olympischer literatur-wettbewerb deutsch - englisch - französisch
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Was as macht eigentlich ...<br />
Ingrid Mickler-Beck<br />
Mickler-Becker<br />
er<br />
Von Steffen Haffner<br />
" Eine Meisterin der Vielseitigkeit und eine virtuose Spezialistin<br />
zugleich." So hat der Laudator Otto Schily Ende<br />
Mai im noblen Berliner Adlon Ingrid Mickler-Becker<br />
genannt. Und damit meinte der Bundesinnenminister nicht nur<br />
die sportlichen Fähigkeiten, sondern auch die beruflichen und<br />
ehrenamtlichen Leistungen der zweifachen Olympiasiegerin und<br />
Europameisterin sowie vielmaligen <strong>deutsch</strong>en Meisterin. Im<br />
glanzvollen Rahmen des Hotels am<br />
Brandenburger Tor wurde das<br />
Leichtathletik-Idol mit der Goldenen<br />
Sportpyramide 2005 der Stiftung<br />
Deutsche Sporthilfe geehrt.<br />
Und damit wurde die eindrucksvolle<br />
Reihe der bisherigen Preisträger mit<br />
Hans-Günter Winkler, Rosi Mittermaier-Neureuther,<br />
Uwe Seeler,<br />
Manfred Germar, Roland Matthes<br />
und nicht zuletzt des posthum<br />
geehrten Max Schmeling verlängert.<br />
Wir sitzen bei einer Tasse Kaffee in<br />
ihrem Licht durchfluteten, großzügigen<br />
Haus im 2.500-Einwohner-<br />
Ort Zornheim vor den Toren von<br />
Mainz. Das Gespräch geht zurück in<br />
die frühen Jahre. Wie das so war<br />
mit ihrem Leben, und wie das so<br />
ging mit dem Sport. Der Aufstieg<br />
auf den Olymp ist der kleinen Ingrid<br />
nicht an der Wiege gesungen<br />
worden. Sie ist eines jener Kriegskinder,<br />
auf die sich zur Zeit der öffentliche Fokus richtet. Und<br />
doch schwärmt die heute Zweiundsechzigjährige von einer<br />
glücklichen Kindheit. Und das, obwohl sie ihren Vater nicht<br />
bewusst kennen gelernt hat. "Ich war zwei, als er fiel. Wenn<br />
andere von ihrem Vater erzählten, erzählte ich von meinem<br />
Großvater." Und der, ein angesehener Anwalt und Notar, schuf<br />
den gutbürgerlichen Rahmen, in dem seine Enkeltochter wohlbehütet<br />
aufwuchs. Er spielte in der persönlichen Zuwendung eine<br />
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entscheidende Rolle für ihre jungen Jahre und damit für ihr<br />
gesamtes Leben.<br />
Zum Beispiel sorgte der Großvater dafür, dass sie als Zehnjährige<br />
in den Turnverein 1862 ihrer westfälischen Heimatstadt<br />
Geseke gehen durfte, gegen den Widerstand der Mutter. "Ich<br />
hab viel mit meinen Brüdern und ihren Freunden Fußball<br />
gespielt. Das sollte ich absolut nicht,<br />
das schickte sich nicht für ein<br />
Mädchen aus gutem Hause. Von der<br />
Turnerei hatte meine Mutter ähnliche<br />
Befürchtungen." Im Turnverein<br />
flammte dann ein Feuer der Begeisterung<br />
für den Sport auf, das bis<br />
zum heutigen Tag lodert. "Wenn<br />
mittwochs die Turnstunde vorbei<br />
war, freute ich mich schon auf das<br />
nächste Mal. Ich hab das geliebt,<br />
dieses Turnen an den Geräten." Und<br />
sie wäre bestimmt eine sehr gute<br />
Kunstturnerin geworden. "Aber<br />
irgendwann wurde ich größer,<br />
wuchs bis zu 1,77 Meter Körpergröße.<br />
Nur wuchsen die Geräte<br />
nicht mit und konnten, anders als<br />
heute, nicht flexibel eingestellt<br />
werden."<br />
Bei den Bergfesten der Turner fiel<br />
dann das leichtathletische Talent<br />
des Teenagers auf. 1959 holte sie<br />
gleich bei ihren ersten <strong>deutsch</strong>en<br />
Jugendmeisterschaften den Titel im 100-Meter-Lauf. Ein Jahr<br />
später startete sie bei den Meisterschaften der "Großen" im<br />
Hochsprung. "Und da gab es nur Missverständnisse. Ich hatte<br />
1,65 Meter übersprungen, und die Kampfrichter wollten die<br />
Latte auf 1,68 Meter legen. ‚Nein', habe ich gesagt. Das ist nicht<br />
üblich. Ich will nur 1,67 Meter." Und Ingrid meinte, dann diese<br />
Höhe übersprungen zu haben. "Beifall brandete auf, und es<br />
herrschte große Aufregung. Zwei Funktionäre kamen in grauen