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Arianna Ferrari Christopher Coenen Armin Grunwald Arnold Sauter ...

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2010). Im Springreiten wird bereits in der Zucht darauf geachtet,<br />

besonders kräftige, nervenstarke, charakterlich stabile und leistungsfähige<br />

Tiere auszuwählen. 116 Im Dressurreiten werden Pferde<br />

darauf trainiert, mithilfe von minimalen Signalen («Hilfen») des<br />

Reiters gewünschte Aufgaben («Lektionen») exakt auszuführen.<br />

Besonders umstritten unter Tierschutzaspekten ist hier die Rollkur<br />

bzw. Hyperflexion (Überdehnung des Halses): Ziel dieser Figur ist<br />

eine «lange, tiefe und runde» Positionierung des Halses. Sie stellt<br />

physisch und psychisch eine enorme Anspannung für das Tier dar<br />

(Akademie für Tierschutz 2010b). Technologische Eingriffe könnten<br />

hier neue Möglichkeiten bieten, vielleicht sogar neue Figuren<br />

ermöglichen.<br />

2.5 Tiere in Zoos und Shows und das Klonen bei bedrohten<br />

Tierarten<br />

Tiere werden auch in Zoos, Aquarien und Volieren gehalten sowie<br />

zu Unterhaltungszwecken im Zirkus, in Delphinarien und in<br />

Filmproduktionen genutzt. 117<br />

Die Vorgeschichte und historische Entwicklung der zoologischen<br />

Gärten ist ein hervorstechendes Beispiel dafür, dass die<br />

Behandlung und Haltung von Tieren in erheblichem Maß von<br />

kulturellen und sozialen Veränderungen geprägt weden. Während<br />

die Menagerien des Adels der Zurschaustellung herrscherlicher<br />

Macht und Unterhaltungszwecken dienten und wissenschaftliche<br />

Ziele keine oder nur eine Nebenrolle spielten, etablieren sich seit<br />

der Französischen Revolution zoologische Gärten mit einem wissenschaftlichem<br />

und Bildungsanspruch. Neben der Nutzung für<br />

Forschungszwecke stand nun die Vermittlung von Kenntnissen<br />

116 Siehe http://www.reitpferdezucht.eu/.<br />

117 Für Tiere in Zoos und für Tiere, die zu Unterhaltungszwecken genutzt werden, be-<br />

stehen einige spezielle Regulierungen, ansonsten gelten die Tierschutzgesetze. In der<br />

Schweiz und in Österreich bestehen seit 2008 Verordnungen bezüglich des Schutzes<br />

von Tieren, die im Zirkus genutzt werden. In Deutschland existiert seit März 2008 eine<br />

Zirkusregisterverordnung (ZirkRegV), und es gibt dort auch Leitlinien für die Haltung,<br />

Ausbildung und Nutzung von Tieren im Zoo, die allerdings rechtlich nicht verbindlich<br />

sind (STS 2007).<br />

über Tiere im Mittelpunkt, bspw. durch die Darstellung unterschiedlicher<br />

Situationen im Leben des Tiers (wie Betreuung des<br />

Nachwuchses und Fortpflanzungsverhalten) oder auch durch direkte<br />

Kontaktaufnahme von Zoobesuchern mit Tieren. Infolge<br />

der Einführung von Tierschutzgesetzen ab der zweiten Hälfte des<br />

19. Jahrhunderts und der zunehmenden Aufmerksamkeit für die<br />

Bedürfnisse des Tiers ergaben sich weitere Änderungen bei der<br />

Haltung und Zurschaustellung von Wildtieren (vgl. Dittrich 2007).<br />

Tiere sollen in einer «natürlichen Umgebung» leben und gezeigt<br />

werden, und im Zweifelsfall ist das Wohlergehen des Tiers wichtiger<br />

als die Bildungsinteressen (und sowieso als die Schaulust) des<br />

Publikums. Zunehmend werden Zoos auch als Orte des Schutzes<br />

der Biodiversität begriffen, da in der freien Natur bedrohte oder<br />

ausgestorbene Tierrassen dort überleben können. Neben den Bestrebungen,<br />

Tierhaltung und Bildungsaktivitäten auf den Schutz<br />

der Biodiversität auszurichten, lassen sich aber auch Tendenzen<br />

einer «Disneysierung» (Beardsworth und Bryman 2001) feststellen,<br />

bei denen – nicht zuletzt unter ökonomischen Gesichtspunkten –<br />

Schaulust und eine Emotionalisierung auf neue Weise gefördert<br />

werden (wie bspw. im Fall des Eisbären «Knut» im Zoologischen<br />

Garten in Berlin). Dadurch sollen dann wiederum zusätzliche Mittel<br />

zur Verfolgung der wissenschaftlichen, artenvielfaltschützenden<br />

und Bildungsaufgaben von Zoos gewonnen werden. In diesem Zusammenhang<br />

ist auch der Boom von Zoosendungen im Fernsehen<br />

bemerkenswert.<br />

In Abgrenzung von der Nutzung von Tieren im Zirkus und zu<br />

Show-Zwecken wird die Existenz von Zoos also vor allem mit zwei<br />

Gründen gerechtfertigt: Zoos betreiben Erhaltungszucht sowie<br />

Natur- und Artenschutzprojekte, wodurch sie sie das Überleben<br />

bedrohter Tierarten sichern 118 und sie haben einen Bildungsauftrag,<br />

da sie Wissen über Tiere vermitteln, einschließlich des Wissens<br />

über exotische und vom Aussterben bedrohte Arten. Außerdem<br />

ermöglichen sie wissenschaftliche Studien über das Verhalten und<br />

die Haltungsprobleme bestimmter Tierarten. 119 Kritisiert wird an<br />

118 Im International Species Information System (ISIS) werden seit 1974 Zootiere welt-<br />

weit erfasst sowie Zucht- und Stutbücher erstellt.<br />

119 Zur geschichtlichen Entwicklung und zur Diskussion über Zoos siehe bspw.<br />

Dittrich 2007.<br />

106 Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie<br />

107

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