olympischer literatur-wettbewerb deutsch - englisch - französisch
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Ausgabe 3/2005
Freundliche Grüße<br />
aus der OF-Redaktion<br />
D<br />
ie Ökumene des Sports lässt grüßen. Mit dieser OF-<br />
Ausgabe, liebe Leserinnen und Leser, könnte sich die<br />
Vermutung aufdrängen, dass die illustre Welt der Bewegung<br />
verstärkt kirchlichen Beistand braucht. Das Podium ist mit<br />
den Ausführungen von Bischof Wolfgang Huber protestantisch<br />
geprägt. Und in einem anderen zentralen Beitrag, der<br />
die Verbindung der Päpste zum Sport im letzten Jahrhundert<br />
beleuchtet, wird's bis in höchste Sphären katholisch.<br />
Nun hat das Miteinander von Kirchen und Sport durchaus<br />
keinen Seltenheitswert. In Deutschland beispielsweise<br />
floriert es seit Jahrzehnten auf unterschiedlichen Ebenen.<br />
Da schlagen Gipfeltreffen und Grundsatzerklärungen<br />
ebenso zu Buche wie die vielen lokalen Gemeinsamkeiten<br />
von Gemeinde und Verein. Die Olympiapfarrer beider Konfessionen<br />
nicht zu vergessen, die bei allen Winter- und<br />
Sommer-Spielen ihren Platz im Mannschaftsgefüge haben.<br />
Um den Faden wieder aufzunehmen: Kirchlicher Beistand<br />
scheint im sportlichen Geschehen also durchaus willkommen.<br />
Dass er auch im hohen Maße vonnöten ist, dürfte vor<br />
dem Hintergrund bedenklicher Entwicklungen und vielfältiger<br />
Gefährdungen genauso wenig in Frage stehen.<br />
Man betrachte nur den Sumpf der Manipulation, um zu<br />
ermessen, wohin es mit der Menschenwürde noch zu<br />
kommen droht. Wo doch die Realität bereits schlimm und<br />
Besorgnis erregend genug ist. Auch zu dieser Thematik<br />
bietet die aktuelle OF-Ausgabe einige bemerkenswerte<br />
Fakten. Da mag tröstlich sein, dass im inhaltlichen Gesamtspektrum<br />
die positiven Seiten des Sports ganz klar überwiegen.<br />
Der gesellschaftliche Wirkungsgrad spiegelt sich in<br />
zahlreichen Beiträgen wider und lässt hier und da sogar<br />
Rückschlüsse auf weitere Wachstumsprozesse zu.<br />
Doch ob olympische Dimension oder Sport für Alle im<br />
Vereinsalltag - kirchlicher Beistand hat seinen besonderen<br />
Stellenwert. Aus guten Gründen sollte er ihn auch behalten.<br />
Und zwar nicht zuletzt deshalb, weil es mit den schlechten<br />
Erfahrungen immer häufiger überhand nimmt.<br />
Ihr Harald Pieper<br />
Inhalt<br />
OF Mosaik 4<br />
OF-Podium 6<br />
Prof. Dr. Wolfgang Huber<br />
Olympische Idee und Sport für Alle:<br />
Die tragenden Säulen der modernen Bewegungskultur 8<br />
Prof. Dr. Jürgen Palm<br />
Olympische Karrieren beginnen immer noch im Sportverein 12<br />
Dr. Stefan Volknant<br />
Olympische Nachlese mit skeptischem Unterton 16<br />
Steffen Haffner<br />
Olympische Erziehung von Optimismus geprägt 16<br />
Kerstin Rehhahn<br />
Konkurrenz für Barbiepuppen des Sports 18<br />
Bianka Schreiber-Rietig<br />
Der Doping-Schwarzmarkt blüht ...<br />
und Deutschland ist ein beliebter Umschlagplatz 20<br />
Anno Hecker<br />
Fair Play gibt es nicht nur im olympischen Hain,<br />
sondern auch auf dem Sportplatz um die Ecke 24<br />
Hans-Joachim Leyenberg<br />
Stress im Ehrenamt: Wo liegt die Grenze der Belastbarkeit 26<br />
Michael Gernandt<br />
Olympisches Flair ist selbstverständlich:<br />
Die Spiele der kleinen Staaten Europas 28<br />
Heinz Peter Kreuzer<br />
Wenn die Deutsche Meisterin neben<br />
Herrn Jedermann turnt oder Spitzensport und<br />
Breitensport ganz nah beieinander 30<br />
Walter Mirwald<br />
OF-Kommentare 34<br />
Jörg Hahn, Michael Gernandt, Harald Pieper<br />
Die Päpste und der Sport:<br />
Über eine ebenso unbekannte wie intensive Beziehung 36<br />
Dr. Willi Schwank<br />
Was macht eigentlich ... Ingrid Mickler-Becker 40<br />
Steffen Haffner<br />
Auferstehung in Ruinen:<br />
Das Ende des Krieges war auch ein Anfang des Sports 43<br />
Dr. Andreas Höfer<br />
Abschied von „Willi Daumes Pyramiden“<br />
Im Münchener Olympiastadion wurde 33 Jahre<br />
Sportgeschichte geschrieben 46<br />
Manfred Lehnen<br />
OF-Galerie 48<br />
Sport Heroen in Aktion<br />
Malerische Kompositionen von Rike Hecker<br />
Markus Böcker<br />
Nachrichten des Nationalen Olympischen Komitees 50<br />
Nachrichten der Deutschen Olympischen Gesellschaft 69<br />
Nachrichten des Deutschen Olympischen Instituts 78<br />
Impressum 81<br />
Deutsches Sport & Olympia Museum 83<br />
3
K<br />
Die olympische Idee muss in die<br />
Gesellschaft wirken!<br />
Von Dr. Hans-Joachim Klein, Präsident der Deutschen Olympischen Gesellschaft<br />
ürzlich feierte die Deutsche Olympische<br />
Gesellschaft in Wiesbaden die<br />
Aufnahme des 20. Kindergartens in das<br />
Modellprojekt "Kinder bewegen".<br />
Gemeinsam mit unseren Partnern Opel<br />
und O2 bieten wir mit dieser Aktion einen<br />
Lösungsansatz für eine gesellschaftspolitisch<br />
relevante Themenstellung,<br />
die frühzeitige Bewegungserziehung<br />
und<br />
-begeisterung von Kindern.<br />
Dem gesellschaftlichen<br />
Problem des fortschreitenden<br />
Bewegungsmangels<br />
setzt die Deutsche Olympische<br />
Gesellschaft die<br />
Begeisterung der Kinder sowie ihrer<br />
Eltern und Erzieher für den Sport mittels<br />
Spitzensportlern als Vorbildern entgegen.<br />
Für "Kinder bewegen" bauen die DOG-<br />
Zweigstellen lokale Netzwerke auf, die<br />
ausgewählte Modellkindergärten bei der<br />
Verbesserung und Erweiterung ihrer<br />
Bewegungsangebote finanziell fördern,<br />
pädagogisch beraten und personell<br />
unterstützen. Indem mehr Bewegungsanlässe<br />
entstehen und Sport wie selbstverständlich<br />
in den Alltag integriert wird,<br />
können die Kinder auch olympische<br />
Werte quasi nebenbei erfahren und<br />
lernen. Wie beim Modellprojekt "Kinder<br />
bewegen" kann sich die Olympische<br />
Bewegung bei verschiedenen Problemstellungen<br />
in die gesellschaftliche Diskussion<br />
einbringen. Denn olympische Werte<br />
wie Fairness, Völkerverständigung, Leistung<br />
und Teamgeist sind Grundsätze, die<br />
über den Sport hinaus für das tägliche<br />
Leben prägend sein sollten. So wird der<br />
Erfolg von Unternehmen<br />
auch von Faktoren wie<br />
soziale Kompetenz und<br />
Leistungsbereitschaft der<br />
Mitarbeiter und Führungskräfte<br />
beeinflusst.<br />
Als Basisorganisation des<br />
NOK bietet die Deutsche<br />
Olympische Gesellschaft eine<br />
dezentrale Plattform für alle, die sich für<br />
die Olympische Idee engagieren möchten.<br />
Indem sie Mitgliedern auch aus<br />
anderen gesellschaftlichen Teilbereichen<br />
offen steht, wirkt sie als eine Schnittstelle<br />
zwischen diesen und dem Sport. Diese<br />
Position muss die Deutsche Olympische<br />
Gesellschaft wieder stärker nutzen, um<br />
die Menschen, insbesondere Kinder und<br />
Jugendliche, für den Sport und die<br />
Olympische Idee begeistern. Für die<br />
Zukunft muss sie auch aus dem Sport<br />
heraus in die Gesellschaft wirken, sich in<br />
gesellschaftspolitische Diskussionen<br />
einbringen und Lösungsansätze zu<br />
Problemstellungen anbieten.<br />
Sporthochschule Köln bietet Weiterbildung zum<br />
Sporttourismusmanager<br />
D<br />
ie Deutsche Sporthochschule Köln<br />
bietet ab September 2005 in<br />
Zusammenarbeit mit dem Europäischen<br />
Tourismus Institut Trier (ETI) eine Weiterbildung<br />
zum Sporttourismusmanager<br />
an. Zum ersten Mal werden an einer<br />
<strong>deutsch</strong>en Universität die Wissenschaftsdisziplinen<br />
Sport und Tourismus<br />
verknüpft. Die Weiterbildungsmaßnahme<br />
wurde speziell für Akademiker oder<br />
Reiseverkehrskaufleute entwickelt. Es<br />
handelt sich hierbei um eine einjährige<br />
Weiterbildung, die auch nebenberuflich<br />
durchgeführt werden kann. Weitere<br />
Infos unter<br />
www.dshs-koeln.de/fuw.<br />
DLRG: Schwimmen<br />
lernen und Gefahren<br />
reduzieren<br />
rotz des verregneten Sommers 2004<br />
konnten sich die Lebensretter nicht<br />
über Arbeitsmangel beklagen. Die<br />
Rettungsschwimmer der Deutschen<br />
Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG)<br />
haben im vergangenen Jahr 692 Menschen<br />
vor dem Ertrinken bewahrt.<br />
Gegenüber dem Jahr 2003 mit einem<br />
Jahrhundertsommer stieg die Zahl um<br />
143 oder 26 Prozent an. Auch die<br />
Hilfeleistungen für in Not geratene<br />
Wassersportler wuchs um 26,6 % auf<br />
8.381 an. 51.072 Retter der DLRG<br />
leisteten ehrenamtlich und unentgeltlich<br />
2.113.000 Wachstunden im Sommer<br />
und Winterdienst und machten die<br />
Wasserfreizeit an Küsten und Binnengewässern<br />
sicher.<br />
Die Schwimmprüfungen sind auch im<br />
vergangenen Jahr weiter zurück gegangen.<br />
Insgesamt haben im Jahr 2004 bei<br />
der DLRG 182.000 Menschen eine<br />
Schwimmprüfung abgelegt, drei Prozent<br />
weniger als im Jahr zuvor. Noch<br />
deutlicher ist der Rückgang bei den<br />
Prüfungen für Schwimmanfänger.<br />
Lediglich 56.500 Mädchen und Jungen<br />
haben nach DLRG-Angaben das "Seepferdchen"<br />
erworben, das ist ein Minus<br />
von 12,3%. "Die seit Jahren anhaltende<br />
Abnahme ist nicht zuletzt das negative<br />
Ergebnis der Schließung kommunaler<br />
Bäder. Die Rotstiftpolitik hat zunehmend<br />
an Fahrt gewonnen", benennt der<br />
DLRG-Präsident Dr. Klaus Wilkens die<br />
Ursachen.<br />
"Jeder Mensch hat ein Recht auf<br />
Schwimmausbildung, dies gilt insbesondere<br />
für die Kinder. Wer seine<br />
Verantwortung für die junge Generation<br />
ernst nimmt, darf keine Bäder<br />
schließen", fordert Dr. Wilkens ein<br />
klares Bekenntnis zum Bädererhalt.<br />
87,3% der Bevölkerung halten laut<br />
einer TNS Emnid-Studie im Auftrag der<br />
DLRG Schwimmbäder für wichtig oder<br />
OF-MOSAIK<br />
OF-MOSAIK<br />
4<br />
T
sehr wichtig. Nach Auffassung der<br />
DLRG bestätigen die rückläufigen<br />
Ausbildungszahlen die Ergebnisse der<br />
DLRG-Studie über die abnehmende<br />
Schwimmfähigkeit der <strong>deutsch</strong>en<br />
Bevölkerung. An einem Gemeinschaftskonzept,<br />
diese Besorgnis erregende<br />
Situation vor allem im Kinder- und<br />
Jugendbereich zu verbessern, arbeiten<br />
zur Zeit der Deutsche Sportbund, die<br />
DLRG und der Deutsche Schwimm-<br />
Verband.<br />
Fußball-WM 2006<br />
wird ein Tourismus-<br />
Magnet<br />
D<br />
ie Hotel- und Tourismusbranche<br />
rechnet damit, dass sie während<br />
der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in<br />
Deutschland mit bis zu 5,5 Millionen<br />
Übernachtungen einen zusätzlichen<br />
Umsatz von drei Milliarden Euro erzielen<br />
wird. Das erklärte der Präsident des<br />
Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes,<br />
Ernst Fischer, in einer gemeinsamen<br />
Sitzung des Sport- und des<br />
Tourismusausschusses des Deutschen<br />
Bundestages. Die eingeladenen Experten<br />
waren sich einig: Auch noch Jahre<br />
nach dem Turnier werde die WM ein<br />
großer Tourismus-Magnet für Deutschland<br />
sein.<br />
OF-MOSAIK<br />
OF-MOSAIK<br />
Ideen-Wettbewerb "Besser essen. Mehr bewegen"<br />
D<br />
as Bundesministerium für Verbraucherschutz,<br />
Ernährung und Landwirtschaft<br />
hat einen bundesweiten<br />
Ideen-Wettbewerb für Modellvorhaben<br />
zum Thema "Besser essen. Mehr bewegen"<br />
ausgeschrieben, bei dem sich<br />
regionale und lokale Einrichtungen und<br />
Initiativen aus den Bereichen Ernährung,<br />
Erziehung, Bewegung und<br />
Gesundheit - also ausdrücklich auch<br />
Vereine und Verbände des organisierten<br />
Sports - beteiligen können. Hintergrund<br />
des Vorhabens ist der nachweisliche<br />
Trend zum Übergewicht bei Kindern<br />
und Jugendlichen mit der Konsequenz,<br />
dass zukünftig gerade Kinder (wieder)<br />
gesunde Ernährung und viel Bewegung<br />
D<br />
ie Mehrzahl der <strong>deutsch</strong>en Fußballfans<br />
träumt vom WM-Titel. Mit<br />
dem Amtsantritt von Jürgen Klinsmann<br />
als Bundestrainer ist der Glaube an die<br />
<strong>deutsch</strong>e Nationalelf wieder zurückgekehrt.<br />
Das ist das Ergebnis einer Umfra-<br />
D<br />
ie vorolympische Wintersaison<br />
2004/2005 ist beendet. In den 15<br />
olympischen Wintersportarten fanden<br />
Weltmeisterschaften statt. Dies<br />
erleichtert auf den ersten Blick eine<br />
vergleichsweise objektive internationale<br />
Einschätzung der Weltsituation.<br />
Olympische Spiele haben trotzdem<br />
ihre eigenen Gesetze. "Deshalb können<br />
die Ergebnisse einzelner Nationalteams<br />
bei sportartspezifischen<br />
Weltmeisterschaften nicht automatisch<br />
mit dem komplex erzielten<br />
Erfolg einer Olympiamannschaft<br />
gleichgesetzt werden", erläutert Jörg<br />
Ziegler, Geschäftsführer des Bereichs<br />
Leistungssport (BL) im Deutschen<br />
Sportbund.<br />
Glaube an den WM-Titel<br />
als Selbstverständlichkeit erfahren<br />
sollen. Sportvereine können hier im<br />
Verbund mit anderen Trägern "Trendsetter"<br />
sein, um der Entstehung von Übergewicht<br />
bzw. Bewegungsmangel vorzubeugen.<br />
Eine 10-seitige Broschüre mit<br />
der genauen Ausschreibung des Modellvorhabens<br />
kann angefordert werden<br />
über die Geschäftsstelle "Besser essen.<br />
Mehr bewegen" in der Bundesanstalt<br />
für Landwirtschaft und Ernährung<br />
(BLE), Dr. Michaela Filipini, Deichmanns<br />
Aue 29, 53179 Bonn, Tel. 0228/6845-<br />
2929, fax -3787, email:<br />
Michaela.Filipini@ble; weitere Informationen<br />
auch im Internet unter:<br />
www.kinder-leicht.net/<strong>wettbewerb</strong>.html.<br />
ge des Kölner Marktforschungsinstituts<br />
SPORT+MARKT AG. Seit Klinsmann das<br />
Ruder übernommen hat, sind 51 Prozent<br />
der Deutschen überzeugt, dass<br />
Deutschland WM-Favorit ist.<br />
Positive Bilanz der vorolympischen<br />
Wintersaison 2004/2005<br />
Ein Jahr vor Turin zieht der BL aber<br />
mit 32 Medaillen (11-16-5) und<br />
insgesamt 85 Finalplatzierungen eine<br />
positive sportliche Bilanz der vorolympischen<br />
Saison. Wie schon in<br />
den Jahren zuvor haben die <strong>deutsch</strong>en<br />
Wintersportlerinnen und -<br />
sportler ihre Zugehörigkeit zur Weltspitze<br />
wieder eindrucksvoll unter<br />
Beweis gestellt. Im Hinblick auf das<br />
Abschneiden bei den Olympischen<br />
Spielen in Turin 2006 gibt sich deshalb<br />
der für den Leistungssport<br />
verantwortliche DSB-Vizepräsident<br />
Ulrich Feldhoff optimistisch:<br />
"Deutschland hat eine gute Chance,<br />
um die Spitzenposition in der Nationenwertung<br />
mit zu kämpfen."<br />
5
Seit 1952 gibt es ein institutionell geregeltes Verhältnis<br />
von Kirche und Sport. Es war das Jahr, in dem die<br />
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) das erste Mal<br />
Sportbeauftragte und Sportpfarrer berief, die den Kontakt auf<br />
den verschiedenen Ebenen kirchlichen Lebens zum Sport<br />
suchen sollten. Diese Ämter wurden ehrenamtlich wahrgenommen.<br />
Seit 1970 nahm der Kontakt zum Sport eine andere<br />
Qualität an; nun wurde das Verhältnis durch einen durch die<br />
EKD hauptamtlich berufenen Sportbeauftragten professionell<br />
gepflegt.<br />
In der Kirche selbst ist der Sport aber schon sehr viel länger<br />
beheimatet. Mit der Gründung des Weltbundes der Christlichen<br />
Vereine Junger Männer (YMCA/CVJM) in Paris im Jahre<br />
1855 und seinem bald darauf errichteten <strong>deutsch</strong>en "Ableger"<br />
ging eine organisierte christliche Turnbewegung einher. Schon<br />
1921 wurde das "Eichenkreuz" als Sportabzeichen für die<br />
Evangelischen "Jünglingsvereine" eingeführt. Der Sport hat<br />
seit dieser Zeit organisatorisch und strukturell seinen Platz im<br />
Raum der evangelischen Kirche. 1964 wurde der Arbeitskreis<br />
"Kirche und Sport" gegründet, der auf Bundes- und auf Landesebene<br />
zwischen den scheinbar so verschiedenen Partnern<br />
für einen kontinuierlichen Dialog sorgt und gemeinsame<br />
Veranstaltungen zu den verschiedensten Themen plant.<br />
1965 fand in der Evangelischen Akademie Bad Boll die erste<br />
offizielle Begegnung zwischen der Evangelischen Kirche in<br />
Deutschland und dem Deutschen Sportbund (DSB) statt. Seit<br />
dieser Zeit hat sich das Verhältnis zwischen der Evangelischen<br />
Kirche und dem Sport kontinuierlich verstärkt und verbessert.<br />
Überlagerte in den Auseinandersetzungen der siebziger und<br />
achtziger Jahre immer wieder die Sonntagsfrage den Dialog,<br />
so ist es zwischen Kirche und Sport durch die Entwicklungen<br />
der modernen Gesellschaft gerade in dieser Frage zu einer<br />
großen Partnerschaft gekommen. Bis dahin war es ein langer<br />
Weg, denn nicht ohne Grund sah die Kirche Sportveranstaltungen<br />
zur Gottesdienstzeit am Sonntagmorgen nicht gern.<br />
Zu häufig waren Pfarrerinnen und Pfarrer den Diskussionen<br />
von sporttreibenden Konfirmanden und Konfirmandinnen<br />
ausgesetzt, die den Mannschaftsgeist gegen den sonntäglichen<br />
Kirchenbesuch ausspielten.<br />
Heute bejahen beide gesellschaftlichen Größen gegenüber<br />
politischen und wirtschaftlichen Interessensvertretern, dass<br />
der Sonntag als arbeitsfreier Tag erhalten bleiben soll. Beide<br />
Seiten stehen für die freie Religionsausübung sowie die<br />
ungehinderte Durchführung sportlicher Veranstaltungen am<br />
Sonntag ein.<br />
Aber auch jenseits dieser einst umstrittenen Thematik gibt es<br />
zahlreiche Gesprächsfäden, aus denen ein enges Verbindungsband<br />
geknüpft wurde. Gerade der Spitzensport hat ein<br />
Interesse an der Diskussion mit der Kirche, fokussiert sich<br />
doch in ihm eine Reihe von Problemfeldern, die eine kirchli-<br />
6<br />
che Begleitung nahe legen. Da ist die Frage nach der Bedeutung<br />
von Sieg und Niederlage und damit die Frage nach dem<br />
menschlichen Umgang mit Siegern und Besiegten. Oder es<br />
stellt sich die Frage nach dem Verhältnis zwischen kurzfristigem<br />
Erfolg und langfristiger Lebensperspektive. Viele herausragende<br />
Sportlerinnen und Sportler stellten sich die Frage,<br />
wie sie als "öffentliche Person" zugleich ein "eigener Mensch"<br />
bleiben. Im Kern geht es bei solchen Themen um den Umgang<br />
mit der Würde des Menschen. Sie ist im Sport großen Gefährdungen<br />
ausgesetzt. Bisweilen werden Eingriffe in die Würde<br />
mit dem Verweis auf die großen Gehälter mancher Spitzensportler<br />
relativiert. Aber die Größe des Geldbeutels erweitert<br />
nicht automatisch die Fähigkeit, mit Sieg oder Niederlage<br />
umzugehen, und darf nicht zu einem Relativismus der Menschenwürde<br />
führen.<br />
In christlicher Sicht dürfen die Freude am Wettkampf und der<br />
Wille zur Leistung nicht dazu führen, dass sich der Gewinn<br />
oder der<br />
Verlust der<br />
Menschenwürde<br />
an Sieg<br />
oder Niederlage<br />
knüpft; die<br />
Unantastbarkeit<br />
der<br />
menschlichen<br />
Würde ist<br />
vielmehr auch<br />
für den Sport<br />
eine elementareVoraussetzung,<br />
ohne<br />
die er seine<br />
Humanität<br />
verliert.<br />
Christlicher<br />
Glaube und<br />
christliche<br />
Theologie<br />
bringen in<br />
dieses Gespräch ein Bild des Menschen ein, der aus den<br />
Beziehungen heraus verstanden wird, in denen sich sein<br />
Leben vollzieht. Die Beziehungen zu Gott, zum Mitmenschen,<br />
zur Mitwelt und zu sich selbst stehen dabei im Vordergrund.<br />
Gelingendes Leben zeigt sich im Miteinander dieser Beziehungen.<br />
Die Selbstbestätigung durch die Durchsetzung gegen<br />
den anderen allein kann deshalb die Anerkennung nicht<br />
begründen, auf die wir Menschen angewiesen sind; Sieg oder<br />
Niederlage allein bestimmen nicht den Wert eines Menschen.<br />
Doch zugleich sind die christliche Theologie und das Denken<br />
der christlichen Kirchen nicht leistungsfeindlich. Im Gegenteil:<br />
Jeder Mensch ist mit besonderen Begabungen ausgestattet,<br />
die er entwickeln und zum gemeinsamen Besten einset-
zen soll. Solcher Einsatz und die Freude an der eigenen Leistung<br />
sind dann, aber auch nur dann erlaubt und gefordert,<br />
wenn nicht das eigene Heil an die Vorstellung geknüpft wird,<br />
dass durch diese Kraftanstrengung menschliches Sein steht<br />
oder fällt.<br />
Diese christliche Erkenntnis wirft Sportlerinnen und Sportler<br />
nicht aus der Bahn; vielmehr trägt sie dazu bei, dass das<br />
Sportlerleben in seinen Höhen und Tiefen gelingen kann.<br />
Gerade die Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit dafür,<br />
dass Spitzensportler in depressive Phasen geraten, die sogar<br />
medizinisch behandelt werden müssen, legen es nahe, die<br />
Zusammenarbeit zwischen Kirche und Sport weiter zu intensivieren.<br />
Während es in Amerika zum sportlichen Alltag gehört, dass<br />
Pfarrerinnen und Pfarrer Spitzenteams und Spitzensportler<br />
seelsorgerlich begleiten, führt diese Art der Zuwendung in<br />
Deutschland noch ein Mauerblümchen-Dasein. Sicherlich, die<br />
Sportbeauftragten der Kirchen in Deutschland haben die<br />
<strong>deutsch</strong>en Athleten immer wieder zu den Stätten Olympischer<br />
Spiele begleitet, doch dieser Einsatz kann nicht darüber hinwegtäuschen,<br />
dass in der Fläche des Breitensports die bisherigen<br />
Bemühungen vervielfacht werden müssten, um das<br />
notwendige Maß kirchlichen Handelns vor Ort zu ermöglichen.<br />
Ein Schritt in dieser Richtung ist "Auf Schalke" unternommen<br />
worden. Erstmalig in Deutschland wurde beim Neubau des<br />
Stadions eine christliche Kapelle eingeplant. Diese ökumenisch<br />
genutzte Kapelle wurde von Schalke 04 nicht nur<br />
finanziert, sondern sie wird vom Verein auch jährlich mit<br />
bedeutenden Beträgen unterstützt, so dass "auf Schalke"<br />
inzwischen von einem regen "Gemeindeleben" die Rede sein<br />
kann. Nicht nur die Spieler und das Management nutzen<br />
diesen Kirchenraum für die Begegnung mit Gott, sondern<br />
auch die Menschen, die Anhänger des FC Schalke 04 sind.<br />
Hunderte von Konfirmanden erfahren hier eine Konfirmandenstunde<br />
besonderer Art, gottesdienstliches Leben gehört<br />
zum Alltag. Das Gespräch über das Verhältnis zwischen Sport<br />
und Kirche hat hier seinen angestammten Raum. Kirche sucht<br />
in der Begegnung mit dem Sport neue Orte. Die Kirche<br />
braucht Plätze mitten im Leben; denn sie hat das Leben<br />
christlich zu interpretieren, zu kritisieren und zu fördern.<br />
Das, was "auf Schalke" möglich geworden ist, rückt auch die<br />
Chancen für die Gestaltung des Berliner Olympiastadions ins<br />
richtige Licht. Auch das Olympiastadion in Berlin bekommt<br />
eine christliche Kapelle. Hertha BSC, der Landessportbund<br />
Berlin, der Senat von Berlin und die Betriebsgemeinschaft<br />
OF-PODIUM<br />
Kirche und Sport oder Der Umgang<br />
mit der Würde des Menschen<br />
Von Bischof Prof. Dr. Wolfgang Huber,<br />
Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland<br />
Olympiastadion stehen hinter dem Projekt. Das Vorhaben soll<br />
vor der WM 2006 verwirklicht werden.<br />
Der Gottesdienstraum, der ganz anders ist als der "heilige<br />
Rasen" oder das Feld, auf dem die "Flankengötter" inthronisiert<br />
und verstoßen werden, gewinnt an Bedeutung. Der<br />
Breiten- wie der Spitzensport braucht diese Orte, weil die<br />
sportliche Bewegung Teil des menschlichen Lebens ist. Das<br />
Leben des Menschen aber ist eingebettet in den Raum der<br />
Schöpfung Gottes. Diese Beziehung bewusst zu machen und<br />
Sportlerinnen wie Sportler so zu begleiten, dass sie diese<br />
Beziehung wahrnehmen können, bleibt eine wichtige Aufgabe<br />
unserer Kirche.<br />
7
Olympische Idee und Sport<br />
Die tragenden Säulen der modernen Bewegungskultur<br />
Von Jürgen Palm<br />
Was haben sich die Väter des Begriffs "Sport für Alle"<br />
eigentlich gedacht, als sie in den Sechziger Jahren<br />
des 20. Jahrhunderts unter dem Dach des Europarats<br />
in Strassburg diesem visionären Wortgebilde in offiziellen<br />
Dokumenten die gesellschaftliche Legitimierung verliehen?<br />
Waren die Väter des Begriffs so blauäugig, tatsächlich eine<br />
hundertprozentige Erfüllung als durchsetzbar zu erwarten?<br />
Oder war Sport für Alle ein ohne Bedenken hingeworfenes<br />
Schlagwort, das sich so gut in wohlmeinenden Reden ohne<br />
Konsequenz einflechten ließ? Oder war es eine Utopie, die<br />
auch ohne vollen Realitätsanspruch Wirkungen auslöste, die<br />
den Sport in früher unbekannte Wachstumszonen voran<br />
schoben?<br />
Wir wissen es nicht. Anzunehmen ist, dass alle drei Einstellungen<br />
mitspielten. Sicher aber ist, dass die Vision eines Sport<br />
für Alle Kräfte freigesetzt, Ströme ausgelöst, Innovationen<br />
beschleunigt hat wie wohl nur ein anderer Zentralbegriff des<br />
modernen Sports, die Olympische Idee.<br />
Die letztere, die Olympische Idee, zeichnet das globale Leitbild<br />
einer Elite, die den anderen voranleuchten sollte, sie aber am<br />
Fest nicht beteiligen kann. Sport für Alle als Idee malt dagegen<br />
das Bild einer Sportwelt, bei der alle dabei sein und<br />
mitspielen können. Olympische Idee und Sport für Alle, das ist<br />
ein geradezu klassisches Gegensatzpaar, wie es in der modernen<br />
Kultur kaum noch einmal so pointiert auftritt. Hier eine<br />
adlige Welt der Besten, dort eine Welt des Volks.<br />
Sport für Alle darf als eine späte Art von "Alphabetisierung",<br />
von allgemeiner Erziehung, von jedermann möglichem<br />
Zugang zu den Bildungsgütern des Spiels und der Leibeskultur<br />
angesehen werden. Zweihundert Jahre nach der <strong>französisch</strong>en<br />
Revolution eine Vision von einem anderen Rechtsgut,<br />
dem der Lebensgestaltung mit den Mitteln, die der Körper<br />
und die soziale Interaktion bereit halten. Sport für Alle<br />
wurde so - ob gewollt oder ungewollt - zu einem Zentralgeschehen<br />
in der Demokratisierung des Sports.<br />
8<br />
Damit kam in kaum mehr als einem Menschenalter ein<br />
gesellschaftlicher Prozess in Gang, der von seinem imaginären<br />
Ziel - einer komplett, 100 Prozent im Sport aktiven<br />
Gesellschaft - einerseits noch weit entfernt andererseits<br />
erstaunlich weit vorangekommen ist.<br />
Dieser Prozess der Revolution von einem selektiven, den<br />
Besten zugewandten System zu einem für die Allgemeinheit<br />
offenen System befindet sich heute in einem erstaunlichen<br />
Kontrast. In Ursprungsländern wie Deutschland, Schweden,<br />
Schweiz hat sich der große Schwung verlangsamt, er wird<br />
durch mancherlei Akte eher gebremst als befördert. In später<br />
hinzustoßenden Ländern wie Brasilien, Tunesien, Estland<br />
Singapur, China u.a. dagegen ist er eines der großen Veränderungsgeschehnisse<br />
in Sport und Gesellschaft.<br />
Die Periode von 1960 bis 1990 wurde als "Zweite Gründerzeit<br />
des Sports" bezeichnet. Dafür gibt es stichhaltige Argumente.<br />
Denn was wurde in diesem Menschenalter nicht alles neu<br />
geschaffen. Sportvereine wurden in größerer Zahl gegründet<br />
als je zuvor. Sie verdoppelten sich nicht nur in Deutschland,<br />
sondern in weiten Teilen Europas. Neue Sportarten wurden<br />
gegründet und neue Verbände eingeführt. Fitness- und<br />
Sportstudios wurden zu einer beachtenswerten Konkurrenz<br />
der Vereine. Federationen, Ausschüsse, Komitees wurden ins<br />
Leben gerufen. Neue Veranstaltungsformen des Sports wurden<br />
begründet, die man vorher nicht für möglich gehalten<br />
hätte. Neue Lebensstilformen bildeten sich mit dem Sport als<br />
Kern heraus. Aus einsamen Waldläufern wurden Pulks von in<br />
Lauftreffs "gebündelten" Joggern. Aus dem traditionellen<br />
Spaziergang wurde Walken - und immer mehr Menschen<br />
greifen zu "Skistöcken" mitten im Sommer. Skater und Biker<br />
erobern die Straße. Und so weiter. Sport für Alle war nicht<br />
nur denkbar - es war auf einmal sichtbar geworden.<br />
Eine fruchtbare Zeit ohne Zweifel. Vorherige Minderheiten<br />
wie Frauen und Senioren kamen in Millionenzahl zum Sport.<br />
Die Sportteilnahme, die 1960 noch mit 12 Prozent gemessen<br />
wurde, kam in Deutschland nahe an die 70 Prozent-Grenze.
für Alle:<br />
Die Mitgliederzahl<br />
in den Sportvereinen<br />
vervierfachte<br />
sich. 30 Millionen<br />
Mitgliedschaften<br />
im Deutschen<br />
Sportbund schienen<br />
erreichbar, als<br />
man über die 25<br />
Millionen-Marke<br />
schritt. Die<br />
Lebensaltersstufen<br />
im Sport, die<br />
einmal auf Kindheit,<br />
Jugend,<br />
frühes Erwachsenenalter konzentriert waren, dehnten sich<br />
über fast die gesamte Lebensspanne aus: vom Babyschwimmen<br />
bis zur Stuhlgymnastik für 90-Jährige.<br />
Zum Quantensprung in der Teilnahme gesellten sich neue<br />
Inhalte, neue Strukturen. Sport wurde geradezu neu erfunden.<br />
Wer hätte in der letzten Jahrhundertmitte gewusst, was<br />
Skateboards, Aerobic, Nordic Walking, Surfen, Mountainbikes,<br />
Frisbees, Snowboards bedeuten würden. Was hätte man<br />
damals von einem Trimm-Festival, von einem Fun Run, von<br />
Aqua-Power gehalten? Wer hätte ahnen können, das sich aus<br />
dem neuen komplementären Teilnehmerbild - hier die Leistungssportler<br />
dort die bunte Mischung der Breiten- und<br />
Freizeitsportler - sogar neue politische Strukturen herausbilden<br />
würden? Heute steht das Sportsystem im Deutschen<br />
Sportbund auf zwei gleichberechtigten Säulen: hier der<br />
Vizepräsident Leistungssport, dort der Vizepräsident Breitensport<br />
- hier der Bundesausschuss,<br />
der den Weltereignissen<br />
der Spitzenathleten<br />
zuarbeitet, dort jener, der die<br />
Interessen von Millionen<br />
Mitgliedern im unteren und<br />
mittleren Bereich vertritt. Alle<br />
Landessportbünde und die<br />
meisten Spitzenverbände<br />
haben das Prinzip der Doppelpoligkeit<br />
im Sport übernommen.<br />
Dieser Wachstums- und<br />
Veränderungsprozess ging<br />
einher mit Wirkungen, die<br />
weit über den Sport selbst<br />
hinauswiesen. Er wirkte<br />
langsam aber sicher in die<br />
Gesundheitspolitik hinein. Er<br />
nahm Einfluss auf eine<br />
Stadtplanung in der Bundes-<br />
republik, die Sportanlagen zur bürgerlichen Grundausstattung<br />
machte. Es führte auch zu einem regelrechten Wirtschaftsboom.<br />
Des Deutschen so genanntes liebstes Kind, das Auto,<br />
hat in dem Ausgabeverhalten des Durchschnittsbürgers einen<br />
Konkurrenten: Sportler geben für ihre Sportneigung genauso<br />
viel aus wie für ihr Automobil. Die Sportwirtschaft hat unterdessen<br />
Werte erreicht, die sie auf den achten Platz der<br />
umsatzstärksten Unternehmensbereiche gehoben hat, gleichrangig<br />
mit der Metallverarbeitung und der Landwirtschaft.<br />
In der Betrachtung all dieser miteinander verwobenen<br />
Erscheinungen stößt man auf ein Wirkungsprinzip, das bisher<br />
noch nicht erkannt und gewürdigt wurde: der Teilnahmeboom<br />
im Sport hat Parallelen im Wachstum der Mitarbeiter<br />
und in der wirtschaftlichen Dynamik.<br />
Es ist klar, dass im organisierten Sport mehr Teilnehmer auch<br />
zu einem höheren Bedarf an Mitarbeitern führen. Das gilt<br />
sowohl für beruflich tätige Sportlehrer, Sportwirte, Tourismusangestellte,<br />
Rehabilitationsfachleute, Sportärzte, Sportverwaltungsmitarbeiter<br />
usw. als auch für die ehrenamtlich<br />
tätigen Übungsleiter, Vorstandsmitglieder, Helfer. Kein Sportwachstum<br />
ohne Mitarbeiter-Zunahme. Die Ausbildung im<br />
akademischen wie im nachtakademischen Bereich des Sportwesens<br />
hat dadurch einen gewaltigen Schub bekommen. Im<br />
Sport Deutschlands sind 700.000 Menschen beruflich tätig,<br />
davon 300.000 in Vollzeittätigkeit. Die Zahl der nicht beruflich<br />
im Sport Tätigen, der Ehrenamtlichen, ist noch sechsfach<br />
höher, wie der Ehrenamts-Survey der Bundesregierung ergab:<br />
4,2 Millionen wirken ehrenamtlich mit, davon die Hälfte in<br />
gewählten Ämtern und der Rest als gelegentlich oder regelmäßig<br />
Tätige. Parallel dazu hat auch die mit dem Sport<br />
9
verbundene und von ihm gespeiste Wirtschaftsstruktur<br />
vorher ungeahnte Dimensionen erhalten. Die sportlich Aktiven<br />
unseres Landes geben für Transport und Reise, Kleidung,<br />
Geräte, Gastronomie, Beiträge, Versicherung, Information<br />
usw. heute etwa 30 Milliarden Euro aus.<br />
Das Bild ist inzwischen sehr bunt und unübersichtlich geworden.<br />
In Deutschland gelang es wie in nur wenigen Ländern<br />
der Welt, die Einheit des Sports weitgehend zu erhalten und<br />
- abgesehen von den kommerziellen Sportbetreibern - die<br />
weitaus größte Zahl der am organisierten Sport Beteiligten<br />
unter einem Dach zu versammeln.<br />
Von den drei Lagern des Sports: dem kompetitiven System<br />
(Leistungs- und Wettkampfsport) - dem integrativen System<br />
(Leistungs-, Breiten-, Freizeit- und Gesundheitssport unter<br />
einem Dach) und dem separaten System (eigene Freizeitsportorganisationen)<br />
sind in Deutschland das kompetitive<br />
und das integrative System miteinander in der Einheit des<br />
Sports verbunden - wodurch das Entstehen einer eigenen<br />
Freizeitsportorganisation (des dritten Systems) vermieden<br />
wurde.<br />
Soviel Positives ist zu vermelden. Aber Ernüchterung ist nötig.<br />
Das Wachstum des Sports stoppt in Mittel- wie in Nordeuropa.<br />
In den jungen Demokratien des Ostens dagegen - und<br />
ebenso in manchen Entwicklungsländern - kommt der Sport<br />
für Alle erst richtig in Schwung. Wir haben einen Sport für<br />
Alle der zwei Geschwindigkeiten. Hier eine langsame, fast zur<br />
Ruhe kommende Bewegung, dort einen Aufbruch ins Wachstum.<br />
Die Revolution des Sports ist müde geworden in den<br />
Ursprungsländern. Und sie gewinnt an Schwung im Osten, in<br />
Asien, in Lateinamerika. Könnte es sein, dass die Revolution<br />
nicht nur müde geworden ist sondern dass sie auch gebremst<br />
wird? Weil andere Interessen des Sportsystems jetzt wichtiger<br />
erscheinen?<br />
Wir wollen drei mögliche Argumentationen für den Rückgang<br />
des Interesses im Sportsystem an seiner weiteren Ausdehnung<br />
beleuchten. Das ist erstens die "Es ist jetzt genug" -<br />
Grenze. Hier lässt man von weiteren nationalen Aktionen,<br />
von neuen Angebotsformen und Projekten ab, weil man<br />
meint, es seien nun genug Teilnehmer dabei. Mehr sei weder<br />
möglich ohne außerordentlichen Aufwand, noch sei es nötig.<br />
Man habe eine gewisse Sättigung erreicht. Das System habe<br />
sich bereits weit mehr verändert als es in konservativer Sicht<br />
vertragen kann. Was wir haben, das haben wir. Jetzt kehrt<br />
erst mal Ruhe ein. Neuigkeitseffekt und Aufbruchstimmung<br />
haben sich verbraucht.<br />
In den mitgliederstarken Sportverbänden Mittel- und Nordeuropas<br />
scheint sich diese Auffassung des "Es ist jetzt genug"<br />
zu verbreiten. Dass die Sport für Alle Idee hier an Zugkraft<br />
verliert, wird durch den zweiten und massiveren Faktor<br />
10<br />
verstärkt. Das ist nämlich die "Es ist kein Geld mehr dafür<br />
da" -Grenze. Denn Geld wird auch im Sport knapp. Fördermittel<br />
werden gestrichen oder gekürzt. Man muss Prioritäten<br />
setzen. Jetzt noch Außenstehende zu werben, kostet nur,<br />
ohne dass man einen Gewinn zu haben meint. Warum sich<br />
für neue Programme einsetzen, sich den Themen Integration,<br />
Familie, Gesundheit zuwenden, wenn die primären Aufgaben<br />
noch nicht gelöst sind? Sport für Alle fällt dem Rotstift zum<br />
Opfer.<br />
Wo diese Auffassung vorherrscht, haben es die Pioniere eines<br />
auf Erneuerung bedachten Programms schwer. Der Riemen<br />
wird enger geschnallt und der Mut zu Veränderungen erst<br />
mal auf Eis gelegt. Das gilt umso mehr, wenn die Kräfte die<br />
Oberhand gewinnen, die bei<br />
der nächsten Argumentation<br />
vorherrschen: Das ist drittens<br />
die "Wir müssen uns auf die<br />
Hauptsache konzentrieren"<br />
-Grenze. Rückblickend ist es<br />
erstaunlich, dass in den<br />
Ursprungsjahren des Sport<br />
für Alle-Booms, der Trimm-<br />
Aktionen und der Breitensportstrukturen<br />
die Konservativen<br />
nicht sogleich alle<br />
Bremsen angezogen und den<br />
Aufbruch zu neuen Ufern<br />
verhindert haben. Schließlich<br />
gilt als Grundgesetz aller<br />
Systeme - und der Sport ist<br />
ein System- dass sie möglichst<br />
so bleiben wollen, wie<br />
sie sind. Der Sport für Alle-<br />
Boom ist eine große Ausnahme.<br />
Aber wenn sich der<br />
Zuwachs abschwächt, die<br />
Neuigkeit der Veränderung<br />
verpufft ist und das Geld<br />
weniger wird: dann kommt<br />
die Zeit der Konservativen<br />
des traditionellen Sportsystems,<br />
in dem die Konzentration<br />
auf Spitzen- und Wettkampfsport<br />
wieder als das<br />
Eigentliche des Sports gesehen<br />
wird. Man will sich<br />
wieder auf das konzentrieren,<br />
was vor dem Breitensport-<br />
Boom als Hauptsache verstanden<br />
wurde. Diese Tendenz<br />
ist im Zusammenhang<br />
mit der Vereinigung der<br />
olympischen Struktur mit der
allgemein sportlichen nicht auszuschließen. Aber sie ist -<br />
wenn man das Gewicht des Breitensports als gleichgewichtige<br />
Struktureinheit mit Power, Personal, Budget, Medien<br />
sichert - nicht unvermeidlich.<br />
Wo aber das Übergewicht des Spitzensports in der Struktur, in<br />
den Hierarchien und Mitteln und in der Zielsetzung real<br />
würde, da geriete ein in den letzten Jahrzehnten wundersam<br />
entwickeltes Gleichgewicht in die Schieflage. Dies würde die<br />
Einheit des Sports auf die Dauer schwächen. Neue Bedingungen<br />
können Kräfteverschiebungen innerhalb des Systems auf<br />
bestimmte Verbände hin auslösen. Oder sie könnten zu neuen<br />
Bildungen außerhalb des einen Daches des Sports führen.<br />
Denn wie die Gesellschaft den Sport wertet und fördert, das<br />
hängt nicht allein vom Rang der Nation im internationalen<br />
Kräftemessen der Elite ab, sondern auch von dem Beitrag den<br />
der Sport für das allgemeine Wohl der Nation, für Gesundheit,<br />
Bildung, Zusammenleben erbringt.<br />
Die mehr als ein Jahrhundert umspannende Entwicklung des<br />
modernen Sports hat zwei global auftretende Formen hervorgebracht:<br />
das den gesamten Leistungssport bündelnde olympische<br />
Fest der Besten und die an die Mehrheit gerichtete<br />
Einladung zum Mitspielen im Sport für Alle. Sie hängen<br />
zusammen wie die zwei Seiten einer Medaille. Ohne den<br />
Sport für Alle verlöre Olympia an Bedeutung. Ohne Olympia<br />
verlöre der Sport für Alle an Sinn.<br />
OF<br />
11
Olympische Karrieren beginnen<br />
Von Stefan Volknant<br />
Wer denkt nicht gerne an seine ersten Erfahrungen<br />
im Sportverein zurück? Die ersten Übungsstunden<br />
und Wettkämpfe, Vereinsfahrten- und -feste,<br />
Ehrungen oder Auswahl- und Kader-Lehrgänge. Sportverein,<br />
das bedeutet Training in großen Mehrzweckhallen, Schwimmbädern<br />
und Krafträumen, Auswärts- und Heimspiele, Verletzungen,<br />
Siege, Niederlagen und zu kalte Duschen. Sportverein,<br />
das heißt aber auch Mitgliederversammlungen, Vorstandswahlen,<br />
gemeinsame Ausflüge, Weihnachtsfeiern,<br />
Geselligkeit nach dem Training, Vereinslokal, Trainerwechsel<br />
und Vereinsmeierei.<br />
Ist der Sportverein also unangefochtener Ausgangspunkt<br />
aller, auch der olympischen, Sport-Karrieren? Beobachter und<br />
Kenner bestätigen und differenzieren diese Einschätzung,<br />
denn der Sportverein ist nur ein Ausgangspunkt unter vielen<br />
anderen!<br />
So nimmt die Herkunftsfamilie in vielfältiger Weise Einfluss<br />
auf die Sportkarrieren von Kindern und Jugendlichen. Die<br />
Gruppe der Gleichaltrigen, mit denen sich die Heranwachsenden<br />
zusammenfinden, bahnt den Weg zum Sport. Nicht<br />
12<br />
zuletzt führen auch die Schulen und hier insbesondere die<br />
Eliteschulen des Sports die potenziellen Olympioniken an<br />
sportliche Herausforderungen heran.<br />
Sportvereine sind also wichtige und unerlässliche Bausteine<br />
<strong>olympischer</strong> Karrieren. Aber sie stehen als solche nicht allein.<br />
Zusammen mit den Schulen bilden sie eine institutionelle<br />
Basis in einem hierarchisch aufgebauten Förderprozess. Über<br />
ihn lässt sich folgendes zusammenfassen: Über der Ebene der<br />
Schulen bzw. auch Eliteschulen und Sportvereine sind Talentaufbaugruppen<br />
und Talentfördergruppen angesiedelt. Sie<br />
bilden den Bereich der anfänglichen Talentförderung, an die<br />
sich das Kadersystem auf Landes- und danach auf Bundesebene<br />
in alleiniger Zuständigkeit der Verbände anschließt.<br />
Zunehmend heftiger werben die olympischen Verbände heute<br />
um den leistungssportlichen Nachwuchs, bieten Schnupperkurse<br />
an oder arbeiten mit Kindergärten und Schulen zusammen,<br />
um sich einen frühzeitigen "Zugriff" auf den Nachwuchs<br />
zu sichern. Für die Programmatik sind dabei die Nachwuchsorganisationen<br />
der Bundes- und Landesfachverbände<br />
zuständig. Nicht zu vergessen ist es die Deutsche Sportjugend<br />
mit ihren Anschlussorganisationen in den Landessportbünden,<br />
die sportartübergreifende<br />
Konzepte für die<br />
Nachwuchsarbeit erstellen.<br />
Doch die konkrete Arbeit mit<br />
Kindern und Jugendlichen<br />
findet in den meisten Fällen<br />
in den Sportvereinen statt.<br />
Hier vollzieht sich die Umsetzung<br />
aller Konzeptionen in<br />
die Praxis. Deshalb sind<br />
Kenntnisse über die Rahmenbedingungen<br />
des Einstiegs<br />
einer olympischen Karriere<br />
für alle Leistungssportverantwortlichen<br />
unverzichtbar.<br />
Sie deuten darauf hin, dass<br />
das Sportangebot der Vereine<br />
seinen Schwerpunkt immer
immer noch im Sportverein<br />
noch im Leistungssport hat. Gerade für den Nachwuchs ist<br />
der Übungsbetrieb in erster Linie sportartenbezogen und<br />
wettkampforientiert angelegt. Die Wettkampfordnungen<br />
beziehen schon Kinder mit Beginn des Schulalters oder sogar<br />
noch Jüngere ein, und in vielen Vereinen setzt bereits um<br />
diese Zeit eine leistungssportliche Förderung an.<br />
Der Sportverein stellt das zentrale Feld dar, in dem Kinder<br />
heute sehr früh erste Erfahrungen mit olympischen Sportarten<br />
sammeln können. Darüber hinaus bestätigt Prof. Dr. Wolf-<br />
Dieter Brettschneider (Universität Paderborn) in verschiedenen<br />
Untersuchungen, dass der Sportverein die unangefochtene<br />
Nummer 1 unter den Jugendsportorganisationen ist. Mehr<br />
als 60 Prozent der 12-Jährigen und ca. 40 Prozent der 18-<br />
Jährigen sind aktive Mitglieder im Sportverein (mehr Jungen<br />
als Mädchen, mehr Gymnasiasten als Hauptschüler). 18jährige<br />
aktive Vereinsmitglieder sind im Durchschnitt 9 Jahre<br />
im Sportverein und verbringen dort etwa 5 Stunden pro<br />
Woche. Etwa drei Viertel aller Angebote für Heranwachsende<br />
zwischen 12 und 18 Jahren sind auf den Leistungssport<br />
ausgerichtet. Das bedeutet allerdings nicht, dass sich die<br />
Mehrzahl der heranwachsenden Vereinsmitglieder konsequent<br />
im Leistungssport engagiert. Zwar legt das Angebot der<br />
Sportvereine vorrangig leistungssportliche Aktivitäten nahe,<br />
die Heranwachsenden nehmen diese Angebote aber in unterschiedlicher<br />
Weise auf. So trainieren wohl nur zwischen 1%<br />
und 4% der heranwachsenden Vereinsmitglieder täglich.<br />
Leistungssportliches Engagement ist dabei natürlich altersabhängig.<br />
Mit zunehmendem Alter nimmt die Beteiligung am<br />
Leistungssport unter den Vereinsjugendlichen zu. Dies gilt<br />
allerdings nicht für die Heranwachsenden generell, die sich,<br />
mit zunehmendem Alter eher aus Sportvereinen zurückziehen.<br />
Diejenigen, die im Verein verbleiben, sind vornehmlich die<br />
stärker engagierten Leistungssportler, während es die Nicht-<br />
Leistungssportler sind, die vermehrt austreten. Auch die<br />
Häufigkeit des Sporttreibens der Leistungssportler steigt<br />
gegen Ende des Jugendalters an.<br />
In wechselseitigem Zusammenhang zwischen Angebot und<br />
Nachfrage entsteht damit eine leistungssportliche Zentrierung<br />
des Übungsbetriebs in den höheren Altersklassen. Prof.<br />
13
Dr. Jürgen Baur (Universität Potsdam) vertritt deshalb die<br />
Auffassung, dass die Sportvereine gerade jenen Kindern und<br />
Jugendlichen entgegenkommen sollten, die sie mit ihrem<br />
leistungssportlich ausgerichteten Sportmodell ansprechen,<br />
die sich beständiger und intensiver im Sport engagieren<br />
wollen und für die die leistungsthematische Auslegung des<br />
Sporttreibens eine bedeutsame Rolle spielt.<br />
Folgt man Baur, so ist der leistungssportliche Sektor der<br />
Vereine auszuweiten und attraktiver zu gestalten, um auch<br />
die für ein leistungsthematisches Sporttreiben aufgeschlossenen<br />
Heranwachsenden zu erreichen, die noch außerhalb der<br />
Vereine stehen. Dabei muss man aber sehen, dass es wahrscheinlich<br />
den wenigsten Kindern und Jugendlichen im Sport<br />
ausschließlich um Leistungsverbesserung und Leistungsvergleiche<br />
geht. Vielmehr spielen andere Orientierungen wie<br />
sozialer Kontakt, Wohlbefinden, Abwechslung, Erlebnis etc.<br />
ebenfalls eine Rolle oder sind sogar vorrangig. Sportvereine,<br />
die Nachwuchs gewinnen und längerfristig binden wollen,<br />
wären also schlecht beraten, wenn sie ihre Angebote im<br />
leistungssportlichen Sektor nur auf ein leistungssportliches<br />
Training beschränken würden. Vielmehr kommt es für die<br />
Vereine darauf an, die leistungssportlichen Angebote zu<br />
arrangieren und mit anderen Angeboten zu verbinden.<br />
Nicht nur Mediziner, Trainingswissenschaftler und Biomechaniker,<br />
sondern auch Pädagogen<br />
und Psychologen empfehlen<br />
einen sorgfältigen, entwicklungsgemäßen<br />
Aufbau der<br />
längerfristig anzulegenden<br />
leistungssportlichen Karriere. Das<br />
legt eine altersbezogene Differenzierung<br />
genauso nahe wie die<br />
Forderung nach einem vielseitigen<br />
und abwechslungsreichen<br />
Training. An den Anfängerbereich<br />
und insbesondere das<br />
Training für Kinder, die sich im<br />
Leistungssport engagieren, sind<br />
hier besondere Anforderungen<br />
anzulegen. Erst eine vielseitige<br />
und zielgerichtete Grundausbildung<br />
und ein breit angelegtes<br />
Grundlagentraining schaffen<br />
günstige Voraussetzungen für<br />
eine nachfolgende Spezialisierung.<br />
Vielseitigkeit kommt den spielerischenHandlungsorientierungen<br />
der Kinder entgegen. Zwar<br />
ist im Verlauf einer längerfristigen<br />
leistungssportlichen Karriere<br />
14<br />
eine fortschreitende Spezialisierung unumgänglich. Trotzdem<br />
kann auch ein spezialisiertes leistungssportliches Training mit<br />
Heranwachsenden durch ergänzende sportive Aktivitäten<br />
angereichert werden. Die in manchen Sportarten unvermeidliche<br />
Trainingsmonotonie lässt sich durch leistungsfördernde<br />
Ergänzungssportarten abbauen, und andere sportive Aktivitäten<br />
können unter dem Aspekt des Ausgleichs - und weil<br />
Heranwachsende Spaß daran finden - aufgenommen werden.<br />
Weil die meisten im Leistungssport engagierten Jugendlichen<br />
auch nicht nur um der Leistungsverbesserung und des Leistungsvergleichs<br />
willen trainieren, sollten deren weiter reichende<br />
Orientierungen Berücksichtigung finden. Das kann<br />
dadurch geschehen, dass das spezialisierte Training in eine<br />
breitere Palette anderer sportiver Aktivitäten eingebettet<br />
wird. Es können aber auch außersportliche Veranstaltungen<br />
Anlässe für soziale Kontakte und Kommunikation bieten,<br />
Abwechslung und Erlebnisse bringen. Junge Leistungssportler<br />
sind deshalb auf jeden Fall in die außersportliche<br />
Nachwuchsarbeit und in das Vereinsleben insgesamt einzubeziehen.<br />
Nicht alle Heranwachsende können ihr leistungssportliches<br />
Engagement "reibungslos" mit anderen Aufgaben verbinden.<br />
Die Balance zwischen den verschiedenen Lebenszielen wird<br />
mit der Steigerung der Trainingsanforderungen und den<br />
Anforderungen der schulischen und beruflichen Ausbildung
schwieriger. Nachwuchsbetreuerinnen und -betreuer in<br />
Vereinen müssen daraus resultierende Herausforderungen<br />
wahrnehmen und die Jugendlichen bei deren Bewältigung<br />
unterstützen. Es erscheint selbstverständlich, dass sich Trainer<br />
und Übungsleiter im Verein für den Bildungsweg und die<br />
berufliche Ausbildung ihrer Athleten interessieren. Sie sollten<br />
über ihre Pläne genauso Bescheid wissen wie über wichtige<br />
Prüfungen, Abschlüsse und Laufbahnentscheidungen und sie<br />
sollten Verständnis dafür haben, wenn für die schulische oder<br />
berufliche Zukunft ihrer Schützlinge mehr Stunden in der<br />
Woche erforderlich sind, als der Sport ihnen lässt. Gemeinsam<br />
mit ihnen und ihren Eltern kann dann nach sinnvollen Möglichkeiten<br />
gesucht werden, den Aufwand für den Sport für<br />
eine gewisse Zeit zu verringern und zugleich mit ihnen zu<br />
planen, wann sie ihren Einsatz im Sport wieder erhöhen<br />
können. Beratung ist jedoch nicht zuletzt auch dann<br />
erwünscht, wenn es um die Suche nach geeigneten Lehr- und<br />
Ausbildungsstellen geht.<br />
Schließlich gilt schon für den Sportverein als Quell des olympischen<br />
Leistungssports, dass der Umgang zwischen den<br />
Nachwuchsbetreuern und den Heranwachsenden durch eine<br />
grundsätzliche gegenseitige Achtung getragen sein muss. Das<br />
heißt, Kinder und Jugendliche dürfen nicht allein als "Leistungsträger"<br />
gesehen werden, sie sind vielmehr in ihrer<br />
"ganzen" Persönlichkeit anzunehmen - mit eigenen Interessen<br />
und besonderen Fähigkeiten, auch außerhalb des Sports, mit<br />
persönlichen Problemen und mit einem Entwicklungspotenzial,<br />
das nicht durch eine einseitige Einbindung in den Leistungssport<br />
verbaut werden darf.<br />
Wenn der Aufbruch in eine olympische Karriere gelingen soll,<br />
dann müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Dabei sollte<br />
man nicht vergessen, dass trotz mancher Kritik die Leistungen<br />
des Sportvereins für Kinder und Jugendliche unübertroffen<br />
sind. Der Vereinssport bietet Kindern und Jugendlichen die<br />
Möglichkeit, eine große Palette wettkampfgebundener Sportarten<br />
kennenzulernen. Darüber hinaus bietet er stabile soziale<br />
Strukturen und Erfahrungsbereiche, in denen sich Kinder und<br />
Jugendliche sowohl in der Gruppe als auch individuell entfalten<br />
können.<br />
Insofern sind Vereine für alle ein Gewinn. Besonders für den<br />
olympischen Spitzensport. Keine andere Organisation ist in<br />
der Lage, eine auch nur annähernd vergleichbare Bindung an<br />
den Sport oder ein anderes Interessensgebiet herzustellen,<br />
wie das Netzwerk der 90.000 Sportvereine. Keiner anderen<br />
Institution in unserem Lande gelingt es, in ähnlicher Weise<br />
zur Anlaufstelle und zum Ort gemeinsamen Handelns für<br />
junge Menschen zu werden - ob sie nun breiten- und<br />
freizeitsportlich orientiert oder spitzensportlich motiviert<br />
sind.<br />
OF<br />
15
Wo nur ist der olympische Geist? Und was ist der olympische<br />
Geist? Manchmal, wenn ein Fechter mit einem<br />
"touché" zugibt, vom Gegner getroffen zu sein, oder<br />
eine Weitspringerin bekennt: "So weit kann ich gar nicht springen."<br />
Wenn wie bei den Winterspielen in Lillehammer 1994 die<br />
Athleten von der Begeisterung der Zuschauer gewärmt werden.<br />
Oder wenn sich wie in Sydney 2000 Partystimmung über die<br />
Grenzen von Rassen und Religionen ausbreitet. Dann ahnt man,<br />
was der olympische Geist sein könnte. Und dass er zuweilen<br />
Gastspiele bei den Spielen gibt.<br />
Bei der "Olympischen Nachlese" des Deutschen Olympischen<br />
Instituts (DOI) im Frankfurter Römer wurde ebenfalls dieser<br />
Erscheinung nachgespürt. Waren doch gerade die Griechen als<br />
Gastgeber der Spiele von Athen 2004 nicht müde geworden, auf<br />
die (angeblichen) Ideale des Altertums und den Neustart von 1896<br />
in der griechischen Hauptstadt zu verweisen. Da wurde wieder die<br />
Olympische Idee, gewissermaßen die intellektuelle Formel für den<br />
"Geist", beschworen. Und die hat nur wenig mit der Wirklichkeit<br />
im antiken Olympia zu tun. Denn bei den Spielen zu Ehren des<br />
Göttervaters Zeus zählte nur der Sieg. Und fast jedes Mittel war<br />
recht, ihn zu erringen. Vielmehr entsprang die olympische Idee<br />
dem pädagogischen Impetus Pierre de Coubertins, die Spiele und<br />
den Sport zu einer moralischen Erneuerung der Jugend zu benutzen.<br />
Derlei Vorstellungen sind längst hinter dem wirtschaftlich-technischen<br />
Nutzen und dem Imagegewinn zurückgetreten. Andreas<br />
Höfer, der Wissenschaftliche Leiter des DOI, stellte bei der Frankfurter<br />
Tagung fest: "Auch Athen 2004 war eine ‚Kommerziade',<br />
Olympische Erziehung von<br />
Optimismus geprägt<br />
Von Kerstin Rehhahn<br />
Kinder und Jugendliche für die Olympische Idee zu begeistern,<br />
ist ein wichtiges Anliegen der Olympischen Bewegung.<br />
Insbesondere Olympische Spiele mit ihrer enormen<br />
öffentlichen Aufmerksamkeit bieten Anlass, die Thematik in die<br />
Schulen zu bringen. In ihrem gemeinsamen Wettbewerb "Olympia<br />
- Mehr als Olympische Spiele" hatten die Deutsche Olympische<br />
Gesellschaft (DOG), die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung<br />
(DKJS) und O2 im Olympiajahr 2004 ein Modellprojekt ins Leben<br />
gerufen, das olympische Erziehung im Schulunterricht mit der<br />
Förderung projektorientierten Lernens verbinden sollte. Schülerinnen<br />
und Schüler waren aufgerufen, sich mit Fragen rund um das<br />
Thema "Olympia" auseinanderzusetzen und möglichst auch Ideen<br />
zur praktischen Umsetzung zu entwickeln. "Ob Umweltschutz,<br />
Geschichte, Zeitmessung, Stadionbau oder Landeskunde - erlaubt<br />
16<br />
Olympische Nachlese mit<br />
skeptischem Unterton<br />
Von Steffen Haffner<br />
jedenfalls kein Sieg der Idee gegenüber dem Kommerz…Hier<br />
wurde eine Chance vertan - und eine Illusion begraben." Gerade<br />
nach den olympischen Tagen von Athen begleitet Argwohn den<br />
Inhalt der Spiele. Und zieht die Faszination der Leistung in Zweifel,<br />
die NOK-Generalsekretär Bernhard Schwank in seinem Referat als<br />
wesentlich für den Sport herausarbeitete. Immerhin waren in<br />
Griechenland 23 Athleten, darunter drei Olympiasieger, "dopingpositiv".<br />
Höfer rechnete vor, dass damit etwa 99,8 Prozent der<br />
mehr als 10.000 Athleten nicht auffällig geworden seien. Benutzte<br />
diese Zahl aber keineswegs als Tranquilizer, sondern fügt sarkastisch<br />
an: "Es wäre reichlich Naivität geboten, diese Athleten<br />
allesamt tatsächlich auch für ‚sauber' zu halten…. Die Dunkelziffer<br />
ist jedenfalls nach wie vor groß, und der Glaube an das Gute in<br />
der Sportlerin und im Sportler bleibt auf eine harte Probe gestellt."<br />
Die olympische Maxime citius, altius, fortius (schneller, höher,<br />
weiter), die Pater Didon seinem Freund Coubertin formulierte, hat<br />
sich längst als ein fataler Komparativ erwiesen. Der Athlet ist an<br />
seine biologischen Grenzen gestoßen, die er meist nur noch mit<br />
ist, was euch an Olympia interessiert", ließ die Ausschreibung viel<br />
Spielraum für kreative Ideen. Einzig vorgeschrieben war die<br />
Nutzung eines virtuellen Arbeitraums, in dem die Olympiaprojekte<br />
geplant, begleitet und dokumentiert werden sollten.<br />
Sommer 2004. Die Olympischen Spiele in Athen waren das<br />
beherrschende Thema, auch in der Greifswalder Montessori-<br />
Grundschule. "Warum machen wir nicht unsere eigene Olympiade?",<br />
fragten die Kinder der 2. und 3. Klasse ihre Lehrerin - und<br />
die Idee zur Teilnahme am Wettbewerb war geboren. Dass auch<br />
Olympische Spiele in der Schule eine enorme organisatorische<br />
Anstrengung von der Planung und den Vorbereitungen bis zum<br />
eigentlichen Ereignis sind, haben die " Montis" dabei zum einem<br />
gelernt. Zum anderen können sie stolz auf eine eigenständig<br />
organisierte Mini-Olympiade mit Eröffnungsfeier und sportlichen<br />
Spielen zurückblicken.<br />
Dass Olympia u.a. Anschauungsmaterial für den Physikunterricht<br />
bietet, lernte die siebente Klasse der Integrierten Gesamtschule<br />
"Grünthal" in Stralsund. Denn wer ahnte schon vorher, dass die<br />
Entzündung der olympischen Flamme im heiligen Hain von<br />
Olympia mittels Hohlspiegel eine Anwendung des Reflexionsgesetzes<br />
aus der Optik ist. Auch im anderen Fächern erwies sich das<br />
Nachdenken über olympische Zusammenhänge als unbedingt
technischen und biochemischen Hilfsmitteln überspringen kann.<br />
Damit gerät aber die Leistung, der nach Schwank "die zentrale<br />
Rolle für Struktur und Selbstverständnis des Sports zugewiesen<br />
wird", in die Gefahr, zu pervertieren. Damit käme eine Grundvoraussetzung<br />
für fairen Wettstreit ins Rutschen, die der NOK-<br />
Funktionär so in Worte fasste: "Erst die Einhaltung von Vereinbarungen<br />
und Regeln erlaubt uns, das Resultat von sportlichen<br />
Handlungen als Leistung zu bezeichnen und auch in Anspruch zu<br />
nehmen. Wo diese Übereinkünfte unterlaufen werden, kann von<br />
Leistung keine Rede mehr sein." Schwank wies darauf hin, dass<br />
"oft Erfolg zu Unrecht auch mit Leistung verwechselt wird. Der<br />
Erfolg rechtfertigt für manche den Einsatz unerlaubter Methoden<br />
…. Nicht jeder olympische Erfolg, nicht jeder gemessene<br />
Weltrekord war oder ist eine Leistung im Sinne des olympischen<br />
Sports." Wir leben aber mehr in einer Erfolgs- als in einer Leistungsgesellschaft,<br />
in welcher der Zweck, sprich: der Erfolg, die<br />
Mittel heiligt. "Nach (olympischem) Golde drängt, am (olympischen)<br />
Golde hängt doch alles", sagte schon der Olympier Goethe,<br />
nicht ohne hinzuzufügen: "Ach wir Armen!"<br />
Der NOK-Generalsekretär führte die Reihe der Leistungserwartungen<br />
auf, die eher Erfolgserwartungen sind: von den Ansprüchen<br />
der Athleten, Trainer und Vereine über die Kommunen, Arbeitgeber,<br />
Bundeswehr bis hin zu den Sportverbänden, den Sponsoren,<br />
der Politik und nicht zuletzt den Medien. Die Zahl der Medaillen,<br />
die sich zu einem vorderen Platz im inoffiziellen Medaillenspiegel<br />
summieren sollen, wird zum absoluten Maßstab. Zu Recht sieht<br />
Schwank die Gefahr, "dass der Athlet möglicherweise in diesem<br />
Erwartungsstrudel versinken kann".<br />
unterrichtstauglich. Ob in Englisch, Mathematik, Kunst, Geschichte,<br />
Deutsch, Biologie, Geographie oder Informatik - ihrem Ziel,<br />
zum Ende dieses Projektes alles über die Olympischen Spiele<br />
wissen zu wollen, kamen die Stralsunder Schülerinnen und<br />
Schüler ziemlich nah. Für die Lehrer war schon der multimediale<br />
Ansatz des Projekts Herausforderung genug: "Sie sind in einen<br />
eigenen olympischen Wettstreit getreten - der Kampf mit der<br />
neuen Technik."<br />
Die Olympiaprojekte aus Greifswald und Stralsund sind zwei der<br />
fünf Preisträger aus dem Wettbewerb "Olympia - Mehr als Olympische<br />
Spiele". Unter insgesamt 70 beteiligten Schulklassen und<br />
-gruppen der Jahrgangsstufen 1 bis 13 hatten sie nach Ansicht<br />
einer Jury aus Vertretern von DOG, DKJS und O 2 am überzeugendsten<br />
unter Beweis gestellt, wie olympische Zusammenhänge<br />
altersgerecht eigenverantwortlich erarbeitet, das Wissen praktisch<br />
angewendet und auf einer Projekthomepage dokumentiert<br />
werden können.<br />
Die unerwartete Resonanz auf den Modell<strong>wettbewerb</strong> führen die<br />
Partner darauf zurück, dass Schüler und Lehrer die Spielregeln<br />
weitgehend selbst bestimmen konnten. Egal, welche Aspekte des<br />
olympischen Themenspektrums, welche Methoden der Informationsbeschaffung,<br />
welche Ideen für die praktische Umsetzung - sie<br />
Kein Wunder, wenn, wie der Funktionär sagt, "in vielen Sportarten<br />
Verstöße gegen ethische Prinzipien des Sports beobachtet werden".<br />
Wenn der Spitzensport inhumane Züge annehme, könnte<br />
dies das NOK, das sich ausdrücklich zu einem humanen Hochleistungssport<br />
bekenne, nicht billigen. "Wenn Sporterfolge auf Manipulation<br />
oder Betrug beruhen, … wenn die Intervention von Staat,<br />
Wirtschaft und Medien zu einer Fremdbestimmung des Athleten<br />
führt, dann ist die Symbolkraft des Leistungssports gemindert<br />
oder gefährdet, dann ist der Athlet nur noch bedingt Träger<br />
positiver Werte, dann hat der Hochleistungssport seinen Sinn<br />
verloren."<br />
Andreas Höfer ging noch einen Schritt weiter: "Beides gleichzeitig,<br />
schier unmenschliche Leistungen, sprich Rekorde und Medaillen,<br />
und moralisch einwandfreies Verhalten, ist wohl nicht zu haben.<br />
Solange Ersteres kompromisslos als oberste Maxime sportlichen<br />
Handelns - etwa auch als einziger Maßstab für öffentliche Förderung<br />
- betrachtet wird, bleibt Letzteres eine Utopie." Der DOI-<br />
Direktor fordert mehr Ehrlichkeit: "Mindestens unredlich nämlich<br />
ist es, die Athletinnen und Athleten mit der Problematik allein zu<br />
lassen, frei nach dem Motto: ‚Sollen sie mal schön Medaillen für<br />
uns gewinnen, und sich ansonsten, bitte schön, nicht erwischen<br />
lassen'."<br />
Der Repräsentant des NOK und der Direktor des DOI verzichteten<br />
auf romantische Schwärmerei. Sie redeten im Sinne einer konstruktiven<br />
Kritik Klartext. Der Sporthistoriker Manfred Lämmer<br />
zitierte passend dazu Willi Daume, der einmal vorausgesagt hat:<br />
"Eines Tages werden wir die Olympischen Spiele noch haben, aber<br />
nicht mehr die Olympische Idee." Sind wir schon so weit?<br />
entschieden Richtung und Dauer ihres Olympiaprojektes selbst.<br />
Unterstützung gab es durch die virtuellen Arbeitsräume des<br />
Portals www.schola-21.de, einer Plattform der DKJS für Projektlernen<br />
und offenen Unterricht. Dort standen zahlreiche Werkzeuge<br />
und Arbeitshilfen für Gruppen- und Projektarbeit, Informationen<br />
und Kontaktadressen zum Thema "Olympia" sowie Olympiaexperten,<br />
die bei Problemen zu Rate gezogen werden konnten,<br />
bereit. Unter diesen Bedingungen entstanden kreative, multimediale<br />
Projekte, in denen nicht nur olympische Themen mittels<br />
Internet, Büchern oder Expertenbefragungen recherchiert wurden<br />
und sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer via E-Mail, Chat oder<br />
in Zusammenkünften austauschten. Die erforschten olympischen<br />
Zusammenhänge wurden in eigens organisierte Mini-Olympiaden,<br />
paralympischen und antiken olympischen Spielen, einer<br />
Olympia-Zeitung oder Begegnungen mit Olympioniken sogar<br />
noch direkt erlebbar.<br />
Ihre Idole von den Olympischen Spielen der Großen konnten die<br />
Preisträger des Wettbewerbs übrigens auch bei der Preisverleihung<br />
am 5. April in Berlin treffen. Hockey-Olympiasiegerin<br />
Natascha Keller und Schwimmerin Nicole Hetzer standen den<br />
jungen Olympiaforschern Rede und Antwort zu (beinahe) allen<br />
Fragen, die sie in ihren Projekten noch nicht beantwortet<br />
hatten.<br />
OF<br />
OF<br />
17
Konkurrenz für<br />
Barbiepuppen des Sports<br />
Von Bianka Schreiber-Rietig<br />
Gut aussehen, gerne vor Kameras posieren, sich unter<br />
Stars und Sternchen tummeln, zu allen nett sein. Und<br />
vielleicht noch ein bisschen sportlich erfolgreich.<br />
Muss aber nicht sein. Hauptsache, das Werbe-Image stimmt:<br />
Spitzensportlerinnen als ewig lächelnde Barbiepuppen. Noch<br />
immer gehören die Schlagzeilen einer Tennisspielerin wie<br />
Anna Kurnikowa. Oder noch<br />
immer wird bei Deutschen<br />
Schwimm-Meisterschaften über<br />
den "attraktiven Goldfisch auf<br />
dem Trockenen" Franziska van<br />
Almsick mehr geschrieben, als<br />
über die Leistungsträgerinnen der<br />
Gegenwart.<br />
Sportlerinnen als Pop-Ikonen, die<br />
sich inszenieren und inszenieren<br />
lassen, die Mode-Kollektionen<br />
kreieren und plötzlich Seifenopern<br />
als neue Bühne entdecken.<br />
Sportlerinnen, die sich in der<br />
Spaßgesellschaft wohler fühlen<br />
als beim harten Training und dem<br />
Wettbewerb um Titel und Medaillen,<br />
die von Reportern hofiert und<br />
zelebriert werden, als hätten sie<br />
den Sport neu erfunden. Und<br />
dabei ist alles nur Oberfläche.<br />
Die Siebenkämpferin Sabine<br />
Braun beschwerte sich einmal zu<br />
Recht, oft entstehe der Eindruck,<br />
"dass sportliche Leistung alleine offensichtlich überhaupt<br />
keinen Nachrichtenwert mehr" habe. Es sei denn in Kombination<br />
mit Pleiten, Pech und Pannen oder Klatsch- und Tratsch-<br />
18<br />
geschichten. Aber die will, betonen jedenfalls die "Medienmacher"<br />
immer wieder, das geneigte Publikum doch haben. Ist<br />
das so? Tennisspielerinnen wie Steffi Graf oder Martina<br />
Navratilova überzeugten durch Leistung, professionelles<br />
Auftreten und soziales Engagement. Beide ließen sich nicht<br />
durch Schlagzeilen aus dem persönlichen Umfeld irritieren,<br />
sondern blieben auf ihrer Linie. Das<br />
Verhältnis der Öffentlichkeit war<br />
eher ambivalent, bewundernd, nie<br />
herzlich oder kumpelhaft. Die gebürtige<br />
Tschechin Navratilova, die nie<br />
ein Hehl daraus machte, das sie<br />
Lesbe ist, wird wohl nicht zuletzt<br />
wegen ihrer Offenheit auch in ihrer<br />
neuen, mittlerweile alten, Heimat -<br />
den USA - nach wie vor als<br />
Gesprächspartnerin auch über den<br />
Tenniscourt hinaus geschätzt.<br />
Mündige, selbstbewusste und vielleicht<br />
sogar sprechende Athletinnen<br />
waren und sind in manchen Verbänden<br />
immer noch nicht so gern gesehen.<br />
Öffentlich Kritik etwa an Trainer<br />
oder Verband üben - Gott bewahre,<br />
das kann Folgen haben: Beispielsweise,<br />
dass frau aus dem Kader fliegt<br />
oder sonstwie vom Bannstrahl<br />
getroffen wird. "Wer nicht stromlinienförmig<br />
ist, der hat`s nicht leicht",<br />
sagt die erfolgreichste Athletin aller<br />
Zeiten, die Kanutin Birgit Fischer.<br />
Was waren das für Auftritte, als sich die Kugelstoßerin Brigitte<br />
Berendonk und die Diskuswerferin Liesel Westermann
Anfang der 70er Jahre im "Aktuellen Sportstudio" über<br />
Doping öffentlich erregten. Heute, in den selbst in öffentlichrechtlichen<br />
Anstalten stromlinienförmigen Werbe-Sportsendungen,<br />
ist das undenkbar. Eigentlich sollten auch damals die<br />
Sportlerinnen in erster Linie Medaillen sammeln und am<br />
besten den Mund halten. Doch die Frauen hielten sich da<br />
nicht zurück, was sich aber relativ schnell änderte. Abhängigkeiten<br />
vom System, weil sich die Amateurin zur "Berufssportlerin"<br />
entwickelte, Wirtschaft, Kommerz, Werbeagenturen,<br />
Manager und Medien das Kommando übernahmen, machte<br />
besonders Athletinnen wieder zahm, nett, niedlich, mundtot -<br />
lebende Sprechblasen, aus denen blubberte, was Medien und<br />
Geldgeber gerne hören wollten. So gefährdete die Athletin<br />
Verträge nicht, die den Lebensunterhalt mit sichern sollten.<br />
Und so wurden aus den schönen auch die<br />
reichen Sportlerinnen, mit den ständigen<br />
Titelgeschichten - und die anderen agierten<br />
unter "ferner liefen".<br />
Mag es auch nur eine subjektive Wahrnehmung<br />
sein, aber die "nur" Schönen, die sich auf Tartanbahnen<br />
und Tennisplätzen, in Schwimmbecken<br />
oder Weitsprunggruben tummeln, scheinen<br />
doch nun wieder ernsthafte Konkurrenz zu<br />
bekommen. Liegt es an der demographischen<br />
Entwicklung, dass vielen Zuschauern zu seichte<br />
"Sportunterhaltung" auf den Nerv geht? Oder<br />
sind es die Zeiten, dass plötzlich Sportlerinnen<br />
gefragt sind, die Werte vermitteln, die etwas<br />
verkörpern, was momentan in <strong>deutsch</strong>en Landen<br />
nicht so ausgeprägt ist: Erfolg, Leistungswillen<br />
und -bereitschaft, Durchsetzungskraft,<br />
Teamgeist, Solidarität, Courage und Orientierung.<br />
Und die gegen den Strom schwimmen<br />
und etwas zu sagen haben, auch - wenn es<br />
unbequeme Wahrheiten sind.<br />
Gerne werden solche Athletinnen als "spröde"<br />
oder "eigenwillig", manchmal als "schwierig"<br />
bezeichnet, nur weil sie das Spiel der anderen<br />
nicht spielen wollen: Die alpine Skiläuferin<br />
Marina Kiehl antwortete manchmal gar nicht<br />
oder eher barsch, weil ihr das ganze "Pressegetue"<br />
ziemlich auf die Nerven ging. Sie war<br />
ebenso wenig "Everybody's Darling" wie etwa<br />
die Skilangläuferin Karin Jaeger oder eben<br />
Birgit Fischer. Andere wie etwa Ski-As Rosi<br />
Mittermaier hatten es da leichter mit ihrer<br />
bayerischen Ruhe und dem fröhlichen Naturell,<br />
mit dem Stress fertig zu werden. Aber alle<br />
verbindet: Sie sind gestandene Frauen, Persönlichkeiten,<br />
die mit Leistungswillen und eigenem<br />
Kopf in Sport und Beruf auf der Erfolgsspur<br />
waren und sind.<br />
"Zeigen, dass alles geht, wenn man will", sagt Birgit Fischer.<br />
Und das ist wohl etwas, was in Zeiten der Existenzängste und<br />
Irritationen über gesellschaftliche und politische Entwicklungen<br />
viele als eine Art Aufruf verstehen, auf die Strecke zu<br />
gehen und sich nicht unterkriegen zu lassen. Vielleicht hat<br />
gerade deshalb die Deutsche Sporthilfe das "Eliteforum Sport"<br />
jetzt initiiert, in dem sich Topsportler und -sportlerinnen auch<br />
in Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft sowie anderen gesellschaftlichen<br />
Bereichen als Vorbilder einreihen sollen. In Zeiten<br />
wie diesen scheinen Athleten und Athletinnen für diese<br />
Aufgaben prädestiniert. Ihnen glaubt man, dass Fair Play und<br />
Teamgeist nicht nur als Floskeln zu ihrem Wortschatz gehören...<br />
Noch dazu, wenn sie auch sonst kein Blatt vor den<br />
Mund nehmen.<br />
OF<br />
19
Der Doping-Schwarzmarkt blüht...<br />
Wenn Doper politische Menschen sind, dann reiben<br />
sie sich jetzt die Hände: Es geht in die Verlängerung.<br />
Jahrelang hat sich die Bundesregierung<br />
gegen ein Anti-Doping-Gesetz gewehrt - obwohl Politiker<br />
von SPD und Grünen zusammen mit Kollegen aus der Opposition<br />
im Sportausschuss längst dafür waren. Wahrscheinlich<br />
hätte die so seltene Parlamentarier-Allianz im Sportausschuss<br />
die unüberwindbar scheinende Hürde in Berlin in diesem<br />
Sommer genommen. Weil schließlich auch Innenminister<br />
Otto Schily sowie die Justizministerin Brigitte Zypries am<br />
Ergebnis der vom Deutschen Sportbund einberufenen, hochkarätig<br />
besetzten Expertenkommission nicht ohne Glaubwürdigkeitsverlust<br />
vorbeigekommen wären. Doch der bevorstehende<br />
Regierungswechsel wirbelt wenigstens die Zeitpläne<br />
der Streiter für ein Anti-Doping-Gesetz durcheinander. Plötzlich<br />
scheint die gemeinsame Sache von hemdsärmeligen<br />
Politikern aller Couleur wieder in Frage zu stehen. Davon<br />
profitiert nur eine Gruppe: Das Dopingkartell vom Dealer über<br />
die Hintermänner bis zum Sportbetrüger.<br />
"JackyLarge" hat ein Problem: "Die Achse ist im Keller" nach<br />
der Testosteron-Kur, schreibt der Dopingmittelkonsument<br />
unter Pseudonym in einem der vielen Ratgeberforen und<br />
macht sich Sorgen um seine Libido. "Klärt mich auf!" Die<br />
Kameraden helfen gern: "Nimm Clomid (Antiöstrogen)."<br />
"JackyLarge" will nur noch wissen, wo er fündig wird: "Im<br />
Internet oder nur beim Dealer?" Schon rollt der Rubel.<br />
Anti-Doping-Experten ahnen schon lange, dass die Entwicklung<br />
des Schwarzmarktes für Dopingmittel wesentlich von<br />
der Kaufkraft der Fitnessfreunde beeinflusst wird. Inzwischen<br />
ist auch bewiesen, dass die Gruppe der Freizeitdoper in<br />
Deutschland neben den professionellen Betrügern zu einem<br />
"flächendeckenden Problem" geworden ist. Das schreibt der<br />
am Olympiastützpunkt Stuttgart und im Sportmedizinischen<br />
Institut der Uni Tübingen arbeitende Mediziner und Jurist<br />
Heiko Striegel. Er hat die erste wissenschaftlich abgesicherte,<br />
repräsentative, aber noch nicht veröffentlichte Studie über<br />
den Gebrauch von Dopingmitteln in Fitness-Studios erstellt.<br />
115 Studios hat Striegel erfasst. Demnach nehmen 10 bis 15<br />
Prozent aller Besucher, vom Jugendlichen bis zum Rentner,<br />
Anabolika (98,5 Prozent) oder andere leistungssteigernde<br />
Substanzen ein. Da es offiziell rund 4,5 Millionen Mitglieder<br />
in <strong>deutsch</strong>en Fitnessstudios gibt, haben wenigstens 450.000<br />
ein ständiges Interesse, Stoff zu bekommen. Der Lübecker<br />
Orthopäde Carsten Boos rechnete Ende der neunziger Jahre<br />
schon mit einem Dopingbedarf im Wert von etwa 500 Euro<br />
pro Jahr und Doper. Demnach werden in Deutschland -<br />
vorsichtig gerechnet - gut 200 Millionen Euro per anno für<br />
die Muskelmacher ausgegeben.<br />
Ob das meiste Geld auf Konten im Ausland fließt, ist sehr<br />
fraglich. Zwar ist über das Internet inzwischen fast alles, was<br />
geschluckt wird, innerhalb weniger Tage zu bekommen. Und<br />
die leicht einsehbaren Kommunikationskanäle der einschlägigen<br />
Seiten für Kraftmeier belegen auch, dass die angebotenen<br />
Produkte aus den Vereinigten Staaten oder den Niederlanden<br />
gerne eingekauft werden. Aber die Striegel-Studie<br />
deckt eine weitere "traurige" Facette auf: "Die dopenden<br />
Mitglieder von Fitness-Studios beziehen die Substanzen zu 50<br />
und Deutschland ist ein beliebter<br />
20
Prozent aus dem Gesundheitswesen", sagt Striegel, "vornehmlich<br />
aus Apotheken, sowohl mit als auch ohne Rezept."<br />
Harald Körner, Oberstaatsanwalt in der Zentralstelle für die<br />
Bekämpfung der Betäubungsmittelkriminalität, sind Fälle<br />
bekannt, in denen Ärzte ihre Praxen als Umschlagplätze für<br />
Drogen- und eben auch Dopinghandel nutzen. "Dann stellen<br />
sie bei der Nachforschung fest,<br />
dass der angebliche Doktor gar<br />
kein Sportarzt ist, sondern - sagen<br />
wir - ein Gynäkologe, dessen Praxis<br />
schlecht läuft." Aber es gibt so gut<br />
wie keine Verfahren gegen diesen<br />
"Täterkreis", dem Körner - den<br />
Spitzensport im Blick - noch die<br />
Betreuer, Manager von Spitzensportlern,<br />
Apotheker und das<br />
Hilfspersonal zurechnet. "Unter der<br />
derzeitigen Gesetzeslage sind wir<br />
auf Anzeigen aus dem Sport angewiesen.<br />
Doch die kommen so gut<br />
wie nicht vor. Solange die Strafen<br />
bei Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz<br />
(AMG) so gering sind,<br />
wird der Einsatz eines V-Mannes<br />
wohl eher als unverhältnismäßig<br />
eingeschätzt." So sind Apotheken<br />
und Arztpraxen offensichtlich<br />
Adressen, wo der Feierabendsportler<br />
dem Profi die Klinke ungeniert<br />
in die Hand drücken könnte. Das<br />
Internet ist für die Berufsdoper<br />
jedenfalls zu gefährlich. Der Postweg<br />
könnte bis zum Abnehmer<br />
verfolgt werden. Einen Bodybuilder stört das nicht weiter,<br />
schließlich ist der Besitz von Dopingmitteln nicht strafbar, die<br />
Einfuhr allenfalls eine Ordnungswidrigkeit.<br />
Essen, 24. September 2004: In den frühen Morgenstunden ist<br />
das Dopinggeschäft eines 39 Jahre alten Geschäftsmannes<br />
endgültig beendet: per Haftbefehl. Es ist die Schlussattacke<br />
des Zollfahndungsamtes Hamburg gegen eine international<br />
agierende Dopingdealergruppe. Im Lauf der Ermittlungen hat<br />
die in Kiel eingerichtete "Ermittlungsgruppe Doping" mehr als<br />
500 Kilogramm Anabolika sichergestellt. Wenig später nehmen<br />
die Kollegen aus Frankfurt am Main während einer<br />
"routinemäßigen Kontrolle" eines Reisebusses einen jungen<br />
Mann kroatischer Abstammung fest. Der sportliche Typ hatte<br />
versucht, in zwei Reisetaschen 15 Kilogramm Anabolika von<br />
Serbien nach Frankfurt zu schmuggeln - im Wert von 60.000<br />
Euro.<br />
Muskelmacher, die sich Hinz und Kunz einwerfen, um mit<br />
geblähtem Body Eindruck zu schinden. Koste es, was es wolle.<br />
Die Skala der Nebenwirkungen<br />
reicht je nach Substanz, Dosierung<br />
und Dauer der Einnahme vom<br />
Lust- bis zum Lebensverlust.<br />
Trotzdem wächst die Nachfrage an<br />
den Muskelmachern. Nach Angaben<br />
des Zollkriminalamtes Köln ist<br />
die Zahl der Ermittlungsverfahren<br />
gegen Dopingmittelschmuggler<br />
seit 1999 von 131 auf 464 (2004)<br />
gestiegen. Aber die Beamten<br />
klopfen sich nicht auf die Schulter.<br />
Zumal es in Deutschland weder bei<br />
der Polizei noch beim Zoll oder<br />
den Staatsanwaltschaften speziell<br />
ausgebildete Dopingfahnder gibt.<br />
"Deshalb ist bei der Entdeckung<br />
viel Zufall im Spiel", sagt Oberstaatsanwalt<br />
Körner und schaut<br />
aus dem Fenster seines Frankfurter<br />
Büros hinunter auf die Stadt: "Was<br />
wir vom Dopingmarkt bislang<br />
sehen, ist nur die Spitze des Eisberges."<br />
Körner zieht seine Schlüsse aus<br />
dem, was Drogenfahnder berichten,<br />
wenn die beim großen Lauschangriff auf die organisierte<br />
Kriminalität von den Dopinggeschäften hören. Während die<br />
Deals mit Rauschgift in der Regel codiert verhandelt werden,<br />
reden die Händler beim Talk über den Geschäftszweig Doping<br />
Umschlagplatz Von Anno Hecker<br />
21
Klartext. "Da wird offen über die Präparate gesprochen, da<br />
will der Sportler wissen, was er nehmen kann und wieviel,<br />
was passieren kann, wie die Absetzzeiten sind. Man hat ja<br />
kaum was zu befürchten", sagt Körner. Ein Drogenhändler<br />
wird laut Betäubungsmittelgesetz hoch bestraft, ein Dopinghändler<br />
mit den Strafvorschriften des Arzneimittelgesetzes<br />
vergleichsweise großzügig behandelt. Das Amtsgericht Frankfurt<br />
verurteilte im Februar 2003 einen bereits vorbestraften<br />
Bodybuilder wegen Anabolika-Handels und -Schmuggels zu<br />
einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung. Er hatte<br />
knapp drei Millionen Pillen unter die Eisenstemmer gestreut.<br />
Körner könnte wohl eine lange Liste mit solchen Fahndungserfolgen<br />
präsentieren, wenn er dürfte, wie er wollte. Aber die<br />
Telefonüberwachung ist bei einem vermeintlichen Verstoß<br />
gegen das AMG nicht erlaubt. Was für den Oberstaatsanwalt<br />
bei den Abhöraktionen gegen die Rauschgiftmafia abfällt,<br />
darf häufig vor Gericht nicht verwendet werden, öffnet aber<br />
den Blick für das Ausmaß des Schwarzmarktes: "Es sind<br />
Riesenmengen im Umlauf. Produktions- und Vertriebsfirmen<br />
für Nahrungsergänzungsmittel, die absichtlich mit Anabolika<br />
verunreinigt werden, sind (im Ausland) aus dem Boden<br />
geschossen. Der illegale Straßenhandel und der Schmuggel<br />
von Dopingsubstanzen scheinen das Ausmaß des Rauschgifthandels<br />
erreicht zu haben."<br />
Auch Leistungssportler nutzen den Service um die Ecke. Die<br />
Profis unter den Dopern aber arbeiten diskreter. Ihre Mittelsmänner,<br />
etwa Pfleger im Radsport, besorgen den "Stoff" über<br />
gefälschte Rezepte oder persönliche Kontakte. Die reichen bis<br />
hin zur Primärquelle. Zwar entstehen in Osteuropa angeblich<br />
mehr und mehr eigene Laboratorien, in denen ehemals<br />
arbeitslose Chemiker die Mixturen herstellen - ganz nach<br />
dem Vorbild der kolumbianischen Drogenmafia. Aber vorerst<br />
noch bedienen sich Zwischenhändler weltweit offensichtlich<br />
direkt bei der Pharmaindustrie oder räumen, wie 1999 in<br />
Zypern, ganze Lager mit 4,5 Millionen Portionen Erythropoietin<br />
(EPO) leer. Nur so ist die Diskrepanz zwischen der Mengenproduktion<br />
und der Zahl der Patienten zu verstehen. Nach<br />
Angaben des italienischen Dopingenthüllers Alessandro<br />
Donati lag das Wachstumshormon HGH im Jahr 2000 in der<br />
Rangordnung der weltweit am meisten verbreiteten Substanzen<br />
auf Platz zwölf. In der Indikations-Liste fand sich HGH<br />
aber nur auf Position 150. Fragen wirft auch eine Statistik<br />
22<br />
aus Italien auf: Warum wurde 1998 eine EPO-Verkaufsmenge<br />
für 40.000 Patienten hergestellt, wenn es nur 3.000 registrierte<br />
Kranke gab? Eine Antwort hat die Firma BB Biotech<br />
gegeben. Sie schaltete kurz vor der Tour de France 2000 eine<br />
Zeitungsanzeige mit einem Bild dreier Radsportler und<br />
schrieb darunter: "Epo macht nicht nur in der Sportwelt<br />
Schlagzeilen …"<br />
Der vielschichtige Schwarzmarkt bietet nicht nur einen<br />
Zugang zu den bekannten Präparaten mit leistungssteigernden<br />
Nebenwirkungen. Längst haben die Profis einen Weg<br />
gefunden, klinische Apotheken anzuzapfen, Medikamente zu<br />
besorgen, die in Deutschland noch gar nicht zugelassen sind.<br />
Renner der EPO-Nachfolger sind Dynepo und das bislang<br />
nicht nachweisbare Cera, das schon im Radsport geschluckt<br />
wird, obwohl es noch in der dritten Phase der klinischen<br />
Studie steht. Zehn bis fünfundzwanzig Prozent des für die<br />
Forschung hergestellten Medikaments, behauptet ein Radsportexperte<br />
und Chemiker, gelangen von den klinischen<br />
Apotheken in den Leistungssport. Die Kosten sind überschaubar.<br />
Eine achtwöchige EPO-Kur mit 56.000 Einheiten (2000<br />
alle zwei Tage) kostet einen Radfahrer zur Vorbereitung auf<br />
eine schwere Rundfahrt zur Zeit etwa 1.200 Euro. Das ließe<br />
sich aus der Mannschaftskasse zahlen - falls die Teams noch<br />
Doping-Etats haben wie einst die Rennställe Once, TVM, MTB<br />
oder Festina. Geld für den Einkauf ist in jedem Fall noch<br />
ausreichend vorhanden. Nach einer Studie des belgischen<br />
Senates, die im März veröffentlicht wurde, liegt der Umsatz<br />
von Dopingmitteln weltweit bei etwa acht Milliarden Euro.<br />
Dabei scheint Deutschland als Umschlagplatz in Westeuropa<br />
unter den Dealern und Konsumenten beliebter als seine<br />
Nachbarn Belgien, Italien und Frankreich. Und so warnt der<br />
Staatsanwalt vor einem Paradies für Doper. Falls der Gesetzgeber<br />
die rechtlichen Weichen zur Bekämpfung der internationalen<br />
Verbreitung von Dopingmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln<br />
in nächster Zeit nicht neu stelle und neue<br />
Strafvorschriften gegen die Internetkriminalität formuliere,<br />
sagt Körner, "dann werden wir den Wildwuchs von verbotenen<br />
Substanzen im Sport nicht mehr eindämmen, sondern<br />
nur noch statistisch erfassen". Insofern stellen die Anti-<br />
Doping-Kämpfer in Deutschland auch eine Art Vertrauensfrage.<br />
OF
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Fair Play gibt es nicht nur im<br />
olympischen Hain, sondern auch<br />
auf dem Sportplatz um die Ecke<br />
Von Hans-Joachim Leyenberg<br />
Im ersten Halbjahr hatte Fair Play Konjunktur. Jedenfalls<br />
bei der Vergabe entsprechender Preise an <strong>deutsch</strong>e Spitzensportler.<br />
Erst bekam Bianca Kappler die Fair-Play-<br />
Plakette der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG).<br />
Dann zeichnete die Internationale Tischtennis-Föderation<br />
Timo Boll mit dem Fair-Play-Preis aus, und schließlich wurde<br />
auch Miroslav Klose mit der Fair-Play-Pakette der DOG dekoriert.<br />
Die Weitspringerin Bianca Kappler wurde belobigt, weil<br />
sie bei den Halleneuropameisterschaften sofort darauf aufmerksam<br />
machte, nicht so weit gesprungen zu sein, wie<br />
fälschlicherweise gemessen worden war. ´Boll wiederum<br />
wurde es hoch angerechnet, bei einem Matchball für sich<br />
darauf hingewiesen zu haben, dass die Zelluloidkugel nach<br />
einem Rückschlag des Gegners die Tischkante touchiert hatte.<br />
Dem Schiedsrichter war die Tischberührung entgangen. Ohne<br />
die Geste des aufrechten Hessen wäre der Punkt und damit<br />
das gesamte Spiel für Boll gewertet worden. So aber schied<br />
Boll in der Fortsetzung des Einzel-Achtelfinales der Weltmeisterschaft<br />
doch noch aus. Vergleichsweise folgenlos, deshalb<br />
nicht weniger ehrenwert, die Ehrlichkeit des Fußballprofis<br />
Klose: Der Stürmer hatte nach einem Elfmeterpfiff des<br />
Schiedsrichters der Bundesligapartie Werder Bremen gegen<br />
Arminia Bielefeld beim Stande von 0:0 gesagt, dass der<br />
Bielefelder Torwart ihn im Strafraum regelgerecht vom Ball<br />
getrennt hatte. Der Spielleiter hatte daraufhin die Strafstoßentscheidung<br />
und die Gelbe Karte gegen den Torhüter wieder<br />
zurückgenommen. Werder gewann übrigens noch mit 3:0.<br />
Eike Pannen hat keinen Preis bekommen. Aber nach Lage der<br />
Fakten hätte er einen verdient, damit er ermutigt würde,<br />
künftig genau so zu entscheiden, wie er sich entschieden hat.<br />
Pannen ist ein ambitionierter Fußballamateur, kickt in der<br />
Hamburger Verbandsliga (5.Liga) und fragte sich in der Lokalzeitung<br />
schon selbstquälerisch, ob der Faire am Ende doch<br />
24<br />
der Depp sei. Der Hergang: Beim Stande von 1:0 seines Klubs<br />
Halstenbek-Relligen trifft Pannen, wie er sich erinnert, "eine<br />
Bauchentscheidung", als er den Torwart der gegnerischen<br />
Mannschaft nach einem Zusammenprall am Boden liegen<br />
sieht. Statt den Ball aus zwanzig Metern Entfernung ins leere<br />
Tor zu befördern, hat er ihn "weggeholzt". Im Nachhinein ist<br />
ihm bewusst geworden, dass sein gezielter Fehlschuss den<br />
Aufstieg gekostet haben könnte. Denn am Ende trennte man<br />
sich 1:1 vom HEBC und Pannen habe sich auch noch ein paar<br />
sarkastische Kommentare anhören müssen. Schließlich sei<br />
jener Torhüter, der in der bewussten Szene "so geschrieen<br />
hatte, als wenn er gleich sterben würde", zwei Minuten später<br />
wieder putzmunter gewesen. Da ist der 22 Jahre alte Student<br />
der Nord-Akademie Elmshorn dann doch ins Grübeln gekommen.<br />
Aber heute wie damals hält er für seinen Teil fest: "Wir<br />
spielen Amateurfußball, wir müssen am Montag wieder zur<br />
Arbeit, die Gesundheit muss im Vordergrund stehen." Pannens<br />
Haltung ist der praktizierte Versuch des pfleglichen Umgangs<br />
miteinander. Aber er wird offensichtlich nicht als "normal"<br />
und Norm empfunden, wenn Pannen in einem Interview mit<br />
dem "Hamburger Abendblatt" zum Besten gibt: "Im Profifußball<br />
hätte ich wahrscheinlich ohnehin nicht gewagt, den Ball<br />
vorbeizuschießen. Da wird doch im Grunde von jedem erwartet,<br />
dass er dem Erfolg alles andere unterordnet." Darum sind<br />
Auszeichnungen wie für Klose oder Boll eben so eminent<br />
wichtig, obwohl diese Berufssportler nur getan haben, was<br />
eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte.<br />
Die vergebenen Fair-Play-Preise schmücken nun die Geehrten<br />
und die prominenten Namen der Geehrten schmücken die<br />
Institutionen, die die Preise vergeben. Gewaltforscher betonen,<br />
dass Kreisklasse-Spiele der Gesellschaft einen getreueren<br />
Spiegel vorhalten als es die Bundesliga mit all ihren Kontrollmechanismen<br />
und ihrer den Profis bewussten Transparenz ist.
Die Schiedsrichter sind oft überfordert, an der Außenlinie<br />
verrichten nicht selten von den beteiligten Mannschaften<br />
abgestellte Herrschaften den Dienst als Schiedsrichter-Assistenten.<br />
Es wird gegrätscht und getreten - auch verbal. Die<br />
Integration und die Fairness haben ihre Grenzen. Manche<br />
Gesten und Sätze haben eine fatale Wirkung. Dagegen gibt es<br />
eine Anti-Gewalt-Kommission beim Deutschen Fußball-Bund,<br />
es gibt Vermittler, Streetsoccer-Turniere und auch den verordneten<br />
Handschlag nach dem Foul. Sport, aber vor allem der<br />
Fußball, ist ein Gesellschaftsspiegel. In der Bekämpfung der<br />
Gewalt wie in ihren<br />
Auswüchsen. Heute<br />
werde auf der<br />
Straße auch der<br />
traktiert, der längst<br />
am Boden liegt,<br />
hat Hamburgs<br />
Fußball-Verbands-<br />
Geschäftsführer<br />
vor Jahren gesagt.<br />
Damals war es zu<br />
einer Verhandlung<br />
vor dem Sportgericht<br />
gekommen,<br />
nachdem der Kiefer<br />
eines Verteidigers<br />
dreifach gebrochen<br />
war, fünf weitere<br />
Kicker Blutergüsse<br />
und Schürfwunden<br />
davontrugen. Das<br />
sind fast schon<br />
alltägliche Szenen<br />
im Amateurfußball,<br />
und die "Bauchentscheidung"<br />
des Eike<br />
Pannen ist eben<br />
nicht so selbstverständlich,<br />
wie sie<br />
erscheinen mag.<br />
Darum täte es gut,<br />
stellvertretend für<br />
viele andere auch<br />
einmal einen Sportler ohne Promi-Status auszuzeichnen, der<br />
auf seine Art fair sein wollte, "ohne sich lange Gedanken<br />
drüber zu machen".<br />
Auf höchster Ebene haben sich die Fair-Play-Preise des Sports<br />
weit vom "Kleinen Mann" entfernt. 1963 ist eine internationale<br />
Fair-Play-Kommission gegründet worden, deren erster<br />
Preisträger der legendäre italienische Bobfahrer Eugenio<br />
Monti wurde. Ein Jahr später schmückten sich die Fußballteams<br />
von West Ham United und TSV 1860 München mit<br />
dem Fair-Play-Preis. Neben der Pierre de Coubertin-Trophäe<br />
werden seit 1965 für besonders sportliches Verhalten auch<br />
weitere Ehrendiplome vergeben. Die Auszeichnung für eine<br />
"faire Geste" wurde um die Kategorie "faire Karriere" erweitert.<br />
Unter dem Patronat der Unesco wurde ein Fair-Play-<br />
Manifest als Verhaltenskodex für Eltern, Lehrer, Athleten,<br />
Trainer, Sportmediziner, Schiedsrichter, Journalisten, Zuschauer,<br />
aber auch für Sport- und staatliche Organisationen proklamiert.<br />
Es hat Anerkennungsschreiben für Akte des Fair Play<br />
gegeben, Willi Daume stiftete die Fair-Play-Trophy. Ein Nelson<br />
Mandela hat den Fair-Play-Preis erhalten, der König von<br />
Norwegen nahm<br />
ihn stellvertretend<br />
für das eindrucksvolle<br />
Verhalten<br />
seiner Bürger<br />
anlässlich der<br />
Olympischen Winterspiele<br />
in Lillehammer<br />
entgegen.<br />
Es gibt sie, die<br />
schönen, ermutigenden<br />
Beispiele<br />
für Fair Play, aber<br />
ihre von diversen<br />
Gremien ausgedeuteten<br />
Helden sind<br />
oft der Basis entrückt,<br />
dem olympischen<br />
Hain näher<br />
als dem Sportplatz<br />
um die Ecke. Nichts<br />
gegen den einstigen<br />
Wunderläufer und<br />
heutigen Präsidenten<br />
des Nationalen<br />
Olympischen Komitees<br />
von Kenia,<br />
Kipchoge Keino. Im<br />
Nordosten seiner<br />
Heimat ziehen er<br />
und seine Frau<br />
adoptierte Waisenkinder<br />
auf. 2003 ist das große Herz als Fair Play gegenüber<br />
den Mitmenschen mit der Willi-Daume-Plakette gewürdigt<br />
worden. Keino, der Kanute Andreas Dittmer, der sich bei den<br />
Olympischen Spielen in Sydney erfolgreich für einen disqualifizierten<br />
Konkurrenten einsetzte, Klose, Mandela, Radrennfahrer<br />
Jan Ullrich, der bei er Tour de France auf den gestürzten<br />
Lance Armstrong wartete, Boll, Kappler, Klose - sie alle sind<br />
mit Fair-Play-Preisen ausgezeichnet worden. Bestimmt wäre<br />
es eine gute Idee und nicht nur eine Geste, auch mal einen<br />
wie Eike Pannen stellvertretend für viele andere wissen zu<br />
lassen, alles richtig gemacht zu haben.<br />
OF<br />
25
Stress im Ehrenamt:<br />
Wo liegt die Grenze<br />
der Belastbarkeit?<br />
Von Michael Gernandt<br />
Wie das meist so ist bei den Vollversammlungen der<br />
Sportverbände: Da legt die Zentrale eine mehr oder<br />
weniger aufwändig edierte Verbandstagsbroschüre<br />
vor, für deren "Aufmacher" gewöhnlich der Bericht des Präsidiums<br />
herhalten muss. Nach dem Einstieg in die Tagesordnung<br />
heißt es dann: Aussprache zum Bericht des Präsidiums.<br />
Wortmeldungen? Keine! Nächster Punkt. So geschehen auch<br />
im April im niederrheinischen Wallfahrtsort Kevelaer beim<br />
Bundestreffen des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV).<br />
Seine Delegierten verweilten gedanklich offenbar noch bei<br />
ihrer morgendliche Andacht, schwiegen sie doch zu den<br />
Ausführungen ihres Präsidenten Clemens Prokop - obwohl<br />
diese den verschlüsselten Aufruf zu "einer kleinen Revolution"<br />
enthielten, wie Prokop Wochen nach der Tagung einen<br />
Lösungsvorschlag für seine unreflektiert gebliebene Problemschilderung<br />
bezeichnen würde.<br />
"Die Grenze der Belastbarkeit und Zumutbarkeit ist bei 150<br />
Auswärtsterminen allein für die Angelegenheit des Verbandes<br />
erreicht", hatte der Präsident geschrieben und weiter festgestellt:<br />
"Im Sinne der Arbeitsteilung im Präsidium, aber auch<br />
der Schaffung von professionellen Rahmenbedingungen für<br />
das Ehrenamt sind für die Zukunft Arbeitsbedingungen zu<br />
definieren und umzusetzen, die Amt und Berufsleben miteinander<br />
vereinbar machen." Auf gut <strong>deutsch</strong> bedeutet dieser<br />
Alarmruf: Sportpräsidenten sind, wenn nicht Abhilfe geschaffen<br />
wird, demnächst zeitlich überfordert, der aus der Doppelfunktion<br />
Ehrenamt und Beruf herrührende Stress droht sie<br />
auszuhöhlen. Ist tatsächlich Gefahr in Verzug?<br />
Fragt man den Sportwissenschaftler und Soziologen Prof.<br />
Helmut Digel (Tübingen), sagt der: "Es gibt darauf keine<br />
allgemeine Antwort." Obwohl der Vizepräsident des Leichtathletik-Weltverbands<br />
(IAAF) und frühere DLV-Chef Stress<br />
keineswegs in Abrede stellt, zumal er in Hochzeiten bis zu<br />
26<br />
200 Tage im Jahr für das Sportmandat unterwegs<br />
war und ein nachweislich daher resultierendes<br />
Gesundheitsopfer bringen musste, rät<br />
er, doch erst mal eine Kosten-Nutzen-Bilanzierung<br />
vorzunehmen. "Danach liegen die<br />
Vorteile beim Ehrenamt. Es ist deshalb nicht<br />
rechtens, Mitleid zu haben", wenn einer klagt.<br />
Christoph Wüterich (Stuttgart), Hockey-<br />
Präsident bis Mai 2005, nennt als vorteilwertes<br />
Beispiel die "soziale Reputation", die so ein<br />
Präsidentenamt einbringt und einem schmeicheln<br />
könne, "ich will mich davon nicht freisprechen".<br />
Digel möchte bei der Belastung<br />
differenzieren, ob jemand hauptberuflich mit<br />
Sport zu tun hat (Sportlehrer, Sportwissenschaftler)<br />
oder nicht. Da hilft eine Übersicht<br />
weiter, auf welche Berufsgruppen sich die<br />
Vorsitzenden der 33 olympischen Sportverbände<br />
verteilen. Die große Mehrheit bilden<br />
Juristen (9, zum Teil selbständig), Rentner/Pensionäre (8) und<br />
selbstständige Unternehmer (5), dazu kommen vier Lehrer, je<br />
drei Angestellte und Parlamentsmitglieder sowie ein Arzt.<br />
Zu den Rechtsvertretern gehört der selbstständige Anwalt<br />
Wüterich. Er begründete seine Demission so: "Für uns alle gilt,<br />
dass die ehrenamtliche Tätigkeit für den Verband viel Freude<br />
gemacht hat. Aber mit der hohen Schlagzahl, mit der wir<br />
diesen Job in den letzten Jahren betrieben haben, lässt er sich<br />
nur für einen begrenzten Zeitraum mit einer vollzeitlichen<br />
beruflichen Tätigkeit vereinbaren." Wüterich hat erfahren<br />
müssen, dass "die Arbeit im Ehrenamt ja wie Öl in jede freie<br />
Minute fließt; gleichwohl habe ich mir die Doppelbelastung<br />
geleistet, ich bin traurig, dass ich sie aufgebe". Von Wüterichs<br />
Berufskollegin Christa Thiel (Wiesbaden), Präsidentin des<br />
Schwimmverbands, heißt es, sie habe wegen des Ehrenamts<br />
ihre Kanzlei "herunter fahren müssen". Der ehemalige Weltklasse-Schwimmer,<br />
Ärztliche Direktor der Hochwald-Kliniken<br />
in Weiskirchen (Saarland) und NOK-Präsident Klaus Steinbach<br />
weiß, dass man "Zeitmanagement schon drauf haben muss".<br />
Den Terminanfall hat er, als er 2003 antrat, "nicht ganz so<br />
erwartet". Um ihn zu bewältigen, wird ihm von einem persönlichen<br />
Referenten, den das NOK besoldet, geholfen - ein<br />
Privileg, das auf der Ebene der Verbandspräsidenten nicht<br />
gewährt wird. "In der Klinik kann ich nichts fürs NOK tun und<br />
beim NOK nichts für die Klinik", erläutert Steinbach die Notwendigkeit<br />
für die Einstellung eines Assistenten für den<br />
Präsidenten. Mit der Klinik besteht ein Freizeit-Agreement,<br />
dessen Volumen jedoch nicht ausreicht. "Was darüber geht,<br />
wird nicht bezahlt", hält Steinbach fest. "Da achten die Kostenträger<br />
drauf." Dass er drei Wochen Urlaub "am Stück"<br />
gemacht habe, sei "lange her".<br />
Im Vergleich zu den Großunternehmen Leichtathletik- und<br />
Schwimmverband steht Dieter Kolb (Hersbruck) einem Klein-
etrieb mit nur 650 Aktiven vor, dem Deutschen Curling-<br />
Verband (DCV). Fragt man ihn, ob die Grenze der Belastbarkeit<br />
im Ehrenamt erreicht ist, sagt er: "Passt. Genau so ist es."<br />
Kunststück, denn bei Kolb heißt es: Selbst ist der Mann. "Ich<br />
muss verwaltungstechnisch alles allein organisieren." Hauptamtliches<br />
Verwaltungspersonal im DCV gibt es nicht. Die<br />
Repräsentationstermine hat er "runtergeschraubt". Kolb,<br />
leitender Controller in einem Krankenhaus, arbeitet täglich<br />
drei Stunden fürs Ehrenamt, "meistens nachts und am<br />
Wochenende". Er sagt, man müsse "stark aufpassen, dass der<br />
Beruf nicht darunter leidet - und die Familie".<br />
Viele Belastungen erweisen sich für die Obmänner des Sports<br />
als unumgänglich, andere indes als hausgemacht. Weil, zum<br />
Beispiel, zu wenig delegiert wird? "Generell ja", sagt Helmut<br />
Digel. "Die ständigen Einladungen nicht auszusortieren,<br />
abzulehnen oder weiterzugeben, ist ein schlimmer Zwang."<br />
Klaus Steinbach sieht im NOK die Bereitschaft anderer, ihm<br />
Aufgaben abzunehmen, deshalb beeinträchtigt, "weil meine<br />
Vizepräsidenten in ihren Verbänden schon genug zu tun<br />
haben". "Delegieren?", fragt Prokop, "auch da sind wir schon<br />
an den Grenzen angelangt." Zur Potenzierung der Stressbelastung<br />
trägt ferner bei: Die Mehrfachfunktionen der Amtsinhaber.<br />
Kolb ist zusätzlich noch Curling-Vize im Europaverband,<br />
Prokop NOK-Vize und im Vorstand des Europäischen<br />
Leichtathletik-Verbandes, Steinbach sitzt in den Vorständen<br />
von Sportbund und Sporthilfe sowie im Medizinkomitee des<br />
IOC. Eine Erschwernis für Präsidenten, zumindest aus Digels<br />
Sicht, ist der Konflikt zwischen Ehrenamt und Hauptamt, "er<br />
ist überall". Wäre im Hauptamt der Verbände mehr Qualität,<br />
so der Tübinger Professor, könnte das zur Reduzierung der<br />
Ehrenamtsarbeit beitragen. Ein Mittel zur Erleichterung ist<br />
Prokop und Digel zufolge die Rotation: Abtritt nach zwei<br />
Wahlperioden, das müsse "festes Prinzip" werden, es verschaffe<br />
dem alten Amtsinhaber die Chance, sich noch mal<br />
ausschließlich auf den Beruf zu konzentrieren und dem<br />
neuen, frische Ideen ins Spiel der Verbände zu bringen.<br />
Aus der sozialen Warte betrachtet sind es zwei Dinge, die der<br />
ideale Präsident mitbringen muss ins Ehrenamt: Zeit und<br />
Geld. Für Helmut Digel sind Rentner am besten geeignet. So<br />
einer wie Turnerbunds-Chef Rainer Brechtken, Staatssekretär<br />
a.D. und MDL a.D. Ein Ehrenamtsprofi aus freien Stücken,<br />
sozusagen. Gegen den Profi-Präsidenten, wie im weiland<br />
Ostblock, sprechen sich im Gespräch mit dem "Olympischen<br />
Feuer" Wüterich und Prokop aus. "Auf den Vollberufler wollen<br />
wir nicht verzichten. Er soll ja die Visionen reinbringen", sagt<br />
der DLV-Chef. Niemand will dem Ehrenamt ans Leder. Digel<br />
spricht von ihm wie von einem Kulturgut, das es zu pflegen<br />
gilt. Er führt den Trend an zu Tagungen während der Woche,<br />
weg vom Wochenende, nennt ihn "eine gefährliche Entwicklung,<br />
weil nicht Rücksicht genommen wird auf die Berufstätigen;<br />
sie brauchen eine Chance".<br />
Wie aber kann die Lösung des von Clemens Prokop in Kevelaer<br />
angerissenen Problems aussehen? "Eindeutig durch eine<br />
Strukturänderung. Ohne die geht`s nicht. Zu ihr gibt es keine<br />
Alternative. Sie aber durchzusetzen, ist wie eine kleine Revolution",<br />
argwöhnt die Nummer eins der Leichtathleten. Und<br />
möchte nicht missverstanden werden. "Es geht auch um<br />
Entlastung des Präsidiums, vor allem aber um mehr Effizienz."<br />
Umstrukturierung in den Führungsgremien des Sports bedeutet<br />
Anpassung an die Wirtschaftskonstrukte: Das Hauptamt<br />
für das operative Geschäft, das Präsidium als kontrollierender<br />
Aufsichtsrat. Manfred von Richthofen, Präsident des Deutschen<br />
Sportbundes (DSB) mit einem Arbeitspensum von 300<br />
(!) Tagen im Jahr für sein Amt, hält ein solches Modell für<br />
"zeitgemäß für mittlere Verbände". Wie den Deutschen<br />
Hockey-Bund, der es neuerdings praktiziert. Christoph Wüterich<br />
hat den Umbau, um sich ruhigen Gewissens zurück<br />
ziehen zu können, auf den Weg gebracht. Die ehemalige<br />
Hockeybund-Geschäftsführerin<br />
Uschi Schmitz darf sich<br />
jetzt Vorstandsvorsitzende<br />
nennen. Sie sagt: "Der neue<br />
Präsident ist nur noch für<br />
Repräsentanz und Strategie<br />
zuständig, nicht mehr fürs<br />
Tagesgeschäft." Andere<br />
Verbände haben sich über<br />
das Hockeymodell bereits<br />
informiert. Gleichwohl ahnt<br />
Schmitz, dass es dauern wird,<br />
bis Nachahmer sich mehren.<br />
Manche Präsidiale täten sich<br />
Dr. Klaus Steinbach<br />
schwer, Verantwortung<br />
abzugeben, "sie wollen die<br />
Hoheit nicht aufgeben".<br />
Im Übrigen arbeitet der<br />
<strong>deutsch</strong>e Sport bekanntlich<br />
daran, ein Großprojekt zu<br />
gestalten. Stichwort Fusion<br />
zwischen DSB und NOK. Von<br />
Richthofen verrät: In dem<br />
neuen Gebilde werde das<br />
Ressortprinzip für die Ehrenamtler<br />
beibehalten, aber<br />
noch stärker "hauptamtlich<br />
untermauert". Ein Modell für<br />
andere? "Auf einige Große<br />
lässt sich das übertragen",<br />
sagt der DSB-Chef. Und die<br />
anderen? Dürfen weiter<br />
darüber nachdenken, ob sie<br />
ihre Präsidenten dem Stress<br />
aussetzen oder sie - mal in<br />
den Urlaub entlassen. OF<br />
Dr. Clemens Prokop<br />
Manfred von Richthofen<br />
27
Eine leuchtende und sichere Zukunft attestiert Jacques<br />
Rogge, der Präsident des Internationalen Olympischen<br />
Komitees (IOC), den Spielen der kleinen Staaten<br />
Europas. Das Wohlwollen der olympischen Familie ist den<br />
Kleinstaatenspielen sicher, neben Rogge und einigen IOC-<br />
Mitgliedern war auch Ehrenpräsident Juan Antonio Samaranch<br />
zu Gast. Zu Beginn seiner Amtszeit wurde die Idee zu<br />
den "Jeux des petits Etats d'Europe" (JPEE) beim Olympischen<br />
Olympisches Flair<br />
ist selbstverständlich:<br />
Kongress 1981 in Baden-Baden geboren und drei Jahre später<br />
bei den Sommerspielen in Los Angeles beschlossen. 1985<br />
feierten die Spiele der kleinen Staaten Europas in San Marino<br />
ihre Premiere und finden seitdem alle zwei Jahre statt, entweder<br />
in der zweiten Maihälfte oder der ersten Juniwoche. Nach<br />
Wahl der Gastgeber stehen sieben bis neun olympische Sportarten<br />
wie beispielsweise Leichtathletik, Schwimmen, Radsport<br />
und Schießen auf dem Programm. Der Veranstalter kann<br />
zusätzlich eine traditionelle Sportart seines Landes auswählen.<br />
Vor vier Jahren beispielsweise gab es in San Marino Medaillen<br />
in Boule und Petanque. Einige Sportarten wechseln von Veranstaltung<br />
zu Veranstaltung, in Andorra feierten Mountainbike,<br />
Taekwondo und Beach Volleyball Premiere.<br />
28<br />
Alles ist eine Nummer kleiner als Olympia, keine 10.500 Sportler<br />
wie in Athen, sondern nur etwa 800 kamen dieses Jahr<br />
nach Andorra (30. Mai bis 4. Juni). Auch die finanziellen<br />
Dimensionen sind nicht vergleichbar. Statt eines milliardenschweren<br />
Etats musste Andorra 2005 nur 2,8 Millionen Euro<br />
finanzieren. Lediglich die Zahl der Ringe ist höher, auf der<br />
Fahne der JPEE prangen acht ineinander verschlungene Ringe,<br />
die eine schwarze Fackel umschließen.<br />
Der IOC-Präsident<br />
sieht die "Jeux des<br />
petits Etats<br />
d'Europe" als<br />
Ausgleich für die<br />
Sportler der kleinen<br />
Staaten, für<br />
die das sportliche<br />
Niveau Olympias<br />
zu hoch ist. "Bei<br />
Olympia können<br />
die meisten Teilnehmer<br />
der JPEE<br />
nicht starten, weil<br />
viele das geforderte<br />
Mindestniveau<br />
nicht erreichen<br />
können." Schließlich<br />
verfügen die<br />
Teilnehmerstaaten<br />
auf Grund ihrer<br />
Einwohnerzahlen<br />
über ein begrenztes<br />
sportliches<br />
Potenzial. Nur<br />
acht europäische<br />
Staaten sind<br />
zugelassen:<br />
Andorra, San<br />
Marino, Monaco,<br />
Liechtenstein,<br />
Malta, Island, Zypern und Luxemburg. Diese erfüllen die Kriterien,<br />
sie haben weniger als eine Million Einwohner und ein<br />
eigenständiges Nationales Olympisches Komitee.<br />
Die Spiele der kleinen<br />
Staaten Europas<br />
Von Heinz Peter Kreuzer<br />
Darum finden nur wenige Top-Leute den Weg zu Mini-Olympia,<br />
eine Ausnahme ist der dreifache Schwimm-Europameister<br />
Orn Arnarson aus Island. Der Rückenschwimmer ist mit 20<br />
Medaillen der erfolgreichste Teilnehmer aller Zeiten. Vor<br />
einigen Jahren trat auch sein Landsmann Jon Magnusson,<br />
damals ein Weltklasse-Zehnkämpfer, bei den Kleinstaatenspielen<br />
an. Der auf Malta geborene Radsportler David Millar,<br />
mittlerweile des Dopings überführt, durchbrach vor vier Jahren<br />
die Dominanz der Luxemburger im Radsport und gewann<br />
das Einzelzeitfahren.
Das sind jedoch die Ausnahmen. Der Charme der Veranstaltung<br />
liegt im Wettstreit der ambitionierten Nachwuchssportler,<br />
die ihre ersten Meriten verdienen können. Für den luxemburgischen<br />
Chef de Mission Georges Diderich sind die Kleinstaatenspiele<br />
der erste Prüfstein einer Karriere. "Ich würde die<br />
Spiele der Kleinen als Etappe auf dem Weg zum Hochleistungssport<br />
definieren. Wer hier nicht brilliert, kann den Hochleistungssport<br />
vergessen.<br />
Jeder soll sehen, dass man<br />
auf diesem Niveau schon<br />
sehr viel trainieren muss. Die<br />
Nachwuchssportler werden<br />
auf diesem Wege gefördert."<br />
Im Fürstentum Liechtenstein<br />
werden die JPEE als Olympia-<br />
Qualifikation gesehen, erklärte<br />
IOC-Mitglied Prinzessin<br />
Nora von Liechtenstein. "Die<br />
Spiele für die kleinen Länder<br />
sind das richtige Pflaster, um<br />
auch viele junge Sportler auf<br />
eine internationale Ebene zu<br />
bringen, deshalb sind sie<br />
wichtig für die richtigen<br />
Olympischen Spiele. Die<br />
Besten unserer Sportler bei<br />
den Kleinstaatenspielen<br />
gehen auch zu Olympia."<br />
In Luxemburg ist es ähnlich,<br />
der Deutsche Heinz Thews,<br />
Technischer Direktor des<br />
luxemburgischen NOK, nutzt<br />
die Wettkämpfe in Andorra<br />
als Sichtung für die Sommerspiele<br />
2008 in Peking,<br />
schließlich würden ähnliche<br />
Verhältnisse wie bei Olympia<br />
simuliert. "Man bewegt sich<br />
nicht im gewohnten Rahmen seiner Sportart, wo man die<br />
Abläufe kennt und sich wie in einer "Familie" fühlt. Das ist<br />
eine sehr wichtige Erfahrung, die man erst einmal bewältigen<br />
muss."<br />
Aber selbst bei den Kleinstaatenspielen gibt es mit dem Radsport<br />
eine Sportart,die die Nationen mit ihrer zweiten Garnitur<br />
besetzen, denn die Profis dieser Länder müssen für ihre Teams<br />
bei den großen Rennen starten. Ein richtiger Amateur ist<br />
beispielsweise der Luxemburger Tom Flamang. Der 27 Jahre<br />
alte Radsportler fuhr drei Jahre als Profi bei Cofidis, jetzt ist er<br />
wieder Amateur und betreibt in seiner Heimat ein Radgeschäft.<br />
"Momentan ist das nur Hobby, ich bin mit meiner<br />
Arbeit ausgelastet. Trainieren kann ich nur in der Mittagspause<br />
und am Montag, wenn das Geschäft geschlossen ist. Am<br />
Sonntag fahre ich Rennen. Im Moment läuft es aber besser als<br />
erwartet."<br />
Für die beteiligten Nationen sind die Wettkämpfe im Zwei-<br />
Jahres-Rhythmus wahre Höhepunkte. Die Regierung Luxemburgs<br />
ersetzt den Sportlern sogar die Verdienstausfälle, die<br />
Medien des Großherzogtums berichten auf bis zu sieben<br />
Sonderseiten von den Kleinstaatenspielen. In Andorra überträgt<br />
das Fernsehen täglich von drei ausgesuchten Sportarten<br />
live, Eröffnungs- und Abschlussfeier wurden auch in den<br />
anderen Teilnehmernationen gezeigt.<br />
Die Sportfunktionäre nutzen die "Jeux des petits Etats<br />
d'Europe", um ihre politischen Interessen zu bündeln, bestätigt<br />
Prinzessin Nora von Liechtenstein. "Es gibt natürlich gewisse<br />
Problemfelder, die die kleinen Staaten betreffen. Beispielsweise<br />
die Olympiabeschickung, da schaut man doch hin und wieder,<br />
dass man sich da abspricht." So hat das Nationale Olympische<br />
Komitee Liechtensteins mit Unterstützung der kleinen Brüder<br />
beim IOC beantragt, die Zulassungskriterien für die Sportler<br />
dieser Länder zu vereinfachen. Damit aus einem Liechtensteiner<br />
Einzelstarter auch einmal ein Team wird. OF<br />
29
Wenn die Deutsche Meisterin neben Herrn Jedermann turnt<br />
oder Spitzensport und Breitensport ganz nah beieinander<br />
Von Walter Mirwald<br />
Die Ergebnisliste des Internationalen Deutschen Turnfestes<br />
von Berlin könnte von der Menge her eine<br />
Buchstärke erreichen, die locker mit einer Jubiläumsausgabe<br />
der Werke Schillers mitzuhalten in der Lage wäre.<br />
Und über den Inhalt wäre der unbedarfte Leser verblüfft. Da<br />
würde er auf den Namen Fabian Hambüchen stoßen und<br />
lesen, dass der 17 Jahre alte - liebevoll "Turnfloh" genannte -<br />
Kunstturner der TSG Niedergirmes die <strong>deutsch</strong>en Meistertitel<br />
im Mehrkampf, am Boden, am Barren und am Reck gewonnen<br />
hat. Ein paar Seiten weiter könnte dem Betrachter beim<br />
Durchblättern die gleichaltrige Stefanie Waldek vom Turnverein<br />
1904 Wallau auffallen, die im gemischten Wahl-Vierkampf<br />
den 498. Platz belegt hat. Spitzensport und Breitensport<br />
also ganz nah beieinander.<br />
Die <strong>deutsch</strong>en Kunstturnasse, die dank einer großartigen<br />
Mannschaftsleistung und Fabian Hambüchens siebten Platz<br />
im Reck-Finale der Olympischen Spiele von Athen in den<br />
Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt sind, wurden im Berliner<br />
Veledrom von 6.000 Zuschauern gefeiert. Bei den Finalwettkämpfen<br />
standen viele Fans Schlange vor dem Sportzentrum,<br />
konnten aber keine Karte mehr ergattern. Das hat nicht nur<br />
mit dem Hambüchen-Boom zu tun, der an die Euphorie um<br />
den Skispringer Sven Hannawald vor einigen Jahren erinnert.<br />
Das ist generell so bei Deutschen Turnfesten. Die große Masse<br />
will ihre Stars bejubeln. Und die genießen das Bad in der<br />
Menge.<br />
Diese Nähe von Spitzensport und Breitensport, dieses miteinander<br />
und nebeneinander turnen von Medaillenanwärtern<br />
bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften<br />
und dem unbekannten und meist ungenannten Turner X aus<br />
Kiel oder der Turnerin Y aus Bamberg, gibt es nur alle vier<br />
Jahre bei dem größten Wettkampf- und Breitensportereignis<br />
der Welt - beim Deutschen Turnfest, das seit Berlin 2005 den<br />
Zusatz "International" trägt. Und dieses Deutsche Turnfest<br />
wird immer wieder zu einem ganz besonderen Ereignis. Zu<br />
einem Festival der Wettkämpfe und Vorführungen, zu einer<br />
Messe des Breiten- und Freizeitsports, zum grandiosen Markt<br />
der Möglichkeiten, zum kommunikativen Aufeinandertreffen<br />
der Turngenerationen und - in diesem Jahr ganz herausragend<br />
- zur größten Bildungsveranstaltung, die es im Sport<br />
gibt. Zudem bringt ein Deutsches Turnfest Bewegung und<br />
Leben in die gastgebende Stadt, bestimmt das Bild auf den<br />
30<br />
Straßen, Plätzen und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Selbst<br />
in der Millionen-Metropole Berlin waren die mehr als 100.000<br />
Wettkämpfer und Gäste nicht zu übersehen. Und es klang<br />
ehrlich und überzeugend, als der Regierende Bürgermeister<br />
Klaus Wowereit bei der Abschlussgala im Olympiastadion den<br />
70.000 zurief: "Schade, dass sie schon nach Hause fahren. Ich<br />
hätte sie gerne noch eine Woche hier behalten."<br />
Internationales Deutsches Turnfest in Berlin! Das war ein<br />
Treffen von Turnerinnen und Turnern aus 33 Ländern. Über<br />
70.000 beteiligten sich an den Wettkämpfen und Spielturnieren.<br />
Es gab Deutsche Meisterschaften in acht Sportarten und<br />
in verschiedenen Mehrkampfdisziplinen. Vielseitigkeit war<br />
gefragt. Beispielsweise im Jahn-Neunkampf, der sich aus<br />
Leichtathletik, Geräteturnen, Schwimmen, Tauchen und<br />
Kunstspringen zusammensetzt. Oder beim Friesenkampf mit<br />
Leichtathletik, Schwimmen, Schießen und Fechten. Am<br />
Beach-Volleyball-Turnier nahmen 1.560 Teams teil, aber auch<br />
Faustball (550 Mannschaften), Handball, Prellball, Korfball,<br />
Ringtennis und Indiaca gehörten zum Programm.<br />
In Berlin wurde auch wieder deutlich: Wer einmal mit dem<br />
Turnen zu tun hatte, ist infiziert. Reinhard Dietze gehörte<br />
1976 in Montreal zur Olympiamannschaft der Kunstturner.<br />
Heute genießt der 51-Jährige mit seinen Heusenstammer<br />
Vereinskameraden die Turnfest-Atmosphäre, gewann zum<br />
vierten Mal hintereinander die Deutsche Seniorenmeisterschaft<br />
in seiner Altersklasse und hat seit 1987 in Berlin bei<br />
Deutschen Turnfesten stets im Turn<strong>wettbewerb</strong> gesiegt.<br />
Wolfgang Dreyer, zu Dietzes aktiven Zeiten Cheftrainer der<br />
<strong>deutsch</strong>en Turnriege, war in Berlin im Orientierungslauf am<br />
Start.<br />
Das Deutsche Turnfest ist aber mehr als zusammen feiern<br />
und zusammen turnen. Es ist die Demonstration einer friedlichen<br />
Volksbewegung und erinnert ein wenig an Kirchentage.<br />
Auch die Welt in über 90.000 Turn- und Sportvereinen ist<br />
nicht nur immer heil und problemfrei. Aber die Tour zum<br />
Turnfest ist eine Art Wallfahrt, vergleichbar mit dem Ausspannen,<br />
zu dem sich heute Manager in Klöster zurückziehen.<br />
Wer beim Turnfest ist, der lebt und erlebt die Turnbewegung.<br />
Dies sagt auch Rainer Brechtken, Präsident des Deutschen<br />
Turner-Bundes (DTB) in seiner Bilanz: "Alle Erwartungen sind<br />
weit übertroffen worden. Wir konnten beweisen, dass Turnen
modern und zeitgemäß ist. Turnen tut Deutschland<br />
gut."<br />
Aber auch von Seiten der Politik wurde der<br />
friedliche Aufmarsch des 5,3 Millionen Mitglieder<br />
zählenden zweitgrößten <strong>deutsch</strong>en Sport-<br />
Fachverbandes gewürdigt. Bundespräsident<br />
Horst Köhler ließ sich schon bei der Eröffnungsfeier<br />
am Brandenburger Tor von der<br />
Turnfestbegeisterung anstecken. Bundeskanzler<br />
Gerhard Schröder lobte bei einem Empfang an<br />
seinem Amtssitz die großartigen Erfolge und<br />
die Arbeit der <strong>deutsch</strong>en Turnbewegung, die in<br />
der Öffentlichkeit oft unterschätzt werde,<br />
obwohl sie soviel Gutes für die Gesunderhaltung<br />
und die Fitness der Menschen tue. Und<br />
der für den Sport in der Bundesregierung<br />
zuständige Bundesinnenminister Otto Schily<br />
wurde während seiner Lobeshymne auf das<br />
ehrenamtliche Engagement bei der Abschlussgala<br />
von den 70.000 Besuchern immer wieder<br />
von Beifall unterbrochen.<br />
Nie zuvor gab es bei Deutschen Turnfesten eine<br />
derart ausgeprägte Auseinandersetzung mit<br />
sport- und gesellschaftspolitischen Themen. Die<br />
fand in erster Linie in der von Prof. Dr. Herbert<br />
Hartmann geleiteten Turnfest-Akademie mit<br />
ausgebuchten 600 Workshops mit 25.000<br />
Plätzen und 200 Referentinnen und Referenten<br />
statt. Dabei stellte beispielsweise der Professor<br />
für Sport und Gesellschaft der Universität<br />
Osnabrück, Christian Wopp, die Frage nach dem<br />
Sport von morgen und lieferte auch Antworten.<br />
Die Deutschen würden in Zukunft weniger,<br />
älter, internationaler, weiblicher - und dicker.<br />
Selbst bei einer Zuwanderung von jährlich<br />
200.000 Menschen würden in Deutschland im<br />
Jahr 2050 statt bisher 82,5 Millionen nur noch<br />
75 Millionen Menschen leben. Die Folgen seien<br />
Mitgliederrückgänge in den Sportorganisationen<br />
und ein härterer Wettbewerb zwischen den<br />
Sportverbänden. Als Zukunftstrends nannte<br />
Wopp Sportaktivitäten in kleinen Gemeinschaften,<br />
eine Verkleinerung von Mannschaften -<br />
Fußball vielleicht neun gegen neun - , eine<br />
Zunahme von Sportarten, die Männer und<br />
Frauen gemeinsam betreiben können und einen<br />
Vormarsch der Frauen, der beim Deutschen<br />
Turner-Bund schon in vollem Gange ist.<br />
Im Rahmen des Internationen Deutschen<br />
Turnfestes verliehen Bundespräsident Horst<br />
Köhler und der Präsident des Deutschen Sport-<br />
31
undes (DSB), Manfred von Richthofen, im Jüdischen Museum<br />
die Sportplakette des Bundespräsidenten für 100-jährige<br />
und ältere Vereine an den Turnverein Mülheim (Rheinland-<br />
Pfalz), den Schwimmverein Würzburg (Bayern) und den Turnund<br />
Sportverein Reichenbach (Baden-Württemberg).<br />
Bundesinnenminister Otto Schily und DTB-Präsident Rainer<br />
Brechtken zeichneten in derselben Veranstaltung die Medaillengewinner<br />
im Trampolinspringen von Athen, Anna Dogonadze<br />
und Henrik Stehlik, sowie die Orientierungsläuferin<br />
Frauke Schmitt Gran mit der Flatow-Medaille aus, mit der an<br />
die im KZ ums Leben gekommenen Turn-Olympiasieger von<br />
1896, Alfred Flatow und Gustav Felix Flatow, erinnert wird.<br />
Vor der Ehrung hatten Brechtken und von Richthofen die<br />
Schuld, die die Sportverbände während der Nazi-Zeit auf sich<br />
geladen haben, deutlich herausgestellt. Von Richthofen sagte<br />
dabei unter anderem: "Bereits Anfang 1933 setzte in vielen<br />
Verbänden ein Wettlauf ein, möglichst schnell die Juden<br />
auszuschließen." Dennoch nutzte das Mitglied des Zentralrats<br />
der Juden, Dr. Dieter Graumann, in Anwesenheit des Bundespräsidenten<br />
und des Innenministers die Gelegenheit zu einer<br />
schonungslosen Abrechnung mit den Sportverbänden, denen<br />
er die Verweigerung eines Schuldeingeständnisses vorwarf. Er<br />
appellierte an den <strong>deutsch</strong>en Sport, endlich Transparenz und<br />
Offenheit herzustellen über die Fehlleistungen der Nazi-Zeit<br />
und noch immer vorhandene Vorurteile abzulegen. Nur dann<br />
habe der Sport seine allerbeste Zeit noch vor sich.<br />
32<br />
Der Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, der<br />
sich in der Turnfestwoche täglich in das fröhliche bunte<br />
Getümmel gemischt hatte, trauert der fröhlichen Turngesellschaft<br />
auch deshalb nach, weil Einzelhandel, Gastronomie<br />
und Hotellerie während des Turnfestes durchweg steigende<br />
Umsätze vermeldeten. In den <strong>deutsch</strong>en Metropolen hat sich<br />
längst herumgesprochen, dass Turnfeste mittlerweile keine<br />
Heimsuchungen sind, sondern durchaus profitable Events.<br />
"Für jede Stadt ist das Deutsche Turnfest eine der wichtigsten<br />
Veranstaltungen, die man bekommen kann", sagte die Präsidentin<br />
des Deutschen Städtetages und Oberbürgermeisterin<br />
von Frankfurt am Main, Petra Roth, in Berlin. Sie ist Gastgeberin<br />
des Deutschen Turnfestes 2009 und erlebte in der<br />
Hauptstadt, dass die Messlatte in Sachen Durchführung und<br />
Organisation sehr hoch gelegt wurde. Petra Roth freut sich<br />
auf diese Herausforderung: "Ein Turnfest in einer internationalen<br />
Großstadt wie Berlin oder Frankfurt verbindet den<br />
Charme, die Dynamik und Athletik einer wunderbaren Sportart<br />
mit der Urbanität einer Metropole - das erzeugt eine ganz<br />
eigenartige Stimmung und öffnet diesen Sport für weite<br />
Kreise der Gesellschaft."<br />
Für 2013 wollen sich mit Stuttgart, Düsseldorf, Bremen und<br />
Hamburg gleich vier Landeshauptstädte für die Ausrichtung<br />
der größten Sportveranstaltung der Welt bewerben. Die<br />
Turner nehmen das gelassen und selbstbewusst zur Kenntnis.<br />
Wie war in Berlin auf einem T-Shirt zu lesen: "Wenn Turnen<br />
einfach wär´, wär´s Fußball".<br />
OF
M<br />
Vom Rausch der medialen<br />
Geschwindigkeit<br />
an muss noch nicht alt und klapprig sein und seit,<br />
sagen wir, vier Jahrzehnten in diesem Beruf, um gerade<br />
in diesen Tagen unter dem Eindruck zu leiden, dem Tempo im<br />
Sport und im Sportjournalismus gedanklich und mitunter<br />
auch körperlich nicht mehr ganz gewachsen zu sein. Zum<br />
sportlichen Alltag, den normal zu nennen sich eigentlich<br />
verbietet, kamen in den ersten Monaten dieses Jahres als<br />
Sonderbelastungen große Berichterstattungsthemen wie<br />
Schmelings Abschied, der Hoyzer-Skandal mit all seinen<br />
Facetten oder die Finanzkrise von Borussia Dortmund, nicht<br />
zu vergessen kleinere oder größere Doping-Affären; Beckenbauer,<br />
Klinsmann und Co. gaben und geben ständig Gas. Alle<br />
scheinen ständig am ganz großen Rad zu drehen.<br />
Kaum war der eine Komplex abgearbeitet, tat sich schon die<br />
nächste Baustelle auf. Triumphen in der einen Sportart folgten<br />
Abstürze in der anderen. Und die Region Frankfurt/Rhein-<br />
Main wurde durch die Fußballkämpfe in Mainz, Offenbach<br />
und Frankfurt mehr in Atem gehalten als seit Jahren. Und<br />
über allem liegt die Flüchtigkeit, der Rausch der Geschwindigkeit,<br />
heute geschrieben, morgen gedruckt, und noch vor<br />
übermorgen vergessen, überholt vom Internet, von Fernsehen,<br />
Radio, Videotext. Puh!<br />
Da kam jüngst ein Abend gerade recht, an dem der Frankfurter<br />
Presseclub seinen 25. Gründungstag feierte und Eva<br />
Demski, freie Journalistin und Schriftstellerin, die Geburtstagsrede<br />
hielt. Sie formulierte Gedanken "über die Vergänglichkeit<br />
unseres Tuns". Am Anfang stand der Satz: "Ich finde<br />
den Beruf (des Journalisten) grässlich und ich liebe ihn. Ich<br />
habe ihn verlassen und halte mich mit einer Hand krampfhaft<br />
an ihm fest." Das Internet mit seinen Vor- und vor allem<br />
seinen Nachteilen nannte sie "fundamentale Veränderung<br />
unserer Berufswelt, längst ins Leben eingebaut", die vielleicht<br />
"im journalistischen Stammhirn noch nicht wirklich angekommen"<br />
sei.<br />
Der Beruf erinnere manche mit einem Mal an die Herstellung<br />
von Weißwürsten. "Die müssen bis Mittag verzehrt, verdaut<br />
und vergessen sein. Es ist nichts gegen sie einzuwenden, aber<br />
sie sowie die Tageszeitung, egal welche, scheinen plötzlich ein<br />
allzu flüchtiges Produkt."<br />
Das schmerze alle, die die Sprache liebten. "Journalisten sind<br />
auch Künstler, das lasse ich mir nicht ausreden, auch der<br />
testosterongesättigtste Sportreporter - grade bei denen sind<br />
die Poeten gar nicht so dünn gesät." Die Wirklichkeit in den<br />
Redaktionen umriss die Laudatorin sehr genau: "Um die<br />
Wahrheit geht's nicht immer, sondern um Politik verschiede-<br />
34 OF-K<br />
ner Art: Warum hatten wir das nicht vorher? Wäre das nicht<br />
unser Thema? Was heißt, Sie interessieren sich nicht für<br />
Genome? Mit dem X werden wir es uns grade jetzt nicht<br />
verderben! Und die jungen Ritter und Ritterinnen schütteln<br />
sich unter dem Gewitter der Tagesrealität und tappen im<br />
Nebel der so genannten Interessen herum und warten auf<br />
den neuen Tag. Die neue Story. Den göttlich brauchbaren<br />
Skandal, der ihnen direkt vor die Füße fällt. Und dass der<br />
Chefredakteur aufhört, sie auf dem Kieker zu haben. Und dass<br />
der Entlassungskelch an ihnen vorübergehen möge."<br />
Journalisten sind, das wissen wir doch alle, denkbar schlecht<br />
beleumundet - und dennoch sind die Medienseminare voll, ist<br />
die Zahl wartender Praktikanten und Hospitanten Legion,<br />
dürfte es an Nachwuchs wohl niemals mangeln. Nur was<br />
wollen die alle tun? Eva Demski: "Woran soll man sich denn<br />
halten außer an Sensationen. Das Karussell, auf das man sich<br />
heute setzt, hat kein links und kein rechts, es ist rund."<br />
Tröstlich für die Alten (Jahrgang 1961 und aufwärts) fügte sie<br />
hinzu: "Was immer am Anfang dieses Berufswunsches stand:<br />
der Welt die Wahrheit um die Ohren zu hauen, Robbie Williams<br />
aus der Nähe sehen zu können, dem Kapitalismus<br />
tierische Namen zu geben oder endlich zu allen Rockkonzerten<br />
oder Formel-1-Rennen eingeladen zu werden: Der Lust,<br />
dieser Lust, wird Ewigkeit nicht beschieden sein!"<br />
Und wir Zeitungsleute, werden wir alle bald Elektroniker im<br />
Schichtdienst sein, Nachrichterverwurster und Webmaster?<br />
Keineswegs, meint Eva Demski: "Die sterbliche Zeitung, das<br />
unsterbliche Buch - es wird sie weiter geben. Wie ehedem.<br />
Aus Papier. Mit gedruckten Buchstaben drin. Zum allmorgendlichen<br />
Aufregen und Vergessen, zum Entzücken, zum<br />
Ärgern, und zum samt Marmeladenbrot mit ins Bett nehmen.<br />
Schließlich hat die Sache mit dem Cybersex auch nicht hingehauen!<br />
Die alte Methode hat sich souverän behauptet. Man<br />
hat von der virtuellen Variante nie wieder gehört."<br />
Mit diesem Wissen gehen wir zu Bett - nein, nicht dafür!<br />
Erschöpft machen wir die Augen zu, schlafen traumlos.<br />
Sport? Erst morgen wieder.<br />
A<br />
Quoten-Zynismus<br />
Jörg Hahn<br />
uf den ersten Blick erscheint diese Vision ziemlich<br />
absurd: Deutsche Spitzensportverbände wählen sich in<br />
Zukunft in ihre Führungsgremien den TV-Wart, so wie sie sich<br />
die passenden Personen als Sport-oder Kassenwart ausgucken<br />
(schon klar: heutzutage sind das Vizepräsidenten Leistungssport<br />
und Finanzen). Auszug aus dem Anforderungsprofil:<br />
OF-KOMMENT<br />
OMMENTAR AR
Der/die sollte über einen direkten Draht zu den Sendeanstalten<br />
verfügen, am besten dort schon einmal an verantwortlicher<br />
Stelle gearbeitet haben und über Muskel- und Geisteskraft<br />
verfügen, um beim Tauziehen um Fernsehverträge zu<br />
obsiegen. Das fällt einer stattlichen Reihe <strong>olympischer</strong> Verbände<br />
zusehends schwerer. Übertragungen nationaler Veranstaltungen,<br />
deren Rechte bei den Verbänden liegen, sind<br />
keine Selbstläufer mehr, für die Sportorganisationen gleichwohl<br />
von zum Teil existenzieller Bedeutung.<br />
Auf den zweiten Blick fällt auf: der Plan ist beileibe nicht aus<br />
dem Reich Absurdistan, sondern fast schon Realität. Die<br />
Deutsche Eislauf-Union (DEU) wird von dem MDR-Radio- und<br />
Fernsehredakteur Reinhard Mirmsecker geführt, und der<br />
Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) besetzte im Frühjahr<br />
einen von vier Vizepräsidenten-Posten mit dem ehemaligen<br />
ARD-Sportkoordinator Werner Zimmer. Dessen erste Amtshandlung<br />
war die Begutachtung eines noch nicht unterschriebenen<br />
neuen TV-Vertrags und Zimmers vermutlich<br />
erster Kommentar einem Stoßseufzer nicht unähnlich: die<br />
Quote, die Quote.<br />
Das ist das Stichwort, das die Sender wie einen Rechtfertigungsbanner<br />
vor sich her tragen, das die Verbände indes vor<br />
allem als rotes Tuch wahrnehmen. Die Einschaltquote ist der<br />
Seismograph für die Senderökonomie - und die schert sich<br />
einen feuchten Kehricht um das Postulat einer flächendeckenden<br />
Grundversorgung mit olympischem Sport. Gegen<br />
dieses Handicap, so scheint es, sind auch die Verbände-<br />
Zimmers machtlos. Es sei denn, sie präsentieren, wonach nun<br />
auch die Öffentlich-Rechtlichen lechzen: Stars, Stars, Stars.<br />
Nur, dem <strong>deutsch</strong>en Sport gehen die Nachfolger für Bildschirmgrößen<br />
wie Becker, Hannawald, Baumann und van<br />
Almsick aus. Kommen die Verbände also mit leeren Händen,<br />
wird ihr Sport mit Missachtung belegt oder wie das einst<br />
verhätschelte und deshalb omnipräsente <strong>deutsch</strong>e Tennis wie<br />
im Mai bei den German Open abgeschoben zu einem Minisender<br />
namens xxp. Heißt wohl superpeinlich.<br />
Apropos Stars. Ende Juli überträgt das "Erste" in der Sportschau<br />
als Ersatz für die urlaubende Fußball-Bundesliga<br />
Leichtathletik aus Braunschweig. Halleluja!, hören wir die<br />
Gefolgsleute der Königin Olympias jubeln. Doch Vorsicht -<br />
laufen, springen und werfen werden am späten Samstagnachmittag<br />
in einem Format mit dem Titel "Star-Leichtathletik"<br />
nur so genannte Promis, Ehemalige und Möchtegerns. Im<br />
Rahmen der <strong>deutsch</strong>en Jugendmeisterschaften. Zu Optimismus<br />
neigende Zeitgenossen hoffen, dass auch ein paar Bilder<br />
von "echten" Wettkämpfern in die Sendung rutschen. Sie<br />
sollten besser den Kopf schütteln über den Zynismus, den das<br />
Fernsehen hier an den Tag legt.<br />
Michael Gernandt<br />
OF-KOMMENT<br />
OF-KOMMENTAR<br />
AR<br />
I<br />
Von wegen Abstellgleis<br />
m Alter aufs Abstellgleis! Diese vermeintlich logische<br />
und naturgesetzmäßige Verbindungslinie wird immer<br />
häufiger durchbrochen. Da mag man, dem Jugendwahn<br />
gehorchend, noch so spöttisch und anbiedernd von der<br />
Ersatzteil-Generation und Kukident-Fraktion sprechen - die<br />
Senioren blasen zum Aufbruch. Und der Sport ist an diesem<br />
Prozess der Neuorientierung nicht ganz unbeteiligt. Seine<br />
Botschaften erweisen sich nämlich in hohem Maße als<br />
bewusstseinsverändernd - mit praktischen Folgen im Senioren-<br />
und Sportalltag.<br />
Wenn heute 90-Jährige dank ihres Trainings- und Wettkampfprogramms<br />
in die Schlagzeilen drängen, andere<br />
Hochbetagte Sportabzeichen-Rekorde aufstellen oder sogar<br />
in Extrembereichen Leistungswunder vollbringen, dann wird<br />
der Schaukelstuhl als angestammtes und angemessenes<br />
Bewegungsvehikel der Alten Sperrmüll-verdächtig. Zu all<br />
diesen Glanzpunkten im Rampenlicht der späten Jahre<br />
zählen natürlich auch Seniorenweltmeister vieler Sparten<br />
und Kategorien. Manchmal sogar - Alter schützt vor Torheit<br />
nicht - mit den negativen Begleiterscheinungen von<br />
Doping und Manipulation.<br />
Doch Ehrgeiz ganz anderer Art ist es, der mittlerweile die<br />
Vereine und Verbände umtreibt. Es sind große sport- und<br />
gesellschaftspolitische Herausforderungen, denen sich die<br />
Organisationen gegenüber sehen. Demografische Entwicklungen<br />
lassen die Zielgruppe anwachsen. Die Erwartungen<br />
bezüglich der Angebotsvielfalt steigen. Und auch das Aufgabenspektrum<br />
vom Thema Gesundheitsförderung über die<br />
Bandbreite sozialer Anliegen bis zu reizvollen Offerten rund<br />
um das Ehrenamt macht deutlich: Die Vergangenheit mag<br />
abgehakt und die Gegenwart halbwegs bewältigt sein, doch<br />
den Senioren gehört auch ein gutes Stück Zukunft im<br />
organisierten Sport.<br />
Denn wer mehr Lebensqualität durch sportliche Lebenshilfe<br />
verheißt, der muss sich an solchen Versprechungen messen<br />
lassen. Von wegen Abstellgleis: Die immer jünger daherkommenden<br />
Alten werden es ihren Wegbereitern schon<br />
zeigen. Und zur Not die Weichenstellungen selbst vornehmen.<br />
Harald Pieper<br />
35
Die Päpste<br />
und der<br />
Sport:<br />
Über eine ebenso<br />
unbekannte wie<br />
intensive Beziehung<br />
36<br />
Von Willi Schwank<br />
Das Verhältnis der Päpste zum Sport zu beschreiben<br />
und insbesondere deren Sportverständnis zu analysieren,<br />
gehört sicher nicht zum täglichen Aufgabenbereich<br />
derjenigen, die das Sportgeschehen in der Welt journalistisch<br />
und wissenschaftlich begleiten.<br />
Der aufmerksame Beobachter des Sports stellt jedoch fest,<br />
dass der Sport gelegentlich über die Tagesaktualität hinaus<br />
auch dort Bedeutung besitzt und wahrnehmbar ist, wo er<br />
zunächst weniger vermutet und auch nicht in erster Linie<br />
gesucht wird. Den Sport im Leben der Päpste zu entdecken<br />
und deren Verhältnis zum modernen Sport und zur Olympischen<br />
Bewegung aufzuzeigen, ist also eine lohnenswerte<br />
Aufgabe.<br />
Dies um so mehr, als der vor kurzem verstorbene Papst<br />
Johannes Paul II. eine von vielen Seiten bestätigte große<br />
Nähe zum Sport hatte. So war es Papst Benedikt XVI. bedeutungsvoll<br />
genug, in seiner Predigt während der Totenmesse<br />
auch auf das sportliche Vermächtnis dieses Papstes hinzuweisen<br />
und dies anlässlich einer Generalaudienz nochmals zu<br />
unterstreichen, als an diesem Tag ein Berggipfel des Gran<br />
Sasso d'Italia nach Papst Johannes Paul II. benannt wurde,<br />
"der diese prächtigen Berge geliebt und viele Male besucht<br />
hat". Der vorliegende Beitrag soll im Zeitraum der Päpste der<br />
letzten hundert Jahre mit dem Blick auf deren Ansprachen<br />
und Botschaften die Entwicklung päpstlicher Sportauffassung<br />
verdeutlichen.<br />
Pius X. (1903-1914)<br />
Papst Pius X. hat für das Verhältnis von Kirche und Sport im<br />
20. Jahrhundert einen bedeutsamen Anfang gesetzt. Er<br />
erfährt im Verlaufe seines Pontifikates zahlreiche und intensive<br />
Berührungen mit dem Sport und nimmt einige Male die<br />
Gelegenheit wahr, sich darüber zu äußern.<br />
Zwei Vorgänge prägen insbesondere das enge und von Wohlwollen<br />
und Bewunderung geprägte Verhältnis dieses Papstes<br />
zum Sport:<br />
die fast jährlich stattfindenden Wettkämpfe im Vatikan,<br />
insbesondere das internationale Sportfest anlässlich seines<br />
goldenen Priesterjubiläums 1908;<br />
die Begegnung mit dem Begründer der neuzeitlichen<br />
Olympischen Bewegung, Baron de Coubertin, 1905.<br />
Die sportlichen Wettkämpfe innerhalb des Vatikans, die teils<br />
auf päpstliche Einladung hin auch zum Teil in Anwesenheit<br />
des Papstes als völlig neuartige und besondere Veranstaltungen<br />
durchgeführt werden, erfahren in der nationalen und<br />
internationalen Öffentlichkeit wegen der beeindruckenden<br />
Teilnehmerzahl aus ganz Europa und der jeweiligen Ansprachen<br />
des Papstes ein hohes Maß an Aufmerksamkeit in der
sportlichen wie kirchlichen Öffentlichkeit. So bezeichnet<br />
Coubertin das auf Einladung des Papstes 1905 veranstaltete<br />
nationale Sportfest der katholischen italienischen Vereine als<br />
"ein Ereignis von einzigartiger, sehr großer Tragweite" und als<br />
einen "genialen Anstoß", für die Leibeserziehung. Besondere<br />
Erwähnung verdienen anlässlich des goldenen Priesterjubiläums<br />
Pius X. 1908 zwei Behindertensportgruppen: Eine Riege<br />
von 9 blinden Turnern eines römischen Instituts und eine<br />
Gruppe von Taubstummen aus Turin mit exakt dargebotenen<br />
Übungen, wobei die Blindenriege sogar Hochsprungübungen<br />
vorführt.<br />
Die Zusammenkunft Pius X. mit Baron Pierre de Coubertin in<br />
Rom 1905 stellt innerhalb der modernen Turn- und Sportgeschichte<br />
eine Begegnung von besonderer Bedeutung dar,<br />
bildet sie doch den Anfang eines engen Verhältnisses zwischen<br />
Papsttum und Olympischer Bewegung. Noch 1960<br />
erinnert Papst Johannes XXIII. anlässlich der Olympischen<br />
Spiele in Rom an dieses Zusammentreffen seines Vorgängers<br />
mit Coubertin und setzt damit in gleicher Weise ein unmissverständliches<br />
Zeichen kirchlicher Zustimmung zur Integration<br />
des Sports in die katholische Verbandsarbeit. In seinen<br />
jeweils kurzen Ansprachen bekundet der Papst seine besondere<br />
Zuneigung gegenüber den sportlichen Übungen und sieht<br />
in ihnen sowohl eine Möglichkeit der Unterhaltung und des<br />
"Zeitvertreibs" als auch ein pädagogisches Mittel zur Ausbildung<br />
der Persönlichkeit. Nach Auffassung des Papstes haben<br />
sie einen direkten Einfluss auf die geistigen Übungen, indem<br />
sie diese beleben und dem Menschen Anstrengung abverlangen,<br />
so dass er dem "Bösen" nicht "anheim fällt". Die Wettkämpfe<br />
sind schließlich vergleichbar mit den Bemühungen<br />
um ein tugendhaftes Leben und können eine Anregung zu<br />
geistiger Vervollkommnung sein.<br />
Wenn auch Sport und Spiel noch nicht dem heutigen Verständnis<br />
entsprechend durch Pius X. als "Ausdruckshandlungen"<br />
des einen und ganzen leibhaftigen Menschen gesehen<br />
werden, so ist dennoch durch ihn eine weitgehende Integration<br />
des Sports in das Aufgabenfeld katholischer Jugendarbeit<br />
erfolgt.<br />
Pius XI. (1922-1933)<br />
Während das Thema Sport bei Papst Benedikt dem XV., dem<br />
Vorgänger Pius XI., wegen der schwierigen Kriegs- und Nachkriegszeit<br />
keine weitere Bedeutung erlangen kann, erfährt es<br />
bei Pius XI. wieder besondere Beachtung. Dies ist darauf<br />
zurück zu führen, dass dieser Papst einerseits selbst Sport<br />
treibt (Besteigung des Monte Rosa), andererseits aber auch<br />
dem Sportbedürfnis der Menschen, insbesondere der Jugend,<br />
in der Nachkriegszeit aufgeschlossen gegenübersteht und in<br />
zahlreichen Ansprachen wie in seinem Rundschreiben "Divini<br />
illius Magistri" dazu Stellung bezieht.<br />
Zwei Ereignisse des Jahres 1926 lassen die Sportauffassung<br />
des Papstes klar erkennen:<br />
das Treffen des internationalen katholischen Sportverbandes<br />
FICEP;<br />
der jährliche Empfang des Oratoriums di S. Pietro im<br />
Damasushof des Vatikans, wo auch ein Schauturnen in<br />
Anwesenheit des Papstes durchgeführt wird.<br />
Die zu beiden Gelegenheiten vorliegenden Dokumente über<br />
die Ansprachen Pius XI. lassen zum einen erkennen, dass er<br />
bei seinen grundsätzlichen Äußerungen zum Sport in der<br />
Tradition Pius X. steht, zum andern sind sie aber auch Belege<br />
dafür, dass Pius XI. mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit<br />
des Frauensports einen weiteren Schritt über das traditionelle<br />
Verhalten hinaus tut. Jedoch bleibt auch hier der Körper<br />
"feinstes Instrument der Seele", wenn man ihm "Agilität,<br />
solide Anmut, Gesundheit und echte und gute Kraft" durch<br />
Sport vermittelt.<br />
Pius XII. (1939-1958)<br />
Mit dem Pontifikat Pius XII. beginnt eine neue Periode in dem<br />
Verhältnis von Kirche und Sport. Sie ist ebenso durch eine<br />
intensive sportliche Praxis des Papstes wie durch seine<br />
umfassende und weitschauende Betrachtungsweise der Welt<br />
des Sports gekennzeichnet. Die Hinwendung Pius XII. zum<br />
Sport insgesamt hat zwei Gründe, von denen der eine im<br />
persönlichen Bereich, der andere in seinem Lehr- und Hirtenamt<br />
zu finden ist.<br />
Während also vor allem der junge Student Pacelli auf Anraten<br />
seines Arztes sich den gesundheitsfördernden und -erhaltenden<br />
sportlichen Aktivitäten wie Reiten, Rudern, Schwimmen<br />
und Wandern widmet, versucht der spätere Papst, "das weite<br />
Gebiet der Leibeskultur zu ordnen und ihm die gebührende<br />
Stellung im gesamten Erziehungs- und Kulturbereich anzuweisen".<br />
Zu Letzterem sieht er sich deshalb verpflichtet, weil<br />
"wesentliche und vielfältige Beziehungen die soziale Ordnung<br />
mit den religiösen und sittlichen Fragen verbinden und ihnen<br />
unterordnen". Eine Trennung von Religion und Leben dürfe in<br />
der Form nicht hingenommen werden, "als ob für die Wirklichkeit<br />
des Daseins, für den Beruf, die Wirtschaft, alle die<br />
öffentlichen Bereiche Gott überhaupt nicht existiere". Entsprechend<br />
diesem Kirchen- bzw. Amtsverständnis ist Pius XII.<br />
angesichts der raschen und weltweiten Aufwärtsentwicklung<br />
des Sports der Meinung, dass die Beschäftigung mit den<br />
Fragen des Sports und der Leibeserziehung "ohne Zweifel<br />
einer Notwendigkeit der gegenwärtigen Zeit" entspreche.<br />
So sind die Anlässe zu seinen Äußerungen zum Sport vielfältiger<br />
Natur und reichen von den Aufgaben der Medien im<br />
Bereich des Sports über die nationalen und internationalen<br />
37
Wettkämpfe sowie Olympischen Spiele bis hin zu jener<br />
Gefahr des Sports, die darin besteht, dass eine übertriebene<br />
Körperkultur "der Jugend keine Zeit und keine Willenskraft<br />
mehr übrig lässt, sich mit den Dingen des Geistes zu beschäftigen".<br />
Für Pius XII. ist es das höchste Ziel menschlichen<br />
Handelns, "den Menschen Gott näher zu bringen", d.h. die<br />
Beurteilung des Sports ist an die Frage gebunden, ob er auf<br />
dieses höchste Gut und letzte Endziel, d.h. Gott, hingeordnet<br />
ist. Der Sport kann nach Auffassung des Papstes diesem<br />
höchsten Ziel dienen, und zwar auf dem Weg über Zwischenziele,<br />
die gleichsam verschiedenen Ebenen zugeordnet sind.<br />
Diese Stufenfolge der Zielsetzung lässt sich folgendermaßen<br />
skizzieren: Der Sport ist nach Pius XII. eine Form der körperlichen<br />
Erziehung, das heißt, ihm kommt die Aufgabe zu, "den<br />
Gebrauch, die Entfaltung, die Beherrschung der im Körper<br />
schlummernden Kräfte zu bezwecken, aber auch Entspannung,<br />
Erholung und Freude zu verschaffen". Dazu sei es<br />
notwendig, den Körper "einer strengen und sogar harten<br />
Disziplin" zu unterwerfen, denn "Gewöhnung an Anstrengung,<br />
Widerstandsfähigkeit gegen Schmerz, strenge Sitten<br />
der Enthaltsamkeit und Mäßigkeit sind unerlässliche Vorbedingungen<br />
zur Erringung der Sieges".<br />
Den Sport nur unter diesem Gesichtspunkt zu beurteilen, ist<br />
nach Auffassung Pius XII. eine unzureichende Betrachtungsweise,<br />
denn Spiel und Sport sind entsprechend seinem Verständnis<br />
auch an die Grundwahrheit gebunden, nämlich, dass<br />
"die Seele den endgültig bestimmenden Ausschlag für alle<br />
äußeren Handlungen gibt". Der Sport steht also im Dienst der<br />
Seele, bzw. die Seele gebraucht den durch den Sport vorbereiteten<br />
Leib "zur Entfaltung des inneren und äußeren Lebens<br />
der Person".<br />
Auf der Grundlage dieser Bewertung des Sports ergeben sich<br />
für den Papst zwei Forderungen. Die erste betrifft die Rangordnung<br />
Körper - Seele im Konfliktfall. Was immer auch<br />
unter Konfliktfall zu verstehen ist, der Papst ist der Auffassung,<br />
dass die Interessen der Seele unantastbar und allem<br />
übergeordnet sind. "Wahrhaftigkeit und Rechtschaffenheit,<br />
Liebe, Gerechtigkeit und Billigkeit, sittliche Unantastbarkeit<br />
und natürliche Schamhaftigkeit, die schuldige Sorge für<br />
Gesundheit und Leben, für die Familie und den Beruf, den<br />
guten Namen und die wahre Ehre dürfen der sportlichen<br />
Betätigung, ihren Siegen und ihrem Ruhm nicht untergeordnet<br />
werden". Insbesondere beklagt der Papst den Irrtum, "der<br />
das Verfügungsrecht über den eigenen Körper für unbegrenzt<br />
hält und ihn folglich offenkundig Gefahr und erschöpfenden<br />
Anstrengungen aussetzt oder ihm, um ihn zu Leistungen zu<br />
zwingen, die die eigenen Kräfte nicht hergeben, ernstlich<br />
schädliche Substanzen zuführt, wie die starken Stimulantien,<br />
die nicht nur dem Organismus vielleicht nicht wieder gut zu<br />
machende Schäden zufügen".<br />
38<br />
Die zweite Forderung bezieht sich auf die Stellung des Sports<br />
innerhalb des gesamten menschlichen und christlichen<br />
Lebens. Der Sport ist nach Pius XII. trotz aller förderlichen<br />
Auswirkungen auf Mensch und Gesellschaft nicht das<br />
"hauptsächliche Element des menschlichen Handelns", denn<br />
mit ihm sind keine "unerlässlichen Lebenswerte noch absolute<br />
moralische Notwendigkeiten" verbunden. In diesem<br />
Zusammenhang formuliert der Papst Richtlinien, die sich<br />
konkret auf die Bereiche menschliche Arbeit, Familie und<br />
Sonntagsgottesdienst und deren Verhältnis zum Sport beziehen.<br />
Der Sport trägt schließlich - so Pius XII. - zur charakterlichen<br />
Bildung bei, wenn er sich in den Dienst der Seele stellt. Er<br />
macht den Menschen mutig, lässt ihn ein großmütiger Verlierer<br />
und ein freundlicher Sieger sein, er "schärft die Sinne,<br />
vermittelt geistigen Tiefblick und stählt den Willen zur<br />
Beharrlichkeit". In diesem Zusammenhang weist der Papst<br />
dem Fairplay-Gedanken eine besondere Bedeutung zu, denn<br />
durch ihn wird der Sport zu einer "Schule der Anständigkeit,<br />
des Mutes, des Ertragens, der Entschlossenheit und allgemeinen<br />
Brüderlichkeit".<br />
Johannes XXIII. (1958-1963)<br />
Papst Johannes XXIII. hat von seiner Veranlagung wie von<br />
seinem Werdegang her den Sport nie aus der Nähe kennen<br />
gelernt. Umso erstaunlicher ist es, wie aufgeschlossen er sich<br />
zu den Fragen und Problemen der Leibesübungen und der<br />
Leibeserziehung öffentlich äußert.<br />
Die grundsätzliche Auffassung Johannes XXIII. zum Sport, wie<br />
wir sie seinen Ansprachen aus den Jahren 1959 (Kongress des<br />
italienischen Sportzentrums) und 1960 (Olympische Spiele)<br />
entnehmen können, knüpft in wesentlichen Punkten an die<br />
seines Vorgängers an, wobei er im Leistungsstreben "einen<br />
sehr großen pädagogischen und geistigen Wert" sieht.<br />
Man würde jedoch die Auffassung des Papstes unvollständig<br />
wiedergeben, würde man nicht jenes Anliegen hervorheben,<br />
das er in seiner Ansprache an den ersten italienischen Nationalkongress<br />
über den Sport 1963 als bedeutungsvolles Ziel<br />
des Sports bezeichnet hat, nämlich die friedliche Begegnung<br />
und Einigung der Völker.<br />
Paul VI. (1963-1978)<br />
Im Verlaufe seines Pontifikates hat sich Paul VI. wie Pius XII.<br />
in unzähligen Ansprachen und Verlautbarungen zum Sport<br />
geäußert. In der grundsätzlichen Wertung des Sports steht<br />
Paul VI. noch in der Tradition seiner Vorgänger, unterstreicht<br />
jedoch in seinen Botschaften anlässlich der in seiner Amtszeit
stattfindenden Olympischen Spiele von Mexiko 1968 und<br />
Montreal 1976 deren große Bedeutung für den Frieden und<br />
das brüderliche Miteinanderleben der Rassen in den fünf<br />
Erdteilen: "Auch wenn wir gewisse Gefahren nicht übersehen,<br />
bleiben wir weiterhin davon überzeugt, dass die Olympiade<br />
menschliche Werte zur Entfaltung zu verbringen vermag, die<br />
für alle Menschen schätzenswert, besonders aber den Christen<br />
teuer sind. Sie fördert die gegenseitige Hochachtung und<br />
den Frieden zwischen den Völkern auf einem Gebiet, wo alle<br />
Gegensätze auf einen friedlichen Wettstreit hinaus laufen<br />
sollten."<br />
In diesem Sinne - so Paul VI. in seiner Botschaft - fühlt sich<br />
die Kirche, deren Sendung geistlicher und überirdischer Natur<br />
ist, zu einem herzlichen Dialog mit der Welt des Sports aufgerufen,<br />
für dessen Anstrengungen sie lebhaftes Interesse<br />
bekundet.<br />
Johannes Paul II. (1978-2005)<br />
Die Betrachtungsweise des Sports erfährt bei Johannes Paul<br />
II. eine neue Qualität bzw. eine neue Dimension. Dirk Schümer<br />
schrieb in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung : "…für<br />
Karol Wojtyla war der Sport immer schon ein Lebens- und<br />
Glaubenselement …". Unter den wiederum zahlreichen<br />
Ansprachen und Botschaften kann die große Rede des Papstes<br />
aus dem Jahr 1984 anlässlich der Heilig-Jahr-Messe im<br />
römischen Olympiastadion als beispielhafte Dokumentation<br />
seiner Sportauffassung angesehen werden.<br />
Unter Berufung auf den Brief des Apostels Paulus an die<br />
Korinther ist nach Meinung des Papstes der Sport unter die<br />
menschlichen Werte zu zählen, denn auch Paulus erkennt die<br />
grundlegende Gültigkeit des Sports an, betrachtet ihn nicht<br />
nur als Vergleichsmöglichkeit zur Erläuterung eines höheren<br />
ethischen und asketischen Ideals und erachtet ihn in "seiner<br />
inneren Wirklichkeit als Bildungsfaktor des Menschen und als<br />
Komponente der Kultur und der Gesellschaft". "So hat der Hl.<br />
Paulus in der Fortsetzung der Lehre Jesu" - so der Papst - "die<br />
christliche Haltung zu dieser wie anderer Ausdrucksformen<br />
der natürlichen Fähigkeiten des Menschen, wie Wissenschaft,<br />
Arbeit, Kunst, Liebe, soziales und politisches Engagement,<br />
festgelegt: keine Haltung von Ablehnung oder von Flucht,<br />
sondern von Achtung, von Wertschätzung, wenn nicht gar<br />
von Befreiung und Erhebung: mit einem Wort, von Erlösung".<br />
Auf der Grundlage dieser biblischen Aussagen entwirft der<br />
Papst sein weiteres Bild vom Sport.<br />
a) Der Sport im Dienste des Menschen. b) Die Würde der<br />
menschlichen Person ist das Ziel jeder sportlichen Aktivität<br />
und Maßstab für deren Beurteilung. c) Der Sport ist ein fairer<br />
und hochherziger Vergleich, ein Ort der Begegnung, ein Band<br />
der Freundschaft. d) Der Sport kann echte Kultur sein, wenn<br />
er für die menschlichen und universalen Werte zur ausgewogenen<br />
Entwicklung des Menschen in allen seinen Dimensionen<br />
offen steht und empfänglich ist. e) Der Sport ist wegen<br />
seiner Universalität ein Mittel der Brüderlichkeit und des<br />
Friedens. f) Der Sport kann einen gültigen und fruchtbringenden<br />
Beitrag zur friedlichen Koexistenz aller Völker leisten,<br />
"jenseits jeder Diskriminierung von Rassen, Sprachen und<br />
Ländern".<br />
Die geistliche<br />
Bedeutung des Sports:<br />
In Anlehnung an die Worte des hl. Paulus: "Jeder Wettkämpfer<br />
lebt aber völlig enthaltsam" (1. Kor 9,25) nennt der Papst<br />
Tugenden, die für die Sportausübung unerlässlich sind, aber<br />
für den Christen im Sinne des Apostels auch eine geistliche<br />
Bedeutung haben: Ehrlichkeit gegenüber sich und andern,<br />
Loyalität, moralische Kraft mehr als physische Kraft, Ausdauer,<br />
Geist der Zusammenarbeit und der Geselligkeit, Hochherzigkeit,<br />
Selbstlosigkeit, Weite der Gesinnung und des Herzens,<br />
Fähigkeit miteinander zu leben und zu teilen.<br />
Der Brief des Apostels Paulus enthält nach Meinung des<br />
Papstes Elemente, um nicht nur eine Anthropologie sondern<br />
eine Ethik des Sports und auch eine Theologie zu entwerfen,<br />
"die seinen ganzen Wert herausstellt".<br />
"Der Sport ist zunächst eine Würdigung des Leibes, das<br />
Bemühen, optimale körperliche Bedingungen zu erreichen."<br />
Der Mensch ist entsprechend dem christlichen Glauben durch<br />
die Taufe Tempel des Heiligen Geistes. Deshalb sagt der<br />
Apostel: "Verherrlicht also Gott in eurem Leibe!" - "Sport ist<br />
der Kampfgeist, Wettkampf um die Erlangung eines Siegeskranzes,<br />
eines Rekords". Der christliche Glaube nennt als<br />
"unvergänglichen Siegeskranz" das ewige Leben als Geschenk<br />
Gottes, "das Ziel eines täglichen Ringens in der Übung der<br />
Tugenden". Das Geheimnis des Lebens und damit auch die<br />
tiefste und wahrste Dimension des Sports ist im Wort des<br />
Apostels Johannes zu suchen: "Dies trage ich euch auf: Liebt<br />
einander!" (Joh 15,9-17) Entsprechend dieser Botschaft ruft<br />
der Papst die Sportler dazu auf, eine "Kultur der Liebe", "eine<br />
Gesellschaft der Liebe" aufzubauen und dazu durch ihren<br />
Sport und ihr ganzes Verhalten, "durch die Frische eurer<br />
Empfindungen, den Ernst der Disziplin, zu dem euch der<br />
Sport erziehen kann", einen Beitrag zu leisten.<br />
Für Johannes Paul II. ist der Sport schließlich ein eigener<br />
menschlicher Wert; er besitzt ein anthropologisches Fundament.<br />
Er ist Lebensfreude, ist Spiel und Fest, ist ein Ereignis<br />
für menschliche Liebe.<br />
OF<br />
39
Was as macht eigentlich ...<br />
Ingrid Mickler-Beck<br />
Mickler-Becker<br />
er<br />
Von Steffen Haffner<br />
" Eine Meisterin der Vielseitigkeit und eine virtuose Spezialistin<br />
zugleich." So hat der Laudator Otto Schily Ende<br />
Mai im noblen Berliner Adlon Ingrid Mickler-Becker<br />
genannt. Und damit meinte der Bundesinnenminister nicht nur<br />
die sportlichen Fähigkeiten, sondern auch die beruflichen und<br />
ehrenamtlichen Leistungen der zweifachen Olympiasiegerin und<br />
Europameisterin sowie vielmaligen <strong>deutsch</strong>en Meisterin. Im<br />
glanzvollen Rahmen des Hotels am<br />
Brandenburger Tor wurde das<br />
Leichtathletik-Idol mit der Goldenen<br />
Sportpyramide 2005 der Stiftung<br />
Deutsche Sporthilfe geehrt.<br />
Und damit wurde die eindrucksvolle<br />
Reihe der bisherigen Preisträger mit<br />
Hans-Günter Winkler, Rosi Mittermaier-Neureuther,<br />
Uwe Seeler,<br />
Manfred Germar, Roland Matthes<br />
und nicht zuletzt des posthum<br />
geehrten Max Schmeling verlängert.<br />
Wir sitzen bei einer Tasse Kaffee in<br />
ihrem Licht durchfluteten, großzügigen<br />
Haus im 2.500-Einwohner-<br />
Ort Zornheim vor den Toren von<br />
Mainz. Das Gespräch geht zurück in<br />
die frühen Jahre. Wie das so war<br />
mit ihrem Leben, und wie das so<br />
ging mit dem Sport. Der Aufstieg<br />
auf den Olymp ist der kleinen Ingrid<br />
nicht an der Wiege gesungen<br />
worden. Sie ist eines jener Kriegskinder,<br />
auf die sich zur Zeit der öffentliche Fokus richtet. Und<br />
doch schwärmt die heute Zweiundsechzigjährige von einer<br />
glücklichen Kindheit. Und das, obwohl sie ihren Vater nicht<br />
bewusst kennen gelernt hat. "Ich war zwei, als er fiel. Wenn<br />
andere von ihrem Vater erzählten, erzählte ich von meinem<br />
Großvater." Und der, ein angesehener Anwalt und Notar, schuf<br />
den gutbürgerlichen Rahmen, in dem seine Enkeltochter wohlbehütet<br />
aufwuchs. Er spielte in der persönlichen Zuwendung eine<br />
40<br />
entscheidende Rolle für ihre jungen Jahre und damit für ihr<br />
gesamtes Leben.<br />
Zum Beispiel sorgte der Großvater dafür, dass sie als Zehnjährige<br />
in den Turnverein 1862 ihrer westfälischen Heimatstadt<br />
Geseke gehen durfte, gegen den Widerstand der Mutter. "Ich<br />
hab viel mit meinen Brüdern und ihren Freunden Fußball<br />
gespielt. Das sollte ich absolut nicht,<br />
das schickte sich nicht für ein<br />
Mädchen aus gutem Hause. Von der<br />
Turnerei hatte meine Mutter ähnliche<br />
Befürchtungen." Im Turnverein<br />
flammte dann ein Feuer der Begeisterung<br />
für den Sport auf, das bis<br />
zum heutigen Tag lodert. "Wenn<br />
mittwochs die Turnstunde vorbei<br />
war, freute ich mich schon auf das<br />
nächste Mal. Ich hab das geliebt,<br />
dieses Turnen an den Geräten." Und<br />
sie wäre bestimmt eine sehr gute<br />
Kunstturnerin geworden. "Aber<br />
irgendwann wurde ich größer,<br />
wuchs bis zu 1,77 Meter Körpergröße.<br />
Nur wuchsen die Geräte<br />
nicht mit und konnten, anders als<br />
heute, nicht flexibel eingestellt<br />
werden."<br />
Bei den Bergfesten der Turner fiel<br />
dann das leichtathletische Talent<br />
des Teenagers auf. 1959 holte sie<br />
gleich bei ihren ersten <strong>deutsch</strong>en<br />
Jugendmeisterschaften den Titel im 100-Meter-Lauf. Ein Jahr<br />
später startete sie bei den Meisterschaften der "Großen" im<br />
Hochsprung. "Und da gab es nur Missverständnisse. Ich hatte<br />
1,65 Meter übersprungen, und die Kampfrichter wollten die<br />
Latte auf 1,68 Meter legen. ‚Nein', habe ich gesagt. Das ist nicht<br />
üblich. Ich will nur 1,67 Meter." Und Ingrid meinte, dann diese<br />
Höhe übersprungen zu haben. "Beifall brandete auf, und es<br />
herrschte große Aufregung. Zwei Funktionäre kamen in grauen
Hosen und blauen Blazern.<br />
Sie gratulierten mir aber<br />
nicht, sondern sagten: ‚Ob<br />
wir dich mitnehmen können<br />
nach Rom, das wissen wir<br />
noch nicht, und höchstwahrscheinlich<br />
geht es auch<br />
nicht.' Da hab ich gesagt:<br />
Und ich fahre doch nach<br />
Rom. Denn ich habe schon<br />
meinen Hut, meinen grauen<br />
Faltenrock, meinen blauen<br />
Blouson, meinen Kleidersack,<br />
habe meine Fahrkarte, für die<br />
habe ich 100 Mark bezahlt.<br />
Und das gebe ich Ihnen nicht<br />
her. Ich fahre." Ingrid Becker sprach von ihrer Teilnahme am<br />
olympischen Jugendlager, die Funktionäre aber meinten den<br />
Start bei den Olympischen Spielen. Wie sich herausstellte,<br />
hatten die Kampfrichter die Latte gegen ihren Willen auf 1,68<br />
Meter gelegt. Das war <strong>deutsch</strong>er Rekord und Olympianorm.<br />
Wenig später gewann sie in Hannover die gesamt<strong>deutsch</strong>e<br />
Olympia-Ausscheidung. Eine Ausnahmegenehmigung machte<br />
der Siebzehnjährigen als Jüngste den Weg in die gesamt<strong>deutsch</strong>e<br />
Olympiamannschaft frei.<br />
Die Olympischen Spiele von Rom 1960 waren ihr erstes großes<br />
internationales Sportfest. "Ich war hingerissen von dem bunten<br />
Treiben im Olympischen Dorf." Und sogar während ihres Hochsprung<strong>wettbewerb</strong>s<br />
fotografierte sie alles, was sich um sie<br />
herum bewegte. Ihr Betreuer Heinz Fallak hatte ihr eingeschärft,<br />
dass sie alphabetisch nach Jolanda Balas dran käme. Mit dieser<br />
Gewissheit ließ sie sich auch nicht von einem italienischen<br />
Kampfrichter irritieren, der in seiner Landessprache immer<br />
wieder aufgeregt auf sie einredete. Erst ausländische Athletinnen<br />
machten ihr begreiflich, dass der Hochsprung<strong>wettbewerb</strong><br />
schon weit fortgeschritten war und sie endlich springen müsste.<br />
Auf die Entgegnung der unerfahrenen Deutschen: "Ich spring<br />
doch erst, wenn die Balas springt…" , erklärten sie ihr: "Die<br />
rumänische Weltrekordlerin fängt erst an, wenn wir alle schon<br />
ausgeschieden sind." Und tatsächlich: Die Balas gewann mit<br />
1,85 Meter, während Ingrid Becker mit zwei Sprüngen über 1,65<br />
und 1,68 Meter immerhin Olympianeunte wurde.<br />
Das Erlebnis der Spiele von Rom aber hatte das olympische<br />
Feuer in der jungen Athletin für ein ganzes Leben entfacht. "Ich<br />
war siebzehn, kam aus dem kleinen Geseke, es war mein erster<br />
Flug, ich war das erste Mal von zu Hause weg, ohne Aufpasser.<br />
Es gab Schalen voller Früchte, die hab ich vorher noch nie<br />
gesehen. Die Schlussfeier war schlicht und ergreifend, keine<br />
Inszenierung wie heute. Die Zuschauer haben plötzlich ihre<br />
Programmhefte angesteckt. Das Stadion war ein Lichtermeer.<br />
Und ich hab vor Rührung geheult wie ein Schlosshund."<br />
Ihr nächstes Ziel war klar: Auch vier Jahre später wieder dabei<br />
sein. Was ihr gelang. Und sie genoss 1964 die Tage von Tokio,<br />
das damals noch so exotisch fern war wie für uns heute der<br />
Mond. "1963 war ich das erste Mal in Tokio zu vorolympischen<br />
Wettkämpfen. Der Pfarrer in der Kirche forderte die Gemeinde<br />
auf: ‚Wir wollen beten, dass Ingrid wieder heil nach Hause<br />
kommt.' Das Flugticket kostete 4.500 Dollar. Das waren bei<br />
einem Wechselkurs von einem Dollar zu 4,20 D-Mark rund<br />
20.000 Mark. Dafür konnte man in Geseke ein Haus kaufen. Da<br />
ist mir schlagartig klar geworden, wie privilegiert ich war."<br />
Ingrid freute sich bei den Spielen aus vollem Herzen über ihren<br />
vierten Platz im Weitsprung, einen Zentimeter an der Bronzemedaille<br />
vorbei. Und sie konnte nicht verstehen, dass viele mit<br />
einem "ganz schön, aber schade ..." reagierten.<br />
Für Mexiko 1968 war ihr Ehrgeiz geweckt. "Ich sagte mir, wenn<br />
ich mit so wenig Training Vierte geworden bin, dann kann ich<br />
auch Olympiasiegerin im Weitsprung werden." Doch Montezumas<br />
Rache, eine bekanntermaßen heftige Darmgrippe, machten<br />
ihre Träume zunichte. "Na dann eben der Fünfkampf", hat sich<br />
Ingrid Becker gesagt, die gerade noch rechtzeitig wieder zu<br />
Kräften gekommen war. Alles lief gut. Doch vor dem Kugelstoßen<br />
fuhr ihr der Schreck in die Glieder. "Ich hatte zwar Spikes<br />
und meinen Hochsprungschuh, nicht aber die Turnschuhe<br />
eingepackt. Und barfuß oder mit Doktor Scholls Fußlatschen, die<br />
ich damals in Mexiko gerne trug, anzutreten, wäre sinnlos<br />
gewesen. Meta Antenen (die Schweizer Mehrkämpferin) fragte<br />
für mich bei Konkurrentinnen nach einigermaßen passenden<br />
Schuhen. Und so absolvierte ich den ersten Versuch in den<br />
Schuhen einer meiner schärfsten Konkurrentinnen aus der<br />
Sowjetunion, den zweiten in den Schuhen von Liese Prokop, der<br />
heutigen österreichischen Ministerin, und den dritten in Schuhen<br />
der Marke Brütting." Statt der möglichen fünfzehn, sechzehn<br />
Meter kam nur eine Weite von 11,48 Meter heraus. Aber<br />
mit Hilfe ihrer Widersacherinnen hatte sie ihre Chance gewahrt.<br />
"Ich frage mich, ob diese Hilfsbereitschaft auch heute im Profizeitalter<br />
noch möglich wäre."<br />
Im Hochsprung des Fünfkampfs prasselte tropischer Regen vom<br />
mexikanischen Himmel herab. Aus der Stadionkurve erschallten<br />
Anfeuerungsrufe. "Einer rief mehrmals: ‚Ingrid, halte durch!' Das<br />
war Max Schmeling, der später immer wieder zu mir sagte:<br />
‚Ingrid, weißt du noch damals Mexiko? Das war toll.'" Während<br />
die anderen Wettkämpferinnen auf der rutschigen Anlage hinter<br />
ihren Möglichkeiten zurückblieben, erzielte Ingrid Becker mit<br />
1,71 Meter persönliche Bestleistung. Und tatsächlich: Mit einem<br />
<strong>deutsch</strong>en Rekord im abschließenden 200-Meter-Lauf (23,5<br />
Sekunden) konnte die schlanke Westfälin ihren ersten Olympiasieg<br />
perfekt machen. Nach der Rückkehr stand Geseke Kopf.<br />
20.000 Menschen waren in dem Ort (zwischen Lippstadt und<br />
Paderborn), der nur 13.000 Einwohner hatte. "Doch so stürmisch<br />
ich gefeiert wurde, so gut haben die Geseker mich aufgefangen.<br />
Ich gehörte einfach dazu."<br />
Nur mit ihrem Traum, Olympiasiegerin im Weitsprung zu werden,<br />
wurde es nichts. Mit ihrem Europameistertitel in Helsinki<br />
avancierte sie zur Favoritin für München 1972. Sie war drauf<br />
und dran, die erste Siebenmeterspringerin der Welt zu werden.<br />
41
Und einmal glückte ihr ein Satz auf zirka 7,20 Meter. Doch ein<br />
übereifriger Helfer an der Weitsprunggrube löschte zu früh mit<br />
dem Rechen den Abdruck im Sand. Nach vertrackten Rückenbeschwerden<br />
konnte die inzwischen verheiratete Ingrid Mickler-<br />
Becker erst spät das Training für die Spiele von München 1972<br />
aufnehmen. Und scheiterte prompt in der Weitsprung-Qualifikation.<br />
"Es war das erste Mal eine Belastung da, die ich aber<br />
nicht wahrhaben wollte. Das Wort Druck, das heute fast in<br />
jedem Interview vorkommt, kannte ich gar nicht." Doch auch<br />
diesen Rückschlag steckte sie weg und legte mit der besten Zeit<br />
auf der Gegengeraden, der längsten Strecke, den Grundstein<br />
zum Triumph der bundes<strong>deutsch</strong>en Sprintstaffel über das DDR-<br />
Quartett. Ihre zweite olympische Goldmedaille konnte sie aber<br />
nicht so recht genießen. Zu sehr hatte das Geiseldrama den<br />
Erfolg überschattet. "Nach dem Rennen habe ich die Spikes<br />
ausgezogen. Und wusste: Das war's dann."<br />
"Ohne den Sport hätte ich mir gesagt: Ich studiere nicht und<br />
bleibe lieber in Geseke. Ich habe durch den Sport die Welt kennen<br />
gelernt und meinen Horizont ungeahnt erweitert." Die<br />
Verwaltungsangestellte holte das Abitur auf dem Zweiten Bildungsweg<br />
nach. Folgte dem Ruf von Professor Berno<br />
Wischmann zum USC und zur Universität nach Mainz. Studierte<br />
Sport, Pädagogik, Soziologie und Psychologie, schloss ihr Studium<br />
mit drei Diplomen und einem Vordiplom ab und erhielt den<br />
Kultusministerpreis für den besten Studienabschluss. "Ich hätte<br />
am liebsten immer weiter studiert." Lange Jahre unterrichtete sie<br />
mit Freude an einem Mainzer Gymnasium Sport und Sozialkunde,<br />
war zusätzlich in der Schullaufbahnberatung eingespannt.<br />
Ende der achtziger Jahre ließ sie sich für zwei Jahre vom Schuldienst<br />
beurlauben, ging mit ihrem Mann und ihrem Sohn<br />
Philipp nach Amerika. "Ich studierte noch einmal vier Semester<br />
an der University of Michigan. Die zwei Jahre waren ein Traum."<br />
In dieser Zeit wurde die ganze Familie vom Golfbazillus befallen,<br />
der sich inzwischen zu einer dauerhaften Epidemie ausgewachsen<br />
hat. Mittlerweile hat die frühere Leichtathletin ihr Handicap<br />
auf 9,5 verbessert, ohne mit ihren "Männern" mithalten zu<br />
können. Auch dieses Hobby betreibt sie locker, ohne je systematisch<br />
von einem Pro geschult worden zu sein. "Mit Sport hat das<br />
nichts zu tun. Das ist ein lockerer Spaziergang. Aber durch die<br />
Spielidee hat Golf einen hohen Aufforderungscharakter."<br />
Nach ihrer Rückkehr aus den USA wurde Ingrid Mickler-Becker<br />
1990 zur Staatssekretärin im rheinland-pfälzischen Ministerium<br />
für Familie, Sport und Soziales berufen. Ein Aufstieg, den ihr in<br />
Deutschland bis auf den heutigen Tag noch kein Athlet und<br />
noch keine Athletin nachgemacht hat. "Ich wollte das eigentlich<br />
gar nicht. Aber mein damals dreizehnjähriger Sohn sagte zu mir:<br />
‚Mama, mach doch den Job. Du schaffst das schon.' Es war dann<br />
schön, gestalten und die Entscheidung darüber selbst herbeiführen<br />
zu können." Die Beamten staunten über ihre Sachkompetenz<br />
und fahndeten nach einem Einflüsterer im Ministerium.<br />
"Den gab's aber nicht. Was die wenigsten wussten: Ich hatte ja<br />
zehn Jahre Verwaltungserfahrung auf dem Buckel, und ich<br />
konnte Haushaltpläne lesen." Eine wertvolle Fähigkeit.<br />
42<br />
Neben dem Beruf und einem intakten Familienleben mit ihrem<br />
Mann Friedel, ihrem Jugendfreund aus Geseke, und ihrem Sohn<br />
Philipp nahm sich Ingrid Mickler-Becker immer auch die Zeit für<br />
ehrenamtliches Engagement. 1969 bei der Europameisterschaft<br />
in Athen, als auf Betreiben der DDR der ehemals ost<strong>deutsch</strong>e<br />
Weltrekordläufer Jürgen May vom Start ausgeschlossen wurde<br />
und die bundes<strong>deutsch</strong>e Mannschaft als Geste gegenüber den<br />
Griechen nur in den Staffeln startete, profilierte sie sich als<br />
Athletenvertreterin. "Wir sind gegen die Mauern der Funktionäre<br />
gerannt." Die hatten sich auf mündliche Zusagen verlassen, dass<br />
May starten dürfe, anstatt das Regelwerk zu studieren.<br />
"Ich habe immer gepredigt: ‚Frauen dürfen nicht den Fehler<br />
machen wie Männer und zu viele Ämter annehmen.' Als wir<br />
nach Amerika gegangen sind, habe ich erschrocken festgestellt,<br />
dass ich siebzehn Ämter hatte." Nicht zuletzt setzte sie sich für<br />
Frauen im Sport und außerhalb des Sports ein. Die Konsequenz:<br />
Sie übt jetzt nur noch zwei Funktionen aus, ihre Mitgliedschaft<br />
im NOK und ihre Tätigkeit im Gutachterausschuss der Sporthilfe.<br />
Gerade die Arbeit für die Athleten liegt ihr besonders am Herzen.<br />
"Ich bin froh, dass ich zu meiner Zeit Sport getrieben habe. Ich<br />
könnte nie als Hauptberuf Sport treiben, ohne Berufsausbildung,<br />
ohne Studium, mit täglichem Training, täglicher Behandlung<br />
durch Physiotherapeuten, Trainings- und Essensfahrplänen. Das<br />
würde mich todunglücklich machen." Besorgt sieht sie den<br />
Wettlauf zwischen der Doping- und der Anti-Doping-Fraktion.<br />
Und warnt: "Es wäre tödlich, Doping freizugeben."<br />
Nach wie vor nimmt die Olympiasiegerin Anteil am Sport,<br />
verfolgt das Geschehen in der Leichtathletik, ohne noch oft in<br />
die Stadien zu gehen. Beim Frühstück beginnt sie ihre Zeitungslektüre<br />
mit dem Finanzteil einer überregionalen Frankfurter<br />
Zeitung, "aber von hinten, mit den Sportseiten". Samstags<br />
schaut sie "live" die Bundesliga auf Premiere. Sie freut sich, dass<br />
die "Meenzer" den Klassenverbleib geschafft haben, trauert aber<br />
mit den Bochumern, die absteigen mussten. Nach wie vor ist sie<br />
als freie Mitarbeiterin für ein großes Unternehmen tätig, für das<br />
sie Fragebögen für die Personalentwicklung entwirft.<br />
Es ist ruhig geworden im Haus. Ihr Sohn Philipp, ein begeisterter<br />
Schlagzeuger, lebt zur Zeit nach dem Jurastudium in Spanien.<br />
Dafür ist ihr Mann, der eine gute Stellung bei Opel bekleidete,<br />
im Ruhestand, den er zum nicht geringen Teil auf dem Golfplatz<br />
verbringt. Die beiden sind Mitglieder in fast allen Zornheimer<br />
Vereinen, nicht zuletzt auch beim TSV, bei dem Philipp viel<br />
versprechend Fußball gespielt hat. Sie gehen gerne zu den<br />
Fassenachtssitzungen der Weisenauer Burggrafen, schätzen das<br />
Theater und fühlen sich wohl in dem entspannten, ein wenig<br />
weinseligen Klima von Mainz. Haben dennoch den Faden in ihre<br />
Heimatstadt Geseke nicht abreißen lassen. Ruhe finden sie<br />
oberhalb der Stadt in ihrem Domizil zwischen den Weinbergen.<br />
Und es ist verständlich, dass Ingrid Mickler sagt: "Ich bin dankbar<br />
für ein tolles Leben." Beim Blick auf die Gegenwart und<br />
beim Blick zurück auf den Sport, der sie auf den richtigen Weg<br />
geführt hat.
Soviel Erinnerung war selten,<br />
glaubt man dem Feuilleton der<br />
FAZ - noch nie. Wieder einmal<br />
beflügelte ein Jahrestag das kollektive<br />
und, mehr denn je, das individuelle<br />
Gedächtnis. Sechzig Jahre nach<br />
der historischen Zäsur dachten viele<br />
Menschen daran, wie sie das Ende<br />
des Krieges und die Befreiung von<br />
der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft<br />
erlebt hatten. Auf<br />
allen Kanälen kamen so genannte<br />
Zeitzeugen zu Wort, um das Hoffen<br />
und Bangen jener Tage wieder<br />
lebendig erscheinen zu lassen.<br />
Auf diese höchst eindringliche Weise vervollständigte sich das<br />
Bild eines dunklen, ja des dunkelsten Kapitels <strong>deutsch</strong>er<br />
Geschichte, das sich ansonsten vor allem aus den Büchern<br />
oder Film und Fernsehen erschließt. Vielleicht mehr noch als<br />
etwa Bernd Eichingers Oscar-nominierte Produktion über die<br />
letzten Tage und den "Untergang" in Hitlers Reichskanzlei, die<br />
Kino-Dokumentation über Joseph Goebbels oder Heinrich<br />
Breloers TV-Dreiteiler über Hitlers Baumeister Albert Speer<br />
sind die authentischen Berichte unserer Eltern und Großeltern<br />
dazu geeignet, das Geschehen vom Frühjahr 1945 sowie<br />
seine Ursachen und Folgen dem Vergessen und Verdrängen zu<br />
entziehen.<br />
Es waren, soviel lässt sich auch für Nachgeborene leicht<br />
nachvollziehen, Wochen und Monate voll widerstrebender<br />
Gefühle, größter Not und aufkeimender Hoffnung, Verlust<br />
und Gewinn, Trauer und Freude, wobei je nach persönlicher<br />
Situation das eine oder das andere überwog. Natürlich wirkte<br />
das Gewesene nach, doch von existenzieller Bedeutung war<br />
die Frage nach dem Morgen und Übermorgen. Zunächst nur<br />
die wenigsten hatten klare Vorstellungen davon, wie ihr<br />
Leben nach dem Überleben zu sichern und zu gestalten sei.<br />
Häufig reichte der Blick nicht weiter als bis zur nächsten<br />
Mahlzeit und/oder einem Dach über dem Kopf.<br />
Der Grad der Zerstörung war<br />
immens, und diese betraf keineswegs<br />
allein Gebäude und andere materielle<br />
Werte, sondern auch und vor<br />
allem die Körper und Seelen der<br />
Menschen. Um so erstaunlicher aber,<br />
dass sich in den Trümmern, die Krieg<br />
und Diktatur hinterlassen hatten,<br />
alsbald wieder sportliches Leben zu<br />
regen begann. Trotz allem oder<br />
gerade deswegen. Endlich ließ sich,<br />
wenn auch mit einfachsten Mitteln<br />
und in Ermangelung organisatori-<br />
Auferstehung in Ruinen:<br />
Das Ende des Krieges war auch ein<br />
Anfang des Sports<br />
Von Andreas Höfer<br />
scher Strukturen, wieder die Leidenschaft für Bewegung und<br />
Wettkampf entfalten, ließen sich jene lang entbehrten<br />
Augenblicke unbeschwerter Lebensfreude erfahren, welche<br />
die Illusion einer selbst bestimmten und gesicherten Zukunft<br />
zu nähren vermochten. Schon von daher also lohnt sich die<br />
Erinnerung, wenn sie an entsprechenden Beispielen offenbart,<br />
welch großes Potenzial dem Sport auch und gerade jenseits<br />
von Rekorden und Medaillen innewohnt. Und diese Erkenntnis<br />
mag auch jenen eine Hilfe sein, die sich in diesen, inzwischen<br />
ganz anderen Zeiten bisweilen fragen, warum sie sich<br />
überhaupt noch im und für den Sport engagieren. Die Probleme,<br />
mit denen sich die Menschen im Mai 1945 und in den<br />
folgenden Monaten konfrontiert sahen, waren ganz anderer<br />
Natur. Fand man die Zeit und die Kraft, sich sportlich zu<br />
betätigen; waren geeignete "Spiel-Plätze" verfügbar, ließen<br />
sich die benötigten Gerätschaften ausfindig machen oder<br />
organisieren und hinreichend Gleichgesinnte zum Mitmachen<br />
motivieren?<br />
Stellten sich diese und andere Fragen überall in ähnlicher<br />
Weise, führten die jeweils örtlichen Gegebenheiten zu recht<br />
unterschiedlichen Antworten. Waren die Bedingungen des<br />
alltäglichen Lebens hier wie dort schwierig, nahm sich die<br />
Situation auf dem Land naturgemäß anders aus als in der<br />
Stadt. Während in manch<br />
ländlicher Gegend der<br />
Krieg kaum sichtbare<br />
Spuren hinterlassen hatte,<br />
waren die urbanen Zentren<br />
teilweise nicht wiederzuerkennen.<br />
Wie etwa<br />
Heinrich Böll in seinen<br />
frühen Romanen in<br />
bedrückend authentischer<br />
Weise schildert, bot sich<br />
Heimkehrern und<br />
Daheimgebliebenen ein<br />
Bild der Verwüstung, das<br />
43
eine Rekultivierung der einst blühenden Landschaften nur<br />
schwer vorstellbar erscheinen ließ. Und auch bewegte Bilder<br />
oder Fotos, die jene Tage und Wochen dokumentieren, vermitteln<br />
dem Betrachter - auch wenn er, "Gnade der späten<br />
Geburt", weit nach 1945 das Licht der Welt erblickt haben<br />
sollte - eine Ahnung vom Ausmaß der akuten Not, die etwa<br />
in Berlin oder Köln und natürlich auch andernorts vorgeherrscht<br />
hatte. Kann man sich da spielende Kinder oder deren<br />
Väter und Mütter vorstellen, wie sie ebenso virtuos wie engagiert<br />
dem runden Leder hinterher jagen oder ganz unbeschwert,<br />
gleichwohl hoch motiviert um die Wette schwimmen?<br />
Nur schwer. Um so erstaunlicher, dass es genau so oder<br />
ähnlich gewesen ist.<br />
Zum Beispiel in der Domstadt am Rhein, die bekanntlich einer<br />
Trümmerlandschaft glich. Hier war nur knapp ein Fünftel der<br />
Gebäude vom Bombenhagel verschont und nur einem Bruchteil<br />
der Bevölkerung Behausung und Zuhause geblieben.<br />
Logischerweise war auch die Mehrzahl der Sportstätten,<br />
Fußball- und Hockeyfelder, Tennisplätze und Turnhallen, bebzw.<br />
getroffen, also als solche unbenutzbar geworden.<br />
Zu den Ausnahmen zählte die "Hauptkampfbahn" in Müngersdorf<br />
mit ihren insgesamt circa 150 Hektar umfassenden<br />
Außenanlagen inklusive Radrennbahn, die sich, ähnlich etwa<br />
wie die großen Wettkampfstätten in Berlin oder Frankfurt am<br />
Main, kurzfristig wieder ihrer eigentlichen Bestimmung<br />
hätten zuführen lassen können, auch wenn die Folgen der 93<br />
verzeichneten Bomben- und Granateinschläge beträchtlich<br />
waren. Doch deren Beseitigung stand natürlich nicht ganz<br />
oben auf der Prioritätenliste der - erst allmählich wieder<br />
funktionierenden - Stadtverwaltung. Das Geld war so knapp<br />
wie das verfügbare Baumaterial, und erst wollten natürlich<br />
die existenziellen Notwendigkeiten, wie Instandsetzung und<br />
Neubau von Wohnungen sowie, allem voran, die Versorgung<br />
der Bevölkerung gewährleistet sein, ehe man sich den schönen,<br />
aber zunächst entbehrlichen Dingen des Lebens zuwenden<br />
konnte.<br />
Im Übrigen war das Stadion alsbald von der amtierenden<br />
Militärregierung<br />
beschlagnahmt und deren<br />
Zwecken nutzbar gemacht<br />
worden. Da dafür<br />
aber nur ein Bruchteil der<br />
ausladenden Anlage<br />
vonnöten war, ließ man<br />
die Bevölkerung keineswegs<br />
draußen vor der Tür,<br />
sondern erteilte die<br />
Erlaubnis zum Zugang,<br />
wovon reger Gebrauch<br />
gemacht wurde.<br />
44<br />
In etwa vergleichbar lief es in Berlin oder Frankfurt am Main,<br />
also der Stadt, in der General Eisenhower Quartier genommen<br />
hatte. Dort wurde das 1925 eingeweihte Stadion, im dem<br />
Rudolf Harbig am 12. August 1939, also kurz vor Kriegsbeginn,<br />
1:46,6 für 800 Meter benötigt und damit einen Weltrekord<br />
aufgestellt hatte, in "Victory Stadium" umbenannt und<br />
mit "Stars and Stripes" geschmückt. Schon Mitte Juli wurde<br />
der "Victory Pool" für Schwimmwettkämpfe genutzt, während<br />
die sogenannte Wintersporthalle für die Truppenbetreuung in<br />
Dienst genommen wurde.<br />
Größere Aktivitäten "auswärtiger", sprich <strong>deutsch</strong>er Veranstalter<br />
bedurften dagegen der besonderen Genehmigung. So<br />
konnte Mitte Juni 1946 erstmals ein "Tag der Eintracht"<br />
stattfinden, ein Stelldichein von <strong>deutsch</strong>en Leichtathleten,<br />
Fußballern, Turnern, Judokas, Ringern und Radsportlern, das<br />
immerhin 40.000 Zuschauer anlockte. Dieser Zuspruch, aber<br />
auch der Verlauf des Großsportfestes sowie nicht zuletzt die<br />
erzielten Leistungen beflügelten die Verantwortlichen in<br />
ihrem Wunsch, alsbald wieder Deutsche Meisterschaften -<br />
und zwar in der Leichtathletik - auszutragen. Der Realisierung<br />
solcher Blütenträume stand freilich das Veto der amerikanischen<br />
Behörden entgegen, denen namentlich die nationale<br />
Etikettierung ein Dorn im Auge war.<br />
Als man sich aber auf die Bezeichnung "Tag der Meister"<br />
einigen konnte, stand der Sache nichts mehr im Wege - sieht<br />
man davon ab, dass das Ereignis kommuniziert, also die<br />
Zielgruppe erreicht werden musste, dass sich die Anreise der<br />
Teilnehmer, schließlich waren es 380, gerade wenn sie in der<br />
<strong>französisch</strong>en, erst recht in der sowjetischen Zone beheimatet<br />
waren, zum Teil höchst abenteuerlich gestalten sollte, dass<br />
Verpflegung und Unterkunft organisiert werden wollten.<br />
Allen Widrigkeiten zum Trotz nutzen mehrere zehntausend<br />
Menschen aus Frankfurt und Umgebung im August 1946 die<br />
Chance, endlich wieder Spitzensport zu erleben und damit die<br />
Sorgen des Alltags für einige Stunden hinter sich zu lassen.<br />
Besonders goutiert - warum sollte dies damals anders gewesen<br />
sein - wurden die Erfolge der Lokalmatadoren, allen voran<br />
der Sieg von Heinz Ulzheimer über<br />
800 Meter, auch wenn er dafür<br />
knapp acht Sekunden mehr benötigte<br />
als Jahre zuvor Rudolf Harbig.<br />
Auf den ersten Fußball "im Zeichen<br />
des Sieges" mussten die Frankfurter<br />
noch einige Monate länger, genauer<br />
bis zum 1. Dezember warten, um<br />
einem 1:1 ihrer Eintracht im Oberliga-Spiel<br />
gegen Tabellenführer Nürnberg,<br />
dem Bayern München der<br />
Nachkriegszeit, beiwohnen zu können<br />
- ohne zu ahnen, dass es, in
Gestalt eines Torhüters namens Turek, einen späteren "Fußball-Gott"<br />
leibhaftig zu erleben gab. Hier passt eine im März<br />
1947 veröffentlichte Formulierung des Frankfurter Journalisten<br />
Richard Kirn: "Noch leben wir in Wüsten. Zu den Oasen<br />
gehört der Sport." Doch verpflichtet die Redlichkeit zu einer<br />
nüchternen Betrachtungsweise. Tatsächlich waren der Probleme<br />
und Schwierigkeiten nach dem Ende des Krieges mehr als<br />
genug. Groß war bereits die Hypothek der vorausgegangenen<br />
"tausend Jahre", die letztlich zum Glück nur zwölf umfasst<br />
hatten.<br />
Auch der Sport, namentlich seine Organisationen und Organisatoren<br />
waren auf breiter Front diskreditiert. Schließlich<br />
waren diese nicht nur "gleichgeschaltet" worden, sondern<br />
vielfach in vorauseilendem Gehorsam mit wehenden Fahnen<br />
ins nationalsozialistische Lager übergelaufen. Turn-"Führer"<br />
Edmund Neuendorff hatte die Seinen gar als dritte Säule der<br />
neuen "Bewegung" neben Stahlhelm und SA anzudienen<br />
versucht und bereitwillig eine Vorreiterrolle bei der - noch gar<br />
nicht offiziell verordneten - Arisierung seiner Sportart<br />
gespielt. Wahrhaft kein rühmliches Kapitel der <strong>deutsch</strong>en<br />
Sportgeschichte, deren Nachwirkungen selbst die heute<br />
Verantwortlichen bisweilen noch zu spüren bekommen.<br />
Verständlich, dass die neuen Machthaber in Deutschland den<br />
alten mit größter Skepsis begegneten. Anderseits sahen sie<br />
sich mit dem Dilemma konfrontiert, dass sie auf das Know<br />
How der Betreffenden nur schwerlich verzichten konnten,<br />
zumal, logischerweise, politisch nicht oder nur gering belastete<br />
Personen mit entsprechender Erfahrung Seltenheitswert<br />
hatten. Dass man sich diesbezüglich bisweilen in einer Grauzone<br />
bewegte, mag das Beispiel Carl Diems belegen, der -<br />
darüber streiten sich Experten bis heute - unter den Nazis<br />
eher gelitten oder eher profitiert, sich jedenfalls profiliert<br />
hatte, und sich auch unter den neuen politischen Vorzeichen<br />
bald wieder unentbehrlich machte. Seiner Initiative war etwa<br />
die Gründung der Deutschen Sporthochschule zu danken, die<br />
im November 1947 ihren zunächst bescheidenen Betrieb in<br />
den Räumlichkeiten des oben erwähnten Müngersdorfer<br />
Stadions in Köln aufnahm. Eine von vielen Voraussetzungen<br />
war die Genehmigung der zuständigen Militärbehörden.<br />
Behördliches Plazet war im Übrigen<br />
für alle sportlichen Aktivitäten<br />
vonnöten, sofern sie über spontanes,<br />
gleichsam unorthodoxes Bewegen<br />
und Wettkämpfen hinausgehen<br />
sollten. Dies betraf die Wieder- oder<br />
Neugründung von Vereinen, die<br />
Durchführung von Veranstaltungen<br />
und erst recht die Schaffung regionaler<br />
und nationaler Strukturen, die<br />
ebenso strengen Auflagen unterlag,<br />
wie die Durchführung entsprechen-<br />
der Veranstaltungen. Hierbei wurde allerdings sehr bald schon<br />
eine höchst unterschiedliche Haltung und Handhabung bei<br />
den vier Besatzungsmächten erkennbar, wobei die Richtlinien<br />
in der sowjetisch-besetzten Zone die weitaus rigidesten<br />
waren.<br />
Einigkeit herrschte aber allerorten dahingehend, dass man<br />
einer erneuten Indienstnahme des Sports für Nationalismus,<br />
Rassismus und Militarismus einen klaren Riegel vorschieben<br />
müsse. In diesem Sinne erließ der Alliierte Kontrollrat zwecks<br />
"Beschränkung und Entmilitarisierung des Sportwesens in<br />
Deutschland" mit Wirkung vom 17. Dezember 1945 die<br />
"Direktive 23", mit der etwa Fallschirmspringen, Segelfliegen<br />
oder Fechten explizit verboten wurden. Im Übrigen wurde<br />
verfügt, dass jede ins Leben zu rufende Organisation auf die<br />
lokale Ebene, nämlich das Niveau eines Kreises beschränkt<br />
bleiben musste. Aus dem hier artikulierten Misstrauen resultiert<br />
die Tatsache, dass die Gründung der Dachorganisationen,<br />
etwa des NOKs für Deutschland oder des Deutschen Sportbundes,<br />
bis 1949 bzw. 1950 auf sich warten ließ, auch wenn<br />
dafür noch manch andere Gründe den Ausschlag gaben.<br />
Fürs Erste ging es vielen ohnehin allein darum, sich wieder<br />
einmal (frei) bewegen und mit anderen messen zu können.<br />
Dabei hatten sie weniger das große Ganze im Blick, als die<br />
Regeneration der Keimzellen vor Ort. So richtete sich ihr<br />
Augenmerk auf den Verein, dem - typisch <strong>deutsch</strong> (?) - mit<br />
großem Herzblut zu alter neuer Blüte verholfen werden<br />
sollte. In Köln zum Beispiel waren bis Ende des letzten Kriegsbzw.<br />
ersten Nachkriegsjahres bereits wieder 100 Einträge im<br />
Vereinsregister vorgenommen worden.<br />
Zu danken war dies dem Engagement der Männer und Frauen,<br />
die in schwierigen Zeiten eben nicht auf höhere Weisung<br />
und Aktivitäten der Obrigkeit warteten, sondern selbst die<br />
Initiative ergriffen. Sie bauten den Sport "von unten" auf,<br />
verliehen ihm einen neuen, demokratischen Geist und legten<br />
damit das Fundament für eine beeindruckende Aufbauleistung.<br />
Wenn wir nun, sechzig Jahre nach Kriegsende, wenn auch<br />
unter gänzlich anderen Voraussetzungen und Vorgaben<br />
wieder nach neuen<br />
Wegen im <strong>deutsch</strong>en<br />
Sport suchen, darf man<br />
sich durchaus zurück<br />
erinnern. Eine Orientierung<br />
für konkretes Handeln<br />
sollte man dabei<br />
nicht erwarten, vielleicht<br />
aber einen Motivationsschub.<br />
OF<br />
45
Abschied von "Willi Daumes Pyramiden"<br />
P<br />
aris hat den Eiffelturm als Attraktion. Und München<br />
bald das Olympiastadion mit dem Zeltdach? Wenn<br />
nicht alles täuscht, wird es so kommen. Das letzte<br />
Bundesligaspiel auf dem Olympiagelände auf dem Oberwiesenfeld<br />
ist abgepfiffen. Abschied von einem Stadion, in dem<br />
Sportgeschichte geschrieben wurde.<br />
Die Fußball-Profis, die als Popstars des Sports das Geschehen<br />
bestimmen, ziehen um in die Allianz-Arena. Schon der Name<br />
zeigt, dass ein neues Zeitalter angebrochen ist. Im Olympiastadion<br />
störte die Laufbahn der Leichtathleten rund um den<br />
Rasen, weil sie die Distanz zum Geschehen für den Fan vergrößert.<br />
Er empfand, hoch oben auf dem letzten Rang sitzend,<br />
die Spieler manchmal wie Lilliput-Figuren in einem<br />
fernen Theater. Doch es sollte auf keinen Fall vergessen<br />
werden, dass im Olympiastadion Sportgeschichte geschrieben<br />
wurde. Eröffnet wurde es an einem schönen, biergartenwarmen<br />
Frühlingsabend, am 26. Mai 1972, drei Monate vor<br />
der Eröffnung der Olympischen Spiele. Es handelte sich<br />
offiziell um ein freundschaftliches Länderspiel gegen die<br />
Sowjetunion, das mit 4:1 gewonnen wurde. Gerd Müller, den<br />
sie später den "Bomber der Nation" nannten, erzielte den<br />
ersten Treffer. Er war dann so erfolgreich, dass sie seinen<br />
Torinstinkt mit dem schönen Tätigkeitswort "müllern" ehrten.<br />
Der letzte Treffer gelang am 14. Mai 2005 einem Slowaken in<br />
Diensten des 1. FC Nürnberg, als die Mannschaft bei Bayern<br />
mit 3:6 unterlag. Sein Name wird wohl kaum in die Geschichte<br />
eingehen - im Gegensatz zu Gerd Müller.<br />
Deutschland nimmt Abschied von einem Denkmal. Es ist nicht<br />
nur mit Franz Beckenbauer und Gerd Müller verbunden,<br />
sondern mit vielen Stars des Sports. Vor allem mit den großen<br />
Figuren, die Olympia 1972 zu einem Festival machten. Mit<br />
Olympiasiegern wie Heide Rosendahl und Hildegard Falck,<br />
Ulrike Meyfarth und Klaus Wolfermann, mit In- und Ausländern,<br />
mit dem siebenmaligen Schwimm-Olympiasieger Mark<br />
Spitz aus den USA und vielen anderen. Das war der Anfang.<br />
Der Rest der 33 Erfolgsjahre im Olympiastadion, das von dem<br />
Architekten Günther Behnisch erbaut wurde, lässt sich fast<br />
nur noch mit der Statistik erfassen. Millionen Menschen<br />
46<br />
pilgerten auf das Oberwiesenfeld. Im Jahr fanden fast 50<br />
Veranstaltungen hier statt. Das Stadion wurde dadurch nicht<br />
zu einer olympischen Ruine degradiert, wie das manchmal<br />
mit vergleichbaren Stätten geschehen ist.<br />
Bayern München wurde in diesem Stadion 19 Mal Deutscher<br />
Meister im Fußball. Deutschland gewann hier das Endspiel der<br />
Fußball-Weltmeisterschaft 1974 gegen die Niederlande. Viele<br />
Endspiele in internationalen Wettbewerben fanden hier statt,<br />
selbstverständlich auch Länderspiele. Eine Europameisterschaft<br />
in der Leichtathletik wurde ausgetragen. Nicht zuletzt<br />
war das Stadion ein Denkmal für Willi Daume, den unübertrefflichen<br />
Chef-Organisator, von vielen sogar als genial<br />
eingestuft. Er zog in eine Wohnung des Olympischen Dorfes,<br />
um seinem Lebenswerk nahe zu sein. Es klingt wie eine Hommage,<br />
wenn die Olympiabauten hochstilisiert werden zu "Willi<br />
Daumes Pyramiden". Und das trotz des Terroranschlags, der<br />
sogar die Existenz der Spiele gefährdete. Bis der Präsident des<br />
Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Avery Brundage,<br />
verkündete: "The Games must go on".<br />
Die Spiele gehen weiter. Auch jetzt? Im Olympiastadion<br />
erinnert man sich dabei nicht nur an den Sport. Auch die<br />
Rolling Stones traten auf und Michael Jackson. Kirchentage<br />
wurden hier organisiert. Papst Johannes Paul II. hielt eine<br />
Messe. Im neuen Stadion in der Allianz-Arena beginnt ein<br />
neues Zeitalter. Die Bayern sind hier zu Hause und 1860<br />
München, auch wenn die Frage, wer die Oberherrschaft über<br />
die bayerischen Fußball-Stammtische hat, längst gegen die<br />
"Löwen" entschieden wurde.<br />
Die neue Arena wurde eröffnet vor 30.000 Zuschauern durch<br />
ein Testspiel zweier Traditionsmannschaften von Bayern und<br />
1860. Die "Süd<strong>deutsch</strong>e Zeitung" überschrieb das Duell<br />
freundschaftlich-ironisch mit "Probejubeln im Raumschiff". Es<br />
ist ein modernes Stadion mit allem Komfort, mit 66.000<br />
überdachten Plätzen, mit 28 Kiosken, mit 54 Ticketschaltern.<br />
Nur das Parkplatzproblem ist mit einem Stauproblem verbunden.<br />
Das alte Olympiastadion wird dennoch in Erinnerung<br />
bleiben. Was bringt die Zukunft? Als Nächstes ist eine Weinmesse<br />
geplant. Großveranstaltungen wie Popkonzerte und<br />
Im Münchener Olympiastadion wurde 33 Jahre
Opernaufführungen sind in Aussicht gestellt. Außerdem<br />
besteht das Gelände ja nicht nur aus dem Stadion. Der Olympiapark<br />
ist ein beliebtes Ausflugsziel in München. Natürlich<br />
ein Besichtigungspunkt für Touristen. Wird das Zeltdach so<br />
beliebt wie die Frauenkirche? Der Vergleich scheint in diesem<br />
Fall etwas hoch gegriffen.<br />
Ein Schicksal besonderer Art blieb dem Olympiastadion<br />
erspart. Es wurde nicht für Werbezwecke umgetauft. Denn<br />
schließlich heißt das Volksparkstadion in Hamburg längst<br />
AOL-Arena. Das Niedersachsen-Stadion in Hannover firmiert<br />
als AWD-Arena. In Wolfsburg steht das Volkswagen-Stadion,<br />
in Köln das RheinEnergie-Stadion. In Fürth wird im Playmobil-Stadion<br />
gespielt. Olympiastadien waren immer ein Maßstab<br />
für die Sport-Architektur. Es begann mit dem Hufeisen-<br />
Stadion in Athen 1896, das heute nur noch selten genutzt<br />
wird. Doch auch dieses Stadion ist für Besucher immer noch<br />
eine Attraktion. Der Eiffel-Turm in Paris wurde einst zur<br />
Weltausstellung 1889 gebaut. Von dem Ingenieur Gustave<br />
Eiffel. Vielleicht hat das Olympiastadion ein ähnliches<br />
Schicksal. Wenn es heißt: Was bleibt, ist das Zeltdach.<br />
Sportgeschichte geschrieben Von Manfred Lehnen<br />
OF<br />
47
48<br />
OF-GALERIE<br />
OF-GALERIE<br />
Sport-Heroen in Aktion<br />
Malerische Kompositionen von Rike Hecker<br />
Michael Schumacher "reitet" seinen Ferrari, Tiger Woods holt zum<br />
"Birdie" aus, Pele dribbelt zum Siegtor, Lance Armstrong setzt den<br />
Spurt an, Michael Jordan reckt sich zum "Dunking".<br />
Groß, bunt und in Bewegung zeigt die Künstlerin Rike Hecker die<br />
Sporthelden von heute, deren Stern funkelnd erstrahlt. Aber auch<br />
manche Heroen von einst, deren Ruhm nie verblasst, sind in Öl<br />
oder Acryl verewigt. Die 1960 in Köln geborene Künstlerin stellt<br />
immer wieder den Menschen in den Mittelpunkt ihrer konzeptionellen<br />
Malerei. Oft sind es Reflexionen der verschiedenen Formen<br />
des Zusammenlebens, ein anderes Mal stellt sie gesellschaftliche<br />
Ereignisse dar, oder es finden sich Themen aus einer zufälligen<br />
Inspiration.<br />
Ihr "sportlicher" Gemäldezyklus setzt vor allem die prominenten<br />
Persönlichkeiten der Sportwelt in Szene. Konzentriert, ernsthaft<br />
und immer zielstrebend agieren die Figuren auf den großflächigen<br />
Leinwänden. Die Bildformate sprechen eine eigene, die<br />
Dynamik der Körper bewundernde Sprache. Einige Themen<br />
platziert Rike Hecker geschickt verteilt auf mehrere, verschieden<br />
große Wandtafeln. Auf diese Weise wirkt zum Beispiel ein imaginäres<br />
Basketballspiel, an dem die Dallas Mavericks mit dem<br />
<strong>deutsch</strong>en Superstar Dirk Nowitzki, die Chicago Bulls und der<br />
legendäre Michael Jordan sowie die L.A. Lakers mit dem überragenden<br />
Earvin "Magic"Johnson beteiligt sind, außergewöhnlich<br />
Raum greifend. Der Betrachter spürt förmlich die Spannung in<br />
der Arena. Ein anderes Bildwerk zeigt eine Weltkarte. Auf allen<br />
Kontinenten treiben Menschen gemeinsam Sport - ein Sinnbild<br />
für die völkerverbindende Kraft des Sports. Neben der großformatigen<br />
Kunst erfreuen auch ganz kleine Werke das Auge des<br />
Interessierten. Es sind Kompositionen, die komplexe Bewegungsabläufe<br />
wie zum Beispiel beim Flic-Flac in ihren Einzelheiten<br />
abbilden, um sie in einem Gemälde daneben als leidenschaftliche<br />
Begegnung zweier tanzender Menschen als fließende Bewegung<br />
zu zeigen.<br />
Zur Zeit sind die Arbeiten in der "DSB-Galerie" im Haus des<br />
<strong>deutsch</strong>en Sports in Frankfurt am Main zu sehen.<br />
Rike Hecker arbeitet seit ihrem Studium der Bildenden Kunst als<br />
freischaffende Künstlerin und lebt in Köln. Neben internationalen<br />
Ausstellungen, zum Beispiel in Venedig, Galleria San Vidal 1990<br />
und San Fransisco Vorpahl Gallery 1996, in Zusammenarbeit mit<br />
dem Goethe-Institut, realisiert die Künstlerin Malerei mit Konzepten<br />
in sozialen und medizinischen Institutionen sowie in der<br />
Arbeitswelt der Großindustrie. Ein weiterer Schwerpunkt Ihrer<br />
Arbeit ist die künstlerische, illustrierende Umsetzung von Kindergeschichten<br />
des amerikanischen Kinderbuchautors Joseph J.Healey.<br />
Markus Böcker
Nachrichten des NOK<br />
NOK bekennt sich zu<br />
humanem Spitzensport<br />
Anlässlich der ersten öffentlichen Veranstaltung<br />
des Deutschen Olympischen Instituts<br />
(DOI) nach seinem Umzug von Berlin nach<br />
Frankfurt am Main forderte NOK-Generalse-<br />
NOK-Generalsekretär Bernhard Schwank<br />
kretär Bernhard Schwank zu einer differenzierten<br />
Sicht des Leistungsbildes <strong>olympischer</strong><br />
Top-Athleten und der <strong>deutsch</strong>en<br />
Olympiamannschaften auf und legte für das<br />
Komitee ein Bekenntnis zum humanen<br />
Spitzensport ab.<br />
Zum Symposium "Olympische Nachlese<br />
Athen 2004" hatte NOK-Präsident Dr. Klaus<br />
Steinbach zuvor im Frankfurter Römer<br />
führende <strong>deutsch</strong>e Sportwissenschaftler wie<br />
u.a. den Vorsitzenden des DOI-Direktoriums<br />
Prof. Dr. Ommo Grupe (Tübingen), den Leiter<br />
des dortigen Instituts für Sportwissenschaft,<br />
Prof. Dr. Helmut Digel, den Leiter des<br />
Instituts für Sportgeschichte der Deutschen<br />
Sporthochschule Köln, Prof. Dr. Manfred<br />
Lämmer sowie griechische und chinesische<br />
Sportpolitiker zum Meinungsaustausch über<br />
Athener Erfahrungen und Pekinger Perspek-<br />
50<br />
tiven begrüßt. Das Deutsche Olympische<br />
Institut werde eine Bereicherung der Frankfurter<br />
Sportlandschaft sein und einen<br />
unverzichtbaren Beitrag zur Weiterentwicklung<br />
der Olympischen Idee leisten, versprach<br />
Steinbach.<br />
"Verstöße gegen ethische Prinzipien, Manipulation<br />
und Betrug, hemmungslose Vermarktung,<br />
Erfolgsfixierung oder Interventionen<br />
von Staat, Wirtschaft und Medien, die<br />
zur Fremdbestimmung von Athletinnen und<br />
Athleten führen, können den kulturellen<br />
Wert des Sports schwächen und die Symbolkraft<br />
der Olympischen Bewegung gefährden",<br />
warnte Generalsekretär Schwank Der<br />
<strong>deutsch</strong>e Sport werde auch künftig zu<br />
einem humanen Hochleistungssport stehen.<br />
Positive Rückmeldungen<br />
auf das Afrika-Seminar<br />
Die 32 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der<br />
NOK-Fortbildungsveranstaltung für NOK-<br />
Präsidenten und Generalsekretär afrikanischer<br />
<strong>olympischer</strong> Komitees sind nach ihrer<br />
einwöchigen Fortbildung im Mai 2005<br />
wohlbehalten in ihre Heimatländer zurückgekehrt.<br />
In Frankfurt erhielten die Teilnehmer<br />
unter anderem Einblick in die Arbeit<br />
von NOK und DSB, der Stiftung Deutsche<br />
Sporthilfe (DSH) und der Deutschen Sport-<br />
Marketing (DSM) und tauchten bei der TSG<br />
Mörfelden/Walldorf ins <strong>deutsch</strong>e Vereinsleben<br />
ein. Abstecher hatten nach Bonn zur<br />
Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada)<br />
und dem Internationalen Paralympischen<br />
Komitee (IPC) sowie nach Köln zu Sporthochschule,<br />
Trainerakademie und Olympischem<br />
Museum geführt.<br />
In ersten Bilanzen reagierten die Kolleginnen<br />
und Kollegen sehr positiv auf das unter<br />
der Federführung des NOK organisierte<br />
Seminar. "Insgesamt war der Besuch informativ<br />
nützlich und bestens dazu geeignet,<br />
die bilateralen Beziehungen zu stärken",<br />
urteilte Präsident Benson T. Baba aus<br />
Ghana. "Hochinteressant, informativ und<br />
anregend. Dieses Seminar hat Deutschland<br />
näher an Afrika herangebracht“, lautet das<br />
Urteil eines Kollegen. Das Seminar sei eine<br />
Herausforderung für die afrikanischen NOKs<br />
gewesen, ähnliche Anstrengungen zum<br />
Aufbau des Sports in ihren Ländern zu<br />
unternehmen. Der Dank gelte dem Präsidenten<br />
des NOK für Deutschland, Dr. Klaus<br />
NOK-Abteilungsleiterin Katrin Merkel (5. v.l.) mit den teilnehmenden NOK-Präsidenten und<br />
-Generalsekretären bei einem Besuch im Landessportbund Hessen.
Steinbach und allen Offiziellen, insbesondere<br />
NOK-Abteilungsleiterin Katrin Merkel,<br />
deren Einsatz zum Gelingen der Veranstaltung<br />
beigetragen habe. "Vor allem interessierten<br />
uns die modernen Strukturen des<br />
<strong>deutsch</strong>en Sports. Wir wollten die Tage hier<br />
nutzen, um tiefere Einblicke zu gewinnen",<br />
umreisst Banji Oladapo aus Nigeria das<br />
Interesse der Delegation, der auch der<br />
zweimalige Olympiasieger Kipchoge Keino<br />
als Präsident des NOK von Kenia angehörte.<br />
Dies sei bestens gelungen.<br />
Durchaus bewusst waren sich die Gäste aus<br />
20 afrikanischen Ländern über die grundlegend<br />
unterschiedlichen Bedingungen des<br />
Sports in Afrika und in Deutschland. Dr.<br />
Osman Ismail aus Ägypten: "Wir haben eine<br />
Menge gelernt und hoffen nach unserer<br />
Rückkehr zumindest einige Dinge auch in<br />
unserem Land umsetzen zu können."<br />
"Wertvolle Kontakte geknüpft und das<br />
bestehendes Netzwerk des Wissens ergänzt",<br />
so bilanziert Z.R. Magagula aus Swaziland<br />
das Seminar: "Ich würde mir<br />
wünschen, dass das NOK die<br />
Beziehungen zu den afrikanischen<br />
Ländern ausbaut und das<br />
Seminar in zwei Jahren wiederholt.<br />
Und ich hoffe natürlich<br />
auch, dass mein Land eines<br />
Tages genau wie Deutschland in<br />
der Lage sein wird, Sport-<br />
Organisationen aufzubauen<br />
sowie Personal und finanzielle<br />
Ressourcen in den Sport zu<br />
investieren.“<br />
Manch ein Teilnehmer hätte sich<br />
wohl einen längeren Aufenthalt<br />
mit zusätzlichen Exkursionen zu<br />
weiteren Einrichtungen des<br />
Sports in Deutschland<br />
gewünscht. So blieb allein die Hoffnung, das<br />
<strong>deutsch</strong>e NOK möge "die Kooperation mit<br />
Afrika noch viele viele Jahre fortsetzen. Dass<br />
dies auch für den <strong>deutsch</strong>en Sport einen<br />
Gewinn abwirft, zeigt folgender Kommentar:<br />
"Bei uns gibt es das Vorurteil, dass<br />
Deutsche unfreundlich sind, aber mit<br />
diesem Seminar haben sie gezeigt, dass sie<br />
an uns glauben."<br />
Auf die Bedeutung derartiger Veranstaltungen<br />
für den <strong>deutsch</strong>en Sport hatten auch<br />
NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach und<br />
NOK-Ehrenpräsident Prof. Walther Tröger<br />
zuvor mehrfach aufmerksam gemacht. "Wir<br />
hoffen, dass die Bundesregierung ihr Inte-<br />
resse an diesen Veranstaltungen vertieft und<br />
diese Programme auch weiterhin unterstützen<br />
wird", sagte NOK-Präsident Dr. Klaus<br />
Steinbach im Anschluss an die Fortbildung.<br />
Bedeutende Ehrungen für<br />
NOK-Mitglieder<br />
Ingrid Mickler-Becker<br />
Preisträgerin der "Goldenen<br />
Sportpyramide 2005"<br />
Bundesinnenminister Otto Schily, der<br />
Stiftungsratsvorsitzende der Deutschen<br />
Sporthilfe, Prof. Jürgen Hubbert und deren<br />
Vorstandsvorsitzender Hans-Ludwig Grüschow<br />
verliehen am 27. Mai 2005 im<br />
Rahmen einer Benefiz-Gala vor 320 geladenen<br />
Gästen im Berliner Traditions-Hotel<br />
Adlon den "life-time-award" der Stiftung<br />
Deutsche Sporthilfe an die frühere Weltklas-<br />
Ingrid Mickler Becker mit der Goldenen Sportpyramide.<br />
se-Leichtathletin Ingrid Mickler-Becker. Die<br />
Jury habe eine würdige Preisträgerin mit<br />
einer außergewöhnlichen sportlichen,<br />
beruflichen und ehrenamtlichen Biografie<br />
ausgewählt, hob Minister Schily in seiner<br />
Laudatio hervor. Zwei Olympiasiege, zwei<br />
Europameistertitel, je ein Welt- und Europarekord<br />
sowie 13 <strong>deutsch</strong>e Rekorde sind<br />
Ausdruck des vielfältigen Bewegungstalentes<br />
der einzigen <strong>deutsch</strong>en Athletin, die den<br />
beruflichen Aufstieg bis zum Rang einer<br />
Staatssekretärin in einer Landesregierung<br />
geschafft hat. Nach ihrer aktiven Karriere<br />
hat sich Ingrid Mickler-Becker insbesondere<br />
um den Nachwuchs und die Rolle der Frau<br />
im Sport verdient gemacht. Weitere Infor-<br />
mationen unter:<br />
www.sporthilfe.de<br />
Ehrendoktorwürde für<br />
Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper<br />
Am 25. Mai.2005 erhielt die Berliner Sportwissenschaftlerin<br />
und Präsidentin des<br />
Weltrates für Sportwissenschaft und Leibes-<br />
/Körpererziehung (ICSSPE), Prof. Dr. Gudrun<br />
Doll-Tepper, die Ehrendoktorwürde der<br />
Memorial University of Newfoundland,<br />
Kanada. Die vor Mitgliedern und Gästen<br />
einer der wichtigsten Hochschulen an der<br />
kanadischen Ostküste gehaltene Laudatio<br />
würdigt den Einsatz Gudrun Doll-Teppers,<br />
mit Hilfe des Sports und der Leibeserziehung<br />
Grenzen zu überwinden, Menschen<br />
unabhängig von Religion, sozialer Stellung,<br />
Geschlecht oder Behinderung zusammenzubringen<br />
sowie die gesellschaftliche, politische<br />
und wirtschaftliche Entwicklung<br />
voranzutreiben. "Gudrun Doll-Tepper hat<br />
Mauern von Ungleichheit und Intoleranz<br />
zwischen Ländern der nördlichen und der<br />
südlichen Hemisphäre, zwischen Akademikern<br />
und Akademikerinnen der Dritten und<br />
der Ersten Welt sowie zwischen Menschen<br />
ohne und mit Behinderung abgebaut", hieß<br />
es in der von Professor T.A. Loeffler, Memorial<br />
University of Newfoundland, gehaltenen<br />
Ansprache. Weitere Informationen unter:<br />
www.icsspe.org<br />
Verleihung des<br />
Bundesverdienstkreuzes an<br />
Werner von Moltke<br />
Unmittelbar vor dem 50-jährigen Jubiläum<br />
und dem Verbandstag des Deutschen<br />
Volleyball-Verbandes in Fellbach wurde<br />
DVV-Präsident Werner von Moltke am 3.<br />
Mai im Innenministerium in Mainz das<br />
Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.<br />
Anlass der Auszeichnung war sein jahrzehntelange<br />
Einsatz im und für den Sport. NOK-<br />
Präsident Dr. Klaus Steinbach begrüßte die<br />
Ehrung als Anerkennung der Lebensleistung<br />
des Top-Sportlers und Spitzenfunktionärs:<br />
"Werner von Moltke hat nicht nur sich<br />
selbst, sondern auch denjenigen, für die er<br />
sich eingesetzt hat und noch einsetzt, Beine<br />
gemacht. Wo von Moltke ist, bewegt er<br />
etwas, hinterfragt Strukturen und löst<br />
positive Veränderungen aus. Der DLV, NOK-<br />
Partner adidas oder aktuell der Deutsche<br />
Volleyballverband und das NOK profitierten<br />
51
Werner von Moltke und Staatssekretär<br />
Hendrik Hering anlässlich der Verleihung<br />
des Bundesverdienstkreuzes am Bande.<br />
oder profitieren von seinen Ideen und<br />
Initiativen. Wir freuen uns auf eine erfolgreiche<br />
Beachvolleyball-WM in Berlin, die wir<br />
auch der Arbeit des DVV-Präsidenten<br />
Werner von Moltkes verdanken und hoffen<br />
ihn noch lange als NOK-Mitglied an unserer<br />
Seite zu haben", sagte Steinbach.<br />
Prof. Dr. Holger Preuß<br />
"Visiting Professor" an der<br />
Beijing Sport University<br />
Prof. Dr. Holger Preuß, Mitglied des NOK-<br />
Kuratoriums für Olympische Akademie und<br />
Olympische Erziehung, ist in Peking zum<br />
"Visiting Professor" des College<br />
of Management der University<br />
of Beijing ernannt worden. Die<br />
Ehrung, die mit einer dreijährigen<br />
Aufnahme in das Kollegium<br />
der Hochschule verbunden ist,<br />
wurde ihm anlässlich eines<br />
Aufenthaltes in China zuteil, bei<br />
dem er gemeinsame Projekte der<br />
"Forschungsgruppe Olympia" an<br />
der Universität Mainz und<br />
chinesischen "Senior Olympic<br />
Advisors" beriet. Gleichzeitig<br />
hielt der Juniorprofessor für<br />
Sportökonomie und -management<br />
des Instituts für Sportwissenschaft<br />
der Universität Mainz<br />
einen Vortrag zum Thema "Medien und<br />
Sponsoren bei den Olympischen Spielen -<br />
eine internationale Perspektive". Dabei<br />
wurde die interkulturell unterschiedliche<br />
Wahrnehmung der olympischen Ideale<br />
durch Werbung der Sponsoren in elf verschiedenen<br />
Fernsehsendern dargestellt.<br />
52<br />
Claudia Bokel an der<br />
Spitze der EOC-Athleten<br />
Die Tauberbischofsheimer Degenfechterin<br />
Claudia Bokel wurde Ende Mai bei Wahlen<br />
in Kiew für vier Jahre zur Präsidentin der<br />
achtköpfigen Athletenkommission der<br />
Europäischen Olympischen Komitees (EOC)<br />
gewählt. Die 32-jährige Silbermedaillengewinnerin<br />
von Athen überzeugte in der<br />
ukrainischen Hauptstadt mit einer mehrsprachig<br />
vorgetragenen Rede, die inhaltlich<br />
an den für Sportlerinnen und Sportler<br />
drängendsten Themen orientiert war: der<br />
Dopingproblematik und der Vereinbarkeit<br />
von beruflicher und sportlicher Karriere. Zu<br />
Bokels Stellvertreter wurde der estische<br />
Zehnkämpfer Erki Nool gewählt. Unter den<br />
weiteren Mitgliedern des Gremiums finden<br />
sich bekannte Athletinnen wie die kroatische<br />
Skikönigin Janica Kostelic oder die<br />
ukrainische Weltklassehochspringerin Inga<br />
Babakova. NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach<br />
gratulierte Claudia Bokel zum Sprung<br />
an die Spitze eines Olympischen Gremiums:<br />
"Mit Claudia Bokels Wahlerfolg erhalten der<br />
<strong>deutsch</strong>e Sport und seine internationalen<br />
sportpolitischen Anliegen an einem wichtigen<br />
Punkt Unterstützung. Ich erhoffe mir<br />
durch das gute Ergebnis auch einen zusätzlichen<br />
Motivationsschub für die Kandidatur<br />
von Georg Hackl, der bei den Olympischen<br />
Winterspielen in Turin einen Platz in der<br />
Athletenkommission des IOC anstrebt",<br />
Claudia Bokel im Kreis der gewählten Athletenvertreter<br />
kommentierte Steinbach die Wahl. Für die<br />
acht verfügbaren Positionen in der Athletenkommission<br />
hatten sich 18 Kandidaten<br />
zur Wahl gestellt.<br />
Internationale Fair-Play-<br />
Trophäe für Bianca Kappler<br />
Für ihr außergewöhnliches Verhalten bei<br />
den 28. Leichtathletik-Hallen-Europameisterschaften<br />
in Madrid (4.-6.3.2005) wird<br />
Bianca Kappler mit der Bronzemedaille von<br />
Madrid.<br />
Weitspringerin Bianca Kappler anlässlich der<br />
Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in<br />
Bochum (2./3. Juli 2005) auf Vorschlag des<br />
NOK mit einer Internationalen Fair-Play-<br />
Trophäe des IOC ausgezeichnet.<br />
Die Rehlinger Athletin hatte im Weitsprungfinale<br />
das Kampfgericht unmittelbar nach<br />
ihrem letzten Sprung darauf hingewiesen,<br />
die angezeigte Sieges-Weite von ihrem<br />
Leistungsvermögen her nicht springen zu<br />
können. "Das Verhalten von Bianca Kappler<br />
war vorbildlich und zeigt, dass<br />
es im olympischen Sport um<br />
mehr geht, als nur um den Sieg.<br />
Für den fairen Umgang mit<br />
ihren Konkurrentinnen, dem<br />
Kampfgericht und den Zuschauern<br />
hat das IOC der Athletin<br />
eine wertvolle Anerkennung<br />
verliehen. Sie sollte Sportler und<br />
ihre Betreuer ermutigen, sich in<br />
vergleichbaren Situationen des<br />
Sports ähnlich zu verhalten",<br />
würdigte NOK-Präsident Dr.<br />
Klaus Steinbach Bianca Kappler,<br />
die in Madrid nach Videoanalysen<br />
des Kampfgerichts schließlich<br />
die Bronzemedaille zugesprochen<br />
bekommen hatte. In einem persönlichen<br />
Schreiben hatte IOC-Präsident Dr.<br />
Jacques Rogge Bianca Kappler bereits im<br />
März zu ihrer "bewundernswerte Geste des<br />
wahren Fairplay" gratuliert.
Umsetzung des Anti-Doping<br />
Regelwerkes der NADA<br />
Zu einer gemeinsamen Tagung zur Umsetzung<br />
des Anti-Doping Regelwerkes der<br />
NADA hat NOK-Generalsekretär Bernhard<br />
Schwank am 2. Juni 2005 Vertreterinnen<br />
und Vertreter der Sportfachverbände und<br />
Landessportbünde im Auftrag der Nationalen<br />
Anti-Doping Agentur (NADA), des<br />
Deutschen Sportbundes und des Nationalen<br />
Olympischen Komitees begrüßt.<br />
Auf der Tagesordnung standen Beiträge zu<br />
"Signifikanten Änderungen zu den Rahmenrichtlinien<br />
der ADK", "Struktur des Dopingkontrollsystems<br />
nach dem NADA-Code",<br />
"Umsetzung des NADA-Code in Satzungen<br />
und Regelwerken", "Erfahrungsberichte aus<br />
den Verbänden" sowie ein "Ausblick auf ein<br />
Nationales Schiedsgericht". Die NADA<br />
informiert im Internet unter<br />
www.nada-bonn.de<br />
Nach SportAccord:<br />
Lob für Berlin<br />
Berlin hat nach Einschätzung internationaler<br />
Beobachter bei der Organisation der<br />
internationalen Konferenz SportAccord und<br />
den Sitzungen der IOC-Exekutive Ende April<br />
2005 für mögliche künftige Bewerbungen<br />
Deutschlands um sportliche Großereignisse<br />
Pluspunkte gesammelt. `Ich höre von allen<br />
Seiten nur Lob und Anerkennung´, äußerte<br />
sich IOC-Mitglied Hein Verbruggen. Etwa<br />
1400 Vertreter des Sports und der Olympischen<br />
Familie hatten sich in der Hauptstadt<br />
zum Gedankenaustausch versammelt. Auch<br />
IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge fand<br />
lobende Worte und bezeichnete die Organisation<br />
des Berliner Kongresses als `herausragend´.<br />
NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach am Stand der World Games 2005 bei der SportAccord.<br />
Neben ihm World Games Geschäftsführer Dr. Peter Langner (links) und Beiratsvorsitzender<br />
Rainer Enzweiler sowie die Feldbogenschützinnen Karina Winter (links) und Elena Richter.<br />
Vorbereitungen auf IOC-<br />
Session - Wahl der<br />
Olympiastadt 2012<br />
Der Vorstand des Internationalen Olympischen<br />
Komitees, das sog. Executive Board,<br />
hat in Berlin wichtige Weichenstellungen<br />
für die 117. IOC-Session vorgenommen, die<br />
am 5. Juli 2005 im Esplanade in Singapur<br />
IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge<br />
beginnt. Herausragende Programmpunkte<br />
sind die Wahl der Gastgeberstadt für die<br />
Spiele der XXX. Olympiade 2012 sowie das<br />
künftige Programm der Olympischen Spiele.<br />
Am 6. Juli 2005 präsentieren sich die<br />
Bewerbestädte um die Ausrichtung der<br />
Olympischen Spiele 2012 in der Reihenfolge<br />
Paris, New York, Moskau, London und<br />
Madrid. Nach der Vorstellung des Evaluierungsberichts<br />
durch die Vorsitzende der<br />
Evaluierungskommission, Nawal el Moutawakel,<br />
erfolgt die Abstimmung der IOC-<br />
Mitglieder. Das Ergebnis wird um 19.30 Uhr<br />
(Ortszeit; MEZ: 13.30 Uhr) von IOC-Präsident<br />
Dr. Jacques Rogge verkündet. Der<br />
Evaluierungsbericht ist bereits seit dem 6.<br />
Juni 2005 öffentlich und kann im Internet<br />
auf der IOC-Website: www.olympic.org<br />
eingesehen werden. Mehr Informationen<br />
über die IOC-Session ebenfalls im Internet<br />
unter : http://www.olympic.org/uk/news/<br />
events/117_session/index_uk.asp<br />
Olympisches Programm<br />
auf dem Prüfstand<br />
In Fortsetzung seiner Bemühungen zur<br />
systematischen Reform des Olympischen<br />
Programms legte das IOC-Executive Board<br />
im April in Berlin ein Verfahren zur Abstimmung<br />
über das Programm der Olympischen<br />
53
Spiele 2012 bei der 117. IOC-Session in<br />
Singapur vor.<br />
Seit 1936 wurden im Programm der Olympischen<br />
Spiele regelmäßig Sportarten<br />
ergänzt. Auf einer außerordentlichen<br />
Sitzung hatte die IOC-Session im Jahr 2002<br />
beschlossen, sowohl die Anzahl der Sportarten<br />
bei den Spielen einer Olympiade<br />
(Sommerspiele) auf 28 zu begrenzen als<br />
Athen 2004: Das Olympische Programm in Piktogrammen der<br />
Sportarten<br />
auch die Anzahl der Wettkämpfe (auf 301)<br />
und die der Athletinnen und Athleten (auf<br />
10.500) einzuschränken. Darüber hinaus<br />
wurde der Beschluss gefasst, nach den<br />
Olympischen Spielen jeweils eine ausführliche<br />
Überprüfung des Olympischen Programms<br />
vorzunehmen. Von der IOC-Session<br />
im Jahr 2002 entsprechend beauftragt,<br />
erarbeitete eine Kommission des IOC Kriterien<br />
für eine Befragung der Verbände. Ein<br />
darauf basierender Fragebogen wurde den<br />
28 Olympischen Sommersport-Verbänden<br />
und den anerkannten Welt-Verbänden für<br />
Golf, Rugby, Squash, Karate und Inline-<br />
54<br />
Skating, die sich um Aufnahme in das<br />
Olympische Programm bemühen, vorgelegt.<br />
Auf der Basis der Befragungsergebnisse und<br />
Rückmeldungen der Organisationen darauf<br />
wurde ein erster Berichtsentwurf angefertigt.<br />
Gegenwärtig befindet sich der Abschlussbericht<br />
in Vorbereitung. Er wird den<br />
IOC-Mitgliedern rechtzeitig vor der 117.<br />
IOC-Session in Singapur zur Entscheidungsfindung<br />
und der Öffentlichkeit zur Kenntnisnahme<br />
vorliegen,<br />
enthält aber keine<br />
endgültigen Empfehlungen<br />
im<br />
Hinblick auf den<br />
Fortbestand oder die<br />
Aufnahme einer<br />
Sportart in das<br />
Olympische Programm<br />
und ist von<br />
daher eher als ein<br />
dem Evaluierungsbericht<br />
über die<br />
Bewerberstädte<br />
Olympischer Spiele<br />
vergleichbares<br />
Dokument anzusehen.<br />
Grundsätzlich liegen<br />
Entscheidungen zu<br />
Olympischen Sportarten<br />
in der Verantwortung<br />
der IOC-<br />
Session während<br />
Entscheidungen im<br />
Hinblick auf Olympische<br />
Disziplinen und<br />
Wettkämpfe der<br />
Zuständigkeit der<br />
IOC-Exekutive<br />
unterliegen.<br />
Regel 48.1 der<br />
Olympischen Charta<br />
folgend sind mindestens<br />
15 und höchstens 28 Sportarten<br />
Bestandteil des Olympischen Programms.<br />
Die Anzahl von 28 Sportarten ist nicht<br />
verpflichtend.<br />
In Singapur wird die IOC-Vollversammlung<br />
am 8. Juli 2005 über jede der 28 olympischen<br />
Sportarten einzeln abstimmen. Wer<br />
von ihnen mindestens 51 Prozent der<br />
Stimmen erhält, ist im Programm 2012. Wer<br />
keine Mehrheit bekommt, wird aus dem<br />
Programm gestrichen, behält aber seinen<br />
Status als olympische Sportart und könnte<br />
für kommende Spiele nach erneuter Ab-<br />
stimmung mit einfacher Mehrheit wieder<br />
aufgenommen werden.<br />
Sollte mindestens eine Sportart abgewählt<br />
werden, wird das Exekutivkomitee aus dem<br />
Kreis der Sportarten Golf, Rugby, Squash,<br />
Karate und Inline-Skating einen bzw. mehrere<br />
Kandidaten auswählen und der Vollversammlung<br />
zur Wahl vorschlagen. Eine<br />
Sportart benötigt eine Zweidrittel-Mehrheit,<br />
um Olympische Sportart zu werden.<br />
Im Herbst 2005 entscheidet dann das<br />
Exekutivkomitee allein über die Disziplinen<br />
und Wettbewerbe der Sportarten und über<br />
die Teilnahme-Quoten. Mit 301 Wettbewerben<br />
und 10.500 Sportlern sind auch hier<br />
durch die IOC-Regeln Grenzen gesetzt.<br />
Weltkonferenz Sport und<br />
Umwelt<br />
Die 6. Weltkonferenz zu Fragen von Sport<br />
und Umwelt wird vom 9. bis 11. November<br />
2005 im Hauptquartier des Umwelt-Programmes<br />
der Vereinten Nationen in Nairobi,<br />
Kenia, durchgeführt. Dies kündigte das IOC<br />
im Mai an. Die Konferenz folgt jener von<br />
Der Direktor des Umweltprogrammes der<br />
Vereinten Nationen, Klaus Töpfer, zum<br />
Auftakt des 2. Globalen Umweltminister-<br />
Forums im Februar 2001 in Nairobi.<br />
Turin im Dezember 2003, als Delegierte aus<br />
fünf Kontinenten ihre Erfahrungen und<br />
Ideen über nachhaltige Entwicklung durch<br />
Sport austauschten. Das IOC begrüße die<br />
Durchführung der Konferenz in Zusammenarbeit<br />
mit UNEP, hieß es in der Pressemitteilung<br />
des IOC.<br />
Ziel der Veranstaltung sei es, die Fortschritte<br />
zu bilanzieren, die es in der Kooperation<br />
zwischen Sport und Umwelt sowie Sport<br />
und Olympischer Bewegung gebe. Haupt-
themen werden die Umweltpolitik sowie die<br />
Intensivierung von Partnerschaften, Forschung<br />
und Entwicklung sein. Darüber<br />
hinaus soll es zur Diskussion künftiger<br />
Prioritäten und Strategien für die nächsten<br />
zwei Jahren kommen.<br />
Die Konferenz richtet sich an Vertreter von<br />
Regierungs- und Nichtregierungs-Organisationen,<br />
die sich mit nachhaltiger Entwicklung<br />
beschäftigen, an Vertreter der Vereinten<br />
Nationen, die Olympische Bewegung,<br />
die Nationalen Olympischen Komitees, die<br />
Internationalen Fachverbände, die Organisations-Komitees<br />
Olympischer Spiele, anerkannte<br />
Sportorganisationen und Olympische<br />
Sponsoren. Akademische Einrichtungen,<br />
Umweltorganisationen und Medien.<br />
Weitere Informationen über das vorläufige<br />
Programm, die Sport und Umwelt-Kommission<br />
und die Konferenz in Nairobi über Links<br />
auf folgender IOC-Seite<br />
http://www.olympic.org/uk/news/<br />
olympic_nes/newsletter_full_story_<br />
uk.asp?id=1319<br />
Olympischer Kongress 2009<br />
angekündigt<br />
Der nächste Olympische Kongress soll im<br />
Jahr 2009 stattfinden, zehn Jahre nach<br />
Beginn der IOC-Reformen von 1999. Das<br />
gab IOC-Präsident Jacques Rogge zum<br />
Abschluss der Exekutivsitzungen im April in<br />
Berlin bekannt. Wie der sportinformationsdienst<br />
vermeldete werde über den Kongress-Schauplatz<br />
während der Winterspiele<br />
2006 in Turin entschieden. Die letzten<br />
Olympischen Kongresse hatten 1981 in<br />
Baden-Baden (Aufhebung der Amateurregel)<br />
und 1994 in Paris (100 Jahre IOC)<br />
stattgefunden. "2009 wollen wir die Bilanz<br />
unserer Reformbemühungen ziehen und die<br />
Einheit der olympischen Familie weiter<br />
stärken", zitiert der sid. Unterdessen hat das<br />
IOC die NOKs Ende Mai zur Abgabe von<br />
Bewerbungen um die Ausrichtung des<br />
Kongresses gebeten.<br />
Deutsche Vorhaben im<br />
UN-Jahr des Sports<br />
Eröffnungsfeier des XI. Olympischen Kongresses am 23.09.1981 im<br />
Kurhaus von Baden-Baden mit (v.l.). dem früheren irischen IOC-<br />
Präsidenten Lord Killanin, Lothar Späth, damals Ministerpräsident<br />
von Baden-Württemberg, Maria Teresa Salisachs, Gattin des damaligen<br />
IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch, dem damaligen<br />
Bundespräsidenten Karl Carstens und dem früheren NOK-Präsidenten<br />
Willi Daume.<br />
Starke Beachtung fand das gemeinsame<br />
Engagement des <strong>deutsch</strong>en Sports im<br />
Rahmen des "UN-Jahres des Sports" am<br />
Dienstag, 17.Mai 2005 in Berlin, wo Bundesinnenminister<br />
Otto Schily und UN-<br />
Sonderbeauftragter Adolf Ogi ausgewählte<br />
<strong>deutsch</strong>e Beiträge zu der UN-Initiative<br />
vorstellten. Darunter befand sich auch das<br />
gemeinsam von Deutschem Sportbund und<br />
Nationalem Olympischen Komitee vorgesehene<br />
Projekt "Hilfe beim Aufbau des Sports<br />
in Afghanistan, insbesondere für Mädchen<br />
und Frauen". Der <strong>deutsch</strong>e Sport will hier<br />
Brücken schlagen<br />
und Hilfestellung als<br />
"Hilfe zur Selbsthilfe"<br />
geben. Mädchen<br />
und Frauen in<br />
Afghanistan sind die<br />
spezielle Zielgruppe<br />
des Projektes.<br />
DSB-Präsidiumsmitglied<br />
Ilse Ridder-<br />
Melchers, Vorsitzende<br />
des Bundesausschusses<br />
Frauen im<br />
Sport und Initiatorin<br />
dieses Projektes<br />
sagte dazu: "Der<br />
<strong>deutsch</strong>e Sport will<br />
mit diesem Projekt<br />
bewusst ein Zeichen<br />
setzen. Sport als<br />
Mittel zur sozialen<br />
Integration und zur<br />
Gleichstellung soll<br />
weltweit dazu beitragen, Geschlechterrollen<br />
aufzubrechen, soziale Kontakte zu verbessern<br />
und Mädchen und Frauen die uneingeschränkte<br />
Teilnahme am öffentlichen und<br />
gesellschaftlichen Leben zu sichern."<br />
Dr. Clemens Prokop, NOK-Vizepräsident,<br />
DLV-Präsident und zuständig für Internationale<br />
Zusammenarbeit, ergänzte: "Das<br />
Projekt bündelt in beispielhafter Weise<br />
know-how und Kompetenz der beiden<br />
Dachorganisationen des <strong>deutsch</strong>en Sports.<br />
Frauenförderung und internationale Sport-<br />
NOK-Vizepräsident Dr. Clemens Prokop<br />
unterstrich das <strong>deutsch</strong>e know-how in der<br />
Sport-Entwicklungshilfe<br />
entwicklung wirken hier zum Nutzen der<br />
einheimischen Bevölkerung. Aufbauend auf<br />
die Arbeit der AfghanistanHilfe Paderborn<br />
und der NOK-Experten vor Ort werden die<br />
Rahmenbedingungen für den Frauen- und<br />
Mädchensport verbessert."<br />
In Afghanistan soll das vom BMI finanzierte<br />
und bis Ende 2005 befristete Projekt die<br />
Entwicklung von Bewegungs- und Sportangeboten<br />
gemäß dem Motto "Learn and Play"<br />
fördern. Frauen und Mädchen sollen die<br />
Möglichkeit erhalten, sich sportlich zu<br />
betätigen. Sport soll ihnen Lebensfreude<br />
geben und dazu dienen, gesellschaftliche<br />
Gestaltungsspielräume zu eröffnen. Es soll<br />
ein Beitrag zur Herausbildung einer Zivilgesellschaft<br />
in Afghanistan geleistet werden,<br />
die der Benachteiligung von Frauen und<br />
Mädchen in der afghanischen Gesellschaft<br />
entgegen wirkt. Das Projekt gliedert sich u.a.<br />
in bauliche Maßnahmen vor Ort, Ausbildungsangebote<br />
für afghanische Übungsleiterinnen<br />
und der Bereitstellung regelmäßi-<br />
55
ger Mahlzeiten. Ergänzend führt das NOK in<br />
Kabul einen Ausbildungskurs für Fußballlehrerinnen<br />
im August diesen Jahres durch.<br />
Holger Obermann referierte<br />
im Auswärtigen Amt<br />
Auch Holger Obermann, Journalist und<br />
Entwicklungsexperte des NOK, des DFB und<br />
der FIFA hat beim Forum "Global Players -<br />
Fußball, Globalisierung und Außenpolitik" im<br />
Auswärtigen Amt in Berlin einmal mehr<br />
über die Bedeutung des Fußballs beim<br />
Wiederaufbau der afghanischen Gesellschaft<br />
referiert.<br />
"Fußball ist dank der <strong>deutsch</strong>en Unterstützung<br />
in Afghanistan auf dem besten Weg,<br />
die Popularität der sechziger und siebziger<br />
Jahre zu erreichen, in denen die Nationalmannschaft<br />
führend in der südasiatischen<br />
Region war. Bereits heute ist er Ausdruck<br />
Holger Obermann, hier mit zwei jungen Fußball-Spielern in Afghanistan,<br />
war zuletzt auch als Fluthelfer in Sri Lanka im Einsatz.<br />
56<br />
für Hoffnung und Lebensfreude. Bestehende<br />
Ressentiments der ethnischen Gruppen<br />
reduzieren sich auf ein Minimum, wenn es<br />
um Fußball geht".<br />
Im Mittelpunkt seiner Ausführungen standen<br />
die seit Anfang 2003 von NOK und DFB<br />
aus Mitteln des Auswärtigen Amtes finanzierten<br />
Entwicklungsprojekte. Neben Bundesaußenminister<br />
Joschka Fischer und<br />
Innenminister Otto Schily würdigte auch<br />
UN-Sonderbeauftragter Adolf Ogi die<br />
friedensstiftende und politische Bedeutung<br />
des Sports. "Fußball und Sport können<br />
Brücken schlagen und bei der Schaffung<br />
einer besseren Welt vorangehen", sagte Ogi.<br />
"Das NOK für Deutschland ist bestrebt, die<br />
seit vielen Jahren bestehenden guten<br />
Kontakte mit Ländern der Dritten Welt<br />
weiter zu entwickeln", sagt NOK-Präsident<br />
Dr. Klaus Steinbach. Neben 36 bereits<br />
laufende NOK-Projekte in Entwicklungsländern<br />
treten im Internationalen Jahr des<br />
Sports weitere, durch das Bundesministerium<br />
des Innern<br />
geförderte, Engagements.<br />
Auch die Staatsministerin<br />
des Auswärtigen<br />
Amts, Kerstin<br />
Müller, unterstrich<br />
in Berlin die außenundentwicklungspolitischeBedeutung<br />
des Sports. Er<br />
sei in vielen Ländern<br />
Teil des nationalen<br />
Selbstbewusstseins<br />
und könne zur<br />
Identitätsbildung<br />
und zum Wiederaufbau<br />
beitragen.<br />
Mit der Entsendung<br />
von Trainern habe<br />
Deutschland internationalAnerkennung<br />
erworben.<br />
An der Veranstaltung<br />
"Global Players"<br />
- Fußball,<br />
Globalisierung und<br />
Außenpolitik haben<br />
am 19. April im<br />
Auswärtigen Amt<br />
mehr als 300 inund<br />
ausländische<br />
Fußball- und Ent-<br />
wicklungsexperten teilgenommen. Zu den<br />
Referenten zählten u.a. auch der <strong>deutsch</strong>e<br />
Fußball-Schiedsrichter Dr. Markus Merk und<br />
Günther Zittel, Fußball-Entwicklungshelfer<br />
in Diensten von NOK und Gesellschaft für<br />
Technische Zusammenarbeit (GTZ) in Uganda.<br />
Aktuelle NOK-Projekte in<br />
Entwicklungsländern<br />
Alle Projekte dienen der Förderung von<br />
Sportbeziehungen mit Ländern der Dritten<br />
Welt im Rahmen der Auswärtigen Kulturpolitik<br />
und werden aus Mitteln des Auswärtigen<br />
Amtes finanziert. Teil der Projekte<br />
sind Gerätespenden an die Partner vor Ort.<br />
AFGHANISTAN.<br />
Am 28. Mai 2005 fand im Zentralstadion<br />
von Kabul ein Tag für den Kinder - und<br />
Jugendfußball statt. 300 Jungen und<br />
Mädchen aus den beiden Learn and Play -<br />
Schulen in Kabul waren der Einladung der<br />
Trainer des <strong>deutsch</strong>-afghanischen Fußballprojekt<br />
Ali Askar Lali und Klaus Stärk gefolgt.<br />
An dem 4 : 4 - Turnier sowie den<br />
Übungen an acht Spielstationen auf dem<br />
Rasenplatz nahmen 32 Jungen zwischen 6<br />
und 12 Jahren unter Anleitung der afghanischen<br />
Trainer teil. Im Vordergrund stand bei<br />
dieser Veranstaltung nicht so sehr das<br />
Gewinnen, sondern die Förderung der<br />
Teamfähigkeit durch Spielen mit ständig<br />
wechselnden Partnern, Spielen ohne<br />
Schiedsrichter und dabei Einhaltung vorgegebener<br />
Regeln sowie die Erziehung zum<br />
Fair Play. Die zuschauenden Kinder feuerten<br />
die Spieler lautstark an. An den jeweiligen<br />
Spielstationen wurden die Ergebnisse<br />
notiert und am Schluss wurden die drei<br />
Besten von allen mit einem kleinen Gewinn<br />
bedacht. Alle Teilnehmer erhielten außerdem<br />
einen Fußball mit dem Logo des<br />
Auswärtigen Amtes aus einer Sportgeräte-
spende der Deutschen Botschaft Kabul. Der<br />
Jugendfußball-Tag war eine gelungene<br />
Veranstaltung, an der zahlreiche Medienvertreter<br />
(TV, Radio und Printmedien) teilnahmen.<br />
Interviews wurden nicht nur mit dem<br />
Trainer des Fußballprojekt Ali Askar Lali<br />
geführt, auch die künftigen kleinen "Nationalspieler"<br />
wurden befragt. Leider waren die<br />
Mädchen diesmal nur Zuschauer. Aber auch<br />
sie erhielten für ihre Mannschaften Fußbälle.<br />
Aus Mitteln, die das Bundesministerium<br />
des Innern im Rahmen des UN-Jahres für<br />
Sport und Leibeserziehung zur Verfügung<br />
stellt, soll im August ein Fußballtrainerinnen-Kurs<br />
in Kabul durchgeführt werden.<br />
Zum Abschluss und Höhepunkt des Kurses<br />
ist ein Frauenfußball-Turnier geplant (vgl.<br />
Bilder Seite 57).<br />
SIERRA LEONE.<br />
Sierra Leone war im Mai 2005 das Ziel des<br />
Fußballexperten Torsten Spittler. Im Auftrag<br />
des Nationalen Olympischen Komitees<br />
(NOK) für Deutschland galt sein Engagement<br />
der Trainer und Übungsleiter Aus- und<br />
Fortbildung. Die Entwicklungsmaßnahme<br />
diente dabei in erster Linie dem Jugend-,<br />
Frauen- und Behindertensport. Entsprechende<br />
Schulungsmaßnahmen fanden in<br />
den Städten Makeni, Bo und Freetown statt.<br />
Partner vor Ort waren das NOK für Sierra<br />
Leone und das dortige Ministerium für<br />
Jugend und Sport. In Deutschland erfolgte<br />
die Projektplanung in enger Zusammenarbeit<br />
mit dem Deutschen Fußball-Bund<br />
(DFB). Torsten Spittler ist Diplomsportlehrer<br />
und DFB-Fußball-Lehrer. Als Aktiver hat er<br />
unter anderem in Augsburg, Starnberg und<br />
München gespielt. Trainer- und Beraterfunktionen<br />
führten ihn in den Jemen, nach<br />
Malaysia, Kanada, Indien, Australien, Hong<br />
Kong und Tokio. 1998 war Spittler DFB<br />
Assistenztrainer von Erich Rutemöller und<br />
Klaus Sammer in der U 16, zuvor (1993-<br />
1994) u.a. Chef Trainer der U-18 des TSV<br />
1860 München. Informationen über Sierra<br />
Leone im Internet:<br />
http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/<br />
laenderinfos/laender/laender_ausgabe_<br />
html?type_id=14&land_id=151<br />
BRASILIEN.<br />
“Mini-Atlétismo am Rande des Amazonas"<br />
unter diesem Motto reiste Björn Wangemann,<br />
zurzeit Leiter eines Leichtathletik-<br />
Langzeitprojekts in Uruguay, über die<br />
58<br />
Ostertage nach Manaus, Hauptstadt des<br />
Bundesstaates Amaziona, Brasilien. Er<br />
referierte dort als NOK-Vertreter auf Einladung<br />
des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF<br />
und des Brasilianischen Leichtathletikverbandes<br />
im Rahmen einer Nationalen Konferenz<br />
über neue Wege in der Kinderleichtathletik<br />
und stellte das Mini-Atlétismo<br />
Programm der IAAF vor. Die landesweite<br />
Verbreitung dieses Events gehört auch zu<br />
den Kernaufgaben seines Projekts in Uruguay.<br />
Darüber hinaus ist Wangemann in<br />
Zusammenarbeit mit dem Regionalen<br />
Entwicklungszentrum der IAAF in Santa<br />
Fe/Argentinien an der Verbreitung dieses<br />
attraktiven Kinderevents in ganz Südamerika<br />
beteiligt. An der hochkarätigen Veranstaltung<br />
in Manaus nahmen neben Sportminister<br />
Agnelo Queiroz die Sportstaatssekretäre<br />
aller 27 brasilianischen Bundesstaaten<br />
und die Präsidenten der Leichtathletik-<br />
Regionalverbände teil. Zu Wangemanns<br />
Aufgaben gehörte auch die Vorführung<br />
eines Mini-Atlétismo Events in einer Sporthalle<br />
am Rande des Amazonas. "Bei sintflutartigem<br />
Tropenregen, Temperaturen über 35<br />
C und einer Luftfeuchtigkeit von mehr als<br />
90% war dieser Event eine Herausforderung<br />
für die begeisterten Kinder und die Organisatoren.<br />
Das besondere an dieser Veranstaltung<br />
war auch die Tatsache, dass wir alle<br />
für den Event benötigten Geräte mit den<br />
Sportlehrern am Vortag kurzfristig selbst<br />
herstellen mussten, da das offizielle Sportmaterial<br />
der IAAF im Zoll festgehalten<br />
wurde und uns somit nicht zur Verfügung<br />
stand. Zugleich war dieser Umstand aber<br />
auch eine willkommene Gelegenheit, den<br />
Konferenzteilnehmern einmal praktische<br />
Hilfe zur Selbsthilfe zu demonstrieren."<br />
Wangemann hat in der Vergangenheit im<br />
Rahmen der Auswärtigen Kulturpolitik der<br />
Bundesrepublik Deutschland eine Vielzahl<br />
von Mini-Atlétismo Seminaren und Events<br />
in Ecuador, Bolivien und natürlich in seiner<br />
neuen Heimat Uruguay veranstaltet. "Die<br />
Verbreitung des Mini-Atlétismo Events<br />
gewinnt in Südamerika immer mehr an<br />
Bedeutung. Wenn es uns nicht gelingt, die<br />
Kinder schon im Alter von 8-12 Jahren für<br />
eine sinnvolle Spielleichtathletik zu begeistern,<br />
dann werden sie uns später in dieser<br />
Sportart fehlen. Ich glaube, es ist daher an<br />
der Zeit, einmal selbstkritisch die Inhalte<br />
unserer Sportentwicklungsprojekte zu<br />
überprüfen. Aufgrund meiner über dreißigjährigen<br />
intensiven Erfahrung in diesem<br />
Bereich sowohl als NOK Experte als auch als<br />
IAAF Entwicklungsdirektor stelle ich fest,<br />
dass viele unserer Kurz- aber auch Langzeit-<br />
projekte und auch manche Ausbildungsmaßnahmen<br />
der IAAF von ihren Inhalten<br />
her zur Kopflastigkeit neigen. Es wird zuviel<br />
Theorie und Sportwissenschaft vermittelt.<br />
Das ist zwar alles erlernbar, ich bezweifele<br />
jedoch, dass viele der Kursteilnehmer in<br />
ihren Herkunftsorten später auch die<br />
Rahmenbedingungen vorfinden, die es<br />
ihnen erlauben, dieses Wissen in die Praxis<br />
umzusetzen", bilanzierte Wangemann.<br />
Informationen über Brasilien im Internet:<br />
http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/<br />
laenderinfos/laender/laender_ausgabe_<br />
html?type_id=14&land_id=26<br />
RUANDA.<br />
Seinen bisherigen Trainerstationen in Benin,<br />
Kongo, Eritrea, Kambodscha und Vietnam<br />
konnte Fußball-Experte Jochen Fickert<br />
erneut das Ziel Ruanda hinzufügen. In<br />
Kigali, wo er bereits von 1984-1988 als<br />
Berater tätig war, leitete er vom 28. April bis<br />
zum 3. Juni 2005 ein Projekt des Nationalen<br />
Olympischen Komitees (NOK) zur Förderung<br />
des Fußballsports. Ziel war die Aus- und<br />
Fortbildung von Fußballtrainern. Das NOK<br />
entsandte den Experten in enger Abstimmung<br />
mit dem Deutschen Fußball-Bund.<br />
Informationen über Ruanda im Internet:<br />
http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/<br />
laenderinfos/laender/laender_ausgabe_<br />
html?type_id=14&land_id=138<br />
MOSAMBIK.<br />
Gleiches galt für die Entsendung von<br />
Jochen Figge vom 21.04. bis zum<br />
14.05.2005 nach Mosambik. Jochen Figge<br />
richtet sich in dieser Zeit mit theoretischen<br />
und praktischen Schulungen an Schiedsrichter,<br />
Mediziner und Administratoren des<br />
afrikanischen Landes. Informationen über<br />
Mosambik im Internet:<br />
http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/<br />
laenderinfos/laender/laender_ausgabe_<br />
html?type_id=14&land_id=116<br />
MADAGASKAR.<br />
Nach Madagaskar führte Fußball-Experte<br />
Heinz-Peter Überjahn aus Ruppichterroth-<br />
Winterscheid (NRW) im Mai der Auftrag des<br />
Nationalen Olympischen Komitees, dort<br />
Trainerinnen und Trainer des Fußball-<br />
Verbandes von Madagskar fortzubilden. Zu<br />
den Lehrgangsinhalten zählten technische
und konditionelle Leistungstests, Einführung<br />
in die Fußballtheorie, Konditionsschulung,<br />
Methoden zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit,<br />
Spielbeobachtung, Fußballtechnik<br />
und Fußballtaktik, Besonderheiten des<br />
Jugendtrainings und des Torwarttrainings,<br />
Teammanagement und Sportverletzungen.<br />
Am Ende des mit NOK-Zertifikaten schließenden<br />
Kurses erfolgten Prüfungen in<br />
Theorie und Praxis.<br />
Heinz-Peter Überjahn ist diplomierter Sportund<br />
Fußballlehrer und hat die letzten 25<br />
Jahre als Berater für die Fußballentwicklung<br />
in Niger (1981-1986), Burkina Faso (1986-<br />
1991) und Namibia (1991-2004) verbracht.<br />
Als Trainer war er dabei in 243 offiziellen<br />
Länderspielen afrikanischer Länder involviert.<br />
Zuvor war er Leiter einer Sportfördergruppe<br />
der Bundeswehr und hat u.a. in Bad<br />
Hennef Auslandstrainer weitergebildet.<br />
Informationen über Madagskar im Internet.<br />
http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/<br />
laenderinfos/laender/laender_ausgabe_<br />
html?type_id=14&land_id=100<br />
TANSANIA.<br />
Hans-Peter Thumm, Leichtathletik-Experte<br />
aus Stuttgart, ist vom 30. Mai bis zum 9.<br />
Juli in Tansania tätig, um dort im Auftrag<br />
des NOK für Deutschland Lehrer sowie<br />
Hans-Peter Thumm (Bildmitte) bei<br />
Dehnungsübungen.<br />
Trainer- und Übungsleiter aus- und fortzubilden.<br />
Darüber hinaus dient der zweimonatige<br />
Aufenthalt des <strong>deutsch</strong>en Experten der<br />
Prüfung von Voraussetzungen für ein<br />
mögliches Langzeitprojekt. Der Antrag der<br />
tansanischen Seite bezog sich u.a. auch auf<br />
die Unterstützung der Sportausbildung in<br />
Grundschulen und Kommunen in ländlichen<br />
Gebieten. Hans-Peter Thumm besitzt gerade<br />
in diesen Bereichen hervorragende Erfahrungen<br />
aus seiner Arbeit in ähnlichen<br />
Projekten in Namibia und Eritrea. Das NOK<br />
koordiniert das Projekt in enger Zusammenarbeit<br />
mit den Leichtathletik-Verbänden in<br />
Deutschland und Tansania, mit dem dortigen<br />
NOK, der <strong>deutsch</strong>en Botschaft in Dar Es<br />
Salaam sowie dem tansanischen Ministerium<br />
für Arbeit, Jugend, Entwicklung und<br />
Sport. Diplomsportlehrer Hans-Peter Thumm<br />
bringt umfangreiche Erfahrungen als Trainer<br />
im Leistungssport mit. Für das NOK, die IAAF<br />
und die GTZ hat er insgesamt fünf Langzeitund<br />
27 Kurzzeitprojekte in Afrika, Asien,<br />
Südamerika und Europa durchgeführt. Dabei<br />
ging es um den Aufbau nationaler Ausbildungskonzepte<br />
für Trainer und Sportlehrer,<br />
Beratung bei strukturbildenden Maßnahmen,<br />
Beratung beim Sport im Primar- und<br />
Sekundarbereich, Beratung beim Training<br />
sowie Vorbereitung von Spitzenathleten auf<br />
internationale Aufgaben (z.B. Afrika- und<br />
Asienspiele, Commonwealth Games). Im Mai<br />
2000 wurde Hans-Peter Thumm vom NOK<br />
sowie dem Außenministerium in Berlin für<br />
seine Verdienste um die Sportförderung der<br />
Bundesrepublik neben den Fußball-Entwicklungshelfern<br />
Rudi Gutendorf, Holger Obermann<br />
und der Torwartlegende Bernd<br />
Trautmann geehrt. Informationen über<br />
Tansania im Internet:<br />
http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/<br />
laenderinfos/laender/laender_ausgabe_<br />
html?type_id=14&land_id=168<br />
BHUTAN.<br />
Ein weiteres Leichtathletik-Projekt führt<br />
Günter Lange Ende Juni nach Bhutan. Auch<br />
dieses Vorhaben wird in enger Zusammenarbeit<br />
mit den Leichtathletik-Verbänden<br />
sowie der öffentlichen Sportverwaltung und<br />
der Sportselbstverwaltung der Partner vor<br />
Ort durchgeführt. Günter Lange ist derzeit<br />
in einem Langzeitprojekt in Nepal eingesetzt<br />
und unterbricht dieses Projekt für die<br />
Maßnahme in Bhutan. Inhaltlich geht es bei<br />
der Entwicklungsmaßnahme um die Optimierung<br />
der Trainingsplanung im Laufbereich.<br />
Lange war als Diplomtrainer seit 1986 in<br />
über einhundert Aus-, Weiter- und Fortbildungs-Maßnahmen<br />
in Ländern Asiens,<br />
Afrikas und Lateinamerikas eingebunden.<br />
Seine Projektberichte sind über eine Publikationsliste<br />
in der NOK-Pressestelle einsehbar.<br />
Nähere Informationen über das entwicklungspolitische<br />
Engagement des NOK<br />
und den Einsatz von Günter Lange sind über<br />
die Internationale Abteilung des NOK<br />
erhältlich. Informationen über Bhutan im<br />
Internet:<br />
http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/<br />
laenderinfos/laender/laender_ausgabe_<br />
html?type_id=14&land_id=22<br />
Alle oben aufgeführten Projekte dienen der<br />
Förderung von Sportbeziehungen mit<br />
Ländern der Dritten Welt im Rahmen der<br />
Auswärtigen Kulturpolitik und werden aus<br />
Mitteln des Auswärtigen Amtes finanziert.<br />
Teil der Projekte sind Gerätespenden an die<br />
Partner vor Ort. Das Auswärtige Amt im<br />
Internet: http://www.auswaertiges-amt.de .<br />
Olympische Spiele<br />
Athen 2004<br />
INTERNATIONAL PARALYMPIC<br />
KOMITEE SCHRIEB PREISE AUS<br />
Das Internationale Paralympic Komitee (IPC)<br />
zeichnet erstmals Mitglieder der Paralympic<br />
Familie und solche, die direkt zu den Paralympics<br />
und der Paralympic-Bewegung<br />
beitragen mit Preisen aus. Die Paralympic<br />
Auszeichnungen werden in fünf Kategorien<br />
auf der Basis der Paralympics Athen 2004<br />
verliehen: Bester männlicher Athlet, Beste<br />
weibliche Athletin, Beste Mannschaft,<br />
Bestes Paralympic Debut, Vorbildlicher<br />
59
Offizieller. Vorschlagsberechtigt sind alle<br />
Nationalen Paralympic Komitees (NPCs) und<br />
Internationalen Paralympischen Sportverbände<br />
(IPSFs). Der Paralympic Medien Preis<br />
zeichnet herausragende Berichterstattung<br />
eines Athleten oder Teams während der<br />
Paralympics 2004 aus und wird an Medienvertreter<br />
verliehen, die höchste Qualität und<br />
Dynamik in der Übertragung der Spiele in<br />
einer der vier Kategorien Fernsehen, Schreibend<br />
(Print und online), Foto und Radio<br />
gewährleisteten. Ein Paralympics-Wissenschaftspreis<br />
würdigt einen herausragenden<br />
Beitrag (akademisch oder wissenschaftlich)<br />
aus dem Feld des Sports von Menschen mit<br />
Behinderung. Die Gewinner der Preise sollen<br />
auf der IPC Generalsversammlung 2005 in<br />
Peking (19./20. November 2005) verkündet<br />
werden.<br />
Mehr Informationen über den Preis auf der<br />
Website des International Paralympic<br />
Committee:<br />
http://www.paralympic.org/release/Main_<br />
Sections_Menu/News/Awards<br />
ATHOC SCHRIEB SCHWARZE<br />
ZAHLEN.<br />
Mit der Mitteilung des Organisationskomitees<br />
der Spiele der XXVIII Olympiade Athen<br />
2004, ein Plus von 7,6 Millionen Euro<br />
erwirtschaftet zu haben, sieht sich das IOC<br />
in seiner Politik bestätigt, die Olympischen<br />
Spiele wirtschaftlich solide und als nachhaltiges<br />
Erbe für die Ausrichterstädte durchzuführen.<br />
Dies teilt das IOC in einer Pressemitteilung<br />
(im Mai 2005) mit. Die 17-tägige<br />
Veranstaltung wird durch den Verkauf von<br />
Übertragungsrechten (Fernsehen, Radio,<br />
Neue Medien), über den Verkauf nationaler<br />
und internationaler Vermarktungsrechte<br />
sowie den Verkauf von Eintrittskarten und<br />
lizenzierten Produkten finanziert. Seit<br />
nunmehr 20 Jahren waren die Budgets der<br />
Organisationskomitees für die Spiele ausgeglichen<br />
oder haben einen Überschuss<br />
erbracht, der dem Sport zugute kam, heißt<br />
es in der IOC-Meldung. Das IOC ist verantwortlich<br />
für den weltweiten Verkauf von<br />
Übertragungsrechten und die internationalen<br />
Sponsoren. Bei weiterem Wachstum in<br />
der Verwertung dieser Rechte wird das IOC<br />
den Organisatoren der Olympischen Spiele<br />
auch weiterhin einen Zuschuss von etwa<br />
einer Milliarde US-Dollar (für Sommerspiele)<br />
zur Verfügung stellen. Darüber hinaus<br />
bemüht sich das IOC weiterhin darum,<br />
60<br />
seinen Einfluss zur Reduzierung der Kosten<br />
der Olympischen Spiele geltend zu machen.<br />
Dazu wurde bereits die Anzahl der Sportarten<br />
und der zugelassenen Athleten limitiert.<br />
Die Empfehlung der Olympischen Studien<br />
Kommission, die der IOC Session im Jahr<br />
2002 in Prag vorgelegt wurden, werden bei<br />
den Olympischen Spielen 2012 umgesetzt.<br />
Sie betreffen unter anderem auch die<br />
Limitierung von Akkreditierungen und die<br />
Verwendung von neuen Technologien zur<br />
Vermeidung von Papier wo immer möglich.<br />
Die Empfehlungen der Olympischen Studienkommission<br />
dienen auch künftigen<br />
Gastgebern der Spiele. Sie werden ermutigt,<br />
wo immer es möglich ist, existierende<br />
Einrichtungen zu nutzen. Neue permanente<br />
Einrichtungen sollten nur dort geschaffen<br />
werden, wo eine sinnvolle Nachnutzung<br />
gewährleistet ist. Das IOC will sicherstellen,<br />
dass die Infrastruktur der Spiele eine nachhaltige<br />
Stadtentwicklung sicher stellt.<br />
Turin 2006<br />
TOROC PRÄZISIERT<br />
TRANSPORTPLÄNE.<br />
Das Organisationskomitee für die XX Olympischen<br />
Winterspiele Turin 2006 (TOROC)<br />
hat die angekündigten Transportpläne für<br />
die Olympischen Spiele präzisiert. Mehr als<br />
eine Million Menschen, darunter Aktive,<br />
Techniker, Freiwillige, Medien und Zuschauer<br />
werden während der Spiele zwischen den<br />
verschiedenen olympischen Einrichtungen<br />
pendeln. Die Transport-Abteilung von<br />
TOROC erarbeitete einen Transportplan, der<br />
so weit wie möglich auf öffentlichen<br />
Transportmitteln beruht. Er soll dafür<br />
sorgen, dass das Transportaufkommen und<br />
insbesondere auch Probleme für die einheimische<br />
Bevölkerung begrenzt werden.<br />
Während der Spiele ist die Nutzung privater<br />
Fahrzeuge in den Bergen limitiert. Einheimische,<br />
Beschäftigte und Anwohner werden<br />
von TOROC und den örtlichen Verwaltungen<br />
mit besonderen Zufahrtsscheinen für die<br />
Region ausgestattet. Für andere Besucher<br />
der Region und der Olympischen Spiele<br />
stehen Züge und Busse über Park&Ride<br />
Knotenpunkte zur Verfügung. Die Olympische<br />
Familie, d.h. Aktive, Partner und Medien,<br />
wird über Shuttle-Busse und ausgewiesene<br />
Park-Plätze in der Nähe der Wettkampfstätten<br />
in den Bergen bedient. Für<br />
Besucher, gibt es Par&Ride Gelegenheiten in<br />
Pragelato, Usseau und Quix. Von dort<br />
erfolgt die Verteilung des Besucherstroms<br />
zu den Wettkampfstätten. Dieser Service<br />
wird vom 31. Januar bis zum 27. Februar<br />
2006, rund um die Uhr kostenfrei angeboten.<br />
Besucher, die mit dem Zug anreisen<br />
wollen, können mit einer Verstärktung des<br />
Bahnverkehrs insbesondere auf den Strecken<br />
Turin-Pinerolo und die Turin-Oulx-<br />
Bardonecchia-Modane Strecke rechnen.<br />
Auch diese Linien werden direkt an den<br />
Shuttle-Bus-Service angebunden.<br />
In Turin selbst kommt es ebenfalls zu einer<br />
Ausweitung des Bus- und Straßenbahnverkehrs,<br />
der die Besucher zu den Olympischen<br />
Einrichtungen um Lingotto bringt. Auch<br />
Parkzonen rund um die Turiner "Tangenziale"<br />
sollen in ausreichendem Maße geschaffen<br />
werden. Die nächsten Olympischen<br />
Winterspiele werden vom 10. bis 26. Februar<br />
2006 stattfinden. Das Angebot umfasst<br />
sieben Sportarten und 15 Disziplinen, die an<br />
acht verschieden Wettkampfstätten ausgetragen<br />
werden. Erwartet werden 2.500<br />
Aktive, 650 Schieds- und Kampfrichter und<br />
1,5 Millionen Zuschauer.<br />
TOROC-KINDER-WEBSITE.<br />
Die Kinder-Website des Organisationskomitees<br />
der XX. Olympischen Winterspiele Turin<br />
2006 (TOROC) ist jetzt noch internationaler<br />
und ab sofort auch in Englisch und Französisch<br />
aufrufbar. Sie erscheint im Rahmen<br />
des TOROC Erziehungsprogramm, das 2002<br />
mit dem Ziel initiiert wurde, die Olympischen<br />
Spiele näher an Primar- und Sekundarschüler<br />
heranzubringen und diesen zu<br />
erlauben, mit einer Reihe von Aktivitäten an
dem Olympischen Ereignis teilzuhaben.<br />
Neben der Website gibt es dazu Lehrmaterialien,<br />
die es Unterrichtenden erlauben<br />
entsprechende Informationen und Anregungen<br />
zur Olympische Bewegung im Klassenraum<br />
einzusetzen. Anfang des Jahres 2005<br />
wurde ein Projekt unter dem Titel "One<br />
School - one country" wiederaufgelegt, das<br />
bei den Olympischen Spielen Nagano 1998<br />
erstmals zum Einsatz kam. Es dient dem<br />
Aufbau von Partnerschaften von Schulen<br />
aus der Region Turin mit Schulen aus<br />
Teilnehmerländern der Olympischen Winterspiele.<br />
Höhepunkt für die Schulen soll der<br />
Besuch von Olympiamannschaften und ihrer<br />
Aktiven während der Olympischen Winterspiele<br />
sein.<br />
Schließlich werden auch die für Schüler und<br />
Studenten vergünstigten Eintrittspreise für<br />
die Olympischen Spiele von den Veranstaltern<br />
als Beitrag zum Olympischen Erziehungsprogramm<br />
angeführt. In ganz Italien<br />
werden darüber hinaus in Zusammenarbeit<br />
mit dem Erziehungsministerium Kunst<strong>wettbewerb</strong>e<br />
angeboten.<br />
Peking 2008<br />
ZEITPLAN UND PROGRAMM<br />
DER PARALYMPICS BESTÄTIGT.<br />
Das Internationale Paralympics Komitee<br />
(IPC) hat am 20. Mai 2005 gegenüber dem<br />
Organisationskomitee der Spiele der XXIX<br />
Olympiade (BOCOG) die Daten der 13.<br />
Paralympics sowie das Programm der<br />
Sportarten dieser Veranstaltung bestätigt.<br />
BOCOG ist sowohl für die Olympischen<br />
Spiele als auch für die Paralympics 2008 in<br />
Peking verantwortlich. Die 13. Paralympics<br />
finden vom 6. bis zum 17. September 2008<br />
statt. Gegenüber dem 19 Sportarten umfassenden<br />
Programm von Athen 2004 wird die<br />
Sportart Rudern ergänzt. In Peking setzen<br />
sich die Paralympics also aus den 20 folgenden<br />
Sportarten zusammen: Bogenschießen,<br />
Leichtathletik, Boccia, Rollstuhl-Basketball,<br />
Radsport, Reitsport, Rollstuhl-Fechten, 7er<br />
Fußball, 5er Fußball, Zielball, Judo, Gewichtheben,<br />
Segeln, Schießen, Schwimmen,<br />
Tischtennis, Volleyball, Rollstuhl-Rugby,<br />
Rollstuhl-Tennis und Rudern. Seit den<br />
Olympischen Spielen in Seoul (1988) und<br />
den Olympischen Winterspielen in Albertville<br />
(1992) finden die Paralympics in zeitlicher<br />
Nähe am Ort der jeweiligen Olympischen<br />
Spiele statt. Grundlage dafür war eine<br />
Vereinbarung zwischen Internationalem<br />
Paralympic Komitee und Internationalem<br />
Olympischen Komitee. Das Internationale<br />
Paralympics Komitee im Internet:<br />
www.paralympic.org<br />
Vancouver 2010<br />
INUIT-SKULPTUR ALS LOGO.<br />
Ein einzigartiges kanadisches Symbol für<br />
Freundschaft, Gastfreundlichkeit, Stärke,<br />
Teamwork und die weite des Landes wurde<br />
als Emblem für die Olympischen Winterspiele<br />
2010 ausgewählt. "Das Logo ist eine<br />
zeitgenössische Interpretation des "Inukshuk",<br />
einer steinernen<br />
Skulptur, die von<br />
den Inuit als Wegweiser<br />
in Eis und<br />
Schnee benutzt<br />
wurde. Über die<br />
Generationen<br />
hinweg wurde sie<br />
zum Symbol von<br />
Hoffnung, Freundschaft<br />
und Ausdruck<br />
der Gastfreundlichkeit<br />
einer Nation, die<br />
Menschen aus aller<br />
Welt mit offenen<br />
Armen empfängt",<br />
heißt es in einer<br />
Pressemitteilung des<br />
Organisationskomitees<br />
(VANOC) vom<br />
23. April 2005. Die<br />
Steinformationen<br />
können im ganzen<br />
Land von der Küste<br />
bis zu den Bergen<br />
angetroffen werden. Das Logo soll darüber<br />
hinaus die tiefe Verbindung der Kanadier zu<br />
ihrer atemberaubenden Umwelt zum Ausdruck<br />
bringen. Es bildet fünf Steine in jenen<br />
lebhaften Farben ab, die man sowohl in<br />
Natur und Umwelt der Region Vancouver-<br />
Whistler wieder findet als auch in ganz<br />
Kanada. Grün und Blau repräsentieren<br />
Küste, Wald, Berge und Inseln. Rot steht für<br />
Kanadas traditionelles Symbol, das Ahornblatt<br />
und das Gold weckt Erinnerungen an<br />
die brillanten Sonnenaufgänge, die zur<br />
malerischen Silhouette von Vancouvers<br />
Skyline und der schneebedeckten Berggipfeln<br />
beitragen. Das Vancouver Logo trägt<br />
den Namen Ilanaaq, das Inuit Wort für<br />
Freund. "Ilanaaq ist vor allem ein Teamplayer",<br />
sagt John Furlong, Vorstandsvorsitzender<br />
des Organisationskomitees der Olympischen<br />
Spiele und der Paralympics Vancouver<br />
2010 (VANOC). "So wie VANOC auf die<br />
Partnerschaft und die gemeinsame Vision<br />
der Spiele vertraut, so tut es auch unser<br />
Logo. Jeder Stein baut auf einen anderen<br />
zugunsten des Ganzen. Zusammen wird es<br />
zu einem Symbol der Stärke, der Vision und<br />
des Teamworks, das uns den Weg weist und<br />
es wird die Welt willkommen heißen in<br />
Kanada." Das Emblem wurde von einer<br />
internationalen Jury unter mehr als 1.600<br />
Entwürfen aus allen Regionen Kanadas<br />
ausgewählt. Der siegreiche Entwurf stammt<br />
von Elena Rivera MacGregor und Gonzalo<br />
Alatorre von der Rivera Design Group in<br />
Vancouver. Das Logo der Olympischen<br />
61
Winterspiele 2010 wurde mittlerweile vom<br />
IOC anerkannt und international registriert.<br />
Es bildet einen wichtigen Bestandteil des<br />
äußeren Erscheinungsbildes der Winterspiele<br />
2010. In den nächsten fünf Jahren wird das<br />
Emblem und verwandte Entwürfe und<br />
Farben auf tausenden von Applikationen,<br />
auf lizenzierten Produkten, Plakaten, Publikationen<br />
und Banden in Sportstadien zu<br />
sehen sein. Sie werden das Logo von Vancouver<br />
2010 zu einer der bekanntesten<br />
Marken der Welt machen. Andere Design-<br />
Projekte werden das Logo in den kommenden<br />
Jahren bis zu den Spielen ergänzen.<br />
Dazu zählt neben dem offiziellen Maskottchen<br />
der Spiele, der Olympia-Fackel und den<br />
Wettkampf-Medaillen auch das Logo für die<br />
Paralympics. Die Olympischen Winterspiele<br />
2010 finden vom 12.-28. Februar 2010, die<br />
Paralympics vom 12.-21. März 2010 statt.<br />
Olympische Erziehung<br />
FÖRDERPREISE FÜR WISSEN-<br />
SCHAFTLICHE ARBEITEN.<br />
"Balance auf schmalem Grat: Olympismus in<br />
der modernen Welt", lautete die Thematik<br />
des 3. Akademischen Wettbewerbes des<br />
Nationalen Olympischen Komitees, dessen<br />
Preisträgerinnen und<br />
Preisträger am 15.<br />
Juni im Gästehaus<br />
der Technischen<br />
Universität Darmstadt<br />
(Georg-<br />
Christoph-Lichtenberg-Haus)<br />
in einem<br />
Festakt geehrt<br />
wurden.<br />
Katja Senkel und<br />
Frank Kühn (Uni<br />
Mainz) sowie Markus<br />
Priester (Uni Koblenz)<br />
lauten die<br />
Namen der Preisträger,<br />
die in einem<br />
abwechslungsreichen Programm ausgezeichnet<br />
wurden. NOK-Präsident Dr. Klaus<br />
Steinbach stellte dabei Betrachtungen zu<br />
den Wechselbeziehungen zwischen Olympischen<br />
Spielen und Olympischer Erziehung<br />
an. Mit dem Förderpreis für wissenschaftliche<br />
Arbeiten verbindet das NOK gleichermaßen<br />
das Ziel, den olympischen Gedanken zu<br />
verbreiten und den wissenschaftlichen<br />
Nachwuchs für den Olympismus zu interes-<br />
62<br />
sieren. "Nach Auswertung der eingereichten<br />
Arbeiten aus den Bereichen Sportwissenschaft,<br />
Kommunikationswissenschaft,<br />
Theologie, Bauwissenschaft und Architektur<br />
wurde deutlich, wie facettenreich die<br />
Problematik des modernen Olympismus in<br />
wissenschaftsrelevante Aufgabenstellungen<br />
und aktuelle Forschungsanliegen überführt<br />
werden kann", freute sich auch NOK-<br />
Generalsekretär Bernhard Schwank über die<br />
Resultate des Wettbewerbs, der durch sein<br />
hohes wissenschaftliches Niveau überzeugte.<br />
Der aus Mitgliedern des Kuratoriums<br />
gebildeten Jury gehörten Prof. Dr. Helmut<br />
Altenberger (Augsburg), Prof. Dr. Dr. h.c.<br />
Klaus Willimczik (Bielefeld), Prof. Dr. Jochen<br />
Hinsching (Greifswald) und Prof. Dr. Holger<br />
Preuß (Mainz) an. Die Festveranstaltung<br />
wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut<br />
für Sportwissenschaft der Technischen<br />
Universität Darmstadt organisiert.<br />
7. NOK-LEHRERFORTBILDUNG<br />
IN OLYMPIA/GRIECHENLAND.<br />
Zunächst bis zum 15. Mai hatte das Kuratorium<br />
für Olympische Akademie und Olympische<br />
Erziehung des Nationalen Olympischen<br />
Komitees (NOK) für Deutschland die Anmeldefrist<br />
für die 7. NOK-Lehrerfortbildung<br />
Gruppenfoto anlässlich der 5. Lehrerfortbildung im Herbst 2001 in<br />
Olympia.<br />
verlängert (10.-18. September 2005 in<br />
Griechenland). Derzeit sind noch wenige<br />
Restplätze verfügbar. Die Themenstellung<br />
für das Seminar lautet: Olympische Erziehung<br />
in der Schule - Erziehung zu Fairplay,<br />
Leistung und gegenseitiger Achtung. Neben<br />
der intensiven Auseinandersetzung mit dem<br />
Thema sieht das Programm auch den<br />
Besuch antiker Kult- und Sportstätten vor.<br />
Etwa 70 Lehrerinnen und Lehrer aller<br />
Schularten mit Sportfakultas oder anderen<br />
schulsportlichen Erfahrungen nehmen an<br />
dem Studienaufenthalt in Olympia teil.<br />
Namhafte Referenten (wie u.a. Prof. Dr. Eike<br />
Emrich, Bernhard Schwank) begleiten<br />
Exkursionen und Seminare.<br />
EUROPÄISCHE OLYMPISCHE<br />
JUGENDSPIELE.<br />
Gastgeber des European Youth Festival der<br />
Sommersportarten 2005 ist vom 3.-9. Juli<br />
2005 das italienische NOK (CONI) mit der<br />
zwischen Venedig und Triest gelegenen<br />
Stadt Lignano Sabbiadoro sowie umliegenden<br />
Ortschaften. 2.500 Aktive aus 48<br />
europäischen Ländern werden zu den<br />
Europäischen Olympischen Jugendspielen<br />
erwartet. Sie sind zwischen 13 und 17<br />
Jahren alt. Das <strong>deutsch</strong>e Team umfasst<br />
voraussichtlich 93 Personen, davon sind 62<br />
Athletinnen und Athleten. Chef de Mission<br />
ist Fred Eberle (DLV). Er wird unterstützt von<br />
Sandra Logemann aus der NOK-Geschäftsstelle.<br />
Das Wettkampf-Programm umfasst<br />
die Sportarten Leichtathletik (32 Wettbewerbe),<br />
Basketball (1), Kanu (16), Radsport<br />
(3), Fußball (1), Turnen (6), Handball (1),<br />
Judo (15), Schwimmen (30), Tennis (3) und<br />
Volleyball (1). Eine <strong>deutsch</strong>e Beteiligung ist<br />
in der Leichtathletik, im Turnen (Mädchen),<br />
Schwimmen, Basketball (Jungen), Radsport<br />
(Jungen) und Judo vorgesehen. Die größte<br />
<strong>deutsch</strong>e Teilmannschaft stellt die olympische<br />
Kernsportart Leichtathletik (20 Aktive),<br />
gefolgt von den Schwimmern (16), Basketball<br />
(12), Judoka (8) sowie Turnen und<br />
Radsport (jeweils 3). Das European Youth<br />
Olympic Festival geht auf eine Initiative von<br />
IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge zurück.<br />
Sommer- und Winterspiele finden jeweils in<br />
den ungeraden Jahren zwischen den "richtigen"<br />
Olympischen Spielen statt. Die Wettkämpfe<br />
der Jugendspiele werden nach dem<br />
Reglement der zuständigen Internationalen<br />
Fachverbände durchgeführt. Doping-<br />
Kontrollen sind gemäß der Bestimmungen<br />
der World-Anti-Doping-Agentur (WADA)
vorgesehen. Seit ihrer Erfindung wurden die<br />
Europäischen Olympischen Jugendspiele<br />
1991 in Brüssel (Belgien), 1993 in Aosta<br />
(Italien) und Valekenswaard (Holland), 1995<br />
in Andorra-la Vella (Andorra) und Bath<br />
(Großbritannien), 1997 in Sundsvall (Schweden)<br />
und Lissabon (Portgual), 1999 in<br />
Poprad Tatry (Slovakai) und Esbjerg (Dänemark),<br />
2001 in Vuokatti (Finnland) und<br />
Murcia (Spanien) und 2003 in Bled (Slovenien)<br />
und Paris (Frankreich) organisiert. Im<br />
Jahr 2005 war Monthey (Schweiz) Schauplatz<br />
der Winterausgabe der EYOF. Die<br />
Europäischen Olympischen Jugendspiele im<br />
Internet. http://www.lignano2005.it<br />
OLYMPISCHE WAFFENRUHE.<br />
Im heiligen Hain von Olympia/Griechenland,<br />
fand vo, 24.-27. Mai 2005 eine Session des<br />
IOC-Komitees für die Olympische Waffenruhe<br />
statt. Mehr als 22 NOKs aus Krisenregionen<br />
nahmen daran teil. Sie debattierten<br />
dabei u.a. über die Bedeutung des Sports für<br />
Frieden, Konflikt-Prävention, Wiederaufbau<br />
und nationalen Dialog.<br />
Die Vereinten Nationen, die Weltbank und<br />
regionale Organisationen zählten genauso<br />
zu den Gästen wie Repräsentanten von<br />
TOROC, BOCOG, VANOC und ATHOC, den<br />
Organisationskomitees der Olympischen<br />
Spiele Turin 2006, Peking 2008, Vancouver<br />
2010 und Athen 2004. Letztere gaben<br />
Einblicke in die von ihnen geplanten bzw.<br />
bereits durchgeführten Aktivitäten zur<br />
Olympischen Waffenruhe.<br />
Die Session widmete sich mehreren Schwerpunkt-Themen.<br />
Dabei ging es u.a. um die<br />
Rolle der Institutionen im Konzept der<br />
Olympischen Waffenruhe sowie den Beitrag<br />
des Sports zu Konfliktprävention und<br />
Friedensbildung, Olympische Spiele und<br />
Olympische Waffenruhe und den Beitrag<br />
internationaler Organisationen zur Olympischen<br />
Waffenruhe.<br />
Während der Session illustrierten verschiedene<br />
Fallstudien die Bedeutung des Sports<br />
für den Frieden. Ein Beispiel nahm Bezug<br />
auf den Sport als Instrument des Dialogs in<br />
Ost-Timor. Weitere Projektstudien widmeten<br />
sich der Rolle des Sports im Bereich des<br />
Nation-Building in Afghanistan und seinen<br />
Einfluss auf die Verständigung verfeindeter<br />
Kommunen in Kolumbien. Die Versammlung,<br />
die am Freitag, den 26. Mai 2005 mit einer<br />
Abschlusserklärung endete, beschäftigte<br />
sich darüber hinaus mit der Vorbereitung<br />
einer Resolution zur Olympischen Waffenruhe<br />
für die kommenden Olympischen<br />
Winterspiele Turin 2006. Diese wird u.a.<br />
auch Thema der 60. Session der Generalversammlung<br />
der Vereinten Nationen im<br />
Herbst 2005 in New York. Im Vorfeld der<br />
Olympischen Spiele 2004 hatten die Vereinten<br />
Nationen mit einer Resolution zur<br />
Unterstützung der Waffenruhe aufgerufen.<br />
400 Führungspersönlichkeiten aus Politik,<br />
Religion, Kultur und Sport hatten sich mit<br />
ihrer Unterschrift verpflichtet, den Appell zu<br />
fördern. Darunter waren neben Papst<br />
Johannes Paul II, Nelson Mandela und Kofi<br />
Annan auch die Außenminister Russlands,<br />
Großbritanniens, Frankreichs und Deutschlands.<br />
Kern des Gedankens der Olympischen<br />
Waffenruhe ist die "ekecheiria", die in der<br />
Antike mehr als ein Jahrtausend lang den<br />
friedlichen Ablauf der Spiele gewährleistet<br />
hat. Sie sollte Zuschauern und Athleten die<br />
unversehrte Anreise zu dem Ereignis sichern<br />
und verbot für die Zeit der Spiele einen<br />
Waffengang gegen ihren Ausrichter.<br />
Mehr zum Thema Olympische Waffenruhe<br />
im Internet unter:<br />
http://www.olympic.org/uk/organisation/<br />
missions/truce/index_uk.asp<br />
WORLD GAMES 2005<br />
DUISBURG.<br />
Auf die Plätze - Ran an die Tickets!<br />
Mit 5 Euro schon dabei! - World Games<br />
2005 bieten Dauerkarten und Rabatte, so<br />
lautete wenige Wochen vor der Eröffnungsfeier<br />
die Schlagzeile einer Pressemitteilung<br />
des Organisationskomitees der World Games<br />
für die zwischen dem 14. und 24. Juli in<br />
Duisburg, Bottrop,Oberhausen und Mülheim<br />
an der Ruhr stattfindende Multisport-<br />
Veranstaltung. Langsam aber sicher gilt die<br />
Devise: Wer einen guten Platz erwischen<br />
möchte, muss sich sputen. Das gilt beispielsweise<br />
für die Eröffnungsfeier mit Nena<br />
und José Cura. Noch sind Karten aller<br />
Kategorien vorhanden, aber in manchen<br />
Blöcken der MSV-Arena wird es bereits eng<br />
mit der Auswahl. Tickets für die rund<br />
zweieinhalbstündige Eröffnungsfeier am 14.<br />
Juli ab 20.15 Uhr kosten zwischen 14,65<br />
und 65,05 Euro. Besonders beliebt sind die<br />
Dauerkarten für die einzelnen Sportarten<br />
und das sog. "Tagesticket Sportpark"(24,75<br />
Euro), mit dem alle Veranstaltungen des<br />
jeweiligen Tages in allen Wettkampfstätten<br />
des gesamten Sportparks Wedau (ausgenommen<br />
Schwimmstadion, Flossenschwimmen<br />
sowie Lebensrettung Pool) besucht<br />
werden können. Nicht zu vergessen: In der<br />
Eintrittskarte ist der Fahrpreis im gesamten<br />
Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (2. Wagenklasse)<br />
am Veranstaltungstag mit Bussen und<br />
Bahnen bereits enthalten. Für bestimmte<br />
Personengruppen, Schulklassen, Kinder,<br />
Auszubildende locken Rabatte mit bis zu 35<br />
% vom Nettopreis. Kinder bis zu zwei Jahren<br />
zahlen gar keinen Eintritt. "Eintritt frei für<br />
alle!" - heißt es bei den Sportarten Feldbogenschießen<br />
(Mülheim), Lebensrettung<br />
Strand (Bertasee Duisburg) und Orientie-<br />
Heiner Henze (World Games 2005 GmbH), Dr. Jacques Rogge (IOC-Präsident), Ron Froehlich<br />
(Präsident der Internationalen World Games Vereinigung IWGA) und Peter Orzol (stellv.<br />
Geschäftsführer der World Games 2005 GmbH) sowie Maskottchen Allwin anlässlich eines<br />
Empfangs bei der SportAccord in Berlin.<br />
63
ungslauf (Bottrop). Tickets sind im Online-<br />
Ticketshop auf der Homepage www.<br />
worldgames2005.de, über die Ticket-Hotline<br />
0208 - 8200-444 und in allen CTS-Vorverkaufsstellen<br />
in ganz Deutschland erhältlich.<br />
Unter jenen, die sich auf die Veranstaltung<br />
ganz besonders freuen befindet sich auch<br />
der Präsident des Internationalen Olympischen<br />
Komitees, Dr. Jacques Rogge, dessen<br />
Organisation die Schirmherrschaft über die<br />
Veranstaltung hat. Im Rahmen des SportAccord<br />
- dem "Gipfeltreffen" der Weltsportverbände<br />
vom 17. bis 20. April in Berlin -<br />
drückte IOC-Präsident Jacques Rogge<br />
gegenüber den Vertretern der World Games<br />
2005 GmbH und Ron Froehlich, Chef der<br />
IWGA (International World Games Association),<br />
seine Vorfreude darüber aus, am 14. Juli<br />
an der Eröffnungsfeier der Weltspiele der<br />
nicht-olympischen Sportarten teilzunehmen.<br />
Der Chef des Internationalen Olympischen<br />
Komitees empfing die dreiköpfige<br />
World Games-Delegation - vertreten durch<br />
Ron Froehlich, Heiner Henze und Peter Orzol<br />
(beide World Games 2005 GmbH) - zu<br />
einem Fototermin in seinem Büro und nahm<br />
aus den Händen des IWGA-Präsidenten Ron<br />
Froehlich das Maskottchen der World<br />
Games 2005, Allwin, entgegen. Dabei<br />
meinte Jacques Rogge: "Wenige Wochen<br />
vor dem Start der World Games 2005 freue<br />
ich mich sehr auf die Eröffnungsfeier der<br />
Weltspiele in der MSV-Arena. Gerne nehme<br />
ich auf Einladung der IWGA und der World<br />
Games 2005 GmbH am 14. Juli an der<br />
"Opening Ceremony" teil. Ich bin sicher, dass<br />
die Zuschauer ein tolles Event erleben<br />
werden!" (vergleiche Foto Seite 63)<br />
Vermarktungserfolge<br />
"Auf leisen Sohlen" - Sioux<br />
schließt Vierjahresvertrag ab.<br />
Sioux wird die <strong>deutsch</strong>e Olympiamannschaft<br />
bis 2008 als Schuhausstatter mit dem<br />
Mokassin-Gefühl begleiten. Das erfolgreiche<br />
Unternehmen aus dem baden-württembergischen<br />
Walheim rüstet die <strong>deutsch</strong>en<br />
Athleten bereits seit 1972 mit bequemem<br />
und hochwertigem Laufwerk aus. Nun hat<br />
der Ausstatter mit der Deutschen Sport-<br />
Marketing eine Vereinbarung bis zu den<br />
Olympischen Spielen 2008 in Beijing getroffen.<br />
"Wir haben immer das Ziel, Partnerschaften<br />
im Sinne der Athleten abzuschließen.<br />
Die positive Resonanz in Athen von<br />
64<br />
Seiten der Sportler hat uns bestärkt, weiterhin<br />
die Zusammenarbeit mit Sioux zu<br />
suchen", sagte der Geschäftsführer der<br />
Sioux-Chef Klaus Schinle mit DSM-Geschäftsführer<br />
Axel Achten (rechts)<br />
NOK-Vermarktungsagentur Deutsche<br />
Sportmarketing, Axel Achten. Nähere<br />
Informationen unter www.sioux.de<br />
Sebamed verlängert seinen<br />
Co-Partner-Vertrag bis 2008.<br />
Einer der treuesten Partner des <strong>deutsch</strong>en<br />
Spitzensports hat die Zusammenarbeit mit<br />
dem Nationalen Olympischen Komitee für<br />
Deutschland (NOK) verlängert: Die Sebapharma<br />
GmbH & Co. KG. ein Unternehmen<br />
aus dem rheinland-pfälzischen Bad Salzig<br />
wird die Olympiamannschaften bis mindestens<br />
2008 mit seinen Hautreinigungs- und<br />
Pflegeprodukten versorgen."So können wir<br />
die gute Partnerschaft mit Sebapharma<br />
nicht nur bei den bevorstehenden Winter-<br />
spielen in Turin 2006, sondern auch im<br />
Sommer 2008 in Peking weiterführen",<br />
begrüßte NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach<br />
die Vereinbarung. "Unsere Athletinnen und<br />
Athleten sollen entspannt und ausgeglichen<br />
in ihre Wettkämpfe gehen können. Gerade<br />
durch meine Olympiateilnahmen im<br />
Schwimmen weiß ich, welche wichtige Rolle<br />
hier die Haut als Sinnesorgan spielen kann."<br />
Nähere Informationen unter<br />
www.sebapharma.de<br />
Intensivere Partnerschaft mit<br />
der Bundesdruckerei<br />
Bereits die Olympischen Spiele Athen 2004<br />
waren für die Bundesdruckerei GmbH eine<br />
gelungene "sportliche" Premiere - dort hatte<br />
das Berliner Unternehmen das Deutsche<br />
Haus mit einem biometrischen Zugangssystem<br />
ausgestattet. Darauf baut die Bundesdruckerei<br />
auf und geht mit einem Vertrag<br />
über eine Co-Partnerschft bis zu den Olym-<br />
Bundesdruckerei-Geschäftsführer Ulrich<br />
Hamann wünschte Kati Wilhelm, Doppel-<br />
Olympiasiegerin von Salt Lake City im<br />
Biathlon, Erfolg für die Vorbereitungen<br />
auf die nächsten Olympischen Spiele in<br />
Turin<br />
pischen Spielen in Beijing 2008 eine engere<br />
Kooperation mit dem Nationalen Olympischen<br />
Komitee für Deutschland (NOK) ein.<br />
Ulrich Hamann, Sprecher der Geschäftsführung<br />
der Bundesdruckerei, betonte: "Mit<br />
unserer technologischen Kompetenz wollen<br />
wir erneut dazu beitragen, die Olympischen<br />
Spiele noch sicherer zu machen. Mit unserem<br />
darüber hinausgehendem Engagement<br />
wollen wir demonstrieren, dass sich auch<br />
unsere Unternehmensziele und -werte an<br />
Leistung orientieren. Die globale Bedeutung<br />
der Olympischen Spiele und unsere internationale<br />
Ausrichtung passen hervorragend<br />
zusammen." Nähere Informationen unter:<br />
www.bundesdruckerei.de
OLYMPISCHER LITERATUR-WETTBEWERB<br />
DEUTSCH - ENGLISCH - FRANZÖSISCH<br />
AUSSCHREIBUNG<br />
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) rief erstmals 2001 zu diesem<br />
weltweiten Wettbewerb auf, um die Verbindung zwischen der Literatur und dem<br />
Fest der Olympischen Spiele zu stärken. Nach den guten Erfahrungen bei der<br />
ersten Ausgabe ist es nun der Wunsch des IOC, den Wettbewerb alle vier Jahre<br />
durchzuführen.<br />
Das Nationale Olympische Komitee für Deutschland (NOK) hat es gerne<br />
übernommen, den für 2005 ausgeschriebenen Wettbewerb auf nationaler<br />
Ebene zu organisieren.<br />
Teilnehmer/innen<br />
Regularien<br />
Der Wettbewerb ist für folgende zwei Alters-Kategorien ausgeschrieben:<br />
Themen<br />
• Kategorie 1: 14 - 18 Jahre<br />
• Kategorie 2: 19 - 22 Jahre<br />
Die eingereichten Arbeiten müssen in <strong>deutsch</strong>er, <strong>englisch</strong>er oder <strong>französisch</strong>er Sprache<br />
einem Thema gewidmet sein, das sich entweder mit der Olympischen Idee oder einem<br />
der folgenden olympischen Teil-Werte beschäftigt:<br />
Sich selbst übertreffen � Excelling oneself � se surpasser<br />
Fairplay<br />
Freude an der Herausforderung � Joy in effort � goût de défi<br />
Gegenseitiger Respekt � Respect for others � respect mutuel<br />
Balance zwischen Körper und Geist � Balance between body and mind � balance entre corps et esprit
Umfang und Qualität der Arbeiten haben sich an folgender Einteilung zu orientieren:<br />
Einreichung<br />
• Kategorie 1: Ein Aufsatz zu einem der oben genannten Themen<br />
• Kategorie 2: Eine Kurzgeschichte über eines der oben genannten<br />
Themen, maximal 75.000 Zeichen. (1 Zeichen = ein Buchstabe, ein<br />
Satzzeichen oder ein Leerzeichen)<br />
Die Arbeiten sind bis zum 1. Oktober 2005 zusammen mit Lichtbild, Altersangabe und<br />
kompletter Anschrift beim NOK für Deutschland unter folgender Anschrift einzureichen:<br />
Nationales Olympisches Komitee für Deutschland<br />
Otto-Fleck-Schneise 12<br />
60528 Frankfurt a. Main<br />
Nach der nationalen Bewertung und Prämierung durch eine Jury werden die besten Arbeiten<br />
zur internationalen Entscheidung beim IOC eingereicht.<br />
Jede Teilnehmerin/jederTeilnehmer darf sich nur mit einem Manuskript am Wettbewerb<br />
beteiligen.<br />
Preise<br />
Die Gewinner eines der beiden 1. Preise der nationalen Ausscheidung erhalten neben<br />
einem Sachpreis eine künstlerische IOC-Trophäe und eine IOC-Urkunde, welche bei einer<br />
passenden Gelegenheit durch das NOK für Deutschland überreicht werden. Die zweit- und<br />
drittplatzierten Autoren werden mit IOC-Urkunden ebenfalls durch das NOK für Deutschland<br />
sowie mit Sachpreisen ausgezeichnet.<br />
Copyrights<br />
Durch das Einreichen der Manuskripte beim NOK für Deutschland mit anschließender<br />
Weiterleitung zum IOC räumen die Teilnehmer/innen dem Veranstalter das Recht ein, ihre<br />
Arbeiten zu veröffentlichen sowie Fotos und persönliche Angaben für Hinweise auf<br />
Veranstaltungen oder Publikationen zu gebrauchen.<br />
Kontakte<br />
Weitere Informationen können beim NOK, Herrn Achim Bueble, bei Bedarf abgerufen werden.<br />
Tel.: 069 – 6700 231<br />
Fax: 069 – 6771 229<br />
Email: bueble@nok.de<br />
NATIONALES OLYMPISCHES KOMITEE<br />
FÜR DEUTSCHLAND<br />
Frankfurt/Main, im Juni 2005
AUSSCHREIBUNG<br />
zum nationalen olympischen Jugendlager „Turin 2006“ des NOK für<br />
Deutschland zusammen mit den Wintersportverbänden, der Deutschen<br />
Sportjugend und der Deutschen Behindertensportjugend<br />
Das Nationale Olympische Komitee für Deutschland (NOK) unterstützt zur<br />
Fortsetzung der olympischen Tradition und im Sinne der Olympischen Idee<br />
nachhaltig die Durchführung von olympischen Jugendlagern anlässlich der<br />
Olympischen Spiele. Leider wird vom Organisationskomitee in Turin – wie schon in<br />
Salt Lake City – wiederum kein internationales Jugendlager angeboten.<br />
Aus diesem Grund, aber auch angesichts der sehr positiven Erfahrungen mit den<br />
ersten beiden nationalen Jugendlagern in Salt Lake City und Athen, führt das<br />
Nationale Olympische Komitee für Deutschland zusammen mit den<br />
Wintersportverbänden, der Deutschen Sportjugend und der Deutschen<br />
Behindertensportjugend ein eigenes Jugendlager in Turin durch, an dem 50<br />
<strong>deutsch</strong>e Nachwuchssportlerinnen und -sportler teilnehmen können.<br />
Mit der Durchführung des Jugendlagers verfolgen die Veranstalter vor allem folgende<br />
Zielsetzungen:<br />
� Erleben „Olympischer Atmosphäre“, Besuch <strong>olympischer</strong> Wettkämpfe<br />
und Zeremonien<br />
In Verbindung damit wird angestrebt:<br />
� Steigerung der Motivation für den Leistungssport und dessen Eigen-<br />
Realisierung<br />
� Schaffung von Anreizen für ein Engagement im Bereich des Sports<br />
� Förderung des gegenseitigen Verstehens durch faires und friedliches<br />
Zusammenleben und durch gemeinsame, völkerübergreifende,<br />
sportliche und kulturelle Aktivitäten<br />
� Kennenlernen des Gastgeberlandes Italien, seiner Menschen, seiner<br />
Kultur und seiner Geschichte<br />
Das olympische Jugendlager findet in Turin in der Zeit vom 9. - 25. Februar 2006<br />
statt (Abreise- und Ankunftstag).<br />
Teilnehmen können Jugendliche im Alter von 16 bis 19 Jahren<br />
(Stichtag: 9. Februar 2006).
An die Teilnehmer/innen werden folgende Erwartungen gestellt:<br />
� Zugehörigkeit zu einem Nachwuchskader eines olympischen<br />
Wintersportverbandes<br />
� Teilnahme an leistungsorientierten Veranstaltungen, wie<br />
z.B. Jugendmeisterschaften auf Landes- bzw. Bundesebene<br />
� Soziales Engagement<br />
� Kulturelle und musische Interessen<br />
� Fremdsprachenkenntnisse<br />
� Teilnahme am Vorbereitungstreffen vom 7.-9. Oktober 2005<br />
Die Teilnehmer/innen am olympischen Jugendlager müssen sich an den<br />
Gesamtkosten mit Euro 500,-- beteiligen.<br />
Die Leistungen des Veranstalters beinhalten:<br />
� Fahrtkostenzuschuss und Aufenthaltskosten im Rahmen des<br />
Vorbereitungstreffens<br />
� Busfahrt ab Frankfurt / München nach Turin und zurück<br />
� Transfers vor Ort<br />
� Übernachtung in Mehrbettzimmern und Verpflegung<br />
� Besuch ausgewählter <strong>olympischer</strong> Wettkämpfe und Festveranstaltungen<br />
� Rahmenprogramm<br />
� Ausstattung mit verschiedenen Bekleidungsstücken und<br />
Ausrüstungsgegenständen<br />
� Versicherungsschutz<br />
Vereine bzw. Vereinsabteilungen können die Bewerbungen interessierter<br />
Jugendlicher bis spätestens 26. August 2005 (Poststempel) mit einem<br />
handgeschriebenen Lebenslauf bei den Geschäftsstellen der Wintersportverbände<br />
einreichen. Dort ist auch der dafür notwendige Personalbogen erhältlich.<br />
Nach Ablauf des Meldetermins und Sichtung der Bewerbungen werden die in Frage<br />
kommenden Jugendlichen zu einem dreitägigen Vorbereitungstreffen vom 7.-9.<br />
Oktober 2005 eingeladen.<br />
Die Nominierung der Teilnehmer/innen erfolgt u. a. nach folgenden Kriterien:<br />
� Ausgewogene Berücksichtigung der Wintersportverbände und ihrer<br />
Sportarten / Disziplinen<br />
� Eignung der Bewerber/innen unter besonderer Beachtung sportlicher<br />
Erfolge und sozialer Eigenschaften<br />
� Berücksichtigung musisch-kultureller Interessen sowie der<br />
Sprachkenntnisse<br />
Die verbindliche Bestätigung der Teilnahme am olympischen Jugendlager erfolgt am<br />
Ende des Vorbereitungstreffens.<br />
NATIONALES OLYMPISCHES KOMITEE<br />
FÜR DEUTSCHLAND<br />
Frankfurt/Main, im Mai 2005
Nachrichten der DOG<br />
„Kinder bewegen“:<br />
Erster Modellkindergarten<br />
in Sachsen-Anhalt<br />
‚Olympische Bewegung' wird künftig in der<br />
Kindertagesstätte "Froh-Sinn" in Halle groß<br />
geschrieben. Mit einem sportlichen Auftakt<br />
haben die Deutsche Olympische Gesellschaft<br />
Claudia und Luise Malzahn mit ihren Patenkindern.<br />
(DOG) und ihr Partner O 2 Germany den<br />
Kindergarten am 27. April in das Modellprojekt<br />
"Kinder bewegen" aufgenommen.<br />
Erstmals erhält in Sachsen-Anhalt eine von<br />
insgesamt 35 geplanten Modellkindergärten<br />
im Bundesgebiet Unterstützung und Beratung<br />
in Sachen Bewegungsförderung<br />
kombiniert mit Olympischer Erziehung.<br />
"Mit dem Traum von Olympia wollen wir<br />
Kinder, aber auch Erzieherinnen und Eltern<br />
für regelmäßige bewegte Aktivitäten im<br />
Alltag begeistern. Olympische Werte wie<br />
Teamgeist, Leistungsbereitschaft, Fairness<br />
und Völkerverständigung werden dann bei<br />
Sport und Spiel quasi nebenbei vermittelt",<br />
erläuterte DOG-Präsident Dr. Hans-Joachim<br />
Klein die Besonderheit von "Kinder bewegen".<br />
Zur Motivation steht jedem Modellkindergarten<br />
ein bekannter Sportler zur<br />
Seite, der u.a. regelmäßig in die Einrichtung<br />
kommt und die Kinder auch zu Training und<br />
Wettkampf einlädt. In Halle werden Judo-<br />
Studentenweltmeisterin Claudia Malzahn<br />
und ihre Schwester Luise die Patenschaft<br />
für die Kinder übernehmen.<br />
Mobilfunkanbieter O 2 Germany als Partner<br />
von "Kinder bewegen" liegt die frühzeitige<br />
Bewegungsförderung der Kinder sehr am<br />
Herzen. "Dazu gehören auch die Olympischen<br />
Werte - dies sind Grundprinzipien des<br />
gesellschaftlichen Miteinanders", so O 2<br />
Regionalsprecher Bernd Holter am Rande<br />
der Veranstaltung.<br />
Für die bewegte<br />
Zukunft der Kindertagesstätte<br />
"Froh-<br />
Sinn" soll zunächst<br />
die Gestaltung des<br />
Außengeländes<br />
ausreichend Raum<br />
zum Toben bringen.<br />
Für die Weiterbildung<br />
der Erzieherinnen<br />
wird innerhalb<br />
des Programms<br />
ebenfalls gesorgt. In<br />
naher Zukunft<br />
sollen auch die<br />
Eltern mit Informationsveranstaltungen<br />
zu Bewegung, Ernährung<br />
und Gesundheit einbezogen werden.<br />
Fest eingeplant ist auch ein Motoriktest für<br />
die Kinder, der im Rahmen der wissenschaftlichen<br />
Begleitung des Gesamtprojekts<br />
durch die Uni Karlsruhe durchgeführt wird<br />
und die sportlichen Fähigkeiten der Kinder<br />
ermitteln soll.<br />
Interview<br />
Nach Robert Bartko und Bianca Kappler hat<br />
nun Fußball-Nationalspieler Miroslav Klose<br />
die Fair-Play-Plakette für besondere Fairness<br />
im Sport erhalten. Vier Fragen an DOG-<br />
Präsident Dr. Hans-Joachim Klein zu den<br />
Zielen und Perspektiven der Fair-Play-<br />
Aktivitäten der Deutschen Olympischen<br />
Gesellschaft.<br />
Bereits dreimal wurde die Fair-Play-Plakette<br />
in diesem Jahr vergeben, nachdem es im<br />
vergangenen Jahr überhaupt keine Ehrung<br />
gab. Sind die <strong>deutsch</strong>en Sportlerinnen und<br />
Sportler in diesem Jahr besonders fair?<br />
Aus meiner Sicht hat sich da nicht viel<br />
geändert. Auch im vergangenen Jahr hat es<br />
im Spitzensport viele positive Beispiele von<br />
Fairness, aber auch Verfehlungen gegeben.<br />
Jedoch hat das Präsidium der Deutschen<br />
Olympischen Gesellschaft beschlossen, in<br />
diesem Jahr die Aktivitäten in Sachen Fair<br />
Play stärker über den Sport hinaus in die<br />
Gesellschaft auszurichten. Wir würdigen<br />
nicht mehr wie bisher einen Sportler bzw.<br />
eine Sportlerin am Jahresende, sondern<br />
setzen möglichst zeitnah ein Ausrufezeichen<br />
hinter faire Gesten von Spitzenathleten.<br />
Unmittelbar nach dem Ereignis können sich<br />
die Menschen, auch wenn sie keine Sportexperten<br />
sind, am besten an die betreffende<br />
Fairness-Aktion erinnern. Damit lässt sich<br />
auch Kindern und Jugendlichen vermitteln,<br />
dass Fairness überall oberstes Gebot sein<br />
sollte.<br />
Gerade der Profi-Fußball zeichnet sich eher<br />
durch Fouls und Schwalben aus als durch<br />
faire Gesten. Wieso haben Sie dennoch<br />
Fußball-Nationalspieler Miroslav Klose<br />
ausgewählt?<br />
Fußball ist eine der beliebtesten Sportarten.<br />
Tausende junger Nachwuchskicker schauen<br />
jedes Wochenende am Fernseher oder im<br />
Stadion ihren Vorbildern aus den Fußball-<br />
Bundesligen zu und versuchen, ihnen in<br />
Training und Spiel nachzueifern. Auf den<br />
Bolzplätzen sind taktische Fouls, Schwalben<br />
und Täuschungen der Schiedsrichter inzwischen<br />
genauso üblich wie bei den Profis.<br />
Unser Ziel ist es, dass Kinder und Jugendliche<br />
die fairen Gesten im Sport für ihr Leben<br />
übernehmen. Deshalb haben wir die Aktion<br />
von Miroslav Klose in besonderem Maß<br />
hervorgehoben, der beim Stand von 0:0 und<br />
Elfmeterentscheidung des Unparteiischen<br />
zugegeben hat, dass der gegnerische Torwart<br />
ihn im Strafraum regelgerecht vom<br />
Ball getrennt hat.<br />
69
Ist die Auszeichnung auch als Fingerzeig für<br />
die Spitzensportler selbst zu verstehen?<br />
Unsere Botschaft "Fairness lohnt sich"<br />
richtet sich sowohl an Nachwuchs- als auch<br />
an Spitzenathleten. Für die ausgezeichneten<br />
Athleten entsteht mit der Fair-Play-Plakette<br />
außerdem eine gewisse moralische Verpflichtung,<br />
weiterhin fair zu handeln.<br />
Wie sieht es mit den Perspektiven der Fair-<br />
Play-Aktivitäten aus?<br />
Wir sind gerade dabei, ein Beratergremium<br />
zu konstituieren, dass uns bei der Auswahl<br />
von Kandidaten unterstützt. Durch die<br />
regelmäßige Verleihung wollen wir den<br />
Stellenwert der Fair-Play-Plakette weiter<br />
erhöhen.<br />
DOG-Jugend<br />
Auf der YOU 2005 in Essen<br />
Bereits zum 10. Mal fand vom 26. bis 29.<br />
Mai 2005 in Essen Europas größte Jugendmesse<br />
statt. In der "World of Youth Sports"<br />
in Halle 5 präsentierte sich der Sport den<br />
mehr als 200.000 jungen Besuchern im<br />
Alter zwischen 14 und 25 Jahren. Auch die<br />
DOG-Jugend war mit von der Partie.<br />
Die Veranstalter der "World of Youth Sports"<br />
Deutsche Sportjugend, die Sportjugend<br />
NRW, das Jugendferienwerk des Landessportbundes<br />
NRW und das Ministerium für<br />
Städtebau, Wohnen, Kultur und Sport des<br />
Landes NRW zusammen mit 26 Fachverbänden<br />
boten ein buntes Showprogramm,<br />
Gewinnspiel, zahlreiche Aktionen und<br />
Mitmachangebote der verschiedenen<br />
Sportarten.<br />
Die DOG-Jugend unterstützte das Team der<br />
Deutschen Sportjugend und der Sportjugend<br />
NRW tatkräftig bei den vielen Fragen<br />
der Jugendlichen zum Thema Sport.<br />
Europäisches Jugendforum<br />
Dennis Buttler vertrat die DOG-Jugend beim<br />
europäischen Jugendforum "Jugend, Sport<br />
und Ehrenamt in Europa", das vom 14. bis<br />
19. Mai 2005 parallel zum Internationalen<br />
Deutschen Turnfest in Berlin stattfand. 32<br />
70<br />
junge Ehrenamtliche aus verschiedenen<br />
Sportorganisationen Frankreichs, Tschechiens,<br />
Luxemburgs, Polens, Spaniens und<br />
Deutschlands waren der Einladung der<br />
Deutschen Sportjugend (dsj) gefolgt.<br />
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzen<br />
die Gelegenheit, um sich über ehrenamtliche<br />
Strukturen in ihren Ländern auszutauschen.<br />
Das Deutsch-Französischen Jugendwerkes,<br />
der Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds,<br />
die Tschechischen Nationalagentur<br />
für das EU-Programm Jugend und<br />
der europäischen<br />
Freiwilligendienst<br />
präsentierten<br />
Möglichkeiten der<br />
Finanzierung internationalerJugendprojekte<br />
im Sport.<br />
Dennis Buttler<br />
stellte die Idee und<br />
Partner von ARCTOS,<br />
einem von der<br />
Deutschen Sportjugend<br />
gemeinsam<br />
mit europäischen<br />
Partnern entwickeltes<br />
Projekt gegen<br />
Diskriminierung im<br />
Sport, vor.<br />
Zum Abschluss konnte die Tagung, bei der<br />
die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch<br />
vielfältige Eindrücke vom Turnfest sammelten,<br />
einige Erfolge vorweisen. So plant die<br />
Jugendkommission des Französischen<br />
Dennis Buttler beim Europäischen Jugendforum<br />
in Berlin.<br />
Olympischen Komitees ein <strong>deutsch</strong>-<strong>französisch</strong>es<br />
Treffen mit dem Thema "Zusammenarbeit<br />
verschiedener Generationen in<br />
Sportorganisationen" zur Vorbereitung einer<br />
europäischen Konferenz im Jahr 2008.<br />
Darüber hinaus sind Projekte für ein <strong>französisch</strong>-tschechisches<br />
Anti-Rassismus Programm<br />
im Fußball und eine europäischen<br />
Datenbank mit Sportuniversitäten in Planung.<br />
Berlin<br />
„Olympisches Volk“ im<br />
Berliner Olympiastadion<br />
Die Landesgruppe Berlin der Deutschen<br />
Olympischen Gesellschaft hatte eingeladen<br />
und mehr als 150 Mitglieder und Vertreter<br />
der Mitgliedsvereine waren am 10. Mai mit<br />
Begeisterung zu einer Führung durch das<br />
neue Berliner Olympiastadion gekommen.<br />
Jung und Alt, die älteste Teilnehmerin war<br />
95 Jahre, wurden in sechs Gruppen fachkundig<br />
durch die normalerweise nicht<br />
öffentlich zugänglichen Innen- und Außenräume<br />
geführt. Besonderes Highlight dabei<br />
waren - insbesondere für die Leichtathleten<br />
- die unterirdische 100 m Aufwärmbahn<br />
sowie die Duschräume mit Whirlpool von<br />
Hertha BSC.<br />
Bielefeld<br />
Stille Helfer geehrt<br />
Inzwischen ist es gute Tradition geworden,<br />
dass die DOG Bielefeld jährlich die "Stillen<br />
Helfer des Sports" würdigt. Sieben Ehrenamtliche,<br />
die mit ihrem unermüdlichen<br />
Engagement mithelfen, dass das Vereinsleben<br />
funktioniert, erhielten Ende April im<br />
Rahmen einer Feierstunde in der Bielefelder<br />
Sparkassenzentrale die Leistungsplakette der<br />
Deutschen Olympischen Gesellschaft.<br />
In seiner Laudatio hob Dieter Halle, stellvertretender<br />
Vorsitzender der Stadtgruppe<br />
Bielefeld, die Bedeutung des Ehrenamts für
den Sport hervor. Uwe Blinde (Bielefelder<br />
TG), Ralf-Peter Dorn (Gehörlosen-Sportverein<br />
Bielefeld), Elisabeth Kaiser (Athletik-<br />
Sportverein Atlas Bielefeld), Karin Pilske<br />
(TUS Brake), Manfred Schröder (Tanzklub<br />
Lion Bielefeld), Hans-Werner Stork (VfL<br />
Theesen) und Christel Thiem (Bielefelder TG)<br />
tun uneigennützig viel mehr als verlangt<br />
werden kann, so Halle. Dafür gebühre ihnen<br />
höchste Anerkennung.<br />
Darmstadt<br />
Vierte olympische<br />
„Stadtumrundung“<br />
Bereits zum vierten Mal hatte die DOG<br />
Darmstadt die Schulen der Stadt zur "Stadtumrundung<br />
/ Stadterkundung" am 27. April<br />
aufgerufen. Siebzehn Schülermannschaften<br />
der 7. bis 11. Klassen stellten sich der<br />
Aufgabe, die 42 km lange Peripherie der<br />
Stadt in sieben Etappen zu durcheilen. Bei<br />
diesem Ausdauertest waren Laufen, Skaten<br />
und Radfahren gefragt.<br />
Diesmal war ein Höhepunkt bereits am Ende<br />
der zweiten Etappe. Dort hatte die Kita "Am<br />
See" in Kranichstein, Partner der Deutschen<br />
Olympischen Gesellschaft bei der Aktion<br />
"Kinder bewegen", ihre Wechselstation mit<br />
Fahnen und Plakaten olympisch geschmückt<br />
und mit Trommeln und Ratschen in wahre<br />
Festtagsstimmung verwandelt. 35 Kinder<br />
begleiteten "die Großen" dann mit Hallo auf<br />
einer kleinen Runde.<br />
Die Schülerinnen und Schüler orientierten<br />
sich an einem verkleinerten Stadtplan, der<br />
als Staffelstab diente und auf der Rückseite<br />
einige Quizfragen enthielt. Die Fragen<br />
bezogen sich auf olympisches Wissen und<br />
auf Sehenswertes am Rande der Strecke.<br />
Nicht die Schnellsten, sondern die Schlauesten<br />
wurden am Ende ausgezeichnet. Fachliche<br />
Betreuung erhielten die Schüler durch<br />
Jugendtrainer der Triathlonabteilung der SG<br />
Arheilgen, des Rollsportclubs und des<br />
Darmstädter Lauftreffs, die Sicherheit gaben<br />
und die Route bestimmten. Von sportlichem<br />
Wert sind die Leistungen der Senioren-<br />
Weltmeisterin Karin Risch, der Langstrecken<br />
erfahrenen Lehrer Ingo Neumann und<br />
Manfred Woysch sowie des Schülers (!)<br />
Alexander Siegle, die die gesamte Strecke<br />
"durchgetrabt" sind.<br />
Bei der abschließenden Siegerehrung im<br />
Betriebsrestaurant der HEAG-Verkehrsbetriebe<br />
am Böllenfalltor konnten die "Speedfamily"<br />
von der Schule auf der Aue in<br />
Münster, die "Fußlahmen Enten" der Darmstädter<br />
Mornewegschule und die "Stormtrapper"<br />
vom Schulzentrum Marienhöhe<br />
ihre Pokale erst nach einen spannenden<br />
Stechen in Empfang nehmen. Die Pokale<br />
hatten der Oberbürgermeister, die Sparkasse<br />
und der Unternehmerverband Südhessen<br />
gestiftet. Den Fair-Play-Preis der Darmstädter<br />
DOG-Zweigstelle erhielten die "Dirty-<br />
Thorsten Rasch, Leiter des Sportamtes Darmstadt, und Walter Schwebel, Vorsitzender der<br />
DOG Darmstadt, gaben den Startschuss für die Stadtumrundung 2005.<br />
sounds" von der Wilhelm-Leuschner-Schule<br />
für vorbildliches, rücksichtsvolles Verhalten<br />
auf der Strecke.<br />
Heilbronn/<br />
Unterland-Hohenlohe<br />
Leistungsplakette für<br />
Tischtennis-Pionier<br />
Walter Schwebel<br />
Bei einem Festabend in der Neckarsulmer<br />
Ballei aus Anlass des 75-jährigen Jubiläums<br />
der Tischtennis-Abteilung der SV Neckarsulm<br />
wurde Gerhard Werz (71) durch die<br />
Sigrid Seeger-Losch mit Gerhard Werz<br />
Deutsche Olympische Gesellschaft mit der<br />
Plakette für besondere Leistungen im Sport<br />
ausgezeichnet.<br />
Die Vorsitzende der DOG Heilbronn/Unterland-Hohenlohe,<br />
Sigrid Seeger-Losch,<br />
würdigte vor mehreren hundert Gästen,<br />
darunter der Oberbürgermeister der Stadt<br />
Neckarsulm, Volker Blust, das beispielhafte<br />
langjährige ehrenamtliche Engagement von<br />
Gerhard Werz für den Tischtennissport.<br />
Gerhard Werz, früher selbst erfolgreicher<br />
Spitzenspieler, ist seit über 30 Jahren<br />
Abteilungsleiter. Die Entwicklung einer<br />
damals noch kleinen Abteilung zu einer der<br />
leistungsstärksten Tischtennis-Abteilungen<br />
in ganz Württemberg ist auch sein Verdienst.<br />
Der Tatsache, dass er dabei viel Zeit<br />
und Idealismus in die Jugendarbeit investiert<br />
hat, gebührt besondere Anerkennung.<br />
Seeger-Losch betonte bei der Übergabe von<br />
Plakette und Urkunde, dass Werz Vorbildliches<br />
leiste und der Tischtennissport im<br />
Unterland ohne ihn kaum denkbar wäre.<br />
71
Hochstift Paderborn<br />
Neuer Schwung<br />
Lange Zeit war es recht still um die Deutsche<br />
Olympische Gesellschaft in Ostwestfalen.<br />
Diese Ruhe erstreckte sich auch auf die<br />
hiesige Zweigstelle Hochstift Paderborn.<br />
Doch das wird sich jetzt im positiven Sinn<br />
ändern. "Wir wollen die DOG in Paderborn<br />
mit aller Kraft wieder beleben", erklärte der<br />
Vorsitzende Wolfgang Helle im Rahmen der<br />
Mitgliederversammlung im Ahorn-Sportpark.<br />
Die ersten Schritte wurden bereits im<br />
vergangenen Jahr mit der Einrichtung des<br />
Modellkindergartens Römerstraße in Elsen<br />
gemacht. Patin für dieses Projekt ist die<br />
Olympiateilnehmerin Claudia Tonn.<br />
Der Bewegungskindergarten fügt sich in das<br />
Rahmenkonzept der bundesweit agierenden<br />
DOG. Dieses erläuterte die DOG-Vizepräsidentin<br />
Petra Reußner den Versammelten.<br />
"Wir wollen Menschen aus allen Bereichen<br />
der Gesellschaft für die olympische Idee<br />
gewinnen", sagte Petra Reußner. "Olympia<br />
braucht eine starke nationale Basis." Dies<br />
gelte immer auch hinsichtlich einer zukünftigen<br />
Bewerbung um die Ausrichtung der<br />
Olympischen Spiele in Deutschland. Gleichzeitig<br />
lobte die Vizepräsidentin das Engagement<br />
der Paderborner DOG. "Sie gehören<br />
inzwischen zu den aktivsten Zweigstellen.<br />
Das macht Mut."<br />
Neue Perspektiven bietet die im Rahmen der<br />
Versammlung erfolgte Neuwahl des Zweigstellen-Vorstands.<br />
Alle Mitglieder wurden<br />
einstimmig neu gewählt oder in ihren<br />
Ämtern bestätigt. Folgende Positionen<br />
wurden besetzt: Vorsitz: Wolfgang Helle,<br />
Stellvertretender Vorsitz: Margit Budde,<br />
Schatzmeister: Heiner Kortebusch, Geschäftsführer:<br />
Reinhard Rasch, Pressesprecher<br />
und Schriftführer: Heiko Appelbaum,<br />
Jugendwart: Mathias Hornberger, Beisitzer:<br />
Werner Henke, Detlef Klaholt-Heiermeyer,<br />
Eva Kremliczek, Prof. Dr. Sebastian Braun.<br />
Heiko Appelbaum<br />
Geschenk für Elsener Kinder<br />
Über ein neues Spielgerät konnten sich die<br />
Kinder des Kindergartens Römerstraße in<br />
72<br />
Paderborn-Elsen freuen.<br />
Mitglieder der DOG<br />
Paderborn kamen<br />
höchstpersönlich in<br />
ihrem Modellkindergarten<br />
vorbei und brachten<br />
auch Patin Claudia Tonn<br />
mit, um das Varussell zu<br />
überreichen. "Mit<br />
diesem speziellen<br />
Übungsgerät lernen die<br />
Kinder spielerisch, den<br />
Gleichgewichtssinn zu<br />
trainieren", erklärte die<br />
stellvertretende Leiterin<br />
Marion Pieper anlässlich<br />
der Übergabe. Finanziert<br />
wurde das Varussell von<br />
der Paderborner DOG-<br />
Bezirksgruppe und dem<br />
DOG-Programm "Kinder bewegen".<br />
Bei der offiziellen Übergabe waren anwesend<br />
(hinten v. l.): Heiner Kortebusch<br />
(DOG), Marion Pieper (Kindergarten Römerstraße),<br />
Wolfgang Helle, Claudia Tonn<br />
und Margit Budde (alle DOG)<br />
Miltenberg-Obernburg<br />
Überraschungspakete für<br />
Kindergärten<br />
In ganz besonderer Weise beteiligt sich die<br />
DOG Miltenberg-Obernburg am Modellprojekt<br />
"Kinder bewegen". Um mehr Bewegung<br />
in die Kindergärten zu bringen, versorgt die<br />
Zweigstelle zahlreiche Einrichtungen in der<br />
Region mit Sport- und Spielgeräten. Seit<br />
Jahresbeginn konnte die Vorsitzende Rosi<br />
Dauphin Kinder wieder in sieben Kindertagesstätten<br />
"Bewegungsfreude" bringen.<br />
Gemeinsam mit Roland Korn, Vorstandsvor-<br />
Ganz allein für die Kids: Sport- und Spielgeräte aus dem<br />
Überraschungspaket der DOG Miltenberg-Obernburg und der<br />
Raiffeisenbank Obernburg<br />
sitzender der Raiffeisenbank Obernburg, die<br />
Sponsor der Aktion ist, übergab sie in<br />
Großwallstadt, Wörth, Obernburg und<br />
Eisenbach Spielkisten und Bücher mit<br />
Anregungen für die Bewegungspraxis für<br />
die Erzieherinnen.<br />
Die strahlenden Gesichter der beschenkten<br />
Kinder sind für Rosi Dauphin nur ein Anreiz.<br />
"Angesichts des fortschreitenden Bewegungsmangel<br />
muss die Bewegungsförderung<br />
so früh wie möglich beginnen - eben<br />
im Kindergarten", betont sie. Die DOG<br />
Miltenberg-Obernburg hat dies bereits für<br />
25 Kindergärten ermöglicht.<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Manfred Rixecker führt den<br />
Landesverband<br />
Personell neu aufgestellt hat sich in den<br />
letzten Monaten der Landesverband Nordrhein-Westfalen.<br />
Der bisherige Vorsitzende<br />
Dieter Büttner (Leverkusen) stellte sich bei<br />
der Sitzung im Oktober 2004 in Mülheim an<br />
der Ruhr nicht mehr zur Wahl. Ihm folgte<br />
im Amt Manfred Rixecker (Leiter der Zweigstelle<br />
Mülheim an der Ruhr). Sein Stellvertreter<br />
ist Paul Hoffmann (Essen). Zum<br />
Pressewart wurde Ulrich Kupke-Bahl (Recklinghausen)<br />
gewählt. Alle Vorstandsmitglieder<br />
erhielten ein einstimmiges Votum.<br />
Sowohl bei dieser Sitzung als auch bei der<br />
ersten Zusammenkunft im April 2005<br />
anlässlich des "18. Internationalen Lambertz-Printenspringens"<br />
in Aachen wurde
Manfred Rixecker<br />
der dramatische<br />
Mitgliederschwund<br />
in den<br />
Landeszweigstellen<br />
beklagt. Dem<br />
muss verstärkt<br />
entgegengewirkt<br />
werden. So sind<br />
bereits erste<br />
Maßnahmen<br />
angelaufen, die<br />
formell nicht<br />
mehr bestehen-<br />
den Zweigstellen in Düsseldorf, Mönchengladbach<br />
oder Oberhausen zu aktivieren.<br />
Weiterhin gilt zu überlegen, ob<br />
die zahlenmäßig äußerst kleinen<br />
Zweigstellen durch Zusammenschlüsse<br />
mit Nachbarzweigstellen<br />
wieder gestärkt werden<br />
können. Der Vorstand des<br />
Landesverbandes wurde beauftragt,<br />
Überlegungen zur Schaffung<br />
eines eigenen Profils<br />
anzustellen. Es müsse ein<br />
eigenes Verständnis geschaffen<br />
werden, um überlebensfähig zu<br />
bleiben, so der einstimmige<br />
Tenor.<br />
Aus diesem Grunde hat der<br />
Landesverband zur nächsten Sitzung bereits<br />
für den 3. September 2005 in die Sportschule<br />
Wedau (Fußballverband Niederrhein)<br />
eingeladen und diese Thematik zum Haupttagesordnungspunkt<br />
erklärt.<br />
Klage wurde von zahlreichen Vertretern der<br />
Zweigstellen geführt, dass keine Informationen<br />
über Austritte von der Bundeszentrale<br />
an die Zweigstellen weitergegeben werden.<br />
Hier besteht dringender Änderungsbedarf.<br />
Odenwald<br />
Förderung trägt erste<br />
Früchte<br />
Ein Jahr ist seit der Auftaktveranstaltung für<br />
die Aktion "Kinder bewegen" im Michelstädter<br />
Kindergarten "Flohzirkus" vergangen.<br />
Diese Zeit hat das Team um Kindergartenleiterin<br />
Anni Resch konsequent genutzt, um<br />
die vorhandenen Maßnahmen zur Bewegungsförderung<br />
auszubauen und Kontakte<br />
mit Schulen und Vereinen aufzubauen.<br />
Gefeiert wurde die einjährige Projektzugehörigkeit<br />
im April mit der "1. Kinderolympiade"<br />
in der Turnhalle der Theodor-Litt-<br />
Schule in Michelstadt. Erstmals konnten sich<br />
die Kids an den Sportgeräten der "Großen"<br />
wie Schwebebalken, Kletterwand oder Seil<br />
dort so richtig austoben.<br />
Auch der gemeinsame Besuch im Hallenbad<br />
konnte durch die Unterstützung im Rahmen<br />
des Modellprojekts "Kinder bewegen" durch<br />
die DOG und Opel ermöglicht werden. Ein<br />
Grund von vielen für Anni Resch, sich bei<br />
den Projektpartnern für ein rundum gelungenes<br />
Auftaktjahr zu bedanken.<br />
Viel Spaß hatten die Kleinen mit dem Seil.<br />
Zu Gast beim nationalen<br />
Hammerwurf-Meeting<br />
Zu einer interessanten Begegnung der DOG<br />
Odenwald kam es beim nationalen Hammerwurf-Meeting<br />
in Fränkisch-Crumbach.<br />
In dieser kleinen aber feinen Sportgemeinde<br />
des Odenwalds ist der Hammerwurfsport<br />
vor allem in Person von Lokalmatadorin<br />
Katrin Falter zu Hause. Zudem ist ein<br />
solcher Wettkampf mit nationaler Bedeutung<br />
für die Sportszene im Odenwald eine<br />
echte Bereicherung.<br />
So waren es über 70 Starterinnen und<br />
Starter, die trotz schlechten Wetters mit<br />
beachtlichen Leistungen aufwarten konnten.<br />
Vor dem zahlreich erschienenen Publikum<br />
gaben die Athleten ihr Bestes für die<br />
Qualifikation zu den Weltmeisterschaften in<br />
Helsinki vom 6. bis 17. August 2005.<br />
Nach dieser persönlichen Begegnung<br />
wünscht die DOG Odenwald den Hammerwerferinnen<br />
und -werfern natürlich besonders<br />
viel Erfolg bei den Titelkämpfen!<br />
DOG-Jugendgruppe im<br />
Aufbau<br />
Bei insgesamt 30 Mitgliedern der DOG<br />
Odenwald im Kindes- und Jugendalter lohnt<br />
es nachzudenken, wie Zusammenhalt und<br />
persönliche Bindung der jungen Menschen<br />
an die Deutsche Olympische Gesellschaft<br />
gefestigt werden können. Vor allem die<br />
jugendlichen Mitglieder, die aus den jährlichen<br />
Förderaktionen "Junge Könner brauchen<br />
Gönner“ rekrutiert werden konnten,<br />
hat die Kreisgruppe dabei im Auge.<br />
Gemeinsame Erlebnisse, die mit einer<br />
Anschubfinanzierung durch die Bundes-<br />
DOG unterstützt werden, sollen helfen, eine<br />
Jugendgruppe zu formen. Mit dem erfolgreichen<br />
Sportschützen Florian Keil hat die<br />
DOG Odenwald eine junge Persönlichkeit<br />
gefunden, die mit Spaß und ehrlichem<br />
Willen an die konstruktive Arbeit herangeht.<br />
Hubert Hey, Vorsitzender der DOG Odenwald,<br />
erklärt: "Wir wollen unseren jungen<br />
Mitgliedern ein Forum bieten, in dem sie<br />
beispielsweise miteinander sprechen, Erfahrungen<br />
austauschen und darüber nachdenken<br />
können, wo es im Sport fehlt." Erste<br />
gemeinsame Veranstaltung wird ein Besuch<br />
des modernisierten Frankfurter Waldstadions<br />
im Juli sein. "Mit praktischen Erfahrungen<br />
wollen wir die Frage der Jugend, "Was<br />
bringt's?", beantworten. Wir freuen uns<br />
darauf, denn ohne Jugend gibt es auch in<br />
unserer DOG-Arbeit keine Zukunft", betont<br />
Hey.<br />
Pfalz<br />
Der „weiße Blitz“ beim<br />
Run-Up in Maxdorf<br />
Erstmals beteiligte sich die DOG Pfalz beim<br />
Run Up 2005, der von der TSG Maxdorf<br />
ausgerichtet wurde. 600 Teilnehmer waren<br />
bei 3 Läufen am Start und Cheforganisator<br />
Herrmann Rockstroh bot zudem ein attraktives<br />
Rahmenprogramm mit Funpark und<br />
Spielfest an.<br />
Wie beim Olympic Day Run verzichteten die<br />
Veranstalter bewusst auf den Wettbewerbscharakter,<br />
d.h. keine Zeitnahme bei den<br />
73
Laufstrecken (5 und 10 km), um die Freude<br />
an der Bewegung zu unterstreichen.<br />
Auch die komplette Laufgruppe des Ludwigshafener<br />
Kindergartens "Wolfsgrube",<br />
Modellkindergarten der Aktion "Kinder<br />
bewegen", die von der DOG unterstützt<br />
wird, nahm am 300 m-Kinderlauf mit ihrem<br />
Betreuer Jakob Kapper teil.<br />
Als besonderen Ehrengast durfte DOG-<br />
Mitglied und Mitorganisator Dr. Alois Bierl,<br />
selbst Olympiasieger im Rudern, den früheren<br />
mehrfachen Europameister und Weltrekordhalter<br />
über 100 m Heinz Fütterer,<br />
bekannt als "der weißen Blitz", begrüßen.<br />
Auch der 34-malige <strong>deutsch</strong>e Meister im<br />
Kanusport, Herrmann Glaser, nahm am Run<br />
Up teil.<br />
Die DOG Pfalz mit ihrem Vorsitzenden Carlo<br />
von Opel präsentierte sich mit einem<br />
großen Stand und informierte über die<br />
Aktionen der Deutschen Olympischen<br />
Gesellschaft.<br />
Reutlingen<br />
Soiree 2005<br />
Wolfgang Ziegler<br />
Mitte Februar war es wieder soweit: Die<br />
Deutsche Olympische Gesellschaft, Zweigstelle<br />
Reutlingen, hatte zu ihrer alljährlichen<br />
Soiree ins Dominohaus geladen. Der im<br />
vergangenen Jahr neu gewählte Vorsitzende<br />
und Hohensteiner Bürgermeister, Jochen<br />
Zeller, begrüßte alle Mitglieder, Freunde,<br />
Förderer und Sponsoren der Olympischen<br />
Idee, darunter auch aktive und ehemalige<br />
Spitzensportler und Trainer. Besonderen<br />
Beifall erhielt DOG-Mitglied Hans-Manfred<br />
Mörsch, der wenige Tage zuvor in Stuttgart<br />
die Verdienstmedaille des Verdienstordens<br />
der Bundesrepublik Deutschland für langjähriges<br />
ehrenamtliches Engagement<br />
erhalten hatte.<br />
In seiner Jahresbilanz erinnerte der Vorsitzende<br />
an den Tod von Dr. Horst Glück,<br />
sportbegeisterte Persönlichkeit und langjähriges<br />
DOG-Mitglied. Zum Andenken an den<br />
Verstorbenen wurde eine Gedenkminute<br />
eingelegt.<br />
74<br />
Im Fokus der Aktivitäten 2004 stand die<br />
materielle und ideelle Unterstützung des<br />
Kinder- und Jugendsports. Bereits im<br />
zweiten Jahr unterstützt die DOG Reutlingen<br />
ihre Patenkinder, die jugendlichen<br />
Fechter der TSG Reutlingen und die Leichtathleten<br />
des VfL Pfullingen, federführend<br />
organisiert von den Vorstandsmitgliedern<br />
Arno Leis und Uwe Weber.<br />
Außerdem verlieh die Zweigstelle am<br />
Friedrich-Schiller-Gymnasium Pfullingen<br />
einen Sportpreis und unterstützte verschiedene<br />
Sportveranstaltungen mit Sachpreisen,<br />
insbesondere auch die Behinderten-Sportabteilung<br />
der TSG Reutlingen.<br />
Auch für 2005 hat sich die DOG Reutlingen<br />
wieder Einiges vorgenommen, um olympische<br />
Bewegung in die Region zu bringen.<br />
Die Bewerbung um Aufnahme in das<br />
Modellprojekt "Kinder bewegen" liegt bereits<br />
in der Bundesgeschäftsstelle vor. Der Startschuss<br />
soll möglichst in der zweiten Jahreshälfte<br />
erfolgen.<br />
Die Mitglieder erfuhren bei der Soiree, dass<br />
für den Herbst ist eine Feier zur 50-jährigen<br />
Mitgliedschaft der Stadt Reutlingen geplant<br />
ist, in deren Rahmen auch ehrenamtliche<br />
Funktionäre gewürdigt werden sollen.<br />
Ein buntes Abendprogramm,<br />
bei dem die Trommler der<br />
Wilhelm-Schule Bad Urach<br />
unter der Leitung von Martin<br />
Birk für die musikalische<br />
Untermalung sorgten,<br />
rundete die gelungene<br />
Veranstaltung ab. Den<br />
Höhepunkt der Soiree bot<br />
zweifellos Bernd Kohlhepp,<br />
besser bekannt als Herr<br />
Hämmerle. Der Tübinger<br />
Kabarettist, Spezialist für<br />
Hintergründiges und Abgründiges,<br />
bezog bei seinem<br />
Auftritt in schwäbisch<br />
gekonnt die Zuschauer mit<br />
ein. Schlagfertig reagierte er<br />
auf deren Antworten während seines<br />
Programms, das die olympische Idee immer<br />
wieder aufblitzen ließ. Das begeisterte<br />
Publikum bat mehrmals lautstark um<br />
"Zugabe, Zugabe!"<br />
Mechthild Juny<br />
Sigmaringen<br />
Langjährige Mitglieder<br />
ausgezeichnet<br />
In einer kleinen Feierstunde hat die Deutsche<br />
Olympische Gesellschaft, Zweigstelle<br />
Sigmaringen, im Verwaltungsgebäude des<br />
Bad Saulgauer Unternehmens "PLATZ-Haus"<br />
zwei ihrer verdienstvollsten Mitglieder<br />
ausgezeichnet. Der Chef des Fertigbauunternehmens<br />
Gerhard Drescher und der TSV Bad<br />
Saulgau, der durch seinen stellvertretenden<br />
Vorsitzenden Gerhard Sturm vertreten<br />
wurde, konnten die Anerkennung für 40jährige<br />
Mitgliedschaft entgegennehmen.<br />
Sie freue sich "zwei herausragende Vorkämpfer<br />
für die Ideale der Deutschen<br />
Olympischen Gesellschaft auszuzeichnen"<br />
führte die Vorsitzende der Kreisgruppe, Ute<br />
Gneiting, aus.<br />
Gerhard Drescher sei ein Unternehmer, der<br />
mit seinem überaus umfangreichen ehrenamtlichen<br />
Engagement als Vorbild für viele<br />
diene und den Begriff des "sozial verpflichteten"<br />
Marktwirtschaftlers fülle, lobte der<br />
stellvertretende Vorsitzende der DOG<br />
Sigmaringen, Landrat Dirk Gaerte. Nicht nur<br />
Von links: Ute Gneiting, Gerhard Drescher, Gerhard Sturm<br />
und Landrat Dirk Gaerte.<br />
der Einsatz für Fair Play gerade im Sport,<br />
sondern auch die jeden Tag neue Begeisterung<br />
für die Ziele der DOG wie der entschiedene<br />
Kampf gegen das Doping sowie<br />
die Einbindung der Jugend in den Sport<br />
zeichnen Gerhard Drescher aus.<br />
Vereine wie der TSV Bad Saulgau und mit<br />
ihm sein engagierter Vorstand stünden<br />
gerade im ländlichen Raum für die Einbin-
dung aller sozialen Schichten in den Breitensport,<br />
der eine unabdingbare Grundlage<br />
für den Erfolg der Spitzensportler bei<br />
internationalen Wettkämpfen sei, verdeutlichte<br />
Gneiting das Verdienst der langjährigen<br />
Mitglieder. Diese hätten stets den<br />
Dienst an der Sache und den Spaß an der<br />
Leistung in der Vordergrund gestellt und so<br />
einen unverzichtbaren Beitrag zum Erfolg<br />
der DOG im Kreis Sigmaringen geleistet.<br />
Stuttgart<br />
Besuch bei Timo<br />
Hildebrand<br />
Die DOG Stuttgart machte es möglich: für<br />
rund 40 Kinder des Stuttgarter Kindergartens<br />
Weilimdorf, Modelleinrichtung der<br />
Aktion "Kinder bewegen, ging am 3. Mai ein<br />
Traum in Erfüllung. Sie durften ihren Paten<br />
Timo Hildebrand, den National-Torhüter<br />
vom VfB Stuttgart, an seiner Wirkungsstätte<br />
im Gottlieb-Daimler-Stadion besuchen.<br />
Zunächst besichtigten die Kinder die umgebaute<br />
Arena und testeten die Kunststoff-<br />
Laufbahn. Die Führung übernahm DOG-<br />
Mitglied Gerhard Brodbeck von der städtischen<br />
Stadionverwaltung. Anschließend<br />
empfing Timo Hildebrand die aufgeregten<br />
Kinder. Jeder erhielte eine Autogrammkarten<br />
und eine rote VfB-Schirmmütze. Die<br />
Kinder waren begeistert und Timo versprach<br />
ihnen, sie bald in Weilimdorf zu besuchen.<br />
Südniedersachsen<br />
Patenschaften lohnen sich!<br />
Dass das Patenschaftsprogramm der Deutschen<br />
Olympischen Gesellschaft erfolgreiche<br />
Früchte trägt, zeigen die Beispiele aus<br />
Südniedersachsen, wo die hiesige Zweigstelle<br />
gleich mehrfache Erfolge der geförderten<br />
Sportlerinnen und Sportler vermelden kann.<br />
Claudia Wiechner, 15-jährige Leichtathletin<br />
aus Göttingen, die in den vergangenen<br />
beiden Jahren die finanzielle Unterstützung<br />
genoss, wurde derweil Deutsche Meisterin in<br />
ihrer Altersklasse in der Dreikampfdisziplin<br />
"Gewichtswurf". Auch Marcel Jerzcyk<br />
gelangte über die DOG-Patenschaft zu<br />
einem beeindruckenden Erfolg. Der Göttinger<br />
Nachwuchsschwimmer - Jahrgang 1992<br />
- errang gleich zwei Landesmeistertitel über<br />
200 und 800 Meter Freistil. In die Erfolgsmeldungen<br />
einreihen konnten sich auch die<br />
U12-Basketballer der BG 74 Göttingen. Die<br />
jungen Korbjäger wurden ebenfalls niedersächsische<br />
Landesmeister. Komplettiert wird<br />
das "Erfolgs-Quartett" der DOG Südniedersachsen<br />
schließlich von der Gruppe Rhythmische<br />
Sportgymnastik aus Obernjesa/Ballenhausen<br />
(Landkreis Göttingen), die in den<br />
vergangenen Monaten gleich 7 Bezirkstitel<br />
einheimsten und auf immer mehr Veranstaltungen<br />
zu sehen sind.<br />
Wiesbaden<br />
Stefan Klüttermann<br />
Sportabzeichenehrung<br />
Die alljährliche Ehrungsfeier im Sportabzeichen<strong>wettbewerb</strong><br />
für Schulen, Schulklassen,<br />
Vereine und Familien konnte die DOG<br />
Wiesbaden am 2. Mai traditionell wieder im<br />
Festsaal des Wiesbadener Rathauses durchführen.<br />
Dazu hatten sich etwa 150 Kinder<br />
und Jugendliche der Wiesbadener Schulen<br />
sowie Vertreter der Turn- und Sportvereine<br />
eingefunden.<br />
Ausgezeichnet mit Pokalen und Urkunden<br />
wurden 11 Schulen in vier verschiedenen<br />
Kategorien, die nach der Anzahl ihrer<br />
Schülerinnen und Schüler gebildet werden.<br />
Einsamer Spitzenreiter war die Elly-Heuss-<br />
Schule, die 235 Abnahmen meldete und<br />
damit die Plätze 1 und 3 Gymnasiasten bei<br />
den Gymnasiasten einheimste. Ebenfalls<br />
zweimal vorne landeten die Schülerinnen<br />
und Schüler der Grundschule Breckenheim,<br />
die bei den kleinen Schulen Platz 1 belegte,<br />
die Klasse 4b wurde 2. im Klassen<strong>wettbewerb</strong>.<br />
In der Vereinswertung waren es 13 Vereine<br />
mit dem Seriensieger TV Amöneburg an der<br />
Spitze, der hier seit Bestehen des Wettbewerbs<br />
unangefochten Platz 1 behauptet.<br />
Geehrt wurden auch drei Familien, wobei<br />
die Siegerfamilie 9 Sportabzeichen ihres<br />
Familienverbandes vorweisen konnte.<br />
Neben der Belobigung zweier langjähriger<br />
Sportabzeichenprüfer vergab die Deutsche<br />
Olympische Gesellschaft schon traditionell<br />
ihre Leistungsplaketten an engagierte<br />
Ehrenamtliche, für die es sonst keine Auszeichnung<br />
gibt. Anne Restle von der Eintracht<br />
Wiesbaden für ihre Nachwuchsarbeit<br />
in der Kinder- und Jugendleichtathletik,<br />
Norbert Fischer, Lehrer an der Gutenbergschule,<br />
der in den beiden letzten Jahren<br />
jeweils die Mädchen- und Jungenmannschaft<br />
im Tennis mit Erfolg zum Bundesentscheid<br />
im Wettbewerb "Jugend trainiert für<br />
Olympia" nach Berlin gebracht hat, sowie<br />
Edgar Krämer, Vorarbeiter der Sportplatzpflegekolonne,<br />
wurde diese Ehrung zuteil.<br />
Umrahmt wurde die würdige Feierstunde<br />
vom Saxophonquartett der Elly-Heuss-<br />
Schule.<br />
Ausgezeichnete Sportabzeicheninhaber auf<br />
der Wiesbadener Rathaustreppe<br />
Hans-Jürgen Portmann, Vorsitzender der<br />
DOG Wiesbaden, schloss mit der Überzeugung,<br />
dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
dieser Veranstaltung zeigen, dass in<br />
der Sportstadt Wiesbaden insbesondere mit<br />
ihren aktiven Kindern und Jugendlichen der<br />
Olympische Geist lebt.<br />
75
Olympischer Geist in Berlin<br />
Bei einem solchen sportlichen Großereignis<br />
durfte natürlich auch der olympische Geist<br />
nicht fehlen. Mit großem Engagement<br />
legten sich Doris Brachmann-Maletzki und<br />
das Team der DOG-Jugend ins Zeug, um die<br />
Turnfestteilnehmerinnen und -teilnehmer<br />
über die Aktivitäten der Deutschen Olympi-<br />
76<br />
Olympia bewegt Berlin<br />
Deutsche Olympische Gesellschaft beim<br />
Internationalen Deutschen Turnfest<br />
Am Internationalen Deutschen Turnfest vom<br />
14. bis 20. Mai in Berlin waren 100.000<br />
Aktive, Gäste, Helfer sowie weitere Mitwirkende<br />
beteiligt. Höhepunkte der ereignisreichen<br />
Woche unter Schirmherrschaft des<br />
Bundespräsidenten Horst Köhler waren die<br />
Eröffnungsfeier mit Festumzug am Brandenburger<br />
Tor, die Turnfestgalas am Pfingst-<br />
wochenende in der Deutschlandhalle sowie<br />
die zahlreichen Deutschen Meisterschaften<br />
mit internationaler Beteiligung in verschiedenen<br />
Turn<strong>wettbewerb</strong>en der Spitzen- und<br />
Nachwuchsathleten. Unter den zahlreichen<br />
Angeboten auf der Berliner Messe waren<br />
auch die Info-Stände der Deutschen Olympischen<br />
Gesellschaft und der DOG-Jugend.<br />
schen Gesellschaft zu informieren und sie<br />
für die olympische Idee zu begeistern. Bei<br />
140 Besucherinnen und Besuchern sprang<br />
der Funke sofort über: sie wurden DOG-<br />
Mitglied. "Insbesondere zahlreiche junge<br />
Leute konnten wir<br />
gewinnen", erzählte<br />
Robert Schertz von<br />
der DOG-Jugend.<br />
Die Studienfahrt<br />
nach Griechenland<br />
fand ebenso reges<br />
Interesse wie das<br />
Modellprojekt<br />
"Kinder bewegen"<br />
der DOG und ihrer<br />
Partner Opel und O 2.<br />
Informationsbroschüren,<br />
Bücher und<br />
Praxis-Anregungen u.a. für einen olympischen<br />
Tag im Kindergarten waren gleichermaßen<br />
begehrt wie der Motoriktest der Uni<br />
Karlsruhe, die das Modellprojekt wissenschaftlich<br />
begleitet. Gleich an Ort und Stelle
konnten sich Kinder und ihre Eltern nach<br />
vier Übungen ihren Fitnesszustand bescheinigen<br />
lassen.<br />
Standbetreuerin Doris Brachmann-Maletzki<br />
gab als ausgewiesene Expertin darüber<br />
hinaus auch Auskunft zu Fragen rund um<br />
das Thema Olympia. Als Mitglied der 4 x 400<br />
Staffel der DDR, die in Montreal 1976 Gold<br />
gewann, hat sie Olympische Spiele selbst<br />
hautnah erlebt. "Das Interesse unter den<br />
Turnern an der olympischen Bewegung ist<br />
sehr groß. Einmal erkundigte sich eine<br />
leidenschaftliche Rope Skipperin, wann ihre<br />
Sportart endlich olympisch werde", so<br />
Brachmann-Maletzki.<br />
Anziehendes Olympiaquiz<br />
3.000 Turnfestteilnehmerinnen und -<br />
teilnehmer beteiligten sich am Olympia-<br />
Quiz, für das die DOG-Jugend seit Beginn<br />
des Turnfestes bei ihrer Tour durch die<br />
Messehallen kräftig die Werbetrommel<br />
gerührt hatte. Dichtes Gedränge herrschte<br />
dann auch am Mittwoch am Stand der<br />
DOG-Jugend als Glücksfee Olympiasiegerin<br />
Doris Brachmann-Maletzki die Gewinner<br />
zog. 40 Preise waren zu vergeben, darunter<br />
als Hauptgewinn ein Abendessen mit den<br />
Hockey-Olympiasiegerinnen Natascha Keller<br />
und Louisa Walter<br />
sowie Kugelstoß-<br />
Olympiasieger Ulf<br />
Timmermann.<br />
Dieses große Los<br />
hatte Stephanie<br />
Tuanner aus Wolfrathshausengezogen.<br />
Für die 24-<br />
Jährige, die beim<br />
Turnfest als Volunteer<br />
arbeitete, und<br />
ihren Freund ging es<br />
noch am gleichen<br />
Abend ins Restaurant Anna Blume in Berlin-<br />
Prenzlauer Berg, wo sie von den Sportstars<br />
erwartet wurden. Natascha Keller und<br />
Louisa Walter hatten ihre private Fotosammlung<br />
von den Olympischen Spielen in<br />
Athen mitgebracht und schilderten ihre<br />
persönlichen Erlebnisse mit dem Höhepunkt<br />
Olympiasieg der Hockeydamen. So erfuhren<br />
die Gewinner auch einige kuriose und<br />
lustige Insider-Geschichten über das Leben<br />
im Olympischen Dorf. Ulf Timmermann<br />
erzählte von seiner einzigartigen Sportlerkarriere,<br />
die er mit dem Olympiasieg 1988<br />
im Kugelstoßen krönte. Der 42-jährige<br />
Berliner ist heute Teilhaber eben des Restaurants,<br />
in dem dieses denkwürdige Abendessen<br />
stattfand. Dennis Buttler von DOG-<br />
Jugend, der mit seinem Kollegen Robert<br />
Schertz den Fahrservice für das glückliche<br />
Gewinnerpaar übernommen hatte, war sich<br />
danach sicher: "Das war ein unvergessliches<br />
Erlebnis für die Beiden."<br />
Prominenter Gast<br />
Natürlich kann er es noch. Die Herausforderung<br />
zum Handstand<strong>wettbewerb</strong> am Stand<br />
der Deutschen Olympischen Gesellschaft<br />
nahm Turn-Olympiasieger Klaus Köste gern<br />
an und gewann. "Kontrahent" Dennis<br />
Buttler von der DOG-Jugend musste anerkennen,<br />
dass der 62-Jährige nach wie vor<br />
ein Meister seines Fachs ist. Dies hatte Klaus<br />
Köste erst zu Beginn der Turnfestwoche als<br />
Deutscher Senioren-Champion im Turnmehrkampf<br />
eindrucksvoll unter Beweis<br />
gestellt.<br />
Als DOG-Mitglied kam der Leipziger ganz<br />
offiziell am DOG-Stand in der Messehalle<br />
1.2 vorbei. Klaus Köste ist nämlich auch<br />
Pate des Leipziger "Kinder bewegen"-<br />
Modellkindergartens. Dort kommen die Kids<br />
bisweilen sogar in den Genuss von Übungsstunden<br />
mit dem Turn-Olympiasieger.<br />
"Große Motivation ist da gar nicht notwendig",<br />
berichtet Köste, "die Kinder haben<br />
einfach einen Riesenspaß am Turnen."<br />
Nicht mit dem erhobenen Zeigefinger,<br />
sondern mit dem Traum von Olympia will<br />
die Deutsche Olympische Gesellschaft mehr<br />
Bewegung in den Kindergarten bringen.<br />
Neben Klaus Köste sorgen Spitzensportler<br />
wie Hockey-Olympiasiegerin Julia Zwehl,<br />
Bahnrad-Weltmeister Sören Lausberg, Ex-<br />
Bundesliga-Fußballer Bruno Labbadia und<br />
der frühere Spitzenschwimmer Christian<br />
Tröger für olympische Begeisterung.<br />
77
Nachrichten des DOI<br />
Bilanz und Perspektive<br />
"Olympische Nachlese" im<br />
Frankfurter Römer<br />
Neun Monate sind kurz und lang genug, um<br />
ein historisches Ereignis aus der Nähe und<br />
der Distanz zugleich zu reflektieren. Damit<br />
ist der Blick geschärft für eine nüchterne<br />
und kritische Analyse jenseits aktueller<br />
Bezüge, aus der sich hilfreiche Rückschlüsse<br />
NOK-Prädident Steinbach begrüßt das DOI in Frankfurt.<br />
für die Gegebenheiten der Gegenwart und<br />
die Herausforderungen der Zukunft gewinnen<br />
lassen. Mit einem Wort: Bilanz und<br />
Perspektive.<br />
Unter diesem Motto hat sich das Deutsche<br />
Olympische Institut eine "Olympische<br />
Nachlese" zur Aufgabe gemacht, um aus<br />
den Erfahrungen der Spiele von Athen eine<br />
Bestandsaufnahme der Olympischen Bewegung<br />
mit ihren Fragen und Problemen zu<br />
entwickeln und diese mit einem Ausblick<br />
auf Peking 2008 zu verbinden.<br />
78<br />
Dass dieses Vorhaben mit der äußerst gut<br />
besuchten Veranstaltung am 20./21. Mai im<br />
Frankfurter Römer erfolgreich umgesetzt<br />
werden konnte, war natürlich in erster Linie<br />
den hochkarätigen Referenten, nicht zuletzt<br />
aber auch der wirksamen Unterstützung<br />
durch das NOK für Deutschland, die Deutsche<br />
Sporthochschule Köln und vor allem<br />
die Griechische Botschaft in Berlin zu<br />
danken, mit der das DOI bereits bei verschiedenen<br />
Gelegenheiten sehr produktiv<br />
kooperiert hat. Eben dies brachte auch<br />
Presseattaché Stavros Stathulopulos bei<br />
seinem Grußwort zum Ausdruck, ebenso wie<br />
seine Hoffnung, eine dauerhafte Zusammenarbeit,<br />
etwa in Form eines Deutsch-<br />
Griechischen Olympia-Forums, auf den Weg<br />
bringen zu können.<br />
Sehr gerne hörten die Verantwortlichen<br />
auch die Bekenntnisse der übrigen Grußwort-Sprecher<br />
zum DOI. So charakterisierte<br />
Bürgermeister Achim Vandreike das Institut<br />
als eine Bereicherung der Sportstadt Frankfurt,<br />
dem man gerne seine gute Stube für<br />
die erste größere öffentliche Veranstaltung<br />
zur Verfügung gestellt habe. In Vertretung<br />
des Innenministers Volker Bouffier versicherte<br />
Prof. Heinz Zielinski den Anwesenden,<br />
dass das Land das DOI nicht nach<br />
Hessen geholt habe, um es bei der Erfüllung<br />
seiner Aufgaben allein zu lassen. Und<br />
schließlich würdigte NOK-Präsident Dr.<br />
Klaus Steinbach die bisher geleistete Arbeit<br />
des DOI, um auch seine Freude darüber<br />
auszudrücken, dass dessen Dienstleistungen<br />
nun "auf kurzem Wege" genutzt werden<br />
könnten.<br />
Was das DOI auch und gerade am neuen<br />
Standort zu bieten habe, vermittelte Prof.<br />
Ommo Grupe in seinen Ausführungen zu<br />
"Programm und Perspektive", wobei er auch<br />
auf die Verpflichtung gegenüber dem<br />
geistigen Vater des Instituts, dem langjährigen<br />
NOK-Präsidenten Willi Daume, verwies.<br />
Dessen Namen soll ja die geplante Nationale<br />
Olympische Akademie tragen, in der das DOI<br />
in absehbarer Zeit aufgehen soll.<br />
Damit war auch die Frage nach der Bedeutung<br />
der Wissenschaft für die Olympische<br />
Bewegung aufgeworfen, die in einer Gesprächsrunde<br />
der Professoren Manfred<br />
Lämmer (Köln) und Helmut Digel (Tübingen)<br />
vertieft wurde. Dabei legte Letzterer in<br />
gewohnt kritischer Manier den Finger in die<br />
Wunde: Wissenschaft sei heute kaum noch<br />
im Sinne eines kritischen Korrektivs oder<br />
einer beratenden Instanz, sondern nur<br />
insofern gefragt, als sie eine Steigerung der<br />
sportlichen Leistung verspreche. Vor diesem<br />
Hintergrund schrieb Digel dem DOI eine<br />
besondere Bedeutung zu. Es sei eine "angemessene<br />
Einrichtung", die freilich eine weit<br />
bessere finanzielle Ausstattung verdiene<br />
und benötige. So begrüßte er es als eine<br />
"richtige Entscheidung", das DOI "in doppelter<br />
Verantwortung" von Stadt und Land neu<br />
aufzustellen, um auf diese Weise eine<br />
bessere "kritische, aber auch beratendkonstruktive<br />
Begleitung der Olympischen<br />
Bewegung in Deutschland" zu gewährleisten.<br />
Den Auftakt zur Auseinandersetzung mit<br />
der spezifischen Thematik der Veranstaltung<br />
leistete Dr. Karl Quade vom Bundesinstitut<br />
für Sportwissenschaft. Der mehrmalige Chef
de Mission der <strong>deutsch</strong>en Mannschaften<br />
lieferte eine fundierte Standortbestimmung<br />
zu den Paralympics, ohne sich den kritischen<br />
Fragen der Zuhörer zu den speziellen<br />
Problemen des Spitzensports behinderter<br />
Athletinnen und Athleten zu verschließen.<br />
Ihm folgte der Wissenschaftliche Leiter des<br />
DOI, Dr. Andreas Höfer, mit einer Bilanz der<br />
Athener Spiele. Dabei warf er eine Reihe<br />
kritischer Fragen auf: Ist der Aufwand -<br />
"sieben Jahre für zwei mal zwei Wochen" -<br />
im Bezug zum Ertrag nicht inzwischen viel<br />
zu groß geworden? Hat die Olympische Idee<br />
angesichts der "praktischen Wucht" des<br />
Ereignisses überhaupt noch eine Chance? Ist<br />
diesbezüglich die Fixierung auf Rekorde und<br />
Medaillen nicht kontraproduktiv? Worin<br />
besteht eigentlich deren gesellschaftlicher<br />
Mehrwert? Lässt man die Aktiven - nach<br />
Ein Pladoyer für die Sportwissenschaft: Prof. Lämmer befragt Prof.<br />
Digel (rechts).<br />
dem Motto "wehe, wenn sie sich erwischen<br />
lassen" - mit der Doping-Problematik nicht<br />
allzu sehr allein?<br />
Fragen, die in gewisser Weise vom NOK-<br />
Generalsekretär Bernhard Schwank in<br />
seinem Vortrag über den "olympischen<br />
Athleten zwischen Anspruch und Erwartung"<br />
aufgegriffen wurden. Naturgemäß<br />
bekannte er sich zum internationalen<br />
Spitzensport, aber auch dazu, die Risiken<br />
und Nebenwirkungen ins Auge zu fassen<br />
und in einem breiten Konsens Lösungen der<br />
entsprechenden Probleme herbeizuführen.<br />
Gleichsam mit der anderen Seite der Medaille<br />
beschäftigte sich Prof. Manfred<br />
Lämmer, Leiter des Instituts für Sportgeschichte<br />
der Deutschen Sporthochschule<br />
Köln. In seinem Vortrag stellte er die Frage<br />
nach der Olympischen Idee, um dabei<br />
festzustellen, dass, entgegen den - auch von<br />
den Veranstaltern selbst geschürten und<br />
vom IOC beförderten - Erwartungen, auch<br />
und gerade von der Rückkehr der Spiele an<br />
ihren Ursprungsort keine entsprechenden<br />
Impulse ausgegangen sind. (Die Ausführungen<br />
der drei vorgenannten Referenten<br />
reflektiert Steffen Haffner weiter vorne im<br />
Heft.)<br />
Den Anfang einer starken "Riege" griechischer<br />
Referenten machte Dr. Jorgo<br />
Chatzimarkakis, ein "<strong>deutsch</strong>er Grieche" aus<br />
dem Saarland, zudem Mitglied des Europäischen<br />
Parlaments und Präsident der<br />
Deutsch-Hellenischen Wirtschaftsvereinigung.<br />
Seine Ausführungen zu den "sozialen<br />
Wirkungen der Olympischen Spiele" zeichneten<br />
sich, ebenso wie die der folgenden<br />
Redner, durch eine<br />
angenehm<br />
(selbst)kritische<br />
Haltung und analytische<br />
Schärfe aus.<br />
Dass in der Vorbereitung<br />
und Durchführung<br />
der Spiele<br />
auch Fehler gemacht<br />
wurden,<br />
bestätigte auch<br />
Evangelos Antonaros,StellvertretenderRegierungssprecher<br />
Griechenlands,<br />
der unter anderem<br />
auf die hohen<br />
Folgekosten hinwies.<br />
Yannis Pyrgiotis,<br />
Exekutivdirektor des Organisationskomitees<br />
der Spiele, stellte "Konzepte für die Nachnutzung<br />
der olympischen Infrastruktur" vor,<br />
während Panagiotis Skordas, Direktor der<br />
griechischen Fremdenverkehrszentrale, über<br />
die Werbewirkung der Spiele als Impuls für<br />
den Tourismus berichtete. Seine - für Insider<br />
keineswegs überraschende - Erkenntnis<br />
lautete, dass im Jahr der Spiele nicht mehr,<br />
sondern weniger Besucher nach Griechenland<br />
gekommen seien. Seine Hoffnung gilt<br />
einem langfristigen Effekt.<br />
Genau dies trifft sicher auch auf die Organisatoren<br />
der kommenden Spiele in Peking zu.<br />
Schon von daher war Dong Junxin, Gesandter<br />
Botschaftsrat für Kultur der Chinesischen<br />
Botschaft, der Einladung gerne<br />
gefolgt, um über "Konzepte und Stand der<br />
Vorbereitung" zu sprechen. Seiner Aufgabe<br />
entsprechend zeigte er sich sehr optimistisch,<br />
aber auch erstaunlich offen, etwa<br />
indem er einräumte, dass die Finanzierung<br />
des Großereignisses auch im einem Land<br />
wie China durchaus nicht leicht zu bewerkstelligen<br />
sei.<br />
Zum Abschluss der Veranstaltung wurde<br />
noch einmal lebhaft diskutiert, und zwar im<br />
Rahmen eines von Dr. Andreas Höfer moderierten<br />
Podiums, dessen Zusammensetzung<br />
allein für Qualität bürgte: Jörg Hahn (Leiter<br />
der FAZ-Sportredaktion), Denise Klecker<br />
(Hockey-Olympiasiegerin von Athen), Dr.<br />
Stefan Letzelter (Beirat der Aktiven im DSB),<br />
Nora Schratz (Paralympics-Teilnehmerin im<br />
Rollstuhl-Basketball) und Dr. Klaus Schormann<br />
(Präsident des Deutschen und des<br />
Internationalen Verbandes für Modernen<br />
Fünfkampf).<br />
Forum Sportgeschichte<br />
Historiker im Haus des Sports<br />
Dass die Gestaltung der Zukunft nicht<br />
möglich sei ohne selbstkritisches<br />
Geschichtsbewusstsein, hat DSB-Präsident<br />
Manfred von Richthofen in einer Rede<br />
anlässlich der Verleihung der Sportplakette<br />
des Bundespräsidenten am 20. Mai im<br />
Jüdischen Museum in Berlin als "wahres<br />
Wort" bezeichnet. Unterstrichen wurde dies<br />
von Dr. Andreas Eichler in einem Podiumsgespräch<br />
mit seinem NOK-Amtskollegen<br />
Bernhard Schwank.<br />
Die beiden Generalsekretäre trafen sich<br />
dieses Mal nicht, um die Fusion ihrer Organisationen<br />
voranzutreiben, sondern auf<br />
Einladung des Deutschen Olympischen<br />
Instituts im Rahmen eines "Offenen Forums<br />
Sportgeschichte", das vom DOI in Verbindung<br />
mit der Sektion Sportgeschichte der<br />
Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft<br />
(dvs) und der Deutschen Arbeitsgemeinschaft<br />
von Sportmuseen, Sportarchiven<br />
und sonstigen Sammlungen (DAGS) am 3./4.<br />
Juni im Haus des Sports durchgeführt<br />
wurde. Die versammelten Fachkollegen/Innen<br />
hörten es gerne, dass sich der DSB in<br />
Zukunft intensiver mit der Geschichte des<br />
<strong>deutsch</strong>en Sports, insbesondere auch mit<br />
seinen dunklen Kapiteln beschäftigen<br />
möchte. Dass sich auch Schwank zur Bedeutung<br />
der (Sport-)Geschichte bekannte,<br />
versteht sich unter anderem insofern, als er<br />
79
in seinem "früheren Leben" selbst einmal<br />
auf sporthistorischen Pfaden wandelte.<br />
Auch wenn es in ihren Ausführungen<br />
weniger um die Vergangenheit als um die<br />
Gegenwart und Zukunft des Sports in<br />
Deutschland ging, fügte sich die Begegnung<br />
der beiden Funktionsträger<br />
bestens in die Dramaturgie der<br />
Tagung, die sich durch ein<br />
breites thematisches Spektrum<br />
und eine Vielzahl anregender<br />
Vorträge auszeichnete. Zum<br />
Auftakt referierte der vielfach<br />
ausgewiesene Frankfurter<br />
Stadthistoriker Dr. Thomas<br />
Bauer über die nunmehr achtzigjährige<br />
Geschichte des -<br />
inzwischen zum Fußball-Tempel<br />
umfunktionierten und dem<br />
Zeitgeist entsprechend umbenannten<br />
- Waldstadions, das<br />
1925 mit der 1. Internationalen<br />
Arbeiter-Olympiade ein erstes<br />
Großereignis erlebte.<br />
Einen weiteren Beitrag zur lokalen Sportgeschichte<br />
leistete Peter Tauber mit der<br />
Vorstellung seines Dissertationsvorhabens<br />
über die Profilierung Frankfurts als "Sportstadt"<br />
in der zeit des Nationalsozialismus'.<br />
Ansonsten spannte sich ein großer Bogen<br />
von den "Sebasta", einem Sportfest, genauer<br />
"Agon" in römischer Kaiserzeit in Neapel<br />
(Emanuel Hübner, Universität Münster) über<br />
die Einführung des Mädchenturnens in<br />
80<br />
Magdeburg in den Jahren 1945/46 (Dr.<br />
Michael Thomas, Universität Magdeburg) bis<br />
zum Olympischen Jugendlager in München<br />
1972 (Malte Nitsch, Universität Münster).<br />
Dr. Stefan Goch vom Gelsenkirchener<br />
Institut für Stadtgeschichte stellte die<br />
Neue Wege im <strong>deutsch</strong>en Sport: Bernhard Schwank<br />
und Andreas Eichler im Gespräch mit Dr. Andreas Höfer.<br />
Ergebnisse einer aufwendigen Studie über<br />
den FC Schalke 04 während des Dritten<br />
Reiches vor, aus der "Münsteraner Schule"<br />
von Prof. Michael Krüger referierten Kai<br />
Reinhart, Sabine Brockmann und Dirk<br />
Lüngen über "Körperkultur und Sport in der<br />
DDR", "Carl Diem und die Entwicklung des<br />
Frauensports" und "Sport in der Wehrmacht",<br />
während der gerade pensionierte<br />
langjährige Leiter des Carl und Liselott<br />
Diem-Archivs an der Deutschen Sporthoch-<br />
schule Köln, Dr. Karl Lennartz, über "Gipfelstürme<br />
und Höhenflüge", namentlich über<br />
Alpinistik und Aeronautik, also Segelfliegen,<br />
und die Auszeichnung besonderer Leistungen<br />
mit olympischen Medaillen zwischen<br />
1924 und 1936 sprach.<br />
Die zeitlich Annäherung an die eingangs<br />
reflektierte Diskussion aktueller Fragen<br />
leisteten Prof. Jochen Teichler und Dr. Jutta<br />
Braun (Universität Potsdam) mit einem<br />
Bericht über ein Forschungsvorhaben zum<br />
Vereinigungsprozess des <strong>deutsch</strong>en Sports<br />
in der Zeit von November 1989 und Dezember<br />
1990, der auch durch die Befragung<br />
einiger Zeitzeugen, die das Geschehen<br />
seinerzeit aus nächster Nähe beobachtet<br />
oder auf diese oder jene Weise mitgestaltet<br />
hatten, eine besondere Authentizität erhielt.<br />
Gerade die interessanten Beiträge von Dr.<br />
Martin-Peter Büch, Dr. Walfried König und<br />
Prof. Heinz Mechling, damals im Bundesbzw.<br />
NRW-Innenministerium sowie fürs<br />
Bundesinstitut für Sportwissenschaft tätig,<br />
sowie der Journalisten Steffen Haffner (FAZ)<br />
und Herbert Fischer-Solms (Deutschlandfunk)<br />
belegten, wie lohnend die in Angriff<br />
genommene Untersuchung ist.<br />
Für das DOI war es auch eine Bestätigung<br />
seines Vorhabens, sich an dem Teichler<br />
geleiteten Projekt zu beteiligen und insbesondere<br />
die Aufarbeitung der "Olympischen<br />
Vereinigung" mit zu tragen. Zu diesem<br />
Zweck soll Ende des Jahres eine eigene<br />
Veranstaltung stattfinden.<br />
"Die Macht der Bilder"<br />
Leni Riefenstahl im<br />
Filmmuseum<br />
Leni Riefenstahl ist eine ebenso faszinierende<br />
wie umstrittene Figur der Zeitgeschichte.<br />
Kein Schattenmann: Prof. Teichler im Gespräch mit Zeitzeugen. Eine Regisseurin bei der Arbeit.
Der Bewunderung für das Werk der vielseitigen<br />
Künstlerin stehen Zweifel an ihrer<br />
persönlichen Integrität gegenüber. Besonders<br />
kontrovers wird bis heute über ihre<br />
Arbeit als Regisseurin in der Zeit des Dritten<br />
Reiches diskutiert. Im Fokus der Kritik<br />
stehen dabei nicht nur ihre Filme über die<br />
NS-Parteitage, sondern auch die zweiteilige<br />
Dokumentation der Olympischen Spiele von<br />
1936 in Berlin: "Fest der Völker" und "Fest<br />
der Schönheit".<br />
Nachdem die Olympia-Filme über Jahrzehnte<br />
weitgehend der öffentlichen Wahrnehmung<br />
entzogen waren, haben sie in den<br />
letzten Jahren eine bemerkenswerte Renaissance<br />
erfahren. So tauchten etwa einzelne<br />
Sequenzen oder die spezifische Ästhetik in<br />
Musik-Videos und Werbespots auf.<br />
In einer gemeinsamen Veranstaltung von<br />
DOI und Deutschem Filminstitut am 20. Juni<br />
im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt sind<br />
zwei längere, insgesamt etwa neunzig<br />
Minuten umfassende Auszüge zu sehen.<br />
Diese bilden die Grundlage für eine vom<br />
Wissenschaftlichen Leiter des DOI, Dr.<br />
Andreas Höfer, moderierte Podiumsdiskussion<br />
über die politischen, künstlerischen und<br />
werbepsychologischen Implikationen der<br />
Filme. Teilnehmer sind: Claudia Dillmann<br />
(Direktorin des Deutschen Filminstituts), Dr.<br />
Karl Lennartz (Deutsche Sporthochschule<br />
Köln), Lothar Leonhard (Geschäftsführer der<br />
Agentur Ogilvy & Mather) sowie Prof.<br />
Walther Tröger (Ehrenpräsident des NOK für<br />
Deutschland).<br />
Da die Plätze am Veranstaltungsort begrenzt<br />
sind, ist eine Rückmeldung bis zum 15. Juni<br />
erforderlich. Die Berücksichtigung der<br />
Anmeldungen folgt der Chronologie ihres<br />
Eingangs. Auskunft erteilt Tobias Knoch, Tel.<br />
069/6700396, Fax 069/6700370, Email:<br />
knoch@doi.de.<br />
Forschungsauftrag<br />
DDR-Sport<br />
Zwar ist bereits Bedeutendes geleistet<br />
worden, doch ist die Aufarbeitung der<br />
Geschichte und Problematik des<br />
Sports in der DDR längst noch<br />
nicht abgeschlossen. Allzu viele<br />
Fragen sind noch offen, insbesondere<br />
solche nach der politischen<br />
und moralischen Bewertung<br />
bestimmter Handlungen<br />
und Haltungen.<br />
In dem Bewusstsein, dass<br />
aufwendige Forschung immer<br />
auch der Förderung bedarf, sind<br />
NOK und DOI übereingekommen,<br />
insgesamt 20.000 Euro für<br />
einen entsprechenden Auftrag<br />
bereit zu stellen. Dieser zielt auf<br />
eine umfassende Untersuchung<br />
der Geschichte und Bedeutung<br />
des Nationalen Olympischen<br />
Komitees im Kontext des Sportsystems<br />
der DDR.<br />
Gesucht wird nun eine entsprechend<br />
ausgewiesene Zeithistorikerin<br />
oder ein Zeithistoriker mit<br />
einem Zugang zu spezifisch<br />
sporthistorischen Fragen. Bei<br />
deren/dessen Auswahl soll<br />
externer Sachverstand herangezogen<br />
werden. Eine Ausschreibung erfolgt<br />
in Kürze.<br />
Das DOI nimmt die Mittel aus dem Fond des<br />
Willi-Daume-Stipendiums.<br />
Impressum<br />
Impressum<br />
Olympisches Feuer<br />
Zeitschrift des Nationalen Olympischen Komitees<br />
für Deutschland und der<br />
Deutschen Olympischen Gesellschaft<br />
Herausgeberkollegium:<br />
Bernhard Schwank (NOK), Dieter Krickow (DOG),<br />
Steffen Haffner, Michael Gernandt<br />
Chefredakteur: Harald Pieper<br />
Redaktion: Dr. Stefan Volknant, Dr. Andreas Höfer,<br />
Kerstin Rehhahn<br />
Redaktionsanschrift:<br />
Dr. Stefan Volknant<br />
Nationales Olympisches Komitee für Deutschland<br />
Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt<br />
Telefon: 0 69 / 6 70 02 27, Fax: 0 69 / 67 00 12 27<br />
E-Mail: volknant@nok.de<br />
Harald Pieper<br />
Stieglitzstraße 2<br />
63263 Neu-Isenburg<br />
Telefon: 0 61 02 / 5 22 62<br />
Herstellung, Vertrieb & Verlag:<br />
Peter Kühne Verlag<br />
Theodor-Heuss-Straße 11<br />
63303 Dreieich<br />
Telefon: 0 61 03 / 8 07 91 70,<br />
Telefax: 0 61 03 / 8 07 91 71<br />
E-Mail: freiwurf@aol.com<br />
Grafische Gestaltung: Werner Pettersch, Dreieich<br />
Schlussredaktion/Anzeigenleitung: Peter Kühne<br />
Die Zeitschrift erscheint 6 x jährlich.<br />
Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag der<br />
Deutschen Olympischen Gesellschaft abgegolten.<br />
Druck: HMS-Druckhaus GmbH<br />
Benzstraße 57 - 59, 63303 Dreieich<br />
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Das Olympische Feuer ist zu beziehen durch:<br />
Geschäftsstelle der Deutschen Olympischen<br />
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60528 Frankfurt am Main,<br />
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Frankfurter Sparkasse,<br />
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Bankleitzahl: 500 502 01<br />
Das Olympische Feuer ist ein Diskussionsforum.<br />
Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen nicht<br />
unbedingt der Meinung der Redaktion, des NOK<br />
bzw. der DOG entsprechen.<br />
Titelgrafik: Eberhard Stroot<br />
Fotos, Illustrationen, Karikaturen:<br />
Appelbaum<br />
Blumrich<br />
Buttler<br />
dpa<br />
Fred Marcus<br />
NOK/DOG/DOI/DSOM<br />
Rudel<br />
81
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Deutsches Sport & Olympia Museum<br />
Herausgeber: Stiftung Deutsches Sport & Olympia Museum Jahrgang 25 - Heft 3/2005<br />
Rheinauhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0<br />
Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. Schopen<br />
Redaktion: Jörg Weck, Ansgar Molzberger<br />
Internet: www.sportmuseum-koeln.de<br />
Weltsprache Fußball<br />
Bis zum Anstoß der Fußball-Weltmeisterschaft<br />
2006 in Deutschland dauert es nicht<br />
einmal mehr ein Jahr und überall im Lande<br />
ist die Vorfreude zu spüren. Doch Fußball<br />
versetzt nicht nur Deutschland in Euphorie,<br />
sondern die ganze Welt. Fußball spricht eine<br />
Sprache, die von allen verstanden wird, er<br />
begeistert die Menschen in allen Ecken und<br />
Winkeln der Erde. Als Einstimmung auf das<br />
größte Sportfest der Welt zeigt das Deutsche<br />
Sport & Olympia Museum gemeinsam<br />
mit dem WM-Büro der Stadt Köln vom 8.<br />
Juni bis zum 20. Juli 2005 die Ausstellung<br />
"Weltsprache Fussball - planet football".<br />
Japanische Kinder verbeugen sich zu<br />
Spielbeginn vor ihren Gegnern.<br />
Diese Ausstellung wurde vom Goethe-<br />
Institut in Zusammenarbeit mit der berühmten<br />
Fotoagentur "Magnum Photos"<br />
erstellt und gehört zum offiziellen DFB-<br />
Kulturprogramm im Rahmen der Fußball-<br />
Weltmeisterschaft 2006. In den Archiven der<br />
Agentur fanden sich über 4000 Bilder zum<br />
Thema "Fußball". Bilder, die im Rahmen<br />
umfangreicher Fotoreprotagen entstanden<br />
keine Sportbilder für die Berichterstattung<br />
vom letzten Spieltag sondern Aufnahmen,<br />
die das weltumspannende Faszinosum<br />
Fußball darstellen, 50 davon werden in der<br />
Ausstellung gezeigt. Im Sinne des WM-<br />
Mottos "Die Welt zu Gast bei Freunden" soll<br />
die Präsentation zeigen, dass Fußball weder<br />
nationale noch kulturelle Grenzen kennt.<br />
Subtil bieten die Aufnahmen so namhafter<br />
Fotografen wie Henri Cartier-Bresson,<br />
Abbas, Martin Parr und Herbert List neben<br />
der erfahrbar gemachten Freude am Spiel<br />
einen Streifzug durch zahllose Themenbereiche,<br />
die mit dem<br />
Fußball verknüpft<br />
sind:<br />
Fairness, Geschlechterrollen,Kommerzialisierung,<br />
Religion …<br />
Zur Ausstellungseröffnung<br />
am 7. Juni 2005<br />
kamen mehrere<br />
hundert Gäste<br />
aus dem gesamtenBundesgebiet<br />
ins DSOM.<br />
Nach der Begrüßung<br />
durch<br />
Museumsdirektor<br />
Dr. Christian<br />
Wacker führte<br />
Friso Maecker<br />
vom Goethe-<br />
Institut in die<br />
Ausstellung ein.<br />
Er betonte, dass<br />
das Goethe-<br />
Institut mit der<br />
Ausstellung, die sich auch in einer weiteren<br />
Ausführung auf einer Tournee durch 77<br />
Länder befindet, zeigen möchte, dass es<br />
kulturübergreifende Verbindungspunkte gibt<br />
und dass der Gastgeber Detuschland seine<br />
Rolle ernst nimmt, indem er bei der kulturellen<br />
Aufbereitung des Themas die Gäste<br />
und deren Lebenswirklichkeit einbezieht.<br />
Eingerahmt wurden die Reden durch Auf-<br />
tritte der Marchingband "Tohuwabohu" und<br />
des Kabaretts "Männerkulturen". Eine<br />
Talkrunde mit DSOM-Vorstandsmitglied<br />
Ingo Weiß, NRW-WM-Botschafter Reiner<br />
Calmund und dem WM-Beauftragten der<br />
Stadt Köln, Horst Meyer, schlug abschließend<br />
den Bogen zu den aktuellen Ereignissen<br />
rund um den Confederations Cup, wie<br />
die geplanten Fanparks und Probleme der<br />
Reiner Calmund hat die Figur des Jungstars der Deutschen Fußballnationalmannschaft,<br />
Lukas Podolski, fest im Griff. An seiner Seite: Wolfgang<br />
Lewitzki, Geschäftsführer des DSOM, Josef Müller, Bürgermeister<br />
der Stadt Köln, Friso Maecker, Projektleiter des Goethe-Institutes,<br />
Walter Schneeloch, Vizepräsident des LSB NRW, Dr. Christian Wacker,<br />
Direktor des DSOM und Ingo Weiß, Vorsitzender der dsj.<br />
Verkehrsregelung, moderiert wurde die<br />
Runde von Constantin Graf Hoensbroech.<br />
Am 12. Juni 2005 bot die Ausstellung<br />
zudem den Rahmen für einen Familientag<br />
"Fußball". Ein buntes Programm erwartete<br />
die Besucher, Eltern und Kinder konnten<br />
sich Vereins- und Landesfarben ins Gesicht<br />
schminken lassen, Pappmache-Spieler<br />
83
asteln und an Kicker-Turnieren sowie<br />
Wettbewerben im Torwandschiessen teilnehmen.<br />
Zahlreiche Museumsbesucher<br />
nahmen das Angebot wahr und zeigten<br />
erneut, dass Fußball mehr ist als das Spiel<br />
"11 gegen 11".<br />
Eröffnung der "Deutschen<br />
Fußball-Route NRW"<br />
Für Fußballfans gibt es zukünftig einen<br />
Grund mehr das Deutsche Sport & Olympia<br />
Museum zu besuchen, denn am 15. Juni<br />
wurde in Köln offiziell die erste Station der<br />
"Deutschen Fußball-Route NRW" durch<br />
Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma<br />
und den Präsidenten des West<strong>deutsch</strong>en<br />
Fußball- und Leichtathletikverbandes,<br />
Hermann Korfmacher, eröffnet.<br />
Insgesamt sollen 15 nordrhein-westfälische<br />
Städte, deren Traditionsvereine in der<br />
Bundesliga spielen oder gespielt haben, zu<br />
einer rund 550 Kilometer langen Route<br />
verbunden werden.<br />
In den einzelnen Städten werden regional<br />
und national bedeutende Elemente der<br />
Erlebniswelt Fußball mit touristisch attraktiven<br />
Reisezielen und kulturellen Highlights<br />
verknüpft; entsprechende Plaketten mit<br />
kurzen Erläuterungen informieren den<br />
interessierten Fan vor Ort über die "Kult-<br />
Orte!".<br />
Köln ist die erste Stadt der Deutschen<br />
Fußballroute, in der zehn große Hinweisschilder<br />
Ereignisse und Fußballhelden<br />
dokumentieren - so erfahren etwa Besucher<br />
des Doms zukünftig nicht nur, dass Fans von<br />
Gastmannschaften hier Kerzen für ihre Elf<br />
anzünden, sondern auch, dass einst die<br />
Trauermesse für Meistertrainer Hennes<br />
Weisweiler im Dom abgehalten wurde. Zu<br />
den weiteren Stationen gehört auch das<br />
Deutsche Sport & Olympia Museum. Hier<br />
erfahrt der Fan nicht nur etwas über den<br />
Fußball in Köln, sondern auch über die<br />
historische Entwicklung der beliebtesten<br />
aller Sportarten. So kann er bereits im Foyer<br />
das aktuelle Trikot der <strong>deutsch</strong>en Nationalmannschaft<br />
- und zwar sowohl der Frauen<br />
als auch der Männer - bewundern, erfährt<br />
wie der Geißbock nach Köln kam, und kann<br />
das Kaffeeservice, das die <strong>deutsch</strong>en Fußballfrauen<br />
nach dem Gewinn der Europameisterschaft<br />
1989 vom DFB überreicht<br />
84<br />
bekamen, in Augenschein nehmen. In der<br />
Ausstellung erwarten ihn dann vielfältige<br />
Informationen zum Fußball, von seinen<br />
Anfängen in England über das erste Länderspiel<br />
einer <strong>deutsch</strong>en Nationalmannschaft<br />
1908 in Basel gegen die Schweiz und die<br />
legendären Weltmeisterschaften von 1966<br />
und 1974 bis hin zu einer Großbildleinwand,<br />
auf der er aus den Siegern des Wettbewerbs<br />
"Tor des Jahres" seinen Favoriten auswählen<br />
kann, während er entspannt zurückgelehnt<br />
in einer modernen Trainerbank sitzt. Darüber<br />
hinaus gibt es weitere interessante<br />
Fußball-Exponate wie eine Trophäensammlung<br />
und die ZDF-Torwand. Für alle, die<br />
abschließend selbst aktiv werden wollen,<br />
wartet auf dem Dach des Museums ein<br />
Kunstrasenplatz, der zum "Kicken" mit Blick<br />
auf Dom und Rhein einlädt.<br />
Literatur<br />
Sport und Literatur, Bücher über Sport,<br />
sportliche Ratgeber, Sportromane und<br />
schreibende Sportler. Die Formen in der<br />
Sport und Literatur zueinander finden sind<br />
vielfältig. Das Deutsche Sport & Olympia<br />
Museum bietet diesem interessanten Feld<br />
regelmäßig ein Forum. Nachdem es zuletzt<br />
zwei Lesungen zum Radsport und zum<br />
Jugendfußball waren (wir berichteten in der<br />
vorherigen Ausgabe des Olympischen<br />
Feuers) stellten im Mai zwei besondere<br />
Autoren ihre Bücher vor. Zum einen präsentierte<br />
Heide Ecker-Rosendahl einen Pilates-<br />
Ratgeber und zum anderen Manuel Andrack<br />
seinen neuem Roman über die ‚letzte'<br />
Zweitliga-Saison des 1. FC Köln im Studio<br />
des Deutschen Sport & Olympia Museums.<br />
Seit langem beschäftigt sich die zweifach<br />
Olympiasiegerin von 1972, Heide Ecker-<br />
Rosendahl, in Ihrem Fitness-Studio mit<br />
Gesundheitssport und insbesondere auch<br />
mit Bewegung für übergewichtige Menschen.<br />
Auf der Suche nach sinnvollen<br />
Trainingsprogrammen stieß sie auf das<br />
Pilates-System, das Josef<br />
Pilates Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte.<br />
Sein Ziel war die Wiederherstellung<br />
der Körperbalance sowie der Balance von<br />
Körper, Geist und Seele. Der nun erschienen<br />
Ratgeber richtet sich an alle, die mit sanfter<br />
Bewegung, Atemtechnik und Entspannung<br />
ihr Wohlbefinden steigern wollen. Erschienen<br />
ist der Ratgeber im Verlag Meyer &<br />
Meyer.<br />
Ein völlig anderes Buch stellte Manuel<br />
Andrack vor. Als Stichwortgeber von Harald<br />
Schmidt hat er bereits häufig auf seine<br />
Sympathien für den 1. FC Köln hingewiesen<br />
und stellt diese nun mit der Veröffentlichung<br />
des Romans "Meine Saison mit dem<br />
FC" erneut unter Beweis. Das Buch gibt<br />
allen Fußballbegeisterten Einblick in das<br />
Leben als Fußball-Fan und ist daher nicht<br />
Manuel Andrack stellte im DSOM seinen<br />
neuen Roman vor.<br />
nur für die Anhänger der Kölner Mannschaft<br />
von Interesse. Dargestellt wird, wie<br />
ein Fan das Spiel erlebt, wenn das Herz bis<br />
zum Hals schlägt und für Taktik und Finesse<br />
aus Angst vor der Niederlage im Kopf kein<br />
Platz mehr ist, ebenso werden Reisen zu<br />
Auswärtsspielen und die dazugehörigen<br />
Erlebnisse beschrieben, die nicht nur einen<br />
Eindruck vom Fußball vermitteln sondern<br />
auch von Deutschland und seinen unterschiedlichen<br />
Regionen berichten. Der<br />
"Bildungs-, Reise- und Liebesroman", wie es<br />
im Untertitel des Buches heißt, ist bei KIWI<br />
Köln erschienen.<br />
Als nächstes findet eine extravagante<br />
Lesung unmittelbar im Anschluss an den<br />
Confederations Cup statt. Am 24. Juni 2005<br />
findet erstmals eine Lesung der Reihe<br />
"TORWORT - Die Fußball-Lesung" im Deutschen<br />
Sport & Olympia Museum statt. Ziel<br />
von TORWORT ist es, die Geschichten der<br />
Öffentlichkeit zu präsentieren, die nicht auf<br />
dem grünen Rasen zwischen zwei Toren<br />
stattfinden, aber dennoch vom Fußball
geschrieben werden, Geschichten von<br />
zerstobenen Träumen und blühenden<br />
Hoffnungen. Die TORWORT-Autoren sind<br />
Journalisten, Moderatoren, Trainer, Spieler,<br />
schlicht Fans, die dabei waren als die Frankfurter<br />
Eintracht in Rostock verlor, als der<br />
1.FC Köln im Europapokal Halbfinale durch<br />
einen Münzwurf gegen den FC Liverpool<br />
ausschied oder als am Aachener Tivoli die<br />
20 Jahre alte Stadionuhr gegen eine Video-<br />
Leinwand ausgetauscht wurde. Was sie<br />
dabei fühlten und wie diese Dinge ihre<br />
geschundene Seele trotzdem immer mehr<br />
an ihren Verein band - das drücken sie in<br />
Texten aus.<br />
Die Taktik der TORWORT-Trainer: In 2 x 45<br />
Minuten erzählen sechs Autoren in jeweils<br />
15 Minuten ihre Geschichte. Passend zum<br />
Confederations Cup erwartet die Besucher<br />
der Lesung im DSOM eine internationale<br />
TORWORT-Lesung. Im Aufgebot für das<br />
Spiel am 24. Juni 2005 sind: Jürgen Nendza,<br />
Publizist und Mann des Frauenfußballs;<br />
Arne Jens, Magazin für Fußball und Popkultur;<br />
Christoph Ruf, Sportjournalist und<br />
"Rund-Redakteur"; Erich Rutemöller, Trainer<br />
aller Trainer; Frank Nägele Sportjournalist,<br />
Kölner Stadt-Anzeiger sowie ein Überraschungsgast.<br />
Ein weiterer Clou des TORWORT-Konzeptes<br />
ist es, dass Besucher, die in einem Vereinstrikot<br />
erscheinen, einen ermäßigten Eintritt<br />
erhalten. Weitere Informationen gibt es<br />
unter www.sportmuseum-koeln.de und<br />
www.torwort.de.<br />
Kabinenroller "KR 200"<br />
Der Messerschmidt Kabinenroller in vielfältigen Formen ausgestellt.<br />
Das Deutsche Sport & Olympia Museum<br />
zeigte in einer Ausstellung vom 14. bis 29.<br />
Mai 2005 unter dem Titel "50 Jahre Messerschmitt<br />
Kabinenroller KR 200" Fahrzeuge<br />
und Memorabilia rund um den "Düsenjäger<br />
des kleinen Mannes".<br />
Ausgestellt wurden Vorläufer des Kabinenrollers,<br />
wie der als Kriegsversehrtenfahrzeug<br />
konzipierte Fend-Flitzer, von dem nur noch<br />
5 Fahrzeuge existieren, zudem ein Messerschmitt<br />
KR 175, verschiedene Versionen des<br />
Typs KR 200, Mopeds und Transportfahrzeuge<br />
sowie der legendäre "Tiger", eine vierrädrige<br />
Variante des Kabinenrollers namens TG<br />
500.<br />
Neben den Original-Fahrzeugen wurde eine<br />
außergewöhnliche Sammlung von Kabinenrollern<br />
gezeigt. Ralf Hermanns aus Pulheim<br />
hat rund zweihundert verschiedene Spiel-<br />
zeugmodelle aus der Zeit der frühen 50er<br />
Jahre bis zum heutigen Tag, gemischt mit<br />
Zubehör, Prospekten, Plaketten und Kuriosem,<br />
zusammengetragen und erfreute<br />
Modellsammler und Oldtimerfreunde<br />
gleichermaßen.<br />
Als krönender Abschluss der Ausstellung<br />
hatte eine Sternfahrt am Freitag, dem 27.<br />
Mai 2005, das Deutsche Sport & Olympia<br />
Museum zum Ziel: Zweihundert "Schneewittchensärge",<br />
so der Spitzname der<br />
Kabinenroller, knatterten durch den Rhein-<br />
auhafen und sorgten für erstaunte und<br />
begeisterte Blicke.<br />
Afrika-Seminar<br />
Die 32 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der<br />
NOK-Fortbildungsveranstaltung für NOK-<br />
Präsidenten und Generalsekretäre afrikanischer<br />
<strong>olympischer</strong> Komitees besuchten im<br />
Rahmen einer einwöchigen Fortbildung am<br />
14. Mai 2005 auch das Deutsche Sport &<br />
Olympia Museum. DSOM-Geschäftsführer<br />
Wolfgang Lewitzki empfing die von NOK-<br />
Abteilungsleiterin Katrin Merkel betreute<br />
Gruppe und führte sie durch die Ausstellung.<br />
Die NOK-Präsidenten und Generalsekretäre<br />
zeigten sich begeistert von der umfangreichen<br />
und informativ gestalteten Zeitreise<br />
durch 2000 Jahre Sportgeschichte. Das<br />
abschließende Fazit lautete dann auch:<br />
"Gerne besuchen wir das Museum bei<br />
nächster Gelegenheit wieder, um die Präsentation<br />
intensiv zu studieren. Auf jeden<br />
Fall werden wir es in unserer Heimat empfehlen."<br />
Lichtdramaturgie<br />
Seit dem Frühjahr 2005 präsentieren sich<br />
die über 2.000 Objekte des Deutschen Sport<br />
& Olympia Museums in neuem Licht: Unter<br />
Mitarbeit des Sammlungsleiters Jörg Weck<br />
aktualisierte die Firma Dedo Weigert GmbH<br />
das bestehende Beleuchtungskonzept und<br />
setzte so die Ausstellung des Museums neu<br />
in Szene. Raffael Pollak, der mit dieser<br />
Aufgabe betraut war, arbeitete mit den<br />
bereits vorhandenen rund 200 dedolights,<br />
um der Ausstellung, die sich seit Eröffnung<br />
des Hauses weiter verändert hatte, eine<br />
neue Dramaturgie zu geben und sie so dem<br />
Museumsbesucher noch besser zugänglich<br />
zu machen.<br />
Grundlage für die Überarbeitung waren die<br />
Erkenntnisse der Theaterakademie August<br />
Everding in München, Fachbereich Lichtgestaltung.<br />
Deren Inhalte der Lichtdramaturgie<br />
und Lichtfunktionalität in Theater und Show<br />
können auch der Umsetzung einer Präsentation<br />
von Ausstellungsobjekten dienen.<br />
Darauf aufbauend stellten sich im Rahmen<br />
einer Revision der Lichtgestaltung folgende<br />
Fragen: In welchen Räumen sollen welche<br />
85
Objekte welche Inhalte transportieren?<br />
Durch welchen Ablauf, welche Handlung,<br />
welches "Drama" soll der Besucher geführt<br />
werden? Welche Informationen sollen beim<br />
Betrachter das Denken in welcher Richtung<br />
anstoßen?<br />
Licht, auch und gerade wenn es sich nicht<br />
vordergründig aufdrängt, beeinflusst den<br />
Besucher im Museum genauso wie im<br />
Theater. Diese Einflüsse auf Wahrnehmung<br />
und Aufmerksamkeit können, wenn sie<br />
erfolgreich in ein Lichtkonzept umgesetzt<br />
werden, den Besucher unmerklich lenken<br />
und dabei helfen, mehr Details wahrzunehmen<br />
und Informationen zu gewinnen. Dem<br />
Lichtgestalter nutzen hierbei physiologische<br />
und psychologische Kenntnisse über die<br />
Wahrnehmung und deren Beeinflussungsmöglichkeiten.<br />
Beispielsweise ist bekannt,<br />
dass das Auge im Verbund mit dem Sehzentrum<br />
des Gehirns seine Umgebung nicht<br />
objektiv wahrnehmen kann: Es wird geblendet,<br />
wenn Objekte zu hell sind im Verhältnis<br />
zu ihrer Umgebung; und es wird vorübergehend<br />
funktionell blind, wenn es in ein<br />
düsteres Umfeld eintritt.<br />
Nicht nur diesen, sondern auch dem konservatorischen<br />
Aspekten musste bei der Erarbeitung<br />
des neuen Lichtkonzeptes Rechnung<br />
getragen werden. So ist zu beachten,<br />
dass ultraviolettes Licht strikt vermieden<br />
wird, da viele Farbpigmente durch UV-<br />
Strahlen stark ausbleichen und Trägermaterialien<br />
für die Farben bis hin zur völlig<br />
irreversiblen Zerstörung angegriffen werden<br />
können. Dies wäre für einmalige Objekte des<br />
Deutschen Sport & Olympia Museums<br />
natürlich fatal.<br />
Im Rahmen der Überarbeitung des Lichtkonzeptes<br />
wurden seitens der Dedo Weigert<br />
GmbH eigene Messungen des UV-Lichteinfalls<br />
vorgenommen und die Wahl des<br />
geeigneten Lichts konnte objektiviert<br />
werden. Die Technik der dedolight-Serie<br />
ermöglicht es, den Anforderungen gerecht<br />
zu werden. Streulicht wird erfolgreich<br />
vermieden und eine hervorragende Gleichmäßigkeit<br />
des Lichtfeldes unter Ausschluss<br />
von UV-Strahlung und reduzierter Wärmeproduktion<br />
erzielt. Der Lichtauslass wird mit<br />
unterschiedlichen Toren begrenzt. Ein<br />
spezielles Tor für Architektur und Museen<br />
verfügt über vier drehbare Elemente, wobei<br />
die Seitenflügel mit gefederten Hilfsflügeln<br />
stets das Tor automatisch lichtdicht machen.<br />
So kann man am Scheinwerfer einen<br />
trapezförmigen Lichtauslass einstellen, der<br />
86<br />
durch den schrägen Lichteinfall hoch und<br />
seitlich montierter Lampen ein präzises<br />
Rechteck in der Bildebene erzeugt, wodurch<br />
die quaderförmigen Vitrinen des Deutschen<br />
Sport & Olympia Museums perfekt ausgeleuchtet<br />
werden können.<br />
Lichtgestaltung im DSOM<br />
Zwei Beispiele zur Lichtgestaltung im<br />
Deutschen Sport & Olympia Museum<br />
mögen den Prozess - und das Ergebnis -<br />
illustrieren.<br />
1. Die Ausstellung beginnt mit der Abteilung<br />
"Antike". Der Besucher kommt über ein<br />
Laufband, das seine Reise in die Vergangenheit<br />
symbolisiert, in einen bisher allgemein<br />
und recht hell erleuchteten Raum. Hier wird<br />
jetzt punktuelles Leuchten eingesetzt und<br />
Streulicht in den restlichen Raum vermieden,<br />
um die beleuchteten Exponate in der<br />
insgesamt recht dunkel gehaltenen Umge-<br />
Impression aus der Ausstellung<br />
bung besonders hervortreten zu lassen. Die<br />
ca. 3m hohe Kolossalstatue des Herakles in<br />
der Mitte des Raumes wurde noch effizienter<br />
als Zentrum des Raumes inszeniert und<br />
ihre dreidimensionalen Oberflächeneigenschaften<br />
durch das Licht jetzt betont. Auch<br />
die anderen Exponate dieses Raumes<br />
wurden gezielt räumlich begrenzt angeleuchtet,<br />
so dass ein Besucher, der sie<br />
genauer betrachten will und näher tritt,<br />
dabei selbst keinen Schatten auf das Objekt<br />
wirft. Texttafeln sind kaum merklich mit<br />
schmalen Lichtbändern hervorgehoben.<br />
2. Das Herzstück des Museums bildet die<br />
"Timeline", an deren rechter Seite mithilfe<br />
von Bildtafeln und Vitrinen wichtige Ereignisse<br />
der Sportgeschichte in chronologischer<br />
Ordnung dargestellt sind. Hier wurden<br />
nun mit den dedolights Akzente gesetzt, die<br />
den Besucher nicht von der Gesamtkomposition<br />
ablenken, aber seine Aufmerksamkeit<br />
auf bestimmte Objekte fokussieren. Die<br />
dedolights heben durch einen höheren<br />
Lichtpegel und ihre harte Abgrenzung<br />
einzelne Exponate besonders hervor. Auch<br />
hier war es von Nutzen, die Wege der<br />
Besucher durch den Raum zu berücksichtigen,<br />
um Eigenschatten möglichst zu vermeiden.<br />
Besser gestaltete Lichtverhältnisse bieten<br />
sowohl Schutz für die Ausstellungsobjekte<br />
als auch eine verbesserte Rezeption der<br />
Ausstellungsinhalte. Beiden Zielen wurde<br />
mit der Überarbeitung des Lichtkonzeptes<br />
gedient. Das Deutsche Sport & Olympia<br />
Museum ist erfreut, sich seit dem Frühjahr<br />
2005 den Besuchern in noch besserem Licht<br />
präsentieren zu können! Ein besondere Dank<br />
gilt der Dedo Weigert Film GmbH und<br />
insbesondere ihrem Beleuchtungsmeister<br />
Raffael Pollak.