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Arianna Ferrari Christopher Coenen Armin Grunwald Arnold Sauter ...

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Reihe von aussagekräftigen Beispielen für neuartige Patentierungen<br />

soll gezeigt werden, dass ein künftiger neuer Patentierungsschub<br />

durch konvergierende Technologien durchaus mit einiger<br />

Berechtigung vermutet werden kann.<br />

Patente auf Versuchstiere sind auch u. a. deshalb von besonderem<br />

Interesse, weil Tiere sich vermehren können und daher als<br />

«Erfindungen» relativ leicht kopiert werden können und durch<br />

Dritte zu gebrauchen sind (Krebsbach 1994, OECD 1996). Nachteile<br />

ergeben sich allerdings für kleinere Betriebe, die sich hohe<br />

Lizenzgebühren nicht leisten können und auch mit Blick auf die<br />

Freiheit des Wissensaustauschs, die als ein hohes Gut der Forschung<br />

gelten kann. Durch Patentierung kann es zu Verzögerungen<br />

bei der Veröffentlichung von Forschungsergebnissen und zu anderen<br />

Beschränkungen für die Forschung kommen. Ein prominentes<br />

Beispiel für eine andere Beschränkung ist das erste patentierte<br />

gentechnisch veränderte Versuchstier, die sog. «Harvard-Krebsmaus».<br />

Die Herstellerfirma DuPont verlangte so hohe Lizenzgebühren,<br />

dass dieses Tiermodell in der Forschung kaum genutzt<br />

wurde (Vogel und <strong>Grunwald</strong> 1994; vgl. zum Geltungsbereich des<br />

Patents, der sich nicht auf Mäuse beschränkt: Jaenichen 1997).<br />

Eine Suche im ESPACENET von EPO ergab, dass Patente auf<br />

Versuchstiere in allen möglichen Gebieten der Forschung erworben<br />

wurden, mit einer deutlichen Mehrheit im Bereich gentechnisch<br />

veränderter Tiere. Dieses Ergebnis überrascht nicht, wenn man<br />

an die zunehmende Bedeutung von transgenen Tiermodellen in<br />

den letzten Jahren denkt (Kap. 2.1). Das Patent US2010146644<br />

betrifft bspw. die Herstellung eines transgenen Tieres für die neurologische<br />

Forschung, in dessen Zellen ein dysfunktionales 26S-<br />

Proteasom enthalten ist. 129 Ein anderes Beispiel stellt das Patent<br />

US2010143934 für ein verändertes Tier dar, in dem u. a. das Peptid<br />

YY ausgeschaltet ist. Mit diesem Patent wurden gleichzeitig auch<br />

Plattformen für «Drug Screening» patentiert, die solche Tiere<br />

verwenden. In der Regel finden sich mehrere Patente, die sich auf<br />

ein transgenes Tiermodell beziehen und sich oft nur in Details<br />

unterscheiden. Mit Blick auf neue wissenschaftlich-technologische<br />

Entwicklungen sind auch Patente für robotische Systeme von In-<br />

129 Dieses Tier kann phänotypische oder neuropathologische Symptome aufweisen, die<br />

denen von Menschen mit einer neurodegenerativen Krankheit ähneln.<br />

teresse, mit denen das Verhalten von Tieren kontrolliert wird (wie<br />

das Patent US 2003060930).<br />

Die Vielfalt der bei der Recherche ermittelten Patente für Versuchstiere<br />

legt den Eindruck nahe, dass trotz des expliziten Verbots<br />

der Patentierung von Lebewesen die Patentierung als Sicherung<br />

der Nutzungsrechte in großem Umfang stattfindet und de facto<br />

auch die Herstellung von Tieren betreffen kann. Sollten die Potenziale<br />

der konvergierenden Technologien, tierische Fähigkeiten<br />

und Leistungsmerkmale zu verändern, zunehmend ausgeschöpft<br />

werden, ist daher auch ein weiterer Patentierungsschub im Versuchstierbereich<br />

zu erwarten.<br />

Da sich in der Landwirtschaft nano(bio)technologische Anwendungen<br />

noch in einer experimentellen Phase befinden (2.2.3), sind<br />

dort Patente vorwiegend im Bereich der gentechnisch veränderten,<br />

geklonten und konventionellen Nutztiere zu finden. Im Zuge der<br />

Verbreitung der Gentechnologie und der Anwendung des somatischen<br />

Klonens in Herstellung und Zucht von Nutztieren hat die<br />

Zahl der Patente stark zugenommen.<br />

Patentiert werden allerdings nicht nur gentechnisch veränderte<br />

Nutztiere, sondern auch besondere Verfahren und konventionelle<br />

Zuchttiere. Nach einem Bericht von Greenpeace (2009) steigt auch<br />

die Zahl von Patentanträgen in der konventionellen Zucht (insbesondere<br />

von Schweinen und Kühen) stetig an, für die Jahre 2007<br />

und 2008 zählen die Autoren insgesamt 40 Patentanträge, die alle<br />

Stufen der Züchtung betrafen und zumeist keine gentechnische<br />

Verfahren beinhalteten. Demnach lässt sich vermuten, dass sich<br />

die durch neue wissenschaftlich-technologische Entwicklungen<br />

ausgelöste Patentierungswelle auch zunehmend auf traditionelle<br />

Bereiche auswirkt.<br />

Beispiele bereits patentierter transgener Nutztiere sind das<br />

berühmte Klonschaf Dolly (Patent US11323605), der transgene<br />

Lachs einer kanadischen Firma (EP 578653), in dessen Genom<br />

ein Wachstumshormon eingeschleust wurde, und transgene Kühe<br />

einer US-Firma, die mehr Milch bzw. Milch mit veränderten Inhaltsstoffen<br />

produzieren (EP 1257168). Patentiert wurden bspw.<br />

auch eine Methode für die sexuelle Selektion der Samen für die<br />

künstliche Befruchtung bei Menschen und Tieren sowie die Nutzung<br />

von Computermodellen in der Zucht (bspw. Patentantrag WO<br />

200749455). Mit Blick auf eine Verbesserung der Tiere für mensch-<br />

114 Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie<br />

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