br />

von Individuen und die verschiedenen Reaktionen auf<br />

Arzneimittel untersucht werden, wird hier ebenfalls eine Reduzierung<br />

der Zahl von Tierversuchen erhofft (Lindpartner 2002).<br />

Medikamente und Therapien sollen demnach den Bedürfnissen<br />

individueller Patienten «maßgeschneidert» angepasst werden. Es<br />

hat sich aber rasch gezeigt, dass die Hypothesen der Pharmakogenomik<br />

zur genetischen Basis von Arzneimittelreaktionen im<br />

Menschen gerade mittels Tiermodellen getestet werden (Sim et<br />

al. 2003; Liggett 2004; Dorn und Liggett 2009). Der Umstand,<br />

dass durch kleine genetische Unterschiede zwischen Menschen die<br />

Arzneimittelreaktionen stark variieren, wird indes wiederum zum<br />

Anlass genommen, den wissenschaftlichen Wert von Tiermodellen<br />

infragezustellen (Greek und Greek 2001).<br />

Die Gentherapie ist ein weiterer Bereich, in dem Tierversuche<br />

durchgeführt werden. Auch hier wird mit Tiermodellen menschlicher<br />

Krankheiten (also zunächst gezielt «verschlechterten» Tieren)<br />

gearbeitet (Huang et al. 2010; Ghadami et al. 2010). In der Gentherapie<br />

werden Strategien zur Behebung genetischer nachteiliger<br />

Mutationen erforscht, bei denen Gene bzw. genetische Elemente<br />

in Zellen mittels Transportvektoren («Genfähren») eingebracht<br />

werden. Diese Zellen können sowohl somatische als auch Keimbahnzellen<br />

sein (DFG 2006). Während die Keimbahn-Gentherapie<br />

beim Menschen verboten ist, versucht man bei der somatischen<br />

Gentherapie Körperzellen eines Patienten in die Lage zu versetzen,<br />

bestimmte Stoffe (Proteine oder RNA) selbst herzustellen – mittels<br />

genetischer Informationen, die gezielt und punktgenau in die<br />

Zellen eingeführt werden. 35 Je nach Anwendung bleiben die Gene<br />

34 Pharmakogenomik wird inzwischen oft als Synonym von Pharmakogenetik verwen-<br />

det, auch wenn bisweilen weiterhin dafür plädiert wird, die beiden Begriffe voneinander<br />

abzugrenzen (Marx-Stölting 2007). Die Pharmakogenomik untersucht die genetischen<br />

Variationen zwischen den (menschlichen) Individuen und deren Rolle in den Reaktio-<br />

nen auf Arzneimittel, um dadurch die Herstellung von Medikamenten wirksamer zu<br />

machen. Insbesondere richtet sie sich auf die Untersuchung der genetischen Polymor-<br />

phismen (single nucleotids polymorphisms, SNIPs).<br />

35 Den ersten großen Erfolg zeitigte die Gentherapie bereits im Jahr 1990, als die unter<br />

einem schweren, meist tödlich endenden Immundefekt (Adenosindeaminase-Mangel) <br />

46 Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie<br />

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