Wissenschaft für die Praxis - Sparkassen-Finanzgruppe eV
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Herausgeber: <strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> e.V.<br />
54<br />
<strong>Wissenschaft</strong><br />
für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
Mitteilungen der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> e. V.<br />
Oktober 2002<br />
FOKUS:<br />
Durch „Basel II“ gewinnt <strong>die</strong> Identifikation<br />
und Steuerung operationeller Risiken<br />
neues Gewicht. Diese Risikoart wird<br />
nicht nur unterlegungspflichtig, sondern<br />
ist auch mit qualitativen Anforderungen<br />
an das Risikomanagement verknüpft.<br />
Damit kommen auf <strong>die</strong> Kreditwirtschaft<br />
weitere regulatorische Aufwendungen<br />
zu. Gleichzeitig ergibt sich<br />
jedoch <strong>die</strong> Chance, das Gesamtsystem<br />
der Risikosteuerung zu optimieren.<br />
In <strong>die</strong>sem Heft werden <strong>die</strong> Kernaussagen<br />
eines Gutachtens über <strong>die</strong> Handlungsfelder<br />
operationeller Risiken skizziert.<br />
Darüber hinaus gibt Dr. Herbert<br />
Wieneke, stv. Vorstandsvorsitzender Die<br />
Sparkasse Bremen, im aktuellen Interview<br />
Auskunft über Erfahrungen seines<br />
Hauses bei der Vorbereitung auf <strong>die</strong><br />
neuen regulatorischen Anforderungen.<br />
DAS AKTUELLE INTERVIEW 4<br />
Steuerung operationeller Risiken –<br />
Fragen an Die Sparkasse Bremen<br />
AUS DER FORSCHUNG 11<br />
Operationelle Risiken –<br />
Handlungsfelder für<br />
<strong>Sparkassen</strong>
Impressum<br />
HERAUSGEBER:<br />
<strong>Wissenschaft</strong>sförderung der<br />
<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> e.V.<br />
Geschäftsstelle: Simrockstraße 4, 53113 Bonn<br />
Postanschrift: Postfach 14 29, 53004 Bonn<br />
Telefon: (02 28) 2 04-2 41 und -2 96<br />
Fax: (02 28) 2 04-5 66<br />
E-Mail: s-wissenschaft@dsgv.de<br />
Internet: www.s-wissenschaft.de<br />
VERANTWORTLICH:<br />
Hartmut Forndran<br />
REDAKTION:<br />
Klaus Krummrich<br />
Roswitha Wirth<br />
Tel.(02 28) 20 45 58<br />
Fax (02 28) 20 45 66<br />
DRUCK UND GESTALTUNG:<br />
DMB Bundesdruckerei GmbH & Co.KG<br />
REDAKTIONSSCHLUSS:<br />
30.September 2002<br />
TITELBILD:<br />
Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, Basel<br />
Foto: Klaus Brodhage<br />
Die Mitteilungen erscheinen<br />
zweimal im Jahr und werden<br />
Mitgliedern der<br />
<strong>Wissenschaft</strong>sförderung der<br />
<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> sowie<br />
der interessierten<br />
Fachöffentlichkeit unentgeltlich<br />
zur Verfügung gestellt.
Mitteilungen 54<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
EDITORIAL / INHALT 3<br />
Editorial<br />
4<br />
DAS AKTUELLE INTERVIEW ______________________________________<br />
Die Sparkasse Bremen: Steuerung<br />
operationeller Risiken<br />
8<br />
WISSENSCHAFT VOR ORT ________________________________________<br />
Es berichten: Sparkasse Bielefeld,<br />
Sparkasse Kiel, Frankfurter Sparkasse<br />
Prof. Dr. Erich Priewasser<br />
Lehrstuhl für Allgemeine<br />
Betriebswirtschaftslehre und<br />
Spezielle der Banken an der<br />
Philipps-Universität Marburg<br />
In einem rohstoffarmen Land wie Deutschland ist es beim<br />
Übergang von der Industrie- zur Informationsgesellschaft<br />
von besonderer Wichtigkeit, <strong>die</strong> (Aus-)Bildung und Forschung<br />
zu fördern. Gerade vor dem Hintergrund der chronisch<br />
knappen öffentlichen Kassen zeigt sich, dass das<br />
staatliche System der Finanzierung von Lehre und Forschung<br />
Defizite aufweist. Der Standort Deutschland, der<br />
sich bisher durch seine hohe Innovationskraft ausgezeichnet<br />
hat, droht seinen Spitzenplatz zu verlieren, wenn wissenschaftliche<br />
Hochleistungen aufgrund der Finanzierungsdefizite<br />
der öffentlichen Haushalte ausbleiben. Die<br />
betriebliche <strong>Praxis</strong> hat den Zusammenhang erkannt und<br />
sucht durch private Initiativen und Fördergelder, <strong>die</strong> wissenschaftliche<br />
Forschung an den Universitäten und Fachhochschulen<br />
gewinnbringend für <strong>die</strong> gesamte Bevölkerung zu<br />
unterstützen. Die <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Wissenschaft</strong>sförderung als<br />
eine <strong>die</strong>ser beispielgebenden privaten Initiativen fördert<br />
nicht nur ein einzelnes Projekt oder eine einzelne Bildungseinrichtung,<br />
sondern unterstützt auf breiter Front <strong>die</strong> Forschungsaktivitäten<br />
in Deutschland mit nicht unerheblichen<br />
Mitteln zum Nutzen aller Beteiligten. Dass sich hierbei für<br />
den Mittelgeber ein Return on Investment vollzieht, sei ihm<br />
nicht nur vergeben, sondern zeigt <strong>die</strong> lohnende Notwendigkeit<br />
einer Einrichtung wie der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
für <strong>Wissenschaft</strong> und <strong>Praxis</strong> gleichermaßen.<br />
11<br />
AUS DER FORSCHUNG ____________________________________________<br />
Projekt „Operationelle Risiken – Handlungsfelder<br />
für <strong>Sparkassen</strong>“<br />
Lehrstuhlportrait<br />
Newsticker<br />
SPARKASSEN-BIBLIOTHEK<br />
10 Jahre <strong>Sparkassen</strong>-Bibliothek<br />
UNTERNEHMENSGESCHICHTE<br />
Forschungsprojekte zur Geschichte<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
______________________________________ 15<br />
__________________________________ 16<br />
INSTITUT MAINZ __________________________________________________ 18<br />
VERANSTALTUNGEN<br />
______________________________________________ 21<br />
<strong>Sparkassen</strong>historisches Symposium<br />
„Die <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> und das<br />
Wertpapiergeschäft“<br />
Symposium des Ebusti-Förderkreises<br />
Oberfranken „Start Up – Und was dann?“<br />
EBERLE-BUTSCHKAU-STIFTUNG ________________________________ 26<br />
Reintegration von Stu<strong>die</strong>renden fördern<br />
PUBLIKATIONEN ____________________________________________________ 27
4 DAS AKTUELLE INTERVIEW<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 54<br />
Das aktuelle Interview:<br />
Steuerung operationeller Risiken<br />
Die Geschäftstätigkeit von Unternehmen<br />
ist seit jeher mit operationellen<br />
Risiken verbunden. Insofern handelt<br />
es sich nicht um neue Risiken. In der<br />
Kreditwirtschaft bekommt das Management<br />
operationeller Risiken durch<br />
Basel II jedoch neues Gewicht.<br />
Die Sparkasse Bremen hat sich<br />
bereits intensiv mit den Möglichkeiten<br />
zur Identifikation und Steuerung<br />
operationeller Risiken hinsichtlich der<br />
neuen regulatorischen Vorgaben<br />
beschäftigt. Die Redaktion des Mitgliedermagazins<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
„<strong>Wissenschaft</strong><br />
für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> - Mitteilungen“ hat<br />
den stellvertretenden Vorsitzenden,<br />
Dr. Herbert Wieneke, zu den bisherigen<br />
Erfahrungen befragt.<br />
Frage:<br />
Warum hat sich Ihre Sparkasse bereits<br />
zu einem sehr frühen Zeitpunkt mit<br />
der Identifikation und Steuerung operationeller<br />
Risiken beschäftigt?<br />
Dafür gibt es sehr unterschiedliche<br />
Gründe. Von besonderer Bedeutung ist<br />
in <strong>die</strong>sem Zusammenhang, dass sämtliche<br />
Erfolgsfaktoren einer Sparkasse<br />
operationelle Risiken beinhalten. Dies<br />
trifft z. B. auf den Mitarbeitereinsatz<br />
ebenso wie auf Investitionen und den<br />
Betrieb im technisch-organisatorischen<br />
Bereich zu. Schwachstellen in beiden<br />
Bereichen können den Erfolg einer<br />
Sparkasse nachhaltig beeinflussen – bis<br />
hin zur Existenzgefährdung.<br />
Aktuell kommt <strong>die</strong> Verabschiedung<br />
des Gesetzes zur Kontrolle der Transparenz<br />
im Unternehmensbereich (Kon-<br />
TraG) hinzu. Danach müssen auch Kreditinstitute<br />
im Lagebericht explizit zu<br />
allen Risiken Stellung beziehen. Zu <strong>die</strong>sem<br />
Zweck führen wir bei uns eine<br />
umfassende Risikoinventur durch und<br />
gehen dabei neben den mit bestehenden<br />
Methoden messbaren Risikoarten<br />
(z. B. Marktpreis- und Adressenausfallrisiken)<br />
explizit auch auf <strong>die</strong> operationellen<br />
Risiken ein.<br />
Selbstverständlich war auch für<br />
uns <strong>die</strong> einheitliche und systematische<br />
Betrachtung operationeller Risiken<br />
zunächst Neuland. Andererseits lag<br />
hierin aber auch <strong>die</strong> besondere Herausforderung<br />
für unser Haus, insbesondere<br />
für unsere Risikocontroller,<br />
sich intensiv mit <strong>die</strong>sem Risikobereich<br />
auseinander zu setzen. Folgerichtig<br />
war es naheliegend, dass wir <strong>die</strong><br />
Chance nutzten, uns als Pilotsparkasse<br />
im Forschungsprojekt „Operationelle<br />
Risiken – Handlungsfelder für <strong>Sparkassen</strong>“<br />
der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
einzubringen. So können wir in hervorragender<br />
Weise Theorie und <strong>Praxis</strong><br />
miteinander verbinden.<br />
Frage:<br />
Welche Bedeutung messen Sie der<br />
Identifikation und Steuerung operationeller<br />
Risiken für Ihr Institut im<br />
Rahmen der gesamten Risikosteuerung<br />
bei?<br />
Natürlich verkörpern <strong>die</strong> Adressenausfallrisiken<br />
weiterhin <strong>die</strong> wichtigste<br />
Risikokategorie. Allerdings nimmt<br />
auch der Anteil an Kreditausfällen<br />
kontinuierlich zu, der auf operationelle<br />
Risiken (z. B. Betrug) zurückzuführen<br />
ist. Bei solchen und anderen operationellen<br />
Risiken (z. B. technisch-organisatorischen<br />
Risiken) geht es oft um<br />
Ereignisse, <strong>die</strong> eher selten auftreten,<br />
vom Volumen her aber durchaus<br />
nachhaltig <strong>die</strong> Erfolgssituation beeinträchtigen<br />
und im Extremfall eben<br />
auch durchaus existenzgefährdend<br />
sein können.<br />
Es wird daher zunehmend wichtiger,<br />
<strong>die</strong> für <strong>die</strong> Kernprozesse einer Sparkasse<br />
betriebsnotwendigen Schutzwirkungen<br />
zu identifizieren, den Schutzbedarf<br />
zu ermitteln. Schlussendlich muss<br />
Dr. Herbert Wieneke, stv. Vorsitzender<br />
des Vorstandes Die Sparkasse Bremen<br />
<strong>die</strong> Sparkasse über hinreichende Handlungsoptionen<br />
verfügen, um eventuell<br />
nicht akzeptablen Abweichungen von<br />
Risikotoleranzen rechtzeitig paroli bieten<br />
zu können.<br />
Frage:<br />
Stellt <strong>die</strong> Regelung der operationellen<br />
Risiken nach Basel II eher einen<br />
betriebswirtschaftlichen Nutzen oder<br />
eine regulatorische Belastung für Ihr<br />
Haus dar?<br />
Ebenso wie alle übrigen Risikoregeln<br />
führen zunächst auch <strong>die</strong> operationellen<br />
Risikoregeln zu immensen Belastungen.<br />
Viele Baseler Regelungen wurden<br />
mit dem Fokus auf große Banken<br />
entwickelt, sind aber von allen Häusern<br />
unabhängig von ihrer Größe zu beachten.<br />
Ein weiterer Schritt in <strong>die</strong> richtige<br />
Richtung wurde mit dem neuesten<br />
Entwurf der „Sound Practices for the<br />
Management and Supervision of Operational<br />
Risk“ realisiert. Danach wird<br />
eine Identifikation und Risikobewertung<br />
nicht mehr für alle Produkte,<br />
Aktivitäten usw. gefordert, sondern beides<br />
auf <strong>die</strong> wesentlichen Bestandteile<br />
beschränkt.<br />
Unabhängig von den Belastungen<br />
führt <strong>die</strong> Steuerung operationeller
Mitteilungen 54<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
DAS AKTUELLE INTERVIEW 5<br />
Risiken natürlich zu einem betriebswirtschaftlichen<br />
Nutzen, wenn dadurch<br />
– wie bereits erörtert – z. B.<br />
immense Aufwände, <strong>die</strong> aus sonst<br />
schlagend werdenden Risiken entstehen<br />
könnten, vermieden werden.<br />
Darüber hinaus ist von Vorteil, dass sich<br />
aufgrund der gleichgerichteten aufsichtsrechtlichen<br />
Anforderungen <strong>die</strong><br />
Zahl der kompetenten Gesprächs- und<br />
Kooperationspartner zunehmend ausweitet.<br />
Dies betrifft gleichermaßen<br />
Konzeptions- wie Umsetzungsthemen.<br />
Frage:<br />
Welche Maßnahmen haben Sie in<br />
Ihrem Hause zur Steuerung operationeller<br />
Risiken ergriffen?<br />
Zunächst galt es, rationelles und<br />
emotionales Verständnis für das<br />
Thema einzuwerben. Die betroffenen<br />
Einheiten mussten zu Beteiligten<br />
gemacht, von den Vorteilen des operationellen<br />
Risikocontrolling überzeugt<br />
werden. Zu <strong>die</strong>sem Zweck führten <strong>die</strong><br />
Mitarbeiter des Risikocontrolling vor<br />
allem zielgerichtete Einzelgespräche<br />
mit den jeweils verantwortlichen Abteilungsleitern.<br />
Ergänzend brachten<br />
sich in solche Gespräche auch <strong>die</strong> Bearbeiter<br />
des Forschungsprojektes „Operationelle<br />
Risiken – Handlungsfelder für<br />
<strong>Sparkassen</strong>“ ein.<br />
Mit jeder erneuten Risikoinventur<br />
verbessert sich das Risikobewusstsein<br />
nachhaltig. Jede Risikoinventur bietet<br />
erneut <strong>die</strong> Gelegenheit, bereits bestehende<br />
Schutzmaßnahmen kritisch zu<br />
hinterfragen, neue Ideen für weitergehende<br />
Handlungsoptionen zu entwickeln.<br />
Im Rahmen solcher Gespräche<br />
ergaben sich durch <strong>die</strong> Verknüpfung<br />
des theoretischen Gedankengutes mit<br />
den praktischen Erfahrungen unserer<br />
Abteilungsleiter regelmäßig fruchtbare<br />
Erkenntnisse, <strong>die</strong> u. a. Grundlage für <strong>die</strong><br />
Initiierung von Prozessverbesserungen<br />
und Risikotransfers auf externe Versicherer<br />
sind.<br />
Frage:<br />
Wo sehen Sie <strong>die</strong> größten Herausforderungen<br />
bei der Identifikation und<br />
Steuerung operationeller Risiken?<br />
Grundvoraussetzung für den Umsetzungserfolg<br />
ist, mit dem Thema<br />
operationelle Risiken Akzeptanz im<br />
Management zu finden. Schließlich<br />
müssen alle Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter im Betrieb von der Steuerungsnotwendigkeit<br />
operationeller<br />
Risiken überzeugt sein. – Ähnlich wie<br />
beim Verkauf von Versicherungsleistungen<br />
ist <strong>die</strong> jeweils betroffene Abteilung<br />
nicht sofort damit zu begeistern,<br />
sich mit unangenehmen, sich mit<br />
möglichen Risikoinstrumenten auseinander<br />
zu setzen. Der Schutz vor<br />
Risiken wird nur dann als Nutzenstiftung<br />
wahrgenommen, wenn das<br />
Risiko erkannt und bewertbar wird.<br />
Oft ist es in <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />
schwierig, operationelle Risiken<br />
von anderen Risikoarten zu separieren.<br />
Oft stehen auch Intentionen, das<br />
operationelle Risiko zu verringern, in<br />
Konkurrenz zu anderen Zielsetzungen.<br />
Eine Zielkonkurrenz kann es z. B. im<br />
Abgleich mit angestrebten Prozessvereinfachungen<br />
und auch im Zusammenhang<br />
mit dem Abbau von Kontrollen<br />
geben. Solche Zielkonflikte lassen<br />
sich nur lösen, wenn <strong>die</strong> unterschiedlichen<br />
Stoßrichtungen transparent<br />
gemacht werden und <strong>die</strong> möglichen<br />
wirtschaftlichen Auswirkungen<br />
gegenübergestellt werden. Aufgrund<br />
der geringen Fallzahl in einem einzelnen<br />
Kreditinstitut kann <strong>die</strong>s statistisch<br />
signifikant nur über gepoolte Daten<br />
funktionieren. Die Festlegung und<br />
Vali<strong>die</strong>rung dafür geeigneter Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />
bedarf<br />
noch eingehender Untersuchungen.<br />
Frage:<br />
Welchen Einfluss nimmt das Thema<br />
operationelle Risiken auf <strong>die</strong> Gestaltung<br />
von Arbeitsprozessen?<br />
Wie bereits eben ausgeführt, kann<br />
es Konkurrenzsituationen geben. Darüber<br />
hinaus beeinflusst zum Beispiel <strong>die</strong><br />
Protokollnotwendigkeit bisher „optimale“<br />
Prozesse. Neben manuellen<br />
Protokolleingriffen nimmt der Einsatz<br />
entsprechend technisch ausgereifter<br />
Softwareprodukte, <strong>die</strong> von namhaften<br />
Anbietern bezogen werden können, zu.<br />
Dies führt gleichzeitig zu einem<br />
Fehlerrückgang infolge menschlichen<br />
Versagens – nachteilig ist <strong>die</strong> größere<br />
Technik- und Lieferantenabhängigkeit.<br />
Bei der Sparkasse Bremen tragen<br />
wir der skizzierten Situation durch Notfallkonzepte<br />
und eine sorgfältige Vertragsgestaltung<br />
mit Kontrollrechten<br />
bei Kooperations- und Outsourcing-<br />
Partnern Rechnung. Als bisheriger<br />
Eigenanwender denken wir bei uns insbesondere<br />
bezogen auf den IT-Bereich<br />
über eine Neuausrichtung, d. h. eine<br />
Migration auf ein Rechenzentrum<br />
nach. In <strong>die</strong>sem Zusammenhang sollten<br />
durch gemeinsame Softwareentwicklung<br />
und -wartung auch <strong>die</strong><br />
Kosten für den Schutz vor operationellen<br />
Risiken reduziert werden können.<br />
Frage:<br />
Wie ist es Ihnen gelungen, <strong>die</strong> Mitarbeiter<br />
von der Notwendigkeit der<br />
Identifikation operationeller Risiken<br />
zu überzeugen?<br />
Ohne Zweifel ist es einfacher, <strong>die</strong> Mitarbeiter<br />
vom möglichen Eintritt anderer<br />
Risiken schneller zu überzeugen als vom<br />
möglichen Eintritt operationeller Risiken.<br />
Während der Mitarbeiter bezogen<br />
auf andere Risikokategorien in der Regel<br />
selbst über Erfahrungs-/Beobachtungswerte<br />
verfügt und damit für ihn absehbar<br />
ist, was passieren könnte, ist für ihn
6 DAS AKTUELLE INTERVIEW<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 54<br />
Hauptstelle Die Sparkasse Bremen<br />
oft nicht vorstellbar, mit welchen operationellen<br />
Risiken er konfrontiert werden<br />
könnte. So fällt z. B. ein Kredit mit einer<br />
gewissen Wahrscheinlichkeit aus. Trotz<br />
Vergabe einer automatisch ermittelten<br />
Rating-Note wird <strong>die</strong> Einschätzung für<br />
den Einzelfall aber schwierig sein; dennoch<br />
wird sich <strong>die</strong> Wahrscheinlichkeit<br />
aufgrund der hohen Kreditgeschäftsfallzahlen<br />
aber mit statistisch sehr hoher<br />
Wahrscheinlichkeit so verhalten, wie es<br />
der Mitarbeiter erwartet.<br />
Ganz anders ist <strong>die</strong> Ausgangslage<br />
bei den operationellen Risiken. Oft geht<br />
es hier auch um Fallgestaltungen, <strong>die</strong><br />
eher als „völlig abwegig“ oder „könnte<br />
schon mal passieren“ einzustufen sind.<br />
Dies setzt eine Bewusstseinsveränderung,<br />
eine Sensibilisierung dahingehend<br />
voraus, sich auch mit Ausnahmesituationen<br />
und entsprechenden Eintrittsfolgen<br />
wirtschaftlicher Auswirkungen auseinander<br />
zu setzen. Mit möglichen Substanz-<br />
und Ertragsauswirkungen kann<br />
schlussendlich auch der zunächst noch<br />
zögerliche Mitarbeiter von der Notwendigkeit<br />
der Identifikation operationeller<br />
Risiken überzeugt werden.<br />
Dabei erkennt der Mitarbeiter dann<br />
sehr schnell, dass auch operationelle<br />
Risiken nur bei einigermaßen realistischer<br />
Einschätzung richtig gesteuert<br />
werden können. Begleitet wird <strong>die</strong>ser<br />
Veränderungsprozess z. B. durch adäquate<br />
Weiterbildungs-/Trainingsmaßnahmen,<br />
Controlling-Aktivitäten und<br />
auch durch den Abschluss entsprechender<br />
Versicherungen – letzteres selbstverständlich<br />
nur dann, wenn Prämie<br />
und Risiko in einem vernünftigen Verhältnis<br />
zueinander stehen.<br />
Frage:<br />
Wo sehen Sie <strong>die</strong> Grenzen hausinterner<br />
Maßnahmen zur Identifikation<br />
und Steuerung operationeller Risiken?<br />
Im Fokus des unternehmerischen<br />
Denkens und Handelns steht natürlich<br />
weiterhin mit Vorrang das banktypische<br />
Kerngeschäft. Komplementär dazu<br />
muss bei allen Effizienz- und Effektivitätsansprüchen<br />
im Haus eine Atmosphäre<br />
sichergestellt werden, <strong>die</strong> den<br />
Umgang und das Aufdecken von Fehlern<br />
zulässt. Denn – wie gerade vorher<br />
erwähnt – können nur identifizierte<br />
Risiken gemessen und gesteuert werden.<br />
Ein Umfeld, in dem jemand aus<br />
Angst vor Gesichtsverlust oder gar<br />
Repressionen versucht, Probleme zu<br />
vertuschen, darf es nicht geben.<br />
Ansonsten können unter Umständen<br />
gigantische operationelle Risiken – und<br />
ich wiederhole – existenzielle Schäden<br />
entstehen.<br />
Frage:<br />
Erleichtert oder erschwert das Thema<br />
operationelle Risiken das Kostenmanagement?<br />
Grundsätzlich sollte das Thema<br />
operationelle Risiken das Kostenmana-
Mitteilungen 54<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
DAS AKTUELLE INTERVIEW 7<br />
gement einer Sparkasse erleichtern.<br />
Voraussetzung dafür ist, dass <strong>die</strong> für <strong>die</strong><br />
Risikoquantifizierung und <strong>die</strong> Risikoeintrittswahrscheinlichkeit<br />
notwendigen<br />
Daten in der erforderlichen Qualität<br />
bereitgestellt werden können. Wir<br />
gehen davon aus, dass <strong>die</strong> Ermittlung<br />
der kalkulatorisch anzusetzenden<br />
Kosten von Jahr zu Jahr besser wird, so<br />
dass künftig auch <strong>die</strong> aus operationellen<br />
Risiken erwarteten Verluste auf<br />
grundsolider Basis Eingang in <strong>die</strong><br />
Gesamtbanksteuerung finden können.<br />
Nicht zu vergessen sind an <strong>die</strong>ser<br />
Stelle <strong>die</strong> Baseler Eigenkapitalanforderungen.<br />
Unser Haus beabsichtigt einen<br />
fortgeschrittenen Baseler Ansatz<br />
umzusetzen. Im Idealfall lässt sich dann<br />
<strong>die</strong> Wirkung einer Schutzmaßnahme<br />
über eine Verringerung der Eigenkapitalbelastung<br />
quantifizieren. Sobald<br />
<strong>die</strong>s umgesetzt ist, kann unter Berücksichtigung<br />
des Verzinsungsanspruches<br />
an das ökonomische Eigenkapital ein<br />
ganzheitlicher Ansatz zur wertorientierten<br />
Steuerung (RORAC) realisiert<br />
werden.<br />
In <strong>die</strong>sem Zusammenhang ist es<br />
wichtig, <strong>die</strong> Auswirkungen operationeller<br />
Risiken statistisch fun<strong>die</strong>rt quantifizieren<br />
zu können, um den Break Even<br />
von Maßnahmen bestimmen zu können.<br />
Unter <strong>die</strong>ser Zielsetzung arron<strong>die</strong>ren<br />
wir gegenwärtig das hauseigene<br />
Spezial-Know-how, erhoffen uns aber<br />
auch Impulse von anderen <strong>Sparkassen</strong><br />
und den Verbandseinrichtungen.<br />
Frage:<br />
Welche Hilfestellung erwarten Sie von<br />
der Ebene der Verbände?<br />
Bei der Umsetzung der Basel II-Anforderungen<br />
gibt es eine Vielzahl von<br />
Aufgaben, <strong>die</strong> von allen <strong>Sparkassen</strong><br />
gleichermaßen zu leisten sind. Das<br />
beginnt mit dem präzisen Klären der<br />
Anforderungen, geht weiter mit der<br />
sauberen Abgrenzung der Begriffsdefinitionen<br />
und umfasst schließlich <strong>die</strong><br />
Auswahl des optimalen Baseler Verfahrens.<br />
Wir könnten uns auch vorstellen,<br />
dass verbandsseitig Musterkonzepte<br />
für gewisse Institutsgrößenklassen<br />
erarbeitet werden. Auch <strong>die</strong> Softwareauswahl,<br />
<strong>die</strong> Festlegung von Modellen<br />
und <strong>die</strong> Bereitstellung von Datenpools<br />
könnte verbandsseitig moderiert und/<br />
oder koordiniert werden. Über <strong>die</strong>sen<br />
Weg könnten Parallelentwicklungen in<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> vermieden<br />
und genügend hohe Fallzahlen<br />
generiert werden.<br />
Frage:<br />
Wenn Sie heute noch einmal entscheiden<br />
müssten – Würden Sie in Ihrem<br />
Hause das Thema operationelle Risiken<br />
genauso oder anders angehen?<br />
Abgesehen von kleineren Teilschritten,<br />
ja! Bei einem solch komplexen<br />
Thema, das übrigens auch in anderen<br />
Branchen bisher nur für Teilaspekte<br />
befriedigend gelöst ist, würden wir bei<br />
selbstkritischer Betrachtung ohne<br />
Zweifel das eine oder andere Detail<br />
aufgrund der gemachten Erfahrungswerte<br />
marginal anders angehen. Insgesamt<br />
bin ich aber der Auffassung, dass<br />
wir, also unser Risikocontrolling das<br />
Thema operationelle Risiken unter<br />
Berücksichtigung der gegebenen realistischen<br />
und wirtschaftlichen Möglichkeiten<br />
bisher optimal aufgearbeitet<br />
und umgesetzt hat.<br />
Vielen Dank für das Interview!
8 WISSENSCHAFT VOR ORT<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 54<br />
Unternehmensnachfolge aktiv gestalten<br />
Stiftung der Sparkasse Bielefeld finanziert Professur für Unternehmensnachfolge<br />
Prof. Dr. Wolfgang Krüger übernahm im August 2001 den Stiftungslehrstuhl für Unternehmensnachfolge<br />
an der Fachhochschule des Mittelstands in Bielefeld<br />
Seit 2001 stellt <strong>die</strong> Stiftung der Sparkasse<br />
Bielefeld im Rahmen einer<br />
Gemeinschaftsförderung mit dem<br />
Westfälisch-Lippischen <strong>Sparkassen</strong>und<br />
Giroverband und dem Stifterverband<br />
für <strong>die</strong> Deutsche <strong>Wissenschaft</strong><br />
Mittel zur Finanzierung einer Stiftungsprofessur<br />
an der privaten Fachhochschule<br />
des Mittelstands in Bielefeld<br />
zur Verfügung. Schwerpunkt der<br />
Professur ist der Themenbereich<br />
„Unternehmensnachfolge unter besonderer<br />
Berücksichtigung der Organisations-<br />
und Personalentwicklung“.<br />
Hintergrund der Entscheidung der<br />
Stiftung, sich gerade in <strong>die</strong>sem<br />
Bereich zu engagieren, ist <strong>die</strong> Situation<br />
in vielen heimischen Unternehmen.<br />
In den nächsten 5 bis 10 Jahren<br />
stellt sich in rund 700.000 deutschen<br />
Betrieben <strong>die</strong> Frage der Nachfolge.<br />
Betroffen sind hiervon vor allem<br />
kleine und mittelständische Unternehmen,<br />
<strong>die</strong> in Ostwestfalen-Lippe<br />
das Rückgrat der heimischen Wirtschaft<br />
darstellen. Oftmals steht mit<br />
der Nachfolgefrage auch <strong>die</strong> Existenz<br />
von Firmen auf dem Spiel. Daher hat<br />
<strong>die</strong> Stiftung der Sparkasse Bielefeld<br />
ein großes Interesse an <strong>die</strong>sem<br />
Thema.<br />
Mit der neuen privaten Fachhochschule<br />
des Mittelstands (FHM) hat<br />
<strong>die</strong> Stiftung in Bielefeld einen hervorragenden<br />
Partner für <strong>die</strong> Aufarbeitung<br />
<strong>die</strong>ses wichtigen Themenfeldes<br />
gefunden. Das akademische Angebot<br />
der FHM, <strong>die</strong> im Oktober 2000 ihren<br />
Lehrbetrieb aufnahm, ist vorrangig<br />
auf den Mittelstand zugeschnitten.<br />
Sie will den mittelständischen Unternehmen<br />
helfen, ihren Bestand an<br />
Führungskräften zu sichern und zu<br />
erweitern. Darüber hinaus soll <strong>die</strong><br />
Kooperation und Kommunikation<br />
zwischen <strong>Wissenschaft</strong> und Mittelstand<br />
gefördert werden. Die Probleme<br />
des Mittelstandes sollen wissenschaftlich<br />
bearbeitet und mit praktikablen<br />
Lösungsansätzen in <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
zurückgeführt werden. Für den<br />
neuen Stiftungslehrstuhl konnte <strong>die</strong><br />
FHM Herrn Prof. Dr. Wolfgang Krüger<br />
gewinnen, einen ausgewiesenen<br />
Fachmann auf dem Gebiet der Unternehmensnachfolge.<br />
Seit er im August<br />
2001 seine Aufgaben an der FHM<br />
übernahm, hat er ein umfassendes<br />
Projekt zur Begleitung familiärer<br />
Unternehmensnachfolgen ins Leben<br />
gerufen. Ziel <strong>die</strong>ses Projektes ist <strong>die</strong><br />
Entwicklung und ständige Verfeinerung<br />
eines Coaching-Instrumentariums,<br />
mit dessen Hilfe der Nachfolgeprozess<br />
in Familienbetrieben zielgerichtet<br />
unterstützt werden kann.<br />
Bei <strong>die</strong>sem Projekt wird er von<br />
der Sparkasse Bielefeld unterstützt,<br />
deren Firmenkundenbetreuer Unternehmen<br />
aus dem eigenen Kundenkreis<br />
ermitteln, <strong>die</strong> aufgrund ihrer<br />
Situation ein Interesse an einer<br />
Unterstützung bei der Lösung ihrer<br />
eigenen Nachfolgeproblematik haben.<br />
Dabei geht es Professor Krüger<br />
zunächst darum, in intensiven Gesprächen<br />
mit den Unternehmen<br />
einen zielgerichteten Planungsprozess<br />
für <strong>die</strong> Unternehmensübergabe<br />
an <strong>die</strong> Nachfolger anzuregen<br />
und bei den Betroffenen eine Selbstreflexion<br />
über <strong>die</strong> eigene Situation<br />
auszulösen.<br />
Hierbei spielen viele komplexe<br />
Faktoren eine Rolle. So muss beispielsweise<br />
geklärt werden, wie <strong>die</strong><br />
Lebensplanung des Unternehmers<br />
selbst aussieht. Gibt es potenzielle<br />
Probleme im familiären Umfeld des<br />
Nachfolgers, <strong>die</strong> Einfluss auf den<br />
Übergabeprozess haben können? Ist<br />
der Nachfolger psychologisch für <strong>die</strong><br />
Rolle eines zukünftigen Unternehmers<br />
geeignet? Wie ist <strong>die</strong> wirtschaftliche<br />
Situation des Unternehmens?<br />
Welche erbschaft- und steuerrechtlichen<br />
Aspekte sind zu berück-
Mitteilungen 54<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
WISSENSCHAFT VOR ORT 9<br />
sichtigen? Wie wirkt sich ein Wechsel<br />
hin zu einem Nachfolger auf <strong>die</strong><br />
Motivation und Leistungsbereitschaft<br />
der Mitarbeiter aus? Dabei<br />
setzt Professor Krüger seinen<br />
Schwerpunkt eindeutig bei den psychologischen<br />
Aspekten der Unternehmensnachfolge,<br />
weil <strong>die</strong>se nach<br />
Expertenmeinung bis zu 80 Prozent<br />
des eigentlichen Problems ausmachen.<br />
Ziel des Coaching-Prozesses<br />
ist es, gemeinsam mit den Unternehmen<br />
Handlungsbedarfe zu erkennen<br />
und einen konkreten Aktionsplan<br />
für eine geregelte Firmenübergabe<br />
zu entwickeln. Parallel zu <strong>die</strong>sem<br />
praxisnahen Projekt führt Professor<br />
Krüger Expertenbefragungen über<br />
den aktuellen Forschungsstand<br />
zum Thema Unternehmensnachfolge<br />
durch.<br />
Die Stiftung der Sparkasse Bielefeld<br />
unterstützt <strong>die</strong> FHM über <strong>die</strong><br />
Finanzierung der Stiftungsprofessur<br />
hinaus auch durch <strong>die</strong> Vergabe von<br />
Stipen<strong>die</strong>n an der Fachhochschule.<br />
Jungen Menschen soll unabhängig<br />
von ihrer familiären, persönlichen<br />
und wirtschaftlichen Situation ein<br />
wissenschaftliches Studium an der<br />
FHM ermöglicht und damit gleichzeitig<br />
<strong>die</strong> Ausbildung von Nachwuchsführungskräften<br />
für <strong>die</strong> heimische<br />
Wirtschaft unterstützt werden.<br />
Im Jahr 2002 werden an<br />
sechs Stu<strong>die</strong>rende der Fachbereiche<br />
Betriebswirtschaftslehre und Me<strong>die</strong>nwirtschaft<br />
Stipen<strong>die</strong>n vergeben.<br />
Diese beinhalten <strong>die</strong> Finanzierung<br />
der Stu<strong>die</strong>ngebühren und sind auf<br />
drei Jahre ausgerichtet. Die Stipendiaten<br />
werden darüber hinaus mit<br />
stu<strong>die</strong>nbegleitenden Maßnahmen<br />
im Rahmen eines praxisnahen Betreuungsprogramms<br />
unterstützt.<br />
Die Stiftung der Sparkasse Bielefeld<br />
dokumentiert mit der Unterstützung<br />
der Fachhochschule des Mittelstands<br />
ihr Engagement für den Standort<br />
Bielefeld und unterstreicht<br />
damit <strong>die</strong> traditionelle Verbundenheit<br />
der <strong>Sparkassen</strong>organisation zur<br />
regionalen mittelständischen Wirtschaft.<br />
Sparkasse Bielefeld<br />
Diplomarbeitspreis der Sparkasse Kiel<br />
Im Rahmen der Mitgliederversammlung<br />
der Gesellschaft für Betriebswirtschaft<br />
zu Kiel e.V. wurde im April 2002 in<br />
einer kleinen Feierstunde an Christian<br />
Liesegang der Diplomarbeitspreis der<br />
Sparkasse Kiel für das Gebiet „Finanz<strong>die</strong>nstleistungen“<br />
verliehen. Ausgezeichnet<br />
wurde seine Diplomarbeit<br />
„Kundenbindung bei e-Commerce-<br />
Unternehmen am Beispiel von<br />
jaxx.de“. Die Auszeichnung ist mit<br />
1.000 Euro dotiert und wurde nunmehr<br />
bereits zum 13. Mal vergeben.<br />
Auf Initiative von <strong>Wissenschaft</strong>lern<br />
und Unternehmen wurde 1983 <strong>die</strong><br />
Gesellschaft für Betriebswirtschaft zu<br />
Kiel e. V. gegründet, zu deren Mitgliedern<br />
auch <strong>die</strong> Sparkasse Kiel zählt.<br />
Zweck der Gesellschaft ist der Gedankenaustausch<br />
zwischen <strong>Wissenschaft</strong><br />
und <strong>Praxis</strong> sowie <strong>die</strong> Förderung der<br />
Betriebswirtschaftslehre. Verwirklicht<br />
wird <strong>die</strong>ser Satzungszweck insbesondere<br />
durch Unterstützung der Ausbildung<br />
und Forschung im Bereich<br />
Betriebswirtschaftslehre an der<br />
Christian-Albrechts-Universität zu<br />
Kiel. Dieser Zielsetzung <strong>die</strong>nt auch <strong>die</strong><br />
Stiftung des Preises für herausragende<br />
Diplomarbeiten auf dem Gebiet<br />
der Betriebswirtschaft durch <strong>die</strong><br />
Sparkasse Kiel, <strong>die</strong> damit einmal mehr<br />
ihr Bestreben unterstreicht, <strong>die</strong><br />
Zusammenarbeit zwischen <strong>Wissenschaft</strong><br />
und <strong>Praxis</strong> zu intensivieren.<br />
Sparkasse Kiel
10 WISSENSCHAFT VOR ORT<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 54<br />
1822-Universitätspreis für exzellente Lehre<br />
erstmalig vergeben<br />
Preisträger des im vergangenen Jahr<br />
erstmals ausgeschriebenen 1822-Universitätspreises<br />
für exzellente Lehre<br />
ist Harald Bathelt, Professor für Wirtschafts-<br />
und Sozialgeographie an der<br />
Universität Frankfurt. Am 4. März<br />
2002 überreichten Frankfurts Oberbürgermeisterin<br />
Petra Roth und der<br />
Vorstandsvorsitzende der 1822-Stiftung,<br />
Klaus Wächter, im Rahmen einer<br />
Feierstunde in der Universität <strong>die</strong> mit<br />
15.000 Euro dotierte Auszeichnung.<br />
Durch eine Vereinbarung zwischen<br />
der 1822-Stiftung und der Goethe-Universität<br />
Frankfurt am Main wurde im<br />
vergangenen Jahr der Universitätspreis<br />
für exzellente Lehre ins Leben gerufen.<br />
Die 1822-Stiftung wurde 1997 anlässlich<br />
des 175-jährigen Bestehens der Frankfurter<br />
Sparkasse gegründet. Neben der<br />
Förderung von Kunst und Kultur hat<br />
sich <strong>die</strong> Stiftung, <strong>die</strong> inzwischen mit<br />
einem Stiftungskapital von 10 Millionen<br />
Euro ausgestattet ist, auch zur Aufgabe<br />
gemacht, Bildung, Forschung und<br />
<strong>Wissenschaft</strong> nachhaltig zu fördern.<br />
Der 1822-Universitätspreis soll ein<br />
Baustein für <strong>die</strong> weitere attraktive<br />
Entwicklung der Frankfurter Universität<br />
sein. Er steht in der Tradition bürgerlichen<br />
Engagements in Frankfurt,<br />
das sich nicht zuletzt in der Gründung<br />
der Universität manifestiert, <strong>die</strong> auf private<br />
Initiatoren, Spender und Stifter<br />
zurückgeht.<br />
Mit dem 1822-Universitätspreis<br />
werden Hochschullehrer an der Universität<br />
Frankfurt ausgezeichnet, <strong>die</strong><br />
sich in besonderer Weise um <strong>die</strong><br />
grundständige Ausbildung der Stu<strong>die</strong>renden<br />
bemühen. Wie <strong>die</strong> demografische<br />
Entwicklung und <strong>die</strong> aktuellen<br />
bildungspolitischen Diskussionen zeigen,<br />
werden in Zukunft verstärkt gut<br />
ausgebildete Akademiker im Bereich<br />
<strong>Wissenschaft</strong> und Forschung, aber<br />
auch in allen übrigen Berufsgruppen<br />
Übergabe des ersten 1822-Universitätspreises für exzellente Lehre an der Universität Frankfurt:<br />
(v.l.) Prof. Dr. Rudolf Steinberg, Präsident der Universität Frankfurt, Oberbürgermeisterin<br />
Petra Roth, Preisträger Prof. Dr. Harald Bathelt und Klaus Wächter, Vorstandssprecher der<br />
Frankfurter Sparkasse und Vorstandsvorsitzender der 1822-Stiftung.<br />
benötigt. Daher gilt es, neben dem<br />
Schulsystem auch intensiver das Lehrangebot<br />
an den Universitäten fortzuentwickeln<br />
und zu fördern. Nach<br />
Aussage von Klaus Wächter soll der<br />
1822-Universitätspreis <strong>die</strong> Motivation<br />
unterstützen, gerade auch in der Lehre<br />
neue Wege zu gehen. Zugleich soll der<br />
Preis nach außen hin auf <strong>die</strong> hohe<br />
Qualität der Lehre an der Universität<br />
Frankfurt hinweisen, um auch in<br />
Zukunft leistungsstarke und hoch<br />
motivierte Stu<strong>die</strong>rende an <strong>die</strong>se Hochschule<br />
und in <strong>die</strong> Region zu holen.<br />
Das Vorschlagsrecht für Preisträger<br />
liegt bei den Fachschaften. Dies<br />
ermöglicht einen direkten Blick auf <strong>die</strong><br />
Einschätzung der Lehre durch <strong>die</strong><br />
Stu<strong>die</strong>renden. Bei der Entscheidung<br />
über <strong>die</strong> Vergabe des Preises legt <strong>die</strong><br />
siebenköpfige Jury, der Vertreter der<br />
Hochschullehrer, der Studenten und<br />
der 1822-Stiftung angehören, besonderen<br />
Wert darauf, eine Persönlichkeit<br />
auszuzeichnen, <strong>die</strong> nicht nur über herausragende<br />
didaktische Fähigkeiten<br />
verfügt, um grundlegendes Fachwissen<br />
anschaulich vermitteln zu können,<br />
sondern <strong>die</strong> sich darüber hinaus<br />
besonders für <strong>die</strong> Lehre engagiert und<br />
für <strong>die</strong> Verbesserung der Stu<strong>die</strong>nbedingungen<br />
einsetzt. Trotz seiner<br />
intensiven wissenschaftlichen Arbeit,<br />
<strong>die</strong> sich in der Fülle seiner Veröffentlichungen<br />
widerspiegelt, sei Professor<br />
Harald Bathelt, wie es in der Begründung<br />
für seine Nominierung heißt,<br />
immer für <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden am Institut<br />
erreichbar und stehe ihnen mit Rat<br />
und Tat unterstützend zur Seite – ein<br />
ausgezeichnetes Beispiel, dass gute<br />
Lehre und ein hohes wissenschaftliches<br />
Niveau sich nicht ausschließen,<br />
sondern vielmehr bedingen.<br />
Frankfurter Sparkasse
Mitteilungen 54<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
AUS DER FORSCHUNG 11<br />
Prof. Dr. Arnd Wiedemann und Kirsten-Annette Minz<br />
Operationelle Risiken – Handlungsfelder für <strong>Sparkassen</strong><br />
Ergebnisse aus einem Forschungsprojekt mit der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
Operationelle Risiken liegen in der<br />
„Gefahr von Verlusten, <strong>die</strong> infolge der<br />
Unangemessenheit oder des Versagens<br />
von internen Verfahren, Menschen<br />
und Systemen oder von externen<br />
Ereignissen eintreten“. Diese<br />
aktuelle Definition des Baseler Ausschusses<br />
für Bankenaufsicht ist ein<br />
Ergebnis der öffentlichen und wissenschaftlichen<br />
Diskussion der vergangenen<br />
Jahre, <strong>die</strong> über <strong>die</strong>se ganz<br />
spezielle Risikoart geführt wurde.<br />
Sowohl <strong>die</strong> bankbetriebliche Theorie<br />
als auch <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> haben <strong>die</strong> Bedeutung<br />
von operationellen Risiken<br />
erkannt. Die schmerzlichen Erfahrungen<br />
der Kreditwirtschaft mit <strong>die</strong>ser<br />
Risikoart dokumentieren empirische<br />
Stu<strong>die</strong>n.<br />
Der Erkenntnisfortschritt zeigt sich<br />
bereits in der Begriffsdefinition. Wurden<br />
operationelle Risiken zu Beginn<br />
der Diskussion – und auch zu Beginn<br />
<strong>die</strong>ses Projektes – noch als Betriebsrisiken,<br />
betriebliche Risiken oder Abwicklungsrisiken<br />
bezeichnet, hat sich<br />
mittlerweile und nicht zuletzt durch<br />
<strong>die</strong> Bemühungen der Bankenaufsicht<br />
der Begriff operationelle Risiken eingebürgert.<br />
Neben den Marktpreisrisiken<br />
und den Adressenausfallrisiken<br />
bilden sie <strong>die</strong> dritte Kategorie im Risikomanagement<br />
von Kreditinstituten<br />
(vgl. Abbildung 1).<br />
Adressenausfallrisiko<br />
Abbildung 1:<br />
Risikotriade<br />
Marktpreisrisiko<br />
Operationelles Risiko<br />
Mögliche Ursachen für operationelle<br />
Risiken können sowohl intern als<br />
auch extern begründet sein. Interne<br />
Ursachen sind vor allem in den drei<br />
Bereichen Organisation und Prozesse,<br />
dem Humanfaktor Mensch und im<br />
Bereich der (IT)-Systeme und -Technologien<br />
zu finden. Externe Ursachen<br />
stellen z.B. Katastrophen dar. Diese<br />
Vielfalt an Ursachen spiegelt sich in<br />
der aktuellen Definition operationeller<br />
Risiken wider.<br />
Politisch gewinnt das Thema<br />
„operationelle Risiken“ ebenfalls an<br />
Gewicht, da Gesetzgeber und Aufsichtsbehörden<br />
auf nationaler und<br />
internationaler Ebene <strong>die</strong>se Problematik<br />
als Aktionsfeld entdeckt haben.<br />
Hieraus leitet sich auch das Ziel <strong>die</strong>ses<br />
Projektes ab. Es sollen Lösungsvorschläge<br />
für <strong>die</strong> Erfassung und<br />
Steuerung von operationellen Risiken<br />
bei Kreditinstituten, insbesondere<br />
<strong>Sparkassen</strong>, entwickelt werden, <strong>die</strong><br />
sowohl betrieblichen als auch aufsichtsrechtlichen<br />
Belangen gerecht<br />
werden.<br />
Auslöser war nicht zuletzt auch<br />
das vom Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht<br />
im Januar 2001 herausgegebene<br />
2. Konsultationspapier, das<br />
<strong>die</strong> im ersten Konsultationspapier<br />
vom Juni 1999 angefachte Diskussion<br />
um operationelle Risiken fortsetzt und<br />
fordert, dass operationelle Risiken mit<br />
Eigenkapital unterlegt werden müssen.<br />
Darüber hinaus werden an das<br />
Management operationeller Risiken<br />
künftig auch qualitative Anforderungen<br />
geknüpft. Um <strong>die</strong>se Anforderungen<br />
erfüllen zu können, müssen kurzbis<br />
mittelfristig geeignete Methoden<br />
zur Identifikation von operationellen<br />
Risiken etabliert werden. Langfristig<br />
ist eine Quantifizierung operationeller<br />
Risiken und deren Integration in das<br />
Marktpreis- und Adressenausfallrisikomanagement<br />
anzustreben.<br />
Im Verlauf des Projektes kristallisierten<br />
sich vier Projektschwerpunkte<br />
heraus, <strong>die</strong> eng miteinander verbunden<br />
sind:<br />
Prof. Dr. Arnd Wiedemann<br />
Dipl.-Kffr. Kirsten-Annette Minz<br />
1. Risikoinventur<br />
2. Qualitative Verfahren<br />
3. Quantitative Verfahren<br />
4. Aufsichtsrechtliche Behandlung<br />
Risikoinventur<br />
Die Analyse von bereits aufgetretenen<br />
Fällen operationeller Risiken zeigt, dass<br />
es vor allem deshalb schwierig ist, eindeutige<br />
Situationen zu identifizieren,<br />
<strong>die</strong> zu operationellen Risiken führen<br />
können, weil ihre Merkmale zumeist<br />
sehr komplex sind, sie in der Regel diskontinuierlich<br />
auftreten, von internen<br />
und externen Faktoren beeinflusst werden<br />
und in ihren Folgen das gesamte<br />
Kreditinstitut betreffen können.<br />
Die Wirkung operationeller Risiken<br />
kann sich in direkten und indirekten
12 AUS DER FORSCHUNG<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 54<br />
Verlusten ausdrücken. Während direkte<br />
Verluste sich unmittelbar im Rückgang<br />
der aktuellen Ergebnisse niederschlagen,<br />
äußern sich indirekte Verluste<br />
in Form von Opportunitätskosten<br />
und stellen entgangene Gewinne dar.<br />
Darüber hinaus erscheint wie für <strong>die</strong><br />
Marktpreis- und Adressenausfallrisiken<br />
auch eine Unterscheidung in<br />
erwartete und unerwartete Verluste<br />
sinnvoll. Im Extremfall können operationelle<br />
Risiken bereits Verluste verursachen,<br />
bevor auch nur ein Kunde <strong>die</strong><br />
Bank betreten hat. All <strong>die</strong>s verdeutlicht<br />
<strong>die</strong> Schwierigkeiten bei der<br />
Abgrenzung, Identifikation und Erfassung<br />
<strong>die</strong>ser speziellen Risikoart. Ohne<br />
eine saubere Abgrenzung und Identifikation<br />
ist eine Quantifizierung operationeller<br />
Risiken und darauf aufbauend<br />
eine adäquate Eigenkapitalunterlegung<br />
jedoch nicht möglich.<br />
Als Verfahren zur Risikoanalyse<br />
sind im Projektverlauf das Konzept der<br />
Risikoinventur, Frühwarnsysteme und<br />
verschiedene qualitative Methoden<br />
erarbeitet worden. Ein besonders vielversprechender<br />
Ansatz zur Risikoanalyse<br />
und Identifikation von operationellen<br />
Risiken ist eine Risikoinventur,<br />
in der auf Basis von Prozessanalysen<br />
oder mit Scoring-Verfahren <strong>die</strong> relevanten<br />
Risiken erhoben werden. Das<br />
Projekt wurde von einer Pilotsparkasse<br />
(Die Sparkasse Bremen) begleitet, in<br />
der eine Risikoinventur auch praktisch<br />
durchgeführt wurde.<br />
Für eine Risikoinventur sind eine<br />
Vielzahl von Vorarbeiten notwendig.<br />
Dazu gehören auch <strong>die</strong> Datenbeschaffung<br />
und Datenspeicherung, <strong>die</strong> Generierung<br />
von Risikoindikatoren und <strong>die</strong><br />
Skalierung von Daten. Die Datenerhebung<br />
kann mittels Fragebögen, Ereignisanalysen<br />
oder Workshops erfolgen.<br />
Auch das betriebliche Vorschlagswesen<br />
lässt sich nutzen, um potenzielle operationelle<br />
Risiken aufzuspüren. Als besonders<br />
erfolgreiche Kombination in der<br />
Risikoinventur hat sich im Projektverlauf<br />
der Einsatz von Checklisten in Verbindung<br />
mit Experteninterviews herauskristallisiert.<br />
Unabhängig davon, welche Methode<br />
gewählt wird, sollten <strong>die</strong> in der<br />
Risikoinventur erhobenen Daten in<br />
eine Schadenfalldatenbank überführt<br />
und dokumentiert werden, um für<br />
künftige Auswertungen oder Vergleiche<br />
zur Verfügung zu stehen. Die ausführliche<br />
Datenanalyse ist durch eine<br />
geeignete Kommentierung und Interpretation<br />
der Ergebnisse zu ergänzen.<br />
Für eine abschließende Dokumentation<br />
der Ergebnisse aus einer Risikoinventur<br />
stehen als Instrumente der<br />
Risikobericht, <strong>die</strong> Risikomatrix oder<br />
das Risikoportfolio zur Verfügung.<br />
Qualitative Verfahren<br />
Neben der Risikoinventur können<br />
auch eine Vielzahl weiterer qualitativer<br />
Methoden zur Identifikation operationeller<br />
Risiken eingesetzt werden.<br />
Zu nennen sind vor allem <strong>die</strong> Methoden<br />
der Prozessrisikoanalyse, wie beispielsweise<br />
Baumanalysen, Fehlermöglichkeits-<br />
und -einflussanalysen<br />
oder <strong>die</strong> Predictive Human Error Analyse.<br />
Darüber hinaus können auch<br />
Simulationsansätze wie <strong>die</strong> Whatif-Analyse,<br />
das Ursache-/Wirkungsdiagramm<br />
oder <strong>die</strong> Hazard and Operability<br />
Study zum Aufdecken operationeller<br />
Risiken zum Einsatz kommen.<br />
Eine dritte Möglichkeit für ein<br />
möglichst frühzeitiges Erkennen von<br />
operationellen Risiken stellen Frühaufklärungssysteme<br />
dar. Diese wurden<br />
in ihrer ursprünglichen Form<br />
zunächst allgemein für <strong>die</strong> frühzeitige<br />
Ortung von Bedrohungen, Risiken und<br />
Chancen konzipiert. Erst allmählich<br />
kommen sie auch für das operationelle<br />
Risikomanagement von Kreditinstituten<br />
zum Einsatz. Der mit <strong>die</strong>ser<br />
Absicht konzipierte Operational Risk<br />
Counter (ORC) ist ein Beispiel für den<br />
Einsatz eines Frühaufklärungssystems,<br />
das nach dem Ampelprinzip<br />
funktioniert und angibt, ob sich <strong>die</strong><br />
operationellen Risiken eines Kreditinstituts<br />
in einer zuvor definierten<br />
Sicherheits-, Vorsichts- oder Gefahrenzone<br />
befinden. Das Grundprinzip des<br />
Operational Risk Counter veranschaulicht<br />
Abbildung 2.<br />
Abbildung 2:<br />
Grundprinzip des<br />
Operational Risk Counter
Mitteilungen 54<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
AUS DER FORSCHUNG 13<br />
Der Operational Risk Counter verfügt<br />
über eine Reihe von Parametern,<br />
<strong>die</strong> variabel und individuell gestaltbar<br />
sind. Dazu gehören beispielsweise der<br />
Umfang und <strong>die</strong> Auswahl der zu prüfenden<br />
Risikokategorien, <strong>die</strong> zugehörigen<br />
Risikoindikatoren, <strong>die</strong> gewünschte<br />
Skalierung durch <strong>die</strong> Festlegung von<br />
Belastungswerten und Toleranzgrenzen<br />
sowie der tolerierte Interpretationsspielraum<br />
der Ergebnisse und <strong>die</strong><br />
Überführung in konkrete Handlungsempfehlungen.<br />
Ob der Operational Risk Counter<br />
den qualitativen Anforderungen der<br />
Bankenaufsicht genügt, ist derzeit<br />
noch nicht geklärt. Einigkeit besteht<br />
jedoch darin, dass eine Quantifizierung<br />
und Eigenkapitalunterlegung<br />
von operationellen Risiken nur möglich<br />
ist, wenn <strong>die</strong>se durch entsprechende<br />
qualitative Methoden zuvor<br />
identifiziert und qualitätsgesichert<br />
worden sind. Auf ihnen bauen <strong>die</strong><br />
Konzepte zur Quantifizierung und<br />
Eigenkapitalunterlegung auf.<br />
Quantitative Verfahren –<br />
Aufsichtsrechtliche Behandlung<br />
Ein möglicher quantitativer Ansatz ist<br />
der Operational Value at Risk, der wie<br />
auch andere Ansätze zur Zeit in der<br />
bankbetrieblichen <strong>Praxis</strong> getestet<br />
wird. Das gleiche gilt für <strong>die</strong> aufsichtsrechtlich<br />
zur Diskussion und Erprobung<br />
vorgeschlagenen Ansätze der<br />
Eigenkapitalallokation. Zu den im<br />
2. Konsultationspapier vom Januar 2001<br />
vorgeschlagenen Ansätzen zählen im<br />
Einzelnen der Basisindikatoransatz,<br />
der Standardansatz, der interne Bemessungsansatz<br />
und der Verlustverteilungsansatz.<br />
Die Ansätze unterscheiden<br />
sich hinsichtlich ihres Komplexitätsgrades,<br />
ihrer Risikosensitivität,<br />
der mit ihnen verbundenen<br />
Eigenkapitalerfordernis, den qualitativen<br />
Anforderungen und dem Umfang<br />
des Prüfungsaufwandes. Da sich alle<br />
vier Ansätze derzeit in der Erprobung<br />
befinden, ist ihre endgültige Ausgestaltung<br />
noch nicht abschließend<br />
geklärt.<br />
Neben den institutsinternen<br />
betriebswirtschaftlichen Überlegungen<br />
und den aufsichtsrechtlichen Vorschlägen<br />
gibt es noch weitere gesetzliche<br />
Regelungen, <strong>die</strong> eine Auseinandersetzung<br />
der Kreditwirtschaft mit<br />
operationellen Risiken notwendig<br />
gemacht haben. Zu nennen sind das<br />
Gesetz zur Kontrolle und Transparenz<br />
im Unternehmensbereich (KonTraG),<br />
<strong>die</strong> Mindestanforderungen an das<br />
Betreiben von Handelsgeschäften<br />
(MaH) sowie das Kreditwesengesetz<br />
(KWG) und das Wertpapierhandelsgesetz<br />
(WpHG).<br />
Operationelle Risiken werden sich<br />
nie völlig vermeiden lassen. Dies war<br />
und ist aber auch nicht das Ziel von<br />
Risikomanagementsystemen. Diese<br />
sollen vielmehr im Sinne von Risikotragfähigkeit<br />
<strong>die</strong> maximale Obergrenze<br />
für eine Risikoart festlegen, <strong>die</strong><br />
Entwicklung des Risikos verfolgen,<br />
damit verbunden <strong>die</strong> Limitauslastung<br />
beobachten und bei Überschreitungen<br />
Maßnahmen zur Begrenzung einleiten.<br />
Die Anwendung der in <strong>die</strong>sem<br />
Projekt vorgeschlagenen Verfahren<br />
kann operationelle Risiken für <strong>Sparkassen</strong><br />
beherrschbar machen. Teilweise<br />
lassen sie sich mit ihnen auch antizipieren.<br />
Die ausführlichen Ergebnisse <strong>die</strong>ser<br />
in Zusammenarbeit mit der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong> erscheinenden Stu<strong>die</strong><br />
werden in Kürze in der Buchreihe<br />
„<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong>“ veröffentlicht.<br />
Für Mitglieder der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
wird <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong> zu<br />
gegebener Zeit auch aus dem Internet<br />
abrufbar sein.<br />
Prof. Dr. Arnd Wiedemann ist Inhaber<br />
des Lehrstuhls für Finanz- und<br />
Bankmanagement der Universität<br />
Siegen; Dipl.-Kffr. Kirsten-Annette<br />
Minz hat zu <strong>die</strong>sem Thema als wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin am<br />
Lehrstuhl promoviert.
14 AUS DER FORSCHUNG<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 54<br />
Lehrstuhl für Finanz- und Bankmanagement<br />
an der Universität Siegen<br />
Prof. Dr. Arnd Wiedemann<br />
Aktuelle Forschungsgebiete:<br />
Bereich Bankmanagement:<br />
¬ Balanced Scorecard in Kreditinstituten<br />
¬ Bewertung variabler Cash-Flows,<br />
EXCEL-Tool „SzenarioAnalyse 2.12“<br />
Barwertige Zinsbuchsteuerung<br />
¬ Kreditportefeuillesteuerung<br />
Operationelle Risiken<br />
¬ Selbstlernprogramme, EXCEL-Tool<br />
„Bewertung von Finanzinstrumenten“<br />
Bereich Finanzmanagement:<br />
¬ Cash-Flow at Risk/Earnings at Risk<br />
¬ Management von Zins- und<br />
Währungsrisiken in Unternehmen<br />
und Kommunen<br />
Aktuelle Veröffentlichungen:<br />
Neue Schriftenreihe im Bankakademie-Verlag<br />
„ccfb – competence center<br />
finanz- und bankmanagement“<br />
Band 1: Arnd Wiedemann – Financial<br />
Engineering – Bewertung<br />
und Risikoanalyse von Finanzinstrumenten,<br />
Frankfurt<br />
am Main 2002,<br />
ISBN 3-933165-68-7<br />
Band 2: Kirsten-Annette Minz – Operationelle<br />
Risiken in Kreditinstituten,<br />
Frankfurt am<br />
Main 2002,<br />
ISBN 3-933165-69-5<br />
Kontaktadresse:<br />
Lehrstuhl für Finanz- und Bankmanagement<br />
Universität Siegen<br />
Prof. Dr. Arnd Wiedemann<br />
Hölderlinstr. 3<br />
57068 Siegen<br />
Telefon: 0271 – 740 2664<br />
Fax: 0271 – 740 3142<br />
E-Mail: wiedemann@bank.wiwi.unisiegen.de<br />
Weitere Informationen und Download-Möglichkeiten<br />
im Internet:<br />
www.zinsrisiko.de<br />
Anfragen für Kooperationen und<br />
Drittmittelprojekte bitte an Prof.<br />
Wiedemann richten.<br />
Newsticker<br />
Institut für bankhistorische Forschung e.V.,<br />
Frankfurt am Main<br />
Das Institut für bankhistorische Forschung (IBF) veranstaltet<br />
gemeinsam mit der Deutschen Bundesbank am<br />
7. November 2002 sein 15.<strong>Wissenschaft</strong>liches Kolloquium zu<br />
dem Thema „Welche Aufgaben muss eine Zentralbank<br />
wahrnehmen? Historische Erfahrungen und europäische<br />
Perspektiven“. Die öffentliche Tagung findet im Hotel<br />
Frankfurter Hof in Frankfurt am Main statt. Nähere<br />
Informationen: www.ibf-frankfurt.de oder E-Mail: info@ibffrankfurt.de<br />
Institut für Kreditwesen der Universität Münster<br />
Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums der Fördergesellschaft<br />
des Instituts für das Kreditwesen (ifk) der<br />
Westfälischen Wilhelms-Universität Münster findet am<br />
12. November 2002 in Münster in der Aula des Schlosses<br />
das Symposium „Die Zukunft des Privatkundengeschäftes“<br />
statt. Nähere Informationen: www.wiwi.uni-muenster.de/~21/symposium/index.htm<br />
Finanzwissenschaftliches Forschungsinstitut<br />
an der Universität zu Köln<br />
Aus Anlass seines 75-jährigen Gründungsjubiläums veranstaltet<br />
das Finanzwissenschaftliche Forschungsinstitut an<br />
der Universität zu Köln (FiFo Köln), <strong>die</strong> älteste Forschungseinrichtung<br />
<strong>die</strong>ser Art in Deutschland, am 6. Dezember<br />
2002 in der Universität Köln ein wissenschaftliches Symposium<br />
zum Thema „Kommunale Steuer- und Finanzreform“.<br />
Den Festvortrag wird der Ministerpräsident des<br />
Freistaates Sachsen, Prof. Georg Milbradt, halten.<br />
Nähere Informationen: www.wiso.uni-koeln.de/finanzfors
Mitteilungen 54<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
SPARKASSEN-BIBLIOTHEK 15<br />
Allan Kolb<br />
10 Jahre <strong>Sparkassen</strong>-Bibliothek<br />
1992 wurde ein neuer Gebäude-Komplex<br />
des <strong>Sparkassen</strong>- und Giroverbandes<br />
in Bonn eingeweiht. Der moderne<br />
Trakt vereint Seminar-, Veranstaltungs-<br />
und Verwaltungsräume der<br />
Deutschen <strong>Sparkassen</strong>akademie sowie<br />
einen attraktiven Bibliotheksbau,<br />
der dem Straßenbild architektonisch<br />
bemerkenswerte Züge verleiht. Am<br />
gesamten Gebäude-Ensemble des<br />
DSGV Bonn lassen sich seitdem insgesamt<br />
50 Jahre Architekturgeschichte<br />
ablesen.<br />
Mit dem Neubau der 90er Jahre<br />
waren gestalterische Auflagen verbunden,<br />
<strong>die</strong> insbesondere <strong>die</strong> nahe<br />
Umgebung berücksichtigten. So finden<br />
sich in Fassadengestaltung und in<br />
der Verwendung der Materialien<br />
(großzügige Glasflächen) Elemente<br />
wieder, <strong>die</strong> charakteristisch für <strong>die</strong><br />
Straßenzüge der Bonner Südstadt<br />
sind. In Höhe und Gestaltung sowie in<br />
der Material-Transparenz nimmt <strong>die</strong><br />
Architektur gestalterisch Rücksicht<br />
auf <strong>die</strong> baulichen Gegebenheiten der<br />
gegenüberliegenden Häuser aus der<br />
Gründerzeit des späten 19. und frühen<br />
20. Jahrhunderts.<br />
Eines <strong>die</strong>ser Häuser, das zuletzt<br />
einen Bierverlag beherbergte, musste<br />
<strong>Sparkassen</strong>-Bibliothek, Außenansicht<br />
letztlich <strong>die</strong>sem Neubau weichen. Mit<br />
dem Abriss waren jedoch Auflagen für<br />
den Bauherrn verbunden, <strong>die</strong> von den<br />
Architekten sehr ansprechend eingelöst<br />
und gelöst wurden. Eine zentrale<br />
Bedeutung kommt hierbei dem<br />
Begriff der „Öffentlichkeit“ zu. So<br />
wurde <strong>die</strong> parallel zum Gebäude verlaufende<br />
Straße in Form eines stilisierten<br />
Straßenzugs in das Gebäude<br />
„hineinverlegt“. Dieser luftighohe<br />
glasüberdachte Straßenzug weist eine<br />
Vielzahl von Elementen auf, <strong>die</strong><br />
gewöhnlich im öffentlichen Raum zu<br />
finden sind. Hier stehen Bäume, Brunnen<br />
und Parkbänke neben modernen<br />
Straßenlaternen. Diese Passage erschließt<br />
den Zugang zu den unterschiedlichen<br />
Räumlichkeiten und fungiert<br />
gleichzeitig als Begegnungs-<br />
Stätte, als Aula. Doch damit nicht<br />
genug der „Öffentlichkeit“: Die Straße<br />
führt direkt auf den Eingang der<br />
Bibliothek zu. Dies steht für <strong>die</strong> Öffnung<br />
der Bibliothek auch für <strong>die</strong> interessierte<br />
Fachöffentlichkeit.<br />
Bereits seit ihrer Eröffnung 1992<br />
gilt <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-Bibliothek Bonn<br />
als eine der größten Fachbibliotheken<br />
in Deutschland auf dem Gebiet des<br />
Geld-, <strong>Sparkassen</strong>-, Bank- und Börsenwesens.<br />
Neben ca.<br />
120.000 Me<strong>die</strong>n stehen<br />
den Bibliotheks-<br />
Benutzern Arbeitsplätze<br />
sowie attraktive<br />
Recherche-Instrumente<br />
zur Verfügung.<br />
Seit Anfang<br />
<strong>die</strong>ses Jahres wurde<br />
dem Begriff der<br />
„Öffentlichkeit“ eine<br />
weitere Dimension<br />
hinzugefügt: Der<br />
Bibliotheks-Bestand<br />
lässt sich per Internet<br />
und damit unab-<br />
Innenansicht mit Blick auf den Eingang zur<br />
<strong>Sparkassen</strong>-Bibliothek<br />
hängig vom Aufenthaltsort aktuell<br />
abrufen. Somit setzt sich <strong>die</strong> mit der<br />
Architektur vorgegebene Transparenz<br />
der Bibliothek auf einer neuen Ebene<br />
fort. Denn nur ein transparenter<br />
Bibliotheks-Bestand kann lebendigen<br />
Nutzen nach außen vermitteln.<br />
Allan Kolb ist Leiter der <strong>Sparkassen</strong>-<br />
Bibliothek im Deutschen <strong>Sparkassen</strong>-<br />
und Giroverband, Bonn.<br />
Adresse:<br />
Deutscher <strong>Sparkassen</strong>- und<br />
Giroverband e.V.<br />
Bibliothek<br />
Kaiserstraße 221<br />
53113 Bonn<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo–Do 9.00–17.00 Uhr<br />
Fr 9.00–15.00 Uhr<br />
Telefon 0228 / 204-526 od. -527<br />
Telefax 0228 / 204-704<br />
Bibliotheks-Katalog (OPAC)<br />
per Internet über:<br />
www.s-wissenschaft.de
16 UNTERNEHMENSGESCHICHTE<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 54<br />
Dr. Thorsten Wehber<br />
Aktuelle Forschungsprojekte zur Geschichte<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
„Zukunft braucht Herkunft“ – getreu<br />
<strong>die</strong>sem Motto treibt <strong>die</strong> <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong> nicht nur <strong>die</strong> Forschung<br />
zu aktuellen ökonomischen und juristischen<br />
Themen voran, sondern sie<br />
gibt auch Impulse zur Erforschung der<br />
<strong>Sparkassen</strong>geschichte. Zwei historische<br />
Projekte nähern sich jetzt ihrem<br />
Abschluss.<br />
Wirtschafts- und Sozialgeschichte<br />
der deutschen <strong>Sparkassen</strong> im<br />
20. Jahrhundert<br />
Die 1980 veröffentlichten „Untersuchungen<br />
zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte<br />
der deutschen <strong>Sparkassen</strong><br />
im 19. Jahrhundert“ von Josef<br />
Wysocki sind ein viel zitiertes Standardwerk<br />
geworden. Leider war es<br />
dem Verfasser vor seinem Tod 1996<br />
nicht vergönnt, das Werk für das<br />
20. Jahrhundert weiterzuführen. Diese<br />
Aufgabe haben <strong>die</strong> Professoren Hans<br />
Pohl, Günther Schulz (beide Universität<br />
Bonn) und Bernd Rudolph (Universität<br />
München) übernommen. Ziel<br />
ist es, wie im Vorgängerband <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>geschichte<br />
der vergangenen<br />
einhundert Jahre in <strong>die</strong> allgemeine<br />
und <strong>die</strong> regionale Wirtschafts- und<br />
Sozialgeschichte Deutschlands einzuordnen.<br />
Dabei soll gleichzeitig der Beitrag<br />
der <strong>Sparkassen</strong> zur gesamtwirtschaftlichen<br />
Entwicklung und ihre<br />
Rolle in der Gesellschaft herausgearbeitet<br />
werden.<br />
Die Kapitelgliederung orientiert<br />
sich an den epochalen politischen<br />
und wirtschaftlichen Umbrüchen der<br />
deutschen Geschichte:<br />
¬ Vom Ausgang des 19. Jahrhunderts<br />
bis zum Kriegsausbruch 1914<br />
¬ Vom Ersten Weltkrieg zur Inflation<br />
(1914–1923)<br />
¬ Von der Inflation zur Bankenkrise<br />
(1924–1932)<br />
¬ Von der Bankenkrise<br />
bis zum Ende<br />
des Zweiten Weltkriegs<br />
(1933–1945)<br />
¬ Vom Wiederaufbau<br />
1945 bis zur<br />
Mitte der fünfziger<br />
Jahre<br />
¬ Die Zeit des ungestörten<br />
Wachstums:<br />
Von der<br />
Mitte der fünfziger<br />
Jahre bis zu den<br />
ausgehenden<br />
sechziger Jahren<br />
¬ Strukturwandel:<br />
Von den ausgehenden<br />
sechziger<br />
Jahren bis zur Wiedervereinigung<br />
1990<br />
¬ Die <strong>Sparkassen</strong> im wiedervereinigten<br />
Deutschland und in Europa.<br />
Ein historisches Werbeplakat<br />
Erscheinen werden <strong>die</strong> „Untersuchungen<br />
zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte<br />
der deutschen <strong>Sparkassen</strong><br />
im 20. Jahrhundert“ voraussichtlich im<br />
Frühjahr 2003 in der Reihe „<strong>Sparkassen</strong><br />
in der Geschichte“. Zeitgleich wird<br />
ein Nachdruck des mittlerweile vergriffenen<br />
Wysocki-Bandes aufgelegt,<br />
sodass alle historisch Interessierten<br />
dann den Weg der <strong>Sparkassen</strong> von<br />
ihren Anfängen bis zur unmittelbaren<br />
Gegenwart verfolgen können.<br />
Regionalgeschichte<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
Versucht das eben beschriebene Projekt,<br />
eine Gesamtschau der historischen<br />
Entwicklung unter Einbeziehung<br />
regionaler Aspekte zu geben, so<br />
wendet sich das zweite Projekt, <strong>die</strong><br />
„Regionalgeschichte der <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong>“, den Regionen selbst<br />
zu. Auch mit ihm wird ein älteres Werk<br />
fortgeschrieben, denn schon Adolf<br />
Trende wählte in seiner 1957 veröffentlichten<br />
„Geschichte der deutschen<br />
<strong>Sparkassen</strong> bis zum Anfang des<br />
20. Jahrhunderts“ einen regionalgeschichtlichen<br />
Ansatz. Für das neue<br />
Buch hat <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
13 Autoren aus<br />
<strong>Wissenschaft</strong> und <strong>Sparkassen</strong>praxis<br />
gewonnen, <strong>die</strong> jeweils einen oder<br />
mehrere Aufsätze über <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>geschichte<br />
der einzelnen deutschen<br />
Länder und historischen Landschaften<br />
verfassen. Der Schwerpunkt<br />
liegt dabei auf dem 20. Jahrhundert.<br />
Entstehen soll ein Kompendium<br />
der regionalen <strong>Sparkassen</strong>geschichte,<br />
das eine schnelle Orientierung über<br />
<strong>die</strong> wichtigsten Fakten und Zusammenhänge<br />
ermöglicht. Da bestimmte<br />
Themen und Fragestellungen durchgängig<br />
in allen Beiträgen behandelt<br />
werden, wird dem Leser gleichzeitig<br />
der Blick auf regionenübergreifende<br />
Gemeinsamkeiten und regionale<br />
Besonderheiten eröffnet.
Mitteilungen 54<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
UNTERNEHMENSGESCHICHTE 17<br />
Die „Regionalgeschichte der deutschen<br />
<strong>Sparkassen</strong>“ erscheint im Laufe<br />
des Jahres 2003 ebenfalls in der Reihe<br />
„<strong>Sparkassen</strong> in der Geschichte“. Sie ist<br />
Teil eines auf zwei Bände angelegten<br />
größeren Projekts mit dem Titel „Die<br />
<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> zwischen<br />
Region und Zentrum“. Der zweite<br />
Band wird sich der Geschichte<br />
der Gemeinschaftseinrichtungen der<br />
deutschen <strong>Sparkassen</strong> und Landesbanken<br />
zuwenden und z. B. den Deutschen<br />
<strong>Sparkassen</strong>- und Giroverband<br />
und <strong>die</strong> DekaBank behandeln. Auch<br />
das zentrale Publikationswesen der<br />
<strong>Sparkassen</strong> (Deutscher <strong>Sparkassen</strong><br />
Verlag, „Die Sparkasse“, „Die <strong>Sparkassen</strong>Zeitung“)<br />
und <strong>die</strong> zentralen<br />
Aus- und Weiterbildungseinrichtungen<br />
(Deutsche <strong>Sparkassen</strong>akademie,<br />
Lehrinstitut) sollen dann in ihrer historischen<br />
Entwicklung dargestellt werden.<br />
Weitere Beispiele für historische <strong>Sparkassen</strong>werbung:<br />
Dr. Thorsten Wehber ist Referent<br />
beim Deutschen <strong>Sparkassen</strong>- und<br />
Giroverband in Bonn und leitet dort<br />
das <strong>Sparkassen</strong>historische Dokumentationszentrum.
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 54<br />
18 INSTITUT MAINZ<br />
Prof. Dr. Uwe H. Schneider<br />
Wie entsteht internationales Bankund<br />
Kapitalmarktrecht?<br />
Es hat lange gedauert, bis <strong>die</strong> Bedeutung<br />
der europäischen Rechtssetzung<br />
ins öffentliche Bewusstsein gedrungen<br />
ist. Streitig ist nur, ob 50, 60 oder<br />
80 Prozent der deutschen Gesetzgebung<br />
durch <strong>die</strong> europäischen Organe<br />
vorbestimmt werden. Das gilt für das<br />
Aufsichtsrecht und das allgemeine<br />
Vertragsrecht, für das Verbraucherrecht<br />
und für das Recht der Geldwäsche.<br />
Wer sich deshalb an der<br />
europäischen Gesetzgebung nicht<br />
beteiligt, wird bei der späteren Umsetzung<br />
in das deutsche Recht nicht<br />
mehr gehört.<br />
Weithin vernachlässigt wird aber<br />
<strong>die</strong> Beteiligung an der internationalen<br />
Rechtssetzung, insbesondere an der<br />
internationalen Rechtsangleichung.<br />
Und dabei hat man sich zu vergegenwärtigen,<br />
dass <strong>die</strong> internationale<br />
Rechtsangleichung <strong>die</strong> Vorgaben für<br />
<strong>die</strong> europäische Gesetzgebung liefert.<br />
Warum wird <strong>die</strong>se Herausforderung<br />
nicht angenommen? Die Institutionen<br />
sind vielfach nicht bekannt. Wer verbirgt<br />
sich hinter UNCITRAL und<br />
UNIDROIT, der Haager Konferenz und<br />
IMO, hinter IOSCO und der WTO? Wer<br />
erarbeitet eigentlich Basel II? Und<br />
warum kann man von einer Privatisierung<br />
der internationalen Rechtsangleichung<br />
sprechen? Betrachtet man<br />
<strong>die</strong> einzelnen Institutionen, <strong>die</strong> sich<br />
der weltweiten Rechtsangleichung<br />
widmen, näher, so zeigt sich, dass sie<br />
in ihrer Organisation, Zusammensetzung<br />
und Arbeitsweise nur schwer<br />
vergleichbar sind. UNCITRAL (= United<br />
Nations Commission on International<br />
Trade Law) ist eine Einrichtung der<br />
UNO, deren Aufgabe es ist, ein weltweites<br />
Handelsrecht zu schaffen, <strong>die</strong><br />
Annahme internationaler Konventionen<br />
auf dem Gebiet des Handelsrechts<br />
zu fördern und für eine einheitliche<br />
Auslegung zu sorgen. Die IMO<br />
(= International Maritime Organization)<br />
ist eine UN-Agency, gebildet von<br />
162 Staaten, <strong>die</strong> das Seerecht global<br />
vereinheitlicht. UNIDROIT (= International<br />
Institute for the Unification of<br />
Private Law) ist eine unabhängige<br />
„intergovernmental organization“ von<br />
59 Staaten mit einer vergleichbaren<br />
Aufgabe wie UNCITRAL. Die Hague<br />
Conference on Private International<br />
Law ist gleichfalls eine rechtlich<br />
selbständige Organisation von 62 Mitgliedstaaten,<br />
<strong>die</strong> allerdings nicht das<br />
Handelsrecht, sondern <strong>die</strong> Angleichung<br />
des Internationalen Privatrechts<br />
vorantreibt. Und IOSCO ist<br />
<strong>die</strong> „organization of securities commissioners<br />
and administrators“, also<br />
der Aufseher über den Kapitalmarkt,<br />
und zwar von mehr als 60 Staaten, <strong>die</strong><br />
<strong>die</strong> weltweite Angleichung des Kapitalmarktrechts<br />
anstreben. Schließlich:<br />
Basel II wird von dem Baseler Ausschuss<br />
für Bankenaufsicht erarbeitet.<br />
Das ist ein Gremium von Vertretern<br />
der Zentralbanken und Bankenaufsichtsbehörden<br />
der G 10-Länder. Heute<br />
sind das <strong>die</strong> Vertreter von 13 Ländern,<br />
angefangen bei Belgien bis hin zu den<br />
USA.<br />
Und wie erfolgt <strong>die</strong> Rechtsangleichung?<br />
Erarbeitet werden Konventionen,<br />
Modellgesetze, Anleitungen für<br />
den nationalen Gesetzgeber, als sog.<br />
„legislative guides“ und „Guidelines“<br />
für <strong>die</strong> Aufsicht. Die Diskussion bei<br />
den genannten Institutionen erfolgt<br />
vielfach in einem mehr oder weniger<br />
geschlossenen Kreis von Personen, <strong>die</strong><br />
als Persönlichkeiten nicht in <strong>die</strong><br />
Öffentlichkeit treten. Das Verfahren ist<br />
nicht selten intransparent. Und <strong>die</strong><br />
Bedeutung wird unterschätzt. Wem<br />
ist schon bewusst, dass drei Viertel<br />
des deutschen Exports und Imports<br />
nach der Wiener Kaufrechtskonvention<br />
abgewickelt werden? Nachfrage:<br />
Was ist <strong>die</strong> Wiener Kaufrechtskonvention?<br />
Es handelt sich um das von<br />
UNCITRAL erarbeitete Übereinkommen<br />
über Verträge über den internationalen<br />
Warenkauf. Diesem Übereinkommen<br />
sind inzwischen <strong>die</strong> für den<br />
deutschen internationalen Handel<br />
wichtigsten Länder beigetreten.<br />
Es ist naheliegend, welche Folgerungen<br />
<strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> ziehen muss – und<br />
natürlich auch <strong>die</strong> Forschung und<br />
Lehre: Sich an der Auswahl der Projekte<br />
der Rechtsangleichung beteiligen,<br />
mitdiskutieren und <strong>die</strong> Regelbildung<br />
mitbestimmen! Und daran beteiligt<br />
sich auch das Institut für deutsches<br />
und internationales Recht des Spar-,<br />
Giro- und Kreditwesens an der Johannes<br />
Gutenberg-Universität Mainz.<br />
Prof. Dr. Uwe H. Schneider ist Direktor<br />
des Instituts für deutsches und<br />
internationales Recht des Spar-,<br />
Giro- und Kreditwesens an der<br />
Johannes Gutenberg-Universität<br />
Mainz.
Mitteilungen 54<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
INSTITUT MAINZ 19<br />
Gutachterliche Stellungnahmen<br />
Zu zahlreichen Anfragen von Mitgliedern<br />
der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung der<br />
<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> hat das<br />
Institut in den vergangenen Monaten<br />
Auskünfte erteilt und Stellungnahmen<br />
erstellt. Es sei noch einmal ausdrücklich<br />
darauf hingewiesen, dass<br />
weder für telefonische Auskünfte<br />
noch für schriftliche Stellungnahmen,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> Mitarbeiter des Instituts nach<br />
bestem Wissen geben, eine Haftung<br />
übernommen werden kann. Ist im Einzelfall<br />
der Haftungsausschluss mit<br />
dem Zweck einer Anfrage nicht vereinbar,<br />
kann das Institut gegebenenfalls<br />
behilflich sein, eine im üblichen Rahmen<br />
verbindliche Stellungnahme zu<br />
erhalten.<br />
Im Sommersemester 2002 wurde<br />
zu folgenden Themen eine gutachterliche<br />
Stellungnahme abgegeben:<br />
¬ Abtretung oder Verpfändung von<br />
GmbH-Anteilen nach polnischem<br />
Recht<br />
¬ Französische GmbH; Legitimation,<br />
Kontoeröffnung<br />
¬ „Guarantee“ – Kanadisches Recht<br />
¬ Beistandschaft nach Schweizer<br />
Recht<br />
¬ Kosten bei einer Vollstreckung in<br />
Frankreich<br />
¬ Zwangsvollstreckungsmaßnahmen<br />
in der Schweiz<br />
¬ Garantieübernahme zugunsten<br />
einer russischen Unternehmung<br />
¬ Betreuung – Jüdische Gemeinde<br />
Göteborg.<br />
Die vorgenannten und weitere<br />
Themen werden im Institut für internationales<br />
Kreditrecht kompetent<br />
behandelt und in Seminarveranstaltungen<br />
diskutiert. Auch im Sommersemester<br />
2002 haben <strong>die</strong> Professoren<br />
Hadding, Mülbert und Schneider wieder<br />
an zahlreichen Veröffentlichungen<br />
mitgewirkt und ebenso wie Professor<br />
Welter als Vertreter des Instituts an<br />
einer Reihe von wichtigen Veranstaltungen<br />
teilgenommen und durch <strong>die</strong><br />
Übernahme von Vorträgen vielbeachtete<br />
Beiträge geleistet. Nähere Informationen<br />
dazu sowie Angaben zu den<br />
angebotenen Lehrveranstaltungen<br />
und den Forschungsschwerpunkten<br />
können beim Institut direkt erfragt<br />
werden.<br />
Institut für deutsches und internationales<br />
Recht des Spar-, Giround<br />
Kreditwesens an der Johannes<br />
Gutenberg-Universität<br />
55099 Mainz<br />
Telefon: (0 61 31) 39 31-7 09<br />
Fax: (0 61 31) 39 31-7 18<br />
E-Mail: info@institut-kreditrecht.de<br />
Internet: www.institut-kreditrecht.de<br />
Direktoren: Prof. Dr. Peter O. Mülbert<br />
Prof. Dr. Uwe H. Schneider<br />
Assoziiert: Prof. Dr. Reinhard Welter<br />
<strong>Wissenschaft</strong>liche Mitarbeiter:<br />
Geschäftsführende Assistentin<br />
Ass. iur. Daniela Hieronimi<br />
Rechtsreferendar Matthias Tiemer
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 54<br />
20 INSTITUT MAINZ<br />
Seminar für deutsches und<br />
internationales Kreditrecht<br />
im Wintersemester 2002/2003<br />
Veranstaltungsort:<br />
Veranstaltungszeit:<br />
Räume des Instituts, Wallstraße 11 (Bäumler-Haus), 55099 Mainz<br />
Mittwoch, 18.00 Uhr s. t. bis 20.00 Uhr<br />
Veranstaltungsfolge<br />
13. 11. 2002 Basel II, Sachstand und<br />
Ausblicke<br />
Karl-Heinz Boos, Hauptgeschäftsführer,<br />
Bundesverband<br />
Öffentlicher Banken<br />
Deutschlands, Berlin<br />
20. 11. 2002 Enron und der Sarbanes-<br />
Oxley Act 2002<br />
Rechtsanwalt Dr. Michael<br />
Gruson, Shearman & Sterling,<br />
Frankfurt am Main<br />
und New York<br />
27. 11. 2002 Die neuen Börsensegmente<br />
Dr. Cord Gebhardt, Head of<br />
Listing, Deutsche Börse AG,<br />
Frankfurt am Main<br />
4. 12. 2002 Europäische Prospektrichtlinie<br />
– Perspektiven für den<br />
Finanzplatz Deutschland<br />
Karl-Burkhard Caspari,<br />
Vizepräsident der Bundesanstalt<br />
für Finanz<strong>die</strong>nstleistungsaufsicht,<br />
Bonn<br />
und Frankfurt am Main<br />
11. 12. 2002 Überarbeitung der Verbraucherkreditrichtlinie<br />
Anne Danco, Referentin in<br />
der Abteilung Recht,<br />
Deutscher <strong>Sparkassen</strong>- und<br />
Giroverband, Berlin<br />
15. 1. 2003 Die EU-Zinsrichtlinie und<br />
ihre Auswirkungen auf <strong>die</strong><br />
nationale Zinsbesteuerung<br />
Hans-Jürgen Krause,<br />
Geschäftsführer, Bundesverband<br />
deutscher Banken,<br />
Berlin<br />
22. 1. 2003 Corporate Governance –<br />
Fragen dazu heute<br />
Prof.Dr.Dr.h.c.Marcus<br />
Lutter, Universität Bonn<br />
29. 1. 2003 Die neuen Wohlverhaltensregeln<br />
der Investmentbranche<br />
Stefan Seip, Hauptgeschäftsführer<br />
des BVI Bundesverband<br />
Deutscher<br />
Investment- und Vermögensverwaltungs-Gesellschaften<br />
e.V., Frankfurt am<br />
Main<br />
5. 2. 2003 Sammelklagen im Kapitalmarktrecht<br />
Prof. Dr. Burkhard Heß,<br />
Juristische Fakultät der<br />
Universität Tübingen<br />
12. 2. 2003 Der Bereicherungsausgleich<br />
im Zahlungsverkehr<br />
Gerd Nobbe, Vorsitzender<br />
Richter am Bundesgerichtshof,<br />
Karlsruhe<br />
Dieser Vortrag findet um<br />
17.00 Uhr im Raum RW 2,<br />
Welderwg 9, Universität<br />
Mainz, statt.
Mitteilungen 54<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
VERANSTALTUNGEN 21<br />
Barbara Hillen<br />
<strong>Sparkassen</strong>historisches Symposium 2002<br />
„Die <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> und das Wertpapiergeschäft“<br />
Am 26. und 27. September 2002<br />
fand das alljährliche <strong>Sparkassen</strong>historische<br />
Symposium der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
statt. Das Thema der Tagung,<br />
zu der <strong>die</strong> <strong>Wissenschaft</strong>sförderung in<br />
Kooperation mit der DekaBank Vertreter<br />
von <strong>Sparkassen</strong>instituten und<br />
wissenschaftlichen Einrichtungen<br />
nach Frankfurt-Raunheim eingeladen<br />
hatte, lautete: „Die <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong> und das Wertpapiergeschäft.“<br />
Anders als bei einem früheren<br />
Symposium, das sich ebenfalls dem<br />
Wertpapiergeschäft gewidmet hatte,<br />
bildeten Fragen des strukturierten<br />
Vermögensaufbaus und der Altersvorsorge<br />
den thematischen Schwerpunkt.<br />
Prof. Dr. Günther Schulz (Bonn) gab<br />
einen Rückblick auf den Beitrag der<br />
<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> zur Vermögensbildung<br />
der Deutschen seit dem<br />
Zweiten Weltkrieg. Nach der großen<br />
Kapitalvernichtung durch <strong>die</strong> Währungsreform<br />
von 1948 mussten <strong>die</strong><br />
Vermögen breiter Bevölkerungsschichten<br />
neu aufgebaut werden. Während<br />
<strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>organisation <strong>die</strong> Bevölkerung<br />
überzeugte, wieder regelmäßig<br />
zu sparen, und gegenüber der Politik<br />
<strong>die</strong> Stabilität des Geldwertes verfocht,<br />
sorgte <strong>die</strong> Bundesregierung dafür, dass<br />
zunächst Konten- und Bausparen gegenüber<br />
anderen Anlageformen (z. B.<br />
Aktien) bevorzugt wurden. So war<br />
auch <strong>die</strong> Gründung der Deka 1956<br />
keineswegs unumstritten. Als <strong>die</strong><br />
Bundesregierung Ende der 1970er,<br />
Anfang der 1980er Jahre staatliche Förderungen<br />
zum Vermögensaufbau sukzessive<br />
zurücknahm, musste auch <strong>die</strong><br />
<strong>Sparkassen</strong>organisation <strong>die</strong> Angebote<br />
zur Vermögensbildung systematisch<br />
den sich wandelnden Marktbedingungen<br />
anpassen. Besonderes Ver<strong>die</strong>nst<br />
der <strong>Sparkassen</strong> war es aber in den<br />
ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten,<br />
breite Bevölkerungsschichten an <strong>die</strong><br />
Vermögensbildung herangeführt zu<br />
haben.<br />
Ausgehend von den historischen<br />
Rahmenbedingungen sprach Prof. Dr.<br />
Johann Heinrich von Stein (Hohenheim)<br />
über <strong>die</strong> angelsächsische und<br />
deutsche Banken- und Börsenkultur im<br />
historischen Vergleich. Anders als in<br />
England, so Stein, sei es Deutschland<br />
im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
nicht gelungen, ein ausgeprägtes<br />
Bewusstsein für eine stabile Bankkultur<br />
zu entwickeln. Infolge dessen habe<br />
man den zahlreichen Bankenkrisen<br />
und der chaotischen Periode zwischen<br />
Inflation und Bankenkrise 1931 nicht<br />
entgegenwirken können. Erst nach<br />
einer Phase der wirtschaftlichen Stabilität<br />
habe man ab den 1980er Jahren<br />
damit begonnen, das Kulturphänomen<br />
der Banken- und Börsenkultur systematisch<br />
zu untersuchen und als<br />
Erfolgsfaktor zu erkennen.<br />
Ein Blick auf das Podium während der Diskussion (v.l.: Dr. Norbert Emmerich, Thomas<br />
Mang, Hans-Jürgen Gutenberger, Prof. Dr. Thomas Hartmann-Wendels, Moderator Klaus-<br />
Friedrich Otto)
22 VERANSTALTUNGEN<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 54<br />
Den Staat als Emittent von Wertpapieren<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
stellte Prof. Dr.Wolfgang Kitterer (Köln)<br />
vor. Die Ausgangslage für den Wiederaufbau<br />
eines funktionierenden Kapitalmarktes<br />
war in der Nachkriegszeit<br />
schwierig. Das Sparvolumen war zu<br />
gering, um den Kapitalbedarf für dringend<br />
benötigte Investitionen zu decken,<br />
so dass <strong>die</strong> öffentliche Hand durch<br />
steuerpolitische Maßnahmen intervenierte.<br />
Die 1950er Jahre waren vom<br />
Beginn des Wiederaufbaus eines Rentenmarktes<br />
geprägt, während in den<br />
1960er und 1970er Jahren eine Keynesianische<br />
Schuldenpolitik dominierte.<br />
Nachdem in den 1980er Jahren ein<br />
Konsoli<strong>die</strong>rungsprozess, begleitet von<br />
einer Senkung des Zinsniveaus und<br />
der Preissteigerungsraten, eingesetzt<br />
hatte, kam es im Zuge der Wiedervereinigung<br />
innerhalb von wenigen Jahren<br />
zu einer Verdoppelung der Staatsverschuldung.<br />
Neue Herausforderungen<br />
stellt auch <strong>die</strong> Europäische Währungsunion,<br />
denn mit der Einführung der<br />
einheitlichen Währung hat auch <strong>die</strong><br />
Konkurrenz zwischen den öffentlichen<br />
Wertpapieremittenten zugenommen.<br />
Für viele Mitgliedstaaten der Europäischen<br />
Union muss das Verhältnis<br />
zwischen den Vorteilen der Staatsverschuldung<br />
für effizientere Finanzmärkte<br />
und ihren nachteiligen Wirkungen<br />
auf <strong>die</strong> Gesamtwirtschaft und das<br />
Wirtschaftswachstum noch definiert<br />
werden.<br />
Prof. Dr. Thomas Hartmann-Wendels<br />
(Köln) gab einen sehr anschaulichen<br />
Überblick über <strong>die</strong> Entwicklung<br />
der sogenannten „Volksaktie“. Er<br />
zeigte anhand von Fallbeispielen, der<br />
Preussag im Jahre 1959, der Volkswagen<br />
AG 1961 und der VEBA 1965,<br />
<strong>die</strong> Vorgänge von Teilprivatisierungen<br />
und <strong>die</strong> damit verbundenen Börsengänge<br />
auf. Typische Merkmale<br />
einer Volksaktie sind für Hartmann-<br />
Wendels: eine breite Streuung, ein<br />
hoher Anteil an Privatanlegern und<br />
Börsenneulingen, ein günstiger Ausgabekurs<br />
und <strong>die</strong> Vorstellung einer<br />
stetigen Wertsteigerung. Ende der<br />
1950er Jahre standen Marktwirtschaft<br />
und Kommunismus noch in einem<br />
heftigen Wettbewerb. Für <strong>die</strong> Wahl der<br />
Aktie als Instrument der Vermögensbildung<br />
sprach damals <strong>die</strong> Einschätzung,<br />
dass man breite Bevölkerungsschichten<br />
am Eigentum an den Produktionsmitteln<br />
beteiligen konnte.<br />
Diese Einschätzung trog jedoch weitgehend.<br />
Beim Börsengang der Telekom<br />
1996, als <strong>die</strong> ideologische Auseinandersetzung<br />
längst Geschichte<br />
geworden war, ging es hingegen ausschließlich<br />
um <strong>die</strong> Umsetzung ordnungspolitischer<br />
Ziele. Das Ziel einer<br />
gleichmäßigeren Einkommensverteilung<br />
spielte dabei keine Rolle mehr.<br />
Schließlich sprach Hans-Jürgen<br />
Gutenberger, Vorstandsmitglied der<br />
DekaBank, über <strong>die</strong> Perspektiven im<br />
Fondsgeschäft und über das zentrale<br />
Ein Blick in das Auditorium
Mitteilungen 54<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
VERANSTALTUNGEN 23<br />
Investmentgeschäft in einer dezentralen<br />
Organisation. Die Fondsidee setzte<br />
sich in den 1990er Jahren deutlich<br />
durch. Vor allem langfristige Trading-<br />
Fonds (ab 1995) und Dachfonds (ab<br />
1999) haben eine explosionsartige<br />
Entwicklung erlebt. Die DekaBank<br />
setzt beim Absatz ihrer Produkte auf<br />
<strong>die</strong> Unterstützung der <strong>Sparkassen</strong>, <strong>die</strong><br />
zu 50 % Eigentümer der Bank sind. Um<br />
langfristig am Markt bestehen zu können,<br />
ist es unerlässlich geworden,<br />
Deka-Investmentfonds im Multikanal<br />
zu vertreiben. Der dezentrale Vertrieb<br />
in der Filiale, über das Call-Center und<br />
das Internet ist ebenso wichtig wie<br />
der bundesweite Discount-Vertrieb in<br />
Form des Wertpapier-Brokerage. Der<br />
Investmentidee attestierte Gutenberger<br />
auch angesichts des aktuellen<br />
Themas „Altersvorsorge“ eine sehr<br />
positive Zukunft.<br />
In der abschließenden Podiumsdiskussion,<br />
unter Moderation von<br />
Klaus-Friedrich Otto, Chefredakteur des<br />
Fritz-Knapp-Verlags, nahmen Dr. Norbert<br />
Emmerich, Vorstandsvorsitzender<br />
der Sparkasse Münsterland-Ost, Hans-<br />
Jürgen Gutenberger, Prof. Dr. Thomas<br />
Hartmann-Wendels und Thomas<br />
Mang, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />
des DSGV, teil. Die Diskutanten<br />
griffen einige Schwerpunkte der vorhergehenden<br />
Vorträge nochmals auf,<br />
wie <strong>die</strong> Formen staatlicher Intervention,<br />
Herausforderungen und Chancen<br />
für <strong>die</strong> dezentrale <strong>Finanzgruppe</strong>n-<br />
Struktur unter sich ständig wandelnden<br />
Marktbedingungen und vor allem<br />
<strong>die</strong> Bedeutung des Wertpapiergeschäfts<br />
für <strong>die</strong> Altersvorsorge.<br />
Abendveranstaltung auf Einladung der DekaBank im Kloster Eberbach<br />
Die Tagung bot einmal mehr<br />
sowohl für <strong>Sparkassen</strong>praktiker als<br />
auch für Vertreter der <strong>Wissenschaft</strong><br />
zahlreiche anregende Einblicke in <strong>die</strong><br />
geschichtliche Entwicklung und <strong>die</strong><br />
Zukunftsperspektiven der <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong>. Die Beiträge des Symposiums<br />
2002 werden zu Beginn des<br />
nächsten Jahres von der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong> veröffentlicht. Das<br />
Thema „Der Vorsorgegedanke im<br />
Wandel“ wird Schwerpunkt des<br />
nächsten <strong>Sparkassen</strong>historischen<br />
Symposiums am 22./23. September<br />
2003 in Köln sein.<br />
Barbara Hillen, M. A., ist wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin bei der<br />
<strong>Wissenschaft</strong>sförderung der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
e. V., Bonn
24 VERANSTALTUNGEN<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 54<br />
Claus Christian Vormann<br />
Start Up – Und was dann?<br />
Symposium des Förderkreises Oberfranken am 18. Juni 2002 in Bamberg<br />
Wenige Tage nachdem in Berlin<br />
der Deutsche Gründerpreis mit<br />
großem Me<strong>die</strong>necho vergeben wurde,<br />
beschäftigten sich oberfränkische<br />
<strong>Sparkassen</strong>vorstände und Kollegiaten<br />
des Förderkreises Oberfranken der<br />
Eberle-Butschkau-Stiftung auf einem<br />
Symposium in Bamberg mit dem<br />
Thema „Start Up – Und was dann?“.<br />
Für <strong>die</strong> Veranstaltung konnten <strong>die</strong><br />
Organisatoren des Förderkreises Oberfranken<br />
Thomas Mang, Geschäftsführendes<br />
Vorstandsmitglied des<br />
Deutschen <strong>Sparkassen</strong>- und Giroverbandes,<br />
Prof. Dr. Dodo zu Knyphausen-<br />
Aufseß von der Universität Bamberg<br />
und Wolfgang Werthmann, Firmenkundenbetreuer<br />
bei der Sparkasse<br />
Bamberg, als Referenten gewinnen.<br />
Obwohl das Wetter eher für „Outdoor-Aktivitäten“<br />
geeignet war, fanden<br />
sich erfreulicherweise mehr als<br />
70 Zuhörer im Vortragssaal der Sparkasse<br />
Bamberg ein. Nach der Eröffnung<br />
durch den Schirmherrn, Gerhard<br />
Fleck, Vorsitzender des Vorstandes der<br />
Sparkasse Bamberg, begrüßten Hartmut<br />
Forndran als Vertreter der <strong>Wissenschaft</strong>sförderung<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong> und Kathrin Backhaus<br />
als Vertreterin des Förderkreises Oberfranken<br />
<strong>die</strong> Zuhörer.<br />
Auch Thomas Mang hieß <strong>die</strong> anwesenden<br />
Kollegiaten herzlich willkommen<br />
und betonte, dass sie und das<br />
Kolleg ein „Schatz“ für <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong> seien, den es zu wahren<br />
gelte und aus dem <strong>die</strong> Institute schöpfen<br />
könnten. In seinem Referat mit<br />
dem Thema „<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>:<br />
Kompetenter Begleiter junger<br />
Unternehmen“ stellte er <strong>die</strong> Bedeutung<br />
der Symbiose zwischen Start Ups<br />
und <strong>Sparkassen</strong> heraus. Jede zweite<br />
Existenzgründung in Deutschland<br />
wird derzeit durch <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<br />
<strong>Finanzgruppe</strong> betreut, und auch beim<br />
Referierten in Bamberg zum Thema „Start Up – und was dann?“: Thomas Mang (3. v.l.), Dodo<br />
zu Knyphausen-Aufseß (hinten rechts) und Wolfgang Werthmann (hinten links). Im Bild<br />
zusammen mit Hartmut Forndran (3. v.r.) und Gerhard Fleck (2. v.l.) und den organisierenden<br />
Kollegiaten.<br />
neuen Gründerpreis, der allen Unternehmen<br />
offensteht, lagen <strong>die</strong> durch<br />
<strong>Sparkassen</strong> betreuten Unternehmen<br />
im Spitzenfeld. Auch wenn <strong>die</strong> Zahl<br />
der Start Ups angesichts der aktuellen<br />
Wirtschaftslage eher rückläufig ist,<br />
hat <strong>die</strong> Qualität der Gründungen<br />
zugenommen. Gerade in schwierigen<br />
Zeiten kommt es bei der Existenzgründung<br />
auf gut durchdachte Konzepte<br />
an.<br />
In <strong>die</strong>sen unruhigen Zeiten kommt<br />
der Bewertung der Risiken, <strong>die</strong> mit<br />
einer Gründung verbunden sind, und<br />
der Risikoteilung zwischen <strong>Sparkassen</strong><br />
und Existenzgründern eine große<br />
Bedeutung zu. Für <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong><br />
selbst ist ein ausgewogenes Risikoportfolio<br />
wichtig, und eine Bildung<br />
von Klumpenrisiken durch <strong>die</strong> Förderung<br />
von Existenzgründungen sollte<br />
vermieden werden. Bei der Risikobewertung<br />
kommt den <strong>Sparkassen</strong> vor<br />
allem ihre gute Marktnähe und -kenntnis<br />
zugute. Nach der erfolgreichen<br />
Begleitung einer Unternehmensgründung<br />
ist es wichtig, den Kunden langfristig<br />
zu betreuen und für alle Unternehmensgrößen<br />
<strong>die</strong> passenden Leistungen<br />
anbieten zu können. Hier<br />
können <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong> vom Verbund<br />
der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> profitieren<br />
und so verhindern, dass Kunden<br />
später zu den Großbanken abwandern.<br />
Prof. Dr. Dodo zu Knyphausen-Aufseß,<br />
Inhaber des Lehrstuhls für Personal<br />
und Organisation an der Otto-<br />
Friedrich-Universität Bamberg, legte<br />
in seinem anschließenden Vortrag dar,<br />
inwieweit Großunternehmen durch<br />
<strong>die</strong> Vergabe eigener Mittel an Existenzgründer<br />
zur Wertschöpfung beitragen.<br />
„Corporate Venture Capital:<br />
Who adds value?“ lautete das Thema<br />
seines Referates, das auf neueren Forschungserkenntnissen<br />
aufbaute. Den<br />
Leistungen, <strong>die</strong> Investoren aus dem<br />
Corporate Venture Capital (CVC)-<br />
Bereich für das Start Up (hier sind beispielsweise<br />
<strong>die</strong> Anbahnung von Kontakten<br />
oder <strong>die</strong> Nutzung der Reputa-
Mitteilungen 54<br />
VERANSTALTUNGEN<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
25<br />
tion des Investors durch das Start Up<br />
zu nennen) erbringen, stehen auch<br />
besondere Risiken für Investor und<br />
Start Up gegenüber. So können beispielsweise<br />
Misserfolge der Existenzgründung<br />
negativ auf das Image des<br />
Investors abfärben. Das junge Unternehmen<br />
muss einen ungewollten<br />
Know-how-Transfer hin zum Investor<br />
befürchten.<br />
Professor zu Knyphausen-Aufseß<br />
identifizierte fünf Gruppen von CVC-<br />
Gebern: Finanz<strong>die</strong>nstleistungsunternehmen,<br />
etablierte Technologieunternehmen,<br />
etablierte Unternehmen aus<br />
nicht-technologieorientierten Branchen,<br />
Unternehmensberatungsgesellschaften<br />
und Start-Up-Firmen. Anhand<br />
von Fallbeispielen zeigte er das<br />
Spektrum der Aktivitäten auf und<br />
stellte Ziele, Wertbeiträge und Risiken<br />
bei unterschiedlichen Typen von CVC-<br />
Aktivitäten gegenüber.<br />
Abgerundet wurden <strong>die</strong> Vorträge<br />
durch einen <strong>Praxis</strong>bericht von Wolfgang<br />
Werthmann. Der Firmenkundenbetreuer<br />
der Sparkasse Bamberg<br />
berichtete von einer durch ihn mitbetreuten<br />
Unternehmensgründung in<br />
der Baubranche. Auch an <strong>die</strong>ser Stelle<br />
wurde deutlich, wie wichtig <strong>die</strong> Begleitung<br />
durch kompetente Ansprechpartner<br />
auf Seiten der Kreditinstitute<br />
für junge Unternehmen ist.<br />
Anschließend arbeiteten <strong>die</strong> Teilnehmer<br />
in einer lebhaften Diskussion<br />
<strong>die</strong> zum Teil konträren Positionen von<br />
<strong>Wissenschaft</strong> und <strong>Praxis</strong> heraus.<br />
Dabei zeigte sich auch eine unterschiedliche<br />
Wahrnehmung der <strong>Sparkassen</strong>aktivitäten<br />
durch <strong>die</strong> akademische<br />
Forschung. Hier eröffnete <strong>die</strong> Diskussion<br />
sicherlich neue Perspektiven<br />
für beide Seiten.<br />
Beim anschließenden Empfang<br />
bestand für <strong>die</strong> Kollegiaten und Fachvertreter<br />
<strong>die</strong> Möglichkeit des weiteren<br />
Gedankenaustausches, wobei Kontakte<br />
zwischen <strong>Wissenschaft</strong>lern, Praktikern<br />
und dem akademischen Nachwuchs<br />
geknüpft oder erneuert wurden.<br />
Claus Christian Vormann ist Bundessprecher<br />
des Kollegs der Eberle-<br />
Butschkau-Stifung.
26<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 54<br />
EBERLE-BUTSCHKAU-STIFTUNG<br />
Reintegration von Stu<strong>die</strong>renden in <strong>die</strong><br />
<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> fördern<br />
Auf seiner Sitzung am 18. September<br />
2002 hat sich der Kuratoriumsausschuss<br />
für Aufgaben der Eberle-<br />
Butschkau-Stiftung (Ebusti) insbesondere<br />
mit der Reintegration von Ebusti-<br />
Studenten sowie deren finanzieller<br />
Förderung befasst. Die Reintegration<br />
der ehemaligen Auszubildenden bei<br />
<strong>Sparkassen</strong> und Landesbanken in <strong>die</strong><br />
<strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong> bildet den<br />
wichtigsten Aufgabenschwerpunkt<br />
der Eberle-Butschkau-Stiftung. Bis<br />
Mitte 2002 sind insgesamt 2.269 Personen<br />
aus dem Kolleg der Ebusti ausgeschieden,<br />
davon sind gut ein Drittel<br />
„zurückgekehrt“. Dies ist im Vergleich<br />
zu den Mitbewerbern zwar durchaus<br />
beachtlich, wie der neue Vorsitzende<br />
des Ausschusses, Hartmut Forndran,<br />
berichtete. Andererseits aber müsse<br />
alles getan werden, um <strong>die</strong> Quote weiter<br />
zu steigern. Frau Kristina Koller, <strong>die</strong><br />
wesentlich am Aufbau des Kollegs<br />
beteiligt war, berichtete über weitere<br />
Reintegrationsmaßnahmen, wie den<br />
aktuellen Aufbau einer Internetdatenbank,<br />
in der es den Instituten der <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong><br />
möglich sein<br />
wird, <strong>die</strong> Profile der Kollegiaten in anonymisierter<br />
Form abzurufen. Damit<br />
sowie mit der bereits vorhandenen<br />
Access-Datenbank der Stiftung besteht<br />
ein ausgezeichnetes Instrument zur<br />
Identifikation leistungsfähiger akademischer<br />
Nachwuchskräfte in der<br />
<strong>Finanzgruppe</strong>, das bisher leider zu<br />
wenig genutzt wird. Als sehr nützlich<br />
hat sich auch der neu entwickelte<br />
Rekrutierungsworkshop erwiesen, in<br />
dem ausgewählte Unternehmen der<br />
<strong>Finanzgruppe</strong> und Kollegiaten zusammenkommen,<br />
<strong>die</strong> unmittelbar vor<br />
Abschluss ihres Studiums stehen.<br />
Einer verstärkten Interessensbekundung<br />
und Betreuung der Kollegiaten<br />
durch <strong>die</strong> entsendenden Häuser<br />
<strong>die</strong>nt auch eine leichte Erhöhung der<br />
Semestergebühr. Diese Anpassung<br />
wurde nach mehr als zehn Jahren aufgrund<br />
von Kostensteigerungen und<br />
der Ausweitung des Leistungskataloges<br />
notwendig. Der Ausschuss sprach<br />
sich dafür aus, <strong>die</strong> erhöhten Einnahmen<br />
vor allem für <strong>die</strong> Intensivierung<br />
der Reintegrationsmaßnahmen zu<br />
nutzen.<br />
Durch eine recht großzügige<br />
Gewährung von Darlehen für <strong>die</strong><br />
Lebensführung während der Weiterbildung<br />
sowie eine – durch <strong>die</strong> unsichere<br />
„Erlassquote“ – nur schwer voraussehbare<br />
Rückzahlungsquote ist <strong>die</strong><br />
Liquiditätslage der Ebusti temporär<br />
angespannt. Der Ausschuss entschied<br />
daher Modifikationen in der Darlehensgewährung,<br />
<strong>die</strong> für <strong>die</strong> Zukunft<br />
zu einer Entspannung der Liquiditätslage<br />
führen, ohne <strong>die</strong> Darlehensvergabe<br />
grundsätzlich in Zweifel zu ziehen.<br />
Der Ausschuss stimmte zudem darin<br />
überein, dass im Hinblick auf <strong>die</strong> kommende<br />
<strong>Sparkassen</strong>-Hochschule über<br />
<strong>die</strong> weitere Handhabung der Darlehensvergabe<br />
noch einmal diskutiert<br />
werden muss.<br />
Zum Abschluss der Sitzung verabschiedete<br />
der Ausschuss Frau Kristina<br />
Koller, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Eberle-Butschkau-Stiftung<br />
seit über 25 Jahren betreut und<br />
zu ihrem Aufbau und Erfolg maßgeblich<br />
beigetragen hat.<br />
Fn
Mitteilungen 54<br />
PUBLIKATIONEN<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />
27<br />
Schriftenreihe „Untersuchungen<br />
über das Spar-, Giround<br />
Kreditwesen“<br />
Abteilung A: Wirtschaftswissenschaft<br />
Neuerscheinungen:<br />
Bd. 173 Frank Schuhmacher<br />
Unternehmensfinanzierung und Produktmarktwettbewerb<br />
Bd. 174 Norbert Tolksdorf<br />
Erklärung von „Mean Reversion“ auf internationalen<br />
Aktienmärkten<br />
Abteilung B: Rechtswissenschaft<br />
Neuerscheinungen:<br />
Bd. 145 Stefan Höhns<br />
Die Aufsicht über Finanz<strong>die</strong>nstleister<br />
Bd. 146 Carsten Hofmann<br />
Mortgage und Charge. Gestaltungsmöglichkeiten<br />
im englischen Kreditsicherungsrecht
28<br />
<strong>Wissenschaft</strong> für <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> Mitteilungen 54<br />
PUBLIKATIONEN<br />
Zeitschrift „KREDIT und KAPITAL“<br />
Die Hefte 2/2002 und 3/2002 enthalten folgende Abhandlungen:<br />
Harald Sander and Stefanie Kleimeier<br />
Asymmetric Adjustment of Commercial Bank Interest<br />
Rates in the Euro Area: An Empirical Investigation into<br />
Interest Rate Pass-Through<br />
Bert Scholtens<br />
Bond Yield Spreads and Country Risk: A Lasting Relationship?<br />
Gregor Dorfleitner<br />
Stetige versus diskrete Renditen – Überlegungen zur richtigen<br />
Verwendung beider Begriffe in Theorie und <strong>Praxis</strong><br />
Nikolaus K. A. Läufer<br />
Seignorage-Pool der EWU, Pool-Verzerrung und Seignorage-<br />
Veränderungen durch den Euro<br />
Dorothea Schäfer<br />
Restructuring Know-how and Collateral<br />
Erik Theissen<br />
Internalisierung und Marktqualität: Was bringt Xetra Best?<br />
Raimond Maurer und Steffen Sebastian<br />
Inflationsrisiken von Aktien, Bonds und indirekten Immobilienanlagen<br />
David J. C. Smant<br />
Has the European Central Bank Followed a Bundesbank<br />
Policy? Evidence from the Early Years<br />
Jacob A. Bikker<br />
Efficiency and Cost Differences Across Countries in a Unified<br />
European Banking Market<br />
Donato Masciandaro<br />
Why Shylock Can be Efficient – A Theory of Usury Contracts<br />
Jens Grunert und Dirk Schiereck<br />
Marktreaktionen und Bilanzstruktur bei Kapitalerhöhungen<br />
am Neuen Markt<br />
Allard Bruinshoofd, Bert Diederen and Wilko Letterie<br />
Internal Capital Markets in Dutch Firms<br />
Eine Veröffentlichung <strong>die</strong>ser Aufsätze ist u. a. für <strong>die</strong> Hefte<br />
4/2002 und 1/2003 vorgesehen:<br />
Christian A. Conrad and Markus Stahl<br />
Parallels with the 1920s Stock Market Boom and the Monetary<br />
Policy<br />
„KREDIT und KAPITAL“<br />
Herausgegeben von<br />
Prof. Dr. Werner Ehrlicher, Freiburg,<br />
Prof. Dr. Hans-Hermann Francke, Freiburg<br />
(geschäftsführend),<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Jacob Krümmel, Bonn,<br />
Prof. Dr. Bernd Rudolph, München<br />
(geschäftsführend).<br />
Redakteur:Dr. Eberhart Ketzel<br />
Redaktionsbüro: Roswitha Wirth,<br />
Postfach 14 29, 53004 Bonn,<br />
Telefon: 02 28 / 20 45 58,<br />
Fax: 02 28 / 20 45 66<br />
E-Mail: redaktion@kredit-und-kapital.de<br />
E-Mail: roswitha.wirth@dsgv.de<br />
Weitere Angaben über <strong>die</strong> kreditwissenschaftliche Zeitschrift<br />
„KREDIT und KAPITAL“ sowie Informationen zu<br />
allen bisher erschienenen Beiträgen unter<br />
http://www.kredit-und-kapital.de.<br />
Vertrieb für <strong>die</strong> <strong>Sparkassen</strong>-<strong>Finanzgruppe</strong>:<br />
Deutscher <strong>Sparkassen</strong> Verlag GmbH, Lothar Barthel,<br />
Telefon: (07 11) 7 82-16 93, Telefax (07 11) 7 82-22 08,<br />
E-Mail: lothar.barthel@dsv-gruppe.de