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Arianna Ferrari Christopher Coenen Armin Grunwald Arnold Sauter ...

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zoologischen Gärten vor allem, dass Tiere dort immer noch oft<br />

(vor allem aus Platzgründen) in ihren natürlichen Verhaltensweisen<br />

erheblich eingeschränkt werden (STS 2009). Die Kontroverse<br />

verschärfte sich in Europa in den 1980er Jahren, als festgestellt<br />

wurde, dass manche Tierarten (insbesondere große Säugetiere)<br />

in Zoos auch aus Langeweile Zwangsbewegungen (sog. Bewegungsstereotypien)<br />

entwickeln, die dann zu neuronalen Störungen<br />

führen können (Dittrich 2007). Zudem wurde – in Reaktion auf<br />

die zunehmende Fokussierung auf den Schutz der Biodiversität –<br />

die Frage aufgeworfen, inwieweit die Erhaltung von Tierrassen in<br />

Zoos nach Zerstörung ihres natürlichen Lebensraums überhaupt<br />

sinnvoll sei. Radikale Kritiker lehnen indes zoologische Gärten<br />

grundsätzlich ab, u. a. weil diese ihres Erachtens die Kluft zwischen<br />

Mensch und Tier eher verbreitern als verringern helfen.<br />

Zootiere werden regelmäßig von deren eigenen Tierärzten sowie<br />

von Amtstierärzten kontrolliert. Die Grundsätze und Methoden<br />

der Behandlung von Zootieren hat sich über einen langen Zeitraum<br />

hinweg fortentwickelt, und mit der Zootiermedizin ist ein<br />

eigenes Forschungsfeld entstanden, in dem es nicht nur um die<br />

Gesundheit der Tiere im engeren Sinn geht, sondern auch um die<br />

Beschaffenheit der Räume, in denen sie leben, um die Qualität,<br />

Lagerung und Zubereitung der Futtermittel und um sonstige Haltungsbedingungen.<br />

Insbesondere Wildtiere bedürfen besonderer<br />

Pflege und bei Bedarf medikamentöser Behandlung, da sie (klimatisch,<br />

ökologisch und räumlich gesehen) nicht in ihrer natürlichen<br />

Umgebung leben. Ein besonderes Problem ist hier, dass es kaum<br />

Medikamente speziell für Wildtiere gibt, weshalb Mittel für Haustiere<br />

oder Menschen genutzt werden müssen. 120<br />

Ähnlich wie bei Nutztieren sind die Erhaltung und Verbesserung<br />

der Gesundheit der Zootiere abhängig von ihrer Nutzung. Eine Verbesserung<br />

der Tiere über therapeutische Zwecke hinaus wird nicht<br />

angestrebt, und das Zoowesen tendiert heute dazu, die Tiere so «natürlich»<br />

wie möglich, d. h. nicht nur in ihrer natürlichen Umgebung,<br />

sondern auch bei ihren natürlichen Tätigkeiten zu zeigen (Rübel<br />

2009). Inwieweit das gelingt, wird kontrovers diskutiert (Bostock<br />

1993; Hancocks 2001; Zimmerman et al. 2007). Eine Einführung<br />

120 Persönliche Mittelung von Dr. Klaus Wünnemann, Direktor des Tiergartens<br />

Heidelberg.<br />

von geänderten bzw. «verbesserten» Tieren würde den Prinzipien<br />

moderner Zootierhaltung aber auf jeden Fall widersprechen.<br />

Bei der Nutzung von Tieren für bloße Unterhaltungszwecke<br />

existieren keine spezifischen Regelungen in Bezug auf die Verabreichung<br />

von Medikamenten und Konditionierungsmethoden. Sehr<br />

umstritten sind Methoden zum Reizen von Tieren, die besonders<br />

problematisch bei Wildtieren 121 sind, sowie die Verabreichung von<br />

Beruhigungs- oder Aufputschmitteln (Menschen für Tierrechte<br />

2010a, 2010b, 2010c; STS 2009; Vier Pfoten 2010; Animal Sciences<br />

Group van Wageningen UR 2009a, 2009b). Hier besteht<br />

noch erheblicher Forschungsbedarf zu Art und Ausmaß dieser<br />

Praktiken.<br />

Heftig diskutiert wurden in den letzten Jahren Delphinarien,<br />

wohl auch aufgrund des starken Interesses an den kognitiven Fähigkeiten<br />

dieser Tiere (WDCS 2008a; White 2007; Marino und<br />

Lilienfeldt 2007). 122 Besonders kontrovers ist hier die Haltung in<br />

Gefangenschaft. Eine Wiederauswilderung von Tieren, die sich<br />

den Bedingungen in Gefangenschaft angepasst haben, ist praktisch<br />

unmöglich, und die Sterblichkeitsraten sind in manchen Delphinarien<br />

sehr hoch (GRD 2009). 123 Darüber hinaus ist eine artgerechte<br />

Haltung nur sehr schwer möglich. Bis auf wenige Ausnahmen, wo<br />

Meerwasserbecken bestehen, werden die Tiere in kleinen, meist<br />

gekachelten Becken gehalten, was für ein Tier, das in der freien<br />

Wildbahn täglich bis zu 100km weit schwimmen und bis zu 300 m<br />

tief tauchen kann, sehr problematisch ist. Darüber hinaus sind nor-<br />

121 Mit dem im Januar 2005 in Kraft getretenen novellierten Tierschutzgesetz ist in Ös-<br />

terreich die Haltung von Wildtieren im Zirkus gesetzlich verboten (siehe § 27).<br />

122 Delphine werden auch militärisch eingesetzt (2.5) Delphine sind wie Menschenaffen<br />

aufgrund ihrer hohen kognitiven Fähigkeiten bevorzugte Kandidaten für ein kognitives<br />

Enhancement, wie es in transhumanistischen Visionen vorgeschlagen wird (3.4.2). Hier<br />

wird spekuliert, dass bestimmte Veränderungen am Delphin zu einem besseren Ver-<br />

ständnis des Sonarsystems und womöglich zu einer verbesserten Kommunikation mit<br />

dem Menschen führen könnten.<br />

123 Der Wildfang von Delphinen gilt als besonders grausam und wird – obwohl er in<br />

vielen Ländern verboten ist – insbesondere von Seiten Japans und der Solomon-Inseln<br />

für den internationalen Handel mit Delphinarien- und Aquarienbetreibern praktiziert.<br />

Stark kritisiert werden bspw. auch Schwimmprogramme mit Delphinen in Luxushotels<br />

(s. WDCS 2008b).<br />

108 Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie<br />

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