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8 TAG DER WISSENSCHAFT Wissenschaft für die Praxis Mitteilungen 56 von Mitarbeitern erst dann, wenn ein hoher Marktwert erzielt werden kann sowie das gleichzeitige Angebot finanzieller Anreize zum Verbleib im Unternehmen. Denkbar sind u. a. unternehmens- bzw. konzerninterne Zeitarbeitsgesellschaften, Umschulungsund Fortbildungsprogramme sowie die Unterstützung von Qualifizierungen. Der zweite wichtige Baustein des heutigen Personalmanagements liegt in der unmittelbaren Reduktion der Personalkosten. Dabei geht es einerseits um die Senkung der Kosten durch die Mitarbeiter, zum Beispiel durch Verzichte beim Fixgehalt oder Kürzung variabler Gehaltsbestandteile sowie andererseits um die Mitarbeiterreduktion durch echte Freistellungen. Dabei sind nach den Kriterien „Umsetzbarkeit in der Praxis“ und „Kostenauswirkung“ unterschiedliche Bewertungen vorzunehmen. Bei allen Maßnahmen des Personalmanagements werden spezifische unternehmensindividuelle Lösungen gefragt sein. Nach einer Einführung von Dr. Dieter Rohrmeier, Leiter der Deutschen Sparkassenakademie, stellte Professor Dr. Stephan Paul, Universität Bochum, mit dem Thema „Finanzdienstleistungen im Lebenszyklus von Firmenkunden“ ein mögliches ganzheitliches Betreuungskonzept für Firmenkunden vor. In Analogie zum Lebensphasenkonzept bei Privatkunden sollen auch Unternehmenslebenszyklen identifiziert und systematisiert werden. Wäre dies in der Praxis möglich, könnte es zum besseren Erkennen der finanziellen Bedürfnisse von Firmenkunden in Abhängigkeit von ihrer jeweiligen Entwicklungsphase und zur Entwicklung passgenauerer Finanzdienstleistungen führen. Allerdings wird es im Vergleich Professor Dr. Axel A. Weber zum Privatkunden („Von der Wiege bis zur Bahre ...“) im Unternehmenslebenszyklus keinen ausgeprägten idealtypischen Verlauf geben. Ob solche Zyklen (Gründung/Einführung, Wachstum, Reife, Niedergang/Degeneration) identifiziert werden können, wird anhand von Kennzahlen wie Cash- Flow überprüft, deren Wachstumsraten berechnet werden. Betrachtet man den zeitlichen Verlauf der Wachstumsraten des Cash-Flow, lassen sich aus den bisherigen empirischen Daten von Unternehmen bestimmte Grundverlaufstypen identifizieren: Zu unterscheiden ist der M-Typ, der W-Typ und der L-Typ. Die an die Chartanalyse von Finanzinstrumenten erinnernde Betrachtungsweise ermöglicht es jedoch noch nicht, die Unternehmen in einen idealtypischen Zyklus einzugruppieren. Damit reicht die Analyse der aus Bilanzdaten gewonnenen Zeitreihen für die Entwicklung eines Lebenszykluskonzepts nicht aus. Vielmehr werden auch qualitative Daten, z. B. aus Ratingverfahren, benötigt. Eine wichtige Anforderung an ein künftiges Lebenszykluskonzept liegt darin, das Wissen von Firmenkundenbetreuern möglichst einfach und nachvollziehbar sowie systematisch abzubilden. Das noch nicht abgeschlossene Projekt des Lehrstuhls für die Wissenschaftsförderung wird sich dieser Thematik, auch auf der Grundlage zusätzlicher empirischer Daten, weiter widmen. Zum Abschluss baten die Veranstalter Professor Dr. Axel A. Weber, Universität zu Köln, auf das Podium. Professor Weber ist Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, der jedes Jahr im Herbst über die Prognose der gesamtwirtschaftlichen Lage hinaus viel beachtete Analysen und Diagnosen wirtschafts- und sozialpolitischer Probleme bietet. Dass die Vorschläge des Sachverständigenrats in der Politik durchaus Gehör finden, konnte Professor Weber anhand der „20 Punkte für Beschäftigung und Wachstum“ belegen, die etwa zur Hälfte in die Agenda 2010 der Bundesregierung aufgenommen wurden. Im Anschluss diskutierte Professor Weber mit Hartmut Forndran und Klaus Krummrich von der Wissenschaftsförderung unter reger Beteiligung des Auditoriums die Frage, wann und unter welchen Voraussetzungen es wieder zu einem Wirtschaftsaufschwung kommen kann. Professor Weber erläuterte, dass Deutschland bei den wesentlichen Wirtschaftsindikatoren deutlich hinter andere OECD- Länder zurückgefallen ist. Hauptgrund sind die Folgekosten der Wiedervereinigung, insbesondere aus der Finanzierung der Transfersysteme, die fast 50 Prozent des Unterschieds in der Wachstumsrate zu anderen Ländern ausmachen. Der Finanzpolitik verbleibt vor diesem Hintergrund kein
Mitteilungen 56 Wissenschaft für die Praxis TAG DER WISSENSCHAFT 9 Spielraum. Vielmehr müssen Staatsausgaben verringert, Steuersätze und staatliche Verschuldung gesenkt werden. Änderungen sind nur über Strukturreformen möglich, die jedoch erst langfristig wirken und eine gewisse Wachstumsdynamik voraussetzen. Eine besondere Rolle spielt dabei das Beschäftigungsproblem. Mit Blick auf die Bevölkerungsdynamik ist es unumgänglich, die so genannten Anspruchslöhne zu reduzieren und das Renteneintrittsalter zu erhöhen. Nicht die wöchentliche Arbeitszeit, sondern die Lebensarbeitszeit muss bei dieser Diskussion im Vordergrund stehen. Professor Weber räumte ein, dass die genannten Themenfelder innerhalb des Sachverständigenrats durchaus konträr diskutiert werden. Er verdeutlichte in diesem Zusammenhang, dass der Sachverständigenrat entgegen der in der Öffentlichkeit weit verbreiteten Meinung keine konkreten Handlungsempfehlungen geben darf. Aufgabe ist allein die Politikberatung. Abschließend formulierte Professor Weber die wesentlichen wirtschaftlichen Herausforderungen für die nächsten zehn Jahre: Wie verkraften die Arbeitsmärkte die EU-Osterweiterung? Wie kann Deutschland im europäischen Einigungsprozess die eigene Identität wahren? Mit Blick auf die letzte Frage empfiehlt Professor Weber eine möglichst aktive Rolle Deutschlands, um den unvermeidlichen europäischen Integrationsprozess erfolgreich mitzugestalten. Der „Tag der Wissenschaft“ hat gezeigt, dass sich Wissenschaftler heute mehr denn je mit praxisrelevanten Problemen beschäftigen und Lösungen anbieten. Im nächsten Jahr wird der Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis, dann auch unter Beteiligung der Hochschule der Sparkassen- Finanzgruppe, weitergeführt werden. KK/wor/Zg Wir gratulieren ... Bibliothek: Deutscher Sparkassen- und Giroverband e.V. Kaiserstraße 221 53113 Bonn Öffnungszeiten: Mo–Do 9.00–17.00 Uhr Fr 9.00–15.00 Uhr Telefon: (02 28) 2 04-5 26 od. -5 27 Telefax: (02 28) 2 04-7 04 Bibliotheks-Katalog (OPAC) per Internet über: www.s-wissenschaft.de Herrn Professor Dr. Dr.h.c. Hans-Jacob Krümmel, Universität Bonn, der am 22. Oktober 2003 sein 75. Lebensjahr vollendete. Über die erfolgreiche wissenschaftliche Laufbahn als Hochschullehrer hinaus ist Professor Krümmel der Sparkassen-Finanzgruppe auf vielfältige Weise verbunden. Fünfzehn Jahre lang leitete er als Direktor das Institut für das Spar-, Giro- und Kreditwesen an der Universität Bonn, das von der Sparkassen-Wissenschaftsförderung unterstützt wurde. Viele hundert angehende Sparkassen-Führungskräfte haben Professor Krümmel als Dozent am Lehrinstitut der Deutschen Sparkassenakademie erlebt. Des Weiteren zu erwähnen ist Professor Krümmels Engagement als langjähriger Mitherausgeber der Zeitschrift „KREDIT und KAPITAL“ und der Buchreihe „Untersuchungen über das Spar-, Giro- und Kreditwesen“. Wir gratulieren sehr herzlich und wünschen ihm weiterhin Kraft und Muße für seine vielfältigen persönlichen Aktivitäten.
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