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Arianna Ferrari Christopher Coenen Armin Grunwald Arnold Sauter ...

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ern nicht mehr Jahrhunderte, sondern bloß wenige Jahre oder gar<br />

nur Monate. Andererseits hat sich durch den wissenschaftlichen<br />

Fortschritt – und hier sind gerade die «Converging Technologies»<br />

zu nennen – die «Eingriffstiefe» 3 des Menschen in die tierische<br />

Natur erheblich vergrößert. Die Kombination dieser erhöhten Eingriffstiefe<br />

mit der Beschleunigung ist es, die die in dieser Studie<br />

vorgenommene Reflexion motiviert.<br />

Diese neuen Verfahren (bzw. neuen und möglicherweise erheblich<br />

vergrößerten Eingriffsmöglichkeiten des Menschen in<br />

die tierische «Natur») sowie eine deutliche Beschleunigung dieser<br />

Beeinflussungen werfen verglichen mit den klassischen Verfahren<br />

weitreichende Fragen zum gegenwärtigen und (insbesondere!) zukünftigen<br />

Umgang des Menschen mit Tieren auf. Hierzu gehören<br />

insbesondere:<br />

• Wo stehen Forschung und Entwicklung in den konvergierenden<br />

Technologien im Hinblick auf Anwendungen an Tieren? Zu<br />

welchen Zwecken werden Verbesserungen vorgenommen oder<br />

wird Forschung für mögliche zukünftige Verbesserungsmöglichkeiten<br />

durchgeführt? Lassen sich Felder besonders hoher<br />

Relevanz identifizieren? Wie weit sind diese Forschungen im<br />

Kontinuum zwischen Laborforschung und Anwendung?<br />

• Kommt es in diesen Ansätzen zu einer Zurichtung und Instrumentalisierung<br />

von Tieren für menschliche Zwecke, die über<br />

bisherige Nutzungen hinausgeht? Sind hierfür ethisch Grenzen<br />

bestimmbar?<br />

• Wenn durch konvergierende Technologien immer weitergehende<br />

menschliche Eingriffe in Tiere möglich werden, stellen sich<br />

Fragen nach der Artgerechtigkeit von Verbesserungen und einer<br />

möglichen «Widernatürlichkeit» in verschärfter Form. Welcher<br />

Status kommt dem Natürlichkeitsargument hier zu? Inwieweit<br />

kann man die «Natur des Tieres» als Argument für oder gegen<br />

Verbesserungen heranziehen?<br />

3 «Eingriffstiefe» ist kein quantitativ zu verstehender, sondern eher ein metaphori-<br />

scher Begriff, der sich gleichwohl durch Verweis auf plausible Interventionsmuster be-<br />

grifflich präzisieren lässt. So kann man reversible von irreversiblen und vererbbare von<br />

nicht vererbbaren Eingriffen unterscheiden. Auch in Bezug auf veränderte Verhaltens-<br />

muster lassen sich unterschiedliche «Eingriffstiefen» durchaus unterscheiden.<br />

• Wenn Tiere durch diese Entwicklungen immer stärker zu Biofakten<br />

(Karafyllis 2006) in dem Sinne werden, dass der Anteil<br />

des vom Menschen Gemachten immer größer und der Anteil<br />

des Natürlichen immer kleiner wird, verschwinden dann Grenzen<br />

zwischen Technik und Natur?<br />

• Kann es im «Animal Enhancement» zu Problemen mit aktuell<br />

geltenden Tierschutzgesetzen kommen, bspw. in Bezug auf<br />

eine mögliche Verstümmelung von Tieren? Insbesondere in<br />

der Schweiz ist aufgrund der einschlägigen Festlegungen die<br />

Vereinbarkeit mit der Achtung vor der Würde der Kreatur zu<br />

überprüfen.<br />

• Umgekehrt betrachtet: Könnten Verbesserungstechnologien<br />

auch in einem vorgestellten Interesse des Tieres sein, also bspw.<br />

tierisches Leiden aufgrund menschlicher Nutzung vermindern<br />

oder Krankheiten verhindern? Ist es ethisch vertretbar, tierisches<br />

Leiden «auszuschalten», um Tiere effizienter für menschliche<br />

Zwecke nutzen zu können?<br />

• Welche Folgen hätte ein «Animal Enhancement» für Mensch/<br />

Tier-Verhältnisse und für das Mensch/Natur-Verhältnis? Könnte<br />

eine weitgehende Technisierung von Tieren zu einer wenigstens<br />

mentalen Technisierung des Menschen und zu einer verstärkt<br />

technisierten Selbstbeschreibung führen?<br />

Im Folgenden werden zunächst die Ergebnisse der Recherchen<br />

dargestellt, geordnet nach menschlichen Nutzungen von Tieren<br />

(Kap. 2). Die philosophisch-ethische Reflexion erfolgt in Kap. 3,<br />

und in Kap. 4 werden die Ergebnisse kurz zusammengefasst.<br />

28 Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie<br />

29

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