Wissenschaft für die Praxis - Sparkassen-Finanzgruppe eV
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Herausgeber: <strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> e. V.<br />
56<br />
<strong>Wissenschaft</strong><br />
für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
Mitteilungen der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> e. V.<br />
November 2003<br />
FOKUS:<br />
„Wenn in drei Jahren nur eine einzige<br />
in <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> transferierbare Idee aus<br />
der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
gewonnen werden<br />
kann, trägt <strong>die</strong>se Investition<br />
schon einen hervorragenden Zins, der<br />
im normalen Bankgeschäft kaum<br />
erzielbar ist.“ Auf <strong>die</strong>se wichtige – an<br />
Venture-Capital-Finanzierungen erinnernde<br />
– Investitionsrechnung für<br />
Forschungsförderung weist Professor<br />
Priewasser in seinem aktuellen Interview<br />
in <strong>die</strong>sem Heft hin. Darüber<br />
hinaus wird über den erfolgreichen<br />
„Tag der <strong>Wissenschaft</strong>“ und interessante<br />
Forschungsergebnisse, z. B. des<br />
Projektes „Perspektiven der Verbundkooperation“<br />
berichtet. Abgerundet<br />
wird das Heft mit Beispielen der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
vor Ort.<br />
DAS AKTUELLE INTERVIEW 4<br />
Prof. Dr. Erich Priewasser:<br />
Intensivierung der Kontakte zwischen<br />
<strong>Wissenschaft</strong> und <strong>Praxis</strong><br />
AUS DER FORSCHUNG 12<br />
Perspektiven der Verbundkooperation<br />
in der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>
Impressum<br />
HERAUSGEBER:<br />
<strong>Wissenschaft</strong>sförderung der<br />
<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> e.V.<br />
Geschäftsstelle: Simrockstraße 4, 53113 Bonn<br />
Postanschrift: Postfach 14 29, 53004 Bonn<br />
Telefon: (02 28) 2 04-2 41 und -2 96<br />
Fax: (02 28) 2 04-5 66<br />
E-Mail: s-wissenschaft@dsgv.de<br />
Internet: www.s-wissenschaft.de<br />
VERANTWORTLICH:<br />
Hartmut Forndran<br />
REDAKTION:<br />
Klaus Krummrich<br />
Roswitha Wirth<br />
Tel. (02 28) 20 45 58<br />
Fax (02 28) 20 45 66<br />
DRUCK UND GESTALTUNG:<br />
DMB Bundesdruckerei GmbH & Co. KG<br />
REDAKTIONSSCHLUSS:<br />
30. September 2003<br />
TITELBILD:<br />
Historisches Rathaus der Stadt Marburg,<br />
erbaut 1511–1527<br />
Foto/Copyright: Rainer Kieselbach<br />
Die Mitteilungen erscheinen<br />
zweimal im Jahr und werden<br />
Mitgliedern der<br />
<strong>Wissenschaft</strong>sförderung der<br />
<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> sowie<br />
der interessierten<br />
Fachöffentlichkeit unentgeltlich<br />
zur Verfügung gestellt.
Mitteilungen 56<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
EDITORIAL / INHALT 3<br />
Editorial<br />
4<br />
DAS AKTUELLE INTERVIEW ______________________________________<br />
Prof. Dr. Erich Priewasser: Intensivierung der<br />
Kontakte zwischen Bank-<strong>Wissenschaft</strong> und<br />
Bank-<strong>Praxis</strong><br />
TAG DER WISSENSCHAFT ________________________________________ 6<br />
Veranstaltung am 5. Mai 2003 in Bonn<br />
9<br />
PERSONALIA ________________________________________________________<br />
Christoph Schulz<br />
Geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />
des Deutschen <strong>Sparkassen</strong>und<br />
Giroverbandes<br />
Kosten senken und Erträge steigern: So lauten <strong>die</strong> bankbetrieblichen<br />
Gebote der Stunde. Sie bilden zu Recht<br />
Schwerpunkte des Strategiepapiers der <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong>. <strong>Wissenschaft</strong>sförderung ist vordergründig<br />
auch ein – wenn auch geringer – Kostenfaktor, der hinterfragt<br />
werden muss. Undifferenziertes „cost-cutting“ ist<br />
allerdings noch keine nachhaltige Strategie: Nachhaltig<br />
entscheidend ist <strong>die</strong> Wertentwicklung eines Unternehmens<br />
und damit eine investive Dimension.<br />
<strong>Wissenschaft</strong>sförderung ist Teil einer solchen investiven<br />
Dimension und darf deshalb nicht nur unter kurzfristigen<br />
Kostenaspekten gesehen werden. Wenn z. B. das jetzt aufgelegte<br />
wissenschaftliche Projekt zum „Turnaround-<br />
Management kleiner und mittlerer Unternehmen“ im<br />
Rahmen des Sanierungsmanagements von <strong>Sparkassen</strong><br />
dazu beiträgt, Kreditausfälle zu vermeiden, dann ist <strong>die</strong>s<br />
ein unschätzbarer Wert – für <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong> und den Mittelstand.<br />
Es trägt im Übrigen dazu bei, auch den Trägern<br />
der <strong>Sparkassen</strong> den Wert des Unternehmens Sparkasse<br />
für <strong>die</strong> nachhaltige Entwicklung der jeweiligen Regionen<br />
noch deutlicher zu machen.<br />
10<br />
WISSENSCHAFT VOR ORT ________________________________________<br />
NORD/LB: Stiftung Niedersächsische Wirtschaftsforschung<br />
12<br />
AUS DER FORSCHUNG ____________________________________________<br />
Projekt „Perspektiven der Verbundkooperation<br />
in der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>“<br />
Newsticker<br />
HOCHSCHULE ______________________________________________________ 16<br />
Festakt zur Eröffnung der <strong>Sparkassen</strong>-Hochschule<br />
Bachelor- und Masterstu<strong>die</strong>ngänge in Deutschland<br />
SPARKASSENHISTORISCHES ARCHIV __________________________ 22<br />
Auszeichnung „Wirtschaftsarchiv des Jahres 2003“<br />
INSTITUT MAINZ __________________________________________________ 23<br />
VERANSTALTUNGEN ______________________________________________ 26<br />
<strong>Sparkassen</strong>historisches Symposium 2003<br />
2. Workshop des Stu<strong>die</strong>nkreises für <strong>Sparkassen</strong>geschichte<br />
EBERLE-BUTSCHKAU-STIFTUNG ________________________________ 29<br />
PUBLIKATIONEN ____________________________________________________ 31
4 DAS AKTUELLE INTERVIEW<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />
Eine Intensivierung der Kontakte zwischen Bank-<br />
<strong>Wissenschaft</strong> und Bank-<strong>Praxis</strong> ist anzustreben<br />
Die Redaktion des Mitgliedermagazins<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
„<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> –<br />
Mitteilungen“ hat Herrn Professor Dr.<br />
Erich Priewasser, Universität Marburg,<br />
gebeten, das Verhältnis der <strong>Wissenschaft</strong><br />
zur <strong>Sparkassen</strong>- und Bankpraxis<br />
zu beschreiben und Perspektiven<br />
für eine engere Zusammenarbeit aufzuzeigen.<br />
Frage:<br />
Aus Ihrer langjährigen Hochschulpraxis<br />
heraus: Wie hat sich das Verhältnis<br />
zwischen <strong>Wissenschaft</strong> und <strong>Praxis</strong> in<br />
den letzten 10 bis 20 Jahren gewandelt?<br />
Im Fachgebiet Bankbetriebslehre<br />
kam es in den vergangenen 20 Jahren<br />
in hohem Maße zu einer Spezialisierung.<br />
Während in den 60er- und 70er-<br />
Jahren das Fachgebiet stets in seiner<br />
ganzen Breite und ohne sonderliche<br />
Akzentuierung abgedeckt wurde,<br />
haben in den letzten Jahrzehnten zahlreiche<br />
Lehrstuhlinhaber eine recht<br />
bewusste Fokussierung vorgenommen.<br />
Charakteristische Beispiele dafür liefern<br />
etwa <strong>die</strong> Themen Investmentbanking,<br />
Bankcontrolling, Bankinformatik oder,<br />
wie es der Tradition meines Lehrstuhles<br />
entspricht, Langfristprognosen im Kreditgewerbe.<br />
Folgerichtig hat sich auch<br />
<strong>die</strong> Kommunikation zwischen <strong>Wissenschaft</strong><br />
und <strong>Praxis</strong> immer mehr auf das<br />
Gespräch zwischen Spezialisten hinbewegt.<br />
Frage:<br />
Was hat speziell <strong>die</strong> <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
in <strong>die</strong>ser Zeit bewegen können?<br />
Im Besonderen erwähnenswert finde<br />
ich z. B. <strong>die</strong> Aufarbeitung des Themas<br />
Balanced Scorecard für <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>praxis<br />
(in der Bandbreite vom ausgefeilten<br />
wissenschaftlichen Gutachten<br />
bis hin zur Entwicklung eines <strong>Praxis</strong>leitfadens),<br />
<strong>die</strong> zukunftsweisende Arbeit<br />
über <strong>die</strong> Bedeutung der Rechnungslegungsvorschriften<br />
nach IAS resp. US-<br />
GAAP oder <strong>die</strong> gutachterliche Stellungnahme<br />
des RWI zum Beitrag der <strong>Sparkassen</strong><br />
für <strong>die</strong> Regionalentwicklung.<br />
Einen fixen Stellenwert genießen darüber<br />
hinaus in der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
<strong>die</strong> exzellenten Arbeiten zum<br />
<strong>Sparkassen</strong>recht in Verbindung mit<br />
dem Institut für deutsches und internationales<br />
Recht des Spar-, Giro- und Kreditwesens<br />
an der Universität Mainz,<br />
ebenso <strong>die</strong> für das Fach Volkswirtschaftslehre<br />
als qualitativ hochwertig<br />
einzuschätzende Zeitschrift „KREDIT<br />
und KAPITAL“. Last but not least erfreuen<br />
sich <strong>die</strong> Arbeiten zur <strong>Sparkassen</strong>geschichte<br />
einer hervorragenden Reputation.<br />
Frage:<br />
Was kann <strong>die</strong> <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
auch künftig tun, um ihre Aufgabe als<br />
Makler zwischen <strong>Wissenschaft</strong> und<br />
<strong>Praxis</strong> effizient und erfolgreich zu<br />
erfüllen?<br />
Vor allem wünsche ich mir, dass <strong>die</strong><br />
Streuung der Kontakte in Zukunft wesentlich<br />
breiter erfolgen kann, als <strong>die</strong>s<br />
in der Vergangenheit der Fall war. Unter<br />
dem Titel „Bankwissenschaften an Universitäten“<br />
veröffentlicht <strong>die</strong> „Zeitschrift<br />
für das gesamte Kreditwesen“<br />
regelmäßig <strong>die</strong> Namen von etwa 100<br />
Lehrstuhlinhabern, <strong>die</strong> sich mit einschlägigen<br />
Themen auf einer anspruchsvollen<br />
wissenschaftlichen Basis<br />
auseinander setzen. Ich bin sicher, allein<br />
schon <strong>die</strong> Durchsicht <strong>die</strong>ser tabellarischen<br />
Übersicht deutet auf eine Anzahl<br />
von weißen Flecken hin, <strong>die</strong> in Zukunft<br />
gefüllt werden müssen. Dies heißt nicht<br />
notwendigerweise, dass <strong>die</strong> Ressourcen<br />
in ihrer absoluten Dimension erhöht<br />
werden müssen.<br />
Prof. Dr. Erich Priewasser, Lehrstuhl für Allgemeine<br />
Betriebswirtschaftslehre und Spezielle<br />
der Banken an der Philipps-Universität<br />
Marburg<br />
Frage:<br />
Die Mitgliedschaft in der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
ist aus Sicht der<br />
<strong>Sparkassen</strong> und Landesbanken eine<br />
Investition, <strong>die</strong> sich auch „auszahlen“<br />
sollte. Was sagen Sie zu den Nutzen-<br />
Kosten-Aspekten einer Mitgliedschaft?<br />
Wenn heute ein international renommiertes<br />
Unternehmen etwa der<br />
pharmazeutischen Industrie oder der<br />
Automobilbranche den Aufwand für<br />
Forschung und Entwicklung auf Null<br />
setzt, wird es kurzfristig, d. h. für das<br />
Jahr 2003, den Gewinn um <strong>die</strong>sen Aufwand<br />
erhöhen. In einer Perspektive von<br />
15 bis 20 Jahren, möglicherweise auch<br />
sehr viel früher, würde sich <strong>die</strong>ses<br />
Unternehmen allerdings mangels Innovationskraft<br />
und technologischer Kompetenz<br />
aus dem Markt hinauskatapultiert<br />
haben. Zugegeben, <strong>die</strong> unmittelbare<br />
Übertragung einer solchen Konsequenz<br />
auf das Kreditgewerbe ist nicht<br />
ganz ohne Risiko. Dennoch, <strong>die</strong> Veränderungsgeschwindigkeit<br />
im Kreditgewerbe<br />
war in den vergangenen 200<br />
Jahren seit Gründung der <strong>Sparkassen</strong>
Mitteilungen 56<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
DAS AKTUELLE INTERVIEW 5<br />
niemals so groß wie heute. Angesichts<br />
eines solchen Umfeldes erschiene es<br />
mir schon bedenklich, das große Ideenpotenzial,<br />
das zweifellos in der <strong>Wissenschaft</strong><br />
schlummert, zu ignorieren. Aus<br />
der Sicht der einzelnen Sparkasse oder<br />
Landesbank muss doch <strong>die</strong> Überlegung<br />
wie folgt lauten: Wenn in drei Jahren<br />
nur eine einzige in <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> transferierbare<br />
Idee aus der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
gewonnen werden<br />
kann, trägt <strong>die</strong>se Investition schon<br />
einen hervorragenden Zins, der im normalen<br />
Bankgeschäft kaum erzielbar ist.<br />
Frage:<br />
Viele bankwirtschaftliche Veränderungen<br />
werden vom Gesetzgeber und<br />
der Bankenaufsicht initiiert. Wie hält<br />
<strong>die</strong> <strong>Wissenschaft</strong> mit <strong>die</strong>sen raschen<br />
Veränderungen Schritt?<br />
Während meiner Ausbildung an der<br />
Universität galt der Grundsatz, <strong>die</strong><br />
<strong>Praxis</strong> entspricht der Theorie der Großväter.<br />
Dies soll heißen, eine elementare<br />
Bringschuld der <strong>Wissenschaft</strong> besteht<br />
darin, der tatsächlichen Entwicklung<br />
gedanklich und perspektivisch mit Visionen<br />
vorauszueilen. Dies gilt zunächst für<br />
das breite Feld der Forschung, <strong>die</strong> sich<br />
nicht damit begnügen darf, ex post Entwicklungen<br />
methodisch sauber zu analysieren<br />
und zu begründen. Ebenso wichtig<br />
ist <strong>die</strong> vorausschauende Sicht aber in<br />
der Lehre, denn wir bilden mit der derzeitigen<br />
Studentengeneration den Nachwuchs<br />
aus, der, schwierig genug, auf <strong>die</strong>ser<br />
Basis aufbauend, <strong>die</strong> nächsten 20, 30<br />
oder gar 40 Jahre eine anspruchsvolle<br />
Aufgabe erfüllen soll. Umgekehrt formuliert,<br />
ein wissenschaftlicher Ansatz, welcher<br />
der Realität hinterherhinkt, ist im<br />
Grundsatz verfehlt. Selbst in der Geschichte<br />
heißt es ja, wir interpretieren sie<br />
im positiven Sinne als nach rückwärts<br />
gekehrten Propheten. Genauso hält es<br />
etwa <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Wissenschaft</strong>sförderung,<br />
welche <strong>die</strong> bekannten <strong>Sparkassen</strong>historischen<br />
Symposien stets mit<br />
einem Blick in <strong>die</strong> Zukunft krönt.<br />
Frage:<br />
Welchen Rat geben Sie jungen <strong>Wissenschaft</strong>lern,<br />
<strong>die</strong> sich mit praxisorientierten<br />
Themen beschäftigen wollen?<br />
Zwei bis drei Jahre <strong>Praxis</strong> in einem<br />
Kreditinstitut oder Verband.<br />
Frage:<br />
Wenn Sie drei Wünsche frei hätten:<br />
Was würden Sie sich im Verhältnis von<br />
Kreditinstituten und der Bankbetriebslehre<br />
wünschen?<br />
1. Gegenseitiges Zugehen;<br />
2. vorurteilsfreie, offene Diskussion mit<br />
der „Gegenseite“;<br />
3. ausreichende Ressourcen für <strong>die</strong> wissenschaftliche<br />
Bankbetriebslehre in<br />
einem Umfeld, das auf universitärer<br />
Seite durch rigide Kürzungen der<br />
öffentlichen Budgets gekennzeichnet<br />
ist.<br />
Wir danken Ihnen für <strong>die</strong>ses Interview.<br />
Zentrales Hörsaalgebäude mit dem zur Universität Marburg gehörenden Landgrafenschloss<br />
Quelle: Bildarchiv Foto Marburg
6 TAG DER WISSENSCHAFT<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />
„Tag der <strong>Wissenschaft</strong>“ stärkt Dialog zwischen<br />
<strong>Wissenschaft</strong> und <strong>Praxis</strong><br />
Die <strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
e. V. lud am<br />
5. Mai 2003 zum zweiten „Tag der<br />
<strong>Wissenschaft</strong>“ in Bonn ein. Die Teilnehmer<br />
des Lehrinstituts der Deutschen<br />
<strong>Sparkassen</strong>akademie und <strong>die</strong><br />
interessierten Mitglieder der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung,<br />
Kollegiaten der<br />
Eberle-Butschkau-Stiftung und Teilnehmer<br />
des Berufsintegrierten Universitätsstudiums<br />
an der FernUniversität<br />
Hagen hatten an <strong>die</strong>sem Tag<br />
Gelegenheit, mit <strong>Wissenschaft</strong>lern<br />
über aktuelle kreditwirtschaftlich<br />
relevante Themen zu diskutieren.<br />
Die rund 180 Teilnehmer begrüßte<br />
Hartmut Forndran, Mitglied des Vorstandes<br />
der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung,<br />
und wies auf <strong>die</strong> doppelte Zielsetzung<br />
der Veranstaltung hin: Erstens soll <strong>die</strong><br />
enge Verzahnung von Bildung und<br />
<strong>Wissenschaft</strong> in der deutschen <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
verdeutlicht werden<br />
und zweitens sollen <strong>Wissenschaft</strong><br />
und <strong>Praxis</strong> miteinander verbunden<br />
werden. Alle Themen zeichnen sich<br />
durch wissenschaftliches Neuland<br />
und hohe <strong>Praxis</strong>relevanz aus – Eigenschaften,<br />
<strong>die</strong> auch von den Forschungsprojekten<br />
der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
angestrebt werden.<br />
Im „Dschungel“ internationaler<br />
Rechtsnormen und Rechtsangleichungen<br />
auf dem Gebiet des Bank- und<br />
Kapitalmarktrechts erwies sich Professor<br />
Dr. Uwe H. Schneider, Institut für<br />
deutsches und internationales Recht<br />
des Spar-, Giro- und Kreditwesens an<br />
der Universität Mainz, als äußerst<br />
kundiger „Führer“. Er erläuterte eingehend<br />
<strong>die</strong> Bedeutung und Entstehung<br />
internationalen Bank- und Kapitalmarktrechts.<br />
Als Instrumentarien globaler<br />
Rechtsangleichung gelten zum<br />
einen öffentliche Institutionen wie <strong>die</strong><br />
UNCITRAL, IOSCO oder <strong>die</strong> Haager Konferenz,<br />
<strong>die</strong> „Legal Guides“, Modellgesetze<br />
und Konventionen erarbeiten.<br />
Zum anderen werden aber auch für <strong>die</strong><br />
internationale Rechtsangleichung Formen<br />
des Privatrechts wie Rahmenverträge<br />
und Allgemeine Geschäftsbedingungen<br />
herangezogen. Letztere werden<br />
z. B. von privaten Institutionen wie<br />
der International Chamber of Commerce<br />
(ICC) oder der International<br />
Hartmut Forndran (l.) begrüßte <strong>die</strong> Referenten der Tagung (v. l.): Professor Bernd Rudolph, Professor<br />
Silke Wickel-Kirsch, Professor Uwe H. Schneider und Professor Stephan Paul.<br />
Swaps and Derivatives Association<br />
(ISDA) erarbeitet. Interessant ist bei<br />
den privatrechtlichen Formen, dass es<br />
sich hierbei um Marktstandards und<br />
Musterverträge handelt, <strong>die</strong> keinem<br />
staatlichen Einfluss unterliegen. Die<br />
Bedeutung öffentlicher Institutionen<br />
zeigt sich am Beispiel von UNCITRAL<br />
(United Nations Commission on International<br />
Trade Law), <strong>die</strong> u. a. <strong>die</strong> Einigung<br />
über Verträge hinsichtlich des<br />
internationalen Warenkaufs, <strong>die</strong> so<br />
genannte Wiener Kaufrechtskonvention,<br />
erarbeitet hat. Nach <strong>die</strong>ser Übereinkunft<br />
zum internationalen Warenkauf<br />
werden heute 75 Prozent des<br />
deutschen Im- und Exports abgewickelt.<br />
Insgesamt befassen sich weltweit<br />
rund 40 Institutionen mit dem<br />
internationalen Recht, das sich vor<br />
allem auf das Vertrags- und Wirtschaftsaufsichtsrecht<br />
beschränkt. Anhand<br />
eines Beispielfalls zeigte Professor<br />
Schneider <strong>die</strong> Problematik unterschiedlichen<br />
Handelsrechts im In- und<br />
Ausland und <strong>die</strong> Problemlösung durch<br />
das internationale Privatrecht auf. An<br />
<strong>die</strong> Teilnehmer richtete er den Appell,<br />
das Bewusstsein für <strong>die</strong> internationale<br />
Rechtsbildung zu schärfen und eine<br />
aktive Interessenvertretung bereits im<br />
Vorfeld der Entstehung neuen Rechts<br />
zu organisieren.<br />
Zum Thema „Diversifikation und<br />
Transfer von Kreditrisiken“ sprach Professor<br />
Dr. Bernd Rudolph, Universität<br />
München. Er behandelte <strong>die</strong> Steuerung<br />
des Kredit-Portefeuilles aus ökonomischer<br />
Sicht, Instrumente zur Risikosteuerung<br />
und <strong>die</strong> Neuorientierung<br />
im Kreditgeschäft durch Basel II. Unter<br />
letzterem Stichwort erinnerte Professor<br />
Rudolph an den Grund der Neuregelung:<br />
Durch Arbitragemöglichkeiten<br />
wandern gute Risiken an den günstigeren<br />
Markt. Der richtige Ansatzpunkt<br />
von Basel II ist daher: Sensitiver rech-
Mitteilungen 56<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
TAG DER WISSENSCHAFT 7<br />
Rund 180 Teilnehmer des Lehrinstituts der Deutschen <strong>Sparkassen</strong>akademie, interessierte Mitglieder<br />
der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung, Ebusti-Kollegiaten und BUS-Studenten der FernUniversität Hagen<br />
hatten in Bonn Gelegenheit, mit <strong>Wissenschaft</strong>lern über aktuelle kreditwirtschaftliche Themen zu<br />
diskutieren.<br />
nen im Hinblick auf das Risiko. Gegenüber<br />
Basel I sind <strong>die</strong> neuen Eigenkapitalvereinbarungen<br />
von Basel II durch<br />
größere Bedeutung bankinterner<br />
Methoden, Überprüfung durch Aufsicht<br />
und Marktdisziplin, Anreize für<br />
besseres Risikomanagement, theoretisch<br />
bessere Fun<strong>die</strong>rung und risikogerechtere<br />
Ausrichtung gekennzeichnet.<br />
Die neue Regelung ist zwar komplexer<br />
als <strong>die</strong> alte, bietet aber alternative<br />
Ansätze zur Auswahl an und verschafft<br />
damit Flexibilität. Aus Sicht des Baseler<br />
Ausschusses werden <strong>die</strong>se Vorteile<br />
dazu führen, dass das Bankensystem<br />
an Sicherheit, Solidität und Effizienz<br />
gewinnt. Der Nutzen liegt vor allem in<br />
der Internalisierung der sozialen Kosten<br />
von Bankinsolvenzen und der Verbesserung<br />
der Risikokontrollsysteme<br />
der Kreditinstitute. Basel II genügt<br />
jedoch nach Auffassung von Professor<br />
Rudolph methodischen Anforderungen<br />
nur bedingt, weil keine explizite<br />
Berücksichtigung der Diversifikation<br />
(Granularität) erfolgt, hohe Mess- und<br />
Überprüfungskosten anfallen und prozyklische<br />
Verstärkerwirkungen in mehrerer<br />
Hinsicht zu erwarten sind. Eine<br />
neue Aufsichtskultur wird vor allem<br />
durch <strong>die</strong> zweite Säule der Baseler<br />
Aufsicht (bankaufsichtliches Überprüfungsverfahren)<br />
etabliert. Diese zweite<br />
Säule führt weg von einer quantitativen<br />
Berechnung. Alle Kreditinstitute<br />
müssen sich auf <strong>die</strong>ses neue Element<br />
einer strategischen Kooperation mit<br />
der Aufsicht einstellen.<br />
Veränderungen internationaler Rahmenbedingungen<br />
machte Professor<br />
Dr. Silke Wickel-Kirsch, FH Wiesbaden,<br />
als Auslöser für Personalabbau und<br />
-umbau in der deutschen Wirtschaft<br />
verantwortlich. Diese Veränderungen<br />
bedingen erhöhte Anforderungen an<br />
deutsche Unternehmen, wie erhöhte<br />
Flexibilität und eine schnellere Reaktion<br />
auf neue Entwicklungen. Eine<br />
unkritische Übernahme amerikanischer<br />
Arbeitsmarktverhältnisse in<br />
Europa und speziell in Deutschland<br />
empfiehlt sich nicht. Als ein durchaus<br />
wahrscheinliches Szenario für <strong>die</strong><br />
künftige Arbeitswelt in Europa gilt das<br />
Szenario „Geteilte Verantwortung“.<br />
Die Merkmale <strong>die</strong>ses EU-Szenarios liegen<br />
vor allem in der Revitalisierung<br />
des Gedankens der sozialen Marktwirtschaft,<br />
in neuen Partnerschaften<br />
zwischen Gewerkschaften, Wirtschaft<br />
und Staat und einer Reform des sozialen<br />
Sicherungssystems. Vertrauen,<br />
Solidarität und Verantwortlichkeit<br />
werden als gemeinsame Werte in<br />
Europa anerkannt. Ein hohes Niveau<br />
an sozialer Absicherung wird jedoch<br />
mit dauerhaft verminderten Einkommen<br />
einhergehen. In einem solchen<br />
Szenario treten Personalrisiken in<br />
Form von Engpassrisiken (sind <strong>die</strong> Mitarbeiter<br />
richtig qualifiziert?), Anpassungsrisiken<br />
(Sicherung der Leistungserstellung),<br />
Austrittsrisiken (Erhaltung<br />
der Leistungsträger) und Motivationsrisiken<br />
auf. Als denkbare Maßnahmen<br />
zur Bewältigung zunehmender Personalrisiken<br />
gelten <strong>die</strong> Erhöhung der<br />
Employability (Beschäftigungsfähigkeit<br />
der Mitarbeiter) und Reduktion<br />
der Personalkosten. Zum erhöhten<br />
Interesse an der eigenen Beschäftigungsfähigkeit<br />
führt insbesondere <strong>die</strong><br />
Entwicklung weg von klassischen<br />
Arbeitsverhältnissen („ausgeglichener<br />
Kontrakt“) mit den Kennzeichen hohes<br />
Commitment, starke Integration, ständige<br />
Weiterentwicklung und gegenseitige<br />
Unterstützung hin zum Vertragstyp<br />
„Übergangskontrakt“, der<br />
stärkere Unsicherheiten mit sich<br />
bringt, hohe Fluktuation erzeugt und<br />
Instabilitäten hervorruft. Zu den aktiven<br />
Maßnahmen gehören unter anderem<br />
eine mittel- und langfristige<br />
Personalplanung, eine Freisetzung
8 TAG DER WISSENSCHAFT<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />
von Mitarbeitern erst dann, wenn ein<br />
hoher Marktwert erzielt werden kann<br />
sowie das gleichzeitige Angebot<br />
finanzieller Anreize zum Verbleib im<br />
Unternehmen. Denkbar sind u. a. unternehmens-<br />
bzw. konzerninterne Zeitarbeitsgesellschaften,<br />
Umschulungsund<br />
Fortbildungsprogramme sowie<br />
<strong>die</strong> Unterstützung von Qualifizierungen.<br />
Der zweite wichtige Baustein des<br />
heutigen Personalmanagements liegt<br />
in der unmittelbaren Reduktion der<br />
Personalkosten. Dabei geht es einerseits<br />
um <strong>die</strong> Senkung der Kosten<br />
durch <strong>die</strong> Mitarbeiter, zum Beispiel<br />
durch Verzichte beim Fixgehalt oder<br />
Kürzung variabler Gehaltsbestandteile<br />
sowie andererseits um <strong>die</strong> Mitarbeiterreduktion<br />
durch echte Freistellungen.<br />
Dabei sind nach den Kriterien<br />
„Umsetzbarkeit in der <strong>Praxis</strong>“ und<br />
„Kostenauswirkung“ unterschiedliche<br />
Bewertungen vorzunehmen. Bei allen<br />
Maßnahmen des Personalmanagements<br />
werden spezifische unternehmensindividuelle<br />
Lösungen gefragt<br />
sein.<br />
Nach einer Einführung von Dr. Dieter<br />
Rohrmeier, Leiter der Deutschen<br />
<strong>Sparkassen</strong>akademie, stellte Professor<br />
Dr. Stephan Paul, Universität<br />
Bochum, mit dem Thema „Finanz<strong>die</strong>nstleistungen<br />
im Lebenszyklus von<br />
Firmenkunden“ ein mögliches ganzheitliches<br />
Betreuungskonzept für Firmenkunden<br />
vor. In Analogie zum<br />
Lebensphasenkonzept bei Privatkunden<br />
sollen auch Unternehmenslebenszyklen<br />
identifiziert und systematisiert<br />
werden. Wäre <strong>die</strong>s in der <strong>Praxis</strong><br />
möglich, könnte es zum besseren<br />
Erkennen der finanziellen Bedürfnisse<br />
von Firmenkunden in Abhängigkeit<br />
von ihrer jeweiligen Entwicklungsphase<br />
und zur Entwicklung passgenauerer<br />
Finanz<strong>die</strong>nstleistungen führen.<br />
Allerdings wird es im Vergleich<br />
Professor Dr. Axel A. Weber<br />
zum Privatkunden („Von der Wiege<br />
bis zur Bahre ...“) im Unternehmenslebenszyklus<br />
keinen ausgeprägten idealtypischen<br />
Verlauf geben. Ob solche<br />
Zyklen (Gründung/Einführung, Wachstum,<br />
Reife, Niedergang/Degeneration)<br />
identifiziert werden können, wird<br />
anhand von Kennzahlen wie Cash-<br />
Flow überprüft, deren Wachstumsraten<br />
berechnet werden. Betrachtet<br />
man den zeitlichen Verlauf der<br />
Wachstumsraten des Cash-Flow, lassen<br />
sich aus den bisherigen empirischen<br />
Daten von Unternehmen bestimmte<br />
Grundverlaufstypen identifizieren:<br />
Zu unterscheiden ist der<br />
M-Typ, der W-Typ und der L-Typ. Die an<br />
<strong>die</strong> Chartanalyse von Finanzinstrumenten<br />
erinnernde Betrachtungsweise<br />
ermöglicht es jedoch noch<br />
nicht, <strong>die</strong> Unternehmen in einen idealtypischen<br />
Zyklus einzugruppieren.<br />
Damit reicht <strong>die</strong> Analyse der aus<br />
Bilanzdaten gewonnenen Zeitreihen<br />
für <strong>die</strong> Entwicklung eines Lebenszykluskonzepts<br />
nicht aus. Vielmehr<br />
werden auch qualitative Daten, z. B.<br />
aus Ratingverfahren, benötigt. Eine<br />
wichtige Anforderung an ein künftiges<br />
Lebenszykluskonzept liegt darin,<br />
das Wissen von Firmenkundenbetreuern<br />
möglichst einfach und<br />
nachvollziehbar sowie systematisch<br />
abzubilden. Das noch nicht abgeschlossene<br />
Projekt des Lehrstuhls für<br />
<strong>die</strong> <strong>Wissenschaft</strong>sförderung wird sich<br />
<strong>die</strong>ser Thematik, auch auf der Grundlage<br />
zusätzlicher empirischer Daten,<br />
weiter widmen.<br />
Zum Abschluss baten <strong>die</strong> Veranstalter<br />
Professor Dr. Axel A. Weber,<br />
Universität zu Köln, auf das Podium.<br />
Professor Weber ist Mitglied des<br />
Sachverständigenrats zur Begutachtung<br />
der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung,<br />
der jedes Jahr im Herbst<br />
über <strong>die</strong> Prognose der gesamtwirtschaftlichen<br />
Lage hinaus viel beachtete<br />
Analysen und Diagnosen wirtschafts-<br />
und sozialpolitischer Probleme<br />
bietet. Dass <strong>die</strong> Vorschläge des<br />
Sachverständigenrats in der Politik<br />
durchaus Gehör finden, konnte Professor<br />
Weber anhand der „20 Punkte<br />
für Beschäftigung und Wachstum“<br />
belegen, <strong>die</strong> etwa zur Hälfte in <strong>die</strong><br />
Agenda 2010 der Bundesregierung<br />
aufgenommen wurden.<br />
Im Anschluss diskutierte Professor<br />
Weber mit Hartmut Forndran und<br />
Klaus Krummrich von der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
unter reger Beteiligung<br />
des Auditoriums <strong>die</strong> Frage, wann<br />
und unter welchen Voraussetzungen<br />
es wieder zu einem Wirtschaftsaufschwung<br />
kommen kann. Professor<br />
Weber erläuterte, dass Deutschland<br />
bei den wesentlichen Wirtschaftsindikatoren<br />
deutlich hinter andere OECD-<br />
Länder zurückgefallen ist. Hauptgrund<br />
sind <strong>die</strong> Folgekosten der Wiedervereinigung,<br />
insbesondere aus der<br />
Finanzierung der Transfersysteme, <strong>die</strong><br />
fast 50 Prozent des Unterschieds in<br />
der Wachstumsrate zu anderen Ländern<br />
ausmachen. Der Finanzpolitik<br />
verbleibt vor <strong>die</strong>sem Hintergrund kein
Mitteilungen 56<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
TAG DER WISSENSCHAFT 9<br />
Spielraum. Vielmehr müssen Staatsausgaben<br />
verringert, Steuersätze und<br />
staatliche Verschuldung gesenkt werden.<br />
Änderungen sind nur über Strukturreformen<br />
möglich, <strong>die</strong> jedoch erst<br />
langfristig wirken und eine gewisse<br />
Wachstumsdynamik voraussetzen. Eine<br />
besondere Rolle spielt dabei das<br />
Beschäftigungsproblem. Mit Blick auf<br />
<strong>die</strong> Bevölkerungsdynamik ist es unumgänglich,<br />
<strong>die</strong> so genannten Anspruchslöhne<br />
zu reduzieren und das<br />
Renteneintrittsalter zu erhöhen. Nicht<br />
<strong>die</strong> wöchentliche Arbeitszeit, sondern<br />
<strong>die</strong> Lebensarbeitszeit muss bei <strong>die</strong>ser<br />
Diskussion im Vordergrund stehen.<br />
Professor Weber räumte ein, dass <strong>die</strong><br />
genannten Themenfelder innerhalb<br />
des Sachverständigenrats durchaus<br />
konträr diskutiert werden. Er verdeutlichte<br />
in <strong>die</strong>sem Zusammenhang, dass<br />
der Sachverständigenrat entgegen der<br />
in der Öffentlichkeit weit verbreiteten<br />
Meinung keine konkreten Handlungsempfehlungen<br />
geben darf. Aufgabe ist<br />
allein <strong>die</strong> Politikberatung. Abschließend<br />
formulierte Professor Weber<br />
<strong>die</strong> wesentlichen wirtschaftlichen<br />
Herausforderungen für <strong>die</strong> nächsten<br />
zehn Jahre: Wie verkraften <strong>die</strong> Arbeitsmärkte<br />
<strong>die</strong> EU-Osterweiterung? Wie<br />
kann Deutschland im europäischen<br />
Einigungsprozess <strong>die</strong> eigene Identität<br />
wahren? Mit Blick auf <strong>die</strong> letzte Frage<br />
empfiehlt Professor Weber eine möglichst<br />
aktive Rolle Deutschlands, um<br />
den unvermeidlichen europäischen<br />
Integrationsprozess erfolgreich mitzugestalten.<br />
Der „Tag der <strong>Wissenschaft</strong>“ hat<br />
gezeigt, dass sich <strong>Wissenschaft</strong>ler<br />
heute mehr denn je mit praxisrelevanten<br />
Problemen beschäftigen und<br />
Lösungen anbieten. Im nächsten Jahr<br />
wird der Dialog zwischen <strong>Wissenschaft</strong><br />
und <strong>Praxis</strong>, dann auch unter Beteiligung<br />
der Hochschule der <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong>, weitergeführt werden.<br />
KK/wor/Zg<br />
Wir gratulieren ...<br />
Bibliothek:<br />
Deutscher <strong>Sparkassen</strong>- und<br />
Giroverband e.V.<br />
Kaiserstraße 221<br />
53113 Bonn<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo–Do 9.00–17.00 Uhr<br />
Fr 9.00–15.00 Uhr<br />
Telefon: (02 28) 2 04-5 26 od. -5 27<br />
Telefax: (02 28) 2 04-7 04<br />
Bibliotheks-Katalog (OPAC)<br />
per Internet über:<br />
www.s-wissenschaft.de<br />
Herrn Professor Dr. Dr.h.c. Hans-Jacob Krümmel, Universität Bonn, der am<br />
22. Oktober 2003 sein 75. Lebensjahr vollendete. Über <strong>die</strong> erfolgreiche wissenschaftliche<br />
Laufbahn als Hochschullehrer hinaus ist Professor Krümmel der<br />
<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> auf vielfältige Weise verbunden. Fünfzehn Jahre lang<br />
leitete er als Direktor das Institut für das Spar-, Giro- und Kreditwesen an der Universität<br />
Bonn, das von der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Wissenschaft</strong>sförderung unterstützt<br />
wurde. Viele hundert angehende <strong>Sparkassen</strong>-Führungskräfte haben Professor<br />
Krümmel als Dozent am Lehrinstitut der Deutschen <strong>Sparkassen</strong>akademie erlebt.<br />
Des Weiteren zu erwähnen ist Professor Krümmels Engagement als langjähriger<br />
Mitherausgeber der Zeitschrift „KREDIT und KAPITAL“ und der Buchreihe „Untersuchungen<br />
über das Spar-, Giro- und Kreditwesen“. Wir gratulieren sehr herzlich<br />
und wünschen ihm weiterhin Kraft und Muße für seine vielfältigen persönlichen<br />
Aktivitäten.
10 WISSENSCHAFT VOR ORT<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />
Stiftung Niedersächsische Wirtschaftsforschung<br />
In den letzten Jahren erlebte Deutschland<br />
einen Stiftungsboom: Allein im<br />
Jahre 2001 wurden mehr als 1.000<br />
rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen<br />
Rechts errichtet. Damit hatte<br />
sich <strong>die</strong> Zahl seit 1990 mehr als verfünffacht.<br />
Auch <strong>die</strong> NORD/LB verfügt über<br />
einen breiten Erfahrungsschatz in<br />
Bezug auf Stiftungen, da <strong>die</strong> Bank<br />
selbst Stiftungen gegründet sowie<br />
Zustiftungen zu bereits bestehenden<br />
Einrichtungen vorgenommen hat.<br />
... gegründet im Jahr 2001<br />
Bei der Gründung der Stiftung Niedersächsische<br />
Wirtschaftsforschung<br />
war <strong>die</strong> NORD/LB maßgeblich beteiligt.<br />
Errichtet wurde <strong>die</strong> Stiftung am<br />
26. November 2001. Gründungsmitglieder<br />
waren <strong>die</strong> Unternehmen<br />
¬ AWD Holding AG,<br />
¬ Norddeutsche Landesbank,<br />
¬ Salzgitter AG,<br />
¬ Sartorius AG,<br />
¬ Sennheiser electronic GmbH & Co.<br />
KG<br />
sowie <strong>die</strong> Verbände<br />
¬ Allgemeine Arbeitgebervereinigung<br />
Hannover und Umgebung,<br />
¬ Institut der Niedersächsischen<br />
Wirtschaft,<br />
¬ Niedersächsischer Industrie- und<br />
Handelskammertag,<br />
¬ Verband der Bauindustrie für Niedersachsen,<br />
¬ Verband der Metallindustriellen<br />
Niedersachsens.<br />
Professor Dr. Sonning Bredemeier, Vorsitzender<br />
des Vorstandes der Stiftung Niedersächsische<br />
Wirtschaftsforschung<br />
... als rechtsfähige Stiftung bürgerlichen<br />
Rechts<br />
Die Stiftung Niedersächsische Wirtschaftsforschung<br />
wurde als rechtsfähige<br />
Stiftung bürgerlichen Rechts<br />
gegründet. Rechtlich vertreten wird<br />
sie durch den Vorsitzenden und ein<br />
weiteres Vorstandsmitglied. Vorstandsvorsitzender<br />
ist Prof. Dr. Sonning<br />
Bredemeier, Generalbevollmächtigter<br />
der NORD/LB. Stellvertretender<br />
Vorstandsvorsitzender ist Dietrich<br />
Kröncke, Hauptgeschäftsführer des<br />
Verbandes der Metallindustriellen<br />
Niedersachsens e. V. Der Sitz der Stiftung<br />
ist Hannover, im Hause der<br />
NORD/LB, Friedrichswall 10, 30159<br />
Hannover.<br />
Einweihung der neuen Räume des NIW im Herbst 2002: (v. l.) Prof. Dr. Lothar Hübl, Prof. Dr.<br />
Ludwig Schätzl (Vorstand NIW) und Dietrich Kröncke (stv. Vorstand Stiftung Niedersächsische<br />
Wirtschaftsforschung)<br />
... zur Förderung von <strong>Wissenschaft</strong><br />
und Forschung<br />
Alleiniger Zweck der Stiftung ist entsprechend<br />
der Satzung <strong>die</strong> Förderung<br />
von <strong>Wissenschaft</strong> und Forschung. Der<br />
Stiftungszweck wird insbesondere<br />
verwirklicht durch <strong>die</strong> finanzielle<br />
Unterstützung des gemeinnützigen<br />
Niedersächsischen Instituts für Wirtschaftsforschung<br />
e. V. (NIW). Die Erträge<br />
der Stiftung tragen zusammen mit<br />
einer institutionellen Förderung des<br />
Landes Niedersachsen <strong>die</strong> für eine<br />
unabhängige Forschungs- und Beratungstätigkeit<br />
erforderliche Grundlast<br />
des 1981 gegründeten Niedersächsischen<br />
Instituts für Wirtschaftsforschung.<br />
Die hiermit erbrachten Leis-
Mitteilungen 56<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
WISSENSCHAFT VOR ORT 11<br />
tungen werden in einem Forschungsplan<br />
vereinbart und deren Ergebnisse<br />
stehen der Öffentlichkeit zur Verfügung.<br />
... beim Niedersächsischen Institut für<br />
Wirtschaftsforschung e. V. (NIW)<br />
Das Institut wurde 1981 auf Beschluss<br />
der Niedersächsischen Landesregierung<br />
nach Vorschlag eines unabhängigen<br />
Gutachtergremiums auf Antrag<br />
des Niedersächsischen Wirtschaftsministeriums<br />
ins Leben gerufen. Nach<br />
einer fünfjährigen Startfinanzierung<br />
durch <strong>die</strong> Volkswagen-Stiftung konnte<br />
das Institut neben den weiterhin<br />
durchgeführten gemeinnützigen Arbeiten<br />
<strong>die</strong> auftragsbezogene Arbeit<br />
für Dritte stetig ausbauen. Sie umfasst<br />
heute ca. drei Viertel der Arbeitskapazitäten,<br />
<strong>die</strong> sich zudem seit Gründung<br />
mehr als verdoppelten.<br />
Als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft<br />
deutscher wirtschaftswissenschaftlicher<br />
Forschungsinstitute ist<br />
das NIW bundesweit in den fachwissenschaftlichen<br />
Informationsaustausch<br />
und Arbeitszusammenhang mit anderen<br />
volkswirtschaftlich orientierten<br />
Instituten eingebunden.<br />
Schwerpunkte der Arbeit des NIW<br />
sind Regionalforschung und -beratung,<br />
Innovationsforschung, finanzwissenschaftliche<br />
Fragen, Branchenstu<strong>die</strong>n<br />
sowie Arbeiten und Gutachten<br />
zu einem breiten Themenspektrum,<br />
zu dem auch <strong>die</strong> Evaluation von<br />
Programmen und Projekten zählt.<br />
Detaillierte und aktuelle Informationen<br />
befinden sich im Internet unter<br />
http://www.niw.de.<br />
Stärkung der Stiftung durch<br />
Zustiftungen notwendig<br />
Es ist erklärte Absicht der Gründungsstifter,<br />
das Stiftungskapital durch Zustiftungen<br />
zu erhöhen und um eine<br />
Erweiterung des Stifterkreises zu werben.<br />
Im Rahmen des verfolgten gemeinnützigen<br />
Zweckes der Stiftung<br />
fördert und sichert <strong>die</strong> Beteiligung <strong>die</strong><br />
Existenz und Unabhängigkeit des für<br />
das Land anerkannt wichtigen NIW,<br />
und damit den Zugriff auf kompetente<br />
und kostengünstige Beratung vor<br />
Ort.<br />
Primäres Ziel der Stiftung ist es<br />
aber auch zu ermöglichen, einen<br />
hauptamtlichen Leiter des NIW, für<br />
den gleichzeitig eine Professur an der<br />
Universität Hannover angestrebt wird,<br />
zu gewinnen. Die in der Stiftung vertretenen<br />
Unternehmen und Einrichtungen<br />
der niedersächsischen Wirtschaft<br />
sind davon überzeugt, dass das<br />
Institut auf <strong>die</strong>se Weise ihre für <strong>die</strong><br />
Wirtschaft und Wirtschaftspolitik<br />
positive Arbeit noch weiter verbessern<br />
kann.<br />
Das derzeitige Stiftungsvermögen<br />
in Höhe von ca. 500.000 EURO reicht<br />
zur Erfüllung der vorgesehenen Aufgaben<br />
natürlich noch nicht aus, sodass<br />
Interesse daran besteht, weitere<br />
Unternehmen und Institutionen für<br />
<strong>die</strong>se Stiftung zu gewinnen.<br />
NORD/LB
12 AUS DER FORSCHUNG<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />
Prof. Dr. Wolfgang Breuer und Klaus Mark<br />
Perspektiven der Verbundkooperation in der <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong><br />
Ergebnisse eines Forschungsprojekts der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
Die zuletzt beobachtbaren Ertragsschwierigkeiten<br />
in der deutschen Kreditwirtschaft<br />
haben endgültig gezeigt,<br />
dass <strong>die</strong> deutschen Banken angesichts<br />
des Strukturwandels im Finanz<strong>die</strong>nstleistungssektor<br />
vor erheblichen<br />
Herausforderungen stehen. Die voranschreitende<br />
informationstechnologische<br />
Durchdringung der Leistungsprozesse,<br />
das Aufbrechen von Wertschöpfungsketten,<br />
Veränderungen im regulatorischen<br />
Umfeld der Kreditwirtschaft<br />
durch Basel II oder <strong>die</strong> MaK im<br />
Allgemeinen und <strong>die</strong> Diskussion um<br />
Anstaltslast/Gewährträgerhaftung für<br />
<strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> im Speziellen<br />
sowie <strong>die</strong> zunehmende internationale<br />
Vernetzung der Kapital- und<br />
Gütermärkte erfordern in vielen Bereichen<br />
<strong>die</strong> Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.<br />
Darüber hinaus setzt<br />
sich in der Kreditwirtschaft zunehmend<br />
<strong>die</strong> Erkenntnis durch, dass nachhaltige<br />
Effizienzgewinne nur erzielbar<br />
sind, wenn <strong>die</strong> Anpassungen der<br />
Geschäftsmodelle mit Verbesserungen<br />
bei den Organisationsstrukturen<br />
einhergehen.<br />
Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund stehen in<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> derzeit<br />
Organisationsfragen und insbesondere<br />
auch <strong>die</strong> Formen der Verbundkooperation<br />
verstärkt in der Diskussion.<br />
Dies gab den Anstoß für ein durch <strong>die</strong><br />
<strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
e. V. unterstütztes<br />
Forschungsprojekt. Das Ziel bestand in<br />
der Entwicklung von Perspektiven für<br />
<strong>die</strong> künftige Zusammenarbeit im Verbund.<br />
Zu Beginn wurde ein allgemein<br />
anwendbares Analyseinstrumentarium<br />
zur Beurteilung organisatorischer<br />
Strukturvarianten auf Basis der Transaktionskostentheorie<br />
entwickelt. Nach<br />
der Prämisse der Transaktionskostentheorie<br />
sollen organisatorische Maßnahmen<br />
nicht nur der Beeinflussung<br />
der Erlösseite einer Unternehmung<br />
etwa durch <strong>die</strong> Erzeugung von Marktmacht<br />
oder der Reduktion der Produktionskosten<br />
durch <strong>die</strong> Realisation von<br />
Skalenvorteilen und Lernkurveneffekten<br />
<strong>die</strong>nen. Vielmehr gilt es, auch und<br />
gerade <strong>die</strong> im Zusammenhang mit<br />
dem Austausch von Gütern und Leistungen<br />
anfallenden Kosten – <strong>die</strong><br />
Transaktionskosten – zu senken. Beispielsweise<br />
könnten sich <strong>die</strong> gegenwärtig<br />
bei deutschen Banken geplanten<br />
Outsourcing-Maßnahmen in standardisierbaren<br />
Backoffice-Bereichen<br />
zum Abbau von Fixkostenblöcken<br />
und zur Nutzung von Skalenvorteilen<br />
insgesamt auch als nachteilig erweisen,<br />
wenn schwer überwindbare<br />
Schnittstellenprobleme auftreten<br />
oder man hierdurch in eine Situation<br />
der Abhängigkeit gerät. Deswegen<br />
wurde versucht, ein Instrumentarium<br />
zu entwickeln, das möglichst alle<br />
erfolgsrelevanten Konsequenzen von<br />
organisatorischen Gestaltungsmaßnahmen<br />
systematisch erfasst und<br />
bewertet.<br />
Ein transaktionskostenbasierter<br />
Problemzugang, der sich letztlich<br />
über <strong>die</strong> Gestaltung von Transaktionsbeziehungen<br />
immer auf <strong>die</strong> Steuerung<br />
menschlicher Interaktionen<br />
zurückführen lässt, erweist sich darüber<br />
hinaus gerade bei Organisationsfragen<br />
im Finanz<strong>die</strong>nstleistungssektor<br />
als viel versprechend. Denn<br />
dort wird dem Faktor Humankapital<br />
trotz (oder gerade wegen) der Fortschritte<br />
in der Informationstechnologie<br />
auch weiterhin eine zentrale<br />
Bedeutung zukommen. Hinzu kommt<br />
<strong>die</strong> besondere Vertrauensempfindlichkeit<br />
von Finanz<strong>die</strong>nstleistungen,<br />
<strong>die</strong> das Erfordernis einer gezielten<br />
Steuerung der Interaktion mit dem<br />
Kunden verstärkt.<br />
Professor Dr. Wolfgang Breuer<br />
Dipl.-Vw. Klaus Mark<br />
Das derart geschaffene Analyseinstrumentarium<br />
wurde daraufhin<br />
auf vier wichtige Geschäftsfelder der<br />
<strong>Sparkassen</strong> und ihrer Verbundpartner<br />
angewandt. Ausgewählt wurden das<br />
(Firmenkunden-)Kreditgeschäft und<br />
das Einlagengeschäft der <strong>Sparkassen</strong>,<br />
das Publikumsfondsgeschäft sowie<br />
das Venture-Capital- bzw. das etwas<br />
weiter gefasste Private-Equity-Geschäft.<br />
Als Ansatzpunkt <strong>die</strong>nte in der<br />
Regel <strong>die</strong> Entscheidungssituation<br />
eines einzelnen <strong>Sparkassen</strong>instituts,
Mitteilungen 56<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
AUS DER FORSCHUNG 13<br />
das sich mit dem Problem der Ermittlung<br />
effizienter organisatorischer<br />
Strukturen in seinen diversen Geschäftsfeldern<br />
konfrontiert sieht. Beispielsweise<br />
können <strong>die</strong> verschiedenen<br />
Elemente der Wertschöpfungskette<br />
im Rahmen einer „Integrations- oder<br />
Hierarchielösung“ selbst erbracht<br />
oder am „Markt“ eingekauft werden;<br />
ferner lassen sie sich durch verschiedene<br />
„Hybridstrukturen“ innerhalb<br />
oder außerhalb des Verbunds generieren.<br />
Geschäftsfeldabhängig wurden<br />
sinnvolle Organisationsalternativen<br />
identifiziert und über zuvor mit Hilfe<br />
der Transaktionskostentheorie konkretisierte<br />
Beurteilungsdimensionen<br />
gewürdigt.<br />
Dazwischengeschaltet wurde eine<br />
ausführliche Analyse des gegenwärtig<br />
beobachtbaren Wandels im Finanz<strong>die</strong>nstleistungssektor<br />
selbst, um <strong>die</strong><br />
Veränderungen in den Markt- und<br />
Wettbewerbsbedingungen der <strong>Sparkassen</strong><br />
und ihrer Verbundpartner<br />
sowie deren Einfluss auf Organisationsentscheidungen<br />
im Einzelnen zu<br />
erfassen.<br />
Koordinationsund<br />
Motivationskosten<br />
Transaktionskosten lassen sich in<br />
Koordinations- und Motivationskosten<br />
unterteilen. Zur Verringerung von<br />
Koordinationskosten ist nach einer<br />
effektiven Form der Abstimmung zwischen<br />
den Handlungsentscheidungen<br />
verschiedener Einheiten innerhalb<br />
eines arbeitsteiligen Leistungsprozesses<br />
zu suchen. Dabei kommt<br />
naturgemäß der Informationsübermittlung<br />
eine zentrale Rolle zu, denn<br />
aufgrund beschränkter menschlicher<br />
Informationsverarbeitungskapazitäten<br />
ist nicht ohne weiteres sichergestellt,<br />
dass betriebliche Aufgabenträger<br />
stets über alle entscheidungsrelevanten<br />
Informationen verfügen. Bei<br />
arbeitsteiliger Leistungserstellung<br />
müssen alle Parteien zunächst Informationen<br />
hinsichtlich ihrer Funktion<br />
im Gesamtsystem erhalten. Der<br />
Informationsbedarf bezieht sich ferner<br />
auf Interdependenzen zwischen<br />
eigenen und fremden Entscheidungen.<br />
Die Effizienz von Koordinationsmechanismen<br />
lässt sich dementsprechend<br />
anhand ihrer Fähigkeiten<br />
beurteilen, bei geringen Kosten der<br />
Informationsbeschaffung und -übertragung<br />
alle im Rahmen eines arbeitsteiligen<br />
Leistungsprozesses relevanten<br />
Entscheidungsträger mit den<br />
notwendigen Kenntnissen zu versorgen,<br />
um ein hinreichendes Abstimmungsniveau<br />
und damit eine hinreichende<br />
Entscheidungsqualität aus<br />
der Perspektive des Gesamtprozesses<br />
zu gewährleisten.<br />
Organisatorische Maßnahmen<br />
müssen daneben immer auch Motivationsaspekte<br />
berücksichtigen. Denn<br />
hinsichtlich der beteiligten Entscheidungsträger<br />
kann nicht stets Kooperationsbereitschaft<br />
unterstellt werden.<br />
Als Ursachen von „suboptimalen“<br />
Handlungsentscheidungen aus<br />
Sicht einer Gesamtorganisation treten<br />
regelmäßig auch „mehr oder<br />
weniger unlautere Motive“ einzelner<br />
Organisationsmitglieder auf. Man<br />
spricht in <strong>die</strong>sem Kontext von „Motivations-<br />
oder Anreizproblemen“. Ausgangspunkte<br />
sind dabei auch hier <strong>die</strong><br />
kognitiven Grenzen menschlicher<br />
Individuen. Sie führen im Rahmen von<br />
Transaktionsbeziehungen zu ungleichen<br />
(„asymmetrischen“) Informationsständen<br />
bei den verschiedenen<br />
Beteiligten und zu unvollständigen<br />
vertraglichen Regelungen, woraus<br />
wiederum Spielräume für schädliches<br />
Verhalten resultieren. Damit verbundene<br />
Effizienzeinbußen werden als<br />
„Motivationskosten“ bezeichnet. Ziel<br />
organisatorischer Maßnahmen ist es,<br />
über <strong>die</strong> Erzeugung geeigneter<br />
Anreizstrukturen auf eine Interessenharmonisierung<br />
hinzuwirken oder<br />
Sanktionspotenziale zu schaffen. Koordinations-<br />
und Motivationsprobleme<br />
sind dabei häufig unmittelbar<br />
miteinander verknüpft, weil von der<br />
Art der Arbeitsteilung und der Struktur<br />
der Informationsflüsse immer<br />
auch spezifische Motivationseffekte<br />
ausgehen.<br />
Lösung von Organisationsproblemen<br />
durch Zuordnung geeigneter<br />
Koordinations- und Motivationsmechanismen<br />
Erster Analyseschritt ist es, Eigenschaften<br />
von Austausch- und Interaktionssituationen<br />
im Rahmen arbeitsteiliger<br />
Wertschöpfungsprozesse zu<br />
identifizieren, <strong>die</strong> im Hinblick auf <strong>die</strong><br />
jeweiligen Koordinations- und Motivationserfordernisse<br />
zu spezifischen<br />
Problemkonstellationen führen. Diesen<br />
sind daraufhin geeignete Koordinations-<br />
und Motivationsmechanismen<br />
zuzuordnen. Zum Schluss ist zu<br />
überlegen, welche real umsetzbaren<br />
Organisationsformen <strong>die</strong> besten<br />
Mechanismuskombinationen aufweisen.<br />
Anwendung in den einzelnen<br />
Geschäftsfeldern<br />
Bei der Anwendung des Analyseverfahrens<br />
in den einzelnen Geschäftsbereichen<br />
wurde zunächst <strong>die</strong><br />
jeweils relevante Wertschöpfungskette<br />
identifiziert. Im Anschluss erfolgte<br />
über <strong>die</strong> aktuellen bzw. mittelfristig<br />
zu erwartenden markt- und wettbewerbsbedingten<br />
sowie regulatorischen<br />
Rahmenfaktoren ein Rückschluss<br />
auf jeweils geeignete Geschäftsmodelle<br />
und somit auf <strong>die</strong>
14 AUS DER FORSCHUNG<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />
Kooperation mit „informelle „institutio- Integrationsverbundexternem<br />
Verbundlösung“ nalisierte lösung<br />
Partner<br />
Verbundlösung“<br />
Fixkostenentlastung + + + + + – –<br />
Größenvorteile 0 (+, + +) 1 + + + 2 – –<br />
Schnittstellenprobleme – + 0 + +<br />
Flexibilitätssicherung – + – + +<br />
Konkurrenz um<br />
knappe Ressourcen 0 – – – + +<br />
Schutz für spezifische<br />
Investitionen – – 0 + + +<br />
Agency-Kosten + + 0 – – –<br />
1 Das Potenzial für Spezialisierungs- und Größenvorteile hängt von der Betriebsgröße des externen<br />
Partners ab.<br />
2 Unterstellt wurde, dass <strong>die</strong> Betriebsgröße einer „verbundinternen Kreditfabrik“ ohne Verbändeeinschaltung<br />
tendenziell geringer als bei einer entsprechenden Kooperation unter Einbezug der Verbände ist.<br />
Relative Vor- und Nachteile der betrachteten<br />
Alternativen zur Etablierung einer Kreditfabrik<br />
für <strong>die</strong> Kreditnachbearbeitung im Hinblick<br />
auf verschiedene Komponenten von<br />
Produktions-, Koordinations- und Motivationskosten<br />
(Bei den mit + + bewerteten Alternativen<br />
sind jeweils <strong>die</strong> größten Kosteneinsparungen<br />
zu erwarten, bei den mit – – bewerteten <strong>die</strong><br />
geringsten.)<br />
wichtigsten Interaktionsbeziehungen,<br />
<strong>die</strong> es zu steuern gilt. Darauf aufbauend<br />
wurden vornehmlich aus der<br />
Perspektive eines einzelnen <strong>Sparkassen</strong>instituts<br />
Strukturalternativen für<br />
<strong>die</strong> einzelnen Wertschöpfungsstufen<br />
diskutiert.<br />
Tabelle 1 zeigt exemplarisch einen<br />
Auszug aus den Ergebnissen der<br />
durchgeführten Transaktionskostenanalyse<br />
für das Kreditgeschäft. Hier<br />
wurden für <strong>die</strong> im Rahmen einer Vorauswahl<br />
abgegrenzten Strukturalternativen<br />
bei der Prozessgestaltung in<br />
der Kreditnachbearbeitung spezifische<br />
Stärken- und Schwächenprofile<br />
erstellt, <strong>die</strong> anschließend als Entscheidungshilfen<br />
genutzt werden können.<br />
Die Grundlagenziele resultieren zunächst<br />
insbesondere aus dem erhöhten<br />
Kostendruck infolge eines schwierigeren<br />
Wettbewerbsumfelds: Bündelung<br />
und Automatisierung von Prozessteilen<br />
gemäß dem „Idealbild einer<br />
Kreditfabrik“ zur Kostenreduktion<br />
über <strong>die</strong> Nutzung von Skalenvorteilen,<br />
zur Variabilisierung von Fixkosten auf<br />
der Ebene der in <strong>die</strong>sem Bereich<br />
besonders anfälligen <strong>Sparkassen</strong> und<br />
somit letztlich auch zur Freisetzung<br />
von Kapazitäten für den Vertrieb.<br />
Hinzu kommen <strong>die</strong> aus der Transaktionskostenanalyse<br />
abgeleiteten Zielvorgaben<br />
und Beurteilungskriterien.<br />
Dabei wurde auch beachtet, dass <strong>die</strong><br />
diversen Kriterien aus Sicht der einzelnen<br />
Sparkasse in Abhängigkeit der<br />
jeweiligen Betriebsgröße eine unterschiedliche<br />
Bedeutung aufweisen<br />
können.<br />
Abgesehen von Verbundlösungen<br />
sind im Bereich der Kreditnachbearbeitung<br />
auch Kooperationen mit<br />
entsprechenden verbundexternen Anbietern<br />
wie auch eine Integrationslösung,<br />
also der Verzicht auf eine Auslagerung,<br />
denkbar, wobei letztere<br />
Variante automatisch als Benchmark<br />
<strong>die</strong>nt. Die Zusammenarbeit innerhalb<br />
des Verbunds kann weiterhin mit<br />
oder auch ohne Einschaltung der<br />
Verbände („institutionalisierter Verbund“<br />
bzw. „informelle Verbundlösung“)<br />
erfolgen.<br />
Themenschwerpunkte der Strukturanalyse<br />
für das Kreditgeschäft bildeten<br />
daneben Kooperationsmöglichkeiten<br />
im Bereich der Problemkreditbearbeitung<br />
sowie Gestaltungsparameter<br />
eines verbundinternen Kreditrisikohandels<br />
unter Beteiligung der Landesbanken.<br />
Insgesamt präsentiert sich der Verbund<br />
als durchaus wettbewerbsfähige<br />
Organisationsform. Freilich bietet<br />
sich auch innerhalb <strong>die</strong>ser Grundarchitektur<br />
eine Reihe von Möglichkeiten<br />
zur Strukturoptimierung, um<br />
Kosten zu sparen und Kapazitäten für<br />
den Vertrieb freizusetzen. Gleichwohl<br />
ist insbesondere in Erwartung steigender<br />
Verwaltungsaufwendungen<br />
als Folge von Basel II nicht zu übersehen,<br />
dass viele <strong>Sparkassen</strong> – und auch<br />
einige Landesbanken – recht kleine<br />
Unternehmenseinheiten bilden. Viele<br />
Prozessbereiche eignen sich nach wie<br />
vor nicht für eine Auslagerung und<br />
verursachen auch bei einer verbesserten<br />
Arbeitsteilung im Verbund hohe<br />
Kostenbelastungen bei den Instituten.<br />
Daher ist im <strong>Sparkassen</strong>sektor künftig<br />
ein verstärkter Konzentrationsprozess<br />
nicht unwahrscheinlich.<br />
Prof. Dr.Wolfgang Breuer ist Inhaber<br />
des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre,<br />
insbesondere Betriebliche<br />
Finanzwirtschaft der RWTH<br />
Aachen; Dipl.-Vw. Klaus Mark ist<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />
Lehrstuhl.
Mitteilungen 56<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
AUS DER FORSCHUNG 15<br />
Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre,<br />
insbesondere Betriebliche Finanzwirtschaft<br />
Prof. Dr. Wolfgang Breuer<br />
Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbes.<br />
Betriebliche Finanzwirtschaft<br />
Aktuelle Forschungsgebiete und<br />
Veröffentlichungen:<br />
1) Theorie der Unternehmensfinanzierung<br />
¬ Unternehmensfinanzierung und<br />
Produktmarktwettbewerb<br />
Schuhmacher, F./Oechssler, J. (2004):<br />
The Limited Liability Effect in<br />
Experimental Duopoly Markets,<br />
in: International Journal of Industrial<br />
Organization, Vol. 22, demnächst.<br />
¬ Dividendenpolitik und beschränkte<br />
Kapitalgeberrationalität<br />
Breuer, W./Hartmann, N. (2003):<br />
Unternehmensfinanzierung und<br />
beschränkte Rationalität – Das<br />
Beispiel optimaler Dividendenpolitik,<br />
in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche<br />
Forschung, 55. Jg.,<br />
S. 343 – 363.<br />
Newsticker<br />
¬ Financial Engineering und Funktionen<br />
der Unternehmensfinanzierung<br />
Breuer, W. (2002): Financial Engineering<br />
und <strong>die</strong> Theorie der Unternehmensfinanzierung,<br />
(Österreichisches)<br />
Bank-Archiv, 50. Jg.,<br />
S. 447– 456.<br />
2) Portfoliomanagement<br />
¬ Konzeptionen der Performancemessung<br />
Breuer, W./Gürtler, M. (2003): Performance<br />
Evaluation and Preferences<br />
beyond Mean-Variance, in:<br />
Financial Markets and Portfolio<br />
Management, Vol. 17, S. 213 –233.<br />
¬ Effizienz von Hedge-Fonds<br />
Breuer, W./Gürtler, M./Schuhmacher,<br />
F. (2002): Alternative Assetklassen:<br />
Hedgefonds, in: Asset<br />
Allocation, hrsg. von J. Coche und<br />
O. Stotz, Köln, S. 259–280.<br />
3) Internationales Finanzmanagement<br />
¬ Währungsmanagement<br />
Breuer, W./Gürtler, M. (2001): Hedging<br />
in Incomplete Markets – An<br />
Approximation Procedure for Practical<br />
Application, in: Journal of<br />
Futures Markets,Vol. 21, S. 599–631.<br />
4) Organisationsgestaltung im<br />
Finanz<strong>die</strong>nstleistungssektor<br />
¬ Strukturfragen in der <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong><br />
Breuer,W./Mark, K. (2003): Perspektiven<br />
der Verbundkooperation in<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>, in:<br />
Sparkasse, 120 Jg., S. 176 –180.<br />
Kontaktadresse:<br />
RWTH Aachen<br />
Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre,<br />
insbes. Betriebliche Finanzwirtschaft<br />
Templergraben 64, 52056 Aachen<br />
Telefon: (02 41) 80 – 9 35 39<br />
Telefax: (02 41) 80 – 9 21 63<br />
www.rwth-aachen.de/bfw<br />
Das Center for Financial Stu<strong>die</strong>s (CFS), Frankfurt/Main,<br />
¬ betreibt Forschung über Finanzmärkte, Finanzintermediäre<br />
und monetäre Ökonomie,<br />
¬ fördert den Dialog zwischen <strong>Wissenschaft</strong> und <strong>Praxis</strong>,<br />
¬ bietet hochgradige Qualifizierung und Weiterbildung.<br />
Über <strong>die</strong> vom CFS regelmäßig veranstalteten internationalen<br />
Konferenzen und Kolloquien, wissenschaftlichen Foren,<br />
Fachvorträge und Seminare informiert <strong>die</strong> Internet-Homepage<br />
www.ifk-cfs.de.<br />
Institut für Kreditwesen an der Westfälischen<br />
Wilhelms-Universität Münster<br />
Am 27./28. November 2003 finden in der Aula des Schlosses<br />
in Münster <strong>die</strong> Münsteraner Bankentage statt.<br />
Führende Repräsentanten aus allen drei Sektoren der<br />
Kreditwirtschaft sowie der <strong>Wissenschaft</strong> setzen sich mit<br />
der Frage auseinander, welche Auswirkungen haben<br />
Fusionen, das Angebot von Bankleistungen im Internet,<br />
Outsourcing und neue Regulierungsvorschriften auf <strong>die</strong><br />
Bankenlandschaft von morgen. Nähere Information zum<br />
Programm über <strong>die</strong> Internet-Adresse<br />
http://www.wiwi.uni-muenster.de.<br />
Institut für Kredit- und Finanzwirtschaft an der<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Die vom IKF jährlich veranstalteten Finanzmarktforen <strong>die</strong>nen<br />
als Plattform zur Diskussion aktueller Fragestellungen<br />
des deutschen und internationalen Finanzmarktes. Das<br />
nächste Finanzmarktforum wird am 5. Februar 2004 stattfinden.
16 HOCHSCHULE<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />
George Clegg<br />
Hochschule der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> eröffnet<br />
Mit einem feierlichen akademischen<br />
Festakt wurde am 5. Juli 2003 in Bonn<br />
<strong>die</strong> neue Hochschule der <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong> – University of Applied<br />
Sciences – eröffnet. An der Fachhochschule<br />
wird künftig in akkreditierten<br />
Stu<strong>die</strong>ngängen <strong>die</strong> akademische Ausbildung<br />
der Nachwuchskräfte von<br />
<strong>Sparkassen</strong> und ihren Verbundpartnern<br />
erfolgen.<br />
In seiner Laudatio verwies DSGV-<br />
Präsident Dr. Hoppenstedt vor zahlreichen<br />
Repräsentanten aus Politik,<br />
<strong>Wissenschaft</strong> und dem <strong>Sparkassen</strong>sektor<br />
auf <strong>die</strong> wachsende Herausforderung,<br />
mit dem sich heute das<br />
Bildungssystem konfrontiert sieht.<br />
Gefordert seien in einer immer komplexeren<br />
Arbeitswelt zunehmend<br />
gut ausgebildete Mitarbeiter, <strong>die</strong><br />
bereit sind, ihr erworbenes Fachwissen<br />
auch kontinuierlich weiterzuentwickeln.<br />
Um <strong>die</strong>sen gewachsenen<br />
Anforderungen an das Bildungssystem<br />
gerecht zu werden, habe sich<br />
<strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> entschlossen,<br />
eine eigene Hochschule<br />
zu gründen. Er verwies in <strong>die</strong>sem<br />
Zusammenhang auf den hohen<br />
Stellenwert der Aus- und Weiterbildung<br />
in der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>.<br />
Sie investiere jährlich rund<br />
700 Millionen Euro in ein mehrstufiges<br />
Weiterbildungsprogramm.<br />
Schon <strong>die</strong> kurze Zeit von der Planung<br />
über <strong>die</strong> Entwicklung bis hin zur<br />
Etablierung der neuen Hochschule<br />
könne als besonderer Erfolg gewertet<br />
werden, für den der <strong>Sparkassen</strong>präsident<br />
allen am Projekt Beteiligten<br />
Dank und Anerkennung aussprach.<br />
Mit der Gründung der neuen<br />
Hochschule verfolge <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong> drei konkrete personalstrategische<br />
Strategien, führte<br />
Hoppenstedt weiter aus:<br />
Ministerin Kraft überreicht Präsident Dr. Hoppenstedt (Mitte) und Prof. Dr. Stickel <strong>die</strong> Hochschul-<br />
Gründungsurkunde<br />
¬ Erstens wolle man den großen<br />
Bedarf an Hochschulabsolventen in<br />
den Instituten künftig besser abdecken<br />
können, wobei <strong>die</strong> Inhalte<br />
des Studiums zielgerichtet auf <strong>die</strong><br />
Institutspraxis ausgerichtet würden.<br />
¬ Zweitens werde mit der neuen<br />
Möglichkeit der akademischen Weiterbildung<br />
<strong>die</strong> Identifikation der<br />
Mitarbeiter mit der <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong> gestärkt.<br />
¬ Drittens sei es auch Zielsetzung<br />
der Hochschule, geschäftspolitische<br />
Fragen der Institute in Lehre<br />
und Forschung aufzugreifen.<br />
Basierend auf <strong>die</strong>sen Zielsetzungen<br />
sei mit der neuen Einrichtung ein<br />
völlig neues Stu<strong>die</strong>nkonzept entwickelt<br />
worden, weil hier, einzigartig<br />
in Deutschland, auch Bildungsleistungen<br />
auf das Studium angerechnet<br />
werden könnten, <strong>die</strong> außerhalb des<br />
Hochschulbereichs erbracht worden<br />
seien – und zwar auf Lehrgängen und<br />
Fachseminaren der <strong>Sparkassen</strong>akademien.<br />
Zudem werde durch den<br />
weitgehenden Einsatz des internetbasierten<br />
Lernens den Stu<strong>die</strong>renden<br />
<strong>die</strong> Möglichkeit geboten, Studium<br />
und Beruf zu verbinden. Die <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
versteht nach den<br />
Worten des DSGV-Präsidenten das<br />
neue Bildungsangebot neben dem<br />
Lehrinstitut als weiteren Baustein<br />
eines hoch qualifizierten Aus- und<br />
Weiterbildungsangebotes, das <strong>die</strong><br />
Grundlage für <strong>die</strong> hervorragende<br />
Marktpositionierung der <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong> bildet.<br />
Für NRW-Ministerin Hannelore<br />
Kraft stellt <strong>die</strong> neue Hochschule einen<br />
Brückenschlag zwischen der <strong>Wissenschaft</strong><br />
und dem wachsenden Bedürfnis<br />
der Wirtschaft nach einer hoch<br />
qualifizierten und zugleich auch praxisgerechten<br />
Ausbildung der Fachkräfte<br />
und des Führungsnachwuchses<br />
dar. In <strong>die</strong>sem Ansatz einer neuen<br />
Qualität des akademischen Bildungsangebotes<br />
liege <strong>die</strong> eigentliche Bedeutung<br />
der Einrichtung. Vor allem<br />
<strong>die</strong> Möglichkeit, durch modernes
Mitteilungen 56<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
HOCHSCHULE 17<br />
e-learning <strong>die</strong> Titel „Bachelor of<br />
Finance“ oder „Bachelor of Financial<br />
Informations Systems“ zu erwerben,<br />
biete den Stu<strong>die</strong>renden <strong>die</strong> Chance,<br />
Studium und Beruf ideal zu verbinden.<br />
Der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> sei<br />
es mit der Neugründung gelungen,<br />
ein in jeder Hinsicht solides und<br />
zukunftsfähiges Reformmodell zu<br />
entwickeln. Land und <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong> seien sich von Anfang<br />
an in der Zielsetzung eines hohen<br />
Qualitätsniveaus in Forschung und<br />
Lehre einig gewesen, betonte Frau<br />
Kraft. Dass <strong>die</strong>s gelungen sei, belege<br />
nicht zuletzt <strong>die</strong> Tatsache, dass beide<br />
Stu<strong>die</strong>ngänge von der FIBAA (Foundation<br />
for International Business Administration<br />
Accreditation) von Anfang<br />
an vollständig akkreditiert worden<br />
seien. Damit sei sichergestellt, dass<br />
<strong>die</strong> Hochschule der <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong> mit den besten Zukunftsaussichten<br />
an den Start gehe,<br />
denn, so <strong>die</strong> Ministerin, „Qualität ist<br />
ein Wert, der sich bezahlt macht“.<br />
Bonns Oberbürgermeisterin Bärbel<br />
Dieckmann dankte dem Deutschen<br />
<strong>Sparkassen</strong>- und Giroverband<br />
für <strong>die</strong> Einrichtung der neuen Hochschule<br />
in der Bundesstadt. Mit <strong>die</strong>ser<br />
Gründung werde der <strong>Wissenschaft</strong>sstandort<br />
Bonn weiter gestärkt und<br />
gefestigt.<br />
Gründungsrektor Professor Eberhard<br />
Stickel bekräftigte noch einmal<br />
<strong>die</strong> erklärte Absicht, <strong>die</strong> neue Hochschule<br />
sowohl als einen Ort des<br />
Lehrens als auch der Forschung zu<br />
konzipieren. Eine zentrale Aufgabe<br />
der Hochschule werde es sein,<br />
geschäftspolitische Fragestellungen<br />
der Institute aufzugreifen und neue<br />
wissenschaftliche Erkenntnisse im<br />
Bereich der Finanz<strong>die</strong>nstleistungen<br />
zu gewinnen. Dabei reiche das Spektrum<br />
attraktiver Forschungsthemen<br />
von den Problemen der Gesamtbanksteuerung<br />
und des Risikomanagements<br />
bis hin zu informationstechnisch<br />
geprägten Fragestellungen<br />
in Bereichen wie Electronic<br />
Finance oder Electronic Commerce.<br />
„Es ist unser Anspruch, dass <strong>die</strong><br />
Hochschule den Unternehmen der<br />
<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> praxisnahe,<br />
wissenschaftlich fun<strong>die</strong>rte Problemlösungen<br />
an <strong>die</strong> Hand gibt und<br />
damit hilft, strategische Wettbewerbsvorteile<br />
zu generieren“, betonte<br />
Stickel. Dank sprach der Gründungsrektor<br />
der gesamten <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
aus, <strong>die</strong> den Aufbau<br />
der Hochschule vorbildlich<br />
unterstützt habe. Ebenso dankte er<br />
dem <strong>Wissenschaft</strong>sministerium NRW<br />
für <strong>die</strong> konstruktive Zusammenarbeit<br />
beim Aufbau der Hochschule.<br />
In seinem akademischen Festvortrag<br />
hob Professor Dr. Manfred<br />
Erhardt, Generalsekretär des Stifterverbandes<br />
für <strong>die</strong> Deutsche <strong>Wissenschaft</strong>,<br />
<strong>die</strong> wachsende Bedeutung von<br />
privaten Hochschulen in der deutschen<br />
<strong>Wissenschaft</strong>slandschaft hervor.<br />
Viele der privaten Einrichtungen<br />
entsprächen durch ihre Stu<strong>die</strong>nangebote<br />
und -inhalte den Ansprüchen, <strong>die</strong><br />
in einer leistungsorientierten Gesellschaft<br />
und modernen Berufswelt an<br />
eine praxisorientierte akademische<br />
Ausbildung gestellt werden müssten.<br />
Der neuen Hochschule attestierte<br />
Erhardt aufgrund ihrer Konzeption<br />
und ihrer Einbindung in <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
eine ausgezeichnete<br />
Zukunft.<br />
Teilnehmer des Festaktes: (v. l.) Prof. Dr. Stickel, Ministerin Kraft, Präsident Dr. Hoppenstedt,<br />
Oberbürgermeisterin Dieckmann, Geschäftsführendes DSGV-Vorstandsmitglied Schulz und<br />
Dr. Rohrmeier, Leiter der Deutschen <strong>Sparkassen</strong>akademie<br />
George Clegg ist Korrespondent<br />
der „<strong>Sparkassen</strong>Zeitung“.
18 HOCHSCHULE<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />
Lars Hüning<br />
Bachelor- und Masterstu<strong>die</strong>ngänge in<br />
Deutschland – mehr als ein Etikettenwechsel<br />
Wenn der Bologna-Prozess Erfolg hat,<br />
wird man in Deutschland künftig<br />
anders stu<strong>die</strong>ren als heute<br />
Im 12. Jahrhundert wurden in Europa<br />
<strong>die</strong> ersten Universitäten gegründet,<br />
zunächst in Bologna, dann folgten<br />
Universitäten in Paris und Oxford. Es<br />
waren Institutionen, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong><br />
freie Gemeinschaft von Lehrenden<br />
und Lernenden geprägt waren und<br />
mit dem Anspruch antraten, <strong>die</strong><br />
Gesamtheit des bekannten Wissens<br />
zu vermitteln. Sie zogen Wissbegierige<br />
und Gelehrte aus ganz Europa an und<br />
waren im besten Sinne international.<br />
Damals gab es eine Art europäischen<br />
Hochschulraum, der sich allerdings<br />
auf wenige Zentren konzentrierte.<br />
Neun Jahrhunderte später gibt es<br />
in Europa eine Vielzahl von Hochschulen.<br />
Allein in Deutschland sind es 359,<br />
an denen 1,9 Millionen Stu<strong>die</strong>rende<br />
eingeschrieben sind. Was es jedoch<br />
nicht gibt, ist ein europäischer Hochschulraum.<br />
Ansonsten müsste er nicht<br />
geschaffen werden. Eben <strong>die</strong>s soll der<br />
so genannte Bologna-Prozess schaffen:<br />
Einen „neuen“ europäischen<br />
Hochschulraum bis zum Jahr 2010.<br />
Der Bologna-Prozess verändert das<br />
Stu<strong>die</strong>ren in Deutschland<br />
Am 19. Juni 1999 haben sich in Bologna<br />
29 europäische Bildungsminister<br />
getroffen und sechs Kernziele vereinbart,<br />
um <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>nstrukturen in<br />
Europa nicht gleich, aber vergleichbar<br />
und kompatibel zu machen und <strong>die</strong><br />
Mobilität von Stu<strong>die</strong>renden und <strong>Wissenschaft</strong>lern<br />
zu verbessern. Gleichzeitig<br />
vereinbarten <strong>die</strong> Politiker, sich alle<br />
zwei Jahre zu treffen, um Fortschritte<br />
zu sichten, den Prozess weiter zu<br />
forcieren und, wo notwendig, anzupassen.<br />
Die erste Nachfolgekonferenz<br />
war 2001 in Prag, wo <strong>die</strong> Kernziele<br />
erweitert wurden und vier weitere<br />
Staaten <strong>die</strong> Erklärung unterzeichneten.<br />
Die zweite Folgekonferenz fand<br />
im September 2003 in Berlin statt.<br />
Es ist kein Geheimnis, dass <strong>die</strong><br />
europäische Integration ihre Mitgliedstaaten<br />
verändert. Spätestens mit der<br />
Bologna-Erklärung von 1999 hat der<br />
europäische Integrationsprozess <strong>die</strong><br />
Hochschulen erreicht. Dies gilt im<br />
Hochschulbereich z. B. für Deutschland.<br />
Wenn der Bologna-Prozess Erfolg<br />
hat, wird man hierzulande anders<br />
stu<strong>die</strong>ren als heute. Denn wesentliche<br />
Elemente der vereinbarten Ziele der<br />
Bologna-Erklärung stehen im Widerspruch<br />
zur tra<strong>die</strong>rten Hochschulausbildung<br />
in Deutschland.<br />
Zwei Punkte spielen eine besondere<br />
Rolle: (1) Die Einführung eines<br />
Stu<strong>die</strong>nsystems, das sich nicht wie das<br />
deutsche bisher auf eine Phase beschränkt,<br />
sondern das zwei Hauptzyklen<br />
kennt, einen Undergraduate-<br />
Zyklus und einen Graduate-Zyklus.<br />
Kurz: Es geht um <strong>die</strong> Einführung von<br />
Bachelor- und Masterstu<strong>die</strong>ngängen<br />
(Ba/Ma). Darüber hinaus sollen (2) <strong>die</strong><br />
Leistungen im Studium nicht durch<br />
Scheine dokumentiert werden. Vielmehr<br />
sollen Leistungspunktsysteme<br />
entstehen. Beide Punkte sind mit der<br />
Gliederung des Studiums in Module<br />
verbunden.<br />
Strukturveränderungen durchzusetzen<br />
kostet Überzeugungskraft. Die<br />
wesentliche Frage, <strong>die</strong> berechtigterweise<br />
gestellt wird, ist: Was bringt das<br />
alles? Eine Antwort ist <strong>die</strong> gewünschte<br />
steigende Mobilität von Stu<strong>die</strong>renden<br />
innerhalb Europas. Stu<strong>die</strong>rende,<br />
<strong>die</strong> ins Ausland gehen, machen wichtige<br />
Erfahrungen, <strong>die</strong> sie persönlich<br />
weiterbringen. Sie sind aber auch Botschafter<br />
ihrer Hochschule. Die Kenntnisse<br />
und Fähigkeiten, <strong>die</strong> sie auf<br />
internationalem Parkett sammeln,<br />
sind zudem ein großer Bonus am<br />
Lars Hüning<br />
Arbeitsmarkt, denn Arbeitgeber sind<br />
an international erfahrenen Absolventen<br />
interessiert. Aber reicht das aus,<br />
um Diplom, Magister und Staatsexamen<br />
den Rücken zu kehren?<br />
Bachelor und Master aus nationaler<br />
Perspektive<br />
Es geht um mehr. In einem hochschulpolitischen<br />
Memorandum der Initiative<br />
D21 unter Federführung der DaimlerChrysler<br />
Service AG liest sich das so:<br />
„Wissen wird für <strong>die</strong> Zukunft unserer<br />
Gesellschaft eine noch entscheidendere<br />
Rolle spielen als bisher. Der verantwortliche<br />
Umgang mit Wissen und<br />
<strong>die</strong> Beherrschung von Schlüsselkompetenzen<br />
sind Voraussetzungen sowohl<br />
für <strong>die</strong> aktive Teilhabe der Menschen<br />
an der Wissensgesellschaft und<br />
ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt<br />
als auch für <strong>die</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Wirtschaft und ihrer Unternehmen.<br />
Damit fällt den Hochschulen<br />
eine noch wichtigere Aufgabe in der<br />
Schaffung und Vermittlung von Wissen<br />
zu – eine Aufgabe, der sie sich [...]<br />
zu stellen haben. In Bildung, Ausbildung<br />
und Weiterbildung sehen sich
Mitteilungen 56<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
HOCHSCHULE 19<br />
<strong>die</strong> Hochschulen einer neuen Nachfrage<br />
gegenüber, <strong>die</strong> modulare, differenzierte,<br />
ortsübergreifende, internationale<br />
und lebenslange Stu<strong>die</strong>nangebote<br />
verlangt.“ 1<br />
Die bessere Verzahnung von Ausbildung,<br />
Bildung und Weiterbildung<br />
ist ein wesentlicher Punkt, der durch<br />
das zweistufige Stu<strong>die</strong>nsystem erreicht<br />
werden soll. Es gibt einen weiteren<br />
Punkt, der angesprochen wird und<br />
der von der Umstellung des deutschen<br />
Stu<strong>die</strong>nsystems im Sinne des Bologna-Prozesses<br />
berührt wird: <strong>die</strong> Notwendigkeit<br />
<strong>die</strong> Absolventenzahlen<br />
auszubauen. Nach einer OECD-Stu<strong>die</strong><br />
liegt Deutschland mit 19 Prozent eines<br />
Altersjahrganges, <strong>die</strong> einen Abschluss<br />
an einer Universität oder Fachhochschule<br />
erlangen, deutlich unter dem<br />
Durchschnitt (26 Prozent). Die OECD<br />
sieht gleichzeitig bis 2015 in Deutschland<br />
einen Bedarf von rund einer<br />
Million zusätzlicher hoch qualifizierter<br />
Arbeitskräfte. Neben vergleichsweise<br />
wenigen Stu<strong>die</strong>nanfängern<br />
in Deutschland besteht das<br />
Problem in der hohen Abbrecherquote<br />
(36 Prozent). Die OECD-Stu<strong>die</strong> zeigt,<br />
dass in Staaten mit kürzeren und<br />
flexibleren Bildungsgängen <strong>die</strong> Abbrecherquote<br />
geringer ist. 2<br />
1 Norbert Bensel und Hans N. Weiler: Hochschulen<br />
für das 21. Jahrhundert. Zwischen Staat Markt<br />
und Eigenverantwortung. Ein Hochschulpolitisches<br />
Memorandum im Rahmen der „Initiative<br />
D21“ unter der Federführung der DaimlerChrysler<br />
Services (debis) AG. S. 1.<br />
2 Vgl. Industrie- und Handelskammer Darmstadt:<br />
Deutschland, armes Bildungsland.<br />
http://www.darmstadt.ihk24.de/produktmarken/<br />
produktmarken.htm?name=content&url=http<br />
%3A//www.darmstadt.ihk24.de/produktmarken/aus_und_weiterbildung/bildungspolitik/<br />
oecd.jsp<br />
3 Vgl.: <strong>Wissenschaft</strong>srat (2000): Empfehlungen zur<br />
Einführung neuer Stu<strong>die</strong>nstrukturen und -abschlüsse<br />
(Bakkalaureus/Bachelor – Magister/<br />
Master) in Deutschland. Drs. 4418/00, S.39.<br />
Erwerb von Schlüsselqualifikationen<br />
und lebenslanges Lernen<br />
Welche Vorteile bietet also <strong>die</strong> Einführung<br />
von Bachelor- und Masterstu<strong>die</strong>ngängen<br />
im Hinblick auf <strong>die</strong><br />
genannten Zusammenhänge? Der<br />
Schlüssel ist <strong>die</strong> „Idee“ des Bachelor als<br />
eines ersten Stu<strong>die</strong>nabschlusses, der<br />
<strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden in kurzer Zeit – nämlich<br />
in drei bis vier Jahren – so ausbilden<br />
soll, dass sie erfolgreich in den Beruf<br />
wechseln können. Es steht dabei außer<br />
Frage, dass <strong>die</strong> bisherigen Abschlüsse<br />
Diplom, Magister, Staatsexamen auch<br />
berufsqualifizierend waren. Aber das<br />
Grundanliegen zumindest vieler universitärer<br />
Magisterstu<strong>die</strong>ngänge war,<br />
Nachwuchswissenschaftler auszubilden,<br />
<strong>die</strong> das Wissen einer Disziplin<br />
„voll“ beherrschen. Dieses Ideal hat <strong>die</strong><br />
Stu<strong>die</strong>nzeiten immens in <strong>die</strong> Höhe<br />
getrieben – das typische Abschlussalter<br />
deutscher Absolventen ist knapp 29<br />
Jahre im Gegensatz zu beispielsweise<br />
24 Jahren in den USA 3 – und es ist angesichts<br />
der Ausdifferenzierung und<br />
Spezialisierung der <strong>Wissenschaft</strong>en<br />
letztlich zum Scheitern verurteilt. In<br />
<strong>die</strong>sem Dilemma ist auch ein Grund für<br />
<strong>die</strong> hohe Abbrecherquote in Deutschland<br />
zu sehen.<br />
Die Intention beim Bachelor ist<br />
eine andere: Innerhalb <strong>die</strong>ses ersten<br />
Abschlusses soll in relativ kurzer Zeit<br />
nicht das Wissen einer Disziplin vermittelt<br />
werden. Vielmehr geht es<br />
darum, Absolventen mit den Kompetenzen<br />
auszustatten, <strong>die</strong> sie am<br />
Arbeitsmarkt brauchen. Dabei muss<br />
zwangsläufig auch ein deutlicher<br />
Akzent auf den Erwerb von Schlüsselqualifikationen<br />
gesetzt werden: Sprachund<br />
Präsentationstechniken, Me<strong>die</strong>nkompetenz,<br />
Team- und Entscheidungsfähigkeit,<br />
das Vermögen,Wissen<br />
anwendungsbezogen auf fremde<br />
Sachverhalte zu übertragen und sich<br />
selbstständig, schnell und systematisch<br />
in komplexe Zusammenhänge<br />
einarbeiten zu können. Einen Bachelor<br />
zu konzipieren ist anspruchsvoll, wenn<br />
man den gesetzten Ansprüchen genügen<br />
möchte. Es muss ein gelungener<br />
Mix von Allgemeinbildung, Fachwissen,<br />
Methodenkenntnissen und<br />
Schlüsselqualifikationen gefunden<br />
werden. Die Inhalte müssen so organisiert<br />
werden, dass <strong>die</strong> Curricula auch<br />
stu<strong>die</strong>rbar sind. Der Auftrag, sich nicht<br />
nur nebenbei, sondern ausdrücklich<br />
und vordergründig an der (wissenschaftsbasierten)<br />
Berufsausbildung<br />
für einen sich wandelnden Arbeitsmarkt<br />
zu beteiligen, ist zumindest für<br />
Universitäten ein Novum.<br />
Das traditionelle deutsche Stu<strong>die</strong>nsystem<br />
ging bisher davon aus, dass<br />
man während einer Phase im Leben<br />
stu<strong>die</strong>rt, dann in den Beruf geht, und<br />
nicht mehr an <strong>die</strong> Hochschule zurückkehrt.<br />
Der Bachelor soll den Schritt in<br />
den Beruf möglichst früh, nach sechs<br />
oder acht Semestern ermöglichen.<br />
Gerade wenn mehr Stu<strong>die</strong>rende als bisher<br />
zu einem ersten Abschluss geführt<br />
werden sollen, ist es erforderlich, dass<br />
<strong>die</strong> durchschnittlich benötigten Stu<strong>die</strong>nsemester<br />
nicht zwischen 11,5 und 15,5<br />
liegen wie im bisherigen System. 4 Im<br />
Bachelor/Master-System können <strong>die</strong><br />
Hochschulen darüber hinaus weitere<br />
Stu<strong>die</strong>ngänge anbieten für Graduierte,<br />
<strong>die</strong> entweder weiter stu<strong>die</strong>ren oder<br />
nach einer ersten Zeit im Beruf an <strong>die</strong><br />
Hochschule zurückkehren wollen –<br />
Master. Denn dass man sich nur zwi-<br />
4 Vgl.: <strong>Wissenschaft</strong>srat (2000), ebd.
20 HOCHSCHULE<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />
schen Schule und Beruf an Hochschulen<br />
qualifiziert, passt nicht besonders<br />
gut zu einer Arbeitswelt, <strong>die</strong> nicht nur<br />
hoch spezialisiert, sondern auch hoch<br />
technisiert ist, in der Berufsfelder entstehen<br />
und verschwinden und Wissensbestände<br />
sich relativ schnell überholen.<br />
Die Möglichkeit, sich in einem<br />
Masterstu<strong>die</strong>ngang auf Hochschulniveau<br />
weiter zu qualifizieren, sich fachlich<br />
zu vertiefen und zu spezialisieren<br />
oder seine Kenntnisse interdisziplinär<br />
zu erweitern, entspricht den Anforderungen<br />
des lebenslangen Lernens<br />
erheblich besser als ein Einmalstudium<br />
fürs Leben.<br />
Das Bachelor/Master-System zwingt<br />
weit weniger dazu, Entweder-oder-<br />
Entscheidungen zu treffen und lässt in<br />
erheblichem Umfang Sowohl-als-auch-<br />
Optionen zu. Der Bachelorabschluss<br />
ermöglicht es, in den Beruf zu gehen<br />
oder ein Masterstudium im In- oder<br />
Ausland anzuschließen. Wer sich für<br />
den Beruf entscheidet, kann den<br />
Master später machen, u. U. auch<br />
berufsbegleitend. Sollte sich aus der<br />
individuellen beruflichen Entwicklung<br />
<strong>die</strong> Notwendigkeit ergeben, sich auf<br />
einen weiteren Karriereschritt durch<br />
eine zusätzliche Qualifikation vorzubereiten,<br />
bietet das Master-Studium<br />
dazu ideale Möglichkeiten. Der bekannte<br />
US-amerikanische Master of<br />
Business Administration (MBA) hatte<br />
ursprünglich eben <strong>die</strong>se Funktion. Er<br />
wurde für Bachelorabsolventen konzipiert,<br />
<strong>die</strong> nach erster Berufstätigkeit<br />
eine Führungsposition übernehmen<br />
und sich darauf gezielt vorbereiten<br />
wollen.<br />
Vorteile der Modularisierung und<br />
des European Credit Transfer System<br />
(ECTS)<br />
Voraussetzung für <strong>die</strong> Einführung von<br />
Bachelor- und Masterstu<strong>die</strong>ngängen<br />
und von Leistungspunktsystemen, wie<br />
<strong>die</strong> Bologna-Erklärung sie vorsieht, ist<br />
<strong>die</strong> Modularisierung. Sie zielt auf <strong>die</strong><br />
sinnvolle Strukturierung des Stu<strong>die</strong>npensums<br />
in begrenzte, abgeschlossene<br />
Einheiten. Ein Modul ist ein Zusammenhang<br />
von mehreren Lehrveranstaltungen<br />
und kann aus Vorlesungen,<br />
Seminaren und Übungen bestehen,<br />
<strong>die</strong> sich sinnvoll ergänzen und insgesamt<br />
Kompetenzen und Wissen vermitteln,<br />
<strong>die</strong> zum Erreichen des Qualifikationsziels<br />
notwendig sind. Jedes<br />
Modul hat also eine spezifische Funktion<br />
innerhalb des Studiums und steht<br />
in einem engen Zusammenhang zur<br />
angestrebten Berufsqualifikation. Manche<br />
Module werden verpflichtend,<br />
andere als Wahl-Pflicht oder Wahl-<br />
Modul angeboten werden.<br />
Die Gegner der Modularisierung<br />
befürchten eine starke Verschulung<br />
des Studiums. Die Modularisierung<br />
bietet aber große Vorteile. Stu<strong>die</strong>ren<br />
wird planbarer. Es ist schon zu Stu<strong>die</strong>nbeginn<br />
klar, was in welcher Zeit<br />
erarbeitet werden soll und welche<br />
Kompetenzen dadurch erworben werden.<br />
Auf <strong>die</strong>se Weise können u. U. auch<br />
<strong>die</strong>jenigen für ein Studium gewonnen<br />
werden, denen es bisher zu unstrukturiert<br />
und unübersichtlich war. Die<br />
Befürchtung vieler Interessenten, sich<br />
auf ein Spiel einzulassen, bei dem<br />
nicht ausreichend klar ist, worin<br />
genau es besteht und was am Ende<br />
dabei herauskommt, kann überwunden<br />
werden. Auch ist zu erwarten,<br />
dass potenzielle Arbeitgeber eher<br />
bereit sind, einen Stu<strong>die</strong>renden zu fördern<br />
oder früh zu rekrutieren, wenn<br />
ihnen Verlauf und Inhalt der Ausbildung<br />
transparent gemacht werden<br />
und <strong>die</strong> „Laufzeit“ klar ist.<br />
Hinsichtlich der stärkeren Vernetzung<br />
von beruflicher und akademischer<br />
Ausbildung bietet <strong>die</strong> Modularisierung<br />
ein weiteres Plus: Die in der<br />
beruflichen Weiterbildung erworbenen<br />
Qualifikationen können ins Studium<br />
eingebracht werden. Das funktioniert<br />
nicht immer oder unbegrenzt,<br />
aber wenn jemand z. B. eine Banklehre<br />
gemacht, eine Zeit lang gearbeitet<br />
und sich beruflich weitergebildet hat,<br />
kann er – je nach Politik der Hochschule<br />
– bestimmte erworbene Qualifikationen<br />
anrechnen lassen. So ist z. B.<br />
denkbar, dass er im Bereich Rechnungswesen<br />
oder anderen „handwerklichen“<br />
Gebieten nicht bei Null<br />
starten muss. Je weiter das Ba/Ma-<br />
System sich durchsetzt, desto sinnvoller<br />
wird es, berufliche Weiterbildungsangebote<br />
kompatibel mit modularisierten<br />
Stu<strong>die</strong>ngängen zu gestalten.<br />
Es ist daher zu erwarten, dass entsprechende<br />
Konzepte zunehmend entstehen<br />
werden.<br />
Der Deutsche <strong>Sparkassen</strong>- und<br />
Giroverband ruft in der Publikation<br />
„Positionen 2002“ daher <strong>die</strong> Bildungsträger<br />
auf, „ihre Bildungsleistungen<br />
und Bildungswege besser zu verknüpfen,<br />
um Kenntnisse und Kompetenzen,<br />
<strong>die</strong> auf unterschiedlichen Lernwegen<br />
erworben wurden, gegenseitig anerkennungsfähig<br />
zu machen“. Kompetenzen,<br />
<strong>die</strong> in Beruf und Weiterbildung<br />
erworben wurden, sind explizit<br />
eingeschlossen. Diese Verknüpfung<br />
trage dazu bei, doppelte Bildungsarbeit<br />
zu vermeiden, Studenten von<br />
überflüssigen Prüfungen zu entlasten,<br />
Stu<strong>die</strong>nzeiten zu verkürzen und <strong>die</strong><br />
Effizienz des Bildungssystems insgesamt<br />
zu erhöhen. 5<br />
Zwei Beispiele können das Potenzial<br />
verdeutlichen. Die Universität<br />
Oldenburg bietet im Rahmen des Pro-<br />
5 Deutscher <strong>Sparkassen</strong>- und Giroverband: Positionen<br />
2002. Wirtschaft, Gesellschaft, Politik. S.53.
Mitteilungen 56<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
HOCHSCHULE 21<br />
jekts „Ökonomische Bildung online“<br />
Lehrerfortbildungen an. Insgesamt<br />
stehen über 70 Lerneinheiten online<br />
zur Verfügung, aus denen spezielle<br />
Fortbildungsprogramme zusammengestellt<br />
werden können. Es können<br />
aber eben auch Module aus <strong>die</strong>sen<br />
Einheiten erstellt werden, <strong>die</strong> im<br />
grundständigen Lehramtsstudium<br />
eingesetzt werden können. Entsprechende<br />
Versuche laufen derzeit. Ein<br />
anderes Beispiel ist <strong>die</strong> Hochschule<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> in Bonn.<br />
Dort werden Bachelorstu<strong>die</strong>ngänge<br />
angeboten, <strong>die</strong> den Stu<strong>die</strong>renden <strong>die</strong><br />
Möglichkeit bieten, bis zu einem Drittel<br />
der Stu<strong>die</strong>nleistungen aus Weiterbildungsmaßnahmen<br />
einzubringen,<br />
<strong>die</strong> sie bereits absolviert haben.<br />
Die einzelnen Module sollen mit<br />
Leistungspunkten – oft wird <strong>die</strong> Bezeichnung<br />
Credits verwendet – versehen<br />
werden. International üblich ist<br />
das European Credit Transfer System<br />
(ECTS). Es wurde entwickelt, um <strong>die</strong><br />
internationale Mobilität von Stu<strong>die</strong>renden<br />
zu erleichtern, indem <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>nleistung,<br />
<strong>die</strong> im Ausland erbracht<br />
wird, mit den Anforderungen des Heimatstu<strong>die</strong>ngangs<br />
verrechenbar gemacht<br />
wird. Credits sind also zunächst<br />
eine Art internationaler Währung: Stu<strong>die</strong>nleistungen<br />
pro Zeit. Das Credit-<br />
System ist neben dem Transfer von<br />
erbrachten Stu<strong>die</strong>nleistungen auch<br />
geeignet, um einen ganzen Stu<strong>die</strong>ngang<br />
zu beschreiben und <strong>die</strong> Module<br />
zu gewichten, aus denen er besteht. In<br />
<strong>die</strong>ser Form <strong>die</strong>nt es als ein Akkumulationssystem<br />
und ist auch unabhängig<br />
von der studentischen Neigung im<br />
Ausland zu stu<strong>die</strong>ren von Bedeutung.<br />
Ein Stu<strong>die</strong>njahr besteht nach dem<br />
ECTS aus 60 Credits, also aus 30 Credits<br />
pro Semester. Dabei sind nicht<br />
–wie bisher in Deutschland üblich –<br />
<strong>die</strong> Präsenzzeiten in Vorlesungen und<br />
Seminaren entscheidend, <strong>die</strong> in Semesterwochenstunden<br />
gemessen werden.<br />
Was zählt, ist der tatsächliche<br />
Arbeitsaufwand, das Pensum, das notwendig<br />
ist, um ein Modul abzuschließen,<br />
inklusive der Arbeit in Arbeitsgruppen<br />
oder der Vorbereitung und<br />
Nachbereitung von Veranstaltungen.<br />
Jedes Modul endet normalerweise mit<br />
einer Prüfung, für <strong>die</strong> es zusätzlich zu<br />
den vergebenen Credits eine Note<br />
gibt. Das Verhältnis der Credits zu den<br />
erzielten Prüfungsleistungen macht<br />
am Ende des Studiums <strong>die</strong> Endnote<br />
aus. Dieses Verfahren ermöglicht es<br />
den Stu<strong>die</strong>renden einerseits, während<br />
des ganzen Studiums eine solide Einschätzung<br />
davon zu gewinnen, wo sie<br />
stehen; sie erhalten kontinuierliches<br />
Feedback. Andererseits ist <strong>die</strong> Endnote<br />
ein tatsächliches Ergebnis der gesamten<br />
Stu<strong>die</strong>nleistungen und betont<br />
weit weniger <strong>die</strong> „Endform“ des Stu<strong>die</strong>renden<br />
zu einem speziellen Zeitpunkt<br />
seines Studiums – dem Stu<strong>die</strong>nende.<br />
Informationsaufwand steigt,<br />
lohnt sich aber<br />
Der Bologna-Prozess ist in vollem<br />
Gange. Inzwischen gibt es über 1.700<br />
Bachelor- und Masterstu<strong>die</strong>ngänge in<br />
Deutschland. Es entspricht auch der<br />
Wahrheit, dass nicht alle sinnvoll und<br />
im Sinne des Ideals konzipiert wurden.<br />
Viele Angebote sind schlicht Etikettenschwindel,<br />
wenn z. B. Hochschulen<br />
das Angebot nicht neu konzipieren,<br />
sondern alten Wein in neuen Schläuchen<br />
verkaufen. Insofern werden Stu<strong>die</strong>ninteressenten<br />
einen höheren Aufwand<br />
betreiben müssen, um das<br />
geeignete Angebot für sich zu finden.<br />
Bei einer so wichtigen biografischen<br />
Entscheidung ist das aber gut investierte<br />
Zeit.<br />
In einem gut ausgebauten Bachelor-<br />
und Mastersystem wird Berufsqualifizierung<br />
auf wissenschaftlicher<br />
Basis groß geschrieben, Qualifikationsbiografien<br />
werden flexibler sein.<br />
Stu<strong>die</strong>ninteressenten und Arbeitgeber<br />
können aus einer Vielfalt von<br />
Stu<strong>die</strong>nangeboten wählen. Dabei<br />
werden sie voraussichtlich weniger<br />
Wert darauf legen, ob <strong>die</strong> Angebote<br />
von einer Fachhochschule oder einer<br />
Universität gemacht werden, als darauf,<br />
ob das Qualifikationsziel/Berufsbild<br />
transparent wird und das Curriculum<br />
so konzipiert wurde, dass <strong>die</strong>ses<br />
Ziel erreicht werden kann. Der Weg<br />
dorthin ist längst nicht gegangen. Fest<br />
steht, dass es sich lohnen kann, ihn zu<br />
gehen.<br />
Lars Hüning ist beim CHE Centrum<br />
für Hochschulentwicklung tätig.<br />
Das CHE ist eine gemeinnützige<br />
Einrichtung, <strong>die</strong> sich seit ihrer<br />
Gründung im Jahr 1994 für Reformen<br />
im deutschen Hochschulsystem<br />
einsetzt. Es arbeitet als „Denkfabrik“<br />
an Modellkonzepten und<br />
im Bereich Organisationsentwicklung<br />
als Partner von Hochschulen<br />
und <strong>Wissenschaft</strong>sministerien. Als<br />
Leitbild <strong>die</strong>nt <strong>die</strong> Vorstellung der<br />
„entfesselten Hochschule“, <strong>die</strong><br />
CHE-Leiter Prof. Dr. Detlef Müller-<br />
Böling in einem gleichnamigen<br />
Buch ausgearbeitet hat. (Detlef<br />
Müller-Böling: Die entfesselte<br />
Hochschule. Gütersloh 2000, 256<br />
Seiten, 20 €.)
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />
22 SPARKASSENHISTORISCHES ARCHIV<br />
<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Wissenschaft</strong>sförderung mit dem Preis<br />
„Wirtschaftsarchiv des Jahres 2003“ ausgezeichnet<br />
Im Rahmen ihrer Jahrestagung im<br />
Konzernarchiv der VW AG in Wolfsburg<br />
zeichnete <strong>die</strong> Vereinigung deutscher<br />
Wirtschaftsarchivare (VdW)<br />
am 5. Mai 2003 <strong>die</strong> <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
e. V. als „Wirtschaftsarchiv<br />
des Jahres“ aus. Mit der Preisverleihung<br />
würdigt <strong>die</strong> VdW, der Fachverband<br />
für das Archivwesen der Wirtschaft<br />
in Deutschland, Österreich<br />
und der Schweiz, alljährlich eine<br />
Institution, <strong>die</strong> auf innovative Weise<br />
dazu beiträgt, <strong>die</strong> Akzeptanz von<br />
Geschichte und historischem Bewusstsein<br />
in Unternehmen zu stärken. Der<br />
<strong>Wissenschaft</strong>sförderung ist <strong>die</strong>s<br />
nach Meinung der Jury mit ihrer Broschüre<br />
„Historische Archive“ (<strong>Wissenschaft</strong><br />
für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong>, Sonderheft<br />
September 2002), <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong><br />
eine praxisorientierte Anleitung zum<br />
Aufbau und zur effizienten Nutzung<br />
von Archiven bietet, hervorragend<br />
geglückt.<br />
Wie Detlev Krause, Leiter der<br />
Historischen Dokumentation der<br />
Commerzbank AG, in seiner Laudatio<br />
hervorhob, zeichnet sich <strong>die</strong> Publikation<br />
durch eine überzeugende<br />
Mischung aus fun<strong>die</strong>rtem Inhalt und<br />
praktischen Informationen sowie<br />
durch <strong>die</strong> originelle Gestaltung im<br />
Stil eines populären <strong>Wissenschaft</strong>smagazins<br />
aus. Das Heft „Historische<br />
Archive“ sei ein gelungenes Beispiel<br />
für modernen Wissenstransfer, bei<br />
dem in Annäherung an ein zeitgemäßes<br />
„Infotainment“ oder „Infolearning“<br />
komplexe Sachverhalte<br />
auch für Laien verständlich dargestellt<br />
werden.<br />
Überreichung der VdW-Auszeichnung an <strong>die</strong> <strong>Wissenschaft</strong>sförderung: (v. l.) Dr. Harry Niemann<br />
(VdW), Dr. Thorsten Wehber und Barbara Hillen (<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Wissenschaft</strong>sförderung), Dr. Manfred<br />
Grieger (VW-Archiv)<br />
Die VdW-Jahrestagung 2003 stand<br />
unter den Motto „Unternehmen und<br />
Geschichte – Aufgaben und Visionen<br />
von Wirtschaftsarchiven“. Neu eingerichtete<br />
und seit langem bestehende<br />
Archive berichteten, wie sie sich<br />
sowohl im technisch-organisatorischen<br />
Bereich als auch auf dem Feld<br />
der Kommunikation und des Marketings<br />
auf <strong>die</strong> Anforderungen der<br />
modernen Unternehmenswelt einstellen.<br />
Von besonderem Interesse waren<br />
<strong>die</strong> Ausführungen von Prof. Dr. Willi<br />
Diez (Fachhochschule Nürtingen)<br />
über <strong>die</strong> neue Rolle, <strong>die</strong> den Archiven<br />
auf dem Gebiet der Markenpflege<br />
erwächst. Im ständig härter werdenden<br />
Wettbewerb um den Kunden<br />
gewinnen „Marken“ eine immer<br />
größere Bedeutung, weil sie es den<br />
Unternehmen ermöglichen, sich und<br />
ihre Produkte positiv und individuell<br />
von Konkurrenten abzusetzen. Die<br />
Bekanntheit einer „Marke“ und das<br />
Vertrauen der Kunden in sie ist umso<br />
größer, je länger sie sich schon am<br />
Markt behauptet. Im besten Fall wird<br />
sie zum „Mythos“. Dies gilt für<br />
Waschmittel oder Automarken ebenso<br />
wie für Finanz<strong>die</strong>nstleister wie <strong>die</strong><br />
<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>. Da also<br />
Geschichte und Tradition den Inhalt<br />
und das Image einer Marke entscheidend<br />
bestimmen, gewinnen sie und<br />
damit auch das Archiv als Kompetenzzentrum<br />
für <strong>die</strong> Unternehmenshistorie<br />
an Wert für <strong>die</strong> aktuelle<br />
Produkt- und Vertriebspolitik.<br />
Hil/Whb
Mitteilungen 56<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
INSTITUT MAINZ 23<br />
Seminar-Veranstaltung „Zukunftsperspektiven<br />
der öffentlichen Banken“<br />
Das Seminar für deutsches und<br />
internationales Kreditrecht, das vom<br />
Institut für deutsches und internationales<br />
Recht des Spar-, Giro- und<br />
Kreditwesens an der Johannes Gutenberg-Universität<br />
in Mainz jeden<br />
Mittwoch während des Semesters<br />
veranstaltet wird, kann inzwischen<br />
als feste Institution angesehen werden.<br />
Es <strong>die</strong>nt als Nahtstelle zwischen<br />
Forschung und Lehre sowie zwischen<br />
Theorie und <strong>Praxis</strong>. Renommierte<br />
Juristen referieren zu aktuellen Fragen<br />
des Bankrechts und diskutieren<br />
<strong>die</strong>se mit einem fachkundigen Publikum.<br />
Seit über 20 Jahren haben Akademiker,<br />
Praktiker (sowohl aus dem<br />
Bereich der Banken, aus Rechtsanwaltskanzleien,<br />
von den Gerichten<br />
und aus den Aufsichtsbehörden),<br />
Doktoranden, Referendare und Studenten<br />
in den Räumen des Instituts<br />
<strong>die</strong> Gelegenheit zur Diskussion<br />
aktueller Rechtsprobleme wahrgenommen.<br />
Im Juli 2003 hatte das Institut im<br />
Rahmen <strong>die</strong>ses Seminars zu einer<br />
besonderen Veranstaltung an <strong>die</strong><br />
Universität Mainz geladen. Hans<br />
Dietmar Sauer, Präsident des Bundesverbandes<br />
Öffentlicher Banken und<br />
Vorsitzender des Vorstandes der Landesbank<br />
Baden-Württemberg, hielt<br />
einen Vortrag zum Thema „Zukunftsperspektiven<br />
der öffentlichen Banken“.<br />
Zahlreiche Zuhörer aus <strong>Wissenschaft</strong><br />
und <strong>Praxis</strong> folgten interessiert<br />
seinen Ausführungen und nutzten<br />
im Anschluss an den Vortrag <strong>die</strong><br />
Gelegenheit zum Meinungsaustausch.<br />
Der Vortrag war Auftakt einer<br />
Reihe von größeren Veranstaltungen,<br />
<strong>die</strong> das Institut in den kommenden<br />
Semestern in den Räumen der Universität<br />
Mainz organisieren wird. Das<br />
für das kommende Wintersemester<br />
geplante Seminarprogramm ist<br />
nachstehend abgedruckt. Die aktuelle<br />
Veranstaltungsfolge kann auf der<br />
Homepage des Instituts unter<br />
www.institut-kreditrecht.de eingesehen<br />
oder beim Institut angefordert<br />
werden.<br />
Hans Dietmar Sauer, Präsident des Bundesverbandes<br />
Öffentlicher Banken und Vorsitzender<br />
der Vorstandes der Landesbank Baden-<br />
Württemberg, während seines Vortrags über<br />
<strong>die</strong> „Zukunftsperspektiven der öffentlichen<br />
Banken“<br />
Univ.-Prof. Dr. Uwe H. Schneider begrüßte <strong>die</strong> Gäste
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />
24 INSTITUT MAINZ<br />
Seminartermine im Wintersemester 2003/2004<br />
Veranstaltungsort: Räume des Instituts, Wallstraße 11 (Bäumler-Haus), 55122 Mainz<br />
Veranstaltungszeit: Mittwoch, 18.00 Uhr s. t. bis 20.00 Uhr<br />
Veranstaltungsfolge<br />
12. 11. 2003 Bankbilanzierung und<br />
Bankprüfung<br />
Dr. h. c. Klaus G. Adam, Vorsitzender<br />
des Vorstandes der<br />
Landesbank Rheinland-Pfalz,<br />
Mainz<br />
Der Vortrag findet um<br />
18 Uhr im Raum RW 3,<br />
Gebäude Recht und Wirtschaft,<br />
Welderweg 9 an der<br />
Universität Mainz statt.<br />
19. 11. 2003 Das neue Recht der<br />
Finanztermingeschäfte<br />
Univ.-Prof. Dr. Peter O.<br />
Mülbert, Johannes Gutenberg-Universität,<br />
Mainz<br />
26. 11. 2003 Kurspflege. Zulässige<br />
Kurs- und Marktpreiskorrektur<br />
oder strafbare<br />
Kurs- und Marktpreismanipulation?<br />
Univ.-Prof. Dr. Joachim<br />
Vogel, Lehrstuhl für<br />
Strafrecht und Strafprozessrecht<br />
an der Eberhard-Karls-Universität<br />
Tübingen<br />
3. 12. 2003 Der Vorschlag einer Transparenzrichtlinie<br />
Dr. Carsten Nickel-Welly,<br />
Deutscher <strong>Sparkassen</strong>- und<br />
Giroverband, Berlin<br />
10. 12. 2003 Von der Ergebnismitteilungsbilanz<br />
zur<br />
Informationsbilanz – oder:<br />
Brauchen wir ein duales<br />
Rechnungslegungssystem?<br />
Dr. Welf Müller, Rechtsanwalt,<br />
Wirtschaftsprüfer und<br />
Steuerberater, Linklaters<br />
Oppenhoff & Rädler, Frankfurt<br />
am Main<br />
17. 12. 2003 Neuordnung des<br />
Investmentrechts<br />
Dr. Marcus Göring,<br />
Geschäftsführer Deutsche<br />
Asset Management Investmentgesellschaft<br />
mbH,<br />
Frankfurt am Main<br />
14. 1.2004 Verbundene Geschäfte bei<br />
Immobilienfinanzierungen<br />
Dr. jur. Jörg Lauer, Mitglied<br />
des Vorstandes der Westdeutschen<br />
ImmobilienBank,<br />
Mainz<br />
21. 1. 2004 Rechtsfragen des<br />
externen Rating<br />
Rechtsanwalt<br />
Dr. Lutz Krämer, Freshfields<br />
Bruckhaus Deringer,<br />
Frankfurt am Main<br />
28. 1. 2004 Novellierung des Rechts der<br />
Schuldverschreibungen<br />
Dr. Hannes Schneider,<br />
Rechtsanwalt und Notar,<br />
Rechtsanwälte Hengeler<br />
Mueller, Frankfurt am Main<br />
4. 2. 2004 Das Drei-Säulen-Modell<br />
des deutschen<br />
Bankgewerbes<br />
– ein Zukunftsmodell<br />
Dr. Dietrich Rümker, vorm.<br />
Vorsitzender des Vorstandes<br />
der Landesbank<br />
Schleswig-Holstein, Kiel<br />
11. 2. 2004 Einheitlicher Rechtsrahmen<br />
für den Zahlungsverkehr im<br />
EU-Binnenmarkt<br />
Wulf Hartmann, Abteilungsdirektor<br />
im Geschäftsbereich<br />
Recht des Bundesverbands<br />
deutscher Banken,<br />
Berlin
Mitteilungen 56<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
INSTITUT MAINZ 25<br />
Bibliothek und Gutachterliche Stellungnahmen<br />
des Instituts Mainz<br />
Alle Mitglieder der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
e.V. haben <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />
bei Rechtsfragen mit internationalem<br />
Bezug gutachterliche Stellungnahmen<br />
des Instituts einzuholen.<br />
Darüber hinaus besteht <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />
<strong>die</strong> umfangreiche Bibliothek des<br />
Instituts zu nutzen. Der aktuelle<br />
Bestand der Bibliothek ist auf der<br />
Homepage des Instituts einsehbar.<br />
In den vergangenen Monaten hat<br />
das Institut unter anderem zu folgenden<br />
Themen Auskünfte erteilt und<br />
Stellungnahmen erstellt:<br />
¬ Abtretung ausländischer Steuererstattungsansprüche<br />
¬ Titulierung und Zwangsvollstreckung<br />
gegen verschwundenen<br />
Schuldner mit Vermögen in Belgien<br />
¬ Französisches Insolvenzrecht<br />
¬ Wirkung eines deutschen Hauptinsolvenzverfahrens<br />
auf Schuldnervermögen<br />
in Kanada<br />
¬ Spanisches Grundstücksrecht<br />
¬ Belastung von Grundstücken in<br />
Brasilien<br />
¬ Grundsatzfragen zum ausländischen<br />
Recht<br />
¬ Executor nach englischem Recht –<br />
Legitimation, Verfügungsbefugnis<br />
¬ Kontoeröffnung und Legitimation<br />
einer englischen Gesellschaft<br />
¬ Legitimation von in der Slowakei<br />
lebenden Miterben.<br />
Es sei noch einmal ausdrücklich<br />
darauf hingewiesen, dass weder für<br />
telefonische Auskünfte noch für<br />
schriftliche Stellungnahmen, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
Mitarbeiter des Instituts nach<br />
bestem Wissen geben, eine Haftung<br />
übernommen werden kann. Ist im<br />
Einzelfall der Haftungsausschluss<br />
mit dem Zweck einer Anfrage nicht<br />
vereinbar, kann das Institut behilflich<br />
sein, eine im üblichen Rahmen verbindliche<br />
Stellungnahme zu erhalten.<br />
Im Sommersemester 2003 haben<br />
<strong>die</strong> Professoren Habersack, Mülbert<br />
und Schneider an zahlreichen Veröffentlichungen<br />
mitgewirkt und ebenso<br />
wie Professor Welter als Vertreter<br />
des Instituts an einer Reihe von wichtigen<br />
Veranstaltungen teilgenommen.<br />
Nähere Informationen dazu<br />
sowie Angaben zu den angebotenen<br />
Lehrveranstaltungen und den Forschungsschwerpunkten<br />
können der<br />
Homepage des Instituts entnommen<br />
oder beim Institut direkt erfragt werden.<br />
Institut für deutsches und internationales<br />
Recht des Spar-, Giround<br />
Kreditwesens an der Johannes<br />
Gutenberg-Universität<br />
55099 Mainz<br />
Telefon: (0 61 31) 39 31-7 09<br />
Fax: (0 61 31) 39 31-7 18<br />
E-Mail: info@institut-kreditrecht.de<br />
Internet: www.institut-kreditrecht.de<br />
Direktoren: Prof. Dr. Mathias<br />
Habersack<br />
Prof. Dr. Peter O. Mülbert<br />
Prof. Dr. Uwe H. Schneider<br />
Assoziiert: Prof. Dr. Reinhard Welter<br />
<strong>Wissenschaft</strong>liche Mitarbeiter:<br />
Geschäftsführende Assistentin<br />
Ass. iur. Daniela Hieronimi<br />
Stud. iur. Thorsten Heermann
26 VERANSTALTUNGEN<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />
Dr. Thorsten Wehber<br />
<strong>Sparkassen</strong>historisches Symposium 2003<br />
„Der Vorsorgegedanke im Wandel“<br />
Zum <strong>Sparkassen</strong>historischen Symposium<br />
2003 konnten <strong>die</strong> <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong> e.V. und ihr <strong>die</strong>sjähriger<br />
Kooperationspartner, <strong>die</strong> Kreissparkasse<br />
Köln, am 22. und 23. September<br />
2003 in Köln wieder zahlreiche<br />
<strong>Wissenschaft</strong>ler und Praktiker<br />
aus der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
begrüßen. Mit „Der Vorsorgegedanke<br />
im Wandel“ stand ein Thema auf der<br />
Tagesordnung, das – wie Christoph<br />
Schulz, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />
des DSGV, in seiner<br />
Begrüßung hervorhob – <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong><br />
seit ihren Anfängen begleitet<br />
und zugleich hoch aktuell ist.<br />
Zu Beginn gab Prof. Dr. Peter Borscheid<br />
(Marburg) einen Überblick<br />
über <strong>die</strong> Entwicklung der Altersvorsorge<br />
und der Lebensversicherung in<br />
Deutschland bis 1945. Er zeigte auf,<br />
wie sich <strong>die</strong> Instrumente der Alterssicherung<br />
im Übergang von der Agrarzur<br />
Industriegesellschaft veränderten<br />
und der direkte, persönliche Beistand,<br />
z. B. im Familienverband, zugunsten<br />
anderer Formen der Unterstützung<br />
allmählich in den Hintergrund trat.<br />
Die Lebensversicherung entwickelte<br />
sich erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
zu einem Vorsorgeprodukt für<br />
<strong>die</strong> breite Bevölkerung, und erst nach<br />
dem Ersten Weltkrieg gelang es den<br />
<strong>Sparkassen</strong>, in <strong>die</strong>sem Geschäft Fuß<br />
zu fassen. Da sowohl <strong>die</strong> Inflation der<br />
1920er-Jahre als auch der Zweite<br />
Weltkrieg <strong>die</strong> Versicherungsnehmer<br />
faktisch enteignete, stand am Ende<br />
des Vortrags das Fazit, dass sich der<br />
Staat in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
als das größte Sicherheitsrisiko<br />
beim Aufbau einer privaten<br />
Altersvorsorge erwiesen hat.<br />
Im Anschluss stellte Prof. Dr. Heinz<br />
Lampert (Augsburg) <strong>die</strong> sich wandelnden<br />
Leitbilder der staatlichen<br />
Altersvorsorge seit der Einführung<br />
der Bismarckschen Sozialgesetze vor.<br />
Anspruch, Umfang und Leistungen<br />
der Altersvorsorge haben sich seitdem<br />
durch <strong>die</strong> Entwicklung der Rahmenbedingungen<br />
stark verändert.<br />
Dazu gehören <strong>die</strong> längere Lebenserwartung,<br />
<strong>die</strong> Änderung des Geburtenverhaltens,<br />
der Wandel in der<br />
Erwerbsstruktur ebenso wie Veränderungen<br />
im Rentenzugangsalter. Die<br />
Einführung der dynamisierten Rente<br />
1957 hatte besonders weitreichende<br />
Folgen, denn sie bedeutete <strong>die</strong> Abkehr<br />
vom Prinzip der Existenzsicherung im<br />
Alter hin zum Prinzip der Beteiligung<br />
der Rentner am gesamtgesellschaftlichen<br />
Einkommenszuwachs. Während<br />
sich das staatliche Leitbild der Altersvorsorge<br />
gegenwärtig in Richtung<br />
einer Stärkung der privaten und<br />
betrieblichen Vorsorge entwickelt,<br />
haben sich <strong>die</strong> dominierenden individuellen<br />
Leitbilder noch nicht verändert.<br />
Die Bereitschaft, für das Alter<br />
vorzusorgen, ist in der Bevölkerung<br />
noch immer gering verbreitet. Hier ist<br />
ein Bewusstseinswandel erforderlich,<br />
da <strong>die</strong> gesetzliche Rente immer weniger<br />
ausreichen wird, den Lebensstandard<br />
im Alter zu sichern.<br />
Blick in das Auditorium<br />
Im Mittelpunkt des Vortrages von<br />
Prof. Dr. Heinrich R. Schradin (Köln)<br />
über „Allfinanz und Vorsorge“ stand<br />
ein Renditevergleich zwischen der<br />
Kapitallebensversicherung und Investmentfondszertifikaten<br />
als alternativen<br />
Vorsorgeprodukten. Ausdrücklich<br />
begrenzte der Referent<br />
seine Untersuchung auf <strong>die</strong> Jahre<br />
1980 bis 2001 und blendete damit <strong>die</strong><br />
aktuellen Probleme am Aktienmarkt<br />
aus. In der Analyseperiode erwies sich<br />
demnach <strong>die</strong> Lebensversicherung hinsichtlich<br />
des Rendite-Risiko-Profils<br />
gegenüber Aktien- und Rentenfonds<br />
als überlegen. Vorteile bietet das Produkt<br />
„Lebensversicherung“ dem Kunden<br />
offensichtlich auch, wenn es um<br />
<strong>die</strong> Auswahl eines Anbieters geht. Die<br />
Renditen der großen Lebensversicherer<br />
unterschieden sich im Untersuchungszeitraum<br />
in einem vergleichsweise<br />
geringen Maße, während<br />
Investmentfonds eine große Spannweite<br />
aufwiesen. Nach Meinung des<br />
Referenten ist <strong>die</strong> Verbesserung der<br />
Effektivität und Effizienz von Allfinanzkonzepten<br />
im Bereich der Altersvorsorge<br />
eine zentrale Herausforderung<br />
für das Management der deutschen<br />
Finanz<strong>die</strong>nstleister.
Mitteilungen 56<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
VERANSTALTUNGEN 27<br />
Blick auf das Podium: (v. l.) Christoph Schulz, Prof. Dr. Schradin, Dr. Ellgering, Dr. Schulte, Prof.<br />
Dr. Schmähl und Prof. Scharr<br />
Dr. Heinz-Werner Schulte, Vorstandsvorsitzender<br />
der Kreissparkasse<br />
Ludwigsburg, stellte seinen Beitrag<br />
über Chancen und Herausforderungen<br />
für <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
unter das programmatische Motto<br />
„Vorfreude statt Vorsorge“. Aufgrund<br />
ihrer Traditionen, ihrer starken Position<br />
am Markt und ihrer Aufstellung<br />
als Allfinanzanbieter im Verbund hat<br />
<strong>die</strong> Gruppe gute Chancen, auch in den<br />
Teilmärkten private und betriebliche<br />
Altersvorsorge ihre Stellung auszubauen<br />
und neue Erträge zu generieren.<br />
Voraussetzung dafür ist, dass sich<br />
<strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong> als der Vorsorgespezialist<br />
profilieren und sowohl ihre<br />
Beratungsleistung optimieren als<br />
auch geeignete Marketing- und PR-<br />
Maßnahmen entwickeln. Die Erfahrungen<br />
der Kreissparkasse Ludwigsburg<br />
zeigen, dass eine positive Herangehensweise,<br />
<strong>die</strong> den Gedanken der<br />
„Vorfreude“ ins Zentrum stellt, bei der<br />
Werbung für Vorsorgeprodukte Erfolg<br />
versprechender ist als ein Ansatz, der<br />
primär auf <strong>die</strong> Ängste der Kunden<br />
eingeht.<br />
Prof. Dr. Winfried Schmähl (Bremen)<br />
beleuchtete in seinem Referat<br />
über <strong>die</strong> Zukunft der deutschen<br />
Altersvorsorge insbesondere <strong>die</strong><br />
jüngsten Entwicklungen der Alterssicherungspolitik.<br />
Nach seiner Einschätzung<br />
findet gegenwärtig ein<br />
Paradigmenwechsel statt, dessen<br />
Folgen in der öffentlichen Diskussion<br />
nicht immer erkannt werden. Die<br />
Vorschläge der Rürup-Kommission,<br />
<strong>die</strong> eine moderate Steigerung der<br />
Beiträge, aber eine starke Senkung<br />
des Rentenniveaus vorsehen, führen<br />
dazu, dass der Durchschnittsrentner<br />
eine Versorgung beziehen wird, <strong>die</strong><br />
nur wenig über dem Sozialhilfeniveau<br />
liegt. Da Leistung und Gegenleistung<br />
dann in keinem adäquaten<br />
Verhältnis mehr stehen, droht <strong>die</strong><br />
Gefahr, dass <strong>die</strong> gesetzliche Rente<br />
ihre Akzeptanz in der Bevölkerung<br />
verliert. Um <strong>die</strong>ser Gefahr zu entgehen,<br />
plä<strong>die</strong>rte Schmähl u. a. dafür,<br />
„versicherungsfremde“ Leistungen<br />
künftig aus Steuereinnahmen zu<br />
finanzieren und <strong>die</strong> Rentenbeiträge<br />
konsequent zur Sicherung eines<br />
angemessenen Rentenniveaus zu verwenden.<br />
Zum Abschluss diskutierten unter<br />
der Leitung von Dr. Ingo Ellgering,<br />
langjähriges Vorstandsmitglied der<br />
Kreissparkasse Köln, <strong>die</strong> drei zuletzt<br />
genannten Referenten mit Prof. Michael<br />
Scharr vom Vorstand der <strong>Sparkassen</strong>-<br />
Versicherung Baden-Württemberg<br />
und Christoph Schulz insbesondere<br />
über <strong>die</strong> Rolle der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
bei der Altersvorsorge. Auf<br />
dem Podium herrschte Einigkeit, dass<br />
<strong>die</strong> Gruppe auf Grund ihres gemeinwohlorientierten<br />
öffentlichen Auftrags<br />
eine besondere Verantwortung<br />
auf <strong>die</strong>sem Feld hat. Obwohl <strong>die</strong> private<br />
und <strong>die</strong> betriebliche Altersvorsorge<br />
Geschäftsfelder von hoher strategischer<br />
Bedeutung sind, sei <strong>die</strong> Stellung<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-Gruppe auf <strong>die</strong>sen<br />
Märkten jedoch gegenwärtig noch<br />
unbefriedigend. Um <strong>die</strong>s zu ändern,<br />
wurde neben einer Erhöhung der<br />
Beratungsqualität, <strong>die</strong> durch geeignete<br />
Weiterbildungsmaßnahmen zu<br />
erreichen ist, vor allem eine verbesserte<br />
Zusammenarbeit im Verbund für<br />
erforderlich erachtet.<br />
Die <strong>Wissenschaft</strong>sförderung der<br />
<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> wird <strong>die</strong><br />
Beiträge auf dem <strong>Sparkassen</strong>historischen<br />
Symposium 2003 zu Beginn des<br />
nächsten Jahres veröffentlichen. Das<br />
nächste Symposium findet am 16. und<br />
17. September 2004 in Münster statt<br />
und ist dem Thema „Partner des Mittelstandes.<br />
Die <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
als Finanzier kleiner und mittlerer<br />
Unternehmen“ gewidmet.<br />
Dr. Thorsten Wehber ist Leiter des<br />
<strong>Sparkassen</strong>historischen Dokumentationszentrums<br />
des Deutschen<br />
<strong>Sparkassen</strong>- und Giroverbandes<br />
in Bonn.
28 VERANSTALTUNGEN<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />
„<strong>Sparkassen</strong>geschichte und Öffentlichkeitsarbeit“<br />
2. Workshop des Stu<strong>die</strong>nkreises für <strong>Sparkassen</strong>geschichte<br />
Am 21. Mai 2003 fand in Bonn auf Einladung<br />
der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> der<br />
2. Workshop des Stu<strong>die</strong>nkreises für<br />
<strong>Sparkassen</strong>geschichte statt. Das<br />
Thema der Tagung lautete „<strong>Sparkassen</strong>geschichte<br />
und Öffentlichkeitsarbeit“.<br />
Experten aus den Bereichen<br />
Öffentlichkeitsarbeit, Marketing und<br />
Archiv tauschten sich über <strong>die</strong> Möglichkeiten<br />
und Chancen aus, welche<br />
<strong>die</strong> Einbindung der Unternehmensgeschichte<br />
in den Marketingkommunikationsmix<br />
der <strong>Sparkassen</strong> birgt. Im<br />
Mittelpunkt stand dabei das Firmenjubiläum.<br />
Christoph Kaleschke (Sparkasse<br />
Bielefeld) warb dafür, Unternehmensgeschichte<br />
als Instrument der Öffentlichkeitsarbeit<br />
einzusetzen. Jedoch<br />
müsse der Einsatz der Geschichte, wie<br />
generell im Marketing, an vorher definierten<br />
Zielen ausgerichtet sein, um<br />
Erfolg und Misserfolg der Aktivitäten<br />
bestimmen zu können. Sehr viel versprechend<br />
seien Aktionen, bei denen<br />
<strong>Sparkassen</strong>geschichte „personalisiert“<br />
wird, d. h. so dargestellt wird, dass<br />
sich Kunden und Mitarbeiter darin<br />
wiedererkennen und mit „ihrer“ Sparkasse<br />
identifizieren können.<br />
Viele Anregungen und professionelle<br />
Tipps zum Thema „Museum<br />
und Ausstellung als moderne Formen<br />
historischer Öffentlichkeitsarbeit“<br />
erhielten <strong>die</strong> Teilnehmer von Prof. Dr.<br />
Hermann Schäfer, Direktor der Stiftung<br />
Haus der Geschichte der Bundesrepublik<br />
Deutschland in Bonn.<br />
Steigende Besucherzahlen bei historischen<br />
Ausstellungen sowie hohe<br />
Einschaltquoten bei Fernsehsendungen<br />
zu geschichtlichen, insbesondere<br />
zeitgeschichtlichen Themen zeugen<br />
von einem großen Interesse der<br />
Öffentlichkeit an Geschichte. Eine<br />
wesentliche Ursache dafür sei, dass<br />
<strong>die</strong> Menschen im Zeitalter<br />
der Globalisierung ein<br />
starkes Bedürfnis nach<br />
Identität und nach der<br />
Beschäftigung mit der<br />
eigenen Vergangenheit<br />
entwickeln. Prof. Dr. Schäfer<br />
plä<strong>die</strong>rte dafür, bei<br />
der Präsentation von Geschichte<br />
bewusst Elemente<br />
des „Infotainments“<br />
einzusetzen und Ausstellungsbesucher<br />
spielerisch<br />
an Themen heranzuführen.<br />
Im Anschluss wurde<br />
an mehreren Beispielen<br />
erläutert, auf welche<br />
Weise Jubiläen erfolgreich<br />
in <strong>die</strong> Öffentlichkeitsarbeit<br />
eingebunden werden<br />
können. Dr. Detlef Herbner<br />
(Haus der Geschichte der<br />
Bundesrepublik Deutschland)<br />
stellte u. a. dar, wie<br />
<strong>die</strong> Sparkasse Donaueschingen<br />
1987 ihr Jubiläum<br />
zum Anlass nahm, eine einheitliche<br />
Gestaltung der Unternehmenskommunikation<br />
auf den Weg zu bringen.<br />
Ein gestärktes „Wir-Gefühl“ der<br />
Mitarbeiter sei nach dem Jubiläum<br />
Interessierte Besucher der Jubiläumsausstellung der Sparkasse<br />
Gummersbach-Bergneustadt<br />
deutlich spürbar gewesen. Zwei<br />
Gummersbacher Historiker und Hartmut<br />
Weuste (Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt)<br />
berichteten über<br />
<strong>die</strong> historische Ausstellung, <strong>die</strong> Teil<br />
der Jubiläumsaktivitäten der Sparkasse<br />
im Frühjahr 2003 war. Die Ausstellung<br />
und eine attraktiv gestaltete<br />
Begleitbroschüre wurden von den<br />
Kunden sehr positiv aufgenommen.<br />
Danach stellte Wolfgang Just <strong>die</strong><br />
umfangreiche, von <strong>Wissenschaft</strong>lern<br />
verfasste Festschrift vor, <strong>die</strong> 2001 aus<br />
Anlass des 200-jährigen Jubiläums<br />
der Sparkasse Göttingen veröffentlicht<br />
wurde. Ziel war es, <strong>die</strong> Bedeutung<br />
der Sparkasse für <strong>die</strong> Universitätsstadt<br />
Göttingen zu dokumentieren.<br />
Die Sparkasse profitiert bis<br />
heute von dem Imagegewinn, den ihr<br />
<strong>die</strong> ambitionierte Festschrift in der<br />
Stadt und der Region Göttingen<br />
gebracht hat.<br />
Beschlossen wurde <strong>die</strong> Veranstaltung<br />
mit einer lebhaften Diskussion,<br />
in der u. a. auch Möglichkeiten zur<br />
Kooperation bei der „historischen“<br />
Öffentlichkeitsarbeit angesprochen<br />
wurden. Auch im nächsten Jahr will<br />
<strong>die</strong> <strong>Wissenschaft</strong>sförderung wieder<br />
einen Workshop organisieren, der sich<br />
mit praktischen Fragen der <strong>Sparkassen</strong>geschichte<br />
befasst.<br />
Hil/Whb
Mitteilungen 56<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
EBERLE-BUTSCHKAU-STIFTUNG 29<br />
Hauke C. Öynhausen<br />
EBuStis eroberten <strong>die</strong> Bundeshauptstadt<br />
Erfolgreiche Premiere des bundesweiten Sommerfestes<br />
Das hatte es in der Geschichte der<br />
Eberle-Butschkau-Stiftung noch nicht<br />
gegeben, es soll aber, wenn es nach<br />
dem Votum der Teilnehmer geht, zu<br />
einer guten Tradition werden: Das<br />
gemeinsame Sommerfest der Kollegiaten,<br />
das vor kurzem seine Premiere<br />
in Berlin feiern konnte. Über 160<br />
EBuStis aus ganz Deutschland trafen<br />
sich vom 12. bis 15. Juni 2003 in Berlin<br />
und erlebten ein überaus abwechslungsreiches<br />
Programm. Dieses war<br />
gemeinsam von den beiden Förderkreisen<br />
Brandenburg und Leipzig in<br />
Zusammenarbeit mit der Kollegleitung<br />
und dem Deutschen <strong>Sparkassen</strong>und<br />
Giroverband ausgerichtet worden.<br />
Die Begrüßung der Kollegiaten<br />
fand am Freitagvormittag im DSGV-<br />
Gebäude am Gendarmenmarkt statt.<br />
Dort sprach zunächst Hartmut Forndran,<br />
Mitglied des Vorstandes der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong> e.V. und Kuratoriumsvorsitzender<br />
des Ausschusses für Aufgaben<br />
der Eberle-Butschkau-Stiftung,<br />
über <strong>die</strong> Zukunftsperspektiven der<br />
<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>. Auch Christoph<br />
Schulz, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />
des Deutschen <strong>Sparkassen</strong>-<br />
und Giroverbandes im Geschäftsführungsbereich<br />
Markt- und<br />
Personalstrategie, ließ es sich nicht<br />
Von links: Lars Schauer (FK Leipzig), Christoph Schulz (Geschäftsführendes DSGV-Vorstandsmitglied),<br />
Hartmut Forndran (<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Wissenschaft</strong>sförderung) und Stephan Nolden (FK Brandenburg)<br />
präsentieren gemeinsam das offizielle Sommer-T-Shirt Foto: Hauke C. Öynhausen<br />
Powerplay war angesagt, als <strong>die</strong> Teams der Förderkreise beim „Human-Table-Soccer“ gegeneinander<br />
antraten<br />
Foto: Hauke C. Öynhausen<br />
nehmen, <strong>die</strong> potenziellen Führungskräfte<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
persönlich zu begrüßen.<br />
Im Anschluss an einen gemeinsamen<br />
Imbiss unternahmen <strong>die</strong> Teilnehmer<br />
eine dreistündige Stadtrundfahrt,<br />
in deren Verlauf sie <strong>die</strong> Bundeshauptstadt<br />
und ihre Sehenswürdigkeiten<br />
kennen lernten. Abends erkundete<br />
man den Berliner Kiez dann auf eigene<br />
Faust.<br />
Der Sonnabend begann mit dem<br />
Besuch des Bundestages und der<br />
Besichtigung der Reichstagskuppel.<br />
Daran schloss sich eine Besichtigung<br />
des Berliner Abgeordnetenhauses an.<br />
Der Rest des Tages sollte dann dem<br />
Spiel und Spaß vorbehalten sein. Im<br />
Strandbad „Lübars“ in Reinickendorf<br />
maßen sich <strong>die</strong> einzelnen Förderkreise<br />
beim „Human-Table-Soccer“, einer Art<br />
Tischfußballspiel mit menschlichen<br />
Spielfiguren. Nach etlichen spannenden<br />
und teilweise dramatischen<br />
Begegnungen trafen im Finale <strong>die</strong><br />
Spielgemeinschaft der Förderkreise<br />
Hamburg und Kiel sowie Münster II
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />
30 EBERLE-BUTSCHKAU-STIFTUNG<br />
Die beiden Finalisten kamen von den Förderkreisen Hamburg/Kiel und Münster<br />
Foto: Hauke C. Öynhausen<br />
aufeinander. Hier sicherten sich <strong>die</strong><br />
Nordlichter mit 2:1 den Turniersieg.<br />
Die auf <strong>die</strong> Siegerehrung folgende<br />
Abschlussparty mit Livemusik bot<br />
dann noch ausreichend Gelegenheit,<br />
sich gegenseitig auszutauschen und<br />
miteinander zu feiern. Mit einem<br />
gemeinsamen Brunch am Sonntag<br />
endete <strong>die</strong> Veranstaltung. Ein entscheidender<br />
Pluspunkt des Festes<br />
bestand unter anderem darin, dass <strong>die</strong><br />
Kontakte der Förderkreise untereinander<br />
erheblich verstärkt wurden und<br />
sich auch ein stärkeres Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
entwickelte.<br />
Die Förderkreise Brandenburg und<br />
Leipzig sind sich einig, im nächsten<br />
Jahr <strong>die</strong> zweite Auflage des erfolgreichen<br />
Festes folgen zu lassen. Damit<br />
könnte, neben dem traditionellen<br />
Neukollegiatentreffen in Bonn im<br />
November, im Rahmen des Kollegs<br />
eine weitere zentrale Veranstaltung<br />
geschaffen werden. In <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />
bedanken sich <strong>die</strong> Organisatoren<br />
beim Deutschen <strong>Sparkassen</strong>und<br />
Giroverband, der Kollegleitung,<br />
dem Ostdeutschen <strong>Sparkassen</strong>- und<br />
Giroverband, der Mittelbrandenburgischen<br />
Sparkasse Potsdam, der Sparkasse<br />
Oder-Spree, der Sparkasse Elbe-<br />
Elster, der Sparkasse Paderborn, der<br />
Stadt- und Saalkreissparkasse Halle<br />
sowie der Stiftung Synanon für <strong>die</strong><br />
Unterstützung des Sommerfestes.<br />
Hauke C. Öynhausen ist Kollegiat<br />
des Förderkreises Leipzig des Kollegs<br />
der Eberle-Butschkau-Stiftung.<br />
Kuratoriumsausschuss beschließt Unterstützung<br />
auch für Studenten der <strong>Sparkassen</strong>-Hochschule<br />
Der Kuratoriumsausschuss für Aufgaben<br />
der Eberle-Butschkau-Stiftung<br />
tagte am 18. September 2003 in Berlin.<br />
Auf der Tagesordnung stand u. a. <strong>die</strong><br />
Vergabe von Darlehen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Eberle-<br />
Butschkau-Stiftung an förderungswürdige<br />
und unterstützungsbedürftige<br />
Teilnehmer des Lehrinstituts und<br />
Teilnehmer des Berufsintegrierten<br />
Studiums ausreicht. Mit der Gründung<br />
der Hochschule der <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong> werden auch deren Studenten<br />
unter bestimmten Voraussetzungen<br />
unterstützt. Beihilfeberechtigt<br />
sind Studenten, <strong>die</strong> mindestens sechs<br />
Module an der Hochschule mit der<br />
Gesamtnote „gut“ absolviert haben.<br />
Das Kolleg der Eberle-Butschkau-<br />
Stiftung betreut zur Zeit ca. 1.200 ehemalige<br />
Auszubildende aus Instituten<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>, <strong>die</strong> ein<br />
Studium an einer Universität/Fachhochschule<br />
aufgenommen haben.<br />
Durch das Kolleg soll der Kontakt zur<br />
<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> aufrechterhalten<br />
werden mit dem Ziel, durch <strong>die</strong><br />
Reintegration akademischer Nachwuchskräfte<br />
<strong>die</strong> erforderliche hohe<br />
Personalqualität für <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong> abzusichern. Um auch<br />
weiterhin den Leistungskatalog des<br />
Kollegs gewährleisten zu können, ist<br />
es notwendig, <strong>die</strong> finanzielle Situation<br />
des Kollegs zu stabilisieren, indem <strong>die</strong><br />
Semestergebühr ab dem Sommersemester<br />
2004 von jetzt 130 € auf<br />
dann 140 € angehoben wird.<br />
BK
Mitteilungen 56<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
PUBLIKATIONEN 31<br />
Schriftenreihe „Untersuchungen über das<br />
Spar-, Giro- und Kreditwesen“<br />
Abteilung B: Rechtswissenschaft<br />
Neuerscheinungen:<br />
Bd. 148<br />
Bd. 149<br />
Bd. 150<br />
Bd. 151<br />
Bd. 152<br />
Bd. 153<br />
Bd. 154<br />
Bd. 155<br />
Florian Becker<br />
Verhaltenspflichten und Haftung von Banken bei Kreditvergabe<br />
Johann Andreas Dieckmann<br />
Der Derivativregress des Bürgen gegen den Hauptschuldner im<br />
englischen und deutschen Recht<br />
Pascal Guinomet<br />
Break fee-Vereinbarungen. Eine Untersuchung von Vereinbarungen<br />
für den Fall des Scheiterns einer M & A-Transaktion<br />
Gerold Haouache<br />
Unternehmensbeauftragte und Gesellschaftsrecht der AG<br />
und GmbH<br />
Johannes Junker<br />
Gewährleistungsaufsicht über<br />
Wertpapier<strong>die</strong>nstleistungsunternehmen<br />
Jan Schürnbrand<br />
Der Schuldbeitritt zwischen Gesamtschuld und Akzessorietät<br />
Martina Kästle<br />
Rechtsfragen der Verwendung von Covenants in Kreditverträgen<br />
Christian Frey<br />
Die Vertretung verselbständigter Rechtsträger in<br />
europäischen Ländern. Teil VI: Frankreich
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />
32 PUBLIKATIONEN<br />
Zeitschrift „KREDIT und KAPITAL“<br />
Die Hefte 2/2003 und 3/2003 enthalten folgende Abhandlungen:<br />
Philipp Maier and Maarten Hendrikx<br />
Implications of EMU Enlargement for European Monetary<br />
Policy: A Political Economy View<br />
Jacob A. Bikker<br />
Testing for Imperfect Competition on EU Deposit and Loan<br />
Markets with Bresnahan’s Market Power Model<br />
Thorsten Poddig, Peter Laudi und Armin Varmaz<br />
Betriebsgrößen- und Fusionseffekte bei<br />
Kreditgenossenschaften<br />
Gunter Löffler<br />
What is at Stake when Determining Lifetime Asset Allocation?<br />
Martin T. Bohl<br />
Die Aktienhaussen der 80er- und 90er-Jahre: Waren es spekulative<br />
Blasen?<br />
Michael Frenkel, Christian Pierdzioch und Georg Stadtmann<br />
Wie entschlossen intervenieren Zentralbanken am Devisenmarkt?<br />
Neue empirische Evidenz für <strong>die</strong> Bank of Japan<br />
Kai Neumann und Hendrik Wißler<br />
Der Einfluss der Besteuerung von Dividendenausschüttungen<br />
auf das Cost-of-Carry-Modell am Beispiel von DAX-<br />
Futures unterschiedlicher Laufzeit<br />
Markus Spiwoks<br />
Qualität der Zinsprognosen deutscher Banken – Eine empirische<br />
Analyse –<br />
Hannes Rehm<br />
Die Zinsbesteuerung in der Europäischen Union<br />
Horst Gischer and D. Johannes Jüttner<br />
Global Competition, Fee Income and Interest Rate Margins<br />
of Banks<br />
Walter Krämer<br />
Die Bewertung und der Vergleich von Kreditausfall-Prognosen<br />
Eine Veröffentlichung <strong>die</strong>ser Aufsätze ist u. a. für <strong>die</strong> Hefte<br />
4/2003 und 1/2004 vorgesehen:<br />
Volbert Alexander and Hans-E. Loef<br />
Central European Countries’ Accessions to EMU – Costs and<br />
Benefits for EMU-Insiders and Outsiders<br />
Matthias Bank and Jochen Lawrenz<br />
Why Simple,When it Can be Difficult? Some Remarks on the<br />
Basel IRB Approach<br />
„KREDIT und KAPITAL“<br />
Herausgegeben von<br />
Prof. Dr. Werner Ehrlicher, Freiburg,<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Hermann Francke,<br />
Freiburg (geschäftsführend),<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Jacob Krümmel, Bonn,<br />
Prof. Dr. Bernd Rudolph, München<br />
(geschäftsführend).<br />
Redakteur: Dr. Eberhart Ketzel<br />
Redaktionsbüro: Roswitha Wirth,<br />
Postfach 14 29, 53004 Bonn,<br />
Telefon: 02 28 / 20 45 58,<br />
Fax: 02 28 / 20 45 66<br />
E-Mail: redaktion@kredit-und-kapital.de<br />
E-Mail: roswitha.wirth@dsgv.de<br />
Weitere Angaben über <strong>die</strong> kreditwissenschaftliche Zeitschrift<br />
„KREDIT und KAPITAL“ sowie Informationen zu<br />
allen bisher erschienenen Beiträgen unter<br />
http://www.kredit-und-kapital.de.<br />
Vertrieb für <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>:<br />
Deutscher <strong>Sparkassen</strong> Verlag GmbH, Lothar Barthel,<br />
Telefon: (07 11) 7 82-16 93, Telefax (07 11) 7 82-22 08,<br />
E-Mail: lothar.barthel@dsv-gruppe.de