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Arianna Ferrari Christopher Coenen Armin Grunwald Arnold Sauter ...

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Klonen von Sporttieren (2.4), wobei allerdings das Klonen nur<br />

für die Zucht verwendet wird. Da Sportleistungen nicht nur von<br />

genetischer Ausstattung, sondern auch von Umweltfaktoren und<br />

Training abhängen, wäre das Klonen eines Pferdes zum Bespiel<br />

für einen Wettbewerb ökonomisch zu riskant. Dagegen werden<br />

geklonte Pferde als «Lieferanten» von wertvollem Reproduktionsmaterial<br />

wie Spermien, Genom etc. verwendet (3.3.2). 136 Doping<br />

von Tieren ist hingegen in den Bestimmungen der Sportverbände<br />

verboten. Die illegale Verabreichung von Medikamenten wie auch<br />

problematische Konditionierungsmethoden von Tieren in Unterhaltungsshows<br />

werden jedoch verschiedentlich als Probleme wahrgenommen<br />

und kritisiert. Entsprechende Bedingungen wie etwa<br />

starker Wettbewerbsdruck, mangelnde Regulierung und ökonomische<br />

Interessen können, ganz wie beim Doping im menschlichen<br />

Sport, dazu führen, dass illegale Enhancement-Versuche verstärkt<br />

unternommen werden.<br />

Auch in der Heimtierhaltung sind mögliche Verbesserungen<br />

durch neue Technologien im Verhältnis zu Wünschen und Bedürfnissen<br />

des Menschen zu sehen. Durch kosmetische Chirurgie<br />

werden Tiere entsprechend menschlichen ästhetischen Wünschen<br />

geändert, damit sie in Schönheitswettbewerben, die solche Eingriffe<br />

erlauben, erfolgreicher sind – dies wäre damit strukturell<br />

etwas Ähnliches wie Doping – oder schlicht deshalb, weil sie ihren<br />

Besitzern dann als schöner erscheinen. Selbstverständlich ist es für<br />

einen Hund von Vorteil, wenn er als schönerer Hund dann auch liebevoller<br />

behandelt wird. Aber auch ein solcher Effekt ändert nichts<br />

daran, dass die Operation nach menschlichen Kriterien erfolgt,<br />

und es ist dabei nicht ausgemacht, dass die jeweilige Verbesserung<br />

bspw. im Kontakt mit anderen Hunden von Nutzen ist. Vor dem<br />

Hintergrund des Ethos des Tierarztes werden solche Eingriffe als<br />

unnötige medizinische Anwendungen kritisiert (Neumann 2008).<br />

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass diese «Verbesserungen» häufig<br />

nicht artgerecht sind. Insofern bspw. an Hunden Veränderungen<br />

an den Ohren vorgenommen werden, greift dies in die natürliche<br />

Nutzung der Ohren als wichtiges Kommunikationsmittel für<br />

Hunde ein (Feddersen-Petersen 2004; Bloch 2004). Die Nicht-<br />

Artgerechtigkeit der Interventionen ist auch beim Abschaffen des<br />

136 Diese Informationen entstammen einem Telefoninterview mit Cesare Galli.<br />

Hundebellens (durch Eingriffe an den Stimmbändern) oder beim<br />

Entfernen der Krallen von Katzen sehr deutlich, die in Europa daher<br />

auch als Tierquälerei verboten sind. Bei Hoden-Implantaten ist<br />

nicht klar, ob es für die Tiere selbst (einschließlich der weiblichen<br />

Artgenossen) überhaupt von Interesse ist.<br />

Eine besondere Betrachtung verdient der Bereich der experimentellen<br />

Forschung. Hier wird die Diskussion über «Enhancement»<br />

– zumindest auch – unter dem Aspekt geführt, ob diese «im<br />

Sinne des Tieres» sind. Es geht unter diesem Begriff nicht um einen<br />

Eingriff in die Tiere selbst, sondern um die Verbesserung der Haltungsbedingungen<br />

von Versuchstieren (environmental enrichment).<br />

Selbstverständlich bleibt jedoch der Kontext von menschlichen<br />

Nutzenerwägungen bestimmt. Verbesserung ist hier im Sinne einer<br />

Implementierung besserer Bedingungen zu sehen, aber nicht als Intervention,<br />

die über den Schutz der Gesundheit und Wohlbefinden<br />

des Tieres hinausgeht. Verbesserung meint hier eine Annäherung<br />

der Haltungsbedingungen an Artgerechtigkeit. Dieser Begriff ist<br />

jedoch problematisch, da auch die Vergleichsparameter mit Wildtieren<br />

und damit mit den «ursprünglichen» in der Natur lebenden Tierarten<br />

problematisch sind: Versuchstiere weisen zum Teil biologische<br />

Differenzen zu ihren Ursprungsformen auf. Noch schwieriger ist die<br />

Frage nach Kriterien der Artgerechtigkeit zu beantworten, wenn<br />

Wildformen von Nutztieren nicht mehr existieren.<br />

Die häufigsten technologischen Anwendungen in Richtung auf<br />

eine Verbesserung von Tieren sind Tiermodelle für gezielte Experimente.<br />

In der Biomedizin werden häufig zuerst Tiermodelle für<br />

menschliche Krankheiten bzw. Symptome hergestellt, um dann<br />

mit ihnen Therapien oder Medikamente zu überprüfen. Verbesserung<br />

bedeutet hier eine gezielte Herstellung für einen speziellen<br />

experimentellen Kontext (2.1.2 und 2.1.3). Die Verbesserung<br />

der Versuchstiere dient zur Steigerung der Aussagekräftigkeit<br />

und Anwendbarkeit der dadurch gewonnenen Ergebnisse auf den<br />

Menschen. Im Fall der Xenotransplantation (2.1.5) sollen Tiere<br />

als Quelle von Organen, Geweben und Zellen für den Menschen<br />

genutzt werden. Spezifisch zu diesem Zweck werden Tiere unterschiedlich<br />

«verbessert», bspw. werden Schweine so modifiziert,<br />

dass sie eine geringere Abstoßungsreaktion in Primaten hervorrufen,<br />

oder es werden Primaten pharmakologisch behandelt, damit<br />

sie die Organe oder Gewebe von Schweinen besser akzeptieren.<br />

124 Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie<br />

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