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Arianna Ferrari Christopher Coenen Armin Grunwald Arnold Sauter ...

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males Verhalten wie kooperative Jagdstrategien, ausgedehnte Futtersuche<br />

und die Kommunikation über weite Entfernungen sowie<br />

die Ausbildung komplexer Sozialstrukturen nicht möglich (Stiftung<br />

für das Tier im Recht 2002; Wenger 2006; White 2007). Die<br />

Bedingungen bei den Shows, wie etwa die laute Musik während<br />

der Vorstellung, Publikumslärm und die künstliche Umgebung<br />

(Betonkonstruktionen der Pools), sind nicht artgerecht (White<br />

2007). 124<br />

Abschließend sei noch auf eine Anwendung des somatischen<br />

Klonens hingewiesen, die zum Vorteil der Tiere (auf Artebene,<br />

also nicht der Einzeltiere) sein könnte, nämlich das Klonen von<br />

Exemplaren bedrohter Tierarten. Im Jahr 1999 startete in Australien<br />

das thylacine cloning project zum Klonen des tasmanischen<br />

Tigers unter Verwendung eines in einem Naturkundemuseum in<br />

Alkohol konservierten Exemplars gestartet, das aber im Jahr<br />

2005 aufgrund technischer Schwierigkeiten und hoher Kosten<br />

wieder aufgegeben wurde. 125 Im Jahr 2002 zeigten Lanza und<br />

seine Gruppe anhand einer bedrohten Wildochsenrasse (Bos<br />

gaurus) und anderer Rinder, dass ein Zellkerntransfer bei unterschiedlichen<br />

Tierarten möglich ist. Die daraus entstandenen<br />

Föten waren tatsächlich Klone des Wildochsens. Die Methode ist<br />

aber wenig effizient, und nur wenige Föten erreichten überhaupt<br />

ein fortgeschrittenes fötales Entwicklungsstadium (von 180 bis<br />

200 Tagen), im Endeffekt wurde kein Tier lebend geboren. Versuche<br />

zum somatischen Klonen fanden auch mit Wildkatzen (am<br />

Audubon Centre for Research of Endangered Species in New<br />

Orleans, USA) statt sowie (an der Universität Teramo in Italien)<br />

mit einer Mufflonrasse, die nur auf einigen Mittelmeerinseln zu<br />

finden ist. In einem Überblicksartikel über den Stand der Technik<br />

beim Klonen bedrohter Tierarten ziehen Loi und seine Gruppe<br />

(2007) eine eher ernüchternde Bilanz, aufgrund der phänotypischen<br />

Probleme der geklonten Tiere und der hohen Sterblichkeitsquote.<br />

Optimistisch sind sie aber in Bezug auf das verbesserte<br />

Verständnis der Mechanismen der Reprogrammierung von Zellkernen.<br />

Sie prognostizieren auch, dass dieses Klonen mittelfristig<br />

124 Es wurde berichtet, dass Delphine in Gefangenschaft häufig unter Magengeschwü-<br />

ren leiden.<br />

125 Vgl. http://www.abc.net.au/science/news/stories/s1302459.htm.<br />

möglich sein wird (Loi et al. 2007). Zu einem ähnlichen Ergebnis<br />

kommen auch Paris und seine Gruppe (2007), die am Institute for<br />

Breeding Rare and Endangered African Mammals (IBREAM) 126<br />

in Edinburgh arbeiten. Forscher dieses Instituts klonierten im<br />

Jahr 2009 zum ersten Mal ein Individuum einer ausgestorbenen<br />

Tierrasse. Es handelt sich um ein Bucardo, ein Exemplar des<br />

ausgestorbenen pyrenäischen Steinbocks. Sie entnahmen den<br />

Zellkern aus Hautzellen dieses Steinbocks, die kurz vor dem Aussterben<br />

der Rasse in einer Biobank konserviert worden waren,<br />

und führten sie in Oozyten domestizierter Ziegen ein. Das Neugeborene<br />

überlebte allerdings nur einige Minuten und verstarb<br />

an Defekten in den Lungen (Folch et al. 2009). Hoffnungen auf<br />

eine Nutzung des somatischen Klonens bei seit längerer Zeit ausgestorbenen<br />

Tierrassen haben sich verstärkt, nachdem Wakayama<br />

und seine Gruppe (2008) gezeigt haben, dass das somatische Klonen<br />

einer Maus mittels somatischer Zellen aus einem gestorbenen<br />

Individuum möglich ist, das 16 Jahre lang bei einer Temperatur<br />

von -20 Grad Celsius konserviert wurde (Wakayama et al. 2008).<br />

Gómez und seine Gruppe (2009) haben kürzlich gezeigt, dass die<br />

Herstellung geklonter Embryonen aus bedrohten Feliden- bzw.<br />

Wildkatzenrassen durch die Fusion der Fibroblastenzellen von<br />

Feliden- bzw. Wildkatzenexemplaren mit Zytoplasten aus domestizierten<br />

Katzen möglich ist. Die daraus entstehenden Embryonen<br />

konnten in domestizierte Katzen transferiert werden, wobei aber<br />

keine Lebendgeburten resultierten. Auch Piña-Aguilar und seine<br />

Gruppe (2009) setzen starke Hoffnungen auf die Anwendung<br />

somatischen Klonens, insbesondere mit Blick auf Umwelt- und<br />

Tierschutzaspekte. Sie sehen diese Technik als eine von vielen<br />

Elementen einer Strategie zur Rettung bedrohter Tierarten. In<br />

ihrem Artikel nennen sie über 15 bedrohte oder ausgestorbene<br />

Tierrassen, die durch diese Technik erhalten bzw. neu erschaf-<br />

126 Dieses Institut listet derzeit drei aktuelle Projekte auf seiner Website auf, zur Er-<br />

forschung der reproduktiven Biologie des vom Aussterben bedrohten afrikanischen<br />

Wildhundes (Lycaon pictus), zur Erforschung der Reproduktion des ebenfalls vom Aus-<br />

sterben bedrohten äthiopischen Wolfs und zur Erforschung der Reproduktionsmecha-<br />

nismen von Zwergflusspferden (mit dem Ziel der Steigerung der Zahl der Exemplare in<br />

Zoos. Insbesondere bei dem Zwergflusspferde-Projekt wird auch mit Klonierungstech-<br />

niken experimentiert (Highfield 2008). Siehe dazu http://www.ibream.org/Projects/.<br />

110 Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie<br />

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