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Arianna Ferrari Christopher Coenen Armin Grunwald Arnold Sauter ...

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veränderten Tiermodellen (vor allem Mäusen) spezialisiert sind,<br />

wie die Jackson Laboratories und die Charles River Laboratories,<br />

beide in den USA, oder GenOway in Frankreich. Im Helmholtz-<br />

Zentrum in München existiert sogar eine Maus-Klinik für die Charakterisierung<br />

von Mausmodellen für menschliche Krankheiten.<br />

Auch transchromosomale Tiere gewinnen zunehmend an Bedeutung,<br />

also Tiere, in deren Genom künstliche Chromosomen<br />

eingeführt wurden (sog. mammalian artificial chromosomes,<br />

MACs, bzw. human artificial chromosomes, HACs). Diese Tiere<br />

sind sowohl für die Forschung an menschlichen chromosomalen<br />

Anomalien, wie bspw. dem Down-Syndrom (Kazuki et al. 2003),<br />

als auch für die Herstellung monoklonaler Antikörper aus gentechnisch<br />

veränderten Tieren relevant (siehe 2.1.4). O’Doherty und<br />

seine Gruppe (2005) haben transgene Mäuse mit dem menschlichem<br />

Chromosom 21 hergestellt (durch die Einführung des Chromosoms<br />

in die embryonalen Stammzellen der Maus) und dabei<br />

viele Symptome des menschlichen Down-Syndroms beobachtet.<br />

Seit 2009 ist auch die Herstellung transgener Primaten (nämlich<br />

von Marmosetten, einer Krallenaffengattung) möglich, die in der<br />

Lage sind, das eingeführte Genkonstrukt ihren Nachkommen zu<br />

übertragen. Die Forscher hoffen, Kolonien dieser Tiere zur Erforschung<br />

menschlicher Krankheiten zur Verfügung haben zu können<br />

(Sasaki et al. 2009; vgl. Chan AW 2009).<br />

Im Allgemeinen sind unterschiedliche Techniken der Herstellung<br />

transgener Tiere mit einer Reihe von Tierschutzproblemen<br />

verbunden: Keine der Methoden – außer der Einführung des<br />

DNA-Konstruktes in embryonale Stammzellen, die bisher nur<br />

im Mausmodell möglich ist – erlauben eine gezielte Einführung,<br />

sondern nur eine zufällige Integration des Konstrukts ins Genom 19 .<br />

Eine solche kann sehr häufig zu unvorhersehbaren und unkontrollierbaren<br />

Effekten führen, die auch den hergestellten Tieren<br />

schaden können (<strong>Ferrari</strong> 2008). Aus diesen Gründen werden<br />

19 Von den unterschiedlichen Methoden der gentechnischen Veränderung ermöglicht<br />

nur die Übertragung eines Genkonstrukts in embryonale Stammzellen die gezielte Ein-<br />

führung solcher Konstrukte ins Genom, d. h. an einem bestimmten Ort im Genom. In<br />

den anderen Fällen erfolgt die Einführung zufällig, und dies verursacht viele Schwie-<br />

rigkeiten beim Experiment. Bis jetzt ist diese Methode nur bei den bereits etablierten<br />

Maus-Stammzellen möglich (<strong>Ferrari</strong> 2008).<br />

auch viele «auf Vorrat» gezüchtete Tiere getötet, die nicht die gewünschte<br />

Mutation aufweisen (Salomon, Appl und Schöffl 2001).<br />

Invasive Eingriffe (wie Eizellenentnahme, Embryotransfer, Genotypisierung<br />

20 und Identifikationsmaßnahmen 21 ) werden ebenfalls<br />

oft bei verschiedenen Tierarten vorgenommen, zur Herstellung<br />

von transgenen Tieren, die als Leihmütter, Spermienspender usw.<br />

verwendbar sind. Sie werden danach zumeist getötet. Auch die<br />

Haltung und Nutzung dieser Tiere im experimentellen Kontext<br />

erscheint problematisch. Da jedes transgene Versuchstier quasi<br />

einzigartig in seinen Eigenschaften sein kann, ist es häufig schwierig,<br />

Haltungsbedingungen seinen Bedürfnissen anzupassen und<br />

Tierschutzmethoden anzuwenden (vgl. Toth 2000).<br />

Eine andere Technik, die die Möglichkeiten der Nutzung von<br />

Tiermodellen erweitert hat, ist das Klonen durch somatischen Zellkerntransfer,<br />

das somatische Klonen, das in der breiten Öffentlichkeit<br />

durch das 1997 geklonte Schaf Dolly bekannt wurde 22 . Auf<br />

Basis dieser Technik sind eine Vervielfältigung etablierter transgener<br />

Versuchstiere sowie die Reprogrammierung spezialisierter<br />

Zellen möglich. Geklonte Tiere werden auch zur Erforschung der<br />

fundamentalen Aspekte der embryonalen Entwicklung in Prä- und<br />

Postimplantationsphasen sowie der Interaktionen zwischen Mutter<br />

und Fötus genutzt (Mastrogiacomo und King 2007). Überdies<br />

eröffnet diese Technik neue Perspektiven in der Landwirtschaft<br />

(2.2.2), im Sport (2.4.5), in der Heimtierhaltung (2.3.2) sowie<br />

hinsichtlich des Erhalts bedrohter Tierarten und der Wiedererschaffung<br />

ausgestorbener Tierarten (2.2.2). Bekannt ist auch das<br />

20 Bei der Gewinnung von Zygoten werden Weibchen superovuliert und Männchen va-<br />

sektomiert, wobei Letzteren die Bauchhöhle unter Narkose geöffnet, der Samenleiter<br />

zweimal mit einem Faden abgebunden und das dazwischen liegende Stück abgeschnit-<br />

ten wird. Die postoperative Phase ist mit einem starken Stress für das Tier verbunden.<br />

Genotypisierung bezeichnet den Prozess der Bestimmung des Genotyps, die durch eine<br />

Analyse von Blut oder einem Stück Gewebe durchgeführt wird (dazu <strong>Ferrari</strong> 2008).<br />

21 Die Identifikation der transgenen Tiere kann durch invasive oder nichtinvasive Me-<br />

thoden durchgeführt werden. Zu den invasiven Methoden gehören die Implantierung<br />

von Mikrochips unter der Haut, die Entfernung der Ohrenspitze und die Tätowierung<br />

oder die Amputation von Zehen (<strong>Ferrari</strong> 2008).<br />

22 Vgl. zu den unterschiedliche Arten des Klonens (einschließlicher sozusagen natürli-<br />

cher) bspw. Beck 2009.<br />

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