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Arianna Ferrari Christopher Coenen Armin Grunwald Arnold Sauter ...

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2. Nutzungsbereiche und Stand der Technik<br />

Wenn im Folgenden auf die Bereiche der Nutzung von Tieren 4<br />

und den Stand der für «Animal Enhancement» relevanten Forschung<br />

und Technik in diesen Bereichen eingegangen wird, so<br />

geschieht dies zunächst in einiger Ausführlichkeit in Bezug auf<br />

Versuchstiere in der Wissenschaft (2.1). Dies mag auf den ersten<br />

Blick verwundern, da grundsätzlich davon ausgegangen werden<br />

kann, dass gerade hier eine «Verbesserung» des Tieres kein eigenständiges<br />

Ziel ist, sondern den Zielen der grundlagen- oder<br />

anwendungsorientierten biologischen und humanmedizinischen<br />

Forschung (also der Therapie oder «Verbesserung» des Menschen)<br />

dient. Die vorrangige Behandlung dieses Nutzungsbereichs ist indes<br />

sachlich begründet: Zum einen kommen hier Tiere am engsten<br />

mit den Forschungen und Technologien in Berührung, die<br />

im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit beim Thema «Converging<br />

Technologies» stehen. Zum anderen sind viele der Modifikationen<br />

von Tieren, die in diesem Nutzungsbereich erfolgen, so radikal,<br />

dass sie unter tierethischer Perspektive besondere Beachtung<br />

verdienen. Unter den weiteren Nutzungsbereichen steht aufgrund<br />

seiner erheblichen gesellschaftlichen Bedeutung die Verwendung<br />

als Nutz- und Arbeitstiere an erster Stelle (2.2). Dabei wird wegen<br />

ihrer grundlegenden Bedeutung die landwirtschaftliche Nutzung<br />

fokussiert, aber es werden auch kurz militärische Verwendungen<br />

von Tieren und neue Entwicklungen im Bereich der Fernsteuerung<br />

von Tieren sowie der Steuerung von Maschinen durch Tiere oder<br />

Tierneuronen angesprochen. Ein weiterer eigens behandelter Bereich<br />

ist die Heimtierhaltung (2.3), die von besonderer Bedeutung<br />

4 Die Unterteilung dazu orientiert sich stark an den Unterscheidungen von Tiernut-<br />

zungsarten, die in der Tierschutzverordnung der Schweiz (Art. 138, 2) sowie in dies-<br />

bezüglichen Empfehlungen der EKAH (bspw. 1999) vorgenommen wurden. Dies gilt<br />

auch für die benutzten Termini, wobei im Fall des «Versuchstiers», wenn es im Kontext<br />

sinnvoll ist, häufiger der Begriff «Tiermodell» verwendet wird.<br />

für das Mensch-Tier-Verhältnis ist und in der «Verbesserungen»<br />

von Tieren mitunter skurril anmutende Züge annehmen können.<br />

Hier wird auch kurz auf neue Formen der Nutzung von Tieren<br />

in der bildenden und Medienkunst eingegangen. Aufgrund ihrer<br />

jeweiligen Besonderheiten sind eigene Abschnitte der Verwendung<br />

von Tieren im Sport (2.4) sowie in Zoos und ähnlichen Einrichtungen<br />

(2.5) gewidmet. In dem Abschnitt zu Zootieren wird auch auf<br />

das Thema des Klonens von Tieren bedrohter Arten eingegangen.<br />

Schließlich werden einige Hinweise auf Fragen der Patentierung<br />

im Kontext des «Animal Enhancement» gegeben (2.6).<br />

2.1 Wissenschaftliche Nutzung von Versuchstieren<br />

Die Verwendung von Tieren in der Wissenschaft ist eine tolerierte,<br />

aber ethisch problematische Praxis, die sorgfältig geregelt wird<br />

und als Konfliktsituation zwischen menschlichen und tierischen<br />

Interessen betrachtet wird. Tiere werden hier als Modelle für bestimmte<br />

biologische Phänomene verwendet, für Tests der Toxizität<br />

von Chemikalien und sonstigen Substanzen sowie als Modelle für<br />

menschliche Krankheiten. Darüber hinaus werden Tiere auch als<br />

Modelle in neuen medizinischen Bereichen verwendet wie der noch<br />

in der Anfangsphase befindlichen Nanomedizin, der Xenotransplantation<br />

und in der neuen Enhancement-Forschung (von Neuro-<br />

Enhancement bis zu Anti-Ageing und Gendoping). Die Deutsche<br />

Bundestierärztekammer weist bspw. auf Tierversuche hin, die bei<br />

der Herstellung von Schönheitsmedikamenten wie Dysport, Xeomin,<br />

Neurobloc, Botox oder Vistabel durchgeführt wurden, die<br />

das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte<br />

(BfArM) inzwischen zugelassen hat (Brinkmann 2007). 5<br />

5 Bislang führen die pharmazeutischen Unternehmen die Sicherheits- und Wirksam-<br />

keitsüberprüfung mittels der LD50-Methode durch: Dabei wird die Testsubstanz in die<br />

Bauchhöhle von Tieren gespritzt und die Dosis ermittelt, nach deren einmaliger Ver-<br />

abreichung 50 Prozent der so behandelten Versuchstiere innerhalb eines bestimmten<br />

Zeitraums sterben. Die Organisation Ärzte gegen Tierversuche e. V. bezeichnet dieses<br />

Verfahren in ihrer Kampagne «Stoppt Botox-Tierversuche» als grausam. Der Todes-<br />

kampf sei mit Krämpfen, Lähmungen und Atemnot verbunden und könne über drei bis<br />

vier Tage andauern. Schließlich verenden die Tiere an Atemstillstand.<br />

30 Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie<br />

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