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Soziologische Vorüberlegungen zu einer europäischen Küstenwache

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4.2.4 Eine europäische Küstenwache und ihre Finanzierung<br />

Die Frage der Kosten <strong>einer</strong> europäischen Küstenwache ist unausweichlich<br />

verknüpft mit dem wahrgenommenen Nutzen <strong>einer</strong> solchen Einrichtung. Der maßgebliche<br />

Faktor liegt dabei in der Risikowahrnehmung gegenüber Schiffshavarien.<br />

Eine Havarie ist ein potenziell mögliches Ereignis, für dessen Eintreten sowie dessen<br />

nachfolgender Schäden nur Wahrscheinlichkeitsaussagen denkbar sind. Dies mag<br />

angesichts der absoluten Häufigkeit schwerer Havarien <strong>zu</strong> der Annahme verleiten,<br />

dass eine solches Ereignis nicht all<strong>zu</strong> bedrohlich sei. Selbstverständlich ist eine Havarie<br />

kein zwingendes Ereignis, aber gerade die Aspekte der primären Konfliktebene<br />

steigern das entsprechende Risiko. Und die mit <strong>einer</strong> (anthropogen begünstigten?)<br />

Erwärmung der Atmosphäre einhergehende <strong>zu</strong>nehmende Zahl von Stürmen oder gar<br />

Orkanen in Europa hebt das ohnehin vorhandene, anthropogen verursachte Gefahrenpotenzial<br />

der primären Ebene <strong>zu</strong>sätzlich an. In der Debatte um die eventuellen<br />

Kosten <strong>einer</strong> europäischen Küstenwache dürfte die Frage der Wahrnehmung von<br />

denkbaren Schäden und der <strong>zu</strong>gehörigen Wahrscheinlichkeit dahingehend eine entscheidende<br />

Rolle spielen, ob es sich für die beteiligten Staaten nicht langfristig als<br />

ökonomischer erweist, in eine funktionierende Prävention <strong>zu</strong> investieren, anstatt im<br />

Falle eines Schadens die Kosten für dessen nachträgliche Beseitigung <strong>zu</strong> tragen (vgl.<br />

UEK: 75). 39 Ein umfassendes Sicherheitskonzept bekommt daher den Charakter<br />

<strong>einer</strong> spezifischen Versicherung vor den Folgen von Schiffshavarien.<br />

Neben den vorangestellten Überlegungen sollte bei der konkreten Finanzierung<br />

bedacht werden, dass in den Mitgliedsstaaten bereits jetzt Ausgaben für ein maritimes<br />

Rettungswesen anfallen, sodass sich die Beiträge <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> europäischen Organisation<br />

relativieren dürften. Das trifft insbesondere auf die ELG-Variante <strong>zu</strong>, da<br />

dieses Konzept im Wesentlichen auf <strong>einer</strong> Verbesserung der Organisationsstruktur<br />

unter weit gehender Einbindung existierender Kräfte fußt, was jedoch gezielte Aufstockungen<br />

nicht ausschließt. Im Falle <strong>einer</strong> MARES ist damit <strong>zu</strong> rechnen, dass die<br />

Bereitschaft <strong>zu</strong>r Finanzierung <strong>zu</strong>rückhaltender ausfallen dürfte, da sie mancherorts<br />

39 An dieser Stelle fällt der Blick auf ein typisches Problem des Katastrophenschutzes im Allgemeinen<br />

– an die Akzeptanz der Kosten für Präventionsmaßnahmen. Hier sieht sich insbesondere die Politik<br />

vor dem Problem, wie sie den Wählern (und der Opposition) diese Ausgaben vermitteln soll – <strong>zu</strong>mal<br />

vor dem Hintergrund knapper öffentlicher Mittel. Dieses Unterfangen wird umso schwerer, wenn die<br />

Maßnahmen der Prävention durch ausbleibende Schäden scheinbar überflüssig werden. Spätestens<br />

dann wird in den Ausgaben für den Katastrophenschutz ein willkommenes Einsparungspotenzial<br />

gesehen. Dieses Denken geht so lange gut, bis ein Schadensereignis eintritt und man sich gewünscht<br />

hätte, durch eine entsprechende Prävention besser vorbereitet <strong>zu</strong> sein.<br />

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