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Unternehmensrechnung WS 2013/14 – Skript - LMU

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<strong>Unternehmensrechnung</strong><br />

Unterlagen zur Vorlesung im <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Ballwieser


Vorbemerkung<br />

• Dieser Text dient als Mitschreibersatz. Er ist weder auf Vollständigkeit angelegt<br />

noch auf gleichmäßige Tiefe aller Abschnitte. Er ersetzt weder die Vorlesung<br />

noch die Vor- und Nachbereitung eines Themas mittels Literatur.<br />

• Für Fragen zu Stoff, Vertiefung und Klausur stehe ich gerne in meiner Sprechstunde<br />

(Di 12-13 Uhr, Raum 401, 4. Stock, Ludwigstr. 28 RG, ohne Anmeldung)<br />

zur Verfügung.<br />

• Die Klausur findet am 3.2.20<strong>14</strong>, 8.30 <strong>–</strong> 9.30 Uhr, statt.<br />

• Weitere Informationen (auch alte Klausuren) finden Sie auf der Homepage des<br />

Lehrstuhls unter http://www.rwp.bwl.lmu.de.<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

2


Gliederung<br />

1. Abgrenzung von <strong>Unternehmensrechnung</strong> S. 6<br />

a) Definition S. 6<br />

b) Struktur S. 8<br />

c) Aufgaben S. 22<br />

2. Zwingende Rechnungslegung des Kaufmanns S. 24<br />

a) Bilanzrechtshintergrund S. 24<br />

b) Jahresabschluss nach HGB S. 42<br />

c) Konzernabschluss nach HGB S. 85<br />

d) Wesentliche Unterschiede von HGB und IFRS S. 103<br />

3. Freiwillige Rechnungslegung S. 133<br />

a) Value Reporting S. 133<br />

b) Aussagefähigkeit von EVA S. <strong>14</strong>6<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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Literatur<br />

Ballwieser, Wolfgang, IFRS-Rechnungslegung <strong>–</strong> Konzept, Regeln und<br />

Wirkungen, 3. Aufl., München <strong>2013</strong>.<br />

Ballwieser, Wolfgang, Einige Bemerkungen zu EVA im Rahmen des Value<br />

Reporting, in: Kirsch, Hans-Jürgen/Thiele, Stefan (Hrsg.), Rechnungslegung und<br />

Wirtschaftsprüfung, FS Baetge, Düsseldorf 2007, S. 3-23.<br />

Ewert, Ralf/Wagenhofer, Alfred, Rechnungslegung und Kennzahlen für das<br />

wertorientierte Management, in: Wagenhofer, Alfred/Hrebicek, Gerhard (Hrsg.),<br />

Wertorientiertes Management, Stuttgart 2000, S. 3-64.<br />

Moxter, Adolf, Bilanzrechtsprechung, 6. Aufl., Tübingen 2007.<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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EUR 24,90<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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Gliederung<br />

1. Abgrenzung von <strong>Unternehmensrechnung</strong><br />

a) Definition<br />

b) Struktur<br />

c) Aufgaben<br />

2. Zwingende Rechnungslegung des Kaufmanns<br />

a) Bilanzrechtshintergrund<br />

b) Jahresabschluss nach HGB<br />

c) Konzernabschluss nach HGB<br />

d) Wesentliche Unterschiede von HGB und IFRS<br />

3. Freiwillige Rechnungslegung<br />

a) Value Reporting<br />

b) Aussagefähigkeit von EVA<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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1. a) Definition<br />

• <strong>Unternehmensrechnung</strong><br />

• zeigt überwiegend zahlenmäßig Zustände und Prozesse von<br />

Unternehmen und<br />

• enthält Kalküle zur Planung und Kontrolle von wirtschaftlichen<br />

Aktivitäten<br />

• Unternehmen<br />

• werden wirtschaftlich, nicht zwingend rechtlich verstanden<br />

• Betrieb oder Konzern = wirtschaftliche Einheit Rechtseinheit<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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Gliederung<br />

1. Abgrenzung von <strong>Unternehmensrechnung</strong><br />

a) Definition<br />

b) Struktur<br />

c) Aufgaben<br />

2. Zwingende Rechnungslegung des Kaufmanns<br />

a) Bilanzrechtshintergrund<br />

b) Jahresabschluss nach HGB<br />

c) Konzernabschluss nach HGB<br />

d) Wesentliche Unterschiede von HGB und IFRS<br />

3. Freiwillige Rechnungslegung<br />

a) Value Reporting<br />

b) Aussagefähigkeit von EVA<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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1. b) Struktur<br />

<strong>Unternehmensrechnung</strong><br />

erzwungen<br />

freiwillig<br />

intern<br />

extern<br />

fallweise<br />

regelmäßig<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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Beispiele interner UR nach Rhythmus und Zwang<br />

• Regelmäßig und freiwillig<br />

• Deckungsbeitragsrechnung, Investitionsrechnung, Budgetierung, …<br />

• Regelmäßig und (faktisch) erzwungen<br />

• Kostenartenrechnung, Ermittlung von Herstellkosten als Basis bilanzieller<br />

Herstellungskosten<br />

• Fallweise und freiwillig<br />

• Vorbereitung Unternehmenskauf / Verschmelzung / Börsengang<br />

• Fallweise und erzwungen<br />

• Angebotskalkulation zur Auftragserlangung nach öffentlicher Ausschreibung<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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Beispiele externer UR nach Rhythmus und Zwang<br />

• Regelmäßig und freiwillig<br />

• Umweltbericht, Nachhaltigkeitsbericht, Wertsteigerungsbericht<br />

• Regelmäßig und erzwungen<br />

• Jahresabschluss, Konzernabschluss, Lagebericht, Konzernlagebericht,<br />

Quartalsbericht, …<br />

• Fallweise und freiwillig<br />

• Firmenschrift / Jubiläumsschrift / Festschrift<br />

• Fallweise und erzwungen<br />

• Verschmelzungsbericht, Börsenprospekt, …<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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Einige Beispiele für freiwillige Berichte<br />

• Umweltbericht Henkel KGaA 1992<br />

• Input-Output-Rechnung nach Meffert/Kirchgeorg<br />

• Stoff- und Energiebilanz aus Nachhaltigkeitsbericht Axel Springer AG<br />

2007<br />

• Nachhaltigkeitsberichte<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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Umweltbericht: Henkel KGaA (1)<br />

1992 hat die Gesellschaft, Hersteller von Waschmitteln und Klebstoffen,<br />

erstmals in ihrer Geschichte einen Umweltbericht von gut 50 Seiten<br />

veröffentlicht. Inhalte sind u.a.:<br />

a) „Grundsätze zum Umwelt- und Verbraucherschutz in der Henkel-Gruppe“ (S. 4).<br />

b) Ein „Öko-Audit“, wobei die Produkte anhand einer Liste mit solchen Stoffen<br />

untersucht wurden, die stark wassergefährdend sind, Fluorkohlenwasserstoffe<br />

(FCKW) darstellen oder als krebserregend eingestuft werden.<br />

Nach Henkel hat die Gesellschaft „bei seinen mehr als 10.000 Produkten hinsichtlich<br />

besonders gefährlicher Stoffe nahezu keinen Handlungsbedarf (…). Nur etwa<br />

zehnmal meldeten die Betriebsstätten den Einsatz solcher gefährlicher Inhaltsstoffe<br />

<strong>–</strong> alles Stoffe, die nach den örtlichen Gesetzen zugelassen sind. Diese Inhaltsstoffe<br />

werden in Henkel-Produkten inzwischen nicht mehr eingesetzt.“ (S. 7)<br />

Henkel hatte 196 Firmen in 53 Ländern mit über <strong>14</strong>0 Produktionsstandorten!<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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Umweltbericht Henkel KGaA (2)<br />

c) Ein Produktions-Öko-Audit, bei dem nach der Störfallverordnung stark<br />

wassergefährdende Stoffe, sehr giftige Stoffe, brennbare Gase und<br />

leicht entzündliche Flüssigkeiten interessierten.<br />

Hierzu wurden die jährliche Verbrauchsmenge, die Emissions- und<br />

Abfallsituation und durchschnittliche Lagermengen erhoben. (S. 8)<br />

Hierbei gibt es keine so "harten" Aussagen wie bei den Produkten.<br />

d) Rd. 40 Seiten beschäftigen sich mit den Produktionsvorgängen der wesentlichen<br />

Umsatzträger und den Produkteigenschaften im Hinblick auf<br />

Ressourcenverbrauch und Belastung bei Einsatz und Abbau.<br />

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<strong>14</strong>


Input-Output-Rechnung<br />

Quelle: Meffert, H./Kirchgeorg, M.: Marktorientiertes Umweltmanagement,<br />

2. Aufl., Stuttgart 1993, S. 113 (in 3. Aufl. 1998 nicht mehr enthalten)<br />

Input<br />

I. Stoffe<br />

1. Rohstoffe<br />

2. Hilfsstoffe<br />

3. Betriebsstoffe<br />

4. Weitere Materialien<br />

II. Energieträger<br />

1. Gasförmig<br />

2. Flüssig<br />

3. Fest<br />

Output<br />

I. Produkte<br />

1. Primärprodukte<br />

2. Kuppelprodukte<br />

II. Stoffliche Emissionen<br />

1. Abfall<br />

2. Abwasser<br />

3. Abluft<br />

III. Energetische Emissionen<br />

1. Abwärme<br />

2. Lärm<br />

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Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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Trends<br />

• Heute gibt es einen Trend zu Nachhaltigkeitsberichten und zu einem<br />

Integrated Reporting<br />

• Integrated Reporting soll<br />

• Finanzberichte mit Berichten über nichtfinanzielle Zielsetzungen und<br />

deren Erreichung verbinden,<br />

• keine ergänzend zu lesenden, isolierten Berichte darstellen, sondern<br />

die Zahlen- mit der Nichtzahlenwelt, soweit geboten, verknüpfen,<br />

• sich aufs Wesentliche beschränken und dadurch kürzer als die<br />

Summe zweier Berichte sein.<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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Nachhaltigkeit<br />

• Definitionsunschärfe, u.a. mit Bezug auf<br />

• Gerechtigkeitsaspekte (intra- und intergenerative Gerechtigkeit),<br />

• Drei-Säulen-Modell mit Balance zwischen ökonomischen,<br />

ökologischen und sozialen (= gesellschaftlichen) Aspekten,<br />

• Effizienz (Inputminimierung für gegebenen Output: Ökonomiebezug),<br />

Konsistenz (Verwendung regenerativer Ressourcen;<br />

Stoffkreisführung: Ökologiebezug) und Suffizienz (Inputminimierung<br />

durch Lebenswandel: Sozialbezug),<br />

• Substanzerhaltung durch Wettbewerbsvorteile<br />

• Entsprechend unterschiedlich sind die Berichte<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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Aus dem Nachhaltigkeitsbericht von Bayer 2010/11, S. 3 u. 5<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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Gliederung<br />

1. Abgrenzung von <strong>Unternehmensrechnung</strong><br />

a) Definition<br />

b) Struktur<br />

c) Aufgaben<br />

2. Zwingende Rechnungslegung des Kaufmanns<br />

a) Bilanzrechtshintergrund<br />

b) Jahresabschluss nach HGB<br />

c) Konzernabschluss nach HGB<br />

d) Wesentliche Unterschiede von HGB und IFRS<br />

3. Freiwillige Rechnungslegung<br />

a) Value Reporting<br />

b) Aussagefähigkeit von EVA<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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1. c) Aufgaben<br />

• Freiwillige Rechnungen dienen<br />

• der Planung und Steuerung des Unternehmens, und damit dem<br />

Schutz des Kaufmanns selbst, und<br />

• der Beeinflussung Dritter<br />

• Erzwungene Rechnungen dienen überwiegend dem Schutz der<br />

Interessen Dritter, aber auch der Selbstinformation des Kaufmanns<br />

(und damit seinem Schutz)<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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Gliederung<br />

1. Abgrenzung von <strong>Unternehmensrechnung</strong><br />

a) Definition<br />

b) Struktur<br />

c) Aufgaben<br />

2. Zwingende Rechnungslegung des Kaufmanns<br />

a) Bilanzrechtshintergrund<br />

b) Jahresabschluss nach HGB<br />

c) Konzernabschluss nach HGB<br />

d) Wesentliche Unterschiede von HGB und IFRS<br />

3. Freiwillige Rechnungslegung<br />

a) Value Reporting<br />

b) Aussagefähigkeit von EVA<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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2. a) Bilanzrechtshintergrund (1)<br />

• Kfm. muss JA nach HGB aufstellen (§ 242 HGB); JA = Bilanz + GuV<br />

(§ 242 Abs. 3 HGB)<br />

• Kfm. muss JA nach EStG aufstellen (§ 4 Abs. 1 EStG; § 60 Abs. 1<br />

EStDV)<br />

• KapGes muss JA nach HGB aufstellen und veröffentlichen;<br />

JA = Bilanz + GuV + Anhang (§ 264 Abs. 1 HGB)<br />

• Kfm. darf JA nach IFRS veröffentlichen (§ 325 Abs. 2a HGB); er heißt<br />

Einzelabschluss<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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2. a) Bilanzrechtshintergrund (2)<br />

• Inländische Konzernmutter oder inländische ranghöchste Konzerntochter<br />

muss KA aufstellen (§ 290 HGB; § 11 PublG) und veröffentlichen;<br />

KA = Bilanz, GuV, Anhang, KFR, EK-Spiegel, u.U. Segmentbericht<br />

(§ 297 Abs. 1 HGB)<br />

• Kapitalmarktorientierter Konzern muss KA nach IFRS aufstellen und<br />

veröffentlichen (§ 315a HGB)<br />

• Nicht kapitalmarktorientierter Konzern darf KA nach IFRS aufstellen und<br />

veröffentlichen (§ 315a HGB)<br />

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Normenrelevanz<br />

HGB EStG IFRS<br />

JA X X X<br />

KA X X<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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Rechtsnormen<br />

• HGB<br />

• in Deutschland entstandenes, mit dem EStG direkt und indirekt<br />

verbundenes Recht<br />

• zwingend für JA des Kfm.<br />

• IFRS<br />

• in internationaler Zusammenarbeit entstandenes, von der EU<br />

übernommenes und nach HGB erlaubtes oder erzwungenes Recht<br />

ohne Verbund zum EStG<br />

• zwingend für KA kapitalmarktorientierter Konzerne<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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Bedeutung von IFRS (Quelle: Küting/Lam, DStR 2011, S. 994)<br />

Abschluss<br />

KA<br />

JA<br />

Unternehmen<br />

Kapitalmarktorientiert Zwingend IFRS in EU Wahlweise IFRS für<br />

Offenlegung<br />

Nicht kapitalmarktorientiert<br />

Wahlweise IFRS in D<br />

(geringe Nachfrage in<br />

2009: rd. 5% in SP von<br />

2.000 bei insg. rd. 3.500<br />

bis 4.000 KA)<br />

Wahlweise IFRS für<br />

Offenlegung<br />

Grundlage: EG-VO Nr. 1606/2002 vom 19. Juli 2002<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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KM-orientierte Unternehmen<br />

• haben Eigen- oder Fremdkapitaltitel, die an einem organisierten Markt<br />

gehandelt werden (gesetzlich definiert)<br />

• müssen nicht börsennotiert sein<br />

• gibt es rd. 7.000 in der EU, rd. 1.000 in Deutschland<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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RL-Entwicklung in Deutschland<br />

(Gassen/Sellhorn, BFuP 2006, S. 372; Worldscope Universe)<br />

Jahr HGB IFRS US-GAAP Gesamt<br />

1993 99,8 0,0 0,2 550<br />

…<br />

1997 92,0 3,2 4,7 592<br />

…<br />

2000 62,5 21,4 16,1 757<br />

…<br />

2003 53,3 31,9 <strong>14</strong>,8 825<br />

2004 48,9 39,4 11,8 774<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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Standardsetzer<br />

• IFRS entstehen seit 2001 beim IASB, einem privaten Gremium; früher<br />

(ab 1973) beim IASC<br />

• IASB verabschiedet IFRS in London<br />

• EU prüft Übernahme in Brüssel unter Einschaltung diverser Gremien<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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Komitologieverfahren<br />

• Bei Billigung („endorsement“) werden IASB-IFRS zu EU-IFRS<br />

• Fehlt Billigung, laufen beide Regelmengen auseinander, wie früher bei<br />

IAS 32<br />

• Gebilligte Standards gelten unmittelbar in der EU und damit auch in<br />

Deutschland<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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IASB (Quelle: IASB-website)<br />

• „In March 2001, the International Accounting Standards Committee<br />

(IASC) Foundation was formed as a not-for-profit corporation<br />

incorporated in the State of Delaware, US. The IASC Foundation is the<br />

parent entity of the International Accounting Standards Board, an<br />

independent accounting standard-setter based in London, UK.“<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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Aufgabe (Quelle: IASC Foundation Constitution, Stand 26.1.2010, Abs. 2)<br />

“The objectives of the IFRS Foundation are:<br />

a) to develop, in the public interest, a single set of high quality, understandable,<br />

enforceable and globally accepted financial reporting standards based upon<br />

clearly articulated principles. These standards should require high quality,<br />

transparent and comparable information in financial statements and other<br />

financial reporting to help investors, other participants in the world’s capital<br />

markets and other users of financial information make economic decisions.<br />

b) to promote the use and rigorous application of those standards.<br />

c) in fulfilling the objectives associated with (a) and (b), to take account of, as<br />

appropriate, the needs of a range of sizes and types of entities in diverse<br />

economic settings.<br />

d) to promote and facilitate adoption of International Financial Reporting<br />

Standards (IFRSs), being the standards and interpretations issued by the<br />

IASB, through the convergence of national accounting standards and IFRSs.“<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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Ziele von IFRS<br />

• „global GAAP“<br />

• Entscheidungsunterstützung für Kapitalgeber: „decision usefulness<br />

concept“<br />

• reine Informationsfunktion<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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(Neues) Rahmenkonzept zur Zielsetzung<br />

• F-OB2 (Hervorhebung Verf.):<br />

"The objective of general purpose financial reporting is to provide<br />

financial information about the reporting entity that is useful to existing<br />

and potential investors, lenders and other creditors in making decisions<br />

about providing resources to the entity. Those decisions involve buying,<br />

selling or holding equity and debt instruments, and providing or settling<br />

loans and other forms of credit.“<br />

• D.h.: One size ("general purpose financial reporting") fits all ("investors,<br />

lenders and other creditors").<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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Abgrenzung von IFRS<br />

• IFRS bestehen nach IAS 1.7 aus (Stand 24.9.<strong>2013</strong>)<br />

1) IFRS (derzeit: 13)<br />

2) IAS (derzeit: 27)<br />

3) Interpretationen des International Financial Reporting Committee<br />

(IFRIC) (derzeit: 18)<br />

4) Interpretationen des Standing Interpretations Committee (SIC)<br />

(derzeit: 11)<br />

5) Insgesamt 69 Regelungen<br />

• Rahmenkonzept („framework“) oder Practice Statement kein IFRS<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

38


Einflußnahme Deutschland<br />

• Deutsches Rechnungslegungs Standards Committee (DRSC), Berlin<br />

• Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW), Düsseldorf<br />

• Arbeitskreis Externe <strong>Unternehmensrechnung</strong> (AKEU) der<br />

Schmalenbach-Gesellschaft (SG), Köln<br />

• Verbände wie BDI<br />

• Unternehmen<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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IAS 39 (1.1.2010): Standardaufbau<br />

• Gliederung<br />

• Introduction IN1-IN…<br />

• Objective<br />

• Scope<br />

• Definitions<br />

• …<br />

• Appendix A: Application Guide AG1-…<br />

• … + Approval<br />

• Basis for Conclusions BC1-…<br />

• Dissenting Opinions<br />

• Illustrative Example IE1-…<br />

• Implementation Guidance IG1-…<br />

320 Seiten<br />

9 Seiten<br />

1<strong>14</strong> Seiten<br />

49 Seiten<br />

61 Seiten<br />

87 Seiten<br />

123 Seiten<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

40


Merkwürdigkeiten<br />

• 15 % des Textes betreffen den Kern des Standards<br />

• 65 % des Textes sind kein Bestandteil des Standards (BC, IG und IE),<br />

sollen aber dessen Verwendung unterstützen<br />

• Es existieren mehrere Übersetzungen; die von EU und IDW enthalten<br />

BC, IE und IG nicht, die des IASB schon<br />

• Übersetzungen enthalten z.T. Fehler oder Merkwürdigkeiten<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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Gliederung<br />

1. Abgrenzung von <strong>Unternehmensrechnung</strong><br />

a) Definition<br />

b) Struktur<br />

c) Aufgaben<br />

2. Zwingende Rechnungslegung des Kaufmanns<br />

a) Bilanzrechtshintergrund<br />

b) Jahresabschluss nach HGB<br />

c) Konzernabschluss nach HGB<br />

d) Wesentliche Unterschiede von HGB und IFRS<br />

3. Freiwillige Rechnungslegung<br />

a) Value Reporting<br />

b) Aussagefähigkeit von EVA<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

42


2. b) Jahresabschluss nach HGB<br />

• Bei dem Kfm. interessieren Bilanz, GuV und Art der Gewinnermittlung<br />

• JA muss GoB erfüllen (§ 243 HGB)<br />

• GoB sind teils kodifizierte, teils nicht kodifizierte Prinzipien<br />

• GoB verlangen <strong>–</strong> zusammen mit Ansatz- und Bewertungsregeln <strong>–</strong> die<br />

Ermittlung eines vorsichtig bemessenen, das Realisations- und<br />

das Imparitätsprinzip erfüllenden Gewinns<br />

• Hintergrund: Versuch des Gläubigerschutzes<br />

• Information erfolgt asymmetrisch: alle Verluste, unabhängig von<br />

Realisation, nur realisierte Gewinne<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

43


§ 252 Abs. 1 Nr. 4 HGB<br />

• „Es ist vorsichtig zu bewerten, namentlich sind alle vorhersehbaren<br />

Risiken und Verluste, die bis zum Abschlußstichtag entstanden sind,<br />

zu berücksichtigen, selbst wenn diese erst zwischen dem Abschlußstichtag<br />

und dem Tag der Aufstellung des Jahresabschlusses bekanntgeworden<br />

sind; Gewinne sind nur zu berücksichtigen, wenn sie am<br />

Abschlußstichtag realisiert sind.“<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

44


Realisationsprinzip<br />

• Wann ist Gewinn im Sinne von Ertrag realisiert?<br />

• Welche Aufwendungen sind dem Ertrag zuzurechnen?<br />

• Zur Ertragsrealisation: „Vermögensgegenstände sind höchstens mit den<br />

Anschaffungs- oder Herstellungskosten (…) anzusetzen.“ (§ 253 Abs. 1<br />

Satz 1 HGB)<br />

• Ausnahme für zu saldierendes Planvermögen: „Übersteigt der beizulegende<br />

Zeitwert der Vermögensgegenstände den Betrag der Schulden,<br />

ist der übersteigende Betrag unter einem gesonderten Posten zu<br />

aktivieren.“ (§ 246 Abs. 2 Satz 3 HGB)<br />

• Ziel: Keine Gewinne nur aufgrund von Wertsteigerungen!<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

45


Imparitätsprinzip<br />

• Gewinne (Erträge) bei Lieferung und Leistung<br />

• Risiken und Verluste bei Entstehung<br />

• Ziel: Verluste schon aufgrund von Wertminderungen!<br />

t<br />

Entstehung<br />

(Bekanntwerden aus<br />

Sicht Bil‘Stichtag)<br />

Realisation<br />

(Lieferung & Leistung)<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

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Aufgaben des JA<br />

Selbstinformation<br />

des Kaufmanns<br />

Information Dritter,<br />

insb. Kapitalgeber<br />

Ermittlung einer Ausschüttungsbemessungsrichtgröße<br />

für<br />

Gesellschafter<br />

Informationsfunktion<br />

Ausschüttungsbemessungsfunktion<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

47


Hoher Gewinn<br />

Aktiva<br />

Bilanz<br />

Eigenkapital<br />

Aufwendungen<br />

Schulden<br />

Thesaurierung<br />

Gewinn<br />

GuV<br />

Erträge<br />

Ausschüttung<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

48


Niedriger Gewinn<br />

Aktiva<br />

Bilanz<br />

Eigenkapital<br />

Aufwendungen<br />

Schulden<br />

Thesaurierung<br />

Gewinn<br />

GuV<br />

Erträge<br />

Ausschüttung<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

49


HGB-Bilanz bis einschließlich 2009<br />

Aktiva<br />

B i l a n z<br />

Passiva<br />

Vermögensgegenstände<br />

Rechnungsabgrenzungsposten<br />

Korrekturposten zu Passiva<br />

Aktivierungshilfen<br />

Eigenkapital<br />

Sonderposten<br />

Korrekturposten zu Aktiva<br />

Rückstellungen<br />

Verbindlichkeiten<br />

Rechnungsabgrenzungsposten<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

50


HGB-Bilanz ab 2010<br />

Aktiva<br />

B i l a n z<br />

Passiva<br />

Vermögensgegenstände<br />

Rechnungsabgrenzungsposten<br />

Korrekturposten zu Passiva<br />

Aktivierungshilfen<br />

Eigenkapital<br />

Sonderposten<br />

Korrekturposten zu Aktiva<br />

Rückstellungen<br />

Verbindlichkeiten<br />

Rechnungsabgrenzungsposten<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

51


Einfluss BilMoG ab 2010<br />

Posten HGB alt HGB neu Posten HGB alt HGB neu<br />

Ausst. Einl. auf gez. Kapital 800 - Gezeichnetes Kapital 2.800 2.000<br />

Aufwendungen zur Erweiterung<br />

des Geschäftsbetriebs<br />

100 - Kapitalrücklage 100 100<br />

Selbsterstellte immat. AW - 100 Gewinnrücklage 200 200<br />

Selbsterstellte Marken - - Gewinnvortrag 100 100<br />

Derivativer GoFW - 1.000 Jahresüberschuss 800 2.000<br />

Sachanlagen 3.000 3.000 Sonderposten mit RL-Anteil 100 -<br />

Finanzanlagen * 1.800 800 Pensions-RS ** 1.000 -<br />

Umlaufvermögen 2.100 2.100 Weitere RS 1.700 1.700<br />

RAP 100 100 Verbindlichkeiten 1.000 1.000<br />

Aktive latente Steuern 100 200 RAP 100 100<br />

Aktiver Unterschiedsbetrag<br />

aus Vermögensverrechnung<br />

- 100 Passive latente Steuern 100 200<br />

Summe 8.000 7.400 Summe 8.000 7.400<br />

* Enthaltenes „Planvermögen“ mit AK von 1.000 und Zeitwerten von 1.100; ** Identische Pensionslasten = 1.000<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

52


Effekte<br />

• Wegfall Aktiva = - 1.900<br />

• Zunahme Aktiva = + 1.300<br />

• Aktivminderungen = 600<br />

• Wegfall Passiva = - 1.900<br />

• Zunahme Passiva = + 1.300<br />

• Passivminderungen = 600<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

53


Deutsche Lufthansa AG 2010 (1)<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

54


Deutsche Lufthansa AG 2010 (2)<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

55


Vermögensgegenstände<br />

• Arten: AV + UV<br />

• Sachanlagen<br />

• Finanzanlagen<br />

• Immaterielle Anlagewerte<br />

• Umlaufvermögen<br />

• Eigenschaften<br />

• Wirtschaftlicher Vorteil über Bilanzstichtag hinaus<br />

• einzelverwertbar; nicht unbedingt einzelverkehrsfähig<br />

• einzeln (= selbständig) bewertbar<br />

• „greifbar“<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

56


Aktivierungsverbote (§§ 246, 248 HGB)<br />

1. Aufwendungen für Gründung des Unternehmens (was erlangt?)<br />

2. Aufwendungen für Beschaffung von Eigenkapital (was erlangt?)<br />

3. Aufwendungen für Abschluss von Versicherungsverträgen (was<br />

erlangt?)<br />

4. Selbstgeschaffene Marken, Drucktitel, Verlagsrechte, Kundenlisten<br />

oder vergleichbare immaterielle Vermögensgegenstände des AV<br />

5. Selbstgeschaffener Goodwill (Geschäfts- oder Firmenwert)<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

57


Aufgabe 1<br />

a. Die Pharma AG hat im Jahr 2010 F&E-Ausgaben von € 5 Mio., aus<br />

denen (erkennbar im Februar 2011, vor Erstellung der Bilanz zum<br />

31.12.2010) im Jahr 2011 ein neues Produkt mit anschließender<br />

Patentierung und Lizenzverträge über € 3 Mio. hervorgehen. Müssen<br />

die Ausgaben aktiviert werden, weil sie einen VGG oder einen RAP<br />

begründen?<br />

b. Dürfen sie als Aktivierungshilfe begründet werden?<br />

c. Gehen sie in den selbstgeschaffenen Goodwill ein?<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

58


F&E-Ausgaben<br />

• § 248 Abs. 2 HGB a.F.<br />

• „Für immaterielle Vermögensgegenstände<br />

des<br />

Anlagevermögens, die<br />

nicht entgeltlich erworben<br />

wurden, darf ein Aktivposten<br />

nicht angesetzt<br />

werden.“<br />

• Aktivierungsverbot; es<br />

fehlt Erwerb von Drittem<br />

• § 248 Abs. 2 HGB<br />

• „Selbst geschaffene immaterielle<br />

Vermögensgegenstände<br />

des Anlagevermögens können<br />

als Aktivposten in die Bilanz<br />

aufgenommen werden. Nicht<br />

aufgenommen werden dürfen<br />

selbst geschaffene Marken,<br />

Drucktitel, Verlagsrechte, Kundenlisten<br />

oder vergleichbare<br />

immaterielle Vermögensgegenstände<br />

des Anlagevermögens.“<br />

• Aktivierung möglich?<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

59


Weitere Regelungen<br />

• „Herstellungskosten eines selbst geschaffenen immateriellen Vermögensgegenstands<br />

des Anlagevermögens sind die bei dessen Entwicklung<br />

anfallenden Aufwendungen (…). (…) Können Forschung<br />

und Entwicklung nicht verlässlich voneinander unterschieden<br />

werden, ist eine Aktivierung ausgeschlossen.“ (§ 255 Abs. 2a HGB)<br />

• „Als Rechnungsabgrenzungsposten sind auf der Aktivseite Ausgaben<br />

vor dem Abschlußstichtag auszuweisen, soweit sie Aufwand für eine<br />

bestimmte Zeit nach diesem Tag darstellen.“ (§ 250 Abs. 1 Satz 1 HGB)<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

60


Aufgabe 2<br />

Die Allianz AG bereitet im Jahr 2011 einen im Jahr 2012 realisierten Unternehmenskauf<br />

durch die eigene M&A-Abteilung vor und hat interne Kosten<br />

von € 2 Mio.; Beratern zahlt sie im Jahr 2011 € 6 Mio.; der Kaufpreis des<br />

Unternehmens ist € 120 Mio.<br />

a. Begründet die Akquisitionsvorbereitung im Jahr 2011 einen<br />

Aktivposten?<br />

b. Sind die Vorbereitungskosten Anschaffungskosten der Beteiligung am<br />

Unternehmen im Jahr 2012?<br />

c. Kommt es auf den Prozentsatz am erworbenen Eigenkapital an (im<br />

konkreten Fall 100 %)?<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

61


Aufgabe 2: Lösung<br />

a. Nichts Greifbares erworben (vgl. S. 56).<br />

b. „Dem Anschaffungsvorgang vorgelagerte Aufwendungen der Entscheidungsfindung<br />

(zB Kosten eines Bewertungsgutachtens bei Erwerb von<br />

Beteiligungen) stehen nicht in unabdingbarem Zusammenhang mit dem<br />

Erwerb und bilden keinen Bestandteil der Anschaffungsnebenkosten.“<br />

(ADS, 6. Aufl., 1995, § 255 Anm. 22)<br />

„Aufwendungen der Entscheidungsphase, dh Aufwendungen, um zu<br />

entscheiden, ob man diesen oder einen anderen VG erwerben will,<br />

genügen nicht dem Kriterium der Einzelzuordnung und gehen nicht<br />

wertbestimmend in den angeschafften VG ein (ADS 6 § 255 Anm. 22).“<br />

(Beck-Bil.Komm, 8. Aufl., 2012, § 255 Anm 71)<br />

c. Nein. Sackgasse!<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

62


Aufgabe 3<br />

Der FC Bayern zahlte (vor einiger Zeit) an den SV Werder Bremen für<br />

Miroslav Klose eine Ablösesumme von € 15 Mio.<br />

a. War Klose von der FC Bayern München AG als VGG zu aktivieren?<br />

b. War die Spielerlaubnis für den Lizenzspieler Klose zu aktivieren?<br />

Als VGG oder als RAP?<br />

c. Wie war die Folgebewertung vorzunehmen, wenn aktiviert wurde?<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

63


60/473 = 13 %<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

64


Konzernabschluss des FC Bayern zum 30.6.2009<br />

• Unter Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden lesen wir:<br />

„Bei der Neuverpflichtung von Spielern an die abgebenden Vereine<br />

gezahlte Transferentschädigungen werden als immaterielle Vermögensgegenstände<br />

aktiviert. Die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer für<br />

diesen abnutzbaren Vermögensgegenstand bemisst sich ausschließlich<br />

nach der Laufzeit des Anstellungsvertrages.“<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

65


Aufgabe 4<br />

„A hatte von B dessen Unternehmen erworben und unter anderem x DM für<br />

ein Wettbewerbsverbot gezahlt, das mit dem Tode des B erlöschen sollte.“<br />

(Moxter, 2007, S. 19) Liegt ein Vermögensgegenstand vor?<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

66


Aufgabe 4: Lösung des BFH<br />

• „Der BFH bejahte Greifbarkeit und selbständige Bewertbarkeit. ‚Daß die<br />

Aufwendungen möglicherweise über den objektiven Wert … hinausgehen‘,<br />

sei unerheblich. ‚Denn es greift insoweit der gerade für den<br />

Erwerb von wertmäßig schwer bestimmbaren immateriellen Wirtschaftsgütern<br />

maßgebliche Grundsatz ein, daß dem Kaufmann die erworbenen<br />

Wirtschaftsgüter tatsächlich das wert sind, was er für ihren Erwerb<br />

aufgewendet hat.‘ Allerdings handle es sich um ein ‚Wirtschaftsgut,<br />

dessen Verwendungsfähigkeit zeitlich begrenzt ist‘; die AfA bestimmen<br />

sich nach der ‚mutmaßlichen Lebenszeit‘ des B.“ (Moxter, 2007, S. 19)<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

67


Aufgabe 5<br />

a. Wieso ist der BFH handelsrechtlich interessant und ggf. relevant?<br />

b. Was sind die wesentlichen Vokabeln?<br />

c. Wie passen sie zu den auf S. 56 genannten Eigenschaften eines<br />

Vermögensgegenstands?<br />

d. Welche Probleme ergeben sich bei Verwendung des zitierten<br />

Grundsatzes?<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

68


Regelungsziel im HGB-JA<br />

• Begrenzung der Aktivierung<br />

• begrenzt buchmäßiges EK<br />

• erhöht Aufwand<br />

• erschwert Ausschüttung (versuchter Gläubigerschutz; vgl. S. 43)<br />

• Frühere These (AktG 1965, HGB 1986): selbsterstellte immaterielle<br />

Anlagewerte sind „flüchtig“ und in ihrer Werthaltigkeit schwer zu<br />

überprüfen<br />

• Einwand: für materielle VGG (Spezialmaschinen) kann dies<br />

gleichermaßen gelten<br />

• HGB heute (nach BilMoG): selbsterstellte immaterielle Anlagewerte<br />

sind <strong>–</strong> mit Ausnahmen <strong>–</strong> aktivierbar, aber es gilt eine Ausschüttungssperre;<br />

Gewinndarstellung vs. Gewinnausschüttung<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

69


Schulden (1)<br />

• Arten: Verb + RS<br />

• Bezüglich Existenz und Höhe sichere Lasten (Verb)<br />

• Bezüglich Existenz oder Höhe unsichere Lasten (RS)<br />

• Eigenschaften<br />

• Zahlungs- oder Sachleistungsverpflichtung am Bilanzstichtag<br />

• einzeln (= selbständig) bewertbar<br />

• „greifbar“ / „hinreichend konkretisiert“<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

70


Schulden (2)<br />

Schulden<br />

i.w.S.<br />

Rückstellungen<br />

(§ 249 HGB)<br />

Rückstellungen<br />

für ungewisse<br />

Verbindlichkeiten<br />

Rückstellungen<br />

für drohende<br />

Verluste aus<br />

schwebenden<br />

Geschäften<br />

Verbindlichkeiten<br />

Aufwandsrückstellungen<br />

Schulden i.e.S.<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

71


Rückstellungen<br />

• für ungewisse Verbindlichkeiten wie Pensionslasten, Urlaubsansprüche,<br />

Steuernachzahlungen, Entsorgungsverpflichtungen, etc.<br />

• für drohende Verluste aus schwebenden Geschäften:<br />

• bei schwebendem Geschäft ist das Verpflichtungsgeschäft erfüllt,<br />

das Erfüllungsgeschäft des Sachleistenden steht aus<br />

• man kann unterscheiden zwischen einmaligem Beschaffungs- oder<br />

Absatzgeschäft und Dauerrechtsverhältnis<br />

• Wert der Leistung übersteigt Wert der Gegenleistung<br />

• für bestimmte Innenverpflichtungen („Aufwandsrückstellungen“), z.B. für<br />

unterlassene Instandhaltung mit Nachholung in den kommenden drei<br />

Monaten<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

72


Regelungsziel im HGB-JA<br />

• Weiter Umfang der Passiva (außer EK)<br />

• begrenzt Eigenkapital<br />

• erhöht Aufwand (nur bei RS)<br />

• erschwert Ausschüttung (versuchter Gläubigerschutz; vgl. S. 43)<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

73


Passivierungszeitpunkt<br />

• Unterscheide rechtliche Entstehung und wirtschaftliche Entstehung!<br />

• Früherer Zeitpunkt aus rechtlicher und wirtschaftlicher Entstehung?<br />

• Wirtschaftliche Entstehung nach Realisationsprinzip?<br />

• Wirtschaftliche Entstehung nach Teilwertbetrachtung?<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

74


Aufgabe 6<br />

a. Ein Lufttransportunternehmen will eine Rückstellung bilden für die<br />

öffentlich-rechtliche Verpflichtung, seine Hubschrauber nach einer<br />

bestimmten Anzahl von Flugstunden überholen zu lassen. Muss es das;<br />

darf es das?<br />

b. Der Eigentümer eines Restaurantbetriebs ist zum Einbau eines<br />

Fettabscheiders verpflichtet und will für die erwarteten Ausgaben eine<br />

Rückstellung bilden. Muss er das; darf er das?<br />

c. Nach der Satzung eines Vereins ist den Mitgliedern bei ihrem Ausscheiden<br />

auf Antrag ein Teil der Mitgliedsbeiträge zurückzugewähren.<br />

Ist eine Rückstellung zu bilden? Darf sie gebildet werden?<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

75


Aufgabe 6: Lösung des BFH<br />

a. Rückstellung für Hubschrauberüberholung scheitert daran, dass sie am Bilanzstichtag<br />

weder rechtlich entstanden ist noch wirtschaftlich verursacht ist. Man<br />

kann dies mit dem Realisationsprinzip begründen: Überholung sichert Erträge<br />

nach dem Zeitpunkt der Überholung, nicht vor diesem. Auszahlungen sind laufendem<br />

oder früherem Geschäftsjahr nicht zuzuordnen. (Moxter, 2007, S. 129 f.;<br />

vgl. a. S. 45 zum Realisationsprinzip) Teilwertbetrachtung führt zu identischem<br />

Ergebnis. Keine RS!<br />

b. Einbau eines Fettabscheiders begründet Herstellungskosten für ein eigenständiges<br />

Wirtschaftsgut. Damit ist Rückstellungsbildung ausgeschlossen. (Moxter,<br />

2007, S. 151; Konkurrenzbeziehung Aktiva/Passiva)<br />

c. Rückgewähr der Mitgliedsbeiträge: wirtschaftlich verursacht. „Sind künftige Ausgaben<br />

wirtschaftlich mit bereits realisierten Erträgen verbunden, so sind sie in<br />

dem Jahr zu passivieren, in dem Zugehörigkeit zu früheren Erträgen konkretisiert<br />

wird.“ (BFH-Urt. v. 28. Juni 1989 I R 86/85, BFHE 157, 416; Moxter, 2007,<br />

S. 133.) Das passt zur Argumentation über das Realisationsprinzip; Teilwertbetrachtung<br />

führt zu identischem Ergebnis.<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

76


Aufgabe 7<br />

Versuchen Sie Beispiele zu finden für die folgenden Konstellationen von<br />

wirtschaftlicher und rechtlicher Entstehung und versuchen Sie eine Lösung<br />

für Bilanzansatz und Werthöhe!<br />

a. Rechtlich vor wirtschaftlich?<br />

b. Rechtlich ohne wirtschaftlich?<br />

c. Wirtschaftlich vor rechtlich?<br />

d. Wirtschaftlich ohne rechtlich?<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

77


Wirtschaftliche Betrachtungsweise<br />

• Aktivseite<br />

• Nicht nur VGG im Eigentum,<br />

sondern bei „Zugriff auf Substanz<br />

und Ertrag“; z.B. bei<br />

Sicherungsübereignung,<br />

Eigentumsvorbehalt,<br />

bestimmten Leasinggütern<br />

• „Vermögensgegenstände sind in<br />

der Bilanz des Eigentümers aufzunehmen;<br />

ist ein Vermögensgegenstand<br />

nicht dem Eigentümer,<br />

sondern einem anderen<br />

wirtschaftlich zuzurechnen,<br />

hat dieser ihn in seiner Bilanz<br />

aufzunehmen.“ (§ 246 Abs. 1<br />

Satz 2 HGB)<br />

• Passivseite<br />

• Nicht nur Schulden im Rechtssinne<br />

auf zivil- oder öffentlichrechtlicher<br />

Grundlage; auch rein<br />

faktische Verpflichtungen<br />

• „Schulden sind in die Bilanz des<br />

Schuldners aufzunehmen.“<br />

(§ 246 Abs. 1 Satz 3 HGB)<br />

• Ist der letzte Satz eindeutig?<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

78


Aufgabe 8<br />

a. Wie ist nach HGB der Jahresabschluss eines Kaufmanns zu gliedern?<br />

b. Was erkennen Sie über die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage?<br />

c. Ist der Abschluss zu prüfen?<br />

d. Wenn ja, wer prüft?<br />

e. Wenn ja, wie wird das Prüfungsergebnis kommuniziert?<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

79


Besonderheiten KapGes<br />

• (Unterschiedliche) JA-Erweiterung<br />

(§ 264 Abs. 1 HGB)<br />

• Einblicksgebot (§ 264 Abs. 2<br />

HGB)<br />

• „Bilanzeid“ (§ 264 Abs. 2 HGB)<br />

• Gleichstellung bestimmter<br />

PersHGes (§ 264a HGB)<br />

• Befreiung (§ 264b HGB)<br />

• Gliederungsvorschriften für<br />

Bilanz und GuV (§§ 266, 275<br />

HGB)<br />

• Grundsätzlich Lagebericht<br />

(§ 264 Abs. 1 HGB)<br />

• Gestufte Publizität nach Größe<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

80


Relativiertes Einblicksgebot<br />

• Bild im Rahmen von GoB<br />

• Einblicksbeschränkende Wirkung von bestimmten GoB<br />

(Imparitätsprinzip, Einzelbewertungsprinzip)<br />

• Bild im Anhang: Abkopplungsthese<br />

• Relevanz bei „Langfristfertigung“ (Fertigungsaufträgen)<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

81


Fertigungsaufträge<br />

• Spezialanfertigung eines Investitionsguts<br />

• Annahmen:<br />

• Bestimmte Vertragsformen<br />

• Aussagefähige KLR<br />

• Schuldnerbonität<br />

• Einblicksproblem bei Aktivierung von Herstellungskosten ohne<br />

Gewinnanteil<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

82


Beispiel<br />

Periode 1 2 3 4 Summe<br />

Einzahlungen 0 0 0 200 200<br />

Auszahlungen (= Aufwendungen) -30 -30 -30 -30 -120<br />

Zahlungssaldo -30 -30 -30 170 80<br />

Aktivierte Aufwendungen nach HGB =<br />

HK unfertiger Erzeugnisse<br />

20 20 20 -60<br />

Gewinn HGB -10 -10 -10 110 80<br />

Aktivierungen nach IFRS 50 50 50 -150<br />

Gewinn IFRS 20 20 20 20 80<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

83


Gewinnvergleich<br />

Gewinn bei Fertigungsaufträgen<br />

120<br />

100<br />

80<br />

Gewinn<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

1 2 3 4<br />

Perioden<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

84


Gliederung<br />

1. Abgrenzung von <strong>Unternehmensrechnung</strong><br />

a) Definition<br />

b) Struktur<br />

c) Aufgaben<br />

2. Zwingende Rechnungslegung des Kaufmanns<br />

a) Bilanzrechtshintergrund<br />

b) Jahresabschluss nach HGB<br />

c) Konzernabschluss nach HGB<br />

d) Wesentliche Unterschiede von HGB und IFRS<br />

3. Freiwillige Rechnungslegung<br />

a) Value Reporting<br />

b) Aussagefähigkeit von EVA<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

85


2. c) Konzernabschluss nach HGB<br />

Konzerne<br />

§18 Abs. 1 AktG<br />

Unterordnungskonzern<br />

Mutter -<br />

Tochterverhältnis<br />

§18 Abs. 2 AktG<br />

Gleichordnungskonzern<br />

Faktischer<br />

Konzern<br />

Eingliederungskonzern<br />

(mit Vertragsabschluß)<br />

Vertragskonzern<br />

i.e.S.<br />

Kein<br />

Unterordnungsverhältnis<br />

Satz 3 Satz 2<br />

(“Vertragskonzern” i.w.S.)<br />

Bilanzrechtsregelungen des<br />

HGB und PublG knüpfen an<br />

Mutter - Tochterverhältnis an.<br />

Es existiert<br />

kein explizites<br />

Bilanzrecht<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

86


Konzerntypen (Quelle: Bieg, Hartmut/Kußmaul, Heinz: Externes<br />

Rechnungswesen, 5. Aufl., München/Wien 2009, S. 371 (gekürzt))<br />

Kriterium Faktischer Konzern Vertragskonzern Eingliederungskonzern<br />

Rechtsform<br />

Obergesellschaft<br />

Rechtsform Untergesellschaft<br />

Keine Einschränkung Keine Einschränkung AG<br />

AG oder KGaA AG oder KGaA AG<br />

Konzernbildung<br />

I.d.R. durch Erwerb einer<br />

Mehrheitsbeteiligung<br />

Hauptversammlungsbeschluß beider<br />

Gesellschaften mit 75%iger Mehrheit<br />

Hauptversammlungsbeschluß<br />

beider Gesellschaften mit<br />

75%iger Mehrheit; Kapitalverflechtung<br />

mind. 95%<br />

Leitungsmacht<br />

Faktischer Einfluß auf Geschäftspolitik<br />

des Vorstands<br />

über HV und AR<br />

Beherrschungsvertrag mit Weisungsrecht<br />

und Folgepflicht, sofern im<br />

Konzerninteresse<br />

Umfassendes Weisungsrecht<br />

ohne Einschränkung; Aufhebung<br />

der Vermögensbindung<br />

Schutz Anteilseigner<br />

Untergesellschaft<br />

Nachteilsausgleich nach § 311<br />

AktG; Abhängigkeitsbericht<br />

nach § 312 AktG<br />

Bei Verbleib: Ausgleichszahlung nach §<br />

304 AktG; bei Ausscheiden: Abfindung<br />

nach § 305 AktG<br />

Zwangsläufiges Ausscheiden der<br />

Minderheiten: Abfindung nach<br />

§ 320 Abs. 5 AktG<br />

Schutz Gläubiger<br />

Untergesellschaft<br />

Grundsatz: Haftungssegmentierung;<br />

Nachteilsausgleich nach<br />

§ 311 AktG; Abhängigkeitsbericht<br />

nach § 312 AktG<br />

Erhaltung der bilanzmäßigen Substanz<br />

(§§ 300-303 AktG), insb. Verlustübernahmepflicht<br />

(§ 302 AktG) und Sicherheitsleistung<br />

ggü. Gläubigern bei Vertragsbeendigung<br />

(§ 303 AktG)<br />

Sicherheitsleistung für vorvertragliche<br />

Gläubiger (§ 321<br />

AktG); gesamtschuldnerische<br />

Mithaftung der Hauptgesellschaft<br />

(§ 322 AktG)<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

87


Konzern als wirtschaftliche Einheit<br />

Konzern<br />

z.B. Rover AG<br />

TU3<br />

TU1<br />

TU4<br />

MU<br />

TU2<br />

TU5<br />

z.B. BMW AG<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

88


Aufstellung KA<br />

• Gesetzliche Vertreter einer KapGes (MU) mit Sitz im Inland müssen<br />

KA und KLB aufstellen, „wenn diese auf ein anderes Unternehmen<br />

(Tochterunternehmen) unmittelbar oder mittelbar einen beherrschenden<br />

Einfluss ausüben kann.“ (§ 290 Abs. 1 HGB)<br />

• Konzept des beherrschenden Einflusses = Control-Konzept<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

89


Konkretisierung Control-Konzept (§ 290 Abs. 2 HGB)<br />

• Stimmrechtsmehrheit<br />

• Bestellungs- oder Abberufungsrechte<br />

• Beherrschungsrechte<br />

• MU trägt „bei wirtschaftlicher Betrachtung die Mehrheit der Risiken und<br />

Chancen eines Unternehmens (…), das zur Erreichung eines eng<br />

begrenzten und genau definierten Ziels des Mutterunternehmens dient<br />

(Zweckgesellschaft)“ (§ 290 Abs. 2 Nr. 4 HGB) => special purpose<br />

entities (SPEs), special interest vehicles (SIVs), Conduits, …<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

90


Tannenbaumprinzip bei Control-Konzept<br />

GKA<br />

TKA<br />

TKA<br />

Befreiungsregelungen<br />

sinnvoll:<br />

Vgl. § 291 HGB!<br />

TKA TKA TKA TKA<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

91


Befreiung von Aufstellungspflicht (§ 291 Abs. 1 Satz 1 HGB)<br />

• „Ein Mutterunternehmen, das zugleich Tochterunternehmen eines<br />

Mutterunternehmens mit Sitz in (…) ist, braucht einen Konzernabschluß<br />

und einen Konzernlagebericht nicht aufzustellen, wenn ein den<br />

Anforderungen des (…) entsprechender Konzernabschluß und<br />

Konzernlagebericht seines Mutterunternehmens (…) nach den für den<br />

entfallenden Konzernabschluß und Konzernlagebericht maßgeblichen<br />

Vorschriften in deutscher Sprache offengelegt wird.“<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

92


KA = JA der wirtschaftlichen Einheit Konzern<br />

• Wirtschaftliche Einheit wird grds. wie eine Rechtseinheit betrachtet<br />

(§ 297 Abs. 3 HGB): Fiktion der Rechtseinheit<br />

• In-sich-Geschäfte des Konzerns werden eliminiert: Gewinn entsteht<br />

nur durch Geschäfte mit Konzernfremden<br />

• Für KA nötig sind einheitlicher Stichtag, einheitliche Währung,<br />

einheitliche Ansatz- und Bewertungsvorschriften<br />

• „Konsolidierung“ von<br />

• Kapital<br />

• Schulden<br />

• Aufwendungen und Erträge<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

93


Kapitalkonsolidierung<br />

• MU kauft TU durch Anteilserwerb, aktiviert Beteiligung zu AK<br />

• Am Bilanzstichtag wird Beteiligung bei MU durch die vom TU<br />

gekauften VGG und Schulden ersetzt<br />

• Hierzu werden auch VGG angesetzt, die beim TU nicht aktiviert<br />

werden durften, aber aus Sicht des Konzerns erworben wurden<br />

• Hierzu werden VGG und Schulden neu bewertet<br />

• Der Kaufpreis wird mit den erworbenen Werten verrechnet<br />

• Ein Überschuß ist Geschäftswert (Goodwill), eine Unterdeckung ist<br />

passivischer Unterschiedsbetrag<br />

• Goodwill muss aktiviert werden; passivischer Unterschiedsbetrag<br />

muss passiviert werden<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

94


Kaufpreisaufteilung (Ballwieser <strong>2013</strong>, S. 183)<br />

Anschaffungskosten<br />

aus<br />

• hingegebenem Vermögen<br />

• übernommenen<br />

Schulden<br />

• ausgegebenen Eigenkapitalien<br />

• direkt zurechenbaren<br />

Erwerbskosten<br />

1. Unterschiedsbetrag<br />

Nettovermögen<br />

(Eigenkapital)<br />

nach der Bilanz<br />

des erworbenen<br />

Unternehmens<br />

2. Unterschiedsbetrag<br />

Nettovermögen<br />

nach der Bilanz des<br />

erworbenen<br />

Unternehmens<br />

nach Auflösung<br />

stiller Reserven<br />

und Lasten<br />

Geschäfts- oder<br />

Firmenwert<br />

Nettovermögen<br />

nach Auflösung<br />

stiller Reserven und<br />

Lasten und nach<br />

Ansatz aller<br />

identifizierbaren<br />

erworbenen<br />

Vermögenswerte<br />

und Schulden<br />

Kaufpreisaufteilung = Purchase Price Allocation (PPA)<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

95


Beispiel (Beträge in Mio. Euro)<br />

• AK der Beteiligung = 10<br />

• Aktivierte VGG bei TU = 40<br />

• Passivierte S bei TU = 36<br />

• EK bei TU = 4<br />

• 1. Unterschiedsbetrag = 10 <strong>–</strong> 4 = 6<br />

• Auflösung stiller Reserven bei VGG / stiller Lasten bei S = 2<br />

• 2. Unterschiedsbetrag = 6 <strong>–</strong> 2 = 4<br />

• Neuaktivierung erworbener VGG = 1<br />

• 3. Unterschiedsbetrag = Goodwill = 4 <strong>–</strong> 1 = 3<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

96


Empirische Bedeutung des GW 2007 (IFRS mit Aktivierungspflicht)<br />

Gesellschaft<br />

GW Mrd.<br />

Euro<br />

EK Mrd.<br />

Euro<br />

GW / EK<br />

Ab Mio.<br />

Euro<br />

Adidas 1,436 3,023 47 % 0<br />

Bayer 8,215 19,127 64 % 0<br />

Dt. Post 11,330 11,058 101 % 0<br />

FMC 7,093 3,425 222 % 0<br />

TUI 3,058 2,827 115 % 54<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

97


Quelle: WiWo Nr. 25 v. 18.6.2012 mit<br />

Bezug auf Uni St. Gallen, Institut für<br />

Accounting, Controlling und<br />

Auditing, Bloomberg, eigene<br />

Berechnungen<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

98


Aufgabe 9<br />

Ist beim Erwerb eines Unternehmens und anschließender Kapitalkonsolidierung<br />

der Ansatz von Vermögensgegenständen und Schulden auf<br />

diejenigen Posten beschränkt, die beim gekauften Unternehmen aktiviert<br />

und passiviert waren? Falls ja, warum? Falls nein, welche Probleme<br />

resultieren?<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

99


Aufgabe 10<br />

Analysieren Sie die Konzern-GuV der Werhahn KG 2006:<br />

a. Was ist die rechtliche Grundlage des Konzernabschlusses?<br />

b. Welche Gliederungsregeln gelten für die Konzern-GuV?<br />

c. Ist die Konzern-GuV zu prüfen?<br />

d. Was ist die Aussagekraft der Konzern-GuV?<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

100


Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

101


Gliederung<br />

1. Abgrenzung von <strong>Unternehmensrechnung</strong><br />

a) Definition<br />

b) Struktur<br />

c) Aufgaben<br />

2. Zwingende Rechnungslegung des Kaufmanns<br />

a) Bilanzrechtshintergrund<br />

b) Jahresabschluss nach HGB<br />

c) Konzernabschluss nach HGB<br />

d) Wesentliche Unterschiede von HGB und IFRS<br />

3. Freiwillige Rechnungslegung<br />

a) Value Reporting<br />

b) Aussagefähigkeit von EVA<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

102


2. d) Wesentliche Unterschiede von HGB und IFRS<br />

a. Abschlusskomponenten<br />

b. Zielsetzungen<br />

c. Regelungsart<br />

d. Aktiva<br />

e. Passiva<br />

f. Bewertungsregeln<br />

g. Erfolgsneutrale Gewinnkomponenten<br />

h. Informationspflichten<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

103


a. Abschlusskomponenten HGB/IFRS<br />

Abschluss besteht gemäß IAS 1.10 aus<br />

Bilanz<br />

Gesamtergebnisrechnung<br />

Eigenkapitalspiegel<br />

Kapitalflussrechnung<br />

Anhang<br />

Segmentbericht<br />

Vermögenswerte<br />

Schulden<br />

Eigenkapital<br />

Erträge<br />

Aufwendungen<br />

Gewinn/Verlust<br />

OCI = Sonstiges<br />

Ergebnis<br />

Operative<br />

Cashflows<br />

CF aus<br />

Investition<br />

CF aus<br />

Finanzierung<br />

kmo U<br />

IFRS 8.2<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

104


Zielsetzungen HGB / IFRS<br />

• Dokumentationsfunktion<br />

• Informationsfunktion<br />

• Ausschüttungsbemessungsfunktion<br />

• Dokumentationsfunktion<br />

• Informationsfunktion i.S.v.<br />

entscheidungsnützlicher<br />

Berichterstattung:<br />

• relevant<br />

• „abbildungstreu“<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

105


Rechnungslegungsart HGB / IFRS<br />

• Kodifiziertes Recht<br />

• Vom Allgemeinen zum<br />

Besonderen<br />

• Prinzipienorientiert<br />

• Kommentiert<br />

• Rechtsprechung<br />

• Case Law<br />

• Regeln nach Dringlichkeit<br />

geschaffen<br />

• Regelorientiert<br />

• Möglichst vollständig<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

106


Aktiva HGB / IFRS<br />

• VGG, RAP, Aktivierungshilfen<br />

(erworbener GW, latente<br />

Steuern)<br />

• VGG ohne Legaldefinition<br />

• VGG ohne bestimmte<br />

immaterielle VGG<br />

(§ 248 Abs. 2 HGB)<br />

• Aktivierungswahlrecht für<br />

selbsterstellte immaterielle AW<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

• Alle Aktiva sind Vermögenswerte<br />

• „assets“ sind Nutzenbündel<br />

• in der Verfügungsmacht des<br />

Unternehmens aufgrund<br />

vergangener Ereignisse<br />

• mit wahrscheinlichem<br />

Nutzenzufluss und<br />

• verläßlicher Bewertbarkeit<br />

• Assets ohne bestimmte<br />

immaterielle Vermögenswerte<br />

(IAS 38.63)<br />

• Aktivierungszwang für<br />

selbsterstellte immaterielle AW<br />

107


Passiva HGB / IFRS<br />

• EK, Schulden, RAP<br />

• Schulden auch i.S.v. bestimmten<br />

Innenverpflichtungen<br />

(§ 249 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1<br />

HGB)<br />

• EK, Schulden<br />

• „liabilities“ sind<br />

• gegenwärtige Verpflichtungen<br />

des Unternehmens aufgrund<br />

vergangener Ereignisse<br />

• mit wahrscheinlichem<br />

Nutzenabfluss und<br />

• verläßlicher Bewertbarkeit<br />

• Keine Innenverpflichtungen<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

108


Bewertungsregeln HGB / IFRS<br />

• AHK als Wertobergrenze für<br />

VGG (§ 253 Abs. 1 Satz 1<br />

HGB) als Ausdruck des<br />

Realisationsprinzips<br />

• Erfassung unrealisierter Verluste<br />

aus Verträgen (§ 249<br />

Abs. 1 Satz 1 HGB) und<br />

Beständen (§ 253 Abs. 2 und<br />

3 HGB) aufgrund des<br />

Imparitätsprinzips<br />

• AHK als Wertobergrenze nur<br />

für bestimmte Vermögenswerte,<br />

nicht für<br />

• bestimmte Finanzinstrumente<br />

(stattdessen fair value)<br />

• bestimmte immaterielle<br />

Anlagewerte (dto.)<br />

• SAV (stattdessen fair value<br />

verwendbar)<br />

• Fertigungsaufträge (stattdessen<br />

i.d.R. Herstellungskosten<br />

plus Gewinnanteil)<br />

• Andere Inhalte von Realisations-<br />

und Imparitätsprinzip!<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

109


fair value accounting<br />

• IFRS 13: Fair value is the price that would be received to sell an<br />

asset or paid to transfer a liability in an orderly transaction between<br />

market participants at the measurement date = exit price<br />

• Marktpreis i.S.v. Verkaufspreis (!) des betrachteten Gutes<br />

• 1. Alternative: Aus Transaktionen vergleichbarer Güter abgeleiteter<br />

Preis<br />

• 2. Alternative: Barwert unter Vernachlässigung (!) unternehmensspezifischen<br />

Wissens<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

110


Finanzielle Vermögenswerte (Ballwieser <strong>2013</strong>, S. 126)<br />

Finanzielle Vermögenswerte<br />

Kredite und<br />

Forderungen<br />

Bis zur Endfälligkeit zu<br />

haltende finanzielle<br />

Vermögenswerte<br />

Erfolgswirksam zum<br />

beizulegenden Zeitwert<br />

zu bewertendes<br />

Finanzvermögen<br />

Zur Veräußerung<br />

verfügbares<br />

Finanzvermögen<br />

Fortgeführte Anschaffungskosten unter<br />

Anwendung der Effektivzinsmethode<br />

Beizulegender Zeitwert (Ausnahme<br />

Eigenkapitaltitel, deren beizulegender Zeitwert nicht<br />

zuverlässig geschätzt werden kann:<br />

Anschaffungskosten)<br />

erfolgswirksam<br />

erfolgsneutral<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

111


Erfolgsneutrale Gewinnkomponenten<br />

• Bei<br />

• bestimmten Finanzinstrumenten,<br />

• Anwendung der Neubewertungsmethode für Sachanlagen und<br />

immaterielle Vermögenswerte,<br />

• Bewertung bestimmter Aktienoptionen,<br />

• Fremdwährungsumrechnungen.<br />

• Wenn „recycling“ ausbleibt, dann dauerhafter Verstoß gegen das<br />

Kongruenzprinzip: Summe der Periodengewinne Totalgewinn<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

112


Beispiel recycling Wertpapiere<br />

• Barkauf in 2006 zu 100; „available for sale“; s = 30 %: Wertpapiere an<br />

Kasse 100<br />

• Fair value 31.12.2006 = 120<br />

• Wertpapiere 20 an Wertänderungsrücklage <strong>14</strong>, passive latente Steuern<br />

6<br />

• Fair value 31.12.2007 = 90<br />

• Wertänderungsrücklage 21, Latente Steuern 9 an Wertpapiere 30<br />

• Barverkauf 2008 zu 105<br />

• Kasse 105, passive latente Steuern 6 an Wertpapiere 90,<br />

Wertänderungsrücklage 7, latente Steuern 9, Ertrag 5<br />

• Verkaufspreis 105 <strong>–</strong> Kaufpreis 100 = Gewinn 5; auch in GuV<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

113


Erfolg<br />

• Neben Gewinn (net profit) aus GuV interessiert das an der GuV<br />

vorbeigegangene (other comprehensive income = OCI = sonstiges<br />

Ergebnis)<br />

• CI = Net profit + other comprehensive income<br />

• Recycling oder nicht?<br />

• Darstellung des OCI in Gesamtergebnisrechnung (IAS 1.10): eine<br />

einzige Rechnung oder GuV + OCI (IAS 1.10 und .10A)<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

1<strong>14</strong>


Besonderheit Geschäftswert<br />

• Erworbene Geschäftswerte sind auf zahlungsmittelgenerierende<br />

Einheiten (ZGE oder cash generating units = CGU) aufzuteilen<br />

• Auf der Ebene einer ZGE oder auf der Ebene einer Gruppe von ZGE<br />

findet der Wertminderungstest statt<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

115


IAS 36.80<br />

• „Zum Zweck der Überprüfung auf eine Wertminderung muss ein Geschäfts-<br />

oder Firmenwert, der bei einem Unternehmenszusammenschluss<br />

erworden wurde, vom Übernahmetag an jeder der zahlungsmittelgenerierenden<br />

Einheiten bzw. Gruppen von zahlungsmittelgenerierenden<br />

Einheiten des erwerbenden Unternehmens, die aus den<br />

Synergien des Zusammenschlusses Nutzen ziehen sollen, zugeordnet<br />

werden, unabhängig davon ob andere Vermögenswerte oder Schulden<br />

des erwerbenden Unternehmens diesen Einheiten oder Gruppen von<br />

Einheiten bereits zugewiesen worden sind. Jede Einheit oder Gruppe<br />

von Einheiten, zu der der Geschäfts- oder Firmenwert so zugeordnet<br />

worden ist,<br />

(a) hat die niedrigste Ebene innerhalb des Unternehmens darzustellen,<br />

zu der der Geschäfts- oder Firmenwert für interne Managementzwecke<br />

überwacht wird; und<br />

(b) darf nicht größer sein als ein Geschäftssegment, wie es gemäß<br />

IFRS 8 Geschäftssegmente festgelegt ist.“<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

116


Kriterien der Zuteilung<br />

• Nutzenstiftung bei CGU<br />

• Management Approach: niedrigste Ebene der Überwachung des<br />

Geschäfts- oder Firmenwerts<br />

• Höchste Ebene: Segment<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

117


Definition CGU<br />

• „Eine zahlungsmittelgenerierende Einheit ist die kleinste identifizierbare<br />

Gruppe von Vermögenswerten, die Mittelzuflüsse erzeugen, die weitestgehend<br />

unabhängig von den Mittelzuflüssen anderer Vermögenswerte<br />

oder Gruppen von Vermögenswerten sind.“ (IAS 36.6)<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

118


Aufgabe 11<br />

Analysieren Sie die dargestellte Regelung im Hinblick auf mögliche<br />

Anreize des Managements:<br />

• Wie eindeutig sind die Regeln zur Abgrenzung einer CGU und zur<br />

Aufteilung des Geschäfts- oder Firmenwerts?<br />

• Wie kann das Management das Resultat des Wertminderungstests zu<br />

steuern versuchen?<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

119


Informationspflichten HGB / IFRS<br />

• Grds. Lagebericht bei KapGes<br />

• Anhangsinformationen<br />

• Management Commentary:<br />

IFRS Practice Statement vom<br />

Dezember 2010<br />

• Kein IFRS<br />

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Quelle: DIE ZEIT Nr. 10/2012 v. 1.3.2012, S. 26<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

120


Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

121


Aufgabe 12<br />

F-QC6 und 7 besagen:<br />

„Relevant information is capable of making a difference in the decisions<br />

made by users. Information may be capable of making a difference in a<br />

decision even if some users choose not to take advantage of it or are<br />

already aware of it from other sources.<br />

Financial information is capable of making a difference in decisions if it has<br />

predictive value, confirmatory value or both.“<br />

Was halten Sie von diesen Aussagen?<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

122


Informationsökonomie (1)<br />

s 1<br />

(p 1<br />

) s 2<br />

(p 2<br />

) ... s n<br />

(p n<br />

)<br />

a 1<br />

e 11<br />

e 12<br />

... e 1n<br />

a 2<br />

e 21<br />

e 22<br />

... e 2n<br />

... ... ... ... ...<br />

a m<br />

e m1<br />

e m2<br />

... e mn<br />

Zielvorschrift max E{u(e)} -> a*<br />

i<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

123


Informationsökonomie (2)<br />

Rechnungslegung ist ein Informationssystem,<br />

(1) das erwartete Signale y in Abhängigkeit der Umweltzustände s<br />

sendet,<br />

(2) die der Entscheider nutzt, um nach dem Bayes-Theorem aus seiner<br />

a priori-Verteilung der Eintrittswahrscheinlichkeiten eine<br />

a posteriori-Verteilung zu bilden,<br />

(3) mit der er bedingte Entscheidungen trifft.<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

124


Informationsökonomie (3)<br />

Das Informationssystem IS ist wertvoll und das Signal der<br />

Rechnungslegung ist entscheidungsnützlich, wenn das optimale a*<br />

nach Signalberücksichtigung suboptimal wird.<br />

IS : = {y | s}<br />

s -> y -> p'(s)<br />

y -> p'(s) -> a'*<br />

max E{u(e) | y} -> a'*<br />

i<br />

Das IS ist nicht wertvoll, wenn a* = a'*.<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

125


Beispiel für risikoneutralen Entscheider<br />

s 1<br />

(0,5) s 2<br />

(0,5) μ(e ij<br />

)<br />

a 1<br />

100 300 200<br />

a 2<br />

0 500 250<br />

a 2<br />

= a*; der Erwartungswert der Einzahlungen ist 250.<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

126


Signale<br />

• Das IS hat zwei Signale y 1 und y 2 . Sie werden in Abhängigkeit der<br />

Umweltzustände s 1 und s 2 wie folgt gesendet:<br />

s 1<br />

0,1<br />

y 1<br />

0,6 0,9<br />

s 2<br />

0,4<br />

y 2<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

127


Bayes-Theorem (1)<br />

p( y s<br />

k j)p(s j)<br />

p(sj<br />

y<br />

k<br />

) <br />

<br />

p( y )<br />

p(s y )p( y ) p( y s )p(s ) p(s y) p(y s)<br />

j k k<br />

k j j<br />

p( y s<br />

1)p(s 1)<br />

1<br />

0,1<br />

0,5 0,05<br />

p(s1 y<br />

1) 0,<strong>14</strong><br />

p( y s )p(s ) 0,10,5 0,6 0,5 0,35<br />

<br />

j<br />

1<br />

j<br />

k<br />

j<br />

p( y s<br />

2)p(s 2)<br />

1<br />

0,6 0,5<br />

p(s2 y<br />

1) 0,86<br />

p( y s )p(s ) 0,10,5 0,6 0,5<br />

<br />

j<br />

1<br />

j<br />

j<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

128


Bayes-Theorem (2)<br />

p( y s<br />

1)p(s 1)<br />

2<br />

0,9 0,5 0,45<br />

p(s1 y<br />

2) 0,69<br />

p( y s)p(s) 0,9 0,5 0,4 0,5 0,65<br />

<br />

j<br />

2<br />

j<br />

j<br />

p( y s )p(s ) 0,4 0,5<br />

<br />

p( y s )p(s ) 0,9 0,5 0,4 0,5<br />

2 2 2<br />

p(s2 y<br />

2) 0,31<br />

<br />

j<br />

2<br />

j<br />

j<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

129


Bayes-Theorem (3)<br />

Bei y 1<br />

als Signal folgt:<br />

Bei y 2<br />

als Signal folgt:<br />

y 1<br />

s 1<br />

(0,<strong>14</strong>) s 2<br />

(0,86) μ(e ij<br />

)<br />

a 1<br />

100 300 272<br />

a 2<br />

0 500 430<br />

a 2<br />

= a*<br />

y 2<br />

s 1<br />

(0,69) s 2<br />

(0,31) μ(e ij<br />

)<br />

a 1<br />

100 300 162<br />

a 2<br />

0 500 155<br />

a 1<br />

= a*<br />

Die Wahrscheinlichkeiten für die Signale sind: p(y 1 ) = 0,35; p(y 2 ) = 0,65.<br />

Also ist der Erwartungswert der optimalen Strategie:<br />

max E{u(e) | y} = 0,35 x 430 + 0,65 x 162 = 255,8<br />

i<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

130


Strategie<br />

IS<br />

0,35<br />

0,65<br />

a 1 = > 272<br />

y 1<br />

a 2 => 430<br />

a<br />

y 1 => 162<br />

2<br />

a 2 => 155<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

131


Konsequenz<br />

Das IS ist wertvoll, hat einen Brutto-Informationswert BIW, weil der Erwartungswert<br />

der optimalen Strategie bei Nutzung von IS größer ist als der<br />

Erwartungswert bei seiner Vernachlässigung:<br />

max E{u(e)|y} = 255,8 > max E{u(e)} = 250.<br />

Der Entscheider darf bis zu 5,8 GE für das IS zahlen.<br />

Das IS ist entscheidungsnützlich, weil in einem Falle die Entscheidung<br />

mit Information anders als ohne ausfällt, nämlich wenn y 2<br />

kommt. Damit man für ein IS Geld zahlt (der BIW > 0 ist), muß immer<br />

bei mindestens einem Signal die Entscheidung anders ausfallen als<br />

ohne Nutzung des Signals. Ist das nicht der Fall, kann man mit der<br />

Entscheidung ohne IS nichts falsch machen.<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

132


Gliederung<br />

1. Abgrenzung von <strong>Unternehmensrechnung</strong><br />

a) Definition<br />

b) Struktur<br />

c) Aufgaben<br />

2. Zwingende Rechnungslegung des Kaufmanns<br />

a) Bilanzrechtshintergrund<br />

b) Jahresabschluss nach HGB<br />

c) Konzernabschluss nach HGB<br />

d) Wesentliche Unterschiede von HGB und IFRS<br />

3. Freiwillige Rechnungslegung<br />

a) Value Reporting<br />

b) Aussagefähigkeit von EVA<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

133


3. a) Value Reporting<br />

• Value Reporting = Berichte über Strategien, Ziele und Zielerreichungen<br />

unter dem Gesichtspunkt der Erhöhung des Unternehmenswerts<br />

• Instrumente:<br />

• Kursentwicklungen; Vergleich mit Index<br />

• Übergewinne (EVA, ERIC, CVA)<br />

• …<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

134


Unternehmensbewertung<br />

Einzelbewertung<br />

Gesamtbewertung<br />

Gesamtkapitalansatz:<br />

Adjusted<br />

Present Value-,<br />

Free Cash Flow-,<br />

Total Cash Flow-<br />

Methode<br />

Eigenkapitalansatz:<br />

Ertragswertmethode,<br />

Equity-DCF<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

135


EW und Residualgewinn (1)<br />

T<br />

t<br />

0 0 t<br />

t=1<br />

UW = EW =<br />

(E )<br />

(1+r)<br />

= EK +<br />

BW,0<br />

T<br />

<br />

t=1<br />

(RG )<br />

(1+r)<br />

t<br />

t<br />

= EK +<br />

BW,0<br />

T<br />

<br />

t=1<br />

(G - r EK )<br />

t<br />

(1+r)<br />

t<br />

BW,t-1<br />

= EK + GW<br />

BW,0 0<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

136


Symbole<br />

• μ(E t ) = Erwartungswert des Ertrags (= Mittelzufluß bei Eigentümer) in t<br />

• r = konstante risikoangepaßte Eigenkapitalkosten<br />

• G t = buchhalterischer Gewinn in t<br />

• μ(RG t ) = Erwartungswert des Residualgewinns in t<br />

• EK BW,0 = Buchwert des Eigenkapitals in t = 0<br />

• EW 0 = Ertragswert in t = 0<br />

• UW 0 = Unternehmenswert in t = 0<br />

• GW 0 = Goodwill in t = 0<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

137


DCF und Residualgewinn (2)<br />

T<br />

t<br />

0<br />

<br />

0<br />

<br />

0 <br />

t<br />

t1<br />

GK EK FK =<br />

T<br />

T<br />

(RG t) (RG t)<br />

BW,0 t BW,0 BW,0 t<br />

t1(1k) t1(1k)<br />

BW,0<br />

BW,0<br />

(FCF )<br />

(1<br />

k)<br />

GK EK FK<br />

<br />

(G kGK ) (NOPAT kGK )<br />

GK<br />

<br />

GK<br />

GK<br />

BW,0<br />

<br />

<br />

T GK<br />

T<br />

t BW,t1 t BW,t1<br />

GK<br />

t<br />

BW,0 <br />

t<br />

t1 (1k) t1<br />

(1k)<br />

<br />

T<br />

<br />

t1<br />

T<br />

<br />

t1<br />

(ROC GK k GK<br />

t BW,t1 BW,t1<br />

t<br />

(1<br />

k)<br />

(ROC<br />

k) GK<br />

t<br />

(1<br />

k)<br />

t BW,t1<br />

<br />

)<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

138


Symbole<br />

• FK 0 = „Marktwert“ des Fremdkapitals in t = 0<br />

• EK 0 = „Marktwert“ des Eigenkapitals in t = 0<br />

• GK 0 = „Marktwert“ des Gesamtkapitals in t = 0<br />

• FK BW,0 = Buchwert des Fremdkapitals in t = 0<br />

• EK BW,0 = Buchwert des Eigenkapitals in t = 0<br />

• GK BW,0 = Buchwert des Gesamtkapitals in t = 0<br />

• G t<br />

GK<br />

= buchhalterischer Gewinn beider Kapitalgeber in t<br />

• μ(RG t ) = Erwartungswert des Residualgewinns in t<br />

• μ(FCF t ) = Erwartungswert des Free Cash Flow in t<br />

• k = (konstanter) gewogener durchschnittlicher Kapitalkostensatz<br />

(WACC)<br />

• ROC t = NOPAT t / GK BW,t-1 = Rendite auf Gesamtkapital in t<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

139


WACC (weighted average cost of capital) k<br />

v EK FK<br />

k rEK<br />

r FK( 1s)<br />

GK GK<br />

v v v<br />

EK EK f m f<br />

<br />

<br />

r (r ) r (r ) r risikoloser Zins + Betafaktor x Marktrisikoprämie<br />

s = Unternehmenssteuersatz<br />

r FK = Fremdkapitalkosten = r f<br />

= risikoloser Zins (nach Modigliani/Miller)<br />

ß = Betafaktor nach CAPM<br />

r m = Rendite des Marktportfolios<br />

r v EK = Eigenkapitalkosten des verschuldeten Unternehmens<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

<strong>14</strong>0


Herleitung WACC im unendlichen Rentenmodell<br />

(ohne Erwartungswertoperatoren)<br />

EW<br />

(X FK r ) ( 1 s) X ( 1 s) FK r ( 1<br />

s)<br />

EK <br />

v v 0 FK 0 FK<br />

0 0<br />

v<br />

v<br />

rEK<br />

rEK<br />

EK r FK r ( 1 s) X ( 1 s) FCF GK k<br />

v v v<br />

0 EK 0 FK<br />

0<br />

EK r FK r ( 1 s) EK FK<br />

k r r ( s) q.e.d.<br />

v v v v<br />

0 EK 0 FK<br />

v 0 0<br />

1<br />

v EK v FK<br />

v<br />

GK0 GK0 GK0<br />

X = Erwartungswert des Überschusses aus operativem Geschäft vor Finanzierung<br />

FCF = X(1-s) = Erwartungswert des Überschusses aus operativem Geschäft vor<br />

Finanzierung nach Steuern<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

<strong>14</strong>1


DCF Jahr 2007 2008 2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong> ff.<br />

1 Umsatz 285 319 358 400 448 502 502<br />

2 - Herstellungskosten 123 138 154 173 193 217 217<br />

3 = Bruttoergebnis 162 181 204 227 255 285 285<br />

4 - Sonst. Betriebsaufw. 126 <strong>14</strong>3 163 186 212 242 242<br />

5 = Betriebsergebnis (OP) 36 38 41 41 43 43 43<br />

6 + Abschreibungen 13 13 <strong>14</strong> <strong>14</strong> 15 16 16<br />

7 = OCF 49 51 55 55 58 59 59<br />

8 - Steuern auf OCF 20 % 9,80 10,20 11,00 11,00 11,60 11,80 11,80<br />

5-8 = NOPAT 26,20 27,80 30,00 30,00 31,40 31,20 31,20<br />

9 = OCF nach Steuern 39,20 40,80 44,00 44,00 46,40 47,20 47,20<br />

10 - Erhöhung Lager 9 7,00 8,00 9,00 10,00 11,00 0<br />

11 - Erhöhung Ford. 6 6,00 6,00 7,00 8,00 9,00 0<br />

12 + Erhöhung Verb. 4 5,00 5,00 6,00 7,00 8,00 0<br />

13 - Ersatz-Investitionen 13 13,00 <strong>14</strong>,00 <strong>14</strong>,00 15,00 16,00 16<br />

<strong>14</strong> - Erweiterungs-Inv. 3 4,00 5,00 5,00 6,00 6,00 0<br />

15 = FCF (Free Cash Flow) 12,20 15,80 16,00 15,00 <strong>14</strong>,40 13,20 31,20<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

<strong>14</strong>2


UW nach FCF<br />

DCF Jahr 2007 2008 2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong> ff.<br />

15 = FCF (Free Cash Flow) 12,20 15,80 16,00 15,00 <strong>14</strong>,40 13,20 31,20<br />

16 x Disk.faktor (WACC 9 %) 0,917 0,842 0,772 0,708 0,650 7,221<br />

17 = Barwert FCF <strong>14</strong>,50 13,47 11,58 10,20 8,58 225,31<br />

18 Barwert 1. Phase 58,33<br />

19 + Barwert 2. Phase 225,31<br />

20 = GK 0<br />

283,64<br />

21 - FK 0<br />

75,00<br />

22 = EK 0<br />

208,64<br />

Barwert der unendlichen Rente ab <strong>2013</strong> in 2007: 225,31 = 31,20/0,09/1,09 5<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

<strong>14</strong>3


EVA<br />

EVA 2007 2008 2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong> ff.<br />

23 Anfangskapital GK BW,0<br />

169 181 195 210 227 245<br />

10 + Erhöhung Lager 7 8 9 10 11 0<br />

11 + Erhöhung Ford. 6 6 7 8 9 0<br />

12 - Erhöhung Verb. 5 5 6 7 8 0<br />

<strong>14</strong> + Erweiterungs-Inv. 4 5 5 6 6 0<br />

24 = Endkapital GK BW,t<br />

181 195 210 227 245 245<br />

25 NOPAT = 5 <strong>–</strong> 8 27,80 30,00 30,00 31,40 31,20 31,20<br />

26 ROC t<br />

= NOPAT t<br />

/GK BW,t-1 0,1645 0,1657 0,1538 0,<strong>14</strong>95 0,1374 0,1273<br />

27 WACC k 0,09 0,09 0,09 0,09 0,09 0,09<br />

28 Spanne in t (ROC t<br />

<strong>–</strong> WACC) 0,0745 0,0757 0,0638 0,0595 0,0474 0,0373<br />

29 EVA t<br />

= GK BW,t-1<br />

x Spanne 12,59 13,71 12,45 12,50 10,77 9,15<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

<strong>14</strong>4


UW nach EVA<br />

EVA 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

29 EVA t<br />

= GK BW,t-1<br />

x Spanne 12,59 13,71 12,45 12,50 10,77 9,15<br />

16 x Disk.faktor (WACC = 9 %) 0,917 0,842 0,772 0,708 0,650 7,221<br />

30 = Barwert EVA 11,55 11,54 9,61 8,86 7,00 66,08<br />

31 Barwert 1. Phase 48,56<br />

32 + Barwert 2. Phase 66,08<br />

33 = Summe Barwerte EVA 1<strong>14</strong>,64<br />

23 + GK BW,0<br />

169<br />

34 = GK 0<br />

283,64<br />

21 - FK 0<br />

75,00<br />

22 = EK 0<br />

208,64<br />

<strong>2013</strong><br />

ff.<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

<strong>14</strong>5


Gliederung<br />

1. Abgrenzung von <strong>Unternehmensrechnung</strong><br />

a) Definition<br />

b) Struktur<br />

c) Aufgaben<br />

2. Zwingende Rechnungslegung des Kaufmanns<br />

a) Bilanzrechtshintergrund<br />

b) Jahresabschluss nach HGB<br />

c) Konzernabschluss nach HGB<br />

d) Wesentliche Unterschiede von HGB und IFRS<br />

3. Freiwillige Rechnungslegung<br />

a) Value Reporting<br />

b) Aussagefähigkeit von EVA<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

<strong>14</strong>6


3. b) Aussagefähigkeit von EVA<br />

• Prospektive Verwendung:<br />

• Bedingungen für Identität des Unternehmenswerts: Einhaltung des<br />

Kongruenzprinzips; clean surplus accounting<br />

• Retrospektive Verwendung:<br />

• Totalperiodenbetrachtung<br />

• Aktivierungsregeln<br />

• Komponentenermittlung<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

<strong>14</strong>7


Bedingungen für UW-Identität<br />

• Die Summe der Periodengewinne muß gleich dem Totalgewinn sein =<br />

Kongruenzprinzip von Schmalenbach<br />

• EK BW,t = EK BW,t-1 + G t <strong>–</strong>D t mit D für Dividenden = clean surplus<br />

relationship oder clean surplus accounting<br />

• Die zweite Bedingung impliziert die erste, nicht aber umgekehrt, ist also<br />

hinreichend, aber nicht notwendig für das Kongruenzprinzip<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

<strong>14</strong>8


Aufgabe 13<br />

a. Ist das Kongruenzprinzip nach IFRS erfüllt?<br />

b. Ist das Kongruenzprinzip nach HGB erfüllt?<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

<strong>14</strong>9


Aufgabe <strong>14</strong><br />

a. Auf S. <strong>14</strong>4 betrug das Anfangskapital 169. Was ändert sich in der<br />

Rechnung, wenn es stattdessen 500 beträgt? Führen Sie die<br />

alternative Rechnung durch!<br />

b. Nehmen wir an, EVA werde als Leistungsmaß für das Management<br />

verwendet. Was bedeutet Ihr Ergebnis für einen Vergleich der<br />

Leistungen von zwei verschiedenen Unternehmen?<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

150


Konstanter WACC ist falsch<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong> ff.<br />

FCF 15,80 16,00 15,00 <strong>14</strong>,40 13,20 31,20<br />

GK im Zeitablauf 283,64 293,36 303,76 316,10 330,15 346,67 346,67<br />

FK im Zeitablauf 75,00 80,00 85,00 91,00 98,00 106,00 106,00<br />

EK im Zeitablauf 208,64 213,36 218,76 225,10 232,15 240,67 240,67<br />

FK/EK im Zeitablauf 0,36 0,37 0,39 0,40 0,42 0,44 0,44<br />

Der Verschuldungsgrad steigt von 36 % auf 44 %. Die Rechnung mit<br />

einem konstanten WACC verlangt aber einer konstanten Verschuldungsgrad.<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

151


EVA- Verlauf und Aussagegehalt<br />

Entwicklung von EVA<br />

Mio. Euro<br />

16<br />

<strong>14</strong><br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

2008 2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong><br />

Jahr<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

152


Interpretation<br />

• Zeigt das Wachstum von EVA von 2008 auf 2009 gutes Management?<br />

Zeigt das Sinken von EVA von 2009 auf 2010 ein schlechtes<br />

Management?<br />

• Weder <strong>–</strong> noch!<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

153


Es treten nur Erwartungen ein<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong> ff.<br />

FCF 15,80 16,00 15,00 <strong>14</strong>,40 13,20 31,20<br />

GK 9,73 10,40 12,34 <strong>14</strong>,05 16,51 0,00<br />

Summe 25,53 26,40 27,34 28,45 29,71 31,20<br />

Zeiteffekt: GK t-1 *WACC 25,53 26,40 27,34 28,45 29,71 31,20<br />

Weitere Wertänderung 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00<br />

EVA 12,59 13,71 12,45 12,50 10,77 9,15<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

154


Konsequenzen<br />

• Über den Zeiteffekt hinaus entsteht keine Wertänderung. Grund ist, dass<br />

die Erwartungen eintreten. Insbesondere darf man nicht annehmen, dass<br />

sich die Konsummöglichkeiten ändern würden. Die Kapitalgeber verfügen<br />

über denselben Konsumstrom wie vorher; sie erhalten nur jährlich in<br />

Form von Bargeld den Betrag, den sie zuvor lediglich erwartet haben.<br />

• EVA signalisiert schwankende erzielte Wertbeiträge, obwohl die dritte<br />

Zeile der letzten Abbildung zeigt, dass die Werte in Form von Zahlungen<br />

an die Kapitalgeber und von Änderungen des Marktwerts des gesamten<br />

Kapitals kontinuierlich ansteigen.<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

155


Berichtspraxis DAX 30 (Quelle: Geschäftsberichte 2005)<br />

• Die Allianz, die Deutsche Telekom, Henkel, Metro und Volkswagen<br />

berichten über EVA, Siemens über den Geschäftswertbeitrag. Einen<br />

Value Added oder einen absoluten Wertbeitrag weisen Altana,<br />

Continental, DaimlerChrysler, Deutsche Börse, E.ON, Münchener Rück,<br />

RWE, ThyssenKrupp sowie TUI aus.<br />

• EVA bei 15 von 30 DAX-Gesellschaften!<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

156


Beispiel Henkel (1)<br />

http://www.henkel.de/cps/rde/xchg/henkel_de/hs.xsl/227_DED_HTML.htm<br />

• Erfolgsmessung<br />

Um das Erreichen unserer Wachstumsziele messbar zu machen, setzen wir ein<br />

modernes Kennzahlensystem ein, mit dem wir Wertzuwächse und Renditen<br />

kapitalmarktorientiert berechnen können.<br />

Als wichtige interne Steuerungsgröße und zur Beurteilung der bereits realisierten und<br />

zukünftigen Wachstumsschritte verwenden wir die Kennzahl Economic Value Added<br />

(EVA).<br />

Dieses Maß gibt den wirtschaftlichen Mehrwert an, den ein Unternehmen in einem<br />

bestimmten Zeitraum erwirtschaftet. Ein Unternehmen erzielt einen positiven EVA,<br />

wenn das betriebliche Ergebnis die Kapitalkosten übersteigt. Die Kapitalkosten<br />

entsprechen der vom Kapitalmarkt erwarteten Verzinsung des eingesetzten Kapitals<br />

(Capital Employed).<br />

Die operative Geschäftsentwicklung bilden wir mit dem betrieblichen Ergebnis (EBIT)<br />

ab. Das eingesetzte Kapital wird über die Aktivseite der Bilanz ermittelt.<br />

Der Kapitalkostensatz (Weighted Average Cost of Capital, WACC) wird als gewichteter<br />

Durchschnittskostensatz aus Eigen- und Fremdkapitalkosten errechnet. Im<br />

Geschäftsjahr 2006 rechneten wir mit einem Kapitalkostensatz nach Steuern von 7<br />

Prozent. Vor Steuern betrug er 10 Prozent. Wir überprüfen in regelmäßigen Abständen<br />

die Höhe unserer Kapitalkosten, um Veränderungen in den Marktparametern, wie<br />

zum Beispiel dem Zinsniveau, Rechnung zu tragen. Die Kennzahl EVA ermitteln wir<br />

mit folgender Formel:<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

157


Henkel (2)<br />

• EVA = EBIT <strong>–</strong> (Capital Employed x WACC).<br />

• Mit der EVA-Kennzahl werden wertschaffende Entscheidungen und profitables<br />

Wachstum in sämtlichen Unternehmensbereichen gefördert. Aus Geschäften<br />

mit negativen Wertbeiträgen ziehen wir uns zurück, sofern wir keine Möglichkeit<br />

sehen, zukünftig positive EVA-Werte zu erzielen.<br />

• Um unterschiedlich große Geschäftseinheiten besser miteinander vergleichen<br />

zu können, ziehen wir zusätzlich eine Renditekennziffer heran: die Rendite auf<br />

das eingesetzte Kapital, den so genannten Return on Capital Employed<br />

(ROCE). Diesen ermitteln wir wie folgt:<br />

• ROCE = EBIT / Capital Employed.<br />

• Der ROCE repräsentiert die durchschnittliche Verzinsung des eingesetzten<br />

Kapitals. Wir schaffen Wert, wenn die Rendite des eingesetzten Kapitals die<br />

Kapitalkosten übertrifft. Eine Darstellung der aktuellen Werte finden Sie in der<br />

folgenden Tabelle:<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

158


Henkel 3 (verkürzt)<br />

in Mio. Euro<br />

Reinigungsmittel<br />

Körperpflege<br />

Klebstoffe<br />

Technologies<br />

Corporate<br />

Konzern<br />

EBIT 449 359 209 370 -89 1.298<br />

Eing. Kapital 2.955 2.328 1.239 2.409 24 8.955<br />

Kap.kost. 10 % 296 233 124 241 2 896<br />

EVA 2006 153 126 85 129 -91 402<br />

EVA 2005 83 81 55 86 -104 201<br />

ROCE 2006 (%) 15,2 15,4 16,9 15,4 <strong>–</strong> <strong>14</strong>,5<br />

ROCE 2005 (%) 13,6 <strong>14</strong>,7 15,6 <strong>14</strong>,7 <strong>–</strong> 13,3<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

159


Aufgabe 15<br />

Würdigen Sie die Grundlagen zur Berechnung von EVA:<br />

a. EBIT<br />

b. Capital Employed (eingesetztes Kapital)<br />

c. WACC nach Steuern von 7 % und WACC vor Steuern von 10 %<br />

d. Return on Capital Employed (ROCE)<br />

e. Geschäftsbereichszuordnung<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

160


Aufgabe 16<br />

Die Berechnung von EVA anhand von Jahresabschlüssen hat Nachteile.<br />

Wie lassen sie sich durch eine Änderung des Bilanzrechts heilen? Wären<br />

Sie für diese Änderung? Begründen Sie Ihre Antwort!<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

161


EVA Aufgabe 17<br />

• Ergänzen Sie die Vorlage!<br />

EVA 2007 2008 2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong> ff.<br />

23 Anfangskapital GK BW,0 200<br />

10 + Erhöhung Lager 7 8 9 10 11 0<br />

11 + Erhöhung Ford. 6 6 7 8 9 0<br />

12 - Erhöhung Verb. 5 5 6 7 8 0<br />

<strong>14</strong> + Erweiterungs-Inv. 4 5 5 6 6 0<br />

24 = Endkapital GK BW,t<br />

25 NOPAT = 5 <strong>–</strong> 8 27,80 30,00 30,00 31,40 31,20 31,20<br />

26 ROC t = NOPAT t /GK BW,t-1<br />

27 WACC k 0,09 0,09 0,09 0,09 0,09 0,09<br />

28 Spanne in t (ROC t <strong>–</strong> WACC)<br />

29 EVA t = GK BW,t-1 x Spanne<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

162


Lösung:<br />

EVA 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

<strong>2013</strong><br />

ff.<br />

23 Anfangskapital GK BW,0 200 212 226 241 258 276<br />

10 + Erhöhung Lager 7 8 9 10 11 0<br />

11 + Erhöhung Ford. 6 6 7 8 9 0<br />

12 - Erhöhung Verb. 5 5 6 7 8 0<br />

<strong>14</strong> + Erweiterungs-Inv. 4 5 5 6 6 0<br />

24 = Endkapital GK BW,t 212 226 241 258 276 276<br />

25 NOPAT = 5 <strong>–</strong> 8 27,80 30,00 30,00 31,40 31,20 31,20<br />

26 ROC t = NOPAT t /GK BW,t-1 0,139 0,<strong>14</strong>2 0,133 0,130 0,121 0,113<br />

27 WACC k 0,09 0,09 0,09 0,09 0,09 0,09<br />

28 Spanne in t (ROC t <strong>–</strong> WACC) 0,049 0,0515 0,043 0,040 0,031 0,023<br />

29 EVA t = GK BW,t-1 x Spanne 9,8 11,02 9,72 9,64 8,00 6,35<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

163


UW nach EVA<br />

EVA 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

<strong>2013</strong><br />

ff.<br />

29 EVA t = GK BW,t-1 x Spanne 9,8 11,02 9,72 9,64 8,00 6,35<br />

16 x Disk.faktor (WACC = 9 %) 0,917 0,842 0,772 0,708 0,650 7,221<br />

30 = Barwert EVA 8,99 9,28 7,51 6,83 5,20 45,86<br />

31 Barwert 1. Phase 37,81<br />

32 + Barwert 2. Phase 45,86<br />

33 = Summe Barwerte EVA 83,67<br />

23 + GK BW,0 200,00<br />

34 = GK 0 283,67<br />

21 - FK 0 75,00<br />

22 = EK 0 208,67<br />

Kleiner Rundungsfehler: 208,67 statt 208,64<br />

Ballwieser - <strong>Unternehmensrechnung</strong> - <strong>WS</strong> <strong>2013</strong>/<strong>14</strong><br />

164

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