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Soziologische Vorüberlegungen zu einer europäischen Küstenwache

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zwischen Umwelt und Organisation als eine Tauschbeziehung in Form <strong>einer</strong> wechselseitigen<br />

Interaktion charakterisieren (vgl. Crozier/Friedberg, 1979: 93). Hinsichtlich<br />

der Tauschbeziehungen sind die verschiedensten Formen denkbar, wie sie beispielsweise<br />

von Clausen (1978, Kap. 7 / ders. 1988, Kap. 4.2) erläutert werden. Insbesondere<br />

<strong>zu</strong>r Erreichung ihrer Ziele „muß jede Organisation [...] mit ihrer Umwelt<br />

in Verhandlungen eintreten“ (Crozier/Friedberg, 1979: 94/95). Damit ist im Grunde<br />

gemeint, dass seitens der Umwelt „besonders wichtige und nicht <strong>zu</strong> umgehende Ungewißheitsquellen“<br />

existieren, welche die Organisation „stets <strong>zu</strong> kontrollieren und <strong>zu</strong><br />

beherrschen suchen muß, um ihren Fortbestand und ihre Entwicklung <strong>zu</strong> gewährleisten“<br />

(ebenda). Gelingt es der Organisation nicht, sich in diesem fortlaufenden Spannungsverhältnis<br />

<strong>zu</strong> bewähren, gefährdet sie ihren Fortbestand. Hier offenbart sich<br />

eine Nahtstelle für den allmählichen Übergang von <strong>einer</strong> primär stabilitätsorientierten<br />

Sichtweise hin <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> eher konflikttheoretischen oder jedenfalls dynamischen Betrachtung.<br />

Das bedeutet, dass die Struktur der MARES <strong>einer</strong>seits so stabil <strong>zu</strong> gestalten<br />

ist, dass die von außen drängenden Konflikte nicht <strong>zu</strong> ihrem sofortigen Zerbrechen<br />

führen. Andererseits sollte die Struktur die erforderliche Flexibilität aufweisen,<br />

um auf Veränderungen reagieren <strong>zu</strong> können.<br />

Ein weiteres Spannungsfeld wirkt im Innern von Organisationen, da es k<strong>einer</strong><br />

Organisation gelingen kann, einen hundertprozentigen Zwang über ihre Akteure<br />

aus<strong>zu</strong>üben. Vielmehr verfügen die Akteure stets über ein gewisses Maß an eigenem<br />

Handlungsspielraum, innerhalb dessen sie auch Macht ausüben können – und zwar<br />

sowohl nach innen auf andere Mitglieder oder Gruppen der Organisation als auch<br />

nach außen. (vgl. a.a.O.: 56) Dem<strong>zu</strong>folge handelt kein Akteur ausschließlich uneigennützig<br />

und nur im Sinne der Organisation, sodass es für den Bestand <strong>einer</strong> Organisation<br />

unerlässlich scheint, diese internen und oftmals informellen Strukturen in<br />

einem gewissen Rahmen <strong>zu</strong> dulden, da sie von dem auch egoistisch motivierten Agieren<br />

der Mitglieder profitiert – <strong>zu</strong>mindest, solange es nicht destruktiv ist. Eine Organisation<br />

lässt sich nach Crozier und Friedberg (56) „als ein Gebilde von Konflikten“<br />

erklären und deren „Funktionsweise [als] das Ergebnis der Auseinanderset<strong>zu</strong>ngen<br />

zwischen den kontingenten, vielfältigen und divergierenden Rationalitäten relativ<br />

freier Akteure, die die <strong>zu</strong> ihrer Verfügung stehenden Machtquellen nutzen“ (a.a.O.:<br />

57) beschreiben. Diese Darstellung erinnert sehr stark an die konflikttheoretischen<br />

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