Arianna Ferrari Christopher Coenen Armin Grunwald Arnold Sauter ...

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01.11.2012 Aufrufe

und etablierte Methode ist (Revermann und Hennen 2001) – wohl auch aufgrund der Schwierigkeiten bei der Herstellung transgener Tiere –, bestehen bei der landwirtschaftlichen Nutzung noch große Bedenken, vor allem in Europa. Dennoch steht nach Ansicht der Europäischen Kommission die kommerzielle Nutzung kurz bevor (Donner 2009). Spezifische Regulierungen zum Klonen von Nutztieren sind in Europa selten. 146 Auch in forschungsintensiven außereuropäischen Ländern wie den USA, Kanada, Australien, China und Japan bestand Mitte der 2000er Jahre keine auf eine Kontrolle des Klonens von Tieren ausgerichtete Gesetzgebung, und soweit ersichtlich gibt es sie in diesen Ländern auch heute noch nicht. Andere Regulierungen sind allerdings selbstverständlich relevant, bspw. zum Tierschutz und zur Lebensmittelgesundheit. Derzeit findet auf EU-Ebene eine Auseinandersetzung über die Richtlinie zu Neuartigen Lebensmitteln («Novel Food Regulation») statt, bei der neben der Nutzung von Nanotechnologie im Lebensmittelbereich vor allem die Frage der Zulässigkeit von Milch- und Fleischprodukten aus geklonten Tieren im Mittelpunkt steht. 147 Im Juli 2010 hat sich das Europäische Parlament neuerlich gegen die Aufnahme solcher Produkte in die Richtlinie zu Neuartigen Lebensmitteln und für ein Verbot solcher Produkte ausgesprochen. In Europa ist laut einer repräsentativen Umfrage eine Mehrheit der Bürger gegen 146 Vgl. dazu und zum Folgenden die Ergebnisse des im Jahr 2006 abgeschlossenen EU- Projekts «Cloning in Public» (http://www.sl.kvl.dk/cloninginpublic/). In einer Zusam- menfassung von Projektergebnissen (Gamborg, Gunning und Hartlev 2005) wird auch auf das dänische Beispiel hingewiesen, eine spezifische Regulierung mit auch aus ethi- scher Perspektive relevanten Bestimmungen: Dänemark verabschiedete im Juli 2005 ein Gesetz, das alle Arten des Klonens von Tieren reguliert. Gemäß des ersten Teils des Gesetzes darf nur dann geklont werden oder eine genetische Modifikation von Tieren stattfinden, wenn das Ziel von beträchtlichem Nutzen für die Gesellschaft angesehen wird, und nur unter der Voraussetzung, dass es einem der folgenden Zwecke dient: der Grundlagenforschung, angewandter Forschung, die auf die Verbesserung von Gesund- heit und Umwelt abzielt, der Erschaffung und dem Züchten von Tieren zur Produktion von Substanzen, die essentiell der Gesundheit und der Umwelt dienen, oder zu Zwecken der Ausbildung von Forschern. Des Weiteren ist in jedem Fall eine Zulassung der für Tierversuche zuständigen Aufsichtsbehörde erforderlich. 147 Vgl. dazu den Überblick: http://www.euractiv.com/de/gap/ep-fordert-verbot-von- geklontem-essen-news-496113. das Klonen von Nutztieren (Donner 2009) und auch in den USA ist nur eine Minderheit zum Konsum von Fleischprodukten aus geklonten Tieren bereit 148 , obwohl von den jeweiligen Lebensmittelbehörden solche Produkte hinsichtlich der Lebensmittelsicherheit (zumindest in Bezug auf Rind und Schwein) als unbedenklich eingestuft wurden (FDA 2008, EFSA 2008, 2009). Einwände gegen das Klonen von Tieren in der Landwirtschaft argumentieren mit der geringen Effizienz dieser Methode, unterschiedlichen phänotypischen Störungen (2.1.2), mit einer möglicher Bedrohung der Biodiversität, mit einer Entfremdung mit hinsichtlich der Natürlichkeit der Tiere (Honnefelder et al. 1999) und mit möglichen Risiken für Menschen und Umwelt. Viele der Argumente sind analog zu denen der Diskussion über die gentechnische Veränderung (3.3.1 und 3.3.2). Die EGE (European Group on Ethics) (2008) hat ihre Ablehnung des Klonens von Tieren für die Lebensmittelversorgung damit begründet, dass die möglichen ökonomischen Vorteile einer effizienteren Produktion nicht die tierethischen, sozialethischen und ökologischen Bedenken aufwiegen können, die diese Praxis eröffnen wird. 149 Die EGE (2008) sprach sich zudem dafür aus, das Klonen von Tieren für die Lebensmittelversorgung nicht nur aus juristischer und ökonomischer Sicht zu betrachten, sondern in einer umfassenden Diskussion über das «System Landwirtschaft» zu thematisieren. In seiner solchen Diskussion hätte dann womöglich auch das allgemeine Thema des «Animal Enhancement» in diesem Bereich seinen Platz. 148 Im Jahr 2005 hat der International Food Information Council eine Umfrage in den USA durchgeführt: 34 % der Befragten haben dem Fleischkonsum aus geklonten Tieren zugestimmt, wenn die FDA die Sicherheit bestätigen würde. 149 «Angesichts des bestehenden Leidens und der gesundheitlichen Probleme von Er- satzmuttertieren und geklonten Tieren äußert die EGE ihre Zweifel daran, ob das Klo- nen von Tieren für die Lebensmittelversorgung gerechtfertigt ist. Ob dies auch auf die Nachkommen zutrifft, muss mittels weiterer wissenschaftlicher Untersuchungen ge- klärt werden. Momentan kann die EGE keine überzeugenden Argumente ausmachen, mit denen die Produktion von Lebensmittel aus geklonten Tieren und ihren Nachkom- men gerechtfertigt werden könnte. Sollten jedoch Produkte von Klontieren auf den eu- ropäischen Markt gebracht werden, sind die Kriterien der Sicherheit, des Tierschutzes, die Rückverfolgbarkeit und strenge Dokumentationspflichten einzuhalten.» (Haker 2009; vgl. EGE 2008). 140 Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie 141

und etablierte Methode ist (Revermann und Hennen 2001) – wohl<br />

auch aufgrund der Schwierigkeiten bei der Herstellung transgener<br />

Tiere –, bestehen bei der landwirtschaftlichen Nutzung noch große<br />

Bedenken, vor allem in Europa. Dennoch steht nach Ansicht der<br />

Europäischen Kommission die kommerzielle Nutzung kurz bevor<br />

(Donner 2009). Spezifische Regulierungen zum Klonen von Nutztieren<br />

sind in Europa selten. 146 Auch in forschungsintensiven außereuropäischen<br />

Ländern wie den USA, Kanada, Australien, China<br />

und Japan bestand Mitte der 2000er Jahre keine auf eine Kontrolle<br />

des Klonens von Tieren ausgerichtete Gesetzgebung, und soweit<br />

ersichtlich gibt es sie in diesen Ländern auch heute noch nicht.<br />

Andere Regulierungen sind allerdings selbstverständlich relevant,<br />

bspw. zum Tierschutz und zur Lebensmittelgesundheit. Derzeit findet<br />

auf EU-Ebene eine Auseinandersetzung über die Richtlinie zu<br />

Neuartigen Lebensmitteln («Novel Food Regulation») statt, bei der<br />

neben der Nutzung von Nanotechnologie im Lebensmittelbereich<br />

vor allem die Frage der Zulässigkeit von Milch- und Fleischprodukten<br />

aus geklonten Tieren im Mittelpunkt steht. 147 Im Juli 2010<br />

hat sich das Europäische Parlament neuerlich gegen die Aufnahme<br />

solcher Produkte in die Richtlinie zu Neuartigen Lebensmitteln<br />

und für ein Verbot solcher Produkte ausgesprochen. In Europa ist<br />

laut einer repräsentativen Umfrage eine Mehrheit der Bürger gegen<br />

146 Vgl. dazu und zum Folgenden die Ergebnisse des im Jahr 2006 abgeschlossenen EU-<br />

Projekts «Cloning in Public» (http://www.sl.kvl.dk/cloninginpublic/). In einer Zusam-<br />

menfassung von Projektergebnissen (Gamborg, Gunning und Hartlev 2005) wird auch<br />

auf das dänische Beispiel hingewiesen, eine spezifische Regulierung mit auch aus ethi-<br />

scher Perspektive relevanten Bestimmungen: Dänemark verabschiedete im Juli 2005<br />

ein Gesetz, das alle Arten des Klonens von Tieren reguliert. Gemäß des ersten Teils des<br />

Gesetzes darf nur dann geklont werden oder eine genetische Modifikation von Tieren<br />

stattfinden, wenn das Ziel von beträchtlichem Nutzen für die Gesellschaft angesehen<br />

wird, und nur unter der Voraussetzung, dass es einem der folgenden Zwecke dient: der<br />

Grundlagenforschung, angewandter Forschung, die auf die Verbesserung von Gesund-<br />

heit und Umwelt abzielt, der Erschaffung und dem Züchten von Tieren zur Produktion<br />

von Substanzen, die essentiell der Gesundheit und der Umwelt dienen, oder zu Zwecken<br />

der Ausbildung von Forschern. Des Weiteren ist in jedem Fall eine Zulassung der für<br />

Tierversuche zuständigen Aufsichtsbehörde erforderlich.<br />

147 Vgl. dazu den Überblick: http://www.euractiv.com/de/gap/ep-fordert-verbot-von-<br />

geklontem-essen-news-496113.<br />

das Klonen von Nutztieren (Donner 2009) und auch in den USA<br />

ist nur eine Minderheit zum Konsum von Fleischprodukten aus<br />

geklonten Tieren bereit 148 , obwohl von den jeweiligen Lebensmittelbehörden<br />

solche Produkte hinsichtlich der Lebensmittelsicherheit<br />

(zumindest in Bezug auf Rind und Schwein) als unbedenklich<br />

eingestuft wurden (FDA 2008, EFSA 2008, 2009).<br />

Einwände gegen das Klonen von Tieren in der Landwirtschaft<br />

argumentieren mit der geringen Effizienz dieser Methode, unterschiedlichen<br />

phänotypischen Störungen (2.1.2), mit einer möglicher<br />

Bedrohung der Biodiversität, mit einer Entfremdung mit<br />

hinsichtlich der Natürlichkeit der Tiere (Honnefelder et al. 1999)<br />

und mit möglichen Risiken für Menschen und Umwelt. Viele der<br />

Argumente sind analog zu denen der Diskussion über die gentechnische<br />

Veränderung (3.3.1 und 3.3.2). Die EGE (European Group<br />

on Ethics) (2008) hat ihre Ablehnung des Klonens von Tieren für<br />

die Lebensmittelversorgung damit begründet, dass die möglichen<br />

ökonomischen Vorteile einer effizienteren Produktion nicht die<br />

tierethischen, sozialethischen und ökologischen Bedenken aufwiegen<br />

können, die diese Praxis eröffnen wird. 149 Die EGE (2008)<br />

sprach sich zudem dafür aus, das Klonen von Tieren für die Lebensmittelversorgung<br />

nicht nur aus juristischer und ökonomischer<br />

Sicht zu betrachten, sondern in einer umfassenden Diskussion über<br />

das «System Landwirtschaft» zu thematisieren. In seiner solchen<br />

Diskussion hätte dann womöglich auch das allgemeine Thema des<br />

«Animal Enhancement» in diesem Bereich seinen Platz.<br />

148 Im Jahr 2005 hat der International Food Information Council eine Umfrage in den<br />

USA durchgeführt: 34 % der Befragten haben dem Fleischkonsum aus geklonten Tieren<br />

zugestimmt, wenn die FDA die Sicherheit bestätigen würde.<br />

149 «Angesichts des bestehenden Leidens und der gesundheitlichen Probleme von Er-<br />

satzmuttertieren und geklonten Tieren äußert die EGE ihre Zweifel daran, ob das Klo-<br />

nen von Tieren für die Lebensmittelversorgung gerechtfertigt ist. Ob dies auch auf die<br />

Nachkommen zutrifft, muss mittels weiterer wissenschaftlicher Untersuchungen ge-<br />

klärt werden. Momentan kann die EGE keine überzeugenden Argumente ausmachen,<br />

mit denen die Produktion von Lebensmittel aus geklonten Tieren und ihren Nachkom-<br />

men gerechtfertigt werden könnte. Sollten jedoch Produkte von Klontieren auf den eu-<br />

ropäischen Markt gebracht werden, sind die Kriterien der Sicherheit, des Tierschutzes,<br />

die Rückverfolgbarkeit und strenge Dokumentationspflichten einzuhalten.» (Haker<br />

2009; vgl. EGE 2008).<br />

140 Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie<br />

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