Ortsporträt Uzwil 2014

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«Wir gehen mit den Lernenden eine Partnerschaft ein» Die Berufsbildung hat bei Bühler einen hohen Stellenwert und seit 100 Jahren Tradition. Bühler bildet weltweit insgesamt rund 550 Lernende aus, davon 300 in Uzwil. Neben der Chance, einen Teil der LehreimAusland zu absolvieren, erwarten die Lernenden spannende Projektarbeiten und die Aussicht auf eine vielversprechende Karriere. Jedes Jahr schliessen rund 80 Lernende ihre Lehre inUzwil ab und das in zwölf Berufen. Nächstes Jahr feiert die Bühler-Berufsbildung 100-jähriges Jubiläum. Als einer der ersten Lehrbetriebe der Schweiz bietet Bühler seit damals Ausbildungen an. Über 7‘500 Lehrabgänger haben seither den Abschluss geschafft. Rund zwei Drittel starten ihre berufliche Karriere direkt bei Bühler und sind bereit, dies auch im Ausland zu tun. Die Lernenden machen sich in der Lehrzeit vertraut mit der Bühler-Firmenkultur, den Arbeitsprozessen, Produkten, Kunden und Märkten. «Am Ende der Lehrzeit sind sie gefragte Fachleute», sagt Leiter Berufsbildung Andreas Bischof, der seit 2009 bei Bühler tätig ist. Mensch im Zentrum Die menschlichen Komponenten stehen bei der Auswahl der Lernenden an erster Stelle. «Für uns zählt die Persönlichkeit. Wir gehen mit den Lernenden während der Lehre eine Partnerschaft ein. Im Gegenzug zum persönlichen Einsatz bieten wir den Lernenden attraktive Entwicklungsmöglichkeiten und haben zum Ziel, sie zu bestqualifizierten Mitarbeitenden auszubilden. Damit stehen ihnen innerhalb und ausserhalb von Bühler alle Türen für eine erfolgreiche Zukunft offen», so Andreas Bischof. Um Schulabgänger insbesondere für technische Berufe –beispielsweise Polymechaniker oder Anlagen- und Apparatebauer –zumotivieren, ist Bühler Partner der MINT-Initiative der Pädagogischen Hochschule St. Gallen. Die Initiative hat zum Ziel, Schüler und Schülerinnen für naturwissenschaftliche Phänomene und technische Anwendungen zu begeistern. Praxiserfahrung im Ausland Im letzten Lehrjahr erhalten besonders motivierte und talentierte Lernende bei Bühler die Möglichkeit, einen Teil ihrer Lehre imAusland zu absolvieren. 2014 wird dieser Traum für 18 Lernende wahr. Für mehrere Monate arbeiten und leben sie in Amerika, China, Indien, Südafrika oder europäischen Ländern. Andreas Bischof: «Während der Einsätze setzen die Lernenden das Gelernte in die Praxis um. Sie haben die Chance, in die Kultur und Arbeitsweise der Kollegen im Ausland einzutauchen und an Berufs- und Lebenserfahrung zu gewinnen.» Das schweizweit einzigartige Ausbildungskonzept von Bühler wurde bereits mehrfach ausgezeichnet –zuletzt 2013 mit dem Hans-Huber-Preis. LehrsteLLenforum 21. Juni 2014,WiL Wir sind da. du auch? Mit einer Berufslehre bei Bühler hast dudie Chance, einmal Grosses auf dieser Welt zu bewegen. Denn dieser Lehrbetrieb gehört nicht nur zu den innovativsten in der ganzen Schweiz. Das vielfach ausgezeichnete Ausbildungsprogramm führt Dich auch an ausländische Standorte. Seit gut 100 Jahren bildet Bühler gefragte Nachwuchskräfte aus –derzeit 300 Lernende in 12 Berufen. Für Deinen persönlichen Start ins Berufsleben ruf uns einfach an: +41 71 955 3111 www.buhlergroup.com/ausbildung
Uzwil 21 Sie nannten ihn «Atom-Toni» Über das Leben und Wirken eines aussergewöhnlichen Lehrers Toni Hollenstein hat sich in der Gemeinde einen Namen gemacht. Zum einen wegen seiner Begeisterung für die Kernenergie, zum anderen weil er in 36 Jahren als Lehrer die Sekundarschule geprägt hat. Heute schätzt der Pensionär Uzwil als Wohnort, dem es grundsätzlich an nichts fehlt. Die meisten Lehrer wollen wohl den letzten Arbeitstag schnell hinter sich bringen. Nicht so Toni Hollenstein. Es war Juli 2001, als der heutige Rentner nach 36 Jahren seine letzte Unterrichtsstunde an der Sekundarschule Uzwil vorbereitete. Es sollte etwas Besonderes werden, mit vielen tollen mathematischen Trugschlüssen, mit welchen sich die Schüler auseinandersetzen sollten. Doch als Toni Hollenstein aus seinem schmucken Haus an der Meisenstrasse trat, staunte er nicht schlecht. Da stand ein Zweiergespann vor seiner Tür, mitsamt Kutscher. Wie ein Star fuhr Toni Hollenstein zusammen mit seiner Frau Lisel auf den Schulplatz und erntete herzlichen Applaus. Anschliessend dreht er eine Runde auf einem von seinenSchülernselbstgebautenFahrrad.«Unterrichtgab ich später aber trotzdem noch», schmunzelt Toni Hollenstein, der weitgehend auch als «Atom-Toni» bekannt war. Streng aber fair Sein Spitzname ist Programm, denn «Atom-Toni» war einVerfechterderKernenergie.«VerstehenSiemichnicht falsch», fügt Toni Hollenstein rasch hinzu «Energie aus Kernspaltung ist natürlich nicht die endgültige Lösung». Doch seien immense Fortschritte dank dieser Errungenschaft überhaupt möglich geworden. «Der überstürzte Ausstieg aus der sicheren Bandenergie ist unverständlich, solange es keine gleichwertige Alternative gibt.» Seine Überzeugung gab der heute 75-Jährige gerne weiter. Sohatte er zahlreiche Kernkraftwerk-Exkursionen, die beispielsweise nach Gösgen oder Beznau führten, für die Klassen organisiert. Einmal erntete Hollenstein dafür Kritik in Form eines Briefes. Er blieb jedoch gelassen. Doch konnte Atom-Toni gegenüber seinen Schülernauch andere Seiten aufziehen: «Ich denke schon, dass ich ein strenger Lehrer war aber auch ein gerechter.» Er mochte grundsätzlich alle seiner Schüler –bis auf die faulen. Von missglückten Experimenten Toni Hollenstein war wohl auch «Atom-Toni», weil er keine Mühe scheute, seinen Unterricht so kreativ wie möglich zu gestalten. So schrieb er sein Unterrichtsmaterial am liebsten selbst und führte allerhand Experimente durch. Eines, aber nur eines, sei einmal zünftig schiefgegangen. Als Hollenstein versuchte, eine alte Kaffee- Büchse mittels Benzinmischung in die Luft zu jagen. Er baute eine Zündkerze, betrieben durch einen Induktor mit Kurbel. Als er jedoch den sagenhaften Knall, den es geben sollte, zu präsentieren versuchte, passierte rein gar nichts. Er bat daraufhin einen seiner Schüler an der Kurbel zu drehen, während Hollenstein in die geöffnete Büchse schaute. Wieesschon fast zu erahnen war,kam der Knall dann doch. «Meine Augenbrauen waren komplett verbrutzelt», lacht Toni Hollenstein. Glücklicherweise sei nichts Schlimmeres dabei passiert. Ja, Toni Hollenstein hatte viel Glück im Leben. «Ich durfte das erlernen, was ich immer wollte», so der heutige Pensionär. Nebst Physik unterrichtete Hollenstein auch Sport, Mathematik, Biologie und Chemie. Der 75-Jährige schätzte es, inhaltliche Verknüpfungen der verschiedenen Fächer für seinen Unterricht nutzen zu können. Denn gewisse Dinge aus der Mathematik brauche man schliesslich auch in der Physik. «Dort wo heute in Niveaugruppen gearbeitet wird, erschwert sich dies, weil der Klassenverband geschwächt ist.» Auch werde zu sehr auf Gruppenarbeit gesetzt. Das individuelle Können des Einzelnen ginge dabei verloren und zudem würden nur die Fleissigen etwas leisten. Er fand zudem die frühere Aufteilung der Oberstufen sehr sinnvoll, als die Real- und die Sekstufe noch in separaten Häusern unterrichtet wurden. «Wichtig wäre, den Einzelnen auf seinem Lernniveau zu fördern, weil sonst die Schwächeren, inmitten der Starken, untergehen.» Seit 1965 in Uzwil Verändert hat sich in den letzten Jahren natürlich nicht nur das Schulsystem, sondern auch Uzwil an sich. Toni Hollenstein ist 1965 nach Uzwil gekommen. Davor hatte er drei Jahreander Sekundarschule Azmoos in der Gemeinde Wartau unterrichtet. Dass er hier gelandet ist, sei lediglich seinem Job an der Sekundarschule Uzwil zu verdanken. «Es war sozusagen ein Zufall», so Hollenstein. Er schätzte immer die guten Verbindungen nach Ost und West und die Entwicklungsmöglichkeiten, welche die Gemeinde zu bieten hatte. «Als Wohnort ist Uzwil ideal» so der gebürtige St. Galler,der er im Herzen auch immer bleiben werde. Jedoch sei es schade, dass die Gemeinde keinen Dorfcharakter habe. «Wir sind hier etwas verzettelt, haben kein richtiges Zentrum», so Hollenstein. Die Schule konnte zwar von der grossen Uzwiler Industrie stets profitieren, dennoch sei es schade, dass es kaum noch Detailläden, wie etwa eine Metzgerei oder eine Eisenwarenhandlung gebe. «Nägel, Schrauben oder Werkzeuge hole ich mir heute in Rickenbach. Früher hatten wir in Oberuzwil das Eisenwarengeschäft Hellmüller und Zingg», so Hollenstein. Löblich sei hingegen, dass eine Ortschaft von dieser Grösse noch ein eigenes Kino besitze sowie ein Schwimmbad und eine Kunsteisbahn, die seit 1961 besteht. Ein Opernliebhaber «Trotz dem was vermeintlich fehlt, fehlt es einem eben doch an nichts in Uzwil.» Mehr kulturelle Einflüsse wären dem ehemaligen Lehrer jedoch lieb. Als Opernliebhaber erfreute ihn besonders die Tatsache, dass gegen Ende der 80er Jahre Opern und Operettenaufführungen im Uzwiler Gemeindesaal stattgefunden hatten. Die meisten Stuhlreihen seien jedoch leer geblieben. Platz hätte es für mindestens 700 Personen gehabt. So war es nicht verwunderlich dass es irgendwann kein Musiktheater mehr gab. Heute sind es besonders die Theatergruppe Henau, die jedes Jahr ein neues Stück aufführt, sowie die örtliche Jugendmusik, die es Toni Hollenstein angetan haben. Seit einiger Zeit werde das Theaterleben durch «Kultur gibt Gas» wieder neu belebt. «Die Aufführen sind sehr günstig und von werden von den technischen Betrieben organisiert», so der ehemalige Lehrer. Nebst Kultur begeistert Hollenstein das Reisen und Filmen, dem er sich auch künftig vertieft widmen will. Nicht zu vergessen: seine eindrückliche Modelleisenbahn, die Hollenstein in seinem Estrich eingebaut hat. Mit dazugehörender Berglandschaft, kleinen Häusernund Bahnhof. «Sie ist noch nicht fertig», so der Rentner und er fügt schmunzelnd an: «ich habe zum Glück das Privileg, auch in Zukunft hier oben lange verweilen zu können». Katja Fässler Bild: Allgemeiner Anzeiger Wie ein Star wurde «Atom-Toni» an seinem letzten Arbeitstag verabschiedet. Faszination Modelleisenbahn: Toni Hollenstein hat die Zuglandschaft selbst erbaut und entwickelt sie laufend weiter. Bild: Katja Fässler
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