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Jürgen Gosch - Salzburger Festspiele

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DailyNr. 2, 26./27. Juli 2009<br />

Jürgen <strong>Gosch</strong><br />

Die Möwe<br />

Corinna Harfouch (Arkadina), Alexander Khuon (Trigorin), Foto: Matthias Horn<br />

SALZBURGER FESTSPIELE 2009


SALZBURGER FESTSPIELE 2009 Daily<br />

Nr. 2, 26./27. Juli 2009<br />

Präsidentin Helga Rabl-Stadler, Margit Fischer, Bundespräsident Heinz Fischer, Maria Cavaco Silva, Portugals<br />

Präsident Aníbal António Cavaco Silva, Landeshauptfrau Gabi Burgstaller<br />

Mit einem Festakt in der Felsenreitschule wurden am Samstag die <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong><br />

2009 feierlich eröffnet. Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler begrüßte die Festgäste,<br />

Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller und Bundesministerin Claudia Schmied<br />

spendeten Grußworte. Bundespräsident Heinz Fischer hielt die Eröffnungsansprache der <strong>Festspiele</strong>,<br />

die nächstes Jahr ihren 90. Geburtstag feiern werden. Daniel Kehlmann, in diesem Jahr<br />

„Dichter zu Gast“, hielt seine mit Spannung erwartete Festrede. Seine Verbindung zu Salzburg<br />

und den <strong>Festspiele</strong>n rührte bisher von einem früheren Salzburg-Engagement seines Vaters, des<br />

Regisseurs Michael Kehlmann: Dieser führte ausgerechnet im Geburtsjahr seines Sohnes in Salzburg<br />

Regie bei einer Festspiel-Inszenierung.<br />

Bundespräsident Heinz Fischer war mit einem Staatsgast angereist: Portugals Präsident Aníbal<br />

António Cavaco Silva und dessen Frau Maria Cavaco Silva wohnten der Eröffnung bei. Einen Vorgeschmack<br />

auf die Theodora-Premiere bekamen sie durch die musikalische Umrahmung des<br />

Festakts: Das Mozarteumorchester Salzburg spielte unter der Leitung seines Chefdirigenten Ivor<br />

Bolton zwei Ausschnitte aus dem Händel’schen Oratorium. Ein Stück für drei Schlagzeuger von<br />

Iannis Xenakis gab einen Ausblick auf das Konzertprogramm der <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong>.<br />

Intendant Jürgen Flimm, Dagmar Mettler-Kehlmann, Daniel Kehlmann, Bürgermeister Heinz Schaden,<br />

Präsidentin Helga Rabl-Stadler<br />

Fotos: wildbild.at<br />

On Saturday, the 2009 Salzburg Festival was opened with a ceremony at the Felsenreitschule.<br />

Festival President Helga Rabl-Stadler welcomed the guests, Salzburg’s Landeshauptfrau Gabi<br />

Burgstaller and Federal Minister Claudia Schmied also contributed speeches. Federal President<br />

Heinz Fischer gave the opening speech of the Festival, which is looking forward to its 90 th anniversary<br />

next year. Daniel Kehlmann, this year’s “Poet in Residence”, delivered the eagerly-awaited<br />

keynote address. His connection with Salzburg and the Festival so far was through former Salzburg<br />

engagements of his father’s, the director Michael Kehlmann, who was directing a Festival production<br />

the very same year his son was born.<br />

Federal President Heinz Fischer arrived together with a guest of state: Portugal’s President Aníbal<br />

António Cavaco Silva and his wife Maria Cavaco Silva attended the opening ceremony. A musical<br />

preview of the Theodora premiere, this year’s first new production, was provided by the Mozarteum<br />

Orchestra Salzburg under its Chief Conductor Ivor Bolton, which performed two excerpts from<br />

Handel’s oratorio. A piece for three percussionists by Iannis Xenakis gave the audience a sample of the<br />

upcoming array of concerts.<br />

Symphonische Tänze, tänzerische Symphonik<br />

Im Jahr 1877 traten die Wiener Philharmoniker erstmals<br />

außerhalb Wiens auf – in Salzburg. Seit ihrem<br />

Festspiel-Debüt im Jahr 1922 verbindet das Orchester<br />

mit den <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong>n eine innige Beziehung<br />

von hohem emotionalen Wert. Etwa 700 Konzerte und<br />

2.000 Opernaufführungen sind in den Archiven verzeichnet.<br />

Am zweiten Tag der diesjährigen <strong>Festspiele</strong><br />

wird das Orchester eine seiner größten Qualitäten unter<br />

Beweis stellen können: das Symphonische im Tanz und<br />

den Tanz im Symphonischen aufzuspüren. Der zweifache<br />

Neujahrskonzert-Dirigent Nikolaus Harnoncourt<br />

wird am Pult der Wiener Philharmoniker wichtige Entwicklungslinien<br />

des klassischen Wiener Walzers vor Ohren<br />

führen. Von Franz Schubert, seinen Ländlern, Deutschen<br />

und frühen Walzern, die sogar in seiner letzten Symphonie<br />

anklingen, führt ein direkter Weg hin zu den einzigartigen<br />

Werken der Strauß-Dynastie. Folgerichtig werden<br />

im Konzert neben Schubert-Tänzen und seiner sogenannten<br />

Großen C-Dur-Symphonie Werke von Josef<br />

Strauß zu hören sein. Der jüngere Bruder Johanns steht<br />

bis heute zu Unrecht im Schatten des Walzerkönigs. Josef<br />

Strauß hatte als Komponist eine besondere Affinität<br />

zur Tonsprache Schuberts mit ihrer Kombination aus<br />

charakteristischer Kantabilität und labil-sensibler Harmonik,<br />

wo hellstes Licht und stärkste Dunkelheit aufeinandertreffen,<br />

um vielfältige Schattierungen zu bilden.<br />

Nikolaus Harnoncourt<br />

Foto: eastwest records Lelli & Masotti<br />

Symphonic Dances, Dancelike Symphonies. In 1877,<br />

the Vienna Philharmonic first performed outside of<br />

Vienna – in Salzburg. Since its Festival debut in 1922,<br />

the orchestra and the festival have had a symbiotic relationship<br />

with a high emotional value. The archives document<br />

about 700 concerts and 2,000 opera performances.<br />

On the second day of this year’s Festival, the orchestra will<br />

have the opportunity to prove one of its greatest qualities –<br />

finding the symphonic element in dances and the dance<br />

element in symphonic music. Nikolaus Harnoncourt, who<br />

has already conducted the New Year’s Concert twice, will<br />

demonstrate the major developmental lines in classic<br />

Viennese waltz when he conducts the Vienna Philharmonic.<br />

From Franz Schubert and his Ländler, Deutsche and early<br />

waltzes, which even resound in his last symphony, there is<br />

a direct path to the unique works of the Strauß dynasty.<br />

Thus, in addition to Schubert dances and his so-called<br />

Great Symphony in C-Major, works by Josef Strauß will be<br />

heard. As a composer, Josef Strauß felt a special affinity to<br />

Schubert’s tonal language with its combination of characteristic<br />

tunefulness and fragile, sensitive harmonics, where<br />

the brightest light and deepest darkness meet, creating a<br />

plethora of nuances.<br />

Karten für 26. und 28. August zu € 200,– und 155,–<br />

verfügbar.<br />

Alle Neune<br />

So verschieden Beethovens Symphonien sind, so<br />

groß ist auch die Entwicklung, die sie umreißen.<br />

Für die <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong> spielt Die Deutsche<br />

Kammerphilharmonie Bremen, die heuer gleich für drei<br />

Einspielungen den Echo Klassik Award erhalten hat,<br />

unter Paavo Järvi die Werke in chronologischer Folge.<br />

Somit lässt sich die kompositorische Spannweite hörend<br />

nachvollziehen – von der Ersten, die sich bei deutlicher<br />

Orientierung an Haydn und Mozart von diesen emanzipiert,<br />

bis zur Neunten, die die Gattungsgrenzen sprengt.<br />

Die Besetzung des Sänger-Quartetts verspricht ein grandioses<br />

Finale: Genia Kühmeier, Lilli Paasikivi, Michael<br />

Schade und René Pape werden die Ode An die Freude<br />

anstimmen, an ihrer Seite singt der Deutsche Kammerchor.<br />

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen ist 1980<br />

als Zusammenschluss außergewöhnlicher Studenten mit<br />

basisdemokratischer Verfassung entstanden. Auftritte<br />

etwa bei Gidon Kremers Lockenhaus-Festival begründeten<br />

den schnell wachsenden Ruf des Kammerorchesters.<br />

Seit 2004 ist der aus Estland stammende Dirigent Paavo<br />

Järvi Künstlerischer Leiter des Ensembles. Die Symphonien<br />

Beethovens bilden einen Schwerpunkt der gemeinsamen<br />

Arbeit.<br />

Paavo Järvi<br />

Foto: Mathias Bothor<br />

All Nine Symphonies. The differences between<br />

Beethoven’s symphonies also mark the development<br />

they describe. For the Salzburg Festival, the Deutsche<br />

Kammerphilharmonie Bremen, which has won Echo Classic<br />

Awards this year for no less than three of its recordings,<br />

performs the works in chronological order, conducted by<br />

Paavo Järvi. This makes it possible to trace the compositional<br />

range they represent – from the First, which is obviously<br />

oriented towards Haydn and Mozart, but also emancipates<br />

itself from them, to the Ninth, which obliterates the<br />

boundaries between genres. The cast of the solo quartet<br />

promises a grand finale: Genia Kühmeier, Lilli Paasikivi,<br />

Michael Schade and René Pape will intone the ode An die<br />

Freude with the Deutsche Kammerchor at their side.<br />

The Deutsche Kammerphilharmonie Bremen was<br />

founded in 1980 as an association of extraordinary music<br />

students with a democratic constitution. Performances like<br />

the ones at Gidon Kremer’s Lockenhaus Festival quickly established<br />

the chamber orchestra’s reputation. Since 2004,<br />

the Estonian conductor Paavo Järvi has been the ensemble’s<br />

Artistic Leader. Beethoven’s symphonies form a major<br />

focus of their work together.<br />

Restkarten auf Anfrage.


SALZBURGER FESTSPIELE 2009 Daily<br />

Nr. 2, 26./27. Juli 2009<br />

Geschichte einer Begegnung<br />

Der Tod des Regisseurs Jürgen <strong>Gosch</strong> beendete jäh die Proben seines letzten Projekts, einer Aufführung von Euripides’<br />

Bakchen. Die <strong>Festspiele</strong> kommen dem Wunsch Jürgen <strong>Gosch</strong>s nach und zeigen statt den Bakchen seine Inszenierung von<br />

Anton Tschechows Die Möwe. Die Produktion vom Deutschen Theater war außerhalb Berlins bislang nicht zu sehen.<br />

Es war während der Premiere von Jürgen<br />

<strong>Gosch</strong>s Macbeth-Inszenierung am Schauspielhaus<br />

Düsseldorf im Jahr 2005, als<br />

ich plötzlich dachte: Wer das kann und mit<br />

diesen sieben nackten Schauspielern in ihren<br />

vielfachen Rollen eine Welt erfindet, in der sie<br />

Kreatur sind und Könige, der kann auch Euripides’<br />

Bakchen inszenieren. Ein Stück, das ich<br />

für unantastbar hielt, kompliziert, archaisch –<br />

und noch immer die Essenz des Dilemmas unserer<br />

modernen Zeit. „Was passiert, wenn Gott<br />

kommt?“, lautet seine Frage. Ein Jahr später, als<br />

Jürgen Flimm mich für die <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong><br />

engagierte, war eines meiner ersten Gespräche<br />

das mit Jürgen <strong>Gosch</strong> über eine Inszenierung<br />

der Bakchen für Salzburg.<br />

Spätestens seit seiner Sommergäste-Inszenierung<br />

von 2004 am Schauspielhaus Düsseldorf<br />

war unübersehbar, dass sich Jürgen <strong>Gosch</strong><br />

nach bald 30 Jahren unausgesetzten Inszenierens<br />

inmitten eines – in seiner künstlerischen<br />

Radikalität und Fruchtbarkeit einzigartigen –<br />

zweiten oder dritten Laufs seiner Regie-Karriere<br />

befand, den er durch nichts unterbrechen<br />

konnte oder unterbrechen lassen wollte. Es<br />

war ein Wettlauf gegen die Zeit, den Jürgen<br />

<strong>Gosch</strong>, auch nachdem ihm seine schwere<br />

Krebserkrankung klar war, aufnahm – gegen<br />

den Tod, gegen alles, was diesen ungeheuren<br />

Lauf zu stoppen drohte.<br />

Seit dem Frühjahr 2007 suchten wir nach der<br />

Lücke in der langen Liste seiner Verabredungen<br />

und Pläne, die diese Arbeit ermöglicht. In dieser<br />

Zeit inszenierte Jürgen <strong>Gosch</strong> jedes Jahr vier<br />

Stücke, und man muss sich vor Augen führen,<br />

dass ein Theaterjahr nur knapp zehn Monate<br />

zählt. Er wechselte die Theater und arbeitete,<br />

anders als vergleichbare Großregisseure, zunächst<br />

fast ausschließlich mit den Ensembles<br />

der Häuser, die ihn engagierten. Aber etwas von<br />

ihm setzte sich an all diesen Orten durch – ein<br />

durchaus heterogener, aber stets unmittelbarer<br />

und die Schauspieler wie verwandelt und befreit<br />

zeigender Erzählstil, den er mit den Künstlern<br />

vor Ort, seinem Bühnenbildner Johannes<br />

Schütz und immer wieder auch mit seinem<br />

Autor Roland Schimmelpfennig in Düsseldorf,<br />

Hamburg, Berlin, Bochum oder Zürich umsetzte<br />

und weiterentwickelte.<br />

Nach einigen wieder verworfenen Besetzungsüberlegungen<br />

für seine bereits zweite Begegnung<br />

mit den Bakchen wollte Jürgen <strong>Gosch</strong><br />

schließlich das Stück mit nur vier Darstellern<br />

besetzen. Je näher der Probenbeginn rückte,<br />

umso deutlicher wurde Jürgen <strong>Gosch</strong> zudem,<br />

dass er mit den verfügbaren Übersetzungen<br />

nicht arbeiten konnte, und so begann Roland<br />

Schimmelpfennig eine eigene Spielfassung von<br />

Euripides’ Stück zu erstellen.<br />

Die Proben zu den Bakchen fanden bereits<br />

weitgehend um Jürgen <strong>Gosch</strong>s Krankenbett<br />

statt. Aber er ließ keinen Zweifel aufkommen,<br />

dass er diese Aufführung in Salzburg herausbringen<br />

wollte. Wir sind diesen Weg mit ihm<br />

durch alle Höhen und Tiefen bis zum Ende gegangen<br />

– beinahe im wörtlichsten Sinne, denn<br />

Jürgen <strong>Gosch</strong> starb nur wenige Stunden nach<br />

einer Probe. Falls die Aufführung erst für eine<br />

Berliner Premiere fertig werden würde,<br />

wünschte er sich die Einladung seiner letzten<br />

Inszenierung der Möwe nach Salzburg.<br />

Die Schauspieler der Bakchen-Produktion<br />

lesen zu Ehren von Jürgen <strong>Gosch</strong> am 30. Juli<br />

2009 um 19.00 Uhr im Landestheater die von<br />

Roland Schimmelpfennig entwickelte Bühnenfassung<br />

von Euripides’ Stück. Im Anschluss<br />

an die Lesung wird die Film-Fassung seiner<br />

Kölner Oedipus-Inszenierung gezeigt. Der Eintritt<br />

für die Lesung und Filmaufführung ist frei.<br />

Zählkarten sind im Kartenbüro und an der<br />

Abendkasse erhältlich. Thomas Oberender<br />

Karten für Die Möwe am 26., 28., 29., 31. 7.,<br />

1. und 2. 8. verfügbar.<br />

Jürgen Flimm, Intendant<br />

Foto: Luigi Caputo<br />

Es gäbe da einen jungen Regisseur,<br />

der in Ostberlin eine tolle Aufführung<br />

von Leonce und Lena inszeniert<br />

habe, verriet mir Thomas Brasch<br />

im Jahre 1979 in Köln. Bald traf ich diesen<br />

jungen Mann, und im Oktober 1981<br />

fand seine erste Premiere bei uns in Köln<br />

statt. Eine der schönsten Inszenierungen,<br />

die Jürgen <strong>Gosch</strong> je gemacht hatte:<br />

Nachtasyl von Gorki. Sie wurde gleich<br />

zum Berliner Theatertreffen eingeladen.<br />

Jürgen <strong>Gosch</strong> blieb in Köln. Molières<br />

Menschenfeind wurde dort sein größter<br />

Erfolg. <strong>Gosch</strong> sammelte Triumphe. Sein<br />

Oedipus fuhr zum Theatertreffen und<br />

durch die ganze Welt, er bekam den Europäischen<br />

Theaterpreis.<br />

Bald zogen wir nach Hamburg ans<br />

Thalia Theater. Irgendwann rief die<br />

Schaubühne und bat ihn, in das Leitungsteam<br />

einzutreten. Er verließ uns<br />

und kehrte nur noch einmal zurück: mit<br />

Handkes Stunde, da wir nichts voneinander<br />

wußten.<br />

Er aber wusste viel von uns und dem<br />

Theater. Dass er sich so bedingungslos<br />

dem großen Tschechow zuwandte, kam<br />

mir nur konsequent vor. Dass er von seinem<br />

hochmeisterlichen Regiestuhl herunterstieg<br />

und sich den Schauspielern<br />

wieder näherte, diese antrieb zu fulminantem<br />

Spiel, wird mir immer unvergesslich<br />

bleiben.<br />

Er ist weg, seufzt die arme Sonja im<br />

Wanja, als der versponnene Dr. Astrow<br />

das alte Gut verlässt. Er ist weg und wird<br />

mir in seiner Radikalität immer in der<br />

Erinnerung bleiben: der Jürgen aus Berlin<br />

und Köln und Hamburg.<br />

Das Ensemble der Möwe-Inszenierung von Jürgen <strong>Gosch</strong><br />

The Story of an Encounter<br />

The death of director Jürgen <strong>Gosch</strong> put a sudden end to the rehearsals for his last project, a performance of The Bacchae<br />

by Euripides. The Salzburg Festival fulfills Jürgen <strong>Gosch</strong>’s wish and will replace The Bacchae with his production of Anton<br />

Chekhov’s The Seagull. This production from the Deutsches Theater has not been shown outside of Berlin.<br />

Foto: Matthias Horn<br />

It was during the premiere of Jürgen <strong>Gosch</strong>’s<br />

Macbeth at the Düsseldorf Schauspielhaus<br />

in 2005 that I suddenly thought: whoever<br />

can do this, inventing a world with these seven<br />

naked actors in their multiple roles, making<br />

them creatures and kings at the same time, can<br />

also direct Euripides’ Bacchae. A play that I had<br />

considered untouchable, complicated, archaic –<br />

and yet, the essence of the dilemma of our modern<br />

times. “What happens when God appears?” is its<br />

central question. A year later, when Jürgen<br />

Flimm hired me for the Salzburg Festival, one of<br />

my first conversations was with Jürgen <strong>Gosch</strong><br />

about a production of The Bacchae for Salzburg.<br />

At the latest since his 2004 production of Sommergäste<br />

in Düsseldorf, it was evident that after<br />

almost 30 years of uninterrupted work as a<br />

director, Jürgen <strong>Gosch</strong> was in the midst of his<br />

second or third upswing in his career, and that<br />

he was unwilling or unable to let anything interrupt<br />

it. It was a race against time that Jürgen<br />

<strong>Gosch</strong> took up, even when he had realized the<br />

extent of his cancer – against death, against anything<br />

threatening to stop this incredible run.<br />

Since the spring of 2007, we were looking for a<br />

gap in the long list of his commitments and plans<br />

that would make this work possible. During this<br />

time, Jürgen <strong>Gosch</strong> directed four plays every<br />

year, and one must bear in mind that the theater<br />

year only has ten months at the most. He<br />

changed theaters regularly and worked almost<br />

exclusively with the ensembles of the theaters that<br />

engaged him – unlike most great directors in his<br />

league. But something of him came through in all<br />

these places – a narrative style that was quite heterogeneous<br />

but always direct, showing the actors<br />

transformed and liberated, a narrative style that<br />

he developed and implemented with the resident<br />

artists, his set designer Johannes Schütz, and<br />

again and again with his author, Roland Schimmelpfennig,<br />

whether it was in Düsseldorf, Hamburg,<br />

Berlin, Bochum or Zurich.<br />

After a few conversations about casting for<br />

what was already his second encounter with The<br />

Bacchae, Jürgen <strong>Gosch</strong> decided to use only four<br />

actors for the piece. In addition, the closer the beginning<br />

of rehearsals came, the more he realized<br />

that he could not work with the existing translations,<br />

and thus, Roland Schimmelpfennig began<br />

to create his own version of Euripides’ play.<br />

Rehearsals for The Bacchae already took place<br />

mainly around Jürgen <strong>Gosch</strong>’s sickbed. But he<br />

left no doubt that he intended to bring out this<br />

production in Salzburg. We accompanied him<br />

through high and low – literally, since Jürgen<br />

<strong>Gosch</strong> died only hours after a rehearsal. In case<br />

the performance would only be ready for its<br />

Berlin premiere, he wanted Salzburg to invite his<br />

last production of The Seagull.<br />

The actors involved in the rehearsals for The<br />

Bacchae will read Roland Schimmelpfennig’s<br />

stage version of Euripides’ play in honor of Jürgen<br />

<strong>Gosch</strong> on July 30, 2009 at 7:00 p.m. at the<br />

Landestheater. After the reading, the film version<br />

of his Cologne production of Oedipus will be<br />

screened. Admission to the reading and film<br />

screening is free. Tickets are available at the box<br />

office and at the theater before the event.<br />

Thomas Oberender<br />

In 1979 in Cologne, Thomas Brasch<br />

told me that there was a young director<br />

who had done a great production of<br />

Leonce und Lena in East Berlin. Soon, I<br />

met this young man, and in October of<br />

1981, his first premiere at our theater in<br />

Cologne took place. One of the most beautiful<br />

productions Jürgen <strong>Gosch</strong> ever did:<br />

The Lower Depths by Gorky. It was immediately<br />

invited to the Berliner Theatertreffen.<br />

Jürgen <strong>Gosch</strong> stayed in Cologne.<br />

Molière’s Misanthrope was his biggest<br />

success there. <strong>Gosch</strong> went from one triumph<br />

to the next. His Oedipus was presented<br />

at the Theatertreffen and all over<br />

the world; he received the European Directors’<br />

Award.<br />

Soon, we moved to Hamburg’s Thalia<br />

Theater. At some point, the Schaubühne<br />

called, asking him to join their team of directors.<br />

He left us and only returned once,<br />

with Handke’s Die Stunde, da wir nichts<br />

voneinander wußten (The Hour We<br />

Knew Nothing of Each Other).<br />

He, however, knew a lot about us and<br />

about the theater. It seemed only logical to<br />

me that he would dedicate himself to the<br />

great Chekhov so unconditionally. I will<br />

never forget how he came down from his<br />

high director’s chair and back to the actors,<br />

driving them to feats of brilliance.<br />

He is gone, poor Sonya in Vanya sighs<br />

when quirky Dr. Astrov leaves the old estate.<br />

He is gone and will always live in my<br />

memory with his radical ideas: Jürgen<br />

from Berlin and Cologne and Hamburg.<br />

Jürgen Flimm,<br />

Artistic Director of the Salzburg Festival


SALZBURGER FESTSPIELE 2009 Daily<br />

Nr. 2, 26./27. Juli 2009<br />

Vorschau · Preview<br />

Datum Uhrzeit Veranstaltung Veranstaltungsort<br />

Date time event venue<br />

So, 26.7. 11.00 Uhr Beethoven-Zyklus 2 · Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen<br />

Paavo Järvi · Janine Jansen · Werke von Ludwig v. Beethoven<br />

Mozarteum<br />

17.30 Uhr Hugo von Hofmannsthal · Jedermann · Christian Stückl<br />

Mit Peter Simonischek, Sophie von Kessel, Ben Becker,<br />

Domplatz<br />

Peter Jordan u. a.<br />

(Gr. FSH)<br />

20.00 Uhr Anton P. Tschechow · Die Möwe · Jürgen <strong>Gosch</strong><br />

Mit Corinna Harfouch, Jirka Zett, Christian Grashof,<br />

Kathleen Morgeneyer, Bernd Stempel, Simone von Zglinicki,<br />

<strong>Salzburger</strong><br />

Meike Droste, Alexander Khuon, Peter Pagel, Christoph Franken Landestheater<br />

21.00 Uhr Wiener Philharmoniker 1 · Nikolaus Harnoncourt<br />

Werke von Franz Schubert /Anton Webern, Josef Strauß,<br />

Großes<br />

Franz Schubert<br />

Festspielhaus<br />

21.15 Uhr Siemens Festspielnächte 2009 · Charles Gounod<br />

Roméo et Juliette · Yannick Nézet-Séguin · 2008<br />

Kapitelplatz<br />

Mo, 27.7. 11.30 Uhr Freunde der <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong><br />

Michael Eberth über den Theaterweg des Jürgen <strong>Gosch</strong><br />

Schüttkasten<br />

19.30 Uhr Beethoven-Zyklus 3 · Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen<br />

Paavo Järvi · Werke von Ludwig v. Beethoven<br />

Mozarteum<br />

19.30 Uhr Friedrich Hebbel /Antonio Vivaldi · Judith · Lars Wittershagen<br />

Sebastian Nübling · Lutz Rademacher · Mit Tajana Raj,<br />

Stephanie Schönfeld, Anne Tismer, Daniel Gloger, Sebastian Kowski,<br />

Sebastian Röhrle, Dino Scandariato und Matías Tosi<br />

Perner-Insel<br />

Capella Triumphans, Annelie Gahl<br />

Hallein<br />

19.30 Uhr Dichter zu Gast – Daniel Kehlmann · Ruhm. Ein Roman in <strong>Salzburger</strong><br />

neun Geschichten · Lesung mit Daniel Kehlmann<br />

Landestheater<br />

21.15 Uhr Siemens Festspielnächte 2009 · Peter I. Tschaikowskij<br />

Eugen Onegin · Daniel Barenboim · 2007<br />

Kapitelplatz<br />

Datum Uhrzeit Veranstaltung Veranstaltungsort<br />

Date time event venue<br />

Di, 28.7. 10.00 Uhr Freunde der <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong> · Josef Tichý: Franz Liszt Schüttkasten<br />

11.30 Uhr Freunde der <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong> · Karl Heinz Ritschel:<br />

Glanz und Elend eines Fürsten – Wolf Dietrich von Raitenau<br />

Schüttkasten<br />

15.30 Uhr Freunde der <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong> Stefan Zweig<br />

Klemens Renoldner führt durch die Ausstellung „Stefan Zweig“<br />

Centre<br />

19.30 Uhr Liszt-Szenen 1 · Arcadi Volodos · Werke von Franz Liszt Mozarteum<br />

19.30 Uhr Anton P. Tschechow · Die Möwe · Jürgen <strong>Gosch</strong><br />

Mit Corinna Harfouch, Jirka Zett, Christian Grashof,<br />

Kathleen Morgeneyer, Bernd Stempel, Simone von Zglinicki,<br />

<strong>Salzburger</strong><br />

Meike Droste, Alexander Khuon, Peter Pagel, Christoph Franken Landestheater<br />

20.00 Uhr Young Directors Project · Welcome to Nowhere (bullet hole road)<br />

Temporary Distortion · New York, USA · Kenneth Collins<br />

Mit Ben Beckley, Stacey Collins, Brian Greer, Lorraine Mattox,<br />

Jessica Grace Pagan und Stephanie Silver<br />

republic<br />

21.00 Uhr Wiener Philharmoniker 1 · Nikolaus Harnoncourt<br />

Werke von Franz Schubert/Anton Webern, Josef Strauß,<br />

Großes<br />

Franz Schubert<br />

Festspielhaus<br />

21.15 Uhr Siemens Festspielnächte 2009 · Henry Purcell · King Arthur<br />

Nikolaus Harnoncourt · 2004<br />

Kapitelplatz<br />

KARTENBÜRO der SALZBURGER FESTSPIELE<br />

Herbert von Karajan Platz 11 · 5010 Salzburg · täglich 10.00–18.00 Uhr<br />

Telefon +43-662-8045-500 · Telefax +43-662-8045-555<br />

<strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong> Shop · Karten/Tickets<br />

Hofstallgasse 1 (Eingang/Entrance Haus für Mozart)<br />

täglich 9.30–20.00 Uhr<br />

info@salzburgfestival.at · www.salzburgfestival.at<br />

Impressum • Medieninhaber: <strong>Salzburger</strong> Festspielfonds • Direktorium: Helga Rabl-Stadler, Präsidentin, Jürgen Flimm, Intendant und Künstlerischer Leiter, Gerbert Schwaighofer, Kaufmännischer<br />

Direktor, Schauspiel: Thomas Oberender, Konzert: Markus Hinterhäuser • Redaktion und Gestaltung: Margarethe Lasinger, Rainer Elstner • Übersetzungen: Alexa Nieschlag • Graphische<br />

Gestaltung und Layout: Margarethe Lasinger, Christiane Klammer • Litho: Media Design: Rizner.at, Salzburg • Druck: Medien-Druck Salzburg GmbH • Alle Rechte, insbesondere das Recht<br />

der Vervielfältigung und der Verbreitung sowie der Übersetzung vorbehalten. Kein Teil der Publikation darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Medieninhabers reproduziert<br />

oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet oder verbreitet werden • Änderungen vorbehalten • E-Mail: daily@salzburgfestival.at<br />

Diese Publikation wird ermöglicht durch die Unterstützung von:<br />

und die Freunde der <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong>

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