olympischer literatur-wettbewerb deutsch - englisch - französisch
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Fair Play gibt es nicht nur im<br />
olympischen Hain, sondern auch<br />
auf dem Sportplatz um die Ecke<br />
Von Hans-Joachim Leyenberg<br />
Im ersten Halbjahr hatte Fair Play Konjunktur. Jedenfalls<br />
bei der Vergabe entsprechender Preise an <strong>deutsch</strong>e Spitzensportler.<br />
Erst bekam Bianca Kappler die Fair-Play-<br />
Plakette der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG).<br />
Dann zeichnete die Internationale Tischtennis-Föderation<br />
Timo Boll mit dem Fair-Play-Preis aus, und schließlich wurde<br />
auch Miroslav Klose mit der Fair-Play-Pakette der DOG dekoriert.<br />
Die Weitspringerin Bianca Kappler wurde belobigt, weil<br />
sie bei den Halleneuropameisterschaften sofort darauf aufmerksam<br />
machte, nicht so weit gesprungen zu sein, wie<br />
fälschlicherweise gemessen worden war. ´Boll wiederum<br />
wurde es hoch angerechnet, bei einem Matchball für sich<br />
darauf hingewiesen zu haben, dass die Zelluloidkugel nach<br />
einem Rückschlag des Gegners die Tischkante touchiert hatte.<br />
Dem Schiedsrichter war die Tischberührung entgangen. Ohne<br />
die Geste des aufrechten Hessen wäre der Punkt und damit<br />
das gesamte Spiel für Boll gewertet worden. So aber schied<br />
Boll in der Fortsetzung des Einzel-Achtelfinales der Weltmeisterschaft<br />
doch noch aus. Vergleichsweise folgenlos, deshalb<br />
nicht weniger ehrenwert, die Ehrlichkeit des Fußballprofis<br />
Klose: Der Stürmer hatte nach einem Elfmeterpfiff des<br />
Schiedsrichters der Bundesligapartie Werder Bremen gegen<br />
Arminia Bielefeld beim Stande von 0:0 gesagt, dass der<br />
Bielefelder Torwart ihn im Strafraum regelgerecht vom Ball<br />
getrennt hatte. Der Spielleiter hatte daraufhin die Strafstoßentscheidung<br />
und die Gelbe Karte gegen den Torhüter wieder<br />
zurückgenommen. Werder gewann übrigens noch mit 3:0.<br />
Eike Pannen hat keinen Preis bekommen. Aber nach Lage der<br />
Fakten hätte er einen verdient, damit er ermutigt würde,<br />
künftig genau so zu entscheiden, wie er sich entschieden hat.<br />
Pannen ist ein ambitionierter Fußballamateur, kickt in der<br />
Hamburger Verbandsliga (5.Liga) und fragte sich in der Lokalzeitung<br />
schon selbstquälerisch, ob der Faire am Ende doch<br />
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der Depp sei. Der Hergang: Beim Stande von 1:0 seines Klubs<br />
Halstenbek-Relligen trifft Pannen, wie er sich erinnert, "eine<br />
Bauchentscheidung", als er den Torwart der gegnerischen<br />
Mannschaft nach einem Zusammenprall am Boden liegen<br />
sieht. Statt den Ball aus zwanzig Metern Entfernung ins leere<br />
Tor zu befördern, hat er ihn "weggeholzt". Im Nachhinein ist<br />
ihm bewusst geworden, dass sein gezielter Fehlschuss den<br />
Aufstieg gekostet haben könnte. Denn am Ende trennte man<br />
sich 1:1 vom HEBC und Pannen habe sich auch noch ein paar<br />
sarkastische Kommentare anhören müssen. Schließlich sei<br />
jener Torhüter, der in der bewussten Szene "so geschrieen<br />
hatte, als wenn er gleich sterben würde", zwei Minuten später<br />
wieder putzmunter gewesen. Da ist der 22 Jahre alte Student<br />
der Nord-Akademie Elmshorn dann doch ins Grübeln gekommen.<br />
Aber heute wie damals hält er für seinen Teil fest: "Wir<br />
spielen Amateurfußball, wir müssen am Montag wieder zur<br />
Arbeit, die Gesundheit muss im Vordergrund stehen." Pannens<br />
Haltung ist der praktizierte Versuch des pfleglichen Umgangs<br />
miteinander. Aber er wird offensichtlich nicht als "normal"<br />
und Norm empfunden, wenn Pannen in einem Interview mit<br />
dem "Hamburger Abendblatt" zum Besten gibt: "Im Profifußball<br />
hätte ich wahrscheinlich ohnehin nicht gewagt, den Ball<br />
vorbeizuschießen. Da wird doch im Grunde von jedem erwartet,<br />
dass er dem Erfolg alles andere unterordnet." Darum sind<br />
Auszeichnungen wie für Klose oder Boll eben so eminent<br />
wichtig, obwohl diese Berufssportler nur getan haben, was<br />
eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte.<br />
Die vergebenen Fair-Play-Preise schmücken nun die Geehrten<br />
und die prominenten Namen der Geehrten schmücken die<br />
Institutionen, die die Preise vergeben. Gewaltforscher betonen,<br />
dass Kreisklasse-Spiele der Gesellschaft einen getreueren<br />
Spiegel vorhalten als es die Bundesliga mit all ihren Kontrollmechanismen<br />
und ihrer den Profis bewussten Transparenz ist.