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Arianna Ferrari Christopher Coenen Armin Grunwald Arnold Sauter ...

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gefunden. 27 Da die Gewinnung dieser Zellen den Tod des Embryos<br />

verursacht, was humanbioethisch kontrovers diskutiert wird, und<br />

da das Spenden von Eiern für die Frau eine belastende Praxis<br />

aufgrund der Hormonbehandlung ist, wurde nach anderen Methoden<br />

der Gewinnung pluripotenter Stammzellen gesucht. Chen<br />

und seine Gruppe (2003) haben die Gewinnung von embryonalen<br />

Stammzellen aus hybriden Embryonen beschrieben, die aus einem<br />

(aus Gewebe entnommenen) menschlichen Zellkern und einer entkernten<br />

Kanincheneizelle gewonnen wurden. Illmensee und seine<br />

Gruppe (2006) fusionierten menschliche Zellkerne in Rindereizellen<br />

und entwickelten Embryonen, aus denen sie pluripotente<br />

Stammzellen gewannen. 28 Tierische Produkte werden auch für die<br />

Herstellung sog. induzierter pluripotenter menschlicher Stammzellen<br />

(induced pluripotent stem cells, iPSCs) 29 genutzt, die zum<br />

ersten Mal 2006 hergestellt wurden (Takashi und Yamanaka 2006;<br />

Ross et al. 2009; In-Hyun Park et al. 2008). Hier wird kein Embryo<br />

erzeugt, sondern die spezialisierten Zellen werden mit Hilfe der<br />

eingeschleusten Gene oder anderer Hilfsmittel in einen Zustand<br />

mus festgelegt sind. Man unterscheidet zwischen embryonalen und postembryonalen<br />

Stammzellen. Letztere werden wiederum in fötale, neonatale und adulte unterschieden.<br />

Pluripotenz bezeichnet die Fähigkeit der Zelle, sich zu jedem Zelltyp eines Organismus<br />

zu differenzieren, da sie noch auf keinen bestimmten Gewebetyp festgelegt ist. Solche<br />

Zellen besitzen die Fähigkeit, sich zu Zellen der drei Keimblätter (Ektoderm, Entoderm,<br />

Mesoderm) und der Keimbahn eines Organismus zu entwickeln.<br />

27 Man kann unterscheiden zwischen: den (I) eigentlichen embryonalen Stammzellen<br />

(«ES-Zellen») aus der inneren Zellmasse der Blastozyste, (II) den embryonalen Keim-<br />

zellen, die sich aus den Genitalleisten von Embryonen gewinnen lassen («EG-Zellen»)<br />

und (III) den embryonalen Karzinomzellen, die aus embryonalen Karzinomen stam-<br />

men («EC-Zellen»).<br />

28 Solche Forschungen gehören zu den Experimenten zum sog. interspezies-somati-<br />

schen Zellkerntransfer (Tecirlioglu et al. 2006), der vielversprechend für die regene-<br />

rative Medizin und für das therapeutische Klonen erscheint (Minger 2007; Yang und<br />

Smith 2007) und der auch für die Forschung zu genetisch bedrohten Tierarten wichtig<br />

ist (2.2.2 und 2.4.5).<br />

29 Es handelt sich um pluripotente Stammzellen, die durch künstliche Reprogrammie-<br />

rung aus nichtpluripotenten somatischen Zellen entstanden sind. Derzeit ist noch unge-<br />

klärt, ob diese Zellen in allen Eigenschaften mit natürlichen Stammzellen übereinstim-<br />

men.<br />

mit pluripotenten Eigenschaften versetzt. Bis jetzt wurden induzierte<br />

pluripotente Stammzellen von Patienten mit Krankheiten<br />

wie Amyotropher Lateralsklerose (Dimos et al 2008) oder Spinaler<br />

Muskelatrophie (Ebert et al. 2009) isoliert und weiter in Neuronen<br />

differenziert. Diese induzierten pluripotenten Stammzellen<br />

werden im Rahmen der gentherapeutischen Forschung verwendet<br />

(siehe 2.1.3). Darüber hinaus werden tierische Bestandteile bei der<br />

Entwicklung von menschlichen embryonalen Stammzellen durch<br />

Parthenogenese verwendet – und zwar aus durch asexuelle Zellteilung<br />

entstandenen Eizellen (Ju et al. 2008). Diese Methode wurde<br />

zum ersten Mal im Jahr 2007 bei der Gewinnung von embryonalen<br />

Stammzellen der Maus beschrieben (Kim et al. 2007). 30<br />

Diese Forschungen haben eine ethische Debatte über die Vertretbarkeit<br />

der Chimärenerschaffung ausgelöst (vgl. Abschnitt<br />

3.3.4), in der auch die Frage des moralischen Status solcher Entitäten<br />

diskutiert wird. Die Einführung menschlichen «Materials»<br />

hat das Ziel einer Erhöhung der Kompatibilität von Tiermodellen<br />

mit dem Menschen, bspw. mit Blick auf biologische Komponenten<br />

für Transplantationen oder auch hinsichtlich der Steigerung der<br />

Aussagekraft dieser Modelle. Ganz überwiegend geht es hier um<br />

die Verbesserung der Gesundheit im Rahmen therapeutischer Interventionen.<br />

Dennoch werden durch solche Experimente ethische<br />

Fragen aufgeworfen, weil durch sie die Merkmale dieser Wesen<br />

geändert werden.<br />

In der Literatur gibt es mittlerweile einige Beispiele von Veränderungen<br />

an Tiermodellen, die dann in gewisser Hinsicht zu einer<br />

Steigerung der Fähigkeiten der Tiere geführt haben. Bekannte<br />

Beispiele sind die Mausmodelle, die als «furchtlose Maus» bekannt<br />

wurden. Zu nennen ist hier zunächst eine Maus, in deren Genom<br />

Stathmin ausgeschaltet wurde (Shumyatsky et al. 2005). Stathmin<br />

ist ein Inhibitor der Formierung von Mikrotubuli, das verantwortlich<br />

ist für die Zusendung von Informationen über gelernte<br />

und angeborene Angst in die Amygdala, ein für das Gedächtnis<br />

30 Eine andere Möglichkeit der Gewinnung menschlicher Stammzellen bietet das Ver-<br />

fahren des altered nuclear transfer (ANT), bei der die Klonmethode des Zellkern-<br />

transfers à la Dolly verwendet wird. Der zu transplantierende Zellkern wird vor der<br />

Transplantation so verändert, dass sich kein Embryo mehr entwickeln kann. Vgl. zu<br />

neueren Entwicklungen in diesem Bereich bspw. Arkes et al. 2005; Beck 2009.<br />

42 Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie<br />

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