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Wissenschaft für die Praxis - Sparkassen-Finanzgruppe eV

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Herausgeber: <strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> e. V.<br />

56<br />

<strong>Wissenschaft</strong><br />

für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />

Mitteilungen der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> e. V.<br />

November 2003<br />

FOKUS:<br />

„Wenn in drei Jahren nur eine einzige<br />

in <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> transferierbare Idee aus<br />

der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />

gewonnen werden<br />

kann, trägt <strong>die</strong>se Investition<br />

schon einen hervorragenden Zins, der<br />

im normalen Bankgeschäft kaum<br />

erzielbar ist.“ Auf <strong>die</strong>se wichtige – an<br />

Venture-Capital-Finanzierungen erinnernde<br />

– Investitionsrechnung für<br />

Forschungsförderung weist Professor<br />

Priewasser in seinem aktuellen Interview<br />

in <strong>die</strong>sem Heft hin. Darüber<br />

hinaus wird über den erfolgreichen<br />

„Tag der <strong>Wissenschaft</strong>“ und interessante<br />

Forschungsergebnisse, z. B. des<br />

Projektes „Perspektiven der Verbundkooperation“<br />

berichtet. Abgerundet<br />

wird das Heft mit Beispielen der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />

vor Ort.<br />

DAS AKTUELLE INTERVIEW 4<br />

Prof. Dr. Erich Priewasser:<br />

Intensivierung der Kontakte zwischen<br />

<strong>Wissenschaft</strong> und <strong>Praxis</strong><br />

AUS DER FORSCHUNG 12<br />

Perspektiven der Verbundkooperation<br />

in der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>


Impressum<br />

HERAUSGEBER:<br />

<strong>Wissenschaft</strong>sförderung der<br />

<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> e.V.<br />

Geschäftsstelle: Simrockstraße 4, 53113 Bonn<br />

Postanschrift: Postfach 14 29, 53004 Bonn<br />

Telefon: (02 28) 2 04-2 41 und -2 96<br />

Fax: (02 28) 2 04-5 66<br />

E-Mail: s-wissenschaft@dsgv.de<br />

Internet: www.s-wissenschaft.de<br />

VERANTWORTLICH:<br />

Hartmut Forndran<br />

REDAKTION:<br />

Klaus Krummrich<br />

Roswitha Wirth<br />

Tel. (02 28) 20 45 58<br />

Fax (02 28) 20 45 66<br />

DRUCK UND GESTALTUNG:<br />

DMB Bundesdruckerei GmbH & Co. KG<br />

REDAKTIONSSCHLUSS:<br />

30. September 2003<br />

TITELBILD:<br />

Historisches Rathaus der Stadt Marburg,<br />

erbaut 1511–1527<br />

Foto/Copyright: Rainer Kieselbach<br />

Die Mitteilungen erscheinen<br />

zweimal im Jahr und werden<br />

Mitgliedern der<br />

<strong>Wissenschaft</strong>sförderung der<br />

<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> sowie<br />

der interessierten<br />

Fachöffentlichkeit unentgeltlich<br />

zur Verfügung gestellt.


Mitteilungen 56<br />

<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />

EDITORIAL / INHALT 3<br />

Editorial<br />

4<br />

DAS AKTUELLE INTERVIEW ______________________________________<br />

Prof. Dr. Erich Priewasser: Intensivierung der<br />

Kontakte zwischen Bank-<strong>Wissenschaft</strong> und<br />

Bank-<strong>Praxis</strong><br />

TAG DER WISSENSCHAFT ________________________________________ 6<br />

Veranstaltung am 5. Mai 2003 in Bonn<br />

9<br />

PERSONALIA ________________________________________________________<br />

Christoph Schulz<br />

Geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />

des Deutschen <strong>Sparkassen</strong>und<br />

Giroverbandes<br />

Kosten senken und Erträge steigern: So lauten <strong>die</strong> bankbetrieblichen<br />

Gebote der Stunde. Sie bilden zu Recht<br />

Schwerpunkte des Strategiepapiers der <strong>Sparkassen</strong>-<br />

<strong>Finanzgruppe</strong>. <strong>Wissenschaft</strong>sförderung ist vordergründig<br />

auch ein – wenn auch geringer – Kostenfaktor, der hinterfragt<br />

werden muss. Undifferenziertes „cost-cutting“ ist<br />

allerdings noch keine nachhaltige Strategie: Nachhaltig<br />

entscheidend ist <strong>die</strong> Wertentwicklung eines Unternehmens<br />

und damit eine investive Dimension.<br />

<strong>Wissenschaft</strong>sförderung ist Teil einer solchen investiven<br />

Dimension und darf deshalb nicht nur unter kurzfristigen<br />

Kostenaspekten gesehen werden. Wenn z. B. das jetzt aufgelegte<br />

wissenschaftliche Projekt zum „Turnaround-<br />

Management kleiner und mittlerer Unternehmen“ im<br />

Rahmen des Sanierungsmanagements von <strong>Sparkassen</strong><br />

dazu beiträgt, Kreditausfälle zu vermeiden, dann ist <strong>die</strong>s<br />

ein unschätzbarer Wert – für <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong> und den Mittelstand.<br />

Es trägt im Übrigen dazu bei, auch den Trägern<br />

der <strong>Sparkassen</strong> den Wert des Unternehmens Sparkasse<br />

für <strong>die</strong> nachhaltige Entwicklung der jeweiligen Regionen<br />

noch deutlicher zu machen.<br />

10<br />

WISSENSCHAFT VOR ORT ________________________________________<br />

NORD/LB: Stiftung Niedersächsische Wirtschaftsforschung<br />

12<br />

AUS DER FORSCHUNG ____________________________________________<br />

Projekt „Perspektiven der Verbundkooperation<br />

in der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>“<br />

Newsticker<br />

HOCHSCHULE ______________________________________________________ 16<br />

Festakt zur Eröffnung der <strong>Sparkassen</strong>-Hochschule<br />

Bachelor- und Masterstu<strong>die</strong>ngänge in Deutschland<br />

SPARKASSENHISTORISCHES ARCHIV __________________________ 22<br />

Auszeichnung „Wirtschaftsarchiv des Jahres 2003“<br />

INSTITUT MAINZ __________________________________________________ 23<br />

VERANSTALTUNGEN ______________________________________________ 26<br />

<strong>Sparkassen</strong>historisches Symposium 2003<br />

2. Workshop des Stu<strong>die</strong>nkreises für <strong>Sparkassen</strong>geschichte<br />

EBERLE-BUTSCHKAU-STIFTUNG ________________________________ 29<br />

PUBLIKATIONEN ____________________________________________________ 31


4 DAS AKTUELLE INTERVIEW<br />

<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />

Eine Intensivierung der Kontakte zwischen Bank-<br />

<strong>Wissenschaft</strong> und Bank-<strong>Praxis</strong> ist anzustreben<br />

Die Redaktion des Mitgliedermagazins<br />

der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />

„<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> –<br />

Mitteilungen“ hat Herrn Professor Dr.<br />

Erich Priewasser, Universität Marburg,<br />

gebeten, das Verhältnis der <strong>Wissenschaft</strong><br />

zur <strong>Sparkassen</strong>- und Bankpraxis<br />

zu beschreiben und Perspektiven<br />

für eine engere Zusammenarbeit aufzuzeigen.<br />

Frage:<br />

Aus Ihrer langjährigen Hochschulpraxis<br />

heraus: Wie hat sich das Verhältnis<br />

zwischen <strong>Wissenschaft</strong> und <strong>Praxis</strong> in<br />

den letzten 10 bis 20 Jahren gewandelt?<br />

Im Fachgebiet Bankbetriebslehre<br />

kam es in den vergangenen 20 Jahren<br />

in hohem Maße zu einer Spezialisierung.<br />

Während in den 60er- und 70er-<br />

Jahren das Fachgebiet stets in seiner<br />

ganzen Breite und ohne sonderliche<br />

Akzentuierung abgedeckt wurde,<br />

haben in den letzten Jahrzehnten zahlreiche<br />

Lehrstuhlinhaber eine recht<br />

bewusste Fokussierung vorgenommen.<br />

Charakteristische Beispiele dafür liefern<br />

etwa <strong>die</strong> Themen Investmentbanking,<br />

Bankcontrolling, Bankinformatik oder,<br />

wie es der Tradition meines Lehrstuhles<br />

entspricht, Langfristprognosen im Kreditgewerbe.<br />

Folgerichtig hat sich auch<br />

<strong>die</strong> Kommunikation zwischen <strong>Wissenschaft</strong><br />

und <strong>Praxis</strong> immer mehr auf das<br />

Gespräch zwischen Spezialisten hinbewegt.<br />

Frage:<br />

Was hat speziell <strong>die</strong> <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />

der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />

in <strong>die</strong>ser Zeit bewegen können?<br />

Im Besonderen erwähnenswert finde<br />

ich z. B. <strong>die</strong> Aufarbeitung des Themas<br />

Balanced Scorecard für <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>praxis<br />

(in der Bandbreite vom ausgefeilten<br />

wissenschaftlichen Gutachten<br />

bis hin zur Entwicklung eines <strong>Praxis</strong>leitfadens),<br />

<strong>die</strong> zukunftsweisende Arbeit<br />

über <strong>die</strong> Bedeutung der Rechnungslegungsvorschriften<br />

nach IAS resp. US-<br />

GAAP oder <strong>die</strong> gutachterliche Stellungnahme<br />

des RWI zum Beitrag der <strong>Sparkassen</strong><br />

für <strong>die</strong> Regionalentwicklung.<br />

Einen fixen Stellenwert genießen darüber<br />

hinaus in der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />

<strong>die</strong> exzellenten Arbeiten zum<br />

<strong>Sparkassen</strong>recht in Verbindung mit<br />

dem Institut für deutsches und internationales<br />

Recht des Spar-, Giro- und Kreditwesens<br />

an der Universität Mainz,<br />

ebenso <strong>die</strong> für das Fach Volkswirtschaftslehre<br />

als qualitativ hochwertig<br />

einzuschätzende Zeitschrift „KREDIT<br />

und KAPITAL“. Last but not least erfreuen<br />

sich <strong>die</strong> Arbeiten zur <strong>Sparkassen</strong>geschichte<br />

einer hervorragenden Reputation.<br />

Frage:<br />

Was kann <strong>die</strong> <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />

auch künftig tun, um ihre Aufgabe als<br />

Makler zwischen <strong>Wissenschaft</strong> und<br />

<strong>Praxis</strong> effizient und erfolgreich zu<br />

erfüllen?<br />

Vor allem wünsche ich mir, dass <strong>die</strong><br />

Streuung der Kontakte in Zukunft wesentlich<br />

breiter erfolgen kann, als <strong>die</strong>s<br />

in der Vergangenheit der Fall war. Unter<br />

dem Titel „Bankwissenschaften an Universitäten“<br />

veröffentlicht <strong>die</strong> „Zeitschrift<br />

für das gesamte Kreditwesen“<br />

regelmäßig <strong>die</strong> Namen von etwa 100<br />

Lehrstuhlinhabern, <strong>die</strong> sich mit einschlägigen<br />

Themen auf einer anspruchsvollen<br />

wissenschaftlichen Basis<br />

auseinander setzen. Ich bin sicher, allein<br />

schon <strong>die</strong> Durchsicht <strong>die</strong>ser tabellarischen<br />

Übersicht deutet auf eine Anzahl<br />

von weißen Flecken hin, <strong>die</strong> in Zukunft<br />

gefüllt werden müssen. Dies heißt nicht<br />

notwendigerweise, dass <strong>die</strong> Ressourcen<br />

in ihrer absoluten Dimension erhöht<br />

werden müssen.<br />

Prof. Dr. Erich Priewasser, Lehrstuhl für Allgemeine<br />

Betriebswirtschaftslehre und Spezielle<br />

der Banken an der Philipps-Universität<br />

Marburg<br />

Frage:<br />

Die Mitgliedschaft in der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />

ist aus Sicht der<br />

<strong>Sparkassen</strong> und Landesbanken eine<br />

Investition, <strong>die</strong> sich auch „auszahlen“<br />

sollte. Was sagen Sie zu den Nutzen-<br />

Kosten-Aspekten einer Mitgliedschaft?<br />

Wenn heute ein international renommiertes<br />

Unternehmen etwa der<br />

pharmazeutischen Industrie oder der<br />

Automobilbranche den Aufwand für<br />

Forschung und Entwicklung auf Null<br />

setzt, wird es kurzfristig, d. h. für das<br />

Jahr 2003, den Gewinn um <strong>die</strong>sen Aufwand<br />

erhöhen. In einer Perspektive von<br />

15 bis 20 Jahren, möglicherweise auch<br />

sehr viel früher, würde sich <strong>die</strong>ses<br />

Unternehmen allerdings mangels Innovationskraft<br />

und technologischer Kompetenz<br />

aus dem Markt hinauskatapultiert<br />

haben. Zugegeben, <strong>die</strong> unmittelbare<br />

Übertragung einer solchen Konsequenz<br />

auf das Kreditgewerbe ist nicht<br />

ganz ohne Risiko. Dennoch, <strong>die</strong> Veränderungsgeschwindigkeit<br />

im Kreditgewerbe<br />

war in den vergangenen 200<br />

Jahren seit Gründung der <strong>Sparkassen</strong>


Mitteilungen 56<br />

<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />

DAS AKTUELLE INTERVIEW 5<br />

niemals so groß wie heute. Angesichts<br />

eines solchen Umfeldes erschiene es<br />

mir schon bedenklich, das große Ideenpotenzial,<br />

das zweifellos in der <strong>Wissenschaft</strong><br />

schlummert, zu ignorieren. Aus<br />

der Sicht der einzelnen Sparkasse oder<br />

Landesbank muss doch <strong>die</strong> Überlegung<br />

wie folgt lauten: Wenn in drei Jahren<br />

nur eine einzige in <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> transferierbare<br />

Idee aus der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />

gewonnen werden<br />

kann, trägt <strong>die</strong>se Investition schon<br />

einen hervorragenden Zins, der im normalen<br />

Bankgeschäft kaum erzielbar ist.<br />

Frage:<br />

Viele bankwirtschaftliche Veränderungen<br />

werden vom Gesetzgeber und<br />

der Bankenaufsicht initiiert. Wie hält<br />

<strong>die</strong> <strong>Wissenschaft</strong> mit <strong>die</strong>sen raschen<br />

Veränderungen Schritt?<br />

Während meiner Ausbildung an der<br />

Universität galt der Grundsatz, <strong>die</strong><br />

<strong>Praxis</strong> entspricht der Theorie der Großväter.<br />

Dies soll heißen, eine elementare<br />

Bringschuld der <strong>Wissenschaft</strong> besteht<br />

darin, der tatsächlichen Entwicklung<br />

gedanklich und perspektivisch mit Visionen<br />

vorauszueilen. Dies gilt zunächst für<br />

das breite Feld der Forschung, <strong>die</strong> sich<br />

nicht damit begnügen darf, ex post Entwicklungen<br />

methodisch sauber zu analysieren<br />

und zu begründen. Ebenso wichtig<br />

ist <strong>die</strong> vorausschauende Sicht aber in<br />

der Lehre, denn wir bilden mit der derzeitigen<br />

Studentengeneration den Nachwuchs<br />

aus, der, schwierig genug, auf <strong>die</strong>ser<br />

Basis aufbauend, <strong>die</strong> nächsten 20, 30<br />

oder gar 40 Jahre eine anspruchsvolle<br />

Aufgabe erfüllen soll. Umgekehrt formuliert,<br />

ein wissenschaftlicher Ansatz, welcher<br />

der Realität hinterherhinkt, ist im<br />

Grundsatz verfehlt. Selbst in der Geschichte<br />

heißt es ja, wir interpretieren sie<br />

im positiven Sinne als nach rückwärts<br />

gekehrten Propheten. Genauso hält es<br />

etwa <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Wissenschaft</strong>sförderung,<br />

welche <strong>die</strong> bekannten <strong>Sparkassen</strong>historischen<br />

Symposien stets mit<br />

einem Blick in <strong>die</strong> Zukunft krönt.<br />

Frage:<br />

Welchen Rat geben Sie jungen <strong>Wissenschaft</strong>lern,<br />

<strong>die</strong> sich mit praxisorientierten<br />

Themen beschäftigen wollen?<br />

Zwei bis drei Jahre <strong>Praxis</strong> in einem<br />

Kreditinstitut oder Verband.<br />

Frage:<br />

Wenn Sie drei Wünsche frei hätten:<br />

Was würden Sie sich im Verhältnis von<br />

Kreditinstituten und der Bankbetriebslehre<br />

wünschen?<br />

1. Gegenseitiges Zugehen;<br />

2. vorurteilsfreie, offene Diskussion mit<br />

der „Gegenseite“;<br />

3. ausreichende Ressourcen für <strong>die</strong> wissenschaftliche<br />

Bankbetriebslehre in<br />

einem Umfeld, das auf universitärer<br />

Seite durch rigide Kürzungen der<br />

öffentlichen Budgets gekennzeichnet<br />

ist.<br />

Wir danken Ihnen für <strong>die</strong>ses Interview.<br />

Zentrales Hörsaalgebäude mit dem zur Universität Marburg gehörenden Landgrafenschloss<br />

Quelle: Bildarchiv Foto Marburg


6 TAG DER WISSENSCHAFT<br />

<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />

„Tag der <strong>Wissenschaft</strong>“ stärkt Dialog zwischen<br />

<strong>Wissenschaft</strong> und <strong>Praxis</strong><br />

Die <strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />

e. V. lud am<br />

5. Mai 2003 zum zweiten „Tag der<br />

<strong>Wissenschaft</strong>“ in Bonn ein. Die Teilnehmer<br />

des Lehrinstituts der Deutschen<br />

<strong>Sparkassen</strong>akademie und <strong>die</strong><br />

interessierten Mitglieder der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung,<br />

Kollegiaten der<br />

Eberle-Butschkau-Stiftung und Teilnehmer<br />

des Berufsintegrierten Universitätsstudiums<br />

an der FernUniversität<br />

Hagen hatten an <strong>die</strong>sem Tag<br />

Gelegenheit, mit <strong>Wissenschaft</strong>lern<br />

über aktuelle kreditwirtschaftlich<br />

relevante Themen zu diskutieren.<br />

Die rund 180 Teilnehmer begrüßte<br />

Hartmut Forndran, Mitglied des Vorstandes<br />

der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung,<br />

und wies auf <strong>die</strong> doppelte Zielsetzung<br />

der Veranstaltung hin: Erstens soll <strong>die</strong><br />

enge Verzahnung von Bildung und<br />

<strong>Wissenschaft</strong> in der deutschen <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />

verdeutlicht werden<br />

und zweitens sollen <strong>Wissenschaft</strong><br />

und <strong>Praxis</strong> miteinander verbunden<br />

werden. Alle Themen zeichnen sich<br />

durch wissenschaftliches Neuland<br />

und hohe <strong>Praxis</strong>relevanz aus – Eigenschaften,<br />

<strong>die</strong> auch von den Forschungsprojekten<br />

der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />

angestrebt werden.<br />

Im „Dschungel“ internationaler<br />

Rechtsnormen und Rechtsangleichungen<br />

auf dem Gebiet des Bank- und<br />

Kapitalmarktrechts erwies sich Professor<br />

Dr. Uwe H. Schneider, Institut für<br />

deutsches und internationales Recht<br />

des Spar-, Giro- und Kreditwesens an<br />

der Universität Mainz, als äußerst<br />

kundiger „Führer“. Er erläuterte eingehend<br />

<strong>die</strong> Bedeutung und Entstehung<br />

internationalen Bank- und Kapitalmarktrechts.<br />

Als Instrumentarien globaler<br />

Rechtsangleichung gelten zum<br />

einen öffentliche Institutionen wie <strong>die</strong><br />

UNCITRAL, IOSCO oder <strong>die</strong> Haager Konferenz,<br />

<strong>die</strong> „Legal Guides“, Modellgesetze<br />

und Konventionen erarbeiten.<br />

Zum anderen werden aber auch für <strong>die</strong><br />

internationale Rechtsangleichung Formen<br />

des Privatrechts wie Rahmenverträge<br />

und Allgemeine Geschäftsbedingungen<br />

herangezogen. Letztere werden<br />

z. B. von privaten Institutionen wie<br />

der International Chamber of Commerce<br />

(ICC) oder der International<br />

Hartmut Forndran (l.) begrüßte <strong>die</strong> Referenten der Tagung (v. l.): Professor Bernd Rudolph, Professor<br />

Silke Wickel-Kirsch, Professor Uwe H. Schneider und Professor Stephan Paul.<br />

Swaps and Derivatives Association<br />

(ISDA) erarbeitet. Interessant ist bei<br />

den privatrechtlichen Formen, dass es<br />

sich hierbei um Marktstandards und<br />

Musterverträge handelt, <strong>die</strong> keinem<br />

staatlichen Einfluss unterliegen. Die<br />

Bedeutung öffentlicher Institutionen<br />

zeigt sich am Beispiel von UNCITRAL<br />

(United Nations Commission on International<br />

Trade Law), <strong>die</strong> u. a. <strong>die</strong> Einigung<br />

über Verträge hinsichtlich des<br />

internationalen Warenkaufs, <strong>die</strong> so<br />

genannte Wiener Kaufrechtskonvention,<br />

erarbeitet hat. Nach <strong>die</strong>ser Übereinkunft<br />

zum internationalen Warenkauf<br />

werden heute 75 Prozent des<br />

deutschen Im- und Exports abgewickelt.<br />

Insgesamt befassen sich weltweit<br />

rund 40 Institutionen mit dem<br />

internationalen Recht, das sich vor<br />

allem auf das Vertrags- und Wirtschaftsaufsichtsrecht<br />

beschränkt. Anhand<br />

eines Beispielfalls zeigte Professor<br />

Schneider <strong>die</strong> Problematik unterschiedlichen<br />

Handelsrechts im In- und<br />

Ausland und <strong>die</strong> Problemlösung durch<br />

das internationale Privatrecht auf. An<br />

<strong>die</strong> Teilnehmer richtete er den Appell,<br />

das Bewusstsein für <strong>die</strong> internationale<br />

Rechtsbildung zu schärfen und eine<br />

aktive Interessenvertretung bereits im<br />

Vorfeld der Entstehung neuen Rechts<br />

zu organisieren.<br />

Zum Thema „Diversifikation und<br />

Transfer von Kreditrisiken“ sprach Professor<br />

Dr. Bernd Rudolph, Universität<br />

München. Er behandelte <strong>die</strong> Steuerung<br />

des Kredit-Portefeuilles aus ökonomischer<br />

Sicht, Instrumente zur Risikosteuerung<br />

und <strong>die</strong> Neuorientierung<br />

im Kreditgeschäft durch Basel II. Unter<br />

letzterem Stichwort erinnerte Professor<br />

Rudolph an den Grund der Neuregelung:<br />

Durch Arbitragemöglichkeiten<br />

wandern gute Risiken an den günstigeren<br />

Markt. Der richtige Ansatzpunkt<br />

von Basel II ist daher: Sensitiver rech-


Mitteilungen 56<br />

<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />

TAG DER WISSENSCHAFT 7<br />

Rund 180 Teilnehmer des Lehrinstituts der Deutschen <strong>Sparkassen</strong>akademie, interessierte Mitglieder<br />

der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung, Ebusti-Kollegiaten und BUS-Studenten der FernUniversität Hagen<br />

hatten in Bonn Gelegenheit, mit <strong>Wissenschaft</strong>lern über aktuelle kreditwirtschaftliche Themen zu<br />

diskutieren.<br />

nen im Hinblick auf das Risiko. Gegenüber<br />

Basel I sind <strong>die</strong> neuen Eigenkapitalvereinbarungen<br />

von Basel II durch<br />

größere Bedeutung bankinterner<br />

Methoden, Überprüfung durch Aufsicht<br />

und Marktdisziplin, Anreize für<br />

besseres Risikomanagement, theoretisch<br />

bessere Fun<strong>die</strong>rung und risikogerechtere<br />

Ausrichtung gekennzeichnet.<br />

Die neue Regelung ist zwar komplexer<br />

als <strong>die</strong> alte, bietet aber alternative<br />

Ansätze zur Auswahl an und verschafft<br />

damit Flexibilität. Aus Sicht des Baseler<br />

Ausschusses werden <strong>die</strong>se Vorteile<br />

dazu führen, dass das Bankensystem<br />

an Sicherheit, Solidität und Effizienz<br />

gewinnt. Der Nutzen liegt vor allem in<br />

der Internalisierung der sozialen Kosten<br />

von Bankinsolvenzen und der Verbesserung<br />

der Risikokontrollsysteme<br />

der Kreditinstitute. Basel II genügt<br />

jedoch nach Auffassung von Professor<br />

Rudolph methodischen Anforderungen<br />

nur bedingt, weil keine explizite<br />

Berücksichtigung der Diversifikation<br />

(Granularität) erfolgt, hohe Mess- und<br />

Überprüfungskosten anfallen und prozyklische<br />

Verstärkerwirkungen in mehrerer<br />

Hinsicht zu erwarten sind. Eine<br />

neue Aufsichtskultur wird vor allem<br />

durch <strong>die</strong> zweite Säule der Baseler<br />

Aufsicht (bankaufsichtliches Überprüfungsverfahren)<br />

etabliert. Diese zweite<br />

Säule führt weg von einer quantitativen<br />

Berechnung. Alle Kreditinstitute<br />

müssen sich auf <strong>die</strong>ses neue Element<br />

einer strategischen Kooperation mit<br />

der Aufsicht einstellen.<br />

Veränderungen internationaler Rahmenbedingungen<br />

machte Professor<br />

Dr. Silke Wickel-Kirsch, FH Wiesbaden,<br />

als Auslöser für Personalabbau und<br />

-umbau in der deutschen Wirtschaft<br />

verantwortlich. Diese Veränderungen<br />

bedingen erhöhte Anforderungen an<br />

deutsche Unternehmen, wie erhöhte<br />

Flexibilität und eine schnellere Reaktion<br />

auf neue Entwicklungen. Eine<br />

unkritische Übernahme amerikanischer<br />

Arbeitsmarktverhältnisse in<br />

Europa und speziell in Deutschland<br />

empfiehlt sich nicht. Als ein durchaus<br />

wahrscheinliches Szenario für <strong>die</strong><br />

künftige Arbeitswelt in Europa gilt das<br />

Szenario „Geteilte Verantwortung“.<br />

Die Merkmale <strong>die</strong>ses EU-Szenarios liegen<br />

vor allem in der Revitalisierung<br />

des Gedankens der sozialen Marktwirtschaft,<br />

in neuen Partnerschaften<br />

zwischen Gewerkschaften, Wirtschaft<br />

und Staat und einer Reform des sozialen<br />

Sicherungssystems. Vertrauen,<br />

Solidarität und Verantwortlichkeit<br />

werden als gemeinsame Werte in<br />

Europa anerkannt. Ein hohes Niveau<br />

an sozialer Absicherung wird jedoch<br />

mit dauerhaft verminderten Einkommen<br />

einhergehen. In einem solchen<br />

Szenario treten Personalrisiken in<br />

Form von Engpassrisiken (sind <strong>die</strong> Mitarbeiter<br />

richtig qualifiziert?), Anpassungsrisiken<br />

(Sicherung der Leistungserstellung),<br />

Austrittsrisiken (Erhaltung<br />

der Leistungsträger) und Motivationsrisiken<br />

auf. Als denkbare Maßnahmen<br />

zur Bewältigung zunehmender Personalrisiken<br />

gelten <strong>die</strong> Erhöhung der<br />

Employability (Beschäftigungsfähigkeit<br />

der Mitarbeiter) und Reduktion<br />

der Personalkosten. Zum erhöhten<br />

Interesse an der eigenen Beschäftigungsfähigkeit<br />

führt insbesondere <strong>die</strong><br />

Entwicklung weg von klassischen<br />

Arbeitsverhältnissen („ausgeglichener<br />

Kontrakt“) mit den Kennzeichen hohes<br />

Commitment, starke Integration, ständige<br />

Weiterentwicklung und gegenseitige<br />

Unterstützung hin zum Vertragstyp<br />

„Übergangskontrakt“, der<br />

stärkere Unsicherheiten mit sich<br />

bringt, hohe Fluktuation erzeugt und<br />

Instabilitäten hervorruft. Zu den aktiven<br />

Maßnahmen gehören unter anderem<br />

eine mittel- und langfristige<br />

Personalplanung, eine Freisetzung


8 TAG DER WISSENSCHAFT<br />

<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />

von Mitarbeitern erst dann, wenn ein<br />

hoher Marktwert erzielt werden kann<br />

sowie das gleichzeitige Angebot<br />

finanzieller Anreize zum Verbleib im<br />

Unternehmen. Denkbar sind u. a. unternehmens-<br />

bzw. konzerninterne Zeitarbeitsgesellschaften,<br />

Umschulungsund<br />

Fortbildungsprogramme sowie<br />

<strong>die</strong> Unterstützung von Qualifizierungen.<br />

Der zweite wichtige Baustein des<br />

heutigen Personalmanagements liegt<br />

in der unmittelbaren Reduktion der<br />

Personalkosten. Dabei geht es einerseits<br />

um <strong>die</strong> Senkung der Kosten<br />

durch <strong>die</strong> Mitarbeiter, zum Beispiel<br />

durch Verzichte beim Fixgehalt oder<br />

Kürzung variabler Gehaltsbestandteile<br />

sowie andererseits um <strong>die</strong> Mitarbeiterreduktion<br />

durch echte Freistellungen.<br />

Dabei sind nach den Kriterien<br />

„Umsetzbarkeit in der <strong>Praxis</strong>“ und<br />

„Kostenauswirkung“ unterschiedliche<br />

Bewertungen vorzunehmen. Bei allen<br />

Maßnahmen des Personalmanagements<br />

werden spezifische unternehmensindividuelle<br />

Lösungen gefragt<br />

sein.<br />

Nach einer Einführung von Dr. Dieter<br />

Rohrmeier, Leiter der Deutschen<br />

<strong>Sparkassen</strong>akademie, stellte Professor<br />

Dr. Stephan Paul, Universität<br />

Bochum, mit dem Thema „Finanz<strong>die</strong>nstleistungen<br />

im Lebenszyklus von<br />

Firmenkunden“ ein mögliches ganzheitliches<br />

Betreuungskonzept für Firmenkunden<br />

vor. In Analogie zum<br />

Lebensphasenkonzept bei Privatkunden<br />

sollen auch Unternehmenslebenszyklen<br />

identifiziert und systematisiert<br />

werden. Wäre <strong>die</strong>s in der <strong>Praxis</strong><br />

möglich, könnte es zum besseren<br />

Erkennen der finanziellen Bedürfnisse<br />

von Firmenkunden in Abhängigkeit<br />

von ihrer jeweiligen Entwicklungsphase<br />

und zur Entwicklung passgenauerer<br />

Finanz<strong>die</strong>nstleistungen führen.<br />

Allerdings wird es im Vergleich<br />

Professor Dr. Axel A. Weber<br />

zum Privatkunden („Von der Wiege<br />

bis zur Bahre ...“) im Unternehmenslebenszyklus<br />

keinen ausgeprägten idealtypischen<br />

Verlauf geben. Ob solche<br />

Zyklen (Gründung/Einführung, Wachstum,<br />

Reife, Niedergang/Degeneration)<br />

identifiziert werden können, wird<br />

anhand von Kennzahlen wie Cash-<br />

Flow überprüft, deren Wachstumsraten<br />

berechnet werden. Betrachtet<br />

man den zeitlichen Verlauf der<br />

Wachstumsraten des Cash-Flow, lassen<br />

sich aus den bisherigen empirischen<br />

Daten von Unternehmen bestimmte<br />

Grundverlaufstypen identifizieren:<br />

Zu unterscheiden ist der<br />

M-Typ, der W-Typ und der L-Typ. Die an<br />

<strong>die</strong> Chartanalyse von Finanzinstrumenten<br />

erinnernde Betrachtungsweise<br />

ermöglicht es jedoch noch<br />

nicht, <strong>die</strong> Unternehmen in einen idealtypischen<br />

Zyklus einzugruppieren.<br />

Damit reicht <strong>die</strong> Analyse der aus<br />

Bilanzdaten gewonnenen Zeitreihen<br />

für <strong>die</strong> Entwicklung eines Lebenszykluskonzepts<br />

nicht aus. Vielmehr<br />

werden auch qualitative Daten, z. B.<br />

aus Ratingverfahren, benötigt. Eine<br />

wichtige Anforderung an ein künftiges<br />

Lebenszykluskonzept liegt darin,<br />

das Wissen von Firmenkundenbetreuern<br />

möglichst einfach und<br />

nachvollziehbar sowie systematisch<br />

abzubilden. Das noch nicht abgeschlossene<br />

Projekt des Lehrstuhls für<br />

<strong>die</strong> <strong>Wissenschaft</strong>sförderung wird sich<br />

<strong>die</strong>ser Thematik, auch auf der Grundlage<br />

zusätzlicher empirischer Daten,<br />

weiter widmen.<br />

Zum Abschluss baten <strong>die</strong> Veranstalter<br />

Professor Dr. Axel A. Weber,<br />

Universität zu Köln, auf das Podium.<br />

Professor Weber ist Mitglied des<br />

Sachverständigenrats zur Begutachtung<br />

der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung,<br />

der jedes Jahr im Herbst<br />

über <strong>die</strong> Prognose der gesamtwirtschaftlichen<br />

Lage hinaus viel beachtete<br />

Analysen und Diagnosen wirtschafts-<br />

und sozialpolitischer Probleme<br />

bietet. Dass <strong>die</strong> Vorschläge des<br />

Sachverständigenrats in der Politik<br />

durchaus Gehör finden, konnte Professor<br />

Weber anhand der „20 Punkte<br />

für Beschäftigung und Wachstum“<br />

belegen, <strong>die</strong> etwa zur Hälfte in <strong>die</strong><br />

Agenda 2010 der Bundesregierung<br />

aufgenommen wurden.<br />

Im Anschluss diskutierte Professor<br />

Weber mit Hartmut Forndran und<br />

Klaus Krummrich von der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />

unter reger Beteiligung<br />

des Auditoriums <strong>die</strong> Frage, wann<br />

und unter welchen Voraussetzungen<br />

es wieder zu einem Wirtschaftsaufschwung<br />

kommen kann. Professor<br />

Weber erläuterte, dass Deutschland<br />

bei den wesentlichen Wirtschaftsindikatoren<br />

deutlich hinter andere OECD-<br />

Länder zurückgefallen ist. Hauptgrund<br />

sind <strong>die</strong> Folgekosten der Wiedervereinigung,<br />

insbesondere aus der<br />

Finanzierung der Transfersysteme, <strong>die</strong><br />

fast 50 Prozent des Unterschieds in<br />

der Wachstumsrate zu anderen Ländern<br />

ausmachen. Der Finanzpolitik<br />

verbleibt vor <strong>die</strong>sem Hintergrund kein


Mitteilungen 56<br />

<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />

TAG DER WISSENSCHAFT 9<br />

Spielraum. Vielmehr müssen Staatsausgaben<br />

verringert, Steuersätze und<br />

staatliche Verschuldung gesenkt werden.<br />

Änderungen sind nur über Strukturreformen<br />

möglich, <strong>die</strong> jedoch erst<br />

langfristig wirken und eine gewisse<br />

Wachstumsdynamik voraussetzen. Eine<br />

besondere Rolle spielt dabei das<br />

Beschäftigungsproblem. Mit Blick auf<br />

<strong>die</strong> Bevölkerungsdynamik ist es unumgänglich,<br />

<strong>die</strong> so genannten Anspruchslöhne<br />

zu reduzieren und das<br />

Renteneintrittsalter zu erhöhen. Nicht<br />

<strong>die</strong> wöchentliche Arbeitszeit, sondern<br />

<strong>die</strong> Lebensarbeitszeit muss bei <strong>die</strong>ser<br />

Diskussion im Vordergrund stehen.<br />

Professor Weber räumte ein, dass <strong>die</strong><br />

genannten Themenfelder innerhalb<br />

des Sachverständigenrats durchaus<br />

konträr diskutiert werden. Er verdeutlichte<br />

in <strong>die</strong>sem Zusammenhang, dass<br />

der Sachverständigenrat entgegen der<br />

in der Öffentlichkeit weit verbreiteten<br />

Meinung keine konkreten Handlungsempfehlungen<br />

geben darf. Aufgabe ist<br />

allein <strong>die</strong> Politikberatung. Abschließend<br />

formulierte Professor Weber<br />

<strong>die</strong> wesentlichen wirtschaftlichen<br />

Herausforderungen für <strong>die</strong> nächsten<br />

zehn Jahre: Wie verkraften <strong>die</strong> Arbeitsmärkte<br />

<strong>die</strong> EU-Osterweiterung? Wie<br />

kann Deutschland im europäischen<br />

Einigungsprozess <strong>die</strong> eigene Identität<br />

wahren? Mit Blick auf <strong>die</strong> letzte Frage<br />

empfiehlt Professor Weber eine möglichst<br />

aktive Rolle Deutschlands, um<br />

den unvermeidlichen europäischen<br />

Integrationsprozess erfolgreich mitzugestalten.<br />

Der „Tag der <strong>Wissenschaft</strong>“ hat<br />

gezeigt, dass sich <strong>Wissenschaft</strong>ler<br />

heute mehr denn je mit praxisrelevanten<br />

Problemen beschäftigen und<br />

Lösungen anbieten. Im nächsten Jahr<br />

wird der Dialog zwischen <strong>Wissenschaft</strong><br />

und <strong>Praxis</strong>, dann auch unter Beteiligung<br />

der Hochschule der <strong>Sparkassen</strong>-<br />

<strong>Finanzgruppe</strong>, weitergeführt werden.<br />

KK/wor/Zg<br />

Wir gratulieren ...<br />

Bibliothek:<br />

Deutscher <strong>Sparkassen</strong>- und<br />

Giroverband e.V.<br />

Kaiserstraße 221<br />

53113 Bonn<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo–Do 9.00–17.00 Uhr<br />

Fr 9.00–15.00 Uhr<br />

Telefon: (02 28) 2 04-5 26 od. -5 27<br />

Telefax: (02 28) 2 04-7 04<br />

Bibliotheks-Katalog (OPAC)<br />

per Internet über:<br />

www.s-wissenschaft.de<br />

Herrn Professor Dr. Dr.h.c. Hans-Jacob Krümmel, Universität Bonn, der am<br />

22. Oktober 2003 sein 75. Lebensjahr vollendete. Über <strong>die</strong> erfolgreiche wissenschaftliche<br />

Laufbahn als Hochschullehrer hinaus ist Professor Krümmel der<br />

<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> auf vielfältige Weise verbunden. Fünfzehn Jahre lang<br />

leitete er als Direktor das Institut für das Spar-, Giro- und Kreditwesen an der Universität<br />

Bonn, das von der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Wissenschaft</strong>sförderung unterstützt<br />

wurde. Viele hundert angehende <strong>Sparkassen</strong>-Führungskräfte haben Professor<br />

Krümmel als Dozent am Lehrinstitut der Deutschen <strong>Sparkassen</strong>akademie erlebt.<br />

Des Weiteren zu erwähnen ist Professor Krümmels Engagement als langjähriger<br />

Mitherausgeber der Zeitschrift „KREDIT und KAPITAL“ und der Buchreihe „Untersuchungen<br />

über das Spar-, Giro- und Kreditwesen“. Wir gratulieren sehr herzlich<br />

und wünschen ihm weiterhin Kraft und Muße für seine vielfältigen persönlichen<br />

Aktivitäten.


10 WISSENSCHAFT VOR ORT<br />

<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />

Stiftung Niedersächsische Wirtschaftsforschung<br />

In den letzten Jahren erlebte Deutschland<br />

einen Stiftungsboom: Allein im<br />

Jahre 2001 wurden mehr als 1.000<br />

rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen<br />

Rechts errichtet. Damit hatte<br />

sich <strong>die</strong> Zahl seit 1990 mehr als verfünffacht.<br />

Auch <strong>die</strong> NORD/LB verfügt über<br />

einen breiten Erfahrungsschatz in<br />

Bezug auf Stiftungen, da <strong>die</strong> Bank<br />

selbst Stiftungen gegründet sowie<br />

Zustiftungen zu bereits bestehenden<br />

Einrichtungen vorgenommen hat.<br />

... gegründet im Jahr 2001<br />

Bei der Gründung der Stiftung Niedersächsische<br />

Wirtschaftsforschung<br />

war <strong>die</strong> NORD/LB maßgeblich beteiligt.<br />

Errichtet wurde <strong>die</strong> Stiftung am<br />

26. November 2001. Gründungsmitglieder<br />

waren <strong>die</strong> Unternehmen<br />

¬ AWD Holding AG,<br />

¬ Norddeutsche Landesbank,<br />

¬ Salzgitter AG,<br />

¬ Sartorius AG,<br />

¬ Sennheiser electronic GmbH & Co.<br />

KG<br />

sowie <strong>die</strong> Verbände<br />

¬ Allgemeine Arbeitgebervereinigung<br />

Hannover und Umgebung,<br />

¬ Institut der Niedersächsischen<br />

Wirtschaft,<br />

¬ Niedersächsischer Industrie- und<br />

Handelskammertag,<br />

¬ Verband der Bauindustrie für Niedersachsen,<br />

¬ Verband der Metallindustriellen<br />

Niedersachsens.<br />

Professor Dr. Sonning Bredemeier, Vorsitzender<br />

des Vorstandes der Stiftung Niedersächsische<br />

Wirtschaftsforschung<br />

... als rechtsfähige Stiftung bürgerlichen<br />

Rechts<br />

Die Stiftung Niedersächsische Wirtschaftsforschung<br />

wurde als rechtsfähige<br />

Stiftung bürgerlichen Rechts<br />

gegründet. Rechtlich vertreten wird<br />

sie durch den Vorsitzenden und ein<br />

weiteres Vorstandsmitglied. Vorstandsvorsitzender<br />

ist Prof. Dr. Sonning<br />

Bredemeier, Generalbevollmächtigter<br />

der NORD/LB. Stellvertretender<br />

Vorstandsvorsitzender ist Dietrich<br />

Kröncke, Hauptgeschäftsführer des<br />

Verbandes der Metallindustriellen<br />

Niedersachsens e. V. Der Sitz der Stiftung<br />

ist Hannover, im Hause der<br />

NORD/LB, Friedrichswall 10, 30159<br />

Hannover.<br />

Einweihung der neuen Räume des NIW im Herbst 2002: (v. l.) Prof. Dr. Lothar Hübl, Prof. Dr.<br />

Ludwig Schätzl (Vorstand NIW) und Dietrich Kröncke (stv. Vorstand Stiftung Niedersächsische<br />

Wirtschaftsforschung)<br />

... zur Förderung von <strong>Wissenschaft</strong><br />

und Forschung<br />

Alleiniger Zweck der Stiftung ist entsprechend<br />

der Satzung <strong>die</strong> Förderung<br />

von <strong>Wissenschaft</strong> und Forschung. Der<br />

Stiftungszweck wird insbesondere<br />

verwirklicht durch <strong>die</strong> finanzielle<br />

Unterstützung des gemeinnützigen<br />

Niedersächsischen Instituts für Wirtschaftsforschung<br />

e. V. (NIW). Die Erträge<br />

der Stiftung tragen zusammen mit<br />

einer institutionellen Förderung des<br />

Landes Niedersachsen <strong>die</strong> für eine<br />

unabhängige Forschungs- und Beratungstätigkeit<br />

erforderliche Grundlast<br />

des 1981 gegründeten Niedersächsischen<br />

Instituts für Wirtschaftsforschung.<br />

Die hiermit erbrachten Leis-


Mitteilungen 56<br />

<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />

WISSENSCHAFT VOR ORT 11<br />

tungen werden in einem Forschungsplan<br />

vereinbart und deren Ergebnisse<br />

stehen der Öffentlichkeit zur Verfügung.<br />

... beim Niedersächsischen Institut für<br />

Wirtschaftsforschung e. V. (NIW)<br />

Das Institut wurde 1981 auf Beschluss<br />

der Niedersächsischen Landesregierung<br />

nach Vorschlag eines unabhängigen<br />

Gutachtergremiums auf Antrag<br />

des Niedersächsischen Wirtschaftsministeriums<br />

ins Leben gerufen. Nach<br />

einer fünfjährigen Startfinanzierung<br />

durch <strong>die</strong> Volkswagen-Stiftung konnte<br />

das Institut neben den weiterhin<br />

durchgeführten gemeinnützigen Arbeiten<br />

<strong>die</strong> auftragsbezogene Arbeit<br />

für Dritte stetig ausbauen. Sie umfasst<br />

heute ca. drei Viertel der Arbeitskapazitäten,<br />

<strong>die</strong> sich zudem seit Gründung<br />

mehr als verdoppelten.<br />

Als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft<br />

deutscher wirtschaftswissenschaftlicher<br />

Forschungsinstitute ist<br />

das NIW bundesweit in den fachwissenschaftlichen<br />

Informationsaustausch<br />

und Arbeitszusammenhang mit anderen<br />

volkswirtschaftlich orientierten<br />

Instituten eingebunden.<br />

Schwerpunkte der Arbeit des NIW<br />

sind Regionalforschung und -beratung,<br />

Innovationsforschung, finanzwissenschaftliche<br />

Fragen, Branchenstu<strong>die</strong>n<br />

sowie Arbeiten und Gutachten<br />

zu einem breiten Themenspektrum,<br />

zu dem auch <strong>die</strong> Evaluation von<br />

Programmen und Projekten zählt.<br />

Detaillierte und aktuelle Informationen<br />

befinden sich im Internet unter<br />

http://www.niw.de.<br />

Stärkung der Stiftung durch<br />

Zustiftungen notwendig<br />

Es ist erklärte Absicht der Gründungsstifter,<br />

das Stiftungskapital durch Zustiftungen<br />

zu erhöhen und um eine<br />

Erweiterung des Stifterkreises zu werben.<br />

Im Rahmen des verfolgten gemeinnützigen<br />

Zweckes der Stiftung<br />

fördert und sichert <strong>die</strong> Beteiligung <strong>die</strong><br />

Existenz und Unabhängigkeit des für<br />

das Land anerkannt wichtigen NIW,<br />

und damit den Zugriff auf kompetente<br />

und kostengünstige Beratung vor<br />

Ort.<br />

Primäres Ziel der Stiftung ist es<br />

aber auch zu ermöglichen, einen<br />

hauptamtlichen Leiter des NIW, für<br />

den gleichzeitig eine Professur an der<br />

Universität Hannover angestrebt wird,<br />

zu gewinnen. Die in der Stiftung vertretenen<br />

Unternehmen und Einrichtungen<br />

der niedersächsischen Wirtschaft<br />

sind davon überzeugt, dass das<br />

Institut auf <strong>die</strong>se Weise ihre für <strong>die</strong><br />

Wirtschaft und Wirtschaftspolitik<br />

positive Arbeit noch weiter verbessern<br />

kann.<br />

Das derzeitige Stiftungsvermögen<br />

in Höhe von ca. 500.000 EURO reicht<br />

zur Erfüllung der vorgesehenen Aufgaben<br />

natürlich noch nicht aus, sodass<br />

Interesse daran besteht, weitere<br />

Unternehmen und Institutionen für<br />

<strong>die</strong>se Stiftung zu gewinnen.<br />

NORD/LB


12 AUS DER FORSCHUNG<br />

<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />

Prof. Dr. Wolfgang Breuer und Klaus Mark<br />

Perspektiven der Verbundkooperation in der <strong>Sparkassen</strong>-<br />

<strong>Finanzgruppe</strong><br />

Ergebnisse eines Forschungsprojekts der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />

Die zuletzt beobachtbaren Ertragsschwierigkeiten<br />

in der deutschen Kreditwirtschaft<br />

haben endgültig gezeigt,<br />

dass <strong>die</strong> deutschen Banken angesichts<br />

des Strukturwandels im Finanz<strong>die</strong>nstleistungssektor<br />

vor erheblichen<br />

Herausforderungen stehen. Die voranschreitende<br />

informationstechnologische<br />

Durchdringung der Leistungsprozesse,<br />

das Aufbrechen von Wertschöpfungsketten,<br />

Veränderungen im regulatorischen<br />

Umfeld der Kreditwirtschaft<br />

durch Basel II oder <strong>die</strong> MaK im<br />

Allgemeinen und <strong>die</strong> Diskussion um<br />

Anstaltslast/Gewährträgerhaftung für<br />

<strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> im Speziellen<br />

sowie <strong>die</strong> zunehmende internationale<br />

Vernetzung der Kapital- und<br />

Gütermärkte erfordern in vielen Bereichen<br />

<strong>die</strong> Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.<br />

Darüber hinaus setzt<br />

sich in der Kreditwirtschaft zunehmend<br />

<strong>die</strong> Erkenntnis durch, dass nachhaltige<br />

Effizienzgewinne nur erzielbar<br />

sind, wenn <strong>die</strong> Anpassungen der<br />

Geschäftsmodelle mit Verbesserungen<br />

bei den Organisationsstrukturen<br />

einhergehen.<br />

Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund stehen in<br />

der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> derzeit<br />

Organisationsfragen und insbesondere<br />

auch <strong>die</strong> Formen der Verbundkooperation<br />

verstärkt in der Diskussion.<br />

Dies gab den Anstoß für ein durch <strong>die</strong><br />

<strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />

e. V. unterstütztes<br />

Forschungsprojekt. Das Ziel bestand in<br />

der Entwicklung von Perspektiven für<br />

<strong>die</strong> künftige Zusammenarbeit im Verbund.<br />

Zu Beginn wurde ein allgemein<br />

anwendbares Analyseinstrumentarium<br />

zur Beurteilung organisatorischer<br />

Strukturvarianten auf Basis der Transaktionskostentheorie<br />

entwickelt. Nach<br />

der Prämisse der Transaktionskostentheorie<br />

sollen organisatorische Maßnahmen<br />

nicht nur der Beeinflussung<br />

der Erlösseite einer Unternehmung<br />

etwa durch <strong>die</strong> Erzeugung von Marktmacht<br />

oder der Reduktion der Produktionskosten<br />

durch <strong>die</strong> Realisation von<br />

Skalenvorteilen und Lernkurveneffekten<br />

<strong>die</strong>nen. Vielmehr gilt es, auch und<br />

gerade <strong>die</strong> im Zusammenhang mit<br />

dem Austausch von Gütern und Leistungen<br />

anfallenden Kosten – <strong>die</strong><br />

Transaktionskosten – zu senken. Beispielsweise<br />

könnten sich <strong>die</strong> gegenwärtig<br />

bei deutschen Banken geplanten<br />

Outsourcing-Maßnahmen in standardisierbaren<br />

Backoffice-Bereichen<br />

zum Abbau von Fixkostenblöcken<br />

und zur Nutzung von Skalenvorteilen<br />

insgesamt auch als nachteilig erweisen,<br />

wenn schwer überwindbare<br />

Schnittstellenprobleme auftreten<br />

oder man hierdurch in eine Situation<br />

der Abhängigkeit gerät. Deswegen<br />

wurde versucht, ein Instrumentarium<br />

zu entwickeln, das möglichst alle<br />

erfolgsrelevanten Konsequenzen von<br />

organisatorischen Gestaltungsmaßnahmen<br />

systematisch erfasst und<br />

bewertet.<br />

Ein transaktionskostenbasierter<br />

Problemzugang, der sich letztlich<br />

über <strong>die</strong> Gestaltung von Transaktionsbeziehungen<br />

immer auf <strong>die</strong> Steuerung<br />

menschlicher Interaktionen<br />

zurückführen lässt, erweist sich darüber<br />

hinaus gerade bei Organisationsfragen<br />

im Finanz<strong>die</strong>nstleistungssektor<br />

als viel versprechend. Denn<br />

dort wird dem Faktor Humankapital<br />

trotz (oder gerade wegen) der Fortschritte<br />

in der Informationstechnologie<br />

auch weiterhin eine zentrale<br />

Bedeutung zukommen. Hinzu kommt<br />

<strong>die</strong> besondere Vertrauensempfindlichkeit<br />

von Finanz<strong>die</strong>nstleistungen,<br />

<strong>die</strong> das Erfordernis einer gezielten<br />

Steuerung der Interaktion mit dem<br />

Kunden verstärkt.<br />

Professor Dr. Wolfgang Breuer<br />

Dipl.-Vw. Klaus Mark<br />

Das derart geschaffene Analyseinstrumentarium<br />

wurde daraufhin<br />

auf vier wichtige Geschäftsfelder der<br />

<strong>Sparkassen</strong> und ihrer Verbundpartner<br />

angewandt. Ausgewählt wurden das<br />

(Firmenkunden-)Kreditgeschäft und<br />

das Einlagengeschäft der <strong>Sparkassen</strong>,<br />

das Publikumsfondsgeschäft sowie<br />

das Venture-Capital- bzw. das etwas<br />

weiter gefasste Private-Equity-Geschäft.<br />

Als Ansatzpunkt <strong>die</strong>nte in der<br />

Regel <strong>die</strong> Entscheidungssituation<br />

eines einzelnen <strong>Sparkassen</strong>instituts,


Mitteilungen 56<br />

<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />

AUS DER FORSCHUNG 13<br />

das sich mit dem Problem der Ermittlung<br />

effizienter organisatorischer<br />

Strukturen in seinen diversen Geschäftsfeldern<br />

konfrontiert sieht. Beispielsweise<br />

können <strong>die</strong> verschiedenen<br />

Elemente der Wertschöpfungskette<br />

im Rahmen einer „Integrations- oder<br />

Hierarchielösung“ selbst erbracht<br />

oder am „Markt“ eingekauft werden;<br />

ferner lassen sie sich durch verschiedene<br />

„Hybridstrukturen“ innerhalb<br />

oder außerhalb des Verbunds generieren.<br />

Geschäftsfeldabhängig wurden<br />

sinnvolle Organisationsalternativen<br />

identifiziert und über zuvor mit Hilfe<br />

der Transaktionskostentheorie konkretisierte<br />

Beurteilungsdimensionen<br />

gewürdigt.<br />

Dazwischengeschaltet wurde eine<br />

ausführliche Analyse des gegenwärtig<br />

beobachtbaren Wandels im Finanz<strong>die</strong>nstleistungssektor<br />

selbst, um <strong>die</strong><br />

Veränderungen in den Markt- und<br />

Wettbewerbsbedingungen der <strong>Sparkassen</strong><br />

und ihrer Verbundpartner<br />

sowie deren Einfluss auf Organisationsentscheidungen<br />

im Einzelnen zu<br />

erfassen.<br />

Koordinationsund<br />

Motivationskosten<br />

Transaktionskosten lassen sich in<br />

Koordinations- und Motivationskosten<br />

unterteilen. Zur Verringerung von<br />

Koordinationskosten ist nach einer<br />

effektiven Form der Abstimmung zwischen<br />

den Handlungsentscheidungen<br />

verschiedener Einheiten innerhalb<br />

eines arbeitsteiligen Leistungsprozesses<br />

zu suchen. Dabei kommt<br />

naturgemäß der Informationsübermittlung<br />

eine zentrale Rolle zu, denn<br />

aufgrund beschränkter menschlicher<br />

Informationsverarbeitungskapazitäten<br />

ist nicht ohne weiteres sichergestellt,<br />

dass betriebliche Aufgabenträger<br />

stets über alle entscheidungsrelevanten<br />

Informationen verfügen. Bei<br />

arbeitsteiliger Leistungserstellung<br />

müssen alle Parteien zunächst Informationen<br />

hinsichtlich ihrer Funktion<br />

im Gesamtsystem erhalten. Der<br />

Informationsbedarf bezieht sich ferner<br />

auf Interdependenzen zwischen<br />

eigenen und fremden Entscheidungen.<br />

Die Effizienz von Koordinationsmechanismen<br />

lässt sich dementsprechend<br />

anhand ihrer Fähigkeiten<br />

beurteilen, bei geringen Kosten der<br />

Informationsbeschaffung und -übertragung<br />

alle im Rahmen eines arbeitsteiligen<br />

Leistungsprozesses relevanten<br />

Entscheidungsträger mit den<br />

notwendigen Kenntnissen zu versorgen,<br />

um ein hinreichendes Abstimmungsniveau<br />

und damit eine hinreichende<br />

Entscheidungsqualität aus<br />

der Perspektive des Gesamtprozesses<br />

zu gewährleisten.<br />

Organisatorische Maßnahmen<br />

müssen daneben immer auch Motivationsaspekte<br />

berücksichtigen. Denn<br />

hinsichtlich der beteiligten Entscheidungsträger<br />

kann nicht stets Kooperationsbereitschaft<br />

unterstellt werden.<br />

Als Ursachen von „suboptimalen“<br />

Handlungsentscheidungen aus<br />

Sicht einer Gesamtorganisation treten<br />

regelmäßig auch „mehr oder<br />

weniger unlautere Motive“ einzelner<br />

Organisationsmitglieder auf. Man<br />

spricht in <strong>die</strong>sem Kontext von „Motivations-<br />

oder Anreizproblemen“. Ausgangspunkte<br />

sind dabei auch hier <strong>die</strong><br />

kognitiven Grenzen menschlicher<br />

Individuen. Sie führen im Rahmen von<br />

Transaktionsbeziehungen zu ungleichen<br />

(„asymmetrischen“) Informationsständen<br />

bei den verschiedenen<br />

Beteiligten und zu unvollständigen<br />

vertraglichen Regelungen, woraus<br />

wiederum Spielräume für schädliches<br />

Verhalten resultieren. Damit verbundene<br />

Effizienzeinbußen werden als<br />

„Motivationskosten“ bezeichnet. Ziel<br />

organisatorischer Maßnahmen ist es,<br />

über <strong>die</strong> Erzeugung geeigneter<br />

Anreizstrukturen auf eine Interessenharmonisierung<br />

hinzuwirken oder<br />

Sanktionspotenziale zu schaffen. Koordinations-<br />

und Motivationsprobleme<br />

sind dabei häufig unmittelbar<br />

miteinander verknüpft, weil von der<br />

Art der Arbeitsteilung und der Struktur<br />

der Informationsflüsse immer<br />

auch spezifische Motivationseffekte<br />

ausgehen.<br />

Lösung von Organisationsproblemen<br />

durch Zuordnung geeigneter<br />

Koordinations- und Motivationsmechanismen<br />

Erster Analyseschritt ist es, Eigenschaften<br />

von Austausch- und Interaktionssituationen<br />

im Rahmen arbeitsteiliger<br />

Wertschöpfungsprozesse zu<br />

identifizieren, <strong>die</strong> im Hinblick auf <strong>die</strong><br />

jeweiligen Koordinations- und Motivationserfordernisse<br />

zu spezifischen<br />

Problemkonstellationen führen. Diesen<br />

sind daraufhin geeignete Koordinations-<br />

und Motivationsmechanismen<br />

zuzuordnen. Zum Schluss ist zu<br />

überlegen, welche real umsetzbaren<br />

Organisationsformen <strong>die</strong> besten<br />

Mechanismuskombinationen aufweisen.<br />

Anwendung in den einzelnen<br />

Geschäftsfeldern<br />

Bei der Anwendung des Analyseverfahrens<br />

in den einzelnen Geschäftsbereichen<br />

wurde zunächst <strong>die</strong><br />

jeweils relevante Wertschöpfungskette<br />

identifiziert. Im Anschluss erfolgte<br />

über <strong>die</strong> aktuellen bzw. mittelfristig<br />

zu erwartenden markt- und wettbewerbsbedingten<br />

sowie regulatorischen<br />

Rahmenfaktoren ein Rückschluss<br />

auf jeweils geeignete Geschäftsmodelle<br />

und somit auf <strong>die</strong>


14 AUS DER FORSCHUNG<br />

<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />

Kooperation mit „informelle „institutio- Integrationsverbundexternem<br />

Verbundlösung“ nalisierte lösung<br />

Partner<br />

Verbundlösung“<br />

Fixkostenentlastung + + + + + – –<br />

Größenvorteile 0 (+, + +) 1 + + + 2 – –<br />

Schnittstellenprobleme – + 0 + +<br />

Flexibilitätssicherung – + – + +<br />

Konkurrenz um<br />

knappe Ressourcen 0 – – – + +<br />

Schutz für spezifische<br />

Investitionen – – 0 + + +<br />

Agency-Kosten + + 0 – – –<br />

1 Das Potenzial für Spezialisierungs- und Größenvorteile hängt von der Betriebsgröße des externen<br />

Partners ab.<br />

2 Unterstellt wurde, dass <strong>die</strong> Betriebsgröße einer „verbundinternen Kreditfabrik“ ohne Verbändeeinschaltung<br />

tendenziell geringer als bei einer entsprechenden Kooperation unter Einbezug der Verbände ist.<br />

Relative Vor- und Nachteile der betrachteten<br />

Alternativen zur Etablierung einer Kreditfabrik<br />

für <strong>die</strong> Kreditnachbearbeitung im Hinblick<br />

auf verschiedene Komponenten von<br />

Produktions-, Koordinations- und Motivationskosten<br />

(Bei den mit + + bewerteten Alternativen<br />

sind jeweils <strong>die</strong> größten Kosteneinsparungen<br />

zu erwarten, bei den mit – – bewerteten <strong>die</strong><br />

geringsten.)<br />

wichtigsten Interaktionsbeziehungen,<br />

<strong>die</strong> es zu steuern gilt. Darauf aufbauend<br />

wurden vornehmlich aus der<br />

Perspektive eines einzelnen <strong>Sparkassen</strong>instituts<br />

Strukturalternativen für<br />

<strong>die</strong> einzelnen Wertschöpfungsstufen<br />

diskutiert.<br />

Tabelle 1 zeigt exemplarisch einen<br />

Auszug aus den Ergebnissen der<br />

durchgeführten Transaktionskostenanalyse<br />

für das Kreditgeschäft. Hier<br />

wurden für <strong>die</strong> im Rahmen einer Vorauswahl<br />

abgegrenzten Strukturalternativen<br />

bei der Prozessgestaltung in<br />

der Kreditnachbearbeitung spezifische<br />

Stärken- und Schwächenprofile<br />

erstellt, <strong>die</strong> anschließend als Entscheidungshilfen<br />

genutzt werden können.<br />

Die Grundlagenziele resultieren zunächst<br />

insbesondere aus dem erhöhten<br />

Kostendruck infolge eines schwierigeren<br />

Wettbewerbsumfelds: Bündelung<br />

und Automatisierung von Prozessteilen<br />

gemäß dem „Idealbild einer<br />

Kreditfabrik“ zur Kostenreduktion<br />

über <strong>die</strong> Nutzung von Skalenvorteilen,<br />

zur Variabilisierung von Fixkosten auf<br />

der Ebene der in <strong>die</strong>sem Bereich<br />

besonders anfälligen <strong>Sparkassen</strong> und<br />

somit letztlich auch zur Freisetzung<br />

von Kapazitäten für den Vertrieb.<br />

Hinzu kommen <strong>die</strong> aus der Transaktionskostenanalyse<br />

abgeleiteten Zielvorgaben<br />

und Beurteilungskriterien.<br />

Dabei wurde auch beachtet, dass <strong>die</strong><br />

diversen Kriterien aus Sicht der einzelnen<br />

Sparkasse in Abhängigkeit der<br />

jeweiligen Betriebsgröße eine unterschiedliche<br />

Bedeutung aufweisen<br />

können.<br />

Abgesehen von Verbundlösungen<br />

sind im Bereich der Kreditnachbearbeitung<br />

auch Kooperationen mit<br />

entsprechenden verbundexternen Anbietern<br />

wie auch eine Integrationslösung,<br />

also der Verzicht auf eine Auslagerung,<br />

denkbar, wobei letztere<br />

Variante automatisch als Benchmark<br />

<strong>die</strong>nt. Die Zusammenarbeit innerhalb<br />

des Verbunds kann weiterhin mit<br />

oder auch ohne Einschaltung der<br />

Verbände („institutionalisierter Verbund“<br />

bzw. „informelle Verbundlösung“)<br />

erfolgen.<br />

Themenschwerpunkte der Strukturanalyse<br />

für das Kreditgeschäft bildeten<br />

daneben Kooperationsmöglichkeiten<br />

im Bereich der Problemkreditbearbeitung<br />

sowie Gestaltungsparameter<br />

eines verbundinternen Kreditrisikohandels<br />

unter Beteiligung der Landesbanken.<br />

Insgesamt präsentiert sich der Verbund<br />

als durchaus wettbewerbsfähige<br />

Organisationsform. Freilich bietet<br />

sich auch innerhalb <strong>die</strong>ser Grundarchitektur<br />

eine Reihe von Möglichkeiten<br />

zur Strukturoptimierung, um<br />

Kosten zu sparen und Kapazitäten für<br />

den Vertrieb freizusetzen. Gleichwohl<br />

ist insbesondere in Erwartung steigender<br />

Verwaltungsaufwendungen<br />

als Folge von Basel II nicht zu übersehen,<br />

dass viele <strong>Sparkassen</strong> – und auch<br />

einige Landesbanken – recht kleine<br />

Unternehmenseinheiten bilden. Viele<br />

Prozessbereiche eignen sich nach wie<br />

vor nicht für eine Auslagerung und<br />

verursachen auch bei einer verbesserten<br />

Arbeitsteilung im Verbund hohe<br />

Kostenbelastungen bei den Instituten.<br />

Daher ist im <strong>Sparkassen</strong>sektor künftig<br />

ein verstärkter Konzentrationsprozess<br />

nicht unwahrscheinlich.<br />

Prof. Dr.Wolfgang Breuer ist Inhaber<br />

des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre,<br />

insbesondere Betriebliche<br />

Finanzwirtschaft der RWTH<br />

Aachen; Dipl.-Vw. Klaus Mark ist<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />

Lehrstuhl.


Mitteilungen 56<br />

<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />

AUS DER FORSCHUNG 15<br />

Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre,<br />

insbesondere Betriebliche Finanzwirtschaft<br />

Prof. Dr. Wolfgang Breuer<br />

Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbes.<br />

Betriebliche Finanzwirtschaft<br />

Aktuelle Forschungsgebiete und<br />

Veröffentlichungen:<br />

1) Theorie der Unternehmensfinanzierung<br />

¬ Unternehmensfinanzierung und<br />

Produktmarktwettbewerb<br />

Schuhmacher, F./Oechssler, J. (2004):<br />

The Limited Liability Effect in<br />

Experimental Duopoly Markets,<br />

in: International Journal of Industrial<br />

Organization, Vol. 22, demnächst.<br />

¬ Dividendenpolitik und beschränkte<br />

Kapitalgeberrationalität<br />

Breuer, W./Hartmann, N. (2003):<br />

Unternehmensfinanzierung und<br />

beschränkte Rationalität – Das<br />

Beispiel optimaler Dividendenpolitik,<br />

in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche<br />

Forschung, 55. Jg.,<br />

S. 343 – 363.<br />

Newsticker<br />

¬ Financial Engineering und Funktionen<br />

der Unternehmensfinanzierung<br />

Breuer, W. (2002): Financial Engineering<br />

und <strong>die</strong> Theorie der Unternehmensfinanzierung,<br />

(Österreichisches)<br />

Bank-Archiv, 50. Jg.,<br />

S. 447– 456.<br />

2) Portfoliomanagement<br />

¬ Konzeptionen der Performancemessung<br />

Breuer, W./Gürtler, M. (2003): Performance<br />

Evaluation and Preferences<br />

beyond Mean-Variance, in:<br />

Financial Markets and Portfolio<br />

Management, Vol. 17, S. 213 –233.<br />

¬ Effizienz von Hedge-Fonds<br />

Breuer, W./Gürtler, M./Schuhmacher,<br />

F. (2002): Alternative Assetklassen:<br />

Hedgefonds, in: Asset<br />

Allocation, hrsg. von J. Coche und<br />

O. Stotz, Köln, S. 259–280.<br />

3) Internationales Finanzmanagement<br />

¬ Währungsmanagement<br />

Breuer, W./Gürtler, M. (2001): Hedging<br />

in Incomplete Markets – An<br />

Approximation Procedure for Practical<br />

Application, in: Journal of<br />

Futures Markets,Vol. 21, S. 599–631.<br />

4) Organisationsgestaltung im<br />

Finanz<strong>die</strong>nstleistungssektor<br />

¬ Strukturfragen in der <strong>Sparkassen</strong>-<br />

<strong>Finanzgruppe</strong><br />

Breuer,W./Mark, K. (2003): Perspektiven<br />

der Verbundkooperation in<br />

der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>, in:<br />

Sparkasse, 120 Jg., S. 176 –180.<br />

Kontaktadresse:<br />

RWTH Aachen<br />

Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre,<br />

insbes. Betriebliche Finanzwirtschaft<br />

Templergraben 64, 52056 Aachen<br />

Telefon: (02 41) 80 – 9 35 39<br />

Telefax: (02 41) 80 – 9 21 63<br />

www.rwth-aachen.de/bfw<br />

Das Center for Financial Stu<strong>die</strong>s (CFS), Frankfurt/Main,<br />

¬ betreibt Forschung über Finanzmärkte, Finanzintermediäre<br />

und monetäre Ökonomie,<br />

¬ fördert den Dialog zwischen <strong>Wissenschaft</strong> und <strong>Praxis</strong>,<br />

¬ bietet hochgradige Qualifizierung und Weiterbildung.<br />

Über <strong>die</strong> vom CFS regelmäßig veranstalteten internationalen<br />

Konferenzen und Kolloquien, wissenschaftlichen Foren,<br />

Fachvorträge und Seminare informiert <strong>die</strong> Internet-Homepage<br />

www.ifk-cfs.de.<br />

Institut für Kreditwesen an der Westfälischen<br />

Wilhelms-Universität Münster<br />

Am 27./28. November 2003 finden in der Aula des Schlosses<br />

in Münster <strong>die</strong> Münsteraner Bankentage statt.<br />

Führende Repräsentanten aus allen drei Sektoren der<br />

Kreditwirtschaft sowie der <strong>Wissenschaft</strong> setzen sich mit<br />

der Frage auseinander, welche Auswirkungen haben<br />

Fusionen, das Angebot von Bankleistungen im Internet,<br />

Outsourcing und neue Regulierungsvorschriften auf <strong>die</strong><br />

Bankenlandschaft von morgen. Nähere Information zum<br />

Programm über <strong>die</strong> Internet-Adresse<br />

http://www.wiwi.uni-muenster.de.<br />

Institut für Kredit- und Finanzwirtschaft an der<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Die vom IKF jährlich veranstalteten Finanzmarktforen <strong>die</strong>nen<br />

als Plattform zur Diskussion aktueller Fragestellungen<br />

des deutschen und internationalen Finanzmarktes. Das<br />

nächste Finanzmarktforum wird am 5. Februar 2004 stattfinden.


16 HOCHSCHULE<br />

<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />

George Clegg<br />

Hochschule der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> eröffnet<br />

Mit einem feierlichen akademischen<br />

Festakt wurde am 5. Juli 2003 in Bonn<br />

<strong>die</strong> neue Hochschule der <strong>Sparkassen</strong>-<br />

<strong>Finanzgruppe</strong> – University of Applied<br />

Sciences – eröffnet. An der Fachhochschule<br />

wird künftig in akkreditierten<br />

Stu<strong>die</strong>ngängen <strong>die</strong> akademische Ausbildung<br />

der Nachwuchskräfte von<br />

<strong>Sparkassen</strong> und ihren Verbundpartnern<br />

erfolgen.<br />

In seiner Laudatio verwies DSGV-<br />

Präsident Dr. Hoppenstedt vor zahlreichen<br />

Repräsentanten aus Politik,<br />

<strong>Wissenschaft</strong> und dem <strong>Sparkassen</strong>sektor<br />

auf <strong>die</strong> wachsende Herausforderung,<br />

mit dem sich heute das<br />

Bildungssystem konfrontiert sieht.<br />

Gefordert seien in einer immer komplexeren<br />

Arbeitswelt zunehmend<br />

gut ausgebildete Mitarbeiter, <strong>die</strong><br />

bereit sind, ihr erworbenes Fachwissen<br />

auch kontinuierlich weiterzuentwickeln.<br />

Um <strong>die</strong>sen gewachsenen<br />

Anforderungen an das Bildungssystem<br />

gerecht zu werden, habe sich<br />

<strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> entschlossen,<br />

eine eigene Hochschule<br />

zu gründen. Er verwies in <strong>die</strong>sem<br />

Zusammenhang auf den hohen<br />

Stellenwert der Aus- und Weiterbildung<br />

in der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>.<br />

Sie investiere jährlich rund<br />

700 Millionen Euro in ein mehrstufiges<br />

Weiterbildungsprogramm.<br />

Schon <strong>die</strong> kurze Zeit von der Planung<br />

über <strong>die</strong> Entwicklung bis hin zur<br />

Etablierung der neuen Hochschule<br />

könne als besonderer Erfolg gewertet<br />

werden, für den der <strong>Sparkassen</strong>präsident<br />

allen am Projekt Beteiligten<br />

Dank und Anerkennung aussprach.<br />

Mit der Gründung der neuen<br />

Hochschule verfolge <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<br />

<strong>Finanzgruppe</strong> drei konkrete personalstrategische<br />

Strategien, führte<br />

Hoppenstedt weiter aus:<br />

Ministerin Kraft überreicht Präsident Dr. Hoppenstedt (Mitte) und Prof. Dr. Stickel <strong>die</strong> Hochschul-<br />

Gründungsurkunde<br />

¬ Erstens wolle man den großen<br />

Bedarf an Hochschulabsolventen in<br />

den Instituten künftig besser abdecken<br />

können, wobei <strong>die</strong> Inhalte<br />

des Studiums zielgerichtet auf <strong>die</strong><br />

Institutspraxis ausgerichtet würden.<br />

¬ Zweitens werde mit der neuen<br />

Möglichkeit der akademischen Weiterbildung<br />

<strong>die</strong> Identifikation der<br />

Mitarbeiter mit der <strong>Sparkassen</strong>-<br />

<strong>Finanzgruppe</strong> gestärkt.<br />

¬ Drittens sei es auch Zielsetzung<br />

der Hochschule, geschäftspolitische<br />

Fragen der Institute in Lehre<br />

und Forschung aufzugreifen.<br />

Basierend auf <strong>die</strong>sen Zielsetzungen<br />

sei mit der neuen Einrichtung ein<br />

völlig neues Stu<strong>die</strong>nkonzept entwickelt<br />

worden, weil hier, einzigartig<br />

in Deutschland, auch Bildungsleistungen<br />

auf das Studium angerechnet<br />

werden könnten, <strong>die</strong> außerhalb des<br />

Hochschulbereichs erbracht worden<br />

seien – und zwar auf Lehrgängen und<br />

Fachseminaren der <strong>Sparkassen</strong>akademien.<br />

Zudem werde durch den<br />

weitgehenden Einsatz des internetbasierten<br />

Lernens den Stu<strong>die</strong>renden<br />

<strong>die</strong> Möglichkeit geboten, Studium<br />

und Beruf zu verbinden. Die <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />

versteht nach den<br />

Worten des DSGV-Präsidenten das<br />

neue Bildungsangebot neben dem<br />

Lehrinstitut als weiteren Baustein<br />

eines hoch qualifizierten Aus- und<br />

Weiterbildungsangebotes, das <strong>die</strong><br />

Grundlage für <strong>die</strong> hervorragende<br />

Marktpositionierung der <strong>Sparkassen</strong>-<br />

<strong>Finanzgruppe</strong> bildet.<br />

Für NRW-Ministerin Hannelore<br />

Kraft stellt <strong>die</strong> neue Hochschule einen<br />

Brückenschlag zwischen der <strong>Wissenschaft</strong><br />

und dem wachsenden Bedürfnis<br />

der Wirtschaft nach einer hoch<br />

qualifizierten und zugleich auch praxisgerechten<br />

Ausbildung der Fachkräfte<br />

und des Führungsnachwuchses<br />

dar. In <strong>die</strong>sem Ansatz einer neuen<br />

Qualität des akademischen Bildungsangebotes<br />

liege <strong>die</strong> eigentliche Bedeutung<br />

der Einrichtung. Vor allem<br />

<strong>die</strong> Möglichkeit, durch modernes


Mitteilungen 56<br />

<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />

HOCHSCHULE 17<br />

e-learning <strong>die</strong> Titel „Bachelor of<br />

Finance“ oder „Bachelor of Financial<br />

Informations Systems“ zu erwerben,<br />

biete den Stu<strong>die</strong>renden <strong>die</strong> Chance,<br />

Studium und Beruf ideal zu verbinden.<br />

Der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> sei<br />

es mit der Neugründung gelungen,<br />

ein in jeder Hinsicht solides und<br />

zukunftsfähiges Reformmodell zu<br />

entwickeln. Land und <strong>Sparkassen</strong>-<br />

<strong>Finanzgruppe</strong> seien sich von Anfang<br />

an in der Zielsetzung eines hohen<br />

Qualitätsniveaus in Forschung und<br />

Lehre einig gewesen, betonte Frau<br />

Kraft. Dass <strong>die</strong>s gelungen sei, belege<br />

nicht zuletzt <strong>die</strong> Tatsache, dass beide<br />

Stu<strong>die</strong>ngänge von der FIBAA (Foundation<br />

for International Business Administration<br />

Accreditation) von Anfang<br />

an vollständig akkreditiert worden<br />

seien. Damit sei sichergestellt, dass<br />

<strong>die</strong> Hochschule der <strong>Sparkassen</strong>-<br />

<strong>Finanzgruppe</strong> mit den besten Zukunftsaussichten<br />

an den Start gehe,<br />

denn, so <strong>die</strong> Ministerin, „Qualität ist<br />

ein Wert, der sich bezahlt macht“.<br />

Bonns Oberbürgermeisterin Bärbel<br />

Dieckmann dankte dem Deutschen<br />

<strong>Sparkassen</strong>- und Giroverband<br />

für <strong>die</strong> Einrichtung der neuen Hochschule<br />

in der Bundesstadt. Mit <strong>die</strong>ser<br />

Gründung werde der <strong>Wissenschaft</strong>sstandort<br />

Bonn weiter gestärkt und<br />

gefestigt.<br />

Gründungsrektor Professor Eberhard<br />

Stickel bekräftigte noch einmal<br />

<strong>die</strong> erklärte Absicht, <strong>die</strong> neue Hochschule<br />

sowohl als einen Ort des<br />

Lehrens als auch der Forschung zu<br />

konzipieren. Eine zentrale Aufgabe<br />

der Hochschule werde es sein,<br />

geschäftspolitische Fragestellungen<br />

der Institute aufzugreifen und neue<br />

wissenschaftliche Erkenntnisse im<br />

Bereich der Finanz<strong>die</strong>nstleistungen<br />

zu gewinnen. Dabei reiche das Spektrum<br />

attraktiver Forschungsthemen<br />

von den Problemen der Gesamtbanksteuerung<br />

und des Risikomanagements<br />

bis hin zu informationstechnisch<br />

geprägten Fragestellungen<br />

in Bereichen wie Electronic<br />

Finance oder Electronic Commerce.<br />

„Es ist unser Anspruch, dass <strong>die</strong><br />

Hochschule den Unternehmen der<br />

<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> praxisnahe,<br />

wissenschaftlich fun<strong>die</strong>rte Problemlösungen<br />

an <strong>die</strong> Hand gibt und<br />

damit hilft, strategische Wettbewerbsvorteile<br />

zu generieren“, betonte<br />

Stickel. Dank sprach der Gründungsrektor<br />

der gesamten <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />

aus, <strong>die</strong> den Aufbau<br />

der Hochschule vorbildlich<br />

unterstützt habe. Ebenso dankte er<br />

dem <strong>Wissenschaft</strong>sministerium NRW<br />

für <strong>die</strong> konstruktive Zusammenarbeit<br />

beim Aufbau der Hochschule.<br />

In seinem akademischen Festvortrag<br />

hob Professor Dr. Manfred<br />

Erhardt, Generalsekretär des Stifterverbandes<br />

für <strong>die</strong> Deutsche <strong>Wissenschaft</strong>,<br />

<strong>die</strong> wachsende Bedeutung von<br />

privaten Hochschulen in der deutschen<br />

<strong>Wissenschaft</strong>slandschaft hervor.<br />

Viele der privaten Einrichtungen<br />

entsprächen durch ihre Stu<strong>die</strong>nangebote<br />

und -inhalte den Ansprüchen, <strong>die</strong><br />

in einer leistungsorientierten Gesellschaft<br />

und modernen Berufswelt an<br />

eine praxisorientierte akademische<br />

Ausbildung gestellt werden müssten.<br />

Der neuen Hochschule attestierte<br />

Erhardt aufgrund ihrer Konzeption<br />

und ihrer Einbindung in <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />

eine ausgezeichnete<br />

Zukunft.<br />

Teilnehmer des Festaktes: (v. l.) Prof. Dr. Stickel, Ministerin Kraft, Präsident Dr. Hoppenstedt,<br />

Oberbürgermeisterin Dieckmann, Geschäftsführendes DSGV-Vorstandsmitglied Schulz und<br />

Dr. Rohrmeier, Leiter der Deutschen <strong>Sparkassen</strong>akademie<br />

George Clegg ist Korrespondent<br />

der „<strong>Sparkassen</strong>Zeitung“.


18 HOCHSCHULE<br />

<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />

Lars Hüning<br />

Bachelor- und Masterstu<strong>die</strong>ngänge in<br />

Deutschland – mehr als ein Etikettenwechsel<br />

Wenn der Bologna-Prozess Erfolg hat,<br />

wird man in Deutschland künftig<br />

anders stu<strong>die</strong>ren als heute<br />

Im 12. Jahrhundert wurden in Europa<br />

<strong>die</strong> ersten Universitäten gegründet,<br />

zunächst in Bologna, dann folgten<br />

Universitäten in Paris und Oxford. Es<br />

waren Institutionen, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong><br />

freie Gemeinschaft von Lehrenden<br />

und Lernenden geprägt waren und<br />

mit dem Anspruch antraten, <strong>die</strong><br />

Gesamtheit des bekannten Wissens<br />

zu vermitteln. Sie zogen Wissbegierige<br />

und Gelehrte aus ganz Europa an und<br />

waren im besten Sinne international.<br />

Damals gab es eine Art europäischen<br />

Hochschulraum, der sich allerdings<br />

auf wenige Zentren konzentrierte.<br />

Neun Jahrhunderte später gibt es<br />

in Europa eine Vielzahl von Hochschulen.<br />

Allein in Deutschland sind es 359,<br />

an denen 1,9 Millionen Stu<strong>die</strong>rende<br />

eingeschrieben sind. Was es jedoch<br />

nicht gibt, ist ein europäischer Hochschulraum.<br />

Ansonsten müsste er nicht<br />

geschaffen werden. Eben <strong>die</strong>s soll der<br />

so genannte Bologna-Prozess schaffen:<br />

Einen „neuen“ europäischen<br />

Hochschulraum bis zum Jahr 2010.<br />

Der Bologna-Prozess verändert das<br />

Stu<strong>die</strong>ren in Deutschland<br />

Am 19. Juni 1999 haben sich in Bologna<br />

29 europäische Bildungsminister<br />

getroffen und sechs Kernziele vereinbart,<br />

um <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>nstrukturen in<br />

Europa nicht gleich, aber vergleichbar<br />

und kompatibel zu machen und <strong>die</strong><br />

Mobilität von Stu<strong>die</strong>renden und <strong>Wissenschaft</strong>lern<br />

zu verbessern. Gleichzeitig<br />

vereinbarten <strong>die</strong> Politiker, sich alle<br />

zwei Jahre zu treffen, um Fortschritte<br />

zu sichten, den Prozess weiter zu<br />

forcieren und, wo notwendig, anzupassen.<br />

Die erste Nachfolgekonferenz<br />

war 2001 in Prag, wo <strong>die</strong> Kernziele<br />

erweitert wurden und vier weitere<br />

Staaten <strong>die</strong> Erklärung unterzeichneten.<br />

Die zweite Folgekonferenz fand<br />

im September 2003 in Berlin statt.<br />

Es ist kein Geheimnis, dass <strong>die</strong><br />

europäische Integration ihre Mitgliedstaaten<br />

verändert. Spätestens mit der<br />

Bologna-Erklärung von 1999 hat der<br />

europäische Integrationsprozess <strong>die</strong><br />

Hochschulen erreicht. Dies gilt im<br />

Hochschulbereich z. B. für Deutschland.<br />

Wenn der Bologna-Prozess Erfolg<br />

hat, wird man hierzulande anders<br />

stu<strong>die</strong>ren als heute. Denn wesentliche<br />

Elemente der vereinbarten Ziele der<br />

Bologna-Erklärung stehen im Widerspruch<br />

zur tra<strong>die</strong>rten Hochschulausbildung<br />

in Deutschland.<br />

Zwei Punkte spielen eine besondere<br />

Rolle: (1) Die Einführung eines<br />

Stu<strong>die</strong>nsystems, das sich nicht wie das<br />

deutsche bisher auf eine Phase beschränkt,<br />

sondern das zwei Hauptzyklen<br />

kennt, einen Undergraduate-<br />

Zyklus und einen Graduate-Zyklus.<br />

Kurz: Es geht um <strong>die</strong> Einführung von<br />

Bachelor- und Masterstu<strong>die</strong>ngängen<br />

(Ba/Ma). Darüber hinaus sollen (2) <strong>die</strong><br />

Leistungen im Studium nicht durch<br />

Scheine dokumentiert werden. Vielmehr<br />

sollen Leistungspunktsysteme<br />

entstehen. Beide Punkte sind mit der<br />

Gliederung des Studiums in Module<br />

verbunden.<br />

Strukturveränderungen durchzusetzen<br />

kostet Überzeugungskraft. Die<br />

wesentliche Frage, <strong>die</strong> berechtigterweise<br />

gestellt wird, ist: Was bringt das<br />

alles? Eine Antwort ist <strong>die</strong> gewünschte<br />

steigende Mobilität von Stu<strong>die</strong>renden<br />

innerhalb Europas. Stu<strong>die</strong>rende,<br />

<strong>die</strong> ins Ausland gehen, machen wichtige<br />

Erfahrungen, <strong>die</strong> sie persönlich<br />

weiterbringen. Sie sind aber auch Botschafter<br />

ihrer Hochschule. Die Kenntnisse<br />

und Fähigkeiten, <strong>die</strong> sie auf<br />

internationalem Parkett sammeln,<br />

sind zudem ein großer Bonus am<br />

Lars Hüning<br />

Arbeitsmarkt, denn Arbeitgeber sind<br />

an international erfahrenen Absolventen<br />

interessiert. Aber reicht das aus,<br />

um Diplom, Magister und Staatsexamen<br />

den Rücken zu kehren?<br />

Bachelor und Master aus nationaler<br />

Perspektive<br />

Es geht um mehr. In einem hochschulpolitischen<br />

Memorandum der Initiative<br />

D21 unter Federführung der DaimlerChrysler<br />

Service AG liest sich das so:<br />

„Wissen wird für <strong>die</strong> Zukunft unserer<br />

Gesellschaft eine noch entscheidendere<br />

Rolle spielen als bisher. Der verantwortliche<br />

Umgang mit Wissen und<br />

<strong>die</strong> Beherrschung von Schlüsselkompetenzen<br />

sind Voraussetzungen sowohl<br />

für <strong>die</strong> aktive Teilhabe der Menschen<br />

an der Wissensgesellschaft und<br />

ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt<br />

als auch für <strong>die</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Wirtschaft und ihrer Unternehmen.<br />

Damit fällt den Hochschulen<br />

eine noch wichtigere Aufgabe in der<br />

Schaffung und Vermittlung von Wissen<br />

zu – eine Aufgabe, der sie sich [...]<br />

zu stellen haben. In Bildung, Ausbildung<br />

und Weiterbildung sehen sich


Mitteilungen 56<br />

<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />

HOCHSCHULE 19<br />

<strong>die</strong> Hochschulen einer neuen Nachfrage<br />

gegenüber, <strong>die</strong> modulare, differenzierte,<br />

ortsübergreifende, internationale<br />

und lebenslange Stu<strong>die</strong>nangebote<br />

verlangt.“ 1<br />

Die bessere Verzahnung von Ausbildung,<br />

Bildung und Weiterbildung<br />

ist ein wesentlicher Punkt, der durch<br />

das zweistufige Stu<strong>die</strong>nsystem erreicht<br />

werden soll. Es gibt einen weiteren<br />

Punkt, der angesprochen wird und<br />

der von der Umstellung des deutschen<br />

Stu<strong>die</strong>nsystems im Sinne des Bologna-Prozesses<br />

berührt wird: <strong>die</strong> Notwendigkeit<br />

<strong>die</strong> Absolventenzahlen<br />

auszubauen. Nach einer OECD-Stu<strong>die</strong><br />

liegt Deutschland mit 19 Prozent eines<br />

Altersjahrganges, <strong>die</strong> einen Abschluss<br />

an einer Universität oder Fachhochschule<br />

erlangen, deutlich unter dem<br />

Durchschnitt (26 Prozent). Die OECD<br />

sieht gleichzeitig bis 2015 in Deutschland<br />

einen Bedarf von rund einer<br />

Million zusätzlicher hoch qualifizierter<br />

Arbeitskräfte. Neben vergleichsweise<br />

wenigen Stu<strong>die</strong>nanfängern<br />

in Deutschland besteht das<br />

Problem in der hohen Abbrecherquote<br />

(36 Prozent). Die OECD-Stu<strong>die</strong> zeigt,<br />

dass in Staaten mit kürzeren und<br />

flexibleren Bildungsgängen <strong>die</strong> Abbrecherquote<br />

geringer ist. 2<br />

1 Norbert Bensel und Hans N. Weiler: Hochschulen<br />

für das 21. Jahrhundert. Zwischen Staat Markt<br />

und Eigenverantwortung. Ein Hochschulpolitisches<br />

Memorandum im Rahmen der „Initiative<br />

D21“ unter der Federführung der DaimlerChrysler<br />

Services (debis) AG. S. 1.<br />

2 Vgl. Industrie- und Handelskammer Darmstadt:<br />

Deutschland, armes Bildungsland.<br />

http://www.darmstadt.ihk24.de/produktmarken/<br />

produktmarken.htm?name=content&url=http<br />

%3A//www.darmstadt.ihk24.de/produktmarken/aus_und_weiterbildung/bildungspolitik/<br />

oecd.jsp<br />

3 Vgl.: <strong>Wissenschaft</strong>srat (2000): Empfehlungen zur<br />

Einführung neuer Stu<strong>die</strong>nstrukturen und -abschlüsse<br />

(Bakkalaureus/Bachelor – Magister/<br />

Master) in Deutschland. Drs. 4418/00, S.39.<br />

Erwerb von Schlüsselqualifikationen<br />

und lebenslanges Lernen<br />

Welche Vorteile bietet also <strong>die</strong> Einführung<br />

von Bachelor- und Masterstu<strong>die</strong>ngängen<br />

im Hinblick auf <strong>die</strong><br />

genannten Zusammenhänge? Der<br />

Schlüssel ist <strong>die</strong> „Idee“ des Bachelor als<br />

eines ersten Stu<strong>die</strong>nabschlusses, der<br />

<strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden in kurzer Zeit – nämlich<br />

in drei bis vier Jahren – so ausbilden<br />

soll, dass sie erfolgreich in den Beruf<br />

wechseln können. Es steht dabei außer<br />

Frage, dass <strong>die</strong> bisherigen Abschlüsse<br />

Diplom, Magister, Staatsexamen auch<br />

berufsqualifizierend waren. Aber das<br />

Grundanliegen zumindest vieler universitärer<br />

Magisterstu<strong>die</strong>ngänge war,<br />

Nachwuchswissenschaftler auszubilden,<br />

<strong>die</strong> das Wissen einer Disziplin<br />

„voll“ beherrschen. Dieses Ideal hat <strong>die</strong><br />

Stu<strong>die</strong>nzeiten immens in <strong>die</strong> Höhe<br />

getrieben – das typische Abschlussalter<br />

deutscher Absolventen ist knapp 29<br />

Jahre im Gegensatz zu beispielsweise<br />

24 Jahren in den USA 3 – und es ist angesichts<br />

der Ausdifferenzierung und<br />

Spezialisierung der <strong>Wissenschaft</strong>en<br />

letztlich zum Scheitern verurteilt. In<br />

<strong>die</strong>sem Dilemma ist auch ein Grund für<br />

<strong>die</strong> hohe Abbrecherquote in Deutschland<br />

zu sehen.<br />

Die Intention beim Bachelor ist<br />

eine andere: Innerhalb <strong>die</strong>ses ersten<br />

Abschlusses soll in relativ kurzer Zeit<br />

nicht das Wissen einer Disziplin vermittelt<br />

werden. Vielmehr geht es<br />

darum, Absolventen mit den Kompetenzen<br />

auszustatten, <strong>die</strong> sie am<br />

Arbeitsmarkt brauchen. Dabei muss<br />

zwangsläufig auch ein deutlicher<br />

Akzent auf den Erwerb von Schlüsselqualifikationen<br />

gesetzt werden: Sprachund<br />

Präsentationstechniken, Me<strong>die</strong>nkompetenz,<br />

Team- und Entscheidungsfähigkeit,<br />

das Vermögen,Wissen<br />

anwendungsbezogen auf fremde<br />

Sachverhalte zu übertragen und sich<br />

selbstständig, schnell und systematisch<br />

in komplexe Zusammenhänge<br />

einarbeiten zu können. Einen Bachelor<br />

zu konzipieren ist anspruchsvoll, wenn<br />

man den gesetzten Ansprüchen genügen<br />

möchte. Es muss ein gelungener<br />

Mix von Allgemeinbildung, Fachwissen,<br />

Methodenkenntnissen und<br />

Schlüsselqualifikationen gefunden<br />

werden. Die Inhalte müssen so organisiert<br />

werden, dass <strong>die</strong> Curricula auch<br />

stu<strong>die</strong>rbar sind. Der Auftrag, sich nicht<br />

nur nebenbei, sondern ausdrücklich<br />

und vordergründig an der (wissenschaftsbasierten)<br />

Berufsausbildung<br />

für einen sich wandelnden Arbeitsmarkt<br />

zu beteiligen, ist zumindest für<br />

Universitäten ein Novum.<br />

Das traditionelle deutsche Stu<strong>die</strong>nsystem<br />

ging bisher davon aus, dass<br />

man während einer Phase im Leben<br />

stu<strong>die</strong>rt, dann in den Beruf geht, und<br />

nicht mehr an <strong>die</strong> Hochschule zurückkehrt.<br />

Der Bachelor soll den Schritt in<br />

den Beruf möglichst früh, nach sechs<br />

oder acht Semestern ermöglichen.<br />

Gerade wenn mehr Stu<strong>die</strong>rende als bisher<br />

zu einem ersten Abschluss geführt<br />

werden sollen, ist es erforderlich, dass<br />

<strong>die</strong> durchschnittlich benötigten Stu<strong>die</strong>nsemester<br />

nicht zwischen 11,5 und 15,5<br />

liegen wie im bisherigen System. 4 Im<br />

Bachelor/Master-System können <strong>die</strong><br />

Hochschulen darüber hinaus weitere<br />

Stu<strong>die</strong>ngänge anbieten für Graduierte,<br />

<strong>die</strong> entweder weiter stu<strong>die</strong>ren oder<br />

nach einer ersten Zeit im Beruf an <strong>die</strong><br />

Hochschule zurückkehren wollen –<br />

Master. Denn dass man sich nur zwi-<br />

4 Vgl.: <strong>Wissenschaft</strong>srat (2000), ebd.


20 HOCHSCHULE<br />

<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />

schen Schule und Beruf an Hochschulen<br />

qualifiziert, passt nicht besonders<br />

gut zu einer Arbeitswelt, <strong>die</strong> nicht nur<br />

hoch spezialisiert, sondern auch hoch<br />

technisiert ist, in der Berufsfelder entstehen<br />

und verschwinden und Wissensbestände<br />

sich relativ schnell überholen.<br />

Die Möglichkeit, sich in einem<br />

Masterstu<strong>die</strong>ngang auf Hochschulniveau<br />

weiter zu qualifizieren, sich fachlich<br />

zu vertiefen und zu spezialisieren<br />

oder seine Kenntnisse interdisziplinär<br />

zu erweitern, entspricht den Anforderungen<br />

des lebenslangen Lernens<br />

erheblich besser als ein Einmalstudium<br />

fürs Leben.<br />

Das Bachelor/Master-System zwingt<br />

weit weniger dazu, Entweder-oder-<br />

Entscheidungen zu treffen und lässt in<br />

erheblichem Umfang Sowohl-als-auch-<br />

Optionen zu. Der Bachelorabschluss<br />

ermöglicht es, in den Beruf zu gehen<br />

oder ein Masterstudium im In- oder<br />

Ausland anzuschließen. Wer sich für<br />

den Beruf entscheidet, kann den<br />

Master später machen, u. U. auch<br />

berufsbegleitend. Sollte sich aus der<br />

individuellen beruflichen Entwicklung<br />

<strong>die</strong> Notwendigkeit ergeben, sich auf<br />

einen weiteren Karriereschritt durch<br />

eine zusätzliche Qualifikation vorzubereiten,<br />

bietet das Master-Studium<br />

dazu ideale Möglichkeiten. Der bekannte<br />

US-amerikanische Master of<br />

Business Administration (MBA) hatte<br />

ursprünglich eben <strong>die</strong>se Funktion. Er<br />

wurde für Bachelorabsolventen konzipiert,<br />

<strong>die</strong> nach erster Berufstätigkeit<br />

eine Führungsposition übernehmen<br />

und sich darauf gezielt vorbereiten<br />

wollen.<br />

Vorteile der Modularisierung und<br />

des European Credit Transfer System<br />

(ECTS)<br />

Voraussetzung für <strong>die</strong> Einführung von<br />

Bachelor- und Masterstu<strong>die</strong>ngängen<br />

und von Leistungspunktsystemen, wie<br />

<strong>die</strong> Bologna-Erklärung sie vorsieht, ist<br />

<strong>die</strong> Modularisierung. Sie zielt auf <strong>die</strong><br />

sinnvolle Strukturierung des Stu<strong>die</strong>npensums<br />

in begrenzte, abgeschlossene<br />

Einheiten. Ein Modul ist ein Zusammenhang<br />

von mehreren Lehrveranstaltungen<br />

und kann aus Vorlesungen,<br />

Seminaren und Übungen bestehen,<br />

<strong>die</strong> sich sinnvoll ergänzen und insgesamt<br />

Kompetenzen und Wissen vermitteln,<br />

<strong>die</strong> zum Erreichen des Qualifikationsziels<br />

notwendig sind. Jedes<br />

Modul hat also eine spezifische Funktion<br />

innerhalb des Studiums und steht<br />

in einem engen Zusammenhang zur<br />

angestrebten Berufsqualifikation. Manche<br />

Module werden verpflichtend,<br />

andere als Wahl-Pflicht oder Wahl-<br />

Modul angeboten werden.<br />

Die Gegner der Modularisierung<br />

befürchten eine starke Verschulung<br />

des Studiums. Die Modularisierung<br />

bietet aber große Vorteile. Stu<strong>die</strong>ren<br />

wird planbarer. Es ist schon zu Stu<strong>die</strong>nbeginn<br />

klar, was in welcher Zeit<br />

erarbeitet werden soll und welche<br />

Kompetenzen dadurch erworben werden.<br />

Auf <strong>die</strong>se Weise können u. U. auch<br />

<strong>die</strong>jenigen für ein Studium gewonnen<br />

werden, denen es bisher zu unstrukturiert<br />

und unübersichtlich war. Die<br />

Befürchtung vieler Interessenten, sich<br />

auf ein Spiel einzulassen, bei dem<br />

nicht ausreichend klar ist, worin<br />

genau es besteht und was am Ende<br />

dabei herauskommt, kann überwunden<br />

werden. Auch ist zu erwarten,<br />

dass potenzielle Arbeitgeber eher<br />

bereit sind, einen Stu<strong>die</strong>renden zu fördern<br />

oder früh zu rekrutieren, wenn<br />

ihnen Verlauf und Inhalt der Ausbildung<br />

transparent gemacht werden<br />

und <strong>die</strong> „Laufzeit“ klar ist.<br />

Hinsichtlich der stärkeren Vernetzung<br />

von beruflicher und akademischer<br />

Ausbildung bietet <strong>die</strong> Modularisierung<br />

ein weiteres Plus: Die in der<br />

beruflichen Weiterbildung erworbenen<br />

Qualifikationen können ins Studium<br />

eingebracht werden. Das funktioniert<br />

nicht immer oder unbegrenzt,<br />

aber wenn jemand z. B. eine Banklehre<br />

gemacht, eine Zeit lang gearbeitet<br />

und sich beruflich weitergebildet hat,<br />

kann er – je nach Politik der Hochschule<br />

– bestimmte erworbene Qualifikationen<br />

anrechnen lassen. So ist z. B.<br />

denkbar, dass er im Bereich Rechnungswesen<br />

oder anderen „handwerklichen“<br />

Gebieten nicht bei Null<br />

starten muss. Je weiter das Ba/Ma-<br />

System sich durchsetzt, desto sinnvoller<br />

wird es, berufliche Weiterbildungsangebote<br />

kompatibel mit modularisierten<br />

Stu<strong>die</strong>ngängen zu gestalten.<br />

Es ist daher zu erwarten, dass entsprechende<br />

Konzepte zunehmend entstehen<br />

werden.<br />

Der Deutsche <strong>Sparkassen</strong>- und<br />

Giroverband ruft in der Publikation<br />

„Positionen 2002“ daher <strong>die</strong> Bildungsträger<br />

auf, „ihre Bildungsleistungen<br />

und Bildungswege besser zu verknüpfen,<br />

um Kenntnisse und Kompetenzen,<br />

<strong>die</strong> auf unterschiedlichen Lernwegen<br />

erworben wurden, gegenseitig anerkennungsfähig<br />

zu machen“. Kompetenzen,<br />

<strong>die</strong> in Beruf und Weiterbildung<br />

erworben wurden, sind explizit<br />

eingeschlossen. Diese Verknüpfung<br />

trage dazu bei, doppelte Bildungsarbeit<br />

zu vermeiden, Studenten von<br />

überflüssigen Prüfungen zu entlasten,<br />

Stu<strong>die</strong>nzeiten zu verkürzen und <strong>die</strong><br />

Effizienz des Bildungssystems insgesamt<br />

zu erhöhen. 5<br />

Zwei Beispiele können das Potenzial<br />

verdeutlichen. Die Universität<br />

Oldenburg bietet im Rahmen des Pro-<br />

5 Deutscher <strong>Sparkassen</strong>- und Giroverband: Positionen<br />

2002. Wirtschaft, Gesellschaft, Politik. S.53.


Mitteilungen 56<br />

<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />

HOCHSCHULE 21<br />

jekts „Ökonomische Bildung online“<br />

Lehrerfortbildungen an. Insgesamt<br />

stehen über 70 Lerneinheiten online<br />

zur Verfügung, aus denen spezielle<br />

Fortbildungsprogramme zusammengestellt<br />

werden können. Es können<br />

aber eben auch Module aus <strong>die</strong>sen<br />

Einheiten erstellt werden, <strong>die</strong> im<br />

grundständigen Lehramtsstudium<br />

eingesetzt werden können. Entsprechende<br />

Versuche laufen derzeit. Ein<br />

anderes Beispiel ist <strong>die</strong> Hochschule<br />

der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> in Bonn.<br />

Dort werden Bachelorstu<strong>die</strong>ngänge<br />

angeboten, <strong>die</strong> den Stu<strong>die</strong>renden <strong>die</strong><br />

Möglichkeit bieten, bis zu einem Drittel<br />

der Stu<strong>die</strong>nleistungen aus Weiterbildungsmaßnahmen<br />

einzubringen,<br />

<strong>die</strong> sie bereits absolviert haben.<br />

Die einzelnen Module sollen mit<br />

Leistungspunkten – oft wird <strong>die</strong> Bezeichnung<br />

Credits verwendet – versehen<br />

werden. International üblich ist<br />

das European Credit Transfer System<br />

(ECTS). Es wurde entwickelt, um <strong>die</strong><br />

internationale Mobilität von Stu<strong>die</strong>renden<br />

zu erleichtern, indem <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>nleistung,<br />

<strong>die</strong> im Ausland erbracht<br />

wird, mit den Anforderungen des Heimatstu<strong>die</strong>ngangs<br />

verrechenbar gemacht<br />

wird. Credits sind also zunächst<br />

eine Art internationaler Währung: Stu<strong>die</strong>nleistungen<br />

pro Zeit. Das Credit-<br />

System ist neben dem Transfer von<br />

erbrachten Stu<strong>die</strong>nleistungen auch<br />

geeignet, um einen ganzen Stu<strong>die</strong>ngang<br />

zu beschreiben und <strong>die</strong> Module<br />

zu gewichten, aus denen er besteht. In<br />

<strong>die</strong>ser Form <strong>die</strong>nt es als ein Akkumulationssystem<br />

und ist auch unabhängig<br />

von der studentischen Neigung im<br />

Ausland zu stu<strong>die</strong>ren von Bedeutung.<br />

Ein Stu<strong>die</strong>njahr besteht nach dem<br />

ECTS aus 60 Credits, also aus 30 Credits<br />

pro Semester. Dabei sind nicht<br />

–wie bisher in Deutschland üblich –<br />

<strong>die</strong> Präsenzzeiten in Vorlesungen und<br />

Seminaren entscheidend, <strong>die</strong> in Semesterwochenstunden<br />

gemessen werden.<br />

Was zählt, ist der tatsächliche<br />

Arbeitsaufwand, das Pensum, das notwendig<br />

ist, um ein Modul abzuschließen,<br />

inklusive der Arbeit in Arbeitsgruppen<br />

oder der Vorbereitung und<br />

Nachbereitung von Veranstaltungen.<br />

Jedes Modul endet normalerweise mit<br />

einer Prüfung, für <strong>die</strong> es zusätzlich zu<br />

den vergebenen Credits eine Note<br />

gibt. Das Verhältnis der Credits zu den<br />

erzielten Prüfungsleistungen macht<br />

am Ende des Studiums <strong>die</strong> Endnote<br />

aus. Dieses Verfahren ermöglicht es<br />

den Stu<strong>die</strong>renden einerseits, während<br />

des ganzen Studiums eine solide Einschätzung<br />

davon zu gewinnen, wo sie<br />

stehen; sie erhalten kontinuierliches<br />

Feedback. Andererseits ist <strong>die</strong> Endnote<br />

ein tatsächliches Ergebnis der gesamten<br />

Stu<strong>die</strong>nleistungen und betont<br />

weit weniger <strong>die</strong> „Endform“ des Stu<strong>die</strong>renden<br />

zu einem speziellen Zeitpunkt<br />

seines Studiums – dem Stu<strong>die</strong>nende.<br />

Informationsaufwand steigt,<br />

lohnt sich aber<br />

Der Bologna-Prozess ist in vollem<br />

Gange. Inzwischen gibt es über 1.700<br />

Bachelor- und Masterstu<strong>die</strong>ngänge in<br />

Deutschland. Es entspricht auch der<br />

Wahrheit, dass nicht alle sinnvoll und<br />

im Sinne des Ideals konzipiert wurden.<br />

Viele Angebote sind schlicht Etikettenschwindel,<br />

wenn z. B. Hochschulen<br />

das Angebot nicht neu konzipieren,<br />

sondern alten Wein in neuen Schläuchen<br />

verkaufen. Insofern werden Stu<strong>die</strong>ninteressenten<br />

einen höheren Aufwand<br />

betreiben müssen, um das<br />

geeignete Angebot für sich zu finden.<br />

Bei einer so wichtigen biografischen<br />

Entscheidung ist das aber gut investierte<br />

Zeit.<br />

In einem gut ausgebauten Bachelor-<br />

und Mastersystem wird Berufsqualifizierung<br />

auf wissenschaftlicher<br />

Basis groß geschrieben, Qualifikationsbiografien<br />

werden flexibler sein.<br />

Stu<strong>die</strong>ninteressenten und Arbeitgeber<br />

können aus einer Vielfalt von<br />

Stu<strong>die</strong>nangeboten wählen. Dabei<br />

werden sie voraussichtlich weniger<br />

Wert darauf legen, ob <strong>die</strong> Angebote<br />

von einer Fachhochschule oder einer<br />

Universität gemacht werden, als darauf,<br />

ob das Qualifikationsziel/Berufsbild<br />

transparent wird und das Curriculum<br />

so konzipiert wurde, dass <strong>die</strong>ses<br />

Ziel erreicht werden kann. Der Weg<br />

dorthin ist längst nicht gegangen. Fest<br />

steht, dass es sich lohnen kann, ihn zu<br />

gehen.<br />

Lars Hüning ist beim CHE Centrum<br />

für Hochschulentwicklung tätig.<br />

Das CHE ist eine gemeinnützige<br />

Einrichtung, <strong>die</strong> sich seit ihrer<br />

Gründung im Jahr 1994 für Reformen<br />

im deutschen Hochschulsystem<br />

einsetzt. Es arbeitet als „Denkfabrik“<br />

an Modellkonzepten und<br />

im Bereich Organisationsentwicklung<br />

als Partner von Hochschulen<br />

und <strong>Wissenschaft</strong>sministerien. Als<br />

Leitbild <strong>die</strong>nt <strong>die</strong> Vorstellung der<br />

„entfesselten Hochschule“, <strong>die</strong><br />

CHE-Leiter Prof. Dr. Detlef Müller-<br />

Böling in einem gleichnamigen<br />

Buch ausgearbeitet hat. (Detlef<br />

Müller-Böling: Die entfesselte<br />

Hochschule. Gütersloh 2000, 256<br />

Seiten, 20 €.)


<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />

22 SPARKASSENHISTORISCHES ARCHIV<br />

<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Wissenschaft</strong>sförderung mit dem Preis<br />

„Wirtschaftsarchiv des Jahres 2003“ ausgezeichnet<br />

Im Rahmen ihrer Jahrestagung im<br />

Konzernarchiv der VW AG in Wolfsburg<br />

zeichnete <strong>die</strong> Vereinigung deutscher<br />

Wirtschaftsarchivare (VdW)<br />

am 5. Mai 2003 <strong>die</strong> <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />

der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />

e. V. als „Wirtschaftsarchiv<br />

des Jahres“ aus. Mit der Preisverleihung<br />

würdigt <strong>die</strong> VdW, der Fachverband<br />

für das Archivwesen der Wirtschaft<br />

in Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz, alljährlich eine<br />

Institution, <strong>die</strong> auf innovative Weise<br />

dazu beiträgt, <strong>die</strong> Akzeptanz von<br />

Geschichte und historischem Bewusstsein<br />

in Unternehmen zu stärken. Der<br />

<strong>Wissenschaft</strong>sförderung ist <strong>die</strong>s<br />

nach Meinung der Jury mit ihrer Broschüre<br />

„Historische Archive“ (<strong>Wissenschaft</strong><br />

für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong>, Sonderheft<br />

September 2002), <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong><br />

eine praxisorientierte Anleitung zum<br />

Aufbau und zur effizienten Nutzung<br />

von Archiven bietet, hervorragend<br />

geglückt.<br />

Wie Detlev Krause, Leiter der<br />

Historischen Dokumentation der<br />

Commerzbank AG, in seiner Laudatio<br />

hervorhob, zeichnet sich <strong>die</strong> Publikation<br />

durch eine überzeugende<br />

Mischung aus fun<strong>die</strong>rtem Inhalt und<br />

praktischen Informationen sowie<br />

durch <strong>die</strong> originelle Gestaltung im<br />

Stil eines populären <strong>Wissenschaft</strong>smagazins<br />

aus. Das Heft „Historische<br />

Archive“ sei ein gelungenes Beispiel<br />

für modernen Wissenstransfer, bei<br />

dem in Annäherung an ein zeitgemäßes<br />

„Infotainment“ oder „Infolearning“<br />

komplexe Sachverhalte<br />

auch für Laien verständlich dargestellt<br />

werden.<br />

Überreichung der VdW-Auszeichnung an <strong>die</strong> <strong>Wissenschaft</strong>sförderung: (v. l.) Dr. Harry Niemann<br />

(VdW), Dr. Thorsten Wehber und Barbara Hillen (<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Wissenschaft</strong>sförderung), Dr. Manfred<br />

Grieger (VW-Archiv)<br />

Die VdW-Jahrestagung 2003 stand<br />

unter den Motto „Unternehmen und<br />

Geschichte – Aufgaben und Visionen<br />

von Wirtschaftsarchiven“. Neu eingerichtete<br />

und seit langem bestehende<br />

Archive berichteten, wie sie sich<br />

sowohl im technisch-organisatorischen<br />

Bereich als auch auf dem Feld<br />

der Kommunikation und des Marketings<br />

auf <strong>die</strong> Anforderungen der<br />

modernen Unternehmenswelt einstellen.<br />

Von besonderem Interesse waren<br />

<strong>die</strong> Ausführungen von Prof. Dr. Willi<br />

Diez (Fachhochschule Nürtingen)<br />

über <strong>die</strong> neue Rolle, <strong>die</strong> den Archiven<br />

auf dem Gebiet der Markenpflege<br />

erwächst. Im ständig härter werdenden<br />

Wettbewerb um den Kunden<br />

gewinnen „Marken“ eine immer<br />

größere Bedeutung, weil sie es den<br />

Unternehmen ermöglichen, sich und<br />

ihre Produkte positiv und individuell<br />

von Konkurrenten abzusetzen. Die<br />

Bekanntheit einer „Marke“ und das<br />

Vertrauen der Kunden in sie ist umso<br />

größer, je länger sie sich schon am<br />

Markt behauptet. Im besten Fall wird<br />

sie zum „Mythos“. Dies gilt für<br />

Waschmittel oder Automarken ebenso<br />

wie für Finanz<strong>die</strong>nstleister wie <strong>die</strong><br />

<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>. Da also<br />

Geschichte und Tradition den Inhalt<br />

und das Image einer Marke entscheidend<br />

bestimmen, gewinnen sie und<br />

damit auch das Archiv als Kompetenzzentrum<br />

für <strong>die</strong> Unternehmenshistorie<br />

an Wert für <strong>die</strong> aktuelle<br />

Produkt- und Vertriebspolitik.<br />

Hil/Whb


Mitteilungen 56<br />

<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />

INSTITUT MAINZ 23<br />

Seminar-Veranstaltung „Zukunftsperspektiven<br />

der öffentlichen Banken“<br />

Das Seminar für deutsches und<br />

internationales Kreditrecht, das vom<br />

Institut für deutsches und internationales<br />

Recht des Spar-, Giro- und<br />

Kreditwesens an der Johannes Gutenberg-Universität<br />

in Mainz jeden<br />

Mittwoch während des Semesters<br />

veranstaltet wird, kann inzwischen<br />

als feste Institution angesehen werden.<br />

Es <strong>die</strong>nt als Nahtstelle zwischen<br />

Forschung und Lehre sowie zwischen<br />

Theorie und <strong>Praxis</strong>. Renommierte<br />

Juristen referieren zu aktuellen Fragen<br />

des Bankrechts und diskutieren<br />

<strong>die</strong>se mit einem fachkundigen Publikum.<br />

Seit über 20 Jahren haben Akademiker,<br />

Praktiker (sowohl aus dem<br />

Bereich der Banken, aus Rechtsanwaltskanzleien,<br />

von den Gerichten<br />

und aus den Aufsichtsbehörden),<br />

Doktoranden, Referendare und Studenten<br />

in den Räumen des Instituts<br />

<strong>die</strong> Gelegenheit zur Diskussion<br />

aktueller Rechtsprobleme wahrgenommen.<br />

Im Juli 2003 hatte das Institut im<br />

Rahmen <strong>die</strong>ses Seminars zu einer<br />

besonderen Veranstaltung an <strong>die</strong><br />

Universität Mainz geladen. Hans<br />

Dietmar Sauer, Präsident des Bundesverbandes<br />

Öffentlicher Banken und<br />

Vorsitzender des Vorstandes der Landesbank<br />

Baden-Württemberg, hielt<br />

einen Vortrag zum Thema „Zukunftsperspektiven<br />

der öffentlichen Banken“.<br />

Zahlreiche Zuhörer aus <strong>Wissenschaft</strong><br />

und <strong>Praxis</strong> folgten interessiert<br />

seinen Ausführungen und nutzten<br />

im Anschluss an den Vortrag <strong>die</strong><br />

Gelegenheit zum Meinungsaustausch.<br />

Der Vortrag war Auftakt einer<br />

Reihe von größeren Veranstaltungen,<br />

<strong>die</strong> das Institut in den kommenden<br />

Semestern in den Räumen der Universität<br />

Mainz organisieren wird. Das<br />

für das kommende Wintersemester<br />

geplante Seminarprogramm ist<br />

nachstehend abgedruckt. Die aktuelle<br />

Veranstaltungsfolge kann auf der<br />

Homepage des Instituts unter<br />

www.institut-kreditrecht.de eingesehen<br />

oder beim Institut angefordert<br />

werden.<br />

Hans Dietmar Sauer, Präsident des Bundesverbandes<br />

Öffentlicher Banken und Vorsitzender<br />

der Vorstandes der Landesbank Baden-<br />

Württemberg, während seines Vortrags über<br />

<strong>die</strong> „Zukunftsperspektiven der öffentlichen<br />

Banken“<br />

Univ.-Prof. Dr. Uwe H. Schneider begrüßte <strong>die</strong> Gäste


<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />

24 INSTITUT MAINZ<br />

Seminartermine im Wintersemester 2003/2004<br />

Veranstaltungsort: Räume des Instituts, Wallstraße 11 (Bäumler-Haus), 55122 Mainz<br />

Veranstaltungszeit: Mittwoch, 18.00 Uhr s. t. bis 20.00 Uhr<br />

Veranstaltungsfolge<br />

12. 11. 2003 Bankbilanzierung und<br />

Bankprüfung<br />

Dr. h. c. Klaus G. Adam, Vorsitzender<br />

des Vorstandes der<br />

Landesbank Rheinland-Pfalz,<br />

Mainz<br />

Der Vortrag findet um<br />

18 Uhr im Raum RW 3,<br />

Gebäude Recht und Wirtschaft,<br />

Welderweg 9 an der<br />

Universität Mainz statt.<br />

19. 11. 2003 Das neue Recht der<br />

Finanztermingeschäfte<br />

Univ.-Prof. Dr. Peter O.<br />

Mülbert, Johannes Gutenberg-Universität,<br />

Mainz<br />

26. 11. 2003 Kurspflege. Zulässige<br />

Kurs- und Marktpreiskorrektur<br />

oder strafbare<br />

Kurs- und Marktpreismanipulation?<br />

Univ.-Prof. Dr. Joachim<br />

Vogel, Lehrstuhl für<br />

Strafrecht und Strafprozessrecht<br />

an der Eberhard-Karls-Universität<br />

Tübingen<br />

3. 12. 2003 Der Vorschlag einer Transparenzrichtlinie<br />

Dr. Carsten Nickel-Welly,<br />

Deutscher <strong>Sparkassen</strong>- und<br />

Giroverband, Berlin<br />

10. 12. 2003 Von der Ergebnismitteilungsbilanz<br />

zur<br />

Informationsbilanz – oder:<br />

Brauchen wir ein duales<br />

Rechnungslegungssystem?<br />

Dr. Welf Müller, Rechtsanwalt,<br />

Wirtschaftsprüfer und<br />

Steuerberater, Linklaters<br />

Oppenhoff & Rädler, Frankfurt<br />

am Main<br />

17. 12. 2003 Neuordnung des<br />

Investmentrechts<br />

Dr. Marcus Göring,<br />

Geschäftsführer Deutsche<br />

Asset Management Investmentgesellschaft<br />

mbH,<br />

Frankfurt am Main<br />

14. 1.2004 Verbundene Geschäfte bei<br />

Immobilienfinanzierungen<br />

Dr. jur. Jörg Lauer, Mitglied<br />

des Vorstandes der Westdeutschen<br />

ImmobilienBank,<br />

Mainz<br />

21. 1. 2004 Rechtsfragen des<br />

externen Rating<br />

Rechtsanwalt<br />

Dr. Lutz Krämer, Freshfields<br />

Bruckhaus Deringer,<br />

Frankfurt am Main<br />

28. 1. 2004 Novellierung des Rechts der<br />

Schuldverschreibungen<br />

Dr. Hannes Schneider,<br />

Rechtsanwalt und Notar,<br />

Rechtsanwälte Hengeler<br />

Mueller, Frankfurt am Main<br />

4. 2. 2004 Das Drei-Säulen-Modell<br />

des deutschen<br />

Bankgewerbes<br />

– ein Zukunftsmodell<br />

Dr. Dietrich Rümker, vorm.<br />

Vorsitzender des Vorstandes<br />

der Landesbank<br />

Schleswig-Holstein, Kiel<br />

11. 2. 2004 Einheitlicher Rechtsrahmen<br />

für den Zahlungsverkehr im<br />

EU-Binnenmarkt<br />

Wulf Hartmann, Abteilungsdirektor<br />

im Geschäftsbereich<br />

Recht des Bundesverbands<br />

deutscher Banken,<br />

Berlin


Mitteilungen 56<br />

<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />

INSTITUT MAINZ 25<br />

Bibliothek und Gutachterliche Stellungnahmen<br />

des Instituts Mainz<br />

Alle Mitglieder der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />

der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />

e.V. haben <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />

bei Rechtsfragen mit internationalem<br />

Bezug gutachterliche Stellungnahmen<br />

des Instituts einzuholen.<br />

Darüber hinaus besteht <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />

<strong>die</strong> umfangreiche Bibliothek des<br />

Instituts zu nutzen. Der aktuelle<br />

Bestand der Bibliothek ist auf der<br />

Homepage des Instituts einsehbar.<br />

In den vergangenen Monaten hat<br />

das Institut unter anderem zu folgenden<br />

Themen Auskünfte erteilt und<br />

Stellungnahmen erstellt:<br />

¬ Abtretung ausländischer Steuererstattungsansprüche<br />

¬ Titulierung und Zwangsvollstreckung<br />

gegen verschwundenen<br />

Schuldner mit Vermögen in Belgien<br />

¬ Französisches Insolvenzrecht<br />

¬ Wirkung eines deutschen Hauptinsolvenzverfahrens<br />

auf Schuldnervermögen<br />

in Kanada<br />

¬ Spanisches Grundstücksrecht<br />

¬ Belastung von Grundstücken in<br />

Brasilien<br />

¬ Grundsatzfragen zum ausländischen<br />

Recht<br />

¬ Executor nach englischem Recht –<br />

Legitimation, Verfügungsbefugnis<br />

¬ Kontoeröffnung und Legitimation<br />

einer englischen Gesellschaft<br />

¬ Legitimation von in der Slowakei<br />

lebenden Miterben.<br />

Es sei noch einmal ausdrücklich<br />

darauf hingewiesen, dass weder für<br />

telefonische Auskünfte noch für<br />

schriftliche Stellungnahmen, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

Mitarbeiter des Instituts nach<br />

bestem Wissen geben, eine Haftung<br />

übernommen werden kann. Ist im<br />

Einzelfall der Haftungsausschluss<br />

mit dem Zweck einer Anfrage nicht<br />

vereinbar, kann das Institut behilflich<br />

sein, eine im üblichen Rahmen verbindliche<br />

Stellungnahme zu erhalten.<br />

Im Sommersemester 2003 haben<br />

<strong>die</strong> Professoren Habersack, Mülbert<br />

und Schneider an zahlreichen Veröffentlichungen<br />

mitgewirkt und ebenso<br />

wie Professor Welter als Vertreter<br />

des Instituts an einer Reihe von wichtigen<br />

Veranstaltungen teilgenommen.<br />

Nähere Informationen dazu<br />

sowie Angaben zu den angebotenen<br />

Lehrveranstaltungen und den Forschungsschwerpunkten<br />

können der<br />

Homepage des Instituts entnommen<br />

oder beim Institut direkt erfragt werden.<br />

Institut für deutsches und internationales<br />

Recht des Spar-, Giround<br />

Kreditwesens an der Johannes<br />

Gutenberg-Universität<br />

55099 Mainz<br />

Telefon: (0 61 31) 39 31-7 09<br />

Fax: (0 61 31) 39 31-7 18<br />

E-Mail: info@institut-kreditrecht.de<br />

Internet: www.institut-kreditrecht.de<br />

Direktoren: Prof. Dr. Mathias<br />

Habersack<br />

Prof. Dr. Peter O. Mülbert<br />

Prof. Dr. Uwe H. Schneider<br />

Assoziiert: Prof. Dr. Reinhard Welter<br />

<strong>Wissenschaft</strong>liche Mitarbeiter:<br />

Geschäftsführende Assistentin<br />

Ass. iur. Daniela Hieronimi<br />

Stud. iur. Thorsten Heermann


26 VERANSTALTUNGEN<br />

<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />

Dr. Thorsten Wehber<br />

<strong>Sparkassen</strong>historisches Symposium 2003<br />

„Der Vorsorgegedanke im Wandel“<br />

Zum <strong>Sparkassen</strong>historischen Symposium<br />

2003 konnten <strong>die</strong> <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />

der <strong>Sparkassen</strong>-<br />

<strong>Finanzgruppe</strong> e.V. und ihr <strong>die</strong>sjähriger<br />

Kooperationspartner, <strong>die</strong> Kreissparkasse<br />

Köln, am 22. und 23. September<br />

2003 in Köln wieder zahlreiche<br />

<strong>Wissenschaft</strong>ler und Praktiker<br />

aus der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />

begrüßen. Mit „Der Vorsorgegedanke<br />

im Wandel“ stand ein Thema auf der<br />

Tagesordnung, das – wie Christoph<br />

Schulz, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />

des DSGV, in seiner<br />

Begrüßung hervorhob – <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong><br />

seit ihren Anfängen begleitet<br />

und zugleich hoch aktuell ist.<br />

Zu Beginn gab Prof. Dr. Peter Borscheid<br />

(Marburg) einen Überblick<br />

über <strong>die</strong> Entwicklung der Altersvorsorge<br />

und der Lebensversicherung in<br />

Deutschland bis 1945. Er zeigte auf,<br />

wie sich <strong>die</strong> Instrumente der Alterssicherung<br />

im Übergang von der Agrarzur<br />

Industriegesellschaft veränderten<br />

und der direkte, persönliche Beistand,<br />

z. B. im Familienverband, zugunsten<br />

anderer Formen der Unterstützung<br />

allmählich in den Hintergrund trat.<br />

Die Lebensversicherung entwickelte<br />

sich erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

zu einem Vorsorgeprodukt für<br />

<strong>die</strong> breite Bevölkerung, und erst nach<br />

dem Ersten Weltkrieg gelang es den<br />

<strong>Sparkassen</strong>, in <strong>die</strong>sem Geschäft Fuß<br />

zu fassen. Da sowohl <strong>die</strong> Inflation der<br />

1920er-Jahre als auch der Zweite<br />

Weltkrieg <strong>die</strong> Versicherungsnehmer<br />

faktisch enteignete, stand am Ende<br />

des Vortrags das Fazit, dass sich der<br />

Staat in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />

als das größte Sicherheitsrisiko<br />

beim Aufbau einer privaten<br />

Altersvorsorge erwiesen hat.<br />

Im Anschluss stellte Prof. Dr. Heinz<br />

Lampert (Augsburg) <strong>die</strong> sich wandelnden<br />

Leitbilder der staatlichen<br />

Altersvorsorge seit der Einführung<br />

der Bismarckschen Sozialgesetze vor.<br />

Anspruch, Umfang und Leistungen<br />

der Altersvorsorge haben sich seitdem<br />

durch <strong>die</strong> Entwicklung der Rahmenbedingungen<br />

stark verändert.<br />

Dazu gehören <strong>die</strong> längere Lebenserwartung,<br />

<strong>die</strong> Änderung des Geburtenverhaltens,<br />

der Wandel in der<br />

Erwerbsstruktur ebenso wie Veränderungen<br />

im Rentenzugangsalter. Die<br />

Einführung der dynamisierten Rente<br />

1957 hatte besonders weitreichende<br />

Folgen, denn sie bedeutete <strong>die</strong> Abkehr<br />

vom Prinzip der Existenzsicherung im<br />

Alter hin zum Prinzip der Beteiligung<br />

der Rentner am gesamtgesellschaftlichen<br />

Einkommenszuwachs. Während<br />

sich das staatliche Leitbild der Altersvorsorge<br />

gegenwärtig in Richtung<br />

einer Stärkung der privaten und<br />

betrieblichen Vorsorge entwickelt,<br />

haben sich <strong>die</strong> dominierenden individuellen<br />

Leitbilder noch nicht verändert.<br />

Die Bereitschaft, für das Alter<br />

vorzusorgen, ist in der Bevölkerung<br />

noch immer gering verbreitet. Hier ist<br />

ein Bewusstseinswandel erforderlich,<br />

da <strong>die</strong> gesetzliche Rente immer weniger<br />

ausreichen wird, den Lebensstandard<br />

im Alter zu sichern.<br />

Blick in das Auditorium<br />

Im Mittelpunkt des Vortrages von<br />

Prof. Dr. Heinrich R. Schradin (Köln)<br />

über „Allfinanz und Vorsorge“ stand<br />

ein Renditevergleich zwischen der<br />

Kapitallebensversicherung und Investmentfondszertifikaten<br />

als alternativen<br />

Vorsorgeprodukten. Ausdrücklich<br />

begrenzte der Referent<br />

seine Untersuchung auf <strong>die</strong> Jahre<br />

1980 bis 2001 und blendete damit <strong>die</strong><br />

aktuellen Probleme am Aktienmarkt<br />

aus. In der Analyseperiode erwies sich<br />

demnach <strong>die</strong> Lebensversicherung hinsichtlich<br />

des Rendite-Risiko-Profils<br />

gegenüber Aktien- und Rentenfonds<br />

als überlegen. Vorteile bietet das Produkt<br />

„Lebensversicherung“ dem Kunden<br />

offensichtlich auch, wenn es um<br />

<strong>die</strong> Auswahl eines Anbieters geht. Die<br />

Renditen der großen Lebensversicherer<br />

unterschieden sich im Untersuchungszeitraum<br />

in einem vergleichsweise<br />

geringen Maße, während<br />

Investmentfonds eine große Spannweite<br />

aufwiesen. Nach Meinung des<br />

Referenten ist <strong>die</strong> Verbesserung der<br />

Effektivität und Effizienz von Allfinanzkonzepten<br />

im Bereich der Altersvorsorge<br />

eine zentrale Herausforderung<br />

für das Management der deutschen<br />

Finanz<strong>die</strong>nstleister.


Mitteilungen 56<br />

<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />

VERANSTALTUNGEN 27<br />

Blick auf das Podium: (v. l.) Christoph Schulz, Prof. Dr. Schradin, Dr. Ellgering, Dr. Schulte, Prof.<br />

Dr. Schmähl und Prof. Scharr<br />

Dr. Heinz-Werner Schulte, Vorstandsvorsitzender<br />

der Kreissparkasse<br />

Ludwigsburg, stellte seinen Beitrag<br />

über Chancen und Herausforderungen<br />

für <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />

unter das programmatische Motto<br />

„Vorfreude statt Vorsorge“. Aufgrund<br />

ihrer Traditionen, ihrer starken Position<br />

am Markt und ihrer Aufstellung<br />

als Allfinanzanbieter im Verbund hat<br />

<strong>die</strong> Gruppe gute Chancen, auch in den<br />

Teilmärkten private und betriebliche<br />

Altersvorsorge ihre Stellung auszubauen<br />

und neue Erträge zu generieren.<br />

Voraussetzung dafür ist, dass sich<br />

<strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong> als der Vorsorgespezialist<br />

profilieren und sowohl ihre<br />

Beratungsleistung optimieren als<br />

auch geeignete Marketing- und PR-<br />

Maßnahmen entwickeln. Die Erfahrungen<br />

der Kreissparkasse Ludwigsburg<br />

zeigen, dass eine positive Herangehensweise,<br />

<strong>die</strong> den Gedanken der<br />

„Vorfreude“ ins Zentrum stellt, bei der<br />

Werbung für Vorsorgeprodukte Erfolg<br />

versprechender ist als ein Ansatz, der<br />

primär auf <strong>die</strong> Ängste der Kunden<br />

eingeht.<br />

Prof. Dr. Winfried Schmähl (Bremen)<br />

beleuchtete in seinem Referat<br />

über <strong>die</strong> Zukunft der deutschen<br />

Altersvorsorge insbesondere <strong>die</strong><br />

jüngsten Entwicklungen der Alterssicherungspolitik.<br />

Nach seiner Einschätzung<br />

findet gegenwärtig ein<br />

Paradigmenwechsel statt, dessen<br />

Folgen in der öffentlichen Diskussion<br />

nicht immer erkannt werden. Die<br />

Vorschläge der Rürup-Kommission,<br />

<strong>die</strong> eine moderate Steigerung der<br />

Beiträge, aber eine starke Senkung<br />

des Rentenniveaus vorsehen, führen<br />

dazu, dass der Durchschnittsrentner<br />

eine Versorgung beziehen wird, <strong>die</strong><br />

nur wenig über dem Sozialhilfeniveau<br />

liegt. Da Leistung und Gegenleistung<br />

dann in keinem adäquaten<br />

Verhältnis mehr stehen, droht <strong>die</strong><br />

Gefahr, dass <strong>die</strong> gesetzliche Rente<br />

ihre Akzeptanz in der Bevölkerung<br />

verliert. Um <strong>die</strong>ser Gefahr zu entgehen,<br />

plä<strong>die</strong>rte Schmähl u. a. dafür,<br />

„versicherungsfremde“ Leistungen<br />

künftig aus Steuereinnahmen zu<br />

finanzieren und <strong>die</strong> Rentenbeiträge<br />

konsequent zur Sicherung eines<br />

angemessenen Rentenniveaus zu verwenden.<br />

Zum Abschluss diskutierten unter<br />

der Leitung von Dr. Ingo Ellgering,<br />

langjähriges Vorstandsmitglied der<br />

Kreissparkasse Köln, <strong>die</strong> drei zuletzt<br />

genannten Referenten mit Prof. Michael<br />

Scharr vom Vorstand der <strong>Sparkassen</strong>-<br />

Versicherung Baden-Württemberg<br />

und Christoph Schulz insbesondere<br />

über <strong>die</strong> Rolle der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />

bei der Altersvorsorge. Auf<br />

dem Podium herrschte Einigkeit, dass<br />

<strong>die</strong> Gruppe auf Grund ihres gemeinwohlorientierten<br />

öffentlichen Auftrags<br />

eine besondere Verantwortung<br />

auf <strong>die</strong>sem Feld hat. Obwohl <strong>die</strong> private<br />

und <strong>die</strong> betriebliche Altersvorsorge<br />

Geschäftsfelder von hoher strategischer<br />

Bedeutung sind, sei <strong>die</strong> Stellung<br />

der <strong>Sparkassen</strong>-Gruppe auf <strong>die</strong>sen<br />

Märkten jedoch gegenwärtig noch<br />

unbefriedigend. Um <strong>die</strong>s zu ändern,<br />

wurde neben einer Erhöhung der<br />

Beratungsqualität, <strong>die</strong> durch geeignete<br />

Weiterbildungsmaßnahmen zu<br />

erreichen ist, vor allem eine verbesserte<br />

Zusammenarbeit im Verbund für<br />

erforderlich erachtet.<br />

Die <strong>Wissenschaft</strong>sförderung der<br />

<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> wird <strong>die</strong><br />

Beiträge auf dem <strong>Sparkassen</strong>historischen<br />

Symposium 2003 zu Beginn des<br />

nächsten Jahres veröffentlichen. Das<br />

nächste Symposium findet am 16. und<br />

17. September 2004 in Münster statt<br />

und ist dem Thema „Partner des Mittelstandes.<br />

Die <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />

als Finanzier kleiner und mittlerer<br />

Unternehmen“ gewidmet.<br />

Dr. Thorsten Wehber ist Leiter des<br />

<strong>Sparkassen</strong>historischen Dokumentationszentrums<br />

des Deutschen<br />

<strong>Sparkassen</strong>- und Giroverbandes<br />

in Bonn.


28 VERANSTALTUNGEN<br />

<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />

„<strong>Sparkassen</strong>geschichte und Öffentlichkeitsarbeit“<br />

2. Workshop des Stu<strong>die</strong>nkreises für <strong>Sparkassen</strong>geschichte<br />

Am 21. Mai 2003 fand in Bonn auf Einladung<br />

der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />

der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> der<br />

2. Workshop des Stu<strong>die</strong>nkreises für<br />

<strong>Sparkassen</strong>geschichte statt. Das<br />

Thema der Tagung lautete „<strong>Sparkassen</strong>geschichte<br />

und Öffentlichkeitsarbeit“.<br />

Experten aus den Bereichen<br />

Öffentlichkeitsarbeit, Marketing und<br />

Archiv tauschten sich über <strong>die</strong> Möglichkeiten<br />

und Chancen aus, welche<br />

<strong>die</strong> Einbindung der Unternehmensgeschichte<br />

in den Marketingkommunikationsmix<br />

der <strong>Sparkassen</strong> birgt. Im<br />

Mittelpunkt stand dabei das Firmenjubiläum.<br />

Christoph Kaleschke (Sparkasse<br />

Bielefeld) warb dafür, Unternehmensgeschichte<br />

als Instrument der Öffentlichkeitsarbeit<br />

einzusetzen. Jedoch<br />

müsse der Einsatz der Geschichte, wie<br />

generell im Marketing, an vorher definierten<br />

Zielen ausgerichtet sein, um<br />

Erfolg und Misserfolg der Aktivitäten<br />

bestimmen zu können. Sehr viel versprechend<br />

seien Aktionen, bei denen<br />

<strong>Sparkassen</strong>geschichte „personalisiert“<br />

wird, d. h. so dargestellt wird, dass<br />

sich Kunden und Mitarbeiter darin<br />

wiedererkennen und mit „ihrer“ Sparkasse<br />

identifizieren können.<br />

Viele Anregungen und professionelle<br />

Tipps zum Thema „Museum<br />

und Ausstellung als moderne Formen<br />

historischer Öffentlichkeitsarbeit“<br />

erhielten <strong>die</strong> Teilnehmer von Prof. Dr.<br />

Hermann Schäfer, Direktor der Stiftung<br />

Haus der Geschichte der Bundesrepublik<br />

Deutschland in Bonn.<br />

Steigende Besucherzahlen bei historischen<br />

Ausstellungen sowie hohe<br />

Einschaltquoten bei Fernsehsendungen<br />

zu geschichtlichen, insbesondere<br />

zeitgeschichtlichen Themen zeugen<br />

von einem großen Interesse der<br />

Öffentlichkeit an Geschichte. Eine<br />

wesentliche Ursache dafür sei, dass<br />

<strong>die</strong> Menschen im Zeitalter<br />

der Globalisierung ein<br />

starkes Bedürfnis nach<br />

Identität und nach der<br />

Beschäftigung mit der<br />

eigenen Vergangenheit<br />

entwickeln. Prof. Dr. Schäfer<br />

plä<strong>die</strong>rte dafür, bei<br />

der Präsentation von Geschichte<br />

bewusst Elemente<br />

des „Infotainments“<br />

einzusetzen und Ausstellungsbesucher<br />

spielerisch<br />

an Themen heranzuführen.<br />

Im Anschluss wurde<br />

an mehreren Beispielen<br />

erläutert, auf welche<br />

Weise Jubiläen erfolgreich<br />

in <strong>die</strong> Öffentlichkeitsarbeit<br />

eingebunden werden<br />

können. Dr. Detlef Herbner<br />

(Haus der Geschichte der<br />

Bundesrepublik Deutschland)<br />

stellte u. a. dar, wie<br />

<strong>die</strong> Sparkasse Donaueschingen<br />

1987 ihr Jubiläum<br />

zum Anlass nahm, eine einheitliche<br />

Gestaltung der Unternehmenskommunikation<br />

auf den Weg zu bringen.<br />

Ein gestärktes „Wir-Gefühl“ der<br />

Mitarbeiter sei nach dem Jubiläum<br />

Interessierte Besucher der Jubiläumsausstellung der Sparkasse<br />

Gummersbach-Bergneustadt<br />

deutlich spürbar gewesen. Zwei<br />

Gummersbacher Historiker und Hartmut<br />

Weuste (Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt)<br />

berichteten über<br />

<strong>die</strong> historische Ausstellung, <strong>die</strong> Teil<br />

der Jubiläumsaktivitäten der Sparkasse<br />

im Frühjahr 2003 war. Die Ausstellung<br />

und eine attraktiv gestaltete<br />

Begleitbroschüre wurden von den<br />

Kunden sehr positiv aufgenommen.<br />

Danach stellte Wolfgang Just <strong>die</strong><br />

umfangreiche, von <strong>Wissenschaft</strong>lern<br />

verfasste Festschrift vor, <strong>die</strong> 2001 aus<br />

Anlass des 200-jährigen Jubiläums<br />

der Sparkasse Göttingen veröffentlicht<br />

wurde. Ziel war es, <strong>die</strong> Bedeutung<br />

der Sparkasse für <strong>die</strong> Universitätsstadt<br />

Göttingen zu dokumentieren.<br />

Die Sparkasse profitiert bis<br />

heute von dem Imagegewinn, den ihr<br />

<strong>die</strong> ambitionierte Festschrift in der<br />

Stadt und der Region Göttingen<br />

gebracht hat.<br />

Beschlossen wurde <strong>die</strong> Veranstaltung<br />

mit einer lebhaften Diskussion,<br />

in der u. a. auch Möglichkeiten zur<br />

Kooperation bei der „historischen“<br />

Öffentlichkeitsarbeit angesprochen<br />

wurden. Auch im nächsten Jahr will<br />

<strong>die</strong> <strong>Wissenschaft</strong>sförderung wieder<br />

einen Workshop organisieren, der sich<br />

mit praktischen Fragen der <strong>Sparkassen</strong>geschichte<br />

befasst.<br />

Hil/Whb


Mitteilungen 56<br />

<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />

EBERLE-BUTSCHKAU-STIFTUNG 29<br />

Hauke C. Öynhausen<br />

EBuStis eroberten <strong>die</strong> Bundeshauptstadt<br />

Erfolgreiche Premiere des bundesweiten Sommerfestes<br />

Das hatte es in der Geschichte der<br />

Eberle-Butschkau-Stiftung noch nicht<br />

gegeben, es soll aber, wenn es nach<br />

dem Votum der Teilnehmer geht, zu<br />

einer guten Tradition werden: Das<br />

gemeinsame Sommerfest der Kollegiaten,<br />

das vor kurzem seine Premiere<br />

in Berlin feiern konnte. Über 160<br />

EBuStis aus ganz Deutschland trafen<br />

sich vom 12. bis 15. Juni 2003 in Berlin<br />

und erlebten ein überaus abwechslungsreiches<br />

Programm. Dieses war<br />

gemeinsam von den beiden Förderkreisen<br />

Brandenburg und Leipzig in<br />

Zusammenarbeit mit der Kollegleitung<br />

und dem Deutschen <strong>Sparkassen</strong>und<br />

Giroverband ausgerichtet worden.<br />

Die Begrüßung der Kollegiaten<br />

fand am Freitagvormittag im DSGV-<br />

Gebäude am Gendarmenmarkt statt.<br />

Dort sprach zunächst Hartmut Forndran,<br />

Mitglied des Vorstandes der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />

der <strong>Sparkassen</strong>-<br />

<strong>Finanzgruppe</strong> e.V. und Kuratoriumsvorsitzender<br />

des Ausschusses für Aufgaben<br />

der Eberle-Butschkau-Stiftung,<br />

über <strong>die</strong> Zukunftsperspektiven der<br />

<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>. Auch Christoph<br />

Schulz, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />

des Deutschen <strong>Sparkassen</strong>-<br />

und Giroverbandes im Geschäftsführungsbereich<br />

Markt- und<br />

Personalstrategie, ließ es sich nicht<br />

Von links: Lars Schauer (FK Leipzig), Christoph Schulz (Geschäftsführendes DSGV-Vorstandsmitglied),<br />

Hartmut Forndran (<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Wissenschaft</strong>sförderung) und Stephan Nolden (FK Brandenburg)<br />

präsentieren gemeinsam das offizielle Sommer-T-Shirt Foto: Hauke C. Öynhausen<br />

Powerplay war angesagt, als <strong>die</strong> Teams der Förderkreise beim „Human-Table-Soccer“ gegeneinander<br />

antraten<br />

Foto: Hauke C. Öynhausen<br />

nehmen, <strong>die</strong> potenziellen Führungskräfte<br />

der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />

persönlich zu begrüßen.<br />

Im Anschluss an einen gemeinsamen<br />

Imbiss unternahmen <strong>die</strong> Teilnehmer<br />

eine dreistündige Stadtrundfahrt,<br />

in deren Verlauf sie <strong>die</strong> Bundeshauptstadt<br />

und ihre Sehenswürdigkeiten<br />

kennen lernten. Abends erkundete<br />

man den Berliner Kiez dann auf eigene<br />

Faust.<br />

Der Sonnabend begann mit dem<br />

Besuch des Bundestages und der<br />

Besichtigung der Reichstagskuppel.<br />

Daran schloss sich eine Besichtigung<br />

des Berliner Abgeordnetenhauses an.<br />

Der Rest des Tages sollte dann dem<br />

Spiel und Spaß vorbehalten sein. Im<br />

Strandbad „Lübars“ in Reinickendorf<br />

maßen sich <strong>die</strong> einzelnen Förderkreise<br />

beim „Human-Table-Soccer“, einer Art<br />

Tischfußballspiel mit menschlichen<br />

Spielfiguren. Nach etlichen spannenden<br />

und teilweise dramatischen<br />

Begegnungen trafen im Finale <strong>die</strong><br />

Spielgemeinschaft der Förderkreise<br />

Hamburg und Kiel sowie Münster II


<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />

30 EBERLE-BUTSCHKAU-STIFTUNG<br />

Die beiden Finalisten kamen von den Förderkreisen Hamburg/Kiel und Münster<br />

Foto: Hauke C. Öynhausen<br />

aufeinander. Hier sicherten sich <strong>die</strong><br />

Nordlichter mit 2:1 den Turniersieg.<br />

Die auf <strong>die</strong> Siegerehrung folgende<br />

Abschlussparty mit Livemusik bot<br />

dann noch ausreichend Gelegenheit,<br />

sich gegenseitig auszutauschen und<br />

miteinander zu feiern. Mit einem<br />

gemeinsamen Brunch am Sonntag<br />

endete <strong>die</strong> Veranstaltung. Ein entscheidender<br />

Pluspunkt des Festes<br />

bestand unter anderem darin, dass <strong>die</strong><br />

Kontakte der Förderkreise untereinander<br />

erheblich verstärkt wurden und<br />

sich auch ein stärkeres Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

entwickelte.<br />

Die Förderkreise Brandenburg und<br />

Leipzig sind sich einig, im nächsten<br />

Jahr <strong>die</strong> zweite Auflage des erfolgreichen<br />

Festes folgen zu lassen. Damit<br />

könnte, neben dem traditionellen<br />

Neukollegiatentreffen in Bonn im<br />

November, im Rahmen des Kollegs<br />

eine weitere zentrale Veranstaltung<br />

geschaffen werden. In <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />

bedanken sich <strong>die</strong> Organisatoren<br />

beim Deutschen <strong>Sparkassen</strong>und<br />

Giroverband, der Kollegleitung,<br />

dem Ostdeutschen <strong>Sparkassen</strong>- und<br />

Giroverband, der Mittelbrandenburgischen<br />

Sparkasse Potsdam, der Sparkasse<br />

Oder-Spree, der Sparkasse Elbe-<br />

Elster, der Sparkasse Paderborn, der<br />

Stadt- und Saalkreissparkasse Halle<br />

sowie der Stiftung Synanon für <strong>die</strong><br />

Unterstützung des Sommerfestes.<br />

Hauke C. Öynhausen ist Kollegiat<br />

des Förderkreises Leipzig des Kollegs<br />

der Eberle-Butschkau-Stiftung.<br />

Kuratoriumsausschuss beschließt Unterstützung<br />

auch für Studenten der <strong>Sparkassen</strong>-Hochschule<br />

Der Kuratoriumsausschuss für Aufgaben<br />

der Eberle-Butschkau-Stiftung<br />

tagte am 18. September 2003 in Berlin.<br />

Auf der Tagesordnung stand u. a. <strong>die</strong><br />

Vergabe von Darlehen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Eberle-<br />

Butschkau-Stiftung an förderungswürdige<br />

und unterstützungsbedürftige<br />

Teilnehmer des Lehrinstituts und<br />

Teilnehmer des Berufsintegrierten<br />

Studiums ausreicht. Mit der Gründung<br />

der Hochschule der <strong>Sparkassen</strong>-<br />

<strong>Finanzgruppe</strong> werden auch deren Studenten<br />

unter bestimmten Voraussetzungen<br />

unterstützt. Beihilfeberechtigt<br />

sind Studenten, <strong>die</strong> mindestens sechs<br />

Module an der Hochschule mit der<br />

Gesamtnote „gut“ absolviert haben.<br />

Das Kolleg der Eberle-Butschkau-<br />

Stiftung betreut zur Zeit ca. 1.200 ehemalige<br />

Auszubildende aus Instituten<br />

der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>, <strong>die</strong> ein<br />

Studium an einer Universität/Fachhochschule<br />

aufgenommen haben.<br />

Durch das Kolleg soll der Kontakt zur<br />

<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> aufrechterhalten<br />

werden mit dem Ziel, durch <strong>die</strong><br />

Reintegration akademischer Nachwuchskräfte<br />

<strong>die</strong> erforderliche hohe<br />

Personalqualität für <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<br />

<strong>Finanzgruppe</strong> abzusichern. Um auch<br />

weiterhin den Leistungskatalog des<br />

Kollegs gewährleisten zu können, ist<br />

es notwendig, <strong>die</strong> finanzielle Situation<br />

des Kollegs zu stabilisieren, indem <strong>die</strong><br />

Semestergebühr ab dem Sommersemester<br />

2004 von jetzt 130 € auf<br />

dann 140 € angehoben wird.<br />

BK


Mitteilungen 56<br />

<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />

PUBLIKATIONEN 31<br />

Schriftenreihe „Untersuchungen über das<br />

Spar-, Giro- und Kreditwesen“<br />

Abteilung B: Rechtswissenschaft<br />

Neuerscheinungen:<br />

Bd. 148<br />

Bd. 149<br />

Bd. 150<br />

Bd. 151<br />

Bd. 152<br />

Bd. 153<br />

Bd. 154<br />

Bd. 155<br />

Florian Becker<br />

Verhaltenspflichten und Haftung von Banken bei Kreditvergabe<br />

Johann Andreas Dieckmann<br />

Der Derivativregress des Bürgen gegen den Hauptschuldner im<br />

englischen und deutschen Recht<br />

Pascal Guinomet<br />

Break fee-Vereinbarungen. Eine Untersuchung von Vereinbarungen<br />

für den Fall des Scheiterns einer M & A-Transaktion<br />

Gerold Haouache<br />

Unternehmensbeauftragte und Gesellschaftsrecht der AG<br />

und GmbH<br />

Johannes Junker<br />

Gewährleistungsaufsicht über<br />

Wertpapier<strong>die</strong>nstleistungsunternehmen<br />

Jan Schürnbrand<br />

Der Schuldbeitritt zwischen Gesamtschuld und Akzessorietät<br />

Martina Kästle<br />

Rechtsfragen der Verwendung von Covenants in Kreditverträgen<br />

Christian Frey<br />

Die Vertretung verselbständigter Rechtsträger in<br />

europäischen Ländern. Teil VI: Frankreich


<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 56<br />

32 PUBLIKATIONEN<br />

Zeitschrift „KREDIT und KAPITAL“<br />

Die Hefte 2/2003 und 3/2003 enthalten folgende Abhandlungen:<br />

Philipp Maier and Maarten Hendrikx<br />

Implications of EMU Enlargement for European Monetary<br />

Policy: A Political Economy View<br />

Jacob A. Bikker<br />

Testing for Imperfect Competition on EU Deposit and Loan<br />

Markets with Bresnahan’s Market Power Model<br />

Thorsten Poddig, Peter Laudi und Armin Varmaz<br />

Betriebsgrößen- und Fusionseffekte bei<br />

Kreditgenossenschaften<br />

Gunter Löffler<br />

What is at Stake when Determining Lifetime Asset Allocation?<br />

Martin T. Bohl<br />

Die Aktienhaussen der 80er- und 90er-Jahre: Waren es spekulative<br />

Blasen?<br />

Michael Frenkel, Christian Pierdzioch und Georg Stadtmann<br />

Wie entschlossen intervenieren Zentralbanken am Devisenmarkt?<br />

Neue empirische Evidenz für <strong>die</strong> Bank of Japan<br />

Kai Neumann und Hendrik Wißler<br />

Der Einfluss der Besteuerung von Dividendenausschüttungen<br />

auf das Cost-of-Carry-Modell am Beispiel von DAX-<br />

Futures unterschiedlicher Laufzeit<br />

Markus Spiwoks<br />

Qualität der Zinsprognosen deutscher Banken – Eine empirische<br />

Analyse –<br />

Hannes Rehm<br />

Die Zinsbesteuerung in der Europäischen Union<br />

Horst Gischer and D. Johannes Jüttner<br />

Global Competition, Fee Income and Interest Rate Margins<br />

of Banks<br />

Walter Krämer<br />

Die Bewertung und der Vergleich von Kreditausfall-Prognosen<br />

Eine Veröffentlichung <strong>die</strong>ser Aufsätze ist u. a. für <strong>die</strong> Hefte<br />

4/2003 und 1/2004 vorgesehen:<br />

Volbert Alexander and Hans-E. Loef<br />

Central European Countries’ Accessions to EMU – Costs and<br />

Benefits for EMU-Insiders and Outsiders<br />

Matthias Bank and Jochen Lawrenz<br />

Why Simple,When it Can be Difficult? Some Remarks on the<br />

Basel IRB Approach<br />

„KREDIT und KAPITAL“<br />

Herausgegeben von<br />

Prof. Dr. Werner Ehrlicher, Freiburg,<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Hermann Francke,<br />

Freiburg (geschäftsführend),<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Jacob Krümmel, Bonn,<br />

Prof. Dr. Bernd Rudolph, München<br />

(geschäftsführend).<br />

Redakteur: Dr. Eberhart Ketzel<br />

Redaktionsbüro: Roswitha Wirth,<br />

Postfach 14 29, 53004 Bonn,<br />

Telefon: 02 28 / 20 45 58,<br />

Fax: 02 28 / 20 45 66<br />

E-Mail: redaktion@kredit-und-kapital.de<br />

E-Mail: roswitha.wirth@dsgv.de<br />

Weitere Angaben über <strong>die</strong> kreditwissenschaftliche Zeitschrift<br />

„KREDIT und KAPITAL“ sowie Informationen zu<br />

allen bisher erschienenen Beiträgen unter<br />

http://www.kredit-und-kapital.de.<br />

Vertrieb für <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>:<br />

Deutscher <strong>Sparkassen</strong> Verlag GmbH, Lothar Barthel,<br />

Telefon: (07 11) 7 82-16 93, Telefax (07 11) 7 82-22 08,<br />

E-Mail: lothar.barthel@dsv-gruppe.de

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