Wissenschaft für die Praxis - Sparkassen-Finanzgruppe eV
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12 AUS DER FORSCHUNG<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />
Prof. Dr. Wolfgang Breuer und Klaus Mark<br />
Perspektiven der Verbundkooperation in der <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong><br />
Ergebnisse eines Forschungsprojekts der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
Die zuletzt beobachtbaren Ertragsschwierigkeiten<br />
in der deutschen Kreditwirtschaft<br />
haben endgültig gezeigt,<br />
dass <strong>die</strong> deutschen Banken angesichts<br />
des Strukturwandels im Finanz<strong>die</strong>nstleistungssektor<br />
vor erheblichen<br />
Herausforderungen stehen. Die voranschreitende<br />
informationstechnologische<br />
Durchdringung der Leistungsprozesse,<br />
das Aufbrechen von Wertschöpfungsketten,<br />
Veränderungen im regulatorischen<br />
Umfeld der Kreditwirtschaft<br />
durch Basel II oder <strong>die</strong> MaK im<br />
Allgemeinen und <strong>die</strong> Diskussion um<br />
Anstaltslast/Gewährträgerhaftung für<br />
<strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> im Speziellen<br />
sowie <strong>die</strong> zunehmende internationale<br />
Vernetzung der Kapital- und<br />
Gütermärkte erfordern in vielen Bereichen<br />
<strong>die</strong> Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.<br />
Darüber hinaus setzt<br />
sich in der Kreditwirtschaft zunehmend<br />
<strong>die</strong> Erkenntnis durch, dass nachhaltige<br />
Effizienzgewinne nur erzielbar<br />
sind, wenn <strong>die</strong> Anpassungen der<br />
Geschäftsmodelle mit Verbesserungen<br />
bei den Organisationsstrukturen<br />
einhergehen.<br />
Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund stehen in<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> derzeit<br />
Organisationsfragen und insbesondere<br />
auch <strong>die</strong> Formen der Verbundkooperation<br />
verstärkt in der Diskussion.<br />
Dies gab den Anstoß für ein durch <strong>die</strong><br />
<strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
e. V. unterstütztes<br />
Forschungsprojekt. Das Ziel bestand in<br />
der Entwicklung von Perspektiven für<br />
<strong>die</strong> künftige Zusammenarbeit im Verbund.<br />
Zu Beginn wurde ein allgemein<br />
anwendbares Analyseinstrumentarium<br />
zur Beurteilung organisatorischer<br />
Strukturvarianten auf Basis der Transaktionskostentheorie<br />
entwickelt. Nach<br />
der Prämisse der Transaktionskostentheorie<br />
sollen organisatorische Maßnahmen<br />
nicht nur der Beeinflussung<br />
der Erlösseite einer Unternehmung<br />
etwa durch <strong>die</strong> Erzeugung von Marktmacht<br />
oder der Reduktion der Produktionskosten<br />
durch <strong>die</strong> Realisation von<br />
Skalenvorteilen und Lernkurveneffekten<br />
<strong>die</strong>nen. Vielmehr gilt es, auch und<br />
gerade <strong>die</strong> im Zusammenhang mit<br />
dem Austausch von Gütern und Leistungen<br />
anfallenden Kosten – <strong>die</strong><br />
Transaktionskosten – zu senken. Beispielsweise<br />
könnten sich <strong>die</strong> gegenwärtig<br />
bei deutschen Banken geplanten<br />
Outsourcing-Maßnahmen in standardisierbaren<br />
Backoffice-Bereichen<br />
zum Abbau von Fixkostenblöcken<br />
und zur Nutzung von Skalenvorteilen<br />
insgesamt auch als nachteilig erweisen,<br />
wenn schwer überwindbare<br />
Schnittstellenprobleme auftreten<br />
oder man hierdurch in eine Situation<br />
der Abhängigkeit gerät. Deswegen<br />
wurde versucht, ein Instrumentarium<br />
zu entwickeln, das möglichst alle<br />
erfolgsrelevanten Konsequenzen von<br />
organisatorischen Gestaltungsmaßnahmen<br />
systematisch erfasst und<br />
bewertet.<br />
Ein transaktionskostenbasierter<br />
Problemzugang, der sich letztlich<br />
über <strong>die</strong> Gestaltung von Transaktionsbeziehungen<br />
immer auf <strong>die</strong> Steuerung<br />
menschlicher Interaktionen<br />
zurückführen lässt, erweist sich darüber<br />
hinaus gerade bei Organisationsfragen<br />
im Finanz<strong>die</strong>nstleistungssektor<br />
als viel versprechend. Denn<br />
dort wird dem Faktor Humankapital<br />
trotz (oder gerade wegen) der Fortschritte<br />
in der Informationstechnologie<br />
auch weiterhin eine zentrale<br />
Bedeutung zukommen. Hinzu kommt<br />
<strong>die</strong> besondere Vertrauensempfindlichkeit<br />
von Finanz<strong>die</strong>nstleistungen,<br />
<strong>die</strong> das Erfordernis einer gezielten<br />
Steuerung der Interaktion mit dem<br />
Kunden verstärkt.<br />
Professor Dr. Wolfgang Breuer<br />
Dipl.-Vw. Klaus Mark<br />
Das derart geschaffene Analyseinstrumentarium<br />
wurde daraufhin<br />
auf vier wichtige Geschäftsfelder der<br />
<strong>Sparkassen</strong> und ihrer Verbundpartner<br />
angewandt. Ausgewählt wurden das<br />
(Firmenkunden-)Kreditgeschäft und<br />
das Einlagengeschäft der <strong>Sparkassen</strong>,<br />
das Publikumsfondsgeschäft sowie<br />
das Venture-Capital- bzw. das etwas<br />
weiter gefasste Private-Equity-Geschäft.<br />
Als Ansatzpunkt <strong>die</strong>nte in der<br />
Regel <strong>die</strong> Entscheidungssituation<br />
eines einzelnen <strong>Sparkassen</strong>instituts,