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Soziologische Vorüberlegungen zu einer europäischen Küstenwache

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„[D]ie permanente Aufgabe, der Sinn und die Konsequenz sozialer Konflikte liegt<br />

darin, den Wandel globaler Gesellschaften und ihrer Teile aufrecht<strong>zu</strong>erhalten und <strong>zu</strong><br />

fördern“. (Dahrendorf, 1961: 124) Abweichend von Marx sieht Dahrendorf das Ziel<br />

eines Konfliktes nicht als im Vorhinein determiniert an, da ein Klassenkonflikt nicht<br />

notwendigerweise voraussetze, „daß dieser einem ‚unvermeidlichen‘ Prozeß der Zuspit<strong>zu</strong>ng<br />

bis <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> revolutionären Explosion unterliegt“ (Dahrendorf, 1957: 134).<br />

Zugleich wendet er sich gegen Marx´ Reduktion sozialer Konflikte auf die alleinige<br />

Frage von Besitzverhältnissen (vgl. Kiss, 1977: 223). Dahrendorf sieht vielmehr eine<br />

Vielfalt von Faktoren, die für sozialen Wandel verantwortlich seien. Gabor Kiss<br />

nennt in Anlehnung an Dahrendorf die technische Entwicklung, den Kampf um<br />

Positionen, eine Vielfalt denkbarer Handlungsmöglichkeiten sowie soziale Ungleichheit.<br />

Folgt man in diesem Punkt Michel Crozier und Erhard Friedberg (vgl.: 1979:<br />

275/276), scheinen sich hinter all diesen Faktoren mehr oder weniger ausgeprägte<br />

Machtbeziehungen <strong>zu</strong> verbergen, die maßgeblich für jede Form des Wandels sind,<br />

wobei diese Machtbeziehungen und die aus ihnen resultierenden Konflikte ein unvermeidbares<br />

Element der Gesellschaft bilden. So schließt sich der gedankliche Kreis<br />

<strong>zu</strong> Dahrendorf, in dessen Konflikttheorie die Macht eine zentrale Rolle spielt. Dennoch<br />

setze der Konflikt nach Dahrendorf grundsätzlich Gemeinsamkeiten zwischen<br />

den Konfliktpartnern voraus bzw. er schaffe sie, wobei soziale Bezüge zwischen den<br />

Kontrahenten erforderlich seien; ohne sie sei eine rationale Auseinanderset<strong>zu</strong>ng nicht<br />

denkbar. (vgl. Dahrendorf, 1961: 123) Dieser Gedanke leitet über <strong>zu</strong> der für Dahrendorf<br />

so zentralen strukturellen Bedingtheit sozialer Konflikte: „Wenn hier von<br />

Konflikten die Rede ist, so sind damit alle strukturell erzeugten Gegensatzbeziehungen<br />

von Normen und Erwartungen, Institutionen und Gruppen gemeint. Entgegen<br />

dem Sprachgebrauch müssen diese Konflikte keineswegs gewaltsam sein. Sie können<br />

latent oder manifest, friedlich oder heftig, milde oder intensiv auftreten.“ (a.a.O.:<br />

125) Damit einher gehen die auf Konsens fußenden Mechanismen <strong>zu</strong> deren (vorübergehender)<br />

Begren<strong>zu</strong>ng, auf denen letztlich die progressive Kraft von Konflikten<br />

beruht. „Wo Konflikte anerkannt und geregelt werden, ist der Prozeß des Wandels<br />

als allmähliche Entwicklung erhalten. Immer aber liegt in sozialen Konflikten eine<br />

hervorragende schöpferische Kraft von Gesellschaften.“ (ebenda) Besonders bedeutsam<br />

ist freilich, dass Konfliktregelungen stets „auf rationaler Übereinkunft“<br />

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