Das Jahr der Entdeckungen - Salzburger Festspiele
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SALZBURGER FESTSPIELE 2007 Daily<br />
Nr. 11, 8. August 2007<br />
<strong>Das</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>der</strong> <strong>Entdeckungen</strong><br />
Viele junge, ernsthafte Sänger feiern <strong>der</strong>zeit große Erfolge bei den <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong>n und werden vom Publikum begeistert<br />
akklamiert. Ein neues, exzellentes <strong>Salzburger</strong> Ensemble wächst hier für die Zukunft zusammen. Ein Beitrag in<br />
Wort und Bild stellt die Künstler vor, die in den Opernproduktionen des heurigen Festspiel-Sommers mitwirken.<br />
Meine Meinung<br />
my comment<br />
Fotos: wildbild.at, Bernd Uhlig, Clärchen & Matthias Baus<br />
Nach den vielen erfolgreichen Premieren,<br />
die wir in <strong>der</strong> Oper schon<br />
hatten, stellen mir Besucher immer die<br />
gleiche Frage: Wer ist denn diese Sängerin o<strong>der</strong><br />
jener Sänger? Die Zuschauer meinen viele<br />
unserer fast noch unbekannten und doch so<br />
wun<strong>der</strong>baren jungen Künstler. Annette <strong>Das</strong>ch,<br />
die mit Armida einen großen Triumph erlebt,<br />
die Zelmira von Mojca Erdmann, die die Zuschauer<br />
in <strong>der</strong> Felsenreitschule begeistert und<br />
Bernard Richter, <strong>der</strong> den Clotarco gibt.<br />
Und Joseph Kaiser, <strong>der</strong> einen berührenden<br />
Lenski singt, armseliges Opfer eines zynischen<br />
Onegin des brillanten Peter Mattei. Und Anna<br />
Samuil und die Gubanova!<br />
Haben Sie schon John Relyea als Kaspar und<br />
Günther Groissböck als Eremiten gehört?<br />
Sie alle sind junge Künstler, die für das<br />
Theater und unsere Zuschauer mit großem<br />
Elan proben und singen. Und <strong>der</strong> Erfolg gibt<br />
ihnen recht! Nun freuen wir uns auf die Grand<br />
Links: Mojca Erdmann und Bernard Richter als Zelmira<br />
und Clotarco in Haydns Armida.<br />
Unten: Die russische Sopranistin Anna Samuil wurde<br />
als Tatjana in Tschaikowskis Eugen Onegin an <strong>der</strong><br />
Seite von Peter Mattei in <strong>der</strong> Titelrolle als Entdeckung<br />
gefeiert.<br />
Ganz unten rechts: Aleksandra Kurzaks Ännchen (hier<br />
mit Agathe Petra Maria Schnitzer) in Webers Freischütz<br />
begeisterte Publikum und Kritik gleichermaßen.<br />
Rechts: Der Grand Opéra Benvenuto Cellini von Hector<br />
Berlioz gilt die nächste große Premiere <strong>der</strong> <strong>Salzburger</strong><br />
<strong>Festspiele</strong> 2007. Die Hauptrollen singen <strong>der</strong> Tenor<br />
Burkhard Fritz als Cellini und die lettische Sopranistin<br />
Maija Kovalevska als seine Geliebte Teresa.<br />
The Year of the Discoveries<br />
Many young, serious singers, acclaimed by enthusiastic audiences, are currently<br />
enjoying great success at the Salzburg Festival. A superlative new ensemble<br />
is forming for the future. Here a feature in words and pictures presents the<br />
artists performing at this summer’s Festival.<br />
After the many successful opera premieres<br />
that we have already witnessed this<br />
summer, patrons always ask me the same<br />
question: who is this singer? They mean many of<br />
our almost unknown and yet so won<strong>der</strong>ful<br />
artists. Annette <strong>Das</strong>ch, who is emerging triumphant<br />
as Armida, Mojca Erdmann’s Zelmira,<br />
captivating audiences in the Felsenreitschule,<br />
and Bernard Richter, singing Clotarco.<br />
And Joseph Kaiser, a touching Lensky, the<br />
pathetic victim of a cynical Onegin, as sung<br />
brilliantly by Peter Mattei. And Anna Samuil<br />
and Gubanova!<br />
Have you heard John Relyea as Kaspar and<br />
Günther Groissböck as the Hermit?<br />
They are all young artists who are rehearsing<br />
and singing with boundless enthusiasm for the<br />
theater and for our audiences. And their success<br />
is encouraging! At the moment, we are looking<br />
forward to the Grand Opéra: Benvenuto Cellini<br />
with Burkhard Fritz, Laurent Naouri, Mikhail<br />
Petrenko and young Maija Kovalevska. Maybe<br />
we are witnessing a changing of the guard.<br />
Soon, the curtain will rise over Claus Guth’s<br />
Figaro. With Dorothea Röschmann, Gerald<br />
Finley, Diana Damrau, Martina Janková, Luca<br />
Pisaroni, and many others. Heart, what more<br />
can you desire?<br />
Like Michael Schade, Richard Croft, Ferrucchio<br />
Furlanetto, Peter Seiffert, Petra Maria<br />
Schnitzer and many others, they are all part of a<br />
won<strong>der</strong>ful ensemble that has come to give life to<br />
our Festival this summer.<br />
And this to all the skeptics: art is truly more<br />
important in Salzburg than the noisy carnival of<br />
commerce.<br />
Jürgen Flimm<br />
Opéra, Benvenuto Cellini mit Burkhard Fritz,<br />
Laurent Naouri, Mikhail Petrenko und <strong>der</strong><br />
jungen Maija Kovalevska. Vielleicht erleben<br />
wir einen Generationswechsel.<br />
Bald hebt sich auch <strong>der</strong> Vorhang vor Claus<br />
Guths Figaro. Mit Dorothea Röschmann, Gerald<br />
Finley, Diana Damrau, Martina Janková,<br />
Luca Pisaroni und und und. Herz, was willst du<br />
mehr?<br />
Auch diese gehören wie Michael Schade,<br />
Richard Croft, Ferrucchio Furlanetto, Peter<br />
Seiffert, Petra Maria Schnitzer und viele an<strong>der</strong>e<br />
zu einem wun<strong>der</strong>baren Ensemble, das sich<br />
in diesem Sommer bei unseren <strong>Festspiele</strong>n<br />
eingefunden hat.<br />
Und allen Skeptikern sei ins Stammbuch geschrieben:<br />
Die Kunst wiegt in Salzburg wahrlich<br />
mehr als <strong>der</strong> lärmende <strong>Jahr</strong>markt des<br />
Kommerz.<br />
Jürgen Flimm<br />
Sergio Morabito<br />
Foto: A.T. Schaefer<br />
Bei einigen dürfte es sich schon herumgesprochen<br />
haben: im <strong>Salzburger</strong><br />
Onegin ist „Felsensteins Carmen“<br />
zu erleben! Und zwar in <strong>der</strong> Rolle<br />
<strong>der</strong> Filípjewna, Tatjanas Kin<strong>der</strong>frau.<br />
<strong>Das</strong>s in <strong>der</strong> Regie von Andrea Breth <strong>der</strong><br />
erste Akt von Tschaikowskis Oper zu einer<br />
Hommage an die „Njanja“ geworden<br />
ist, ist auch ihr zu verdanken: <strong>der</strong> armenischen<br />
Mezzosopranistin Emma Sarkissjan.<br />
Ich lernte sie im Sommer 2005<br />
bei meiner Einstudierung <strong>der</strong> Norma an<br />
<strong>der</strong> Novaya Opera Moskau kennen.<br />
Nach <strong>der</strong> ersten Probenwoche stellte ich<br />
in einem Gespräch mit dem Ensemble<br />
fest, dass Emma – die in <strong>der</strong> gesanglich<br />
kleinen, dramaturgisch unendlich wichtigen<br />
Partie <strong>der</strong> Clotilde besetzt war – die<br />
erste war, die den Geist dieser Inszenierung,<br />
die ich mit Jossi Wieler in Stuttgart<br />
erarbeitet hatte, verstand, die bereit war,<br />
eine Figur von innen heraus zu verstehen<br />
und zu erzählen.<br />
Je<strong>der</strong> Regisseur, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Arbeit mit<br />
einem Darsteller auf einen Dolmetscher<br />
angewiesen war, weiß, dass man irgendwann<br />
einen Punkt erreicht, über den selten<br />
hinauszukommen ist. Nun, Andrea<br />
und Emma verstanden sich sehr schnell<br />
fast ganz ohne Worte, nur über die Aufmerksamkeit,<br />
die sie sich wechselseitig<br />
entgegenbrachten. Emmas Erfahrung mit<br />
bedeutenden Regisseuren, ihre Disziplin<br />
und Bescheidenheit und natürlich ihre<br />
Kunst taten das Übrige. Ich bin glücklich,<br />
dass ich für Emma „Schicksal spielen“<br />
durfte, wie sie sich ausdrückte.<br />
Word is getting out: Salzburg’s<br />
Onegin features Walter Felsenstein’s<br />
Carmen this year! She is<br />
cast as Filipyevna, Tatiana’s nanny. It is<br />
partly due to her that the entire first act of<br />
Tchaikovsky’s opera has become a homage<br />
to the “nyanya” in Andrea Breth’s production:<br />
the singer I speak of is the Armenian<br />
mezzo-soprano Emma Sarkissian. I met<br />
the artist during the summer of 2005 when<br />
I was rehearsing Norma at the Novaya<br />
Opera in Moscow. After the first week of<br />
rehearsals, I realized during a conversation<br />
with the ensemble that Emma – who<br />
had been cast in the role of Clotilde, a<br />
small role in vocal terms but a pivotal one<br />
for the dramatic development – was the<br />
first one to un<strong>der</strong>stand the spirit of this<br />
production that I had developed with Jossi<br />
Wieler in Stuttgart, and who was willing<br />
to un<strong>der</strong>stand and tell a character’s story<br />
from the inside out.<br />
Every director who has ever had to work<br />
with an artist with the aid of an interpreter<br />
knows that one reaches a point at<br />
which one can hardly progress any further.<br />
Andrea and Emma un<strong>der</strong>stood each other<br />
very quickly and almost without words,<br />
just through the attention that each paid<br />
to the other. Emma’s experience with<br />
major directors, her discipline and humility,<br />
and of course her art did the rest. I am<br />
happy to have been able to play “fate” for<br />
Emma, as she herself has said.<br />
Sergio Morabito<br />
Dramaturge