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olympischer literatur-wettbewerb deutsch - englisch - französisch

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etrieb mit nur 650 Aktiven vor, dem Deutschen Curling-<br />

Verband (DCV). Fragt man ihn, ob die Grenze der Belastbarkeit<br />

im Ehrenamt erreicht ist, sagt er: "Passt. Genau so ist es."<br />

Kunststück, denn bei Kolb heißt es: Selbst ist der Mann. "Ich<br />

muss verwaltungstechnisch alles allein organisieren." Hauptamtliches<br />

Verwaltungspersonal im DCV gibt es nicht. Die<br />

Repräsentationstermine hat er "runtergeschraubt". Kolb,<br />

leitender Controller in einem Krankenhaus, arbeitet täglich<br />

drei Stunden fürs Ehrenamt, "meistens nachts und am<br />

Wochenende". Er sagt, man müsse "stark aufpassen, dass der<br />

Beruf nicht darunter leidet - und die Familie".<br />

Viele Belastungen erweisen sich für die Obmänner des Sports<br />

als unumgänglich, andere indes als hausgemacht. Weil, zum<br />

Beispiel, zu wenig delegiert wird? "Generell ja", sagt Helmut<br />

Digel. "Die ständigen Einladungen nicht auszusortieren,<br />

abzulehnen oder weiterzugeben, ist ein schlimmer Zwang."<br />

Klaus Steinbach sieht im NOK die Bereitschaft anderer, ihm<br />

Aufgaben abzunehmen, deshalb beeinträchtigt, "weil meine<br />

Vizepräsidenten in ihren Verbänden schon genug zu tun<br />

haben". "Delegieren?", fragt Prokop, "auch da sind wir schon<br />

an den Grenzen angelangt." Zur Potenzierung der Stressbelastung<br />

trägt ferner bei: Die Mehrfachfunktionen der Amtsinhaber.<br />

Kolb ist zusätzlich noch Curling-Vize im Europaverband,<br />

Prokop NOK-Vize und im Vorstand des Europäischen<br />

Leichtathletik-Verbandes, Steinbach sitzt in den Vorständen<br />

von Sportbund und Sporthilfe sowie im Medizinkomitee des<br />

IOC. Eine Erschwernis für Präsidenten, zumindest aus Digels<br />

Sicht, ist der Konflikt zwischen Ehrenamt und Hauptamt, "er<br />

ist überall". Wäre im Hauptamt der Verbände mehr Qualität,<br />

so der Tübinger Professor, könnte das zur Reduzierung der<br />

Ehrenamtsarbeit beitragen. Ein Mittel zur Erleichterung ist<br />

Prokop und Digel zufolge die Rotation: Abtritt nach zwei<br />

Wahlperioden, das müsse "festes Prinzip" werden, es verschaffe<br />

dem alten Amtsinhaber die Chance, sich noch mal<br />

ausschließlich auf den Beruf zu konzentrieren und dem<br />

neuen, frische Ideen ins Spiel der Verbände zu bringen.<br />

Aus der sozialen Warte betrachtet sind es zwei Dinge, die der<br />

ideale Präsident mitbringen muss ins Ehrenamt: Zeit und<br />

Geld. Für Helmut Digel sind Rentner am besten geeignet. So<br />

einer wie Turnerbunds-Chef Rainer Brechtken, Staatssekretär<br />

a.D. und MDL a.D. Ein Ehrenamtsprofi aus freien Stücken,<br />

sozusagen. Gegen den Profi-Präsidenten, wie im weiland<br />

Ostblock, sprechen sich im Gespräch mit dem "Olympischen<br />

Feuer" Wüterich und Prokop aus. "Auf den Vollberufler wollen<br />

wir nicht verzichten. Er soll ja die Visionen reinbringen", sagt<br />

der DLV-Chef. Niemand will dem Ehrenamt ans Leder. Digel<br />

spricht von ihm wie von einem Kulturgut, das es zu pflegen<br />

gilt. Er führt den Trend an zu Tagungen während der Woche,<br />

weg vom Wochenende, nennt ihn "eine gefährliche Entwicklung,<br />

weil nicht Rücksicht genommen wird auf die Berufstätigen;<br />

sie brauchen eine Chance".<br />

Wie aber kann die Lösung des von Clemens Prokop in Kevelaer<br />

angerissenen Problems aussehen? "Eindeutig durch eine<br />

Strukturänderung. Ohne die geht`s nicht. Zu ihr gibt es keine<br />

Alternative. Sie aber durchzusetzen, ist wie eine kleine Revolution",<br />

argwöhnt die Nummer eins der Leichtathleten. Und<br />

möchte nicht missverstanden werden. "Es geht auch um<br />

Entlastung des Präsidiums, vor allem aber um mehr Effizienz."<br />

Umstrukturierung in den Führungsgremien des Sports bedeutet<br />

Anpassung an die Wirtschaftskonstrukte: Das Hauptamt<br />

für das operative Geschäft, das Präsidium als kontrollierender<br />

Aufsichtsrat. Manfred von Richthofen, Präsident des Deutschen<br />

Sportbundes (DSB) mit einem Arbeitspensum von 300<br />

(!) Tagen im Jahr für sein Amt, hält ein solches Modell für<br />

"zeitgemäß für mittlere Verbände". Wie den Deutschen<br />

Hockey-Bund, der es neuerdings praktiziert. Christoph Wüterich<br />

hat den Umbau, um sich ruhigen Gewissens zurück<br />

ziehen zu können, auf den Weg gebracht. Die ehemalige<br />

Hockeybund-Geschäftsführerin<br />

Uschi Schmitz darf sich<br />

jetzt Vorstandsvorsitzende<br />

nennen. Sie sagt: "Der neue<br />

Präsident ist nur noch für<br />

Repräsentanz und Strategie<br />

zuständig, nicht mehr fürs<br />

Tagesgeschäft." Andere<br />

Verbände haben sich über<br />

das Hockeymodell bereits<br />

informiert. Gleichwohl ahnt<br />

Schmitz, dass es dauern wird,<br />

bis Nachahmer sich mehren.<br />

Manche Präsidiale täten sich<br />

Dr. Klaus Steinbach<br />

schwer, Verantwortung<br />

abzugeben, "sie wollen die<br />

Hoheit nicht aufgeben".<br />

Im Übrigen arbeitet der<br />

<strong>deutsch</strong>e Sport bekanntlich<br />

daran, ein Großprojekt zu<br />

gestalten. Stichwort Fusion<br />

zwischen DSB und NOK. Von<br />

Richthofen verrät: In dem<br />

neuen Gebilde werde das<br />

Ressortprinzip für die Ehrenamtler<br />

beibehalten, aber<br />

noch stärker "hauptamtlich<br />

untermauert". Ein Modell für<br />

andere? "Auf einige Große<br />

lässt sich das übertragen",<br />

sagt der DSB-Chef. Und die<br />

anderen? Dürfen weiter<br />

darüber nachdenken, ob sie<br />

ihre Präsidenten dem Stress<br />

aussetzen oder sie - mal in<br />

den Urlaub entlassen. OF<br />

Dr. Clemens Prokop<br />

Manfred von Richthofen<br />

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