Striezel und Gebildbrote - Sackl-gutruf.at
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<strong>Striezel</strong><br />
<strong>und</strong><br />
<strong>Gebildbrote</strong>..<br />
..ein Kulturgut seit<br />
tausenden Jahren.<br />
Geschichte der Zopfgebäcke<br />
Während viele Arten von Zopfgebäcke <strong>und</strong> <strong>Gebildbrote</strong> im Laufe der Jahrh<strong>und</strong>erte<br />
verschw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> in Vergessenheit ger<strong>at</strong>en sind, werden speziell zu Allerheiligen,<br />
die verschiedensten Formen heute noch kunstvoll geflochten <strong>und</strong> gebacken.<br />
Den Ursprung oder das Urmotiv dieser Gebäckform sieht man in der Haartracht<br />
der Frauen, im Haarzopf.<br />
Bei den Ägyptern folgten die hinterbliebenen Witwen mit ihren Dienerinnen dem verstorbenen G<strong>at</strong>ten<br />
bei lebendigem Leib in das Grab <strong>und</strong> auch bei den Germanen wurde die Witwe mit ihren Dienerinnen<br />
bei lebendigem Leib auf dem Scheiterhaufen mit dem Verstorbenen G<strong>at</strong>ten mitverbrannt.<br />
Bei den Südgermanen verschwand diese Sitte schon frühzeitig, während bei den skandinavischen<br />
Stämmen noch lange die Frau dem G<strong>at</strong>ten in den Grabhügel folgen musste, bis an die Stelle des<br />
blutigen Opfers die Ablösung durch den Teil, also das die Frau zierende Haar tr<strong>at</strong> <strong>und</strong> schließlich<br />
auch der Teil durch ein Teiggebilde, das Zopfgebäck, abgelöst wurde.<br />
Diese Ablösung durch symbolische Teiggebilde finden wir schon bei den Ägyptern, von welchen die<br />
Sitte auf die Griechen überging, dann auf die Römer <strong>und</strong> endlich auf die Germanen.<br />
Haaropfer sind in Kulturen der antiken Völker auch in anderen Zusammenhängen nachzuweisen.<br />
Dabei ist es interessant, dass bis vor noch nicht allzu langer Zeit auch in unseren Gebieten Haaropfer<br />
üblich waren, wie Votivopfer in den Wallfahrtskirchen (z.B. Sonntagberg NÖ, oder Kirchdorf am Inn)<br />
bestätigen. Sie wurden im Volksglauben als Unheilabwehrende Handlung betrachtet.<br />
Zopfgebäcke waren früher vorwiegend Festtagsgebäcke, die zu den verschiedensten Festtagen des<br />
Kirchenjahres hergestellt <strong>und</strong> verschenkt wurden (P<strong>at</strong>engaben, Glücksbringer <strong>und</strong> einiges mehr).<br />
Jedes Jahr zu Allerheiligen ist somit die „Hochsaison“der <strong>Striezel</strong>herstellung. Heute gibt es Zopfgebäcke<br />
das ganze Jahr über <strong>und</strong> kaum jemand ist sich der einstigen kultischen oder mythischen<br />
Bedeutung bewusst. Zopfgebäcke, für die es verschiedene Bezeichnungen wie z.B. Flechte, <strong>Striezel</strong>,<br />
Züpfli, Berches, Spitzel, usw. gibt, bereichern heute die Vielfalt an Brot- <strong>und</strong> Gebäcksorten.<br />
Die Gr<strong>und</strong>stufe bei der Herstellung der verschiedenen Zopfgebäcke ist zunächst der „Einstrangzopf“.<br />
Auf ihm baut sich die Vielfalt der weiteren Zopfgebäcke auf, <strong>und</strong> zwar vom Zweistrang-, Dreistrang-,<br />
Vierstrang- Fünfstrang- bis hin zum Achtstrangzopf (insgesamt 54 Arten). Daraus wiederum entstehen<br />
dann so kunstvolle Gebilde wie Kreuz- <strong>und</strong> Sternzopf sowie weitere phantasievolle Gebäcke, wie<br />
Hochzeitsbreze, Lyra, Eidechse, Muttertagsherz <strong>und</strong> viele andere mehr.<br />
Zopfgebäcke werden ausschließlich in handwerklicher Fertigung, Geschicklichkeit, Übung <strong>und</strong><br />
Kre<strong>at</strong>ivität (z.B. Schaugebäcke) hergestellt.<br />
Backkurs-Unterlagen Bäckermeister SR Walter-Gerhard <strong>Sackl</strong>-Gutruf 8453 St. Johann /S 38<br />
Tel.: 0699 133 150 11 e-Mail: gerhard@sackl-<strong>gutruf</strong>.<strong>at</strong> Internet: www.sackl-<strong>gutruf</strong>.<strong>at</strong>
Rezept Leichter Hefeteig für 4 Stück <strong>Striezel</strong><br />
1,00 kg Weizenmehl 700 oder 480 Herstellungshinweise:<br />
0,35 kg Milch ca. Eier, Milch, Zucker, Salz, Hefe, Zitronenschale <strong>und</strong> Vanillezucker<br />
0,08 kg Hefe frisch auflösen.<br />
0,01 kg Salz Alle Zut<strong>at</strong>en miteinander zu einem gl<strong>at</strong>ten Teig mischen.<br />
0,03 kg Backmalz Die Teigtemper<strong>at</strong>ur soll ca. 25 °C betragen.<br />
0,12 kg Backfett Den Teig ca. 15 - 20 Minuten rasten lassen. Dann den Teig aufteilen,<br />
0,11 kg Zucker r<strong>und</strong>schleifen, langstoßen, vorlängern auf Stranglänge, bemehlen,<br />
0,20 kg Vollei (4 Stück) obere Spitze zusammendrücken <strong>und</strong> mit Gewicht niederhalten.<br />
Zitronenschale<br />
Flechten nach Vorlage, die Strangenden gut zusammendrücken <strong>und</strong><br />
Vanillezucker<br />
auf Backblech absetzen. Leicht mit Wasser besprühen.<br />
Nach ca. 10 min mit verquirltem Vollei abstreichen <strong>und</strong> mit<br />
3/4 Gare, bei 180°C <strong>und</strong> offenem Zug einschießen. Die Backzeit beträgt ca. 35 - 40 min bei 50 dag-<strong>Striezel</strong>.<br />
Rezept mittelschwerer Hefeteig (Briochesteig) für 4 Stück <strong>Striezel</strong><br />
1,00 kg Weizenmehl 700 oder 480 Herstellungshinweise:<br />
0,40 kg Milch ca. Dotter, Milch, Zucker, Salz, Hefe, Zitronenschale <strong>und</strong> Vanillezucker<br />
0,10 kg Hefe frisch auflösen.<br />
0,01 kg Salz Alle Zut<strong>at</strong>en miteinander zu einem gl<strong>at</strong>ten Teig mischen.<br />
0,01 kg Backmalz Die Teigtemper<strong>at</strong>ur soll ca. 25 °C betragen.<br />
0,18 kg Backfett Den Teig ca. 25 - 30 Minuten rasten lassen. Dann den Teig aufteilen,<br />
0,18 kg Zucker r<strong>und</strong>schleifen, langstoßen, vorlängern auf Stranglänge, bemehlen,<br />
0,10 kg Dotter (5 Stück) obere Spitze zusammendrücken <strong>und</strong> mit Gewicht niederhalten.<br />
Zitronenschale<br />
Flechten nach Vorlage, die Strangenden gut zusammendrücken <strong>und</strong><br />
Vanillezucker<br />
auf Backblech absetzen. Leicht mit Wasser besprühen.<br />
Nach ca. 10 min mit verquirltem Vollei abstreichen <strong>und</strong> mit<br />
3/4 Gare, bei 180°C <strong>und</strong> offenem Zug einschießen. Die Backzeit beträgt ca. 35 - 40 min bei 50 dag-<strong>Striezel</strong>.<br />
Rezept Dinkel-Vollkorn-Hefeteig für 4 Stück <strong>Striezel</strong><br />
1,00 kg Dinkel-Vollkornfeinmehl Herstellungshinweise:<br />
0,40 kg Milch ca. Dotter, Milch, Zucker, Salz, Hefe, Zitronenschale <strong>und</strong> Vanillezucker<br />
0,08 kg Hefe frisch auflösen.<br />
0,02 kg Salz Alle Zut<strong>at</strong>en miteinander zu einem gl<strong>at</strong>ten Teig mischen.<br />
0,03 kg Backmalz Die Teigtemper<strong>at</strong>ur soll ca. 25 °C betragen.<br />
0,10 kg Butter Den Teig 2 x 15 Minuten rasten lassen. Dann den Teig aufteilen,<br />
0,06 kg Rohzucker r<strong>und</strong>schleifen, langstoßen, vorlängern auf Stranglänge, bemehlen,<br />
0,02 kg Dotter (1 Stück) obere Spitze zusammendrücken <strong>und</strong> mit Gewicht niederhalten.<br />
Zitronenschale<br />
Vanillezucker<br />
Flechten nach Vorlage, die Strangenden gut zusammendrücken <strong>und</strong><br />
auf Backblech absetzen. Leicht mit Wasser besprühen.<br />
Nach ca. 10 min mit verquirltem Vollei abstreichen <strong>und</strong> mit knapper<br />
Gare, bei 180°C <strong>und</strong> offenem Zug einschießen. Die Backzeit beträgt ca. 35 - 40 min bei 50 dag-<strong>Striezel</strong>.<br />
! Achtung! Vollkornteige halten keine lange Gärzeit aus <strong>und</strong> müssen daher mit weniger Gare eingeschossen<br />
werden.<br />
Weitere Hinweise:<br />
1. Aufgr<strong>und</strong> der hohen Qualität von Frischhefe ist ein Dampfl (Hefeaufrausch) heute nicht mehr notwendig.<br />
2. Die Teigzut<strong>at</strong>en sollen Raumtemper<strong>at</strong>ur (ca. 22 °C) haben.<br />
3. Zugabe von Backmalz bringt eine bessere Gärung der Teige, besseren Stand der gegarten Teiglinge,<br />
bessere Bräunung beim Backen, Geschmacksverbesserung <strong>und</strong> längere Frischhaltung.<br />
4. Zur Aufarbeitung der Hefeteige immer Roggenmehl 960 verwenden (kein Weizenmehl).<br />
5. Die Teigstränge immer mit Roggenmehl 960 mehlieren (kein Weizen- oder Dinkelvollmehl).<br />
6. Den jeweils von „unten kommenden Teigstrang“leicht anziehen <strong>und</strong> den oben liegenden Teigstrang<br />
locker darauf legen.<br />
7. Nach dem Flechten den <strong>Striezel</strong> leicht mit Wasser besprühen, damit verhindert man eine „Hautbildung“<br />
<strong>und</strong> die Eistreiche kann sich gleichmäßiger verteilen.<br />
8. Die Eistreiche sollte vor dem Einschießen stets trocken sein, sie h<strong>at</strong> dadurch eine bessere Glanzbildung.<br />
9. Auf Wunsch kann, nach dem Abstreichen mit Ei, der <strong>Striezel</strong> mit Hagelzucker oder gehobelten Mandeln<br />
bestreut werden.<br />
Backkurs-Unterlagen Bäckermeister SR Walter-Gerhard <strong>Sackl</strong>-Gutruf 8453 St. Johann /S 38<br />
Tel.: 0699 133 150 11 e-Mail: gerhard@sackl-<strong>gutruf</strong>.<strong>at</strong> Internet: www.sackl-<strong>gutruf</strong>.<strong>at</strong>
6er Zopf mit Kindberger Flechtart<br />
Mit dieser Flechtart flechtet man auch:<br />
4er <strong>Striezel</strong>, dann legt man 1 + 3 Stränge,<br />
5er <strong>Striezel</strong>, dann legt man 2 + 3 Stränge,<br />
7er <strong>Striezel</strong>, dann legt man 3 + 4 Stränge <strong>und</strong><br />
8er <strong>Striezel</strong>, dann legt man 3 + 5 Stränge auf.<br />
Geflochten wird wie beim 6er Zopf.<br />
Herz<br />
aus zwei 5er<br />
Spindelzöpfen<br />
+ 2 Schnecken<br />
Hochzeitsbreze<br />
aus 3er <strong>Striezel</strong><br />
Weitere Flechtvorlagen, Rezepte <strong>und</strong> vieles<br />
mehr ist auf der CD zum Backkurs.<br />
Backkurs-Unterlagen Bäckermeister SR Walter-Gerhard <strong>Sackl</strong>-Gutruf 8453 St. Johann /S 38<br />
Tel.: 0699 133 150 11 e-Mail: gerhard@sackl-<strong>gutruf</strong>.<strong>at</strong> Internet: www.sackl-<strong>gutruf</strong>.<strong>at</strong>
Einige Brot-Sprüche<br />
Überall auf der Welt ist Brot das Gr<strong>und</strong>nahrungsmittel. Diese enge Beziehung <strong>und</strong><br />
auch Abhängigkeit vom Brot war der Nährboden für verschiedene – heute zum Teil<br />
in Vergessenheit ger<strong>at</strong>ene - Redensarten.<br />
'Nicht hartes Brot ist hart - kein Brot zu haben ist hart.’<br />
'Man soll Armen <strong>und</strong> Bettlern nie ein Stück Brot verweigern, sonst versündigt man sich.’<br />
'Ein Stück Brot im Sack ist mehr wert als eine Feder auf dem Hut.’<br />
'Es ist einfacher, Brot zu essen als es zu verdienen.’<br />
'Man soll das Brot achten, das man isst.’<br />
‚Wess´ Brot ich ess´, dess´ Lied ich sing.’<br />
Wenn ein Mensch sein Hab <strong>und</strong> Gut verlor sagte man in der französischsprachigen<br />
Schweiz (Romandie), er habe „das Brot verbrennen lassen“ oder „dem Brot den Rücken<br />
zugedreht“.<br />
‚Es ist besser, das dunkle Brot zu essen, solange man noch gute Zähne h<strong>at</strong>.’<br />
Wenn sich ein Produkt sehr gut verkauft, sagt man, es gehe weg wie kleine Brötchen.<br />
In der Deutschschweiz wird man noch etwas konkreter: da geht etwas „furt wie früschi<br />
Weggli“ (weg wie frische Semmeln), <strong>und</strong> wenn jemand allzu viel verlangt, wird ihm/ihr<br />
nachgesagt, er/sie wolle „den Fünfer <strong>und</strong> das Weggli haben".<br />
Wenn jemand - zum Beispiel ein Sportler in einem Wettkampf - absolut chancenlos zu<br />
sein scheint, sagt man mitunter: „Är het ke Brot“ (er h<strong>at</strong> kein Brot).<br />
Schließlich gab es noch bis ins 19. Jhd. folgenden Brauch: wenn ein junger Mann seiner<br />
Angebeteten ein Brot zuwarf mit den Worten: „Das ist für die Hochzeit“ <strong>und</strong> die Frau<br />
antwortete: „Einverstanden!“, galt das Paar als verlobt.<br />
Jemandem die Fre<strong>und</strong>schaft anzubieten,<br />
der nach Liebe sucht, ist dasselbe,<br />
wie jemandem Brot anzubieten,<br />
der zu verdursten droht...<br />
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