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Soziologische Vorüberlegungen zu einer europäischen Küstenwache

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5.1 Ist das Ziel näher als man glaubt?<br />

Bei genauerer Betrachtung drängt sich der Eindruck auf, dass eine Konfliktregelung<br />

längst realisiert sein könnte, wäre beispielsweise die Umset<strong>zu</strong>ng der von der<br />

Europäischen Kommission vorgeschlagenen Maßnahmen auf nationaler Ebene nicht<br />

von langwierigen Diskussionen begleitet, und nähme sie dadurch nicht so viel Zeit in<br />

Anspruch. Natürlich ist das plakativ und verkürzt formuliert, geht es hier doch um<br />

die im Sinne Dahrendorfs <strong>zu</strong>mindest vorübergehende Eindämmung grundlegender<br />

Konflikte, gemeint ist <strong>zu</strong>nächst der „Konflikt <strong>zu</strong> Lande“. Der „Konflikt <strong>zu</strong> Wasser“<br />

folgt jedoch unmittelbar; ist er doch das eigentliche Übel, das es reduzieren gilt, während<br />

der Eingren<strong>zu</strong>ng des sekundären Konflikts eine wegbereitende Funktion <strong>zu</strong>kommt.<br />

Solange jedoch eine rechtsverbindliche Umset<strong>zu</strong>ng der von der Europäischen<br />

Kommission ausgearbeiteten Maßnahmen auf sich warten lässt, muss man sich<br />

mit bescheideneren Mitteln der Zusammenarbeit begnügen. Trotzdem kann solcher<br />

Pragmatismus das eigentliche Ziel voranbringen.<br />

Ein Beispiel gemeinsamen Handelns war auf Bitten Frankreichs die Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />

des deutschen Mehrzweckschiffes MELLUM bei der Ölbekämpfung vor der<br />

Bretagne infolge des Untergangs der ERIKA. Im Gegen<strong>zu</strong>g bat der schleswigholsteinische<br />

Umweltminister die französische Regierung, dem Abkommen <strong>zu</strong>r Verschärfung<br />

des Haftungsrechts bei<strong>zu</strong>treten (vgl. MUNF, 14.1.2000). Im Februar 2000<br />

forderte Frankreich unter dem Eindruck der Havarie der ERIKA die Mitgliedsstaaten<br />

der EU auf, sich für eine verstärkte Überwachung der Schifffahrt ein<strong>zu</strong>setzen, um<br />

Havarien künftig besser vorbeugen <strong>zu</strong> können. Ferner kamen Frankreich und Großbritannien<br />

überein, die Schiffskontrollen im Ärmelkanal <strong>zu</strong> intensivieren und verstärkt<br />

Rettungsschlepper bereit<strong>zu</strong>stellen (vgl. dpa, 9.2.2001).<br />

Auch in der Kadetrinne wächst die staatenübergreifende Zusammenarbeit,<br />

wie etwa der gemeinsame Einsatz dänischer und deutscher Schiffe gemäß dem Den-<br />

Ger-Plan nach der Kollision des Frachters TERN mit dem Tanker BALTIC CARRIER<br />

im März 2001 zeigte. Während wetterbedingt in diesem Fall Dänemark der Leid Tragende<br />

war, wäre bei gegenläufiger Windrichtung der Nationalpark Vorpommersche<br />

Boddenlandschaft von Ölverschmut<strong>zu</strong>ngen betroffen gewesen – ein Szenario, das<br />

jederzeit eintreten kann. Die in der Kadetrinne vorgenommene Erneuerung der<br />

Kennzeichnung des Fahrwassers <strong>zu</strong> Beginn des Jahres 2002 dürfte sicherlich Abhilfe<br />

schaffen. Jedoch können solche Maßnahmen keine umfassende Sicherheit gegenüber<br />

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