olympischer literatur-wettbewerb deutsch - englisch - französisch
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sportlichen wie kirchlichen Öffentlichkeit. So bezeichnet<br />
Coubertin das auf Einladung des Papstes 1905 veranstaltete<br />
nationale Sportfest der katholischen italienischen Vereine als<br />
"ein Ereignis von einzigartiger, sehr großer Tragweite" und als<br />
einen "genialen Anstoß", für die Leibeserziehung. Besondere<br />
Erwähnung verdienen anlässlich des goldenen Priesterjubiläums<br />
Pius X. 1908 zwei Behindertensportgruppen: Eine Riege<br />
von 9 blinden Turnern eines römischen Instituts und eine<br />
Gruppe von Taubstummen aus Turin mit exakt dargebotenen<br />
Übungen, wobei die Blindenriege sogar Hochsprungübungen<br />
vorführt.<br />
Die Zusammenkunft Pius X. mit Baron Pierre de Coubertin in<br />
Rom 1905 stellt innerhalb der modernen Turn- und Sportgeschichte<br />
eine Begegnung von besonderer Bedeutung dar,<br />
bildet sie doch den Anfang eines engen Verhältnisses zwischen<br />
Papsttum und Olympischer Bewegung. Noch 1960<br />
erinnert Papst Johannes XXIII. anlässlich der Olympischen<br />
Spiele in Rom an dieses Zusammentreffen seines Vorgängers<br />
mit Coubertin und setzt damit in gleicher Weise ein unmissverständliches<br />
Zeichen kirchlicher Zustimmung zur Integration<br />
des Sports in die katholische Verbandsarbeit. In seinen<br />
jeweils kurzen Ansprachen bekundet der Papst seine besondere<br />
Zuneigung gegenüber den sportlichen Übungen und sieht<br />
in ihnen sowohl eine Möglichkeit der Unterhaltung und des<br />
"Zeitvertreibs" als auch ein pädagogisches Mittel zur Ausbildung<br />
der Persönlichkeit. Nach Auffassung des Papstes haben<br />
sie einen direkten Einfluss auf die geistigen Übungen, indem<br />
sie diese beleben und dem Menschen Anstrengung abverlangen,<br />
so dass er dem "Bösen" nicht "anheim fällt". Die Wettkämpfe<br />
sind schließlich vergleichbar mit den Bemühungen<br />
um ein tugendhaftes Leben und können eine Anregung zu<br />
geistiger Vervollkommnung sein.<br />
Wenn auch Sport und Spiel noch nicht dem heutigen Verständnis<br />
entsprechend durch Pius X. als "Ausdruckshandlungen"<br />
des einen und ganzen leibhaftigen Menschen gesehen<br />
werden, so ist dennoch durch ihn eine weitgehende Integration<br />
des Sports in das Aufgabenfeld katholischer Jugendarbeit<br />
erfolgt.<br />
Pius XI. (1922-1933)<br />
Während das Thema Sport bei Papst Benedikt dem XV., dem<br />
Vorgänger Pius XI., wegen der schwierigen Kriegs- und Nachkriegszeit<br />
keine weitere Bedeutung erlangen kann, erfährt es<br />
bei Pius XI. wieder besondere Beachtung. Dies ist darauf<br />
zurück zu führen, dass dieser Papst einerseits selbst Sport<br />
treibt (Besteigung des Monte Rosa), andererseits aber auch<br />
dem Sportbedürfnis der Menschen, insbesondere der Jugend,<br />
in der Nachkriegszeit aufgeschlossen gegenübersteht und in<br />
zahlreichen Ansprachen wie in seinem Rundschreiben "Divini<br />
illius Magistri" dazu Stellung bezieht.<br />
Zwei Ereignisse des Jahres 1926 lassen die Sportauffassung<br />
des Papstes klar erkennen:<br />
das Treffen des internationalen katholischen Sportverbandes<br />
FICEP;<br />
der jährliche Empfang des Oratoriums di S. Pietro im<br />
Damasushof des Vatikans, wo auch ein Schauturnen in<br />
Anwesenheit des Papstes durchgeführt wird.<br />
Die zu beiden Gelegenheiten vorliegenden Dokumente über<br />
die Ansprachen Pius XI. lassen zum einen erkennen, dass er<br />
bei seinen grundsätzlichen Äußerungen zum Sport in der<br />
Tradition Pius X. steht, zum andern sind sie aber auch Belege<br />
dafür, dass Pius XI. mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit<br />
des Frauensports einen weiteren Schritt über das traditionelle<br />
Verhalten hinaus tut. Jedoch bleibt auch hier der Körper<br />
"feinstes Instrument der Seele", wenn man ihm "Agilität,<br />
solide Anmut, Gesundheit und echte und gute Kraft" durch<br />
Sport vermittelt.<br />
Pius XII. (1939-1958)<br />
Mit dem Pontifikat Pius XII. beginnt eine neue Periode in dem<br />
Verhältnis von Kirche und Sport. Sie ist ebenso durch eine<br />
intensive sportliche Praxis des Papstes wie durch seine<br />
umfassende und weitschauende Betrachtungsweise der Welt<br />
des Sports gekennzeichnet. Die Hinwendung Pius XII. zum<br />
Sport insgesamt hat zwei Gründe, von denen der eine im<br />
persönlichen Bereich, der andere in seinem Lehr- und Hirtenamt<br />
zu finden ist.<br />
Während also vor allem der junge Student Pacelli auf Anraten<br />
seines Arztes sich den gesundheitsfördernden und -erhaltenden<br />
sportlichen Aktivitäten wie Reiten, Rudern, Schwimmen<br />
und Wandern widmet, versucht der spätere Papst, "das weite<br />
Gebiet der Leibeskultur zu ordnen und ihm die gebührende<br />
Stellung im gesamten Erziehungs- und Kulturbereich anzuweisen".<br />
Zu Letzterem sieht er sich deshalb verpflichtet, weil<br />
"wesentliche und vielfältige Beziehungen die soziale Ordnung<br />
mit den religiösen und sittlichen Fragen verbinden und ihnen<br />
unterordnen". Eine Trennung von Religion und Leben dürfe in<br />
der Form nicht hingenommen werden, "als ob für die Wirklichkeit<br />
des Daseins, für den Beruf, die Wirtschaft, alle die<br />
öffentlichen Bereiche Gott überhaupt nicht existiere". Entsprechend<br />
diesem Kirchen- bzw. Amtsverständnis ist Pius XII.<br />
angesichts der raschen und weltweiten Aufwärtsentwicklung<br />
des Sports der Meinung, dass die Beschäftigung mit den<br />
Fragen des Sports und der Leibeserziehung "ohne Zweifel<br />
einer Notwendigkeit der gegenwärtigen Zeit" entspreche.<br />
So sind die Anlässe zu seinen Äußerungen zum Sport vielfältiger<br />
Natur und reichen von den Aufgaben der Medien im<br />
Bereich des Sports über die nationalen und internationalen<br />
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