olympischer literatur-wettbewerb deutsch - englisch - französisch
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Anfang der 70er Jahre im "Aktuellen Sportstudio" über<br />
Doping öffentlich erregten. Heute, in den selbst in öffentlichrechtlichen<br />
Anstalten stromlinienförmigen Werbe-Sportsendungen,<br />
ist das undenkbar. Eigentlich sollten auch damals die<br />
Sportlerinnen in erster Linie Medaillen sammeln und am<br />
besten den Mund halten. Doch die Frauen hielten sich da<br />
nicht zurück, was sich aber relativ schnell änderte. Abhängigkeiten<br />
vom System, weil sich die Amateurin zur "Berufssportlerin"<br />
entwickelte, Wirtschaft, Kommerz, Werbeagenturen,<br />
Manager und Medien das Kommando übernahmen, machte<br />
besonders Athletinnen wieder zahm, nett, niedlich, mundtot -<br />
lebende Sprechblasen, aus denen blubberte, was Medien und<br />
Geldgeber gerne hören wollten. So gefährdete die Athletin<br />
Verträge nicht, die den Lebensunterhalt mit sichern sollten.<br />
Und so wurden aus den schönen auch die<br />
reichen Sportlerinnen, mit den ständigen<br />
Titelgeschichten - und die anderen agierten<br />
unter "ferner liefen".<br />
Mag es auch nur eine subjektive Wahrnehmung<br />
sein, aber die "nur" Schönen, die sich auf Tartanbahnen<br />
und Tennisplätzen, in Schwimmbecken<br />
oder Weitsprunggruben tummeln, scheinen<br />
doch nun wieder ernsthafte Konkurrenz zu<br />
bekommen. Liegt es an der demographischen<br />
Entwicklung, dass vielen Zuschauern zu seichte<br />
"Sportunterhaltung" auf den Nerv geht? Oder<br />
sind es die Zeiten, dass plötzlich Sportlerinnen<br />
gefragt sind, die Werte vermitteln, die etwas<br />
verkörpern, was momentan in <strong>deutsch</strong>en Landen<br />
nicht so ausgeprägt ist: Erfolg, Leistungswillen<br />
und -bereitschaft, Durchsetzungskraft,<br />
Teamgeist, Solidarität, Courage und Orientierung.<br />
Und die gegen den Strom schwimmen<br />
und etwas zu sagen haben, auch - wenn es<br />
unbequeme Wahrheiten sind.<br />
Gerne werden solche Athletinnen als "spröde"<br />
oder "eigenwillig", manchmal als "schwierig"<br />
bezeichnet, nur weil sie das Spiel der anderen<br />
nicht spielen wollen: Die alpine Skiläuferin<br />
Marina Kiehl antwortete manchmal gar nicht<br />
oder eher barsch, weil ihr das ganze "Pressegetue"<br />
ziemlich auf die Nerven ging. Sie war<br />
ebenso wenig "Everybody's Darling" wie etwa<br />
die Skilangläuferin Karin Jaeger oder eben<br />
Birgit Fischer. Andere wie etwa Ski-As Rosi<br />
Mittermaier hatten es da leichter mit ihrer<br />
bayerischen Ruhe und dem fröhlichen Naturell,<br />
mit dem Stress fertig zu werden. Aber alle<br />
verbindet: Sie sind gestandene Frauen, Persönlichkeiten,<br />
die mit Leistungswillen und eigenem<br />
Kopf in Sport und Beruf auf der Erfolgsspur<br />
waren und sind.<br />
"Zeigen, dass alles geht, wenn man will", sagt Birgit Fischer.<br />
Und das ist wohl etwas, was in Zeiten der Existenzängste und<br />
Irritationen über gesellschaftliche und politische Entwicklungen<br />
viele als eine Art Aufruf verstehen, auf die Strecke zu<br />
gehen und sich nicht unterkriegen zu lassen. Vielleicht hat<br />
gerade deshalb die Deutsche Sporthilfe das "Eliteforum Sport"<br />
jetzt initiiert, in dem sich Topsportler und -sportlerinnen auch<br />
in Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft sowie anderen gesellschaftlichen<br />
Bereichen als Vorbilder einreihen sollen. In Zeiten<br />
wie diesen scheinen Athleten und Athletinnen für diese<br />
Aufgaben prädestiniert. Ihnen glaubt man, dass Fair Play und<br />
Teamgeist nicht nur als Floskeln zu ihrem Wortschatz gehören...<br />
Noch dazu, wenn sie auch sonst kein Blatt vor den<br />
Mund nehmen.<br />
OF<br />
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