Wissenschaft für die Praxis - Sparkassen-Finanzgruppe eV
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26 VERANSTALTUNGEN<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />
Dr. Thorsten Wehber<br />
<strong>Sparkassen</strong>historisches Symposium 2003<br />
„Der Vorsorgegedanke im Wandel“<br />
Zum <strong>Sparkassen</strong>historischen Symposium<br />
2003 konnten <strong>die</strong> <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong> e.V. und ihr <strong>die</strong>sjähriger<br />
Kooperationspartner, <strong>die</strong> Kreissparkasse<br />
Köln, am 22. und 23. September<br />
2003 in Köln wieder zahlreiche<br />
<strong>Wissenschaft</strong>ler und Praktiker<br />
aus der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
begrüßen. Mit „Der Vorsorgegedanke<br />
im Wandel“ stand ein Thema auf der<br />
Tagesordnung, das – wie Christoph<br />
Schulz, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />
des DSGV, in seiner<br />
Begrüßung hervorhob – <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong><br />
seit ihren Anfängen begleitet<br />
und zugleich hoch aktuell ist.<br />
Zu Beginn gab Prof. Dr. Peter Borscheid<br />
(Marburg) einen Überblick<br />
über <strong>die</strong> Entwicklung der Altersvorsorge<br />
und der Lebensversicherung in<br />
Deutschland bis 1945. Er zeigte auf,<br />
wie sich <strong>die</strong> Instrumente der Alterssicherung<br />
im Übergang von der Agrarzur<br />
Industriegesellschaft veränderten<br />
und der direkte, persönliche Beistand,<br />
z. B. im Familienverband, zugunsten<br />
anderer Formen der Unterstützung<br />
allmählich in den Hintergrund trat.<br />
Die Lebensversicherung entwickelte<br />
sich erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
zu einem Vorsorgeprodukt für<br />
<strong>die</strong> breite Bevölkerung, und erst nach<br />
dem Ersten Weltkrieg gelang es den<br />
<strong>Sparkassen</strong>, in <strong>die</strong>sem Geschäft Fuß<br />
zu fassen. Da sowohl <strong>die</strong> Inflation der<br />
1920er-Jahre als auch der Zweite<br />
Weltkrieg <strong>die</strong> Versicherungsnehmer<br />
faktisch enteignete, stand am Ende<br />
des Vortrags das Fazit, dass sich der<br />
Staat in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
als das größte Sicherheitsrisiko<br />
beim Aufbau einer privaten<br />
Altersvorsorge erwiesen hat.<br />
Im Anschluss stellte Prof. Dr. Heinz<br />
Lampert (Augsburg) <strong>die</strong> sich wandelnden<br />
Leitbilder der staatlichen<br />
Altersvorsorge seit der Einführung<br />
der Bismarckschen Sozialgesetze vor.<br />
Anspruch, Umfang und Leistungen<br />
der Altersvorsorge haben sich seitdem<br />
durch <strong>die</strong> Entwicklung der Rahmenbedingungen<br />
stark verändert.<br />
Dazu gehören <strong>die</strong> längere Lebenserwartung,<br />
<strong>die</strong> Änderung des Geburtenverhaltens,<br />
der Wandel in der<br />
Erwerbsstruktur ebenso wie Veränderungen<br />
im Rentenzugangsalter. Die<br />
Einführung der dynamisierten Rente<br />
1957 hatte besonders weitreichende<br />
Folgen, denn sie bedeutete <strong>die</strong> Abkehr<br />
vom Prinzip der Existenzsicherung im<br />
Alter hin zum Prinzip der Beteiligung<br />
der Rentner am gesamtgesellschaftlichen<br />
Einkommenszuwachs. Während<br />
sich das staatliche Leitbild der Altersvorsorge<br />
gegenwärtig in Richtung<br />
einer Stärkung der privaten und<br />
betrieblichen Vorsorge entwickelt,<br />
haben sich <strong>die</strong> dominierenden individuellen<br />
Leitbilder noch nicht verändert.<br />
Die Bereitschaft, für das Alter<br />
vorzusorgen, ist in der Bevölkerung<br />
noch immer gering verbreitet. Hier ist<br />
ein Bewusstseinswandel erforderlich,<br />
da <strong>die</strong> gesetzliche Rente immer weniger<br />
ausreichen wird, den Lebensstandard<br />
im Alter zu sichern.<br />
Blick in das Auditorium<br />
Im Mittelpunkt des Vortrages von<br />
Prof. Dr. Heinrich R. Schradin (Köln)<br />
über „Allfinanz und Vorsorge“ stand<br />
ein Renditevergleich zwischen der<br />
Kapitallebensversicherung und Investmentfondszertifikaten<br />
als alternativen<br />
Vorsorgeprodukten. Ausdrücklich<br />
begrenzte der Referent<br />
seine Untersuchung auf <strong>die</strong> Jahre<br />
1980 bis 2001 und blendete damit <strong>die</strong><br />
aktuellen Probleme am Aktienmarkt<br />
aus. In der Analyseperiode erwies sich<br />
demnach <strong>die</strong> Lebensversicherung hinsichtlich<br />
des Rendite-Risiko-Profils<br />
gegenüber Aktien- und Rentenfonds<br />
als überlegen. Vorteile bietet das Produkt<br />
„Lebensversicherung“ dem Kunden<br />
offensichtlich auch, wenn es um<br />
<strong>die</strong> Auswahl eines Anbieters geht. Die<br />
Renditen der großen Lebensversicherer<br />
unterschieden sich im Untersuchungszeitraum<br />
in einem vergleichsweise<br />
geringen Maße, während<br />
Investmentfonds eine große Spannweite<br />
aufwiesen. Nach Meinung des<br />
Referenten ist <strong>die</strong> Verbesserung der<br />
Effektivität und Effizienz von Allfinanzkonzepten<br />
im Bereich der Altersvorsorge<br />
eine zentrale Herausforderung<br />
für das Management der deutschen<br />
Finanz<strong>die</strong>nstleister.