Arianna Ferrari Christopher Coenen Armin Grunwald Arnold Sauter ...
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chen Gegenstand der Forschung (Kap. 2). Dabei treten in der Regel keine dramatischen neuen ethischen Fragen auf. Durch den grundsätzlichen Bezug auf menschliche Nutzungskontexte sind die «großen» ethischen Fragen ähnlich wie die bekannten: für welche Zwecke dürfen Tiere instrumentalisiert werden, unter welchen Bedingungen sind Tierversuche zulässig, wie soll mit Stress und Leiden der Tiere umgegangen werden etc. Zu all diesen bekannten Fragen gibt es graduelle Verschiebungen und Akzentuierungen. Im Rahmen einer ethischen Auslegeordnung sehen wir folgende Fragen als besonders dringlich an: Tierversuche nehmen einen großen Raum im «Animal Enhancement» ein (2.1), wobei es sich häufig um Tierversuche in Vorbereitung eines «Human Enhancement» handelt. Ob Tierversuche für eine «technische Verbesserung» des Menschen ethisch gerechtfertigt sind, ist nicht so ohne weiteres klar. Die «Verbesserung» des Menschen ist jedenfalls schon begrifflich keine Therapie. Wenn man Verbesserungen des Menschen als «Luxus» einstufte, wären Tierversuche zu diesem Zweck ähnlich problematisch wie für Kosmetika. Insbesondere wenn es – wie in der Schweizerischen Tierversuchsordnung – rechtlich geregelte Bedingungen für die Zulässigkeit von Tierversuchen gibt, besteht hier dringlicher Klärungsbedarf. Eine Akzentverschiebung betrifft die agrarindustrielle Landwirtschaft. Aufgrund des weiter zunehmenden ökonomischen Drucks bestehen hier Anreize, die Nutzung von Tieren weiter zu intensivieren. Das «Animal Enhancement» könnte hier einerseits zu einer Erhöhung des Stresses für Nutztiere führen – andererseits aber auch Möglichkeiten eröffnen, ein advokatorisches «Animal Enhancement» im vorgestellten Interesse der Nutztiere zu betreiben, ihren Stress bei der Nutzung zu verringern. Dies bedürfte einer eigenen Untersuchung. Die Möglichkeit einer gezielten Veränderung von Tieren dahingehend, dass sie möglicherweise keine Schmerzen empfinden (3.3.2), ist zwar derzeit spekulativ. Dennoch erscheint es geraten, hier ethische Reflexion «auf Vorrat» zu betreiben für den Fall, dass es rasche technologische Fortschritte gibt. Schließlich ist zu beachten, dass «Animal Enhancement» den Anteil des Technischen und Manipulierbaren an Tieren erhöht und den Anteil des Natürlichen reduziert. Ob sich hierdurch Änderun- gen im Mensch/Tier-Verhältnis ergeben (Kap. 3.4) ist offen. Zumindest kann bereits heute gesagt werden, dass neuartige Fragen entstanden sind (vgl. bspw. 3.3.2 und 3.3.3), die als solche bereits relevante Änderungen im menschlichen Blick auf Tiere bedeuten können. Aufgrund der hohen kulturellen Bedeutung des Mensch/Tier- Verhältnisses ist hier sorgfältige Beobachtung angesagt – was freilich keine eigentlich ethische Aufgabe, sondern eher eine anthropologische, hermeneutische sowie technik- und naturphilosophische ist. 158 Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie 159
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chen Gegenstand der Forschung (Kap. 2). Dabei treten in der Regel<br />
keine dramatischen neuen ethischen Fragen auf. Durch den<br />
grundsätzlichen Bezug auf menschliche Nutzungskontexte sind die<br />
«großen» ethischen Fragen ähnlich wie die bekannten: für welche<br />
Zwecke dürfen Tiere instrumentalisiert werden, unter welchen<br />
Bedingungen sind Tierversuche zulässig, wie soll mit Stress und<br />
Leiden der Tiere umgegangen werden etc. Zu all diesen bekannten<br />
Fragen gibt es graduelle Verschiebungen und Akzentuierungen.<br />
Im Rahmen einer ethischen Auslegeordnung sehen wir folgende<br />
Fragen als besonders dringlich an:<br />
Tierversuche nehmen einen großen Raum im «Animal Enhancement»<br />
ein (2.1), wobei es sich häufig um Tierversuche in<br />
Vorbereitung eines «Human Enhancement» handelt. Ob Tierversuche<br />
für eine «technische Verbesserung» des Menschen ethisch<br />
gerechtfertigt sind, ist nicht so ohne weiteres klar. Die «Verbesserung»<br />
des Menschen ist jedenfalls schon begrifflich keine Therapie.<br />
Wenn man Verbesserungen des Menschen als «Luxus» einstufte,<br />
wären Tierversuche zu diesem Zweck ähnlich problematisch wie<br />
für Kosmetika. Insbesondere wenn es – wie in der Schweizerischen<br />
Tierversuchsordnung – rechtlich geregelte Bedingungen für<br />
die Zulässigkeit von Tierversuchen gibt, besteht hier dringlicher<br />
Klärungsbedarf.<br />
Eine Akzentverschiebung betrifft die agrarindustrielle Landwirtschaft.<br />
Aufgrund des weiter zunehmenden ökonomischen<br />
Drucks bestehen hier Anreize, die Nutzung von Tieren weiter zu<br />
intensivieren. Das «Animal Enhancement» könnte hier einerseits<br />
zu einer Erhöhung des Stresses für Nutztiere führen – andererseits<br />
aber auch Möglichkeiten eröffnen, ein advokatorisches «Animal<br />
Enhancement» im vorgestellten Interesse der Nutztiere zu betreiben,<br />
ihren Stress bei der Nutzung zu verringern. Dies bedürfte<br />
einer eigenen Untersuchung.<br />
Die Möglichkeit einer gezielten Veränderung von Tieren dahingehend,<br />
dass sie möglicherweise keine Schmerzen empfinden<br />
(3.3.2), ist zwar derzeit spekulativ. Dennoch erscheint es geraten,<br />
hier ethische Reflexion «auf Vorrat» zu betreiben für den Fall, dass<br />
es rasche technologische Fortschritte gibt.<br />
Schließlich ist zu beachten, dass «Animal Enhancement» den<br />
Anteil des Technischen und Manipulierbaren an Tieren erhöht und<br />
den Anteil des Natürlichen reduziert. Ob sich hierdurch Änderun-<br />
gen im Mensch/Tier-Verhältnis ergeben (Kap. 3.4) ist offen. Zumindest<br />
kann bereits heute gesagt werden, dass neuartige Fragen<br />
entstanden sind (vgl. bspw. 3.3.2 und 3.3.3), die als solche bereits<br />
relevante Änderungen im menschlichen Blick auf Tiere bedeuten<br />
können.<br />
Aufgrund der hohen kulturellen Bedeutung des Mensch/Tier-<br />
Verhältnisses ist hier sorgfältige Beobachtung angesagt – was<br />
freilich keine eigentlich ethische Aufgabe, sondern eher eine anthropologische,<br />
hermeneutische sowie technik- und naturphilosophische<br />
ist.<br />
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