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Die Schiedsrichter sind oft überfordert, an der Außenlinie
verrichten nicht selten von den beteiligten Mannschaften
abgestellte Herrschaften den Dienst als Schiedsrichter-Assistenten.
Es wird gegrätscht und getreten - auch verbal. Die
Integration und die Fairness haben ihre Grenzen. Manche
Gesten und Sätze haben eine fatale Wirkung. Dagegen gibt es
eine Anti-Gewalt-Kommission beim Deutschen Fußball-Bund,
es gibt Vermittler, Streetsoccer-Turniere und auch den verordneten
Handschlag nach dem Foul. Sport, aber vor allem der
Fußball, ist ein Gesellschaftsspiegel. In der Bekämpfung der
Gewalt wie in ihren
Auswüchsen. Heute
werde auf der
Straße auch der
traktiert, der längst
am Boden liegt,
hat Hamburgs
Fußball-Verbands-
Geschäftsführer
vor Jahren gesagt.
Damals war es zu
einer Verhandlung
vor dem Sportgericht
gekommen,
nachdem der Kiefer
eines Verteidigers
dreifach gebrochen
war, fünf weitere
Kicker Blutergüsse
und Schürfwunden
davontrugen. Das
sind fast schon
alltägliche Szenen
im Amateurfußball,
und die "Bauchentscheidung"
des Eike
Pannen ist eben
nicht so selbstverständlich,
wie sie
erscheinen mag.
Darum täte es gut,
stellvertretend für
viele andere auch
einmal einen Sportler ohne Promi-Status auszuzeichnen, der
auf seine Art fair sein wollte, "ohne sich lange Gedanken
drüber zu machen".
Auf höchster Ebene haben sich die Fair-Play-Preise des Sports
weit vom "Kleinen Mann" entfernt. 1963 ist eine internationale
Fair-Play-Kommission gegründet worden, deren erster
Preisträger der legendäre italienische Bobfahrer Eugenio
Monti wurde. Ein Jahr später schmückten sich die Fußballteams
von West Ham United und TSV 1860 München mit
dem Fair-Play-Preis. Neben der Pierre de Coubertin-Trophäe
werden seit 1965 für besonders sportliches Verhalten auch
weitere Ehrendiplome vergeben. Die Auszeichnung für eine
"faire Geste" wurde um die Kategorie "faire Karriere" erweitert.
Unter dem Patronat der Unesco wurde ein Fair-Play-
Manifest als Verhaltenskodex für Eltern, Lehrer, Athleten,
Trainer, Sportmediziner, Schiedsrichter, Journalisten, Zuschauer,
aber auch für Sport- und staatliche Organisationen proklamiert.
Es hat Anerkennungsschreiben für Akte des Fair Play
gegeben, Willi Daume stiftete die Fair-Play-Trophy. Ein Nelson
Mandela hat den Fair-Play-Preis erhalten, der König von
Norwegen nahm
ihn stellvertretend
für das eindrucksvolle
Verhalten
seiner Bürger
anlässlich der
Olympischen Winterspiele
in Lillehammer
entgegen.
Es gibt sie, die
schönen, ermutigenden
Beispiele
für Fair Play, aber
ihre von diversen
Gremien ausgedeuteten
Helden sind
oft der Basis entrückt,
dem olympischen
Hain näher
als dem Sportplatz
um die Ecke. Nichts
gegen den einstigen
Wunderläufer und
heutigen Präsidenten
des Nationalen
Olympischen Komitees
von Kenia,
Kipchoge Keino. Im
Nordosten seiner
Heimat ziehen er
und seine Frau
adoptierte Waisenkinder
auf. 2003 ist das große Herz als Fair Play gegenüber
den Mitmenschen mit der Willi-Daume-Plakette gewürdigt
worden. Keino, der Kanute Andreas Dittmer, der sich bei den
Olympischen Spielen in Sydney erfolgreich für einen disqualifizierten
Konkurrenten einsetzte, Klose, Mandela, Radrennfahrer
Jan Ullrich, der bei er Tour de France auf den gestürzten
Lance Armstrong wartete, Boll, Kappler, Klose - sie alle sind
mit Fair-Play-Preisen ausgezeichnet worden. Bestimmt wäre
es eine gute Idee und nicht nur eine Geste, auch mal einen
wie Eike Pannen stellvertretend für viele andere wissen zu
lassen, alles richtig gemacht zu haben.
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