Wissenschaft fÃ¼r die Praxis - Sparkassen-Finanzgruppe eV

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WISSENSCHAFT VOR ORT Bonner Akademischer Sommer am 26./27. Mai 2011 Globalisierung und Gerechtigkeit Den Herausforderungen der Zukunft begegnen Im Umfeld tief greifender Umbrüche in den globalen Wirtschafts- und Finanzsystemen fand der diesjährige „Bonner Akademische Sommer“ statt. Veranstaltet in Kooperation der Wissenschaftsförderung der Sparkassen-Finanzgruppe e.V., der Deutschen Sparkassenakademie und der Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe – University of Applied Sciences –, rückten in dieser wissenschaftlichen Vortrags- und Diskussionsreihe drängende Fragen zur Zukunftsgestaltung in den Fokus. Die Moderatorin der Veranstaltung, Bärbel Kaatz, Wissenschaftsförderung der Sparkassen-Finanzgruppe e.V., konnte mehr als 160 Teilnehmer in der Aula des Sparkassenhauses in Bonn willkommen heißen. In seiner Begrüßung setzte das Geschäftführende Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Werner Netzel, erste Akzente einer Veranstaltung, die traditionell dem fachlichen Diskurs zwischen den Mitarbeitenden aus der Sparkassen-Finanzgruppe und Repräsentanten aus der Wissenschaft gewidmet ist. Netzel skizzierte die aktuelle Lage und die Herausforderungen, vor denen die Sparkassen-Finanzgruppe steht. Er stellte fest, dass die Sparkassen mit ihrem soliden Geschäftsmodell sowohl in Krisenzeiten als auch im derzeitigen Aufschwung Erfolg haben. Im Wettbewerb geht es darum, mit hervorragenden Leistungen, bester Servicequalität und fairen Preisen neue Kunden zu gewinnen und bestehende Kunden be zie hungen zu erhalten. Für Netzel war das vorangegangene Jahr wiederum geprägt von zahlreichen Gesetzesinitiativen und einer sich abzeichnenden weiteren Zunahme staatlicher Regulierung. In dieser Regulierungswelle sieht er eine zunehmende Belastung für die Geschäftstätigkeit der Sparkassen. Mit Basel III, der Bankenabgabe, der geplanten Neufassung der EU-Einlagensicherungsrichtlinie sowie dem „Gesetz zur Stär kung des Anlegerschut- In seiner Begrüßung skizzierte Werner Netzel, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, die Herausforderungen, vor denen die Sparkassen-Finanzgruppe in Zukunft steht. 8 Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 72
WISSENSCHAFT VOR ORT zes und Verbesserung der Funktions fähigkeit des Kapitalmarktes“ kommen einschneidende und kostenintensive Veränderungen auf die Kreditinstitute zu. Um den globalen Herausforderungen auch im lokalen Handeln erfolgreich zu begegnen, bedarf es schlüssiger Antworten auf die drängenden wirtschaftlichen, sozialen und demografischen Fragen – und daraus folgend auch einer intelligenten Personalpolitik, um mit gut ausgebildeten Leistungsträgern die gewachsene Unternehmenskultur zukunftsgerecht auszugestalten und weiter zu entwickeln. Mit den drei Säulen des Aus- und Weiterbildungsangebotes, dem Lehrinstitut, der Sparkassen-Hochschule und der Eberle-Butschkau- Stiftung (EBuSti), verfügt die Sparkassen- Finanzgruppe über ein breit gefächertes Instrumentarium, das eine Qualifizierung von künftigen Führungskräften auf allen Ebenen auf höchstem Niveau garantiere und dabei die Sicherung des „genetischen Codes“ der Sparkassen auch für die Zukunft sicherstellt, hob Netzel hervor. Den viel beachteten Eröffnungsvortrag hielt Prof. Dr. Dirk Messner, Direktor des Instituts für Entwicklungspolitik (DIE), Bonn, zum Thema „Globalisierung und Gerechtigkeit“. Messner beleuchtete und beantwortete die Frage, ob die Entwicklungsländer die ökonomischen und politischen Verlierer der Globalisierung sind. Dabei ging er näher auf den Zusammenhang zwischen Globalisierung und Einkommensverteilung ein. Er stellte eindrucksvoll die Zusammenhänge zwischen Gerechtigkeit, Ressourcenknappheit und den Grenzen des gesamten Erdsystems dar. Insbesondere schilderte er die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserreserven der Erde sowie die Bodendegradierung, die in der Zukunft erschreckende Ausmaße annehmen wird. Am Schluss seines Vortrags problematisierte er den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Gerechtigkeit: Gerechtigkeit zwischen Hoch- und Niedrigemissionsländern, zwischen den Generationen und einzelnen Gesellschaften. Als Lösung stellte er eine vom DIE entwickelte Klimaformel vor, um nationale Emissionsbudgets möglichst gerecht zu berechnen. Mit dem „Private Banking als Werttreiber für Sparkassen“ beschäftigte sich Stephan Bruhn, Vorstandsmitglied der Frankfurter Sparkasse. Nach einer kurzen Definition und Abgrenzung der Zielgruppe stellte er dabei die Frage nach den monetären Aspekten, der Qua- lität des Private Banking, dem Markenkern sowie den Erfordernissen des Personalmarketings. Bei der Frankfurter Sparkasse werden, so Bruhn, mit 10 % aller Privatkunden 40% der Bruttoerträge im Geschäftsfeld generiert. Dabei stellte er besonders heraus, welche Bedeutung die Finanzierung des Immobilienvermögens als Ertragsfaktor in diesem Segment darstellt. Um ein hochwertiges Private Banking anbieten zu können, sind beachtliche Basisinvestitionen erforderlich: Personalqualität, Technik und andere Know-how unterstützende Bereiche. Doch ist jede Sparkasse in der Lage, mithilfe von vier Umsetzungsmodellen des DSGV ein funktionierendes Private Banking anzubieten. Bruhn zufolge bestehen die Herausforderungen der Zukunft in sinkenden Margen aufgrund des Trends zu einfachen transparenten Produkten, steigender Kosten in den Bereichen Know-how und Research aufgrund der steigenden Dokumentationsanforderungen. Hinzu kommen die aufsichtsrechtlichen Anforderungen – und das alles bei einem Trend zu neuen Beratungs- und Preismodellen. Gleichwohl ist Bruhn davon überzeugt, dass ein gut durchdachter Private-Banking- Auftritt ein signifikanter Werttreiber für die einzelne Sparkasse ist, aber auch ein qualitativ wichtiger Bestandteil der Markenbildung und Entwicklung der Marke „Sparkasse“. Die Präsenz vor Ort ist heute wichtiger als früher. Darin sieht er klare Wettbewerbsvorteile für die Sparkassen. Den Schlusspunkt setzte der Gesundheitswissenschaftler Prof. Dr. Peter Axt mit seinem provokanten Vortragstitel: „Leben Faule länger?“ Die meisten Menschen möchten lange leben und dabei gesund bleiben. Aber wie kann man das erreichen? Dieser Frage ging Axt nach und stellte dabei zunächst die schon 1908 entwickelte Stoffwechseltheorie des deutschen Physiologen Max Rubner vor: Die Lebensdauer von Tieren (und Menschen) wird durch die Aktivität des Stoffwechsels begrenzt. Daher empfiehlt Axt jedem, der lange leben möchte, seinen Energieverbrauch zu drosseln. Die Empfehlungen von Axt lauteten kurz zusammengefasst: Moderate Bewegung – 30 Minuten am Tag und ein wenig Gymnastik reichen aus –, wenig essen und ausreichend lange schlafen. Den zweiten Tagungstag eröffnete Prof. Dr. Horst Gischer, Universität Magdeburg, mit seinem Vortrag „Artenvielfalt bei Bankensystemen“. Nachdem er den Begriff „Artenvielfalt“ mit einem Ausflug in die Biologie klärte, ging Prof. Dr. Dirk Messner Stephan Bruhn Prof. Dr. Horst Gischer Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 72 9
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