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Soziologische Vorüberlegungen zu einer europäischen Küstenwache

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Symptome des primären Konflikts eingrenzen können denn den Konflikt an sich.<br />

Letzteres geht denn auch über die Aufgaben und Möglichkeiten der MARES hinaus<br />

und bleibt somit eine Aufgabe der UN, denn auf lange Sicht ist eine Eindämmung<br />

der wie ein Damoklesschwert über allem schwebenden „Freiheit der Meere“ nur im<br />

Rahmen der IMO mittels entsprechender Verschärfungen der Seerechtskonvention<br />

<strong>zu</strong> erzielen, die da<strong>zu</strong> erforderliche Willenskraft und Geschlossenheit vorausgesetzt.<br />

Seitens der Versicherungen und mehr noch der Rückversicherungen könnte man<br />

diesbezüglich mit Unterstüt<strong>zu</strong>ng rechnen. Letztlich darf man gespannt sein, welche<br />

Konstellation von Quasi-Gruppen oder Gruppen sich in der Diskussion um eine<br />

zentrale Küstenwachstruktur entwickeln wird.<br />

Insgesamt mag der in dieser Arbeit dargestellte Lösungsansatz in manchen<br />

Passagen radikal oder gar utopisch erscheinen. Dennoch weisen neben den vielen<br />

Argumenten auch die Bestrebungen der EU hin <strong>zu</strong> einem möglichst umfassenden<br />

Sicherheitskonzept. Zudem erscheint es wirksamer, eine Maximalforderung <strong>zu</strong> formulieren,<br />

da in jedem Konfliktregelungsprozess beispielsweise durch das Finden<br />

eines Kompromisses Abstriche ein<strong>zu</strong>kalkulieren sind – die meist jährlichen Tarifverhandlungen<br />

in Deutschland verdeutlichen beispielhaft dieses Vorgehen. 48 Die Darstellung<br />

eines Minimalziels hätte von daher auch eher Verwunderung ausgelöst. Somit<br />

ist der hier skizzierte Entwurf als Diskussionsgrundlage und nicht als Urteil <strong>zu</strong><br />

verstehen. Abschließend sei angemerkt, dass selbst das für den Augenblick beste<br />

Konzept keine dauerhafte vollständige Sicherheit bieten wird. Diese Tatsache sollte<br />

jedoch, nicht <strong>zu</strong>letzt vor dem Hintergrund <strong>einer</strong> sinkenden Toleranzschwelle in der<br />

Bevölkerung gegenüber Schiffsunglücken (vgl. Kommission der EU, 27.9.2000: 2),<br />

kein Hinderungsgrund sein, mit der Einführung der MARES eine „glänzende soziale<br />

Problemlösung“ im Sinne <strong>einer</strong> allumfassenden Friedensstiftung (vgl. FAKKEL-<br />

Modell in Clausen, 1994: 26-50) für das Problem mangelnder Sicherheit auf See an<strong>zu</strong>streben,<br />

um künftig Bilder wie das Nachstehende nach Möglichkeit <strong>zu</strong> verhindern...<br />

48 Die „Lohnverhandlungen“ (in Großbritannien) sind für Dahrendorf eines der klassischen Beispiele<br />

des sozialen Konflikts, bei dessen Bewältigung sich beide Seiten als gleichberechtigte Partner ansehen<br />

und ihre Auseinanderset<strong>zu</strong>ng mit beiderseits akzeptierten Mitteln austragen. Zudem hegt kein Partner<br />

die Absicht, die jeweils andere Seite um der Beendigung des Konflikts willen <strong>zu</strong> vernichten. (vgl. Dahrendorf,<br />

1961: 125) Die Tarifrunde 2002 in der deutschen Metall- und Elektroindustrie war – ebenso<br />

wie die in der Bauindustrie – sowohl hinsichtlich der Forderung der Gewerkschaft als auch in Be<strong>zu</strong>g<br />

auf den gefundenen Kompromiss gerade<strong>zu</strong> exemplarisch für dieses Vorgehen.<br />

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