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Arianna Ferrari Christopher Coenen Armin Grunwald Arnold Sauter ...

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wirkungen ethischer und praktischer Natur, die zwischen «Animal<br />

Enhancement» und «Human Enhancement» zu konstatieren sind.<br />

Schließlich deuten sich im Fortschritt der «Converging Technologies»<br />

und in dem mit diesem einhergehenden, stark ideologisch<br />

und visionär aufgeladenen Diskurs Verschiebungen im triadischen<br />

Verhältnis von Mensch, Tier und wissenschaftlich-technologischer<br />

Entwicklung ab, die nicht nur unsere Beziehungen zum Tier, sondern<br />

anscheinend auch uns selbst grundlegend betreffen.<br />

Vor diesem Hintergrund – und um die Diskussionen und Forschungen<br />

zu befruchten, für die in diesem Zusammenhang verstärkter<br />

Bedarf festgestellt werden kann – werden im Folgenden<br />

thesenartig einige zentrale Ergebnisse der Studie zusammengefasst.<br />

1. Die «Verbesserung» von Tieren erfolgt im Rahmen menschlicher<br />

Nutzung von Tieren seit Jahrtausenden und ist Teil der<br />

menschlichen Kulturgeschichte und unseres Verhältnisses<br />

zur Natur. Je nach Technikbegriff wird man auch Züchtungsverfahren<br />

unter Technik subsumieren können. Entscheidend<br />

erscheint hier aber, möglicherweise qualitativ Neues ins Blickfeld<br />

zu rücken – in Abgrenzung von bloßen Verstärkungen<br />

oder Verbreiterungen länger bestehender Tendenzen, die allerdings<br />

ebenfalls im Auge zu behalten sind. Gerade weil die<br />

konvergierenden Technologien derzeit vor allem auf vorhandenen<br />

genetischen, molekularbiologischen, tiermedizinischen<br />

und weiteren Wissensbeständen und Erfahrungen aufsetzen<br />

und es sich zumeist um eher «evolutionäre» als um disruptive<br />

Prozesse handelt, bedarf es der sorgfältigen Beobachtung und<br />

Unterscheidung, um schleichende und nur graduelle Verschiebungen<br />

aufzudecken.<br />

2. «Animal Enhancement» erscheint also, im Gegensatz zu vielen<br />

Aspekten des «Human Enhancement», in gewisser Hinsicht<br />

als nichts revolutionär Neues. Zu fragen ist indes, ob nicht<br />

doch die Mittel einen grundlegenden Unterschied ausmachen,<br />

selbst wo die Zwecke (also vor allem bestimmte Nutzungen)<br />

die gleichen bleiben. Dies betrifft bspw. den Grad der Eingriffstiefe<br />

der Interventionen, die Frage ihrer Reversibilität<br />

und die veränderten Bedingungen hinsichtlich der Würde der<br />

Kreatur in einer Zeit, in der sich die Möglichkeiten des Zu-<br />

griffs auf das Tier, auf seinen Körper (einschließlich seiner<br />

kognitiven Fakultäten) und auch seine Umweltbedingungen<br />

anscheinend massiv ausweiten.<br />

3. Ein grundlegender Unterschied in der ethischen Konstellation<br />

zwischen «Animal Enhancement» und «Human Enhancement»<br />

besteht dabei darin, dass im «Human Enhancement»<br />

Menschen sowohl Akteure als auch Betroffene sind, während<br />

es in Bezug auf die Verbesserung von Tieren eine fundamentale<br />

Asymmetrie zwischen Menschen als subordinierenden<br />

Akteuren (die bspw. die Ziele der Verbesserung definieren)<br />

und Tieren als subordinierten Betroffenen gibt. Sieht man<br />

von einigen phantastisch anmutenden Visionen eines kognitiven<br />

«Enhancement» bestimmter Tierarten ab, wird sich<br />

an diesem Umstand auch in Zukunft nichts ändern. Wo sich<br />

jedoch die Mittel des Menschen radikal ändern sollten, wird<br />

sich aller Voraussicht nach zunehmend die Frage stellen, ob<br />

die Zustimmungsunfähigkeit der Betroffenen – das oft entsetzliche<br />

«Schweigen des Tiers» – nicht auf neuartige Weise in<br />

der menschlichen Reflexion über Legitimität und Illegitimität<br />

bestimmter Eingriffe Berücksichtigung finden muss.<br />

4. Selbst die grundlegenden Voraussetzungen einer möglicherweise<br />

notwendig werdenden Umorientierung erscheinen jedoch<br />

derzeit noch unklar. Während die ethische Diskussion<br />

über «Human Enhancement» bspw. begrifflich davon lebt, wie<br />

dieses gegen Therapie abgegrenzt wird, spielt dieselbe Frage<br />

beim «Animal Enhancement» kaum eine Rolle. Und wenn wir<br />

es uns tatsächlich angelegen sein lassen wollten, eine Verbesserung<br />

des Tiers anzustreben, wäre zunächst einmal zu klären,<br />

in welchem Verhältnis zueinander hier die Verbesserung<br />

des Tiers für den Menschen (im Sinne seiner sich wandelnden<br />

und zum Teil gegensätzlichen Nutzungsinteressen) und eine<br />

Verbesserung im angenommenen Interesse der Tiere stehen<br />

sollten.<br />

5. Weitgehend unumstritten dürfte das Ziel sein, moderne Wissenschaft<br />

und Technologie, wo dies möglich ist und sinnvoll erscheint,<br />

auch zur Verminderung des Leidens des Tiers und zur<br />

Verbesserung seiner artgerechten Umgebung einzusetzen. Die<br />

Erfahrung, dass neue wissenschaftlich-technologische Entwicklungen<br />

in dieser Hinsicht oft als bestenfalls ambivalent<br />

162 Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie<br />

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