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Soziologische Vorüberlegungen zu einer europäischen Küstenwache

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en des Küstenschutzes laut. Im Vergleich der Debatten diesseits und jenseits der<br />

Grenze zeichneten sich durchaus Parallelen ab – sowohl in zentralen Konflikten wie<br />

im strukturellen Bereich.<br />

So forderten dänische Schifffahrtsexperten „die Einrichtung <strong>einer</strong> staatlichen<br />

Notbereitschaft [...], um Umweltkatastrophen wie nach der Havarie des Holz-<br />

Frachters PALLAS <strong>zu</strong> verhindern“ (actueel nieuws, 14.1.1999). An gleicher Stelle wird<br />

folgende Äußerung des Kapitäns des in Esbjerg stationierten Rettungsschiffes<br />

NORDSØEN zitiert: „Wenn wir eine solche Bereitschaft hätten, wäre die PALLAS<br />

wahrscheinlich rechtzeitig ins offene Meer geschleppt worden. Bis jetzt nimmt sich<br />

niemand herrenloser Schiffe an.“ (ebenda) Diese Feststellung deckt sich mit der<br />

Kritik Steenblocks an fehlenden dänischen Schlepperkapazitäten, aber auch an fehlender<br />

Handhabe in solchen Situationen. Der damalige Bürgermeister der Nordseeinsel<br />

Fanø, Kjeld Nielsen, merkte in einem dänischen TV-Beitrag an, dass es sehr dem<br />

Zufall überlassen werde, ob in einem Fall wie der PALLAS eingegriffen werde oder<br />

nicht. Als Grund für dieses Verhaltens führte Nielsen die in der heutigen Seefahrt<br />

gängige Praxis der „undurchsichtigen Eigner-Konstruktionen“ mit „wenig Kapital im<br />

Rücken“ an. Weiter wird Nielsen wie folgt zitiert: „Da hat niemand Lust ein<strong>zu</strong>greifen,<br />

ehe es gar nicht mehr anders geht.“ (ebenda)<br />

Der damalige Folketing-Abgeordnete Peter Skårup trug diese Forderungen an<br />

die Arbeitsministerin (spørgsmål nr. S 812, 28.12.1998) 2 und an den Verteidigungsminister<br />

(spørgsmål nr. S 813, 28.12.1998) heran. Dabei stand im Vordergrund, ob<br />

das Søværnets Operative Kommando (SOK) – das Operationskommando der Marine<br />

– die Befugnis erhalten solle, führerlose Schiffe ab<strong>zu</strong>schleppen, um deren Stranden<br />

<strong>zu</strong> verhindern. Mit dem Aspekt der Versicherungspflicht für alle in dänischen<br />

Hoheitsgewässern fahrenden Schiffe wandte sich Skårup an die Arbeitsministerin.<br />

Eine solche Versicherung solle da<strong>zu</strong> dienen, im Fall <strong>einer</strong> Havarie die Bergungskosten<br />

– <strong>zu</strong>mindest <strong>zu</strong> einem Teil – <strong>zu</strong> decken, um damit nicht die öffentlichen Kassen<br />

<strong>zu</strong> belasten und die Reeder stärker in die Verantwortung <strong>zu</strong> nehmen. (vgl. Folketinget,<br />

1998: S 812) Da<strong>zu</strong> erläuterte der frühere Verteidigungsminister Hans Hækkerup,<br />

dass das SOK im Namen des Verteidigungsministeriums die Verantwortung für den<br />

2 Mit den § 20 Fragen (spørgsmål (dänisch) = Frage) können Abgeordnete des Folketing Auskunft<br />

von der Regierung einholen.<br />

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