Rohstoff- und Währungsmanagement - Sachsen Bank
Rohstoff- und Währungsmanagement - Sachsen Bank
Rohstoff- und Währungsmanagement - Sachsen Bank
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Fokus Mittelstand<br />
Wirtschaftsinformationen aus Mitteldeutschland<br />
Ausgabe Dezember 2013<br />
<strong>Rohstoff</strong>- <strong>und</strong> <strong>Währungsmanagement</strong><br />
<strong>Rohstoff</strong>- <strong>und</strong> <strong>Währungsmanagement</strong><br />
Sicher durch volatile Zeiten<br />
Unternehmer in Mitteldeutschland haben<br />
das Geschäftsjahr 2013 als turbulent<br />
in Erinnerung. Ein Aufschwung mit nur<br />
wenig Schubkraft im Inland, eine Jahrh<strong>und</strong>ertflut<br />
in der Region, politische<br />
Querelen im In- <strong>und</strong> Ausland, schwankende<br />
Wechselkurse, volatile <strong>Rohstoff</strong>preise:<br />
Das wirtschaftliche Umfeld<br />
erwies sich als wenig berechenbar.<br />
Der Start ins Jahr 2014 wird kaum weniger<br />
anspruchsvoll. Unternehmer können<br />
sich längst nicht gegen alle Risiken<br />
absichern, die auf sie zukommen –<br />
<strong>und</strong> sicherlich wird auch das kommende<br />
Jahr noch so manche überraschende<br />
Wendung mit sich bringen. Umso<br />
wichtiger, sich gegen Schwankungen<br />
an den Märkten so gut wie möglich zu<br />
schützen. Fokus Mittelstand berichtet,<br />
wie Unternehmer in der Region sich<br />
mit einem professionellen <strong>Rohstoff</strong><strong>und</strong><br />
<strong>Währungsmanagement</strong> für das<br />
Jahr 2014 wappnen.<br />
vor dem Jahreswechsel<br />
ist wieder<br />
einmal Hochsaison<br />
für Wirtschaftsprognosen<br />
<strong>und</strong> dafür,<br />
gedanklich eine<br />
erste Bilanz für das<br />
Geschäftsjahr 2013<br />
zu ziehen. Viele unserer<br />
Unternehmensk<strong>und</strong>en in Mitteldeutschland<br />
berichten uns, dass sich ihre<br />
Geschäfte nach den Turbulenzen der<br />
Eurokrise stabilisiert haben – <strong>und</strong> dass<br />
sie nun auf mehr Planbarkeit hoffen. Unsere<br />
Analysten in den Research-Teams der<br />
LBBW <strong>und</strong> der <strong>Sachsen</strong> <strong>Bank</strong> bestätigen<br />
diese Hoffnungen: Das Jahr 2014 verspricht<br />
auf den internationalen Märkten<br />
ein Jahr des moderaten Wachstums zu<br />
werden. Dennoch sollten Unternehmer<br />
gerade jetzt die nachhaltige Absicherung<br />
ihrer Geschäfts- <strong>und</strong> Finanzierungsstrategie<br />
nicht aus den Augen verlieren.<br />
Unsere K<strong>und</strong>enberater <strong>und</strong> Experten für<br />
Risikoabsicherung stehen bereit. Zögern<br />
Sie nicht, uns anzusprechen.<br />
Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen<br />
Peter Kröger<br />
Bereichsleiter Unternehmensk<strong>und</strong>en<br />
<strong>Sachsen</strong> <strong>Bank</strong><br />
Die Topthemen<br />
Auf der sicheren Seite<br />
Die Preise an den <strong>Rohstoff</strong>märkten<br />
schwanken, ebenso die Wechselkurse.<br />
Auch für das kommende Jahr erwarten<br />
Experten der LBBW volatile Märkte.<br />
Es ist an der Zeit, Risiken fürs Kerngeschäft<br />
zu identifizieren <strong>und</strong> das<br />
Jahr 2014 zu planen. Seite 2<br />
Spezialprodukte für die Weltmärkte<br />
Quarzsand-Spezialist QSIL aus Ilmenau<br />
nutzt das Know-how der <strong>Sachsen</strong> <strong>Bank</strong>,<br />
um sich an <strong>Rohstoff</strong>märkten abzusichern.<br />
Seite 6<br />
Schmierstoff fürs Geschäft<br />
Die Firma ADDINOL Lube Oil in Leuna<br />
setzt bei der Absicherung von <strong>Rohstoff</strong>risiken<br />
auf Handfestes. Seite 8<br />
Die Top 100<br />
Aktuelles Ranking:<br />
Die 100 größten Unternehmen<br />
Mitteldeutschlands<br />
Wie die größten Unternehmen in<br />
<strong>Sachsen</strong>, <strong>Sachsen</strong>-Anhalt <strong>und</strong> Thüringen<br />
Chancen genutzt haben.<br />
Beileger Seite 11<br />
Ein Unternehmen der LBBW-Gruppe
Seite 2<br />
Schwerpunktthema<br />
Fokus Mittelstand<br />
<strong>Rohstoff</strong>- <strong>und</strong> <strong>Währungsmanagement</strong><br />
<strong>Rohstoff</strong>- <strong>und</strong> Währungsrisiken im Blick<br />
Das weltwirtschaftliche Umfeld hielt für Unternehmer im Jahr 2013 manche Überraschung<br />
bereit. Das nächste Jahr wird kaum weniger anspruchsvoll. Wie sich<br />
Firmen gegen die wichtigsten Risiken auf den internationalen Märkten absichern.<br />
Jahr 2014 keine großen Wachstumssprünge. Das Institut für<br />
Weltwirtschaft (IfW) prognostiziert, das deutsche Bruttoinlandsprodukt<br />
werde 2014 um 1,8 Prozent wachsen. Derweil<br />
hält das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft<br />
(IW) nur ein Wachstum von maximal 1,5 Prozent für möglich:<br />
„Es ist ein Aufschwung ohne Fantasie, ein Aufschwung des<br />
„Ja, aber““, konstatiert IW-Direktor Michael Hüther. Analysten<br />
der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) sind etwas optimistischer:<br />
Dank einer Erholung auch in den europäischen<br />
Peripherie-Staaten sehen sie Deutschland vor einem Wachstumsschritt<br />
von 2,0 Prozent.<br />
Nachrichten von den Weltmärkten werfen Unternehmer in<br />
Mitteldeutschland so schnell nicht aus der Bahn. Euro-Krise,<br />
US-Schuldendebakel, Jahrh<strong>und</strong>ertflut, Energiewende, überraschende<br />
Wahlergebnisse <strong>und</strong> wochenlange Koalitionsquerelen<br />
in Berlin. Das Geschäftsjahr 2013 hatte es in sich. Die politischen<br />
<strong>und</strong> volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen hätte<br />
sich wohl so mancher Unternehmer für sein Geschäft verlässlicher<br />
<strong>und</strong> berechenbarer gewünscht. Doch können viele Unternehmer<br />
in der Region sagen: Es war ein erfolgreiches Jahr.<br />
Das liegt vor allem daran, dass viele mitteldeutsche Unternehmer<br />
souverän durch den fragilen Miniaufschwung in Europa<br />
steuern. Sie haben sich auf Volatilitäten <strong>und</strong> Risiken an den<br />
Märkten eingestellt. So kann es auch im kommenden Jahr erfolgreich<br />
weitergehen. Dennoch fragen sich viele Unternehmer<br />
nun in den Wochen vor dem Jahreswechsel: Was wird das<br />
Jahr 2014 bringen? Und vor allem: Wie lassen sich Schwankungen<br />
<strong>und</strong> Risiken an den Märkten weiterhin so auffangen,<br />
dass sie nicht das Kerngeschäft belasten? Denn auch für das<br />
Jahr 2014 stehen wieder zahlreiche Fragen offen im Raum.<br />
Kommt er oder kommt er nicht, der erneute Schuldenschnitt<br />
für Griechenland? Gewinnen die europäische Konjunktur <strong>und</strong><br />
damit die deutschen Exporte endlich wieder an Fahrt? Schalten<br />
die Schwellenländer beim Wachstumstempo nur einen Gang<br />
herunter oder legen sie eine Vollbremsung hin? Angesichts<br />
dieser Unsicherheiten erwarten Konjunkturexperten für das<br />
Wie stark die deutsche Wirtschaft letztlich wachsen wird,<br />
kümmert die Unternehmer in der Region indes erst in zweiter<br />
Linie. Entscheidender ist für sie: Viele der politischen <strong>und</strong> weltwirtschaftlichen<br />
Unsicherheiten werden sich über die <strong>Rohstoff</strong>-,<br />
Zins- <strong>und</strong> Währungsmärkte im kommenden Jahr unmittelbar<br />
auf ihren Einkauf, auf Auftragslage, Exporte, Finanzkraft <strong>und</strong><br />
Investitionen auswirken. „Für Unternehmer ist es deshalb<br />
jetzt besonders wichtig, ihr Devisenportfolio ebenso wie ihr<br />
Chancen- <strong>und</strong> Risikoprofil bei der <strong>Rohstoff</strong>versorgung genau<br />
zu analysieren“, sagt Jens Odermatt, Leiter Zins-, Währungs<strong>und</strong><br />
<strong>Rohstoff</strong>management für K<strong>und</strong>en der <strong>Sachsen</strong> <strong>Bank</strong>.<br />
„Ein professionelles Währungs- <strong>und</strong> <strong>Rohstoff</strong>management ist<br />
in volatilen Zeiten ein Muss.“ Denn Schwankungen an den<br />
Devisen- <strong>und</strong> <strong>Rohstoff</strong>märkten können von heute auf morgen<br />
die Kalkulation eines großen Exportauftrages zerschlagen oder<br />
eine empfindliche Lücke in die Liquiditäts- <strong>und</strong> Rentabilitätsplanung<br />
reißen. „Spätestens seit der Finanzkrise wissen<br />
Jens Odermatt,<br />
Leiter Zins-, Währungs<strong>und</strong><br />
<strong>Rohstoff</strong>management für<br />
K<strong>und</strong>en der <strong>Sachsen</strong> <strong>Bank</strong>.<br />
Foto: <strong>Sachsen</strong> <strong>Bank</strong>
Fokus Mittelstand<br />
<strong>Rohstoff</strong>- <strong>und</strong> <strong>Währungsmanagement</strong><br />
Seite 3<br />
Schwerpunktthema<br />
Gesamtrisiko im Blick<br />
Unternehmen, die internationale Einkäufe oder Aufträge<br />
abwickeln, sollten stets das Gesamtrisiko der Geschäfte<br />
im Blick behalten – <strong>und</strong> ihre Auswirkungen auf die<br />
Gesamtstrategie des Unternehmens berücksichtigen.<br />
Eberhard Borgmann, Leiter des <strong>Rohstoff</strong>handels der LBBW. Foto: LBBW<br />
Unternehmer, wie wichtig es ist, sich gegen solche finanziellen<br />
Risiken abzusichern“, so Odermatt. Für viele exportstarke<br />
<strong>und</strong> rohstoffintensive Industriebetriebe in Mitteldeutschland<br />
ist das gezielte Management solcher Risiken daher längst<br />
Teil des Tagesgeschäfts.<br />
Doch auch Unternehmen, die auf den ersten Blick weniger<br />
abhängig von den internationalen Märkten sind, müssen<br />
<strong>Rohstoff</strong>preis- <strong>und</strong> Währungsschwankungen im Blick behalten.<br />
So betreffen etwa die steigenden Preise für Energierohstoffe<br />
wie Gas <strong>und</strong> Öl nahezu jedes Unternehmen – sei es im Fuhrpark<br />
oder in der Produktion. Diese Risiken gilt es zu erkennen<br />
<strong>und</strong> aufzufangen, wie das Beispiel Edeka zeigt: Jede der<br />
sieben Regionalgesellschaften der b<strong>und</strong>esweit aufgestellten<br />
Einzelhandelsgruppe beliefert mehr als 1.000 einzelne Supermärkte<br />
mit Waren. Allein beim LBBW-K<strong>und</strong>en Edeka Südwest<br />
stehen 1.400 Märkte auf dem Tourenzettel von 450 Lkw,<br />
die an sechs Tagen pro Woche mit frischer Ware unterwegs<br />
sind. Die Fahrleistung summiert sich auf 30 Millionen Kilometer<br />
pro Jahr, das entspricht einem Dieselverbrauch von<br />
r<strong>und</strong> 11,5 Millionen Liter. Schwanken die Dieselpreise an den<br />
Weltmärkten, schlägt sich das unmittelbar auf Preisgestaltung<br />
<strong>und</strong> Wettbewerbsfähigkeit der Supermärkte nieder. Deshalb<br />
sichert sich Edeka Südwest mit speziellen Dieselkontrakten<br />
gegen steigende Treibstoffpreise ab.<br />
Auch weltweit gehandelte Industriemetalle werden nicht nur<br />
in der metallverarbeitenden Industrie gebraucht, sondern<br />
in vielen weiteren Branchen. So sichern sich zum Beispiel<br />
Bierbrauereien immer häufiger mit sogenannten Corporate-<br />
Hedging-Instrumenten gegen Schwankungen des Aluminium-<br />
Preises ab, weil sie das Metall für die Produktion von Fässern<br />
<strong>und</strong> Getränkedosen benötigen. Und Automobilzulieferer<br />
stehen unter Druck, weil sie die schwankenden Metallpreise<br />
in ihre Angebote für große Automobilkonzerne einkalkulieren<br />
müssen. Hinzu kommt: All diese <strong>Rohstoff</strong>e werden an den<br />
internationalen Warenbörsen in der Regel in Dollar gehandelt –<br />
so kann auch der schwankende Dollar-Euro-Kurs schnell zum<br />
Geschäftsrisiko werden. „Immer mehr Unternehmer erkennen,<br />
Portfolio-Analyse<br />
Die <strong>Sachsen</strong> <strong>Bank</strong> bietet ihren Unternehmensk<strong>und</strong>en an,<br />
ihr Devisen-Portfolio mittels der sogenannten Cash-Flow-at-<br />
Risk-Analyse von den <strong>Währungsmanagement</strong>-Spezialisten<br />
der LBBW <strong>und</strong> der <strong>Sachsen</strong> <strong>Bank</strong> untersuchen zu lassen.<br />
Instrumente „von der Stange“ ergeben nur selten Sinn.<br />
Gemeinsam mit dem Unternehmer identifzieren die<br />
Spezialisten deshalb individuelle Risiken <strong>und</strong> integrieren<br />
passende Absicherungsinstrumente in die Finanz- <strong>und</strong><br />
Risikomanagementstrategie der Unternehmen.<br />
Sicherheit auch auf neuen Märkten<br />
Für viele Firmen werden Geschäfte auf den asiatischen<br />
Wachstumsmärkten immer wichtiger. Der chinesische Yuan<br />
unterliegt allerdings Kapitalverkehrskontrollen <strong>und</strong> ist<br />
nicht frei handelbar, deshalb greifen die üblichen Absicherungsprodukte<br />
nicht. Die <strong>Bank</strong> hat Produkte mit mehr<br />
Sicherheit entwickelt. Dazu dienen spezielle Optionsgeschäfte,<br />
sogenannte Non Deliverable Options (NDO),<br />
die wie herkömmliche Optionsgeschäfte funktionieren –<br />
allerdings fließt zum Zeitpunkt der Fälligkeit bei der Ausübung<br />
des NDO nicht die Fremdwährung, sondern die<br />
frei konvertierbare Währung (in der Regel Euro).<br />
dass sie das <strong>Rohstoff</strong>- <strong>und</strong> <strong>Währungsmanagement</strong> in ihre<br />
Geschäfts- <strong>und</strong> Finanzstrategie integrieren müssen“, erläutert<br />
LBBW-Experte Odermatt. Doch oft fehlt es in vielen Betrieben<br />
schlicht an Zeit <strong>und</strong> Manpower, um sich auch noch diesen<br />
Themen mit voller Kraft zu widmen – schließlich gilt es,<br />
aus dem fragilen Mini-Wachstum so viel Geschäft wie möglich<br />
herauszuholen. Wer hat da noch die Ressourcen, um die<br />
internationalen Währungs- <strong>und</strong> <strong>Rohstoff</strong>märkte mit ihren<br />
unzähligen Einflussfaktoren im Blick zu behalten <strong>und</strong> regelmäßig<br />
auf Risiken <strong>und</strong> Chancen abzuklopfen?<br />
Analyse mit Expertenrat<br />
Die Unternehmensk<strong>und</strong>enberater der <strong>Sachsen</strong> <strong>Bank</strong> bieten<br />
Unternehmern daher eine intensive Beratung <strong>und</strong> Begleitung<br />
beim <strong>Rohstoff</strong>- <strong>und</strong> <strong>Währungsmanagement</strong>. Dazu arbeiten<br />
regionale <strong>und</strong> internationale Teams der LBBW-Gruppe Hand in<br />
Hand. Die Research-Teams der LBBW beobachten aktuelle<br />
Entwicklungen <strong>und</strong> langfristige Trends an <strong>Rohstoff</strong>- <strong>und</strong> Devisenmärkten.<br />
Sie weisen die Fach- <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enberater der <strong>Sachsen</strong><br />
<strong>Bank</strong> auf Risiken <strong>und</strong> Chancen hin. Diese wiederum kennen<br />
das Geschäft ihrer K<strong>und</strong>en – <strong>und</strong> analysieren gemeinsam mit<br />
den Unternehmern, wie sich Marktentwicklungen auf das<br />
individuelle Risikoprofil auswirken. „So können unsere Berater<br />
in enger Zusammenarbeit mit Unternehmern <strong>und</strong> Fachexperten<br />
passende Absicherungsprodukte entwickeln, vom klassischen
Seite 4<br />
Schwerpunktthema<br />
Fokus Mittelstand<br />
<strong>Rohstoff</strong>- <strong>und</strong> <strong>Währungsmanagement</strong><br />
bei der Absicherung ihres Einkaufs noch ausschließlich auf die<br />
Zusammenarbeit mit ihren <strong>Rohstoff</strong>-Lieferanten setzen, erklärt<br />
er. „Das funktioniert nach dem Prinzip: Mein Lieferant<br />
sagt mir einen festen Preis für die <strong>Rohstoff</strong>lieferung zu einem<br />
bestimmten Zeitpunkt zu, dann passt das.“ Die einfachste Variante<br />
eines Termingeschäfts also.<br />
Jens-Oliver Niklasch, Senior Economist im Währungs- <strong>und</strong> Zinsresearch der LBBW. Foto: LBBW<br />
Termingeschäft bis zur individuell zugeschnittenen Option“,<br />
lässt Odermatt wissen. Spezialisierte Abteilungen der LBBW<br />
übernehmen dann im Hintergr<strong>und</strong> die transparente<br />
Abwicklung <strong>und</strong> Absicherung der <strong>Rohstoff</strong>- <strong>und</strong> Währungsgeschäfte.<br />
„Wir legen Wert darauf, unseren K<strong>und</strong>en keine<br />
abstrakten Absicherungsprodukte zu verkaufen. Sondern<br />
gemeinsam mit ihnen ganzheitliche Finanzierungs- <strong>und</strong> Sicherungsstrategien<br />
zu entwickeln“, erklärt Odermatt.<br />
Gerade im <strong>Rohstoff</strong>management lohnt es sich, auf die Analyse-<br />
Ressourcen einer international aufgestellten <strong>Bank</strong> wie der<br />
LBBW zurückzugreifen, erläutert Eberhard Borgmann, Leiter<br />
des <strong>Rohstoff</strong>handels der LBBW. „Unsere Research- <strong>und</strong><br />
Trading- Abteilungen beobachten die Märkte Tag <strong>und</strong> Nacht<br />
<strong>und</strong> kennen die Mechanismen sehr gut. Über ihre K<strong>und</strong>enberater<br />
in der Region können Unternehmer diese Ressourcen<br />
nutzen“, sagt Borgmann. Viele Unternehmen würden bisher<br />
Unter Risikoaspekten könne es aber sinnvoll sein, die physische<br />
Lieferung des <strong>Rohstoff</strong>es <strong>und</strong> die finanzielle Absicherung<br />
gegen Preisschwankungen zu trennen, meint Borgmann. „Für<br />
eine Absicherung von <strong>Rohstoff</strong>geschäften über die <strong>Bank</strong> spricht<br />
unter anderem, dass physische <strong>Rohstoff</strong>händler meist nur<br />
reine Termingeschäfte anbieten, jedoch keine Instrumente wie<br />
Optionen.“ Ein Optionsgeschäft kann aber in vielen Fällen<br />
ein nützliches Instrument sein: „Mit einer Option sichert sich<br />
ein Käufer das Recht, bei gestiegenen <strong>Rohstoff</strong>preisen eine<br />
Ausgleichszahlung zu erhalten. Er verpflichtet sich jedoch<br />
nicht dazu, das Geschäft auch zu realisieren. Eine Option wirkt<br />
also wie eine Art Versicherung gegen steigende Preise“, erklärt<br />
Borgmann. Das ist zum Beispiel für Zulieferer interessant,<br />
die sich um einen Großauftrag bewerben. Schon während<br />
der Ausschreibung können sie sich über eine Option den<br />
kalkulierten <strong>und</strong> im Angebot an den K<strong>und</strong>en garantierten <strong>Rohstoff</strong>preis<br />
sichern.<br />
Im Zins- <strong>und</strong> <strong>Währungsmanagement</strong> sind solche sogenannten<br />
Derivate zur Absicherung von Kursschwankungen bereits seit<br />
langem als Standard-Instrumente im Einsatz. „Viele Unternehmen<br />
aus der Region Mitteldeutschland kaufen in Fremdwährungen,<br />
meist in US-Dollar, <strong>Rohstoff</strong>e <strong>und</strong> Vorprodukte<br />
ein, verkaufen ihre Waren aber im Euroraum“, so LBBW-Experte<br />
Odermatt. Ist die Währung des Ziellandes in der<br />
Zwischenzeit gegen Euro gesunken, kann die Marge des<br />
Lieferanten ebenfalls spürbar sinken. Das gilt auch für Firmen,<br />
die neue Absatzmärkte jenseits der Eurozone beliefern. Denn<br />
K<strong>und</strong>en bezahlen Lieferungen meist erst Monate nach dem<br />
Vertragsabschluss. Ist die Währung des Ziellandes in der Zwi-<br />
Konjunkturerwartungen im Mittelstand<br />
Wie wird sich Ihre Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten entwickeln?<br />
Konjunkturerwartungen – Deutschland (Antworten in Prozent)<br />
Konjunkturerwartungen – Welt (Antworten in Prozent)<br />
verbessern gleich bleiben verschlechtern<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
7<br />
20<br />
73<br />
07/07<br />
10<br />
6<br />
21<br />
28<br />
27<br />
33<br />
55<br />
31<br />
31<br />
82<br />
41<br />
41<br />
8<br />
12<br />
24<br />
23<br />
45<br />
47<br />
53<br />
45<br />
49<br />
36<br />
44<br />
59 61<br />
48<br />
45<br />
31<br />
32<br />
31<br />
35<br />
28<br />
14<br />
9<br />
4<br />
11<br />
01/08 07/08 01/09 07/09 01/10 07/10 01/11 07/11 01/12 07/12 01/13 07/13<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
12<br />
40<br />
48<br />
01/12<br />
20<br />
34<br />
28<br />
49<br />
38<br />
46<br />
28 26<br />
31<br />
07/12 01/13 07/13<br />
Quelle: EY Mittelstandsbarometer, LBBW Research 2013
Fokus Mittelstand<br />
<strong>Rohstoff</strong>- <strong>und</strong> <strong>Währungsmanagement</strong><br />
Seite 5<br />
Schwerpunktthema<br />
Günstige Lage auf den <strong>Rohstoff</strong>märkten<br />
Die Subindizes des Dow Jones-UBS Commodity Index zeigen, wie das Jahr 2013 am<br />
<strong>Rohstoff</strong>markt verlief: Energierohstoffe sind im Schnitt um r<strong>und</strong> sieben Prozent gestiegen,<br />
Basismetalle um etwa zwölf Prozent gefallen. Edelmetall-Preise gaben um<br />
r<strong>und</strong> 25 Prozent nach. Die <strong>Sachsen</strong> <strong>Bank</strong> bietet Unternehmern die Möglichkeit, sich<br />
diese günstige Preissituation zu sichern: mit Instrumenten wie Termingeschäften,<br />
Optionen <strong>und</strong> individuell strukturierten Absicherungen.<br />
115<br />
110<br />
105<br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
65<br />
DJ UBS Energy Spot<br />
DJ UBS Agriculture Spot<br />
Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters 2013<br />
DJ UBS Industial Metals Spot<br />
DJ UBS Precious Metals Spot<br />
01/13 02/13 03/13 04/13 05/13 06/13 07/13 08/13 09/13<br />
schenzeit im Wert gestiegen, sinkt die Marge des Lieferanten<br />
spürbar. „Meist geht es hierbei um Euro-Dollar-Geschäfte“,<br />
sagt Odermatt. „Aber für die oftmals stark Richtung Osten<br />
orientierten mitteldeutschen Firmen sind auch Geschäfte im<br />
russischen Rubel wichtig. Neuerdings werden auch Geschäfte<br />
im chinesischen Renminbi zunehmend relevant.“<br />
Der Werkzeugkasten der LBBW <strong>und</strong> der <strong>Sachsen</strong> <strong>Bank</strong> bietet<br />
eine Vielzahl von Finanzinstrumenten, mit denen sich diese<br />
Risiken auffangen lassen. Auch hier können zudem die Research-Spezialisten<br />
der LBBW wertvolle Hinweise auf wichtige<br />
Marktentwicklungen geben. „Für 2014 sollten sich Unternehmen<br />
auf einen festeren US-Dollar einstellen“, rät etwa<br />
Jens-Oliver Niklasch, Senior Economist im Währungs- <strong>und</strong><br />
Zins research. Unter der neuen Chefin der US-Zentralbank<br />
Fed, Janet Yellen, werde die Fed ihre expansive Geldpolitik<br />
wohl zunächst fortführen. „Mittelfristig jedoch werden die USA<br />
die Anleihekäufe zurückführen. Dadurch könnten Investoren<br />
den Dollar wieder als sicherer bewerten, die Währung aufwerten.“<br />
Gute Nachrichten für Unternehmer: Solche langfristigen<br />
Anpassungen sind ein Zeichen für eine Normalisierung<br />
auf den Währungsmärkten. „Wir erwarten im kommenden<br />
Jahr keine großen Turbulenzen. Dadurch können sich Unternehmer<br />
gut auf absehbare Kursanpassungen einstellen.“<br />
Ein bisschen mehr Planbarkeit also – was will man mehr in<br />
turbulenten Zeiten?<br />
„Jetzt günstige Preise absichern“<br />
Frank Schallenberger, Leiter des<br />
<strong>Rohstoff</strong>-Researchs der Landesbank<br />
Baden-Württemberg, behält<br />
für Anleger <strong>und</strong> Unternehmensk<strong>und</strong>en<br />
die <strong>Rohstoff</strong>märkte im Blick.<br />
Das Timing für Absicherungsgeschäfte<br />
ist jetzt günstig. Die <strong>Rohstoff</strong>märkte<br />
werden immer volatiler.<br />
Können Sie diesen Eindruck bestätigen?<br />
Die <strong>Rohstoff</strong>märkte spiegeln immer die weltwirtschaftlichen<br />
Entwicklungen. In wirtschaftlich unruhigen Zeiten<br />
wie den Jahren 2008 bis 2010 ging es deshalb auch an<br />
den <strong>Rohstoff</strong>märkten turbulent zu. Zurzeit gehen wir<br />
auf eher ruhigere Zeiten zu. Die Volatilität lag 2008 bei<br />
30 Prozent, heute liegt sie bei weniger als 15 Prozent.<br />
Da kann man schon fast von Stabilität sprechen.<br />
Woher kommt diese neue Ruhe an den Märkten?<br />
Das weltwirtschaftliche Wachstum wird 2014 nur langsam<br />
vorangehen, denn große Schwellenländer wie China schalten<br />
beim Tempo ein paar Gänge zurück. Auch in Europa<br />
<strong>und</strong> den USA sind keine großen Sprünge zu erwarten.<br />
Das gebremste, aber berechenbare Wachstum spiegelt<br />
sich an den <strong>Rohstoff</strong>märkten: Das zuvor hohe Preisniveau<br />
für Industrie- <strong>und</strong> Edelmetalle ist seit 2011 stetig gesunken.<br />
Bei den Energierohstoffen sieht es gerade nicht nach<br />
Entspannung aus. Viele Unternehmer klagen über hohe<br />
Energiepreise. Welche Ursachen hat das?<br />
Die Preise für Energierohstoffe sind im Schnitt um r<strong>und</strong><br />
sieben Prozent vor allem wegen der politischen Querelen<br />
im Nahen Osten gestiegen. Wir gehen davon aus, dass<br />
sich die Preise in den nächsten zwei Jahren unter der<br />
100-Dollar-Marke bewegen werden. Wer sich Ölkontrakte<br />
auf Zwei-Jahres-Sicht sichern will, kann jetzt die Gelegenheit<br />
nutzen. Größeren Handlungsdruck für eine Absicherung<br />
sehe ich bei Unternehmern, die börsengehandelte Industriemetalle<br />
wie Aluminium <strong>und</strong> Nickel oder auch Palladium<br />
<strong>und</strong> Platin für ihre Produktion benötigen.<br />
Warum sollten sich diese Unternehmen absichern?<br />
Die Preise sinken doch zurzeit?<br />
Die Preise sind bereits so massiv gesunken, dass wir uns<br />
bei Nickel <strong>und</strong> Aluminium einer natürlichen Preisuntergrenze<br />
nähern. Die Preise liegen teils schon unter den<br />
Produktionskosten. Auch bei Silber sehen wir eine Tendenz,<br />
dass die Preise nach dem massiven Absturz der vergangenen<br />
Monate wieder leicht steigen könnten. Beim Palladium<br />
zeichnen sich physische Knappheiten ab, weil aus russischen<br />
Beständen wenig Nachschub kommt <strong>und</strong> in Südafrika<br />
Streiks in den Minen die Produktion hemmen. Der Zeitpunkt<br />
ist daher gut, sich die jetzt günstigen Preise zu<br />
sichern. Auf weiter fallende Preise an den Metallbörsen<br />
würde ich nicht setzen.
Seite 6<br />
QSIL<br />
Fokus Mittelstand<br />
<strong>Rohstoff</strong>- <strong>und</strong> <strong>Währungsmanagement</strong><br />
Spezialisten unterstützen Spezialisten<br />
Die QSIL GmbH stellt Quarzglas mit einem extrem hohen Reinheitsgrad her.<br />
Dank der Zusammenarbeit mit den LBBW-Währungsspezialisten hat Finanzchef<br />
Michael Keitz Währungsschwankungen im Einkauf <strong>und</strong> Verkauf fest im Griff.<br />
Quarzglas – das klingt erst einmal nach einem recht simpel<br />
herzustellenden Massenprodukt. Auch der <strong>Rohstoff</strong> Quarzsand<br />
scheint leicht verfügbare Massenware zu sein, besteht<br />
doch die Erdkruste zu einem beträchtlichen Teil aus Siliziumdioxid.<br />
Das Mineral ist weltweit in fast jedem Gestein nachweisbar.<br />
Doch was in der QSIL Quarzschmelze Ilmenau<br />
verarbeitet <strong>und</strong> produziert wird, ist alles andere als ein<br />
schlichtes Massengut. Die Thüringer betreiben eine einzigartige<br />
Hightech-Schmiede: Sie sind so hoch spezialisiert,<br />
dass es weltweit gerade einmal vier weitere Anbieter gibt,<br />
die ein vergleichbares Qualitätsniveau erreichen. „Wir stellen<br />
mit einem speziell entwickelten Plasmaschmelzverfahren hochreines<br />
Quarzglas her, das vor allem in Sonderanfertigungen<br />
für die Halbleiter-, Photovoltaik- <strong>und</strong> Chemieindustrie zum<br />
Einsatz kommt“, erklärt Michael Keitz, Finanz-Geschäftsführer<br />
des Ilmenauer Mittelständlers. Quarzglas aus Ilmenau<br />
kommt zum Einsatz, wo besonders widerstandsfähige <strong>und</strong><br />
gegen hohe Temperaturschwankungen unempfindliche<br />
Materialien gefragt sind – etwa wenn Computerchips auf<br />
Silizium geätzt werden.<br />
Internationale Unternehmen kaufen in US-Dollar ein<br />
Die K<strong>und</strong>en des mitteldeutschen Unternehmens sitzen in<br />
der ganzen Welt, unter ihnen finden sich zahlreiche international<br />
tätige Großunternehmen aus Europa, Asien <strong>und</strong><br />
Amerika. 40 Prozent ihres Umsatzes machen die Quarzglas-<br />
Spezialisten in Asien, 20 Prozent in den USA. „Das heißt für<br />
uns: Wir wickeln einen bedeutenden Teil unseres Geschäfts<br />
in japanischem Yen <strong>und</strong> in US-Dollar ab“, berichtet Keitz.<br />
Den <strong>Rohstoff</strong> für seine Spezialprodukte findet das Unternehmen<br />
hingegen nur an einem einzigen Ort: „Den hochreinen<br />
Quarzsand, den wir benötigen, gibt es nur in einer einzigen<br />
Gebirgsformation in den USA.“ Keine noch so kleine Spur<br />
anderer Mineralstoffe darf den <strong>Rohstoff</strong> verunreinigen.<br />
„Damit ist für uns klar: Wir müssen unseren Einkauf komplett<br />
in US-Dollar abwickeln“, konstatiert Diplom-Kaufmann Keitz.<br />
Der Lieferant hat eine Monopolstellung – ein Geschäftspartner<br />
mit einer solchen Marktmacht macht bei der Vertragsgestaltung<br />
kaum Zugeständnisse. Schon gar nicht bei<br />
einer so wichtigen Frage wie der Handelswährung.<br />
QSIL produziert Quarzglas-Einzelstücke in Handarbeit, Serienprodukte maschinell. Foto: QSIL<br />
QSIL GmbH Quarzschmelze Ilmenau<br />
Unternehmenssitz: Langewiesen / Ilmenau<br />
Branche: Quarzschmelze<br />
Gründungsjahr: 1992<br />
Mitarbeiter: ~150<br />
Umsatz: 28 Millionen Euro<br />
Geschäftsführer: Stephan Behr, Michael Keitz<br />
Der erste Blick des Managers gilt daher oft dem Unternehmer-<br />
Briefing „Märkte am Morgen“, das Experten der LBBW <strong>und</strong><br />
<strong>Sachsen</strong> <strong>Bank</strong> für Unternehmensk<strong>und</strong>en zusammenstellen.<br />
„Die Währungsmärkte werden immer volatiler. Wir müssen<br />
aktuelle Entwicklungen immer im Blick haben“, betont Keitz.<br />
Seit dem Jahr 2009 unterstützt die <strong>Sachsen</strong> <strong>Bank</strong> das Unternehmen<br />
beim <strong>Rohstoff</strong>- <strong>und</strong> <strong>Währungsmanagement</strong>. „Für<br />
uns ist beides ein enorm wichtiger Bestandteil unseres Risikomanagements“,<br />
erklärt Keitz. „Deshalb beobachten wir selbst<br />
sehr intensiv die Märkte <strong>und</strong> befassen uns regelmäßig mit<br />
der Frage, wie wir uns gegen Schwankungen bei Devisenkursen<br />
absichern.“ Dem Geschäftsführer ist es wichtig, dass<br />
sein Frühwarnsystem funktioniert – mit Lösungen von der<br />
Stange gibt er sich daher nicht zufrieden. „Mit Standardprodukten<br />
kommen wir bei der Währungsabsicherung nicht<br />
weit“, sagt Keitz. „Dafür ist unser Geschäft zu speziell <strong>und</strong><br />
unsere Märkte zu breit gefächert.“ Je komplexer ein Finanzprodukt<br />
jedoch werde, desto wichtiger sei es, das Instrument<br />
<strong>und</strong> seine Wirkungsweise sehr genau zu verstehen. „Wir<br />
halten uns an die Maxime: Wir machen nichts, das wir nicht<br />
einschätzen <strong>und</strong> verstehen können.“ Die <strong>Sachsen</strong> <strong>Bank</strong> als
Fokus Mittelstand<br />
<strong>Rohstoff</strong>- <strong>und</strong> <strong>Währungsmanagement</strong><br />
Seite 7<br />
QSIL<br />
Hausbank des Unternehmens sieht der Manager daher als<br />
Partner, der das nötige Know-how in Sachen Marktanalyse<br />
<strong>und</strong> Absicherung mitbringt – <strong>und</strong> mit dem er auf Augenhöhe<br />
diskutieren kann.<br />
Mindestens einmal im Monat telefoniert Keitz mit Thomas<br />
Brodehl, Experte für Zins-, Währungs- <strong>und</strong> <strong>Rohstoff</strong>management<br />
der LBBW in Leipzig, um zu besprechen, was sich<br />
gerade an den Märkten tut. Alle zwei Monate überprüft er<br />
zudem gemeinsam mit Unternehmensk<strong>und</strong>enberaterin<br />
Doreen Kambor das Gesamtrisiko seiner Geschäfte. Und auch<br />
bei der Jahresplanung sind die Experten der <strong>Sachsen</strong> <strong>Bank</strong><br />
dabei. „Wir arbeiten gemeinsam an individuell passenden<br />
Absicherungsstrategien“, erklärt Brodehl. „Dafür stimmen<br />
wir mehrere Einzelprodukte aufeinander ab: zum Beispiel<br />
klassische Devisentermingeschäfte in Kombination mit strukturierten,<br />
flexibel abrufbaren Termintranchen.“<br />
Mit Devisensparbüchern immer den günstigsten Kurs<br />
Diese flexibel abrufbaren Termingeschäfte nennt Finanzchef<br />
Keitz „Devisensparbücher“. Wenn sich die Produktion oder<br />
Auslieferung eines Auftrages einmal verschieben, kann<br />
Keitz den Auszahlungszeitpunkt verschieben, ist nicht an einen<br />
fixen Fälligkeitstermin geb<strong>und</strong>en. „Damit sichern wir<br />
uns einerseits gegen das Risiko eines massiven<br />
Wechselkurs verfalls ab. Und können gleichzeitig, je nachdem,<br />
wie sich der Kurs innerhalb einer bestimmten Bandbreite<br />
entwickelt, von den Schwankungen sogar profitieren.“<br />
So bekommt die Firma immer den günstigsten Kurs. Unternehmensk<strong>und</strong>enberaterin<br />
Kambor behält derweil die Finanzierungsstrategie<br />
des Unternehmens im Blick <strong>und</strong> sorgt dafür,<br />
dass die Sicherungsinstrumente in die<br />
Gesamtrisikostruktur des Unternehmens passen. „Eine Währungsabsicherung<br />
hat ja auch Auswirkungen auf die gesamte<br />
Finanzierungsstruktur, zum Beispiel auf Kreditlinien,<br />
die wir als Hausbank des Unternehmens betreuen“, erklärt<br />
Kambor. „Alle Instrumente müssen zusammenpassen, sonst<br />
können sich Risiken kumulieren. Oder die Firma verpasst<br />
In der Fertigung entstehen unter anderem Rohre mit bis zu einem Meter Durchmesser. Foto: QSIL<br />
Chancen, Kosten zu sparen.“<br />
Vor einigen Jahren habe er, wie viele Unternehmer, noch die<br />
Meinung vertreten: Eine Absicherung von Währungsschwankungen<br />
sei zu teuer <strong>und</strong> lohne sich nicht, erinnert sich Keitz.<br />
„Aber heute geht es gar nicht mehr ohne professionelles<br />
Risikomanagement. Es wäre fahrlässig, sich nicht gegen die<br />
Marktvolatilitäten abzusichern“, sagt er. So brach etwa der<br />
Kurs des japanischen Yen zum Euro vom Jahr 2012 auf das<br />
Jahr 2013 um r<strong>und</strong> 30 Prozent ein. Das hätte ohne Absicherung<br />
für das Unternehmen auch Umsatzeinbußen im Japangeschäft<br />
von 30 Prozent zur Folge gehabt. „Komplett kann<br />
man einen solchen Einbruch niemals absichern. Aber man<br />
kann die Folgen für das Unternehmen immerhin so gering<br />
halten, dass sie nicht das Kerngeschäft gefährden.“<br />
Eine spannende Entwicklung auf den <strong>Rohstoff</strong>märkten verfolgt<br />
Keitz seit einem Jahr besonders aufmerksam: „Ein<br />
weiterer Lieferant von hochreinem Quarzsand aus Norwegen<br />
ist auf den Markt getreten <strong>und</strong> ersetzt zunehmend die<br />
Bezüge aus Nordamerika. Wenn die Produktpalette der Norweger<br />
weiter ausgebaut wird, würde das für uns ein ganzes<br />
Stück mehr Planungssicherheit bedeuten“, berichtet Keitz.<br />
Denn dann könnte er seinen <strong>Rohstoff</strong>-Einkauf bald zum überwiegenden<br />
Teil in Euro abwickeln – <strong>und</strong> würde so Währungsrisiken<br />
weiter reduzieren. 2014 wird also ein spannendes<br />
Jahr für die Quarz-Spezialisten aus Ilmenau.<br />
Der Hauptsitz des Quarzglasspezialisten QSIL in Ilmenau. Foto: QSIL
Seite 8<br />
ADDINOL<br />
Fokus Mittelstand<br />
<strong>Rohstoff</strong>- <strong>und</strong> <strong>Währungsmanagement</strong><br />
Schmierstoff für die Finanzstrategie<br />
Die Firma ADDINOL in Leuna stellt Hochleistungs-Schmierstoffe für industrielle<br />
Anwendungen her. Oft ist hartes Verhandeln mit Lieferanten <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en<br />
die beste Absicherungsstrategie. Doch nicht bei jedem Geschäftspartner<br />
klappt das – dann helfen nur noch klassische Absicherungsinstrumente.<br />
It doluptam, eum sunt, tempore cturepel ipsa qui dit que num doluptaquat asp<br />
Ohne Schmierstoffe stünde die Weltwirtschaft still: Fahrradketten,<br />
Motoren <strong>und</strong> Fabriken würden den Dienst versagen,<br />
alle Maschinen ausfallen. „Ohne Schmierstoffe würde unsere<br />
Volkswirtschaft zurückgeworfen in die Steinzeit“, sagt Georg<br />
Wildegger, geschäftsführender Gesellschafter des<br />
Schmieröl-Spezialisten ADDINOL Lube Oil GmbH in Leuna.<br />
Sein Unternehmen produziert Schmierstoffe aller Art, vom<br />
simplen Motorenöl für Pkw bis hin zum Hochleistungsschmierstoff<br />
für Großmaschinen in der Industrie.<br />
Vor allem in Ostdeutschland ist die Marke weithin bekannt:<br />
ADDINOL „Additive in Oil“ war eine der prominentesten Marken<br />
der DDR-Zeit. Das Logo mit dem gelb-roten „Minol-Pirol“, einem<br />
Vogel in roter Latzhose, kannte vor der Wende jedes Kind.<br />
Jeder Trabant fuhr mit dem ADDINOL-Öl. „Unser Unternehmen<br />
ist das Nachfolgeunternehmen des damaligen Schmierstoff-<br />
Monopolisten für die gesamte DDR“, erklärt Geschäftsführer<br />
Wildegger. „Nach der Wende kam ein enormer Wettbewerbsdruck<br />
auf uns zu“, erinnert er sich. Plötzlich stand das Unternehmen<br />
in Konkurrenz zu weltweiten An bietern. „Wir haben<br />
dann entschieden, uns neben den Standardprodukten<br />
auf hochwertige Produkte für die Industrie zu spezialisieren.“<br />
Mit Erfolg: Das Geschäftsfeld wächst stetig, zuletzt konnte<br />
Wildegger den Umsatz verdreifachen. Im Jahr 2000 verlegte<br />
er den Unternehmenssitz an den traditionsreichen Chemiestandort<br />
Leuna in <strong>Sachsen</strong>-Anhalt. Schon im Jahr 2007<br />
musste ADDINOL in größere Gebäude investieren – <strong>und</strong> baute<br />
gleich zusätzlich moderne Produktionsanlagen <strong>und</strong> ein effizientes<br />
Logistikcenter auf. „Unsere Ausrichtung auf hoch spezialisierte<br />
Produkte <strong>und</strong> sehr hohe Qualität zahlt sich aus.<br />
Wir sind kontinuierlich auf Wachstumskurs“, sagt Wildegger.<br />
Heute beliefert ADDINOL K<strong>und</strong>en in 90 Ländern mit seinen<br />
Hochleistungsschmierstoffen. 40 Prozent der Produktion<br />
sind für den deutschen Markt bestimmt, 60 Prozent liefert<br />
Wildegger ins Ausland, vor allem nach Asien, Russland <strong>und</strong><br />
in den Nahen Osten. <strong>Rohstoff</strong> für die Hightech-Werkstoffe<br />
aus Leuna ist Gr<strong>und</strong>öl – eine Substanz, die aus weiterverarbeitetem<br />
Rohöl gewonnen wird. „Der Markt ist sehr volatil<br />
<strong>und</strong> reagiert auf jede Schwankung der Weltwirtschaft“, sagt<br />
Wildegger. „Man kann sich nie h<strong>und</strong>ertprozentig sicher sein,<br />
was in den nächsten Monaten oder Jahren passiert.“<br />
ADDINOL Lube Oil GmbH<br />
Unternehmenssitz: Leuna<br />
Branche: Schmierstoffe<br />
Gründungsjahr: 1936<br />
Mitarbeiter: 200<br />
Umsatz: 68 Millionen Euro<br />
Geschäftsführer: Georg Wildegger
Fokus Mittelstand<br />
<strong>Rohstoff</strong>- <strong>und</strong> <strong>Währungsmanagement</strong><br />
Seite 9<br />
ADDINOL<br />
Innentanks für die Schmierölproduktion von ADDINOL. Foto: ADDINOL<br />
Gegen Preisschwankungen auf dem Rohöl-Markt kann sich<br />
Wildegger beim Einkauf nur begrenzt absichern – denn<br />
Gr<strong>und</strong>öl wird nicht an den <strong>Rohstoff</strong>börsen gehandelt. „Deshalb<br />
fehlen für Gr<strong>und</strong>öl viele der klassischen Absicherungsinstrumente<br />
wie etwa Optionen.“ Die Entwicklung der <strong>Rohstoff</strong>märkte<br />
im Blick zu behalten, ist daher bei ADDINOL<br />
Chefsache. „Ich beobachte sehr genau, was sich an den<br />
Märkten abspielt, kenne die wichtigen Einflussfaktoren.“<br />
Erfahrung <strong>und</strong> Bauchgefühl leiten den Unternehmer beim<br />
<strong>Rohstoff</strong>einkauf. Wichtigste Absicherung ist für Wildegger<br />
eine enge <strong>und</strong> verlässliche Zusammenarbeit mit seinen<br />
<strong>Rohstoff</strong>lieferanten. „Ich vereinbare mit meinen Lieferanten<br />
feste Preismodelle, die sich zu festgelegten Zeiten entsprechend<br />
dem Marktpreis weiterentwickeln.“ Bisweilen muss<br />
Wildegger hart verhandeln. „Aber ich bin froh, dass diese<br />
Termingeschäfte in der Regel reibungslos funktionieren.“<br />
Denn auf komplexe Finanzinstrumente zur Absicherung will<br />
Wildegger ungern setzen. „Das Geschäft sollte nicht unnötig<br />
kompliziert werden“, so der Geschäftsführer. Je einfacher,<br />
desto überschaubarer, desto besser, findet Wildegger.<br />
Georg Wildegger, geschäftsführender Gesellschafter des Schmieröl-Spezialisten<br />
ADDINOL Lube Oil GmbH in Leuna. Foto: ADDINOL<br />
Die Folge ist allerdings: Steigt der Einkaufspreis durch Schwankungen<br />
an den Währungs- oder Rohölmärkten, muss Wildegger<br />
die höheren Einkaufskosten an seine K<strong>und</strong>en weitergeben.<br />
„Gegen den langfristigen Markttrend können wir kein Geschäft<br />
machen. Unser Produkt ist zu 60 Prozent <strong>Rohstoff</strong>basiert.<br />
Das wissen auch unsere K<strong>und</strong>en.“ Wildegger verhandelt<br />
hart, aber fair. Bisher konnte er seine Preisstrategie<br />
daher stets durchsetzen. „Unser Vorteil ist unsere starke<br />
Marktposition. Für qualitativ hochwertige Produkte zahlen<br />
K<strong>und</strong>en einen angemessenen Preis.“ Nur mit dieser starken<br />
Marktposition ist es auch zu erklären, dass Wildegger sein<br />
Geschäft fast ausschließlich in Euro abwickelt – <strong>und</strong> das auf<br />
dem Dollar-verliebten <strong>Rohstoff</strong>markt. „Unsere K<strong>und</strong>en in<br />
Osteuropa, Russland <strong>und</strong> Asien zahlen alle in Euro. Nur unter<br />
dieser Bedingung lasse ich mich auf ein Geschäft ein.“<br />
Denn müsste er noch die Absicherung von Yen- oder Dollarschwankungen<br />
in seine Preise einkalkulieren, wäre sein<br />
Preismodell kaum noch haltbar. „Wir machen alles in Euro.“<br />
Das weiß auch <strong>Sachsen</strong> <strong>Bank</strong>-K<strong>und</strong>enberater Florian Ullrich,<br />
der ADDINOL von Magdeburg aus betreut. „Herr Wildegger<br />
ist da sehr konsequent. Durch seine Euro-Strategie schafft<br />
er es, Währungsrisiken im Export auszuschalten“, sagt Ullrich.<br />
„Das schafft natürlich längst nicht jedes Unternehmen, nur<br />
wenige können sich so stark von der Konkurrenz absetzen<br />
<strong>und</strong> Preise <strong>und</strong> Vertragsbedingungen bestimmen.“<br />
Ein einziges Mal allerdings hat Wildegger dann doch nachgegeben.<br />
„Wir haben einen K<strong>und</strong>en aus Jordanien, der mit<br />
20 Prozent Marktanteil eine so außergewöhnlich starke Verhandlungsposition<br />
hat, dass er sich auf Euro-Geschäfte<br />
nicht eingelassen hat.“ Also rechnet Wildegger nun mit diesem<br />
Großk<strong>und</strong>en in Dollar ab – <strong>und</strong> sichert das Geschäft über<br />
die <strong>Sachsen</strong> <strong>Bank</strong> ab. K<strong>und</strong>enberater Ullrich stand mit Rat<br />
<strong>und</strong> Tat bereit <strong>und</strong> zog eigens einen der LBBW-Fachberater<br />
hinzu, um eine flexible Lösung für den Unternehmer zu finden.<br />
„Wir haben schließlich ein Dollar-Limit eingerichtet, mit<br />
dem Herr Wildegger über ein sogenanntes Währungskonto<br />
flexibel selbst handeln kann.“ Der ADDINOL-Geschäftsführer<br />
schließt über den Dollarkredit dann Termingeschäfte über<br />
Zeiträume von zwei bis vier Wochen ab.<br />
So flexibel, unkompliziert <strong>und</strong> einfach wie möglich – Wildegger<br />
ist mit seiner Dollar-Absicherung zufrieden. Dennoch hofft<br />
er, dass die Absicherung eine Ausnahme bleibt: „Für uns<br />
ist unsere hohe Produktqualität nach wie vor die beste <strong>und</strong><br />
einfachste Absicherung.“
Seite 10<br />
Im Fokus<br />
Fokus Mittelstand<br />
<strong>Rohstoff</strong>- <strong>und</strong> <strong>Währungsmanagement</strong><br />
Der SEPA-Countdown läuft<br />
Viele Firmen sind noch nicht für den einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum<br />
SEPA gerüstet. Dabei ist es für Vorbereitungen nun höchste Zeit.<br />
Eben diesen Aufwand scheuen viele Firmen. Eine Umfrage<br />
des ibi-Forschungsinstituts der Universität Regensburg zeigt:<br />
Der Ernst der Lage ist längst nicht allen Betrieben bewusst.<br />
So haben etwa 26 Prozent der Befragten nach eigenen Angaben<br />
nur sehr vage Vorstellungen davon, was mit SEPA auf<br />
sie zukommt. Sechs Prozent haben von der Umstellung sogar<br />
noch gar nichts gehört. Vor allem in kleineren Firmen<br />
scheint es an Informationen zur Zahlungsverkehrs-Reform<br />
zu fehlen. Nur jedes dritte der befragten Unternehmen nutzt<br />
die SEPA-Überweisung bereits für ausgehende Zahlungen.<br />
Die SEPA-Lastschrift wollen viele Unternehmer erst zum Jahreswechsel<br />
einführen. Doch so kurzfristig kann der Umbau<br />
kaum unfallfrei gelingen. Unternehmen müssen ihre internen<br />
Zahlungssysteme auf die IBAN (Internationale <strong>Bank</strong>kontonummer)<br />
<strong>und</strong> den BIC (internationale <strong>Bank</strong>leitzahl) umstellen,<br />
um nach dem Stichtag Überweisungen <strong>und</strong> Lastschriften<br />
ausführen zu können. Wollen sie selbst Überweisungen erstellen,<br />
müssen sie diese Nummern für ihre eigenen Zahlungsverkehrskonten<br />
<strong>und</strong> für die Konten ihrer Geschäftspartner<br />
erheben <strong>und</strong> in ihr Lohn- <strong>und</strong> Finanzbuchhaltungssystem<br />
einpflegen. Je mehr Zahlungsempfänger eine Firma hat, umso<br />
aufwendiger ist dieser Prozess.<br />
Der Stichtag rückt näher: Am 31. Januar 2014 endet der nationale<br />
Zahlungsverkehr in der Eurozone in seiner jetzigen<br />
Form. Er wird abgelöst von der Single Euro Payments Area,<br />
kurz SEPA, dem einheitlichen Zahlungsraum für Transaktionen<br />
in Euro. SEPA nivelliert die Unterschiede zwischen grenzüberschreitenden<br />
Transaktionen <strong>und</strong> solchen im Inland <strong>und</strong><br />
standardisiert damit europaweit den Zahlungsverkehr. Zahlungen<br />
über Ländergrenzen hinweg werden günstiger <strong>und</strong><br />
effizienter. Die Umstellung auf SEPA verlangt Firmen sorgfältige<br />
Vorbereitung ab <strong>und</strong> betrifft nicht nur die IT-Abteilung,<br />
sondern fast alle Geschäftsbereiche. „Es ist nicht mit einem<br />
Knopfdruck getan“, betont Michael Stiera, Experte für Zahlungsverkehrslösungen<br />
bei der LBBW. „Firmen müssen Prozesse<br />
umstellen, um die neue Welt zu betreten.“<br />
Firmen müssen darüber hinaus auch alle weiteren Systeme,<br />
die <strong>Bank</strong>daten erstellen oder verwenden, gründlich auf die<br />
Umstellung vorbereiten. Diese müssen in der Lage sein, IBAN<br />
<strong>und</strong> BIC elektronisch auszulesen <strong>und</strong> zu verarbeiten. Für<br />
Zahlungseingänge aus Ländern der Eurozone <strong>und</strong> für eigene<br />
SEPA-Überweisungen müssen alle Systeme an die SEPA-XML-<br />
Datenformate angepasst sein. Das in Deutschland übliche<br />
DTAUS-Format unterstützt SEPA-Zahlungen nicht. Nutzen Firmen<br />
Weiterverarbeitungsdateien oder das DTAUS-<strong>Bank</strong>format<br />
(DTI), sind darüber hinaus Schnittstellen des Buchhaltungssystems<br />
anzupassen. „Einige Systemanbieter stellen derzeit von<br />
sich aus noch keine SEPA-fähigen Systeme bereit“, weiß Stiera.<br />
„Firmen sollten ihre Anbieter gezielt darauf ansprechen <strong>und</strong><br />
nach Updates fragen. Sonst droht Ende des Jahres ein IT-Stau.“<br />
Die Umstellung auf SEPA-Datenformate ist insbesondere für<br />
Lastschriftverfahren notwendig. Dafür müssen Unternehmen<br />
bei der B<strong>und</strong>esbank elektronisch eine Gläubigeridentifikationsnummer<br />
beantragen – was viele bislang versäumt haben.<br />
Lastschriften werden generell deutlich aufwendiger in der<br />
Durchführung: Bisher sind sie ohne Angabe einer Zahlungsfrist<br />
fällig. Künftig muss der Verkäufer vor einem Lastschrifteinzug<br />
seinen K<strong>und</strong>en über das Fälligkeitsdatum <strong>und</strong> den<br />
fälligen Betrag mittels einer Vorabankündigung (Pre-Notification)<br />
informieren. Firmen sollten Formschreiben für ihre künftigen<br />
Lastschrift-Benachrichtigungen entwerfen, rät Stiera. Wer<br />
mit der Vorbereitung noch länger warte, könne kommenden<br />
Februar ein böses Erwachen erleben: „Im schlimmsten Fall<br />
kann der Zahlungsverkehr dann nicht mehr abgewickelt werden.<br />
Unternehmen sind dann praktisch zahlungsunfähig.“<br />
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SEPA startet am 1. Februar 2014.<br />
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