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olympischer literatur-wettbewerb deutsch - englisch - französisch

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Abschied von "Willi Daumes Pyramiden"<br />

P<br />

aris hat den Eiffelturm als Attraktion. Und München<br />

bald das Olympiastadion mit dem Zeltdach? Wenn<br />

nicht alles täuscht, wird es so kommen. Das letzte<br />

Bundesligaspiel auf dem Olympiagelände auf dem Oberwiesenfeld<br />

ist abgepfiffen. Abschied von einem Stadion, in dem<br />

Sportgeschichte geschrieben wurde.<br />

Die Fußball-Profis, die als Popstars des Sports das Geschehen<br />

bestimmen, ziehen um in die Allianz-Arena. Schon der Name<br />

zeigt, dass ein neues Zeitalter angebrochen ist. Im Olympiastadion<br />

störte die Laufbahn der Leichtathleten rund um den<br />

Rasen, weil sie die Distanz zum Geschehen für den Fan vergrößert.<br />

Er empfand, hoch oben auf dem letzten Rang sitzend,<br />

die Spieler manchmal wie Lilliput-Figuren in einem<br />

fernen Theater. Doch es sollte auf keinen Fall vergessen<br />

werden, dass im Olympiastadion Sportgeschichte geschrieben<br />

wurde. Eröffnet wurde es an einem schönen, biergartenwarmen<br />

Frühlingsabend, am 26. Mai 1972, drei Monate vor<br />

der Eröffnung der Olympischen Spiele. Es handelte sich<br />

offiziell um ein freundschaftliches Länderspiel gegen die<br />

Sowjetunion, das mit 4:1 gewonnen wurde. Gerd Müller, den<br />

sie später den "Bomber der Nation" nannten, erzielte den<br />

ersten Treffer. Er war dann so erfolgreich, dass sie seinen<br />

Torinstinkt mit dem schönen Tätigkeitswort "müllern" ehrten.<br />

Der letzte Treffer gelang am 14. Mai 2005 einem Slowaken in<br />

Diensten des 1. FC Nürnberg, als die Mannschaft bei Bayern<br />

mit 3:6 unterlag. Sein Name wird wohl kaum in die Geschichte<br />

eingehen - im Gegensatz zu Gerd Müller.<br />

Deutschland nimmt Abschied von einem Denkmal. Es ist nicht<br />

nur mit Franz Beckenbauer und Gerd Müller verbunden,<br />

sondern mit vielen Stars des Sports. Vor allem mit den großen<br />

Figuren, die Olympia 1972 zu einem Festival machten. Mit<br />

Olympiasiegern wie Heide Rosendahl und Hildegard Falck,<br />

Ulrike Meyfarth und Klaus Wolfermann, mit In- und Ausländern,<br />

mit dem siebenmaligen Schwimm-Olympiasieger Mark<br />

Spitz aus den USA und vielen anderen. Das war der Anfang.<br />

Der Rest der 33 Erfolgsjahre im Olympiastadion, das von dem<br />

Architekten Günther Behnisch erbaut wurde, lässt sich fast<br />

nur noch mit der Statistik erfassen. Millionen Menschen<br />

46<br />

pilgerten auf das Oberwiesenfeld. Im Jahr fanden fast 50<br />

Veranstaltungen hier statt. Das Stadion wurde dadurch nicht<br />

zu einer olympischen Ruine degradiert, wie das manchmal<br />

mit vergleichbaren Stätten geschehen ist.<br />

Bayern München wurde in diesem Stadion 19 Mal Deutscher<br />

Meister im Fußball. Deutschland gewann hier das Endspiel der<br />

Fußball-Weltmeisterschaft 1974 gegen die Niederlande. Viele<br />

Endspiele in internationalen Wettbewerben fanden hier statt,<br />

selbstverständlich auch Länderspiele. Eine Europameisterschaft<br />

in der Leichtathletik wurde ausgetragen. Nicht zuletzt<br />

war das Stadion ein Denkmal für Willi Daume, den unübertrefflichen<br />

Chef-Organisator, von vielen sogar als genial<br />

eingestuft. Er zog in eine Wohnung des Olympischen Dorfes,<br />

um seinem Lebenswerk nahe zu sein. Es klingt wie eine Hommage,<br />

wenn die Olympiabauten hochstilisiert werden zu "Willi<br />

Daumes Pyramiden". Und das trotz des Terroranschlags, der<br />

sogar die Existenz der Spiele gefährdete. Bis der Präsident des<br />

Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Avery Brundage,<br />

verkündete: "The Games must go on".<br />

Die Spiele gehen weiter. Auch jetzt? Im Olympiastadion<br />

erinnert man sich dabei nicht nur an den Sport. Auch die<br />

Rolling Stones traten auf und Michael Jackson. Kirchentage<br />

wurden hier organisiert. Papst Johannes Paul II. hielt eine<br />

Messe. Im neuen Stadion in der Allianz-Arena beginnt ein<br />

neues Zeitalter. Die Bayern sind hier zu Hause und 1860<br />

München, auch wenn die Frage, wer die Oberherrschaft über<br />

die bayerischen Fußball-Stammtische hat, längst gegen die<br />

"Löwen" entschieden wurde.<br />

Die neue Arena wurde eröffnet vor 30.000 Zuschauern durch<br />

ein Testspiel zweier Traditionsmannschaften von Bayern und<br />

1860. Die "Süd<strong>deutsch</strong>e Zeitung" überschrieb das Duell<br />

freundschaftlich-ironisch mit "Probejubeln im Raumschiff". Es<br />

ist ein modernes Stadion mit allem Komfort, mit 66.000<br />

überdachten Plätzen, mit 28 Kiosken, mit 54 Ticketschaltern.<br />

Nur das Parkplatzproblem ist mit einem Stauproblem verbunden.<br />

Das alte Olympiastadion wird dennoch in Erinnerung<br />

bleiben. Was bringt die Zukunft? Als Nächstes ist eine Weinmesse<br />

geplant. Großveranstaltungen wie Popkonzerte und<br />

Im Münchener Olympiastadion wurde 33 Jahre

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