01.11.2012 Aufrufe

Arianna Ferrari Christopher Coenen Armin Grunwald Arnold Sauter ...

Arianna Ferrari Christopher Coenen Armin Grunwald Arnold Sauter ...

Arianna Ferrari Christopher Coenen Armin Grunwald Arnold Sauter ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Tierversuche werden zum Schutz der Gesundheit von Menschen<br />

und Umwelt in allen Gebieten experimenteller Forschung durchgeführt,<br />

außer dort, wo sich Alternativmethoden etabliert haben. 6<br />

Generell kann man sagen, dass, wann immer neue Medikamente<br />

oder Medizintechnologien herstellt werden, vorher auch mittels<br />

Tiermodellen getestet wurde.<br />

Im Bereich der Tierversuche ist von «Enhancement» vor allem<br />

in zweierlei Sinn die Rede: Zum einen ist hier «Enhancement» ein<br />

Synonym der Verbesserung der Haltungsbedingungen und betrifft<br />

damit das Interesse des Tiers. Zum anderen wird von Verbesserung<br />

in Bezug auf das Tiermodell gesprochen – und zwar auf dessen<br />

wissenschaftliche Aussagekraft hinsichtlich der Anwendbarkeit<br />

der aus ihm gewonnenen Ergebnisse auf den Menschen. Darüber<br />

hinaus besteht in diesem Zusammenhang ein dritter Sinn der Rede<br />

von «Enhancement»: Er betrifft die gesamte Forschung, die auch<br />

für menschliches «Enhancement» relevant werden könnte, wobei<br />

ebenfalls alles zuerst mittels Tiermodellen getestet wird. Beispiele<br />

wie die sog. «Schwarzenegger-Maus» oder die «Methusalem-Maus»,<br />

die im Folgenden noch ausführlicher angesprochen werden, können<br />

auch als Optimierung einiger Fähigkeiten der Tiere wie Muskelaufbau,<br />

Resistenz oder Lebensdauer betrachtet werden. Ob und<br />

in welcher Hinsicht es sich in diesem Fällen um eine «Verbesserung<br />

des Tieres» handelt, ist allerdings nicht leicht festzustellen, wie in<br />

der Einleitung (Kap. 1) bereits dargelegt wurde. Darüber hinaus<br />

bedingt die Herstellung von Tiermodellen, vor allem wenn diese<br />

gentechnisch verändert sind, die Verwendung von vielen anderen<br />

Tieren, die darunter leiden oder in dem Prozess sterben. Dies muss<br />

in Betrachtung gezogen werden, wenn man ethische Aspekte der<br />

«Verbesserung» von Tieren diskutiert.<br />

Ein detaillierter Gesamtüberblick über alle Forschungsgebiete,<br />

in denen Tiere verwendet werden, kann hier selbstverständlich<br />

nicht geleistet werden. Stattdessen wird im Folgenden versucht,<br />

die relevante heutige Forschung anhand von Gebieten und Anwendungen<br />

zu systematisieren, in denen neue Möglichkeiten der<br />

Modifikation von Tieren eine große Rolle spielen und die als Verbesserung<br />

angesehen werden bzw. zur der Erhöhung tierischer<br />

6 Zur Problematik der Alternativmethoden siehe u. a. Hartung 2001; Gruber und Har-<br />

tung 2004; vgl. <strong>Ferrari</strong> 2008.<br />

Fähigkeiten beitragen können. Durch die Auseinandersetzung<br />

mit exemplarischen Beispielen aus den jeweiligen Gebieten wird<br />

gezeigt, was die Rede von «Verbesserung» und «Veränderung» tierischer<br />

Eigenschaften in der konkreten experimentellen Forschung<br />

und im Bereich konvergierender Technologien bedeuten könnte.<br />

Die Verbesserung des Tiermodells anhand neuer Technologien<br />

und Kenntnisse sowie die mit «Human Enhancement» verbundene<br />

Forschung werden zusammen diskutiert, auch weil sie in vielen<br />

Experimenten nicht genau zu trennen sind. Zudem wird diskutiert,<br />

ob und inwieweit die Ziele bei neuen Technologien in Kontinuität<br />

mit den Motiven bereits existierender technologischer Verfahren<br />

oder früherer Interventionsmethoden stehen.<br />

2.1.1. Verbesserung der Haltungsbedingungen von Versuchstieren<br />

Wenn von «Enhancement» im Zusammenhang mit der Verbesserung<br />

von Haltungsbedingungen die Rede ist, stehen die Interessen<br />

der Tiere im Mittelpunkt – und zwar ihr Wohlergehen, das nicht<br />

nur negativ als Freiheit bzw. Reduzierung von Schmerzen zu verstehen<br />

ist, sondern auch positiv im Sinne von aktiver Befriedigung<br />

der speziesspezifischen Bedürfnisse des Versuchtiers.<br />

Refinement steht als eines der sog. 3R-Prinzipien 7 für die Verfeinerung<br />

der Haltungsbedingungen von Versuchstieren, wobei<br />

durch ethologische Kenntnisse die Umwelt, der Ort (Käfig oder<br />

Raum) und die Beschäftigung der Tiere artgerechter gestaltet<br />

werden sollen. 8 Im Namen dieses Prinzips hat sich auch in der<br />

7 Die sog. «3R-Prinzipien» wurden von den Wissenschaftlern William Russell und<br />

Rex Burch in ihrem Buch The Principles of Human Experimental Technique (1959)<br />

formuliert, um den Umgang mit Versuchstieren zu verbessern. Diese Prinzipien sind:<br />

Replacement, was sich auf den Ersatz lebender Tiere durch beispielsweise In-Vitro-<br />

Techniken oder Computersimulationen bezieht; Reduction, das für die Reduktion der<br />

für einen bestimmten Versuch erforderlichen Tierzahlen steht, und Refinement, unter<br />

dem alle Maßnahmen zu verstehen sind, die zu einer verminderten Belastung bei den<br />

Versuchstieren führen. Diese Prinzipien liegen der heutigen Alternativmethoden-For-<br />

schung zugrunde.<br />

8 Es hat sich hier auch die Disziplin der Versuchstierkunde entwickelt, die auf euro-<br />

päischer Ebene durch die Federation of European Laboratory Animal Science Associa-<br />

tions (FELASA) repräsentiert wird.<br />

32 Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie<br />

33

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!