18.06.2014 Aufrufe

Soziologische Vorüberlegungen zu einer europäischen Küstenwache

Soziologische Vorüberlegungen zu einer europäischen Küstenwache

Soziologische Vorüberlegungen zu einer europäischen Küstenwache

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Überlegungen Dahrendorfs, aber durch die Betonung der Kontingenz im Grunde<br />

ebenso an Luhmann. Letztlich ist aber entscheidend, dass aus der Sicht von Crozier<br />

und Friedberg jede Organisation ein Ergebnis sozialer Handlungsprozesse darstellt,<br />

und sich dem<strong>zu</strong>folge durchaus wandlungsfähig präsentiert und nicht ausschließlich<br />

statisch.<br />

Vor diesem Hintergrund sowie der Tatsache, dass individuelle Schwächen nie<br />

aus<strong>zu</strong>schließen sind, sollte beim organisatorischen Aufbau der MARES darauf geachtet<br />

werden, dass ihre Mitarbeiter – um der Effizienz der Organisation willen – nicht<br />

so leicht in unnötige Intrarollenkonflikte oder Interrollenkonflikte geraten. Gleiches<br />

gilt für organisatorisch bedingte Konflikte, wenn Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten<br />

nicht eindeutig abgesteckt sind. Umgekehrt ist vor einem Übermaß an Organisiertheit<br />

<strong>zu</strong> warnen, da Organisationen, wenn sie <strong>zu</strong> „aufgeblähten Apparaten“<br />

werden, gemäß dem parkinsonschen Gesetz „ineffizient arbeiten und an ihrer eigenen<br />

Kompliziertheit <strong>zu</strong>sammen<strong>zu</strong>brechen drohen“ (vgl. Brockhaus multimedial).<br />

Gleichsam wie ein Fazit <strong>zu</strong>m soziologisch-theoretischen Hintergrund der Organisationsanalyse<br />

liest sich die folgende Passage von Crozier und Friedberg: „Unabhängig<br />

davon, ob sie nun auf marxistischen oder liberalen Prämissen aufbauen,<br />

scheinen uns die meisten [...] Theorien des Wandels von Grund auf verfälscht <strong>zu</strong><br />

sein. Sie alle vermischen nämlich zwei nur schwer vereinbare Aussagen: <strong>einer</strong>seits<br />

funktionalistische Aussagen statischer Art und andererseits dynamische, auf die<br />

‚Notwendigkeiten‘ der Entwicklung bezogene Aussagen. Die ersteren sind relativ<br />

komplex und rigoros und erklären nur die Stabilität. Die letzteren sind viel vager,<br />

aber auch in der Polemik und in den politischen Auseinanderset<strong>zu</strong>ngen viel nützlicher.<br />

Sie beziehen ihre Überzeugungskraft im wesentlichen durch den Anschein, sie<br />

seien mit den ersteren verbunden, obwohl es zwischen beiden in Wirklichkeit überhaupt<br />

keine logische Verbindung gibt.“ (Crozier/Friedberg, 1979: 235) Diese Ausführungen<br />

lassen sich dahingehend interpretieren, dass ganz im Sinne Dahrendorfs<br />

weder konflikttheoretische Ansätze noch strukturalistische Ansätze für sich genommen<br />

hinreichende Erklärungen <strong>zu</strong> Organisationen und ihrem Verhältnis <strong>zu</strong>r jeweiligen<br />

Umwelt erlauben. Vielmehr bleibt es für jede Organisation unerlässlich, sich auf<br />

die Wellenbewegung zwischen Anpassung an die Umwelt und Selbstverwirklichung<br />

ein<strong>zu</strong>lassen. Insofern besteht – vor allem seit der systemtheoretischen Organisations-<br />

73

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!