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Soziologische Vorüberlegungen zu einer europäischen Küstenwache

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jenen Kapitänen bieten, die sich bei der Bestimmung ihres Kurses auf veraltete Seekarten<br />

verlassen oder auf deren Gebrauch ganz verzichten, sodass der Weg – insbesondere<br />

für gefährliche oder viel befahrene Fahrwege – nur <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> Lotsenpflicht<br />

führen kann. Da eine Lotsenpflicht für internationale Gewässer ausschließlich auf<br />

der Ebene der IMO veranlasst werden kann, herrscht weitgehend das Prinzip der<br />

Freiwilligkeit vor, wie etwa für den Øresund oder das Hammerwasser. Auf ihrer 9.<br />

Konferenz kamen die Partner der Ostsee-Kooperation wegen des Widerstandes aus<br />

Polen und Russland nicht überein, im Konsens mit der IMO eine Lotsenpflicht für<br />

die Kadetrinne an<strong>zu</strong>streben. So bleibt es auch hier vorerst bei der entsprechenden<br />

Empfehlung, die allerdings große Resonanz findet. Eine noch stärkere Kontrolle<br />

geht von einem Überwachungssystem wie dem AIS sowie der Ausstattung von Schiffen<br />

mit den da<strong>zu</strong> notwendigen Transpondern aus. (siehe Kap. 3.3.1)<br />

Zukunftsweisend erscheint das Planspiel, das deutsche, dänische und schwedische<br />

Rettungskräfte im April 2002 im Lagezentrum des Amtes für Katastrophenschutz<br />

des Landes Schleswig-Holstein in Kiel gemeinsam durchführten. 44 Wesentliches<br />

Ziel dieses Planspiels war es, die jeweils unterschiedlichen Strukturen und Arbeitsweisen<br />

in den Nachbarländern kennen <strong>zu</strong> lernen. (vgl. Stü, 12.4.2002) Solange<br />

zwischen den Mitgliedsstaaten der EU keine einheitlich verbindlichen Kommunikationsstrukturen<br />

existieren, sind staatenübergreifende Übungen und Planspiele <strong>zu</strong>r<br />

Vermeidung der bitteren Erkenntnis, dass im Ernstfall eine Rettung durch mangelnde<br />

Übereinstimmung zwischen zwei Staaten behindert wurde, umso mehr von Nöten.<br />

Aber auch im Gesamtmosaik <strong>einer</strong> europäischen Küstenschutzstruktur werden<br />

Rettungsübungen und Planspiele aller Art ein unverzichtbarer Baustein bleiben.<br />

Die Art und die <strong>zu</strong>nehmende Häufigkeit solcher und anderer staatenübergreifender<br />

Maßnahmen kann als Indiz dafür gewertet werden, dass die Beteiligten durchaus<br />

an <strong>einer</strong> Verbesserung des sekundären Konflikts interessiert sind. Was eine im<br />

Sinne Dahrendorfs <strong>zu</strong>mindest vorübergehende Regelung des primären Konflikts an-<br />

44 Unter der Teilnahme von Vertretern Deutschlands, Dänemarks und Schwedens (Polen war nicht<br />

beteiligt) fanden im Lagezentrum des Landesamtes für Katastrophenschutz in Kiel zwei Planspiele für<br />

Rettungsaktionen infolge der Havarie <strong>einer</strong> Passagierfähre statt mit dem Ziel, die potenziellen Schwierigkeiten<br />

bei staatenübergreifenden Einsätzen <strong>zu</strong> erkennen. Langfristig sollen solche Planspiele – wie<br />

auch Übungen – die Koordinierung der unterschiedlichen Dienststellen verbessern helfen. Dieser<br />

Umstand ist gerade in der westlichen Ostsee von Bedeutung, da dieses Gewässer <strong>zu</strong>m einen durch<br />

dichten Schiffsverkehr (mit steigender Tendenz) und <strong>zu</strong>m Zweiten durch das nahe Beieinander mehrerer<br />

Staaten gekennzeichnet ist. (vgl. Landesamt für Katastrophenschutz)<br />

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