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Sektion Bern - SAC Sektion Bern und Subsektion Schwarzenburg

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dem Messtischblatt von 1861 dargestellt ist (Abb.<br />

Seite 47).<br />

Die Veränderungen des Triftgletschers in den folgenden<br />

anderthalb Jahrh<strong>und</strong>erten sind gut dokumentiert,<br />

vor allem wegen der Auswirkungen auf die Hüttenwege.<br />

Systematische Messungen hingegen, wie sie der<br />

<strong>SAC</strong> am benachbarten Rhonegletscher ab 1874 unterstützte,<br />

waren wegen der besonderen Situation an der<br />

Gletscherfront nicht möglich.<br />

Wie praktisch alle anderen alpinen Gletscher zog sich<br />

auch der Triftgletscher in dieser Zeitspanne dauernd,<br />

wenn auch mit unterschiedlicher Geschwindigkeit,<br />

zurück. Im Kartenbild zeigt sich dies beim Vergleich<br />

verschiedener Ausgaben der Landeskarten: 1861<br />

reichte der Gletscher bis in die Underi Trift, 1929<br />

hatte sich die Zunge r<strong>und</strong> einen Kilometer weit zurückgezogen;<br />

1932 überfloss das Eis knapp den Felsriegel<br />

bei der heutigen Hängebrücke, 1959 erfüllte<br />

das Eis noch die Schlucht, anschliessend zog es sich in<br />

die Senke hinter dem Felsriegel zurück. Bilder aus<br />

den darauf folgenden Jahren zeigen in dieser Mulde<br />

einen flachen, wenig geneigten Frontalteil, auf dessen<br />

Oberfläche sich in einzigartiger Weise regelmässige,<br />

halbkreisförmige Strukturen, die sogenannten Ogiven,<br />

ausbildeten (Abb. Umschlag-Rückseite). Ogiven<br />

sind Eiswülste, die auf Gr<strong>und</strong> der jahreszeitlich unterschiedlichen<br />

Fliessgeschwindigkeit unterhalb eines<br />

Eisabbruchs entstehen.<br />

Wie sich die Abschmelzung auf den Zugang zum Gletscher<br />

<strong>und</strong> zur Trifthütte auswirkte, wird auf Seiten<br />

74ff beschrieben.<br />

1998 verlor der Gletscher erstmals den Kontakt mit<br />

der Felsbarriere. Dies war der erste Schritt zu einer<br />

dramatischen Entwicklung, bei der innerhalb eines<br />

Jahrzehnts die gesamte Gletscherzunge abschmolz<br />

<strong>und</strong> von einem See verdrängt wurde. Dieser See prägt<br />

zusammen mit der Hängebrücke das heutige Bild der<br />

mittleren Trift, <strong>und</strong> beides ist zu einer dank der Seilbahn<br />

leicht zugänglichen touristischen Attraktion<br />

geworden.<br />

Die Frage nach dem Gefährdungspotenzial dieser neuen<br />

Situation rief die Experten (<strong>und</strong> die Journalisten!) auf<br />

den Plan. «Da zu erwarten ist, dass sich der Gletscher bis<br />

zur Steilstufe zurückziehen wird, entsteht die Gefahr von<br />

grossen Eisabbrüchen direkt in den See. Dadurch können<br />

Flutwellen entstehen <strong>und</strong> das untenliegende Tal in Mitleidenschaft<br />

ziehen. Diese Gefahr dürfte sich mit der Zeit sogar<br />

verstärken, da mit dem Gletscherrückgang auch die<br />

Höhe der Gletscheroberfläche unterhalb der Steilstufe abnehmen<br />

wird, was zu einer immer steiler werdenden<br />

Sturzbahn führt. Gleichzeitig kann ein Ausdünnen der Eismassen<br />

in der Steilstufe zu einer weiteren Abnahme der<br />

Stabilität führen.» (VAW 2006; www.trift.ch) Für das<br />

durch eine Flutwelle besonders gefährdete Teilstück<br />

des Wanderwegs auf der Triftalp (in der Undere Trift)<br />

ist ein Alarmsystem installiert worden.<br />

Zukunft: Eine weitgehend eisfreie Trift<br />

Wir erleben gegenwärtig eine Periode des dramatischen<br />

Gletscherschw<strong>und</strong>es. Viele von uns haben schon<br />

erfahren müssen, wie klassische kombinierte Routen<br />

innert kurzer Zeit eisfrei geworden sind <strong>und</strong> plötzlich<br />

völlig andere alpinistische Anforderungen stellen.<br />

Die Bef<strong>und</strong>e der Gletscherforscher deuten darauf hin,<br />

dass die Klimaerwärmung <strong>und</strong> damit die Abschmelzung<br />

der Gletscher mit unveränderter Intensität weiter<br />

gehen wird. Die Versuchsanstalt für Wasserbau,<br />

Hydrologie <strong>und</strong> Glaziologie (VAW) der ETH Zürich hat<br />

für die Zukunft des Triftgletschers ein Szenarium in<br />

vier Bildern erarbeitet (Abb. Seite 57). Demnach wird<br />

die Eisfläche innerhalb der nächsten 80 Jahren von 16<br />

Quadratkilometern im Jahr 2010 sukzessive auf 14<br />

(2030), 8.9 (2060) <strong>und</strong> 3.3 (2090) abnehmen. Beim<br />

Die Gletscherzunge schwimmt auf dem Wasser des<br />

neu entstehenden Triftsees. Im Hintergr<strong>und</strong> der Felsriegel<br />

der Windegg <strong>und</strong> die Triftschlucht, noch ohne<br />

Hängeseilbrücke. Aufnahme vom 4. September 2003.

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