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Wissenschaft für die Praxis - Sparkassen-Finanzgruppe eV

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Mitteilungen 56<br />

<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />

HOCHSCHULE 21<br />

jekts „Ökonomische Bildung online“<br />

Lehrerfortbildungen an. Insgesamt<br />

stehen über 70 Lerneinheiten online<br />

zur Verfügung, aus denen spezielle<br />

Fortbildungsprogramme zusammengestellt<br />

werden können. Es können<br />

aber eben auch Module aus <strong>die</strong>sen<br />

Einheiten erstellt werden, <strong>die</strong> im<br />

grundständigen Lehramtsstudium<br />

eingesetzt werden können. Entsprechende<br />

Versuche laufen derzeit. Ein<br />

anderes Beispiel ist <strong>die</strong> Hochschule<br />

der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> in Bonn.<br />

Dort werden Bachelorstu<strong>die</strong>ngänge<br />

angeboten, <strong>die</strong> den Stu<strong>die</strong>renden <strong>die</strong><br />

Möglichkeit bieten, bis zu einem Drittel<br />

der Stu<strong>die</strong>nleistungen aus Weiterbildungsmaßnahmen<br />

einzubringen,<br />

<strong>die</strong> sie bereits absolviert haben.<br />

Die einzelnen Module sollen mit<br />

Leistungspunkten – oft wird <strong>die</strong> Bezeichnung<br />

Credits verwendet – versehen<br />

werden. International üblich ist<br />

das European Credit Transfer System<br />

(ECTS). Es wurde entwickelt, um <strong>die</strong><br />

internationale Mobilität von Stu<strong>die</strong>renden<br />

zu erleichtern, indem <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>nleistung,<br />

<strong>die</strong> im Ausland erbracht<br />

wird, mit den Anforderungen des Heimatstu<strong>die</strong>ngangs<br />

verrechenbar gemacht<br />

wird. Credits sind also zunächst<br />

eine Art internationaler Währung: Stu<strong>die</strong>nleistungen<br />

pro Zeit. Das Credit-<br />

System ist neben dem Transfer von<br />

erbrachten Stu<strong>die</strong>nleistungen auch<br />

geeignet, um einen ganzen Stu<strong>die</strong>ngang<br />

zu beschreiben und <strong>die</strong> Module<br />

zu gewichten, aus denen er besteht. In<br />

<strong>die</strong>ser Form <strong>die</strong>nt es als ein Akkumulationssystem<br />

und ist auch unabhängig<br />

von der studentischen Neigung im<br />

Ausland zu stu<strong>die</strong>ren von Bedeutung.<br />

Ein Stu<strong>die</strong>njahr besteht nach dem<br />

ECTS aus 60 Credits, also aus 30 Credits<br />

pro Semester. Dabei sind nicht<br />

–wie bisher in Deutschland üblich –<br />

<strong>die</strong> Präsenzzeiten in Vorlesungen und<br />

Seminaren entscheidend, <strong>die</strong> in Semesterwochenstunden<br />

gemessen werden.<br />

Was zählt, ist der tatsächliche<br />

Arbeitsaufwand, das Pensum, das notwendig<br />

ist, um ein Modul abzuschließen,<br />

inklusive der Arbeit in Arbeitsgruppen<br />

oder der Vorbereitung und<br />

Nachbereitung von Veranstaltungen.<br />

Jedes Modul endet normalerweise mit<br />

einer Prüfung, für <strong>die</strong> es zusätzlich zu<br />

den vergebenen Credits eine Note<br />

gibt. Das Verhältnis der Credits zu den<br />

erzielten Prüfungsleistungen macht<br />

am Ende des Studiums <strong>die</strong> Endnote<br />

aus. Dieses Verfahren ermöglicht es<br />

den Stu<strong>die</strong>renden einerseits, während<br />

des ganzen Studiums eine solide Einschätzung<br />

davon zu gewinnen, wo sie<br />

stehen; sie erhalten kontinuierliches<br />

Feedback. Andererseits ist <strong>die</strong> Endnote<br />

ein tatsächliches Ergebnis der gesamten<br />

Stu<strong>die</strong>nleistungen und betont<br />

weit weniger <strong>die</strong> „Endform“ des Stu<strong>die</strong>renden<br />

zu einem speziellen Zeitpunkt<br />

seines Studiums – dem Stu<strong>die</strong>nende.<br />

Informationsaufwand steigt,<br />

lohnt sich aber<br />

Der Bologna-Prozess ist in vollem<br />

Gange. Inzwischen gibt es über 1.700<br />

Bachelor- und Masterstu<strong>die</strong>ngänge in<br />

Deutschland. Es entspricht auch der<br />

Wahrheit, dass nicht alle sinnvoll und<br />

im Sinne des Ideals konzipiert wurden.<br />

Viele Angebote sind schlicht Etikettenschwindel,<br />

wenn z. B. Hochschulen<br />

das Angebot nicht neu konzipieren,<br />

sondern alten Wein in neuen Schläuchen<br />

verkaufen. Insofern werden Stu<strong>die</strong>ninteressenten<br />

einen höheren Aufwand<br />

betreiben müssen, um das<br />

geeignete Angebot für sich zu finden.<br />

Bei einer so wichtigen biografischen<br />

Entscheidung ist das aber gut investierte<br />

Zeit.<br />

In einem gut ausgebauten Bachelor-<br />

und Mastersystem wird Berufsqualifizierung<br />

auf wissenschaftlicher<br />

Basis groß geschrieben, Qualifikationsbiografien<br />

werden flexibler sein.<br />

Stu<strong>die</strong>ninteressenten und Arbeitgeber<br />

können aus einer Vielfalt von<br />

Stu<strong>die</strong>nangeboten wählen. Dabei<br />

werden sie voraussichtlich weniger<br />

Wert darauf legen, ob <strong>die</strong> Angebote<br />

von einer Fachhochschule oder einer<br />

Universität gemacht werden, als darauf,<br />

ob das Qualifikationsziel/Berufsbild<br />

transparent wird und das Curriculum<br />

so konzipiert wurde, dass <strong>die</strong>ses<br />

Ziel erreicht werden kann. Der Weg<br />

dorthin ist längst nicht gegangen. Fest<br />

steht, dass es sich lohnen kann, ihn zu<br />

gehen.<br />

Lars Hüning ist beim CHE Centrum<br />

für Hochschulentwicklung tätig.<br />

Das CHE ist eine gemeinnützige<br />

Einrichtung, <strong>die</strong> sich seit ihrer<br />

Gründung im Jahr 1994 für Reformen<br />

im deutschen Hochschulsystem<br />

einsetzt. Es arbeitet als „Denkfabrik“<br />

an Modellkonzepten und<br />

im Bereich Organisationsentwicklung<br />

als Partner von Hochschulen<br />

und <strong>Wissenschaft</strong>sministerien. Als<br />

Leitbild <strong>die</strong>nt <strong>die</strong> Vorstellung der<br />

„entfesselten Hochschule“, <strong>die</strong><br />

CHE-Leiter Prof. Dr. Detlef Müller-<br />

Böling in einem gleichnamigen<br />

Buch ausgearbeitet hat. (Detlef<br />

Müller-Böling: Die entfesselte<br />

Hochschule. Gütersloh 2000, 256<br />

Seiten, 20 €.)

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