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olympischer literatur-wettbewerb deutsch - englisch - französisch

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Ausgabe 3/2005


Freundliche Grüße<br />

aus der OF-Redaktion<br />

D<br />

ie Ökumene des Sports lässt grüßen. Mit dieser OF-<br />

Ausgabe, liebe Leserinnen und Leser, könnte sich die<br />

Vermutung aufdrängen, dass die illustre Welt der Bewegung<br />

verstärkt kirchlichen Beistand braucht. Das Podium ist mit<br />

den Ausführungen von Bischof Wolfgang Huber protestantisch<br />

geprägt. Und in einem anderen zentralen Beitrag, der<br />

die Verbindung der Päpste zum Sport im letzten Jahrhundert<br />

beleuchtet, wird's bis in höchste Sphären katholisch.<br />

Nun hat das Miteinander von Kirchen und Sport durchaus<br />

keinen Seltenheitswert. In Deutschland beispielsweise<br />

floriert es seit Jahrzehnten auf unterschiedlichen Ebenen.<br />

Da schlagen Gipfeltreffen und Grundsatzerklärungen<br />

ebenso zu Buche wie die vielen lokalen Gemeinsamkeiten<br />

von Gemeinde und Verein. Die Olympiapfarrer beider Konfessionen<br />

nicht zu vergessen, die bei allen Winter- und<br />

Sommer-Spielen ihren Platz im Mannschaftsgefüge haben.<br />

Um den Faden wieder aufzunehmen: Kirchlicher Beistand<br />

scheint im sportlichen Geschehen also durchaus willkommen.<br />

Dass er auch im hohen Maße vonnöten ist, dürfte vor<br />

dem Hintergrund bedenklicher Entwicklungen und vielfältiger<br />

Gefährdungen genauso wenig in Frage stehen.<br />

Man betrachte nur den Sumpf der Manipulation, um zu<br />

ermessen, wohin es mit der Menschenwürde noch zu<br />

kommen droht. Wo doch die Realität bereits schlimm und<br />

Besorgnis erregend genug ist. Auch zu dieser Thematik<br />

bietet die aktuelle OF-Ausgabe einige bemerkenswerte<br />

Fakten. Da mag tröstlich sein, dass im inhaltlichen Gesamtspektrum<br />

die positiven Seiten des Sports ganz klar überwiegen.<br />

Der gesellschaftliche Wirkungsgrad spiegelt sich in<br />

zahlreichen Beiträgen wider und lässt hier und da sogar<br />

Rückschlüsse auf weitere Wachstumsprozesse zu.<br />

Doch ob olympische Dimension oder Sport für Alle im<br />

Vereinsalltag - kirchlicher Beistand hat seinen besonderen<br />

Stellenwert. Aus guten Gründen sollte er ihn auch behalten.<br />

Und zwar nicht zuletzt deshalb, weil es mit den schlechten<br />

Erfahrungen immer häufiger überhand nimmt.<br />

Ihr Harald Pieper<br />

Inhalt<br />

OF Mosaik 4<br />

OF-Podium 6<br />

Prof. Dr. Wolfgang Huber<br />

Olympische Idee und Sport für Alle:<br />

Die tragenden Säulen der modernen Bewegungskultur 8<br />

Prof. Dr. Jürgen Palm<br />

Olympische Karrieren beginnen immer noch im Sportverein 12<br />

Dr. Stefan Volknant<br />

Olympische Nachlese mit skeptischem Unterton 16<br />

Steffen Haffner<br />

Olympische Erziehung von Optimismus geprägt 16<br />

Kerstin Rehhahn<br />

Konkurrenz für Barbiepuppen des Sports 18<br />

Bianka Schreiber-Rietig<br />

Der Doping-Schwarzmarkt blüht ...<br />

und Deutschland ist ein beliebter Umschlagplatz 20<br />

Anno Hecker<br />

Fair Play gibt es nicht nur im olympischen Hain,<br />

sondern auch auf dem Sportplatz um die Ecke 24<br />

Hans-Joachim Leyenberg<br />

Stress im Ehrenamt: Wo liegt die Grenze der Belastbarkeit 26<br />

Michael Gernandt<br />

Olympisches Flair ist selbstverständlich:<br />

Die Spiele der kleinen Staaten Europas 28<br />

Heinz Peter Kreuzer<br />

Wenn die Deutsche Meisterin neben<br />

Herrn Jedermann turnt oder Spitzensport und<br />

Breitensport ganz nah beieinander 30<br />

Walter Mirwald<br />

OF-Kommentare 34<br />

Jörg Hahn, Michael Gernandt, Harald Pieper<br />

Die Päpste und der Sport:<br />

Über eine ebenso unbekannte wie intensive Beziehung 36<br />

Dr. Willi Schwank<br />

Was macht eigentlich ... Ingrid Mickler-Becker 40<br />

Steffen Haffner<br />

Auferstehung in Ruinen:<br />

Das Ende des Krieges war auch ein Anfang des Sports 43<br />

Dr. Andreas Höfer<br />

Abschied von „Willi Daumes Pyramiden“<br />

Im Münchener Olympiastadion wurde 33 Jahre<br />

Sportgeschichte geschrieben 46<br />

Manfred Lehnen<br />

OF-Galerie 48<br />

Sport Heroen in Aktion<br />

Malerische Kompositionen von Rike Hecker<br />

Markus Böcker<br />

Nachrichten des Nationalen Olympischen Komitees 50<br />

Nachrichten der Deutschen Olympischen Gesellschaft 69<br />

Nachrichten des Deutschen Olympischen Instituts 78<br />

Impressum 81<br />

Deutsches Sport & Olympia Museum 83<br />

3


K<br />

Die olympische Idee muss in die<br />

Gesellschaft wirken!<br />

Von Dr. Hans-Joachim Klein, Präsident der Deutschen Olympischen Gesellschaft<br />

ürzlich feierte die Deutsche Olympische<br />

Gesellschaft in Wiesbaden die<br />

Aufnahme des 20. Kindergartens in das<br />

Modellprojekt "Kinder bewegen".<br />

Gemeinsam mit unseren Partnern Opel<br />

und O2 bieten wir mit dieser Aktion einen<br />

Lösungsansatz für eine gesellschaftspolitisch<br />

relevante Themenstellung,<br />

die frühzeitige Bewegungserziehung<br />

und<br />

-begeisterung von Kindern.<br />

Dem gesellschaftlichen<br />

Problem des fortschreitenden<br />

Bewegungsmangels<br />

setzt die Deutsche Olympische<br />

Gesellschaft die<br />

Begeisterung der Kinder sowie ihrer<br />

Eltern und Erzieher für den Sport mittels<br />

Spitzensportlern als Vorbildern entgegen.<br />

Für "Kinder bewegen" bauen die DOG-<br />

Zweigstellen lokale Netzwerke auf, die<br />

ausgewählte Modellkindergärten bei der<br />

Verbesserung und Erweiterung ihrer<br />

Bewegungsangebote finanziell fördern,<br />

pädagogisch beraten und personell<br />

unterstützen. Indem mehr Bewegungsanlässe<br />

entstehen und Sport wie selbstverständlich<br />

in den Alltag integriert wird,<br />

können die Kinder auch olympische<br />

Werte quasi nebenbei erfahren und<br />

lernen. Wie beim Modellprojekt "Kinder<br />

bewegen" kann sich die Olympische<br />

Bewegung bei verschiedenen Problemstellungen<br />

in die gesellschaftliche Diskussion<br />

einbringen. Denn olympische Werte<br />

wie Fairness, Völkerverständigung, Leistung<br />

und Teamgeist sind Grundsätze, die<br />

über den Sport hinaus für das tägliche<br />

Leben prägend sein sollten. So wird der<br />

Erfolg von Unternehmen<br />

auch von Faktoren wie<br />

soziale Kompetenz und<br />

Leistungsbereitschaft der<br />

Mitarbeiter und Führungskräfte<br />

beeinflusst.<br />

Als Basisorganisation des<br />

NOK bietet die Deutsche<br />

Olympische Gesellschaft eine<br />

dezentrale Plattform für alle, die sich für<br />

die Olympische Idee engagieren möchten.<br />

Indem sie Mitgliedern auch aus<br />

anderen gesellschaftlichen Teilbereichen<br />

offen steht, wirkt sie als eine Schnittstelle<br />

zwischen diesen und dem Sport. Diese<br />

Position muss die Deutsche Olympische<br />

Gesellschaft wieder stärker nutzen, um<br />

die Menschen, insbesondere Kinder und<br />

Jugendliche, für den Sport und die<br />

Olympische Idee begeistern. Für die<br />

Zukunft muss sie auch aus dem Sport<br />

heraus in die Gesellschaft wirken, sich in<br />

gesellschaftspolitische Diskussionen<br />

einbringen und Lösungsansätze zu<br />

Problemstellungen anbieten.<br />

Sporthochschule Köln bietet Weiterbildung zum<br />

Sporttourismusmanager<br />

D<br />

ie Deutsche Sporthochschule Köln<br />

bietet ab September 2005 in<br />

Zusammenarbeit mit dem Europäischen<br />

Tourismus Institut Trier (ETI) eine Weiterbildung<br />

zum Sporttourismusmanager<br />

an. Zum ersten Mal werden an einer<br />

<strong>deutsch</strong>en Universität die Wissenschaftsdisziplinen<br />

Sport und Tourismus<br />

verknüpft. Die Weiterbildungsmaßnahme<br />

wurde speziell für Akademiker oder<br />

Reiseverkehrskaufleute entwickelt. Es<br />

handelt sich hierbei um eine einjährige<br />

Weiterbildung, die auch nebenberuflich<br />

durchgeführt werden kann. Weitere<br />

Infos unter<br />

www.dshs-koeln.de/fuw.<br />

DLRG: Schwimmen<br />

lernen und Gefahren<br />

reduzieren<br />

rotz des verregneten Sommers 2004<br />

konnten sich die Lebensretter nicht<br />

über Arbeitsmangel beklagen. Die<br />

Rettungsschwimmer der Deutschen<br />

Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG)<br />

haben im vergangenen Jahr 692 Menschen<br />

vor dem Ertrinken bewahrt.<br />

Gegenüber dem Jahr 2003 mit einem<br />

Jahrhundertsommer stieg die Zahl um<br />

143 oder 26 Prozent an. Auch die<br />

Hilfeleistungen für in Not geratene<br />

Wassersportler wuchs um 26,6 % auf<br />

8.381 an. 51.072 Retter der DLRG<br />

leisteten ehrenamtlich und unentgeltlich<br />

2.113.000 Wachstunden im Sommer<br />

und Winterdienst und machten die<br />

Wasserfreizeit an Küsten und Binnengewässern<br />

sicher.<br />

Die Schwimmprüfungen sind auch im<br />

vergangenen Jahr weiter zurück gegangen.<br />

Insgesamt haben im Jahr 2004 bei<br />

der DLRG 182.000 Menschen eine<br />

Schwimmprüfung abgelegt, drei Prozent<br />

weniger als im Jahr zuvor. Noch<br />

deutlicher ist der Rückgang bei den<br />

Prüfungen für Schwimmanfänger.<br />

Lediglich 56.500 Mädchen und Jungen<br />

haben nach DLRG-Angaben das "Seepferdchen"<br />

erworben, das ist ein Minus<br />

von 12,3%. "Die seit Jahren anhaltende<br />

Abnahme ist nicht zuletzt das negative<br />

Ergebnis der Schließung kommunaler<br />

Bäder. Die Rotstiftpolitik hat zunehmend<br />

an Fahrt gewonnen", benennt der<br />

DLRG-Präsident Dr. Klaus Wilkens die<br />

Ursachen.<br />

"Jeder Mensch hat ein Recht auf<br />

Schwimmausbildung, dies gilt insbesondere<br />

für die Kinder. Wer seine<br />

Verantwortung für die junge Generation<br />

ernst nimmt, darf keine Bäder<br />

schließen", fordert Dr. Wilkens ein<br />

klares Bekenntnis zum Bädererhalt.<br />

87,3% der Bevölkerung halten laut<br />

einer TNS Emnid-Studie im Auftrag der<br />

DLRG Schwimmbäder für wichtig oder<br />

OF-MOSAIK<br />

OF-MOSAIK<br />

4<br />

T


sehr wichtig. Nach Auffassung der<br />

DLRG bestätigen die rückläufigen<br />

Ausbildungszahlen die Ergebnisse der<br />

DLRG-Studie über die abnehmende<br />

Schwimmfähigkeit der <strong>deutsch</strong>en<br />

Bevölkerung. An einem Gemeinschaftskonzept,<br />

diese Besorgnis erregende<br />

Situation vor allem im Kinder- und<br />

Jugendbereich zu verbessern, arbeiten<br />

zur Zeit der Deutsche Sportbund, die<br />

DLRG und der Deutsche Schwimm-<br />

Verband.<br />

Fußball-WM 2006<br />

wird ein Tourismus-<br />

Magnet<br />

D<br />

ie Hotel- und Tourismusbranche<br />

rechnet damit, dass sie während<br />

der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in<br />

Deutschland mit bis zu 5,5 Millionen<br />

Übernachtungen einen zusätzlichen<br />

Umsatz von drei Milliarden Euro erzielen<br />

wird. Das erklärte der Präsident des<br />

Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes,<br />

Ernst Fischer, in einer gemeinsamen<br />

Sitzung des Sport- und des<br />

Tourismusausschusses des Deutschen<br />

Bundestages. Die eingeladenen Experten<br />

waren sich einig: Auch noch Jahre<br />

nach dem Turnier werde die WM ein<br />

großer Tourismus-Magnet für Deutschland<br />

sein.<br />

OF-MOSAIK<br />

OF-MOSAIK<br />

Ideen-Wettbewerb "Besser essen. Mehr bewegen"<br />

D<br />

as Bundesministerium für Verbraucherschutz,<br />

Ernährung und Landwirtschaft<br />

hat einen bundesweiten<br />

Ideen-Wettbewerb für Modellvorhaben<br />

zum Thema "Besser essen. Mehr bewegen"<br />

ausgeschrieben, bei dem sich<br />

regionale und lokale Einrichtungen und<br />

Initiativen aus den Bereichen Ernährung,<br />

Erziehung, Bewegung und<br />

Gesundheit - also ausdrücklich auch<br />

Vereine und Verbände des organisierten<br />

Sports - beteiligen können. Hintergrund<br />

des Vorhabens ist der nachweisliche<br />

Trend zum Übergewicht bei Kindern<br />

und Jugendlichen mit der Konsequenz,<br />

dass zukünftig gerade Kinder (wieder)<br />

gesunde Ernährung und viel Bewegung<br />

D<br />

ie Mehrzahl der <strong>deutsch</strong>en Fußballfans<br />

träumt vom WM-Titel. Mit<br />

dem Amtsantritt von Jürgen Klinsmann<br />

als Bundestrainer ist der Glaube an die<br />

<strong>deutsch</strong>e Nationalelf wieder zurückgekehrt.<br />

Das ist das Ergebnis einer Umfra-<br />

D<br />

ie vorolympische Wintersaison<br />

2004/2005 ist beendet. In den 15<br />

olympischen Wintersportarten fanden<br />

Weltmeisterschaften statt. Dies<br />

erleichtert auf den ersten Blick eine<br />

vergleichsweise objektive internationale<br />

Einschätzung der Weltsituation.<br />

Olympische Spiele haben trotzdem<br />

ihre eigenen Gesetze. "Deshalb können<br />

die Ergebnisse einzelner Nationalteams<br />

bei sportartspezifischen<br />

Weltmeisterschaften nicht automatisch<br />

mit dem komplex erzielten<br />

Erfolg einer Olympiamannschaft<br />

gleichgesetzt werden", erläutert Jörg<br />

Ziegler, Geschäftsführer des Bereichs<br />

Leistungssport (BL) im Deutschen<br />

Sportbund.<br />

Glaube an den WM-Titel<br />

als Selbstverständlichkeit erfahren<br />

sollen. Sportvereine können hier im<br />

Verbund mit anderen Trägern "Trendsetter"<br />

sein, um der Entstehung von Übergewicht<br />

bzw. Bewegungsmangel vorzubeugen.<br />

Eine 10-seitige Broschüre mit<br />

der genauen Ausschreibung des Modellvorhabens<br />

kann angefordert werden<br />

über die Geschäftsstelle "Besser essen.<br />

Mehr bewegen" in der Bundesanstalt<br />

für Landwirtschaft und Ernährung<br />

(BLE), Dr. Michaela Filipini, Deichmanns<br />

Aue 29, 53179 Bonn, Tel. 0228/6845-<br />

2929, fax -3787, email:<br />

Michaela.Filipini@ble; weitere Informationen<br />

auch im Internet unter:<br />

www.kinder-leicht.net/<strong>wettbewerb</strong>.html.<br />

ge des Kölner Marktforschungsinstituts<br />

SPORT+MARKT AG. Seit Klinsmann das<br />

Ruder übernommen hat, sind 51 Prozent<br />

der Deutschen überzeugt, dass<br />

Deutschland WM-Favorit ist.<br />

Positive Bilanz der vorolympischen<br />

Wintersaison 2004/2005<br />

Ein Jahr vor Turin zieht der BL aber<br />

mit 32 Medaillen (11-16-5) und<br />

insgesamt 85 Finalplatzierungen eine<br />

positive sportliche Bilanz der vorolympischen<br />

Saison. Wie schon in<br />

den Jahren zuvor haben die <strong>deutsch</strong>en<br />

Wintersportlerinnen und -<br />

sportler ihre Zugehörigkeit zur Weltspitze<br />

wieder eindrucksvoll unter<br />

Beweis gestellt. Im Hinblick auf das<br />

Abschneiden bei den Olympischen<br />

Spielen in Turin 2006 gibt sich deshalb<br />

der für den Leistungssport<br />

verantwortliche DSB-Vizepräsident<br />

Ulrich Feldhoff optimistisch:<br />

"Deutschland hat eine gute Chance,<br />

um die Spitzenposition in der Nationenwertung<br />

mit zu kämpfen."<br />

5


Seit 1952 gibt es ein institutionell geregeltes Verhältnis<br />

von Kirche und Sport. Es war das Jahr, in dem die<br />

Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) das erste Mal<br />

Sportbeauftragte und Sportpfarrer berief, die den Kontakt auf<br />

den verschiedenen Ebenen kirchlichen Lebens zum Sport<br />

suchen sollten. Diese Ämter wurden ehrenamtlich wahrgenommen.<br />

Seit 1970 nahm der Kontakt zum Sport eine andere<br />

Qualität an; nun wurde das Verhältnis durch einen durch die<br />

EKD hauptamtlich berufenen Sportbeauftragten professionell<br />

gepflegt.<br />

In der Kirche selbst ist der Sport aber schon sehr viel länger<br />

beheimatet. Mit der Gründung des Weltbundes der Christlichen<br />

Vereine Junger Männer (YMCA/CVJM) in Paris im Jahre<br />

1855 und seinem bald darauf errichteten <strong>deutsch</strong>en "Ableger"<br />

ging eine organisierte christliche Turnbewegung einher. Schon<br />

1921 wurde das "Eichenkreuz" als Sportabzeichen für die<br />

Evangelischen "Jünglingsvereine" eingeführt. Der Sport hat<br />

seit dieser Zeit organisatorisch und strukturell seinen Platz im<br />

Raum der evangelischen Kirche. 1964 wurde der Arbeitskreis<br />

"Kirche und Sport" gegründet, der auf Bundes- und auf Landesebene<br />

zwischen den scheinbar so verschiedenen Partnern<br />

für einen kontinuierlichen Dialog sorgt und gemeinsame<br />

Veranstaltungen zu den verschiedensten Themen plant.<br />

1965 fand in der Evangelischen Akademie Bad Boll die erste<br />

offizielle Begegnung zwischen der Evangelischen Kirche in<br />

Deutschland und dem Deutschen Sportbund (DSB) statt. Seit<br />

dieser Zeit hat sich das Verhältnis zwischen der Evangelischen<br />

Kirche und dem Sport kontinuierlich verstärkt und verbessert.<br />

Überlagerte in den Auseinandersetzungen der siebziger und<br />

achtziger Jahre immer wieder die Sonntagsfrage den Dialog,<br />

so ist es zwischen Kirche und Sport durch die Entwicklungen<br />

der modernen Gesellschaft gerade in dieser Frage zu einer<br />

großen Partnerschaft gekommen. Bis dahin war es ein langer<br />

Weg, denn nicht ohne Grund sah die Kirche Sportveranstaltungen<br />

zur Gottesdienstzeit am Sonntagmorgen nicht gern.<br />

Zu häufig waren Pfarrerinnen und Pfarrer den Diskussionen<br />

von sporttreibenden Konfirmanden und Konfirmandinnen<br />

ausgesetzt, die den Mannschaftsgeist gegen den sonntäglichen<br />

Kirchenbesuch ausspielten.<br />

Heute bejahen beide gesellschaftlichen Größen gegenüber<br />

politischen und wirtschaftlichen Interessensvertretern, dass<br />

der Sonntag als arbeitsfreier Tag erhalten bleiben soll. Beide<br />

Seiten stehen für die freie Religionsausübung sowie die<br />

ungehinderte Durchführung sportlicher Veranstaltungen am<br />

Sonntag ein.<br />

Aber auch jenseits dieser einst umstrittenen Thematik gibt es<br />

zahlreiche Gesprächsfäden, aus denen ein enges Verbindungsband<br />

geknüpft wurde. Gerade der Spitzensport hat ein<br />

Interesse an der Diskussion mit der Kirche, fokussiert sich<br />

doch in ihm eine Reihe von Problemfeldern, die eine kirchli-<br />

6<br />

che Begleitung nahe legen. Da ist die Frage nach der Bedeutung<br />

von Sieg und Niederlage und damit die Frage nach dem<br />

menschlichen Umgang mit Siegern und Besiegten. Oder es<br />

stellt sich die Frage nach dem Verhältnis zwischen kurzfristigem<br />

Erfolg und langfristiger Lebensperspektive. Viele herausragende<br />

Sportlerinnen und Sportler stellten sich die Frage,<br />

wie sie als "öffentliche Person" zugleich ein "eigener Mensch"<br />

bleiben. Im Kern geht es bei solchen Themen um den Umgang<br />

mit der Würde des Menschen. Sie ist im Sport großen Gefährdungen<br />

ausgesetzt. Bisweilen werden Eingriffe in die Würde<br />

mit dem Verweis auf die großen Gehälter mancher Spitzensportler<br />

relativiert. Aber die Größe des Geldbeutels erweitert<br />

nicht automatisch die Fähigkeit, mit Sieg oder Niederlage<br />

umzugehen, und darf nicht zu einem Relativismus der Menschenwürde<br />

führen.<br />

In christlicher Sicht dürfen die Freude am Wettkampf und der<br />

Wille zur Leistung nicht dazu führen, dass sich der Gewinn<br />

oder der<br />

Verlust der<br />

Menschenwürde<br />

an Sieg<br />

oder Niederlage<br />

knüpft; die<br />

Unantastbarkeit<br />

der<br />

menschlichen<br />

Würde ist<br />

vielmehr auch<br />

für den Sport<br />

eine elementareVoraussetzung,<br />

ohne<br />

die er seine<br />

Humanität<br />

verliert.<br />

Christlicher<br />

Glaube und<br />

christliche<br />

Theologie<br />

bringen in<br />

dieses Gespräch ein Bild des Menschen ein, der aus den<br />

Beziehungen heraus verstanden wird, in denen sich sein<br />

Leben vollzieht. Die Beziehungen zu Gott, zum Mitmenschen,<br />

zur Mitwelt und zu sich selbst stehen dabei im Vordergrund.<br />

Gelingendes Leben zeigt sich im Miteinander dieser Beziehungen.<br />

Die Selbstbestätigung durch die Durchsetzung gegen<br />

den anderen allein kann deshalb die Anerkennung nicht<br />

begründen, auf die wir Menschen angewiesen sind; Sieg oder<br />

Niederlage allein bestimmen nicht den Wert eines Menschen.<br />

Doch zugleich sind die christliche Theologie und das Denken<br />

der christlichen Kirchen nicht leistungsfeindlich. Im Gegenteil:<br />

Jeder Mensch ist mit besonderen Begabungen ausgestattet,<br />

die er entwickeln und zum gemeinsamen Besten einset-


zen soll. Solcher Einsatz und die Freude an der eigenen Leistung<br />

sind dann, aber auch nur dann erlaubt und gefordert,<br />

wenn nicht das eigene Heil an die Vorstellung geknüpft wird,<br />

dass durch diese Kraftanstrengung menschliches Sein steht<br />

oder fällt.<br />

Diese christliche Erkenntnis wirft Sportlerinnen und Sportler<br />

nicht aus der Bahn; vielmehr trägt sie dazu bei, dass das<br />

Sportlerleben in seinen Höhen und Tiefen gelingen kann.<br />

Gerade die Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit dafür,<br />

dass Spitzensportler in depressive Phasen geraten, die sogar<br />

medizinisch behandelt werden müssen, legen es nahe, die<br />

Zusammenarbeit zwischen Kirche und Sport weiter zu intensivieren.<br />

Während es in Amerika zum sportlichen Alltag gehört, dass<br />

Pfarrerinnen und Pfarrer Spitzenteams und Spitzensportler<br />

seelsorgerlich begleiten, führt diese Art der Zuwendung in<br />

Deutschland noch ein Mauerblümchen-Dasein. Sicherlich, die<br />

Sportbeauftragten der Kirchen in Deutschland haben die<br />

<strong>deutsch</strong>en Athleten immer wieder zu den Stätten Olympischer<br />

Spiele begleitet, doch dieser Einsatz kann nicht darüber hinwegtäuschen,<br />

dass in der Fläche des Breitensports die bisherigen<br />

Bemühungen vervielfacht werden müssten, um das<br />

notwendige Maß kirchlichen Handelns vor Ort zu ermöglichen.<br />

Ein Schritt in dieser Richtung ist "Auf Schalke" unternommen<br />

worden. Erstmalig in Deutschland wurde beim Neubau des<br />

Stadions eine christliche Kapelle eingeplant. Diese ökumenisch<br />

genutzte Kapelle wurde von Schalke 04 nicht nur<br />

finanziert, sondern sie wird vom Verein auch jährlich mit<br />

bedeutenden Beträgen unterstützt, so dass "auf Schalke"<br />

inzwischen von einem regen "Gemeindeleben" die Rede sein<br />

kann. Nicht nur die Spieler und das Management nutzen<br />

diesen Kirchenraum für die Begegnung mit Gott, sondern<br />

auch die Menschen, die Anhänger des FC Schalke 04 sind.<br />

Hunderte von Konfirmanden erfahren hier eine Konfirmandenstunde<br />

besonderer Art, gottesdienstliches Leben gehört<br />

zum Alltag. Das Gespräch über das Verhältnis zwischen Sport<br />

und Kirche hat hier seinen angestammten Raum. Kirche sucht<br />

in der Begegnung mit dem Sport neue Orte. Die Kirche<br />

braucht Plätze mitten im Leben; denn sie hat das Leben<br />

christlich zu interpretieren, zu kritisieren und zu fördern.<br />

Das, was "auf Schalke" möglich geworden ist, rückt auch die<br />

Chancen für die Gestaltung des Berliner Olympiastadions ins<br />

richtige Licht. Auch das Olympiastadion in Berlin bekommt<br />

eine christliche Kapelle. Hertha BSC, der Landessportbund<br />

Berlin, der Senat von Berlin und die Betriebsgemeinschaft<br />

OF-PODIUM<br />

Kirche und Sport oder Der Umgang<br />

mit der Würde des Menschen<br />

Von Bischof Prof. Dr. Wolfgang Huber,<br />

Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland<br />

Olympiastadion stehen hinter dem Projekt. Das Vorhaben soll<br />

vor der WM 2006 verwirklicht werden.<br />

Der Gottesdienstraum, der ganz anders ist als der "heilige<br />

Rasen" oder das Feld, auf dem die "Flankengötter" inthronisiert<br />

und verstoßen werden, gewinnt an Bedeutung. Der<br />

Breiten- wie der Spitzensport braucht diese Orte, weil die<br />

sportliche Bewegung Teil des menschlichen Lebens ist. Das<br />

Leben des Menschen aber ist eingebettet in den Raum der<br />

Schöpfung Gottes. Diese Beziehung bewusst zu machen und<br />

Sportlerinnen wie Sportler so zu begleiten, dass sie diese<br />

Beziehung wahrnehmen können, bleibt eine wichtige Aufgabe<br />

unserer Kirche.<br />

7


Olympische Idee und Sport<br />

Die tragenden Säulen der modernen Bewegungskultur<br />

Von Jürgen Palm<br />

Was haben sich die Väter des Begriffs "Sport für Alle"<br />

eigentlich gedacht, als sie in den Sechziger Jahren<br />

des 20. Jahrhunderts unter dem Dach des Europarats<br />

in Strassburg diesem visionären Wortgebilde in offiziellen<br />

Dokumenten die gesellschaftliche Legitimierung verliehen?<br />

Waren die Väter des Begriffs so blauäugig, tatsächlich eine<br />

hundertprozentige Erfüllung als durchsetzbar zu erwarten?<br />

Oder war Sport für Alle ein ohne Bedenken hingeworfenes<br />

Schlagwort, das sich so gut in wohlmeinenden Reden ohne<br />

Konsequenz einflechten ließ? Oder war es eine Utopie, die<br />

auch ohne vollen Realitätsanspruch Wirkungen auslöste, die<br />

den Sport in früher unbekannte Wachstumszonen voran<br />

schoben?<br />

Wir wissen es nicht. Anzunehmen ist, dass alle drei Einstellungen<br />

mitspielten. Sicher aber ist, dass die Vision eines Sport<br />

für Alle Kräfte freigesetzt, Ströme ausgelöst, Innovationen<br />

beschleunigt hat wie wohl nur ein anderer Zentralbegriff des<br />

modernen Sports, die Olympische Idee.<br />

Die letztere, die Olympische Idee, zeichnet das globale Leitbild<br />

einer Elite, die den anderen voranleuchten sollte, sie aber am<br />

Fest nicht beteiligen kann. Sport für Alle als Idee malt dagegen<br />

das Bild einer Sportwelt, bei der alle dabei sein und<br />

mitspielen können. Olympische Idee und Sport für Alle, das ist<br />

ein geradezu klassisches Gegensatzpaar, wie es in der modernen<br />

Kultur kaum noch einmal so pointiert auftritt. Hier eine<br />

adlige Welt der Besten, dort eine Welt des Volks.<br />

Sport für Alle darf als eine späte Art von "Alphabetisierung",<br />

von allgemeiner Erziehung, von jedermann möglichem<br />

Zugang zu den Bildungsgütern des Spiels und der Leibeskultur<br />

angesehen werden. Zweihundert Jahre nach der <strong>französisch</strong>en<br />

Revolution eine Vision von einem anderen Rechtsgut,<br />

dem der Lebensgestaltung mit den Mitteln, die der Körper<br />

und die soziale Interaktion bereit halten. Sport für Alle<br />

wurde so - ob gewollt oder ungewollt - zu einem Zentralgeschehen<br />

in der Demokratisierung des Sports.<br />

8<br />

Damit kam in kaum mehr als einem Menschenalter ein<br />

gesellschaftlicher Prozess in Gang, der von seinem imaginären<br />

Ziel - einer komplett, 100 Prozent im Sport aktiven<br />

Gesellschaft - einerseits noch weit entfernt andererseits<br />

erstaunlich weit vorangekommen ist.<br />

Dieser Prozess der Revolution von einem selektiven, den<br />

Besten zugewandten System zu einem für die Allgemeinheit<br />

offenen System befindet sich heute in einem erstaunlichen<br />

Kontrast. In Ursprungsländern wie Deutschland, Schweden,<br />

Schweiz hat sich der große Schwung verlangsamt, er wird<br />

durch mancherlei Akte eher gebremst als befördert. In später<br />

hinzustoßenden Ländern wie Brasilien, Tunesien, Estland<br />

Singapur, China u.a. dagegen ist er eines der großen Veränderungsgeschehnisse<br />

in Sport und Gesellschaft.<br />

Die Periode von 1960 bis 1990 wurde als "Zweite Gründerzeit<br />

des Sports" bezeichnet. Dafür gibt es stichhaltige Argumente.<br />

Denn was wurde in diesem Menschenalter nicht alles neu<br />

geschaffen. Sportvereine wurden in größerer Zahl gegründet<br />

als je zuvor. Sie verdoppelten sich nicht nur in Deutschland,<br />

sondern in weiten Teilen Europas. Neue Sportarten wurden<br />

gegründet und neue Verbände eingeführt. Fitness- und<br />

Sportstudios wurden zu einer beachtenswerten Konkurrenz<br />

der Vereine. Federationen, Ausschüsse, Komitees wurden ins<br />

Leben gerufen. Neue Veranstaltungsformen des Sports wurden<br />

begründet, die man vorher nicht für möglich gehalten<br />

hätte. Neue Lebensstilformen bildeten sich mit dem Sport als<br />

Kern heraus. Aus einsamen Waldläufern wurden Pulks von in<br />

Lauftreffs "gebündelten" Joggern. Aus dem traditionellen<br />

Spaziergang wurde Walken - und immer mehr Menschen<br />

greifen zu "Skistöcken" mitten im Sommer. Skater und Biker<br />

erobern die Straße. Und so weiter. Sport für Alle war nicht<br />

nur denkbar - es war auf einmal sichtbar geworden.<br />

Eine fruchtbare Zeit ohne Zweifel. Vorherige Minderheiten<br />

wie Frauen und Senioren kamen in Millionenzahl zum Sport.<br />

Die Sportteilnahme, die 1960 noch mit 12 Prozent gemessen<br />

wurde, kam in Deutschland nahe an die 70 Prozent-Grenze.


für Alle:<br />

Die Mitgliederzahl<br />

in den Sportvereinen<br />

vervierfachte<br />

sich. 30 Millionen<br />

Mitgliedschaften<br />

im Deutschen<br />

Sportbund schienen<br />

erreichbar, als<br />

man über die 25<br />

Millionen-Marke<br />

schritt. Die<br />

Lebensaltersstufen<br />

im Sport, die<br />

einmal auf Kindheit,<br />

Jugend,<br />

frühes Erwachsenenalter konzentriert waren, dehnten sich<br />

über fast die gesamte Lebensspanne aus: vom Babyschwimmen<br />

bis zur Stuhlgymnastik für 90-Jährige.<br />

Zum Quantensprung in der Teilnahme gesellten sich neue<br />

Inhalte, neue Strukturen. Sport wurde geradezu neu erfunden.<br />

Wer hätte in der letzten Jahrhundertmitte gewusst, was<br />

Skateboards, Aerobic, Nordic Walking, Surfen, Mountainbikes,<br />

Frisbees, Snowboards bedeuten würden. Was hätte man<br />

damals von einem Trimm-Festival, von einem Fun Run, von<br />

Aqua-Power gehalten? Wer hätte ahnen können, das sich aus<br />

dem neuen komplementären Teilnehmerbild - hier die Leistungssportler<br />

dort die bunte Mischung der Breiten- und<br />

Freizeitsportler - sogar neue politische Strukturen herausbilden<br />

würden? Heute steht das Sportsystem im Deutschen<br />

Sportbund auf zwei gleichberechtigten Säulen: hier der<br />

Vizepräsident Leistungssport, dort der Vizepräsident Breitensport<br />

- hier der Bundesausschuss,<br />

der den Weltereignissen<br />

der Spitzenathleten<br />

zuarbeitet, dort jener, der die<br />

Interessen von Millionen<br />

Mitgliedern im unteren und<br />

mittleren Bereich vertritt. Alle<br />

Landessportbünde und die<br />

meisten Spitzenverbände<br />

haben das Prinzip der Doppelpoligkeit<br />

im Sport übernommen.<br />

Dieser Wachstums- und<br />

Veränderungsprozess ging<br />

einher mit Wirkungen, die<br />

weit über den Sport selbst<br />

hinauswiesen. Er wirkte<br />

langsam aber sicher in die<br />

Gesundheitspolitik hinein. Er<br />

nahm Einfluss auf eine<br />

Stadtplanung in der Bundes-<br />

republik, die Sportanlagen zur bürgerlichen Grundausstattung<br />

machte. Es führte auch zu einem regelrechten Wirtschaftsboom.<br />

Des Deutschen so genanntes liebstes Kind, das Auto,<br />

hat in dem Ausgabeverhalten des Durchschnittsbürgers einen<br />

Konkurrenten: Sportler geben für ihre Sportneigung genauso<br />

viel aus wie für ihr Automobil. Die Sportwirtschaft hat unterdessen<br />

Werte erreicht, die sie auf den achten Platz der<br />

umsatzstärksten Unternehmensbereiche gehoben hat, gleichrangig<br />

mit der Metallverarbeitung und der Landwirtschaft.<br />

In der Betrachtung all dieser miteinander verwobenen<br />

Erscheinungen stößt man auf ein Wirkungsprinzip, das bisher<br />

noch nicht erkannt und gewürdigt wurde: der Teilnahmeboom<br />

im Sport hat Parallelen im Wachstum der Mitarbeiter<br />

und in der wirtschaftlichen Dynamik.<br />

Es ist klar, dass im organisierten Sport mehr Teilnehmer auch<br />

zu einem höheren Bedarf an Mitarbeitern führen. Das gilt<br />

sowohl für beruflich tätige Sportlehrer, Sportwirte, Tourismusangestellte,<br />

Rehabilitationsfachleute, Sportärzte, Sportverwaltungsmitarbeiter<br />

usw. als auch für die ehrenamtlich<br />

tätigen Übungsleiter, Vorstandsmitglieder, Helfer. Kein Sportwachstum<br />

ohne Mitarbeiter-Zunahme. Die Ausbildung im<br />

akademischen wie im nachtakademischen Bereich des Sportwesens<br />

hat dadurch einen gewaltigen Schub bekommen. Im<br />

Sport Deutschlands sind 700.000 Menschen beruflich tätig,<br />

davon 300.000 in Vollzeittätigkeit. Die Zahl der nicht beruflich<br />

im Sport Tätigen, der Ehrenamtlichen, ist noch sechsfach<br />

höher, wie der Ehrenamts-Survey der Bundesregierung ergab:<br />

4,2 Millionen wirken ehrenamtlich mit, davon die Hälfte in<br />

gewählten Ämtern und der Rest als gelegentlich oder regelmäßig<br />

Tätige. Parallel dazu hat auch die mit dem Sport<br />

9


verbundene und von ihm gespeiste Wirtschaftsstruktur<br />

vorher ungeahnte Dimensionen erhalten. Die sportlich Aktiven<br />

unseres Landes geben für Transport und Reise, Kleidung,<br />

Geräte, Gastronomie, Beiträge, Versicherung, Information<br />

usw. heute etwa 30 Milliarden Euro aus.<br />

Das Bild ist inzwischen sehr bunt und unübersichtlich geworden.<br />

In Deutschland gelang es wie in nur wenigen Ländern<br />

der Welt, die Einheit des Sports weitgehend zu erhalten und<br />

- abgesehen von den kommerziellen Sportbetreibern - die<br />

weitaus größte Zahl der am organisierten Sport Beteiligten<br />

unter einem Dach zu versammeln.<br />

Von den drei Lagern des Sports: dem kompetitiven System<br />

(Leistungs- und Wettkampfsport) - dem integrativen System<br />

(Leistungs-, Breiten-, Freizeit- und Gesundheitssport unter<br />

einem Dach) und dem separaten System (eigene Freizeitsportorganisationen)<br />

sind in Deutschland das kompetitive<br />

und das integrative System miteinander in der Einheit des<br />

Sports verbunden - wodurch das Entstehen einer eigenen<br />

Freizeitsportorganisation (des dritten Systems) vermieden<br />

wurde.<br />

Soviel Positives ist zu vermelden. Aber Ernüchterung ist nötig.<br />

Das Wachstum des Sports stoppt in Mittel- wie in Nordeuropa.<br />

In den jungen Demokratien des Ostens dagegen - und<br />

ebenso in manchen Entwicklungsländern - kommt der Sport<br />

für Alle erst richtig in Schwung. Wir haben einen Sport für<br />

Alle der zwei Geschwindigkeiten. Hier eine langsame, fast zur<br />

Ruhe kommende Bewegung, dort einen Aufbruch ins Wachstum.<br />

Die Revolution des Sports ist müde geworden in den<br />

Ursprungsländern. Und sie gewinnt an Schwung im Osten, in<br />

Asien, in Lateinamerika. Könnte es sein, dass die Revolution<br />

nicht nur müde geworden ist sondern dass sie auch gebremst<br />

wird? Weil andere Interessen des Sportsystems jetzt wichtiger<br />

erscheinen?<br />

Wir wollen drei mögliche Argumentationen für den Rückgang<br />

des Interesses im Sportsystem an seiner weiteren Ausdehnung<br />

beleuchten. Das ist erstens die "Es ist jetzt genug" -<br />

Grenze. Hier lässt man von weiteren nationalen Aktionen,<br />

von neuen Angebotsformen und Projekten ab, weil man<br />

meint, es seien nun genug Teilnehmer dabei. Mehr sei weder<br />

möglich ohne außerordentlichen Aufwand, noch sei es nötig.<br />

Man habe eine gewisse Sättigung erreicht. Das System habe<br />

sich bereits weit mehr verändert als es in konservativer Sicht<br />

vertragen kann. Was wir haben, das haben wir. Jetzt kehrt<br />

erst mal Ruhe ein. Neuigkeitseffekt und Aufbruchstimmung<br />

haben sich verbraucht.<br />

In den mitgliederstarken Sportverbänden Mittel- und Nordeuropas<br />

scheint sich diese Auffassung des "Es ist jetzt genug"<br />

zu verbreiten. Dass die Sport für Alle Idee hier an Zugkraft<br />

verliert, wird durch den zweiten und massiveren Faktor<br />

10<br />

verstärkt. Das ist nämlich die "Es ist kein Geld mehr dafür<br />

da" -Grenze. Denn Geld wird auch im Sport knapp. Fördermittel<br />

werden gestrichen oder gekürzt. Man muss Prioritäten<br />

setzen. Jetzt noch Außenstehende zu werben, kostet nur,<br />

ohne dass man einen Gewinn zu haben meint. Warum sich<br />

für neue Programme einsetzen, sich den Themen Integration,<br />

Familie, Gesundheit zuwenden, wenn die primären Aufgaben<br />

noch nicht gelöst sind? Sport für Alle fällt dem Rotstift zum<br />

Opfer.<br />

Wo diese Auffassung vorherrscht, haben es die Pioniere eines<br />

auf Erneuerung bedachten Programms schwer. Der Riemen<br />

wird enger geschnallt und der Mut zu Veränderungen erst<br />

mal auf Eis gelegt. Das gilt umso mehr, wenn die Kräfte die<br />

Oberhand gewinnen, die bei<br />

der nächsten Argumentation<br />

vorherrschen: Das ist drittens<br />

die "Wir müssen uns auf die<br />

Hauptsache konzentrieren"<br />

-Grenze. Rückblickend ist es<br />

erstaunlich, dass in den<br />

Ursprungsjahren des Sport<br />

für Alle-Booms, der Trimm-<br />

Aktionen und der Breitensportstrukturen<br />

die Konservativen<br />

nicht sogleich alle<br />

Bremsen angezogen und den<br />

Aufbruch zu neuen Ufern<br />

verhindert haben. Schließlich<br />

gilt als Grundgesetz aller<br />

Systeme - und der Sport ist<br />

ein System- dass sie möglichst<br />

so bleiben wollen, wie<br />

sie sind. Der Sport für Alle-<br />

Boom ist eine große Ausnahme.<br />

Aber wenn sich der<br />

Zuwachs abschwächt, die<br />

Neuigkeit der Veränderung<br />

verpufft ist und das Geld<br />

weniger wird: dann kommt<br />

die Zeit der Konservativen<br />

des traditionellen Sportsystems,<br />

in dem die Konzentration<br />

auf Spitzen- und Wettkampfsport<br />

wieder als das<br />

Eigentliche des Sports gesehen<br />

wird. Man will sich<br />

wieder auf das konzentrieren,<br />

was vor dem Breitensport-<br />

Boom als Hauptsache verstanden<br />

wurde. Diese Tendenz<br />

ist im Zusammenhang<br />

mit der Vereinigung der<br />

olympischen Struktur mit der


allgemein sportlichen nicht auszuschließen. Aber sie ist -<br />

wenn man das Gewicht des Breitensports als gleichgewichtige<br />

Struktureinheit mit Power, Personal, Budget, Medien<br />

sichert - nicht unvermeidlich.<br />

Wo aber das Übergewicht des Spitzensports in der Struktur, in<br />

den Hierarchien und Mitteln und in der Zielsetzung real<br />

würde, da geriete ein in den letzten Jahrzehnten wundersam<br />

entwickeltes Gleichgewicht in die Schieflage. Dies würde die<br />

Einheit des Sports auf die Dauer schwächen. Neue Bedingungen<br />

können Kräfteverschiebungen innerhalb des Systems auf<br />

bestimmte Verbände hin auslösen. Oder sie könnten zu neuen<br />

Bildungen außerhalb des einen Daches des Sports führen.<br />

Denn wie die Gesellschaft den Sport wertet und fördert, das<br />

hängt nicht allein vom Rang der Nation im internationalen<br />

Kräftemessen der Elite ab, sondern auch von dem Beitrag den<br />

der Sport für das allgemeine Wohl der Nation, für Gesundheit,<br />

Bildung, Zusammenleben erbringt.<br />

Die mehr als ein Jahrhundert umspannende Entwicklung des<br />

modernen Sports hat zwei global auftretende Formen hervorgebracht:<br />

das den gesamten Leistungssport bündelnde olympische<br />

Fest der Besten und die an die Mehrheit gerichtete<br />

Einladung zum Mitspielen im Sport für Alle. Sie hängen<br />

zusammen wie die zwei Seiten einer Medaille. Ohne den<br />

Sport für Alle verlöre Olympia an Bedeutung. Ohne Olympia<br />

verlöre der Sport für Alle an Sinn.<br />

OF<br />

11


Olympische Karrieren beginnen<br />

Von Stefan Volknant<br />

Wer denkt nicht gerne an seine ersten Erfahrungen<br />

im Sportverein zurück? Die ersten Übungsstunden<br />

und Wettkämpfe, Vereinsfahrten- und -feste,<br />

Ehrungen oder Auswahl- und Kader-Lehrgänge. Sportverein,<br />

das bedeutet Training in großen Mehrzweckhallen, Schwimmbädern<br />

und Krafträumen, Auswärts- und Heimspiele, Verletzungen,<br />

Siege, Niederlagen und zu kalte Duschen. Sportverein,<br />

das heißt aber auch Mitgliederversammlungen, Vorstandswahlen,<br />

gemeinsame Ausflüge, Weihnachtsfeiern,<br />

Geselligkeit nach dem Training, Vereinslokal, Trainerwechsel<br />

und Vereinsmeierei.<br />

Ist der Sportverein also unangefochtener Ausgangspunkt<br />

aller, auch der olympischen, Sport-Karrieren? Beobachter und<br />

Kenner bestätigen und differenzieren diese Einschätzung,<br />

denn der Sportverein ist nur ein Ausgangspunkt unter vielen<br />

anderen!<br />

So nimmt die Herkunftsfamilie in vielfältiger Weise Einfluss<br />

auf die Sportkarrieren von Kindern und Jugendlichen. Die<br />

Gruppe der Gleichaltrigen, mit denen sich die Heranwachsenden<br />

zusammenfinden, bahnt den Weg zum Sport. Nicht<br />

12<br />

zuletzt führen auch die Schulen und hier insbesondere die<br />

Eliteschulen des Sports die potenziellen Olympioniken an<br />

sportliche Herausforderungen heran.<br />

Sportvereine sind also wichtige und unerlässliche Bausteine<br />

<strong>olympischer</strong> Karrieren. Aber sie stehen als solche nicht allein.<br />

Zusammen mit den Schulen bilden sie eine institutionelle<br />

Basis in einem hierarchisch aufgebauten Förderprozess. Über<br />

ihn lässt sich folgendes zusammenfassen: Über der Ebene der<br />

Schulen bzw. auch Eliteschulen und Sportvereine sind Talentaufbaugruppen<br />

und Talentfördergruppen angesiedelt. Sie<br />

bilden den Bereich der anfänglichen Talentförderung, an die<br />

sich das Kadersystem auf Landes- und danach auf Bundesebene<br />

in alleiniger Zuständigkeit der Verbände anschließt.<br />

Zunehmend heftiger werben die olympischen Verbände heute<br />

um den leistungssportlichen Nachwuchs, bieten Schnupperkurse<br />

an oder arbeiten mit Kindergärten und Schulen zusammen,<br />

um sich einen frühzeitigen "Zugriff" auf den Nachwuchs<br />

zu sichern. Für die Programmatik sind dabei die Nachwuchsorganisationen<br />

der Bundes- und Landesfachverbände<br />

zuständig. Nicht zu vergessen ist es die Deutsche Sportjugend<br />

mit ihren Anschlussorganisationen in den Landessportbünden,<br />

die sportartübergreifende<br />

Konzepte für die<br />

Nachwuchsarbeit erstellen.<br />

Doch die konkrete Arbeit mit<br />

Kindern und Jugendlichen<br />

findet in den meisten Fällen<br />

in den Sportvereinen statt.<br />

Hier vollzieht sich die Umsetzung<br />

aller Konzeptionen in<br />

die Praxis. Deshalb sind<br />

Kenntnisse über die Rahmenbedingungen<br />

des Einstiegs<br />

einer olympischen Karriere<br />

für alle Leistungssportverantwortlichen<br />

unverzichtbar.<br />

Sie deuten darauf hin, dass<br />

das Sportangebot der Vereine<br />

seinen Schwerpunkt immer


immer noch im Sportverein<br />

noch im Leistungssport hat. Gerade für den Nachwuchs ist<br />

der Übungsbetrieb in erster Linie sportartenbezogen und<br />

wettkampforientiert angelegt. Die Wettkampfordnungen<br />

beziehen schon Kinder mit Beginn des Schulalters oder sogar<br />

noch Jüngere ein, und in vielen Vereinen setzt bereits um<br />

diese Zeit eine leistungssportliche Förderung an.<br />

Der Sportverein stellt das zentrale Feld dar, in dem Kinder<br />

heute sehr früh erste Erfahrungen mit olympischen Sportarten<br />

sammeln können. Darüber hinaus bestätigt Prof. Dr. Wolf-<br />

Dieter Brettschneider (Universität Paderborn) in verschiedenen<br />

Untersuchungen, dass der Sportverein die unangefochtene<br />

Nummer 1 unter den Jugendsportorganisationen ist. Mehr<br />

als 60 Prozent der 12-Jährigen und ca. 40 Prozent der 18-<br />

Jährigen sind aktive Mitglieder im Sportverein (mehr Jungen<br />

als Mädchen, mehr Gymnasiasten als Hauptschüler). 18jährige<br />

aktive Vereinsmitglieder sind im Durchschnitt 9 Jahre<br />

im Sportverein und verbringen dort etwa 5 Stunden pro<br />

Woche. Etwa drei Viertel aller Angebote für Heranwachsende<br />

zwischen 12 und 18 Jahren sind auf den Leistungssport<br />

ausgerichtet. Das bedeutet allerdings nicht, dass sich die<br />

Mehrzahl der heranwachsenden Vereinsmitglieder konsequent<br />

im Leistungssport engagiert. Zwar legt das Angebot der<br />

Sportvereine vorrangig leistungssportliche Aktivitäten nahe,<br />

die Heranwachsenden nehmen diese Angebote aber in unterschiedlicher<br />

Weise auf. So trainieren wohl nur zwischen 1%<br />

und 4% der heranwachsenden Vereinsmitglieder täglich.<br />

Leistungssportliches Engagement ist dabei natürlich altersabhängig.<br />

Mit zunehmendem Alter nimmt die Beteiligung am<br />

Leistungssport unter den Vereinsjugendlichen zu. Dies gilt<br />

allerdings nicht für die Heranwachsenden generell, die sich,<br />

mit zunehmendem Alter eher aus Sportvereinen zurückziehen.<br />

Diejenigen, die im Verein verbleiben, sind vornehmlich die<br />

stärker engagierten Leistungssportler, während es die Nicht-<br />

Leistungssportler sind, die vermehrt austreten. Auch die<br />

Häufigkeit des Sporttreibens der Leistungssportler steigt<br />

gegen Ende des Jugendalters an.<br />

In wechselseitigem Zusammenhang zwischen Angebot und<br />

Nachfrage entsteht damit eine leistungssportliche Zentrierung<br />

des Übungsbetriebs in den höheren Altersklassen. Prof.<br />

13


Dr. Jürgen Baur (Universität Potsdam) vertritt deshalb die<br />

Auffassung, dass die Sportvereine gerade jenen Kindern und<br />

Jugendlichen entgegenkommen sollten, die sie mit ihrem<br />

leistungssportlich ausgerichteten Sportmodell ansprechen,<br />

die sich beständiger und intensiver im Sport engagieren<br />

wollen und für die die leistungsthematische Auslegung des<br />

Sporttreibens eine bedeutsame Rolle spielt.<br />

Folgt man Baur, so ist der leistungssportliche Sektor der<br />

Vereine auszuweiten und attraktiver zu gestalten, um auch<br />

die für ein leistungsthematisches Sporttreiben aufgeschlossenen<br />

Heranwachsenden zu erreichen, die noch außerhalb der<br />

Vereine stehen. Dabei muss man aber sehen, dass es wahrscheinlich<br />

den wenigsten Kindern und Jugendlichen im Sport<br />

ausschließlich um Leistungsverbesserung und Leistungsvergleiche<br />

geht. Vielmehr spielen andere Orientierungen wie<br />

sozialer Kontakt, Wohlbefinden, Abwechslung, Erlebnis etc.<br />

ebenfalls eine Rolle oder sind sogar vorrangig. Sportvereine,<br />

die Nachwuchs gewinnen und längerfristig binden wollen,<br />

wären also schlecht beraten, wenn sie ihre Angebote im<br />

leistungssportlichen Sektor nur auf ein leistungssportliches<br />

Training beschränken würden. Vielmehr kommt es für die<br />

Vereine darauf an, die leistungssportlichen Angebote zu<br />

arrangieren und mit anderen Angeboten zu verbinden.<br />

Nicht nur Mediziner, Trainingswissenschaftler und Biomechaniker,<br />

sondern auch Pädagogen<br />

und Psychologen empfehlen<br />

einen sorgfältigen, entwicklungsgemäßen<br />

Aufbau der<br />

längerfristig anzulegenden<br />

leistungssportlichen Karriere. Das<br />

legt eine altersbezogene Differenzierung<br />

genauso nahe wie die<br />

Forderung nach einem vielseitigen<br />

und abwechslungsreichen<br />

Training. An den Anfängerbereich<br />

und insbesondere das<br />

Training für Kinder, die sich im<br />

Leistungssport engagieren, sind<br />

hier besondere Anforderungen<br />

anzulegen. Erst eine vielseitige<br />

und zielgerichtete Grundausbildung<br />

und ein breit angelegtes<br />

Grundlagentraining schaffen<br />

günstige Voraussetzungen für<br />

eine nachfolgende Spezialisierung.<br />

Vielseitigkeit kommt den spielerischenHandlungsorientierungen<br />

der Kinder entgegen. Zwar<br />

ist im Verlauf einer längerfristigen<br />

leistungssportlichen Karriere<br />

14<br />

eine fortschreitende Spezialisierung unumgänglich. Trotzdem<br />

kann auch ein spezialisiertes leistungssportliches Training mit<br />

Heranwachsenden durch ergänzende sportive Aktivitäten<br />

angereichert werden. Die in manchen Sportarten unvermeidliche<br />

Trainingsmonotonie lässt sich durch leistungsfördernde<br />

Ergänzungssportarten abbauen, und andere sportive Aktivitäten<br />

können unter dem Aspekt des Ausgleichs - und weil<br />

Heranwachsende Spaß daran finden - aufgenommen werden.<br />

Weil die meisten im Leistungssport engagierten Jugendlichen<br />

auch nicht nur um der Leistungsverbesserung und des Leistungsvergleichs<br />

willen trainieren, sollten deren weiter reichende<br />

Orientierungen Berücksichtigung finden. Das kann<br />

dadurch geschehen, dass das spezialisierte Training in eine<br />

breitere Palette anderer sportiver Aktivitäten eingebettet<br />

wird. Es können aber auch außersportliche Veranstaltungen<br />

Anlässe für soziale Kontakte und Kommunikation bieten,<br />

Abwechslung und Erlebnisse bringen. Junge Leistungssportler<br />

sind deshalb auf jeden Fall in die außersportliche<br />

Nachwuchsarbeit und in das Vereinsleben insgesamt einzubeziehen.<br />

Nicht alle Heranwachsende können ihr leistungssportliches<br />

Engagement "reibungslos" mit anderen Aufgaben verbinden.<br />

Die Balance zwischen den verschiedenen Lebenszielen wird<br />

mit der Steigerung der Trainingsanforderungen und den<br />

Anforderungen der schulischen und beruflichen Ausbildung


schwieriger. Nachwuchsbetreuerinnen und -betreuer in<br />

Vereinen müssen daraus resultierende Herausforderungen<br />

wahrnehmen und die Jugendlichen bei deren Bewältigung<br />

unterstützen. Es erscheint selbstverständlich, dass sich Trainer<br />

und Übungsleiter im Verein für den Bildungsweg und die<br />

berufliche Ausbildung ihrer Athleten interessieren. Sie sollten<br />

über ihre Pläne genauso Bescheid wissen wie über wichtige<br />

Prüfungen, Abschlüsse und Laufbahnentscheidungen und sie<br />

sollten Verständnis dafür haben, wenn für die schulische oder<br />

berufliche Zukunft ihrer Schützlinge mehr Stunden in der<br />

Woche erforderlich sind, als der Sport ihnen lässt. Gemeinsam<br />

mit ihnen und ihren Eltern kann dann nach sinnvollen Möglichkeiten<br />

gesucht werden, den Aufwand für den Sport für<br />

eine gewisse Zeit zu verringern und zugleich mit ihnen zu<br />

planen, wann sie ihren Einsatz im Sport wieder erhöhen<br />

können. Beratung ist jedoch nicht zuletzt auch dann<br />

erwünscht, wenn es um die Suche nach geeigneten Lehr- und<br />

Ausbildungsstellen geht.<br />

Schließlich gilt schon für den Sportverein als Quell des olympischen<br />

Leistungssports, dass der Umgang zwischen den<br />

Nachwuchsbetreuern und den Heranwachsenden durch eine<br />

grundsätzliche gegenseitige Achtung getragen sein muss. Das<br />

heißt, Kinder und Jugendliche dürfen nicht allein als "Leistungsträger"<br />

gesehen werden, sie sind vielmehr in ihrer<br />

"ganzen" Persönlichkeit anzunehmen - mit eigenen Interessen<br />

und besonderen Fähigkeiten, auch außerhalb des Sports, mit<br />

persönlichen Problemen und mit einem Entwicklungspotenzial,<br />

das nicht durch eine einseitige Einbindung in den Leistungssport<br />

verbaut werden darf.<br />

Wenn der Aufbruch in eine olympische Karriere gelingen soll,<br />

dann müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Dabei sollte<br />

man nicht vergessen, dass trotz mancher Kritik die Leistungen<br />

des Sportvereins für Kinder und Jugendliche unübertroffen<br />

sind. Der Vereinssport bietet Kindern und Jugendlichen die<br />

Möglichkeit, eine große Palette wettkampfgebundener Sportarten<br />

kennenzulernen. Darüber hinaus bietet er stabile soziale<br />

Strukturen und Erfahrungsbereiche, in denen sich Kinder und<br />

Jugendliche sowohl in der Gruppe als auch individuell entfalten<br />

können.<br />

Insofern sind Vereine für alle ein Gewinn. Besonders für den<br />

olympischen Spitzensport. Keine andere Organisation ist in<br />

der Lage, eine auch nur annähernd vergleichbare Bindung an<br />

den Sport oder ein anderes Interessensgebiet herzustellen,<br />

wie das Netzwerk der 90.000 Sportvereine. Keiner anderen<br />

Institution in unserem Lande gelingt es, in ähnlicher Weise<br />

zur Anlaufstelle und zum Ort gemeinsamen Handelns für<br />

junge Menschen zu werden - ob sie nun breiten- und<br />

freizeitsportlich orientiert oder spitzensportlich motiviert<br />

sind.<br />

OF<br />

15


Wo nur ist der olympische Geist? Und was ist der olympische<br />

Geist? Manchmal, wenn ein Fechter mit einem<br />

"touché" zugibt, vom Gegner getroffen zu sein, oder<br />

eine Weitspringerin bekennt: "So weit kann ich gar nicht springen."<br />

Wenn wie bei den Winterspielen in Lillehammer 1994 die<br />

Athleten von der Begeisterung der Zuschauer gewärmt werden.<br />

Oder wenn sich wie in Sydney 2000 Partystimmung über die<br />

Grenzen von Rassen und Religionen ausbreitet. Dann ahnt man,<br />

was der olympische Geist sein könnte. Und dass er zuweilen<br />

Gastspiele bei den Spielen gibt.<br />

Bei der "Olympischen Nachlese" des Deutschen Olympischen<br />

Instituts (DOI) im Frankfurter Römer wurde ebenfalls dieser<br />

Erscheinung nachgespürt. Waren doch gerade die Griechen als<br />

Gastgeber der Spiele von Athen 2004 nicht müde geworden, auf<br />

die (angeblichen) Ideale des Altertums und den Neustart von 1896<br />

in der griechischen Hauptstadt zu verweisen. Da wurde wieder die<br />

Olympische Idee, gewissermaßen die intellektuelle Formel für den<br />

"Geist", beschworen. Und die hat nur wenig mit der Wirklichkeit<br />

im antiken Olympia zu tun. Denn bei den Spielen zu Ehren des<br />

Göttervaters Zeus zählte nur der Sieg. Und fast jedes Mittel war<br />

recht, ihn zu erringen. Vielmehr entsprang die olympische Idee<br />

dem pädagogischen Impetus Pierre de Coubertins, die Spiele und<br />

den Sport zu einer moralischen Erneuerung der Jugend zu benutzen.<br />

Derlei Vorstellungen sind längst hinter dem wirtschaftlich-technischen<br />

Nutzen und dem Imagegewinn zurückgetreten. Andreas<br />

Höfer, der Wissenschaftliche Leiter des DOI, stellte bei der Frankfurter<br />

Tagung fest: "Auch Athen 2004 war eine ‚Kommerziade',<br />

Olympische Erziehung von<br />

Optimismus geprägt<br />

Von Kerstin Rehhahn<br />

Kinder und Jugendliche für die Olympische Idee zu begeistern,<br />

ist ein wichtiges Anliegen der Olympischen Bewegung.<br />

Insbesondere Olympische Spiele mit ihrer enormen<br />

öffentlichen Aufmerksamkeit bieten Anlass, die Thematik in die<br />

Schulen zu bringen. In ihrem gemeinsamen Wettbewerb "Olympia<br />

- Mehr als Olympische Spiele" hatten die Deutsche Olympische<br />

Gesellschaft (DOG), die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung<br />

(DKJS) und O2 im Olympiajahr 2004 ein Modellprojekt ins Leben<br />

gerufen, das olympische Erziehung im Schulunterricht mit der<br />

Förderung projektorientierten Lernens verbinden sollte. Schülerinnen<br />

und Schüler waren aufgerufen, sich mit Fragen rund um das<br />

Thema "Olympia" auseinanderzusetzen und möglichst auch Ideen<br />

zur praktischen Umsetzung zu entwickeln. "Ob Umweltschutz,<br />

Geschichte, Zeitmessung, Stadionbau oder Landeskunde - erlaubt<br />

16<br />

Olympische Nachlese mit<br />

skeptischem Unterton<br />

Von Steffen Haffner<br />

jedenfalls kein Sieg der Idee gegenüber dem Kommerz…Hier<br />

wurde eine Chance vertan - und eine Illusion begraben." Gerade<br />

nach den olympischen Tagen von Athen begleitet Argwohn den<br />

Inhalt der Spiele. Und zieht die Faszination der Leistung in Zweifel,<br />

die NOK-Generalsekretär Bernhard Schwank in seinem Referat als<br />

wesentlich für den Sport herausarbeitete. Immerhin waren in<br />

Griechenland 23 Athleten, darunter drei Olympiasieger, "dopingpositiv".<br />

Höfer rechnete vor, dass damit etwa 99,8 Prozent der<br />

mehr als 10.000 Athleten nicht auffällig geworden seien. Benutzte<br />

diese Zahl aber keineswegs als Tranquilizer, sondern fügt sarkastisch<br />

an: "Es wäre reichlich Naivität geboten, diese Athleten<br />

allesamt tatsächlich auch für ‚sauber' zu halten…. Die Dunkelziffer<br />

ist jedenfalls nach wie vor groß, und der Glaube an das Gute in<br />

der Sportlerin und im Sportler bleibt auf eine harte Probe gestellt."<br />

Die olympische Maxime citius, altius, fortius (schneller, höher,<br />

weiter), die Pater Didon seinem Freund Coubertin formulierte, hat<br />

sich längst als ein fataler Komparativ erwiesen. Der Athlet ist an<br />

seine biologischen Grenzen gestoßen, die er meist nur noch mit<br />

ist, was euch an Olympia interessiert", ließ die Ausschreibung viel<br />

Spielraum für kreative Ideen. Einzig vorgeschrieben war die<br />

Nutzung eines virtuellen Arbeitraums, in dem die Olympiaprojekte<br />

geplant, begleitet und dokumentiert werden sollten.<br />

Sommer 2004. Die Olympischen Spiele in Athen waren das<br />

beherrschende Thema, auch in der Greifswalder Montessori-<br />

Grundschule. "Warum machen wir nicht unsere eigene Olympiade?",<br />

fragten die Kinder der 2. und 3. Klasse ihre Lehrerin - und<br />

die Idee zur Teilnahme am Wettbewerb war geboren. Dass auch<br />

Olympische Spiele in der Schule eine enorme organisatorische<br />

Anstrengung von der Planung und den Vorbereitungen bis zum<br />

eigentlichen Ereignis sind, haben die " Montis" dabei zum einem<br />

gelernt. Zum anderen können sie stolz auf eine eigenständig<br />

organisierte Mini-Olympiade mit Eröffnungsfeier und sportlichen<br />

Spielen zurückblicken.<br />

Dass Olympia u.a. Anschauungsmaterial für den Physikunterricht<br />

bietet, lernte die siebente Klasse der Integrierten Gesamtschule<br />

"Grünthal" in Stralsund. Denn wer ahnte schon vorher, dass die<br />

Entzündung der olympischen Flamme im heiligen Hain von<br />

Olympia mittels Hohlspiegel eine Anwendung des Reflexionsgesetzes<br />

aus der Optik ist. Auch im anderen Fächern erwies sich das<br />

Nachdenken über olympische Zusammenhänge als unbedingt


technischen und biochemischen Hilfsmitteln überspringen kann.<br />

Damit gerät aber die Leistung, der nach Schwank "die zentrale<br />

Rolle für Struktur und Selbstverständnis des Sports zugewiesen<br />

wird", in die Gefahr, zu pervertieren. Damit käme eine Grundvoraussetzung<br />

für fairen Wettstreit ins Rutschen, die der NOK-<br />

Funktionär so in Worte fasste: "Erst die Einhaltung von Vereinbarungen<br />

und Regeln erlaubt uns, das Resultat von sportlichen<br />

Handlungen als Leistung zu bezeichnen und auch in Anspruch zu<br />

nehmen. Wo diese Übereinkünfte unterlaufen werden, kann von<br />

Leistung keine Rede mehr sein." Schwank wies darauf hin, dass<br />

"oft Erfolg zu Unrecht auch mit Leistung verwechselt wird. Der<br />

Erfolg rechtfertigt für manche den Einsatz unerlaubter Methoden<br />

…. Nicht jeder olympische Erfolg, nicht jeder gemessene<br />

Weltrekord war oder ist eine Leistung im Sinne des olympischen<br />

Sports." Wir leben aber mehr in einer Erfolgs- als in einer Leistungsgesellschaft,<br />

in welcher der Zweck, sprich: der Erfolg, die<br />

Mittel heiligt. "Nach (olympischem) Golde drängt, am (olympischen)<br />

Golde hängt doch alles", sagte schon der Olympier Goethe,<br />

nicht ohne hinzuzufügen: "Ach wir Armen!"<br />

Der NOK-Generalsekretär führte die Reihe der Leistungserwartungen<br />

auf, die eher Erfolgserwartungen sind: von den Ansprüchen<br />

der Athleten, Trainer und Vereine über die Kommunen, Arbeitgeber,<br />

Bundeswehr bis hin zu den Sportverbänden, den Sponsoren,<br />

der Politik und nicht zuletzt den Medien. Die Zahl der Medaillen,<br />

die sich zu einem vorderen Platz im inoffiziellen Medaillenspiegel<br />

summieren sollen, wird zum absoluten Maßstab. Zu Recht sieht<br />

Schwank die Gefahr, "dass der Athlet möglicherweise in diesem<br />

Erwartungsstrudel versinken kann".<br />

unterrichtstauglich. Ob in Englisch, Mathematik, Kunst, Geschichte,<br />

Deutsch, Biologie, Geographie oder Informatik - ihrem Ziel,<br />

zum Ende dieses Projektes alles über die Olympischen Spiele<br />

wissen zu wollen, kamen die Stralsunder Schülerinnen und<br />

Schüler ziemlich nah. Für die Lehrer war schon der multimediale<br />

Ansatz des Projekts Herausforderung genug: "Sie sind in einen<br />

eigenen olympischen Wettstreit getreten - der Kampf mit der<br />

neuen Technik."<br />

Die Olympiaprojekte aus Greifswald und Stralsund sind zwei der<br />

fünf Preisträger aus dem Wettbewerb "Olympia - Mehr als Olympische<br />

Spiele". Unter insgesamt 70 beteiligten Schulklassen und<br />

-gruppen der Jahrgangsstufen 1 bis 13 hatten sie nach Ansicht<br />

einer Jury aus Vertretern von DOG, DKJS und O 2 am überzeugendsten<br />

unter Beweis gestellt, wie olympische Zusammenhänge<br />

altersgerecht eigenverantwortlich erarbeitet, das Wissen praktisch<br />

angewendet und auf einer Projekthomepage dokumentiert<br />

werden können.<br />

Die unerwartete Resonanz auf den Modell<strong>wettbewerb</strong> führen die<br />

Partner darauf zurück, dass Schüler und Lehrer die Spielregeln<br />

weitgehend selbst bestimmen konnten. Egal, welche Aspekte des<br />

olympischen Themenspektrums, welche Methoden der Informationsbeschaffung,<br />

welche Ideen für die praktische Umsetzung - sie<br />

Kein Wunder, wenn, wie der Funktionär sagt, "in vielen Sportarten<br />

Verstöße gegen ethische Prinzipien des Sports beobachtet werden".<br />

Wenn der Spitzensport inhumane Züge annehme, könnte<br />

dies das NOK, das sich ausdrücklich zu einem humanen Hochleistungssport<br />

bekenne, nicht billigen. "Wenn Sporterfolge auf Manipulation<br />

oder Betrug beruhen, … wenn die Intervention von Staat,<br />

Wirtschaft und Medien zu einer Fremdbestimmung des Athleten<br />

führt, dann ist die Symbolkraft des Leistungssports gemindert<br />

oder gefährdet, dann ist der Athlet nur noch bedingt Träger<br />

positiver Werte, dann hat der Hochleistungssport seinen Sinn<br />

verloren."<br />

Andreas Höfer ging noch einen Schritt weiter: "Beides gleichzeitig,<br />

schier unmenschliche Leistungen, sprich Rekorde und Medaillen,<br />

und moralisch einwandfreies Verhalten, ist wohl nicht zu haben.<br />

Solange Ersteres kompromisslos als oberste Maxime sportlichen<br />

Handelns - etwa auch als einziger Maßstab für öffentliche Förderung<br />

- betrachtet wird, bleibt Letzteres eine Utopie." Der DOI-<br />

Direktor fordert mehr Ehrlichkeit: "Mindestens unredlich nämlich<br />

ist es, die Athletinnen und Athleten mit der Problematik allein zu<br />

lassen, frei nach dem Motto: ‚Sollen sie mal schön Medaillen für<br />

uns gewinnen, und sich ansonsten, bitte schön, nicht erwischen<br />

lassen'."<br />

Der Repräsentant des NOK und der Direktor des DOI verzichteten<br />

auf romantische Schwärmerei. Sie redeten im Sinne einer konstruktiven<br />

Kritik Klartext. Der Sporthistoriker Manfred Lämmer<br />

zitierte passend dazu Willi Daume, der einmal vorausgesagt hat:<br />

"Eines Tages werden wir die Olympischen Spiele noch haben, aber<br />

nicht mehr die Olympische Idee." Sind wir schon so weit?<br />

entschieden Richtung und Dauer ihres Olympiaprojektes selbst.<br />

Unterstützung gab es durch die virtuellen Arbeitsräume des<br />

Portals www.schola-21.de, einer Plattform der DKJS für Projektlernen<br />

und offenen Unterricht. Dort standen zahlreiche Werkzeuge<br />

und Arbeitshilfen für Gruppen- und Projektarbeit, Informationen<br />

und Kontaktadressen zum Thema "Olympia" sowie Olympiaexperten,<br />

die bei Problemen zu Rate gezogen werden konnten,<br />

bereit. Unter diesen Bedingungen entstanden kreative, multimediale<br />

Projekte, in denen nicht nur olympische Themen mittels<br />

Internet, Büchern oder Expertenbefragungen recherchiert wurden<br />

und sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer via E-Mail, Chat oder<br />

in Zusammenkünften austauschten. Die erforschten olympischen<br />

Zusammenhänge wurden in eigens organisierte Mini-Olympiaden,<br />

paralympischen und antiken olympischen Spielen, einer<br />

Olympia-Zeitung oder Begegnungen mit Olympioniken sogar<br />

noch direkt erlebbar.<br />

Ihre Idole von den Olympischen Spielen der Großen konnten die<br />

Preisträger des Wettbewerbs übrigens auch bei der Preisverleihung<br />

am 5. April in Berlin treffen. Hockey-Olympiasiegerin<br />

Natascha Keller und Schwimmerin Nicole Hetzer standen den<br />

jungen Olympiaforschern Rede und Antwort zu (beinahe) allen<br />

Fragen, die sie in ihren Projekten noch nicht beantwortet<br />

hatten.<br />

OF<br />

OF<br />

17


Konkurrenz für<br />

Barbiepuppen des Sports<br />

Von Bianka Schreiber-Rietig<br />

Gut aussehen, gerne vor Kameras posieren, sich unter<br />

Stars und Sternchen tummeln, zu allen nett sein. Und<br />

vielleicht noch ein bisschen sportlich erfolgreich.<br />

Muss aber nicht sein. Hauptsache, das Werbe-Image stimmt:<br />

Spitzensportlerinnen als ewig lächelnde Barbiepuppen. Noch<br />

immer gehören die Schlagzeilen einer Tennisspielerin wie<br />

Anna Kurnikowa. Oder noch<br />

immer wird bei Deutschen<br />

Schwimm-Meisterschaften über<br />

den "attraktiven Goldfisch auf<br />

dem Trockenen" Franziska van<br />

Almsick mehr geschrieben, als<br />

über die Leistungsträgerinnen der<br />

Gegenwart.<br />

Sportlerinnen als Pop-Ikonen, die<br />

sich inszenieren und inszenieren<br />

lassen, die Mode-Kollektionen<br />

kreieren und plötzlich Seifenopern<br />

als neue Bühne entdecken.<br />

Sportlerinnen, die sich in der<br />

Spaßgesellschaft wohler fühlen<br />

als beim harten Training und dem<br />

Wettbewerb um Titel und Medaillen,<br />

die von Reportern hofiert und<br />

zelebriert werden, als hätten sie<br />

den Sport neu erfunden. Und<br />

dabei ist alles nur Oberfläche.<br />

Die Siebenkämpferin Sabine<br />

Braun beschwerte sich einmal zu<br />

Recht, oft entstehe der Eindruck,<br />

"dass sportliche Leistung alleine offensichtlich überhaupt<br />

keinen Nachrichtenwert mehr" habe. Es sei denn in Kombination<br />

mit Pleiten, Pech und Pannen oder Klatsch- und Tratsch-<br />

18<br />

geschichten. Aber die will, betonen jedenfalls die "Medienmacher"<br />

immer wieder, das geneigte Publikum doch haben. Ist<br />

das so? Tennisspielerinnen wie Steffi Graf oder Martina<br />

Navratilova überzeugten durch Leistung, professionelles<br />

Auftreten und soziales Engagement. Beide ließen sich nicht<br />

durch Schlagzeilen aus dem persönlichen Umfeld irritieren,<br />

sondern blieben auf ihrer Linie. Das<br />

Verhältnis der Öffentlichkeit war<br />

eher ambivalent, bewundernd, nie<br />

herzlich oder kumpelhaft. Die gebürtige<br />

Tschechin Navratilova, die nie<br />

ein Hehl daraus machte, das sie<br />

Lesbe ist, wird wohl nicht zuletzt<br />

wegen ihrer Offenheit auch in ihrer<br />

neuen, mittlerweile alten, Heimat -<br />

den USA - nach wie vor als<br />

Gesprächspartnerin auch über den<br />

Tenniscourt hinaus geschätzt.<br />

Mündige, selbstbewusste und vielleicht<br />

sogar sprechende Athletinnen<br />

waren und sind in manchen Verbänden<br />

immer noch nicht so gern gesehen.<br />

Öffentlich Kritik etwa an Trainer<br />

oder Verband üben - Gott bewahre,<br />

das kann Folgen haben: Beispielsweise,<br />

dass frau aus dem Kader fliegt<br />

oder sonstwie vom Bannstrahl<br />

getroffen wird. "Wer nicht stromlinienförmig<br />

ist, der hat`s nicht leicht",<br />

sagt die erfolgreichste Athletin aller<br />

Zeiten, die Kanutin Birgit Fischer.<br />

Was waren das für Auftritte, als sich die Kugelstoßerin Brigitte<br />

Berendonk und die Diskuswerferin Liesel Westermann


Anfang der 70er Jahre im "Aktuellen Sportstudio" über<br />

Doping öffentlich erregten. Heute, in den selbst in öffentlichrechtlichen<br />

Anstalten stromlinienförmigen Werbe-Sportsendungen,<br />

ist das undenkbar. Eigentlich sollten auch damals die<br />

Sportlerinnen in erster Linie Medaillen sammeln und am<br />

besten den Mund halten. Doch die Frauen hielten sich da<br />

nicht zurück, was sich aber relativ schnell änderte. Abhängigkeiten<br />

vom System, weil sich die Amateurin zur "Berufssportlerin"<br />

entwickelte, Wirtschaft, Kommerz, Werbeagenturen,<br />

Manager und Medien das Kommando übernahmen, machte<br />

besonders Athletinnen wieder zahm, nett, niedlich, mundtot -<br />

lebende Sprechblasen, aus denen blubberte, was Medien und<br />

Geldgeber gerne hören wollten. So gefährdete die Athletin<br />

Verträge nicht, die den Lebensunterhalt mit sichern sollten.<br />

Und so wurden aus den schönen auch die<br />

reichen Sportlerinnen, mit den ständigen<br />

Titelgeschichten - und die anderen agierten<br />

unter "ferner liefen".<br />

Mag es auch nur eine subjektive Wahrnehmung<br />

sein, aber die "nur" Schönen, die sich auf Tartanbahnen<br />

und Tennisplätzen, in Schwimmbecken<br />

oder Weitsprunggruben tummeln, scheinen<br />

doch nun wieder ernsthafte Konkurrenz zu<br />

bekommen. Liegt es an der demographischen<br />

Entwicklung, dass vielen Zuschauern zu seichte<br />

"Sportunterhaltung" auf den Nerv geht? Oder<br />

sind es die Zeiten, dass plötzlich Sportlerinnen<br />

gefragt sind, die Werte vermitteln, die etwas<br />

verkörpern, was momentan in <strong>deutsch</strong>en Landen<br />

nicht so ausgeprägt ist: Erfolg, Leistungswillen<br />

und -bereitschaft, Durchsetzungskraft,<br />

Teamgeist, Solidarität, Courage und Orientierung.<br />

Und die gegen den Strom schwimmen<br />

und etwas zu sagen haben, auch - wenn es<br />

unbequeme Wahrheiten sind.<br />

Gerne werden solche Athletinnen als "spröde"<br />

oder "eigenwillig", manchmal als "schwierig"<br />

bezeichnet, nur weil sie das Spiel der anderen<br />

nicht spielen wollen: Die alpine Skiläuferin<br />

Marina Kiehl antwortete manchmal gar nicht<br />

oder eher barsch, weil ihr das ganze "Pressegetue"<br />

ziemlich auf die Nerven ging. Sie war<br />

ebenso wenig "Everybody's Darling" wie etwa<br />

die Skilangläuferin Karin Jaeger oder eben<br />

Birgit Fischer. Andere wie etwa Ski-As Rosi<br />

Mittermaier hatten es da leichter mit ihrer<br />

bayerischen Ruhe und dem fröhlichen Naturell,<br />

mit dem Stress fertig zu werden. Aber alle<br />

verbindet: Sie sind gestandene Frauen, Persönlichkeiten,<br />

die mit Leistungswillen und eigenem<br />

Kopf in Sport und Beruf auf der Erfolgsspur<br />

waren und sind.<br />

"Zeigen, dass alles geht, wenn man will", sagt Birgit Fischer.<br />

Und das ist wohl etwas, was in Zeiten der Existenzängste und<br />

Irritationen über gesellschaftliche und politische Entwicklungen<br />

viele als eine Art Aufruf verstehen, auf die Strecke zu<br />

gehen und sich nicht unterkriegen zu lassen. Vielleicht hat<br />

gerade deshalb die Deutsche Sporthilfe das "Eliteforum Sport"<br />

jetzt initiiert, in dem sich Topsportler und -sportlerinnen auch<br />

in Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft sowie anderen gesellschaftlichen<br />

Bereichen als Vorbilder einreihen sollen. In Zeiten<br />

wie diesen scheinen Athleten und Athletinnen für diese<br />

Aufgaben prädestiniert. Ihnen glaubt man, dass Fair Play und<br />

Teamgeist nicht nur als Floskeln zu ihrem Wortschatz gehören...<br />

Noch dazu, wenn sie auch sonst kein Blatt vor den<br />

Mund nehmen.<br />

OF<br />

19


Der Doping-Schwarzmarkt blüht...<br />

Wenn Doper politische Menschen sind, dann reiben<br />

sie sich jetzt die Hände: Es geht in die Verlängerung.<br />

Jahrelang hat sich die Bundesregierung<br />

gegen ein Anti-Doping-Gesetz gewehrt - obwohl Politiker<br />

von SPD und Grünen zusammen mit Kollegen aus der Opposition<br />

im Sportausschuss längst dafür waren. Wahrscheinlich<br />

hätte die so seltene Parlamentarier-Allianz im Sportausschuss<br />

die unüberwindbar scheinende Hürde in Berlin in diesem<br />

Sommer genommen. Weil schließlich auch Innenminister<br />

Otto Schily sowie die Justizministerin Brigitte Zypries am<br />

Ergebnis der vom Deutschen Sportbund einberufenen, hochkarätig<br />

besetzten Expertenkommission nicht ohne Glaubwürdigkeitsverlust<br />

vorbeigekommen wären. Doch der bevorstehende<br />

Regierungswechsel wirbelt wenigstens die Zeitpläne<br />

der Streiter für ein Anti-Doping-Gesetz durcheinander. Plötzlich<br />

scheint die gemeinsame Sache von hemdsärmeligen<br />

Politikern aller Couleur wieder in Frage zu stehen. Davon<br />

profitiert nur eine Gruppe: Das Dopingkartell vom Dealer über<br />

die Hintermänner bis zum Sportbetrüger.<br />

"JackyLarge" hat ein Problem: "Die Achse ist im Keller" nach<br />

der Testosteron-Kur, schreibt der Dopingmittelkonsument<br />

unter Pseudonym in einem der vielen Ratgeberforen und<br />

macht sich Sorgen um seine Libido. "Klärt mich auf!" Die<br />

Kameraden helfen gern: "Nimm Clomid (Antiöstrogen)."<br />

"JackyLarge" will nur noch wissen, wo er fündig wird: "Im<br />

Internet oder nur beim Dealer?" Schon rollt der Rubel.<br />

Anti-Doping-Experten ahnen schon lange, dass die Entwicklung<br />

des Schwarzmarktes für Dopingmittel wesentlich von<br />

der Kaufkraft der Fitnessfreunde beeinflusst wird. Inzwischen<br />

ist auch bewiesen, dass die Gruppe der Freizeitdoper in<br />

Deutschland neben den professionellen Betrügern zu einem<br />

"flächendeckenden Problem" geworden ist. Das schreibt der<br />

am Olympiastützpunkt Stuttgart und im Sportmedizinischen<br />

Institut der Uni Tübingen arbeitende Mediziner und Jurist<br />

Heiko Striegel. Er hat die erste wissenschaftlich abgesicherte,<br />

repräsentative, aber noch nicht veröffentlichte Studie über<br />

den Gebrauch von Dopingmitteln in Fitness-Studios erstellt.<br />

115 Studios hat Striegel erfasst. Demnach nehmen 10 bis 15<br />

Prozent aller Besucher, vom Jugendlichen bis zum Rentner,<br />

Anabolika (98,5 Prozent) oder andere leistungssteigernde<br />

Substanzen ein. Da es offiziell rund 4,5 Millionen Mitglieder<br />

in <strong>deutsch</strong>en Fitnessstudios gibt, haben wenigstens 450.000<br />

ein ständiges Interesse, Stoff zu bekommen. Der Lübecker<br />

Orthopäde Carsten Boos rechnete Ende der neunziger Jahre<br />

schon mit einem Dopingbedarf im Wert von etwa 500 Euro<br />

pro Jahr und Doper. Demnach werden in Deutschland -<br />

vorsichtig gerechnet - gut 200 Millionen Euro per anno für<br />

die Muskelmacher ausgegeben.<br />

Ob das meiste Geld auf Konten im Ausland fließt, ist sehr<br />

fraglich. Zwar ist über das Internet inzwischen fast alles, was<br />

geschluckt wird, innerhalb weniger Tage zu bekommen. Und<br />

die leicht einsehbaren Kommunikationskanäle der einschlägigen<br />

Seiten für Kraftmeier belegen auch, dass die angebotenen<br />

Produkte aus den Vereinigten Staaten oder den Niederlanden<br />

gerne eingekauft werden. Aber die Striegel-Studie<br />

deckt eine weitere "traurige" Facette auf: "Die dopenden<br />

Mitglieder von Fitness-Studios beziehen die Substanzen zu 50<br />

und Deutschland ist ein beliebter<br />

20


Prozent aus dem Gesundheitswesen", sagt Striegel, "vornehmlich<br />

aus Apotheken, sowohl mit als auch ohne Rezept."<br />

Harald Körner, Oberstaatsanwalt in der Zentralstelle für die<br />

Bekämpfung der Betäubungsmittelkriminalität, sind Fälle<br />

bekannt, in denen Ärzte ihre Praxen als Umschlagplätze für<br />

Drogen- und eben auch Dopinghandel nutzen. "Dann stellen<br />

sie bei der Nachforschung fest,<br />

dass der angebliche Doktor gar<br />

kein Sportarzt ist, sondern - sagen<br />

wir - ein Gynäkologe, dessen Praxis<br />

schlecht läuft." Aber es gibt so gut<br />

wie keine Verfahren gegen diesen<br />

"Täterkreis", dem Körner - den<br />

Spitzensport im Blick - noch die<br />

Betreuer, Manager von Spitzensportlern,<br />

Apotheker und das<br />

Hilfspersonal zurechnet. "Unter der<br />

derzeitigen Gesetzeslage sind wir<br />

auf Anzeigen aus dem Sport angewiesen.<br />

Doch die kommen so gut<br />

wie nicht vor. Solange die Strafen<br />

bei Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz<br />

(AMG) so gering sind,<br />

wird der Einsatz eines V-Mannes<br />

wohl eher als unverhältnismäßig<br />

eingeschätzt." So sind Apotheken<br />

und Arztpraxen offensichtlich<br />

Adressen, wo der Feierabendsportler<br />

dem Profi die Klinke ungeniert<br />

in die Hand drücken könnte. Das<br />

Internet ist für die Berufsdoper<br />

jedenfalls zu gefährlich. Der Postweg<br />

könnte bis zum Abnehmer<br />

verfolgt werden. Einen Bodybuilder stört das nicht weiter,<br />

schließlich ist der Besitz von Dopingmitteln nicht strafbar, die<br />

Einfuhr allenfalls eine Ordnungswidrigkeit.<br />

Essen, 24. September 2004: In den frühen Morgenstunden ist<br />

das Dopinggeschäft eines 39 Jahre alten Geschäftsmannes<br />

endgültig beendet: per Haftbefehl. Es ist die Schlussattacke<br />

des Zollfahndungsamtes Hamburg gegen eine international<br />

agierende Dopingdealergruppe. Im Lauf der Ermittlungen hat<br />

die in Kiel eingerichtete "Ermittlungsgruppe Doping" mehr als<br />

500 Kilogramm Anabolika sichergestellt. Wenig später nehmen<br />

die Kollegen aus Frankfurt am Main während einer<br />

"routinemäßigen Kontrolle" eines Reisebusses einen jungen<br />

Mann kroatischer Abstammung fest. Der sportliche Typ hatte<br />

versucht, in zwei Reisetaschen 15 Kilogramm Anabolika von<br />

Serbien nach Frankfurt zu schmuggeln - im Wert von 60.000<br />

Euro.<br />

Muskelmacher, die sich Hinz und Kunz einwerfen, um mit<br />

geblähtem Body Eindruck zu schinden. Koste es, was es wolle.<br />

Die Skala der Nebenwirkungen<br />

reicht je nach Substanz, Dosierung<br />

und Dauer der Einnahme vom<br />

Lust- bis zum Lebensverlust.<br />

Trotzdem wächst die Nachfrage an<br />

den Muskelmachern. Nach Angaben<br />

des Zollkriminalamtes Köln ist<br />

die Zahl der Ermittlungsverfahren<br />

gegen Dopingmittelschmuggler<br />

seit 1999 von 131 auf 464 (2004)<br />

gestiegen. Aber die Beamten<br />

klopfen sich nicht auf die Schulter.<br />

Zumal es in Deutschland weder bei<br />

der Polizei noch beim Zoll oder<br />

den Staatsanwaltschaften speziell<br />

ausgebildete Dopingfahnder gibt.<br />

"Deshalb ist bei der Entdeckung<br />

viel Zufall im Spiel", sagt Oberstaatsanwalt<br />

Körner und schaut<br />

aus dem Fenster seines Frankfurter<br />

Büros hinunter auf die Stadt: "Was<br />

wir vom Dopingmarkt bislang<br />

sehen, ist nur die Spitze des Eisberges."<br />

Körner zieht seine Schlüsse aus<br />

dem, was Drogenfahnder berichten,<br />

wenn die beim großen Lauschangriff auf die organisierte<br />

Kriminalität von den Dopinggeschäften hören. Während die<br />

Deals mit Rauschgift in der Regel codiert verhandelt werden,<br />

reden die Händler beim Talk über den Geschäftszweig Doping<br />

Umschlagplatz Von Anno Hecker<br />

21


Klartext. "Da wird offen über die Präparate gesprochen, da<br />

will der Sportler wissen, was er nehmen kann und wieviel,<br />

was passieren kann, wie die Absetzzeiten sind. Man hat ja<br />

kaum was zu befürchten", sagt Körner. Ein Drogenhändler<br />

wird laut Betäubungsmittelgesetz hoch bestraft, ein Dopinghändler<br />

mit den Strafvorschriften des Arzneimittelgesetzes<br />

vergleichsweise großzügig behandelt. Das Amtsgericht Frankfurt<br />

verurteilte im Februar 2003 einen bereits vorbestraften<br />

Bodybuilder wegen Anabolika-Handels und -Schmuggels zu<br />

einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung. Er hatte<br />

knapp drei Millionen Pillen unter die Eisenstemmer gestreut.<br />

Körner könnte wohl eine lange Liste mit solchen Fahndungserfolgen<br />

präsentieren, wenn er dürfte, wie er wollte. Aber die<br />

Telefonüberwachung ist bei einem vermeintlichen Verstoß<br />

gegen das AMG nicht erlaubt. Was für den Oberstaatsanwalt<br />

bei den Abhöraktionen gegen die Rauschgiftmafia abfällt,<br />

darf häufig vor Gericht nicht verwendet werden, öffnet aber<br />

den Blick für das Ausmaß des Schwarzmarktes: "Es sind<br />

Riesenmengen im Umlauf. Produktions- und Vertriebsfirmen<br />

für Nahrungsergänzungsmittel, die absichtlich mit Anabolika<br />

verunreinigt werden, sind (im Ausland) aus dem Boden<br />

geschossen. Der illegale Straßenhandel und der Schmuggel<br />

von Dopingsubstanzen scheinen das Ausmaß des Rauschgifthandels<br />

erreicht zu haben."<br />

Auch Leistungssportler nutzen den Service um die Ecke. Die<br />

Profis unter den Dopern aber arbeiten diskreter. Ihre Mittelsmänner,<br />

etwa Pfleger im Radsport, besorgen den "Stoff" über<br />

gefälschte Rezepte oder persönliche Kontakte. Die reichen bis<br />

hin zur Primärquelle. Zwar entstehen in Osteuropa angeblich<br />

mehr und mehr eigene Laboratorien, in denen ehemals<br />

arbeitslose Chemiker die Mixturen herstellen - ganz nach<br />

dem Vorbild der kolumbianischen Drogenmafia. Aber vorerst<br />

noch bedienen sich Zwischenhändler weltweit offensichtlich<br />

direkt bei der Pharmaindustrie oder räumen, wie 1999 in<br />

Zypern, ganze Lager mit 4,5 Millionen Portionen Erythropoietin<br />

(EPO) leer. Nur so ist die Diskrepanz zwischen der Mengenproduktion<br />

und der Zahl der Patienten zu verstehen. Nach<br />

Angaben des italienischen Dopingenthüllers Alessandro<br />

Donati lag das Wachstumshormon HGH im Jahr 2000 in der<br />

Rangordnung der weltweit am meisten verbreiteten Substanzen<br />

auf Platz zwölf. In der Indikations-Liste fand sich HGH<br />

aber nur auf Position 150. Fragen wirft auch eine Statistik<br />

22<br />

aus Italien auf: Warum wurde 1998 eine EPO-Verkaufsmenge<br />

für 40.000 Patienten hergestellt, wenn es nur 3.000 registrierte<br />

Kranke gab? Eine Antwort hat die Firma BB Biotech<br />

gegeben. Sie schaltete kurz vor der Tour de France 2000 eine<br />

Zeitungsanzeige mit einem Bild dreier Radsportler und<br />

schrieb darunter: "Epo macht nicht nur in der Sportwelt<br />

Schlagzeilen …"<br />

Der vielschichtige Schwarzmarkt bietet nicht nur einen<br />

Zugang zu den bekannten Präparaten mit leistungssteigernden<br />

Nebenwirkungen. Längst haben die Profis einen Weg<br />

gefunden, klinische Apotheken anzuzapfen, Medikamente zu<br />

besorgen, die in Deutschland noch gar nicht zugelassen sind.<br />

Renner der EPO-Nachfolger sind Dynepo und das bislang<br />

nicht nachweisbare Cera, das schon im Radsport geschluckt<br />

wird, obwohl es noch in der dritten Phase der klinischen<br />

Studie steht. Zehn bis fünfundzwanzig Prozent des für die<br />

Forschung hergestellten Medikaments, behauptet ein Radsportexperte<br />

und Chemiker, gelangen von den klinischen<br />

Apotheken in den Leistungssport. Die Kosten sind überschaubar.<br />

Eine achtwöchige EPO-Kur mit 56.000 Einheiten (2000<br />

alle zwei Tage) kostet einen Radfahrer zur Vorbereitung auf<br />

eine schwere Rundfahrt zur Zeit etwa 1.200 Euro. Das ließe<br />

sich aus der Mannschaftskasse zahlen - falls die Teams noch<br />

Doping-Etats haben wie einst die Rennställe Once, TVM, MTB<br />

oder Festina. Geld für den Einkauf ist in jedem Fall noch<br />

ausreichend vorhanden. Nach einer Studie des belgischen<br />

Senates, die im März veröffentlicht wurde, liegt der Umsatz<br />

von Dopingmitteln weltweit bei etwa acht Milliarden Euro.<br />

Dabei scheint Deutschland als Umschlagplatz in Westeuropa<br />

unter den Dealern und Konsumenten beliebter als seine<br />

Nachbarn Belgien, Italien und Frankreich. Und so warnt der<br />

Staatsanwalt vor einem Paradies für Doper. Falls der Gesetzgeber<br />

die rechtlichen Weichen zur Bekämpfung der internationalen<br />

Verbreitung von Dopingmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln<br />

in nächster Zeit nicht neu stelle und neue<br />

Strafvorschriften gegen die Internetkriminalität formuliere,<br />

sagt Körner, "dann werden wir den Wildwuchs von verbotenen<br />

Substanzen im Sport nicht mehr eindämmen, sondern<br />

nur noch statistisch erfassen". Insofern stellen die Anti-<br />

Doping-Kämpfer in Deutschland auch eine Art Vertrauensfrage.<br />

OF


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Fair Play gibt es nicht nur im<br />

olympischen Hain, sondern auch<br />

auf dem Sportplatz um die Ecke<br />

Von Hans-Joachim Leyenberg<br />

Im ersten Halbjahr hatte Fair Play Konjunktur. Jedenfalls<br />

bei der Vergabe entsprechender Preise an <strong>deutsch</strong>e Spitzensportler.<br />

Erst bekam Bianca Kappler die Fair-Play-<br />

Plakette der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG).<br />

Dann zeichnete die Internationale Tischtennis-Föderation<br />

Timo Boll mit dem Fair-Play-Preis aus, und schließlich wurde<br />

auch Miroslav Klose mit der Fair-Play-Pakette der DOG dekoriert.<br />

Die Weitspringerin Bianca Kappler wurde belobigt, weil<br />

sie bei den Halleneuropameisterschaften sofort darauf aufmerksam<br />

machte, nicht so weit gesprungen zu sein, wie<br />

fälschlicherweise gemessen worden war. ´Boll wiederum<br />

wurde es hoch angerechnet, bei einem Matchball für sich<br />

darauf hingewiesen zu haben, dass die Zelluloidkugel nach<br />

einem Rückschlag des Gegners die Tischkante touchiert hatte.<br />

Dem Schiedsrichter war die Tischberührung entgangen. Ohne<br />

die Geste des aufrechten Hessen wäre der Punkt und damit<br />

das gesamte Spiel für Boll gewertet worden. So aber schied<br />

Boll in der Fortsetzung des Einzel-Achtelfinales der Weltmeisterschaft<br />

doch noch aus. Vergleichsweise folgenlos, deshalb<br />

nicht weniger ehrenwert, die Ehrlichkeit des Fußballprofis<br />

Klose: Der Stürmer hatte nach einem Elfmeterpfiff des<br />

Schiedsrichters der Bundesligapartie Werder Bremen gegen<br />

Arminia Bielefeld beim Stande von 0:0 gesagt, dass der<br />

Bielefelder Torwart ihn im Strafraum regelgerecht vom Ball<br />

getrennt hatte. Der Spielleiter hatte daraufhin die Strafstoßentscheidung<br />

und die Gelbe Karte gegen den Torhüter wieder<br />

zurückgenommen. Werder gewann übrigens noch mit 3:0.<br />

Eike Pannen hat keinen Preis bekommen. Aber nach Lage der<br />

Fakten hätte er einen verdient, damit er ermutigt würde,<br />

künftig genau so zu entscheiden, wie er sich entschieden hat.<br />

Pannen ist ein ambitionierter Fußballamateur, kickt in der<br />

Hamburger Verbandsliga (5.Liga) und fragte sich in der Lokalzeitung<br />

schon selbstquälerisch, ob der Faire am Ende doch<br />

24<br />

der Depp sei. Der Hergang: Beim Stande von 1:0 seines Klubs<br />

Halstenbek-Relligen trifft Pannen, wie er sich erinnert, "eine<br />

Bauchentscheidung", als er den Torwart der gegnerischen<br />

Mannschaft nach einem Zusammenprall am Boden liegen<br />

sieht. Statt den Ball aus zwanzig Metern Entfernung ins leere<br />

Tor zu befördern, hat er ihn "weggeholzt". Im Nachhinein ist<br />

ihm bewusst geworden, dass sein gezielter Fehlschuss den<br />

Aufstieg gekostet haben könnte. Denn am Ende trennte man<br />

sich 1:1 vom HEBC und Pannen habe sich auch noch ein paar<br />

sarkastische Kommentare anhören müssen. Schließlich sei<br />

jener Torhüter, der in der bewussten Szene "so geschrieen<br />

hatte, als wenn er gleich sterben würde", zwei Minuten später<br />

wieder putzmunter gewesen. Da ist der 22 Jahre alte Student<br />

der Nord-Akademie Elmshorn dann doch ins Grübeln gekommen.<br />

Aber heute wie damals hält er für seinen Teil fest: "Wir<br />

spielen Amateurfußball, wir müssen am Montag wieder zur<br />

Arbeit, die Gesundheit muss im Vordergrund stehen." Pannens<br />

Haltung ist der praktizierte Versuch des pfleglichen Umgangs<br />

miteinander. Aber er wird offensichtlich nicht als "normal"<br />

und Norm empfunden, wenn Pannen in einem Interview mit<br />

dem "Hamburger Abendblatt" zum Besten gibt: "Im Profifußball<br />

hätte ich wahrscheinlich ohnehin nicht gewagt, den Ball<br />

vorbeizuschießen. Da wird doch im Grunde von jedem erwartet,<br />

dass er dem Erfolg alles andere unterordnet." Darum sind<br />

Auszeichnungen wie für Klose oder Boll eben so eminent<br />

wichtig, obwohl diese Berufssportler nur getan haben, was<br />

eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte.<br />

Die vergebenen Fair-Play-Preise schmücken nun die Geehrten<br />

und die prominenten Namen der Geehrten schmücken die<br />

Institutionen, die die Preise vergeben. Gewaltforscher betonen,<br />

dass Kreisklasse-Spiele der Gesellschaft einen getreueren<br />

Spiegel vorhalten als es die Bundesliga mit all ihren Kontrollmechanismen<br />

und ihrer den Profis bewussten Transparenz ist.


Die Schiedsrichter sind oft überfordert, an der Außenlinie<br />

verrichten nicht selten von den beteiligten Mannschaften<br />

abgestellte Herrschaften den Dienst als Schiedsrichter-Assistenten.<br />

Es wird gegrätscht und getreten - auch verbal. Die<br />

Integration und die Fairness haben ihre Grenzen. Manche<br />

Gesten und Sätze haben eine fatale Wirkung. Dagegen gibt es<br />

eine Anti-Gewalt-Kommission beim Deutschen Fußball-Bund,<br />

es gibt Vermittler, Streetsoccer-Turniere und auch den verordneten<br />

Handschlag nach dem Foul. Sport, aber vor allem der<br />

Fußball, ist ein Gesellschaftsspiegel. In der Bekämpfung der<br />

Gewalt wie in ihren<br />

Auswüchsen. Heute<br />

werde auf der<br />

Straße auch der<br />

traktiert, der längst<br />

am Boden liegt,<br />

hat Hamburgs<br />

Fußball-Verbands-<br />

Geschäftsführer<br />

vor Jahren gesagt.<br />

Damals war es zu<br />

einer Verhandlung<br />

vor dem Sportgericht<br />

gekommen,<br />

nachdem der Kiefer<br />

eines Verteidigers<br />

dreifach gebrochen<br />

war, fünf weitere<br />

Kicker Blutergüsse<br />

und Schürfwunden<br />

davontrugen. Das<br />

sind fast schon<br />

alltägliche Szenen<br />

im Amateurfußball,<br />

und die "Bauchentscheidung"<br />

des Eike<br />

Pannen ist eben<br />

nicht so selbstverständlich,<br />

wie sie<br />

erscheinen mag.<br />

Darum täte es gut,<br />

stellvertretend für<br />

viele andere auch<br />

einmal einen Sportler ohne Promi-Status auszuzeichnen, der<br />

auf seine Art fair sein wollte, "ohne sich lange Gedanken<br />

drüber zu machen".<br />

Auf höchster Ebene haben sich die Fair-Play-Preise des Sports<br />

weit vom "Kleinen Mann" entfernt. 1963 ist eine internationale<br />

Fair-Play-Kommission gegründet worden, deren erster<br />

Preisträger der legendäre italienische Bobfahrer Eugenio<br />

Monti wurde. Ein Jahr später schmückten sich die Fußballteams<br />

von West Ham United und TSV 1860 München mit<br />

dem Fair-Play-Preis. Neben der Pierre de Coubertin-Trophäe<br />

werden seit 1965 für besonders sportliches Verhalten auch<br />

weitere Ehrendiplome vergeben. Die Auszeichnung für eine<br />

"faire Geste" wurde um die Kategorie "faire Karriere" erweitert.<br />

Unter dem Patronat der Unesco wurde ein Fair-Play-<br />

Manifest als Verhaltenskodex für Eltern, Lehrer, Athleten,<br />

Trainer, Sportmediziner, Schiedsrichter, Journalisten, Zuschauer,<br />

aber auch für Sport- und staatliche Organisationen proklamiert.<br />

Es hat Anerkennungsschreiben für Akte des Fair Play<br />

gegeben, Willi Daume stiftete die Fair-Play-Trophy. Ein Nelson<br />

Mandela hat den Fair-Play-Preis erhalten, der König von<br />

Norwegen nahm<br />

ihn stellvertretend<br />

für das eindrucksvolle<br />

Verhalten<br />

seiner Bürger<br />

anlässlich der<br />

Olympischen Winterspiele<br />

in Lillehammer<br />

entgegen.<br />

Es gibt sie, die<br />

schönen, ermutigenden<br />

Beispiele<br />

für Fair Play, aber<br />

ihre von diversen<br />

Gremien ausgedeuteten<br />

Helden sind<br />

oft der Basis entrückt,<br />

dem olympischen<br />

Hain näher<br />

als dem Sportplatz<br />

um die Ecke. Nichts<br />

gegen den einstigen<br />

Wunderläufer und<br />

heutigen Präsidenten<br />

des Nationalen<br />

Olympischen Komitees<br />

von Kenia,<br />

Kipchoge Keino. Im<br />

Nordosten seiner<br />

Heimat ziehen er<br />

und seine Frau<br />

adoptierte Waisenkinder<br />

auf. 2003 ist das große Herz als Fair Play gegenüber<br />

den Mitmenschen mit der Willi-Daume-Plakette gewürdigt<br />

worden. Keino, der Kanute Andreas Dittmer, der sich bei den<br />

Olympischen Spielen in Sydney erfolgreich für einen disqualifizierten<br />

Konkurrenten einsetzte, Klose, Mandela, Radrennfahrer<br />

Jan Ullrich, der bei er Tour de France auf den gestürzten<br />

Lance Armstrong wartete, Boll, Kappler, Klose - sie alle sind<br />

mit Fair-Play-Preisen ausgezeichnet worden. Bestimmt wäre<br />

es eine gute Idee und nicht nur eine Geste, auch mal einen<br />

wie Eike Pannen stellvertretend für viele andere wissen zu<br />

lassen, alles richtig gemacht zu haben.<br />

OF<br />

25


Stress im Ehrenamt:<br />

Wo liegt die Grenze<br />

der Belastbarkeit?<br />

Von Michael Gernandt<br />

Wie das meist so ist bei den Vollversammlungen der<br />

Sportverbände: Da legt die Zentrale eine mehr oder<br />

weniger aufwändig edierte Verbandstagsbroschüre<br />

vor, für deren "Aufmacher" gewöhnlich der Bericht des Präsidiums<br />

herhalten muss. Nach dem Einstieg in die Tagesordnung<br />

heißt es dann: Aussprache zum Bericht des Präsidiums.<br />

Wortmeldungen? Keine! Nächster Punkt. So geschehen auch<br />

im April im niederrheinischen Wallfahrtsort Kevelaer beim<br />

Bundestreffen des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV).<br />

Seine Delegierten verweilten gedanklich offenbar noch bei<br />

ihrer morgendliche Andacht, schwiegen sie doch zu den<br />

Ausführungen ihres Präsidenten Clemens Prokop - obwohl<br />

diese den verschlüsselten Aufruf zu "einer kleinen Revolution"<br />

enthielten, wie Prokop Wochen nach der Tagung einen<br />

Lösungsvorschlag für seine unreflektiert gebliebene Problemschilderung<br />

bezeichnen würde.<br />

"Die Grenze der Belastbarkeit und Zumutbarkeit ist bei 150<br />

Auswärtsterminen allein für die Angelegenheit des Verbandes<br />

erreicht", hatte der Präsident geschrieben und weiter festgestellt:<br />

"Im Sinne der Arbeitsteilung im Präsidium, aber auch<br />

der Schaffung von professionellen Rahmenbedingungen für<br />

das Ehrenamt sind für die Zukunft Arbeitsbedingungen zu<br />

definieren und umzusetzen, die Amt und Berufsleben miteinander<br />

vereinbar machen." Auf gut <strong>deutsch</strong> bedeutet dieser<br />

Alarmruf: Sportpräsidenten sind, wenn nicht Abhilfe geschaffen<br />

wird, demnächst zeitlich überfordert, der aus der Doppelfunktion<br />

Ehrenamt und Beruf herrührende Stress droht sie<br />

auszuhöhlen. Ist tatsächlich Gefahr in Verzug?<br />

Fragt man den Sportwissenschaftler und Soziologen Prof.<br />

Helmut Digel (Tübingen), sagt der: "Es gibt darauf keine<br />

allgemeine Antwort." Obwohl der Vizepräsident des Leichtathletik-Weltverbands<br />

(IAAF) und frühere DLV-Chef Stress<br />

keineswegs in Abrede stellt, zumal er in Hochzeiten bis zu<br />

26<br />

200 Tage im Jahr für das Sportmandat unterwegs<br />

war und ein nachweislich daher resultierendes<br />

Gesundheitsopfer bringen musste, rät<br />

er, doch erst mal eine Kosten-Nutzen-Bilanzierung<br />

vorzunehmen. "Danach liegen die<br />

Vorteile beim Ehrenamt. Es ist deshalb nicht<br />

rechtens, Mitleid zu haben", wenn einer klagt.<br />

Christoph Wüterich (Stuttgart), Hockey-<br />

Präsident bis Mai 2005, nennt als vorteilwertes<br />

Beispiel die "soziale Reputation", die so ein<br />

Präsidentenamt einbringt und einem schmeicheln<br />

könne, "ich will mich davon nicht freisprechen".<br />

Digel möchte bei der Belastung<br />

differenzieren, ob jemand hauptberuflich mit<br />

Sport zu tun hat (Sportlehrer, Sportwissenschaftler)<br />

oder nicht. Da hilft eine Übersicht<br />

weiter, auf welche Berufsgruppen sich die<br />

Vorsitzenden der 33 olympischen Sportverbände<br />

verteilen. Die große Mehrheit bilden<br />

Juristen (9, zum Teil selbständig), Rentner/Pensionäre (8) und<br />

selbstständige Unternehmer (5), dazu kommen vier Lehrer, je<br />

drei Angestellte und Parlamentsmitglieder sowie ein Arzt.<br />

Zu den Rechtsvertretern gehört der selbstständige Anwalt<br />

Wüterich. Er begründete seine Demission so: "Für uns alle gilt,<br />

dass die ehrenamtliche Tätigkeit für den Verband viel Freude<br />

gemacht hat. Aber mit der hohen Schlagzahl, mit der wir<br />

diesen Job in den letzten Jahren betrieben haben, lässt er sich<br />

nur für einen begrenzten Zeitraum mit einer vollzeitlichen<br />

beruflichen Tätigkeit vereinbaren." Wüterich hat erfahren<br />

müssen, dass "die Arbeit im Ehrenamt ja wie Öl in jede freie<br />

Minute fließt; gleichwohl habe ich mir die Doppelbelastung<br />

geleistet, ich bin traurig, dass ich sie aufgebe". Von Wüterichs<br />

Berufskollegin Christa Thiel (Wiesbaden), Präsidentin des<br />

Schwimmverbands, heißt es, sie habe wegen des Ehrenamts<br />

ihre Kanzlei "herunter fahren müssen". Der ehemalige Weltklasse-Schwimmer,<br />

Ärztliche Direktor der Hochwald-Kliniken<br />

in Weiskirchen (Saarland) und NOK-Präsident Klaus Steinbach<br />

weiß, dass man "Zeitmanagement schon drauf haben muss".<br />

Den Terminanfall hat er, als er 2003 antrat, "nicht ganz so<br />

erwartet". Um ihn zu bewältigen, wird ihm von einem persönlichen<br />

Referenten, den das NOK besoldet, geholfen - ein<br />

Privileg, das auf der Ebene der Verbandspräsidenten nicht<br />

gewährt wird. "In der Klinik kann ich nichts fürs NOK tun und<br />

beim NOK nichts für die Klinik", erläutert Steinbach die Notwendigkeit<br />

für die Einstellung eines Assistenten für den<br />

Präsidenten. Mit der Klinik besteht ein Freizeit-Agreement,<br />

dessen Volumen jedoch nicht ausreicht. "Was darüber geht,<br />

wird nicht bezahlt", hält Steinbach fest. "Da achten die Kostenträger<br />

drauf." Dass er drei Wochen Urlaub "am Stück"<br />

gemacht habe, sei "lange her".<br />

Im Vergleich zu den Großunternehmen Leichtathletik- und<br />

Schwimmverband steht Dieter Kolb (Hersbruck) einem Klein-


etrieb mit nur 650 Aktiven vor, dem Deutschen Curling-<br />

Verband (DCV). Fragt man ihn, ob die Grenze der Belastbarkeit<br />

im Ehrenamt erreicht ist, sagt er: "Passt. Genau so ist es."<br />

Kunststück, denn bei Kolb heißt es: Selbst ist der Mann. "Ich<br />

muss verwaltungstechnisch alles allein organisieren." Hauptamtliches<br />

Verwaltungspersonal im DCV gibt es nicht. Die<br />

Repräsentationstermine hat er "runtergeschraubt". Kolb,<br />

leitender Controller in einem Krankenhaus, arbeitet täglich<br />

drei Stunden fürs Ehrenamt, "meistens nachts und am<br />

Wochenende". Er sagt, man müsse "stark aufpassen, dass der<br />

Beruf nicht darunter leidet - und die Familie".<br />

Viele Belastungen erweisen sich für die Obmänner des Sports<br />

als unumgänglich, andere indes als hausgemacht. Weil, zum<br />

Beispiel, zu wenig delegiert wird? "Generell ja", sagt Helmut<br />

Digel. "Die ständigen Einladungen nicht auszusortieren,<br />

abzulehnen oder weiterzugeben, ist ein schlimmer Zwang."<br />

Klaus Steinbach sieht im NOK die Bereitschaft anderer, ihm<br />

Aufgaben abzunehmen, deshalb beeinträchtigt, "weil meine<br />

Vizepräsidenten in ihren Verbänden schon genug zu tun<br />

haben". "Delegieren?", fragt Prokop, "auch da sind wir schon<br />

an den Grenzen angelangt." Zur Potenzierung der Stressbelastung<br />

trägt ferner bei: Die Mehrfachfunktionen der Amtsinhaber.<br />

Kolb ist zusätzlich noch Curling-Vize im Europaverband,<br />

Prokop NOK-Vize und im Vorstand des Europäischen<br />

Leichtathletik-Verbandes, Steinbach sitzt in den Vorständen<br />

von Sportbund und Sporthilfe sowie im Medizinkomitee des<br />

IOC. Eine Erschwernis für Präsidenten, zumindest aus Digels<br />

Sicht, ist der Konflikt zwischen Ehrenamt und Hauptamt, "er<br />

ist überall". Wäre im Hauptamt der Verbände mehr Qualität,<br />

so der Tübinger Professor, könnte das zur Reduzierung der<br />

Ehrenamtsarbeit beitragen. Ein Mittel zur Erleichterung ist<br />

Prokop und Digel zufolge die Rotation: Abtritt nach zwei<br />

Wahlperioden, das müsse "festes Prinzip" werden, es verschaffe<br />

dem alten Amtsinhaber die Chance, sich noch mal<br />

ausschließlich auf den Beruf zu konzentrieren und dem<br />

neuen, frische Ideen ins Spiel der Verbände zu bringen.<br />

Aus der sozialen Warte betrachtet sind es zwei Dinge, die der<br />

ideale Präsident mitbringen muss ins Ehrenamt: Zeit und<br />

Geld. Für Helmut Digel sind Rentner am besten geeignet. So<br />

einer wie Turnerbunds-Chef Rainer Brechtken, Staatssekretär<br />

a.D. und MDL a.D. Ein Ehrenamtsprofi aus freien Stücken,<br />

sozusagen. Gegen den Profi-Präsidenten, wie im weiland<br />

Ostblock, sprechen sich im Gespräch mit dem "Olympischen<br />

Feuer" Wüterich und Prokop aus. "Auf den Vollberufler wollen<br />

wir nicht verzichten. Er soll ja die Visionen reinbringen", sagt<br />

der DLV-Chef. Niemand will dem Ehrenamt ans Leder. Digel<br />

spricht von ihm wie von einem Kulturgut, das es zu pflegen<br />

gilt. Er führt den Trend an zu Tagungen während der Woche,<br />

weg vom Wochenende, nennt ihn "eine gefährliche Entwicklung,<br />

weil nicht Rücksicht genommen wird auf die Berufstätigen;<br />

sie brauchen eine Chance".<br />

Wie aber kann die Lösung des von Clemens Prokop in Kevelaer<br />

angerissenen Problems aussehen? "Eindeutig durch eine<br />

Strukturänderung. Ohne die geht`s nicht. Zu ihr gibt es keine<br />

Alternative. Sie aber durchzusetzen, ist wie eine kleine Revolution",<br />

argwöhnt die Nummer eins der Leichtathleten. Und<br />

möchte nicht missverstanden werden. "Es geht auch um<br />

Entlastung des Präsidiums, vor allem aber um mehr Effizienz."<br />

Umstrukturierung in den Führungsgremien des Sports bedeutet<br />

Anpassung an die Wirtschaftskonstrukte: Das Hauptamt<br />

für das operative Geschäft, das Präsidium als kontrollierender<br />

Aufsichtsrat. Manfred von Richthofen, Präsident des Deutschen<br />

Sportbundes (DSB) mit einem Arbeitspensum von 300<br />

(!) Tagen im Jahr für sein Amt, hält ein solches Modell für<br />

"zeitgemäß für mittlere Verbände". Wie den Deutschen<br />

Hockey-Bund, der es neuerdings praktiziert. Christoph Wüterich<br />

hat den Umbau, um sich ruhigen Gewissens zurück<br />

ziehen zu können, auf den Weg gebracht. Die ehemalige<br />

Hockeybund-Geschäftsführerin<br />

Uschi Schmitz darf sich<br />

jetzt Vorstandsvorsitzende<br />

nennen. Sie sagt: "Der neue<br />

Präsident ist nur noch für<br />

Repräsentanz und Strategie<br />

zuständig, nicht mehr fürs<br />

Tagesgeschäft." Andere<br />

Verbände haben sich über<br />

das Hockeymodell bereits<br />

informiert. Gleichwohl ahnt<br />

Schmitz, dass es dauern wird,<br />

bis Nachahmer sich mehren.<br />

Manche Präsidiale täten sich<br />

Dr. Klaus Steinbach<br />

schwer, Verantwortung<br />

abzugeben, "sie wollen die<br />

Hoheit nicht aufgeben".<br />

Im Übrigen arbeitet der<br />

<strong>deutsch</strong>e Sport bekanntlich<br />

daran, ein Großprojekt zu<br />

gestalten. Stichwort Fusion<br />

zwischen DSB und NOK. Von<br />

Richthofen verrät: In dem<br />

neuen Gebilde werde das<br />

Ressortprinzip für die Ehrenamtler<br />

beibehalten, aber<br />

noch stärker "hauptamtlich<br />

untermauert". Ein Modell für<br />

andere? "Auf einige Große<br />

lässt sich das übertragen",<br />

sagt der DSB-Chef. Und die<br />

anderen? Dürfen weiter<br />

darüber nachdenken, ob sie<br />

ihre Präsidenten dem Stress<br />

aussetzen oder sie - mal in<br />

den Urlaub entlassen. OF<br />

Dr. Clemens Prokop<br />

Manfred von Richthofen<br />

27


Eine leuchtende und sichere Zukunft attestiert Jacques<br />

Rogge, der Präsident des Internationalen Olympischen<br />

Komitees (IOC), den Spielen der kleinen Staaten<br />

Europas. Das Wohlwollen der olympischen Familie ist den<br />

Kleinstaatenspielen sicher, neben Rogge und einigen IOC-<br />

Mitgliedern war auch Ehrenpräsident Juan Antonio Samaranch<br />

zu Gast. Zu Beginn seiner Amtszeit wurde die Idee zu<br />

den "Jeux des petits Etats d'Europe" (JPEE) beim Olympischen<br />

Olympisches Flair<br />

ist selbstverständlich:<br />

Kongress 1981 in Baden-Baden geboren und drei Jahre später<br />

bei den Sommerspielen in Los Angeles beschlossen. 1985<br />

feierten die Spiele der kleinen Staaten Europas in San Marino<br />

ihre Premiere und finden seitdem alle zwei Jahre statt, entweder<br />

in der zweiten Maihälfte oder der ersten Juniwoche. Nach<br />

Wahl der Gastgeber stehen sieben bis neun olympische Sportarten<br />

wie beispielsweise Leichtathletik, Schwimmen, Radsport<br />

und Schießen auf dem Programm. Der Veranstalter kann<br />

zusätzlich eine traditionelle Sportart seines Landes auswählen.<br />

Vor vier Jahren beispielsweise gab es in San Marino Medaillen<br />

in Boule und Petanque. Einige Sportarten wechseln von Veranstaltung<br />

zu Veranstaltung, in Andorra feierten Mountainbike,<br />

Taekwondo und Beach Volleyball Premiere.<br />

28<br />

Alles ist eine Nummer kleiner als Olympia, keine 10.500 Sportler<br />

wie in Athen, sondern nur etwa 800 kamen dieses Jahr<br />

nach Andorra (30. Mai bis 4. Juni). Auch die finanziellen<br />

Dimensionen sind nicht vergleichbar. Statt eines milliardenschweren<br />

Etats musste Andorra 2005 nur 2,8 Millionen Euro<br />

finanzieren. Lediglich die Zahl der Ringe ist höher, auf der<br />

Fahne der JPEE prangen acht ineinander verschlungene Ringe,<br />

die eine schwarze Fackel umschließen.<br />

Der IOC-Präsident<br />

sieht die "Jeux des<br />

petits Etats<br />

d'Europe" als<br />

Ausgleich für die<br />

Sportler der kleinen<br />

Staaten, für<br />

die das sportliche<br />

Niveau Olympias<br />

zu hoch ist. "Bei<br />

Olympia können<br />

die meisten Teilnehmer<br />

der JPEE<br />

nicht starten, weil<br />

viele das geforderte<br />

Mindestniveau<br />

nicht erreichen<br />

können." Schließlich<br />

verfügen die<br />

Teilnehmerstaaten<br />

auf Grund ihrer<br />

Einwohnerzahlen<br />

über ein begrenztes<br />

sportliches<br />

Potenzial. Nur<br />

acht europäische<br />

Staaten sind<br />

zugelassen:<br />

Andorra, San<br />

Marino, Monaco,<br />

Liechtenstein,<br />

Malta, Island, Zypern und Luxemburg. Diese erfüllen die Kriterien,<br />

sie haben weniger als eine Million Einwohner und ein<br />

eigenständiges Nationales Olympisches Komitee.<br />

Die Spiele der kleinen<br />

Staaten Europas<br />

Von Heinz Peter Kreuzer<br />

Darum finden nur wenige Top-Leute den Weg zu Mini-Olympia,<br />

eine Ausnahme ist der dreifache Schwimm-Europameister<br />

Orn Arnarson aus Island. Der Rückenschwimmer ist mit 20<br />

Medaillen der erfolgreichste Teilnehmer aller Zeiten. Vor<br />

einigen Jahren trat auch sein Landsmann Jon Magnusson,<br />

damals ein Weltklasse-Zehnkämpfer, bei den Kleinstaatenspielen<br />

an. Der auf Malta geborene Radsportler David Millar,<br />

mittlerweile des Dopings überführt, durchbrach vor vier Jahren<br />

die Dominanz der Luxemburger im Radsport und gewann<br />

das Einzelzeitfahren.


Das sind jedoch die Ausnahmen. Der Charme der Veranstaltung<br />

liegt im Wettstreit der ambitionierten Nachwuchssportler,<br />

die ihre ersten Meriten verdienen können. Für den luxemburgischen<br />

Chef de Mission Georges Diderich sind die Kleinstaatenspiele<br />

der erste Prüfstein einer Karriere. "Ich würde die<br />

Spiele der Kleinen als Etappe auf dem Weg zum Hochleistungssport<br />

definieren. Wer hier nicht brilliert, kann den Hochleistungssport<br />

vergessen.<br />

Jeder soll sehen, dass man<br />

auf diesem Niveau schon<br />

sehr viel trainieren muss. Die<br />

Nachwuchssportler werden<br />

auf diesem Wege gefördert."<br />

Im Fürstentum Liechtenstein<br />

werden die JPEE als Olympia-<br />

Qualifikation gesehen, erklärte<br />

IOC-Mitglied Prinzessin<br />

Nora von Liechtenstein. "Die<br />

Spiele für die kleinen Länder<br />

sind das richtige Pflaster, um<br />

auch viele junge Sportler auf<br />

eine internationale Ebene zu<br />

bringen, deshalb sind sie<br />

wichtig für die richtigen<br />

Olympischen Spiele. Die<br />

Besten unserer Sportler bei<br />

den Kleinstaatenspielen<br />

gehen auch zu Olympia."<br />

In Luxemburg ist es ähnlich,<br />

der Deutsche Heinz Thews,<br />

Technischer Direktor des<br />

luxemburgischen NOK, nutzt<br />

die Wettkämpfe in Andorra<br />

als Sichtung für die Sommerspiele<br />

2008 in Peking,<br />

schließlich würden ähnliche<br />

Verhältnisse wie bei Olympia<br />

simuliert. "Man bewegt sich<br />

nicht im gewohnten Rahmen seiner Sportart, wo man die<br />

Abläufe kennt und sich wie in einer "Familie" fühlt. Das ist<br />

eine sehr wichtige Erfahrung, die man erst einmal bewältigen<br />

muss."<br />

Aber selbst bei den Kleinstaatenspielen gibt es mit dem Radsport<br />

eine Sportart,die die Nationen mit ihrer zweiten Garnitur<br />

besetzen, denn die Profis dieser Länder müssen für ihre Teams<br />

bei den großen Rennen starten. Ein richtiger Amateur ist<br />

beispielsweise der Luxemburger Tom Flamang. Der 27 Jahre<br />

alte Radsportler fuhr drei Jahre als Profi bei Cofidis, jetzt ist er<br />

wieder Amateur und betreibt in seiner Heimat ein Radgeschäft.<br />

"Momentan ist das nur Hobby, ich bin mit meiner<br />

Arbeit ausgelastet. Trainieren kann ich nur in der Mittagspause<br />

und am Montag, wenn das Geschäft geschlossen ist. Am<br />

Sonntag fahre ich Rennen. Im Moment läuft es aber besser als<br />

erwartet."<br />

Für die beteiligten Nationen sind die Wettkämpfe im Zwei-<br />

Jahres-Rhythmus wahre Höhepunkte. Die Regierung Luxemburgs<br />

ersetzt den Sportlern sogar die Verdienstausfälle, die<br />

Medien des Großherzogtums berichten auf bis zu sieben<br />

Sonderseiten von den Kleinstaatenspielen. In Andorra überträgt<br />

das Fernsehen täglich von drei ausgesuchten Sportarten<br />

live, Eröffnungs- und Abschlussfeier wurden auch in den<br />

anderen Teilnehmernationen gezeigt.<br />

Die Sportfunktionäre nutzen die "Jeux des petits Etats<br />

d'Europe", um ihre politischen Interessen zu bündeln, bestätigt<br />

Prinzessin Nora von Liechtenstein. "Es gibt natürlich gewisse<br />

Problemfelder, die die kleinen Staaten betreffen. Beispielsweise<br />

die Olympiabeschickung, da schaut man doch hin und wieder,<br />

dass man sich da abspricht." So hat das Nationale Olympische<br />

Komitee Liechtensteins mit Unterstützung der kleinen Brüder<br />

beim IOC beantragt, die Zulassungskriterien für die Sportler<br />

dieser Länder zu vereinfachen. Damit aus einem Liechtensteiner<br />

Einzelstarter auch einmal ein Team wird. OF<br />

29


Wenn die Deutsche Meisterin neben Herrn Jedermann turnt<br />

oder Spitzensport und Breitensport ganz nah beieinander<br />

Von Walter Mirwald<br />

Die Ergebnisliste des Internationalen Deutschen Turnfestes<br />

von Berlin könnte von der Menge her eine<br />

Buchstärke erreichen, die locker mit einer Jubiläumsausgabe<br />

der Werke Schillers mitzuhalten in der Lage wäre.<br />

Und über den Inhalt wäre der unbedarfte Leser verblüfft. Da<br />

würde er auf den Namen Fabian Hambüchen stoßen und<br />

lesen, dass der 17 Jahre alte - liebevoll "Turnfloh" genannte -<br />

Kunstturner der TSG Niedergirmes die <strong>deutsch</strong>en Meistertitel<br />

im Mehrkampf, am Boden, am Barren und am Reck gewonnen<br />

hat. Ein paar Seiten weiter könnte dem Betrachter beim<br />

Durchblättern die gleichaltrige Stefanie Waldek vom Turnverein<br />

1904 Wallau auffallen, die im gemischten Wahl-Vierkampf<br />

den 498. Platz belegt hat. Spitzensport und Breitensport<br />

also ganz nah beieinander.<br />

Die <strong>deutsch</strong>en Kunstturnasse, die dank einer großartigen<br />

Mannschaftsleistung und Fabian Hambüchens siebten Platz<br />

im Reck-Finale der Olympischen Spiele von Athen in den<br />

Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt sind, wurden im Berliner<br />

Veledrom von 6.000 Zuschauern gefeiert. Bei den Finalwettkämpfen<br />

standen viele Fans Schlange vor dem Sportzentrum,<br />

konnten aber keine Karte mehr ergattern. Das hat nicht nur<br />

mit dem Hambüchen-Boom zu tun, der an die Euphorie um<br />

den Skispringer Sven Hannawald vor einigen Jahren erinnert.<br />

Das ist generell so bei Deutschen Turnfesten. Die große Masse<br />

will ihre Stars bejubeln. Und die genießen das Bad in der<br />

Menge.<br />

Diese Nähe von Spitzensport und Breitensport, dieses miteinander<br />

und nebeneinander turnen von Medaillenanwärtern<br />

bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften<br />

und dem unbekannten und meist ungenannten Turner X aus<br />

Kiel oder der Turnerin Y aus Bamberg, gibt es nur alle vier<br />

Jahre bei dem größten Wettkampf- und Breitensportereignis<br />

der Welt - beim Deutschen Turnfest, das seit Berlin 2005 den<br />

Zusatz "International" trägt. Und dieses Deutsche Turnfest<br />

wird immer wieder zu einem ganz besonderen Ereignis. Zu<br />

einem Festival der Wettkämpfe und Vorführungen, zu einer<br />

Messe des Breiten- und Freizeitsports, zum grandiosen Markt<br />

der Möglichkeiten, zum kommunikativen Aufeinandertreffen<br />

der Turngenerationen und - in diesem Jahr ganz herausragend<br />

- zur größten Bildungsveranstaltung, die es im Sport<br />

gibt. Zudem bringt ein Deutsches Turnfest Bewegung und<br />

Leben in die gastgebende Stadt, bestimmt das Bild auf den<br />

30<br />

Straßen, Plätzen und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Selbst<br />

in der Millionen-Metropole Berlin waren die mehr als 100.000<br />

Wettkämpfer und Gäste nicht zu übersehen. Und es klang<br />

ehrlich und überzeugend, als der Regierende Bürgermeister<br />

Klaus Wowereit bei der Abschlussgala im Olympiastadion den<br />

70.000 zurief: "Schade, dass sie schon nach Hause fahren. Ich<br />

hätte sie gerne noch eine Woche hier behalten."<br />

Internationales Deutsches Turnfest in Berlin! Das war ein<br />

Treffen von Turnerinnen und Turnern aus 33 Ländern. Über<br />

70.000 beteiligten sich an den Wettkämpfen und Spielturnieren.<br />

Es gab Deutsche Meisterschaften in acht Sportarten und<br />

in verschiedenen Mehrkampfdisziplinen. Vielseitigkeit war<br />

gefragt. Beispielsweise im Jahn-Neunkampf, der sich aus<br />

Leichtathletik, Geräteturnen, Schwimmen, Tauchen und<br />

Kunstspringen zusammensetzt. Oder beim Friesenkampf mit<br />

Leichtathletik, Schwimmen, Schießen und Fechten. Am<br />

Beach-Volleyball-Turnier nahmen 1.560 Teams teil, aber auch<br />

Faustball (550 Mannschaften), Handball, Prellball, Korfball,<br />

Ringtennis und Indiaca gehörten zum Programm.<br />

In Berlin wurde auch wieder deutlich: Wer einmal mit dem<br />

Turnen zu tun hatte, ist infiziert. Reinhard Dietze gehörte<br />

1976 in Montreal zur Olympiamannschaft der Kunstturner.<br />

Heute genießt der 51-Jährige mit seinen Heusenstammer<br />

Vereinskameraden die Turnfest-Atmosphäre, gewann zum<br />

vierten Mal hintereinander die Deutsche Seniorenmeisterschaft<br />

in seiner Altersklasse und hat seit 1987 in Berlin bei<br />

Deutschen Turnfesten stets im Turn<strong>wettbewerb</strong> gesiegt.<br />

Wolfgang Dreyer, zu Dietzes aktiven Zeiten Cheftrainer der<br />

<strong>deutsch</strong>en Turnriege, war in Berlin im Orientierungslauf am<br />

Start.<br />

Das Deutsche Turnfest ist aber mehr als zusammen feiern<br />

und zusammen turnen. Es ist die Demonstration einer friedlichen<br />

Volksbewegung und erinnert ein wenig an Kirchentage.<br />

Auch die Welt in über 90.000 Turn- und Sportvereinen ist<br />

nicht nur immer heil und problemfrei. Aber die Tour zum<br />

Turnfest ist eine Art Wallfahrt, vergleichbar mit dem Ausspannen,<br />

zu dem sich heute Manager in Klöster zurückziehen.<br />

Wer beim Turnfest ist, der lebt und erlebt die Turnbewegung.<br />

Dies sagt auch Rainer Brechtken, Präsident des Deutschen<br />

Turner-Bundes (DTB) in seiner Bilanz: "Alle Erwartungen sind<br />

weit übertroffen worden. Wir konnten beweisen, dass Turnen


modern und zeitgemäß ist. Turnen tut Deutschland<br />

gut."<br />

Aber auch von Seiten der Politik wurde der<br />

friedliche Aufmarsch des 5,3 Millionen Mitglieder<br />

zählenden zweitgrößten <strong>deutsch</strong>en Sport-<br />

Fachverbandes gewürdigt. Bundespräsident<br />

Horst Köhler ließ sich schon bei der Eröffnungsfeier<br />

am Brandenburger Tor von der<br />

Turnfestbegeisterung anstecken. Bundeskanzler<br />

Gerhard Schröder lobte bei einem Empfang an<br />

seinem Amtssitz die großartigen Erfolge und<br />

die Arbeit der <strong>deutsch</strong>en Turnbewegung, die in<br />

der Öffentlichkeit oft unterschätzt werde,<br />

obwohl sie soviel Gutes für die Gesunderhaltung<br />

und die Fitness der Menschen tue. Und<br />

der für den Sport in der Bundesregierung<br />

zuständige Bundesinnenminister Otto Schily<br />

wurde während seiner Lobeshymne auf das<br />

ehrenamtliche Engagement bei der Abschlussgala<br />

von den 70.000 Besuchern immer wieder<br />

von Beifall unterbrochen.<br />

Nie zuvor gab es bei Deutschen Turnfesten eine<br />

derart ausgeprägte Auseinandersetzung mit<br />

sport- und gesellschaftspolitischen Themen. Die<br />

fand in erster Linie in der von Prof. Dr. Herbert<br />

Hartmann geleiteten Turnfest-Akademie mit<br />

ausgebuchten 600 Workshops mit 25.000<br />

Plätzen und 200 Referentinnen und Referenten<br />

statt. Dabei stellte beispielsweise der Professor<br />

für Sport und Gesellschaft der Universität<br />

Osnabrück, Christian Wopp, die Frage nach dem<br />

Sport von morgen und lieferte auch Antworten.<br />

Die Deutschen würden in Zukunft weniger,<br />

älter, internationaler, weiblicher - und dicker.<br />

Selbst bei einer Zuwanderung von jährlich<br />

200.000 Menschen würden in Deutschland im<br />

Jahr 2050 statt bisher 82,5 Millionen nur noch<br />

75 Millionen Menschen leben. Die Folgen seien<br />

Mitgliederrückgänge in den Sportorganisationen<br />

und ein härterer Wettbewerb zwischen den<br />

Sportverbänden. Als Zukunftstrends nannte<br />

Wopp Sportaktivitäten in kleinen Gemeinschaften,<br />

eine Verkleinerung von Mannschaften -<br />

Fußball vielleicht neun gegen neun - , eine<br />

Zunahme von Sportarten, die Männer und<br />

Frauen gemeinsam betreiben können und einen<br />

Vormarsch der Frauen, der beim Deutschen<br />

Turner-Bund schon in vollem Gange ist.<br />

Im Rahmen des Internationen Deutschen<br />

Turnfestes verliehen Bundespräsident Horst<br />

Köhler und der Präsident des Deutschen Sport-<br />

31


undes (DSB), Manfred von Richthofen, im Jüdischen Museum<br />

die Sportplakette des Bundespräsidenten für 100-jährige<br />

und ältere Vereine an den Turnverein Mülheim (Rheinland-<br />

Pfalz), den Schwimmverein Würzburg (Bayern) und den Turnund<br />

Sportverein Reichenbach (Baden-Württemberg).<br />

Bundesinnenminister Otto Schily und DTB-Präsident Rainer<br />

Brechtken zeichneten in derselben Veranstaltung die Medaillengewinner<br />

im Trampolinspringen von Athen, Anna Dogonadze<br />

und Henrik Stehlik, sowie die Orientierungsläuferin<br />

Frauke Schmitt Gran mit der Flatow-Medaille aus, mit der an<br />

die im KZ ums Leben gekommenen Turn-Olympiasieger von<br />

1896, Alfred Flatow und Gustav Felix Flatow, erinnert wird.<br />

Vor der Ehrung hatten Brechtken und von Richthofen die<br />

Schuld, die die Sportverbände während der Nazi-Zeit auf sich<br />

geladen haben, deutlich herausgestellt. Von Richthofen sagte<br />

dabei unter anderem: "Bereits Anfang 1933 setzte in vielen<br />

Verbänden ein Wettlauf ein, möglichst schnell die Juden<br />

auszuschließen." Dennoch nutzte das Mitglied des Zentralrats<br />

der Juden, Dr. Dieter Graumann, in Anwesenheit des Bundespräsidenten<br />

und des Innenministers die Gelegenheit zu einer<br />

schonungslosen Abrechnung mit den Sportverbänden, denen<br />

er die Verweigerung eines Schuldeingeständnisses vorwarf. Er<br />

appellierte an den <strong>deutsch</strong>en Sport, endlich Transparenz und<br />

Offenheit herzustellen über die Fehlleistungen der Nazi-Zeit<br />

und noch immer vorhandene Vorurteile abzulegen. Nur dann<br />

habe der Sport seine allerbeste Zeit noch vor sich.<br />

32<br />

Der Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, der<br />

sich in der Turnfestwoche täglich in das fröhliche bunte<br />

Getümmel gemischt hatte, trauert der fröhlichen Turngesellschaft<br />

auch deshalb nach, weil Einzelhandel, Gastronomie<br />

und Hotellerie während des Turnfestes durchweg steigende<br />

Umsätze vermeldeten. In den <strong>deutsch</strong>en Metropolen hat sich<br />

längst herumgesprochen, dass Turnfeste mittlerweile keine<br />

Heimsuchungen sind, sondern durchaus profitable Events.<br />

"Für jede Stadt ist das Deutsche Turnfest eine der wichtigsten<br />

Veranstaltungen, die man bekommen kann", sagte die Präsidentin<br />

des Deutschen Städtetages und Oberbürgermeisterin<br />

von Frankfurt am Main, Petra Roth, in Berlin. Sie ist Gastgeberin<br />

des Deutschen Turnfestes 2009 und erlebte in der<br />

Hauptstadt, dass die Messlatte in Sachen Durchführung und<br />

Organisation sehr hoch gelegt wurde. Petra Roth freut sich<br />

auf diese Herausforderung: "Ein Turnfest in einer internationalen<br />

Großstadt wie Berlin oder Frankfurt verbindet den<br />

Charme, die Dynamik und Athletik einer wunderbaren Sportart<br />

mit der Urbanität einer Metropole - das erzeugt eine ganz<br />

eigenartige Stimmung und öffnet diesen Sport für weite<br />

Kreise der Gesellschaft."<br />

Für 2013 wollen sich mit Stuttgart, Düsseldorf, Bremen und<br />

Hamburg gleich vier Landeshauptstädte für die Ausrichtung<br />

der größten Sportveranstaltung der Welt bewerben. Die<br />

Turner nehmen das gelassen und selbstbewusst zur Kenntnis.<br />

Wie war in Berlin auf einem T-Shirt zu lesen: "Wenn Turnen<br />

einfach wär´, wär´s Fußball".<br />

OF


M<br />

Vom Rausch der medialen<br />

Geschwindigkeit<br />

an muss noch nicht alt und klapprig sein und seit,<br />

sagen wir, vier Jahrzehnten in diesem Beruf, um gerade<br />

in diesen Tagen unter dem Eindruck zu leiden, dem Tempo im<br />

Sport und im Sportjournalismus gedanklich und mitunter<br />

auch körperlich nicht mehr ganz gewachsen zu sein. Zum<br />

sportlichen Alltag, den normal zu nennen sich eigentlich<br />

verbietet, kamen in den ersten Monaten dieses Jahres als<br />

Sonderbelastungen große Berichterstattungsthemen wie<br />

Schmelings Abschied, der Hoyzer-Skandal mit all seinen<br />

Facetten oder die Finanzkrise von Borussia Dortmund, nicht<br />

zu vergessen kleinere oder größere Doping-Affären; Beckenbauer,<br />

Klinsmann und Co. gaben und geben ständig Gas. Alle<br />

scheinen ständig am ganz großen Rad zu drehen.<br />

Kaum war der eine Komplex abgearbeitet, tat sich schon die<br />

nächste Baustelle auf. Triumphen in der einen Sportart folgten<br />

Abstürze in der anderen. Und die Region Frankfurt/Rhein-<br />

Main wurde durch die Fußballkämpfe in Mainz, Offenbach<br />

und Frankfurt mehr in Atem gehalten als seit Jahren. Und<br />

über allem liegt die Flüchtigkeit, der Rausch der Geschwindigkeit,<br />

heute geschrieben, morgen gedruckt, und noch vor<br />

übermorgen vergessen, überholt vom Internet, von Fernsehen,<br />

Radio, Videotext. Puh!<br />

Da kam jüngst ein Abend gerade recht, an dem der Frankfurter<br />

Presseclub seinen 25. Gründungstag feierte und Eva<br />

Demski, freie Journalistin und Schriftstellerin, die Geburtstagsrede<br />

hielt. Sie formulierte Gedanken "über die Vergänglichkeit<br />

unseres Tuns". Am Anfang stand der Satz: "Ich finde<br />

den Beruf (des Journalisten) grässlich und ich liebe ihn. Ich<br />

habe ihn verlassen und halte mich mit einer Hand krampfhaft<br />

an ihm fest." Das Internet mit seinen Vor- und vor allem<br />

seinen Nachteilen nannte sie "fundamentale Veränderung<br />

unserer Berufswelt, längst ins Leben eingebaut", die vielleicht<br />

"im journalistischen Stammhirn noch nicht wirklich angekommen"<br />

sei.<br />

Der Beruf erinnere manche mit einem Mal an die Herstellung<br />

von Weißwürsten. "Die müssen bis Mittag verzehrt, verdaut<br />

und vergessen sein. Es ist nichts gegen sie einzuwenden, aber<br />

sie sowie die Tageszeitung, egal welche, scheinen plötzlich ein<br />

allzu flüchtiges Produkt."<br />

Das schmerze alle, die die Sprache liebten. "Journalisten sind<br />

auch Künstler, das lasse ich mir nicht ausreden, auch der<br />

testosterongesättigtste Sportreporter - grade bei denen sind<br />

die Poeten gar nicht so dünn gesät." Die Wirklichkeit in den<br />

Redaktionen umriss die Laudatorin sehr genau: "Um die<br />

Wahrheit geht's nicht immer, sondern um Politik verschiede-<br />

34 OF-K<br />

ner Art: Warum hatten wir das nicht vorher? Wäre das nicht<br />

unser Thema? Was heißt, Sie interessieren sich nicht für<br />

Genome? Mit dem X werden wir es uns grade jetzt nicht<br />

verderben! Und die jungen Ritter und Ritterinnen schütteln<br />

sich unter dem Gewitter der Tagesrealität und tappen im<br />

Nebel der so genannten Interessen herum und warten auf<br />

den neuen Tag. Die neue Story. Den göttlich brauchbaren<br />

Skandal, der ihnen direkt vor die Füße fällt. Und dass der<br />

Chefredakteur aufhört, sie auf dem Kieker zu haben. Und dass<br />

der Entlassungskelch an ihnen vorübergehen möge."<br />

Journalisten sind, das wissen wir doch alle, denkbar schlecht<br />

beleumundet - und dennoch sind die Medienseminare voll, ist<br />

die Zahl wartender Praktikanten und Hospitanten Legion,<br />

dürfte es an Nachwuchs wohl niemals mangeln. Nur was<br />

wollen die alle tun? Eva Demski: "Woran soll man sich denn<br />

halten außer an Sensationen. Das Karussell, auf das man sich<br />

heute setzt, hat kein links und kein rechts, es ist rund."<br />

Tröstlich für die Alten (Jahrgang 1961 und aufwärts) fügte sie<br />

hinzu: "Was immer am Anfang dieses Berufswunsches stand:<br />

der Welt die Wahrheit um die Ohren zu hauen, Robbie Williams<br />

aus der Nähe sehen zu können, dem Kapitalismus<br />

tierische Namen zu geben oder endlich zu allen Rockkonzerten<br />

oder Formel-1-Rennen eingeladen zu werden: Der Lust,<br />

dieser Lust, wird Ewigkeit nicht beschieden sein!"<br />

Und wir Zeitungsleute, werden wir alle bald Elektroniker im<br />

Schichtdienst sein, Nachrichterverwurster und Webmaster?<br />

Keineswegs, meint Eva Demski: "Die sterbliche Zeitung, das<br />

unsterbliche Buch - es wird sie weiter geben. Wie ehedem.<br />

Aus Papier. Mit gedruckten Buchstaben drin. Zum allmorgendlichen<br />

Aufregen und Vergessen, zum Entzücken, zum<br />

Ärgern, und zum samt Marmeladenbrot mit ins Bett nehmen.<br />

Schließlich hat die Sache mit dem Cybersex auch nicht hingehauen!<br />

Die alte Methode hat sich souverän behauptet. Man<br />

hat von der virtuellen Variante nie wieder gehört."<br />

Mit diesem Wissen gehen wir zu Bett - nein, nicht dafür!<br />

Erschöpft machen wir die Augen zu, schlafen traumlos.<br />

Sport? Erst morgen wieder.<br />

A<br />

Quoten-Zynismus<br />

Jörg Hahn<br />

uf den ersten Blick erscheint diese Vision ziemlich<br />

absurd: Deutsche Spitzensportverbände wählen sich in<br />

Zukunft in ihre Führungsgremien den TV-Wart, so wie sie sich<br />

die passenden Personen als Sport-oder Kassenwart ausgucken<br />

(schon klar: heutzutage sind das Vizepräsidenten Leistungssport<br />

und Finanzen). Auszug aus dem Anforderungsprofil:<br />

OF-KOMMENT<br />

OMMENTAR AR


Der/die sollte über einen direkten Draht zu den Sendeanstalten<br />

verfügen, am besten dort schon einmal an verantwortlicher<br />

Stelle gearbeitet haben und über Muskel- und Geisteskraft<br />

verfügen, um beim Tauziehen um Fernsehverträge zu<br />

obsiegen. Das fällt einer stattlichen Reihe <strong>olympischer</strong> Verbände<br />

zusehends schwerer. Übertragungen nationaler Veranstaltungen,<br />

deren Rechte bei den Verbänden liegen, sind<br />

keine Selbstläufer mehr, für die Sportorganisationen gleichwohl<br />

von zum Teil existenzieller Bedeutung.<br />

Auf den zweiten Blick fällt auf: der Plan ist beileibe nicht aus<br />

dem Reich Absurdistan, sondern fast schon Realität. Die<br />

Deutsche Eislauf-Union (DEU) wird von dem MDR-Radio- und<br />

Fernsehredakteur Reinhard Mirmsecker geführt, und der<br />

Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) besetzte im Frühjahr<br />

einen von vier Vizepräsidenten-Posten mit dem ehemaligen<br />

ARD-Sportkoordinator Werner Zimmer. Dessen erste Amtshandlung<br />

war die Begutachtung eines noch nicht unterschriebenen<br />

neuen TV-Vertrags und Zimmers vermutlich<br />

erster Kommentar einem Stoßseufzer nicht unähnlich: die<br />

Quote, die Quote.<br />

Das ist das Stichwort, das die Sender wie einen Rechtfertigungsbanner<br />

vor sich her tragen, das die Verbände indes vor<br />

allem als rotes Tuch wahrnehmen. Die Einschaltquote ist der<br />

Seismograph für die Senderökonomie - und die schert sich<br />

einen feuchten Kehricht um das Postulat einer flächendeckenden<br />

Grundversorgung mit olympischem Sport. Gegen<br />

dieses Handicap, so scheint es, sind auch die Verbände-<br />

Zimmers machtlos. Es sei denn, sie präsentieren, wonach nun<br />

auch die Öffentlich-Rechtlichen lechzen: Stars, Stars, Stars.<br />

Nur, dem <strong>deutsch</strong>en Sport gehen die Nachfolger für Bildschirmgrößen<br />

wie Becker, Hannawald, Baumann und van<br />

Almsick aus. Kommen die Verbände also mit leeren Händen,<br />

wird ihr Sport mit Missachtung belegt oder wie das einst<br />

verhätschelte und deshalb omnipräsente <strong>deutsch</strong>e Tennis wie<br />

im Mai bei den German Open abgeschoben zu einem Minisender<br />

namens xxp. Heißt wohl superpeinlich.<br />

Apropos Stars. Ende Juli überträgt das "Erste" in der Sportschau<br />

als Ersatz für die urlaubende Fußball-Bundesliga<br />

Leichtathletik aus Braunschweig. Halleluja!, hören wir die<br />

Gefolgsleute der Königin Olympias jubeln. Doch Vorsicht -<br />

laufen, springen und werfen werden am späten Samstagnachmittag<br />

in einem Format mit dem Titel "Star-Leichtathletik"<br />

nur so genannte Promis, Ehemalige und Möchtegerns. Im<br />

Rahmen der <strong>deutsch</strong>en Jugendmeisterschaften. Zu Optimismus<br />

neigende Zeitgenossen hoffen, dass auch ein paar Bilder<br />

von "echten" Wettkämpfern in die Sendung rutschen. Sie<br />

sollten besser den Kopf schütteln über den Zynismus, den das<br />

Fernsehen hier an den Tag legt.<br />

Michael Gernandt<br />

OF-KOMMENT<br />

OF-KOMMENTAR<br />

AR<br />

I<br />

Von wegen Abstellgleis<br />

m Alter aufs Abstellgleis! Diese vermeintlich logische<br />

und naturgesetzmäßige Verbindungslinie wird immer<br />

häufiger durchbrochen. Da mag man, dem Jugendwahn<br />

gehorchend, noch so spöttisch und anbiedernd von der<br />

Ersatzteil-Generation und Kukident-Fraktion sprechen - die<br />

Senioren blasen zum Aufbruch. Und der Sport ist an diesem<br />

Prozess der Neuorientierung nicht ganz unbeteiligt. Seine<br />

Botschaften erweisen sich nämlich in hohem Maße als<br />

bewusstseinsverändernd - mit praktischen Folgen im Senioren-<br />

und Sportalltag.<br />

Wenn heute 90-Jährige dank ihres Trainings- und Wettkampfprogramms<br />

in die Schlagzeilen drängen, andere<br />

Hochbetagte Sportabzeichen-Rekorde aufstellen oder sogar<br />

in Extrembereichen Leistungswunder vollbringen, dann wird<br />

der Schaukelstuhl als angestammtes und angemessenes<br />

Bewegungsvehikel der Alten Sperrmüll-verdächtig. Zu all<br />

diesen Glanzpunkten im Rampenlicht der späten Jahre<br />

zählen natürlich auch Seniorenweltmeister vieler Sparten<br />

und Kategorien. Manchmal sogar - Alter schützt vor Torheit<br />

nicht - mit den negativen Begleiterscheinungen von<br />

Doping und Manipulation.<br />

Doch Ehrgeiz ganz anderer Art ist es, der mittlerweile die<br />

Vereine und Verbände umtreibt. Es sind große sport- und<br />

gesellschaftspolitische Herausforderungen, denen sich die<br />

Organisationen gegenüber sehen. Demografische Entwicklungen<br />

lassen die Zielgruppe anwachsen. Die Erwartungen<br />

bezüglich der Angebotsvielfalt steigen. Und auch das Aufgabenspektrum<br />

vom Thema Gesundheitsförderung über die<br />

Bandbreite sozialer Anliegen bis zu reizvollen Offerten rund<br />

um das Ehrenamt macht deutlich: Die Vergangenheit mag<br />

abgehakt und die Gegenwart halbwegs bewältigt sein, doch<br />

den Senioren gehört auch ein gutes Stück Zukunft im<br />

organisierten Sport.<br />

Denn wer mehr Lebensqualität durch sportliche Lebenshilfe<br />

verheißt, der muss sich an solchen Versprechungen messen<br />

lassen. Von wegen Abstellgleis: Die immer jünger daherkommenden<br />

Alten werden es ihren Wegbereitern schon<br />

zeigen. Und zur Not die Weichenstellungen selbst vornehmen.<br />

Harald Pieper<br />

35


Die Päpste<br />

und der<br />

Sport:<br />

Über eine ebenso<br />

unbekannte wie<br />

intensive Beziehung<br />

36<br />

Von Willi Schwank<br />

Das Verhältnis der Päpste zum Sport zu beschreiben<br />

und insbesondere deren Sportverständnis zu analysieren,<br />

gehört sicher nicht zum täglichen Aufgabenbereich<br />

derjenigen, die das Sportgeschehen in der Welt journalistisch<br />

und wissenschaftlich begleiten.<br />

Der aufmerksame Beobachter des Sports stellt jedoch fest,<br />

dass der Sport gelegentlich über die Tagesaktualität hinaus<br />

auch dort Bedeutung besitzt und wahrnehmbar ist, wo er<br />

zunächst weniger vermutet und auch nicht in erster Linie<br />

gesucht wird. Den Sport im Leben der Päpste zu entdecken<br />

und deren Verhältnis zum modernen Sport und zur Olympischen<br />

Bewegung aufzuzeigen, ist also eine lohnenswerte<br />

Aufgabe.<br />

Dies um so mehr, als der vor kurzem verstorbene Papst<br />

Johannes Paul II. eine von vielen Seiten bestätigte große<br />

Nähe zum Sport hatte. So war es Papst Benedikt XVI. bedeutungsvoll<br />

genug, in seiner Predigt während der Totenmesse<br />

auch auf das sportliche Vermächtnis dieses Papstes hinzuweisen<br />

und dies anlässlich einer Generalaudienz nochmals zu<br />

unterstreichen, als an diesem Tag ein Berggipfel des Gran<br />

Sasso d'Italia nach Papst Johannes Paul II. benannt wurde,<br />

"der diese prächtigen Berge geliebt und viele Male besucht<br />

hat". Der vorliegende Beitrag soll im Zeitraum der Päpste der<br />

letzten hundert Jahre mit dem Blick auf deren Ansprachen<br />

und Botschaften die Entwicklung päpstlicher Sportauffassung<br />

verdeutlichen.<br />

Pius X. (1903-1914)<br />

Papst Pius X. hat für das Verhältnis von Kirche und Sport im<br />

20. Jahrhundert einen bedeutsamen Anfang gesetzt. Er<br />

erfährt im Verlaufe seines Pontifikates zahlreiche und intensive<br />

Berührungen mit dem Sport und nimmt einige Male die<br />

Gelegenheit wahr, sich darüber zu äußern.<br />

Zwei Vorgänge prägen insbesondere das enge und von Wohlwollen<br />

und Bewunderung geprägte Verhältnis dieses Papstes<br />

zum Sport:<br />

die fast jährlich stattfindenden Wettkämpfe im Vatikan,<br />

insbesondere das internationale Sportfest anlässlich seines<br />

goldenen Priesterjubiläums 1908;<br />

die Begegnung mit dem Begründer der neuzeitlichen<br />

Olympischen Bewegung, Baron de Coubertin, 1905.<br />

Die sportlichen Wettkämpfe innerhalb des Vatikans, die teils<br />

auf päpstliche Einladung hin auch zum Teil in Anwesenheit<br />

des Papstes als völlig neuartige und besondere Veranstaltungen<br />

durchgeführt werden, erfahren in der nationalen und<br />

internationalen Öffentlichkeit wegen der beeindruckenden<br />

Teilnehmerzahl aus ganz Europa und der jeweiligen Ansprachen<br />

des Papstes ein hohes Maß an Aufmerksamkeit in der


sportlichen wie kirchlichen Öffentlichkeit. So bezeichnet<br />

Coubertin das auf Einladung des Papstes 1905 veranstaltete<br />

nationale Sportfest der katholischen italienischen Vereine als<br />

"ein Ereignis von einzigartiger, sehr großer Tragweite" und als<br />

einen "genialen Anstoß", für die Leibeserziehung. Besondere<br />

Erwähnung verdienen anlässlich des goldenen Priesterjubiläums<br />

Pius X. 1908 zwei Behindertensportgruppen: Eine Riege<br />

von 9 blinden Turnern eines römischen Instituts und eine<br />

Gruppe von Taubstummen aus Turin mit exakt dargebotenen<br />

Übungen, wobei die Blindenriege sogar Hochsprungübungen<br />

vorführt.<br />

Die Zusammenkunft Pius X. mit Baron Pierre de Coubertin in<br />

Rom 1905 stellt innerhalb der modernen Turn- und Sportgeschichte<br />

eine Begegnung von besonderer Bedeutung dar,<br />

bildet sie doch den Anfang eines engen Verhältnisses zwischen<br />

Papsttum und Olympischer Bewegung. Noch 1960<br />

erinnert Papst Johannes XXIII. anlässlich der Olympischen<br />

Spiele in Rom an dieses Zusammentreffen seines Vorgängers<br />

mit Coubertin und setzt damit in gleicher Weise ein unmissverständliches<br />

Zeichen kirchlicher Zustimmung zur Integration<br />

des Sports in die katholische Verbandsarbeit. In seinen<br />

jeweils kurzen Ansprachen bekundet der Papst seine besondere<br />

Zuneigung gegenüber den sportlichen Übungen und sieht<br />

in ihnen sowohl eine Möglichkeit der Unterhaltung und des<br />

"Zeitvertreibs" als auch ein pädagogisches Mittel zur Ausbildung<br />

der Persönlichkeit. Nach Auffassung des Papstes haben<br />

sie einen direkten Einfluss auf die geistigen Übungen, indem<br />

sie diese beleben und dem Menschen Anstrengung abverlangen,<br />

so dass er dem "Bösen" nicht "anheim fällt". Die Wettkämpfe<br />

sind schließlich vergleichbar mit den Bemühungen<br />

um ein tugendhaftes Leben und können eine Anregung zu<br />

geistiger Vervollkommnung sein.<br />

Wenn auch Sport und Spiel noch nicht dem heutigen Verständnis<br />

entsprechend durch Pius X. als "Ausdruckshandlungen"<br />

des einen und ganzen leibhaftigen Menschen gesehen<br />

werden, so ist dennoch durch ihn eine weitgehende Integration<br />

des Sports in das Aufgabenfeld katholischer Jugendarbeit<br />

erfolgt.<br />

Pius XI. (1922-1933)<br />

Während das Thema Sport bei Papst Benedikt dem XV., dem<br />

Vorgänger Pius XI., wegen der schwierigen Kriegs- und Nachkriegszeit<br />

keine weitere Bedeutung erlangen kann, erfährt es<br />

bei Pius XI. wieder besondere Beachtung. Dies ist darauf<br />

zurück zu führen, dass dieser Papst einerseits selbst Sport<br />

treibt (Besteigung des Monte Rosa), andererseits aber auch<br />

dem Sportbedürfnis der Menschen, insbesondere der Jugend,<br />

in der Nachkriegszeit aufgeschlossen gegenübersteht und in<br />

zahlreichen Ansprachen wie in seinem Rundschreiben "Divini<br />

illius Magistri" dazu Stellung bezieht.<br />

Zwei Ereignisse des Jahres 1926 lassen die Sportauffassung<br />

des Papstes klar erkennen:<br />

das Treffen des internationalen katholischen Sportverbandes<br />

FICEP;<br />

der jährliche Empfang des Oratoriums di S. Pietro im<br />

Damasushof des Vatikans, wo auch ein Schauturnen in<br />

Anwesenheit des Papstes durchgeführt wird.<br />

Die zu beiden Gelegenheiten vorliegenden Dokumente über<br />

die Ansprachen Pius XI. lassen zum einen erkennen, dass er<br />

bei seinen grundsätzlichen Äußerungen zum Sport in der<br />

Tradition Pius X. steht, zum andern sind sie aber auch Belege<br />

dafür, dass Pius XI. mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit<br />

des Frauensports einen weiteren Schritt über das traditionelle<br />

Verhalten hinaus tut. Jedoch bleibt auch hier der Körper<br />

"feinstes Instrument der Seele", wenn man ihm "Agilität,<br />

solide Anmut, Gesundheit und echte und gute Kraft" durch<br />

Sport vermittelt.<br />

Pius XII. (1939-1958)<br />

Mit dem Pontifikat Pius XII. beginnt eine neue Periode in dem<br />

Verhältnis von Kirche und Sport. Sie ist ebenso durch eine<br />

intensive sportliche Praxis des Papstes wie durch seine<br />

umfassende und weitschauende Betrachtungsweise der Welt<br />

des Sports gekennzeichnet. Die Hinwendung Pius XII. zum<br />

Sport insgesamt hat zwei Gründe, von denen der eine im<br />

persönlichen Bereich, der andere in seinem Lehr- und Hirtenamt<br />

zu finden ist.<br />

Während also vor allem der junge Student Pacelli auf Anraten<br />

seines Arztes sich den gesundheitsfördernden und -erhaltenden<br />

sportlichen Aktivitäten wie Reiten, Rudern, Schwimmen<br />

und Wandern widmet, versucht der spätere Papst, "das weite<br />

Gebiet der Leibeskultur zu ordnen und ihm die gebührende<br />

Stellung im gesamten Erziehungs- und Kulturbereich anzuweisen".<br />

Zu Letzterem sieht er sich deshalb verpflichtet, weil<br />

"wesentliche und vielfältige Beziehungen die soziale Ordnung<br />

mit den religiösen und sittlichen Fragen verbinden und ihnen<br />

unterordnen". Eine Trennung von Religion und Leben dürfe in<br />

der Form nicht hingenommen werden, "als ob für die Wirklichkeit<br />

des Daseins, für den Beruf, die Wirtschaft, alle die<br />

öffentlichen Bereiche Gott überhaupt nicht existiere". Entsprechend<br />

diesem Kirchen- bzw. Amtsverständnis ist Pius XII.<br />

angesichts der raschen und weltweiten Aufwärtsentwicklung<br />

des Sports der Meinung, dass die Beschäftigung mit den<br />

Fragen des Sports und der Leibeserziehung "ohne Zweifel<br />

einer Notwendigkeit der gegenwärtigen Zeit" entspreche.<br />

So sind die Anlässe zu seinen Äußerungen zum Sport vielfältiger<br />

Natur und reichen von den Aufgaben der Medien im<br />

Bereich des Sports über die nationalen und internationalen<br />

37


Wettkämpfe sowie Olympischen Spiele bis hin zu jener<br />

Gefahr des Sports, die darin besteht, dass eine übertriebene<br />

Körperkultur "der Jugend keine Zeit und keine Willenskraft<br />

mehr übrig lässt, sich mit den Dingen des Geistes zu beschäftigen".<br />

Für Pius XII. ist es das höchste Ziel menschlichen<br />

Handelns, "den Menschen Gott näher zu bringen", d.h. die<br />

Beurteilung des Sports ist an die Frage gebunden, ob er auf<br />

dieses höchste Gut und letzte Endziel, d.h. Gott, hingeordnet<br />

ist. Der Sport kann nach Auffassung des Papstes diesem<br />

höchsten Ziel dienen, und zwar auf dem Weg über Zwischenziele,<br />

die gleichsam verschiedenen Ebenen zugeordnet sind.<br />

Diese Stufenfolge der Zielsetzung lässt sich folgendermaßen<br />

skizzieren: Der Sport ist nach Pius XII. eine Form der körperlichen<br />

Erziehung, das heißt, ihm kommt die Aufgabe zu, "den<br />

Gebrauch, die Entfaltung, die Beherrschung der im Körper<br />

schlummernden Kräfte zu bezwecken, aber auch Entspannung,<br />

Erholung und Freude zu verschaffen". Dazu sei es<br />

notwendig, den Körper "einer strengen und sogar harten<br />

Disziplin" zu unterwerfen, denn "Gewöhnung an Anstrengung,<br />

Widerstandsfähigkeit gegen Schmerz, strenge Sitten<br />

der Enthaltsamkeit und Mäßigkeit sind unerlässliche Vorbedingungen<br />

zur Erringung der Sieges".<br />

Den Sport nur unter diesem Gesichtspunkt zu beurteilen, ist<br />

nach Auffassung Pius XII. eine unzureichende Betrachtungsweise,<br />

denn Spiel und Sport sind entsprechend seinem Verständnis<br />

auch an die Grundwahrheit gebunden, nämlich, dass<br />

"die Seele den endgültig bestimmenden Ausschlag für alle<br />

äußeren Handlungen gibt". Der Sport steht also im Dienst der<br />

Seele, bzw. die Seele gebraucht den durch den Sport vorbereiteten<br />

Leib "zur Entfaltung des inneren und äußeren Lebens<br />

der Person".<br />

Auf der Grundlage dieser Bewertung des Sports ergeben sich<br />

für den Papst zwei Forderungen. Die erste betrifft die Rangordnung<br />

Körper - Seele im Konfliktfall. Was immer auch<br />

unter Konfliktfall zu verstehen ist, der Papst ist der Auffassung,<br />

dass die Interessen der Seele unantastbar und allem<br />

übergeordnet sind. "Wahrhaftigkeit und Rechtschaffenheit,<br />

Liebe, Gerechtigkeit und Billigkeit, sittliche Unantastbarkeit<br />

und natürliche Schamhaftigkeit, die schuldige Sorge für<br />

Gesundheit und Leben, für die Familie und den Beruf, den<br />

guten Namen und die wahre Ehre dürfen der sportlichen<br />

Betätigung, ihren Siegen und ihrem Ruhm nicht untergeordnet<br />

werden". Insbesondere beklagt der Papst den Irrtum, "der<br />

das Verfügungsrecht über den eigenen Körper für unbegrenzt<br />

hält und ihn folglich offenkundig Gefahr und erschöpfenden<br />

Anstrengungen aussetzt oder ihm, um ihn zu Leistungen zu<br />

zwingen, die die eigenen Kräfte nicht hergeben, ernstlich<br />

schädliche Substanzen zuführt, wie die starken Stimulantien,<br />

die nicht nur dem Organismus vielleicht nicht wieder gut zu<br />

machende Schäden zufügen".<br />

38<br />

Die zweite Forderung bezieht sich auf die Stellung des Sports<br />

innerhalb des gesamten menschlichen und christlichen<br />

Lebens. Der Sport ist nach Pius XII. trotz aller förderlichen<br />

Auswirkungen auf Mensch und Gesellschaft nicht das<br />

"hauptsächliche Element des menschlichen Handelns", denn<br />

mit ihm sind keine "unerlässlichen Lebenswerte noch absolute<br />

moralische Notwendigkeiten" verbunden. In diesem<br />

Zusammenhang formuliert der Papst Richtlinien, die sich<br />

konkret auf die Bereiche menschliche Arbeit, Familie und<br />

Sonntagsgottesdienst und deren Verhältnis zum Sport beziehen.<br />

Der Sport trägt schließlich - so Pius XII. - zur charakterlichen<br />

Bildung bei, wenn er sich in den Dienst der Seele stellt. Er<br />

macht den Menschen mutig, lässt ihn ein großmütiger Verlierer<br />

und ein freundlicher Sieger sein, er "schärft die Sinne,<br />

vermittelt geistigen Tiefblick und stählt den Willen zur<br />

Beharrlichkeit". In diesem Zusammenhang weist der Papst<br />

dem Fairplay-Gedanken eine besondere Bedeutung zu, denn<br />

durch ihn wird der Sport zu einer "Schule der Anständigkeit,<br />

des Mutes, des Ertragens, der Entschlossenheit und allgemeinen<br />

Brüderlichkeit".<br />

Johannes XXIII. (1958-1963)<br />

Papst Johannes XXIII. hat von seiner Veranlagung wie von<br />

seinem Werdegang her den Sport nie aus der Nähe kennen<br />

gelernt. Umso erstaunlicher ist es, wie aufgeschlossen er sich<br />

zu den Fragen und Problemen der Leibesübungen und der<br />

Leibeserziehung öffentlich äußert.<br />

Die grundsätzliche Auffassung Johannes XXIII. zum Sport, wie<br />

wir sie seinen Ansprachen aus den Jahren 1959 (Kongress des<br />

italienischen Sportzentrums) und 1960 (Olympische Spiele)<br />

entnehmen können, knüpft in wesentlichen Punkten an die<br />

seines Vorgängers an, wobei er im Leistungsstreben "einen<br />

sehr großen pädagogischen und geistigen Wert" sieht.<br />

Man würde jedoch die Auffassung des Papstes unvollständig<br />

wiedergeben, würde man nicht jenes Anliegen hervorheben,<br />

das er in seiner Ansprache an den ersten italienischen Nationalkongress<br />

über den Sport 1963 als bedeutungsvolles Ziel<br />

des Sports bezeichnet hat, nämlich die friedliche Begegnung<br />

und Einigung der Völker.<br />

Paul VI. (1963-1978)<br />

Im Verlaufe seines Pontifikates hat sich Paul VI. wie Pius XII.<br />

in unzähligen Ansprachen und Verlautbarungen zum Sport<br />

geäußert. In der grundsätzlichen Wertung des Sports steht<br />

Paul VI. noch in der Tradition seiner Vorgänger, unterstreicht<br />

jedoch in seinen Botschaften anlässlich der in seiner Amtszeit


stattfindenden Olympischen Spiele von Mexiko 1968 und<br />

Montreal 1976 deren große Bedeutung für den Frieden und<br />

das brüderliche Miteinanderleben der Rassen in den fünf<br />

Erdteilen: "Auch wenn wir gewisse Gefahren nicht übersehen,<br />

bleiben wir weiterhin davon überzeugt, dass die Olympiade<br />

menschliche Werte zur Entfaltung zu verbringen vermag, die<br />

für alle Menschen schätzenswert, besonders aber den Christen<br />

teuer sind. Sie fördert die gegenseitige Hochachtung und<br />

den Frieden zwischen den Völkern auf einem Gebiet, wo alle<br />

Gegensätze auf einen friedlichen Wettstreit hinaus laufen<br />

sollten."<br />

In diesem Sinne - so Paul VI. in seiner Botschaft - fühlt sich<br />

die Kirche, deren Sendung geistlicher und überirdischer Natur<br />

ist, zu einem herzlichen Dialog mit der Welt des Sports aufgerufen,<br />

für dessen Anstrengungen sie lebhaftes Interesse<br />

bekundet.<br />

Johannes Paul II. (1978-2005)<br />

Die Betrachtungsweise des Sports erfährt bei Johannes Paul<br />

II. eine neue Qualität bzw. eine neue Dimension. Dirk Schümer<br />

schrieb in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung : "…für<br />

Karol Wojtyla war der Sport immer schon ein Lebens- und<br />

Glaubenselement …". Unter den wiederum zahlreichen<br />

Ansprachen und Botschaften kann die große Rede des Papstes<br />

aus dem Jahr 1984 anlässlich der Heilig-Jahr-Messe im<br />

römischen Olympiastadion als beispielhafte Dokumentation<br />

seiner Sportauffassung angesehen werden.<br />

Unter Berufung auf den Brief des Apostels Paulus an die<br />

Korinther ist nach Meinung des Papstes der Sport unter die<br />

menschlichen Werte zu zählen, denn auch Paulus erkennt die<br />

grundlegende Gültigkeit des Sports an, betrachtet ihn nicht<br />

nur als Vergleichsmöglichkeit zur Erläuterung eines höheren<br />

ethischen und asketischen Ideals und erachtet ihn in "seiner<br />

inneren Wirklichkeit als Bildungsfaktor des Menschen und als<br />

Komponente der Kultur und der Gesellschaft". "So hat der Hl.<br />

Paulus in der Fortsetzung der Lehre Jesu" - so der Papst - "die<br />

christliche Haltung zu dieser wie anderer Ausdrucksformen<br />

der natürlichen Fähigkeiten des Menschen, wie Wissenschaft,<br />

Arbeit, Kunst, Liebe, soziales und politisches Engagement,<br />

festgelegt: keine Haltung von Ablehnung oder von Flucht,<br />

sondern von Achtung, von Wertschätzung, wenn nicht gar<br />

von Befreiung und Erhebung: mit einem Wort, von Erlösung".<br />

Auf der Grundlage dieser biblischen Aussagen entwirft der<br />

Papst sein weiteres Bild vom Sport.<br />

a) Der Sport im Dienste des Menschen. b) Die Würde der<br />

menschlichen Person ist das Ziel jeder sportlichen Aktivität<br />

und Maßstab für deren Beurteilung. c) Der Sport ist ein fairer<br />

und hochherziger Vergleich, ein Ort der Begegnung, ein Band<br />

der Freundschaft. d) Der Sport kann echte Kultur sein, wenn<br />

er für die menschlichen und universalen Werte zur ausgewogenen<br />

Entwicklung des Menschen in allen seinen Dimensionen<br />

offen steht und empfänglich ist. e) Der Sport ist wegen<br />

seiner Universalität ein Mittel der Brüderlichkeit und des<br />

Friedens. f) Der Sport kann einen gültigen und fruchtbringenden<br />

Beitrag zur friedlichen Koexistenz aller Völker leisten,<br />

"jenseits jeder Diskriminierung von Rassen, Sprachen und<br />

Ländern".<br />

Die geistliche<br />

Bedeutung des Sports:<br />

In Anlehnung an die Worte des hl. Paulus: "Jeder Wettkämpfer<br />

lebt aber völlig enthaltsam" (1. Kor 9,25) nennt der Papst<br />

Tugenden, die für die Sportausübung unerlässlich sind, aber<br />

für den Christen im Sinne des Apostels auch eine geistliche<br />

Bedeutung haben: Ehrlichkeit gegenüber sich und andern,<br />

Loyalität, moralische Kraft mehr als physische Kraft, Ausdauer,<br />

Geist der Zusammenarbeit und der Geselligkeit, Hochherzigkeit,<br />

Selbstlosigkeit, Weite der Gesinnung und des Herzens,<br />

Fähigkeit miteinander zu leben und zu teilen.<br />

Der Brief des Apostels Paulus enthält nach Meinung des<br />

Papstes Elemente, um nicht nur eine Anthropologie sondern<br />

eine Ethik des Sports und auch eine Theologie zu entwerfen,<br />

"die seinen ganzen Wert herausstellt".<br />

"Der Sport ist zunächst eine Würdigung des Leibes, das<br />

Bemühen, optimale körperliche Bedingungen zu erreichen."<br />

Der Mensch ist entsprechend dem christlichen Glauben durch<br />

die Taufe Tempel des Heiligen Geistes. Deshalb sagt der<br />

Apostel: "Verherrlicht also Gott in eurem Leibe!" - "Sport ist<br />

der Kampfgeist, Wettkampf um die Erlangung eines Siegeskranzes,<br />

eines Rekords". Der christliche Glaube nennt als<br />

"unvergänglichen Siegeskranz" das ewige Leben als Geschenk<br />

Gottes, "das Ziel eines täglichen Ringens in der Übung der<br />

Tugenden". Das Geheimnis des Lebens und damit auch die<br />

tiefste und wahrste Dimension des Sports ist im Wort des<br />

Apostels Johannes zu suchen: "Dies trage ich euch auf: Liebt<br />

einander!" (Joh 15,9-17) Entsprechend dieser Botschaft ruft<br />

der Papst die Sportler dazu auf, eine "Kultur der Liebe", "eine<br />

Gesellschaft der Liebe" aufzubauen und dazu durch ihren<br />

Sport und ihr ganzes Verhalten, "durch die Frische eurer<br />

Empfindungen, den Ernst der Disziplin, zu dem euch der<br />

Sport erziehen kann", einen Beitrag zu leisten.<br />

Für Johannes Paul II. ist der Sport schließlich ein eigener<br />

menschlicher Wert; er besitzt ein anthropologisches Fundament.<br />

Er ist Lebensfreude, ist Spiel und Fest, ist ein Ereignis<br />

für menschliche Liebe.<br />

OF<br />

39


Was as macht eigentlich ...<br />

Ingrid Mickler-Beck<br />

Mickler-Becker<br />

er<br />

Von Steffen Haffner<br />

" Eine Meisterin der Vielseitigkeit und eine virtuose Spezialistin<br />

zugleich." So hat der Laudator Otto Schily Ende<br />

Mai im noblen Berliner Adlon Ingrid Mickler-Becker<br />

genannt. Und damit meinte der Bundesinnenminister nicht nur<br />

die sportlichen Fähigkeiten, sondern auch die beruflichen und<br />

ehrenamtlichen Leistungen der zweifachen Olympiasiegerin und<br />

Europameisterin sowie vielmaligen <strong>deutsch</strong>en Meisterin. Im<br />

glanzvollen Rahmen des Hotels am<br />

Brandenburger Tor wurde das<br />

Leichtathletik-Idol mit der Goldenen<br />

Sportpyramide 2005 der Stiftung<br />

Deutsche Sporthilfe geehrt.<br />

Und damit wurde die eindrucksvolle<br />

Reihe der bisherigen Preisträger mit<br />

Hans-Günter Winkler, Rosi Mittermaier-Neureuther,<br />

Uwe Seeler,<br />

Manfred Germar, Roland Matthes<br />

und nicht zuletzt des posthum<br />

geehrten Max Schmeling verlängert.<br />

Wir sitzen bei einer Tasse Kaffee in<br />

ihrem Licht durchfluteten, großzügigen<br />

Haus im 2.500-Einwohner-<br />

Ort Zornheim vor den Toren von<br />

Mainz. Das Gespräch geht zurück in<br />

die frühen Jahre. Wie das so war<br />

mit ihrem Leben, und wie das so<br />

ging mit dem Sport. Der Aufstieg<br />

auf den Olymp ist der kleinen Ingrid<br />

nicht an der Wiege gesungen<br />

worden. Sie ist eines jener Kriegskinder,<br />

auf die sich zur Zeit der öffentliche Fokus richtet. Und<br />

doch schwärmt die heute Zweiundsechzigjährige von einer<br />

glücklichen Kindheit. Und das, obwohl sie ihren Vater nicht<br />

bewusst kennen gelernt hat. "Ich war zwei, als er fiel. Wenn<br />

andere von ihrem Vater erzählten, erzählte ich von meinem<br />

Großvater." Und der, ein angesehener Anwalt und Notar, schuf<br />

den gutbürgerlichen Rahmen, in dem seine Enkeltochter wohlbehütet<br />

aufwuchs. Er spielte in der persönlichen Zuwendung eine<br />

40<br />

entscheidende Rolle für ihre jungen Jahre und damit für ihr<br />

gesamtes Leben.<br />

Zum Beispiel sorgte der Großvater dafür, dass sie als Zehnjährige<br />

in den Turnverein 1862 ihrer westfälischen Heimatstadt<br />

Geseke gehen durfte, gegen den Widerstand der Mutter. "Ich<br />

hab viel mit meinen Brüdern und ihren Freunden Fußball<br />

gespielt. Das sollte ich absolut nicht,<br />

das schickte sich nicht für ein<br />

Mädchen aus gutem Hause. Von der<br />

Turnerei hatte meine Mutter ähnliche<br />

Befürchtungen." Im Turnverein<br />

flammte dann ein Feuer der Begeisterung<br />

für den Sport auf, das bis<br />

zum heutigen Tag lodert. "Wenn<br />

mittwochs die Turnstunde vorbei<br />

war, freute ich mich schon auf das<br />

nächste Mal. Ich hab das geliebt,<br />

dieses Turnen an den Geräten." Und<br />

sie wäre bestimmt eine sehr gute<br />

Kunstturnerin geworden. "Aber<br />

irgendwann wurde ich größer,<br />

wuchs bis zu 1,77 Meter Körpergröße.<br />

Nur wuchsen die Geräte<br />

nicht mit und konnten, anders als<br />

heute, nicht flexibel eingestellt<br />

werden."<br />

Bei den Bergfesten der Turner fiel<br />

dann das leichtathletische Talent<br />

des Teenagers auf. 1959 holte sie<br />

gleich bei ihren ersten <strong>deutsch</strong>en<br />

Jugendmeisterschaften den Titel im 100-Meter-Lauf. Ein Jahr<br />

später startete sie bei den Meisterschaften der "Großen" im<br />

Hochsprung. "Und da gab es nur Missverständnisse. Ich hatte<br />

1,65 Meter übersprungen, und die Kampfrichter wollten die<br />

Latte auf 1,68 Meter legen. ‚Nein', habe ich gesagt. Das ist nicht<br />

üblich. Ich will nur 1,67 Meter." Und Ingrid meinte, dann diese<br />

Höhe übersprungen zu haben. "Beifall brandete auf, und es<br />

herrschte große Aufregung. Zwei Funktionäre kamen in grauen


Hosen und blauen Blazern.<br />

Sie gratulierten mir aber<br />

nicht, sondern sagten: ‚Ob<br />

wir dich mitnehmen können<br />

nach Rom, das wissen wir<br />

noch nicht, und höchstwahrscheinlich<br />

geht es auch<br />

nicht.' Da hab ich gesagt:<br />

Und ich fahre doch nach<br />

Rom. Denn ich habe schon<br />

meinen Hut, meinen grauen<br />

Faltenrock, meinen blauen<br />

Blouson, meinen Kleidersack,<br />

habe meine Fahrkarte, für die<br />

habe ich 100 Mark bezahlt.<br />

Und das gebe ich Ihnen nicht<br />

her. Ich fahre." Ingrid Becker sprach von ihrer Teilnahme am<br />

olympischen Jugendlager, die Funktionäre aber meinten den<br />

Start bei den Olympischen Spielen. Wie sich herausstellte,<br />

hatten die Kampfrichter die Latte gegen ihren Willen auf 1,68<br />

Meter gelegt. Das war <strong>deutsch</strong>er Rekord und Olympianorm.<br />

Wenig später gewann sie in Hannover die gesamt<strong>deutsch</strong>e<br />

Olympia-Ausscheidung. Eine Ausnahmegenehmigung machte<br />

der Siebzehnjährigen als Jüngste den Weg in die gesamt<strong>deutsch</strong>e<br />

Olympiamannschaft frei.<br />

Die Olympischen Spiele von Rom 1960 waren ihr erstes großes<br />

internationales Sportfest. "Ich war hingerissen von dem bunten<br />

Treiben im Olympischen Dorf." Und sogar während ihres Hochsprung<strong>wettbewerb</strong>s<br />

fotografierte sie alles, was sich um sie<br />

herum bewegte. Ihr Betreuer Heinz Fallak hatte ihr eingeschärft,<br />

dass sie alphabetisch nach Jolanda Balas dran käme. Mit dieser<br />

Gewissheit ließ sie sich auch nicht von einem italienischen<br />

Kampfrichter irritieren, der in seiner Landessprache immer<br />

wieder aufgeregt auf sie einredete. Erst ausländische Athletinnen<br />

machten ihr begreiflich, dass der Hochsprung<strong>wettbewerb</strong><br />

schon weit fortgeschritten war und sie endlich springen müsste.<br />

Auf die Entgegnung der unerfahrenen Deutschen: "Ich spring<br />

doch erst, wenn die Balas springt…" , erklärten sie ihr: "Die<br />

rumänische Weltrekordlerin fängt erst an, wenn wir alle schon<br />

ausgeschieden sind." Und tatsächlich: Die Balas gewann mit<br />

1,85 Meter, während Ingrid Becker mit zwei Sprüngen über 1,65<br />

und 1,68 Meter immerhin Olympianeunte wurde.<br />

Das Erlebnis der Spiele von Rom aber hatte das olympische<br />

Feuer in der jungen Athletin für ein ganzes Leben entfacht. "Ich<br />

war siebzehn, kam aus dem kleinen Geseke, es war mein erster<br />

Flug, ich war das erste Mal von zu Hause weg, ohne Aufpasser.<br />

Es gab Schalen voller Früchte, die hab ich vorher noch nie<br />

gesehen. Die Schlussfeier war schlicht und ergreifend, keine<br />

Inszenierung wie heute. Die Zuschauer haben plötzlich ihre<br />

Programmhefte angesteckt. Das Stadion war ein Lichtermeer.<br />

Und ich hab vor Rührung geheult wie ein Schlosshund."<br />

Ihr nächstes Ziel war klar: Auch vier Jahre später wieder dabei<br />

sein. Was ihr gelang. Und sie genoss 1964 die Tage von Tokio,<br />

das damals noch so exotisch fern war wie für uns heute der<br />

Mond. "1963 war ich das erste Mal in Tokio zu vorolympischen<br />

Wettkämpfen. Der Pfarrer in der Kirche forderte die Gemeinde<br />

auf: ‚Wir wollen beten, dass Ingrid wieder heil nach Hause<br />

kommt.' Das Flugticket kostete 4.500 Dollar. Das waren bei<br />

einem Wechselkurs von einem Dollar zu 4,20 D-Mark rund<br />

20.000 Mark. Dafür konnte man in Geseke ein Haus kaufen. Da<br />

ist mir schlagartig klar geworden, wie privilegiert ich war."<br />

Ingrid freute sich bei den Spielen aus vollem Herzen über ihren<br />

vierten Platz im Weitsprung, einen Zentimeter an der Bronzemedaille<br />

vorbei. Und sie konnte nicht verstehen, dass viele mit<br />

einem "ganz schön, aber schade ..." reagierten.<br />

Für Mexiko 1968 war ihr Ehrgeiz geweckt. "Ich sagte mir, wenn<br />

ich mit so wenig Training Vierte geworden bin, dann kann ich<br />

auch Olympiasiegerin im Weitsprung werden." Doch Montezumas<br />

Rache, eine bekanntermaßen heftige Darmgrippe, machten<br />

ihre Träume zunichte. "Na dann eben der Fünfkampf", hat sich<br />

Ingrid Becker gesagt, die gerade noch rechtzeitig wieder zu<br />

Kräften gekommen war. Alles lief gut. Doch vor dem Kugelstoßen<br />

fuhr ihr der Schreck in die Glieder. "Ich hatte zwar Spikes<br />

und meinen Hochsprungschuh, nicht aber die Turnschuhe<br />

eingepackt. Und barfuß oder mit Doktor Scholls Fußlatschen, die<br />

ich damals in Mexiko gerne trug, anzutreten, wäre sinnlos<br />

gewesen. Meta Antenen (die Schweizer Mehrkämpferin) fragte<br />

für mich bei Konkurrentinnen nach einigermaßen passenden<br />

Schuhen. Und so absolvierte ich den ersten Versuch in den<br />

Schuhen einer meiner schärfsten Konkurrentinnen aus der<br />

Sowjetunion, den zweiten in den Schuhen von Liese Prokop, der<br />

heutigen österreichischen Ministerin, und den dritten in Schuhen<br />

der Marke Brütting." Statt der möglichen fünfzehn, sechzehn<br />

Meter kam nur eine Weite von 11,48 Meter heraus. Aber<br />

mit Hilfe ihrer Widersacherinnen hatte sie ihre Chance gewahrt.<br />

"Ich frage mich, ob diese Hilfsbereitschaft auch heute im Profizeitalter<br />

noch möglich wäre."<br />

Im Hochsprung des Fünfkampfs prasselte tropischer Regen vom<br />

mexikanischen Himmel herab. Aus der Stadionkurve erschallten<br />

Anfeuerungsrufe. "Einer rief mehrmals: ‚Ingrid, halte durch!' Das<br />

war Max Schmeling, der später immer wieder zu mir sagte:<br />

‚Ingrid, weißt du noch damals Mexiko? Das war toll.'" Während<br />

die anderen Wettkämpferinnen auf der rutschigen Anlage hinter<br />

ihren Möglichkeiten zurückblieben, erzielte Ingrid Becker mit<br />

1,71 Meter persönliche Bestleistung. Und tatsächlich: Mit einem<br />

<strong>deutsch</strong>en Rekord im abschließenden 200-Meter-Lauf (23,5<br />

Sekunden) konnte die schlanke Westfälin ihren ersten Olympiasieg<br />

perfekt machen. Nach der Rückkehr stand Geseke Kopf.<br />

20.000 Menschen waren in dem Ort (zwischen Lippstadt und<br />

Paderborn), der nur 13.000 Einwohner hatte. "Doch so stürmisch<br />

ich gefeiert wurde, so gut haben die Geseker mich aufgefangen.<br />

Ich gehörte einfach dazu."<br />

Nur mit ihrem Traum, Olympiasiegerin im Weitsprung zu werden,<br />

wurde es nichts. Mit ihrem Europameistertitel in Helsinki<br />

avancierte sie zur Favoritin für München 1972. Sie war drauf<br />

und dran, die erste Siebenmeterspringerin der Welt zu werden.<br />

41


Und einmal glückte ihr ein Satz auf zirka 7,20 Meter. Doch ein<br />

übereifriger Helfer an der Weitsprunggrube löschte zu früh mit<br />

dem Rechen den Abdruck im Sand. Nach vertrackten Rückenbeschwerden<br />

konnte die inzwischen verheiratete Ingrid Mickler-<br />

Becker erst spät das Training für die Spiele von München 1972<br />

aufnehmen. Und scheiterte prompt in der Weitsprung-Qualifikation.<br />

"Es war das erste Mal eine Belastung da, die ich aber<br />

nicht wahrhaben wollte. Das Wort Druck, das heute fast in<br />

jedem Interview vorkommt, kannte ich gar nicht." Doch auch<br />

diesen Rückschlag steckte sie weg und legte mit der besten Zeit<br />

auf der Gegengeraden, der längsten Strecke, den Grundstein<br />

zum Triumph der bundes<strong>deutsch</strong>en Sprintstaffel über das DDR-<br />

Quartett. Ihre zweite olympische Goldmedaille konnte sie aber<br />

nicht so recht genießen. Zu sehr hatte das Geiseldrama den<br />

Erfolg überschattet. "Nach dem Rennen habe ich die Spikes<br />

ausgezogen. Und wusste: Das war's dann."<br />

"Ohne den Sport hätte ich mir gesagt: Ich studiere nicht und<br />

bleibe lieber in Geseke. Ich habe durch den Sport die Welt kennen<br />

gelernt und meinen Horizont ungeahnt erweitert." Die<br />

Verwaltungsangestellte holte das Abitur auf dem Zweiten Bildungsweg<br />

nach. Folgte dem Ruf von Professor Berno<br />

Wischmann zum USC und zur Universität nach Mainz. Studierte<br />

Sport, Pädagogik, Soziologie und Psychologie, schloss ihr Studium<br />

mit drei Diplomen und einem Vordiplom ab und erhielt den<br />

Kultusministerpreis für den besten Studienabschluss. "Ich hätte<br />

am liebsten immer weiter studiert." Lange Jahre unterrichtete sie<br />

mit Freude an einem Mainzer Gymnasium Sport und Sozialkunde,<br />

war zusätzlich in der Schullaufbahnberatung eingespannt.<br />

Ende der achtziger Jahre ließ sie sich für zwei Jahre vom Schuldienst<br />

beurlauben, ging mit ihrem Mann und ihrem Sohn<br />

Philipp nach Amerika. "Ich studierte noch einmal vier Semester<br />

an der University of Michigan. Die zwei Jahre waren ein Traum."<br />

In dieser Zeit wurde die ganze Familie vom Golfbazillus befallen,<br />

der sich inzwischen zu einer dauerhaften Epidemie ausgewachsen<br />

hat. Mittlerweile hat die frühere Leichtathletin ihr Handicap<br />

auf 9,5 verbessert, ohne mit ihren "Männern" mithalten zu<br />

können. Auch dieses Hobby betreibt sie locker, ohne je systematisch<br />

von einem Pro geschult worden zu sein. "Mit Sport hat das<br />

nichts zu tun. Das ist ein lockerer Spaziergang. Aber durch die<br />

Spielidee hat Golf einen hohen Aufforderungscharakter."<br />

Nach ihrer Rückkehr aus den USA wurde Ingrid Mickler-Becker<br />

1990 zur Staatssekretärin im rheinland-pfälzischen Ministerium<br />

für Familie, Sport und Soziales berufen. Ein Aufstieg, den ihr in<br />

Deutschland bis auf den heutigen Tag noch kein Athlet und<br />

noch keine Athletin nachgemacht hat. "Ich wollte das eigentlich<br />

gar nicht. Aber mein damals dreizehnjähriger Sohn sagte zu mir:<br />

‚Mama, mach doch den Job. Du schaffst das schon.' Es war dann<br />

schön, gestalten und die Entscheidung darüber selbst herbeiführen<br />

zu können." Die Beamten staunten über ihre Sachkompetenz<br />

und fahndeten nach einem Einflüsterer im Ministerium.<br />

"Den gab's aber nicht. Was die wenigsten wussten: Ich hatte ja<br />

zehn Jahre Verwaltungserfahrung auf dem Buckel, und ich<br />

konnte Haushaltpläne lesen." Eine wertvolle Fähigkeit.<br />

42<br />

Neben dem Beruf und einem intakten Familienleben mit ihrem<br />

Mann Friedel, ihrem Jugendfreund aus Geseke, und ihrem Sohn<br />

Philipp nahm sich Ingrid Mickler-Becker immer auch die Zeit für<br />

ehrenamtliches Engagement. 1969 bei der Europameisterschaft<br />

in Athen, als auf Betreiben der DDR der ehemals ost<strong>deutsch</strong>e<br />

Weltrekordläufer Jürgen May vom Start ausgeschlossen wurde<br />

und die bundes<strong>deutsch</strong>e Mannschaft als Geste gegenüber den<br />

Griechen nur in den Staffeln startete, profilierte sie sich als<br />

Athletenvertreterin. "Wir sind gegen die Mauern der Funktionäre<br />

gerannt." Die hatten sich auf mündliche Zusagen verlassen, dass<br />

May starten dürfe, anstatt das Regelwerk zu studieren.<br />

"Ich habe immer gepredigt: ‚Frauen dürfen nicht den Fehler<br />

machen wie Männer und zu viele Ämter annehmen.' Als wir<br />

nach Amerika gegangen sind, habe ich erschrocken festgestellt,<br />

dass ich siebzehn Ämter hatte." Nicht zuletzt setzte sie sich für<br />

Frauen im Sport und außerhalb des Sports ein. Die Konsequenz:<br />

Sie übt jetzt nur noch zwei Funktionen aus, ihre Mitgliedschaft<br />

im NOK und ihre Tätigkeit im Gutachterausschuss der Sporthilfe.<br />

Gerade die Arbeit für die Athleten liegt ihr besonders am Herzen.<br />

"Ich bin froh, dass ich zu meiner Zeit Sport getrieben habe. Ich<br />

könnte nie als Hauptberuf Sport treiben, ohne Berufsausbildung,<br />

ohne Studium, mit täglichem Training, täglicher Behandlung<br />

durch Physiotherapeuten, Trainings- und Essensfahrplänen. Das<br />

würde mich todunglücklich machen." Besorgt sieht sie den<br />

Wettlauf zwischen der Doping- und der Anti-Doping-Fraktion.<br />

Und warnt: "Es wäre tödlich, Doping freizugeben."<br />

Nach wie vor nimmt die Olympiasiegerin Anteil am Sport,<br />

verfolgt das Geschehen in der Leichtathletik, ohne noch oft in<br />

die Stadien zu gehen. Beim Frühstück beginnt sie ihre Zeitungslektüre<br />

mit dem Finanzteil einer überregionalen Frankfurter<br />

Zeitung, "aber von hinten, mit den Sportseiten". Samstags<br />

schaut sie "live" die Bundesliga auf Premiere. Sie freut sich, dass<br />

die "Meenzer" den Klassenverbleib geschafft haben, trauert aber<br />

mit den Bochumern, die absteigen mussten. Nach wie vor ist sie<br />

als freie Mitarbeiterin für ein großes Unternehmen tätig, für das<br />

sie Fragebögen für die Personalentwicklung entwirft.<br />

Es ist ruhig geworden im Haus. Ihr Sohn Philipp, ein begeisterter<br />

Schlagzeuger, lebt zur Zeit nach dem Jurastudium in Spanien.<br />

Dafür ist ihr Mann, der eine gute Stellung bei Opel bekleidete,<br />

im Ruhestand, den er zum nicht geringen Teil auf dem Golfplatz<br />

verbringt. Die beiden sind Mitglieder in fast allen Zornheimer<br />

Vereinen, nicht zuletzt auch beim TSV, bei dem Philipp viel<br />

versprechend Fußball gespielt hat. Sie gehen gerne zu den<br />

Fassenachtssitzungen der Weisenauer Burggrafen, schätzen das<br />

Theater und fühlen sich wohl in dem entspannten, ein wenig<br />

weinseligen Klima von Mainz. Haben dennoch den Faden in ihre<br />

Heimatstadt Geseke nicht abreißen lassen. Ruhe finden sie<br />

oberhalb der Stadt in ihrem Domizil zwischen den Weinbergen.<br />

Und es ist verständlich, dass Ingrid Mickler sagt: "Ich bin dankbar<br />

für ein tolles Leben." Beim Blick auf die Gegenwart und<br />

beim Blick zurück auf den Sport, der sie auf den richtigen Weg<br />

geführt hat.


Soviel Erinnerung war selten,<br />

glaubt man dem Feuilleton der<br />

FAZ - noch nie. Wieder einmal<br />

beflügelte ein Jahrestag das kollektive<br />

und, mehr denn je, das individuelle<br />

Gedächtnis. Sechzig Jahre nach<br />

der historischen Zäsur dachten viele<br />

Menschen daran, wie sie das Ende<br />

des Krieges und die Befreiung von<br />

der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft<br />

erlebt hatten. Auf<br />

allen Kanälen kamen so genannte<br />

Zeitzeugen zu Wort, um das Hoffen<br />

und Bangen jener Tage wieder<br />

lebendig erscheinen zu lassen.<br />

Auf diese höchst eindringliche Weise vervollständigte sich das<br />

Bild eines dunklen, ja des dunkelsten Kapitels <strong>deutsch</strong>er<br />

Geschichte, das sich ansonsten vor allem aus den Büchern<br />

oder Film und Fernsehen erschließt. Vielleicht mehr noch als<br />

etwa Bernd Eichingers Oscar-nominierte Produktion über die<br />

letzten Tage und den "Untergang" in Hitlers Reichskanzlei, die<br />

Kino-Dokumentation über Joseph Goebbels oder Heinrich<br />

Breloers TV-Dreiteiler über Hitlers Baumeister Albert Speer<br />

sind die authentischen Berichte unserer Eltern und Großeltern<br />

dazu geeignet, das Geschehen vom Frühjahr 1945 sowie<br />

seine Ursachen und Folgen dem Vergessen und Verdrängen zu<br />

entziehen.<br />

Es waren, soviel lässt sich auch für Nachgeborene leicht<br />

nachvollziehen, Wochen und Monate voll widerstrebender<br />

Gefühle, größter Not und aufkeimender Hoffnung, Verlust<br />

und Gewinn, Trauer und Freude, wobei je nach persönlicher<br />

Situation das eine oder das andere überwog. Natürlich wirkte<br />

das Gewesene nach, doch von existenzieller Bedeutung war<br />

die Frage nach dem Morgen und Übermorgen. Zunächst nur<br />

die wenigsten hatten klare Vorstellungen davon, wie ihr<br />

Leben nach dem Überleben zu sichern und zu gestalten sei.<br />

Häufig reichte der Blick nicht weiter als bis zur nächsten<br />

Mahlzeit und/oder einem Dach über dem Kopf.<br />

Der Grad der Zerstörung war<br />

immens, und diese betraf keineswegs<br />

allein Gebäude und andere materielle<br />

Werte, sondern auch und vor<br />

allem die Körper und Seelen der<br />

Menschen. Um so erstaunlicher aber,<br />

dass sich in den Trümmern, die Krieg<br />

und Diktatur hinterlassen hatten,<br />

alsbald wieder sportliches Leben zu<br />

regen begann. Trotz allem oder<br />

gerade deswegen. Endlich ließ sich,<br />

wenn auch mit einfachsten Mitteln<br />

und in Ermangelung organisatori-<br />

Auferstehung in Ruinen:<br />

Das Ende des Krieges war auch ein<br />

Anfang des Sports<br />

Von Andreas Höfer<br />

scher Strukturen, wieder die Leidenschaft für Bewegung und<br />

Wettkampf entfalten, ließen sich jene lang entbehrten<br />

Augenblicke unbeschwerter Lebensfreude erfahren, welche<br />

die Illusion einer selbst bestimmten und gesicherten Zukunft<br />

zu nähren vermochten. Schon von daher also lohnt sich die<br />

Erinnerung, wenn sie an entsprechenden Beispielen offenbart,<br />

welch großes Potenzial dem Sport auch und gerade jenseits<br />

von Rekorden und Medaillen innewohnt. Und diese Erkenntnis<br />

mag auch jenen eine Hilfe sein, die sich in diesen, inzwischen<br />

ganz anderen Zeiten bisweilen fragen, warum sie sich<br />

überhaupt noch im und für den Sport engagieren. Die Probleme,<br />

mit denen sich die Menschen im Mai 1945 und in den<br />

folgenden Monaten konfrontiert sahen, waren ganz anderer<br />

Natur. Fand man die Zeit und die Kraft, sich sportlich zu<br />

betätigen; waren geeignete "Spiel-Plätze" verfügbar, ließen<br />

sich die benötigten Gerätschaften ausfindig machen oder<br />

organisieren und hinreichend Gleichgesinnte zum Mitmachen<br />

motivieren?<br />

Stellten sich diese und andere Fragen überall in ähnlicher<br />

Weise, führten die jeweils örtlichen Gegebenheiten zu recht<br />

unterschiedlichen Antworten. Waren die Bedingungen des<br />

alltäglichen Lebens hier wie dort schwierig, nahm sich die<br />

Situation auf dem Land naturgemäß anders aus als in der<br />

Stadt. Während in manch<br />

ländlicher Gegend der<br />

Krieg kaum sichtbare<br />

Spuren hinterlassen hatte,<br />

waren die urbanen Zentren<br />

teilweise nicht wiederzuerkennen.<br />

Wie etwa<br />

Heinrich Böll in seinen<br />

frühen Romanen in<br />

bedrückend authentischer<br />

Weise schildert, bot sich<br />

Heimkehrern und<br />

Daheimgebliebenen ein<br />

Bild der Verwüstung, das<br />

43


eine Rekultivierung der einst blühenden Landschaften nur<br />

schwer vorstellbar erscheinen ließ. Und auch bewegte Bilder<br />

oder Fotos, die jene Tage und Wochen dokumentieren, vermitteln<br />

dem Betrachter - auch wenn er, "Gnade der späten<br />

Geburt", weit nach 1945 das Licht der Welt erblickt haben<br />

sollte - eine Ahnung vom Ausmaß der akuten Not, die etwa<br />

in Berlin oder Köln und natürlich auch andernorts vorgeherrscht<br />

hatte. Kann man sich da spielende Kinder oder deren<br />

Väter und Mütter vorstellen, wie sie ebenso virtuos wie engagiert<br />

dem runden Leder hinterher jagen oder ganz unbeschwert,<br />

gleichwohl hoch motiviert um die Wette schwimmen?<br />

Nur schwer. Um so erstaunlicher, dass es genau so oder<br />

ähnlich gewesen ist.<br />

Zum Beispiel in der Domstadt am Rhein, die bekanntlich einer<br />

Trümmerlandschaft glich. Hier war nur knapp ein Fünftel der<br />

Gebäude vom Bombenhagel verschont und nur einem Bruchteil<br />

der Bevölkerung Behausung und Zuhause geblieben.<br />

Logischerweise war auch die Mehrzahl der Sportstätten,<br />

Fußball- und Hockeyfelder, Tennisplätze und Turnhallen, bebzw.<br />

getroffen, also als solche unbenutzbar geworden.<br />

Zu den Ausnahmen zählte die "Hauptkampfbahn" in Müngersdorf<br />

mit ihren insgesamt circa 150 Hektar umfassenden<br />

Außenanlagen inklusive Radrennbahn, die sich, ähnlich etwa<br />

wie die großen Wettkampfstätten in Berlin oder Frankfurt am<br />

Main, kurzfristig wieder ihrer eigentlichen Bestimmung<br />

hätten zuführen lassen können, auch wenn die Folgen der 93<br />

verzeichneten Bomben- und Granateinschläge beträchtlich<br />

waren. Doch deren Beseitigung stand natürlich nicht ganz<br />

oben auf der Prioritätenliste der - erst allmählich wieder<br />

funktionierenden - Stadtverwaltung. Das Geld war so knapp<br />

wie das verfügbare Baumaterial, und erst wollten natürlich<br />

die existenziellen Notwendigkeiten, wie Instandsetzung und<br />

Neubau von Wohnungen sowie, allem voran, die Versorgung<br />

der Bevölkerung gewährleistet sein, ehe man sich den schönen,<br />

aber zunächst entbehrlichen Dingen des Lebens zuwenden<br />

konnte.<br />

Im Übrigen war das Stadion alsbald von der amtierenden<br />

Militärregierung<br />

beschlagnahmt und deren<br />

Zwecken nutzbar gemacht<br />

worden. Da dafür<br />

aber nur ein Bruchteil der<br />

ausladenden Anlage<br />

vonnöten war, ließ man<br />

die Bevölkerung keineswegs<br />

draußen vor der Tür,<br />

sondern erteilte die<br />

Erlaubnis zum Zugang,<br />

wovon reger Gebrauch<br />

gemacht wurde.<br />

44<br />

In etwa vergleichbar lief es in Berlin oder Frankfurt am Main,<br />

also der Stadt, in der General Eisenhower Quartier genommen<br />

hatte. Dort wurde das 1925 eingeweihte Stadion, im dem<br />

Rudolf Harbig am 12. August 1939, also kurz vor Kriegsbeginn,<br />

1:46,6 für 800 Meter benötigt und damit einen Weltrekord<br />

aufgestellt hatte, in "Victory Stadium" umbenannt und<br />

mit "Stars and Stripes" geschmückt. Schon Mitte Juli wurde<br />

der "Victory Pool" für Schwimmwettkämpfe genutzt, während<br />

die sogenannte Wintersporthalle für die Truppenbetreuung in<br />

Dienst genommen wurde.<br />

Größere Aktivitäten "auswärtiger", sprich <strong>deutsch</strong>er Veranstalter<br />

bedurften dagegen der besonderen Genehmigung. So<br />

konnte Mitte Juni 1946 erstmals ein "Tag der Eintracht"<br />

stattfinden, ein Stelldichein von <strong>deutsch</strong>en Leichtathleten,<br />

Fußballern, Turnern, Judokas, Ringern und Radsportlern, das<br />

immerhin 40.000 Zuschauer anlockte. Dieser Zuspruch, aber<br />

auch der Verlauf des Großsportfestes sowie nicht zuletzt die<br />

erzielten Leistungen beflügelten die Verantwortlichen in<br />

ihrem Wunsch, alsbald wieder Deutsche Meisterschaften -<br />

und zwar in der Leichtathletik - auszutragen. Der Realisierung<br />

solcher Blütenträume stand freilich das Veto der amerikanischen<br />

Behörden entgegen, denen namentlich die nationale<br />

Etikettierung ein Dorn im Auge war.<br />

Als man sich aber auf die Bezeichnung "Tag der Meister"<br />

einigen konnte, stand der Sache nichts mehr im Wege - sieht<br />

man davon ab, dass das Ereignis kommuniziert, also die<br />

Zielgruppe erreicht werden musste, dass sich die Anreise der<br />

Teilnehmer, schließlich waren es 380, gerade wenn sie in der<br />

<strong>französisch</strong>en, erst recht in der sowjetischen Zone beheimatet<br />

waren, zum Teil höchst abenteuerlich gestalten sollte, dass<br />

Verpflegung und Unterkunft organisiert werden wollten.<br />

Allen Widrigkeiten zum Trotz nutzen mehrere zehntausend<br />

Menschen aus Frankfurt und Umgebung im August 1946 die<br />

Chance, endlich wieder Spitzensport zu erleben und damit die<br />

Sorgen des Alltags für einige Stunden hinter sich zu lassen.<br />

Besonders goutiert - warum sollte dies damals anders gewesen<br />

sein - wurden die Erfolge der Lokalmatadoren, allen voran<br />

der Sieg von Heinz Ulzheimer über<br />

800 Meter, auch wenn er dafür<br />

knapp acht Sekunden mehr benötigte<br />

als Jahre zuvor Rudolf Harbig.<br />

Auf den ersten Fußball "im Zeichen<br />

des Sieges" mussten die Frankfurter<br />

noch einige Monate länger, genauer<br />

bis zum 1. Dezember warten, um<br />

einem 1:1 ihrer Eintracht im Oberliga-Spiel<br />

gegen Tabellenführer Nürnberg,<br />

dem Bayern München der<br />

Nachkriegszeit, beiwohnen zu können<br />

- ohne zu ahnen, dass es, in


Gestalt eines Torhüters namens Turek, einen späteren "Fußball-Gott"<br />

leibhaftig zu erleben gab. Hier passt eine im März<br />

1947 veröffentlichte Formulierung des Frankfurter Journalisten<br />

Richard Kirn: "Noch leben wir in Wüsten. Zu den Oasen<br />

gehört der Sport." Doch verpflichtet die Redlichkeit zu einer<br />

nüchternen Betrachtungsweise. Tatsächlich waren der Probleme<br />

und Schwierigkeiten nach dem Ende des Krieges mehr als<br />

genug. Groß war bereits die Hypothek der vorausgegangenen<br />

"tausend Jahre", die letztlich zum Glück nur zwölf umfasst<br />

hatten.<br />

Auch der Sport, namentlich seine Organisationen und Organisatoren<br />

waren auf breiter Front diskreditiert. Schließlich<br />

waren diese nicht nur "gleichgeschaltet" worden, sondern<br />

vielfach in vorauseilendem Gehorsam mit wehenden Fahnen<br />

ins nationalsozialistische Lager übergelaufen. Turn-"Führer"<br />

Edmund Neuendorff hatte die Seinen gar als dritte Säule der<br />

neuen "Bewegung" neben Stahlhelm und SA anzudienen<br />

versucht und bereitwillig eine Vorreiterrolle bei der - noch gar<br />

nicht offiziell verordneten - Arisierung seiner Sportart<br />

gespielt. Wahrhaft kein rühmliches Kapitel der <strong>deutsch</strong>en<br />

Sportgeschichte, deren Nachwirkungen selbst die heute<br />

Verantwortlichen bisweilen noch zu spüren bekommen.<br />

Verständlich, dass die neuen Machthaber in Deutschland den<br />

alten mit größter Skepsis begegneten. Anderseits sahen sie<br />

sich mit dem Dilemma konfrontiert, dass sie auf das Know<br />

How der Betreffenden nur schwerlich verzichten konnten,<br />

zumal, logischerweise, politisch nicht oder nur gering belastete<br />

Personen mit entsprechender Erfahrung Seltenheitswert<br />

hatten. Dass man sich diesbezüglich bisweilen in einer Grauzone<br />

bewegte, mag das Beispiel Carl Diems belegen, der -<br />

darüber streiten sich Experten bis heute - unter den Nazis<br />

eher gelitten oder eher profitiert, sich jedenfalls profiliert<br />

hatte, und sich auch unter den neuen politischen Vorzeichen<br />

bald wieder unentbehrlich machte. Seiner Initiative war etwa<br />

die Gründung der Deutschen Sporthochschule zu danken, die<br />

im November 1947 ihren zunächst bescheidenen Betrieb in<br />

den Räumlichkeiten des oben erwähnten Müngersdorfer<br />

Stadions in Köln aufnahm. Eine von vielen Voraussetzungen<br />

war die Genehmigung der zuständigen Militärbehörden.<br />

Behördliches Plazet war im Übrigen<br />

für alle sportlichen Aktivitäten<br />

vonnöten, sofern sie über spontanes,<br />

gleichsam unorthodoxes Bewegen<br />

und Wettkämpfen hinausgehen<br />

sollten. Dies betraf die Wieder- oder<br />

Neugründung von Vereinen, die<br />

Durchführung von Veranstaltungen<br />

und erst recht die Schaffung regionaler<br />

und nationaler Strukturen, die<br />

ebenso strengen Auflagen unterlag,<br />

wie die Durchführung entsprechen-<br />

der Veranstaltungen. Hierbei wurde allerdings sehr bald schon<br />

eine höchst unterschiedliche Haltung und Handhabung bei<br />

den vier Besatzungsmächten erkennbar, wobei die Richtlinien<br />

in der sowjetisch-besetzten Zone die weitaus rigidesten<br />

waren.<br />

Einigkeit herrschte aber allerorten dahingehend, dass man<br />

einer erneuten Indienstnahme des Sports für Nationalismus,<br />

Rassismus und Militarismus einen klaren Riegel vorschieben<br />

müsse. In diesem Sinne erließ der Alliierte Kontrollrat zwecks<br />

"Beschränkung und Entmilitarisierung des Sportwesens in<br />

Deutschland" mit Wirkung vom 17. Dezember 1945 die<br />

"Direktive 23", mit der etwa Fallschirmspringen, Segelfliegen<br />

oder Fechten explizit verboten wurden. Im Übrigen wurde<br />

verfügt, dass jede ins Leben zu rufende Organisation auf die<br />

lokale Ebene, nämlich das Niveau eines Kreises beschränkt<br />

bleiben musste. Aus dem hier artikulierten Misstrauen resultiert<br />

die Tatsache, dass die Gründung der Dachorganisationen,<br />

etwa des NOKs für Deutschland oder des Deutschen Sportbundes,<br />

bis 1949 bzw. 1950 auf sich warten ließ, auch wenn<br />

dafür noch manch andere Gründe den Ausschlag gaben.<br />

Fürs Erste ging es vielen ohnehin allein darum, sich wieder<br />

einmal (frei) bewegen und mit anderen messen zu können.<br />

Dabei hatten sie weniger das große Ganze im Blick, als die<br />

Regeneration der Keimzellen vor Ort. So richtete sich ihr<br />

Augenmerk auf den Verein, dem - typisch <strong>deutsch</strong> (?) - mit<br />

großem Herzblut zu alter neuer Blüte verholfen werden<br />

sollte. In Köln zum Beispiel waren bis Ende des letzten Kriegsbzw.<br />

ersten Nachkriegsjahres bereits wieder 100 Einträge im<br />

Vereinsregister vorgenommen worden.<br />

Zu danken war dies dem Engagement der Männer und Frauen,<br />

die in schwierigen Zeiten eben nicht auf höhere Weisung<br />

und Aktivitäten der Obrigkeit warteten, sondern selbst die<br />

Initiative ergriffen. Sie bauten den Sport "von unten" auf,<br />

verliehen ihm einen neuen, demokratischen Geist und legten<br />

damit das Fundament für eine beeindruckende Aufbauleistung.<br />

Wenn wir nun, sechzig Jahre nach Kriegsende, wenn auch<br />

unter gänzlich anderen Voraussetzungen und Vorgaben<br />

wieder nach neuen<br />

Wegen im <strong>deutsch</strong>en<br />

Sport suchen, darf man<br />

sich durchaus zurück<br />

erinnern. Eine Orientierung<br />

für konkretes Handeln<br />

sollte man dabei<br />

nicht erwarten, vielleicht<br />

aber einen Motivationsschub.<br />

OF<br />

45


Abschied von "Willi Daumes Pyramiden"<br />

P<br />

aris hat den Eiffelturm als Attraktion. Und München<br />

bald das Olympiastadion mit dem Zeltdach? Wenn<br />

nicht alles täuscht, wird es so kommen. Das letzte<br />

Bundesligaspiel auf dem Olympiagelände auf dem Oberwiesenfeld<br />

ist abgepfiffen. Abschied von einem Stadion, in dem<br />

Sportgeschichte geschrieben wurde.<br />

Die Fußball-Profis, die als Popstars des Sports das Geschehen<br />

bestimmen, ziehen um in die Allianz-Arena. Schon der Name<br />

zeigt, dass ein neues Zeitalter angebrochen ist. Im Olympiastadion<br />

störte die Laufbahn der Leichtathleten rund um den<br />

Rasen, weil sie die Distanz zum Geschehen für den Fan vergrößert.<br />

Er empfand, hoch oben auf dem letzten Rang sitzend,<br />

die Spieler manchmal wie Lilliput-Figuren in einem<br />

fernen Theater. Doch es sollte auf keinen Fall vergessen<br />

werden, dass im Olympiastadion Sportgeschichte geschrieben<br />

wurde. Eröffnet wurde es an einem schönen, biergartenwarmen<br />

Frühlingsabend, am 26. Mai 1972, drei Monate vor<br />

der Eröffnung der Olympischen Spiele. Es handelte sich<br />

offiziell um ein freundschaftliches Länderspiel gegen die<br />

Sowjetunion, das mit 4:1 gewonnen wurde. Gerd Müller, den<br />

sie später den "Bomber der Nation" nannten, erzielte den<br />

ersten Treffer. Er war dann so erfolgreich, dass sie seinen<br />

Torinstinkt mit dem schönen Tätigkeitswort "müllern" ehrten.<br />

Der letzte Treffer gelang am 14. Mai 2005 einem Slowaken in<br />

Diensten des 1. FC Nürnberg, als die Mannschaft bei Bayern<br />

mit 3:6 unterlag. Sein Name wird wohl kaum in die Geschichte<br />

eingehen - im Gegensatz zu Gerd Müller.<br />

Deutschland nimmt Abschied von einem Denkmal. Es ist nicht<br />

nur mit Franz Beckenbauer und Gerd Müller verbunden,<br />

sondern mit vielen Stars des Sports. Vor allem mit den großen<br />

Figuren, die Olympia 1972 zu einem Festival machten. Mit<br />

Olympiasiegern wie Heide Rosendahl und Hildegard Falck,<br />

Ulrike Meyfarth und Klaus Wolfermann, mit In- und Ausländern,<br />

mit dem siebenmaligen Schwimm-Olympiasieger Mark<br />

Spitz aus den USA und vielen anderen. Das war der Anfang.<br />

Der Rest der 33 Erfolgsjahre im Olympiastadion, das von dem<br />

Architekten Günther Behnisch erbaut wurde, lässt sich fast<br />

nur noch mit der Statistik erfassen. Millionen Menschen<br />

46<br />

pilgerten auf das Oberwiesenfeld. Im Jahr fanden fast 50<br />

Veranstaltungen hier statt. Das Stadion wurde dadurch nicht<br />

zu einer olympischen Ruine degradiert, wie das manchmal<br />

mit vergleichbaren Stätten geschehen ist.<br />

Bayern München wurde in diesem Stadion 19 Mal Deutscher<br />

Meister im Fußball. Deutschland gewann hier das Endspiel der<br />

Fußball-Weltmeisterschaft 1974 gegen die Niederlande. Viele<br />

Endspiele in internationalen Wettbewerben fanden hier statt,<br />

selbstverständlich auch Länderspiele. Eine Europameisterschaft<br />

in der Leichtathletik wurde ausgetragen. Nicht zuletzt<br />

war das Stadion ein Denkmal für Willi Daume, den unübertrefflichen<br />

Chef-Organisator, von vielen sogar als genial<br />

eingestuft. Er zog in eine Wohnung des Olympischen Dorfes,<br />

um seinem Lebenswerk nahe zu sein. Es klingt wie eine Hommage,<br />

wenn die Olympiabauten hochstilisiert werden zu "Willi<br />

Daumes Pyramiden". Und das trotz des Terroranschlags, der<br />

sogar die Existenz der Spiele gefährdete. Bis der Präsident des<br />

Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Avery Brundage,<br />

verkündete: "The Games must go on".<br />

Die Spiele gehen weiter. Auch jetzt? Im Olympiastadion<br />

erinnert man sich dabei nicht nur an den Sport. Auch die<br />

Rolling Stones traten auf und Michael Jackson. Kirchentage<br />

wurden hier organisiert. Papst Johannes Paul II. hielt eine<br />

Messe. Im neuen Stadion in der Allianz-Arena beginnt ein<br />

neues Zeitalter. Die Bayern sind hier zu Hause und 1860<br />

München, auch wenn die Frage, wer die Oberherrschaft über<br />

die bayerischen Fußball-Stammtische hat, längst gegen die<br />

"Löwen" entschieden wurde.<br />

Die neue Arena wurde eröffnet vor 30.000 Zuschauern durch<br />

ein Testspiel zweier Traditionsmannschaften von Bayern und<br />

1860. Die "Süd<strong>deutsch</strong>e Zeitung" überschrieb das Duell<br />

freundschaftlich-ironisch mit "Probejubeln im Raumschiff". Es<br />

ist ein modernes Stadion mit allem Komfort, mit 66.000<br />

überdachten Plätzen, mit 28 Kiosken, mit 54 Ticketschaltern.<br />

Nur das Parkplatzproblem ist mit einem Stauproblem verbunden.<br />

Das alte Olympiastadion wird dennoch in Erinnerung<br />

bleiben. Was bringt die Zukunft? Als Nächstes ist eine Weinmesse<br />

geplant. Großveranstaltungen wie Popkonzerte und<br />

Im Münchener Olympiastadion wurde 33 Jahre


Opernaufführungen sind in Aussicht gestellt. Außerdem<br />

besteht das Gelände ja nicht nur aus dem Stadion. Der Olympiapark<br />

ist ein beliebtes Ausflugsziel in München. Natürlich<br />

ein Besichtigungspunkt für Touristen. Wird das Zeltdach so<br />

beliebt wie die Frauenkirche? Der Vergleich scheint in diesem<br />

Fall etwas hoch gegriffen.<br />

Ein Schicksal besonderer Art blieb dem Olympiastadion<br />

erspart. Es wurde nicht für Werbezwecke umgetauft. Denn<br />

schließlich heißt das Volksparkstadion in Hamburg längst<br />

AOL-Arena. Das Niedersachsen-Stadion in Hannover firmiert<br />

als AWD-Arena. In Wolfsburg steht das Volkswagen-Stadion,<br />

in Köln das RheinEnergie-Stadion. In Fürth wird im Playmobil-Stadion<br />

gespielt. Olympiastadien waren immer ein Maßstab<br />

für die Sport-Architektur. Es begann mit dem Hufeisen-<br />

Stadion in Athen 1896, das heute nur noch selten genutzt<br />

wird. Doch auch dieses Stadion ist für Besucher immer noch<br />

eine Attraktion. Der Eiffel-Turm in Paris wurde einst zur<br />

Weltausstellung 1889 gebaut. Von dem Ingenieur Gustave<br />

Eiffel. Vielleicht hat das Olympiastadion ein ähnliches<br />

Schicksal. Wenn es heißt: Was bleibt, ist das Zeltdach.<br />

Sportgeschichte geschrieben Von Manfred Lehnen<br />

OF<br />

47


48<br />

OF-GALERIE<br />

OF-GALERIE<br />

Sport-Heroen in Aktion<br />

Malerische Kompositionen von Rike Hecker<br />

Michael Schumacher "reitet" seinen Ferrari, Tiger Woods holt zum<br />

"Birdie" aus, Pele dribbelt zum Siegtor, Lance Armstrong setzt den<br />

Spurt an, Michael Jordan reckt sich zum "Dunking".<br />

Groß, bunt und in Bewegung zeigt die Künstlerin Rike Hecker die<br />

Sporthelden von heute, deren Stern funkelnd erstrahlt. Aber auch<br />

manche Heroen von einst, deren Ruhm nie verblasst, sind in Öl<br />

oder Acryl verewigt. Die 1960 in Köln geborene Künstlerin stellt<br />

immer wieder den Menschen in den Mittelpunkt ihrer konzeptionellen<br />

Malerei. Oft sind es Reflexionen der verschiedenen Formen<br />

des Zusammenlebens, ein anderes Mal stellt sie gesellschaftliche<br />

Ereignisse dar, oder es finden sich Themen aus einer zufälligen<br />

Inspiration.<br />

Ihr "sportlicher" Gemäldezyklus setzt vor allem die prominenten<br />

Persönlichkeiten der Sportwelt in Szene. Konzentriert, ernsthaft<br />

und immer zielstrebend agieren die Figuren auf den großflächigen<br />

Leinwänden. Die Bildformate sprechen eine eigene, die<br />

Dynamik der Körper bewundernde Sprache. Einige Themen<br />

platziert Rike Hecker geschickt verteilt auf mehrere, verschieden<br />

große Wandtafeln. Auf diese Weise wirkt zum Beispiel ein imaginäres<br />

Basketballspiel, an dem die Dallas Mavericks mit dem<br />

<strong>deutsch</strong>en Superstar Dirk Nowitzki, die Chicago Bulls und der<br />

legendäre Michael Jordan sowie die L.A. Lakers mit dem überragenden<br />

Earvin "Magic"Johnson beteiligt sind, außergewöhnlich<br />

Raum greifend. Der Betrachter spürt förmlich die Spannung in<br />

der Arena. Ein anderes Bildwerk zeigt eine Weltkarte. Auf allen<br />

Kontinenten treiben Menschen gemeinsam Sport - ein Sinnbild<br />

für die völkerverbindende Kraft des Sports. Neben der großformatigen<br />

Kunst erfreuen auch ganz kleine Werke das Auge des<br />

Interessierten. Es sind Kompositionen, die komplexe Bewegungsabläufe<br />

wie zum Beispiel beim Flic-Flac in ihren Einzelheiten<br />

abbilden, um sie in einem Gemälde daneben als leidenschaftliche<br />

Begegnung zweier tanzender Menschen als fließende Bewegung<br />

zu zeigen.<br />

Zur Zeit sind die Arbeiten in der "DSB-Galerie" im Haus des<br />

<strong>deutsch</strong>en Sports in Frankfurt am Main zu sehen.<br />

Rike Hecker arbeitet seit ihrem Studium der Bildenden Kunst als<br />

freischaffende Künstlerin und lebt in Köln. Neben internationalen<br />

Ausstellungen, zum Beispiel in Venedig, Galleria San Vidal 1990<br />

und San Fransisco Vorpahl Gallery 1996, in Zusammenarbeit mit<br />

dem Goethe-Institut, realisiert die Künstlerin Malerei mit Konzepten<br />

in sozialen und medizinischen Institutionen sowie in der<br />

Arbeitswelt der Großindustrie. Ein weiterer Schwerpunkt Ihrer<br />

Arbeit ist die künstlerische, illustrierende Umsetzung von Kindergeschichten<br />

des amerikanischen Kinderbuchautors Joseph J.Healey.<br />

Markus Böcker


Nachrichten des NOK<br />

NOK bekennt sich zu<br />

humanem Spitzensport<br />

Anlässlich der ersten öffentlichen Veranstaltung<br />

des Deutschen Olympischen Instituts<br />

(DOI) nach seinem Umzug von Berlin nach<br />

Frankfurt am Main forderte NOK-Generalse-<br />

NOK-Generalsekretär Bernhard Schwank<br />

kretär Bernhard Schwank zu einer differenzierten<br />

Sicht des Leistungsbildes <strong>olympischer</strong><br />

Top-Athleten und der <strong>deutsch</strong>en<br />

Olympiamannschaften auf und legte für das<br />

Komitee ein Bekenntnis zum humanen<br />

Spitzensport ab.<br />

Zum Symposium "Olympische Nachlese<br />

Athen 2004" hatte NOK-Präsident Dr. Klaus<br />

Steinbach zuvor im Frankfurter Römer<br />

führende <strong>deutsch</strong>e Sportwissenschaftler wie<br />

u.a. den Vorsitzenden des DOI-Direktoriums<br />

Prof. Dr. Ommo Grupe (Tübingen), den Leiter<br />

des dortigen Instituts für Sportwissenschaft,<br />

Prof. Dr. Helmut Digel, den Leiter des<br />

Instituts für Sportgeschichte der Deutschen<br />

Sporthochschule Köln, Prof. Dr. Manfred<br />

Lämmer sowie griechische und chinesische<br />

Sportpolitiker zum Meinungsaustausch über<br />

Athener Erfahrungen und Pekinger Perspek-<br />

50<br />

tiven begrüßt. Das Deutsche Olympische<br />

Institut werde eine Bereicherung der Frankfurter<br />

Sportlandschaft sein und einen<br />

unverzichtbaren Beitrag zur Weiterentwicklung<br />

der Olympischen Idee leisten, versprach<br />

Steinbach.<br />

"Verstöße gegen ethische Prinzipien, Manipulation<br />

und Betrug, hemmungslose Vermarktung,<br />

Erfolgsfixierung oder Interventionen<br />

von Staat, Wirtschaft und Medien, die<br />

zur Fremdbestimmung von Athletinnen und<br />

Athleten führen, können den kulturellen<br />

Wert des Sports schwächen und die Symbolkraft<br />

der Olympischen Bewegung gefährden",<br />

warnte Generalsekretär Schwank Der<br />

<strong>deutsch</strong>e Sport werde auch künftig zu<br />

einem humanen Hochleistungssport stehen.<br />

Positive Rückmeldungen<br />

auf das Afrika-Seminar<br />

Die 32 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der<br />

NOK-Fortbildungsveranstaltung für NOK-<br />

Präsidenten und Generalsekretär afrikanischer<br />

<strong>olympischer</strong> Komitees sind nach ihrer<br />

einwöchigen Fortbildung im Mai 2005<br />

wohlbehalten in ihre Heimatländer zurückgekehrt.<br />

In Frankfurt erhielten die Teilnehmer<br />

unter anderem Einblick in die Arbeit<br />

von NOK und DSB, der Stiftung Deutsche<br />

Sporthilfe (DSH) und der Deutschen Sport-<br />

Marketing (DSM) und tauchten bei der TSG<br />

Mörfelden/Walldorf ins <strong>deutsch</strong>e Vereinsleben<br />

ein. Abstecher hatten nach Bonn zur<br />

Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada)<br />

und dem Internationalen Paralympischen<br />

Komitee (IPC) sowie nach Köln zu Sporthochschule,<br />

Trainerakademie und Olympischem<br />

Museum geführt.<br />

In ersten Bilanzen reagierten die Kolleginnen<br />

und Kollegen sehr positiv auf das unter<br />

der Federführung des NOK organisierte<br />

Seminar. "Insgesamt war der Besuch informativ<br />

nützlich und bestens dazu geeignet,<br />

die bilateralen Beziehungen zu stärken",<br />

urteilte Präsident Benson T. Baba aus<br />

Ghana. "Hochinteressant, informativ und<br />

anregend. Dieses Seminar hat Deutschland<br />

näher an Afrika herangebracht“, lautet das<br />

Urteil eines Kollegen. Das Seminar sei eine<br />

Herausforderung für die afrikanischen NOKs<br />

gewesen, ähnliche Anstrengungen zum<br />

Aufbau des Sports in ihren Ländern zu<br />

unternehmen. Der Dank gelte dem Präsidenten<br />

des NOK für Deutschland, Dr. Klaus<br />

NOK-Abteilungsleiterin Katrin Merkel (5. v.l.) mit den teilnehmenden NOK-Präsidenten und<br />

-Generalsekretären bei einem Besuch im Landessportbund Hessen.


Steinbach und allen Offiziellen, insbesondere<br />

NOK-Abteilungsleiterin Katrin Merkel,<br />

deren Einsatz zum Gelingen der Veranstaltung<br />

beigetragen habe. "Vor allem interessierten<br />

uns die modernen Strukturen des<br />

<strong>deutsch</strong>en Sports. Wir wollten die Tage hier<br />

nutzen, um tiefere Einblicke zu gewinnen",<br />

umreisst Banji Oladapo aus Nigeria das<br />

Interesse der Delegation, der auch der<br />

zweimalige Olympiasieger Kipchoge Keino<br />

als Präsident des NOK von Kenia angehörte.<br />

Dies sei bestens gelungen.<br />

Durchaus bewusst waren sich die Gäste aus<br />

20 afrikanischen Ländern über die grundlegend<br />

unterschiedlichen Bedingungen des<br />

Sports in Afrika und in Deutschland. Dr.<br />

Osman Ismail aus Ägypten: "Wir haben eine<br />

Menge gelernt und hoffen nach unserer<br />

Rückkehr zumindest einige Dinge auch in<br />

unserem Land umsetzen zu können."<br />

"Wertvolle Kontakte geknüpft und das<br />

bestehendes Netzwerk des Wissens ergänzt",<br />

so bilanziert Z.R. Magagula aus Swaziland<br />

das Seminar: "Ich würde mir<br />

wünschen, dass das NOK die<br />

Beziehungen zu den afrikanischen<br />

Ländern ausbaut und das<br />

Seminar in zwei Jahren wiederholt.<br />

Und ich hoffe natürlich<br />

auch, dass mein Land eines<br />

Tages genau wie Deutschland in<br />

der Lage sein wird, Sport-<br />

Organisationen aufzubauen<br />

sowie Personal und finanzielle<br />

Ressourcen in den Sport zu<br />

investieren.“<br />

Manch ein Teilnehmer hätte sich<br />

wohl einen längeren Aufenthalt<br />

mit zusätzlichen Exkursionen zu<br />

weiteren Einrichtungen des<br />

Sports in Deutschland<br />

gewünscht. So blieb allein die Hoffnung, das<br />

<strong>deutsch</strong>e NOK möge "die Kooperation mit<br />

Afrika noch viele viele Jahre fortsetzen. Dass<br />

dies auch für den <strong>deutsch</strong>en Sport einen<br />

Gewinn abwirft, zeigt folgender Kommentar:<br />

"Bei uns gibt es das Vorurteil, dass<br />

Deutsche unfreundlich sind, aber mit<br />

diesem Seminar haben sie gezeigt, dass sie<br />

an uns glauben."<br />

Auf die Bedeutung derartiger Veranstaltungen<br />

für den <strong>deutsch</strong>en Sport hatten auch<br />

NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach und<br />

NOK-Ehrenpräsident Prof. Walther Tröger<br />

zuvor mehrfach aufmerksam gemacht. "Wir<br />

hoffen, dass die Bundesregierung ihr Inte-<br />

resse an diesen Veranstaltungen vertieft und<br />

diese Programme auch weiterhin unterstützen<br />

wird", sagte NOK-Präsident Dr. Klaus<br />

Steinbach im Anschluss an die Fortbildung.<br />

Bedeutende Ehrungen für<br />

NOK-Mitglieder<br />

Ingrid Mickler-Becker<br />

Preisträgerin der "Goldenen<br />

Sportpyramide 2005"<br />

Bundesinnenminister Otto Schily, der<br />

Stiftungsratsvorsitzende der Deutschen<br />

Sporthilfe, Prof. Jürgen Hubbert und deren<br />

Vorstandsvorsitzender Hans-Ludwig Grüschow<br />

verliehen am 27. Mai 2005 im<br />

Rahmen einer Benefiz-Gala vor 320 geladenen<br />

Gästen im Berliner Traditions-Hotel<br />

Adlon den "life-time-award" der Stiftung<br />

Deutsche Sporthilfe an die frühere Weltklas-<br />

Ingrid Mickler Becker mit der Goldenen Sportpyramide.<br />

se-Leichtathletin Ingrid Mickler-Becker. Die<br />

Jury habe eine würdige Preisträgerin mit<br />

einer außergewöhnlichen sportlichen,<br />

beruflichen und ehrenamtlichen Biografie<br />

ausgewählt, hob Minister Schily in seiner<br />

Laudatio hervor. Zwei Olympiasiege, zwei<br />

Europameistertitel, je ein Welt- und Europarekord<br />

sowie 13 <strong>deutsch</strong>e Rekorde sind<br />

Ausdruck des vielfältigen Bewegungstalentes<br />

der einzigen <strong>deutsch</strong>en Athletin, die den<br />

beruflichen Aufstieg bis zum Rang einer<br />

Staatssekretärin in einer Landesregierung<br />

geschafft hat. Nach ihrer aktiven Karriere<br />

hat sich Ingrid Mickler-Becker insbesondere<br />

um den Nachwuchs und die Rolle der Frau<br />

im Sport verdient gemacht. Weitere Infor-<br />

mationen unter:<br />

www.sporthilfe.de<br />

Ehrendoktorwürde für<br />

Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper<br />

Am 25. Mai.2005 erhielt die Berliner Sportwissenschaftlerin<br />

und Präsidentin des<br />

Weltrates für Sportwissenschaft und Leibes-<br />

/Körpererziehung (ICSSPE), Prof. Dr. Gudrun<br />

Doll-Tepper, die Ehrendoktorwürde der<br />

Memorial University of Newfoundland,<br />

Kanada. Die vor Mitgliedern und Gästen<br />

einer der wichtigsten Hochschulen an der<br />

kanadischen Ostküste gehaltene Laudatio<br />

würdigt den Einsatz Gudrun Doll-Teppers,<br />

mit Hilfe des Sports und der Leibeserziehung<br />

Grenzen zu überwinden, Menschen<br />

unabhängig von Religion, sozialer Stellung,<br />

Geschlecht oder Behinderung zusammenzubringen<br />

sowie die gesellschaftliche, politische<br />

und wirtschaftliche Entwicklung<br />

voranzutreiben. "Gudrun Doll-Tepper hat<br />

Mauern von Ungleichheit und Intoleranz<br />

zwischen Ländern der nördlichen und der<br />

südlichen Hemisphäre, zwischen Akademikern<br />

und Akademikerinnen der Dritten und<br />

der Ersten Welt sowie zwischen Menschen<br />

ohne und mit Behinderung abgebaut", hieß<br />

es in der von Professor T.A. Loeffler, Memorial<br />

University of Newfoundland, gehaltenen<br />

Ansprache. Weitere Informationen unter:<br />

www.icsspe.org<br />

Verleihung des<br />

Bundesverdienstkreuzes an<br />

Werner von Moltke<br />

Unmittelbar vor dem 50-jährigen Jubiläum<br />

und dem Verbandstag des Deutschen<br />

Volleyball-Verbandes in Fellbach wurde<br />

DVV-Präsident Werner von Moltke am 3.<br />

Mai im Innenministerium in Mainz das<br />

Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.<br />

Anlass der Auszeichnung war sein jahrzehntelange<br />

Einsatz im und für den Sport. NOK-<br />

Präsident Dr. Klaus Steinbach begrüßte die<br />

Ehrung als Anerkennung der Lebensleistung<br />

des Top-Sportlers und Spitzenfunktionärs:<br />

"Werner von Moltke hat nicht nur sich<br />

selbst, sondern auch denjenigen, für die er<br />

sich eingesetzt hat und noch einsetzt, Beine<br />

gemacht. Wo von Moltke ist, bewegt er<br />

etwas, hinterfragt Strukturen und löst<br />

positive Veränderungen aus. Der DLV, NOK-<br />

Partner adidas oder aktuell der Deutsche<br />

Volleyballverband und das NOK profitierten<br />

51


Werner von Moltke und Staatssekretär<br />

Hendrik Hering anlässlich der Verleihung<br />

des Bundesverdienstkreuzes am Bande.<br />

oder profitieren von seinen Ideen und<br />

Initiativen. Wir freuen uns auf eine erfolgreiche<br />

Beachvolleyball-WM in Berlin, die wir<br />

auch der Arbeit des DVV-Präsidenten<br />

Werner von Moltkes verdanken und hoffen<br />

ihn noch lange als NOK-Mitglied an unserer<br />

Seite zu haben", sagte Steinbach.<br />

Prof. Dr. Holger Preuß<br />

"Visiting Professor" an der<br />

Beijing Sport University<br />

Prof. Dr. Holger Preuß, Mitglied des NOK-<br />

Kuratoriums für Olympische Akademie und<br />

Olympische Erziehung, ist in Peking zum<br />

"Visiting Professor" des College<br />

of Management der University<br />

of Beijing ernannt worden. Die<br />

Ehrung, die mit einer dreijährigen<br />

Aufnahme in das Kollegium<br />

der Hochschule verbunden ist,<br />

wurde ihm anlässlich eines<br />

Aufenthaltes in China zuteil, bei<br />

dem er gemeinsame Projekte der<br />

"Forschungsgruppe Olympia" an<br />

der Universität Mainz und<br />

chinesischen "Senior Olympic<br />

Advisors" beriet. Gleichzeitig<br />

hielt der Juniorprofessor für<br />

Sportökonomie und -management<br />

des Instituts für Sportwissenschaft<br />

der Universität Mainz<br />

einen Vortrag zum Thema "Medien und<br />

Sponsoren bei den Olympischen Spielen -<br />

eine internationale Perspektive". Dabei<br />

wurde die interkulturell unterschiedliche<br />

Wahrnehmung der olympischen Ideale<br />

durch Werbung der Sponsoren in elf verschiedenen<br />

Fernsehsendern dargestellt.<br />

52<br />

Claudia Bokel an der<br />

Spitze der EOC-Athleten<br />

Die Tauberbischofsheimer Degenfechterin<br />

Claudia Bokel wurde Ende Mai bei Wahlen<br />

in Kiew für vier Jahre zur Präsidentin der<br />

achtköpfigen Athletenkommission der<br />

Europäischen Olympischen Komitees (EOC)<br />

gewählt. Die 32-jährige Silbermedaillengewinnerin<br />

von Athen überzeugte in der<br />

ukrainischen Hauptstadt mit einer mehrsprachig<br />

vorgetragenen Rede, die inhaltlich<br />

an den für Sportlerinnen und Sportler<br />

drängendsten Themen orientiert war: der<br />

Dopingproblematik und der Vereinbarkeit<br />

von beruflicher und sportlicher Karriere. Zu<br />

Bokels Stellvertreter wurde der estische<br />

Zehnkämpfer Erki Nool gewählt. Unter den<br />

weiteren Mitgliedern des Gremiums finden<br />

sich bekannte Athletinnen wie die kroatische<br />

Skikönigin Janica Kostelic oder die<br />

ukrainische Weltklassehochspringerin Inga<br />

Babakova. NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach<br />

gratulierte Claudia Bokel zum Sprung<br />

an die Spitze eines Olympischen Gremiums:<br />

"Mit Claudia Bokels Wahlerfolg erhalten der<br />

<strong>deutsch</strong>e Sport und seine internationalen<br />

sportpolitischen Anliegen an einem wichtigen<br />

Punkt Unterstützung. Ich erhoffe mir<br />

durch das gute Ergebnis auch einen zusätzlichen<br />

Motivationsschub für die Kandidatur<br />

von Georg Hackl, der bei den Olympischen<br />

Winterspielen in Turin einen Platz in der<br />

Athletenkommission des IOC anstrebt",<br />

Claudia Bokel im Kreis der gewählten Athletenvertreter<br />

kommentierte Steinbach die Wahl. Für die<br />

acht verfügbaren Positionen in der Athletenkommission<br />

hatten sich 18 Kandidaten<br />

zur Wahl gestellt.<br />

Internationale Fair-Play-<br />

Trophäe für Bianca Kappler<br />

Für ihr außergewöhnliches Verhalten bei<br />

den 28. Leichtathletik-Hallen-Europameisterschaften<br />

in Madrid (4.-6.3.2005) wird<br />

Bianca Kappler mit der Bronzemedaille von<br />

Madrid.<br />

Weitspringerin Bianca Kappler anlässlich der<br />

Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in<br />

Bochum (2./3. Juli 2005) auf Vorschlag des<br />

NOK mit einer Internationalen Fair-Play-<br />

Trophäe des IOC ausgezeichnet.<br />

Die Rehlinger Athletin hatte im Weitsprungfinale<br />

das Kampfgericht unmittelbar nach<br />

ihrem letzten Sprung darauf hingewiesen,<br />

die angezeigte Sieges-Weite von ihrem<br />

Leistungsvermögen her nicht springen zu<br />

können. "Das Verhalten von Bianca Kappler<br />

war vorbildlich und zeigt, dass<br />

es im olympischen Sport um<br />

mehr geht, als nur um den Sieg.<br />

Für den fairen Umgang mit<br />

ihren Konkurrentinnen, dem<br />

Kampfgericht und den Zuschauern<br />

hat das IOC der Athletin<br />

eine wertvolle Anerkennung<br />

verliehen. Sie sollte Sportler und<br />

ihre Betreuer ermutigen, sich in<br />

vergleichbaren Situationen des<br />

Sports ähnlich zu verhalten",<br />

würdigte NOK-Präsident Dr.<br />

Klaus Steinbach Bianca Kappler,<br />

die in Madrid nach Videoanalysen<br />

des Kampfgerichts schließlich<br />

die Bronzemedaille zugesprochen<br />

bekommen hatte. In einem persönlichen<br />

Schreiben hatte IOC-Präsident Dr.<br />

Jacques Rogge Bianca Kappler bereits im<br />

März zu ihrer "bewundernswerte Geste des<br />

wahren Fairplay" gratuliert.


Umsetzung des Anti-Doping<br />

Regelwerkes der NADA<br />

Zu einer gemeinsamen Tagung zur Umsetzung<br />

des Anti-Doping Regelwerkes der<br />

NADA hat NOK-Generalsekretär Bernhard<br />

Schwank am 2. Juni 2005 Vertreterinnen<br />

und Vertreter der Sportfachverbände und<br />

Landessportbünde im Auftrag der Nationalen<br />

Anti-Doping Agentur (NADA), des<br />

Deutschen Sportbundes und des Nationalen<br />

Olympischen Komitees begrüßt.<br />

Auf der Tagesordnung standen Beiträge zu<br />

"Signifikanten Änderungen zu den Rahmenrichtlinien<br />

der ADK", "Struktur des Dopingkontrollsystems<br />

nach dem NADA-Code",<br />

"Umsetzung des NADA-Code in Satzungen<br />

und Regelwerken", "Erfahrungsberichte aus<br />

den Verbänden" sowie ein "Ausblick auf ein<br />

Nationales Schiedsgericht". Die NADA<br />

informiert im Internet unter<br />

www.nada-bonn.de<br />

Nach SportAccord:<br />

Lob für Berlin<br />

Berlin hat nach Einschätzung internationaler<br />

Beobachter bei der Organisation der<br />

internationalen Konferenz SportAccord und<br />

den Sitzungen der IOC-Exekutive Ende April<br />

2005 für mögliche künftige Bewerbungen<br />

Deutschlands um sportliche Großereignisse<br />

Pluspunkte gesammelt. `Ich höre von allen<br />

Seiten nur Lob und Anerkennung´, äußerte<br />

sich IOC-Mitglied Hein Verbruggen. Etwa<br />

1400 Vertreter des Sports und der Olympischen<br />

Familie hatten sich in der Hauptstadt<br />

zum Gedankenaustausch versammelt. Auch<br />

IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge fand<br />

lobende Worte und bezeichnete die Organisation<br />

des Berliner Kongresses als `herausragend´.<br />

NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach am Stand der World Games 2005 bei der SportAccord.<br />

Neben ihm World Games Geschäftsführer Dr. Peter Langner (links) und Beiratsvorsitzender<br />

Rainer Enzweiler sowie die Feldbogenschützinnen Karina Winter (links) und Elena Richter.<br />

Vorbereitungen auf IOC-<br />

Session - Wahl der<br />

Olympiastadt 2012<br />

Der Vorstand des Internationalen Olympischen<br />

Komitees, das sog. Executive Board,<br />

hat in Berlin wichtige Weichenstellungen<br />

für die 117. IOC-Session vorgenommen, die<br />

am 5. Juli 2005 im Esplanade in Singapur<br />

IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge<br />

beginnt. Herausragende Programmpunkte<br />

sind die Wahl der Gastgeberstadt für die<br />

Spiele der XXX. Olympiade 2012 sowie das<br />

künftige Programm der Olympischen Spiele.<br />

Am 6. Juli 2005 präsentieren sich die<br />

Bewerbestädte um die Ausrichtung der<br />

Olympischen Spiele 2012 in der Reihenfolge<br />

Paris, New York, Moskau, London und<br />

Madrid. Nach der Vorstellung des Evaluierungsberichts<br />

durch die Vorsitzende der<br />

Evaluierungskommission, Nawal el Moutawakel,<br />

erfolgt die Abstimmung der IOC-<br />

Mitglieder. Das Ergebnis wird um 19.30 Uhr<br />

(Ortszeit; MEZ: 13.30 Uhr) von IOC-Präsident<br />

Dr. Jacques Rogge verkündet. Der<br />

Evaluierungsbericht ist bereits seit dem 6.<br />

Juni 2005 öffentlich und kann im Internet<br />

auf der IOC-Website: www.olympic.org<br />

eingesehen werden. Mehr Informationen<br />

über die IOC-Session ebenfalls im Internet<br />

unter : http://www.olympic.org/uk/news/<br />

events/117_session/index_uk.asp<br />

Olympisches Programm<br />

auf dem Prüfstand<br />

In Fortsetzung seiner Bemühungen zur<br />

systematischen Reform des Olympischen<br />

Programms legte das IOC-Executive Board<br />

im April in Berlin ein Verfahren zur Abstimmung<br />

über das Programm der Olympischen<br />

53


Spiele 2012 bei der 117. IOC-Session in<br />

Singapur vor.<br />

Seit 1936 wurden im Programm der Olympischen<br />

Spiele regelmäßig Sportarten<br />

ergänzt. Auf einer außerordentlichen<br />

Sitzung hatte die IOC-Session im Jahr 2002<br />

beschlossen, sowohl die Anzahl der Sportarten<br />

bei den Spielen einer Olympiade<br />

(Sommerspiele) auf 28 zu begrenzen als<br />

Athen 2004: Das Olympische Programm in Piktogrammen der<br />

Sportarten<br />

auch die Anzahl der Wettkämpfe (auf 301)<br />

und die der Athletinnen und Athleten (auf<br />

10.500) einzuschränken. Darüber hinaus<br />

wurde der Beschluss gefasst, nach den<br />

Olympischen Spielen jeweils eine ausführliche<br />

Überprüfung des Olympischen Programms<br />

vorzunehmen. Von der IOC-Session<br />

im Jahr 2002 entsprechend beauftragt,<br />

erarbeitete eine Kommission des IOC Kriterien<br />

für eine Befragung der Verbände. Ein<br />

darauf basierender Fragebogen wurde den<br />

28 Olympischen Sommersport-Verbänden<br />

und den anerkannten Welt-Verbänden für<br />

Golf, Rugby, Squash, Karate und Inline-<br />

54<br />

Skating, die sich um Aufnahme in das<br />

Olympische Programm bemühen, vorgelegt.<br />

Auf der Basis der Befragungsergebnisse und<br />

Rückmeldungen der Organisationen darauf<br />

wurde ein erster Berichtsentwurf angefertigt.<br />

Gegenwärtig befindet sich der Abschlussbericht<br />

in Vorbereitung. Er wird den<br />

IOC-Mitgliedern rechtzeitig vor der 117.<br />

IOC-Session in Singapur zur Entscheidungsfindung<br />

und der Öffentlichkeit zur Kenntnisnahme<br />

vorliegen,<br />

enthält aber keine<br />

endgültigen Empfehlungen<br />

im<br />

Hinblick auf den<br />

Fortbestand oder die<br />

Aufnahme einer<br />

Sportart in das<br />

Olympische Programm<br />

und ist von<br />

daher eher als ein<br />

dem Evaluierungsbericht<br />

über die<br />

Bewerberstädte<br />

Olympischer Spiele<br />

vergleichbares<br />

Dokument anzusehen.<br />

Grundsätzlich liegen<br />

Entscheidungen zu<br />

Olympischen Sportarten<br />

in der Verantwortung<br />

der IOC-<br />

Session während<br />

Entscheidungen im<br />

Hinblick auf Olympische<br />

Disziplinen und<br />

Wettkämpfe der<br />

Zuständigkeit der<br />

IOC-Exekutive<br />

unterliegen.<br />

Regel 48.1 der<br />

Olympischen Charta<br />

folgend sind mindestens<br />

15 und höchstens 28 Sportarten<br />

Bestandteil des Olympischen Programms.<br />

Die Anzahl von 28 Sportarten ist nicht<br />

verpflichtend.<br />

In Singapur wird die IOC-Vollversammlung<br />

am 8. Juli 2005 über jede der 28 olympischen<br />

Sportarten einzeln abstimmen. Wer<br />

von ihnen mindestens 51 Prozent der<br />

Stimmen erhält, ist im Programm 2012. Wer<br />

keine Mehrheit bekommt, wird aus dem<br />

Programm gestrichen, behält aber seinen<br />

Status als olympische Sportart und könnte<br />

für kommende Spiele nach erneuter Ab-<br />

stimmung mit einfacher Mehrheit wieder<br />

aufgenommen werden.<br />

Sollte mindestens eine Sportart abgewählt<br />

werden, wird das Exekutivkomitee aus dem<br />

Kreis der Sportarten Golf, Rugby, Squash,<br />

Karate und Inline-Skating einen bzw. mehrere<br />

Kandidaten auswählen und der Vollversammlung<br />

zur Wahl vorschlagen. Eine<br />

Sportart benötigt eine Zweidrittel-Mehrheit,<br />

um Olympische Sportart zu werden.<br />

Im Herbst 2005 entscheidet dann das<br />

Exekutivkomitee allein über die Disziplinen<br />

und Wettbewerbe der Sportarten und über<br />

die Teilnahme-Quoten. Mit 301 Wettbewerben<br />

und 10.500 Sportlern sind auch hier<br />

durch die IOC-Regeln Grenzen gesetzt.<br />

Weltkonferenz Sport und<br />

Umwelt<br />

Die 6. Weltkonferenz zu Fragen von Sport<br />

und Umwelt wird vom 9. bis 11. November<br />

2005 im Hauptquartier des Umwelt-Programmes<br />

der Vereinten Nationen in Nairobi,<br />

Kenia, durchgeführt. Dies kündigte das IOC<br />

im Mai an. Die Konferenz folgt jener von<br />

Der Direktor des Umweltprogrammes der<br />

Vereinten Nationen, Klaus Töpfer, zum<br />

Auftakt des 2. Globalen Umweltminister-<br />

Forums im Februar 2001 in Nairobi.<br />

Turin im Dezember 2003, als Delegierte aus<br />

fünf Kontinenten ihre Erfahrungen und<br />

Ideen über nachhaltige Entwicklung durch<br />

Sport austauschten. Das IOC begrüße die<br />

Durchführung der Konferenz in Zusammenarbeit<br />

mit UNEP, hieß es in der Pressemitteilung<br />

des IOC.<br />

Ziel der Veranstaltung sei es, die Fortschritte<br />

zu bilanzieren, die es in der Kooperation<br />

zwischen Sport und Umwelt sowie Sport<br />

und Olympischer Bewegung gebe. Haupt-


themen werden die Umweltpolitik sowie die<br />

Intensivierung von Partnerschaften, Forschung<br />

und Entwicklung sein. Darüber<br />

hinaus soll es zur Diskussion künftiger<br />

Prioritäten und Strategien für die nächsten<br />

zwei Jahren kommen.<br />

Die Konferenz richtet sich an Vertreter von<br />

Regierungs- und Nichtregierungs-Organisationen,<br />

die sich mit nachhaltiger Entwicklung<br />

beschäftigen, an Vertreter der Vereinten<br />

Nationen, die Olympische Bewegung,<br />

die Nationalen Olympischen Komitees, die<br />

Internationalen Fachverbände, die Organisations-Komitees<br />

Olympischer Spiele, anerkannte<br />

Sportorganisationen und Olympische<br />

Sponsoren. Akademische Einrichtungen,<br />

Umweltorganisationen und Medien.<br />

Weitere Informationen über das vorläufige<br />

Programm, die Sport und Umwelt-Kommission<br />

und die Konferenz in Nairobi über Links<br />

auf folgender IOC-Seite<br />

http://www.olympic.org/uk/news/<br />

olympic_nes/newsletter_full_story_<br />

uk.asp?id=1319<br />

Olympischer Kongress 2009<br />

angekündigt<br />

Der nächste Olympische Kongress soll im<br />

Jahr 2009 stattfinden, zehn Jahre nach<br />

Beginn der IOC-Reformen von 1999. Das<br />

gab IOC-Präsident Jacques Rogge zum<br />

Abschluss der Exekutivsitzungen im April in<br />

Berlin bekannt. Wie der sportinformationsdienst<br />

vermeldete werde über den Kongress-Schauplatz<br />

während der Winterspiele<br />

2006 in Turin entschieden. Die letzten<br />

Olympischen Kongresse hatten 1981 in<br />

Baden-Baden (Aufhebung der Amateurregel)<br />

und 1994 in Paris (100 Jahre IOC)<br />

stattgefunden. "2009 wollen wir die Bilanz<br />

unserer Reformbemühungen ziehen und die<br />

Einheit der olympischen Familie weiter<br />

stärken", zitiert der sid. Unterdessen hat das<br />

IOC die NOKs Ende Mai zur Abgabe von<br />

Bewerbungen um die Ausrichtung des<br />

Kongresses gebeten.<br />

Deutsche Vorhaben im<br />

UN-Jahr des Sports<br />

Eröffnungsfeier des XI. Olympischen Kongresses am 23.09.1981 im<br />

Kurhaus von Baden-Baden mit (v.l.). dem früheren irischen IOC-<br />

Präsidenten Lord Killanin, Lothar Späth, damals Ministerpräsident<br />

von Baden-Württemberg, Maria Teresa Salisachs, Gattin des damaligen<br />

IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch, dem damaligen<br />

Bundespräsidenten Karl Carstens und dem früheren NOK-Präsidenten<br />

Willi Daume.<br />

Starke Beachtung fand das gemeinsame<br />

Engagement des <strong>deutsch</strong>en Sports im<br />

Rahmen des "UN-Jahres des Sports" am<br />

Dienstag, 17.Mai 2005 in Berlin, wo Bundesinnenminister<br />

Otto Schily und UN-<br />

Sonderbeauftragter Adolf Ogi ausgewählte<br />

<strong>deutsch</strong>e Beiträge zu der UN-Initiative<br />

vorstellten. Darunter befand sich auch das<br />

gemeinsam von Deutschem Sportbund und<br />

Nationalem Olympischen Komitee vorgesehene<br />

Projekt "Hilfe beim Aufbau des Sports<br />

in Afghanistan, insbesondere für Mädchen<br />

und Frauen". Der <strong>deutsch</strong>e Sport will hier<br />

Brücken schlagen<br />

und Hilfestellung als<br />

"Hilfe zur Selbsthilfe"<br />

geben. Mädchen<br />

und Frauen in<br />

Afghanistan sind die<br />

spezielle Zielgruppe<br />

des Projektes.<br />

DSB-Präsidiumsmitglied<br />

Ilse Ridder-<br />

Melchers, Vorsitzende<br />

des Bundesausschusses<br />

Frauen im<br />

Sport und Initiatorin<br />

dieses Projektes<br />

sagte dazu: "Der<br />

<strong>deutsch</strong>e Sport will<br />

mit diesem Projekt<br />

bewusst ein Zeichen<br />

setzen. Sport als<br />

Mittel zur sozialen<br />

Integration und zur<br />

Gleichstellung soll<br />

weltweit dazu beitragen, Geschlechterrollen<br />

aufzubrechen, soziale Kontakte zu verbessern<br />

und Mädchen und Frauen die uneingeschränkte<br />

Teilnahme am öffentlichen und<br />

gesellschaftlichen Leben zu sichern."<br />

Dr. Clemens Prokop, NOK-Vizepräsident,<br />

DLV-Präsident und zuständig für Internationale<br />

Zusammenarbeit, ergänzte: "Das<br />

Projekt bündelt in beispielhafter Weise<br />

know-how und Kompetenz der beiden<br />

Dachorganisationen des <strong>deutsch</strong>en Sports.<br />

Frauenförderung und internationale Sport-<br />

NOK-Vizepräsident Dr. Clemens Prokop<br />

unterstrich das <strong>deutsch</strong>e know-how in der<br />

Sport-Entwicklungshilfe<br />

entwicklung wirken hier zum Nutzen der<br />

einheimischen Bevölkerung. Aufbauend auf<br />

die Arbeit der AfghanistanHilfe Paderborn<br />

und der NOK-Experten vor Ort werden die<br />

Rahmenbedingungen für den Frauen- und<br />

Mädchensport verbessert."<br />

In Afghanistan soll das vom BMI finanzierte<br />

und bis Ende 2005 befristete Projekt die<br />

Entwicklung von Bewegungs- und Sportangeboten<br />

gemäß dem Motto "Learn and Play"<br />

fördern. Frauen und Mädchen sollen die<br />

Möglichkeit erhalten, sich sportlich zu<br />

betätigen. Sport soll ihnen Lebensfreude<br />

geben und dazu dienen, gesellschaftliche<br />

Gestaltungsspielräume zu eröffnen. Es soll<br />

ein Beitrag zur Herausbildung einer Zivilgesellschaft<br />

in Afghanistan geleistet werden,<br />

die der Benachteiligung von Frauen und<br />

Mädchen in der afghanischen Gesellschaft<br />

entgegen wirkt. Das Projekt gliedert sich u.a.<br />

in bauliche Maßnahmen vor Ort, Ausbildungsangebote<br />

für afghanische Übungsleiterinnen<br />

und der Bereitstellung regelmäßi-<br />

55


ger Mahlzeiten. Ergänzend führt das NOK in<br />

Kabul einen Ausbildungskurs für Fußballlehrerinnen<br />

im August diesen Jahres durch.<br />

Holger Obermann referierte<br />

im Auswärtigen Amt<br />

Auch Holger Obermann, Journalist und<br />

Entwicklungsexperte des NOK, des DFB und<br />

der FIFA hat beim Forum "Global Players -<br />

Fußball, Globalisierung und Außenpolitik" im<br />

Auswärtigen Amt in Berlin einmal mehr<br />

über die Bedeutung des Fußballs beim<br />

Wiederaufbau der afghanischen Gesellschaft<br />

referiert.<br />

"Fußball ist dank der <strong>deutsch</strong>en Unterstützung<br />

in Afghanistan auf dem besten Weg,<br />

die Popularität der sechziger und siebziger<br />

Jahre zu erreichen, in denen die Nationalmannschaft<br />

führend in der südasiatischen<br />

Region war. Bereits heute ist er Ausdruck<br />

Holger Obermann, hier mit zwei jungen Fußball-Spielern in Afghanistan,<br />

war zuletzt auch als Fluthelfer in Sri Lanka im Einsatz.<br />

56<br />

für Hoffnung und Lebensfreude. Bestehende<br />

Ressentiments der ethnischen Gruppen<br />

reduzieren sich auf ein Minimum, wenn es<br />

um Fußball geht".<br />

Im Mittelpunkt seiner Ausführungen standen<br />

die seit Anfang 2003 von NOK und DFB<br />

aus Mitteln des Auswärtigen Amtes finanzierten<br />

Entwicklungsprojekte. Neben Bundesaußenminister<br />

Joschka Fischer und<br />

Innenminister Otto Schily würdigte auch<br />

UN-Sonderbeauftragter Adolf Ogi die<br />

friedensstiftende und politische Bedeutung<br />

des Sports. "Fußball und Sport können<br />

Brücken schlagen und bei der Schaffung<br />

einer besseren Welt vorangehen", sagte Ogi.<br />

"Das NOK für Deutschland ist bestrebt, die<br />

seit vielen Jahren bestehenden guten<br />

Kontakte mit Ländern der Dritten Welt<br />

weiter zu entwickeln", sagt NOK-Präsident<br />

Dr. Klaus Steinbach. Neben 36 bereits<br />

laufende NOK-Projekte in Entwicklungsländern<br />

treten im Internationalen Jahr des<br />

Sports weitere, durch das Bundesministerium<br />

des Innern<br />

geförderte, Engagements.<br />

Auch die Staatsministerin<br />

des Auswärtigen<br />

Amts, Kerstin<br />

Müller, unterstrich<br />

in Berlin die außenundentwicklungspolitischeBedeutung<br />

des Sports. Er<br />

sei in vielen Ländern<br />

Teil des nationalen<br />

Selbstbewusstseins<br />

und könne zur<br />

Identitätsbildung<br />

und zum Wiederaufbau<br />

beitragen.<br />

Mit der Entsendung<br />

von Trainern habe<br />

Deutschland internationalAnerkennung<br />

erworben.<br />

An der Veranstaltung<br />

"Global Players"<br />

- Fußball,<br />

Globalisierung und<br />

Außenpolitik haben<br />

am 19. April im<br />

Auswärtigen Amt<br />

mehr als 300 inund<br />

ausländische<br />

Fußball- und Ent-<br />

wicklungsexperten teilgenommen. Zu den<br />

Referenten zählten u.a. auch der <strong>deutsch</strong>e<br />

Fußball-Schiedsrichter Dr. Markus Merk und<br />

Günther Zittel, Fußball-Entwicklungshelfer<br />

in Diensten von NOK und Gesellschaft für<br />

Technische Zusammenarbeit (GTZ) in Uganda.<br />

Aktuelle NOK-Projekte in<br />

Entwicklungsländern<br />

Alle Projekte dienen der Förderung von<br />

Sportbeziehungen mit Ländern der Dritten<br />

Welt im Rahmen der Auswärtigen Kulturpolitik<br />

und werden aus Mitteln des Auswärtigen<br />

Amtes finanziert. Teil der Projekte<br />

sind Gerätespenden an die Partner vor Ort.<br />

AFGHANISTAN.<br />

Am 28. Mai 2005 fand im Zentralstadion<br />

von Kabul ein Tag für den Kinder - und<br />

Jugendfußball statt. 300 Jungen und<br />

Mädchen aus den beiden Learn and Play -<br />

Schulen in Kabul waren der Einladung der<br />

Trainer des <strong>deutsch</strong>-afghanischen Fußballprojekt<br />

Ali Askar Lali und Klaus Stärk gefolgt.<br />

An dem 4 : 4 - Turnier sowie den<br />

Übungen an acht Spielstationen auf dem<br />

Rasenplatz nahmen 32 Jungen zwischen 6<br />

und 12 Jahren unter Anleitung der afghanischen<br />

Trainer teil. Im Vordergrund stand bei<br />

dieser Veranstaltung nicht so sehr das<br />

Gewinnen, sondern die Förderung der<br />

Teamfähigkeit durch Spielen mit ständig<br />

wechselnden Partnern, Spielen ohne<br />

Schiedsrichter und dabei Einhaltung vorgegebener<br />

Regeln sowie die Erziehung zum<br />

Fair Play. Die zuschauenden Kinder feuerten<br />

die Spieler lautstark an. An den jeweiligen<br />

Spielstationen wurden die Ergebnisse<br />

notiert und am Schluss wurden die drei<br />

Besten von allen mit einem kleinen Gewinn<br />

bedacht. Alle Teilnehmer erhielten außerdem<br />

einen Fußball mit dem Logo des<br />

Auswärtigen Amtes aus einer Sportgeräte-


spende der Deutschen Botschaft Kabul. Der<br />

Jugendfußball-Tag war eine gelungene<br />

Veranstaltung, an der zahlreiche Medienvertreter<br />

(TV, Radio und Printmedien) teilnahmen.<br />

Interviews wurden nicht nur mit dem<br />

Trainer des Fußballprojekt Ali Askar Lali<br />

geführt, auch die künftigen kleinen "Nationalspieler"<br />

wurden befragt. Leider waren die<br />

Mädchen diesmal nur Zuschauer. Aber auch<br />

sie erhielten für ihre Mannschaften Fußbälle.<br />

Aus Mitteln, die das Bundesministerium<br />

des Innern im Rahmen des UN-Jahres für<br />

Sport und Leibeserziehung zur Verfügung<br />

stellt, soll im August ein Fußballtrainerinnen-Kurs<br />

in Kabul durchgeführt werden.<br />

Zum Abschluss und Höhepunkt des Kurses<br />

ist ein Frauenfußball-Turnier geplant (vgl.<br />

Bilder Seite 57).<br />

SIERRA LEONE.<br />

Sierra Leone war im Mai 2005 das Ziel des<br />

Fußballexperten Torsten Spittler. Im Auftrag<br />

des Nationalen Olympischen Komitees<br />

(NOK) für Deutschland galt sein Engagement<br />

der Trainer und Übungsleiter Aus- und<br />

Fortbildung. Die Entwicklungsmaßnahme<br />

diente dabei in erster Linie dem Jugend-,<br />

Frauen- und Behindertensport. Entsprechende<br />

Schulungsmaßnahmen fanden in<br />

den Städten Makeni, Bo und Freetown statt.<br />

Partner vor Ort waren das NOK für Sierra<br />

Leone und das dortige Ministerium für<br />

Jugend und Sport. In Deutschland erfolgte<br />

die Projektplanung in enger Zusammenarbeit<br />

mit dem Deutschen Fußball-Bund<br />

(DFB). Torsten Spittler ist Diplomsportlehrer<br />

und DFB-Fußball-Lehrer. Als Aktiver hat er<br />

unter anderem in Augsburg, Starnberg und<br />

München gespielt. Trainer- und Beraterfunktionen<br />

führten ihn in den Jemen, nach<br />

Malaysia, Kanada, Indien, Australien, Hong<br />

Kong und Tokio. 1998 war Spittler DFB<br />

Assistenztrainer von Erich Rutemöller und<br />

Klaus Sammer in der U 16, zuvor (1993-<br />

1994) u.a. Chef Trainer der U-18 des TSV<br />

1860 München. Informationen über Sierra<br />

Leone im Internet:<br />

http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/<br />

laenderinfos/laender/laender_ausgabe_<br />

html?type_id=14&land_id=151<br />

BRASILIEN.<br />

“Mini-Atlétismo am Rande des Amazonas"<br />

unter diesem Motto reiste Björn Wangemann,<br />

zurzeit Leiter eines Leichtathletik-<br />

Langzeitprojekts in Uruguay, über die<br />

58<br />

Ostertage nach Manaus, Hauptstadt des<br />

Bundesstaates Amaziona, Brasilien. Er<br />

referierte dort als NOK-Vertreter auf Einladung<br />

des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF<br />

und des Brasilianischen Leichtathletikverbandes<br />

im Rahmen einer Nationalen Konferenz<br />

über neue Wege in der Kinderleichtathletik<br />

und stellte das Mini-Atlétismo<br />

Programm der IAAF vor. Die landesweite<br />

Verbreitung dieses Events gehört auch zu<br />

den Kernaufgaben seines Projekts in Uruguay.<br />

Darüber hinaus ist Wangemann in<br />

Zusammenarbeit mit dem Regionalen<br />

Entwicklungszentrum der IAAF in Santa<br />

Fe/Argentinien an der Verbreitung dieses<br />

attraktiven Kinderevents in ganz Südamerika<br />

beteiligt. An der hochkarätigen Veranstaltung<br />

in Manaus nahmen neben Sportminister<br />

Agnelo Queiroz die Sportstaatssekretäre<br />

aller 27 brasilianischen Bundesstaaten<br />

und die Präsidenten der Leichtathletik-<br />

Regionalverbände teil. Zu Wangemanns<br />

Aufgaben gehörte auch die Vorführung<br />

eines Mini-Atlétismo Events in einer Sporthalle<br />

am Rande des Amazonas. "Bei sintflutartigem<br />

Tropenregen, Temperaturen über 35<br />

C und einer Luftfeuchtigkeit von mehr als<br />

90% war dieser Event eine Herausforderung<br />

für die begeisterten Kinder und die Organisatoren.<br />

Das besondere an dieser Veranstaltung<br />

war auch die Tatsache, dass wir alle<br />

für den Event benötigten Geräte mit den<br />

Sportlehrern am Vortag kurzfristig selbst<br />

herstellen mussten, da das offizielle Sportmaterial<br />

der IAAF im Zoll festgehalten<br />

wurde und uns somit nicht zur Verfügung<br />

stand. Zugleich war dieser Umstand aber<br />

auch eine willkommene Gelegenheit, den<br />

Konferenzteilnehmern einmal praktische<br />

Hilfe zur Selbsthilfe zu demonstrieren."<br />

Wangemann hat in der Vergangenheit im<br />

Rahmen der Auswärtigen Kulturpolitik der<br />

Bundesrepublik Deutschland eine Vielzahl<br />

von Mini-Atlétismo Seminaren und Events<br />

in Ecuador, Bolivien und natürlich in seiner<br />

neuen Heimat Uruguay veranstaltet. "Die<br />

Verbreitung des Mini-Atlétismo Events<br />

gewinnt in Südamerika immer mehr an<br />

Bedeutung. Wenn es uns nicht gelingt, die<br />

Kinder schon im Alter von 8-12 Jahren für<br />

eine sinnvolle Spielleichtathletik zu begeistern,<br />

dann werden sie uns später in dieser<br />

Sportart fehlen. Ich glaube, es ist daher an<br />

der Zeit, einmal selbstkritisch die Inhalte<br />

unserer Sportentwicklungsprojekte zu<br />

überprüfen. Aufgrund meiner über dreißigjährigen<br />

intensiven Erfahrung in diesem<br />

Bereich sowohl als NOK Experte als auch als<br />

IAAF Entwicklungsdirektor stelle ich fest,<br />

dass viele unserer Kurz- aber auch Langzeit-<br />

projekte und auch manche Ausbildungsmaßnahmen<br />

der IAAF von ihren Inhalten<br />

her zur Kopflastigkeit neigen. Es wird zuviel<br />

Theorie und Sportwissenschaft vermittelt.<br />

Das ist zwar alles erlernbar, ich bezweifele<br />

jedoch, dass viele der Kursteilnehmer in<br />

ihren Herkunftsorten später auch die<br />

Rahmenbedingungen vorfinden, die es<br />

ihnen erlauben, dieses Wissen in die Praxis<br />

umzusetzen", bilanzierte Wangemann.<br />

Informationen über Brasilien im Internet:<br />

http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/<br />

laenderinfos/laender/laender_ausgabe_<br />

html?type_id=14&land_id=26<br />

RUANDA.<br />

Seinen bisherigen Trainerstationen in Benin,<br />

Kongo, Eritrea, Kambodscha und Vietnam<br />

konnte Fußball-Experte Jochen Fickert<br />

erneut das Ziel Ruanda hinzufügen. In<br />

Kigali, wo er bereits von 1984-1988 als<br />

Berater tätig war, leitete er vom 28. April bis<br />

zum 3. Juni 2005 ein Projekt des Nationalen<br />

Olympischen Komitees (NOK) zur Förderung<br />

des Fußballsports. Ziel war die Aus- und<br />

Fortbildung von Fußballtrainern. Das NOK<br />

entsandte den Experten in enger Abstimmung<br />

mit dem Deutschen Fußball-Bund.<br />

Informationen über Ruanda im Internet:<br />

http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/<br />

laenderinfos/laender/laender_ausgabe_<br />

html?type_id=14&land_id=138<br />

MOSAMBIK.<br />

Gleiches galt für die Entsendung von<br />

Jochen Figge vom 21.04. bis zum<br />

14.05.2005 nach Mosambik. Jochen Figge<br />

richtet sich in dieser Zeit mit theoretischen<br />

und praktischen Schulungen an Schiedsrichter,<br />

Mediziner und Administratoren des<br />

afrikanischen Landes. Informationen über<br />

Mosambik im Internet:<br />

http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/<br />

laenderinfos/laender/laender_ausgabe_<br />

html?type_id=14&land_id=116<br />

MADAGASKAR.<br />

Nach Madagaskar führte Fußball-Experte<br />

Heinz-Peter Überjahn aus Ruppichterroth-<br />

Winterscheid (NRW) im Mai der Auftrag des<br />

Nationalen Olympischen Komitees, dort<br />

Trainerinnen und Trainer des Fußball-<br />

Verbandes von Madagskar fortzubilden. Zu<br />

den Lehrgangsinhalten zählten technische


und konditionelle Leistungstests, Einführung<br />

in die Fußballtheorie, Konditionsschulung,<br />

Methoden zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit,<br />

Spielbeobachtung, Fußballtechnik<br />

und Fußballtaktik, Besonderheiten des<br />

Jugendtrainings und des Torwarttrainings,<br />

Teammanagement und Sportverletzungen.<br />

Am Ende des mit NOK-Zertifikaten schließenden<br />

Kurses erfolgten Prüfungen in<br />

Theorie und Praxis.<br />

Heinz-Peter Überjahn ist diplomierter Sportund<br />

Fußballlehrer und hat die letzten 25<br />

Jahre als Berater für die Fußballentwicklung<br />

in Niger (1981-1986), Burkina Faso (1986-<br />

1991) und Namibia (1991-2004) verbracht.<br />

Als Trainer war er dabei in 243 offiziellen<br />

Länderspielen afrikanischer Länder involviert.<br />

Zuvor war er Leiter einer Sportfördergruppe<br />

der Bundeswehr und hat u.a. in Bad<br />

Hennef Auslandstrainer weitergebildet.<br />

Informationen über Madagskar im Internet.<br />

http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/<br />

laenderinfos/laender/laender_ausgabe_<br />

html?type_id=14&land_id=100<br />

TANSANIA.<br />

Hans-Peter Thumm, Leichtathletik-Experte<br />

aus Stuttgart, ist vom 30. Mai bis zum 9.<br />

Juli in Tansania tätig, um dort im Auftrag<br />

des NOK für Deutschland Lehrer sowie<br />

Hans-Peter Thumm (Bildmitte) bei<br />

Dehnungsübungen.<br />

Trainer- und Übungsleiter aus- und fortzubilden.<br />

Darüber hinaus dient der zweimonatige<br />

Aufenthalt des <strong>deutsch</strong>en Experten der<br />

Prüfung von Voraussetzungen für ein<br />

mögliches Langzeitprojekt. Der Antrag der<br />

tansanischen Seite bezog sich u.a. auch auf<br />

die Unterstützung der Sportausbildung in<br />

Grundschulen und Kommunen in ländlichen<br />

Gebieten. Hans-Peter Thumm besitzt gerade<br />

in diesen Bereichen hervorragende Erfahrungen<br />

aus seiner Arbeit in ähnlichen<br />

Projekten in Namibia und Eritrea. Das NOK<br />

koordiniert das Projekt in enger Zusammenarbeit<br />

mit den Leichtathletik-Verbänden in<br />

Deutschland und Tansania, mit dem dortigen<br />

NOK, der <strong>deutsch</strong>en Botschaft in Dar Es<br />

Salaam sowie dem tansanischen Ministerium<br />

für Arbeit, Jugend, Entwicklung und<br />

Sport. Diplomsportlehrer Hans-Peter Thumm<br />

bringt umfangreiche Erfahrungen als Trainer<br />

im Leistungssport mit. Für das NOK, die IAAF<br />

und die GTZ hat er insgesamt fünf Langzeitund<br />

27 Kurzzeitprojekte in Afrika, Asien,<br />

Südamerika und Europa durchgeführt. Dabei<br />

ging es um den Aufbau nationaler Ausbildungskonzepte<br />

für Trainer und Sportlehrer,<br />

Beratung bei strukturbildenden Maßnahmen,<br />

Beratung beim Sport im Primar- und<br />

Sekundarbereich, Beratung beim Training<br />

sowie Vorbereitung von Spitzenathleten auf<br />

internationale Aufgaben (z.B. Afrika- und<br />

Asienspiele, Commonwealth Games). Im Mai<br />

2000 wurde Hans-Peter Thumm vom NOK<br />

sowie dem Außenministerium in Berlin für<br />

seine Verdienste um die Sportförderung der<br />

Bundesrepublik neben den Fußball-Entwicklungshelfern<br />

Rudi Gutendorf, Holger Obermann<br />

und der Torwartlegende Bernd<br />

Trautmann geehrt. Informationen über<br />

Tansania im Internet:<br />

http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/<br />

laenderinfos/laender/laender_ausgabe_<br />

html?type_id=14&land_id=168<br />

BHUTAN.<br />

Ein weiteres Leichtathletik-Projekt führt<br />

Günter Lange Ende Juni nach Bhutan. Auch<br />

dieses Vorhaben wird in enger Zusammenarbeit<br />

mit den Leichtathletik-Verbänden<br />

sowie der öffentlichen Sportverwaltung und<br />

der Sportselbstverwaltung der Partner vor<br />

Ort durchgeführt. Günter Lange ist derzeit<br />

in einem Langzeitprojekt in Nepal eingesetzt<br />

und unterbricht dieses Projekt für die<br />

Maßnahme in Bhutan. Inhaltlich geht es bei<br />

der Entwicklungsmaßnahme um die Optimierung<br />

der Trainingsplanung im Laufbereich.<br />

Lange war als Diplomtrainer seit 1986 in<br />

über einhundert Aus-, Weiter- und Fortbildungs-Maßnahmen<br />

in Ländern Asiens,<br />

Afrikas und Lateinamerikas eingebunden.<br />

Seine Projektberichte sind über eine Publikationsliste<br />

in der NOK-Pressestelle einsehbar.<br />

Nähere Informationen über das entwicklungspolitische<br />

Engagement des NOK<br />

und den Einsatz von Günter Lange sind über<br />

die Internationale Abteilung des NOK<br />

erhältlich. Informationen über Bhutan im<br />

Internet:<br />

http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/<br />

laenderinfos/laender/laender_ausgabe_<br />

html?type_id=14&land_id=22<br />

Alle oben aufgeführten Projekte dienen der<br />

Förderung von Sportbeziehungen mit<br />

Ländern der Dritten Welt im Rahmen der<br />

Auswärtigen Kulturpolitik und werden aus<br />

Mitteln des Auswärtigen Amtes finanziert.<br />

Teil der Projekte sind Gerätespenden an die<br />

Partner vor Ort. Das Auswärtige Amt im<br />

Internet: http://www.auswaertiges-amt.de .<br />

Olympische Spiele<br />

Athen 2004<br />

INTERNATIONAL PARALYMPIC<br />

KOMITEE SCHRIEB PREISE AUS<br />

Das Internationale Paralympic Komitee (IPC)<br />

zeichnet erstmals Mitglieder der Paralympic<br />

Familie und solche, die direkt zu den Paralympics<br />

und der Paralympic-Bewegung<br />

beitragen mit Preisen aus. Die Paralympic<br />

Auszeichnungen werden in fünf Kategorien<br />

auf der Basis der Paralympics Athen 2004<br />

verliehen: Bester männlicher Athlet, Beste<br />

weibliche Athletin, Beste Mannschaft,<br />

Bestes Paralympic Debut, Vorbildlicher<br />

59


Offizieller. Vorschlagsberechtigt sind alle<br />

Nationalen Paralympic Komitees (NPCs) und<br />

Internationalen Paralympischen Sportverbände<br />

(IPSFs). Der Paralympic Medien Preis<br />

zeichnet herausragende Berichterstattung<br />

eines Athleten oder Teams während der<br />

Paralympics 2004 aus und wird an Medienvertreter<br />

verliehen, die höchste Qualität und<br />

Dynamik in der Übertragung der Spiele in<br />

einer der vier Kategorien Fernsehen, Schreibend<br />

(Print und online), Foto und Radio<br />

gewährleisteten. Ein Paralympics-Wissenschaftspreis<br />

würdigt einen herausragenden<br />

Beitrag (akademisch oder wissenschaftlich)<br />

aus dem Feld des Sports von Menschen mit<br />

Behinderung. Die Gewinner der Preise sollen<br />

auf der IPC Generalsversammlung 2005 in<br />

Peking (19./20. November 2005) verkündet<br />

werden.<br />

Mehr Informationen über den Preis auf der<br />

Website des International Paralympic<br />

Committee:<br />

http://www.paralympic.org/release/Main_<br />

Sections_Menu/News/Awards<br />

ATHOC SCHRIEB SCHWARZE<br />

ZAHLEN.<br />

Mit der Mitteilung des Organisationskomitees<br />

der Spiele der XXVIII Olympiade Athen<br />

2004, ein Plus von 7,6 Millionen Euro<br />

erwirtschaftet zu haben, sieht sich das IOC<br />

in seiner Politik bestätigt, die Olympischen<br />

Spiele wirtschaftlich solide und als nachhaltiges<br />

Erbe für die Ausrichterstädte durchzuführen.<br />

Dies teilt das IOC in einer Pressemitteilung<br />

(im Mai 2005) mit. Die 17-tägige<br />

Veranstaltung wird durch den Verkauf von<br />

Übertragungsrechten (Fernsehen, Radio,<br />

Neue Medien), über den Verkauf nationaler<br />

und internationaler Vermarktungsrechte<br />

sowie den Verkauf von Eintrittskarten und<br />

lizenzierten Produkten finanziert. Seit<br />

nunmehr 20 Jahren waren die Budgets der<br />

Organisationskomitees für die Spiele ausgeglichen<br />

oder haben einen Überschuss<br />

erbracht, der dem Sport zugute kam, heißt<br />

es in der IOC-Meldung. Das IOC ist verantwortlich<br />

für den weltweiten Verkauf von<br />

Übertragungsrechten und die internationalen<br />

Sponsoren. Bei weiterem Wachstum in<br />

der Verwertung dieser Rechte wird das IOC<br />

den Organisatoren der Olympischen Spiele<br />

auch weiterhin einen Zuschuss von etwa<br />

einer Milliarde US-Dollar (für Sommerspiele)<br />

zur Verfügung stellen. Darüber hinaus<br />

bemüht sich das IOC weiterhin darum,<br />

60<br />

seinen Einfluss zur Reduzierung der Kosten<br />

der Olympischen Spiele geltend zu machen.<br />

Dazu wurde bereits die Anzahl der Sportarten<br />

und der zugelassenen Athleten limitiert.<br />

Die Empfehlung der Olympischen Studien<br />

Kommission, die der IOC Session im Jahr<br />

2002 in Prag vorgelegt wurden, werden bei<br />

den Olympischen Spielen 2012 umgesetzt.<br />

Sie betreffen unter anderem auch die<br />

Limitierung von Akkreditierungen und die<br />

Verwendung von neuen Technologien zur<br />

Vermeidung von Papier wo immer möglich.<br />

Die Empfehlungen der Olympischen Studienkommission<br />

dienen auch künftigen<br />

Gastgebern der Spiele. Sie werden ermutigt,<br />

wo immer es möglich ist, existierende<br />

Einrichtungen zu nutzen. Neue permanente<br />

Einrichtungen sollten nur dort geschaffen<br />

werden, wo eine sinnvolle Nachnutzung<br />

gewährleistet ist. Das IOC will sicherstellen,<br />

dass die Infrastruktur der Spiele eine nachhaltige<br />

Stadtentwicklung sicher stellt.<br />

Turin 2006<br />

TOROC PRÄZISIERT<br />

TRANSPORTPLÄNE.<br />

Das Organisationskomitee für die XX Olympischen<br />

Winterspiele Turin 2006 (TOROC)<br />

hat die angekündigten Transportpläne für<br />

die Olympischen Spiele präzisiert. Mehr als<br />

eine Million Menschen, darunter Aktive,<br />

Techniker, Freiwillige, Medien und Zuschauer<br />

werden während der Spiele zwischen den<br />

verschiedenen olympischen Einrichtungen<br />

pendeln. Die Transport-Abteilung von<br />

TOROC erarbeitete einen Transportplan, der<br />

so weit wie möglich auf öffentlichen<br />

Transportmitteln beruht. Er soll dafür<br />

sorgen, dass das Transportaufkommen und<br />

insbesondere auch Probleme für die einheimische<br />

Bevölkerung begrenzt werden.<br />

Während der Spiele ist die Nutzung privater<br />

Fahrzeuge in den Bergen limitiert. Einheimische,<br />

Beschäftigte und Anwohner werden<br />

von TOROC und den örtlichen Verwaltungen<br />

mit besonderen Zufahrtsscheinen für die<br />

Region ausgestattet. Für andere Besucher<br />

der Region und der Olympischen Spiele<br />

stehen Züge und Busse über Park&Ride<br />

Knotenpunkte zur Verfügung. Die Olympische<br />

Familie, d.h. Aktive, Partner und Medien,<br />

wird über Shuttle-Busse und ausgewiesene<br />

Park-Plätze in der Nähe der Wettkampfstätten<br />

in den Bergen bedient. Für<br />

Besucher, gibt es Par&Ride Gelegenheiten in<br />

Pragelato, Usseau und Quix. Von dort<br />

erfolgt die Verteilung des Besucherstroms<br />

zu den Wettkampfstätten. Dieser Service<br />

wird vom 31. Januar bis zum 27. Februar<br />

2006, rund um die Uhr kostenfrei angeboten.<br />

Besucher, die mit dem Zug anreisen<br />

wollen, können mit einer Verstärktung des<br />

Bahnverkehrs insbesondere auf den Strecken<br />

Turin-Pinerolo und die Turin-Oulx-<br />

Bardonecchia-Modane Strecke rechnen.<br />

Auch diese Linien werden direkt an den<br />

Shuttle-Bus-Service angebunden.<br />

In Turin selbst kommt es ebenfalls zu einer<br />

Ausweitung des Bus- und Straßenbahnverkehrs,<br />

der die Besucher zu den Olympischen<br />

Einrichtungen um Lingotto bringt. Auch<br />

Parkzonen rund um die Turiner "Tangenziale"<br />

sollen in ausreichendem Maße geschaffen<br />

werden. Die nächsten Olympischen<br />

Winterspiele werden vom 10. bis 26. Februar<br />

2006 stattfinden. Das Angebot umfasst<br />

sieben Sportarten und 15 Disziplinen, die an<br />

acht verschieden Wettkampfstätten ausgetragen<br />

werden. Erwartet werden 2.500<br />

Aktive, 650 Schieds- und Kampfrichter und<br />

1,5 Millionen Zuschauer.<br />

TOROC-KINDER-WEBSITE.<br />

Die Kinder-Website des Organisationskomitees<br />

der XX. Olympischen Winterspiele Turin<br />

2006 (TOROC) ist jetzt noch internationaler<br />

und ab sofort auch in Englisch und Französisch<br />

aufrufbar. Sie erscheint im Rahmen<br />

des TOROC Erziehungsprogramm, das 2002<br />

mit dem Ziel initiiert wurde, die Olympischen<br />

Spiele näher an Primar- und Sekundarschüler<br />

heranzubringen und diesen zu<br />

erlauben, mit einer Reihe von Aktivitäten an


dem Olympischen Ereignis teilzuhaben.<br />

Neben der Website gibt es dazu Lehrmaterialien,<br />

die es Unterrichtenden erlauben<br />

entsprechende Informationen und Anregungen<br />

zur Olympische Bewegung im Klassenraum<br />

einzusetzen. Anfang des Jahres 2005<br />

wurde ein Projekt unter dem Titel "One<br />

School - one country" wiederaufgelegt, das<br />

bei den Olympischen Spielen Nagano 1998<br />

erstmals zum Einsatz kam. Es dient dem<br />

Aufbau von Partnerschaften von Schulen<br />

aus der Region Turin mit Schulen aus<br />

Teilnehmerländern der Olympischen Winterspiele.<br />

Höhepunkt für die Schulen soll der<br />

Besuch von Olympiamannschaften und ihrer<br />

Aktiven während der Olympischen Winterspiele<br />

sein.<br />

Schließlich werden auch die für Schüler und<br />

Studenten vergünstigten Eintrittspreise für<br />

die Olympischen Spiele von den Veranstaltern<br />

als Beitrag zum Olympischen Erziehungsprogramm<br />

angeführt. In ganz Italien<br />

werden darüber hinaus in Zusammenarbeit<br />

mit dem Erziehungsministerium Kunst<strong>wettbewerb</strong>e<br />

angeboten.<br />

Peking 2008<br />

ZEITPLAN UND PROGRAMM<br />

DER PARALYMPICS BESTÄTIGT.<br />

Das Internationale Paralympics Komitee<br />

(IPC) hat am 20. Mai 2005 gegenüber dem<br />

Organisationskomitee der Spiele der XXIX<br />

Olympiade (BOCOG) die Daten der 13.<br />

Paralympics sowie das Programm der<br />

Sportarten dieser Veranstaltung bestätigt.<br />

BOCOG ist sowohl für die Olympischen<br />

Spiele als auch für die Paralympics 2008 in<br />

Peking verantwortlich. Die 13. Paralympics<br />

finden vom 6. bis zum 17. September 2008<br />

statt. Gegenüber dem 19 Sportarten umfassenden<br />

Programm von Athen 2004 wird die<br />

Sportart Rudern ergänzt. In Peking setzen<br />

sich die Paralympics also aus den 20 folgenden<br />

Sportarten zusammen: Bogenschießen,<br />

Leichtathletik, Boccia, Rollstuhl-Basketball,<br />

Radsport, Reitsport, Rollstuhl-Fechten, 7er<br />

Fußball, 5er Fußball, Zielball, Judo, Gewichtheben,<br />

Segeln, Schießen, Schwimmen,<br />

Tischtennis, Volleyball, Rollstuhl-Rugby,<br />

Rollstuhl-Tennis und Rudern. Seit den<br />

Olympischen Spielen in Seoul (1988) und<br />

den Olympischen Winterspielen in Albertville<br />

(1992) finden die Paralympics in zeitlicher<br />

Nähe am Ort der jeweiligen Olympischen<br />

Spiele statt. Grundlage dafür war eine<br />

Vereinbarung zwischen Internationalem<br />

Paralympic Komitee und Internationalem<br />

Olympischen Komitee. Das Internationale<br />

Paralympics Komitee im Internet:<br />

www.paralympic.org<br />

Vancouver 2010<br />

INUIT-SKULPTUR ALS LOGO.<br />

Ein einzigartiges kanadisches Symbol für<br />

Freundschaft, Gastfreundlichkeit, Stärke,<br />

Teamwork und die weite des Landes wurde<br />

als Emblem für die Olympischen Winterspiele<br />

2010 ausgewählt. "Das Logo ist eine<br />

zeitgenössische Interpretation des "Inukshuk",<br />

einer steinernen<br />

Skulptur, die von<br />

den Inuit als Wegweiser<br />

in Eis und<br />

Schnee benutzt<br />

wurde. Über die<br />

Generationen<br />

hinweg wurde sie<br />

zum Symbol von<br />

Hoffnung, Freundschaft<br />

und Ausdruck<br />

der Gastfreundlichkeit<br />

einer Nation, die<br />

Menschen aus aller<br />

Welt mit offenen<br />

Armen empfängt",<br />

heißt es in einer<br />

Pressemitteilung des<br />

Organisationskomitees<br />

(VANOC) vom<br />

23. April 2005. Die<br />

Steinformationen<br />

können im ganzen<br />

Land von der Küste<br />

bis zu den Bergen<br />

angetroffen werden. Das Logo soll darüber<br />

hinaus die tiefe Verbindung der Kanadier zu<br />

ihrer atemberaubenden Umwelt zum Ausdruck<br />

bringen. Es bildet fünf Steine in jenen<br />

lebhaften Farben ab, die man sowohl in<br />

Natur und Umwelt der Region Vancouver-<br />

Whistler wieder findet als auch in ganz<br />

Kanada. Grün und Blau repräsentieren<br />

Küste, Wald, Berge und Inseln. Rot steht für<br />

Kanadas traditionelles Symbol, das Ahornblatt<br />

und das Gold weckt Erinnerungen an<br />

die brillanten Sonnenaufgänge, die zur<br />

malerischen Silhouette von Vancouvers<br />

Skyline und der schneebedeckten Berggipfeln<br />

beitragen. Das Vancouver Logo trägt<br />

den Namen Ilanaaq, das Inuit Wort für<br />

Freund. "Ilanaaq ist vor allem ein Teamplayer",<br />

sagt John Furlong, Vorstandsvorsitzender<br />

des Organisationskomitees der Olympischen<br />

Spiele und der Paralympics Vancouver<br />

2010 (VANOC). "So wie VANOC auf die<br />

Partnerschaft und die gemeinsame Vision<br />

der Spiele vertraut, so tut es auch unser<br />

Logo. Jeder Stein baut auf einen anderen<br />

zugunsten des Ganzen. Zusammen wird es<br />

zu einem Symbol der Stärke, der Vision und<br />

des Teamworks, das uns den Weg weist und<br />

es wird die Welt willkommen heißen in<br />

Kanada." Das Emblem wurde von einer<br />

internationalen Jury unter mehr als 1.600<br />

Entwürfen aus allen Regionen Kanadas<br />

ausgewählt. Der siegreiche Entwurf stammt<br />

von Elena Rivera MacGregor und Gonzalo<br />

Alatorre von der Rivera Design Group in<br />

Vancouver. Das Logo der Olympischen<br />

61


Winterspiele 2010 wurde mittlerweile vom<br />

IOC anerkannt und international registriert.<br />

Es bildet einen wichtigen Bestandteil des<br />

äußeren Erscheinungsbildes der Winterspiele<br />

2010. In den nächsten fünf Jahren wird das<br />

Emblem und verwandte Entwürfe und<br />

Farben auf tausenden von Applikationen,<br />

auf lizenzierten Produkten, Plakaten, Publikationen<br />

und Banden in Sportstadien zu<br />

sehen sein. Sie werden das Logo von Vancouver<br />

2010 zu einer der bekanntesten<br />

Marken der Welt machen. Andere Design-<br />

Projekte werden das Logo in den kommenden<br />

Jahren bis zu den Spielen ergänzen.<br />

Dazu zählt neben dem offiziellen Maskottchen<br />

der Spiele, der Olympia-Fackel und den<br />

Wettkampf-Medaillen auch das Logo für die<br />

Paralympics. Die Olympischen Winterspiele<br />

2010 finden vom 12.-28. Februar 2010, die<br />

Paralympics vom 12.-21. März 2010 statt.<br />

Olympische Erziehung<br />

FÖRDERPREISE FÜR WISSEN-<br />

SCHAFTLICHE ARBEITEN.<br />

"Balance auf schmalem Grat: Olympismus in<br />

der modernen Welt", lautete die Thematik<br />

des 3. Akademischen Wettbewerbes des<br />

Nationalen Olympischen Komitees, dessen<br />

Preisträgerinnen und<br />

Preisträger am 15.<br />

Juni im Gästehaus<br />

der Technischen<br />

Universität Darmstadt<br />

(Georg-<br />

Christoph-Lichtenberg-Haus)<br />

in einem<br />

Festakt geehrt<br />

wurden.<br />

Katja Senkel und<br />

Frank Kühn (Uni<br />

Mainz) sowie Markus<br />

Priester (Uni Koblenz)<br />

lauten die<br />

Namen der Preisträger,<br />

die in einem<br />

abwechslungsreichen Programm ausgezeichnet<br />

wurden. NOK-Präsident Dr. Klaus<br />

Steinbach stellte dabei Betrachtungen zu<br />

den Wechselbeziehungen zwischen Olympischen<br />

Spielen und Olympischer Erziehung<br />

an. Mit dem Förderpreis für wissenschaftliche<br />

Arbeiten verbindet das NOK gleichermaßen<br />

das Ziel, den olympischen Gedanken zu<br />

verbreiten und den wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs für den Olympismus zu interes-<br />

62<br />

sieren. "Nach Auswertung der eingereichten<br />

Arbeiten aus den Bereichen Sportwissenschaft,<br />

Kommunikationswissenschaft,<br />

Theologie, Bauwissenschaft und Architektur<br />

wurde deutlich, wie facettenreich die<br />

Problematik des modernen Olympismus in<br />

wissenschaftsrelevante Aufgabenstellungen<br />

und aktuelle Forschungsanliegen überführt<br />

werden kann", freute sich auch NOK-<br />

Generalsekretär Bernhard Schwank über die<br />

Resultate des Wettbewerbs, der durch sein<br />

hohes wissenschaftliches Niveau überzeugte.<br />

Der aus Mitgliedern des Kuratoriums<br />

gebildeten Jury gehörten Prof. Dr. Helmut<br />

Altenberger (Augsburg), Prof. Dr. Dr. h.c.<br />

Klaus Willimczik (Bielefeld), Prof. Dr. Jochen<br />

Hinsching (Greifswald) und Prof. Dr. Holger<br />

Preuß (Mainz) an. Die Festveranstaltung<br />

wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut<br />

für Sportwissenschaft der Technischen<br />

Universität Darmstadt organisiert.<br />

7. NOK-LEHRERFORTBILDUNG<br />

IN OLYMPIA/GRIECHENLAND.<br />

Zunächst bis zum 15. Mai hatte das Kuratorium<br />

für Olympische Akademie und Olympische<br />

Erziehung des Nationalen Olympischen<br />

Komitees (NOK) für Deutschland die Anmeldefrist<br />

für die 7. NOK-Lehrerfortbildung<br />

Gruppenfoto anlässlich der 5. Lehrerfortbildung im Herbst 2001 in<br />

Olympia.<br />

verlängert (10.-18. September 2005 in<br />

Griechenland). Derzeit sind noch wenige<br />

Restplätze verfügbar. Die Themenstellung<br />

für das Seminar lautet: Olympische Erziehung<br />

in der Schule - Erziehung zu Fairplay,<br />

Leistung und gegenseitiger Achtung. Neben<br />

der intensiven Auseinandersetzung mit dem<br />

Thema sieht das Programm auch den<br />

Besuch antiker Kult- und Sportstätten vor.<br />

Etwa 70 Lehrerinnen und Lehrer aller<br />

Schularten mit Sportfakultas oder anderen<br />

schulsportlichen Erfahrungen nehmen an<br />

dem Studienaufenthalt in Olympia teil.<br />

Namhafte Referenten (wie u.a. Prof. Dr. Eike<br />

Emrich, Bernhard Schwank) begleiten<br />

Exkursionen und Seminare.<br />

EUROPÄISCHE OLYMPISCHE<br />

JUGENDSPIELE.<br />

Gastgeber des European Youth Festival der<br />

Sommersportarten 2005 ist vom 3.-9. Juli<br />

2005 das italienische NOK (CONI) mit der<br />

zwischen Venedig und Triest gelegenen<br />

Stadt Lignano Sabbiadoro sowie umliegenden<br />

Ortschaften. 2.500 Aktive aus 48<br />

europäischen Ländern werden zu den<br />

Europäischen Olympischen Jugendspielen<br />

erwartet. Sie sind zwischen 13 und 17<br />

Jahren alt. Das <strong>deutsch</strong>e Team umfasst<br />

voraussichtlich 93 Personen, davon sind 62<br />

Athletinnen und Athleten. Chef de Mission<br />

ist Fred Eberle (DLV). Er wird unterstützt von<br />

Sandra Logemann aus der NOK-Geschäftsstelle.<br />

Das Wettkampf-Programm umfasst<br />

die Sportarten Leichtathletik (32 Wettbewerbe),<br />

Basketball (1), Kanu (16), Radsport<br />

(3), Fußball (1), Turnen (6), Handball (1),<br />

Judo (15), Schwimmen (30), Tennis (3) und<br />

Volleyball (1). Eine <strong>deutsch</strong>e Beteiligung ist<br />

in der Leichtathletik, im Turnen (Mädchen),<br />

Schwimmen, Basketball (Jungen), Radsport<br />

(Jungen) und Judo vorgesehen. Die größte<br />

<strong>deutsch</strong>e Teilmannschaft stellt die olympische<br />

Kernsportart Leichtathletik (20 Aktive),<br />

gefolgt von den Schwimmern (16), Basketball<br />

(12), Judoka (8) sowie Turnen und<br />

Radsport (jeweils 3). Das European Youth<br />

Olympic Festival geht auf eine Initiative von<br />

IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge zurück.<br />

Sommer- und Winterspiele finden jeweils in<br />

den ungeraden Jahren zwischen den "richtigen"<br />

Olympischen Spielen statt. Die Wettkämpfe<br />

der Jugendspiele werden nach dem<br />

Reglement der zuständigen Internationalen<br />

Fachverbände durchgeführt. Doping-<br />

Kontrollen sind gemäß der Bestimmungen<br />

der World-Anti-Doping-Agentur (WADA)


vorgesehen. Seit ihrer Erfindung wurden die<br />

Europäischen Olympischen Jugendspiele<br />

1991 in Brüssel (Belgien), 1993 in Aosta<br />

(Italien) und Valekenswaard (Holland), 1995<br />

in Andorra-la Vella (Andorra) und Bath<br />

(Großbritannien), 1997 in Sundsvall (Schweden)<br />

und Lissabon (Portgual), 1999 in<br />

Poprad Tatry (Slovakai) und Esbjerg (Dänemark),<br />

2001 in Vuokatti (Finnland) und<br />

Murcia (Spanien) und 2003 in Bled (Slovenien)<br />

und Paris (Frankreich) organisiert. Im<br />

Jahr 2005 war Monthey (Schweiz) Schauplatz<br />

der Winterausgabe der EYOF. Die<br />

Europäischen Olympischen Jugendspiele im<br />

Internet. http://www.lignano2005.it<br />

OLYMPISCHE WAFFENRUHE.<br />

Im heiligen Hain von Olympia/Griechenland,<br />

fand vo, 24.-27. Mai 2005 eine Session des<br />

IOC-Komitees für die Olympische Waffenruhe<br />

statt. Mehr als 22 NOKs aus Krisenregionen<br />

nahmen daran teil. Sie debattierten<br />

dabei u.a. über die Bedeutung des Sports für<br />

Frieden, Konflikt-Prävention, Wiederaufbau<br />

und nationalen Dialog.<br />

Die Vereinten Nationen, die Weltbank und<br />

regionale Organisationen zählten genauso<br />

zu den Gästen wie Repräsentanten von<br />

TOROC, BOCOG, VANOC und ATHOC, den<br />

Organisationskomitees der Olympischen<br />

Spiele Turin 2006, Peking 2008, Vancouver<br />

2010 und Athen 2004. Letztere gaben<br />

Einblicke in die von ihnen geplanten bzw.<br />

bereits durchgeführten Aktivitäten zur<br />

Olympischen Waffenruhe.<br />

Die Session widmete sich mehreren Schwerpunkt-Themen.<br />

Dabei ging es u.a. um die<br />

Rolle der Institutionen im Konzept der<br />

Olympischen Waffenruhe sowie den Beitrag<br />

des Sports zu Konfliktprävention und<br />

Friedensbildung, Olympische Spiele und<br />

Olympische Waffenruhe und den Beitrag<br />

internationaler Organisationen zur Olympischen<br />

Waffenruhe.<br />

Während der Session illustrierten verschiedene<br />

Fallstudien die Bedeutung des Sports<br />

für den Frieden. Ein Beispiel nahm Bezug<br />

auf den Sport als Instrument des Dialogs in<br />

Ost-Timor. Weitere Projektstudien widmeten<br />

sich der Rolle des Sports im Bereich des<br />

Nation-Building in Afghanistan und seinen<br />

Einfluss auf die Verständigung verfeindeter<br />

Kommunen in Kolumbien. Die Versammlung,<br />

die am Freitag, den 26. Mai 2005 mit einer<br />

Abschlusserklärung endete, beschäftigte<br />

sich darüber hinaus mit der Vorbereitung<br />

einer Resolution zur Olympischen Waffenruhe<br />

für die kommenden Olympischen<br />

Winterspiele Turin 2006. Diese wird u.a.<br />

auch Thema der 60. Session der Generalversammlung<br />

der Vereinten Nationen im<br />

Herbst 2005 in New York. Im Vorfeld der<br />

Olympischen Spiele 2004 hatten die Vereinten<br />

Nationen mit einer Resolution zur<br />

Unterstützung der Waffenruhe aufgerufen.<br />

400 Führungspersönlichkeiten aus Politik,<br />

Religion, Kultur und Sport hatten sich mit<br />

ihrer Unterschrift verpflichtet, den Appell zu<br />

fördern. Darunter waren neben Papst<br />

Johannes Paul II, Nelson Mandela und Kofi<br />

Annan auch die Außenminister Russlands,<br />

Großbritanniens, Frankreichs und Deutschlands.<br />

Kern des Gedankens der Olympischen<br />

Waffenruhe ist die "ekecheiria", die in der<br />

Antike mehr als ein Jahrtausend lang den<br />

friedlichen Ablauf der Spiele gewährleistet<br />

hat. Sie sollte Zuschauern und Athleten die<br />

unversehrte Anreise zu dem Ereignis sichern<br />

und verbot für die Zeit der Spiele einen<br />

Waffengang gegen ihren Ausrichter.<br />

Mehr zum Thema Olympische Waffenruhe<br />

im Internet unter:<br />

http://www.olympic.org/uk/organisation/<br />

missions/truce/index_uk.asp<br />

WORLD GAMES 2005<br />

DUISBURG.<br />

Auf die Plätze - Ran an die Tickets!<br />

Mit 5 Euro schon dabei! - World Games<br />

2005 bieten Dauerkarten und Rabatte, so<br />

lautete wenige Wochen vor der Eröffnungsfeier<br />

die Schlagzeile einer Pressemitteilung<br />

des Organisationskomitees der World Games<br />

für die zwischen dem 14. und 24. Juli in<br />

Duisburg, Bottrop,Oberhausen und Mülheim<br />

an der Ruhr stattfindende Multisport-<br />

Veranstaltung. Langsam aber sicher gilt die<br />

Devise: Wer einen guten Platz erwischen<br />

möchte, muss sich sputen. Das gilt beispielsweise<br />

für die Eröffnungsfeier mit Nena<br />

und José Cura. Noch sind Karten aller<br />

Kategorien vorhanden, aber in manchen<br />

Blöcken der MSV-Arena wird es bereits eng<br />

mit der Auswahl. Tickets für die rund<br />

zweieinhalbstündige Eröffnungsfeier am 14.<br />

Juli ab 20.15 Uhr kosten zwischen 14,65<br />

und 65,05 Euro. Besonders beliebt sind die<br />

Dauerkarten für die einzelnen Sportarten<br />

und das sog. "Tagesticket Sportpark"(24,75<br />

Euro), mit dem alle Veranstaltungen des<br />

jeweiligen Tages in allen Wettkampfstätten<br />

des gesamten Sportparks Wedau (ausgenommen<br />

Schwimmstadion, Flossenschwimmen<br />

sowie Lebensrettung Pool) besucht<br />

werden können. Nicht zu vergessen: In der<br />

Eintrittskarte ist der Fahrpreis im gesamten<br />

Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (2. Wagenklasse)<br />

am Veranstaltungstag mit Bussen und<br />

Bahnen bereits enthalten. Für bestimmte<br />

Personengruppen, Schulklassen, Kinder,<br />

Auszubildende locken Rabatte mit bis zu 35<br />

% vom Nettopreis. Kinder bis zu zwei Jahren<br />

zahlen gar keinen Eintritt. "Eintritt frei für<br />

alle!" - heißt es bei den Sportarten Feldbogenschießen<br />

(Mülheim), Lebensrettung<br />

Strand (Bertasee Duisburg) und Orientie-<br />

Heiner Henze (World Games 2005 GmbH), Dr. Jacques Rogge (IOC-Präsident), Ron Froehlich<br />

(Präsident der Internationalen World Games Vereinigung IWGA) und Peter Orzol (stellv.<br />

Geschäftsführer der World Games 2005 GmbH) sowie Maskottchen Allwin anlässlich eines<br />

Empfangs bei der SportAccord in Berlin.<br />

63


ungslauf (Bottrop). Tickets sind im Online-<br />

Ticketshop auf der Homepage www.<br />

worldgames2005.de, über die Ticket-Hotline<br />

0208 - 8200-444 und in allen CTS-Vorverkaufsstellen<br />

in ganz Deutschland erhältlich.<br />

Unter jenen, die sich auf die Veranstaltung<br />

ganz besonders freuen befindet sich auch<br />

der Präsident des Internationalen Olympischen<br />

Komitees, Dr. Jacques Rogge, dessen<br />

Organisation die Schirmherrschaft über die<br />

Veranstaltung hat. Im Rahmen des SportAccord<br />

- dem "Gipfeltreffen" der Weltsportverbände<br />

vom 17. bis 20. April in Berlin -<br />

drückte IOC-Präsident Jacques Rogge<br />

gegenüber den Vertretern der World Games<br />

2005 GmbH und Ron Froehlich, Chef der<br />

IWGA (International World Games Association),<br />

seine Vorfreude darüber aus, am 14. Juli<br />

an der Eröffnungsfeier der Weltspiele der<br />

nicht-olympischen Sportarten teilzunehmen.<br />

Der Chef des Internationalen Olympischen<br />

Komitees empfing die dreiköpfige<br />

World Games-Delegation - vertreten durch<br />

Ron Froehlich, Heiner Henze und Peter Orzol<br />

(beide World Games 2005 GmbH) - zu<br />

einem Fototermin in seinem Büro und nahm<br />

aus den Händen des IWGA-Präsidenten Ron<br />

Froehlich das Maskottchen der World<br />

Games 2005, Allwin, entgegen. Dabei<br />

meinte Jacques Rogge: "Wenige Wochen<br />

vor dem Start der World Games 2005 freue<br />

ich mich sehr auf die Eröffnungsfeier der<br />

Weltspiele in der MSV-Arena. Gerne nehme<br />

ich auf Einladung der IWGA und der World<br />

Games 2005 GmbH am 14. Juli an der<br />

"Opening Ceremony" teil. Ich bin sicher, dass<br />

die Zuschauer ein tolles Event erleben<br />

werden!" (vergleiche Foto Seite 63)<br />

Vermarktungserfolge<br />

"Auf leisen Sohlen" - Sioux<br />

schließt Vierjahresvertrag ab.<br />

Sioux wird die <strong>deutsch</strong>e Olympiamannschaft<br />

bis 2008 als Schuhausstatter mit dem<br />

Mokassin-Gefühl begleiten. Das erfolgreiche<br />

Unternehmen aus dem baden-württembergischen<br />

Walheim rüstet die <strong>deutsch</strong>en<br />

Athleten bereits seit 1972 mit bequemem<br />

und hochwertigem Laufwerk aus. Nun hat<br />

der Ausstatter mit der Deutschen Sport-<br />

Marketing eine Vereinbarung bis zu den<br />

Olympischen Spielen 2008 in Beijing getroffen.<br />

"Wir haben immer das Ziel, Partnerschaften<br />

im Sinne der Athleten abzuschließen.<br />

Die positive Resonanz in Athen von<br />

64<br />

Seiten der Sportler hat uns bestärkt, weiterhin<br />

die Zusammenarbeit mit Sioux zu<br />

suchen", sagte der Geschäftsführer der<br />

Sioux-Chef Klaus Schinle mit DSM-Geschäftsführer<br />

Axel Achten (rechts)<br />

NOK-Vermarktungsagentur Deutsche<br />

Sportmarketing, Axel Achten. Nähere<br />

Informationen unter www.sioux.de<br />

Sebamed verlängert seinen<br />

Co-Partner-Vertrag bis 2008.<br />

Einer der treuesten Partner des <strong>deutsch</strong>en<br />

Spitzensports hat die Zusammenarbeit mit<br />

dem Nationalen Olympischen Komitee für<br />

Deutschland (NOK) verlängert: Die Sebapharma<br />

GmbH & Co. KG. ein Unternehmen<br />

aus dem rheinland-pfälzischen Bad Salzig<br />

wird die Olympiamannschaften bis mindestens<br />

2008 mit seinen Hautreinigungs- und<br />

Pflegeprodukten versorgen."So können wir<br />

die gute Partnerschaft mit Sebapharma<br />

nicht nur bei den bevorstehenden Winter-<br />

spielen in Turin 2006, sondern auch im<br />

Sommer 2008 in Peking weiterführen",<br />

begrüßte NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach<br />

die Vereinbarung. "Unsere Athletinnen und<br />

Athleten sollen entspannt und ausgeglichen<br />

in ihre Wettkämpfe gehen können. Gerade<br />

durch meine Olympiateilnahmen im<br />

Schwimmen weiß ich, welche wichtige Rolle<br />

hier die Haut als Sinnesorgan spielen kann."<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.sebapharma.de<br />

Intensivere Partnerschaft mit<br />

der Bundesdruckerei<br />

Bereits die Olympischen Spiele Athen 2004<br />

waren für die Bundesdruckerei GmbH eine<br />

gelungene "sportliche" Premiere - dort hatte<br />

das Berliner Unternehmen das Deutsche<br />

Haus mit einem biometrischen Zugangssystem<br />

ausgestattet. Darauf baut die Bundesdruckerei<br />

auf und geht mit einem Vertrag<br />

über eine Co-Partnerschft bis zu den Olym-<br />

Bundesdruckerei-Geschäftsführer Ulrich<br />

Hamann wünschte Kati Wilhelm, Doppel-<br />

Olympiasiegerin von Salt Lake City im<br />

Biathlon, Erfolg für die Vorbereitungen<br />

auf die nächsten Olympischen Spiele in<br />

Turin<br />

pischen Spielen in Beijing 2008 eine engere<br />

Kooperation mit dem Nationalen Olympischen<br />

Komitee für Deutschland (NOK) ein.<br />

Ulrich Hamann, Sprecher der Geschäftsführung<br />

der Bundesdruckerei, betonte: "Mit<br />

unserer technologischen Kompetenz wollen<br />

wir erneut dazu beitragen, die Olympischen<br />

Spiele noch sicherer zu machen. Mit unserem<br />

darüber hinausgehendem Engagement<br />

wollen wir demonstrieren, dass sich auch<br />

unsere Unternehmensziele und -werte an<br />

Leistung orientieren. Die globale Bedeutung<br />

der Olympischen Spiele und unsere internationale<br />

Ausrichtung passen hervorragend<br />

zusammen." Nähere Informationen unter:<br />

www.bundesdruckerei.de


OLYMPISCHER LITERATUR-WETTBEWERB<br />

DEUTSCH - ENGLISCH - FRANZÖSISCH<br />

AUSSCHREIBUNG<br />

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) rief erstmals 2001 zu diesem<br />

weltweiten Wettbewerb auf, um die Verbindung zwischen der Literatur und dem<br />

Fest der Olympischen Spiele zu stärken. Nach den guten Erfahrungen bei der<br />

ersten Ausgabe ist es nun der Wunsch des IOC, den Wettbewerb alle vier Jahre<br />

durchzuführen.<br />

Das Nationale Olympische Komitee für Deutschland (NOK) hat es gerne<br />

übernommen, den für 2005 ausgeschriebenen Wettbewerb auf nationaler<br />

Ebene zu organisieren.<br />

Teilnehmer/innen<br />

Regularien<br />

Der Wettbewerb ist für folgende zwei Alters-Kategorien ausgeschrieben:<br />

Themen<br />

• Kategorie 1: 14 - 18 Jahre<br />

• Kategorie 2: 19 - 22 Jahre<br />

Die eingereichten Arbeiten müssen in <strong>deutsch</strong>er, <strong>englisch</strong>er oder <strong>französisch</strong>er Sprache<br />

einem Thema gewidmet sein, das sich entweder mit der Olympischen Idee oder einem<br />

der folgenden olympischen Teil-Werte beschäftigt:<br />

Sich selbst übertreffen � Excelling oneself � se surpasser<br />

Fairplay<br />

Freude an der Herausforderung � Joy in effort � goût de défi<br />

Gegenseitiger Respekt � Respect for others � respect mutuel<br />

Balance zwischen Körper und Geist � Balance between body and mind � balance entre corps et esprit


Umfang und Qualität der Arbeiten haben sich an folgender Einteilung zu orientieren:<br />

Einreichung<br />

• Kategorie 1: Ein Aufsatz zu einem der oben genannten Themen<br />

• Kategorie 2: Eine Kurzgeschichte über eines der oben genannten<br />

Themen, maximal 75.000 Zeichen. (1 Zeichen = ein Buchstabe, ein<br />

Satzzeichen oder ein Leerzeichen)<br />

Die Arbeiten sind bis zum 1. Oktober 2005 zusammen mit Lichtbild, Altersangabe und<br />

kompletter Anschrift beim NOK für Deutschland unter folgender Anschrift einzureichen:<br />

Nationales Olympisches Komitee für Deutschland<br />

Otto-Fleck-Schneise 12<br />

60528 Frankfurt a. Main<br />

Nach der nationalen Bewertung und Prämierung durch eine Jury werden die besten Arbeiten<br />

zur internationalen Entscheidung beim IOC eingereicht.<br />

Jede Teilnehmerin/jederTeilnehmer darf sich nur mit einem Manuskript am Wettbewerb<br />

beteiligen.<br />

Preise<br />

Die Gewinner eines der beiden 1. Preise der nationalen Ausscheidung erhalten neben<br />

einem Sachpreis eine künstlerische IOC-Trophäe und eine IOC-Urkunde, welche bei einer<br />

passenden Gelegenheit durch das NOK für Deutschland überreicht werden. Die zweit- und<br />

drittplatzierten Autoren werden mit IOC-Urkunden ebenfalls durch das NOK für Deutschland<br />

sowie mit Sachpreisen ausgezeichnet.<br />

Copyrights<br />

Durch das Einreichen der Manuskripte beim NOK für Deutschland mit anschließender<br />

Weiterleitung zum IOC räumen die Teilnehmer/innen dem Veranstalter das Recht ein, ihre<br />

Arbeiten zu veröffentlichen sowie Fotos und persönliche Angaben für Hinweise auf<br />

Veranstaltungen oder Publikationen zu gebrauchen.<br />

Kontakte<br />

Weitere Informationen können beim NOK, Herrn Achim Bueble, bei Bedarf abgerufen werden.<br />

Tel.: 069 – 6700 231<br />

Fax: 069 – 6771 229<br />

Email: bueble@nok.de<br />

NATIONALES OLYMPISCHES KOMITEE<br />

FÜR DEUTSCHLAND<br />

Frankfurt/Main, im Juni 2005


AUSSCHREIBUNG<br />

zum nationalen olympischen Jugendlager „Turin 2006“ des NOK für<br />

Deutschland zusammen mit den Wintersportverbänden, der Deutschen<br />

Sportjugend und der Deutschen Behindertensportjugend<br />

Das Nationale Olympische Komitee für Deutschland (NOK) unterstützt zur<br />

Fortsetzung der olympischen Tradition und im Sinne der Olympischen Idee<br />

nachhaltig die Durchführung von olympischen Jugendlagern anlässlich der<br />

Olympischen Spiele. Leider wird vom Organisationskomitee in Turin – wie schon in<br />

Salt Lake City – wiederum kein internationales Jugendlager angeboten.<br />

Aus diesem Grund, aber auch angesichts der sehr positiven Erfahrungen mit den<br />

ersten beiden nationalen Jugendlagern in Salt Lake City und Athen, führt das<br />

Nationale Olympische Komitee für Deutschland zusammen mit den<br />

Wintersportverbänden, der Deutschen Sportjugend und der Deutschen<br />

Behindertensportjugend ein eigenes Jugendlager in Turin durch, an dem 50<br />

<strong>deutsch</strong>e Nachwuchssportlerinnen und -sportler teilnehmen können.<br />

Mit der Durchführung des Jugendlagers verfolgen die Veranstalter vor allem folgende<br />

Zielsetzungen:<br />

� Erleben „Olympischer Atmosphäre“, Besuch <strong>olympischer</strong> Wettkämpfe<br />

und Zeremonien<br />

In Verbindung damit wird angestrebt:<br />

� Steigerung der Motivation für den Leistungssport und dessen Eigen-<br />

Realisierung<br />

� Schaffung von Anreizen für ein Engagement im Bereich des Sports<br />

� Förderung des gegenseitigen Verstehens durch faires und friedliches<br />

Zusammenleben und durch gemeinsame, völkerübergreifende,<br />

sportliche und kulturelle Aktivitäten<br />

� Kennenlernen des Gastgeberlandes Italien, seiner Menschen, seiner<br />

Kultur und seiner Geschichte<br />

Das olympische Jugendlager findet in Turin in der Zeit vom 9. - 25. Februar 2006<br />

statt (Abreise- und Ankunftstag).<br />

Teilnehmen können Jugendliche im Alter von 16 bis 19 Jahren<br />

(Stichtag: 9. Februar 2006).


An die Teilnehmer/innen werden folgende Erwartungen gestellt:<br />

� Zugehörigkeit zu einem Nachwuchskader eines olympischen<br />

Wintersportverbandes<br />

� Teilnahme an leistungsorientierten Veranstaltungen, wie<br />

z.B. Jugendmeisterschaften auf Landes- bzw. Bundesebene<br />

� Soziales Engagement<br />

� Kulturelle und musische Interessen<br />

� Fremdsprachenkenntnisse<br />

� Teilnahme am Vorbereitungstreffen vom 7.-9. Oktober 2005<br />

Die Teilnehmer/innen am olympischen Jugendlager müssen sich an den<br />

Gesamtkosten mit Euro 500,-- beteiligen.<br />

Die Leistungen des Veranstalters beinhalten:<br />

� Fahrtkostenzuschuss und Aufenthaltskosten im Rahmen des<br />

Vorbereitungstreffens<br />

� Busfahrt ab Frankfurt / München nach Turin und zurück<br />

� Transfers vor Ort<br />

� Übernachtung in Mehrbettzimmern und Verpflegung<br />

� Besuch ausgewählter <strong>olympischer</strong> Wettkämpfe und Festveranstaltungen<br />

� Rahmenprogramm<br />

� Ausstattung mit verschiedenen Bekleidungsstücken und<br />

Ausrüstungsgegenständen<br />

� Versicherungsschutz<br />

Vereine bzw. Vereinsabteilungen können die Bewerbungen interessierter<br />

Jugendlicher bis spätestens 26. August 2005 (Poststempel) mit einem<br />

handgeschriebenen Lebenslauf bei den Geschäftsstellen der Wintersportverbände<br />

einreichen. Dort ist auch der dafür notwendige Personalbogen erhältlich.<br />

Nach Ablauf des Meldetermins und Sichtung der Bewerbungen werden die in Frage<br />

kommenden Jugendlichen zu einem dreitägigen Vorbereitungstreffen vom 7.-9.<br />

Oktober 2005 eingeladen.<br />

Die Nominierung der Teilnehmer/innen erfolgt u. a. nach folgenden Kriterien:<br />

� Ausgewogene Berücksichtigung der Wintersportverbände und ihrer<br />

Sportarten / Disziplinen<br />

� Eignung der Bewerber/innen unter besonderer Beachtung sportlicher<br />

Erfolge und sozialer Eigenschaften<br />

� Berücksichtigung musisch-kultureller Interessen sowie der<br />

Sprachkenntnisse<br />

Die verbindliche Bestätigung der Teilnahme am olympischen Jugendlager erfolgt am<br />

Ende des Vorbereitungstreffens.<br />

NATIONALES OLYMPISCHES KOMITEE<br />

FÜR DEUTSCHLAND<br />

Frankfurt/Main, im Mai 2005


Nachrichten der DOG<br />

„Kinder bewegen“:<br />

Erster Modellkindergarten<br />

in Sachsen-Anhalt<br />

‚Olympische Bewegung' wird künftig in der<br />

Kindertagesstätte "Froh-Sinn" in Halle groß<br />

geschrieben. Mit einem sportlichen Auftakt<br />

haben die Deutsche Olympische Gesellschaft<br />

Claudia und Luise Malzahn mit ihren Patenkindern.<br />

(DOG) und ihr Partner O 2 Germany den<br />

Kindergarten am 27. April in das Modellprojekt<br />

"Kinder bewegen" aufgenommen.<br />

Erstmals erhält in Sachsen-Anhalt eine von<br />

insgesamt 35 geplanten Modellkindergärten<br />

im Bundesgebiet Unterstützung und Beratung<br />

in Sachen Bewegungsförderung<br />

kombiniert mit Olympischer Erziehung.<br />

"Mit dem Traum von Olympia wollen wir<br />

Kinder, aber auch Erzieherinnen und Eltern<br />

für regelmäßige bewegte Aktivitäten im<br />

Alltag begeistern. Olympische Werte wie<br />

Teamgeist, Leistungsbereitschaft, Fairness<br />

und Völkerverständigung werden dann bei<br />

Sport und Spiel quasi nebenbei vermittelt",<br />

erläuterte DOG-Präsident Dr. Hans-Joachim<br />

Klein die Besonderheit von "Kinder bewegen".<br />

Zur Motivation steht jedem Modellkindergarten<br />

ein bekannter Sportler zur<br />

Seite, der u.a. regelmäßig in die Einrichtung<br />

kommt und die Kinder auch zu Training und<br />

Wettkampf einlädt. In Halle werden Judo-<br />

Studentenweltmeisterin Claudia Malzahn<br />

und ihre Schwester Luise die Patenschaft<br />

für die Kinder übernehmen.<br />

Mobilfunkanbieter O 2 Germany als Partner<br />

von "Kinder bewegen" liegt die frühzeitige<br />

Bewegungsförderung der Kinder sehr am<br />

Herzen. "Dazu gehören auch die Olympischen<br />

Werte - dies sind Grundprinzipien des<br />

gesellschaftlichen Miteinanders", so O 2<br />

Regionalsprecher Bernd Holter am Rande<br />

der Veranstaltung.<br />

Für die bewegte<br />

Zukunft der Kindertagesstätte<br />

"Froh-<br />

Sinn" soll zunächst<br />

die Gestaltung des<br />

Außengeländes<br />

ausreichend Raum<br />

zum Toben bringen.<br />

Für die Weiterbildung<br />

der Erzieherinnen<br />

wird innerhalb<br />

des Programms<br />

ebenfalls gesorgt. In<br />

naher Zukunft<br />

sollen auch die<br />

Eltern mit Informationsveranstaltungen<br />

zu Bewegung, Ernährung<br />

und Gesundheit einbezogen werden.<br />

Fest eingeplant ist auch ein Motoriktest für<br />

die Kinder, der im Rahmen der wissenschaftlichen<br />

Begleitung des Gesamtprojekts<br />

durch die Uni Karlsruhe durchgeführt wird<br />

und die sportlichen Fähigkeiten der Kinder<br />

ermitteln soll.<br />

Interview<br />

Nach Robert Bartko und Bianca Kappler hat<br />

nun Fußball-Nationalspieler Miroslav Klose<br />

die Fair-Play-Plakette für besondere Fairness<br />

im Sport erhalten. Vier Fragen an DOG-<br />

Präsident Dr. Hans-Joachim Klein zu den<br />

Zielen und Perspektiven der Fair-Play-<br />

Aktivitäten der Deutschen Olympischen<br />

Gesellschaft.<br />

Bereits dreimal wurde die Fair-Play-Plakette<br />

in diesem Jahr vergeben, nachdem es im<br />

vergangenen Jahr überhaupt keine Ehrung<br />

gab. Sind die <strong>deutsch</strong>en Sportlerinnen und<br />

Sportler in diesem Jahr besonders fair?<br />

Aus meiner Sicht hat sich da nicht viel<br />

geändert. Auch im vergangenen Jahr hat es<br />

im Spitzensport viele positive Beispiele von<br />

Fairness, aber auch Verfehlungen gegeben.<br />

Jedoch hat das Präsidium der Deutschen<br />

Olympischen Gesellschaft beschlossen, in<br />

diesem Jahr die Aktivitäten in Sachen Fair<br />

Play stärker über den Sport hinaus in die<br />

Gesellschaft auszurichten. Wir würdigen<br />

nicht mehr wie bisher einen Sportler bzw.<br />

eine Sportlerin am Jahresende, sondern<br />

setzen möglichst zeitnah ein Ausrufezeichen<br />

hinter faire Gesten von Spitzenathleten.<br />

Unmittelbar nach dem Ereignis können sich<br />

die Menschen, auch wenn sie keine Sportexperten<br />

sind, am besten an die betreffende<br />

Fairness-Aktion erinnern. Damit lässt sich<br />

auch Kindern und Jugendlichen vermitteln,<br />

dass Fairness überall oberstes Gebot sein<br />

sollte.<br />

Gerade der Profi-Fußball zeichnet sich eher<br />

durch Fouls und Schwalben aus als durch<br />

faire Gesten. Wieso haben Sie dennoch<br />

Fußball-Nationalspieler Miroslav Klose<br />

ausgewählt?<br />

Fußball ist eine der beliebtesten Sportarten.<br />

Tausende junger Nachwuchskicker schauen<br />

jedes Wochenende am Fernseher oder im<br />

Stadion ihren Vorbildern aus den Fußball-<br />

Bundesligen zu und versuchen, ihnen in<br />

Training und Spiel nachzueifern. Auf den<br />

Bolzplätzen sind taktische Fouls, Schwalben<br />

und Täuschungen der Schiedsrichter inzwischen<br />

genauso üblich wie bei den Profis.<br />

Unser Ziel ist es, dass Kinder und Jugendliche<br />

die fairen Gesten im Sport für ihr Leben<br />

übernehmen. Deshalb haben wir die Aktion<br />

von Miroslav Klose in besonderem Maß<br />

hervorgehoben, der beim Stand von 0:0 und<br />

Elfmeterentscheidung des Unparteiischen<br />

zugegeben hat, dass der gegnerische Torwart<br />

ihn im Strafraum regelgerecht vom<br />

Ball getrennt hat.<br />

69


Ist die Auszeichnung auch als Fingerzeig für<br />

die Spitzensportler selbst zu verstehen?<br />

Unsere Botschaft "Fairness lohnt sich"<br />

richtet sich sowohl an Nachwuchs- als auch<br />

an Spitzenathleten. Für die ausgezeichneten<br />

Athleten entsteht mit der Fair-Play-Plakette<br />

außerdem eine gewisse moralische Verpflichtung,<br />

weiterhin fair zu handeln.<br />

Wie sieht es mit den Perspektiven der Fair-<br />

Play-Aktivitäten aus?<br />

Wir sind gerade dabei, ein Beratergremium<br />

zu konstituieren, dass uns bei der Auswahl<br />

von Kandidaten unterstützt. Durch die<br />

regelmäßige Verleihung wollen wir den<br />

Stellenwert der Fair-Play-Plakette weiter<br />

erhöhen.<br />

DOG-Jugend<br />

Auf der YOU 2005 in Essen<br />

Bereits zum 10. Mal fand vom 26. bis 29.<br />

Mai 2005 in Essen Europas größte Jugendmesse<br />

statt. In der "World of Youth Sports"<br />

in Halle 5 präsentierte sich der Sport den<br />

mehr als 200.000 jungen Besuchern im<br />

Alter zwischen 14 und 25 Jahren. Auch die<br />

DOG-Jugend war mit von der Partie.<br />

Die Veranstalter der "World of Youth Sports"<br />

Deutsche Sportjugend, die Sportjugend<br />

NRW, das Jugendferienwerk des Landessportbundes<br />

NRW und das Ministerium für<br />

Städtebau, Wohnen, Kultur und Sport des<br />

Landes NRW zusammen mit 26 Fachverbänden<br />

boten ein buntes Showprogramm,<br />

Gewinnspiel, zahlreiche Aktionen und<br />

Mitmachangebote der verschiedenen<br />

Sportarten.<br />

Die DOG-Jugend unterstützte das Team der<br />

Deutschen Sportjugend und der Sportjugend<br />

NRW tatkräftig bei den vielen Fragen<br />

der Jugendlichen zum Thema Sport.<br />

Europäisches Jugendforum<br />

Dennis Buttler vertrat die DOG-Jugend beim<br />

europäischen Jugendforum "Jugend, Sport<br />

und Ehrenamt in Europa", das vom 14. bis<br />

19. Mai 2005 parallel zum Internationalen<br />

Deutschen Turnfest in Berlin stattfand. 32<br />

70<br />

junge Ehrenamtliche aus verschiedenen<br />

Sportorganisationen Frankreichs, Tschechiens,<br />

Luxemburgs, Polens, Spaniens und<br />

Deutschlands waren der Einladung der<br />

Deutschen Sportjugend (dsj) gefolgt.<br />

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzen<br />

die Gelegenheit, um sich über ehrenamtliche<br />

Strukturen in ihren Ländern auszutauschen.<br />

Das Deutsch-Französischen Jugendwerkes,<br />

der Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds,<br />

die Tschechischen Nationalagentur<br />

für das EU-Programm Jugend und<br />

der europäischen<br />

Freiwilligendienst<br />

präsentierten<br />

Möglichkeiten der<br />

Finanzierung internationalerJugendprojekte<br />

im Sport.<br />

Dennis Buttler<br />

stellte die Idee und<br />

Partner von ARCTOS,<br />

einem von der<br />

Deutschen Sportjugend<br />

gemeinsam<br />

mit europäischen<br />

Partnern entwickeltes<br />

Projekt gegen<br />

Diskriminierung im<br />

Sport, vor.<br />

Zum Abschluss konnte die Tagung, bei der<br />

die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch<br />

vielfältige Eindrücke vom Turnfest sammelten,<br />

einige Erfolge vorweisen. So plant die<br />

Jugendkommission des Französischen<br />

Dennis Buttler beim Europäischen Jugendforum<br />

in Berlin.<br />

Olympischen Komitees ein <strong>deutsch</strong>-<strong>französisch</strong>es<br />

Treffen mit dem Thema "Zusammenarbeit<br />

verschiedener Generationen in<br />

Sportorganisationen" zur Vorbereitung einer<br />

europäischen Konferenz im Jahr 2008.<br />

Darüber hinaus sind Projekte für ein <strong>französisch</strong>-tschechisches<br />

Anti-Rassismus Programm<br />

im Fußball und eine europäischen<br />

Datenbank mit Sportuniversitäten in Planung.<br />

Berlin<br />

„Olympisches Volk“ im<br />

Berliner Olympiastadion<br />

Die Landesgruppe Berlin der Deutschen<br />

Olympischen Gesellschaft hatte eingeladen<br />

und mehr als 150 Mitglieder und Vertreter<br />

der Mitgliedsvereine waren am 10. Mai mit<br />

Begeisterung zu einer Führung durch das<br />

neue Berliner Olympiastadion gekommen.<br />

Jung und Alt, die älteste Teilnehmerin war<br />

95 Jahre, wurden in sechs Gruppen fachkundig<br />

durch die normalerweise nicht<br />

öffentlich zugänglichen Innen- und Außenräume<br />

geführt. Besonderes Highlight dabei<br />

waren - insbesondere für die Leichtathleten<br />

- die unterirdische 100 m Aufwärmbahn<br />

sowie die Duschräume mit Whirlpool von<br />

Hertha BSC.<br />

Bielefeld<br />

Stille Helfer geehrt<br />

Inzwischen ist es gute Tradition geworden,<br />

dass die DOG Bielefeld jährlich die "Stillen<br />

Helfer des Sports" würdigt. Sieben Ehrenamtliche,<br />

die mit ihrem unermüdlichen<br />

Engagement mithelfen, dass das Vereinsleben<br />

funktioniert, erhielten Ende April im<br />

Rahmen einer Feierstunde in der Bielefelder<br />

Sparkassenzentrale die Leistungsplakette der<br />

Deutschen Olympischen Gesellschaft.<br />

In seiner Laudatio hob Dieter Halle, stellvertretender<br />

Vorsitzender der Stadtgruppe<br />

Bielefeld, die Bedeutung des Ehrenamts für


den Sport hervor. Uwe Blinde (Bielefelder<br />

TG), Ralf-Peter Dorn (Gehörlosen-Sportverein<br />

Bielefeld), Elisabeth Kaiser (Athletik-<br />

Sportverein Atlas Bielefeld), Karin Pilske<br />

(TUS Brake), Manfred Schröder (Tanzklub<br />

Lion Bielefeld), Hans-Werner Stork (VfL<br />

Theesen) und Christel Thiem (Bielefelder TG)<br />

tun uneigennützig viel mehr als verlangt<br />

werden kann, so Halle. Dafür gebühre ihnen<br />

höchste Anerkennung.<br />

Darmstadt<br />

Vierte olympische<br />

„Stadtumrundung“<br />

Bereits zum vierten Mal hatte die DOG<br />

Darmstadt die Schulen der Stadt zur "Stadtumrundung<br />

/ Stadterkundung" am 27. April<br />

aufgerufen. Siebzehn Schülermannschaften<br />

der 7. bis 11. Klassen stellten sich der<br />

Aufgabe, die 42 km lange Peripherie der<br />

Stadt in sieben Etappen zu durcheilen. Bei<br />

diesem Ausdauertest waren Laufen, Skaten<br />

und Radfahren gefragt.<br />

Diesmal war ein Höhepunkt bereits am Ende<br />

der zweiten Etappe. Dort hatte die Kita "Am<br />

See" in Kranichstein, Partner der Deutschen<br />

Olympischen Gesellschaft bei der Aktion<br />

"Kinder bewegen", ihre Wechselstation mit<br />

Fahnen und Plakaten olympisch geschmückt<br />

und mit Trommeln und Ratschen in wahre<br />

Festtagsstimmung verwandelt. 35 Kinder<br />

begleiteten "die Großen" dann mit Hallo auf<br />

einer kleinen Runde.<br />

Die Schülerinnen und Schüler orientierten<br />

sich an einem verkleinerten Stadtplan, der<br />

als Staffelstab diente und auf der Rückseite<br />

einige Quizfragen enthielt. Die Fragen<br />

bezogen sich auf olympisches Wissen und<br />

auf Sehenswertes am Rande der Strecke.<br />

Nicht die Schnellsten, sondern die Schlauesten<br />

wurden am Ende ausgezeichnet. Fachliche<br />

Betreuung erhielten die Schüler durch<br />

Jugendtrainer der Triathlonabteilung der SG<br />

Arheilgen, des Rollsportclubs und des<br />

Darmstädter Lauftreffs, die Sicherheit gaben<br />

und die Route bestimmten. Von sportlichem<br />

Wert sind die Leistungen der Senioren-<br />

Weltmeisterin Karin Risch, der Langstrecken<br />

erfahrenen Lehrer Ingo Neumann und<br />

Manfred Woysch sowie des Schülers (!)<br />

Alexander Siegle, die die gesamte Strecke<br />

"durchgetrabt" sind.<br />

Bei der abschließenden Siegerehrung im<br />

Betriebsrestaurant der HEAG-Verkehrsbetriebe<br />

am Böllenfalltor konnten die "Speedfamily"<br />

von der Schule auf der Aue in<br />

Münster, die "Fußlahmen Enten" der Darmstädter<br />

Mornewegschule und die "Stormtrapper"<br />

vom Schulzentrum Marienhöhe<br />

ihre Pokale erst nach einen spannenden<br />

Stechen in Empfang nehmen. Die Pokale<br />

hatten der Oberbürgermeister, die Sparkasse<br />

und der Unternehmerverband Südhessen<br />

gestiftet. Den Fair-Play-Preis der Darmstädter<br />

DOG-Zweigstelle erhielten die "Dirty-<br />

Thorsten Rasch, Leiter des Sportamtes Darmstadt, und Walter Schwebel, Vorsitzender der<br />

DOG Darmstadt, gaben den Startschuss für die Stadtumrundung 2005.<br />

sounds" von der Wilhelm-Leuschner-Schule<br />

für vorbildliches, rücksichtsvolles Verhalten<br />

auf der Strecke.<br />

Heilbronn/<br />

Unterland-Hohenlohe<br />

Leistungsplakette für<br />

Tischtennis-Pionier<br />

Walter Schwebel<br />

Bei einem Festabend in der Neckarsulmer<br />

Ballei aus Anlass des 75-jährigen Jubiläums<br />

der Tischtennis-Abteilung der SV Neckarsulm<br />

wurde Gerhard Werz (71) durch die<br />

Sigrid Seeger-Losch mit Gerhard Werz<br />

Deutsche Olympische Gesellschaft mit der<br />

Plakette für besondere Leistungen im Sport<br />

ausgezeichnet.<br />

Die Vorsitzende der DOG Heilbronn/Unterland-Hohenlohe,<br />

Sigrid Seeger-Losch,<br />

würdigte vor mehreren hundert Gästen,<br />

darunter der Oberbürgermeister der Stadt<br />

Neckarsulm, Volker Blust, das beispielhafte<br />

langjährige ehrenamtliche Engagement von<br />

Gerhard Werz für den Tischtennissport.<br />

Gerhard Werz, früher selbst erfolgreicher<br />

Spitzenspieler, ist seit über 30 Jahren<br />

Abteilungsleiter. Die Entwicklung einer<br />

damals noch kleinen Abteilung zu einer der<br />

leistungsstärksten Tischtennis-Abteilungen<br />

in ganz Württemberg ist auch sein Verdienst.<br />

Der Tatsache, dass er dabei viel Zeit<br />

und Idealismus in die Jugendarbeit investiert<br />

hat, gebührt besondere Anerkennung.<br />

Seeger-Losch betonte bei der Übergabe von<br />

Plakette und Urkunde, dass Werz Vorbildliches<br />

leiste und der Tischtennissport im<br />

Unterland ohne ihn kaum denkbar wäre.<br />

71


Hochstift Paderborn<br />

Neuer Schwung<br />

Lange Zeit war es recht still um die Deutsche<br />

Olympische Gesellschaft in Ostwestfalen.<br />

Diese Ruhe erstreckte sich auch auf die<br />

hiesige Zweigstelle Hochstift Paderborn.<br />

Doch das wird sich jetzt im positiven Sinn<br />

ändern. "Wir wollen die DOG in Paderborn<br />

mit aller Kraft wieder beleben", erklärte der<br />

Vorsitzende Wolfgang Helle im Rahmen der<br />

Mitgliederversammlung im Ahorn-Sportpark.<br />

Die ersten Schritte wurden bereits im<br />

vergangenen Jahr mit der Einrichtung des<br />

Modellkindergartens Römerstraße in Elsen<br />

gemacht. Patin für dieses Projekt ist die<br />

Olympiateilnehmerin Claudia Tonn.<br />

Der Bewegungskindergarten fügt sich in das<br />

Rahmenkonzept der bundesweit agierenden<br />

DOG. Dieses erläuterte die DOG-Vizepräsidentin<br />

Petra Reußner den Versammelten.<br />

"Wir wollen Menschen aus allen Bereichen<br />

der Gesellschaft für die olympische Idee<br />

gewinnen", sagte Petra Reußner. "Olympia<br />

braucht eine starke nationale Basis." Dies<br />

gelte immer auch hinsichtlich einer zukünftigen<br />

Bewerbung um die Ausrichtung der<br />

Olympischen Spiele in Deutschland. Gleichzeitig<br />

lobte die Vizepräsidentin das Engagement<br />

der Paderborner DOG. "Sie gehören<br />

inzwischen zu den aktivsten Zweigstellen.<br />

Das macht Mut."<br />

Neue Perspektiven bietet die im Rahmen der<br />

Versammlung erfolgte Neuwahl des Zweigstellen-Vorstands.<br />

Alle Mitglieder wurden<br />

einstimmig neu gewählt oder in ihren<br />

Ämtern bestätigt. Folgende Positionen<br />

wurden besetzt: Vorsitz: Wolfgang Helle,<br />

Stellvertretender Vorsitz: Margit Budde,<br />

Schatzmeister: Heiner Kortebusch, Geschäftsführer:<br />

Reinhard Rasch, Pressesprecher<br />

und Schriftführer: Heiko Appelbaum,<br />

Jugendwart: Mathias Hornberger, Beisitzer:<br />

Werner Henke, Detlef Klaholt-Heiermeyer,<br />

Eva Kremliczek, Prof. Dr. Sebastian Braun.<br />

Heiko Appelbaum<br />

Geschenk für Elsener Kinder<br />

Über ein neues Spielgerät konnten sich die<br />

Kinder des Kindergartens Römerstraße in<br />

72<br />

Paderborn-Elsen freuen.<br />

Mitglieder der DOG<br />

Paderborn kamen<br />

höchstpersönlich in<br />

ihrem Modellkindergarten<br />

vorbei und brachten<br />

auch Patin Claudia Tonn<br />

mit, um das Varussell zu<br />

überreichen. "Mit<br />

diesem speziellen<br />

Übungsgerät lernen die<br />

Kinder spielerisch, den<br />

Gleichgewichtssinn zu<br />

trainieren", erklärte die<br />

stellvertretende Leiterin<br />

Marion Pieper anlässlich<br />

der Übergabe. Finanziert<br />

wurde das Varussell von<br />

der Paderborner DOG-<br />

Bezirksgruppe und dem<br />

DOG-Programm "Kinder bewegen".<br />

Bei der offiziellen Übergabe waren anwesend<br />

(hinten v. l.): Heiner Kortebusch<br />

(DOG), Marion Pieper (Kindergarten Römerstraße),<br />

Wolfgang Helle, Claudia Tonn<br />

und Margit Budde (alle DOG)<br />

Miltenberg-Obernburg<br />

Überraschungspakete für<br />

Kindergärten<br />

In ganz besonderer Weise beteiligt sich die<br />

DOG Miltenberg-Obernburg am Modellprojekt<br />

"Kinder bewegen". Um mehr Bewegung<br />

in die Kindergärten zu bringen, versorgt die<br />

Zweigstelle zahlreiche Einrichtungen in der<br />

Region mit Sport- und Spielgeräten. Seit<br />

Jahresbeginn konnte die Vorsitzende Rosi<br />

Dauphin Kinder wieder in sieben Kindertagesstätten<br />

"Bewegungsfreude" bringen.<br />

Gemeinsam mit Roland Korn, Vorstandsvor-<br />

Ganz allein für die Kids: Sport- und Spielgeräte aus dem<br />

Überraschungspaket der DOG Miltenberg-Obernburg und der<br />

Raiffeisenbank Obernburg<br />

sitzender der Raiffeisenbank Obernburg, die<br />

Sponsor der Aktion ist, übergab sie in<br />

Großwallstadt, Wörth, Obernburg und<br />

Eisenbach Spielkisten und Bücher mit<br />

Anregungen für die Bewegungspraxis für<br />

die Erzieherinnen.<br />

Die strahlenden Gesichter der beschenkten<br />

Kinder sind für Rosi Dauphin nur ein Anreiz.<br />

"Angesichts des fortschreitenden Bewegungsmangel<br />

muss die Bewegungsförderung<br />

so früh wie möglich beginnen - eben<br />

im Kindergarten", betont sie. Die DOG<br />

Miltenberg-Obernburg hat dies bereits für<br />

25 Kindergärten ermöglicht.<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Manfred Rixecker führt den<br />

Landesverband<br />

Personell neu aufgestellt hat sich in den<br />

letzten Monaten der Landesverband Nordrhein-Westfalen.<br />

Der bisherige Vorsitzende<br />

Dieter Büttner (Leverkusen) stellte sich bei<br />

der Sitzung im Oktober 2004 in Mülheim an<br />

der Ruhr nicht mehr zur Wahl. Ihm folgte<br />

im Amt Manfred Rixecker (Leiter der Zweigstelle<br />

Mülheim an der Ruhr). Sein Stellvertreter<br />

ist Paul Hoffmann (Essen). Zum<br />

Pressewart wurde Ulrich Kupke-Bahl (Recklinghausen)<br />

gewählt. Alle Vorstandsmitglieder<br />

erhielten ein einstimmiges Votum.<br />

Sowohl bei dieser Sitzung als auch bei der<br />

ersten Zusammenkunft im April 2005<br />

anlässlich des "18. Internationalen Lambertz-Printenspringens"<br />

in Aachen wurde


Manfred Rixecker<br />

der dramatische<br />

Mitgliederschwund<br />

in den<br />

Landeszweigstellen<br />

beklagt. Dem<br />

muss verstärkt<br />

entgegengewirkt<br />

werden. So sind<br />

bereits erste<br />

Maßnahmen<br />

angelaufen, die<br />

formell nicht<br />

mehr bestehen-<br />

den Zweigstellen in Düsseldorf, Mönchengladbach<br />

oder Oberhausen zu aktivieren.<br />

Weiterhin gilt zu überlegen, ob<br />

die zahlenmäßig äußerst kleinen<br />

Zweigstellen durch Zusammenschlüsse<br />

mit Nachbarzweigstellen<br />

wieder gestärkt werden<br />

können. Der Vorstand des<br />

Landesverbandes wurde beauftragt,<br />

Überlegungen zur Schaffung<br />

eines eigenen Profils<br />

anzustellen. Es müsse ein<br />

eigenes Verständnis geschaffen<br />

werden, um überlebensfähig zu<br />

bleiben, so der einstimmige<br />

Tenor.<br />

Aus diesem Grunde hat der<br />

Landesverband zur nächsten Sitzung bereits<br />

für den 3. September 2005 in die Sportschule<br />

Wedau (Fußballverband Niederrhein)<br />

eingeladen und diese Thematik zum Haupttagesordnungspunkt<br />

erklärt.<br />

Klage wurde von zahlreichen Vertretern der<br />

Zweigstellen geführt, dass keine Informationen<br />

über Austritte von der Bundeszentrale<br />

an die Zweigstellen weitergegeben werden.<br />

Hier besteht dringender Änderungsbedarf.<br />

Odenwald<br />

Förderung trägt erste<br />

Früchte<br />

Ein Jahr ist seit der Auftaktveranstaltung für<br />

die Aktion "Kinder bewegen" im Michelstädter<br />

Kindergarten "Flohzirkus" vergangen.<br />

Diese Zeit hat das Team um Kindergartenleiterin<br />

Anni Resch konsequent genutzt, um<br />

die vorhandenen Maßnahmen zur Bewegungsförderung<br />

auszubauen und Kontakte<br />

mit Schulen und Vereinen aufzubauen.<br />

Gefeiert wurde die einjährige Projektzugehörigkeit<br />

im April mit der "1. Kinderolympiade"<br />

in der Turnhalle der Theodor-Litt-<br />

Schule in Michelstadt. Erstmals konnten sich<br />

die Kids an den Sportgeräten der "Großen"<br />

wie Schwebebalken, Kletterwand oder Seil<br />

dort so richtig austoben.<br />

Auch der gemeinsame Besuch im Hallenbad<br />

konnte durch die Unterstützung im Rahmen<br />

des Modellprojekts "Kinder bewegen" durch<br />

die DOG und Opel ermöglicht werden. Ein<br />

Grund von vielen für Anni Resch, sich bei<br />

den Projektpartnern für ein rundum gelungenes<br />

Auftaktjahr zu bedanken.<br />

Viel Spaß hatten die Kleinen mit dem Seil.<br />

Zu Gast beim nationalen<br />

Hammerwurf-Meeting<br />

Zu einer interessanten Begegnung der DOG<br />

Odenwald kam es beim nationalen Hammerwurf-Meeting<br />

in Fränkisch-Crumbach.<br />

In dieser kleinen aber feinen Sportgemeinde<br />

des Odenwalds ist der Hammerwurfsport<br />

vor allem in Person von Lokalmatadorin<br />

Katrin Falter zu Hause. Zudem ist ein<br />

solcher Wettkampf mit nationaler Bedeutung<br />

für die Sportszene im Odenwald eine<br />

echte Bereicherung.<br />

So waren es über 70 Starterinnen und<br />

Starter, die trotz schlechten Wetters mit<br />

beachtlichen Leistungen aufwarten konnten.<br />

Vor dem zahlreich erschienenen Publikum<br />

gaben die Athleten ihr Bestes für die<br />

Qualifikation zu den Weltmeisterschaften in<br />

Helsinki vom 6. bis 17. August 2005.<br />

Nach dieser persönlichen Begegnung<br />

wünscht die DOG Odenwald den Hammerwerferinnen<br />

und -werfern natürlich besonders<br />

viel Erfolg bei den Titelkämpfen!<br />

DOG-Jugendgruppe im<br />

Aufbau<br />

Bei insgesamt 30 Mitgliedern der DOG<br />

Odenwald im Kindes- und Jugendalter lohnt<br />

es nachzudenken, wie Zusammenhalt und<br />

persönliche Bindung der jungen Menschen<br />

an die Deutsche Olympische Gesellschaft<br />

gefestigt werden können. Vor allem die<br />

jugendlichen Mitglieder, die aus den jährlichen<br />

Förderaktionen "Junge Könner brauchen<br />

Gönner“ rekrutiert werden konnten,<br />

hat die Kreisgruppe dabei im Auge.<br />

Gemeinsame Erlebnisse, die mit einer<br />

Anschubfinanzierung durch die Bundes-<br />

DOG unterstützt werden, sollen helfen, eine<br />

Jugendgruppe zu formen. Mit dem erfolgreichen<br />

Sportschützen Florian Keil hat die<br />

DOG Odenwald eine junge Persönlichkeit<br />

gefunden, die mit Spaß und ehrlichem<br />

Willen an die konstruktive Arbeit herangeht.<br />

Hubert Hey, Vorsitzender der DOG Odenwald,<br />

erklärt: "Wir wollen unseren jungen<br />

Mitgliedern ein Forum bieten, in dem sie<br />

beispielsweise miteinander sprechen, Erfahrungen<br />

austauschen und darüber nachdenken<br />

können, wo es im Sport fehlt." Erste<br />

gemeinsame Veranstaltung wird ein Besuch<br />

des modernisierten Frankfurter Waldstadions<br />

im Juli sein. "Mit praktischen Erfahrungen<br />

wollen wir die Frage der Jugend, "Was<br />

bringt's?", beantworten. Wir freuen uns<br />

darauf, denn ohne Jugend gibt es auch in<br />

unserer DOG-Arbeit keine Zukunft", betont<br />

Hey.<br />

Pfalz<br />

Der „weiße Blitz“ beim<br />

Run-Up in Maxdorf<br />

Erstmals beteiligte sich die DOG Pfalz beim<br />

Run Up 2005, der von der TSG Maxdorf<br />

ausgerichtet wurde. 600 Teilnehmer waren<br />

bei 3 Läufen am Start und Cheforganisator<br />

Herrmann Rockstroh bot zudem ein attraktives<br />

Rahmenprogramm mit Funpark und<br />

Spielfest an.<br />

Wie beim Olympic Day Run verzichteten die<br />

Veranstalter bewusst auf den Wettbewerbscharakter,<br />

d.h. keine Zeitnahme bei den<br />

73


Laufstrecken (5 und 10 km), um die Freude<br />

an der Bewegung zu unterstreichen.<br />

Auch die komplette Laufgruppe des Ludwigshafener<br />

Kindergartens "Wolfsgrube",<br />

Modellkindergarten der Aktion "Kinder<br />

bewegen", die von der DOG unterstützt<br />

wird, nahm am 300 m-Kinderlauf mit ihrem<br />

Betreuer Jakob Kapper teil.<br />

Als besonderen Ehrengast durfte DOG-<br />

Mitglied und Mitorganisator Dr. Alois Bierl,<br />

selbst Olympiasieger im Rudern, den früheren<br />

mehrfachen Europameister und Weltrekordhalter<br />

über 100 m Heinz Fütterer,<br />

bekannt als "der weißen Blitz", begrüßen.<br />

Auch der 34-malige <strong>deutsch</strong>e Meister im<br />

Kanusport, Herrmann Glaser, nahm am Run<br />

Up teil.<br />

Die DOG Pfalz mit ihrem Vorsitzenden Carlo<br />

von Opel präsentierte sich mit einem<br />

großen Stand und informierte über die<br />

Aktionen der Deutschen Olympischen<br />

Gesellschaft.<br />

Reutlingen<br />

Soiree 2005<br />

Wolfgang Ziegler<br />

Mitte Februar war es wieder soweit: Die<br />

Deutsche Olympische Gesellschaft, Zweigstelle<br />

Reutlingen, hatte zu ihrer alljährlichen<br />

Soiree ins Dominohaus geladen. Der im<br />

vergangenen Jahr neu gewählte Vorsitzende<br />

und Hohensteiner Bürgermeister, Jochen<br />

Zeller, begrüßte alle Mitglieder, Freunde,<br />

Förderer und Sponsoren der Olympischen<br />

Idee, darunter auch aktive und ehemalige<br />

Spitzensportler und Trainer. Besonderen<br />

Beifall erhielt DOG-Mitglied Hans-Manfred<br />

Mörsch, der wenige Tage zuvor in Stuttgart<br />

die Verdienstmedaille des Verdienstordens<br />

der Bundesrepublik Deutschland für langjähriges<br />

ehrenamtliches Engagement<br />

erhalten hatte.<br />

In seiner Jahresbilanz erinnerte der Vorsitzende<br />

an den Tod von Dr. Horst Glück,<br />

sportbegeisterte Persönlichkeit und langjähriges<br />

DOG-Mitglied. Zum Andenken an den<br />

Verstorbenen wurde eine Gedenkminute<br />

eingelegt.<br />

74<br />

Im Fokus der Aktivitäten 2004 stand die<br />

materielle und ideelle Unterstützung des<br />

Kinder- und Jugendsports. Bereits im<br />

zweiten Jahr unterstützt die DOG Reutlingen<br />

ihre Patenkinder, die jugendlichen<br />

Fechter der TSG Reutlingen und die Leichtathleten<br />

des VfL Pfullingen, federführend<br />

organisiert von den Vorstandsmitgliedern<br />

Arno Leis und Uwe Weber.<br />

Außerdem verlieh die Zweigstelle am<br />

Friedrich-Schiller-Gymnasium Pfullingen<br />

einen Sportpreis und unterstützte verschiedene<br />

Sportveranstaltungen mit Sachpreisen,<br />

insbesondere auch die Behinderten-Sportabteilung<br />

der TSG Reutlingen.<br />

Auch für 2005 hat sich die DOG Reutlingen<br />

wieder Einiges vorgenommen, um olympische<br />

Bewegung in die Region zu bringen.<br />

Die Bewerbung um Aufnahme in das<br />

Modellprojekt "Kinder bewegen" liegt bereits<br />

in der Bundesgeschäftsstelle vor. Der Startschuss<br />

soll möglichst in der zweiten Jahreshälfte<br />

erfolgen.<br />

Die Mitglieder erfuhren bei der Soiree, dass<br />

für den Herbst ist eine Feier zur 50-jährigen<br />

Mitgliedschaft der Stadt Reutlingen geplant<br />

ist, in deren Rahmen auch ehrenamtliche<br />

Funktionäre gewürdigt werden sollen.<br />

Ein buntes Abendprogramm,<br />

bei dem die Trommler der<br />

Wilhelm-Schule Bad Urach<br />

unter der Leitung von Martin<br />

Birk für die musikalische<br />

Untermalung sorgten,<br />

rundete die gelungene<br />

Veranstaltung ab. Den<br />

Höhepunkt der Soiree bot<br />

zweifellos Bernd Kohlhepp,<br />

besser bekannt als Herr<br />

Hämmerle. Der Tübinger<br />

Kabarettist, Spezialist für<br />

Hintergründiges und Abgründiges,<br />

bezog bei seinem<br />

Auftritt in schwäbisch<br />

gekonnt die Zuschauer mit<br />

ein. Schlagfertig reagierte er<br />

auf deren Antworten während seines<br />

Programms, das die olympische Idee immer<br />

wieder aufblitzen ließ. Das begeisterte<br />

Publikum bat mehrmals lautstark um<br />

"Zugabe, Zugabe!"<br />

Mechthild Juny<br />

Sigmaringen<br />

Langjährige Mitglieder<br />

ausgezeichnet<br />

In einer kleinen Feierstunde hat die Deutsche<br />

Olympische Gesellschaft, Zweigstelle<br />

Sigmaringen, im Verwaltungsgebäude des<br />

Bad Saulgauer Unternehmens "PLATZ-Haus"<br />

zwei ihrer verdienstvollsten Mitglieder<br />

ausgezeichnet. Der Chef des Fertigbauunternehmens<br />

Gerhard Drescher und der TSV Bad<br />

Saulgau, der durch seinen stellvertretenden<br />

Vorsitzenden Gerhard Sturm vertreten<br />

wurde, konnten die Anerkennung für 40jährige<br />

Mitgliedschaft entgegennehmen.<br />

Sie freue sich "zwei herausragende Vorkämpfer<br />

für die Ideale der Deutschen<br />

Olympischen Gesellschaft auszuzeichnen"<br />

führte die Vorsitzende der Kreisgruppe, Ute<br />

Gneiting, aus.<br />

Gerhard Drescher sei ein Unternehmer, der<br />

mit seinem überaus umfangreichen ehrenamtlichen<br />

Engagement als Vorbild für viele<br />

diene und den Begriff des "sozial verpflichteten"<br />

Marktwirtschaftlers fülle, lobte der<br />

stellvertretende Vorsitzende der DOG<br />

Sigmaringen, Landrat Dirk Gaerte. Nicht nur<br />

Von links: Ute Gneiting, Gerhard Drescher, Gerhard Sturm<br />

und Landrat Dirk Gaerte.<br />

der Einsatz für Fair Play gerade im Sport,<br />

sondern auch die jeden Tag neue Begeisterung<br />

für die Ziele der DOG wie der entschiedene<br />

Kampf gegen das Doping sowie<br />

die Einbindung der Jugend in den Sport<br />

zeichnen Gerhard Drescher aus.<br />

Vereine wie der TSV Bad Saulgau und mit<br />

ihm sein engagierter Vorstand stünden<br />

gerade im ländlichen Raum für die Einbin-


dung aller sozialen Schichten in den Breitensport,<br />

der eine unabdingbare Grundlage<br />

für den Erfolg der Spitzensportler bei<br />

internationalen Wettkämpfen sei, verdeutlichte<br />

Gneiting das Verdienst der langjährigen<br />

Mitglieder. Diese hätten stets den<br />

Dienst an der Sache und den Spaß an der<br />

Leistung in der Vordergrund gestellt und so<br />

einen unverzichtbaren Beitrag zum Erfolg<br />

der DOG im Kreis Sigmaringen geleistet.<br />

Stuttgart<br />

Besuch bei Timo<br />

Hildebrand<br />

Die DOG Stuttgart machte es möglich: für<br />

rund 40 Kinder des Stuttgarter Kindergartens<br />

Weilimdorf, Modelleinrichtung der<br />

Aktion "Kinder bewegen, ging am 3. Mai ein<br />

Traum in Erfüllung. Sie durften ihren Paten<br />

Timo Hildebrand, den National-Torhüter<br />

vom VfB Stuttgart, an seiner Wirkungsstätte<br />

im Gottlieb-Daimler-Stadion besuchen.<br />

Zunächst besichtigten die Kinder die umgebaute<br />

Arena und testeten die Kunststoff-<br />

Laufbahn. Die Führung übernahm DOG-<br />

Mitglied Gerhard Brodbeck von der städtischen<br />

Stadionverwaltung. Anschließend<br />

empfing Timo Hildebrand die aufgeregten<br />

Kinder. Jeder erhielte eine Autogrammkarten<br />

und eine rote VfB-Schirmmütze. Die<br />

Kinder waren begeistert und Timo versprach<br />

ihnen, sie bald in Weilimdorf zu besuchen.<br />

Südniedersachsen<br />

Patenschaften lohnen sich!<br />

Dass das Patenschaftsprogramm der Deutschen<br />

Olympischen Gesellschaft erfolgreiche<br />

Früchte trägt, zeigen die Beispiele aus<br />

Südniedersachsen, wo die hiesige Zweigstelle<br />

gleich mehrfache Erfolge der geförderten<br />

Sportlerinnen und Sportler vermelden kann.<br />

Claudia Wiechner, 15-jährige Leichtathletin<br />

aus Göttingen, die in den vergangenen<br />

beiden Jahren die finanzielle Unterstützung<br />

genoss, wurde derweil Deutsche Meisterin in<br />

ihrer Altersklasse in der Dreikampfdisziplin<br />

"Gewichtswurf". Auch Marcel Jerzcyk<br />

gelangte über die DOG-Patenschaft zu<br />

einem beeindruckenden Erfolg. Der Göttinger<br />

Nachwuchsschwimmer - Jahrgang 1992<br />

- errang gleich zwei Landesmeistertitel über<br />

200 und 800 Meter Freistil. In die Erfolgsmeldungen<br />

einreihen konnten sich auch die<br />

U12-Basketballer der BG 74 Göttingen. Die<br />

jungen Korbjäger wurden ebenfalls niedersächsische<br />

Landesmeister. Komplettiert wird<br />

das "Erfolgs-Quartett" der DOG Südniedersachsen<br />

schließlich von der Gruppe Rhythmische<br />

Sportgymnastik aus Obernjesa/Ballenhausen<br />

(Landkreis Göttingen), die in den<br />

vergangenen Monaten gleich 7 Bezirkstitel<br />

einheimsten und auf immer mehr Veranstaltungen<br />

zu sehen sind.<br />

Wiesbaden<br />

Stefan Klüttermann<br />

Sportabzeichenehrung<br />

Die alljährliche Ehrungsfeier im Sportabzeichen<strong>wettbewerb</strong><br />

für Schulen, Schulklassen,<br />

Vereine und Familien konnte die DOG<br />

Wiesbaden am 2. Mai traditionell wieder im<br />

Festsaal des Wiesbadener Rathauses durchführen.<br />

Dazu hatten sich etwa 150 Kinder<br />

und Jugendliche der Wiesbadener Schulen<br />

sowie Vertreter der Turn- und Sportvereine<br />

eingefunden.<br />

Ausgezeichnet mit Pokalen und Urkunden<br />

wurden 11 Schulen in vier verschiedenen<br />

Kategorien, die nach der Anzahl ihrer<br />

Schülerinnen und Schüler gebildet werden.<br />

Einsamer Spitzenreiter war die Elly-Heuss-<br />

Schule, die 235 Abnahmen meldete und<br />

damit die Plätze 1 und 3 Gymnasiasten bei<br />

den Gymnasiasten einheimste. Ebenfalls<br />

zweimal vorne landeten die Schülerinnen<br />

und Schüler der Grundschule Breckenheim,<br />

die bei den kleinen Schulen Platz 1 belegte,<br />

die Klasse 4b wurde 2. im Klassen<strong>wettbewerb</strong>.<br />

In der Vereinswertung waren es 13 Vereine<br />

mit dem Seriensieger TV Amöneburg an der<br />

Spitze, der hier seit Bestehen des Wettbewerbs<br />

unangefochten Platz 1 behauptet.<br />

Geehrt wurden auch drei Familien, wobei<br />

die Siegerfamilie 9 Sportabzeichen ihres<br />

Familienverbandes vorweisen konnte.<br />

Neben der Belobigung zweier langjähriger<br />

Sportabzeichenprüfer vergab die Deutsche<br />

Olympische Gesellschaft schon traditionell<br />

ihre Leistungsplaketten an engagierte<br />

Ehrenamtliche, für die es sonst keine Auszeichnung<br />

gibt. Anne Restle von der Eintracht<br />

Wiesbaden für ihre Nachwuchsarbeit<br />

in der Kinder- und Jugendleichtathletik,<br />

Norbert Fischer, Lehrer an der Gutenbergschule,<br />

der in den beiden letzten Jahren<br />

jeweils die Mädchen- und Jungenmannschaft<br />

im Tennis mit Erfolg zum Bundesentscheid<br />

im Wettbewerb "Jugend trainiert für<br />

Olympia" nach Berlin gebracht hat, sowie<br />

Edgar Krämer, Vorarbeiter der Sportplatzpflegekolonne,<br />

wurde diese Ehrung zuteil.<br />

Umrahmt wurde die würdige Feierstunde<br />

vom Saxophonquartett der Elly-Heuss-<br />

Schule.<br />

Ausgezeichnete Sportabzeicheninhaber auf<br />

der Wiesbadener Rathaustreppe<br />

Hans-Jürgen Portmann, Vorsitzender der<br />

DOG Wiesbaden, schloss mit der Überzeugung,<br />

dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

dieser Veranstaltung zeigen, dass in<br />

der Sportstadt Wiesbaden insbesondere mit<br />

ihren aktiven Kindern und Jugendlichen der<br />

Olympische Geist lebt.<br />

75


Olympischer Geist in Berlin<br />

Bei einem solchen sportlichen Großereignis<br />

durfte natürlich auch der olympische Geist<br />

nicht fehlen. Mit großem Engagement<br />

legten sich Doris Brachmann-Maletzki und<br />

das Team der DOG-Jugend ins Zeug, um die<br />

Turnfestteilnehmerinnen und -teilnehmer<br />

über die Aktivitäten der Deutschen Olympi-<br />

76<br />

Olympia bewegt Berlin<br />

Deutsche Olympische Gesellschaft beim<br />

Internationalen Deutschen Turnfest<br />

Am Internationalen Deutschen Turnfest vom<br />

14. bis 20. Mai in Berlin waren 100.000<br />

Aktive, Gäste, Helfer sowie weitere Mitwirkende<br />

beteiligt. Höhepunkte der ereignisreichen<br />

Woche unter Schirmherrschaft des<br />

Bundespräsidenten Horst Köhler waren die<br />

Eröffnungsfeier mit Festumzug am Brandenburger<br />

Tor, die Turnfestgalas am Pfingst-<br />

wochenende in der Deutschlandhalle sowie<br />

die zahlreichen Deutschen Meisterschaften<br />

mit internationaler Beteiligung in verschiedenen<br />

Turn<strong>wettbewerb</strong>en der Spitzen- und<br />

Nachwuchsathleten. Unter den zahlreichen<br />

Angeboten auf der Berliner Messe waren<br />

auch die Info-Stände der Deutschen Olympischen<br />

Gesellschaft und der DOG-Jugend.<br />

schen Gesellschaft zu informieren und sie<br />

für die olympische Idee zu begeistern. Bei<br />

140 Besucherinnen und Besuchern sprang<br />

der Funke sofort über: sie wurden DOG-<br />

Mitglied. "Insbesondere zahlreiche junge<br />

Leute konnten wir<br />

gewinnen", erzählte<br />

Robert Schertz von<br />

der DOG-Jugend.<br />

Die Studienfahrt<br />

nach Griechenland<br />

fand ebenso reges<br />

Interesse wie das<br />

Modellprojekt<br />

"Kinder bewegen"<br />

der DOG und ihrer<br />

Partner Opel und O 2.<br />

Informationsbroschüren,<br />

Bücher und<br />

Praxis-Anregungen u.a. für einen olympischen<br />

Tag im Kindergarten waren gleichermaßen<br />

begehrt wie der Motoriktest der Uni<br />

Karlsruhe, die das Modellprojekt wissenschaftlich<br />

begleitet. Gleich an Ort und Stelle


konnten sich Kinder und ihre Eltern nach<br />

vier Übungen ihren Fitnesszustand bescheinigen<br />

lassen.<br />

Standbetreuerin Doris Brachmann-Maletzki<br />

gab als ausgewiesene Expertin darüber<br />

hinaus auch Auskunft zu Fragen rund um<br />

das Thema Olympia. Als Mitglied der 4 x 400<br />

Staffel der DDR, die in Montreal 1976 Gold<br />

gewann, hat sie Olympische Spiele selbst<br />

hautnah erlebt. "Das Interesse unter den<br />

Turnern an der olympischen Bewegung ist<br />

sehr groß. Einmal erkundigte sich eine<br />

leidenschaftliche Rope Skipperin, wann ihre<br />

Sportart endlich olympisch werde", so<br />

Brachmann-Maletzki.<br />

Anziehendes Olympiaquiz<br />

3.000 Turnfestteilnehmerinnen und -<br />

teilnehmer beteiligten sich am Olympia-<br />

Quiz, für das die DOG-Jugend seit Beginn<br />

des Turnfestes bei ihrer Tour durch die<br />

Messehallen kräftig die Werbetrommel<br />

gerührt hatte. Dichtes Gedränge herrschte<br />

dann auch am Mittwoch am Stand der<br />

DOG-Jugend als Glücksfee Olympiasiegerin<br />

Doris Brachmann-Maletzki die Gewinner<br />

zog. 40 Preise waren zu vergeben, darunter<br />

als Hauptgewinn ein Abendessen mit den<br />

Hockey-Olympiasiegerinnen Natascha Keller<br />

und Louisa Walter<br />

sowie Kugelstoß-<br />

Olympiasieger Ulf<br />

Timmermann.<br />

Dieses große Los<br />

hatte Stephanie<br />

Tuanner aus Wolfrathshausengezogen.<br />

Für die 24-<br />

Jährige, die beim<br />

Turnfest als Volunteer<br />

arbeitete, und<br />

ihren Freund ging es<br />

noch am gleichen<br />

Abend ins Restaurant Anna Blume in Berlin-<br />

Prenzlauer Berg, wo sie von den Sportstars<br />

erwartet wurden. Natascha Keller und<br />

Louisa Walter hatten ihre private Fotosammlung<br />

von den Olympischen Spielen in<br />

Athen mitgebracht und schilderten ihre<br />

persönlichen Erlebnisse mit dem Höhepunkt<br />

Olympiasieg der Hockeydamen. So erfuhren<br />

die Gewinner auch einige kuriose und<br />

lustige Insider-Geschichten über das Leben<br />

im Olympischen Dorf. Ulf Timmermann<br />

erzählte von seiner einzigartigen Sportlerkarriere,<br />

die er mit dem Olympiasieg 1988<br />

im Kugelstoßen krönte. Der 42-jährige<br />

Berliner ist heute Teilhaber eben des Restaurants,<br />

in dem dieses denkwürdige Abendessen<br />

stattfand. Dennis Buttler von DOG-<br />

Jugend, der mit seinem Kollegen Robert<br />

Schertz den Fahrservice für das glückliche<br />

Gewinnerpaar übernommen hatte, war sich<br />

danach sicher: "Das war ein unvergessliches<br />

Erlebnis für die Beiden."<br />

Prominenter Gast<br />

Natürlich kann er es noch. Die Herausforderung<br />

zum Handstand<strong>wettbewerb</strong> am Stand<br />

der Deutschen Olympischen Gesellschaft<br />

nahm Turn-Olympiasieger Klaus Köste gern<br />

an und gewann. "Kontrahent" Dennis<br />

Buttler von der DOG-Jugend musste anerkennen,<br />

dass der 62-Jährige nach wie vor<br />

ein Meister seines Fachs ist. Dies hatte Klaus<br />

Köste erst zu Beginn der Turnfestwoche als<br />

Deutscher Senioren-Champion im Turnmehrkampf<br />

eindrucksvoll unter Beweis<br />

gestellt.<br />

Als DOG-Mitglied kam der Leipziger ganz<br />

offiziell am DOG-Stand in der Messehalle<br />

1.2 vorbei. Klaus Köste ist nämlich auch<br />

Pate des Leipziger "Kinder bewegen"-<br />

Modellkindergartens. Dort kommen die Kids<br />

bisweilen sogar in den Genuss von Übungsstunden<br />

mit dem Turn-Olympiasieger.<br />

"Große Motivation ist da gar nicht notwendig",<br />

berichtet Köste, "die Kinder haben<br />

einfach einen Riesenspaß am Turnen."<br />

Nicht mit dem erhobenen Zeigefinger,<br />

sondern mit dem Traum von Olympia will<br />

die Deutsche Olympische Gesellschaft mehr<br />

Bewegung in den Kindergarten bringen.<br />

Neben Klaus Köste sorgen Spitzensportler<br />

wie Hockey-Olympiasiegerin Julia Zwehl,<br />

Bahnrad-Weltmeister Sören Lausberg, Ex-<br />

Bundesliga-Fußballer Bruno Labbadia und<br />

der frühere Spitzenschwimmer Christian<br />

Tröger für olympische Begeisterung.<br />

77


Nachrichten des DOI<br />

Bilanz und Perspektive<br />

"Olympische Nachlese" im<br />

Frankfurter Römer<br />

Neun Monate sind kurz und lang genug, um<br />

ein historisches Ereignis aus der Nähe und<br />

der Distanz zugleich zu reflektieren. Damit<br />

ist der Blick geschärft für eine nüchterne<br />

und kritische Analyse jenseits aktueller<br />

Bezüge, aus der sich hilfreiche Rückschlüsse<br />

NOK-Prädident Steinbach begrüßt das DOI in Frankfurt.<br />

für die Gegebenheiten der Gegenwart und<br />

die Herausforderungen der Zukunft gewinnen<br />

lassen. Mit einem Wort: Bilanz und<br />

Perspektive.<br />

Unter diesem Motto hat sich das Deutsche<br />

Olympische Institut eine "Olympische<br />

Nachlese" zur Aufgabe gemacht, um aus<br />

den Erfahrungen der Spiele von Athen eine<br />

Bestandsaufnahme der Olympischen Bewegung<br />

mit ihren Fragen und Problemen zu<br />

entwickeln und diese mit einem Ausblick<br />

auf Peking 2008 zu verbinden.<br />

78<br />

Dass dieses Vorhaben mit der äußerst gut<br />

besuchten Veranstaltung am 20./21. Mai im<br />

Frankfurter Römer erfolgreich umgesetzt<br />

werden konnte, war natürlich in erster Linie<br />

den hochkarätigen Referenten, nicht zuletzt<br />

aber auch der wirksamen Unterstützung<br />

durch das NOK für Deutschland, die Deutsche<br />

Sporthochschule Köln und vor allem<br />

die Griechische Botschaft in Berlin zu<br />

danken, mit der das DOI bereits bei verschiedenen<br />

Gelegenheiten sehr produktiv<br />

kooperiert hat. Eben dies brachte auch<br />

Presseattaché Stavros Stathulopulos bei<br />

seinem Grußwort zum Ausdruck, ebenso wie<br />

seine Hoffnung, eine dauerhafte Zusammenarbeit,<br />

etwa in Form eines Deutsch-<br />

Griechischen Olympia-Forums, auf den Weg<br />

bringen zu können.<br />

Sehr gerne hörten die Verantwortlichen<br />

auch die Bekenntnisse der übrigen Grußwort-Sprecher<br />

zum DOI. So charakterisierte<br />

Bürgermeister Achim Vandreike das Institut<br />

als eine Bereicherung der Sportstadt Frankfurt,<br />

dem man gerne seine gute Stube für<br />

die erste größere öffentliche Veranstaltung<br />

zur Verfügung gestellt habe. In Vertretung<br />

des Innenministers Volker Bouffier versicherte<br />

Prof. Heinz Zielinski den Anwesenden,<br />

dass das Land das DOI nicht nach<br />

Hessen geholt habe, um es bei der Erfüllung<br />

seiner Aufgaben allein zu lassen. Und<br />

schließlich würdigte NOK-Präsident Dr.<br />

Klaus Steinbach die bisher geleistete Arbeit<br />

des DOI, um auch seine Freude darüber<br />

auszudrücken, dass dessen Dienstleistungen<br />

nun "auf kurzem Wege" genutzt werden<br />

könnten.<br />

Was das DOI auch und gerade am neuen<br />

Standort zu bieten habe, vermittelte Prof.<br />

Ommo Grupe in seinen Ausführungen zu<br />

"Programm und Perspektive", wobei er auch<br />

auf die Verpflichtung gegenüber dem<br />

geistigen Vater des Instituts, dem langjährigen<br />

NOK-Präsidenten Willi Daume, verwies.<br />

Dessen Namen soll ja die geplante Nationale<br />

Olympische Akademie tragen, in der das DOI<br />

in absehbarer Zeit aufgehen soll.<br />

Damit war auch die Frage nach der Bedeutung<br />

der Wissenschaft für die Olympische<br />

Bewegung aufgeworfen, die in einer Gesprächsrunde<br />

der Professoren Manfred<br />

Lämmer (Köln) und Helmut Digel (Tübingen)<br />

vertieft wurde. Dabei legte Letzterer in<br />

gewohnt kritischer Manier den Finger in die<br />

Wunde: Wissenschaft sei heute kaum noch<br />

im Sinne eines kritischen Korrektivs oder<br />

einer beratenden Instanz, sondern nur<br />

insofern gefragt, als sie eine Steigerung der<br />

sportlichen Leistung verspreche. Vor diesem<br />

Hintergrund schrieb Digel dem DOI eine<br />

besondere Bedeutung zu. Es sei eine "angemessene<br />

Einrichtung", die freilich eine weit<br />

bessere finanzielle Ausstattung verdiene<br />

und benötige. So begrüßte er es als eine<br />

"richtige Entscheidung", das DOI "in doppelter<br />

Verantwortung" von Stadt und Land neu<br />

aufzustellen, um auf diese Weise eine<br />

bessere "kritische, aber auch beratendkonstruktive<br />

Begleitung der Olympischen<br />

Bewegung in Deutschland" zu gewährleisten.<br />

Den Auftakt zur Auseinandersetzung mit<br />

der spezifischen Thematik der Veranstaltung<br />

leistete Dr. Karl Quade vom Bundesinstitut<br />

für Sportwissenschaft. Der mehrmalige Chef


de Mission der <strong>deutsch</strong>en Mannschaften<br />

lieferte eine fundierte Standortbestimmung<br />

zu den Paralympics, ohne sich den kritischen<br />

Fragen der Zuhörer zu den speziellen<br />

Problemen des Spitzensports behinderter<br />

Athletinnen und Athleten zu verschließen.<br />

Ihm folgte der Wissenschaftliche Leiter des<br />

DOI, Dr. Andreas Höfer, mit einer Bilanz der<br />

Athener Spiele. Dabei warf er eine Reihe<br />

kritischer Fragen auf: Ist der Aufwand -<br />

"sieben Jahre für zwei mal zwei Wochen" -<br />

im Bezug zum Ertrag nicht inzwischen viel<br />

zu groß geworden? Hat die Olympische Idee<br />

angesichts der "praktischen Wucht" des<br />

Ereignisses überhaupt noch eine Chance? Ist<br />

diesbezüglich die Fixierung auf Rekorde und<br />

Medaillen nicht kontraproduktiv? Worin<br />

besteht eigentlich deren gesellschaftlicher<br />

Mehrwert? Lässt man die Aktiven - nach<br />

Ein Pladoyer für die Sportwissenschaft: Prof. Lämmer befragt Prof.<br />

Digel (rechts).<br />

dem Motto "wehe, wenn sie sich erwischen<br />

lassen" - mit der Doping-Problematik nicht<br />

allzu sehr allein?<br />

Fragen, die in gewisser Weise vom NOK-<br />

Generalsekretär Bernhard Schwank in<br />

seinem Vortrag über den "olympischen<br />

Athleten zwischen Anspruch und Erwartung"<br />

aufgegriffen wurden. Naturgemäß<br />

bekannte er sich zum internationalen<br />

Spitzensport, aber auch dazu, die Risiken<br />

und Nebenwirkungen ins Auge zu fassen<br />

und in einem breiten Konsens Lösungen der<br />

entsprechenden Probleme herbeizuführen.<br />

Gleichsam mit der anderen Seite der Medaille<br />

beschäftigte sich Prof. Manfred<br />

Lämmer, Leiter des Instituts für Sportgeschichte<br />

der Deutschen Sporthochschule<br />

Köln. In seinem Vortrag stellte er die Frage<br />

nach der Olympischen Idee, um dabei<br />

festzustellen, dass, entgegen den - auch von<br />

den Veranstaltern selbst geschürten und<br />

vom IOC beförderten - Erwartungen, auch<br />

und gerade von der Rückkehr der Spiele an<br />

ihren Ursprungsort keine entsprechenden<br />

Impulse ausgegangen sind. (Die Ausführungen<br />

der drei vorgenannten Referenten<br />

reflektiert Steffen Haffner weiter vorne im<br />

Heft.)<br />

Den Anfang einer starken "Riege" griechischer<br />

Referenten machte Dr. Jorgo<br />

Chatzimarkakis, ein "<strong>deutsch</strong>er Grieche" aus<br />

dem Saarland, zudem Mitglied des Europäischen<br />

Parlaments und Präsident der<br />

Deutsch-Hellenischen Wirtschaftsvereinigung.<br />

Seine Ausführungen zu den "sozialen<br />

Wirkungen der Olympischen Spiele" zeichneten<br />

sich, ebenso wie die der folgenden<br />

Redner, durch eine<br />

angenehm<br />

(selbst)kritische<br />

Haltung und analytische<br />

Schärfe aus.<br />

Dass in der Vorbereitung<br />

und Durchführung<br />

der Spiele<br />

auch Fehler gemacht<br />

wurden,<br />

bestätigte auch<br />

Evangelos Antonaros,StellvertretenderRegierungssprecher<br />

Griechenlands,<br />

der unter anderem<br />

auf die hohen<br />

Folgekosten hinwies.<br />

Yannis Pyrgiotis,<br />

Exekutivdirektor des Organisationskomitees<br />

der Spiele, stellte "Konzepte für die Nachnutzung<br />

der olympischen Infrastruktur" vor,<br />

während Panagiotis Skordas, Direktor der<br />

griechischen Fremdenverkehrszentrale, über<br />

die Werbewirkung der Spiele als Impuls für<br />

den Tourismus berichtete. Seine - für Insider<br />

keineswegs überraschende - Erkenntnis<br />

lautete, dass im Jahr der Spiele nicht mehr,<br />

sondern weniger Besucher nach Griechenland<br />

gekommen seien. Seine Hoffnung gilt<br />

einem langfristigen Effekt.<br />

Genau dies trifft sicher auch auf die Organisatoren<br />

der kommenden Spiele in Peking zu.<br />

Schon von daher war Dong Junxin, Gesandter<br />

Botschaftsrat für Kultur der Chinesischen<br />

Botschaft, der Einladung gerne<br />

gefolgt, um über "Konzepte und Stand der<br />

Vorbereitung" zu sprechen. Seiner Aufgabe<br />

entsprechend zeigte er sich sehr optimistisch,<br />

aber auch erstaunlich offen, etwa<br />

indem er einräumte, dass die Finanzierung<br />

des Großereignisses auch im einem Land<br />

wie China durchaus nicht leicht zu bewerkstelligen<br />

sei.<br />

Zum Abschluss der Veranstaltung wurde<br />

noch einmal lebhaft diskutiert, und zwar im<br />

Rahmen eines von Dr. Andreas Höfer moderierten<br />

Podiums, dessen Zusammensetzung<br />

allein für Qualität bürgte: Jörg Hahn (Leiter<br />

der FAZ-Sportredaktion), Denise Klecker<br />

(Hockey-Olympiasiegerin von Athen), Dr.<br />

Stefan Letzelter (Beirat der Aktiven im DSB),<br />

Nora Schratz (Paralympics-Teilnehmerin im<br />

Rollstuhl-Basketball) und Dr. Klaus Schormann<br />

(Präsident des Deutschen und des<br />

Internationalen Verbandes für Modernen<br />

Fünfkampf).<br />

Forum Sportgeschichte<br />

Historiker im Haus des Sports<br />

Dass die Gestaltung der Zukunft nicht<br />

möglich sei ohne selbstkritisches<br />

Geschichtsbewusstsein, hat DSB-Präsident<br />

Manfred von Richthofen in einer Rede<br />

anlässlich der Verleihung der Sportplakette<br />

des Bundespräsidenten am 20. Mai im<br />

Jüdischen Museum in Berlin als "wahres<br />

Wort" bezeichnet. Unterstrichen wurde dies<br />

von Dr. Andreas Eichler in einem Podiumsgespräch<br />

mit seinem NOK-Amtskollegen<br />

Bernhard Schwank.<br />

Die beiden Generalsekretäre trafen sich<br />

dieses Mal nicht, um die Fusion ihrer Organisationen<br />

voranzutreiben, sondern auf<br />

Einladung des Deutschen Olympischen<br />

Instituts im Rahmen eines "Offenen Forums<br />

Sportgeschichte", das vom DOI in Verbindung<br />

mit der Sektion Sportgeschichte der<br />

Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft<br />

(dvs) und der Deutschen Arbeitsgemeinschaft<br />

von Sportmuseen, Sportarchiven<br />

und sonstigen Sammlungen (DAGS) am 3./4.<br />

Juni im Haus des Sports durchgeführt<br />

wurde. Die versammelten Fachkollegen/Innen<br />

hörten es gerne, dass sich der DSB in<br />

Zukunft intensiver mit der Geschichte des<br />

<strong>deutsch</strong>en Sports, insbesondere auch mit<br />

seinen dunklen Kapiteln beschäftigen<br />

möchte. Dass sich auch Schwank zur Bedeutung<br />

der (Sport-)Geschichte bekannte,<br />

versteht sich unter anderem insofern, als er<br />

79


in seinem "früheren Leben" selbst einmal<br />

auf sporthistorischen Pfaden wandelte.<br />

Auch wenn es in ihren Ausführungen<br />

weniger um die Vergangenheit als um die<br />

Gegenwart und Zukunft des Sports in<br />

Deutschland ging, fügte sich die Begegnung<br />

der beiden Funktionsträger<br />

bestens in die Dramaturgie der<br />

Tagung, die sich durch ein<br />

breites thematisches Spektrum<br />

und eine Vielzahl anregender<br />

Vorträge auszeichnete. Zum<br />

Auftakt referierte der vielfach<br />

ausgewiesene Frankfurter<br />

Stadthistoriker Dr. Thomas<br />

Bauer über die nunmehr achtzigjährige<br />

Geschichte des -<br />

inzwischen zum Fußball-Tempel<br />

umfunktionierten und dem<br />

Zeitgeist entsprechend umbenannten<br />

- Waldstadions, das<br />

1925 mit der 1. Internationalen<br />

Arbeiter-Olympiade ein erstes<br />

Großereignis erlebte.<br />

Einen weiteren Beitrag zur lokalen Sportgeschichte<br />

leistete Peter Tauber mit der<br />

Vorstellung seines Dissertationsvorhabens<br />

über die Profilierung Frankfurts als "Sportstadt"<br />

in der zeit des Nationalsozialismus'.<br />

Ansonsten spannte sich ein großer Bogen<br />

von den "Sebasta", einem Sportfest, genauer<br />

"Agon" in römischer Kaiserzeit in Neapel<br />

(Emanuel Hübner, Universität Münster) über<br />

die Einführung des Mädchenturnens in<br />

80<br />

Magdeburg in den Jahren 1945/46 (Dr.<br />

Michael Thomas, Universität Magdeburg) bis<br />

zum Olympischen Jugendlager in München<br />

1972 (Malte Nitsch, Universität Münster).<br />

Dr. Stefan Goch vom Gelsenkirchener<br />

Institut für Stadtgeschichte stellte die<br />

Neue Wege im <strong>deutsch</strong>en Sport: Bernhard Schwank<br />

und Andreas Eichler im Gespräch mit Dr. Andreas Höfer.<br />

Ergebnisse einer aufwendigen Studie über<br />

den FC Schalke 04 während des Dritten<br />

Reiches vor, aus der "Münsteraner Schule"<br />

von Prof. Michael Krüger referierten Kai<br />

Reinhart, Sabine Brockmann und Dirk<br />

Lüngen über "Körperkultur und Sport in der<br />

DDR", "Carl Diem und die Entwicklung des<br />

Frauensports" und "Sport in der Wehrmacht",<br />

während der gerade pensionierte<br />

langjährige Leiter des Carl und Liselott<br />

Diem-Archivs an der Deutschen Sporthoch-<br />

schule Köln, Dr. Karl Lennartz, über "Gipfelstürme<br />

und Höhenflüge", namentlich über<br />

Alpinistik und Aeronautik, also Segelfliegen,<br />

und die Auszeichnung besonderer Leistungen<br />

mit olympischen Medaillen zwischen<br />

1924 und 1936 sprach.<br />

Die zeitlich Annäherung an die eingangs<br />

reflektierte Diskussion aktueller Fragen<br />

leisteten Prof. Jochen Teichler und Dr. Jutta<br />

Braun (Universität Potsdam) mit einem<br />

Bericht über ein Forschungsvorhaben zum<br />

Vereinigungsprozess des <strong>deutsch</strong>en Sports<br />

in der Zeit von November 1989 und Dezember<br />

1990, der auch durch die Befragung<br />

einiger Zeitzeugen, die das Geschehen<br />

seinerzeit aus nächster Nähe beobachtet<br />

oder auf diese oder jene Weise mitgestaltet<br />

hatten, eine besondere Authentizität erhielt.<br />

Gerade die interessanten Beiträge von Dr.<br />

Martin-Peter Büch, Dr. Walfried König und<br />

Prof. Heinz Mechling, damals im Bundesbzw.<br />

NRW-Innenministerium sowie fürs<br />

Bundesinstitut für Sportwissenschaft tätig,<br />

sowie der Journalisten Steffen Haffner (FAZ)<br />

und Herbert Fischer-Solms (Deutschlandfunk)<br />

belegten, wie lohnend die in Angriff<br />

genommene Untersuchung ist.<br />

Für das DOI war es auch eine Bestätigung<br />

seines Vorhabens, sich an dem Teichler<br />

geleiteten Projekt zu beteiligen und insbesondere<br />

die Aufarbeitung der "Olympischen<br />

Vereinigung" mit zu tragen. Zu diesem<br />

Zweck soll Ende des Jahres eine eigene<br />

Veranstaltung stattfinden.<br />

"Die Macht der Bilder"<br />

Leni Riefenstahl im<br />

Filmmuseum<br />

Leni Riefenstahl ist eine ebenso faszinierende<br />

wie umstrittene Figur der Zeitgeschichte.<br />

Kein Schattenmann: Prof. Teichler im Gespräch mit Zeitzeugen. Eine Regisseurin bei der Arbeit.


Der Bewunderung für das Werk der vielseitigen<br />

Künstlerin stehen Zweifel an ihrer<br />

persönlichen Integrität gegenüber. Besonders<br />

kontrovers wird bis heute über ihre<br />

Arbeit als Regisseurin in der Zeit des Dritten<br />

Reiches diskutiert. Im Fokus der Kritik<br />

stehen dabei nicht nur ihre Filme über die<br />

NS-Parteitage, sondern auch die zweiteilige<br />

Dokumentation der Olympischen Spiele von<br />

1936 in Berlin: "Fest der Völker" und "Fest<br />

der Schönheit".<br />

Nachdem die Olympia-Filme über Jahrzehnte<br />

weitgehend der öffentlichen Wahrnehmung<br />

entzogen waren, haben sie in den<br />

letzten Jahren eine bemerkenswerte Renaissance<br />

erfahren. So tauchten etwa einzelne<br />

Sequenzen oder die spezifische Ästhetik in<br />

Musik-Videos und Werbespots auf.<br />

In einer gemeinsamen Veranstaltung von<br />

DOI und Deutschem Filminstitut am 20. Juni<br />

im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt sind<br />

zwei längere, insgesamt etwa neunzig<br />

Minuten umfassende Auszüge zu sehen.<br />

Diese bilden die Grundlage für eine vom<br />

Wissenschaftlichen Leiter des DOI, Dr.<br />

Andreas Höfer, moderierte Podiumsdiskussion<br />

über die politischen, künstlerischen und<br />

werbepsychologischen Implikationen der<br />

Filme. Teilnehmer sind: Claudia Dillmann<br />

(Direktorin des Deutschen Filminstituts), Dr.<br />

Karl Lennartz (Deutsche Sporthochschule<br />

Köln), Lothar Leonhard (Geschäftsführer der<br />

Agentur Ogilvy & Mather) sowie Prof.<br />

Walther Tröger (Ehrenpräsident des NOK für<br />

Deutschland).<br />

Da die Plätze am Veranstaltungsort begrenzt<br />

sind, ist eine Rückmeldung bis zum 15. Juni<br />

erforderlich. Die Berücksichtigung der<br />

Anmeldungen folgt der Chronologie ihres<br />

Eingangs. Auskunft erteilt Tobias Knoch, Tel.<br />

069/6700396, Fax 069/6700370, Email:<br />

knoch@doi.de.<br />

Forschungsauftrag<br />

DDR-Sport<br />

Zwar ist bereits Bedeutendes geleistet<br />

worden, doch ist die Aufarbeitung der<br />

Geschichte und Problematik des<br />

Sports in der DDR längst noch<br />

nicht abgeschlossen. Allzu viele<br />

Fragen sind noch offen, insbesondere<br />

solche nach der politischen<br />

und moralischen Bewertung<br />

bestimmter Handlungen<br />

und Haltungen.<br />

In dem Bewusstsein, dass<br />

aufwendige Forschung immer<br />

auch der Förderung bedarf, sind<br />

NOK und DOI übereingekommen,<br />

insgesamt 20.000 Euro für<br />

einen entsprechenden Auftrag<br />

bereit zu stellen. Dieser zielt auf<br />

eine umfassende Untersuchung<br />

der Geschichte und Bedeutung<br />

des Nationalen Olympischen<br />

Komitees im Kontext des Sportsystems<br />

der DDR.<br />

Gesucht wird nun eine entsprechend<br />

ausgewiesene Zeithistorikerin<br />

oder ein Zeithistoriker mit<br />

einem Zugang zu spezifisch<br />

sporthistorischen Fragen. Bei<br />

deren/dessen Auswahl soll<br />

externer Sachverstand herangezogen<br />

werden. Eine Ausschreibung erfolgt<br />

in Kürze.<br />

Das DOI nimmt die Mittel aus dem Fond des<br />

Willi-Daume-Stipendiums.<br />

Impressum<br />

Impressum<br />

Olympisches Feuer<br />

Zeitschrift des Nationalen Olympischen Komitees<br />

für Deutschland und der<br />

Deutschen Olympischen Gesellschaft<br />

Herausgeberkollegium:<br />

Bernhard Schwank (NOK), Dieter Krickow (DOG),<br />

Steffen Haffner, Michael Gernandt<br />

Chefredakteur: Harald Pieper<br />

Redaktion: Dr. Stefan Volknant, Dr. Andreas Höfer,<br />

Kerstin Rehhahn<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Dr. Stefan Volknant<br />

Nationales Olympisches Komitee für Deutschland<br />

Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt<br />

Telefon: 0 69 / 6 70 02 27, Fax: 0 69 / 67 00 12 27<br />

E-Mail: volknant@nok.de<br />

Harald Pieper<br />

Stieglitzstraße 2<br />

63263 Neu-Isenburg<br />

Telefon: 0 61 02 / 5 22 62<br />

Herstellung, Vertrieb & Verlag:<br />

Peter Kühne Verlag<br />

Theodor-Heuss-Straße 11<br />

63303 Dreieich<br />

Telefon: 0 61 03 / 8 07 91 70,<br />

Telefax: 0 61 03 / 8 07 91 71<br />

E-Mail: freiwurf@aol.com<br />

Grafische Gestaltung: Werner Pettersch, Dreieich<br />

Schlussredaktion/Anzeigenleitung: Peter Kühne<br />

Die Zeitschrift erscheint 6 x jährlich.<br />

Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag der<br />

Deutschen Olympischen Gesellschaft abgegolten.<br />

Druck: HMS-Druckhaus GmbH<br />

Benzstraße 57 - 59, 63303 Dreieich<br />

Telefon: 0 61 03 / 93 39-0.<br />

Das Olympische Feuer ist zu beziehen durch:<br />

Geschäftsstelle der Deutschen Olympischen<br />

Gesellschaft, Otto-Fleck-Schneise 12 - Haus II,<br />

60528 Frankfurt am Main,<br />

Telefon: 0 69 / 69 50 16-0,<br />

Telefax: 0 69 / 6 77 18 26,<br />

E-Mail: office@dog-bewegt.de,<br />

Frankfurter Sparkasse,<br />

Kontonummer 200313592,<br />

Bankleitzahl: 500 502 01<br />

Das Olympische Feuer ist ein Diskussionsforum.<br />

Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen nicht<br />

unbedingt der Meinung der Redaktion, des NOK<br />

bzw. der DOG entsprechen.<br />

Titelgrafik: Eberhard Stroot<br />

Fotos, Illustrationen, Karikaturen:<br />

Appelbaum<br />

Blumrich<br />

Buttler<br />

dpa<br />

Fred Marcus<br />

NOK/DOG/DOI/DSOM<br />

Rudel<br />

81


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Deutsches Sport & Olympia Museum<br />

Herausgeber: Stiftung Deutsches Sport & Olympia Museum Jahrgang 25 - Heft 3/2005<br />

Rheinauhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0<br />

Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. Schopen<br />

Redaktion: Jörg Weck, Ansgar Molzberger<br />

Internet: www.sportmuseum-koeln.de<br />

Weltsprache Fußball<br />

Bis zum Anstoß der Fußball-Weltmeisterschaft<br />

2006 in Deutschland dauert es nicht<br />

einmal mehr ein Jahr und überall im Lande<br />

ist die Vorfreude zu spüren. Doch Fußball<br />

versetzt nicht nur Deutschland in Euphorie,<br />

sondern die ganze Welt. Fußball spricht eine<br />

Sprache, die von allen verstanden wird, er<br />

begeistert die Menschen in allen Ecken und<br />

Winkeln der Erde. Als Einstimmung auf das<br />

größte Sportfest der Welt zeigt das Deutsche<br />

Sport & Olympia Museum gemeinsam<br />

mit dem WM-Büro der Stadt Köln vom 8.<br />

Juni bis zum 20. Juli 2005 die Ausstellung<br />

"Weltsprache Fussball - planet football".<br />

Japanische Kinder verbeugen sich zu<br />

Spielbeginn vor ihren Gegnern.<br />

Diese Ausstellung wurde vom Goethe-<br />

Institut in Zusammenarbeit mit der berühmten<br />

Fotoagentur "Magnum Photos"<br />

erstellt und gehört zum offiziellen DFB-<br />

Kulturprogramm im Rahmen der Fußball-<br />

Weltmeisterschaft 2006. In den Archiven der<br />

Agentur fanden sich über 4000 Bilder zum<br />

Thema "Fußball". Bilder, die im Rahmen<br />

umfangreicher Fotoreprotagen entstanden<br />

keine Sportbilder für die Berichterstattung<br />

vom letzten Spieltag sondern Aufnahmen,<br />

die das weltumspannende Faszinosum<br />

Fußball darstellen, 50 davon werden in der<br />

Ausstellung gezeigt. Im Sinne des WM-<br />

Mottos "Die Welt zu Gast bei Freunden" soll<br />

die Präsentation zeigen, dass Fußball weder<br />

nationale noch kulturelle Grenzen kennt.<br />

Subtil bieten die Aufnahmen so namhafter<br />

Fotografen wie Henri Cartier-Bresson,<br />

Abbas, Martin Parr und Herbert List neben<br />

der erfahrbar gemachten Freude am Spiel<br />

einen Streifzug durch zahllose Themenbereiche,<br />

die mit dem<br />

Fußball verknüpft<br />

sind:<br />

Fairness, Geschlechterrollen,Kommerzialisierung,<br />

Religion …<br />

Zur Ausstellungseröffnung<br />

am 7. Juni 2005<br />

kamen mehrere<br />

hundert Gäste<br />

aus dem gesamtenBundesgebiet<br />

ins DSOM.<br />

Nach der Begrüßung<br />

durch<br />

Museumsdirektor<br />

Dr. Christian<br />

Wacker führte<br />

Friso Maecker<br />

vom Goethe-<br />

Institut in die<br />

Ausstellung ein.<br />

Er betonte, dass<br />

das Goethe-<br />

Institut mit der<br />

Ausstellung, die sich auch in einer weiteren<br />

Ausführung auf einer Tournee durch 77<br />

Länder befindet, zeigen möchte, dass es<br />

kulturübergreifende Verbindungspunkte gibt<br />

und dass der Gastgeber Detuschland seine<br />

Rolle ernst nimmt, indem er bei der kulturellen<br />

Aufbereitung des Themas die Gäste<br />

und deren Lebenswirklichkeit einbezieht.<br />

Eingerahmt wurden die Reden durch Auf-<br />

tritte der Marchingband "Tohuwabohu" und<br />

des Kabaretts "Männerkulturen". Eine<br />

Talkrunde mit DSOM-Vorstandsmitglied<br />

Ingo Weiß, NRW-WM-Botschafter Reiner<br />

Calmund und dem WM-Beauftragten der<br />

Stadt Köln, Horst Meyer, schlug abschließend<br />

den Bogen zu den aktuellen Ereignissen<br />

rund um den Confederations Cup, wie<br />

die geplanten Fanparks und Probleme der<br />

Reiner Calmund hat die Figur des Jungstars der Deutschen Fußballnationalmannschaft,<br />

Lukas Podolski, fest im Griff. An seiner Seite: Wolfgang<br />

Lewitzki, Geschäftsführer des DSOM, Josef Müller, Bürgermeister<br />

der Stadt Köln, Friso Maecker, Projektleiter des Goethe-Institutes,<br />

Walter Schneeloch, Vizepräsident des LSB NRW, Dr. Christian Wacker,<br />

Direktor des DSOM und Ingo Weiß, Vorsitzender der dsj.<br />

Verkehrsregelung, moderiert wurde die<br />

Runde von Constantin Graf Hoensbroech.<br />

Am 12. Juni 2005 bot die Ausstellung<br />

zudem den Rahmen für einen Familientag<br />

"Fußball". Ein buntes Programm erwartete<br />

die Besucher, Eltern und Kinder konnten<br />

sich Vereins- und Landesfarben ins Gesicht<br />

schminken lassen, Pappmache-Spieler<br />

83


asteln und an Kicker-Turnieren sowie<br />

Wettbewerben im Torwandschiessen teilnehmen.<br />

Zahlreiche Museumsbesucher<br />

nahmen das Angebot wahr und zeigten<br />

erneut, dass Fußball mehr ist als das Spiel<br />

"11 gegen 11".<br />

Eröffnung der "Deutschen<br />

Fußball-Route NRW"<br />

Für Fußballfans gibt es zukünftig einen<br />

Grund mehr das Deutsche Sport & Olympia<br />

Museum zu besuchen, denn am 15. Juni<br />

wurde in Köln offiziell die erste Station der<br />

"Deutschen Fußball-Route NRW" durch<br />

Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma<br />

und den Präsidenten des West<strong>deutsch</strong>en<br />

Fußball- und Leichtathletikverbandes,<br />

Hermann Korfmacher, eröffnet.<br />

Insgesamt sollen 15 nordrhein-westfälische<br />

Städte, deren Traditionsvereine in der<br />

Bundesliga spielen oder gespielt haben, zu<br />

einer rund 550 Kilometer langen Route<br />

verbunden werden.<br />

In den einzelnen Städten werden regional<br />

und national bedeutende Elemente der<br />

Erlebniswelt Fußball mit touristisch attraktiven<br />

Reisezielen und kulturellen Highlights<br />

verknüpft; entsprechende Plaketten mit<br />

kurzen Erläuterungen informieren den<br />

interessierten Fan vor Ort über die "Kult-<br />

Orte!".<br />

Köln ist die erste Stadt der Deutschen<br />

Fußballroute, in der zehn große Hinweisschilder<br />

Ereignisse und Fußballhelden<br />

dokumentieren - so erfahren etwa Besucher<br />

des Doms zukünftig nicht nur, dass Fans von<br />

Gastmannschaften hier Kerzen für ihre Elf<br />

anzünden, sondern auch, dass einst die<br />

Trauermesse für Meistertrainer Hennes<br />

Weisweiler im Dom abgehalten wurde. Zu<br />

den weiteren Stationen gehört auch das<br />

Deutsche Sport & Olympia Museum. Hier<br />

erfahrt der Fan nicht nur etwas über den<br />

Fußball in Köln, sondern auch über die<br />

historische Entwicklung der beliebtesten<br />

aller Sportarten. So kann er bereits im Foyer<br />

das aktuelle Trikot der <strong>deutsch</strong>en Nationalmannschaft<br />

- und zwar sowohl der Frauen<br />

als auch der Männer - bewundern, erfährt<br />

wie der Geißbock nach Köln kam, und kann<br />

das Kaffeeservice, das die <strong>deutsch</strong>en Fußballfrauen<br />

nach dem Gewinn der Europameisterschaft<br />

1989 vom DFB überreicht<br />

84<br />

bekamen, in Augenschein nehmen. In der<br />

Ausstellung erwarten ihn dann vielfältige<br />

Informationen zum Fußball, von seinen<br />

Anfängen in England über das erste Länderspiel<br />

einer <strong>deutsch</strong>en Nationalmannschaft<br />

1908 in Basel gegen die Schweiz und die<br />

legendären Weltmeisterschaften von 1966<br />

und 1974 bis hin zu einer Großbildleinwand,<br />

auf der er aus den Siegern des Wettbewerbs<br />

"Tor des Jahres" seinen Favoriten auswählen<br />

kann, während er entspannt zurückgelehnt<br />

in einer modernen Trainerbank sitzt. Darüber<br />

hinaus gibt es weitere interessante<br />

Fußball-Exponate wie eine Trophäensammlung<br />

und die ZDF-Torwand. Für alle, die<br />

abschließend selbst aktiv werden wollen,<br />

wartet auf dem Dach des Museums ein<br />

Kunstrasenplatz, der zum "Kicken" mit Blick<br />

auf Dom und Rhein einlädt.<br />

Literatur<br />

Sport und Literatur, Bücher über Sport,<br />

sportliche Ratgeber, Sportromane und<br />

schreibende Sportler. Die Formen in der<br />

Sport und Literatur zueinander finden sind<br />

vielfältig. Das Deutsche Sport & Olympia<br />

Museum bietet diesem interessanten Feld<br />

regelmäßig ein Forum. Nachdem es zuletzt<br />

zwei Lesungen zum Radsport und zum<br />

Jugendfußball waren (wir berichteten in der<br />

vorherigen Ausgabe des Olympischen<br />

Feuers) stellten im Mai zwei besondere<br />

Autoren ihre Bücher vor. Zum einen präsentierte<br />

Heide Ecker-Rosendahl einen Pilates-<br />

Ratgeber und zum anderen Manuel Andrack<br />

seinen neuem Roman über die ‚letzte'<br />

Zweitliga-Saison des 1. FC Köln im Studio<br />

des Deutschen Sport & Olympia Museums.<br />

Seit langem beschäftigt sich die zweifach<br />

Olympiasiegerin von 1972, Heide Ecker-<br />

Rosendahl, in Ihrem Fitness-Studio mit<br />

Gesundheitssport und insbesondere auch<br />

mit Bewegung für übergewichtige Menschen.<br />

Auf der Suche nach sinnvollen<br />

Trainingsprogrammen stieß sie auf das<br />

Pilates-System, das Josef<br />

Pilates Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte.<br />

Sein Ziel war die Wiederherstellung<br />

der Körperbalance sowie der Balance von<br />

Körper, Geist und Seele. Der nun erschienen<br />

Ratgeber richtet sich an alle, die mit sanfter<br />

Bewegung, Atemtechnik und Entspannung<br />

ihr Wohlbefinden steigern wollen. Erschienen<br />

ist der Ratgeber im Verlag Meyer &<br />

Meyer.<br />

Ein völlig anderes Buch stellte Manuel<br />

Andrack vor. Als Stichwortgeber von Harald<br />

Schmidt hat er bereits häufig auf seine<br />

Sympathien für den 1. FC Köln hingewiesen<br />

und stellt diese nun mit der Veröffentlichung<br />

des Romans "Meine Saison mit dem<br />

FC" erneut unter Beweis. Das Buch gibt<br />

allen Fußballbegeisterten Einblick in das<br />

Leben als Fußball-Fan und ist daher nicht<br />

Manuel Andrack stellte im DSOM seinen<br />

neuen Roman vor.<br />

nur für die Anhänger der Kölner Mannschaft<br />

von Interesse. Dargestellt wird, wie<br />

ein Fan das Spiel erlebt, wenn das Herz bis<br />

zum Hals schlägt und für Taktik und Finesse<br />

aus Angst vor der Niederlage im Kopf kein<br />

Platz mehr ist, ebenso werden Reisen zu<br />

Auswärtsspielen und die dazugehörigen<br />

Erlebnisse beschrieben, die nicht nur einen<br />

Eindruck vom Fußball vermitteln sondern<br />

auch von Deutschland und seinen unterschiedlichen<br />

Regionen berichten. Der<br />

"Bildungs-, Reise- und Liebesroman", wie es<br />

im Untertitel des Buches heißt, ist bei KIWI<br />

Köln erschienen.<br />

Als nächstes findet eine extravagante<br />

Lesung unmittelbar im Anschluss an den<br />

Confederations Cup statt. Am 24. Juni 2005<br />

findet erstmals eine Lesung der Reihe<br />

"TORWORT - Die Fußball-Lesung" im Deutschen<br />

Sport & Olympia Museum statt. Ziel<br />

von TORWORT ist es, die Geschichten der<br />

Öffentlichkeit zu präsentieren, die nicht auf<br />

dem grünen Rasen zwischen zwei Toren<br />

stattfinden, aber dennoch vom Fußball


geschrieben werden, Geschichten von<br />

zerstobenen Träumen und blühenden<br />

Hoffnungen. Die TORWORT-Autoren sind<br />

Journalisten, Moderatoren, Trainer, Spieler,<br />

schlicht Fans, die dabei waren als die Frankfurter<br />

Eintracht in Rostock verlor, als der<br />

1.FC Köln im Europapokal Halbfinale durch<br />

einen Münzwurf gegen den FC Liverpool<br />

ausschied oder als am Aachener Tivoli die<br />

20 Jahre alte Stadionuhr gegen eine Video-<br />

Leinwand ausgetauscht wurde. Was sie<br />

dabei fühlten und wie diese Dinge ihre<br />

geschundene Seele trotzdem immer mehr<br />

an ihren Verein band - das drücken sie in<br />

Texten aus.<br />

Die Taktik der TORWORT-Trainer: In 2 x 45<br />

Minuten erzählen sechs Autoren in jeweils<br />

15 Minuten ihre Geschichte. Passend zum<br />

Confederations Cup erwartet die Besucher<br />

der Lesung im DSOM eine internationale<br />

TORWORT-Lesung. Im Aufgebot für das<br />

Spiel am 24. Juni 2005 sind: Jürgen Nendza,<br />

Publizist und Mann des Frauenfußballs;<br />

Arne Jens, Magazin für Fußball und Popkultur;<br />

Christoph Ruf, Sportjournalist und<br />

"Rund-Redakteur"; Erich Rutemöller, Trainer<br />

aller Trainer; Frank Nägele Sportjournalist,<br />

Kölner Stadt-Anzeiger sowie ein Überraschungsgast.<br />

Ein weiterer Clou des TORWORT-Konzeptes<br />

ist es, dass Besucher, die in einem Vereinstrikot<br />

erscheinen, einen ermäßigten Eintritt<br />

erhalten. Weitere Informationen gibt es<br />

unter www.sportmuseum-koeln.de und<br />

www.torwort.de.<br />

Kabinenroller "KR 200"<br />

Der Messerschmidt Kabinenroller in vielfältigen Formen ausgestellt.<br />

Das Deutsche Sport & Olympia Museum<br />

zeigte in einer Ausstellung vom 14. bis 29.<br />

Mai 2005 unter dem Titel "50 Jahre Messerschmitt<br />

Kabinenroller KR 200" Fahrzeuge<br />

und Memorabilia rund um den "Düsenjäger<br />

des kleinen Mannes".<br />

Ausgestellt wurden Vorläufer des Kabinenrollers,<br />

wie der als Kriegsversehrtenfahrzeug<br />

konzipierte Fend-Flitzer, von dem nur noch<br />

5 Fahrzeuge existieren, zudem ein Messerschmitt<br />

KR 175, verschiedene Versionen des<br />

Typs KR 200, Mopeds und Transportfahrzeuge<br />

sowie der legendäre "Tiger", eine vierrädrige<br />

Variante des Kabinenrollers namens TG<br />

500.<br />

Neben den Original-Fahrzeugen wurde eine<br />

außergewöhnliche Sammlung von Kabinenrollern<br />

gezeigt. Ralf Hermanns aus Pulheim<br />

hat rund zweihundert verschiedene Spiel-<br />

zeugmodelle aus der Zeit der frühen 50er<br />

Jahre bis zum heutigen Tag, gemischt mit<br />

Zubehör, Prospekten, Plaketten und Kuriosem,<br />

zusammengetragen und erfreute<br />

Modellsammler und Oldtimerfreunde<br />

gleichermaßen.<br />

Als krönender Abschluss der Ausstellung<br />

hatte eine Sternfahrt am Freitag, dem 27.<br />

Mai 2005, das Deutsche Sport & Olympia<br />

Museum zum Ziel: Zweihundert "Schneewittchensärge",<br />

so der Spitzname der<br />

Kabinenroller, knatterten durch den Rhein-<br />

auhafen und sorgten für erstaunte und<br />

begeisterte Blicke.<br />

Afrika-Seminar<br />

Die 32 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der<br />

NOK-Fortbildungsveranstaltung für NOK-<br />

Präsidenten und Generalsekretäre afrikanischer<br />

<strong>olympischer</strong> Komitees besuchten im<br />

Rahmen einer einwöchigen Fortbildung am<br />

14. Mai 2005 auch das Deutsche Sport &<br />

Olympia Museum. DSOM-Geschäftsführer<br />

Wolfgang Lewitzki empfing die von NOK-<br />

Abteilungsleiterin Katrin Merkel betreute<br />

Gruppe und führte sie durch die Ausstellung.<br />

Die NOK-Präsidenten und Generalsekretäre<br />

zeigten sich begeistert von der umfangreichen<br />

und informativ gestalteten Zeitreise<br />

durch 2000 Jahre Sportgeschichte. Das<br />

abschließende Fazit lautete dann auch:<br />

"Gerne besuchen wir das Museum bei<br />

nächster Gelegenheit wieder, um die Präsentation<br />

intensiv zu studieren. Auf jeden<br />

Fall werden wir es in unserer Heimat empfehlen."<br />

Lichtdramaturgie<br />

Seit dem Frühjahr 2005 präsentieren sich<br />

die über 2.000 Objekte des Deutschen Sport<br />

& Olympia Museums in neuem Licht: Unter<br />

Mitarbeit des Sammlungsleiters Jörg Weck<br />

aktualisierte die Firma Dedo Weigert GmbH<br />

das bestehende Beleuchtungskonzept und<br />

setzte so die Ausstellung des Museums neu<br />

in Szene. Raffael Pollak, der mit dieser<br />

Aufgabe betraut war, arbeitete mit den<br />

bereits vorhandenen rund 200 dedolights,<br />

um der Ausstellung, die sich seit Eröffnung<br />

des Hauses weiter verändert hatte, eine<br />

neue Dramaturgie zu geben und sie so dem<br />

Museumsbesucher noch besser zugänglich<br />

zu machen.<br />

Grundlage für die Überarbeitung waren die<br />

Erkenntnisse der Theaterakademie August<br />

Everding in München, Fachbereich Lichtgestaltung.<br />

Deren Inhalte der Lichtdramaturgie<br />

und Lichtfunktionalität in Theater und Show<br />

können auch der Umsetzung einer Präsentation<br />

von Ausstellungsobjekten dienen.<br />

Darauf aufbauend stellten sich im Rahmen<br />

einer Revision der Lichtgestaltung folgende<br />

Fragen: In welchen Räumen sollen welche<br />

85


Objekte welche Inhalte transportieren?<br />

Durch welchen Ablauf, welche Handlung,<br />

welches "Drama" soll der Besucher geführt<br />

werden? Welche Informationen sollen beim<br />

Betrachter das Denken in welcher Richtung<br />

anstoßen?<br />

Licht, auch und gerade wenn es sich nicht<br />

vordergründig aufdrängt, beeinflusst den<br />

Besucher im Museum genauso wie im<br />

Theater. Diese Einflüsse auf Wahrnehmung<br />

und Aufmerksamkeit können, wenn sie<br />

erfolgreich in ein Lichtkonzept umgesetzt<br />

werden, den Besucher unmerklich lenken<br />

und dabei helfen, mehr Details wahrzunehmen<br />

und Informationen zu gewinnen. Dem<br />

Lichtgestalter nutzen hierbei physiologische<br />

und psychologische Kenntnisse über die<br />

Wahrnehmung und deren Beeinflussungsmöglichkeiten.<br />

Beispielsweise ist bekannt,<br />

dass das Auge im Verbund mit dem Sehzentrum<br />

des Gehirns seine Umgebung nicht<br />

objektiv wahrnehmen kann: Es wird geblendet,<br />

wenn Objekte zu hell sind im Verhältnis<br />

zu ihrer Umgebung; und es wird vorübergehend<br />

funktionell blind, wenn es in ein<br />

düsteres Umfeld eintritt.<br />

Nicht nur diesen, sondern auch dem konservatorischen<br />

Aspekten musste bei der Erarbeitung<br />

des neuen Lichtkonzeptes Rechnung<br />

getragen werden. So ist zu beachten,<br />

dass ultraviolettes Licht strikt vermieden<br />

wird, da viele Farbpigmente durch UV-<br />

Strahlen stark ausbleichen und Trägermaterialien<br />

für die Farben bis hin zur völlig<br />

irreversiblen Zerstörung angegriffen werden<br />

können. Dies wäre für einmalige Objekte des<br />

Deutschen Sport & Olympia Museums<br />

natürlich fatal.<br />

Im Rahmen der Überarbeitung des Lichtkonzeptes<br />

wurden seitens der Dedo Weigert<br />

GmbH eigene Messungen des UV-Lichteinfalls<br />

vorgenommen und die Wahl des<br />

geeigneten Lichts konnte objektiviert<br />

werden. Die Technik der dedolight-Serie<br />

ermöglicht es, den Anforderungen gerecht<br />

zu werden. Streulicht wird erfolgreich<br />

vermieden und eine hervorragende Gleichmäßigkeit<br />

des Lichtfeldes unter Ausschluss<br />

von UV-Strahlung und reduzierter Wärmeproduktion<br />

erzielt. Der Lichtauslass wird mit<br />

unterschiedlichen Toren begrenzt. Ein<br />

spezielles Tor für Architektur und Museen<br />

verfügt über vier drehbare Elemente, wobei<br />

die Seitenflügel mit gefederten Hilfsflügeln<br />

stets das Tor automatisch lichtdicht machen.<br />

So kann man am Scheinwerfer einen<br />

trapezförmigen Lichtauslass einstellen, der<br />

86<br />

durch den schrägen Lichteinfall hoch und<br />

seitlich montierter Lampen ein präzises<br />

Rechteck in der Bildebene erzeugt, wodurch<br />

die quaderförmigen Vitrinen des Deutschen<br />

Sport & Olympia Museums perfekt ausgeleuchtet<br />

werden können.<br />

Lichtgestaltung im DSOM<br />

Zwei Beispiele zur Lichtgestaltung im<br />

Deutschen Sport & Olympia Museum<br />

mögen den Prozess - und das Ergebnis -<br />

illustrieren.<br />

1. Die Ausstellung beginnt mit der Abteilung<br />

"Antike". Der Besucher kommt über ein<br />

Laufband, das seine Reise in die Vergangenheit<br />

symbolisiert, in einen bisher allgemein<br />

und recht hell erleuchteten Raum. Hier wird<br />

jetzt punktuelles Leuchten eingesetzt und<br />

Streulicht in den restlichen Raum vermieden,<br />

um die beleuchteten Exponate in der<br />

insgesamt recht dunkel gehaltenen Umge-<br />

Impression aus der Ausstellung<br />

bung besonders hervortreten zu lassen. Die<br />

ca. 3m hohe Kolossalstatue des Herakles in<br />

der Mitte des Raumes wurde noch effizienter<br />

als Zentrum des Raumes inszeniert und<br />

ihre dreidimensionalen Oberflächeneigenschaften<br />

durch das Licht jetzt betont. Auch<br />

die anderen Exponate dieses Raumes<br />

wurden gezielt räumlich begrenzt angeleuchtet,<br />

so dass ein Besucher, der sie<br />

genauer betrachten will und näher tritt,<br />

dabei selbst keinen Schatten auf das Objekt<br />

wirft. Texttafeln sind kaum merklich mit<br />

schmalen Lichtbändern hervorgehoben.<br />

2. Das Herzstück des Museums bildet die<br />

"Timeline", an deren rechter Seite mithilfe<br />

von Bildtafeln und Vitrinen wichtige Ereignisse<br />

der Sportgeschichte in chronologischer<br />

Ordnung dargestellt sind. Hier wurden<br />

nun mit den dedolights Akzente gesetzt, die<br />

den Besucher nicht von der Gesamtkomposition<br />

ablenken, aber seine Aufmerksamkeit<br />

auf bestimmte Objekte fokussieren. Die<br />

dedolights heben durch einen höheren<br />

Lichtpegel und ihre harte Abgrenzung<br />

einzelne Exponate besonders hervor. Auch<br />

hier war es von Nutzen, die Wege der<br />

Besucher durch den Raum zu berücksichtigen,<br />

um Eigenschatten möglichst zu vermeiden.<br />

Besser gestaltete Lichtverhältnisse bieten<br />

sowohl Schutz für die Ausstellungsobjekte<br />

als auch eine verbesserte Rezeption der<br />

Ausstellungsinhalte. Beiden Zielen wurde<br />

mit der Überarbeitung des Lichtkonzeptes<br />

gedient. Das Deutsche Sport & Olympia<br />

Museum ist erfreut, sich seit dem Frühjahr<br />

2005 den Besuchern in noch besserem Licht<br />

präsentieren zu können! Ein besondere Dank<br />

gilt der Dedo Weigert Film GmbH und<br />

insbesondere ihrem Beleuchtungsmeister<br />

Raffael Pollak.

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