olympischer literatur-wettbewerb deutsch - englisch - französisch
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Seit 1952 gibt es ein institutionell geregeltes Verhältnis<br />
von Kirche und Sport. Es war das Jahr, in dem die<br />
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) das erste Mal<br />
Sportbeauftragte und Sportpfarrer berief, die den Kontakt auf<br />
den verschiedenen Ebenen kirchlichen Lebens zum Sport<br />
suchen sollten. Diese Ämter wurden ehrenamtlich wahrgenommen.<br />
Seit 1970 nahm der Kontakt zum Sport eine andere<br />
Qualität an; nun wurde das Verhältnis durch einen durch die<br />
EKD hauptamtlich berufenen Sportbeauftragten professionell<br />
gepflegt.<br />
In der Kirche selbst ist der Sport aber schon sehr viel länger<br />
beheimatet. Mit der Gründung des Weltbundes der Christlichen<br />
Vereine Junger Männer (YMCA/CVJM) in Paris im Jahre<br />
1855 und seinem bald darauf errichteten <strong>deutsch</strong>en "Ableger"<br />
ging eine organisierte christliche Turnbewegung einher. Schon<br />
1921 wurde das "Eichenkreuz" als Sportabzeichen für die<br />
Evangelischen "Jünglingsvereine" eingeführt. Der Sport hat<br />
seit dieser Zeit organisatorisch und strukturell seinen Platz im<br />
Raum der evangelischen Kirche. 1964 wurde der Arbeitskreis<br />
"Kirche und Sport" gegründet, der auf Bundes- und auf Landesebene<br />
zwischen den scheinbar so verschiedenen Partnern<br />
für einen kontinuierlichen Dialog sorgt und gemeinsame<br />
Veranstaltungen zu den verschiedensten Themen plant.<br />
1965 fand in der Evangelischen Akademie Bad Boll die erste<br />
offizielle Begegnung zwischen der Evangelischen Kirche in<br />
Deutschland und dem Deutschen Sportbund (DSB) statt. Seit<br />
dieser Zeit hat sich das Verhältnis zwischen der Evangelischen<br />
Kirche und dem Sport kontinuierlich verstärkt und verbessert.<br />
Überlagerte in den Auseinandersetzungen der siebziger und<br />
achtziger Jahre immer wieder die Sonntagsfrage den Dialog,<br />
so ist es zwischen Kirche und Sport durch die Entwicklungen<br />
der modernen Gesellschaft gerade in dieser Frage zu einer<br />
großen Partnerschaft gekommen. Bis dahin war es ein langer<br />
Weg, denn nicht ohne Grund sah die Kirche Sportveranstaltungen<br />
zur Gottesdienstzeit am Sonntagmorgen nicht gern.<br />
Zu häufig waren Pfarrerinnen und Pfarrer den Diskussionen<br />
von sporttreibenden Konfirmanden und Konfirmandinnen<br />
ausgesetzt, die den Mannschaftsgeist gegen den sonntäglichen<br />
Kirchenbesuch ausspielten.<br />
Heute bejahen beide gesellschaftlichen Größen gegenüber<br />
politischen und wirtschaftlichen Interessensvertretern, dass<br />
der Sonntag als arbeitsfreier Tag erhalten bleiben soll. Beide<br />
Seiten stehen für die freie Religionsausübung sowie die<br />
ungehinderte Durchführung sportlicher Veranstaltungen am<br />
Sonntag ein.<br />
Aber auch jenseits dieser einst umstrittenen Thematik gibt es<br />
zahlreiche Gesprächsfäden, aus denen ein enges Verbindungsband<br />
geknüpft wurde. Gerade der Spitzensport hat ein<br />
Interesse an der Diskussion mit der Kirche, fokussiert sich<br />
doch in ihm eine Reihe von Problemfeldern, die eine kirchli-<br />
6<br />
che Begleitung nahe legen. Da ist die Frage nach der Bedeutung<br />
von Sieg und Niederlage und damit die Frage nach dem<br />
menschlichen Umgang mit Siegern und Besiegten. Oder es<br />
stellt sich die Frage nach dem Verhältnis zwischen kurzfristigem<br />
Erfolg und langfristiger Lebensperspektive. Viele herausragende<br />
Sportlerinnen und Sportler stellten sich die Frage,<br />
wie sie als "öffentliche Person" zugleich ein "eigener Mensch"<br />
bleiben. Im Kern geht es bei solchen Themen um den Umgang<br />
mit der Würde des Menschen. Sie ist im Sport großen Gefährdungen<br />
ausgesetzt. Bisweilen werden Eingriffe in die Würde<br />
mit dem Verweis auf die großen Gehälter mancher Spitzensportler<br />
relativiert. Aber die Größe des Geldbeutels erweitert<br />
nicht automatisch die Fähigkeit, mit Sieg oder Niederlage<br />
umzugehen, und darf nicht zu einem Relativismus der Menschenwürde<br />
führen.<br />
In christlicher Sicht dürfen die Freude am Wettkampf und der<br />
Wille zur Leistung nicht dazu führen, dass sich der Gewinn<br />
oder der<br />
Verlust der<br />
Menschenwürde<br />
an Sieg<br />
oder Niederlage<br />
knüpft; die<br />
Unantastbarkeit<br />
der<br />
menschlichen<br />
Würde ist<br />
vielmehr auch<br />
für den Sport<br />
eine elementareVoraussetzung,<br />
ohne<br />
die er seine<br />
Humanität<br />
verliert.<br />
Christlicher<br />
Glaube und<br />
christliche<br />
Theologie<br />
bringen in<br />
dieses Gespräch ein Bild des Menschen ein, der aus den<br />
Beziehungen heraus verstanden wird, in denen sich sein<br />
Leben vollzieht. Die Beziehungen zu Gott, zum Mitmenschen,<br />
zur Mitwelt und zu sich selbst stehen dabei im Vordergrund.<br />
Gelingendes Leben zeigt sich im Miteinander dieser Beziehungen.<br />
Die Selbstbestätigung durch die Durchsetzung gegen<br />
den anderen allein kann deshalb die Anerkennung nicht<br />
begründen, auf die wir Menschen angewiesen sind; Sieg oder<br />
Niederlage allein bestimmen nicht den Wert eines Menschen.<br />
Doch zugleich sind die christliche Theologie und das Denken<br />
der christlichen Kirchen nicht leistungsfeindlich. Im Gegenteil:<br />
Jeder Mensch ist mit besonderen Begabungen ausgestattet,<br />
die er entwickeln und zum gemeinsamen Besten einset-