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Soziologische Vorüberlegungen zu einer europäischen Küstenwache

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die Furcht vor <strong>einer</strong> weiteren unübersehbaren Mammutbehörde nähren dürfte. Zur<br />

Deckung der laufenden Kosten sollte der Haushalt der EU herangezogen werden,<br />

sodass der finanzielle Bedarf der Küstenwache letztlich aus den Beitragszahlungen<br />

der Mitglieder gedeckt wird; <strong>zu</strong>sätzliche Haushaltsbelastungen sind möglichst <strong>zu</strong><br />

vermeiden, um die Akzeptanz <strong>einer</strong> europäischen Küstenwache <strong>zu</strong> erleichtern. Die<br />

internationale Schifffahrt in die finanzielle Pflicht <strong>zu</strong> nehmen, dürfte dagegen weit<br />

schwieriger sein. Entsprechende Maßnahmen könnten allenfalls auf Zwang beruhen<br />

und dürften die ohnehin <strong>zu</strong> erwartenden Ressentiments der Schifffahrt gegenüber<br />

<strong>einer</strong> europäischen Küstenwache noch verstärken, sodass hier eine gewisse Vorsicht<br />

angebracht ist. Im konkreten Havariefall ist jedoch aus zwei Gründen eine Stärkung<br />

des Verursacherprinzips an<strong>zu</strong>streben. Zum einen sollen die öffentlichen Haushalte<br />

von den gegebenenfalls hohen Folgekosten <strong>einer</strong> Havarie so weit wie möglich verschont<br />

bleiben; <strong>zu</strong>m Zweiten gilt es auf diese Weise, das Verantwortungsbewusstsein<br />

seitens der Schädiger <strong>zu</strong> schärfen.<br />

4.3 Organisationen – ein Gegenstand der Soziologie<br />

Vor dem Hintergrund, dass das Ziel der Überlegungen in der Gestaltung <strong>einer</strong> neuen<br />

Organisation 40 liegt, soll in diesem Kapitel der Tatsache Rechnung getragen werden,<br />

dass Organisationen als Gegenstand <strong>einer</strong> speziellen Soziologie eine große Rolle spielen.<br />

Die Hoffnung auf einen einheitlichen Erklärungsansatz in der Organisationssoziologie<br />

wird jedoch schnell enttäuscht. Entsprechend der Vielfalt soziologischer<br />

Theorien existieren unterschiedliche Herangehensweisen an das allgegenwärtige Phänomen<br />

der Organisation. Die theoretischen Ansätze reichen von dem Ansatz der<br />

wissenschaftlichen Betriebsführung Frederick Taylors über die aus den Hawthorne-<br />

Experimenten resultierende Human-Relations-Theorie von Elton Mayo, der strukturell-funktionalen<br />

Theorie von Talcott Parsons sowie systemtheoretischen Überlegungen<br />

bis hin <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> eher konflikttheoretisch beeinflussten Betrachtung von Michel<br />

Crozier und Erhard Friedberg. Weitere Denkansätze ließen sich finden. Im Folgenden<br />

soll auf die strukturell-funktionale Theorie sowie auf den eher konflikttheoretisch<br />

geprägten Ansatz von Crozier und Friedberg eingegangen werden.<br />

40 „Eine Organisation ist ein soziales System mit überdurchschnittlich spezifizierter Zielbestimmung<br />

und überdurchschnittlich spezifizierter Struktur.“ (Endruweit, 1981: 17/18) Diese Erläuterung ist vor<br />

dem Hintergrund eines weit gefassten Geltungsanspruchs sehr allgemein gehalten.<br />

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