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SALZBURGER FESTSPIELE<br />

27. Juli – 30. August <strong>2011</strong><br />

Das Ohr aufwecken, die Augen,<br />

das menschliche Denken<br />

Luigi Nono<br />

Stephan Balkenhol, Großes Kopfrelief, Frau, 1991, © VBK, Wien, <strong>2011</strong> • Courtesy of Galerie Thaddaeus Ropac, Salzburg/Paris


Leoš Janáček<br />

Die Sache Makropulos<br />

Janáčeks Werke wurden in Salzburg in maßgeblichen Produktionen<br />

gezeigt: Aus einem Totenhaus, Jenufa und Katja Kabanowa sind in<br />

bester Erinnerung. Intendant Markus Hinterhäuser hat für den Sommer<br />

Die Sache Makropulos programmiert, deren packender Plot sich<br />

um Fragen nach ewigem Leben und immerwährender Alterslosigkeit<br />

dreht. In der Hauptrolle: Angela Denoke, die umjubelte Katja von<br />

1998; Regie führt Christoph Marthaler, der gefeierte Regisseur der<br />

Katja Kabanowa. Am Pult der Wiener Philharmoniker: der finnische<br />

Dirigent Esa-Pekka Salonen.<br />

Angela Denoke und Christoph Marthaler bei Proben zu Katja 1998 in Salzburg, Foto: Ruth Walz<br />

Leoš Janáček (1854–1928) • Věc Makropulos (Die Sache Makropulos) • Oper in drei<br />

Akten • Text von Leoš Janáček nach der gleichnamigen Komödie von Karel Čapek<br />

(1890–1938) • In tschechischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln •<br />

Musikalische Leitung: Esa-Pekka Salonen • Regie: Christoph Marthaler • Bühnenbild<br />

und Kostüme: Anna Viebrock • Licht: Olaf Winter • Dramaturgie: Malte<br />

Ubenauf • Choreinstudierung: Jörn H. Andresen • Angela Denoke (Emilia Marty),<br />

Brandon Jovanovich (Albert Gregor), Peter Hoare (Vítek, Rechtsanwaltsgehilfe),<br />

Jurgita Adamonytė (Krista, seine Tochter), Johan Reuter (Jaroslav Prus), Aleš<br />

Briscein (Janek, sein Sohn), Jochen Schmeckenbecher (Dr. Kolenatý, Rechtsanwalt),<br />

Linda Ormiston (Aufräumefrau/Kammerzofe), Peter Lobert (Maschinist), Ryland<br />

Davies (Hauk-Šendorf) • Wiener Philharmoniker • Konzertvereinigung Wiener<br />

Staatsopernchor • Koproduktion mit dem Teatr Wielki, Polnische Nationaloper •<br />

Neuinszenierung • Großes Festspielhaus: 10., 13., 18., 25. und 30. August <strong>2011</strong><br />

Karten in den Preiskategorien von € 95,– bis 330,– verfügbar<br />

Auf seltsame Art scheint einem<br />

oft das Nahe besonders fremd.<br />

Viel lieber richtet der mitteleuropäische<br />

Musik-, spezieller:<br />

der Opernfreund seinen<br />

Blick über die Alpen nach Italien, um dort<br />

von Monteverdi bis Verdi fündig und aufs<br />

Reichhaltigste bedient zu werden. Oder er<br />

geht nach Deutschland, um sich in Wagner<br />

zu vertiefen oder an Strauss zu berauschen.<br />

Selbst die Beschaffung französischer Feinkost<br />

scheint beliebter als die Grenzüberschreitung<br />

ins Slawische, sozusagen gleich<br />

um die Ecke von Wien, nach Böhmen oder<br />

Mähren. Gewiss: Smetanas Verkaufte Braut<br />

oder dessen Vaterland, Dvořáks Rusalka<br />

oder dessen Achte und Neunte Symphonie<br />

sind populär. Aber wer hätte von den Brandenburgern<br />

in Böhmen bis zur Teufelswand,<br />

einschließlich Dalibor und Libussa, je eine<br />

andere Oper Smetanas, von den komischen<br />

Opern bis zur Teufelskäthe je ein weiteres<br />

Bühnenwerk von Dvořák erlebt? Von<br />

Namen wie Bohuslav Martinu, Zdenek<br />

Fibich oder Josef Bohuslav Foerster zu<br />

schweigen.<br />

Um den Mähren Leoš Janáček ist es insofern<br />

besser bestellt, als wenigstens zwei<br />

seiner Bühnenwerke, Jenufa und Katja Kabanowa,<br />

dazu noch Das schlaue Füchslein,<br />

heute in den Kanon oft gespielter Meisterwerke<br />

aufgenommen sind, seine beiden<br />

Streichquartette, seine Sinfonietta oder die<br />

Glagolithische Messe in den Konzertsälen<br />

durchaus regelmäßig erklingen. Seit langem<br />

währt derartige Beliebtheit freilich<br />

auch noch nicht, und so kann die Ankündigung<br />

eines Janáček-Zyklus an der Wiener<br />

Staatsoper, der im Juni mit Katja Kabanowa<br />

beginnen wird, durchaus noch als eine besondere<br />

Nachricht gelten.<br />

Freilich: Salzburg hat Wien hier schon<br />

einiges voraus. Denn seit Claudio Abbados<br />

und Klaus Michael Grübers ingeniöser<br />

Deutung von Janáčeks letzter Oper, Aus<br />

einem Totenhaus, 1992 im Großen Festspielhaus,<br />

folgten noch zwei weitere Neuinszenierungen:<br />

1998 war es Katja Kabanowa,<br />

die szenisch und musikalisch Maßstäbe<br />

setzte in Christoph Marthalers Inszenierung<br />

und Sylvain Cambrelings passgenauer<br />

Partiturausdeutung mit der Tschechischen<br />

Philharmonie. Und drei Jahre später dann<br />

in der Felsenreitschule Jenufa in Bob<br />

Swaims filmrealistischer Szenerie, mit Sir<br />

John Eliot Gardiner am Pult. Wenn nun, im<br />

Sommer <strong>2011</strong>, als eigenständiger Akzent<br />

der Intendanz von Markus Hinterhäuser,<br />

wieder in einer Regie von Christoph Marthaler<br />

und unter der musikalischen Leitung<br />

von Esa-Pekka Salonen, Janáčeks vorletztes<br />

Musiktheaterwerk, Die Sache Makropulos,<br />

aufgeführt wird, schließt sich in schöner<br />

Konsequenz ein kleiner Kreis. Dass die<br />

Wiener Philharmoniker bei dreien dieser<br />

vier Opern den Orchesterpart übernommen<br />

haben, sollte als ideal gelten: idiomatischer<br />

Einklang mit einer im besten Sinne<br />

altösterreichischen Klangkultur.<br />

Wobei im Falle Janáčeks nicht eine kunstvoll<br />

musikantische, gleichsam zünftig aufspielende<br />

und auszuspielende Klangaus-<br />

richtung gefragt, sondern die sehr eigene<br />

Einheit von Wort und Musik, Sprachklang<br />

und Melos entscheidend ist. In kaum einem<br />

anderen Werkkosmos ist die Bedeutung<br />

und Betonung der „Sprechmelodie“ so stilprägend<br />

wie bei Janáček. Mag sein, dass<br />

das die breite Rezeption dieser Opern behindert.<br />

Ihrer Intensität und emotionalen<br />

Wirkung wird, wer je Janáček gehört hat,<br />

sich niemand verschließen können.<br />

Auch in der Sache Makropulos steht eine<br />

starke, große, eigentlich monströse Frauengestalt<br />

im Mittelpunkt einer Vergangenheit,<br />

Gegenwart und Zukunft kühn zusammenspannenden<br />

Handlung: Emilia Marty alias<br />

Elina Makropulos alias Ellian MacGregor<br />

alias Eugenia Montez – alle mit den Initialen<br />

E. M. Karel Čapeks dem Libretto<br />

zugrunde liegende Komödie ist eine surreale,<br />

makabre Justizgeschichte um einen<br />

Erbschaftsprozess. In diesen greift die<br />

gefeierte Sängerin Emilia Marty ein, weil<br />

sie um das Geheimnis weiß.<br />

Sie selbst umgibt das Geheimnis des Ewigen:<br />

ewiger Jugend, ewigen Lebens. Über<br />

300 Jahre ist sie schon auf der Welt, geboren<br />

als Elina Makropulos, Tochter des<br />

Leibarztes von Rudolf II. Auf Befehl des<br />

Kaisers musste dieser ein Elixier erfinden,<br />

welches Leben verlängern konnte. Er probierte<br />

es an seiner Tochter aus, die in Ohnmacht<br />

fiel, aber buchstäblich von den Toten<br />

wiederauferstand. Seither ist sie, eine Art<br />

weiblicher Ahasver, gezwungen, das Rezept<br />

von Epoche zu Epoche zu erneuern, in<br />

immer neuen „E. M.“-Konstellationen aufzutreten.<br />

Nun aber will Emilia Marty, durch<br />

ihre ewige Jugend von den Männern umschwärmt,<br />

ihrem endlosen Leben ein Ende<br />

setzen.<br />

Für Janáček, der dem unabdingbaren<br />

Kreislauf der Natur, der Einheit von Leben<br />

und Tod schicksalsergeben vertraute, musste<br />

das Thema der Unsterblichkeit, der<br />

leiblichen Unversehrtheit ein besonderer,<br />

kreativer Stachel sein. Mit Konsequenz<br />

treibt er das Geschehen in den dramatischen,<br />

die Identität enthüllenden Schlussmonolog<br />

von Emilia/Elina/Ellian/Elena.<br />

Alle Charakterisierungskunst einer wandlungsfähigen<br />

Sopranistin ist da gefordert.<br />

Gefühl und Kalkül müssen in perfekter Balance<br />

gehalten sein, Seele und Seelenlosigkeit,<br />

heiße Leidenschaft und kalte Unmenschlichkeit<br />

fordern das starke Profil<br />

einer Singschauspielerin. Angela Denoke,<br />

mit Janáčeks Idiom eng vertraut, hat die<br />

Rolle in Krzysztof Warlikowskis mit den<br />

Elementen großen Kinos spielender Inszenierung<br />

in Paris schon einmal triumphal<br />

durchlebt, wird sie nun in Salzburg neu erarbeiten.<br />

Janáčeks lakonische und doch immer blühende<br />

Tonsprache wirkt in dieser 1926 uraufgeführten<br />

Oper noch prägnanter, knapper,<br />

motivisch dichter. Packende Unmittelbarkeit<br />

und schroffe Modernität schließen<br />

sich nie aus. In ihrer Wechselwirkung sind<br />

sie vielmehr Ingredienzien eines zeitlos<br />

gültigen, bezwingend wahrhaftigen Musikdramas.<br />

Karl Harb


THE<br />

NESTLÉ<br />

AND<br />

SALZBURG<br />

FESTIVAL<br />

YOUNG<br />

CONDUCTORS<br />

AWARD<br />

Igor Strawinsky /<br />

Peter I. Tschaikowski<br />

Le Rossignol / Iolanta<br />

Zwei lyrische russische Opern werden luxuriös besetzt als konzertante Doppelvorstellung im Großen Festspielhaus dargeboten.<br />

Mimì, Manon, Juliette,<br />

Lucia, Violetta und Adina<br />

haben in den letzten Jahren<br />

ein wenig vergessen<br />

lassen, dass Anna Netrebko<br />

die Pracht ihrer Stimme und das Charisma<br />

ihrer Persönlichkeit immer wieder auch<br />

Figuren aus dem Opernrepertoire ihrer<br />

russischen Heimat geliehen hat. In Werken<br />

von Glinka, Rimski-Korsakow und Prokofjew<br />

wurde sie nicht zuletzt am St. Petersburger<br />

Mariinski-Theater bejubelt. 2009<br />

kehrte sie in einer neuen Rolle – als Iolanta<br />

in Tschaikowskis gleichnamiger Oper –<br />

dorthin zurück. Mit dieser „ihr wie angegossen<br />

sitzenden“ Partie (so urteilte Die<br />

Welt) gastiert Anna Netrebko nun auch in<br />

zwei konzertanten Aufführungen in Salzburg.<br />

Tschaikowski komponierte seine letzte<br />

Oper Iolanta 1891 nach einem dänischen<br />

Theatertext, dessen „poetische Qualität,<br />

Originalität und Vielfalt an lyrischen Momenten“<br />

ihn beeindruckten: Iolanta, die<br />

Tochter des mittelalterlichen Königs René,<br />

ist blind. Sie lebt von der Außenwelt abgeschirmt,<br />

ohne von ihrer Behinderung zu<br />

wissen. Eben dieses Wissen aber betrachtet<br />

der maurische Arzt Ibn-Hakia – von der<br />

Unzertrennlichkeit des Körperlichen und<br />

Geistigen überzeugt – als Voraussetzung für<br />

eine mögliche Heilung der Prinzessin. Der<br />

König schreckt davor zurück, seine Tochter<br />

über ihre Blindheit aufzuklären; als Retter<br />

aber naht Graf Vaudémont: Zusammen mit<br />

der Liebe weckt er in Iolanta die Sehnsucht,<br />

das Licht zu erblicken.<br />

Als Vaudémont kehrt der polnische Tenor<br />

Piotr Beczala nach Salzburg zurück.<br />

Wer ihn an der Seite von Anna Netrebko in<br />

Gounods Roméo et Juliette erlebte, weiß um<br />

das vokale Glück, das die beiden Iolanta-<br />

Aufführungen versprechen.<br />

Tschaikowskis hochromantische Oper<br />

kombiniert der Doppelabend mit einem<br />

Werk, das bereits am Beginn der musikalischen<br />

Moderne steht. Wie Iolanta verarbeitet<br />

auch Strawinskys Opernerstling Le<br />

Rossignol (1908/14) einen Märchenstoff.<br />

Neben einer echten spielt in Hans Christian<br />

Andersens Vorlage eine künstliche<br />

Nachtigall eine zentrale Rolle. Das Märchen<br />

formuliert den Gedanken, dass die<br />

Natur einer Imitation menschlicher Herkunft,<br />

sei sie auch noch so perfekt, immer<br />

überlegen ist. Strawinsky inspirierte es zu<br />

einer farbenprächtig orchestrierten, auch<br />

groteske und düstere Elemente einbeziehenden<br />

Partitur. In der koloraturenreichen<br />

Titelpartie gibt die junge Russin Julia<br />

Novikova ihr Festspieldebüt.<br />

Neben seinen traditionellen Aufgaben in<br />

den Mozart-Matineen hat sich das Mozarteumorchester<br />

Salzburg in den vergangenen<br />

Jahren auch als hervorragendes Opernorchester<br />

bewährt. Die beiden russischen<br />

Kurzopern Iolanta und Le Rossignol spielt<br />

es unter der Leitung seines Chefdirigenten<br />

Ivor Bolton.<br />

Anna Netrebko und Piotr Beczala in Roméo et Juliette 2010 –<br />

im Sommer <strong>2011</strong> singen sie in Iolanta, Foto: Hermann, Clärchen & Matthias Baus<br />

Julia Novikova<br />

Foto: TACT International Art Management<br />

Igor Strawinsky (1882–1971) • Le Rossignol • Lyrisches Märchen in drei Akten • Text von Igor Strawinsky und Stepan Stepanowitsch<br />

Mitusow (1878–1942) nach dem Märchen Die Nachtigall von Hans Christian Andersen (1805–1875) • Julia Novikova<br />

(Die Nachtigall), Julia Lezhneva (Die Köchin), Antonio Poli (Der Fischer), Andrei Bondarenko (Der Kaiser von China), Andrè<br />

Schuen (Der Kammerherr), Yuri Vorobiev (Der Bonze), Maria Radner (Der Tod) • Peter Iljitsch Tschaikowski (1840–1893) •<br />

Iolanta • Lyrische Oper in einem Akt • Text von Modest Iljitsch Tschaikowski (1850–1916) nach dem Schauspiel König Renés<br />

Tochter von Henrik Hertz (1797–1870) • Anna Netrebko (Iolanta, blinde Tochter von König René), John Relyea (René, König<br />

der Provence), Piotr Beczala (Graf Vaudémont, ein burgundischer Ritter), Evgeny Nikitin (Ibn-Hakia, ein maurischer Arzt),<br />

Alexey Markov (Robert, Herzog von Burgund), Antonio Poli (Alméric, Waffenträger von König René), Yuri Vorobiev (Bertrand,<br />

Pförtner des Schlosses), Maria Radner (Martha, Iolantas Amme) ••• In russischer Sprache mit deutschen und englischen<br />

Übertiteln • Musikalische Leitung: Ivor Bolton • Choreinstudierung: Jörn H. Andresen • Mozarteumorchester Salzburg •<br />

Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor • Konzertante Aufführungen • Großes Festspielhaus: 15. und 20. August <strong>2011</strong><br />

THE<br />

NESTLÉ<br />

AND<br />

SALZBURG<br />

FESTIVAL<br />

YOUNG<br />

CONDUCTORS<br />

AWARD<br />

Young Singers Project<br />

Ein Kulturengagement<br />

der Credit Suisse<br />

David Afkham, der Gewinner des Young Conductors Award 2010, dirigierte vergangenen<br />

Sommer das Gustav Mahler Jugendorchester, Foto: Wolfgang Lienbacher<br />

Christa Ludwig leitet auch diesen<br />

Sommer wieder eine Meisterklasse<br />

des YSP, Foto: Philipp Horak<br />

Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Award“ ist eine Initiative von Nestlé<br />

und den <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong>n in Zusammenarbeit mit dem Gustav Mahler<br />

Jugendorchester. Gesangs- und Instrumentalwettbewerbe gibt es sonder Zahl.<br />

Schwieriger gestalten sich die Möglichkeiten für hochbegabte junge Dirigenten, sich in<br />

Wettbewerben zu messen. Dieser besonderen Form der Nachwuchsförderung wollen sich<br />

Nestlé und die <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong> annehmen. Zugleich ist dies ein weiteres Projekt in<br />

der langen und intensiven Partnerschaft zwischen Nestlé und den <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong>n<br />

sowie deren Jugendförderung.<br />

In der Festspielsaison <strong>2011</strong> wird der mit E 15.000,– dotierte Preis zum zweiten Mal<br />

vergeben; auch in der Folge soll jährlich ein junger Dirigent ausgezeichnet werden. Der<br />

Award-Gewinner von 2010, David Afkham, wiederum wird bei den Eröffnungsfeierlichkeiten<br />

<strong>2011</strong> dirigieren.<br />

Preisträgerkonzert<br />

des Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Award <strong>2011</strong><br />

Felsenreitschule, Samstag, 13. August <strong>2011</strong>, 20.00 Uhr<br />

Der Preisträger dirigiert das Gustav Mahler Jugendorchester<br />

Karten in den Preiskategorien von € 60,– bis 150,– verfügbar<br />

Mit dem Young Singers Project haben die <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong> 2008 eine hochkarätige<br />

Plattform zur Förderung des sängerischen Nachwuchses geschaffen. Bei<br />

internationalen Vorsingen werden junge Sänger und Sängerinnen für das YSP<br />

ausgewählt, um im Rahmen einses Stipendiums in Salzburg mit Festspielkünstlern zu<br />

arbeiten. Der Unterricht umfasst nicht nur musikalische Aspekte, sondern auch szenische<br />

Proben, Bewegungsunterricht, Sprachcoaching und die Erweiterung des Repertoires; vier<br />

Meisterklassen, geleitet von bedeutenden Festspielkünstlern, sind öffentlich. In einem<br />

Abschlusskonzert stellen sich die jungen Sänger dem Publikum vor. Das Young Singers<br />

Project wird ermöglicht durch die großzügige Unterstützung von Credit Suisse.<br />

Öffentliche Meisterklassen<br />

Große Universitätsaula: 30. Juli (Matthias Goerne), 4. (Michael Schade),<br />

7. (Alfred Brendel), 14. August (Christa Ludwig), jeweils 15.00 Uhr<br />

Zählkarten für die Meisterklassen im Kartenbüro der <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong><br />

Abschlusskonzert des Young Singers Project – Ein Kulturengagement der Credit Suisse<br />

Stiftung Mozarteum, Großer Saal: Donnerstag, 25. August <strong>2011</strong>, 18.00 Uhr<br />

Mitglieder des Young Singers Project • Mozarteumorchester Salzburg<br />

Dirigent: Ivor Bolton • Karten in den Preiskategorien von € 25,– bis 65,– verfügbar<br />

3


Giuseppe Verdi<br />

Macbeth<br />

Im kommenden Sommer kehrt Peter Stein an die Stätte seines Triumphs zurück: Die Felsenreitschule eroberte er als Regisseur<br />

und Schauspielleiter mit Shakespeares Römerdramen. Nun erarbeitet Peter Stein in der mit einem neuen Dach ausgestatteten<br />

ehemaligen Sommerreitschule Giuseppe Verdis Macbeth. Über seine Vorbereitung gemeinsam mit Riccardo Muti<br />

sprach der Regisseur mit Karin Kathrein.<br />

Bühnenbildentwurf von Ferdinand Wögerbauer zu Macbeth<br />

Peter Stein<br />

Foto: Gunnar Lüsch/Berliner Ensemble<br />

Giuseppe Verdi (1813–1901) • Macbeth • Oper in vier Akten • Text von Francesco Maria Piave, mit Ergänzungen von Andrea<br />

Maffei, nach William Shakespeare • In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln • Musikalische Leitung:<br />

Riccardo Muti • Regie: Peter Stein • Bühnenbild: Ferdinand Wögerbauer • Kostüme: Annamaria Heinreich • Licht: Joachim<br />

Barth • Choreografie: Apostolia Tsolaki • Choreinstudierung: Thomas Lang • Željko Lučić/Sebastian Catana (12.8.) (Macbeth),<br />

Dmitry Belosselsky (Banco), Tatiana Serjan/Elisabete Matos (12.8.) (Lady Macbeth), Giuseppe Filianoti (Macduff), Antonio Poli<br />

(Malcolm, König Duncans Sohn), Anna Malavasi (Kammerfrau der Lady Macbeth), Gianluca Buratto (Arzt), Andrè Schuen<br />

(Diener von Macbeth) • Wiener Philharmoniker • Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor • Neuinszenierung<br />

Felsenreitschule: 3., 6., 9., 12., 16., 19., 22. und 24. August <strong>2011</strong><br />

Peter Steins Beziehung zur Oper ist eine schöne,<br />

aber keineswegs konfliktfreie Liebesgeschichte:<br />

Sie begann in den siebziger Jahren prompt mit<br />

einer spektakulären Absage [Wagners Ring für<br />

Bayreuth]. Es folgte eine „grauenhafte“ Episode,<br />

die zu dem festen Entschluss „Nie wieder!“ führte<br />

[Rheingold in Paris]. Diesem Vorsatz blieb er zehn Jahre<br />

treu. Mitte der achtziger Jahre lieferte allerdings eine Einladung<br />

nach Cardiff den zündenden Funken, und eine Zeitlang<br />

gab der große Theatermann sogar der Oper den Vorzug.<br />

Er arbeitete mit Dirigenten wie Pierre Boulez und<br />

Kirill Petrenko, Claudio Abbado und Ingo Metzmacher<br />

und findet für sie ungewohnt positive Worte. Zwar lagen<br />

vor seinen Zusagen zu Operninszenierungen auch immer<br />

wieder Stolpersteine, doch nach intensiver Vorbereitung<br />

schwärmt Stein nun voll Enthusiasmus von seiner Zusammenarbeit<br />

mit Riccardo Muti.<br />

Es bedurfte allerdings eines weiteren Anlaufs, denn<br />

Muti hatte ihm die Oper schon zwei Mal vorgeschlagen,<br />

einmal sogar zur Eröffnung der Mailänder Scala. Doch<br />

Stein, der naturgemäß zunächst von Shakespeares Tragödie<br />

des Machthungers ausging, stieß sich vor allem an einem<br />

Hexenballett, auf das der Dirigent nicht verzichten<br />

wollte. Festspiel-Intendant Markus Hinterhäuser glaubte<br />

nun freilich fest daran, nach entsprechend einfühlsamer<br />

Vorarbeit die beiden Künstler erfolgreich zusammenführen<br />

zu können. So entwarf Stein schließlich einen Vierstufen-Plan.<br />

„Nachdem ich sehr genau an dem Text und der<br />

Partitur gearbeitet hatte“, erzählt er, „gab mir Muti die<br />

Möglichkeit, die Partitur aus seiner Sicht kennenzulernen,<br />

indem er sie mir in Italien am Klavier vorgespielt und<br />

vorgesungen hat. Sechs Stunden ohne jede Pause. Das<br />

war wunderbar, wie er das gemacht hat. Ich hab nur gelegentlich<br />

unterbrochen und Fragen gestellt.“<br />

Gemeinsam wurde eine eigene Fassung erarbeitet. „Muti<br />

ist dabei in erstaunlicher Weise auf meine Vorschläge eingegangen.<br />

Sie zielten zunächst darauf ab, ein möglichst<br />

theatralisches, auch Shakespeare nahes Opernereignis zu<br />

entwerfen, in einer härteren Spielweise, die vom Konventionellen<br />

abweicht. Das will Muti auch musikalisch, und<br />

da habe ich ihn bestärkt. Es existieren ja zwei Fassungen<br />

der Oper, und ich habe empfohlen, den Schluss der ersten<br />

Fassung zu nehmen. Er war damit einverstanden – und das<br />

bedeutet, dass sich der Schluss ganz rasch vollzieht: Macbeth<br />

stirbt auf und nicht wie in der zweiten Fassung hinter<br />

der Bühne, und die Oper endet dann ruckzuck mit ein paar<br />

Takten mit der rechtmäßigen Krönung Malcolms. Im<br />

Übrigen bildet die zweite Fassung weitgehend unsere<br />

Basis.“<br />

Mit einer weiteren Veränderung: Verdi hat ja seinen in<br />

Florenz uraufgeführten Macbeth später für Paris umgearbeitet,<br />

dabei vor allem den dritten Akt in wesentlichen<br />

Teilen neu gestaltet und das für die französische Opernbühne<br />

unerlässliche Ballett eingefügt. Eine für Stein besonders<br />

ausgeprägte Hürde. „Daher habe ich für den dritten<br />

Akt vorgeschlagen, das Ballett um eine Szene nach vorne<br />

zu versetzen und quasi als Ouvertüre des dritten Aktes zu<br />

gestalten. So kann der Beginn mit der Hexenszene durchgezogen<br />

werden, ohne dass sie von dem Ballett unterbrochen<br />

wird. Wenn Macbeth beim Anblick seiner von den<br />

Hexen beschworenen Nachfolger ohnmächtig wird, werden<br />

ohnehin wieder irgendwelche Elfen gerufen, um ihn<br />

aufzurichten. Das gehört dazu. Da muss ich mir etwas einfallen<br />

lassen.“<br />

In der nächsten Phase der Zusammenarbeit stellte Stein<br />

dem Dirigenten in München seine Arbeit vor. „Da haben<br />

wir ein riesiges Modell der Felsenreitschule aufgebaut,<br />

und ich führte Muti mit kleinen Figuren minutiös die komplette<br />

Inszenierung vor. Dann ging ich vor allem auf die<br />

Probleme ein: musikalischer Art, akustischer Art, die Probleme<br />

des Chors in der großen Breite, die Probleme der<br />

Distanzen, die natürlich auch für den Klang eine starke<br />

Bedeutung haben. Schließlich habe ich vorgeschlagen, den<br />

Streifen vor dem Orchestergraben, den Gang zwischen<br />

Toscanini-Hof und Karl-Böhm-Saal, für die Darstellung zu<br />

nutzen. Dass etwa der Chor dort stationiert sein kann, dass<br />

die Flüchtlinge aus Schottland auf dieser Straße singen.“<br />

Stein erklärte „zwei Stunden lang, jedes Detail, auch jedes<br />

musikalische Detail“, und Muti akzeptierte. „Die wunderbare<br />

Musik dient ja dem Drama richtiggehend, aber es<br />

gibt schon auch Schwierigkeiten, besonders bei den langen<br />

Arien. Da retten sich meine Kollegen gern in Geschäftigkeitstheater.<br />

Das widerstrebt mir völlig. Es ist die Form.<br />

Der Sänger muss die Faszination herstellen, mit der Musik,<br />

mit seiner Stimme, seiner Persönlichkeit. Das ist das Entscheidende.<br />

Mir bleibt als Regisseur trotzdem noch genug<br />

zu tun. Der Frauenchor etwa tritt nicht als Hexen auf, sondern<br />

als Wald, als Gebüsch, in dem die Hexen arbeiten.<br />

Außerdem muss ich rund 30 Männer vom Chor bitten,<br />

fechten zu lernen, weil ich einen Kampf haben will. Der<br />

kommt ja vor im Stück.“ So wünscht er sich prinzipiell vom<br />

Chor viel Bewegung, „die die Impulse und rhythmischen<br />

Elemente der Musik auf der Bühne sichtbar werden<br />

lässt“.<br />

Für die Phase drei der Vorbereitung hat Peter Stein Muti<br />

gebeten, zu den ersten zwei Tagen der szenischen Probenarbeit<br />

mit den Sängern nach Salzburg zu kommen, um mit<br />

ihnen die Partitur einmal durchzugehen. „So ähnlich wie<br />

mit mir. Damit er in meiner Gegenwart die Dinge sagt, die<br />

ihm wichtig sind, ich die meinen erkläre und wir sozusagen<br />

gemeinsam auftreten. Und mit Phase vier beginnt dann die<br />

Probenarbeit“.<br />

Im Rahmen des Fünften Kontinents steht Salvatore Sciarrinos Dreiakter Macbeth auf dem Programm, der die<br />

archetypischen Triebe der Machtausübung musikalisch erkundet und ein Gegenstück zu Verdis Version des Shakespeare-Stoffes<br />

bildet. „Es geht in diesem Werk nicht um einige bestimmte Tote, um einige bestimmte Massaker,<br />

sondern um alle Toten, um alle Massaker, auf die sich die Menschheit gründet“, erläutert der sizilianische Komponist.<br />

In Salzburg sind Sciarrino und seine „Musik der Stille“ längst wohlbekannt: 2006 wurde der Komponist mit dem<br />

ersten <strong>Salzburger</strong> Musikpreis ausgezeichnet; 2008 war ihm die Festspiel-Reihe Kontinente gewidmet und feierte die<br />

Aufführung seiner Oper Luci mie traditrici einen fulminanten Erfolg.<br />

Zudem finden sich in Sciarrinos „drei namenlosen Akten“ auch mannigfache andere Bezüge, etwa zu Mozarts Don<br />

Giovanni – der in Claus Guths vieldiskutierter Deutung ebenfalls in diesem Sommer zu sehen und zu hören ist.<br />

Salvatore Sciarrino (*1947) • Macbeth – Tre atti senza nome (2001/02) • Klangforum Wien •<br />

Dirigent: Jonathan Nott • Vokalensemble NOVA • Einstudierung: Colin Mason • Otto Katzameier,<br />

Anna Radziejewska, Richard Zook, Sonia Turchetta, Thomas Mehnert • Konzertante Aufführungen<br />

Kollegienkirche: 4. und 5. August <strong>2011</strong> • Karten von E 15,– bis 65,– verfügbar<br />

Salvatore Sciarrino, Foto: Marion Kalter/akg-images<br />

4


Richard Strauss<br />

Die Frau ohne Schatten<br />

Mit der 1919 an der Wiener Staatsoper uraufgeführten Frau ohne Schatten zeigen die <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong> die vierte gemeinsame Arbeit<br />

von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal. Christof Loy führt nach Armida und Theodora zum dritten Mal bei den <strong>Festspiele</strong>n Regie.<br />

Wie sehr sich in der Frau ohne Schatten die Hoffnung auf eine bessere Welt verbirgt, erläutert er im Gespräch mit dem Dramaturgen der<br />

Produktion, Thomas Jonigk.<br />

Herr Loy, Sie haben immer wieder Werke von<br />

Richard Strauss inszeniert: Ariadne auf Naxos,<br />

Arabella, Der Rosenkavalier sowie Intermezzo.<br />

Weshalb jetzt Die Frau ohne Schatten?<br />

Ich habe mich den Werken von Richard<br />

Strauss zunächst immer über die Dichtungen<br />

von Hugo von Hofmannsthal genähert.<br />

Seine genauen Zeichnungen von Charakteren,<br />

ihre Positionen innerhalb bestimmter<br />

Milieus, ihr Dasein, das sich zwischen<br />

Anpassung und dem Wunsch, sich zu „verwandeln“<br />

bewegt, wie Hofmannsthal sagen<br />

würde, decken sich sehr mit meinen<br />

Interessen als Regisseur. Letztlich sind die<br />

Werke, die ich bislang von Strauss inszeniert<br />

habe, Kammerspiele – ganz besonders<br />

Intermezzo, zu dem der Komponist<br />

selbst ein gelungenes Libretto verfasste.<br />

An der Einladung von Salzburg hat mich<br />

gereizt, wieviel „Kammerspiel“ in der Frau<br />

ohne Schatten zu finden ist.<br />

Das Stück ist musikalisch und inhaltlich<br />

sehr komplex: einerseits ein mythologisch<br />

aufgeladenes Märchen, andererseits ein<br />

psychologisches Sozialdrama.<br />

Eine Inszenierung kann den inflationären<br />

szenischen wie gedanklichen Aspekten des<br />

Stückes kaum gerecht werden. Wie nähern<br />

Sie sich diesem Werk?<br />

Ich suche bei den Stücken, die ich inszeniere,<br />

immer nach einer Identifikationsfigur,<br />

die mir den Einstieg in das Stück<br />

erleichtert. Bei der Frau ohne Schatten<br />

wurde es die Kaiserin. Eine Figur, die zu<br />

Beginn eine fast stumme, beobachtende<br />

Rolle spielt, die wie ein stilles Kind Eindrücke<br />

sammelt und dann in dem Moment,<br />

in dem sie fühlt, dass von ihr Entscheidungen<br />

erwartet werden, geradezu eine weibliche<br />

Christusfigur wird. Ich denke, dass<br />

man das Stück nur begreifen kann, wenn<br />

man der Kaiserin folgt. Sie stellt einen<br />

ungeheuren Anspruch an sich im Augenblick<br />

der Erkenntnis, die für sie automatisch<br />

mit der Verantwortung zu handeln<br />

verbunden ist. Nun gilt es einen Kontext<br />

zu finden, in dem sich der Weg dieser<br />

Figur auch für ein heutiges Publikum erschließt.<br />

Bei der Beschäftigung mit der Rezeption<br />

des Werkes stieß ich auf die ungeheure<br />

Geschichte, dass Karl Böhm 1955 Sänger<br />

der Wiener Staatsoper überreden konnte,<br />

in ungeheizten Sälen mitten im Winter<br />

und ohne Honorar die erste Schallplattenaufnahme<br />

der Frau ohne Schatten einzuspielen.<br />

In einem Wien, auf dem noch die<br />

Schatten des Zweiten Weltkrieges und der<br />

Zeit davor lagen, traf als Kaiserin die junge<br />

Leonie Rysanek auf Elisabeth Höngen<br />

als Amme, einen Star der 40er. Vergangenes<br />

und Zukünftiges begegneten sich in<br />

einer aufgerissenen Gegenwart. Vor diesem<br />

Hintergrund soll sich auch unsere<br />

Version des Dramas um Menschen, die<br />

Schuld und Verantwortung erkennen lernen,<br />

abspielen.<br />

Der Schatten als solcher ist ein kulturgeschichtliches<br />

bzw. archetypisches Motiv,<br />

dessen Verlust in Märchen und Literatur<br />

vielfach thematisiert wurde. In Adelbert<br />

von Chamissos Peter Schlemihl wird der<br />

Titelheld geächtet, weil der Verlust seines<br />

Schattens mit dem Verlust des wesenhaft<br />

Menschlichen gleichzusetzen ist. In Die Frau<br />

ohne Schatten ist es ähnlich; und doch viel<br />

weitreichender.<br />

Einen Schatten zu besitzen wird in dem<br />

Stück gleichgesetzt mit der Fähigkeit, Kinder<br />

zu zeugen oder zu gebären. Das Märchen<br />

handelt nun von einem schattenlosen<br />

Feenwesen, das fern der Menschen aufwächst,<br />

in einer nahezu irrealen Beziehung<br />

mit einem Mann lebt, der sie in<br />

Selbst- und Eifersucht vor Menschen verborgen<br />

hält. Ihr wird von ihrem gottähnlichen<br />

Vater eine Reise zu den Menschen<br />

zugemutet, um sich einen Schatten zu erwerben.<br />

Sie erinnert mich bei den Erfahrungen,<br />

die sie machen muss, an Indras<br />

Tochter aus Strindbergs Traumspiel. Es ist<br />

eine schmerzvolle Reise, die jedoch für die<br />

Kaiserin glücklicher endet als für Indras<br />

Tochter. Es ist eine utopische Geschichte<br />

mit dem wünschenswerten Inhalt, dass nur<br />

Leben in die Welt setzen darf, wer um die<br />

Würde und Kostbarkeit des Lebens weiß.<br />

Die Schlussapotheose, in der die Ehe von Mann<br />

und Frau zum Zweck der Kinderzeugung und<br />

-aufzucht als höchster Daseinszweck und Heilmittel<br />

gegen Gefühle von Sinnlosigkeit und<br />

Niedergeschlagenheit heraufbeschworen wird,<br />

mutet anachronistisch bzw. reaktionär an. Wie<br />

gehen Sie damit um?<br />

Die Kaiserin und die übrigen Protagonisten<br />

machen während des Stückes<br />

Erfahrungen, die sie an Grenzen des<br />

Ertragbaren bringen. Die Stimmen der<br />

Ungeborenen verfolgen und mahnen sie<br />

wie die Stimmen von Verstorbenen; sie<br />

müssen erfahren, dass nur Zukunft hat,<br />

wer sich mit Vergangenem auseinandersetzt.<br />

Die Hoffnung auf eine neue Welt, in<br />

der Menschen sich mündig und verantwortungsvoll<br />

begegnen, wird am Ende der<br />

Oper von Strauss in der Tat so üppig und<br />

mit einer derartigen „Fülle des Wohllauts“<br />

dargestellt, dass einem angst und bange<br />

wird vor soviel Herrlichkeit. Hier suche<br />

ich ein Bild, das zeigt, wie sich eine durch<br />

Schrecken klüger gewordene Welt wieder<br />

in einer selbstgefälligen und nahezu monströsen<br />

Behaglichkeit einrichtet.<br />

Gabi Vogt, „Anna-Lea” aus Galerie des ancêtres (2006–2010)<br />

Richard Strauss (1864–1949) • Die Frau ohne Schatten • Oper in drei Akten • Text<br />

von Hugo von Hofmannsthal (1874–1929) • In deutscher Sprache mit deutschen<br />

und englischen Übertiteln • Musikalische Leitung: Christian Thielemann • Regie:<br />

Christof Loy • Bühnenbild: Johannes Leiacker • Kostüme: Ursula Renzenbrink •<br />

Licht: Stefan Bolliger • Dramaturgie: Thomas Jonigk • Choreografische Mitarbeit:<br />

Thomas Wilhelm • Choreinstudierung: Thomas Lang • Stephen Gould (Der Kaiser),<br />

Anne Schwanewilms (Die Kaiserin), Michaela Schuster (Die Amme), Wolfgang Koch<br />

(Barak, der Färber), Evelyn Herlitzius (Sein Weib), Markus Brück (Der Einäugige),<br />

Steven Humes (Der Einarmige), Andreas Conrad (Der Bucklige), Thomas Johannes<br />

Mayer (Der Geisterbote), Rachel Frenkel (Die Stimme des Falken), Peter Sonn<br />

(Erscheinung eines Jünglings), Christina Landshamer (Ein Hüter der Schwelle des<br />

Tempels), Maria Radner (Eine Stimme von oben), Hanna Herfurtner, Christina<br />

Landshamer, Lenneke Ruiten, Martina Mikelić, Rachel Frenkel, Maria Radner<br />

(Dienerinnen/Stimmen der Ungeborenen) • Wiener Philharmoniker • Konzertvereinigung<br />

Wiener Staatsopernchor • <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong> Kinderchor • Neuinszenierung<br />

• Großes Festspielhaus: 29. Juli, 1., 4., 11., 14., 17. und 21. August <strong>2011</strong><br />

Karten in den Preiskategorien von € 225,– bis 370,– verfügbar<br />

Wiener Philharmoniker<br />

Die Frau ohne Schatten liegt Christian Thielemann am Herzen<br />

wie wenige andere Opern. Kein Wunder also, dass er im Sommer<br />

<strong>2011</strong> in Bayreuth pausiert, um mit diesem inhaltlich wie musikalisch<br />

höchst vielschichtigen Werk sein Operndebüt bei den <strong>Salzburger</strong><br />

<strong>Festspiele</strong>n zu geben. Richard Strauss widmet sich Christian<br />

Thielemann auch auf dem Konzertpodium: Nach Liedern<br />

und Szenen aus Arabella mit Renée Fleming, die das <strong>Salzburger</strong><br />

Publikum schon 2007 mit den Vier letzten Liedern betörte, durchwandert<br />

Thielemann mit den Wiener Philharmonikern die monumentale<br />

Partitur der Alpensinfonie (7./8. August).<br />

Im ersten der fünf Konzertprogramme, die die Wiener Philharmoniker<br />

<strong>2011</strong> gestalten, setzt sich der große Dirigent und Komponist<br />

Pierre Boulez erstmals mit Mahlers „Märchen-Kantate“<br />

Das klagende Lied auseinander – „mein erstes Werk, in dem ich<br />

mich als ‚Mahler‘ gefunden“, wie der Komponist selbst anmerkte.<br />

Außerdem dirigiert Boulez die Lulu-Suite und die Konzertarie<br />

Der Wein des Mahler-Verehrers Alban Berg. Die Vokalsolisten<br />

des Abends sind Anna Prohaska, Dorothea Röschmann, Elisabeth<br />

Kulman und Johan Botha (28./31. Juli).<br />

Riccardo Muti stellt seinen Rang als einer der besten Verdi-<br />

Dirigenten unserer Zeit nicht nur im Macbeth, sondern auch mit<br />

der Messa di Requiem unter Beweis. Neben den Wiener Philharmonikern<br />

steht ihm dafür ein exzellentes Sängerquartett –<br />

Krassimira Stoyanova, Olga Borodina, Saimir Pirgu und Ildar<br />

Abdrazakov – zur Verfügung (14./15. August).<br />

Mariss Jansons leitet die Wiener Philharmoniker in zwei Meisterwerken<br />

der klassischen Moderne: Strawinskys Petruschka<br />

und Ravels „poème choréographique“ La Valse. Das Erste<br />

Klavierkonzert von Franz Liszt bietet ein Wiedersehen mit dem<br />

bravourösen Pianisten Lang Lang (20./21. August).<br />

In die Nähe der Konzertreihe Mahler-Szenen führt auch das<br />

letzte Konzert der Wiener Philharmoniker unter der Leitung<br />

von Franz Welser-Möst (25./27. August): Auf dem Programm<br />

stehen Schuberts d-Moll-Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“<br />

in Mahlers Bearbeitung für Streichorchester sowie Zemlinskys<br />

Lyrische Symphonie in sieben Gesängen, die nach Gedichten<br />

des bengalischen Dichters und Gelehrten Rabindranath<br />

Tagore entstand und an Mahlers Lied von der Erde anknüpft. Die<br />

Solisten der Aufführung sind Christine Schäfer und Michael<br />

Volle, der umjubelte Dr. Schön der Lulu-Produktion von 2010.<br />

Karten für die Konzerte mit Pierre Boulez,<br />

Christian Thielemann und Franz Welser-Möst verfügbar<br />

Christian Thielemann<br />

Foto: Bayreuther <strong>Festspiele</strong><br />

6


Wolfgang Amadeus Mozart<br />

Lorenzo Da Ponte<br />

Le nozze di Figaro<br />

Man konnte leidenschaftlich<br />

dafür oder empört dagegen<br />

sein – kalt ließ dieser<br />

Da-Ponte-Zyklus, den Regisseur<br />

Claus Guth zwischen<br />

2006 und 2009 für den neu erbauten<br />

Mozart-Schauplatz entwickelte, bislang<br />

wohl niemanden. Und das ist eigentlich<br />

der beste Beweis für die Qualität einer<br />

Theaterarbeit.<br />

Als im Mozartjahr mit Figaro der erste<br />

Baustein der Trilogie herauskam, gingen<br />

die Meinungen heftig auseinander. Am<br />

Pult stand damals Nikolaus Harnoncourt,<br />

und der hatte nicht nur seine ganz dezidierten<br />

Vorstellungen bezüglich der Tempi,<br />

sondern wollte auch auf zwei Arien im<br />

vierten Akt, die sonst immer gestrichen<br />

werden, nicht verzichten. Da half die exquisite<br />

Besetzung – unvergesslich: Christine<br />

Schäfer als Cherubino, Anna Netrebko<br />

als Susanna – wenig. Man habe dem Stück<br />

jegliche Komödiantik ausgetrieben, hieß<br />

es, das sei kein „toller Tag“ und kein pikantes<br />

Liebesgetändel mit witzigen Verkleidungen<br />

und Verwechslungen mehr,<br />

sondern ein tristes Beziehungsdrama im<br />

Stil von Ingmar Bergman, und an Stelle<br />

einer sommerlich duftigen Gartenszene<br />

sehe man ein auf dem Kopf stehendes Stiegenhaus,<br />

Herbstlaub und jede Menge<br />

schwarzer Rabenvögel. Die aufgeschlossene<br />

Fraktion der Kritiker konstatierte freilich<br />

schon damals, dass diese Interpretation<br />

mit ihrem „alptraumhaften Irrgarten<br />

der Gefühle“, angesiedelt in einem „Schloss<br />

der verlorenen Seelen“, dem populären<br />

Werk so „unbarmherzig“ wie „hellsichtig“<br />

auf den Grund zu gehen suche.<br />

Die beiden Wiederaufnahmen unter Daniel<br />

Harding 2007 und 2009 brachten dann<br />

gewissermaßen die Rückkehr zur musikalischen<br />

„Normalität“, und im wachsenden<br />

Kontext mit den beiden anderen Stücken<br />

erhielt die Inszenierung auch wieder mehr<br />

Leichtigkeit. Als „Spiel mit den unbegrenzten<br />

Möglichkeiten des Eros“ interpretiert<br />

Claus Guth den Figaro, wobei der<br />

„Spielmacher“ Cherubino am Ende allerdings<br />

sterben muss. Einer, der das Leben<br />

aller mit seinen erotischen Machenschaften<br />

ständig durcheinanderwirbelt, kann<br />

nicht dauerhaft geduldet werden.<br />

Was von ihm bleibt, ist der Eros-Engel,<br />

eine hinzuerfundene, vom Tänzer Uli<br />

Kirsch verkörperte Symbolgestalt, die<br />

2009 in transformierter Weise in Così fan<br />

tutte wieder auftauchte: als Persönlichkeitsanteil<br />

des zynischen, vollkommen<br />

desillusionierten Don Alfonso, der die<br />

jungen, unerfahrenen Paare zu einem Spiel<br />

verführt, bei dem niemand gewinnen kann.<br />

Im Zusammenhang des Da-Ponte-Zyklus<br />

ist Così fan tutte für Claus Guth der Gegenpol<br />

zum Figaro, „die Perversion des<br />

Spiels mit den Möglichkeiten. Hier triumphiert<br />

der Determinismus; das Stück führt<br />

die Berechenbarkeit der Gefühle vor, und<br />

wenn man sich diese Entwicklung im biografischen<br />

Kontext von Mozarts Leben<br />

anschaut, ist das eine sehr bittere Geschmacksnote.“<br />

Für diesen Sommer will Claus Guth mit<br />

einer fast durchwegs neuen Besetzung den<br />

Charakter der Versuchsanordnung noch<br />

stärker herausarbeiten. Weil die Figuren<br />

hier schablonenhaft wirken und psychologisch<br />

nur glaubhaft werden können, wenn<br />

sie unmittelbar aus der konkreten Persönlichkeit<br />

der Darsteller entwickelt sind,<br />

will er den gesellschaftlichen Hintergrund<br />

der beiden reichen Damen Fiordiligi und<br />

Dorabella, der ohnehin nirgendwo zu verorten<br />

ist, diesmal weitgehend ausklammern.<br />

Bruch mit der Opernkonvention<br />

Im Bühnenraum zu Così fan tutte zeigt<br />

sich übrigens, wie genau die Konzepte für<br />

die drei Werke gedanklich miteinander<br />

verschränkt sind; hier gibt es sowohl die<br />

für den Figaro konstituierende Freitreppe<br />

als auch den dunklen, schmutzigen Wald,<br />

der für unkontrollierbare Triebhaftigkeit<br />

steht. Und der sorgte 2008, bei der ersten<br />

Produktion des Don Giovanni, für helle<br />

Aufregung.<br />

Kein elegantes Mantel- und Degen-Stück<br />

war da zu erleben, sondern die erbärmliche<br />

existenzielle Grenzsituation eines in<br />

seiner Obsession gefangenen Menschen,<br />

dessen Leben unaufhaltsam verrinnt. Selten<br />

waren Eros und Thanatos so unauflöslich<br />

verknüpft, und selten waren die Konsequenzen,<br />

die die Begegnung mit diesem<br />

jenseits aller Normen agierenden Titelhelden<br />

für alle anderen Personen hat, so drastisch<br />

sichtbar. Am deutlichsten im Fall von<br />

Donna Anna. „Das Motiv der Tochterliebe<br />

ist zu schwach, um ihre Musik zu rechtfertigen“,<br />

hat Wolfgang Hildesheimer treffend<br />

angemerkt. In Claus Guths Inszenierung<br />

erscheint sie denn auch nicht als<br />

verwirrtes Mädchen, sondern als autonome<br />

junge Frau, die kurz vor der vorbestimmten<br />

Ehe noch einen leidenschaftlichen<br />

Ausbruchsversuch wagt – und unweigerlich<br />

gerät sie mit in den Sog von Don<br />

Giovannis Höllenfahrt.<br />

Die ganz spezifische Intensität, die Mozart<br />

in der Klangwelt dieser Oper beschwört,<br />

die Rastlosigkeit, die hier dominiert,<br />

findet ihre szenische Entsprechung<br />

im Todeskampf, den Don Giovanni durchlebt,<br />

nachdem er zu Beginn im Duell mit<br />

dem Komtur verwundet wurde. Und so ist<br />

es nur konsequent, dass man in diesem<br />

Fall – unter Berufung auf die sogenannte<br />

„Wiener Fassung“ des Werkes – auf das<br />

moralisierende Schluss-Ensemble verzichtet.<br />

Ein klarer Bruch mit der Opernkonvention<br />

des 18. Jahrhunderts, der zugleich<br />

die zukunftsträchtigen Aspekte der Partitur<br />

zutage fördert: Hier hebt Mozarts<br />

Dramma giocoso ab in Richtung romantische<br />

Oper.<br />

Revolution im Orchestergraben<br />

Der Werkstatt-Modus, in dem dieser Zyklus<br />

über insgesamt sechs Jahre immer<br />

wieder überprüft und weiter entwickelt<br />

werden konnte, hat das Leading Team, zu<br />

dem auch die Dramaturgen Ronny Dietrich<br />

und Andri Hardmeier gezählt werden<br />

müssen, immer wieder aufs Neue inspiriert.<br />

„Es war eine große Verlockung für<br />

uns, von Jahr zu Jahr an den Stücken weiter<br />

zu forschen“, sagt Claus Guth, dem der<br />

Figaro mit seinen ausgeprägt spielerischen<br />

Anteilen in dieser Zeitspanne am meisten<br />

ans Herz gewachsen ist.<br />

In diesem Sommer wird der neue Da-<br />

Ponte-Zyklus nun erstmals komplett zu<br />

erleben sein, als großes Panorama von<br />

Lebenskonzepten jenseits des Möglichen,<br />

in denen das ewige Thema von Eros und<br />

Thanatos auf ganz unterschiedliche Weise<br />

durchdekliniert wird. Neben zahlreichen<br />

Veränderungen in der Besetzung – etwa<br />

Simon Keenlyside als Figaro-Graf und Genia<br />

Kühmeier als Gräfin, Gerald Finley als<br />

Don Giovanni sowie Erwin Schrott nicht<br />

nur als Leporello, sondern auch als Figaro<br />

– wird es im musikalischen Bereich eine<br />

Neuerung geben, die einer kleinen Revolution<br />

gleichkommt. Im Orchestergraben des<br />

Hauses für Mozart sitzen diesmal nämlich<br />

nicht ausschließlich die Wiener Philharmoniker;<br />

sie musizieren weiterhin Don<br />

Giovanni unter dem Dirigat von Yannick<br />

Nézet-Séguin, während für die beiden anderen<br />

Opern zwei prominente Originalklang-Ensembles<br />

aufgeboten sind: Les<br />

Musiciens du Louvre unter Marc Minkowski,<br />

2006 bereits mit Mitridate im Residenzhof<br />

gefeiert, übernehmen Così fan<br />

tutte, und das Orchestra of the Age of Enlightenment<br />

gibt unter dem jungen Senkrechtstarter<br />

Robin Ticciati mit Figaro sein<br />

<strong>Salzburger</strong> Mozart-Debüt.<br />

Wird das veränderte Klangbild, das aufgrund<br />

der tieferen Stimmung und der anderen<br />

Artikulationsfähigkeit der Instrumente<br />

hier entsteht, auch szenische Konsequenzen<br />

haben? „Mit Sicherheit“,<br />

schmunzelt Claus Guth; „aber was sich<br />

daraus konkret ergibt, werden wir natürlich<br />

erst bei der Arbeit erfahren. Ich bin<br />

schon sehr gespannt!“<br />

Monika Mertl<br />

Wie Mozart heute<br />

polarisieren kann<br />

Der Da-Ponte-Zyklus in der Interpretation von Claus Guth und seinem<br />

Ausstatter Christian Schmidt geht in diesem Sommer erstmals komplett<br />

über die Bühne des Hauses für Mozart. Ein Work in Progress, weitab<br />

von vertrauten Konzepten, das im Lauf von sechs Jahren zu vielfältigen<br />

neuen Einsichten geführt hat. Drei der bekanntesten Mozart-Opern<br />

erweisen sich auf diesem Weg auch für heutige Verhältnisse als brisant.<br />

Le nozze di Figaro – ein „Spiel mit den unbegrenzten Möglichkeiten des Eros“ – 2009, Foto: Karl Forster<br />

Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) • Le nozze di Figaro • Opera buffa in vier Akten<br />

KV 492 • Text von Lorenzo Da Ponte (1749–1838) nach La Folle Journée, ou Le Mariage<br />

de Figaro von Pierre-Augustin Beaumarchais (1732–1799) • In italienischer Sprache mit<br />

deutschen und englischen Übertiteln • Musikalische Leitung: Robin Ticciati • Regie: Claus<br />

Guth • Bühnenbild und Kostüme: Christian Schmidt • Licht: Olaf Winter • Dramaturgie:<br />

Ronny Dietrich • Choreografie: Ramses Sigl • Choreinstudierung: Jörn H. Andresen •<br />

Simon Keenlyside (Il Conte Almaviva), Genia Kühmeier (La Contessa Almaviva), Marlis<br />

Petersen (Susanna), Erwin Schrott (Figaro), Katija Dragojevic (Cherubino), Marie<br />

McLaughlin (Marcellina), Franz-Josef Selig (Bartolo), Patrick Henckens (Basilio), Malin<br />

Christensson (Barbarina), Oliver Ringelhahn (Don Curzio), Adam Plachetka (Antonio),<br />

Uli Kirsch (Cherubim) • Orchestra of the Age of Enlightenment • Konzertvereinigung<br />

Wiener Staatsopernchor • Haus für Mozart: 27., 30. Juli, 4., 11. und 13. August <strong>2011</strong> •<br />

Karten in den Preiskategorien von € 120,– bis 370,– verfügbar<br />

Robin Ticciati, Foto: Chris Christodoulou<br />

8


Don Giovanni / Così fan tutte<br />

Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) • Don Giovanni • Dramma giocoso in zwei Akten<br />

KV 527 • Text von Lorenzo Da Ponte (1749–1838) • In italienischer Sprache mit deutschen<br />

und englischen Übertiteln • Musikalische Leitung: Yannick Nézet-Séguin • Regie: Claus<br />

Guth • Bühnenbild und Kostüme: Christian Schmidt • Licht: Olaf Winter • Dramaturgie:<br />

Ronny Dietrich • Choreografie: Ramses Sigl • Choreinstudierung: Jörn H. Andresen •<br />

Gerald Finley (Don Giovanni), Franz-Josef Selig (Il Commendatore, Donna Annas Vater),<br />

Malin Byström (Donna Anna, Don Ottavios Verlobte), Joel Prieto (Don Ottavio), Dorothea<br />

Röschmann (Donna Elvira, Dame aus Burgos), Erwin Schrott/Adrian Sâmpetrean (23.8.)<br />

(Leporello, Don Giovannis Diener), Christiane Karg (Zerlina, Bäuerin, Masettos Braut),<br />

Adam Plachetka (Masetto, Bauer) • Wiener Philharmoniker • Konzertvereinigung Wiener<br />

Staatsopernchor • Neueinstudierung • Haus für Mozart: 18., 20., 23., 27. und 29. August <strong>2011</strong><br />

Karten in den Preiskategorien von € 120,– bis 370,– verfügbar<br />

Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) • Così fan tutte ossia La scuola degli amanti<br />

Dramma giocoso in zwei Akten KV 588 • Text von Lorenzo Da Ponte (1749–1838) •<br />

In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln • Musikalische<br />

Leitung: Marc Minkowski • Regie: Claus Guth • Bühnenbild: Christian Schmidt •<br />

Kostüme: Anna Sofie Tuma • Licht: Olaf Winter • Dramaturgie: Andri Hardmeier •<br />

Choreografie: Ramses Sigl • Choreinstudierung: Jörn H. Andresen • Maria Bengtsson<br />

(Fiordiligi), Michèle Losier (Dorabella), Alek Shrader (Ferrando), Christopher<br />

Maltman (Guglielmo), Anna Prohaska (Despina), Bo Skovhus (Don Alfonso) • Les<br />

Musiciens du Louvre · Grenoble • Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor •<br />

Neueinstudierung<br />

Haus für Mozart: 5., 7., 15., 19., 21. und 26. August <strong>2011</strong><br />

Karten in den Preiskategorien von € 120,– bis 370,– verfügbar<br />

Yannick Nézet-Séguin, Foto: Marco Borggreve<br />

Marc Minkowski, Foto: Petra Coddington<br />

9


<strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong> <strong>2011</strong><br />

Die Festspielsaison <strong>2011</strong> hat Markus Hinterhäuser mit einem Zitat des italienischen Komponisten Luigi Nono überschrieben: „Das Ohr aufwecken,<br />

die Augen, das menschliche Denken“ – womit die eigentliche Aufgabe der Kunst umrissen ist. Mit Jochen Jung sprach der Intendant der <strong>Salzburger</strong><br />

<strong>Festspiele</strong> über den Sinn von Konzerten, sein Programm zum Abschied – und über die Grammatik der Musik.<br />

Haben Sie heute schon Musik gehört?<br />

Ich habe Die Winterreise geübt, zwei Stunden. Das mache<br />

ich oft so: Zwischen Terminen und Besprechungen<br />

verschwinde ich auf eine der Probebühnen. Da bin ich<br />

dann ganz allein, wie exterritorial.<br />

Die Winterreise ist ja Musik und Text.<br />

Was hat die Musik der Literatur und der<br />

bildenden Kunst eigentlich voraus?<br />

Ich würde nicht sagen, dass die Musik der Literatur<br />

oder der bildenden Kunst etwas voraus hat, sie hat andere<br />

Mitteilungsmöglichkeiten: sie folgt den Gesetzen<br />

einer außerordentlich abstrakten Grammatik, sie ist an<br />

einen zeitlich sehr definierten Ablauf gebunden. Der<br />

Klang entsteht und vergeht und ist in keiner Weise wiederholbar.<br />

Vielleicht ist Musik ja wirklich, wie Ferruccio<br />

Busoni es ausdrückte, „klingende Luft“.<br />

Sie ist an den einmaligen Ton gebunden …<br />

Ja, es ist der einmalige Ton. Und das Hören von Musik<br />

hat viel mit Erinnerung zu tun. Der Hörer kommt häufig<br />

mit einer sehr persönlichen Disposition in eine Aufführung.<br />

Er sucht sich bestimmte Konstellationen, eine bestimmte<br />

Musik, eine bestimmte Situation, die aus der<br />

Erinnerung abgerufen werden kann oder – wie Handke<br />

sagt – wiederholt werden kann. Nicht im Sinne der Wiederholung,<br />

sondern der Wieder-Holung. Erinnerung<br />

heißt: Man erinnert sich an bestimmte Tonfolgen, an bestimmte<br />

rhythmische Folgen, an eine Form, die gegeben<br />

ist. Irgendwann in der Musikgeschichte ist allerdings der<br />

Punkt erreicht, wo diese Parameter der – nennen wir es<br />

– „empirischen Erinnerung“ nicht mehr funktionieren:<br />

Man kann gewisse Tonfolgen, Formen, Rhythmen nicht<br />

mehr erinnern. Die Codes zur Entschlüsselung der Partituren<br />

werden deutlich andere; der Hörer ist sehr viel<br />

mehr allein gelassen und auf für ihn neue, suggestive und<br />

atmosphärische Eindrücke angewiesen.<br />

Es wäre der Sinn von Konzerten, diese Töne immer<br />

wieder neu anzuschlagen … Doch gehen wir vom<br />

einzelnen Konzerterlebnis zu <strong>Festspiele</strong>n im Allgemeinen<br />

über: Was verbinden Sie mit diesem Begriff<br />

„<strong>Festspiele</strong>“. Ist das noch ein zeitgemäßer Begriff?<br />

Ich würde nicht die Begrifflichkeit in Frage stellen.<br />

Das Zeitgemäße muss sich durch die Programmatik erschließen.<br />

<strong>Festspiele</strong> leben grundsätzlich von einer anderen<br />

Situation als Häuser, die das ganze Jahr über Oper,<br />

Schauspiel oder Konzerte veranstalten; sie leben von<br />

einer Situation, die zeitlich begrenzt ist. – Und <strong>Festspiele</strong><br />

sollten zu einer anderen Herausforderung aufrufen:<br />

Außergewöhnliches in Form und Inhalt, Konstellationen<br />

künstlerischer und gedanklicher Art, die tatsächlich für<br />

ein Festspiel gedacht sind. Solche programmatischen Situationen<br />

sind Aufforderungen zur Reflexion, zum Nachdenken<br />

über die Mitteilungsmöglichkeiten der Kunst.<br />

Die Kombination einzelner Programmpunkte<br />

erzeugt also etwas, was es im normalen<br />

Aufführungsbetrieb so nicht gibt?<br />

So sollte es sein. Natürlich entstehen dadurch auch<br />

Momente, die es dem Publikum nicht immer leicht machen,<br />

die in vielfacher Hinsicht – intellektuell und emotional<br />

– eine große Anforderung stellen. Und der künstlerisch<br />

Verantwortliche übernimmt dann die Aufgabe<br />

eines „Navigators“, der den Besucher durch Haupt- und<br />

Nebenwege einer solchen programmatischen Landschaft<br />

führt. Das ist aber keine Frage irgendeiner<br />

Wissenschaft: Man sollte niemandem vorschreiben, wie<br />

er Dinge zu hören oder zu erleben hat.<br />

Aber lenken kann man es doch.<br />

Ja, man kann eine sanfte Steuerung vornehmen, und<br />

die wird auch sehr gerne angenommen.<br />

Was unterscheidet denn die <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong><br />

von anderen?<br />

Es ist nicht zu leugnen, dass die <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong><br />

weltweit immer noch die stärkste Ausstrahlung haben.<br />

Das hat mit der Geschichte der <strong>Festspiele</strong> zu tun, und es<br />

hat auch mit dem – nennen wir es großzügigen – Format<br />

der <strong>Festspiele</strong> zu tun: Es gibt kein vergleichbares Festspiel<br />

auf der Welt, das Oper, Schauspiel und Konzert in<br />

dieser Größenordnung bietet.<br />

Aber nur die Menge kann es ja nicht sein.<br />

Nein, nicht nur die Menge. Es ist die Stärke der eigenen<br />

Geschichte, die Singularität, die Salzburg viele Jahre<br />

geprägt hat. Diese gibt es in dieser Form nicht mehr,<br />

aber die Kraft, die den <strong>Festspiele</strong>n allemal noch immanent<br />

ist, die Ausstrahlung – auch auf die Künstler –, ist<br />

immer wieder erstaunlich. Es ist ja auch bezeichnend,<br />

dass die wesentlichen <strong>Festspiele</strong>, wie eben Salzburg, Luzern,<br />

auch Aix-en-Provence oder Glyndebourne, abseits<br />

der Metropolen stattfinden. Diese Dialektik zwischen<br />

Intimität und Welt, zwischen Provinzialität und Offenheit,<br />

dieses Spannungsverhältnis ist bemerkenswert.<br />

Die <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong> kümmern sich in der<br />

Regel um die Kunst, die Musik, die wir aus Europa<br />

kennen. Würde es Sinn machen, sich etwas mehr der<br />

Weltkunst zu öffnen, der Kunst anderer Kulturen?<br />

Ich hab’ das ja in den neunziger Jahren im Rahmen des<br />

Zeitfluß-Festivals mit Tomas Zierhofer immer wieder<br />

gemacht. Mittlerweile bin ich da aber ein bisschen zurückhaltender<br />

geworden. Zurückhaltend in dem Sinn,<br />

dass ich nicht alle musikalischen Sprachen in ein Festspiel<br />

wie Salzburg für selbstverständlich integrierbar<br />

halte. In dem einen oder anderen Fall, in dem es programmatisch<br />

Sinn macht, kann man ja darüber nachdenken,<br />

aber niemals sollten diese musikalischen Sprachen<br />

als eine Art Fremdkörper oder gar als eine „kolonialisierende<br />

Vereinnahmung“ empfunden werden.<br />

Wenn Sie Programm machen, müssen Sie immer<br />

auch an das Publikum denken …<br />

Ich habe zwar eine Vorstellung von meinem Publikum,<br />

allerdings ist die Frage der Kenntnis des Publikums im<br />

Falle Salzburg ein wenig vermessen. Wir verkaufen für<br />

fünf Wochen 220.000 Karten und haben eine unüberschaubare<br />

Menge an Besuchern aus der ganzen Welt. Im<br />

Grunde genommen habe ich also keine Ahnung, wen das<br />

Programm anspricht, das ich mir ausgedacht habe. Außerdem<br />

herrscht eine außerordentlich starke Publikums-<br />

Fluktuation: Die Menschen, die in der ersten Woche da<br />

sind, sind bestimmt nicht in der vierten Woche da, und<br />

jene, die in der letzten Woche zu Gast sind, haben die<br />

zweite Woche nicht miterlebt. In dieser ständigen Fluktuation<br />

von Menschen, Bedürfnissen und Ansprüchen<br />

muss ich versuchen, eine Geschichte zu erzählen, die über<br />

den gesamten Zeitraum der <strong>Festspiele</strong> erfahrbar ist.<br />

Wenn Sie nun eine Abfolge sämtlicher Streichquartette<br />

von Schostakowitsch programmieren,<br />

wie stellen Sie sich den Hörer vor?<br />

Ich stelle ihn mir als jemanden vor, der bereit ist, diese<br />

ungeheure Abfolge von Leben, von Lebensentwicklung,<br />

von kompositorischer Entwicklung, die diesen 15<br />

Streichquartetten eingeschrieben ist, mitzuerleben, der<br />

bereit ist, sich auf so eine Reise einzulassen. Das Publikum<br />

ist ein starker Seismograf für Aufrichtigkeit. Es<br />

merkt sehr schnell, ob man es ernst nimmt, auch im Sinne<br />

einer Forderung.<br />

Das Publikum wird oft unterschätzt, und dabei<br />

will es sich doch herausfordern und offensichtlich<br />

auch konfrontieren lassen – da leistet<br />

dieses Riesenfestival auf bestimmten Gebieten<br />

ganz Außerordentliches und nimmt die Kunst<br />

sehr ernst.<br />

Hoffentlich ist das so. Die Kunst nehme ich ganz bestimmt<br />

sehr ernst und ich nehme ganz bestimmt die<br />

Menschen, die ich einlade, sowohl die Musiker als auch<br />

das Publikum, sehr ernst. Ein Beispiel sind die Kammermusik-Konzerte<br />

oder auch die Szenen: Die Mahler-<br />

Szenen etwa sind weit entfernt davon, eine zyklische Aufführung<br />

dieses gar nicht so riesigen Werkes von Mahler<br />

vorzunehmen. Ich könnte ganz einfach die neun Mahler-<br />

Symphonien programmieren, auch sämtliche Lieder aufführen,<br />

das wäre überhaupt kein Problem. Aber das ist<br />

nicht das, was ich möchte.<br />

Ich habe unlängst in einem Interview gesagt, „Mahlers<br />

Musik verändert den Herzschlag“. Wenn man das ernst<br />

nimmt und versucht, diese Veränderung des Herzschlags<br />

irgendwie erlebbar zu machen, dann hat man plötzlich<br />

ganz andere Möglichkeiten, mit dem Kosmos Gustav<br />

Mahler umzugehen.<br />

Dieses – wie Alfred Brendel es nennt – „Nachdenken<br />

über Musik“ bietet sich mir auch in der Reihe Kontinente<br />

und in deren Spiegelungen im Gesamtprogramm. Es ist<br />

ein Privileg von <strong>Festspiele</strong>n, an einem Abend den<br />

Macbeth von Verdi mit zwei ganz großen Meistern wie<br />

Riccardo Muti und Peter Stein erleben zu können und<br />

am nächsten Abend den Macbeth von Sciarrino – eine<br />

Konstellation, die man anderswo in dieser Form ganz<br />

sicher nicht hören wird. Oder Luigi Nonos Prometeo in<br />

der Umgebung der letzten drei Schubert-Sonaten, des<br />

Streichquintetts von Schubert …<br />

Wenn so ein Abend nun gelingt und der einmalige<br />

Ton erklungen ist, ist dann das Ereignis Beethoven<br />

gewesen oder der interpretierende Künstler?<br />

Was mich wirklich glücklich macht ist, wenn folgende<br />

Situation entsteht: Eine heterogene Ansammlung von<br />

Menschen, mit ihren unterschiedlichen Tagesabläufen,<br />

Dispositionen und – davon sprachen wir ja am Anfang<br />

– mit ihren Erinnerungen an Musik, kommt an einem<br />

bestimmten Termin zusammen, um zu hören. Das Schönste<br />

ist, wenn aus dieser Heterogenität etwas Homogenes,<br />

wenn der ganze Saal ein Ohr, ein einziges Hören wird<br />

– dann stimmt es. Dann stellt sich nicht die Frage, ob<br />

Pollini oder Beethoven das Ereignis war. Dann entsteht<br />

etwas, das mit Verständigung zu tun hat, wo man – um<br />

nochmals mit Peter Handke zu sprechen – eines Sinnes<br />

ist: der Interpret, das Publikum, der Veranstalter. Man<br />

verlässt diesen Raum und ist, zumindest für eine kurze<br />

Zeit, in diesem Leben verändert.<br />

Gustav Mahler, 1907<br />

© akg/Imagno/Moriz Nähr<br />

„Nachdenken über Musik“<br />

Das programmatische Herzstück der Konzerte <strong>2011</strong> bilden die Reihen Der Fünfte Kontinent<br />

und die Mahler-Szenen. Die Kontinente stellen im fünften Jahr ihres Bestehens<br />

exemplarische Kompositionen der letzten Jahrzehnte einander gegenüber. Neben Luigi<br />

Nonos Tragedia dell’ascolto Prometeo präsentiert Der Fünfte Kontinent zwei Musiktheaterwerke:<br />

Morton Feldmans rätselhafte Oper Neither nach einem Text von Samuel Beckett<br />

und Macbeth von Salvatore Sciarrino. Nach dem großen Erfolg von Jagden und Formen<br />

im Kontinent Rihm 2010 ist Sasha Waltz erneut mit einer Choreografie zu Gast: Continu<br />

basiert auf Edgard Varèses kraftvollem Orchesterwerk Arcana sowie Musik von Claude<br />

Vivier und Iannis Xenakis. Am Programm stehen außerdem John Cages von japanischen<br />

Zen-Gärten inspiriertes Werk Ryoanji, Karlheinz Stockhausens epochaler Zyklus der Klavierstücke<br />

I bis XI mit Marino Formenti sowie sein elektronisches Spätwerk Cosmic<br />

Pulses und zwei Streichquartette von Giacinto Scelsi. Der österreichische Komponist<br />

Georg Friedrich Haas ist mit in vain und seinem Streichquartett Nr. 3 vertreten.<br />

Der neunteilige Zyklus der Mahler-Szenen setzt sich mit dem Jahresregenten <strong>2011</strong> auseinander,<br />

der wegweisend für die Musik des 20. Jahrhunderts wurde. „Was man in den<br />

Mahler-Szenen hören und erleben kann, ist ein ganzer Komplex von Musik, der Mahlers<br />

Werke in besonderen Konstellationen zeigt: sei es Das Lied von der Erde in der Klavierfassung<br />

mit András Schiff oder die Vierte Symphonie in einer Fassung für Kammerensemble<br />

vom Schönberg-Schüler Erwin Stein; sei es das Phänomen der Soldatenlieder<br />

bei Mahler, die mit Ullmanns Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke<br />

verbunden werden … Das ist meine Art, mit Gustav Mahler umzugehen“, erläutert<br />

Markus Hinterhäuser.<br />

Detaillierte Infos unter www.salzburgerfestspiele.at<br />

10<br />

Luigi Nono<br />

Foto: SZ Photo/picturedesk.com


Markus Hinterhäuser, Foto: Luigi Caputo<br />

Erkundung einer Welt im Hören<br />

Markus Hinterhäuser, in den vergangenen<br />

vier Jahren Konzertchef der <strong>Festspiele</strong> und<br />

<strong>2011</strong> deren Intendant, ist es seit jeher darum<br />

gegangen, die gewohnten Bahnen des<br />

Hörens, der Wahrnehmung und des Denkens<br />

über Musik zu erweitern. Schon seine<br />

Arbeit für das Zeitfluß-Festival im Rahmen<br />

der <strong>Festspiele</strong>, das er zwischen 1993 und<br />

2001 gemeinsam mit Tomas Zierhofer-Kin<br />

gestaltete, stand unter diesem Zeichen. In<br />

den vergangenen Festspielsommern ist<br />

Hinterhäuser als Verantwortlicher für das<br />

Konzertprogramm jedoch noch einen entscheidenden<br />

Schritt weitergegangen.<br />

Zeitgenössische Musik bildete hier nicht<br />

bloß programmatische Inseln innerhalb eines<br />

traditionell fundierten Reigens gängiger<br />

Veranstaltungen. Und sie fungierte<br />

auch nicht als Kontrapunkt zum Gewohnten,<br />

etwa in Form von „Sandwich“-Konzerten,<br />

bei denen ein modernes Stück beziehungslos<br />

zwischen Bekömmliches gesteckt<br />

wird. Sondern sie trat in den umsichtig<br />

komponierten Gesamtprogrammen in einen<br />

echten Dialog mit ihrem jeweiligen<br />

Umfeld, das dadurch ebenso in einem veränderten<br />

Licht erschien. Die Kontinente<br />

und Szenen wurden zu den bestimmenden<br />

Leitlinien, in denen es nicht nur darum<br />

ging, Komponisten des 19. Jahrhunderts<br />

bzw. der Gegenwart möglichst umfassend<br />

zu porträtieren, sondern vor allem darum,<br />

Zusammenhänge aufzuzeigen, die sonst oft<br />

im Verborgenen liegen. Und dies wirkte bis<br />

in die traditionellen Orchesterkonzerte,<br />

Liederabende, Solisten- und Kammerkonzerte<br />

hinein. Denn, so Hinterhäuser,<br />

„manchmal sind es gerade die kleinen Umwege,<br />

die dann doch ins Zentrum führen<br />

und die sehr erhellend sein können.“<br />

Eine Zentralfigur der Moderne<br />

<strong>2011</strong> ist das grundsätzlich nicht anders,<br />

auch wenn das Konzertprogramm in diesem<br />

Jahr eine nochmalige Verdichtung bietet.<br />

Zum einen ist schon Gustav Mahler,<br />

dem heuer die Szenen gewidmet sind, eine<br />

Zentralfigur der Moderne. Zum anderen<br />

überrascht der Kontinent dieses Mal mit<br />

einer ungewöhnlichen Ausrichtung. Um<br />

zunächst bei Mahler zu bleiben: Hier<br />

verdeutlicht jedes der Konzerte dessen<br />

enorme musikgeschichtliche Wirkung, etwa<br />

seine Bedeutung für die Wiener Schule<br />

rund um Arnold Schönberg, Alban Berg<br />

und Anton Webern, aber auch für Dmitri<br />

Schostakowitsch, dem zugleich ein Streichquartett-Zyklus<br />

mit dem Mandelring Quartett<br />

gilt. In den Kammer- und Solistenkonzerten<br />

setzen sich wie in den vergangenen<br />

Jahren die Programmlinien rund um Kontinent<br />

und Szenen fort, ebenso wie bei den<br />

Liederabenden, wo ebenfalls einmal Werke<br />

von Mahler und Schostakowitsch nebeneinandergestellt<br />

werden – interpretiert von<br />

Matthias Goerne und Leif Ove Andsnes.<br />

Mahlers eigene Werke erklingen eher nur<br />

ausnahmsweise in der gewohnten Form,<br />

etwa die Zweite Symphonie (mit dem Simón<br />

Bolívar Symphony Orchestra of Venezuela<br />

unter Gustavo Dudamel) oder die Siebente<br />

(mit den Berliner Philharmonikern unter<br />

Sir Simon Rattle), ansonsten aber in Fassungen,<br />

die aufhorchen lassen: Die Vierte<br />

Symphonie in der Bearbeitung für Kammerensemble<br />

des Schönberg-Schülers Erwin<br />

Stein, Das Lied von der Erde mit Klavier<br />

statt Orchester. Und neben der Konfrontation<br />

von Mahlers Musik mit Komponisten<br />

des 20. Jahrhunderts wie Alfred Schnittke,<br />

Charles Ives oder Karl Amadeus Hartmann<br />

(u.a. mit der Camerata Salzburg unter Kent<br />

Nagano) geht der Blick auch in Richtung<br />

von Komponisten, die für Mahler wichtig<br />

waren, Schubert etwa – oder die geniale<br />

Erste Symphonie des früh verstorbenen,<br />

von Mahler hoch geschätzten Hans Rott.<br />

Hinterhäuser: „Das ist ein symphonischer<br />

Koloss, der im Zusammenhang mit Mahler<br />

wirklich interessant ist. Merkwürdigerweise<br />

hat er dieses Stück als Dirigent nie<br />

aufgeführt, obwohl er genügend Gelegenheiten<br />

dazu gehabt hätte.“<br />

Rückschau und Ausblick<br />

Bei den Kontinenten hat sich Markus Hinterhäuser<br />

heuer nicht für einen einzigen<br />

Komponisten entschieden – wie übrigens<br />

schon bei der fünften Ausgabe von Zeitfluß<br />

vor zehn Jahren, wo ebenfalls eine Art Zusammenschau<br />

programmiert wurde. Eine<br />

ähnliche Situation gibt es nun wieder, wobei<br />

der Rückblick unter dem Titel Der<br />

Fünfte Kontinent nicht nur die letzten vier<br />

Jahre, sondern auch die frühere Festivalreihe<br />

umfasst. Luigi Nonos Prometeo, der<br />

damals am Beginn von Zeitfluß stand, ist<br />

heuer noch einmal zu erleben – und zwar<br />

in der größtenteils selben Besetzung wie<br />

1993; die Tragedia dell’ascolto steht am Beginn<br />

dreier bedeutender Musiktheaterwerke<br />

der jüngsten Musikgeschichte. Salvatore<br />

Sciarrino, im Jahr 2008 selbst Mittelpunkt<br />

eines <strong>Salzburger</strong> Kontinents, ist mit seinem<br />

Macbeth vertreten – übrigens in unmittelbarer<br />

zeitlicher Nachbarschaft mit der<br />

gleichnamigen Verdi-Oper. Morton Feldmans<br />

Oper Neither schlägt wiederum den<br />

Bogen zurück zu einer Zeitfluß-Ausgabe,<br />

während zwei Streichquartette von Giacinto<br />

Scelsi den Protagonisten des ersten<br />

Kontinents von 2007 in Erinnerung rufen.<br />

Daneben stehen große Namen, die für die<br />

<strong>Salzburger</strong> Festspielprogramme der letzten<br />

Zeit allesamt eine Bedeutung hatten – wie<br />

John Cage, Edgard Varèse, Gérard Grisey,<br />

Georg Friedrich Haas, Karlheinz Stockhausen,<br />

Claude Vivier oder Iannis Xenakis.<br />

„Ich glaube sagen zu können, dass jetzt ein<br />

Punkt erreicht ist, wo die Frage nach der<br />

Berechtigung von zeitgenössischer Musik<br />

bei einem Festival wie den <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong>n<br />

einfach nicht mehr gestellt werden<br />

darf. Das ist völlig selbstverständlich geworden“,<br />

resümiert Markus Hinterhäuser.<br />

Daniel Ender<br />

Karten für diverse Konzerte auf Anfrage<br />

im Kartenbüro oder online über<br />

www.salzburgfestival.at verfügbar<br />

der fünfte Kontinent<br />

sponsored by Roche<br />

Morton Feldman<br />

Foto: Manfred Melzer/Bildarchiv IMD<br />

Edgard Varèse<br />

Foto: Bettmann/Corbis<br />

Karlheinz Stockhausen<br />

Foto: akg-images<br />

John Cage<br />

Foto: Erich Hartmann/Magnum Photos<br />

11


Peter Handke<br />

Immer noch Sturm<br />

Hans Höller: Handkes Theaterstück geht von einem<br />

Traum aus, der für sein ganzes Schriftstellerleben<br />

wichtig geworden ist. Am 13. Jänner<br />

1963 schrieb der Zwanzigjährige, der in Graz Jus<br />

studierte, seiner Mutter nach Griffen, er habe<br />

von seinem Onkel Gregor geträumt. Im Traum,<br />

den er gleich nach dem Aufwachen für die Mutter<br />

aufschreibt, sei er, als Gregor, im Krieg von<br />

seinem Feldlager aufgestanden und desertiert.<br />

Er wusste, dass er auf der Flucht seinen Bruder<br />

Hans treffen würde, der mit ihm gehen sollte.<br />

Dieser Traum enthält bereits bis in Details<br />

Handkes literarischen Mythos, der auf die Familiengeschichte<br />

der Mutter zurückgeht. Zwei<br />

Brüder der Mutter, Kärntner Slowenen, sind<br />

als zwangsrekrutierte Wehrmachtssoldaten im<br />

Hitlerkrieg gefallen, und diese Tragödie bildet<br />

das Zentrum von Handkes immer wieder neu<br />

abgewandeltem Familienmythos. – In Immer<br />

noch Sturm ‚träumt‘ Handke für diese beiden<br />

Brüder eine andere Geschichte, in der sie als<br />

slowenische Widerstandskämpfer gegen den<br />

NS-Staat erscheinen.<br />

Thomas Oberender: Eine bizarre Idee, seine eigenen<br />

Vorfahren in einer Art Geisterbeschwörung<br />

hervortreten zu lassen. Herbeigerufen<br />

durch einen Erzähler behalten sie dennoch eine<br />

eigene Realität – in einer Zeitreise, die nicht nur<br />

linear abläuft, die in Schleifen, Brüchen, komplexen<br />

Überlagerungen von verschiedenen Zeitebenen<br />

funktioniert: der politischen und der<br />

natürlichen Zeit, der Zeit der Landschaften. In<br />

ihrer filigranen Hermetik, in ihrer dramatischen<br />

Form ist sie beispiellos.<br />

Hans Höller: Ich glaube auch, dass die besondere<br />

Form dieses Stücks darin liegt, wie es die Vielfalt<br />

der Formen der Zeiterfahrung theatersprachlich<br />

darstellt. Das erscheint einem ganz ungewöhnlich<br />

für ein politisches Drama, erinnert<br />

eher an den modernen Zeitroman. Auch die<br />

„Hermetik“, von der Sie sprechen, ist ja für ein<br />

geschichtliches Familiendrama nichts Selbstverständliches.<br />

Alles ist hier mehrdeutig, hat verborgene<br />

Bedeutungen. Der Apfelbaum, gleich im<br />

ersten Bühnenbild, der im Fortschreiten der Zeit<br />

geradezu seismografisch auf die Geschichte<br />

reagiert, ruft die vielen Apfelszenen und mythologischen<br />

Anspielungen in Handkes Werk in Erinnerung.<br />

Aber das Obstbaubuch des Onkel<br />

„Gregor“ hat es in Handkes Familie wirklich gegeben<br />

und es ist dort wie ein Schatz aufbewahrt<br />

worden. Viele literarische Gestalten tragen bei<br />

Handke den Namen des einen der im Krieg gefallenen<br />

Brüder der Mutter, aber „Gregor“ ist<br />

‚zufällig‘ auch der Name von Kafkas „Gregor“,<br />

von dessen familiärem Scheitern sich Handkes<br />

Werk jedes Mal wieder neu absetzt, in diesem<br />

letzten Stück eben mit „Gregor“, der sich gegen<br />

die NS-Zwangsherrschaft erhebt und zu den Partisanen<br />

geht.<br />

Thomas Oberender: Der große Impuls – auch in<br />

Immer noch Sturm – ist es zu zeigen: Die Kärntner<br />

Slowenen waren einmal Sieger. Einmal hat<br />

dieses Volk die Tat gewagt. Einmal hat es sich<br />

befreit, und zwar als eines der ganz wenigen in<br />

Europa hat sich ein Volk wirklich zum Widerstand<br />

entschieden. Dieser Geste will Handke in<br />

dem Stück – neben seiner Familiengeschichte –<br />

auch historische Gerechtigkeit widerfahren lassen.<br />

Darin manifestiert sich zugleich auch die<br />

Tragödie, denn Handke zeigt, dass die Tat auch<br />

in die Schuld führt. Die Menschen, die damals<br />

für die Freiheit gekämpft haben, waren Menschen,<br />

die getötet haben, die töten mussten und<br />

die das wiederum als eine Tragödie ihres Lebens<br />

In seinem neuesten Stück Immer noch Sturm<br />

versammelt Peter Handke seine Vorfahren unter einem<br />

Apfelbaum auf dem Jaunfeld und komponiert ein<br />

berührendes Familiendrama vor dem Hintergrund der<br />

Partisanenkämpfe der Kärntner Slowenen gegen die<br />

Nationalsozialisten. Das Handke , sche „Ich“ trifft auf<br />

seine Großeltern und deren Kinder: auf die eigene<br />

Mutter, seine Tante und Onkel. Die Familienmitglieder<br />

begleiten den Erzähler bis in die Träume,<br />

fliehen ihn wieder, schweigen – und stimmen schließlich<br />

einen polyphonen „Gesang auf das Leben“ an.<br />

Anlässlich der Uraufführung von Immer noch Sturm<br />

bei den <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong>n sprachen Schauspielchef<br />

Thomas Oberender und der Germanist Hans Höller<br />

über Handkes tief bewegende Zeitreise.<br />

Peter Handke, Foto: Martin Vukovits<br />

erfahren. Handke sagt das ganz unmissverständlich:<br />

Menschen, die eigentlich Bauern sind, die<br />

Pflanzen säen, die zum Leben bringen, kommen<br />

durch die Läufe der Geschichte in eine Situation,<br />

da sie um ihre Sprache und um ihre Würde<br />

kämpfen mussten – und darin natürlich das<br />

Schicksal ihrer Beherrscher teilten, spiegelbildlich.<br />

Hans Höller: Immer noch Sturm gedenkt der Opfer<br />

des Befreiungskampfes, und das Stück kommt<br />

nicht davon los, dass durch den bald danach einsetzenden<br />

Kalten Krieg alles wie vergeblich gewesen<br />

ist. Ja, es zeigt auch die Entstellungen, die<br />

der Kampf auf der Seite des Widerstands mit<br />

sich brachte, die tödliche Disziplin in den eigenen<br />

Reihen. Wenn Ursula, selbst Partisanin, den<br />

Eltern von der namenlosen Verzweiflung eines<br />

jungen Partisanen vor seiner Hinrichtung berichtet,<br />

liegt in diesem Bericht ein äußerster<br />

Ausdruck der Verzweiflung, ein Entsetzen, das<br />

nur selten in der Literatur – vielleicht in Heiner<br />

Müllers Wolokolamsker Chaussee – zu einer solchen<br />

Sprachgewalt finden konnte.<br />

Thomas Oberender: Wenngleich der Ernst der<br />

Sache fast erdrückend ist, das Stück hat etwas<br />

Befreiendes, Erhebendes. Es ist in einer so filigranen<br />

Weise verästelt und verzweigt und erschließt<br />

sich nicht beiläufig. Ambivalent ist auch<br />

die Rolle des Autors, diese alte Figur vom Trickster:<br />

Er ist zugleich Autor und Schauspieler in<br />

dem Stück; er spielt mit, spielt vor, führt in gewissem<br />

Sinne Regie, wird aber auch das Opfer<br />

von seinem Traumspiel und diesem Blick auf<br />

sich selbst. Was ist das für ein Schriftsteller, hinter<br />

dem wir nicht zu Unrecht Handke selber vermuten<br />

dürfen?<br />

Hans Höller: Handkes eigene Biografie als Kind<br />

eines Soldaten der deutschen Wehrmacht und<br />

einer slowenischen Mutter wird hier zum Gleichnis<br />

der familiären und politischen Konflikte in<br />

Kärnten. Aber seine Person und sein Werk und<br />

die schöne Zweisprachigkeit dieses Stücks verweisen<br />

auch auf die Idee einer rettenden Aufhebung<br />

dieser sprachlichen und kulturellen Gegensätze,<br />

und das Stück selbst wird, davon bin ich<br />

überzeugt, zur längst fälligen politischen Lösung<br />

dieses Konflikts beitragen.<br />

Wenn der Autor selbst auf der Bühne zur literarischen<br />

Figur wird, wiederholt sich letztlich<br />

etwas, was sein fragendes Schreiben von Beginn<br />

an bestimmt: sich selber im Erzählen gegenübertreten<br />

zu können, mehr über sich zu erfahren und<br />

sich auf befreiende Weise mit der Vergangenheit<br />

auseinanderzusetzen. Die Ich-Thematik, die<br />

Handke so oft zum Vorwurf gemacht wurde, ist<br />

Teil der politischen Komplexität des Stücks, insofern<br />

es Ich-Geschichte und Historie verschränkt<br />

und den subjektiven Bedingungen und<br />

Möglichkeiten des Handelns nachgeht.<br />

Thomas Oberender: Es ist auch Teil der Komplexität<br />

dieses Stückes, dass es nicht nur die Geschichte<br />

von Helden erzählt – es waren ja auch<br />

nicht alle Helden in dieser Familie –, sondern<br />

dass es auch die Kehrseite, nämlich die der Tragödie,<br />

mitteilt. Mit diesen Ambivalenzen entlässt<br />

das Stück den Zuschauer. Denn es zelebriert<br />

eben nicht die naive Wiederherstellung von<br />

Herrlichkeit, sondern zunächst die große Feier<br />

eines Traums, der auch Züge eines Alptraums in<br />

sich trägt und mit einer gewissen Melancholie<br />

am Ende feststellt, dass die Glücksmomente,<br />

diese kurzen Phasen, in denen sich all das gelohnt<br />

hat, vorüber sind – und wie es weitergeht,<br />

ist völlig ungewiss.<br />

Peter Handke (*1942) • Immer noch Sturm • Regie: Dimiter Gotscheff • Bühnenbild: Katrin Brack • Kostüme: Ellen Hofmann • Musik: Sandy Lopicic • Dramaturgie:<br />

Beate Heine • Mit Bibiana Beglau, Bernd Grawert, Jens Harzer, Matthias Leja, Gabriela Maria Schmeide, Oda Thormeyer, Tilo Werner u.a. • Koproduktion mit dem<br />

Thalia Theater Hamburg • Uraufführung • Perner-Insel, Hallein: 12., 17., 18., 23., 24., 26., 27. August <strong>2011</strong> • Karten zu E 15,– bis 95,– • Busshuttle ab Reichenhaller Straße<br />

Jenseits der Grenze<br />

Vom 13. bis 19. August wird sich die Edmundsburg zu einem Ort „Jenseits der<br />

Grenze“ verwandeln – Lesungen, Gespräche und Filmaufführungen bilden ein<br />

Begleitprogramm zu Handkes literarischer Welt.<br />

Das Buch der Namen • Mit Jens Harzer<br />

Edmundsburg: 13. August, 19.30 Uhr • Karten: € 10,–<br />

Unheimliche Heimat • Mit Klaus Amann und Marina Jamritsch<br />

Edmundsburg: 14. August, 19.30 Uhr • Karten: € 10,–<br />

Über die Dörfer ins Neunte Land • Mit Wim Wenders und Fabjan Hafner<br />

Edmundsburg: 15. August, 19.30 Uhr<br />

Das Pathos der Stimmlosen • Mit Hans Höller und Thomas Oberender<br />

Im Anschluss: Falsche Bewegung (1975), Regie: Wim Wenders,<br />

Buch: Peter Handke<br />

Edmundsburg: 16. August, 19.30 Uhr • Karten: € 10,–<br />

W.G. Sebald • Jenseits der Grenze • Mit Markus Boysen und Malte Herwig<br />

Edmundsburg: 18. August, 19.30 Uhr • Karten: € 10,–<br />

Der Autor als Regisseur: Die linkshändige Frau • Mit Peter Stephan Jungk und<br />

Heide Schlüpmann<br />

Edmundsburg: 19. August, 19.30 Uhr • Karten: € 10,–<br />

Peter Handke • Die Wiederholung • Mit Gert Voss<br />

<strong>Salzburger</strong> Landestheater: 20. August, 19.30 Uhr • Karten: € 35,–<br />

12


Die vier Himmelsrichtungen<br />

Roland Schimmelpfennig<br />

Die Festspielsaison im Landestheater beginnt<br />

mit einer Uraufführung des neuen Stückes von<br />

Roland Schimmelpfennig in seiner eigenen Regie.<br />

Die vier Himmelsrichtungen erzählt die<br />

Geschichte von vier Menschen, die in einer Großstadt<br />

aus allen Himmelsrichtungen aufeinandertreffen,<br />

wobei sich die schicksalhaften Verbindungen<br />

ihrer Lebensläufe und ihrer tödlichen Verwicklungen<br />

durch raffinierte Perspektivwechsel<br />

und Rückblenden erst ganz zum Schluss offenbaren.<br />

Die Aufführung bringt nicht nur das Festspieldebüt<br />

des zur Zeit meistgespielten deutschen<br />

Gegenwartsdramatikers, Roland Schimmelpfennig,<br />

als Bühnenautor und Regisseur – erstmals ist<br />

auch der gefeierte Schauspieler Ulrich Matthes in<br />

Salzburg zu erleben; an seiner Seite Kathleen<br />

Morgeneyer, Almut Zilcher und Sven Lehmann.<br />

Ulrich Matthes ist ein durch und durch bezwingender<br />

Schauspieler – „einer unserer Besten“, wie<br />

die FAZ konstatierte. Seit 2004 festes Ensemblemitglied<br />

am Deutschen Theater in Berlin,<br />

reüssierte er dort etwa unter Jürgen Gosch in<br />

Wer hat Angst vor Virginia Woolf? oder als<br />

Onkel Wanja. Zuletzt war er 2010 in Schimmelpfennigs<br />

Peggy Pickit sieht das Gesicht Gottes<br />

in der Regie von Martin Kušej zu sehen. Bekannt<br />

ist Matthes aber auch aus Film und Fernsehen:<br />

Er spielte beispielsweise in Christian Schwochows<br />

Novemberkind, in Volker Schlöndorffs Der<br />

neunte Tag oder Oliver Hirschbiegels Der<br />

Untergang. Und er wurde mit zahlreichen<br />

Preisen bedacht: „Schauspieler des Jahres“<br />

wurde er gleich mehrfach.<br />

Man achtet (fast) immer auf ihn. Es können<br />

die schönsten Frauen, die wildesten Jungs<br />

auf der Bühne stehen. Kaum hat man sie<br />

wahrgenommen, schaut man wieder, was<br />

Matthes macht. Der Schauspieler Ulrich<br />

Matthes hat dieses Unbeschreibliche, das auch Männer,<br />

die mit den Blicken bevorzugt den Frauen nachjagen, dazu<br />

bewegt, die Augen auf ihn zu richten, sobald er die Bühne<br />

betritt. Dieses Verdichtete, Konzentrierte, im Ausschreiten<br />

Kluge, Beherrschte, vielleicht auch Berechnete, das nie<br />

bloß Manier, nie bloß ein leeres Versprechen, sondern<br />

immer auch ein Lauern auf den Moment ist, in dem er<br />

Verborgenes loslassen kann: die Lust an der Auflösung.<br />

Hingabe. Die Lust, sich in Zustände fallen zu lassen, die<br />

jenseits des Spektrums gewohnter Gemütslagen warten.<br />

Wenn man in einer Aufführung einen seiner Partner bewundert,<br />

der es weit treibt beim Spielen, wird man am<br />

Ende der Szene einen Matthes erlebt haben, der noch weiter<br />

ging beim Eintauchen in menschliche Schwächen und<br />

Abgründe und dabei immer wieder den Schauspieler vorkehrt,<br />

der uns alles, was er spielt, nur vormacht, um uns<br />

ein Abbild vom Wesen des Menschen zu zeigen. Er hat die<br />

inneren Welten des Menschlichen so weit ausgeschritten,<br />

dass er sich beim Spielen nicht ins blinde Umhertasten<br />

stürzen muss, um die Leute zu bannen, sondern zurückkehren<br />

kann ins Vertraute, wie es dem zum Wiederholen verdammten<br />

Schauspieler auferlegt ist. Dieses Vertraute lässt<br />

er beim Spiel mit den Partnern wie nie geschaut aufleuchten,<br />

indem er ihnen in jeder Szene den Kampf anträgt, der<br />

nur einen Sieger kennt. Es ist selten ein andrer als er.<br />

Wie macht er das? Was ist sein Geheimnis? Man ahnt es,<br />

wenn man sich anhört, wie er über Theater redet. Wenn<br />

man erlebt, wie er sich von keiner der Verirrungen des<br />

Metiers, an denen andre verzweifeln, davon abbringen<br />

lässt, den Glauben an die Botschaft des spielenden Menschen<br />

wie eine Religion hochzuhalten. Selbst in den Manifestationen<br />

des Schwachsinns, die wir oft auf der Bühne<br />

verkörpert sehen, kann er den glitzernden Funken des<br />

Andren erkennen, der uns daran erinnert, dass ein Schauspieler<br />

mehr zu erzählen hat als das, was die Regie ihm an<br />

Maske, Verstellung und Handicap aufzwingt. Den offenen,<br />

neugierigen, alles Verzerrte durchdringenden Blick, den er<br />

dem Theater als Zuschauer entgegenbringt, wendet der<br />

Kluge und Listige auch beim Spielen an. Man kann diesen<br />

Schauspieler nicht dazu verführen, den Glauben an das zu<br />

verraten, was für ihn das Unverzichtbare ist: die Würde,<br />

die Schönheit, die Klugheit, die zu hoher Form veredelte<br />

Handwerkskunst, die zur gemeinsten Entblößung bereite<br />

Wahrheitsliebe des Menschen. Da sich der Sinn des Festspiels<br />

darin erfüllt, das Besondere zu zeigen, war es nur<br />

eine Frage der Zeit, wann Ulrich Matthes auf einer <strong>Salzburger</strong><br />

Bühne erscheint.<br />

Michael Eberth<br />

Ulrich Matthes – hier in Roland Schimmelpfennigs Peggy Pickit<br />

sieht das Gesicht Gottes 2010 am Deutschen Theater Berlin – ist<br />

im Sommer erstmals zu Gast bei den <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong>n<br />

Foto: Arno Declair<br />

Roland Schimmelpfennig (*1967) • Die vier Himmelsrichtungen • Regie: Roland Schimmelpfennig • Bühnenbild/Kostüme: Johannes Schütz • Dramaturgie: Ulrich Beck •<br />

Ulrich Matthes (Ein Mann), Kathleen Morgeneyer (Eine junge Frau), Sven Lehmann (Ein kräftiger Mann), Almut Zilcher (Eine Frau) • Koproduktion mit dem Deutschen<br />

Theater Berlin • Uraufführung • <strong>Salzburger</strong> Landestheater: 30., 31. Juli, 2., 3., 4., 5. und 6. August <strong>2011</strong> • Karten in den Preiskategorien von € 10,– bis 120,– verfügbar<br />

Wir danken unseren Sponsoren<br />

und Freunden für ihre Treue.<br />

Helga Rabl-Stadler<br />

Präsidentin der <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong><br />

Die <strong>Salzburger</strong><br />

<strong>Festspiele</strong> danken<br />

all ihren Sponsoren<br />

und Mäzenen, vor allem<br />

auch dem starken Verein der<br />

Freunde und den öffentlichen Subventionsgebern:<br />

Bund, Land, Stadt und<br />

Tourismusförderungsfonds.<br />

Mit Nestlé haben wir den Young Conductors<br />

Award erfunden, den wir seit dem Vorjahr vergeben.<br />

Audi hatte die einmalige Idee, eine Festspielaufführung<br />

pro Saison nach Ingolstadt einzuladen. Siemens<br />

ermöglicht durch die Siemens Festspielnächte am Kapitelplatz<br />

eine Öffnung der <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong>. Uniqa verbindet ihr Engagement<br />

in den ehemaligen kommunistischen Ländern mit dem Engagement<br />

für die <strong>Festspiele</strong> dort. Credit Suisse bringt als Global Player Gäste<br />

aus der ganzen Welt zu uns und unterstützt zudem das Young Singers Project.<br />

Montblanc sponsert seit der Gründung 2002 das Young Directors Project.<br />

A. Lange & Söhne ermöglicht die Realisierung einer Oper zu Pfingsten. Und dank Roche<br />

können wir die Festspielfenster für die zeitgenössische Musik weit öffnen. Der Gastorchester-Zyklus<br />

wird in den nächsten Jahren von der Borusan Holding unterstützt. Die Verwirklichung<br />

der Residenzen des Simón Bolívar Symphony Orchestra und des West-Eastern Divan<br />

Orchestra wird durch die Unterstützung von Herrn Dr. h.c. Erich Schumann (1930–2007) ermöglicht.<br />

Foto: <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong>/Luigi Caputo


Johann Wolfgang von Goethe<br />

Faust I & II<br />

Nicolas Stemann, zuletzt 2008 mit<br />

Friedrich Schillers Räubern zu Gast<br />

in Salzburg, inszeniert in dieser<br />

Saison die deutsche Tragödie<br />

schlechthin: An vier Wochenenden<br />

bringt er beide Teile von Goethes<br />

Faust als Marathon-Vorstellungen<br />

auf der Perner-Insel in Hallein heraus.<br />

In den Hauptrollen sind u.a.<br />

Philipp Hochmair, Sebastian<br />

Rudolph und Patrycia Ziolkowska<br />

zu sehen.<br />

Goethes Menschheitsparabel wirkt<br />

gerade in der jüngsten Vergangenheit<br />

in ihrer Brisanz verstörender<br />

und aktueller denn je.<br />

Sebastian Rudolph, Foto: Krafft Angerer Patrycia Ziolkowska, Foto: Jeanne Degraa Philipp Hochmair, Foto: Georg Tedeschi<br />

Am Ende wird nichts gewonnen<br />

sein. Seinsgewissheit<br />

nicht, keine Welt. Auch, oder<br />

vielleicht gerade weil diese<br />

Welt sich so dienstfertig kolonisieren<br />

lässt, sie sich widerstandslos in<br />

ihre Um- und Neuschöpfung ergibt. Ein<br />

Mensch allein bezwingt sie. Ein Mensch,<br />

der allerdings wie kein anderer vor ihm<br />

ist. Der begabt, weise, rast- und ruhelos,<br />

der potent ist von vornherein, der omnipotent<br />

sein wird, als schließlich Teufelsschwingen<br />

ihn noch weiter bis hinter die<br />

Grenzen des menschlich Machbaren tragen.<br />

Die Rede ist von Faust.<br />

Faust spielt mit der Welt, als wäre sie<br />

ein Modell aus buntem Bastelzeug und<br />

Bausteinen. Und er sitzt davor wie ein<br />

Kind, das jedem „Geht nicht“ ein „Geht<br />

doch“ trotzig entgegenschleudert. Weshalb<br />

soll rot, weswegen gelb, grün, eckig oder<br />

massiv bleiben, was rot, gelb, grün, eckig<br />

und massiv ist? Nur weil es ihm derart<br />

zuerst erschienen war? Kurz nur wird<br />

dieses Kind Faust die einfache Beschäftigung<br />

mit den Dingen und Ideen befriedigen<br />

– bald schon genügt sie ihm nicht<br />

mehr. Er will mehr. Er will die Welt in<br />

Besitz nehmen, sie bestimmen, dominieren,<br />

er will sie verwandeln, erschaffen: auf<br />

dass das Meer Land, der Mensch Gott<br />

werde!<br />

Am Ende dieser wahnwitzigen Aneignung<br />

aber wird keine „Schöne, neue Welt“<br />

sein. Auch wenn die Katastrophe, der<br />

Welten-Gau ausbleibt – nach der Aldous<br />

Huxleys berühmte Dystopie Brave new<br />

world erst beginnt, um sich mit den nächsten,<br />

hybriden Menschen-Neuentwürfen<br />

tiefer noch in die eigene Auslöschung zu<br />

verstricken –, springt er dem Leser doch<br />

zwischen jeder Zeile ins vorausahnende<br />

Gewissen. Eines Tages wird sich die Natur<br />

zurückholen, was ihr der verteufelte Faust<br />

gewaltsam entriss, der Mensch erkennen,<br />

dass Zerstörung schuf, wozu die absolute<br />

Freiheit der Gedanken und Gestaltung ihn<br />

instand setzte. Das diesseitige Ende des<br />

großen Faust-Epos könnte apokalyptischer<br />

gar nicht sein. Erstaunt stellt man fest:<br />

Des Deutschen liebstes Buch ist grandios<br />

vor allem in seiner Klage über den Zustand<br />

der Welt.<br />

Nach vielen, vielen Jahrzehnten, in denen<br />

Goethes Faust als Ode an den vernünftig<br />

und mutig fortschreitenden Menschen<br />

gelesen wurde, können wir heute<br />

gar nicht anders, als seine „Kulturleistungen“<br />

– seinen Kreationismus, seine Anverwandlungen<br />

der Natur, der unwissenden<br />

oder andersgläubigen oder schlicht schwächeren,<br />

übrigen Menschen, die Entfesselungen<br />

der Wissenschaften wie auch der<br />

Ökonomie – als die desaströsen Anmaßungen<br />

eines Menschen zu begreifen, sein<br />

eigener Maßstab sein zu wollen. Ein Maßstab<br />

wiederum, der eben keinerlei Maß<br />

kennt. Und machen wir uns nichts vor:<br />

auch in dem so anrührend und ernsthaft<br />

an der Eingeschränktheit seines Wissens<br />

und Lebens verzweifelnden Faust des ersten<br />

Teils ist der nur an sich Selbst berauschte<br />

Faust schon enthalten. Das ist<br />

keine „stille“, keine kleine, feine Liebesgeschichte,<br />

die ohne irgendeines Zutun scheitert.<br />

Auch dieser erste Teil ist bereits ein<br />

Abgesang. Ein Abgesang auf die Liebe – so<br />

wie der zweite Teil sich schließlich zu einem<br />

Abgesang auf die ganze Zivilisation<br />

emporschwingen wird.<br />

Wider den verteufelten Fortschritt<br />

Vielleicht musste die Zeit, musste unsere<br />

Zeit erst kommen, um das düster Visionäre<br />

Goethes ganz zu erfassen. Heute, da der<br />

Fortschrittsgläubigkeit ihre Spitze abgebrochen<br />

ist, steht es in seinem ganzen<br />

Entsetzen vor uns. „Vielleicht ist das Jahrhundert<br />

eines jugendlichen, ja pubertären<br />

Optimismus zu Ende gegangen“, schrieb<br />

Bernd Ulrich kürzlich (Die Zeit, 12/<strong>2011</strong>) –<br />

und meinte damit den 11. März <strong>2011</strong>! „Von<br />

Zweifeln geplagt war er [der Optimismus]<br />

schon länger und floh doch immer wieder<br />

in die nächste Stufe des Fortschritts. Dieser<br />

Fortschritt glaubte, dass alle Probleme,<br />

auch die von der Technik verursachten,<br />

früher oder später technisch gelöst werden<br />

könnten. Die Vorstellung der Selbstbegrenzung,<br />

des Verzichts auf bestimmte<br />

Technologien, die ganze Idee der Unbeherrschbarkeit<br />

kam im Denken des Mainstreams<br />

vor, doch scheute man die praktischen<br />

Konsequenzen.“<br />

„Japans Lehre für die Welt“ hatte Die<br />

Zeit Ulrichs Text übertitelt – kaum Phantasie<br />

ist nötig, um sich vorzustellen, dass es<br />

schon vor über 200 Jahren nach der posthumen<br />

Veröffentlichung des Faust II einen<br />

ähnlich lautenden Leitartikel gegeben haben<br />

könnte, freilich mit „Goethe“ anstatt<br />

„Japan“ im Titel. Und auch in wieder 200<br />

Jahren werden Artikel mahnen und weitere<br />

Bücher mit weiteren Schreckensgeschichten<br />

vom Menschen und seiner<br />

todesängstlichen Übereilung geschrieben<br />

worden sein. Faust wird uns nahe kommen,<br />

solange der Mensch lebt und wirken<br />

will und also auch höher hinaus wird streben<br />

wollen als die Menschen vor ihm.<br />

Immer wieder werden Lebens-Läufe aufgenommen<br />

werden und Rasende nicht erst<br />

in den Augenblicken, da sie nicht mehr<br />

können, die ohnmächtigen Momente der<br />

Leere in sich aufsteigen fühlen, die einem<br />

erzwungenen Einhalten wie jetzt nach den<br />

Ereignissen in Japan dann zwangsläufig<br />

nachfolgen. Die faustische Fortschrittstragödie<br />

wird den Menschen wohl immer<br />

begleiten. Womit noch eines leider wahrscheinlich<br />

würde: „Goethes Lehre für die<br />

Welt“ wird sich nicht überkommen – und<br />

sein Faust also auf immer nicht nur der<br />

Deutschen liebstes Buch bleiben?<br />

Benjamin von Blomberg<br />

Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) • Faust I & II • Der Tragödie erster und zweiter Teil • Regie: Nicolas Stemann • Bühne: Thomas Dreißigacker • Kostüme:<br />

Marysol del Castillo • Musik: Thomas Kürstner, Sebastian Vogel • Video: Claudia Lehmann • Dramaturgie: Benjamin von Blomberg • Mit Philipp Hochmair, Barbara<br />

Nüsse, Josef Ostendorf, Sebastian Rudolph, Birte Schnöink, Patrycia Ziolkowska u.a. • Koproduktion mit dem Thalia Theater Hamburg • Neuinszenierung<br />

Perner-Insel, Hallein: 28., 30. Juli, 6., 7., 14., 15., 20. und 21. August <strong>2011</strong> • Karten in den Preiskategorien von € 40,– bis 80,– verfügbar • Busshuttle ab Reichenhaller Straße<br />

Am Tag nach der Faust-Premiere startet die Programmreihe Auf eigene<br />

Faust mit Filmvorführungen, Gesprächen, einem Konzert mit Gustav<br />

und Ben Becker sowie Lesungen – wie etwa von Daniel Kehlmanns<br />

Stück Geister in Princeton oder Jon Fosses Version von Goethes Faust.<br />

Auf eigene Faust<br />

Faust/Klang • Deutschland, 1926/<strong>2011</strong>, 106 Minuten • Regie: Friedrich Wilhelm<br />

Murnau • Filmmusik kompiliert und komponiert von Tobias Schwencke •<br />

Mit dem Ensemble Resonanz • Kompositionsauftrag der Freunde der<br />

<strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong> • Uraufführung<br />

Große Universitätsaula: 29. Juli, 20.00 Uhr • Karten: € 25,–<br />

Faust, … ein gefesselter Prometheus?! • Eine literarisch-musikalische Reise vom<br />

Himmel durch die Welt zur Hölle • Mit Klaus Maria Brandauer & Lars Vogt<br />

<strong>Salzburger</strong> Landestheater: 31. Juli, 11.00 Uhr<br />

Daniel Kehlmann • Geister in Princeton • Szenische Lesung • Einrichtung:<br />

Christopher Hampton • Mit Peter Jordan, Claudius Körber, Thomas Limpinsel,<br />

Martin Reinke, Nicolas Rosat, Maik Solbach, Bettina Stucky, Stefan Suske,<br />

Felix Vörtler, Franz Xaver Zach<br />

<strong>Salzburger</strong> Landestheater: 1. August, 19.30 Uhr • Karten: € 20,–<br />

Johann Wolfgang von Goethe/Jon Fosse • Faust • In einer Version von Jon Fosse •<br />

Übersetzt von Hinrich Schmidt-Henkel • Lesung und Gespräch • Mit Jon Fosse,<br />

Sebastian Rudolph, Hinrich Schmidt-Henkel, Eirik Stubø, Patrycia Ziolkowska<br />

republic: 5. August, 20.00 Uhr • Karten: € 20,–<br />

Margarete Mitscherlich • Die Radikalität des Alters • Gespräch • Mit Margarete<br />

Mitscherlich und Patrycia Ziolkowska • Moderation: Thomas Oberender<br />

republic: 8. August, 20.00 Uhr<br />

Filmstill aus Murnaus Faust von 1926, Courtesy of Kino International<br />

Unterhaltungsmusik zur Suche nach Erkenntnis • Konzert • Auftragskomposition<br />

in 12 Teilen • Mit Gustav, Ben Becker und kleinem Ensemble<br />

Kompositionsauftrag der Freunde der <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong><br />

republic: 10. August, 20.00 Uhr • Karten: € 25,–<br />

14


William Shakespeare<br />

Maß für Maß<br />

Eine tief bewegende, in aller Welt<br />

umjubelte Inszenierung von Shakespeares<br />

Hamlet brachte Thomas<br />

Ostermeier 2008 in der Neuübersetzung<br />

von Marius von Mayenburg<br />

mit Lars Eidinger in der Titelrolle<br />

heraus. Nun realisiert das überzeugende<br />

Team für die <strong>Salzburger</strong><br />

<strong>Festspiele</strong> einen weiteren Schritt in<br />

seinen Shakespeare-Erkundungen.<br />

Im Landestheater inszeniert Ostermeier<br />

Maß für Maß mit Gert Voss<br />

und Lars Eidinger in den Hauptrollen.<br />

Mit dem „Schauspieler des<br />

Moments“ (Die Zeit) Lars Eidinger<br />

sprach Michael Eberth.<br />

Lars Eidinger, Foto: Gerald von Foris Gert Voss, Foto: privat Thomas Ostermeier, Foto: Dominik Giegler<br />

Der Hamlet, mit dem du seit der Premiere<br />

rund um die Welt gastierst, löst so einhellig<br />

Jubel aus, als hättet ihr den Nerv der<br />

Epoche berührt. Was passiert mit einem<br />

Schauspieler, der einen so außergewöhnlichen<br />

Hype auslöst?<br />

Ich freue mich erst mal darüber, dass<br />

das, was wir machen, über Berlin hinaus<br />

anerkannt wird. Wo wir auch hinkommen:<br />

Wir werden gefeiert, als seien wir das<br />

Größte, was es jemals gegeben hat.<br />

Beschreiben die Leute, was sie an der<br />

Aufführung fasziniert?<br />

In Moskau haben sie gesagt, was ich als<br />

Hamlet mache, ist die Verkörperung eines<br />

total modernen Typus von Mensch. Sowas<br />

hätte es noch nie gegeben. Sie haben mich<br />

gefragt, ob mir bewusst ist, welche Auswirkungen<br />

das auf die Leute hat, die es<br />

sehen.<br />

Kann es sein, dass dieser total moderne<br />

Mensch der narzisstische Performer im Sinn<br />

der Popkultur ist?<br />

Es hat eher damit zu tun, dass ich beim<br />

Spielen bereit bin, viel von mir preiszugeben.<br />

Es beeindruckt die Leute, jemandem<br />

zuzuschauen, der nicht nur seine Fähigkeiten<br />

ausstellt. Sie haben das Gefühl, sie<br />

gucken mir ins Herz. Ich habe ja das<br />

Glück, dass ich phänotypisch eher unkonventionell<br />

bin. Dass ich nicht aussehe wie<br />

jemand, dem man nicht gönnt, was ihm<br />

gelingt, weil man wegen seiner Attraktivität<br />

auf ihn neidisch ist. Ich entspreche ja<br />

keinem Schönheitsideal. Zumindest im<br />

Gesicht nicht. Ich bin eine eher seltsame<br />

Erscheinung. Ich habe diesen Körper, der<br />

zwar nicht durchtrainiert, aber doch irgendwie<br />

definiert ist, und einen etwas zu<br />

weiblichen Po. Eigentlich das griechische<br />

Ideal.<br />

Wenn man in Berlin einen Hamlet spielt, in<br />

dem sich eine Generation unter dem Aspekt<br />

eines veränderten Männerbilds wiedererkennt,<br />

dann ist man an der Spitze.<br />

Wenn es nach mir gegangen wäre, wär<br />

das schon viel früher passiert. Ich bin froh<br />

darüber, dass es so kam, wie es gekommen<br />

ist, aber ich wollte von Anfang an Hamlet<br />

spielen. Als Schauspieler muss man ein<br />

Haus bauen, ein Kind zeugen, einen Baum<br />

pflanzen und Hamlet spielen. Es kam auch<br />

im richtigen Moment. So, wie ich ihn jetzt<br />

spiele, hätte ich ihn vor fünf Jahren nicht<br />

spielen können.<br />

In allen Figuren, die ich in der letzten Zeit<br />

von dir gesehen habe, hat ein Mann damit<br />

zu kämpfen, dass ihm der Glaube an die<br />

Liebe abhanden kommt. Der Schauspieler<br />

Lars Eidinger scheint seine Regisseure in<br />

diesem Typus besonders zu überzeugen.<br />

Den Schlüssel zu diesen Figuren habe<br />

ich in den Stücken von Sarah Kane gefunden.<br />

In Gesäubert exerziert sie an Carl und<br />

Rod durch, was es heißt, jemand die Zunge,<br />

die Arme und Beine abzuschneiden,<br />

ihm also jede Möglichkeit zu nehmen, sich<br />

auszudrücken, und dann zu sagen: Und<br />

jetzt zeig dem anderen, dass du ihn liebst.<br />

Damit fragt sie, was in so einem Moment<br />

noch möglich ist. Ob sich das überhaupt<br />

erfahren lässt: Liebe. Oder ob es eine<br />

Verheißung ist, die sich nur im Transzendenten<br />

einlöst. Wenn ich mich mit ihren<br />

Stücken beschäftige, wird mir klar, dass<br />

meine Vorstellung von Liebe von romantischen<br />

Bildern geprägt ist, die die Erfüllung<br />

ins Jenseits verlagern, dass ich sie<br />

aber nie im Moment erlebe. Der größte<br />

Liebesbeweis ist der Satz: Ich würde für<br />

dich sterben. Diesen Satz führt Sarah<br />

Kane dadurch ad absurdum, dass sie Rod<br />

im Sterben sagen lässt: „Das kann es nicht<br />

sein“. Dem Satz stellt sie die Frage entgegen:<br />

Was kannst du mir jetzt geben?<br />

Versprechungen bringen mir nichts. Ich<br />

will jetzt geliebt werden!<br />

Mir fällt auf, dass der romantische Traum,<br />

an dem unsereins trotz aller Abstürze festhält,<br />

in deiner Generation einer tiefen Ernüchterung<br />

gewichen ist. Woran liegt das?<br />

Wir leben mit dem Gefühl, uns von uns<br />

selbst entfremdet zu haben, darum wollen<br />

wir uns im Jetzt spüren. Die Romantiker<br />

konnten sich an ihrer Sehnsucht berauschen.<br />

Sie waren weniger auf die Erfüllung<br />

fixiert. Wir wollen die Verheißungen<br />

der Liebe im Jetzt eingelöst haben. Wir<br />

wollen eine Antwort auf die Frage finden,<br />

ob es das überhaupt gibt: Liebe.<br />

So lang du dich in einer Liebe geborgen<br />

fühlst, stellst du dir diese Frage nicht.<br />

Du stellst sie dir, wenn du aus dem Paradies<br />

vertrieben bist.<br />

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es<br />

Menschen gibt, die im Glück einer Liebe<br />

geborgen sind. Es ist ein Ideal. Es ist etwas,<br />

was sich im wirklichen Leben nicht<br />

einstellt.<br />

Hast du Vorbilder?<br />

Marlon Brando.<br />

Und unter den Lebenden?<br />

Gert Voss.<br />

Fährst du nach Wien, um ihn spielen zu sehen?<br />

Auch.<br />

Ihr seid euch ähnlich.<br />

Er hat sich unsre Dämonen angeschaut<br />

und hat gesagt, er sei sich vorgekommen<br />

wie in einem Zoo, in dem die Raubtiere<br />

freigelassen wurden.<br />

Was steht dir an Rollen bevor?<br />

Thomas Ostermeier will mit Gert Voss<br />

und mir Maß für Maß bei den <strong>Salzburger</strong><br />

<strong>Festspiele</strong>n machen. Voss soll den Herzog<br />

spielen, ich den Angelo. Ich hatte noch nie<br />

das Glück, mit einem der älteren Kollegen<br />

wie Voss oder Bierbichler oder Thieme zu<br />

spielen, um mir von ihnen etwas abzugucken.<br />

Das empfand ich immer als Defizit.<br />

Drum freue ich mich total darauf, dass<br />

ich in Salzburg mit Voss spielen kann.<br />

In dem Porträt, das Die Zeit über dich<br />

gebracht hat, sagt Thomas Ostermeier,<br />

du hättest auf einer Probe „Papa“ zu ihm<br />

gesagt. Spiegelt das eure Beziehung?<br />

Ich kann mich nicht daran erinnern, finde<br />

es aber nachvollziehbar. Man sucht<br />

Menschen, die beurteilen können, was<br />

man zu machen versucht. Thomas ist derjenige,<br />

der mich am genauesten reflektiert.<br />

Er gibt mir den Raum, in dem ich so kreativ<br />

sein kann, wie ich es bin. Ich kann ja<br />

nicht alles aus mir selbst holen. Es müssen<br />

sich zwei Fantasien so ergänzen, dass etwas<br />

entsteht, was keiner am Anfang für<br />

möglich hielt. Das ist die Qualität von<br />

Thomas. Er kann etwas entstehen lassen,<br />

was sich durch Anweisung oder Dirigieren<br />

nicht erreichen lässt. Ich merke das, wenn<br />

ich mit anderen Regisseuren arbeite. Bei<br />

Thomas spüre ich, dass er mir total vertraut.<br />

Auch wenn ich mich mal vertue. Er<br />

guckt mir genau zu und weiß immer, wann<br />

er mich so bestätigen muss, dass es weiter<br />

geht. Was ich mache, mach ich nur, um<br />

ihm zu gefallen.<br />

Auszug aus dem Band EIDINGER<br />

von Michael Eberth, aus der Reihe<br />

Backstage, Verlag Theater der Zeit,<br />

März <strong>2011</strong> (150 Seiten, € 15,–)<br />

William Shakespeare (1564–1616) • Maß für Maß • In der Übersetzung von Marius von Mayenburg • Regie: Thomas Ostermeier • Bühnenbild: Jan Pappelbaum •<br />

Kostüme: Ulrike Gutbrod • Musik: Nils Ostendorf • Licht: Urs Schönebaum • Dramaturgie: Peter Kleinert • Mit Lars Eidinger, Stefan Stern, Gert Voss u.a. •<br />

Koproduktion mit der Schaubühne am Lehniner Platz • Neuinszenierung • <strong>Salzburger</strong> Landestheater: 17., 19., 21., 22., 25., 27. und 28. August <strong>2011</strong> •<br />

Karten in den Preiskategorien von € 10,– bis 120,– verfügbar<br />

Max Reinhardt (1873–1943) / William<br />

Shakespeare (1564–1616) • Sommernachtstraum<br />

• Picknick, Theater- und<br />

Filmaufführung im Park von Schloss<br />

Leopoldskron • Mit Schauspielstudierenden<br />

der Universität Mozarteum<br />

Salzburg, Abteilung Schauspiel und<br />

Regie: Antonia Labs, Theresa Palfi, Sina<br />

Reiß, Tobias Roth, Janina Schauer,<br />

Daniel Sträßer, Esther Vorwerk u.a. •<br />

Eine gemeinsame Produktion der <strong>Salzburger</strong><br />

<strong>Festspiele</strong> und der Universität<br />

Mozarteum Salzburg • Neuinszenierung<br />

• Schloss Leopoldskron (bei<br />

Schlechtwetter in der Kunstgärtnerei<br />

Doll): 7., 9., 11. und 15. August <strong>2011</strong><br />

In Zusammenarbeit mit dem Salzburg<br />

Global Seminar • Der Abend wird von<br />

Do & Co und der Kunstgärtnerei Doll<br />

begleitet.<br />

Busshuttle ab Reichenhaller Straße<br />

Birgit Minichmayr und Nicholas Ofczarek im Jedermann 2010, Foto: H. und C. Baus<br />

Hugo von Hofmannsthal (1874–1929) •<br />

Jedermann • Regie: Christian Stückl •<br />

Bühne und Kostüme: Marlene Poley •<br />

Musik: Markus Zwink • Martin Reinke<br />

(Gott der Herr/Armer Nachbar), Ben<br />

Becker (Tod), Peter Jordan (Teufel/<br />

Jedermanns guter Gesell), Nicholas<br />

Ofczarek (Jedermann), Elisabeth Rath<br />

(Jedermanns Mutter), Robin Sondermann<br />

(Ein Schuldknecht), Britta Bayer<br />

(Des Schuldknechts Weib), Robert<br />

Reinagl (Der Koch), Birgit Minichmayr<br />

(Buhlschaft), Felix Vörtler (Dicker<br />

Vetter), Thomas Limpinsel (Dünner<br />

Vetter), Sascha Oskar Weis (Mammon),<br />

Lina Beckmann (Gute Werke), David<br />

Supper (Knecht), Riederinger Kinder<br />

(Die Spielansager) • Ars Antiqua<br />

Austria, Leitung: Gunar Letzbor •<br />

Wiederaufnahme • Domplatz<br />

(bei Schlechtwetter im Großen Festspielhaus):<br />

27., 28. Juli, 2., 6., 9., 15., 16.,<br />

19., 20., 22., 26. und 29. August <strong>2011</strong><br />

15


Young Directors Project <strong>2011</strong><br />

Zehn Jahre – zehn Tage<br />

Seit 2002 findet im Rahmen der <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong> das Young<br />

Directors Project statt – ein Wettbewerb für junge, internationale<br />

Theaterregisseure und ihre Ensembles. Und ebenfalls seit 2002 ermöglicht<br />

Montblanc durch die großzügige finanzielle Unterstützung<br />

dieses Projekt. Das zehnjährige Bestehen feiern wir in diesem Jahr<br />

mit einer besonderen Ausrichtung des Programms. Wir zeigen fünf<br />

Inszenierungen, die sich mit dem Eintauchen des Zuschauers in die<br />

Aufführung beschäftigen und dem Theater dafür, im wahrsten Sinne,<br />

neue Räume eröffnen. Die Produktionen sind ab 16. August im Zeitraum<br />

von zehn Tagen zu sehen.<br />

YDP 1 • SIGNA • Das ehemalige Haus •<br />

Dänemark/Schweden/Österreich • Konzept/Regie:<br />

Signa und Arthur Köstler,<br />

Thomas Bo Nilsson • Teisenberggasse11:<br />

16., 17., 18., 19., 20., 23., 24., 25. August,<br />

jeweils 15.00, 18.00, 21.00 Uhr • Karten<br />

um € 22,– (Jugendliche) und € 40,– auf<br />

Anfrage<br />

YDP 2 • Lundahl & Seitl • Symphony of<br />

a Missing Room • London, Großbritannien/Stockholm,<br />

Schweden • Konzept<br />

und Regie: Christer Lundahl und<br />

Martina Seitl • Kostüme: Jula Reindell •<br />

Mit Rachel Alexander, Lisette Drangert,<br />

Moa Hanssen, Genevieve Maxwell,<br />

Colin McLean, Pia Nordin • Museum<br />

der Moderne Mönchsberg: 17., 18., 19.,<br />

20., 21., 23., 24., 25., 26. August, jeweils<br />

11.00, 12.00, 14.00, 15.00 Uhr • Karten<br />

um € 22,– (Jugendliche) und € 40,– auf<br />

Anfrage<br />

YDP 3 • Ontroerend Goed • A Game of<br />

You • Gent, Belgien • Von und mit Alexander<br />

Devriendt, Joeri Smet, Sophie<br />

De Somere, Nicolaas Leten, Maria<br />

Dafneros, Charlotte De Bruyne, Aurélie<br />

Lannoy, Kristof Coenen, Eden Falk,<br />

Kwint Manshoven • Große Universitätsaula<br />

(Eingang über den Innenhof):<br />

18., 19., 20., 21., 22., 24., 25. August,<br />

jeweils halbstündlich 14.00–16.30,<br />

19.00–21.30 Uhr • Karten um € 22,–<br />

(Jugendliche) und € 40,– auf Anfrage<br />

YDP 4 • Poste Restante • The Dinner<br />

Club – Salzburg Classes • Stockholm,<br />

Schweden • Konzept und Regie: Linn<br />

Hilda Lamberg, Stefan Åkesson, Erik<br />

Berg • Villa Karin: 19., 20., 21., 22., 24.,<br />

25. August, 20.00 Uhr<br />

YDP 5 • The TEAM • Mission Drift • New<br />

York, USA • Regie: Rachel Chavkin •<br />

Musik: Heather Christian • Bühnenbild:<br />

Nick Vaughan • Kostüme: Brenda<br />

Abbandandolo • Licht: Jake Heinrichs •<br />

Sounddesign: Matt Hubbs • republic:<br />

20., 21., 22., 23. August, 20.00 Uhr •<br />

Karten um € 22,– (Jugendliche) und<br />

€ 40,– verfügbar<br />

YOUNG DIRECTORS PROJECT powered by Montblanc<br />

Das YDP Programm wird zur Gänze von Montblanc International gesponsert.<br />

Zusätzlich stiftet Montblanc den mit € 10.000,– dotierten Preis<br />

und den exklusiven Montblanc Max-Reinhardt-Pen für die beste Regie.<br />

Verleihung YDP-Award: 24. August <strong>2011</strong>, 11.00 Uhr, republic.<br />

KARTENBÜRO der SALZBURGER FESTSPIELE<br />

5010 Salzburg • Postfach 140 • Telefon +43-662-8045-500<br />

Telefax +43-662-8045-555 • info@salzburgfestival.at • www.salzburgfestival.at<br />

Spielplan352x255.qxp 31.03.<strong>2011</strong> 8:02 Uhr Seite 1<br />

Symphony of a Missing Room von Lundahl & Seitl, Foto: John Gripenholm<br />

Impressum • Herausgeber: <strong>Salzburger</strong> Nachrichten • Redaktion und Gestaltung:<br />

<strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong> – Margarethe Lasinger, Christiane Klammer, Christian Arseni<br />

Grafik: Walter Brand • Inserate: <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong> – Karin Zehetner<br />

Druck: Druckzentrum Salzburg<br />

Redaktionsschluss: 12. April <strong>2011</strong> • Änderungen vorbehalten<br />

SALZBURGER FESTSPIELE • 27. Juli bis 30. August <strong>2011</strong><br />

Stand: 31. März <strong>2011</strong> • Änderungen vorbehalten /Subject to change<br />

GROSSES FESTSPIELHAUS /<br />

DOMPLATZ (D)<br />

HAUS FÜR MOZART<br />

Jedermann (D) • 20.30 Le nozze di Figaro •<br />

Tag<br />

Date<br />

FELSENREITSCHULE STIFTUNG MOZARTEUM –<br />

GROSSER SAAL / ST. PETER*<br />

KOLLEGIENKIRCHE /<br />

GROSSE UNIVERSITÄTSAULA (A)<br />

LANDESTHEATER / LEOPOLDS-<br />

KRON (L) / EDMUNDSBURG (E)<br />

PERNER-INSEL, Hallein /<br />

republic (r)<br />

20.00 MI 27.<br />

Mahler-Szenen 1 19.30<br />

MI 27.<br />

Jedermann (D) 17.30<br />

DO 28.<br />

DO 28.<br />

Wiener Philharmoniker1 (M 2) 21.00 Faust I & II • 17.00<br />

FR 29.<br />

LA Goerne/Andsnes Auf eigene Faust ·<br />

FR 29.<br />

Die Frau ohne Schatten • 18.00 (Mahler-Szenen 3) 19.30 Faust-Film & Musik (A) 20.00<br />

SA 30.<br />

Mozart-Matinee 1 11.00 YSP Meisterklasse (A) 15.00 SA 30.<br />

Le nozze di Figaro 19.00 KK Jansen 19.30 Kontinent 1 – Prometeo 20.30 Die vier Himmelsrichtungen • 19.30 Faust I & II 17.00<br />

Wiener Philharmoniker1 SO 31.<br />

Mozart-Matinee 1 11.00 SO 31. Auf eigene Faust · Brandauer 11.00<br />

(Mahler-Szenen 2) 21.00 Kontinent 1 – Prometeo 20.30 Die vier Himmelsrichtungen 19.30<br />

Die Frau ohne Schatten 18.00 MO 1. Simón Bolívar Orchestra 1 20.00 KK Goerne/Belcea Quartet 19.30 MO 1. Auf eigene Faust · Kehlmann 19.30<br />

Jedermann (D) 20.30 SK Uchida 20.00 DI 2.<br />

DI 2. Die vier Himmelsrichtungen 19.30<br />

Simón Bolívar 2 (M 4) 20.00 MI 3. Macbeth • 19.30 MI 3. Die vier Himmelsrichtungen 19.30<br />

DO 4.<br />

YSP Meisterklasse (A) 15.00 DO 4.<br />

Die Frau ohne Schatten 18.00 Le nozze di Figaro 19.00 Mahler-Szenen 5 19.30 Kontinent 2 – Macbeth 20.30 Die vier Himmelsrichtungen 19.30<br />

SK Sokolov 21.00 Così fan tutte • 18.00 FR 5.<br />

Kontinent 2 – Macbeth 20.30 FR 5. Die vier Himmelsrichtungen 19.30 Auf eigene Faust · Fosse (r) 20.00<br />

Jedermann (D) 17.30 SA 6.<br />

Mozart-Matinee 2 11.00<br />

SA 6.<br />

LA Beczala/Gerhaher/Schiff Faust I & II 17.00<br />

(Mahler-Szenen 6) 20.30 Macbeth 19.30 Die vier Himmelsrichtungen 19.30<br />

Wiener Philharmoniker 2 21.00 Così fan tutte 15.00 SO 7. Kontinent 3 – Continu 20.00 Mozart-Matinee 2 11.00 YSP Meisterklasse (A) 15.00 SO 7. Sommernachtstraum (L) • 19.00 Faust I & II 17.00<br />

Accademia di Santa Cecilia 17.00 MO 8.<br />

MO 8.<br />

Auf eigene Faust ·<br />

Wiener Philharmoniker 2 21.00 Mahler-Szenen 7 19.30 Mitscherlich (r) 20.00<br />

Accademia di Santa Cecilia 17.00<br />

DI 9.<br />

DI 9.<br />

Jedermann (D) 20.30 Macbeth 19.30 Kontinent 4 20.30 Sommernachtstraum (L) 19.00<br />

Die Sache Makropulos • 20.00 KK Dichterliebe/Pierrot lunaire 20.30 MI 10.<br />

MI 10.<br />

Auf eigene Faust · Gustav (r) 20.00<br />

Die Frau ohne Schatten 18.00 Le nozze di Figaro 19.00 DO 11.<br />

SK Mullova/Bezuidenhout 19.30 Kontinent 5 – Neither 20.30 DO 11. Sommernachtstraum (L) 19.00<br />

SK Volodos 21.00 FR 12. Macbeth 19.30 Camerata 1 (Mahler-Szenen 8) 19.30 FR 12.<br />

Immer noch Sturm • 19.00<br />

Le nozze di Figaro 15.00 SA 13.<br />

Mozart-Matinee 3 11.00 Konzert für Kinder (A) 15.00 SA 13.<br />

Die Sache Makropulos 21.00 Young Conductors Award 20.00 Kontinent 6 20.30 Jenseits der Grenze · Harzer (E) 19.30<br />

Wiener Philharmoniker 3 11.00 SO 14. ORF Radio-Symphonieorchester Mozart-Matinee 3 11.00 YSP Meisterklasse (A) 15.00 SO 14. Jenseits der Grenze ·<br />

Die Frau ohne Schatten 18.00 (Mahler-Szenen 9) 20.00 Kontinent 7 19.30 Amann/Jamritsch (E) 19.30 Faust I & II 17.00<br />

Wiener Philharmoniker 3 11.00 MO 15.<br />

MO 15. Sommernachtstraum (L) 19.00<br />

Le Rossignol/Iolanta 15.00 Jenseits der Grenze · Faust I & II 17.00<br />

Jedermann (D) 20.30 Così fan tutte 19.00 KK Aimard/Zehetmair Quartett 19.30 Wenders/Hafner (E) 19.30<br />

Jedermann (D) 17.00 DI 16.<br />

DI 16.<br />

YDP 1 ***<br />

SK Lang Lang/Repin/Maisky 20.30 Macbeth 19.30 Beilharz · Bernhard-Film 17.00 Kontinent 8 (A) 20.30 Jenseits der Grenze · Höller (E) 19.30<br />

MI 17.<br />

MI 17.<br />

YDP 1, 2 ***<br />

Die Frau ohne Schatten 18.00 LA Denoke 20.00 c-Moll-Messe (St. Peter)* 20.00 Maß für Maß • 19.30 Immer noch Sturm 19.00<br />

Don Giovanni • 15.00 DO 18.<br />

DO 18. Jenseits der Grenze · YDP 1, 2, 3 ***<br />

Die Sache Makropulos 20.00 Schostakowitsch-Zyklus 1 16.00 Boysen/Herwig (E) 19.30 Immer noch Sturm 19.00<br />

Jedermann (D) 17.00 FR 19. Macbeth 15.00 FR 19. Jenseits der Grenze · Jungk (E) 19.30 YDP 1, 2, 3, 4 ***<br />

West-Eastern Divan Orchestra 20.30 Così fan tutte 19.00 Schostakowitsch-Zyklus 2 16.00 Maß für Maß 19.30<br />

Wiener Philharmoniker 4 11.00 SA 20.<br />

Mozart-Matinee 4 11.00 SA 20.<br />

YDP 1, 2, 3, 4, 5 ***<br />

Jedermann (D) 17.00 Don Giovanni 15.00 Faust I & II 17.00<br />

Le Rossignol/Iolanta 20.30 Gustav Mahler Jugendorchester 20.00 Jenseits der Grenze · Voss 19.30<br />

Wiener Philharmoniker 4 11.00 SO 21.<br />

Mozart-Matinee 4 11.00 SO 21.<br />

YDP 2, 3, 4, 5 ***<br />

Die Frau ohne Schatten 18.00 Così fan tutte 19.00 Camerata 2 19.30 Maß für Maß 19.30 Faust I & II 17.00<br />

Jedermann (D) 17.00 MO 22.<br />

MO 22.<br />

YDP 3, 4, 5 ***<br />

LA Quasthoff/Aimard 20.30 Macbeth 19.30 Maß für Maß 19.30<br />

DI 23.<br />

DI 23.<br />

YDP 1, 2, 5 ***<br />

SK Grubinger 20.00 Don Giovanni 18.00 KK Hagen Quartett 19.30 Immer noch Sturm 19.00<br />

MI 24.<br />

MI 24.<br />

YDP 1, 2, 3, 4 ***<br />

SK Pollini 20.00 Macbeth 19.30 Camerata 3 19.30 Immer noch Sturm 19.00<br />

Wiener Philharmoniker 5 11.00 DO 25.<br />

DO 25.<br />

YDP 1, 2, 3, 4 ***<br />

Die Sache Makropulos 20.00 SK Yo-Yo Ma/Stott 20.30 Abschlusskonzert YSP 18.00 Maß für Maß 19.30<br />

Jedermann (D) 17.00 Così fan tutte 15.00 FR 26.<br />

FR 26.<br />

YDP 2 ***<br />

Chicago Symphony 1 20.30 KK Batiashvili/Brendel/Fellner 19.30 Immer noch Sturm 19.00<br />

Wiener Philharmoniker 5 11.00 SA 27.<br />

Mozart-Matinee 5 11.00<br />

SA 27.<br />

Chicago Symphony 2 20.00 Don Giovanni 18.00 Preisträgerkonzert** 19.30 Maß für Maß 19.30 Immer noch Sturm 19.00<br />

Berliner Philharmoniker 1 20.00 SK Say 20.30 SO 28.<br />

Mozart-Matinee 5 11.00 SO 28. Maß für Maß 15.00<br />

Jedermann (D) 17.00<br />

MO 29.<br />

MO 29.<br />

Berliner Philharmoniker 2 20.30 Don Giovanni 18.00<br />

Die Sache Makropulos 20.00<br />

DI 30.<br />

DI 30.<br />

Mozart-Matineen mit dem Mozarteumorchester Salzburg • In Zusammenarbeit mit der * Stiftung Mozarteum Salzburg / ** Universität Mozarteum Salzburg • M: Mahler-Szenen • LA: Liederabend • SK: Solistenkonzert • KK: Kammerkonzert • YSP: Young Singers Project • YDP: Young Directors Project<br />

*** YDP-Spielplan: YDP 1, Teisenberggasse 11, 15.00, 18.00, 21.00 • YDP 2, Museum der Moderne Mönchsberg, 11.00, 12.00, 14.00, 15.00 • YDP 3, Große Universitätsaula, 14.00–16.30, 19.00–21.30 • YDP 4, Villa KARIN, 20.00 • YDP 5, republic, 20.00<br />

Global Sponsors of the Salzburg Festival<br />

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