olympischer literatur-wettbewerb deutsch - englisch - französisch
olympischer literatur-wettbewerb deutsch - englisch - französisch
olympischer literatur-wettbewerb deutsch - englisch - französisch
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
eine Rekultivierung der einst blühenden Landschaften nur<br />
schwer vorstellbar erscheinen ließ. Und auch bewegte Bilder<br />
oder Fotos, die jene Tage und Wochen dokumentieren, vermitteln<br />
dem Betrachter - auch wenn er, "Gnade der späten<br />
Geburt", weit nach 1945 das Licht der Welt erblickt haben<br />
sollte - eine Ahnung vom Ausmaß der akuten Not, die etwa<br />
in Berlin oder Köln und natürlich auch andernorts vorgeherrscht<br />
hatte. Kann man sich da spielende Kinder oder deren<br />
Väter und Mütter vorstellen, wie sie ebenso virtuos wie engagiert<br />
dem runden Leder hinterher jagen oder ganz unbeschwert,<br />
gleichwohl hoch motiviert um die Wette schwimmen?<br />
Nur schwer. Um so erstaunlicher, dass es genau so oder<br />
ähnlich gewesen ist.<br />
Zum Beispiel in der Domstadt am Rhein, die bekanntlich einer<br />
Trümmerlandschaft glich. Hier war nur knapp ein Fünftel der<br />
Gebäude vom Bombenhagel verschont und nur einem Bruchteil<br />
der Bevölkerung Behausung und Zuhause geblieben.<br />
Logischerweise war auch die Mehrzahl der Sportstätten,<br />
Fußball- und Hockeyfelder, Tennisplätze und Turnhallen, bebzw.<br />
getroffen, also als solche unbenutzbar geworden.<br />
Zu den Ausnahmen zählte die "Hauptkampfbahn" in Müngersdorf<br />
mit ihren insgesamt circa 150 Hektar umfassenden<br />
Außenanlagen inklusive Radrennbahn, die sich, ähnlich etwa<br />
wie die großen Wettkampfstätten in Berlin oder Frankfurt am<br />
Main, kurzfristig wieder ihrer eigentlichen Bestimmung<br />
hätten zuführen lassen können, auch wenn die Folgen der 93<br />
verzeichneten Bomben- und Granateinschläge beträchtlich<br />
waren. Doch deren Beseitigung stand natürlich nicht ganz<br />
oben auf der Prioritätenliste der - erst allmählich wieder<br />
funktionierenden - Stadtverwaltung. Das Geld war so knapp<br />
wie das verfügbare Baumaterial, und erst wollten natürlich<br />
die existenziellen Notwendigkeiten, wie Instandsetzung und<br />
Neubau von Wohnungen sowie, allem voran, die Versorgung<br />
der Bevölkerung gewährleistet sein, ehe man sich den schönen,<br />
aber zunächst entbehrlichen Dingen des Lebens zuwenden<br />
konnte.<br />
Im Übrigen war das Stadion alsbald von der amtierenden<br />
Militärregierung<br />
beschlagnahmt und deren<br />
Zwecken nutzbar gemacht<br />
worden. Da dafür<br />
aber nur ein Bruchteil der<br />
ausladenden Anlage<br />
vonnöten war, ließ man<br />
die Bevölkerung keineswegs<br />
draußen vor der Tür,<br />
sondern erteilte die<br />
Erlaubnis zum Zugang,<br />
wovon reger Gebrauch<br />
gemacht wurde.<br />
44<br />
In etwa vergleichbar lief es in Berlin oder Frankfurt am Main,<br />
also der Stadt, in der General Eisenhower Quartier genommen<br />
hatte. Dort wurde das 1925 eingeweihte Stadion, im dem<br />
Rudolf Harbig am 12. August 1939, also kurz vor Kriegsbeginn,<br />
1:46,6 für 800 Meter benötigt und damit einen Weltrekord<br />
aufgestellt hatte, in "Victory Stadium" umbenannt und<br />
mit "Stars and Stripes" geschmückt. Schon Mitte Juli wurde<br />
der "Victory Pool" für Schwimmwettkämpfe genutzt, während<br />
die sogenannte Wintersporthalle für die Truppenbetreuung in<br />
Dienst genommen wurde.<br />
Größere Aktivitäten "auswärtiger", sprich <strong>deutsch</strong>er Veranstalter<br />
bedurften dagegen der besonderen Genehmigung. So<br />
konnte Mitte Juni 1946 erstmals ein "Tag der Eintracht"<br />
stattfinden, ein Stelldichein von <strong>deutsch</strong>en Leichtathleten,<br />
Fußballern, Turnern, Judokas, Ringern und Radsportlern, das<br />
immerhin 40.000 Zuschauer anlockte. Dieser Zuspruch, aber<br />
auch der Verlauf des Großsportfestes sowie nicht zuletzt die<br />
erzielten Leistungen beflügelten die Verantwortlichen in<br />
ihrem Wunsch, alsbald wieder Deutsche Meisterschaften -<br />
und zwar in der Leichtathletik - auszutragen. Der Realisierung<br />
solcher Blütenträume stand freilich das Veto der amerikanischen<br />
Behörden entgegen, denen namentlich die nationale<br />
Etikettierung ein Dorn im Auge war.<br />
Als man sich aber auf die Bezeichnung "Tag der Meister"<br />
einigen konnte, stand der Sache nichts mehr im Wege - sieht<br />
man davon ab, dass das Ereignis kommuniziert, also die<br />
Zielgruppe erreicht werden musste, dass sich die Anreise der<br />
Teilnehmer, schließlich waren es 380, gerade wenn sie in der<br />
<strong>französisch</strong>en, erst recht in der sowjetischen Zone beheimatet<br />
waren, zum Teil höchst abenteuerlich gestalten sollte, dass<br />
Verpflegung und Unterkunft organisiert werden wollten.<br />
Allen Widrigkeiten zum Trotz nutzen mehrere zehntausend<br />
Menschen aus Frankfurt und Umgebung im August 1946 die<br />
Chance, endlich wieder Spitzensport zu erleben und damit die<br />
Sorgen des Alltags für einige Stunden hinter sich zu lassen.<br />
Besonders goutiert - warum sollte dies damals anders gewesen<br />
sein - wurden die Erfolge der Lokalmatadoren, allen voran<br />
der Sieg von Heinz Ulzheimer über<br />
800 Meter, auch wenn er dafür<br />
knapp acht Sekunden mehr benötigte<br />
als Jahre zuvor Rudolf Harbig.<br />
Auf den ersten Fußball "im Zeichen<br />
des Sieges" mussten die Frankfurter<br />
noch einige Monate länger, genauer<br />
bis zum 1. Dezember warten, um<br />
einem 1:1 ihrer Eintracht im Oberliga-Spiel<br />
gegen Tabellenführer Nürnberg,<br />
dem Bayern München der<br />
Nachkriegszeit, beiwohnen zu können<br />
- ohne zu ahnen, dass es, in