Niederdeutsches Heimatblatt
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Mitteilungsblatt der Männer vom Morgenstern<br />
Heimatbund an Elb- und Wesermündung e. V.<br />
Postvertriebsstück<br />
Gebühr bezahlt<br />
H 1914 E April 2013<br />
Nr. 760<br />
Als die Pferde noch das Straßenbild beherrschten<br />
Die Geschichte einer 200 Jahre alten Schmiede in der Lange Straße 136<br />
Als der von Pferden gezogene Wagen<br />
noch zum Straßenbild gehörte,<br />
waren Schmieden in Lehe etwas ganz<br />
Normales. Hufbeschlag, Wagenbau<br />
und Reparaturarbeiten füllten die<br />
Auftragsbücher der Schmiedemeister.<br />
Doch bereits in den 1930er Jahren<br />
erkannten einige Meister, dass<br />
sich die Zeiten verändert hatten und<br />
stellten ihren Betrieb um. Im Dezember<br />
1957 konnte man in der Nordsee-<br />
Zeitung lesen, daß im Innungsbereich<br />
Wesermünde in den letzten 10 Jahren<br />
der Bestand an Schmieden von 110 auf<br />
85 gesunken ist. Allein in der Stadt Bremerhaven<br />
reduzierte sich der Bestand<br />
von 12 auf 5 Betriebe, davon waren nur<br />
noch zwei mit dem Beschlagen von Pferden<br />
beschäftigt. Eine dieser Schmieden<br />
befand sich in der Lange Straße<br />
136, an deren Platz sich heute ein<br />
Wohnblock erhebt.<br />
Wann die erste Schmiede an<br />
dieser Stelle errichtet wurde,<br />
ist nicht klar erkennbar. Der<br />
Hinweis von Heinrich Bockhop,<br />
der 1956 dem Reporter der<br />
BBZ erklärte, dass die Schmiede<br />
schon 200 Jahre alt sei, sollte<br />
erst einmal genügen. Unterstützt<br />
wird seine Aussage durch die<br />
Bemerkung von Burchard Scheper<br />
in seinem Buch „Die jüngere<br />
Geschichte der Stadt Bremerhaven“:<br />
„Erst in der Mitte des 18.<br />
Jahrhunderts vereinigten sich die<br />
Handwerksmeister in Zünfte.“ (Seite<br />
170) In der folgenden Aufzählung<br />
der Handwerksmeister sind<br />
auch die Schmiedemeister verzeichnet.<br />
Der erste nachweisbare<br />
Schmiedemeister in der Lange<br />
Straße 136 war Johann Diederich<br />
Wessel. Dieser war mit Rebecca<br />
Seebeck verheiratet. Sie waren<br />
die Eltern vom Hufschmied Johann<br />
Diedrich Wessel, der am 10.<br />
August 1821 die Rebecca Erichs<br />
geheiratet hatte. Diese hatten<br />
zehn Kinder, von denen zwei<br />
schon im Kindesalter verstarben.<br />
Der älteste Sohn von ihnen ergriff<br />
den Beruf des Stellmachers.<br />
Johann Diedrich Wessel hatte<br />
1856 ein Wohnhaus, eine Schmiede<br />
und eine Remise errichten lassen.<br />
Es ist gut möglich, dass das<br />
Vorgängergebäude baufällig war<br />
bzw. nicht mehr den Ansprüchen<br />
genügte und erneuert werden<br />
musste.<br />
Als er am 5. April 1856 verstarb,<br />
übernahm sein viertältester<br />
Sohn Christoph – er war am<br />
14. Dezember 1827 in Lehe geboren<br />
– die Schmiede. Christoph<br />
Wessel hatte am 2. Mai 1862 Minchen<br />
Meier geheiratet, die Tochter<br />
des Scharmbecker Schmiedemeisters<br />
Hermann Hinrich<br />
Meier. Christoph und Minchen<br />
hatten sieben Kinder. Das erste<br />
war ein Mädchen und das zweite<br />
ein Junge.<br />
Der Tradition gehorchend<br />
wurde der Junge auf den Namen<br />
Johann Diederich getauft und<br />
stand somit als Nachfolger fest.<br />
Geboren wurde er am 19.01.1865<br />
Die Schmiede in der Langen Straße 136. (Zeichnung Peter Raap)<br />
und folgte seinem Vater, der im Alter<br />
von 49 Jahren verstarb, als Schmiedemeister.<br />
Seine Mutter ließ 1892<br />
noch einmal das Haus umbauen.<br />
Wie dem Meldebogen zu entnehmen<br />
ist, beschäftigte er auch sehr<br />
viele Schmiedegesellen, die auf ihrer<br />
Wanderschaft in Bremerhaven Station<br />
machten.<br />
Im Januar 1905 nahm Wessel den<br />
aus Dingen stammenden Schmiedegesellen<br />
Heinrich Bockhop auf. Dieser<br />
hatte von Oktober 1902 bis Januar<br />
1905 in Verden bei dem Feldartillerie-Regiment<br />
26 seinen Wehrdienst<br />
abgeleistet.<br />
Im Alter von 55 Jahren gab Wessel<br />
seinen Betrieb an die Firma<br />
„Henschen und Janssen – Hufbeschlag,<br />
Wagenbau und Schlosserei“<br />
ab. Schon fünf Jahre später ging der<br />
Betrieb an die Klempnerfirma Gebrüder<br />
Bohnhardt über. Auch diese<br />
gaben bald auf. Wessel starb 1928.<br />
Mittlerweile hatte Heinrich Bockhop<br />
Wilhelmine Sudhop geheiratet und<br />
war Vater von zwei Söhnen, Heinrich<br />
und Hermann. Er nutzte seine Chance,<br />
legte seine Meisterprüfung ab und<br />
übernahm 1931 die Schmiede. Am 26.<br />
Januar 1932 meldete er beim Magistrat<br />
der Stadt Wesermünde sein Gewerbe<br />
als Huf- und Wagenschmied<br />
an<br />
Ḋoch die Zeiten waren schlecht<br />
für kleine Gewerbebetriebe und so<br />
schreibt Bockhop im Mai 1933 an das<br />
Finanzamt Wesermünde: „Ich habe<br />
meinen Betrieb Anfang Juli 1931 eröffnet;<br />
bekanntlich in einer Zeit, da wirklich<br />
jeder Anfang sehr schwer war.“ Es<br />
folgt eine Aufstellung seiner monatlichen<br />
Ausgaben und Einnahmen. Für<br />
Kohlen, Sauerstoff, Huffett, Strom,<br />
Lohn für Gesellen, Krankenkasse,<br />
Miete und Innungsbeitrag hatte er<br />
monatlich 181,50 Reichsmark (RM)<br />
zu bezahlen. Des Weiteren hatte er<br />
für 271 RM Material, Werkzeug und<br />
Maschinen von der Tecklenborg-<br />
Werft gekauft. Auch die Materiallieferungen<br />
der Firmen Garand, Rahusen<br />
und Bohlen schlugen in Höhe von<br />
1363,32 RM zu Buche. Somit verblieb<br />
für ihn ca. 65 RM pro Monat.<br />
Schwierig wurde es für den Schmiedemeister<br />
nach 1939, nachdem seine<br />
Gesellen eingezogen worden waren<br />
und es keinen Ersatz gab. Dies war<br />
besonders dann der Fall, wenn der<br />
Stellmacher Albert Wöller, der in der<br />
Hafenstraße 211 eine Stellmacherei<br />
betrieb, mit seinen Wagenrädern kam.<br />
Auf diese Räder mussten Eisenlaufringe<br />
aufgezogen werden. Dies war<br />
eine Arbeit, die mehr als zwei Hände<br />
verlangte. Bockhop half sich<br />
dadurch, dass er die Nachbarin<br />
mit den Worten: „Anni, kannst<br />
du mal eben anfassen! Wir müssen<br />
ein Eisenband aufziehen!“, zur<br />
Hilfe holte. Entlohnt wurde sie<br />
mit einem aufgeklappten Schinkenbrot,<br />
wie deren Sohn Otto<br />
Schülmann in seinem Beitrag<br />
„Die Schmiede“ schrieb.<br />
Nach dem Kriege hatte Bockhop<br />
zwei Gesellen, seinen Sohn<br />
Heinrich und Max West. Hufbeschlag,<br />
Regalständerwerke,<br />
Fensterrahmen, Gartenpforten<br />
und Weidetore wurden repariert<br />
oder sogar neu gefertigt. Es<br />
gab viel zu tun, und die Arbeit<br />
wurde nur länger unterbrochen,<br />
wenn die Sauerstoffflasche, die<br />
zum Schweißen benötigt wurde,<br />
leer war. Das wurde meist mit<br />
einem leisen Fluch quittiert,<br />
da man dafür nach Wulsdorf<br />
zur Firma Schlotterhose fahren<br />
musste. Dort wurden die Flaschen<br />
wieder aufgefüllt.<br />
Die Schmiede zog aber auch<br />
die Kinder der Nachbarschaft<br />
an, gab es doch viel Interessantes<br />
zu sehen. Dies galt<br />
besonders dann, wenn Pferde<br />
beschlagen wurden. Der<br />
Schmied hatte das Hufeisen in<br />
der Schmiedeesse zum Glühen<br />
gebracht und tauchte dann mit<br />
dem „Beschlagreifen“ Eisen<br />
auf dem Hof auf.<br />
Damit unruhige Pferde sich<br />
ruhig verhielten, wurde dem<br />
Pferd eine „Bremse“ verpasst.<br />
Die „Bremse“ war eine enge<br />
Tauschlinge, die dem Tier um<br />
die Nüstern gelegt und mit einem<br />
Holzpflock zusammengedreht<br />
wurde. Durch diesen<br />
Druck war das Pferd zumindest<br />
für eine gewisse Zeit gezwungen<br />
sich ruhig zu verhalten. Trotzdem<br />
konnte Bockhop etliche<br />
grünblaue Flecken im unteren<br />
Rückenbereich vorweisen. Zischend<br />
und mit dem Geruch von<br />
verbranntem Horn wurde das<br />
Eisen aufgepasst. Wenn es dann<br />
passte, wurde es mit Beschlagstiften<br />
am Huf befestigt.<br />
Fortsetzung auf Seite 2
NIEDERDEUTSCHES HEIMATBLATT<br />
Nr. 760 April 2013<br />
100 Jahre Kühlhäuser in den Bremerhavener Häfen<br />
Bremerhavens Entwicklung zum „Kühlhaus Deutschlands“<br />
Das Kühlhaus am Kaiserhafen I von 1940 in der Nachkriegszeit: US Army Commissary Warehouse.<br />
Foto Lothar Wolf<br />
Das erste Kühlhaus am Kaiserhafen<br />
I wurde erst im Jahre 1913 im<br />
Nordteil des Schuppens 11 in Betrieb<br />
genommen und als gewerbliches<br />
Kühlhaus betrieben, weil der<br />
deutsche Reichstag auf Betreiben der<br />
Agrarlobby 1894 ein zwanzig Jahre<br />
währendes Importverbot für Fleisch<br />
durchgesetzt hatte.<br />
Die Firma Weddel & Co., der größte<br />
Kühlhausbetreiber der Welt, orderte<br />
diverse Ladungen mit Gefrierfleisch<br />
über Bremerhaven, die auch in die<br />
Schweiz und nach Österreich weitergeleitet<br />
wurden. Im und nach dem<br />
Ersten Weltkrieg war das Kühlhaus<br />
im Kaiserhafen I ausgelastet. Es entstand<br />
weiterer Bedarf an Kühlraum.<br />
So wurde das Frigus-Kühlhaus als<br />
gewerbliches Kühlhaus 1922 fertig gestellt.<br />
Die Reduzierung der jährlichen<br />
Importquote von Fleisch von 120.000 t<br />
auf 50.000 t durch die Reichsregierung<br />
im Jahre 1927 war der Anfang vom<br />
Ende des Kühlhauses im Kaiserhafen<br />
I. Ab 1927 stand die Kühlung still; es<br />
wurde Baumwolle eingelagert. 1937<br />
wurde es abgerissen. Ab 1927 gab es<br />
auch im Frigus-Kühlhaus am Verbindungshafen<br />
erhebliche Probleme. Von<br />
Oktober 1932 bis Juli 1934 war das<br />
Kühlhaus geschlossen; es wurde aber<br />
betriebsbereit gehalten.<br />
Mitte der 1930er Jahre kam es zu<br />
einer Änderung der nationalsozialistischen<br />
Wirtschaftspolitik. Das Importverbot<br />
wurde aufgehoben, man<br />
setzte auf Vorratshaltung. Im Februar<br />
1936 kam eine erste Lieferung von<br />
argentinischem Rindfleisch. Bis zum<br />
Kriegsbeginn 1939 löschten Kühldampfer<br />
regelmäßig Gefrierfleisch<br />
und Eier. Bei Kriegsende beschlagnahmte<br />
die amerikanische Besatzungsmacht<br />
das Kühlhaus.<br />
Bis in die 70er Jahre kamen regelmäßig<br />
Kühlschiffe aus den USA mit<br />
Lebensmitteln für die in Deutschland<br />
stationierten amerikanischen<br />
Soldaten. Ab den 70er Jahren konnte<br />
das Haus nicht mehr optimal genutzt<br />
werden, da die Kühlgüter in<br />
Kühlcontainern angeliefert wurden.<br />
1985 wurde das neue BLG-<br />
Kühlhaus in Betrieb genommen und<br />
von den Amerikanern genutzt. Das<br />
Frigus-Kühlhaus stand fünf Jahre<br />
leer und wurde 1991 abgerissen.<br />
1940 wurde in der Südostecke<br />
des Kaiserhafens I ein Kühlhaus<br />
der Marine in Betrieb genommen.<br />
Nach Kriegsende wurde es zusammen<br />
mit dem Frigus-Kühlhaus von<br />
den Amerikanern genutzt. Nach einem<br />
Brand im Jahre 1982 wurde die<br />
Kühlanlage entfernt. Das Gebäude<br />
wird heute von den Motorenwerken<br />
genutzt.<br />
Im Fischereihafen Wesermünde<br />
errichtete die Kühlfisch-AG Wesermünde<br />
1925 an der Ostseite des Fischereihafens<br />
I in der Straße „Zum<br />
Kran“ eine Tiefgefrieranlage für<br />
Fische. Als die Kühlräume zur Lagerung<br />
von Frostfisch nicht mehr<br />
ausreichten, mietete man Kühlraum<br />
im Frigus-Kühlhaus an. 1927 zog die<br />
Kühlfisch-AG in das neue Fischereihochhaus<br />
an der Westseite des Alten<br />
Hafens um. Es hatte sechs Geschosse<br />
und war 25 Meter hoch. Der nördliche<br />
Teil des Gebäudes wurde zu einem<br />
Gefrierlagerhaus umgebaut mit<br />
4.200 qm Kühlfläche. Es wurde überwiegend<br />
von der Kühlfisch-AG betrieblich<br />
genutzt. Das Gebäude war<br />
im und nach dem Kriege in Betrieb.<br />
Erst die großen Veränderungen der<br />
Frostfischverarbeitung zeigten, dass<br />
das Kühlhaus den Erfordernissen<br />
nicht mehr entsprach. Anfang der<br />
70er Jahre stand es leer und wurde<br />
1975 abgerissen.<br />
Das BLG-Kühlhaus/BLG-Coldstore<br />
übernahm die Rolle des Frigus-<br />
Kühlhauses. Zwei große Hallen hatten<br />
Raum für 16.500 Europaletten.<br />
Als die Streitkräfte der Amerikaner<br />
Deutschland verließen, wurde das<br />
Kühlhaus ein gewerblich genutztes<br />
Kühlhaus mit vielen Kunden. Im<br />
Laufe der Jahre wurden mehrmals<br />
Hallen angebaut. Das BLG-Kühlhaus<br />
ist in Bremerhaven das größte<br />
gewerbliche und zugleich von allen<br />
Kühlhäusern das mit den meisten<br />
Europaletten-Stellplätzen. Es hat<br />
ein Volumen von 170.000 cbm und<br />
31.000 Europaletten- Stellplätze.<br />
Anfang der 1950er Jahre gab es in<br />
der Fischerei einen Neubeginn mit<br />
gefrosteten Fischen. 1954 begann<br />
z.B. die NORDSEE mit der Produktion<br />
von tiefgekühlten Fischfilets.<br />
Dafür wurden kleinere Kühlhäuser<br />
eingerichtet. Südlich des Eiswerkes<br />
III in der Straße „Am Lunedeich“<br />
errichtete die Continental-Frost-<br />
Gesellschaft/Fa. F. Busse 1953 ein<br />
Kühlhaus, das später als Kühlhaus<br />
III bezeichnet wurde. 1956 wurde das<br />
ehemalige Eiswerk in der „Kosebrokenstraße“<br />
zum Tiefkühllagerhaus<br />
IV umgebaut. In den 80er Jahren<br />
wurde es umgewidmet. 1960 entstand<br />
am Südende der Halle XI eine<br />
Tiefkühllagerfläche von 500 qm, auf<br />
der maximal 1.000 Tonnen Kühlware<br />
eingelagert werden konnten. Das<br />
Kühlhaus war von 1961 bis 1983 in<br />
Betrieb.<br />
Fortsetzung auf Seite 3<br />
Die Schmiede ...<br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
Als 1956 der 74jährige Schmied<br />
von einem Reporter der BBZ besucht<br />
wurde, war dieser von der düsteren<br />
Atmosphäre in der Schmiede begeistert.<br />
„Die 200 Jahre alte Schmiede“,<br />
schrieb der Reporter, sucht ihresgleichen.<br />
Auf dem Hof hatte der Schmied<br />
viele Dinge gelagert, die das Interesse<br />
der „Leher Briten“ weckte. Doch<br />
da passte der Schmied auf: „Finger<br />
weg, dat kann ick noch allens bruken!“<br />
Auch die Werkstatt bot viel zu<br />
sehen, vorausgesetzt man konnte in<br />
der dunklen Werkstatt etwas erkennen.<br />
An den rußgeschwärzten Wänden<br />
hingen viele Werkzeuge. Auch<br />
eine Handbohrmaschine von 1870<br />
war dort zu sehen.<br />
Neben der Schmiede in der Lange<br />
Straße hatte Bockhop in Imsum<br />
(Dingen) eine kleine Landwirtschaft.<br />
Nach seinem Eintritt ins Rentenalter<br />
legte er sich dort auch noch eine<br />
kleine Schmiede zu, half aber immer<br />
noch mal in Lehe aus.<br />
Im Alter von 76 Jahren legte Heinrich<br />
Bockhop die Verantwortung<br />
für die Schmiede in die Hände seines<br />
Sohnes Heinrich. Im Adressbuch<br />
von 1961/62 wird Heinrich Bockhop<br />
jr. zum letzten Mal unter Lange<br />
Straße 136 aufgeführt. Das Haus und<br />
die Schmiede wurden 1964 abgerissen,<br />
Heinrich Bockhop sen. verstarb<br />
1965. Peter Raap<br />
Quellen:<br />
Auskünfte von Jürgen Bockhop und Hans-<br />
Dieter Haufschildt; Geschichten aus Lehe,<br />
Band 1, „Die Schmiede“ von Otto Schülmann,<br />
Geschichtswerkstatt Lehe, Seite 10 bis 12;<br />
Rinje Bernd Behrens: Die Einwohner des<br />
Flecken Lehe 1827-1875. Von der Gründung<br />
Bremerhavens bis zur Einführung der Standesämter,<br />
Bremerhaven 2012;<br />
Stadtarchiv Bremerhaven: Adressbücher,<br />
Häuserlisten, Meldebogen und<br />
Gewerbeanmeldung;<br />
Burchard Scheper: Die jüngere Geschichte<br />
der Stadt Bremerhaven, Bremerhaven 1977;<br />
Nordsee-Zeitung vom 28.12.1957;<br />
BBZ vom 15.05.1951 und 1956. Ansicht von Haus Lange Straße 136 heute. Foto: Peter Raap
NIEDERDEUTSCHES HEIMATBLATT<br />
Nr. 760 April 2013<br />
Otterndorf im Fokus eines Reiseschriftstellers<br />
Einwohner kletterten und saßen auf Bäumen<br />
Die kleine Landstadt Otterndorf<br />
war in den vergangenen Jahrhunderten<br />
wiederholt Gegenstand von Reisebeschreibungen.<br />
Dabei fiel das Urteil<br />
für die Stadt und ihre Bewohner<br />
überwiegend positiv aus.<br />
Im Sommer 1799 unternahm der<br />
Reiseschriftsteller Philipp Andreas<br />
Nemnich eine Reise von Hamburg<br />
nach England, deren Eindrücke er<br />
im Jahr 1800 bei Cotta in Tübingen<br />
erschienenen Buch unter dem Titel<br />
„Beschreibung einer im Sommer 1799<br />
von Hamburg nach u. durch England<br />
geschehenen Reise“ schilderte.<br />
Auf dieser Reise kam er auch durch<br />
das Land Hadeln und durch Otterndorf.<br />
Über Otterndorf schreibt er unter<br />
anderem: Die Lage Otterndorfs ist<br />
überaus angenehm. Zwey Alleen gehen<br />
um die Stadt, und bieten dem Auge die<br />
schönsten ländlichen Prospecte dar. In<br />
den Gärten aber sieht man ausgeschnittene<br />
Hecken in der Gestalt von Pyramiden,<br />
Kugeln und sonstiger Figuren, vor<br />
allem aber Bäume, deren Aeste weit auseinandergebogen<br />
sind und durch Verbindung<br />
der Zweige Lauben formieren.<br />
Und nun folgt eine Beobachtung,<br />
die von keinem anderen Reiseschriftsteller<br />
bzw. Otterndorfer Chronisten<br />
überliefert wurde: Herren und Damen<br />
klettern diese Bäume hinauf, wo sie in<br />
der Laube um einen Tisch herumsitzen,<br />
und sich als die seltsamsten Früchte zeigen,<br />
die je ein Baum getragen hat.<br />
Unsere Vorfahren haben also bereits<br />
im 18. Jahrhundert das gelebt,<br />
was heute wieder als besonderes exklusives<br />
Urlaubsvergnügen gilt.<br />
Und noch eine bisher wenig bekannte<br />
Neuigkeit erfahren wir aus<br />
der Reisebeschreibung: In der Stadt ist<br />
So wie dieses oder in ähnlicher Ausführung dürften die Baumhäuser der Otterndorfer<br />
ausgesehen haben.<br />
Foto: photos.com<br />
ein Freudenhaus „Zum bunten Kater“<br />
genannt, und liegt in der Gegend zweyer<br />
Strassen, die die Namen der Sak, und<br />
der Beutel (Büdel) führen.<br />
Die beiden Straßenbezeichnungen<br />
Sack- und Beutelstraße haben sich bis<br />
heute erhalten. Das Gebäude, in dem<br />
sich die Gaststätte „Zum bunten Kater“<br />
befunden haben soll, lässt sich<br />
nicht mehr feststellen. Vermutlich<br />
könnte es in der Beutelstraße gestanden<br />
haben. In der Sackstraße lassen<br />
sich die Besitzer der einzelnen Häuser<br />
recht weit zurückverfolgen. Eine<br />
Gaststätte wird dort nicht erwähnt.<br />
Da gibt es eine Anekdote aus jener<br />
Zeit, die bei Männerabenden selbst<br />
nach 200 Jahren immer wieder gerne<br />
erzählt wird: Wir befinden uns<br />
im Jahr 1813. Die Truppen Napoleons<br />
sind vorübergehend aus Hadeln<br />
verschwunden. Der englische Leutnant<br />
Banks kommt mit der Brigg<br />
„Brevdageren“ nach Otterndorf. Er<br />
wird von einer Eskorte begleitet,<br />
und während Banks mit dem Otterndorfer<br />
Maire im Rathaus verhandelt,<br />
vergnügen sich die Soldaten in den<br />
umliegenden Wirtschaften. Einer<br />
von ihnen landet im „Bunten Kater“<br />
und wird sich mit Mimi, einer<br />
Wäscherin, schnell einig. Mit einem<br />
kräftigen „good night“ will sich der<br />
Soldat anschließend aus dem Staube<br />
machen. Doch da hat er nicht mit der<br />
schnellen Mimi gerechnet. Sie versperrt<br />
ihm im Türrahmen den Weg<br />
aus dem Zimmer und verlangt im<br />
besten Plattdeutsch „goot neit hesst<br />
Du mi jo, man blot betolt - dat hesst<br />
Du noch nicht“ ihren Lohn.<br />
Und überhaupt die zwischenmenschlichen<br />
Beziehungen zur<br />
Franzosenzeit. Davon zeugt beispielsweise<br />
die Geschichte von<br />
„Leutnant Mercy“. Liest man heute<br />
in den Taufbüchern jener Zeit, so<br />
wird so mancher Franzose als Vater<br />
eines Neugeborenen angegeben. So<br />
auch in Osterbruch. Da kommt eine<br />
Dienstmagd nieder. Der Vater ist bis<br />
dahin unbekannt. In ihrer schweren<br />
Stunde wird sie von der Hebamme<br />
befragt, wer denn nun der Vater<br />
des Kindes sei. Darauf erklärte die<br />
Magd, dass der Vater ein französischer<br />
Leutnant sei. Im Weggehen<br />
habe sie nach seinen Namen gefragt.<br />
Er habe mit „Mercy“ geantwortet<br />
und sei verschwunden.<br />
Heiko Völker<br />
100 Jahre Kühlhäuser ...<br />
Fortsetzung von Seite 2<br />
1963 wurde das Hafenkühlhaus<br />
am Fischereihafen II fertig<br />
gestellt. In den nächsten Jahren<br />
wurde es viermal vergrößert. Heute<br />
wird es von der Firma Nordfrost<br />
betrieben. Im Fischereihafen<br />
ist es das größte gewerbliche<br />
Kühlhaus mit 78.000 cbm Volumen<br />
und 26.000 Euro-Paletten-Stellplätzen.<br />
Ebenfalls 1963 richtete<br />
die Fa. Louis Schoppenhauer ihr<br />
erstes Tiefkühlhaus ein. Es folgte<br />
eine ganze Reihe von weiteren<br />
Kühlhäusern. Heute hat das Unternehmen<br />
zwei Standbeine: die<br />
Tiernahrungsproduktion und die<br />
Lagerung und Frostung von Fischen<br />
für den menschlichen Verbrauch.<br />
Volumen 8.500 cbm, 2.500<br />
Euro-Paletten-Stellplätze.<br />
1976 eröffnete die Firma Imund<br />
Export GmbH ein Kühlhaus<br />
an der Oststraße. Es wurde von<br />
den Bremerhavener Kühlhäusern<br />
F. Busse & Co. bewirtschaftet,<br />
später gehörte es der Fa. Graue.<br />
Das Gebäude wurde abgerissen.<br />
1979 nahm die Firma Flamingo<br />
Fisch ihr erstes Tiefkühllager zur<br />
betrieblichen Nutzung in Betrieb.<br />
Später wurden drei weitere Hallen<br />
hinzugefügt. Heute betreibt die Firma<br />
Eurofrost das gewerbliche Kühlhaus.<br />
Volumen 60.000 cbm, Euro-Paletten-Stellplätze<br />
16.000.<br />
Das kleinste Kühlhaus betreibt<br />
die Firma Coldstore Management<br />
& Marketing GmbH (CMM). Der<br />
Schwerpunkt liegt im Bereich des<br />
Umpackens und bei logistischen<br />
Dienstleistungen. Die beiden Kühlhäuser<br />
haben 2.000 cbm Volumen<br />
und 500 Euro-Paletten- Stellplätze.<br />
Seit 1968 wird von der NORDSEE<br />
Deutsche Hochseefischerei/Frozen<br />
Fish International ein Kühlhaus<br />
auf ihrem Betriebsgelände am Handelshafen<br />
betrieblich genutzt. Hier<br />
konnten zehn Vollfroster ihre Fänge<br />
einlagern. 1979 wurde ein weiteres<br />
Tiefkühllager auf dem Gelände<br />
der Fischindustrie Bremerhaven in<br />
Betrieb genommen. Dieses Lager<br />
gehört heute zur Deutschen See.<br />
1994 übernahm die Frozen Fish<br />
International ein Tiefkühl-Hochregallager<br />
auf dem Firmengelände.<br />
Dieses Kühlhaus und das Kühlhaus<br />
am Handelshafen haben ein Volumen<br />
von zusammen 78.000 cbm und<br />
fassen 18.000 Euro-Paletten.<br />
1972 wurde das erste Tiefkühllager<br />
der Firma Frosta AG/Schottke<br />
in der Straße „Am Lunedeich“ in<br />
Betrieb genommen. 1973 folgte das<br />
zweite Lager. 1990 wurde ein Tiefkühl-Hochregallager<br />
errichtet, im<br />
Jahre 2000 folgte ein zweites. Die<br />
im südlichen Fischereihafen.<br />
Die numerierten Gebäude:<br />
1.) Nordfrost<br />
2.) bis 5.) Frosta AG<br />
6.) Deutsche See<br />
Tiefkühlhäuser haben ein Volumen<br />
von 185.000 cbm mit 18.000 Euro-<br />
Paletten-Stellplätzen.<br />
1974 nahm die Hanseatische<br />
Hochseefischerei auf der Westseite<br />
des Fischereihafens II ein Tiefkühllager<br />
in Betrieb, in dem 6.000<br />
t Fisch gelagert werden konnten.<br />
1996 wurde das Lager verkauft und<br />
als Bootslager genutzt.<br />
Das 1979 in Betrieb genommene<br />
Tiefkühllager der Deutschen See hat<br />
ein Volumen von 23.000 cbm, es hat<br />
3.500 Stellplätze für Euro-Paletten.<br />
1988 wurde das erste Kühlhaus<br />
der Doggerbank Seefischerei eingeweiht.<br />
Vier weitere Hallen wurden<br />
errichtet. Volumen 48.000 cbm, Europaletten-Stellplätze<br />
13.000.<br />
Ansammlung von Tiefkühl- Lagerhäusern<br />
7.) Frozen Fish International<br />
8.) Doggerbank Hochseefi scherei<br />
Luftbild: Dr. Peter Dittrich<br />
1968 nahm die Butter-Absatz-<br />
Zentrale Niedersachsen (BAZ) ihr<br />
Kühlhaus am südlichen Ende des Fischereihafens<br />
in Betrieb. 1995 wurde<br />
das Tiefkühlzentrum vom Düringer<br />
Fleischkontor übernommen.<br />
Heute lagert dort Schweinefleisch.<br />
Volumen 16.000 cbm, 4.500 Euro-<br />
Paletten-Stellplätze.<br />
Durch die Wirtschaftspolitik der<br />
diversen Reichsregierungen verlief<br />
die Entwicklung der Bremerhavener<br />
Kühlhäuser in den ersten Jahrzehnten<br />
eher zögerlich. Erst nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg setzte eine rasante<br />
Entwicklung ein, die dazu führte,<br />
dass Bremerhaven heute als „das<br />
Kühlhaus Deutschlands“ bezeichnet<br />
wird.<br />
Dr. Peter Dittrich
NIEDERDEUTSCHES HEIMATBLATT<br />
Nr. 760 April 2013<br />
Arme Elmloherin um<br />
Lehrgeld gebracht<br />
Noch während des 19. Jahrhunderts<br />
erhielten die Lehrlinge hiesiger Gegend<br />
keinerlei Vergütung für ihre oft<br />
sehr schwere Arbeit. Im Gegenteil<br />
verlangte ihr Lehrmeister von ihnen<br />
eine Bezahlung in Form des Lehrgeldes.<br />
Seinen Ursprung hatte dieses<br />
darin, dass der Lehrjunge - Lehrmädchen<br />
gab es nicht – beim Lehrherrn<br />
Kost und Logis erhielt. Arme Einwohner<br />
im Amt Bederkesa vermochten<br />
oft kein Lehrgeld aufzubringen und<br />
sahen deshalb zu, dass ihr Sohn nach<br />
der Konfirmation bei einem Bauern<br />
eine Stelle als Kleinknecht fand.<br />
Auch Familie Bremer aus Elmlohe<br />
hätte wohl diesen Weg eingeschlagen,<br />
wäre nicht ihr Sohn wegen geringer<br />
Leibes-Kräfte zu ordentlichen Hausmanns-Arbeiten<br />
nicht tüchtig gewesen.<br />
Daher beschloss die inzwischen<br />
verwitwete Anna Catharina Bremer,<br />
ihren Sprössling zum Schneider<br />
Handwerck zu geben, denn dieses setzte<br />
keine Muskelpakete voraus.<br />
In Schneider Behrend Jürgens in Heymühlen<br />
– gemeint ist Hainmühlen –<br />
fand die Elmloherin einen willigen<br />
und wohl auch billigen Lehrherrn und<br />
unterzeichnete mit ihm den Lehrvertrag.<br />
Jürgens verpflichtete sich, den<br />
Jungen für drei Jahre in die Lehre zu<br />
nehmen, wofür er ein Lehrgeld von<br />
zwölf Reichstalern erhob. Sechs Taler<br />
waren zu Beginn der Lehre zu zahlen,<br />
der Rest bei der Beendigung des<br />
Lehrverhältnisses. Bremer begann<br />
nach Neujahr 1782 seine Lehre, und<br />
die Mutter zahlte die ausgemachten<br />
sechs Taler, obwohl es ihr, der armen<br />
Witwe, sehr „sauer“ fiel, das Geld aufzubringen.<br />
Zunächst lief alles glatt, doch nach<br />
einem Dreivierteljahr zeigte Jürgens<br />
sein wahres Gesicht. Er fing an, seinem<br />
Lehrjungen „mit Schlägen und<br />
Strafen zu begegnen“. Eines Tages<br />
hielt es der Geschundene nicht mehr<br />
aus und lief nach Elmlohe. Dort bat<br />
er seine Mutter, doch mit ihm nach<br />
Hainmühlen zu gehen und seinem<br />
Lehrherrn aufzugeben, ihn etwas<br />
menschlicher zu behandeln.<br />
Die Mutter folgte der Bitte des Sohnes,<br />
doch der Schneidermeister ließ sie<br />
gar nicht zu Wort kommen. Er verkündete<br />
vielmehr, sie könne ihren Sprössling<br />
sofort mit nach Hause nehmen.<br />
Als Frau Bremer daraufhin das Lehrgeld<br />
zurückforderte, wurde dies verweigert.<br />
Dabei benötigte die Frau es<br />
dringend, um eine neue Lehrstelle zu<br />
finden. Als alle Vorstellungen nichts<br />
fruchteten, sandte die Verzweifelte<br />
ein Pro Memoria an Landdrost Grote,<br />
den Leiter der Bederkesaer Amtsverwaltung.<br />
Das mit „Elmlohe d 6ten<br />
Martz 1783“ datierte Bittschreiben<br />
hatte die Frau nicht selbst verfasst,<br />
denn ihre Schreibfertigkeit dürfte<br />
sich auf ihren Namen beschränkt haben.<br />
Verfasser war wohl der Lehrer,<br />
aber auch Pastor Biedenweg käme in<br />
Frage. Ob die Herren anschließend die<br />
Hand aufhielten, ist in den Akten des<br />
Staatsarchivs Stade nicht vermerkt.<br />
In dem Pro Memoria forderte Frau<br />
Bremer den Amtsleiter nicht etwa auf,<br />
dem Jürgens die Rückzahlung des<br />
strittigen Geldbetrags aufzugeben,<br />
sondern sie bat um finanzielle Hilfe.<br />
Der Landdrost war auch der Verwalter<br />
der Amtsarmenkasse und sollte<br />
den Prozess, den die Elmloherin gegen<br />
den Hainmühlener Schneidermeister<br />
zu führen beabsichtigte, aus dem<br />
Armengeld finanzieren. Um „Baron“<br />
Grote geneigter zu stimmen, ließ sich<br />
Frau Bremer Folgendes von Pastor<br />
Biedenweg bescheinigen: Sie war arm,<br />
schwächlich und hatte eine Operation<br />
über sich ergehen lassen müssen.<br />
Daher vermochte sie nicht mehr den<br />
Lebensunterhalt als Tagelöhnerin auf<br />
dem Felde zu verdien. Der Geistliche<br />
hatte ihr immer wieder mit „Armenund<br />
Klingelbeutelgeld“ unter die<br />
Arme gegriffen.<br />
Die Intervention des Pastors verfehlte<br />
nicht ihre Wirkung. Eine knappe<br />
Woche nach dem Eintreffen des<br />
Gesuchs in Bederkesa zählte Grotes<br />
Schreiber Mahler der Elmloherin 16<br />
Schillinge auf die Hand.<br />
Ob es auch zu dem angestrebten<br />
Prozess kam, bleibt unerwähnt. Aller<br />
Wahrscheinlichkeit nach sah Frau<br />
Bremer ihr gezahltes Lehrgeld nie<br />
wieder. Auch eine neue Lehrstelle für<br />
ihren Sohn gab es nicht. Darauf lässt<br />
eine Bescheinigung schließen, die Pastor<br />
Biedenweg im Oktober 1788 dem<br />
Franz Hinrich Bremer aus Elmlohe<br />
ausstellte. Mit Hilfe dieses Dokuments<br />
wollte dieser eine Unterstützung aus<br />
der Amtsarmenkasse erhalten. Der<br />
Elmloher Geistliche bestätigte hierin,<br />
Bremer sey nicht im Stande, seinen<br />
(Lebens-] Unterhalt zu verdienen und<br />
daher einer milden Unterstützung anderer<br />
gar sehr bedürfe. Warum der junge<br />
Mann nicht zur körperlichen Arbeit<br />
taugte, legte Biedenweg wie folgt dar:<br />
Bremer war ein höchst ungesunder, besonders<br />
mit Schaden an den Füßen und<br />
am Gehör behafteter Mensch.<br />
Der geistliche Beistand verfehlte<br />
seine Wirkung nicht. Landdrost Grote<br />
ließ sich erweichen und entnahm der<br />
Amtsarmenkasse zwölf Schillinge für<br />
den Bittsteller. Auch in späteren Jahren<br />
bezog Bremer immer wieder eine<br />
Unterstützung aus dieser Quelle: im<br />
März 1789 24 Schillinge; 1793 waren<br />
es nur acht. In jenem Jahr wohnte der<br />
Empfänger angeblich in Drangstedt,<br />
seine Mutter dagegen weiterhin in<br />
Elmlohe. 1793 gehörte auch die Witwe<br />
Bremer zu den Armengeldbeziehern.<br />
Ernst Beplate<br />
Einladung<br />
Der Heimatbund der Männer vom Morgenstern<br />
lädt Mitglieder und Freunde ein zu Vorträgen am<br />
Dienstag, 14. Mai 2013, 19.00 Uhr, Bremerhaven,<br />
Deutsches Schiffahrtsmuseum<br />
Dr. Annette Siegmüller und Kai Mückenberger<br />
Landeplätze und Ufermärkte an der Unterweser<br />
in der römischen Kaiserzeit<br />
*<br />
Dienstag, 28. Mai 2013, 19.30 Uhr, Otterndorf, Kranichhaus<br />
Johannes Göhler<br />
Das Erbe der Hugenotten<br />
Dresden literarisch und Leipzig<br />
im „Zeichen der Erinnerung an<br />
die Völkerschlacht“<br />
Vom 31. Juli bis zum 4. August 2013<br />
fahren die Männer vom Morgenstern<br />
nach Dresden und Leipzig. Auf den<br />
Spuren von Uwe Tellkamps Bestseller<br />
„Der Turm“ (Das Ende der DDR aus<br />
Sicht des Bürgertums im Nobelviertel<br />
„Weißer Hirsch“), Erich Kästners<br />
Kindheits- und Jugenderinnerungen<br />
in der Neustadt, Friedrich Schillers<br />
glücklicher Zeit im Gartenhäuschen<br />
sowie auf Victor Klemperers Beschreibung<br />
seines Überlebenskampfs<br />
erkunden sie unter Leitung von Sönke<br />
Hansen die sächsische Hauptstadt.<br />
Außerdem ist ein Besuch bei Karl<br />
May in Radebeul vorgesehen.<br />
In Leipzig besuchen wir das Völkerschlachtdenkmal<br />
sowie die Ausstellungen<br />
anlässlich des Jubiläums<br />
„200 Jahre Völkerschlacht, 100 Jahre<br />
Völkerschlachtdenkmal“.<br />
Die Unterbringung erfolgt im Zentrum<br />
von Dresden.<br />
Die Reisekosten für die Fahrt im<br />
Komfortbus sowie für Übernachtung<br />
mit Halbpension, Eintritte und Rücktrittsversicherung<br />
betragen bei Unterbringung<br />
im Doppelzimmer ca. 575<br />
Euro.<br />
Anmeldungen nimmt die Firma<br />
Giese, Postfach 1150 in 27616 Beverstedt<br />
(Telefon 0 47 47 / 9 18 99 13) entgegen.<br />
Ehrenamtskarten für das ganze<br />
Land Bremen in Schloß<br />
Morgenstern verliehen<br />
<strong>Niederdeutsches</strong> <strong>Heimatblatt</strong><br />
Verlag: Nordsee-Zeitung GmbH, Hafenstraße 140,<br />
27576 Bremerhaven, Druck: Druckzentrum Nordsee GmbH.<br />
Das Niederdeutsche <strong>Heimatblatt</strong> erscheint monatlich als<br />
Verlagsbeilage der Nordsee-Zeitung.<br />
Redaktionsausschuss: Rinje Bernd Behrens, Dr. Hartmut<br />
Bickelmann, Karl-Heinz Carstens und Hans-Walter Keweloh.<br />
Stellungnahmen, Manuskripte und Beiträge<br />
richten Sie bitte an:<br />
Hans-Walter Keweloh, Entenmoorweg 47,<br />
27578 Bremerhaven, Telefon: 0471/65733<br />
Montag, 6. Mai 2013, 15-18 Uhr,<br />
Bremerhaven-Weddewarden, Schloß<br />
Morgenstern, Burgstraße 1: Arbeitsgemeinschaft<br />
„Flurnamen im Spiegel<br />
der Geschichte“.<br />
Dienstag, 14. Mai, 19:00 Uhr, Bremerhaven,<br />
Deutsches Schiffahrtsmuseum,<br />
Vortrag: Dr. Annette Siegmüller u.<br />
Kai Mückenberger: Landeplätze und<br />
Ufermärkte an der Unterweser in der<br />
römischen Kaiserzeit.<br />
Sonnabend, 25. Mai 2013: Tagesfahrt<br />
unter Leitung von Walter Noeske:<br />
Beverstedt - eine Gemeinde stellt<br />
sich vor. Abfahrt: 8.00 Uhr Bremerhaven-Hbf.<br />
Umschau<br />
Dienstag, 28. Mai, 19:30 Uhr,<br />
Otterndorf, Kranichhaus, Vortrag:<br />
Johannes Göhler: Das Erbe der Hugenotten.<br />
Drei Mitglieder der Familienkundlichen<br />
Arbeitsgemeinschaft hatten<br />
sich für die Ehrenamtskarte beworben.<br />
Es hat sich anscheinend bis zur<br />
Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend<br />
und Frauen herumgesprochen,<br />
dass die Morgensterner ein schönes<br />
und gastfreundliches Haus haben.<br />
Als die Anfrage kam, ob die Verleihung<br />
bei uns stattfinden könnte, haben<br />
wir freudig zugestimmt.<br />
So waren wir am 4. April auf 27<br />
Anwärter auf die Ehrenamtskarte<br />
und die Senatorin mit drei Mitarbeitern<br />
mit gedeckten Kaffeetischen<br />
vorbereitet. Es kamen dann ein paar<br />
mehr, weil manche Begleiter mitgebracht<br />
hatten – aber auch das war<br />
kein Problem. Senatorin Anja Stahmann<br />
würdigte die unterschiedlichen<br />
Ausrichtungen von Ehrenamtlichen<br />
vom sozialen bis zum kulturellen Bereich,<br />
deren Einsatz eine Gesellschaft<br />
erst lebenswert macht. Sie hatte für<br />
jeden der Angetretenen ein persönliches<br />
Wort. Heike Habeck vom Referat<br />
für Bürgerengagement hatte die<br />
Veranstaltung sowie die Mappen mit<br />
den Ausweisen und dem Infomaterial<br />
vorbereitet. Die Ehrenamtskarte<br />
bietet übrigens Vergünstigungen für<br />
zwei Bundesländer, Bremen und Niedersachsen.<br />
NBK<br />
Studienfahrt nach Nürnberg<br />
und Erlangen<br />
Für die Studienreise vom 7. bis<br />
11. August nach Franken in die alte<br />
Reichs- und Handelsstadt Nürnberg<br />
sind noch Anmeldungen möglich.<br />
Ziele sind u.a. das Germanische Nationalmuseum,<br />
das Albrecht-Dürer-<br />
Haus, das Dokumentationszentrum<br />
Reichparteitaggelände. Außerdem<br />
steht eine Stadtführung durch das<br />
historische Nürnberg auf dem Programm.<br />
Ein weiteres Ziel ist Erlangen<br />
mit seinen zahlreichen Sehenswürdigkeiten.<br />
Die Unterbringung erfolgt im Hotel<br />
Forsthaus Fürth-Nürnberg.<br />
Die Fahrtkosten einschließlich<br />
Halbpension und sämtlicher Kosten<br />
für Führungen etc. betragen 476,00<br />
Euro p.P. im DZ und 553,00 Euro im<br />
EZ. Die Leitung der Reise hat Walter<br />
Noeske.<br />
Anmeldung: W. Giese Nachf.,<br />
Omnibusbetrieb, Postfach 1150,<br />
27616 Beverstedt,<br />
Telefon 0 47 47 / 9 18 99 00.<br />
Veranstaltungen der<br />
Männer vom Morgenstern<br />
Mai 2013<br />
Die „Arbeitsgemeinschaft Hadeln“,<br />
Leitung Heiko Völker, tagt wöchentlich<br />
mittwochs um 15 Uhr im Gemeindesaal<br />
der evangelischen Kirche<br />
in Osterbruch.<br />
Die „Familienkundliche Arbeitsgemeinschaft“,<br />
Leitung Fred Wagner,<br />
trifft sich an jedem Dienstag von<br />
15.30 bis 17.30 Uhr in den Räumen<br />
von Schloß Morgenstern in Bremerhaven-Weddewarden<br />
zur Arbeitsund<br />
Informationsstunde.<br />
„Männer vom Morgenstern“<br />
Heimatbund an Elb- und Wesermündung e.V.<br />
Vorsitzende: Dr. Nicola Borger-Keweloh<br />
Telefon 04 71 / 6 57 33<br />
Schriftführer: Heiko Völker<br />
Telefon 0 47 51 / 90 01 32<br />
Geschäftsstelle:<br />
Schloß Morgenstern, Bremerhaven-Weddewarden,<br />
Burgstraße 1, Telefon (04 71) 3 08 06 58<br />
Geschäfts- und Bibliothekszeiten:<br />
dienstags 15 bis 19 Uhr, sonnabends 10 bis 13 Uhr